Sono Hanabira ni Kuchizuke wo von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Immer weitere unter heftigem Keuchen und Schnaufen hastete Mai die Stufen nach oben, viel zweimal nach vorne und konnte sich nur anhand des Treppenvorsprungs wieder hochreißen. Mindestens viermal hatte sie sich bereits ihre Knie an den scharfen Kanten des Mamorsteins angeschlagen. Sie verzichtete darauf auch nur einen Moment inne zu halten und zu überprüfen ob sie verletzt war, geschweige den blutete. Alles was ihr Tunnelblick zuließ waren die immer weiter auftürmenden Treppen die sich vor ihr erhoben. Warum nur? Warum so viele Treppen? Weshalb kein Lift? Die Stufen endeten an einer Aussichtsplattform also warum hatte man keinen Lift installieren können? Dachte etwa niemand an die alten Leute, von denen aller Voraussicht nach ohnehin eine Menge diesen Ferienort besuchte? Alte Leute die zur Kur hier waren oder einfach nur die Landschaft erblicken wollten? Mai hatte keine Ahnung wem sie die Schuld zuschieben sollte, der Stadtverwaltung, dem Architekten oder sonst einem Verantwortlichen. Zugegeben, diese alten Leute besaßen etwas, was Mai fehlte. Zeit. Sie sehnte sich nach dem Alter in dem sie es ruhiger und gemächlicher Angehen konnte und vor allem nicht so hetzen musste wie im Augenblick. Nein Zeit war im Moment das was ihr am meisten fehlte. Immer wieder blickte sie auf ihre Armbanduhr und stieß unterdrückte Flüche aus. Jede weitere Sekunde die verstrich und an der sie nicht an der Plattform angelangt war ließen ihr Herz rasen und ihre Angst stetig wachsen. Es war bereits dunkel geworden, nur wenige Leute kamen bestiegen oder verließen die Aussichtsplattform über die steile Treppe die in die Anhöhe des Berges eingelassen worden war. Nach weiteren für Mai qualvollen Sekunden erblickte sie endlich die Schleuse am Ende der Treppe. Die körperlichen Quallen hatte sie inzwischen völlig ausgeblendet. Sie vergaß die Schürfwunden an Händen und Füßen, sowie das kalte Gefühl in ihrem linken Knie, welches in einem immer stärker werdenden Schmerz ausartete. Nein, es war die Angst die sie dort oben erwartete. Die Ungewissheit über das was sie der Person, die sie dort oben erwartete sagen würde. Die Ungewissheit über ihren Erfolg. Auch wenn sie ihr bestes gab um rechtzeitig am Treffpunkt zu erscheinen, der Person der sie gegenüberstehen würde, wäre es vermutlich egal. Bereits zuvor hatte Mai versucht diese Person mit Worten zu überzeugen, ohne jeglichen Erfolg. Also wieso sollten ausgerechnet ein paar Schrammen und blutige Knie etwas daran ändern. Sie wandte ihre letzte Kraft auf um die verbleibenden Stufen hochzusprinten und sich keuchend und krächzend auf den mossaikverzierten Boden fallen zu lassen. Das Stechen in ihrer Brust erdrückte sie zusehends, doch jeder Funke von Schmerz war für Mai ein weiterer Anreiz sich wieder aufzukämpfen und ihrem Ziel näher zu kommen. Sie kämpfte sich auf und taumelte in die Mitte der Plattform. Sie spürte ein Hämmern in Kopf und Brust, das Schwindelgefühl beeinträchtigte ihre Sehkraft. Vor ihr standen ein alter Mann und eine alte Frau, ihrer Frische zu urteilen hatten sie sich Zeit mit dem Aufstieg gelassen. Mai sah sich nach allen Seiten um und entdeckte ein Paar mit einem Kind. Es unternahm den Versuch das Gerüst hochzuklettern, doch seine Mutter zog ihn wieder nach unten und tadelte ihn. Dann zwei Männer mittleren Alters, die lachend und jaulend Bierdosen austranken und sie dann in die Schlucht hinter dem Berg warfen. Zuletzt erkannte Mai nur noch eine weitere Person. Es war ein Junge der wie wild auf sein Handy eintippte. Dann stieß er mehrere Flüche aus und machte sich auf in Richtung Treppe. Doch auch er war nicht die Person auf die Mai gewartet hatte. Zwei weitere Male drehte sie sich um ihre eigene Achse. Doch die Anzahl an Personen stieg nicht. Keine davon war diejenige die Mai gehofft hatte hier anzutreffen. Am Rand der Aussichtsplattform erkannte sie eine große Standuhr, der große Zeiger war noch 10 Minute von der großen 7 entfernt. Mai verglich die Zeit mit ihrer eigenen Uhr, doch es ergab einfach keinen Sinn. Bestand die Möglichkeit, dass sich die Person auf die sie wartete vielleicht verspätete? Nein unmöglich, Mai kannte sie und konnte diese Option daher ausschließen. Und selbst wenn ihr etwas dazwischen gekommen wäre, Mai hatte bereits 15 Minuten gebraucht um die lange Treppe nach oben zu hasten. Also wieso war die Person nicht da? Mai griff nach ihrem Handy, um die Nachricht zu erprüfen die sie vor zwei Stunden erhalten hatte. War es möglich, dass sie etwas falsch verstanden hatte? Am Treffpunkt vielleicht? Sie fluchte als sie erkannte, dass ihr Akku den Geist aufgegeben hatte. Zweimal gelang es ihr die Batterie noch zu überzeugen, kurz das Display zu erleuchten, dann funktionierte es gar nicht mehr. Wütend warf sie es auf den Mossaikboden und stieß ihre Faust auf den Stein. Es spielte keine Rolle mehr sollte sich auch auf ihr eine Wunde bilden. Es war ohnehin zu spät. Egal ob sie sich geirrt hatte, oder es sich die Person anders überlegt hatte und einfach nicht erschienen war. Gleich war es 19 Uhr und alles war zu spät. Mai dachte an die letzten sechs Monate zurück, eine Zeit in der sie zwar glücklich gewesen war, aber die sie mit nur einem Fehler zunichte gemacht hatte. Ein Fehler dessen letzter Ausweg es gewesen war hier auf diese Plattform zu steigen. Und nun war die einzige Person die ihr Leben wieder in die richtige Bahn hätte lenken können nicht erschienen. Mai wusste nicht ob es der Schwindel oder die Erschöpfung war, doch ihr wurde Schwarz um die Augen. Sie ließ sich mit den Knien auf den Boden fallen starrte ins Nichts. Etwas das sie zuerst für Schweiß hielt rann ihr übers Gesicht. Es dauerte etwas bis sie realisierte dass es ihre eigenen Tränen waren. Sie versuchte sie wegzuwischen, zu weinen half ihr in diesem Augenblick am wenigsten. Doch was sonst? Was konnte sie sonst noch tun? Zu dieser Zeit, in dieser Dunkelheit und an diesem Ort der vermutlich das Ende für sie bedeuten sollte. Teil 1 Reo Es war zu einer festen Angewohnheit geworden, dass Reo jedes Mal beim Klingeln des Weckers danach griff und ihn mit ihrem Handballen um Schweigen brachte. Zugegeben, keine sonderlich nützliche Angewohnheit, doch eine effektive. Der Wecker verstummte, und trotz des Wissens das es nicht in Ordnung war schlief sie noch weitere fünf Minuten. Dann trat Plan B in Kraft. Yuki sprang auf ihr Bett, krabbelte über ihre Bettdecke und war kurz darauf vor ihrem Gesicht angelangt. Erst versuchte sie es mit einem kläglichen Schnurren, wovon sich die schlafende Prinzessin jedoch kaum beeindrucken ließ. Dann schob sie ihre Pfote nach vorne und streichelte damit Reos Wange. Diese zog sich in Falten und ein unzufriedenes Murmeln war die Folge. Dann nutzte Yuki beide Pfoten um Reo die Nase zuzuhalten und diese schließlich erwachen zu lassen. Sie schnellte hoch und Yuki sprang zurück um nicht getroffen zu werden. Ihr darauf folgendes Mauzen war Reo unheimlich. Es war Yukis Art ihr einen Guten Morgen zu wünschen. Es war nicht so als hätte sie die Katze darauf trainiert ihr beim morgendlichen Aufstehen behilflich zu sein, nein Yuki hatte dieses Hobby selbst entwickelt. Reo wusste nicht, ob sie dies tat weil sie einfach Lust zum spielen hatte oder ob die Katze intelligenter war als sie immer gedacht hatte. Es war beinahe so als ob sie den Wunsch hegte auf ihre Besitzerin aufzupassen und sich um sie zu kümmern. Dies schloss vor allem ein, sie rechtzeitig aus dem bett zu bekommen. Als Reo das Tier streichelte fragte sie sich ob dies die richtige Handlungsweise war. Yuki sah es womöglich als Belohnung an, ein weiterer Grund warum sie diese Prozedur fast täglich wiederholte. Als Reo auf den Wecker blickte konnte sie ihr jedoch nur dankbar sein. Hätte Yuki sie nicht geweckt, dann ihre Mutter, vermutlich mit einem weit strengeren Ton als ihre Katze. Mühsam begab sie sich aus dem Bett und blickte aus dem Fenster. Die ersten Kinder verließen bereits die Häuser um sich zu den Bussen oder zur Bahn aufzumachen die sie zu ihren jeweiligen Schulen bringen sollten. Reo schauderte der fremde Anblick noch immer. Es war erst ein Monat vergangen seitdem sie und ihre Mutter das Haus bezogen hatten. In ihrem Zimmer standen immer noch Kartons die sie nicht ausgepackt oder für die sie schlichtweg keinen Platz gefunden hatte. Gerademal einige Schubladen sowie ihr Kleiderschrank waren gefüllt. Vor letzterem Stand sie nun und öffnete ihn zögernd. Sie seufzte, als sie erkannte welches Kleidungsstück ihr ihre Mutter zurecht gelegt hatte. Reo löste die Uniform vom Kleiderbügel und legte sie auf das Bett. Murrend betrachtete sie sie. Wozu war sie gut? An ihrer alten Schule war es nicht nötig gewesen irgendeine Art von Schuluniform zu tragen. Nicht dass sie Reo nicht gefallen hätte, im Gegenteil. Sie besaß ein rötliches Muster, das keineswegs kitschig wirkte. Der Kragen sowie die Anreihung der Knöpfe ähnelten dem Anzug einer erfolgreichen Geschäftsfrau. Auch Yuki schien das Kleidungsstück zu gefallen. Sie ließ sich darauf fallen und vollzog eine Rolle. Reo hob sie hoch und ließ sie auf den Boden hinunter. Schließlich machte sie sich daran die Uniform überzuziehen. 10 Minuten später stieg sie die Treppe nach unten und kam in der kleinen Küche an, die frisch restauriert worden war und an einigen Stellen noch immer von losen Brettern verunstaltet war. Der Rest des Hauses sah dagegen recht in Ordnung aus, was natürlich kein Eingeständnis von Reo sein sollte, sich hier wohl zu fühlen. Natürlich war ein Umzug in ein neues Heim nie etwas einfaches, selbst ihrer Mutter war es schwer gefallen. Nach dem Unfall ihres Vaters vor zwei Jahren hatte sich für die beiden alles verändert. Sie blieben noch einige Zeit an dem Ort an dem Reo aufgewachsen war, bis ihre Mutter ein Angebot bekam. Sie überredetete ihre Tochter dies als neue Chance anzusehen, eine neue Schule zu besuchen und dort neue Freunde zu finden. Natürlich hatte ihr Reo im ersten Moment widersprochen, welches fünfzehnjähriges Mädchen hätte das nicht? Doch als sie ihre Mutter da stehen sah, vor der Anrichte, liebevoll die Art von Brötchen zurichten die Reo am liebsten mochte, sah sie ein, dass sie womöglich falsch lag. Erst als sie ihr einen guten Morgen wünschte wurde sie von ihrer Mutter bemerkt. „Morgen Liebling, ich habe nicht erwartet dass du von selbst aufstehst.“, lächelte sie und servierte ihrer Tochter das zubereitete Frühstück. „Orangensaft? Er ist frisch gepresst.“, bot sie an. Reo verzog die Lippen. Ihre Mutter presste die Orangen nie selbst aus, ein Anzeichen, das sie nicht übersehen durfte. Wäre es ein anderer Tag gewesen, wäre Reo sofort misstrauisch geworden. „Ich gehe ja hin.“, murmelte sie als ihre Mutter das Glas vor sie hinstellte. Dann ging sie teils in die Hocke und griff nach Reos linker Schulter. „In der letzten Schule hast du dich doch auch hervorragend eingelebt.“, wand sie ein. Reo wand den Blick ab. „Dort waren aber auch alle anderen auch neu. Ich werde die einzige sein.“, bemängelte sie. Ihre Mutter strich ihr während dem Aufstehen über die Haare. „Das muss doch gar nicht sein. Das neue Semester hat gerade erst begonnen, vielleicht gibt es noch andere die gewechselt haben. Und selbst wenn nicht, wer könnte so ein zuckersüßes Püppchen wie dich nicht mögen.“, meinte diese. Reo räusperte sich lautstark und begann dann damit die Brötchen in sich zu stopfen. Als sie auch das Glas mit dem Orangensaft geleert und aufgestanden war, reichte ihr ihre Mutter bereits den Rucksack. „So und jetzt dreh dich einmal.“, bat sie ihre Tochter. Reo sah sie nur verdutzt an. „Diese Uniform sieht so süß an dir aus, ich muss sie von ganzem sehen.“, erklärte sie. Doch Reo beschloss ihr diesen Wunsch zu verweigern. Sie schwang sich den Rucksack um die Schulter und begab sich in Richtung Tür. „Bis heute Nachmittag.“, wollte sie sich verabschieden, wurde von ihrer Mutter aber zurückgehalten. Diese hatte von hinten ihre Arme um sie gelegt, eine Geste die Reo als übertrieben empfand. „Pass auf dich auf ja? Du weiß wie du fahren musst?“, wollte sie sich vergewissern. Reo nickte. „Der Bahnhof ist gleich um die Ecke. Danach an der siebten Station aussteigen.“, leierte sie herunter. „Gut hatte dich einfach an die anderen Gleichjährigen. Wenn du Hilfe brauchst scheue dich nicht jemanden zu fragen. Und wenn dich irgendwelche Jungs belästigen, geh sofort zu einem Lehrer!“, sprach sie ihre Sorge aus. „Mama!“, schien Reo nun genug der Fürsorge zu haben und schritt aus der Türschwelle. Sie erwiderte das Winken ihrer Mutter nicht sondern schritt die Stra0ße entlang bis sie schließlich den beschilderten Eingang der Bahnstation erreichte. Sie musste nicht lange warten bis das Fahrzeug eintraf und sie seufzend und noch immer unsicher einstieg. Mai Narkolepsie, im Volksmund auch „Schlafkrankheit“ oder „Schlummersucht“ genannt, gehört zur Gruppe der Schlafstörungen, der eine neurologische Erkrankung des Schlaf-Wach-Rhythmus zu Grunde liegt. Sie äußert sich bevorzugt durch einen starken Schlafdrang, manchmal in einem ausgelösten Schlafzwang. In der Abgrenzung zum übermäßigen Schlaf handelt es sich hierbei um eine systemische Störung, die nicht nur durch ein allgemein erhöhtes Schlafbedürfnis, sondern vor allem durch eine tief greifende Störung der Schlafrhythmik charakterisiert ist. Mais Freundin hatte sich darüber lustig gemacht, als sie über ihre Schultern blickte und Mai den Artikel lesen sah. „Siehst du, das ist eine Krankheit.“ Mai wusste nicht, wie oft sie ihrer Mutter diese Ausrede bereits vor die Nase gesetzt hatte. Eine Erklärung die leider sowohl bei ihr als auch bei den Lehrern bis jetzt kläglich versagt hatte. Ganze acht mal war Mai im letzten Semester bereits zu spät zum Unterricht erschienen, von den darauf folgenden Standpauken gar nicht sprechen. Erst als sie ihr Klassenlehrer bei ihrer Ehre gepackt hatte, hatte Mai beschlossen ernst zu machen. Sie war seit Beginn des letztens Semesters die Klassensprecherin einen Posten, der viel Vertrauen beanspruchte. Mai wusste inzwischen nicht mehr ob es ihr ihr Lehrer nur eingeredet oder ob es ihr fester Wille gewesen war. Zumindest hatte mai beschlossen sich in diesem Semester zu ändern. Sie glaubte sich noch im Halbschlaf zu befinden als sie das Klingeln des Weckers neben sich hörte. Sie tastete mit ihren Fingerspitzen danach und erreichte ihn schließlich. Doch dann gab er nach und rutschte nach hinten. Mai streckte ihren Arm noch weiter aus, doch je mehr sie ihn zu fassen bekam umso weiter entfernte er sich im Nachhinein von ihr. Schließlich rutschte er über die Kante ihres Nachtkästchens, blieb jedoch in der Luft hängen. „Mann!“, grunzte sie und richtete sich in ihrem Bett auf. Sie sah zu dem Wecker, der nur von einer Schnur gehalten wurde, die an einem Gleiterbügel befestigt worden war. Not macht erfinderisch, hatte ihre Mutter immer gesagt, einen Leitspruch den Mai jetzt übernommen hatte. Der Probelauf hatte funktioniert und die Konstruktion gehalten. Egal wie stark Mais Wunsch war den Knopf des Weckers zu benötigen, sie musste jedes Mal das Bett verlassen um dies zu tun. Narrensicher. Allerdings auch schlafraubend. Mai fühlte sich alles andere als ausgeschlafen. Nunja, vermutlich wie jeder Schüler am Ende der Semesterferien. Mai hatte fest eingeplant am gestrigen Tag früher zu Bett zu gehen, es jedoch nicht geschafft. Im letzten Moment war ihr eingefallen noch Dinge für die Schule erledigen zu müssen. So lag sie erst Mitternacht im Bett und schlief dank ihres durch die Ferien zerrütten Schlafrythmuses erst zwei Stunden später ein. Müde streckte sie sich und sah sich im Zimmer um. Ihre Schuluniform lag gebügelt auf der Kommode und ihre Tasche auf dem Schreibtisch. Nachdem sie fertig angezogen und ihre morgendlichen Geschäfte im Badezimmer vollrichtet hatte stieß sie die Treppe zur Wohnung hinab in der sie mit ihrer Mutter lebte. Sie war wesentlich kleiner als ihre letzte, doch für zwei Leute durchaus ausreichend. Mai erinnerte sich nicht wie lange es her war seit sie ihr Vater verlassen hatte um mit einer anderen Frau glücklich zu werden. Seitdem unterstützte sie ihre Mutter wo sie nur konnte. Sei es die Wohnung sauber zu halten, oder bei ihren kläglichen Kochversuchen nach der Schule. Sie hätte ihr vermutlich sogar beim Frühstück unter die Armee gegriffen, hätte es ihr ihre Narkolepsie erlaubt. „Guten Morgen“, machte sie auf sich aufmerksam und ihre Mutter sah sie stutzig an. „Wer bist du und was hast du mit meiner Tochter angestellt.“, spielte sie zweifelsohne auf Mais frühes Erwachen an. Diese presste die Lippen zusammen und betrat die Küche. „Die Betaversion funktioniert. Du wirst mich nicht mehr selbst wecken müssen.“, erklärte sie. „Danke, das erspart mir viel Arbeit.“, lachte sie. Mai trat an den Kühlschrank und griff sich die Packung Milch. „Mai, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht aus der Packung trinken.“, ermahnte sie ihre Mutter. Doch Mai schien bereits fertig zu sein und schlenderte Richtung Tür. „Moment mal Fräulein! Kein Frühstück heute?“, hielt sie diese zurück. „Keinen Hunger danke. Ich schnorre mir etwas in der Schule.“, gab sie zurück. Ein strenger Blick ihrer Mutter folgte. „Sag bloß mein Essen schmeckt dir nicht mehr.“, fragte sie irritiert. Mai schlug die Hände zur Versöhnung zusammen. „Doch schon, aber ich habe heute einfach keinen übermäßigen Hunger.“, rechtfertigte sie sich. Ihre Mutter nickte verständnisvoll. „Richtig das neue Semester beginnt ja heute.“, sagte sie als wäre es ihr erst in diesem Moment klar geworden. Mai war schon halb zur Tür gewand, drehte sich aber dennoch nochmal um und schnitt eine unschuldige Grimasse. „Nichts aufregendes, sicher genauso langweilig wie das letzte. Also dann, ich muss los.“, wollte sie sich verabschieden, doch ihre Mutter ließ sie nicht.- „Moment, dieses Semester will ich jedoch keine Beschwerden von der Schule bekommen. Ich erinnere mich nur sehr ungern an den letzten Brief, den ich bekommen habe. Also bleib deinem Muster treu, und gehe jeden Tag pünktlich zur Schule. Außerdem pass im Unterricht auf und mache gründliche Hausaufgaben. Und belästige nicht wieder irgendwelche Jungs, verstanden?“, maßregelte sie ihre Tochter. „Mama!“, beschwerte sich Mai und verließ dann ohne Verabschiedung die Wohnung. Nie hätte sie zugegeben für die Sorge ihrer Mutter dankbar gewesen zu sein, auch wenn es diese sehr oft übertrieb. Dennoch nahm sie die Glückwünsche die sie ihr noch zurief dankbar an und hoffte dass sie mit ihrer letzten Bemerkung falsch lag. In Wahrheit hoffte sie natürlich nicht auf ein langweiliges und ereignisseloses Semester, sondern auf Begebenheiten und Personen die ihr Leben vielleicht positiv beeinflussen oder eine gänzlich neue Richtung geben würden. In Reo drängte sich das Gefühl auf in der überfüllten Bahn unterzugehen. Mehrmals wurde sie von einer Mischung aus Geschäftsleuten in schicken Anzügen, Rentnern, sowie Schülern gegen die Seitenwand gepresst. Mit einer Hand hielt sie sich an der Halterung fest, mit der anderen umklammerte sie den Halfter ihres Rucksacks. Sie hatte zwei weitere Jugendliche mit einer identischen Schuluniform entdeckt und war froh, trotz der ungewohnten Umgebung nicht falsch eingestiegen zu sein. Sie würde einfach abwarten und dann aussteigen wenn es auch die beiden Jungen taten, die angeregt mit ihren Handy spielten. Bis dahin würde alles einfach sein, dachte Reo. Sie würde aus der Bahn steigen, zwei drei Blocks weit marschieren und danach vor der neuen Schule stehen. Doch was war danach? Wenn sie sich in dem unbekannten Gebäude befand, umgeben von Gleichaltrigen von denen sie niemanden kannte? Sie wusste ja nicht einmal ob sie die Klasse finden würde, von der sie am Telefon nur eine wage Beschreibung erhalten hatte. Als die Bahn an der siebten Station hielt und die beiden Jungen hinausstürmten spürte Reo für einen Moment den Drang zu bleiben wo sie war und einfach weiter zu fahren. Doch in dem Wissen dadurch nichts zu gewinnen zwängte sie sich an den Leuten vorbei und betrat den Bahnsteig. Ihre scheinbaren Mitschüler waren bereits ein Stück vorausgegangen, Reo folgte ihnen in einiger Entfernung. Sie war bereits einige Meter gegangen, als sie weitere Jugendliche mit der selben Schuluniform erblickte. Eine Gruppe Mädchen unterhielt sich angeregt, scheinbar besaßen alle das selbe Ziel. Reo ließ die beiden Jungen ziehen und folgte dafür der Gruppe. Sie dachte daran sie anzusprechen, ließ es dann jedoch bleiben. Sie wusste nicht einmal ob sie mit ihnen in die selbe Klasse gehen würde. Es dauerte nicht lange, bis Reo das Wohngebiet hinter sich gelassen und eine längliche Mauer entlang schritt. Bereits von weitem erkannte sie das große Tor, das den Eingang zur Schule symbolisierte. Die Gruppe von Mädchen verschwand darin und auch Reo machte sich noch einmal Mut als sie um die Ecke bog. Im Hof der Schule atmete sie dann aus. Ihr war selbst nicht klar gewesen, was sie erwartet hatte. Eine Schule war nichts bomböses oder atemberaubendes. Zugegeben sie sah modern aus, vielleicht erst vor kurzem frisch renoviert, aber immer noch eine Schule. Während ihre Mitschüler im Inneren des Gebäudes verschwanden blieb sie davor stehen als wollte sie sich der Situation noch einmal bewusst werden. „Da ist sie also.“, murmelte sie und blickte zu dem mehrstöckigen Gebäude. „Da ist sie also.“, erklang es ohne jegwehige Vorwarnung neben ihr. Reo blickte erschrocken zur Seite und sah jemanden neben sich. Ohne, dass sie es gemerkt hatte war ein Junge neben sie getreten und hatte ihren Blick geteilt. Auch er starrte zu dem Gebäude in seinem Blick etwas, das Reo glaubte wieder erkennen zu können. Erst nach einem Moment wendete er sich Reo zu und sah sie verlegen an. Scheinbar hatte er nicht geplant ihre Worte zu wiederholen, es war einfach aus ihn herausgerutscht. „Tut mir Leid.“, zwang er sich schnell zu sagen. Reo wollte etwas erwidern, bis sie von einem Rufen unterbrochen wurde. „Hey Tamaki!“, rief jemand am Eingang des Gebäudes. Ein weiterer Junge der in Reos Richtung winkte. Reos ungewolltes Echo erwiderte das Rufen und setzte sich dann in Bewegung. Reo sah ihm nach und prägte sich zugleich ungewollt seinen Namen ein. Tamaki. Sie sah zu wie die beiden Freunde im Inneren verschwanden und wie ihnen noch weitere Schüler folgten. Erst als sich der Hof zu leeren begann wurde Reo bewusst, dass auch sie langsam gehen musste. Sie atmete noch einmal kräftig durch und schritt dann voran. Das erste Rufen, das einige Meter hinter ihr erklang nahm sie nicht war. Zu aufgeregt war sie. Auch das zweite erreichte sie nicht, sie war neu also wer sollte sie schon meinen? „Aus dem Weg!“ Zumindest dieses letzte Rufen hätte sie beachten sollten. Es hätte einige Unangenehme Schrammen sowie ungeliebten Schmutz an ihrer erst so neuen Uniform verhindert. Doch es war zu spät. Reo hatte sich gerade erst umgedreht, als sie bereits mit dem anderen Mädchen kollidierte. Sie hatte keinen Halt und wurde mit dem ganzen Gewicht der Schülerin zu Boden gedrückt. Sie bemerkte wie eine Tasche neben ihr auf den Boden knallte und dann spürte sie selbst denn harten Aufprall. Das Mädchen mit dem sie Zusammengestoßen war lag längsseitig auf ihr, die Arme zur Seite gestreckt. Wie bei einer Umarmung spürte Reo den Kopf des Mädchens in ihrem Nacken. Ihre Haare waren Reo ins Gesicht geflattert, sie waren kurz aber sanft und geschmeidig. Außerdem glaubte Reo etwas zu riechen. Ein Parfum? Ein Shampoo? Vielleicht beides? Reo konnte es nicht zuordnen, ihre Mutter war diejenige die ihr stets welches mitbrachte. Trotzdem musste sie zugeben, dass es ihr gefiel. Sollte sie die andere darum fragen? Reo verbannte diesen Gedanken, das war wohl kaum der richtige Augenblick für kosmetische Tipps. Das Mädchen auf ihr gab unklare Laute von sich als sie sich den Kopf rieb und langsam erhob. „Das darf doch nicht wahr sein. Ich stehe heute extra früher auf und dann verspätet sich mein Bus. Jetzt muss ich hierher rennen und was geschieht?“, sah sie bei letzterem Reo an, obwohl dieses nicht wusste ob das Mädchen eine Antwort von ihr erwartete. „Das war meine Schuld. Ich… war unvorsichtig.“, sagte Reo stattdessen. Das Mädchen über ihr verhaarte einen Moment, bis sie zu Kichern begann, es aber schnell wieder unterdrückte. „Hey, ich bin in die reingerannt.“, erinnerte sie und erhob sich. Dann reichte sie Reo die Hand, welche diese dankbar ergriff. Als sie wieder aufrecht stand begutachtete sie sofort ihre Kleidung, stellte jedoch erleichtert fest, dass diese Sauberer war als erwartet. Sie sah die Tasche auf dem Boden liegen, bückte sich und reichte sie dem Mädchen. Dieses bedankte sich und entschuldigte sich gleichzeitig. „Ich hoffe du hast dir nichts getan?“, fragte sie etwas kleinlaut. Reo schüttelte den Kopf. Als Beweis hob sie ihre Oberarme, eine Geste die das Mädchen ihr gegenüber beruhigte. „Aber… kann es sein, dass ich dich hier noch nicht gesehen habe?“, kam es ihr nun scheinbar in den Sinn. Reo zwang sich zu einem Lächeln. „Um ehrlich zu sein… das hier ist mein erster Tag an dieser Schule. Und mein erstes Semester. Ich habe die Schule gewechselt, darum ist es nicht weiter verwunderlich, dass du mich nicht kennst. Mein Name ist Reo Kawamura.“, stellte sie sich vor. Das Mädchen vor ihr nickte und sah sich dann um. Inzwischen war der Hof menschenleer. „Das gibt es doch nicht!“, stammelte sie und sah auf die Uhr. „Wir sollten langsam hineingehen.“, wagte es Reo zu sagen, doch das Mädchen warf ihr nur einen wissenden Blick zu. „Richtig. Ich will nicht zu spät kommen und du an deinem ersten Tag bestimmt auch nicht.“, gab sie ihr recht. Also ergriff sie unverhohlen Reos rechte Hand und zog sie mit sich. „Hey warte mal!“, schien Reo dies doch eine Spur zu schnell zu gehen. „Kein Problem, du kennst dich hier doch ohnehin noch nicht aus oder? Ich nehme dich erstmal mit in meine Klasse der Lehrer wird schon wissen wo du hin musst.“, schlug sie vor. Reo hatte Mühe mit dem taffen Mädchen mitzuhalten, sagte aber nichts. „Ja schon aber…“, startete sie einen erneuten Versucht, den das Mädchen abermals zu nichte machte. „Was denn? Vertraust du mir etwa nicht? Glaub mir auch wenn ich hin und wieder Leute umrenne bin ich ganz umgänglich.“, versicherte sie. Reo behielt ihr aufgesetztes Lächeln. „Das glaube ich dir sogar, aber du hast mir noch gar nicht deinen Namen genannt.“, erinnerte sie. Das Mädchen hielt nun einen Moment inne, dann spurtete sie aber sofort los. Nur kurz wand sie ihren Kopf zu Reo. „Ich heiße Mai. Sawaguchi Mai.“, stellte sie sich vor. Reo wiederholte den Namen im Geiste, bis die beiden eine Treppe hoch liefen und Mai vor einer Tür stehen blieb. Scheinbar scherte sie sich nicht anzuklopfen sondern riss die Tür einfach auf. Sie zerrte Reo ins Innere, der sofort mulmig wurde. Die anderen Schüler hatten sich bereits gesetzt, einige standartgemäß, einige lässiger, und einige hatten ihren Kopf müde auf dem Pult platziert. Reo schien die Aufmerksamkeit der meisten erregt zu haben, was ihr dann doch etwas missfiel. „Der Lehrer noch nicht da?“, fragte Mai erleichtert. Sie hatte erwartet die Antwort von einem Schüler zu erhalten, wurde jedoch enttäuscht. „Sawaguchi bist du etwa gerade erst gekommen.“, hatte eine weitere Person die Klasse betreten. Mai zuckte kurz vor dem Lehrer zurück, der scheinbar kurz nach den beiden Mädchen die Klasse betreten hatte. „Ich dachte wir hätten das letztes Semester besprochen.“, sprach er scheinbar auf Mais Pünktlichkeit an. Diese werte sofort ab. „Ich bin heute pünktlich aufgestanden schwöre! Ich… ich habe mich nur um diese neue Schülerin hier gekümmert. Sie ist draußen ganz panisch und verirrt herumgelaufen, und wusste nicht wohin sie sollte.“, zeigte Mai auf Reo. Reo überlegte ob sie etwas auf Mais Übertreibung erwidern sollte, verzichtete dann aber darauf. Der Lehrer betrachtete Reo einen Augenblick, dann erhellte sich seine Miene. „Kawamura Reo, richtig?“, fragte er sie nach seinem Namen. Reo nickte perplex. Auch Mai schien darüber überrascht zu sein. „Mir wurde schon Bescheid gesagt, dass eine neue Schülerin kommt, das wirst dann wohl du sein. Aber sag mal Sawaguchi, woher wusstest du, dass deine Klasse auch die von Kawamura ist?“, fragte er überrascht. Doch dieselbe Überraschung wuchs nun in Mai. „Ich wusste nicht…“, stammelte sie nur, bis der Lehrer das Wort übernahm. „Nun gut, dann setz dich erstmal.“, bat er und Mai folgte. Reo sah zu wie sie sich auf einen der hinteren Plätze gesellte, der rechts zur Wand und links zu dem eines Jungen lag. Zwei Plätze weiter erkannte Reo zu ihrem Erstaunen den Jungen den sie im Hof erblickt hatte. Tamaki, erinnerte sie sich. „Also das ist Kawamura Reo, sie ist erst vor kurzem in diese Stadt gezogen und wird ab heute unsere Schule besuchen. Ich hoffe ihr nehmt sie herzlich auf und unterstützt sie beim Eingewöhnen. Gut, wo setzen wir dich am besten hin?“, schien sich seine letzte Frage mehr an die Klasse zu richten. Sofort sprang Mai auf und hob ihre Hand. „Sie kann neben mir sitzen!“, bot sie an. Reo, sowie einige andere Schüler runzelten die Stirn. „Aber… neben dir sitze bereits ich.“, wand Mais Sitznachbar räuspernd ein. Doch Mai zeigte auf ein leeres Pult eine Reihe hinter sich. „Mizunoe-kun du bist doch sicher so nett und setzt dich für dieses Semester um oder? Dort wärst du näher an deinen Kumpels und Reo-chan hätte die Möglichkeit näher an der Tafel zu sitzen. Sie ist neu und hat deshalb einiges nachzuholen. Außerdem könnte sie mich jederzeit um Rat fragen wenn sie Schwierigkeiten mit dem Stoff hat.“, schlug sie vor. Während Mais Sitznachbar scheinbar noch überlegte schien der Lehrer dies für eine großartige Idee zu halten. „Sehe guter Vorschlag, Sawaguchi-kun. Ich sehe du nimmst deinen Posten als Klassensprecherin sehr ernst.“, lobte er sie. Er gab Reo ein Zeichen und diese setzte sich in Bewegung. Der Junge hatte inzwischen seinen Ranzen gepackt und sich umgesetzt. Reo spürte noch die Wärme auf dem Stuhl, es war ihr einigermaßen unangenehm bereits an ihrem ersten Tag so aufzufallen. Doch Mai hatte es nur zu ihrem besten getan, oder? „Cool oder?“, flüsterte ihr Mai zu. Reo sah zu ihr hinüber. „Nun sind wir Sitznachbaren, freust du dich nicht?“, fragte Mai mit gespielter Enttäuschung. „Natürlich.“, erwiderte Reo besänftigend. „Sehr gut, du warst doch gut in deiner alten Schule oder?“, wollte Mai wissen. „Was meinst du?“, konnte ihr Reo kurz nicht folgen. Mai verzog die Lippen. „Naja Mizunoe-kun war echt schlecht in den meisten Fächern, darunter litt auch mein Notendurchschnitt.“, klang es beinahe nach einer Beschwerte. Darüber war Reo erstmal baff. Hatte Mai diesen Vorschlag nur unterbreitet, damit sie jemanden hatte bei dem sie abschreiben konnte? Reo tat den Gedanken ab. Sie und Mai hatten sich erst vor weniger als eine Viertelstunde getroffen. Diese konnte also nicht wissen ob Reo gut in manchen Fächern war oder nicht. Also tat Reo Mais Anspielungen als Scherz ab. Natürlich der Lehrer erwähnte, dass sie die Klassensprecherin war. Reo beruhigte sich als sie daran dachte, dass Mai ihr wohl wirklich nur helfen wollte sich hier einzuleben. Andernfalls hätte sie das Mädchen wohl kaum an der Hand genommen und mitgeschleift. Zugegeben Mai wirkte etwas lebhaft und draufgängerisch, aber dennoch bildete sich in Reo immer mehr der Gedanke ob sie vielleicht ihre erste Freundin an dieser Schule werden würde. Vielleicht sogar ihre beste? Teil 2 Während der ersten Stunde zeigte sich Reo erleichtert, dass ihre neue Klasse mit dem Lehrstoff scheinbar noch nicht weiter war als ihre andere. Mai beugte sich immer wieder zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. Reo wäre zwar dankbar dafür gewesen, wenn es sich um Tipps für den Unterricht gehandelt hätte, doch Mai schien ständig neue Dinge über sie in Erfahrung zu bringen wollen. Reo vertröstete sie jedes Mal auf die Pause. Als dann endlich der Gong läutete bereute sie ihre Worte. Doch warum eigentlich? War es nicht gut, dass Mai und vermutlich einige der anderen sich für sie interessierten? Bevor Mai sie wieder überrumpeln konnte wand sich Reo an ihre neue Sitznachbarin. „Also… Sawaguchi-senpai?“, begann sie, doch Mai sah sie nur streng an. „Mai.“, korrigierte sie. Reo nickte mit aufgesetztem lächeln. „Keine Sorge wenn du irgendwo Schwierigkeiten hast, stehe ich dir natürlich zur Seite.“, versprach ihr Mai. Reo wollte gerade zu einem Danken ansetzen als sich zwei Jungen hinter ihr aufbauten. „Das ist aber nett von dir Mai-chan.“, sagte der etwas größere. Mais eisiger Blick erfasste die beiden zurück und der größere wich zurück. „Für euch weiter Senpai!“, behaarte sie. Der größere hob beschwichtigend die Hände und zog sich zurück. Im zweiten hatte Reo inzwischen Tamaki wieder erkannt. „Du bist doch…“, begann sie, doch Tamaki schnitt ihr das Wort ab. „Richtig wir haben uns schon draußen getroffen.“, gab er ihr recht. Reo nickte und betrachtete ihn für einen Moment. Er wirkte nett, auch wenn er durch die Schuluniform nicht sonderlich hervorstach. „Ja du bist dieser komische Typ.“, entkam es Reo. Sie fragte sich noch ob sie die falsche Wortwahl benutzt hatte, da hatte Mai den Köder bereits geschnappt. „Komischer Typ? Hat dich Fujiwara-kun etwa belästigt? Er ist normalerweise ganz nett und ruhig, aber Stille Wasser sind tief!“, sah sie Tamaki durchdringend an. Dieser war einen Moment baff über diese Unterstellung, doch Reo rettete ihn rechtzeitig. „Nein auf mich macht er einen sehr harmlosen Eindruck. Sie sahen einander vorhin nur kurz und hatten nicht einmal die Gelegenheit uns vorzustellen.“, klärte Reo auf. Während Mai diese Information noch verarbeitete, schien es für Tamaki eine Art Stichwort zu sein. „Oh Verzeihung, natürlich. Ich bin Fujiwara Tamaki, nett dich kennen zu lernen. Auch im Namen der anderen heiße ich dich herzlich willkommen.“, stellte er sich vor. Reo bedankte sich und nannte dann auch ihren Namen. Tamaki wünschte ihr noch viel Glück für die nächste Englischstunde und kehrte dann an seinen Platz zurück. Sein Freund wartete bereits auf ihn und schenkte ihm einen hämischen Blick. „Und? Hat sie dich auch nicht gebissen?“, fragte er spöttisch. Tamaki sah ihn verdutzt an. „Du sprichst doch nicht etwa für Sawaguchi-senpai? Lass es sein Yusuke, sie ist nicht so schlimm wie du sie immer darstellst.“, verteidigte er ihren Ruf. Sein Ruf wirkte aber nur noch amüsierter. „Sawaguchi-senpai? Die ganzen Ferien hindurch musste ich mir dein Mai-chan hier, Mai-chi da anhören.“, erinnerte er ihn. Tamaki spürte wie er etwas wütend wurde, unterdrückte es jedoch. „Ach komm du bist doch schon du stehst doch bereits seit letztes Jahr auf unsere Klassensprecherin.“, wand Yusuke ein. Tamaki drehte verächtlich den Kopf weg. „Ich sagte du sollst es gut sein lassen.“, bestand er darauf. Doch seinem Freund schien es nicht zu genügen. „Was haben wir in den Ferien alles unternommen? Wir waren bei Dutzenden Sportveranstaltungen, haben Videospiele rauf und runter gespielt und ich habe dich sogar zum Karaoke geschleift. Doch nichts hat geholfen damit du dir unseren Wildfang aus dem Kopf schlägst.“, bemängelte Yusuke. „Ob es die neue leicht mit ihr haben wird?“, wechselte Tamaki überraschend das Thema. Yusuke sah in Richtung der beiden Mädchen. „Ja stimmt Mai scheint sie unter ihre Fittiche genommen zu haben. Die arme kleine. Noch so jung und jetzt erwartet sie ein so dermaßen grausames Schicksal.“, gab er seine gekonnte Meinung ab. „Klappe jetzt, oder beantrage einen anderen Sitzplatz.“, spielte Tamaki seine Trumpfkarte aus. Er wusste, dass Yusuke sich nur mit seinen Abschreibkünsten durch die Schule mogelte und Tamaki in diesen Dingen ein wertvoller Verbündeter war. Sofort wechselte dieser zum Thema Sport, Tamakis Trick war also gelungen. Aber dennoch verhaarte sein Blick noch einige Zeit auf Mai, sowie auch Reo, die nun ein fester Bestandteil ihrer Gemeinschaft werden würde. Tamaki freute sich bereits sie besser kennen zu lernen. Auch wenn er zugeben musste den selben Wunsch bei Mai zu verspüren. Auch den Rest des Tages in dem Reo in der Klasse war geschah nichts Atemberaubendes oder gar Unerwartetes. Der erste Schultag gestaltete sich kurz und in der letzten Stunde fand der Sportunterricht statt. So konnte Reo das erste Mal weitere Blicke auf das Innenleben der Schule erhaschen. Natürlich, es war eine Privatschule, was nicht zuletzt die schicken Uniformen unterstrichen. Trotzdem hoben sich die Einrichtungsgegenstände in den Klassen sowie das Lehrmaterial nicht von ihren bisherigen Erfahrungen ab. Nur die Sporthalle erwies sich um eine Spur größer als die ihrer alten Schule. „Na nimm schon!“, rief ihr Mai zu und streckte ihre Hand nach hinten. Reo die bereits etwas außer Puste war, wehrte jedoch ab. „Du musst mich nicht immer hinter dich her schleppen. Die kurze Strecke schaffe ich schon noch.“, versicherte sie. Mai nahm es mit einem Nicken zu Kenntnis und kurz später saßen sie auf der Bank und sie reichte Reo eine Flasche Wasser. Diese nahm Reo allerdings gerne an und genehmigte sich einen großen Schluck. „Das war nötig.“, erwiderte sie als sie wieder einigermaßen an Kraft gewonnen hatte. „Warte.“, sagte Mai nun und strich Reo mit einem Tuch über die Wange. „Du warst zu übermütig und hast dich bekleckert.“, erklärte sie. Reo ihr hätte gerne gesagt wen sie hier am übermütigsten fand, verzichtete jedoch darauf. „Aber ich muss sagen du bist ziemlich sportlich.“, sagte sie stattdessen. Mai dachte kurz darüber nach. „Wenn man ständig zu spät kommt ist man aufs Laufen angewiesen, daher meine Kondition.“, versuchte sie zu lächeln. Inzwischen hatten sich Tamaki und dessen Freund Yusuke sich zu ihnen gesetzt. „Was hast du erwartet?“, schien letzter mit Tamaki zu reden. „Es ist der erste Tag nach den Ferien, natürlich veranstaltet der Lehrer nicht sofort ein Fußballmatch.“ Tamaki warf den Kopf nach hinten und stöhnte. „Mag ja sein, aber ich bin den Ferien irgendwie völlig aus der Übung gekommen.“, beschwerte er sich. „Hast du denn nie Zeit dafür gefunden?“, hakte Yusuke nach. Tamaki schenkte ihm einen erbosten Blick. „Wie denn bei deinem Freizeitprogramm?“, erinnerte er ihn. „Also… heißt das du spielst gern Fußball Fujiwara-kun?“, meldete sich nun Reo zu Wort. Tamaki und Yusuke blickten in ihre Richtung. „Tamaki reicht, und es ist der einzige Sport zu dem man mich bewegen kann.“, antwortete er. Yusuke legte seinen Arm gespielt um Tamakis Nacken. „Nana, untertreibst du nicht etwas? Du bist hier immerhin der Fußballcrack, nicht umsonst hast du letztes Jahr in der Juniorenmannschaft gespielt.“ Tamaki schüttelte ihn ab und wand seinen Kopf ab, als wäre es ihm etwas peinlich. „Ja aber es einfach zu Zeitaufwendig. Darum hatte ich auch gehofft, wenigstens in der Schule dazu zu kommen.“, meinte er. Mai räusperte sich nun lautstark. „Typisch Kerle, und wir Mädchen dürfen dann wieder auf der Bank hocken und müssen zusehen.“, protestierte sie. Tamaki schien dies kurz zu überdenken, während sich Yusuke weniger Sorgen zu machen schien. „Ach Unsinn Senpai, nächstes Mal lassen wir dich mitspielen. Du wärst der perfekte Stürmer, jede gegnerische Spieler hätte Angst vor dir.“, stichelte er. Über Mais rechtem Auge zog sich eine Falte, doch Reo schien dies lustig zu finden, da sie zu kichern begann. Sofort verstummte sie als Mai sie scharf ansah. „Reo-chan lass dich ja nicht von diesen Nichtsnutzen beeinflussen.“, gab sie ihr den Tipp. Tamaki versuchte zu schlichten, bis sie alle wieder beruhigt hatten. „Egal ob Fußball oder nicht ich bin vom Laufen ganz ausgetrocknet.“, meinte er nun. Mai reichte ihm die Flasche und Tamaki nahm sie verdutzt an. „Da… danke.“, sagte er und nahm einen großen Schluck. „Geht das in Ordnung? Ich habe schon daraus getrunken.“, wand Reo ein. Tamaki brach ab und sah zu Mai. „Achwas, Fujiwara-kun ist sicher keiner dieser Keimfreaks. Außerdem habe ich auch schon darauf getrunken und du hast dich auch nicht beschwert.“, erinnerte sie. Reflexartig hob sich Reo die Hand an die Lippen. Das hatte Mai natürlich vergessen zu erwähnen, doch eigentlich hatte sie ja recht. Es war ja nicht schlimm wenn Mai zuerst daraus getrunken hatte und danach sie, oder? „Nein, ich diesem Fall glaube ich nicht, dass Tamaki das etwas ausmacht.“, sprach Yusuke auf einmal mit grinsendem Gesicht. Tamaki schluckte und stand auf. Dabei trat er ganz versehendlich auf Yusukes rechten Fuß. „Die Stunde ist gleich aus, ich würde vorschlagen wir bereiten aus schon mal aufs Heimgehen vor.“, sagte er und marschierte los. Yusuke folgte ihm in einigem Abstand. Reo und Mai blieben noch eine Weile sitzen und beobachteten die anderen Schüler. „Und? Wie war dein erster Tag?“, wollte Mai dann wissen. Reo brummte kaum hörbar. „Nicht so schlimm wie zuerst befürchtet. Nichts aufregendes.“, erwiderte sie. Mai verzog die Lippen. „Naja du wurdest von der Klassensprecherin niedergerannt.“, erinnerte sie. Reo nickte lächeln. „Ja das könnte man womöglich als aufregend bezeichnen.“, entgegnete sie. Als der Lehrer sie rief erhoben sich beide und verschwanden in der Umkleide. Nachdem Reo ihren Rucksack aus der Klasse geholt hatte, wollte sie sich auf den Heimweg begeben. Sie hatte gerade die breite Tür des Schulgebäudes hinter sich gelassen als sie jemand rief. Sie reckte ihren Kopf und sah Mai die auf sie zusteuerte. Instinktiv verschränkte sie ihre Arme vom Körper als sie vor ihr stehen blieb. „Hm? Wozu ist diese Haltung gut?“, fragte Mai irritiert. Reo lächelte verlegen und ließ die Arme sinken. „Nur zur Sicherheit. Ich wusste ja nicht, dass du auch auf dem Heimweg joggst.“, erklärte sie. Mai schüttelte schnell den Kopf. „Ich wollte dich einfach nur einholen, ich dachte ich könnte dich zur Bahn begleiten.“, schlug sie vor. Dagegen hatte Reo keine Einwände. Es war nicht schlecht jemanden bei sich zu haben der sich in der Gegend auskannte, obwohl sie Reo noch recht gut an den Weg zur Bahnstation erinnern konnte. Sie sah erst etwas verlegen zu Boden dann nickte sie zustimmend. „Ok, aber diesmal ohne mich gleich an der Hand zu nehmen.“, bestand sie darauf. Mai unterdrückte ein Lächeln und versprach es ihr. Die beiden verließen den Hof und kehrten in die Straße ein. Die schlenderten die längliche Mauer entlang bis sich Reo auf der Route wieder fand die sie auch gekommen war. „Sag mal Reo-chan… wo wohnst du jetzt eigentlich?“, ergriff Mai das Wort. Reo überlegte kurz und erzählte von dem Haus, das sie seit nicht ganz einem Monat bewohnten. „Die Schule ist zum Glück gar nicht so weit entfernt, gerade mal 20 Minuten.“, erzählte sie. „20 Minuten, da komme ich schon ganz ins schwärmen. Vielleicht wäre ich dann wirklich pünktlicher. Sag mal Reo-chan, vielleicht kann ich ja mal bei dir übernachten.“, schlug sie vor. Reo hob die Augenbrauen. Klar sie hatte Mai inzwischen als voreilig und übermütig erlebt. Vielleicht auch überdreht? Sie kannten sich erst einen Tag und waren schon Freunde? Dann hielt Reo aber inne. War es nicht genau das was sie erhofft hatte? Mai wirkte nett auf sie, auf Dauer womöglich eine Spur anstrengend, aber immer noch sympathisch. Auch bei vielen anderen in ihrer neuen Klasse hatte Reo den Eindruck gewonnen gut mit ihnen auskommen zu können. Selbst mit Jungen, wie Tamaki würde sie sich verstehen. „Ja wieso nicht, ich lade dir gerne einmal ein wenn das Haus nicht wie einem Schlachtfeld gleicht.“, gab Reo klein bei. Mai schnitt ein freudiges Gesicht und erzählte von ihrer Wohnung, die zwar nicht sonderlich groß, dafür aber heimisch war. Als sie am Bahnsteig angekommen waren traf Reos Bahn schneller ein als erwartet. „Ok wir sehen uns dann morgen.“, wünschte sie Mai. Diese hob ihre Hand und streckte ihren Daumen hoch. „Alles klar die erste Stufe hast du hinter dir, Phase 2 und 3 werden noch anstrengender also bereite dich darauf vor!“ Reo wusste nicht ob Mai damit den Unterricht meinte, das Leben in der Schule oder gar sich selbst. Sie verabschiedete sich von dem etwas chaotischen Mädchen und bestieg die Bahn. Als sich die Türen hinter ihr schlossen und sich das Gefährt in Bewegung setzte schnaufte sie erstmal. Der heutige Tag war vielleicht nicht wirklich anstrengend aber immer noch der erste. Und es waren keine größeren Katastrophen eingetreten wie es vielleicht der Fall hätte sein können. Sie war sofort herzlich empfangen worden, hatte keine Schwierigkeiten mit dem Stoff und hatte auch gleich eine neue Freundin gewonnen. „Es war eine Blume.“, entkam es Reo auf einmal. Ein kleiner Junge der neben ihr in der Bahn saß sah zu ihr auf. Peinlich drehte sie sich von ihm weg. Aus unbestimmten Gründen war ihr Mais Duft wieder in den Sinn gekommen als die beiden im Schulhof aufeinander krachten. Sie war sich nun sicher den Duft einer Blume gerochen zu haben? Den einer Kirschblüte? Verwendete Mai so ein Parfum? Reo beschloss sie bei Gelegenheit einmal zu fragen. Schließlich würde sie sie bereits morgen wieder sehen, richtig? Reo zeigte sich nicht weiter überrascht als sie Mai am nächsten Tag vor dem Eingang zum Schulgebäude warten sah. „Reo-chan hier drüben!“, winkte sie ihr zu, auch wenn sich das erübrigte. Reo begab sich zu ihr und erkannte neben ihr zwei weitere Mädchen die mit ihr die Klasse teilten. Nanami und Yuuna sofern sich Reo richtig an die Namen erinnerte. Sie unterhielten sich angeregt über das neue Schuljahr wie Reo mitbekam. In den nächsten Tagen wurde ihr immer mehr bewusst, dass Mais Freunde nun auch zu ihren werden würden. Die Mädchen tauschten untereinander die Handynummern aus, aßen zusammen Mittag und verbrachten die Pausen miteinander. Es fehlte im Prinzip also nur noch eine Pyjamaparty, letzter Vorschlag war von Yusuke suggeriert worden. Mai hatte den Gedanken zwar verdrängt, doch die Idee einer gemeinsamen Unternehmung nicht verworfen. „Reo-chan hat noch gar nicht viel von der Stadt gesehen ich würde vorschlagen, dass wir dies nachholen.“, meinte sie schließlich. Reo lächelte verlegen. „Aber bitte keine Rundreise ja?“, bat sie. „Wir könnten ja einige Museen besuchen.“, schlug Yuuna vor. Nanami schenkte ihr nur einen spöttischen Blick. „Wie bist du denn drauf? Das kannst du machen wenn du deine Rentenchecks kassierst.“ Yuuna drehte sich beleidigt weg. „Wie wäre es mit Kino?“, wollte Nanami wissen. Mai schüttelte den Kopf. „Das kann Reo-chan doch überall haben. Nein als Klassensprecherin muss ich mich wohl wieder einsetzen. Gerade diesen Sommer hat doch das neue Freibad eröffnet. Was haltet ihr davon wenn wir dieses Wochenende hingehen?“, lautete ihr Vorschlag. Nanami und Yuuna waren sofort einverstanden, doch Reo zögerte. „Also… das muss nicht unbedingt sein.“, versuchte sie abzuwehren. „Du hast keine Lust?“, fragte Yuuna überrascht. Reo erwiderte nichts darauf, ihr schien unwohl zu sein. „Ist es etwa wegen deiner Figur? Kein Problem mit deiner kannst du ruhig einen Bikini tragen.“, erwiderte Mai. Reo brummte unzufrieden. „Nein das meinte ich nicht. Ich… kann nur nicht so gut schwimmen.“, verriet sie. Die anderen Mädchen sahen sie überrascht an. „Was heißt nicht gut?“, hakte Nanami nach. Reo holte tief Luft und sprach weiter. „Vor ein paar Jahren hat meine Mutter mal versucht es mir beizubringen, aber ich bin ständig abgesoffen.“, gestand sie. „Perfekt! Dann hast du jetzt die Gelegenheit es nachzuholen.“, sprach Mai sofort mit enthusiastischer Stimme. „Das schwimmen oder das absaufen?“, fragte Reo lieber nochmal nach. „Nichts da! Ich werde dir persönlich alles beibringen und dir meine ganze Erfahrung zugute kommen lassen.“, bot sich Mai als ihre Lehrerin an. Reo zögerte noch, verständlicherweise. „Sag ja Reo-chan, in Mai-chans Händen bist du gut aufgehoben!“, stimmte Yuuna zu. Reo fragte sich noch ob sie das wirklich war, da hob Mai schon triumphierend den rechten Arm. „Damit wäre es beschlossene Sache! Wir treffen uns diesen Samstag im Tachibana-Freibad!“ Teil 3 Reo hatte Glück. Mai und die anderen warteten am Bahnhof auf sie. Allein hätte sie womöglich nie zum Schwimmbad gefunden. Außer einige Leute wären ihr auf der Straße mit Badehosen und einem aufblasbaren Krokodil begegnet denen sie hätte folgen können. Als sie zu der Gruppe aufstieß erwartete sie Mai mit einem erbosten Blick. „Was soll dieses unheilvolle Miene? Ich erwarte mehr Motivation, und zwar von euch allen.“, wandte sie sich auch an Nanami und Yuuna. „Ja Anführerin!“, stimmten die beiden darauf ein. Die vier Mädchen fuhren mit der Bahn bis zur Endstation und gingen dann eine Weile gerade aus. Schließlich sahen sie den Eingang zum Freibad von weitem und auch die lange Schlange davor. „Na toll das dauert ja ewig bis wir rein können.“, meckerte Mai nun. „So viel zum Thema Motivation…“, dachte Reo sich. Tatsächlich dauerte es geschlagene 15 Minuten bis sich die Mädchen endlich durch die Schlange gekämpft und im Inneren einen Platz gefunden hatten in dem sie ihre Badetücher ausbreiteten. Sie hatten ihre Badeanzüge bzw. Bikinis bereits an, für den Fall, dass auch an den Umkleidekabinen eine Menschenmenge auf sie warten würde. Nanami stieß einen erleichterten Laut aus und ließ sich das Badetuch fallen. „Yuuna reibst du mir den Rücken ein?“, bat sie ihre Freundin. Diese war gerade selbst dabei sich Arme und Beine einzureiben. „Hey hey, was soll das heißen? Sonnen könnt ihr euch auch zu Hause in eurem Garten, wir sind zum Schwimmen hergekommen!“, erinnerte sie die beiden. Nanami und Yuuna sahen sie milde an und vertrösteten sie auf später. Als Mais Blick auf Reo wich, zuckte diese zusammen. „Was denn? Ich habe dir doch versprochen, dir einen Auffrischungskurs zu geben.“, erinnerte sie. Reo nickte und sah zum Becken vor sich. „Ich nehme nicht an, dass wir in einem Kinderbecken üben werden?“, versuchte sie zu lächeln. Mai rollte mit den Augen. „Sonst noch Wünsche? Vielleicht Schwimmflügel?“ Wie es ihre Art war packte sie ohne jegliche Vorwarnung reos Handgelenk und zog sie mit sich. Vor dem Rand des Beckens blieben sie stehen und Mai testete zuerst selbst den Grad des Wassers in dem sie ihren rechten Fuß hineinsteckte. „Hmmm…“, gab sie nur von sich. „Was ist mit deinem Enthusiasmus geschehen?“, stichelte Reo. Das wollte Mai natürlich nicht auf sich sitzen lassen und sprang, Reo hinter sich her ziehend ins Wasser. Reo schluckte zuerst etwas Wasser und begann dann zu strampeln. Dann bemerkte sie, dass sie sich auf einer Anhöhe befand, auf der sie noch stehen konnte. „Kalt!“, sagte Mai stattdessen und begann sich an Reo zu klammern. „Es hilft wenn du dich bewegst.“, riet diese ihr. Mai nickte, ließ los und tat ein paar Schritte. Dann ließ sie sich nach hinten auf den Rücken fallen und schwamm einige Meter. „Ahm… Mai? Hast du nicht etwas vergessen?“, wollte Reo wissen. „Mai brauchte etwas, bis sie begriff, dass ihre Freundin sich selbst meinte. Mai nickte und schwamm zu ihr zurück. Sie bat sie ihre Arme auszustrecken, die sie sofort entgegen nahm. „Jetzt deine Beine nach oben und heftig strampeln.“, riet sie ihr. Reo schluckte, folgte aber der Anweisung ihrer Freundin. Kaum hatte sie ihre Beine oben begann ai sie nach vorne zu ziehen. Bevor sie es versah war sie vom seichten Wasser ins Tiefe geraten, jetzt musste sie strampeln, ob sie wollte oder nicht. „Gleichmäßiger.“, gab ihr Mai den Ratschlag. Reo nickte und bald darauf hatte sie ihren Rhythmus gefunden. Bald darauf gelang es auch ohne Hilfe im tiefen Wasser zu schwimmen. Gut, zweimal ging sie dann doch unter, und ein drittes Mal war Mai dafür verantwortlich. Doch Reo konnte ihr nicht sauer deswegen sein. Sie rächte sich einfach mit einigem Wasserspritzern, die von Mai rigoros erwidert wurden. Zurück in trockenen ließen sie sich auf ihre Badetücher fallen und genossen die Sonne. Nanami und Yuuna hatten ein Nickerchen eingelegt, Mai konnte nur Seufzen. Im Laufe des Tages konnte sie die beiden immerhin dazu bewegen etwas im Wasser zu planschen, ein Teilerfolg wie sie es fand. Draußen verabschiedeten sich Nanami und Yuuna, sie wollten sich noch einen Film ansehen. Reo wurde zu Hause erwartet und Mai beschloss ihr noch etwas Gesellschaft zu leisten. „Also… danke.“, sagte Reo dann etwas kleinlaut. Mai schnitt ein freudiges Gesicht. „Kein Problem, ich habe dir ja angeboten dich zu unterstützen.“, erinnerte sie. Reo nickte zaghaft. Sie wollte etwas erwidern, bis Mai einen überraschten Laut ausstieß und zu rennen begann. Reo folgte ihr verdutzt, bis Mai vor einem Straßenstand stehen blieb. „Ich habe ewig bei keiner Tombola mehr mitgemacht.“, sagte sie schließlich. Reo blickte schließlich zu einem Rad mit mehrfarbigen Kugeln. Mai reichte dem Verkäufer ein paar Yen und begann das Rad zu drehen. Obwohl sich Reo nicht groß damit auskannte wurde ihr schnell klar, dass die weißen Kugeln eine Niete bedeuteten. Mai hatte gleich drei davon. Nach dem fünften Mal fluchte sie und ließ Reo an die Reihe kommen. „Vielleicht hast du mehr Glück.“, schlug sie vor und Reo versuchte es. Sie drehte das Rad und überraschenderweise bekam sie eine blaue Kugel. „Wir haben einen Gewinner!“, rief der Angestellte Mai seufzte. „Das ist wieder typisch.“ „Gratuliere Mädchen, du hast den zweiten Preis ergattert.“, sagte der Angestellte. „Siehst du? Nur den zweiten.“, versuchte Reo ihre Freundin aufzumuntern. Dann reichte ihr der Angestellte etwas, das wie ein Gutschein wirkte. Reo nahm ihn entgegen, doch Mai entriss ihn ihr schnell. „Ein Geschenkgutschein über ganze 10.000 Yen! Einzulösen im Morofushi-Einkaufscenter.“, las sie vor. Reo sah sie erwartend an. „Dort befindet sich ‚der“ Klammottenladen schlecht hin in der Stadt. Gut gemacht Reo.“, lobte sie Mai. Reo kratzte sich verlegen am Kopf und sah dann auf die Uhr. „Schon aber heute ist es zu spät. Und morgen ist Sonntag.“, wand sie ein. Doch Mai schien dies nicht als Problem anzusehen. „Dann gleich Montag nach der Schule.“, stand für sie fest. Reo wollte einwenden, dass sie besonders am Semesterbeginn vielleicht mehr für die Schule tun sollten, doch dann wurde ihr klar, dass dies bei Mai nichts ausrichten würde. „Dann schätze ich mal Montag…“, gab sie klein bei. Montag: Bereits seit der ersten Stunde war Mai ganz aus dem Häuschen. „ „Als erstes kaufen wir dir eine gescheite Tasche.“, hatte sie gesagt. Reo sah murrend zu ihrem Rucksack. „Den habe ich bereits seit Beginn der Mittelschule.“, wand sie ein. Mai brummte. „Ein Grund mehr. Außerdem ist er so überhaupt nicht mädchenhaft.“, waren schließlich die Worte mit denen sie ihre Freundin überzeugt hatte. Während der Pause war Reo dann auf ein weiteres Problem gestoßen. „Angenommen wir lösen den ganzen Gutschein ein, können wir die ganzen Sachen dann überhaupt tragen?“, wand sie ein. Mai überlegte kurz. „Guter Einwand, selbst in deinen riesigen Rucksack dürfte nicht soviel passen. Und wenn wir direkt nach der Schule einkaufen gehen, müssen wir auch noch die Schulsachen mit uns rumschleppen.“, überlegte sie laut. „Sollen wir es vielleicht verschieben?", schlug Reo vor. Doch Mai hielt nichts davon. „Nichts da! Ich finde schon eine Lösung.“, behaarte sie. Als sie beiden auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer waren sah Mai gerade Tamaki um die ecke biegen. „Geh schon mal vor ja?“, sagte sie zu Reo und wandte sich ab. Reo seufzte und hoffte Mai würde tatsächlich eine hilfreiche Idee einfallen. Diese hatte Tamaki eingeholt und blieb keuchend vor ihm stehen. „Sawaguchi-senpai kann ich etwas für dich tun?“, fragte er harmlos. Mais darauf folgender Blick hätte ihm eigentlich eine Warnung sein sollen. „Kommt darauf an, hast du heute schon etwas vor?“, wollte sie wissen. Doch Tamaki verneinte überrascht. „Gut, dann hast du heute ein Date!“, entkam es Mai. Tamaki reagierte erst schockiert und dann verdutzt. „Wa… was? Warum auf einmal?“, schien er die Welt nicht mehr zu verstehen. Mai sah ihn verschwörerisch an. „Du weißt doch wo das Morofushi-Einkaufscenter ist oder?“, hakte sie nach. Tamaki bejahte zögerlich. „Gut, dann treffen wir uns um 16 Uhr dort, einverstanden?“, fragte sie und noch bevor Tamaki antworten konnte hatte sie sich bereits wieder auf den Weg gemacht. Zurück ließ sie einen verwirrten aber auch freudigen Tamaki. Die Aufregung saß Tamaki ins Gesicht geschrieben. Es war 16 Uhr und er blickte abwechselnd zu seiner Uhr und dann nach allen Seiten. Noch hatte er Mai nicht entdecken können. Er hatte sich nach der Schule nicht groß umziehen können, er hatte auch keine Idee was man zu einem Date wie diesen anzog. „Also… Tamaki-kun?“, fragte eine Stimme hinter ihm. Tamaki schluckte aufgeregt bis er sich schließlich umdrehte. „Hey, du…“, begann er hielt dann aber inne. Er hatte fest erwartet Mai zu treffen, doch vor ihm stand Reo. „Hallo… was machst du hier?“, stammelte er nun. „Was wohl? Sie geht mit uns shoppen.“, kam Mai nun von der anderen Straßenseite angelaufen. Sie begrüßte Reo und auch Tamaki. „Aber ich dachte… du sagtest etwas von Date.“, erinnerte Tamaki. Mai nickte kräftig. „Ja das ist eine Überraschung. Du hast heute ein Date mit gleich zwei süßen Girls. Damit kannst du vor deinen Kumpels richtig angeben.“, erklärte sie. Tamaki sah blöd aus der Wäsche und konnte zuerst nichts erwidern. Reo seufzte. Mai hatte das Problem wieder einmal auf ihre elegante Weise gelöst. Tamaki der fest mit einem Date mit Mai gerechnet hatte musste als Packsklave herhalten, der Mais und Reos Einkäufe schleppen durfte. „Hey Reo, geht das wirklich in Ordnung?“, flüsterte sie ihrer Freundin zu. Doch diese schien kein Problem darin zu sehen. „Zu irgendwas müssen Jungs doch gut sein oder?“, wand sie ein. Dann stupste sie Tamaki und Reo an der Schulter an um sie zum Weitergehen zu bewegen. „Also los, wir haben einen Gutschein den wir aufbrauchen müssen!“, sagte sie voller Vorfreude. Wenige Minuten später hatten sich die zwei Mädchen in Begleitung von Tamaki ins Innere des Einkaufscenetrs gewagt. Sie blieben dicht bei einander um nicht zwischen dem Gewühl der Menschen unter zu gehen. Mai machte ihr Versprechen war und besorgte Reo als erstes eine Tasche gegen die diese ihren Rucksack eintauschen konnte. Es war ein ähnliches Modell wie das von Mai nur in einer anderen Farbe. Mai wollte sie Tamaki in die Hände drücken, doch Reo war es peinlich, weshalb sie sie selbst trug. Als nächstes klapperten sie alle Klamottenläden ab die sie auf ihrem Weg finden konnten. Reo sah immer zu dem abseitig stehenden Tamaki der in immer kürzeren Abständen begonnen hatte auf die Uhr zu sehen. Reo hatte Mitleid mit ihm, doch Mai schien nichts zu merken. „Mai… also… sollten wir Tamaki nicht vielleicht etwas mehr einbinden?“, fragte sie dann diskret. Mai überlegte kurz. Dann griff sie in ein Regal und hob zwei Schuhe in die Höhe. „Fujiwara-kun welche würdest du nehmen?“, fragte sie den Jungen. Reo seufzte und Tamaki schnitt nur ein mildes Gesicht. Als sich das restliche Guthaben dem Ende neigte und Tamakis Schultern von den vielen Taschen überlastet war, beschloss Reo ihm mit dem restlichen Geld einen Gefallen zu tun. Das war das mindeste, nachdem er unter falschen Erwartungen hergelockt und dann auch noch als ihr Sklave fungieren musste. Dennoch sah Tamaki nicht wirklich zufrieden aus als er einen orangefarbenen Schlüsselanhänger mit einer Maus darin hochhielt. „Besser ein Suvenier als gar keines.“, sagte er schließlich und schob es ein. Als sie das Einkaufscenter verließen sah Mai ein, dass Tamaki die Sachen natürlich nicht bis zu ihr nach Hause tragen konnte. Sie und Reo teilten ihre Sachen unter sich auf und Mai beschloss sich ausnahmsweise ein Taxi zu genehmigen. Sie wollte das Reo sie begleitet doch diese wehrte ab. „Sicher? Es wird bald dunkel.“, wand sie ein. Reo nickte, zeigte aber in Richtung des nahe gelegenen Bahnsteiges. Falls die Bahn pünktlich war würde sie schnell zu Hause sein. Tamaki bot sich noch an ihr die Sachen bis dorthin zu tragen, was Reo natürlich annahm. Sie verabschiedeten sich von Mai und schlenderten in Richtung der Bahnstation. „Tut mir wirklich Leid.“, sagte Reo etwas kleinlaut. Doch Tamaki schüttelte schnell den Kopf. „Ach hör mal, die kurze Strecke helfe ich dir natürlich noch tragen.“, antwortete er. Doch darauf schien Reo nicht hinaus gewollt zu haben. „Ich meine das alles hier. Mai hat dir nicht gesagt worum es wirklich ging, richtig?“, schien sie sich deshalb schlecht zu fühlen Tamaki nickte bedächtig. „Stimmt schon, dass du plötzlich aufgetaucht bist war schon eine Überraschung für mich.“, gestand er. Reo hob die Augenbrauen, doch Tamaki räusperte sich schnell. „Nicht, dass ich dich nicht mögen würde, ich habe nur nicht mit dir gerechnet.“, korrigierte er sich. Reo schien zu verstehen. „Du wärst also lieber mit Mai alleine gewesen?“, hakte sie nach. Tamaki seufzte. „Irgendwie schon. Also sie plötzlich mit diesem Date ankam war ich total happy. Ich dachte wir würden den Tag gemeinsam verbringen.“, erwiderte er. Dann hielt er inne. „Du… scheinst Mai wohl sehr zu mögen oder?“, fragte Reo mit einem unterdrückten Lächeln. Tamaki spürte wie er rot wurde. „Ähhh… ich… ich meine nur, dass… . Tja gut da habe ich mich wohl verplappert. Ja stimmt schon ich mag Mai, aber das ist doch verständlich oder?“, meinte er. Reo sah ihn überrascht an. „Ist es das? Immerhin hat sie dich heute nur ausgenutzt.“, erinnerte sie. Tamaki schüttelte mit den Schultern. „Ich fand es trotzdem schön Zeit mit ihr zu verbringen. Also… mit euch beiden natürlich! Sawaguchi-senpai ist so lebhaft und entschlossen bei allem was sie tut, es macht schon allein Freude ihr dabei zuzusehen. Und das mit dem Tragen ist auch nicht weiter schlimm. Ich bin froh, wenn ich helfen kann. Zugegeben Mai ist wirklich gut darin Leute zu überreden und für sich einzunehmen.“, sagte er. Reo blieb kurz stehen. „Aber… die Person die du mir da beschreibst… das klingt doch als wäre sie sehr egoistisch, oder?“, murmelte sie. Auch Tamaki hielt inne. „Aber nein wie kommst du darauf? Mai ist nicht so. Sie nutzt andere nicht aus, ohne den Gefallen zu erwidern. Sie tut es manchmal sogar ohne dass es ihr bewusst ist. Sie merkt sofort wenn jemand Hilfe braucht und bietet sie diesem sofort auf ihre stürmische art an. Ob derjenige es will oder nicht. Selbst wenn sie etwas tut, das auf die, die sie nicht kennen egoistisch wirken könnte, hat sie dabei keine schlechten Hintergedanken. Und einigen… bereitet sie mit ihrer leidenschaftlichen Art sogar Freude. Besonders wenn sich diese unwohl oder deprimiert fühlen. Aber naja was rede ich da wieder? Ist wohl nur weil ich sie schon etwas länger kenne. Aber ich denke genau wegen dieser Dinge mag ich sie auch so sehr.“, hatte er während den letzten Worten zu stammeln begonnen. Reo erinnerte sich wie sie vor den Toren zur Schule stand und Mai sie ohne große Umschweife gepackt und mit sich gezogen hatte. Reo hatte ihre Angst und Zweifel sofort fallengelassen. „Also…“, begann Tamaki wieder. „Ich weiß Freundinnen erzählen sich immer alles haarklein, aber…“, wollte er den Satz nicht beenden und sah Reo an. Diese nickte. „Ich verrate Mai nichts über deine Gefühle.“, versprach sie. „Danke ich… also naja so musst du es jetzt auch nicht wieder ausdrücken.“, wurde ihm immer unwohler. Umso erleichterter war er als die beiden endlich an der Bahnstation angekommen waren. „Ist es ok, das alles zu tragen?“, fragten Tamaki und überreichte Reo die Einkaufstüten. Diese nickte. „Kein Problem. Nochmal danke für alles, wir sehen uns dann morgen in der Schule.“, meinte sie und bestieg kurz darauf die ankommenden Bahn. Auch Tamaki hatte sich verabschiedetet und hatte kurz darauf die Bahnstation verlassen. Reo lehnte sich in ihren Sitz zurück. Sie musste zugeben heute viel Spaß gehabt zu haben, aber auch Tamaki wirkte nicht unglücklich. Mai hatte ihn nur zum Tragen benutzt und ihm nicht wirklich viel Aufmerksamkeit gewidmet, aber dennoch schiene r sehr froh zu sein. Es hatte ihm gereicht, dass er mit Mai unterwegs sein durfte, das hatte ihn gestärkt und glücklich gemacht. „Aber genau wegen diesen dingen mag ich sie so sehr.“, erinnerte sie sich an seine Worte. Reo musste zugeben, dass er Recht hatte. Auch ihr war Mai trotz ihrer überschwänglichen Art in die4ser kurzen Zeit in der sie sich kannten sehr ans Herz gewachsen. Teil 4 Es war am nächsten Tag während des Mittagessens. Aufgrund der Schuluniformen war es Mai und Reo nicht möglich gewesen Nanami und Yuuna die neuen Klamotten zu zeigen, die sie erstanden hatten. Es war mehr Zufall dass Reo den winkenden Tamaki sah der hinter der Schulmauer lauerte. Die Mädchen hatten es sich auf dem Hof gemütlich gemacht und Reo stand unter einem Vorwand auf und schlich zu Tamaki. „Hey ich will euch eigentlich gar nicht stören, ich sollte nur danke sagen für gestern.“, sagte er schnell. „Du willst wissen ob ich etwas ausgeplaudert habe?“, fragte Reo schmunzelnd. Tamaki wurde sofort wieder rot und wandte das Gesicht ab. „Achwas ich halte dich für eine loyale Person deshalb mache ich mir deshalb keine Sorgen.“, erwiderte er schnell. Reo sah nach hinten. „Du kannst dich auch gern zu uns setzen.“, machte sie den Vorschlag. Doch Tamaki verneinte vehement. Zwischen einer Gruppe Mädchen zu sitzen, auch wenn sein Schwarm darunter war, war ihm dann wohl doch zu viel. „Naja guten Appetit noch, Yusuke wartet auf mich. Man sieht sich in der Klasse.“, leierte er schnell herunter und machte sich aus den Staub. Reo kehrte zu ihren Freundinnen zurück und setzte sich wieder. „Was das Fujiwara-kun? Was hat er gewollt?“, fragte Mai schließlich. Reo wirkte überrascht? „Du hast ihn gesehen?“, fragte Reo nach. Mai lachte gespielt. „Ihr wart kaum zu übersehen. Sag bloß dieser Kerl macht sich an dich ran?“, verstand Mai die Situation falsch. Doch Reo verneinte schnell. „Nein, Tamaki ist doch eigentlich ganz nett. Was hältst du von ihm?“, hatte sie sich unerwartet dazu entschlossen Tamaki unter die Arme zu greifen. „Er ist ein Idiot!“, erwiderte Mai etwas zu schnell. „Warum das? Er hätte gestern auch wieder abhauen können, dann wären wir mit den ganzen Taschen dumm da gestanden.“, wand Reo ein. Doch Mai schien dabei zu bleiben. „Trotzdem! Wenn er an mir interessiert ist, sollte er sich wie ein Mann verhalten! Und nicht die Freundin vorschicken!“, fand Mai. Reo war überrascht, dass Mai von Tamakis Interesse ihr gegenüber wusste. Nun gut, Tamaki war auch nicht gerade der unauffälligste Typ. „Er hat mich nicht vorgeschickt. Tamaki ist eben genauso Tamaki wie du Mai bist.“, rechtfertigte sie ihn. „Ist das jetzt ein Kompliment?“, wagte Mai zu fragen. Reo gab zu selbst keine Antwort darauf zu haben. Zurück im Klassenzimmer beehrte Mai Tamaki mit keinem einzigen Blick. Reo musste zugeben die Situation etwas witzig zu finden. Eigentlich hätte es Tamaki sein müssen der wütend auf Mai war, sofern der Junge überhaupt dazu im Stande gewesen wäre. Nach der Schule begleitete Mai Reo wieder bis zur Bahnstation, zumindest bis ihr eine Idee kam. „Hey Reo, du hast mir doch mal angeboten mir dein neues zu Hause anzusehen!“, sagte sie plötzlich Reo zögerte. Eigentlich war es Mai gewesen die es unbedingt einmal hatte sehen wollen, doch sie erwähnte es nicht. „Du willst doch jetzt nicht etwa mitkommen?“, fragte sie zögernd. Mai zuckte mit den Schultern. „Was würde dagegen sprechen? Du könntest mir euer Haus zeigen und wir könnten gemeinsam Hausaufgaben machen.“, schien sie es für eine gute Idee zu halten. Reo dachte kurz darüber nach und stimmte zu. Sie traute sich nicht Mai diesen Gefallen abzuschlagen. Und vielleicht wurde es tatsächlich spaßig? Mai freute sich über die Einwilligung und so kam es, dass die beiden kurze Zeit später die Bah bestiegen und in der Nähe von Reos Wohnort ausstiegen. „Meine Mutter dürfte schon zu Hause sein, benimm dich bitte.“, sagte Reo mit ernstem Gesicht Ausdruck. Ai beäugte sie skeptisch. Meinte ihre Freundin das im Scherz? „Sag bloß ich sehe nicht wie ein braves Mädchen aus.“, stieg sie darauf ein. Reo zuckte mit den Schultern. Bald waren sie vor ihrem Haus angekommen und Mai stieß einen langen Pfiff aus. „Nicht schlecht.“, sagte sie und folgte Reo zum Eingang. Diese schloss auf und rief ihrer Mutter zu, dass sie wieder da war. Diese kam bald darauf angeeilt und staunte nicht schlecht über den plötzlichen Gast. Reo stellte Mai vor und ihre Mutter hatte zum Glück nichts gegen die Anwesenheit des Mädchens. „Gut, eine Person mehr ist auch kein Problem. Essen gibt es in einer halben Stunde, ja?“, sagte sie und verschwand in der Küche. Reo führte Mai inzwischen auf ihr Zimmer und warf ihre neue Tasche aufs Bett. Mai sah sich um und warf sogar einen Blick in Reos Kleiderschrank. Doc h kaum hatte sie ihn geöffnet stieß sie einen Schrei aus. Etwas Kleines war heraus gesprungen, direkt gegen Mais Bein. Sie flog auf den Hintern und starrte auf das Wesen vor ihr. „Sorry, ich hätte erwähnen sollen, dass sich Yuki gern darin verkriecht.“, sagte Reo, nicht ohne ein Schmunzeln im Gesicht. Yuki war zum Glück recht anschmiegsam und ließ sich ohne weiteres von Mai streicheln. „Kawaii.“, fand diese. „Ohne Yuki wäre ich verloren. Wenn ich mal länger schlafe als sonst weckt sie mich, indem sie auf mein Bett springt.“, erzählte Reo. Mai sah die Katze interessiert an. „Wo das kannst?“, fragte sie Yuki und kraulte sie am Kinn. „Und nein ich werde sie dir nicht borgen.“, fügte Reo hinzu. Mai ignorierte die Stichelei. „Daran habe ich auch gar nicht gedacht.“, rechtfertigte sie sich. Dann sah sich Mai den Bücherschrank an, sowie die CDs die Reo augenscheinlich sammelte. Dann fiel ihr Blick auf ein Bild auf dem Nachttischchen. Es zeigte Reo, sowie ihre Mutter und einen Mann bei dem es sich um ihren Vater handeln musste. Sogar die weiße Katze war darauf, obwohl sie noch etwas jünger aussah. „Ihr lebt also nur zu Dritt hier?“, fragte Mai Reo. Diese nickte. „Ja, nur ich Mama und Yuki.“, erwiderte sie. Mai hob überrascht die Augenbrauen. „Und dein Vater nicht?“, fragte sie wieder zum Bild gewand. Reo schüttelte langsam den Kopf. „Dann ist es ja genau wie bei mir. Mein Vater hat uns vor einigen Jahren auch verlassen und ich muss zugeben ich und Mama kommen gut ohne ihn aus. Du solltest auch froh sein, dass du dich nicht mehr mit deinem abärgern musst.“, sagte Mai ohne die genauen Umstände zu wissen. Einen Moment rührte sich Reo nicht dann drehte sie sich um. „Wir… sollten dass mit den Hausaufgaben verschieben.“, sagte sie mit teils zittriger Stimme. Mai sah sie irritiert an. „Habe… ich was falsches gesagt?“, kam sie nicht ganz mit. „Kannst du jetzt bitte gehen?“, sagte Reo mit wütender Stimme. Doch Mai war zu verwirrt um der Bitte ihrer Freundin folge zu leisten. Also packte sie Reo am Arm und drängte sie hinaus. „Hey Reo! Was habe ich denn gesagt?“, sagte sie noch, dann schloss Reo die Tür hinter sich. Mai hörte das Drehen eines Schlüssels hinter sich, unternahm jedoch dennoch einen Versuch die Tür zu öffnen. Ohne Erfolg. Sie rief Reo mehrere Male, doch sie antwortete nicht. Verständnislos trabte Mai die Treppe hinunter und lief schließlich ihrer Mutter in die Arme. „Nanu? Gehst du etwa schon? Möchtest du nicht mit uns Mittagessen?“, wollte sie wissen. Mai zuckte mit den Schultern. „Schon, aber ich gehe lieber. Scheinbar habe ich Reo mit irgendwas verärgert. Ich habe nur ihren Vater erwähnt, da ist sie ausgetickt.“, gestand sie. Nun schnitt Reos Mutter ein ernsthaftes Gesicht. „Ja… ich schätze sie hat ihren Verlust immer noch nicht verkraftet. Seit seinem Tod sind erst wenige Jahre vergangen.“, erklärte sie. Mai schluckte schwer. Das war es also gewesen. Kein Wunder, dass Reo so sauer reagiert hatte. Mai hatte ihren Mund wieder einmal zu weit aufgerissen, auch wenn sie es nicht besser wusste. Sofort stürmte sie wieder die Treppe hinauf um das Missverständnis zu klären. Doch wieder antwortete Reo nicht. Dann legte ihre Mutter ihre Hand auf Mais Schultern. „Reo braucht oft etwas länger um sich abzuregen. Ich rede schon mit ihr, spätestens morgen hat sich alles wieder eingerenkt.“, sagte sie optimistisch. Mai hoffte sehr, dass die Frau damit Recht hatte. Resigniert ging sie abermals die Treppe hinunter und verabschiedete sich von Reos Mutter. Als sie draußen war fühlte sie sich immer noch schlecht. Sie nahm ihr Handy und versuchte Reo so zu erreichen. Doch diese schien sie einfach wegzudrücken. „Was ist nur mit ihr? Das war doch keine Absicht…“, murmelte Mai. Sie seufzte und begab sich dann auf den Heimweg. Morgen in der Schule konnte sich Reo nicht einsperren. Dort würden die zwei Freundinnen das Missverständnis dann klären. Am nächsten Morgen musste Mai schweren Herzens feststellen, dass ihr Mai aus dem Weg ging. Sie versuchte mehrere Male sie anzusprechen, doch Reo wich ihr aus. Es hätte Mai bereits geholfen wenn ihr ihre Freundin gesagt hätte, dass sie sauer auf sie wäre, doch Reo fand ständig Ausreden. Einmal hatte sie keine Zeit und einmal musste sie lernen. Mai kam den ganzen Tag nicht an sie heran. Sie hoffte sie auf dem Heimweg abzupassen, doch Reo schien heute eine andere Route genommen zu haben. „Ist alles in Ordnung?“, vernahm sie unerwartet eine Stimme hinter sich. Sie drehte sich nun und erblickte Tamaki. „Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.“, schnitt er ein unschuldiges Gesicht. Mai seufzte. „Kann ich dich etwas fragen?“, wollte sie schließlich wissen. Tamaki nickte nur. Kurze Zeit später saßen beide auf einer Parkbank und Mai erzählte von ihrem Missgeschick. „Und sie hat den ganzen Tag kein Wort mit dir gewechselt?“, frage Tamaki ungläubig. Mai sank in sich zusammen. „Nicht wirklich? Ich habe versucht mich zu entschuldigen, aber es war doch nicht einmal mit Absicht!“, wand sie ein. Tamaki sah sie mitleidig an. „Und du glaubst weil ich einen guten Draht zu ihr habe könnte ich dir helfen?“, hakte er nach. Mai brummte nur. „Ich weiß, reden muss ich schon selbst mit ihr. Aber ich kann einfach nicht nachvollziehen was sie hat!“, gestand sie. Das wiederum schien Tamaki zu überraschen. „Ist das nicht logisch?“, sagte er nun. Mai sah ihn verdutzt an. „Mai ist doch erst vor kurzem hierher gezogen. Und auf unsere Schule geht sie auch erst seit nichtmal ganz zwei Wochen. Du warst die erste Person, die sich ihrer angenommen hat. Sie hat dir sofort vertraut und sich ab da auf dich verlassen.“, wand er ein. Mai musste ihm zustimmen. Sie hatte Reo tatsächlich viel Aufmerksamkeit geschenkt. „Das ist nur meine Meinung aber… wen einem von einem Freund wehgetan wird… ist das dann nicht noch schlimmer als es bei einem Fremden der Fall wäre?“, tat Tamaki seine Meinung kund. Mai konnte gar nicht anders als ihm zuzustimmen. „Also… was soll ich deiner Meinung nach machen?“, wollte sie einen Rat. Tamaki verzog seinen Mund zu einem Lächeln. „Das fragst du mich? In diesem Fall sei einfach du selbst. Was würde die Mai Sawaguchi tun, wenn ihr etwas nicht in den Kram passt?“, drehte er den Spieß um. Mai verstand sofort worauf er hinaus wollte. „Nicht locker lassen!“, sagte sie triumphierend. Tamaki nickte und stand auf. „Richtig. Ich würde vorschlagen du versuchst es weiter. Wenn Reo erkennt wie wichtig sie dir ist, wird sich schon alles von selbst ergeben.“, war er sich sicher. Mai nickte und dankte ihm. Tamaki wollte wieder gehen, doch Mai hielt ihn an der Schulter zurück. „Fujiwara-kun du…“, sagte sie und sah verlegen zu Boden. „Ja…?“, hinterfragte Tamaki der über Mais Berührung kurz irritiert war. „Du… bist gar kein solcher Idiot, ich wie ich gedacht habe.“, sagte Mai mit lachender Stimme so, dass es gar nicht beleidigend klingen konnte. Tamaki hingegen verwirrte dies zusehends. Doch Mai ließ ihn einfach stehen und lief in Richtung Bahnstation. Dort nahm sie die nächste Mitfahrgelegenheit um zu Reos Haus zu gelangen. Einmal stieg sie falsch aus und musste sich neu orientieren. Bald stand sie aber vor Reos Haus und betätigte die Klingel. Reos Mutter öffnete ihr und sah sie überrascht an. „Also… ist Reo schon zu Hause?“, wollte sie wissen. Reos Mutter nickte und ließ sie herein. Mai lief die Treppe zu Reos Zimmer hinauf. Sie wollte sie überrumpeln, damit sich diese nicht wieder einschließen konnte. Reo saß auf ihrem Bett und sah Mai erstaunt an, als diese vor ihr auftauchte. „Mai warum…“, begann sie doch ihre Freundin schnitt ihr das Wort ab. „Reo es tut mir wirklich Leid. Ich wusste das von deinem Vater nicht. Ich weiß ich bin oft vorschnell und sollte mehr darüber nachdenken was ich sage. Aber glaube mir, dass letzte was ich wollte war dich zu verletzen. Ich habe dich bereits seit dem ersten Tag gemocht, ich möchte nicht dass wir uns nun wegen sowas streiten. Bitte Reo, verzeih mir noch einmal.“, gab Mai ihr bestes Reo zu überzeugen. Diese seufzte nur. „Dummkopf.“, erwiderte sie dann. Mai versuchte zu lächeln. „Ja bin ich. Aber verzeihst du Dummköpfen in der Regel auch?“, wollte sie wissen. Reo zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber verzeihe dir. Ich glaube ich habe selbst etwas überreagiert. Es ist einfach nur so…. dass ich immer noch oft an ihn denke. Als du sagtest ich könnte froh darüber sein, dass er nicht mehr da ist habe ich einfach… nein mir tut es auch Leid. Ich muss mich auch entschuldigen, Verzeihst du mir?“, bat Reo ebenfalls. Mai war im ersten Moment überrascht. „Nein.“, sagte sie schließlich. Reo blickte sie verdutzt an. „Natürlich verzeih ich dir. Und jetzt ist wieder alles in Ordnung zwischen uns oder?“, wollte sie wissen. Reo erhob sich von ihrem Bett und nickte. „Ja lass uns diese Geschichte vergessen.“, beschloss sie. Als nächstes hörten die beiden das Rufen von Reos Mutter. „Das Essen scheint fertig zu sein.“, erklärte Reo. „Was hältst du wenn wir heute das Mittagessen von gestern nachholen?“, schlug sie vor. Mai hatte nichts dagegen. Auch wenn sie abermals als unangemeldeter Gast eingedrungen war. Doch das war ihr nun egal, solange sie sich nur wieder mit Reo vertrug. Sie war froh darüber ihre Freundin wieder zurückgewonnen zu haben. Teil 5 Es waren etwa 4 Monate seit Beginn des Semester vergangen. Reo konnte sich dem Gedanken nicht mehr entgegenstellen sich in der Klasse sowie ihrer Umgebung wohl zu fühlen. Sie verstand sich prächtig mit Mai, welche sich seit damals immer öfter mit Reo bei ihr zum Lernen traf. Mai durfte sie jedoch nur selten besuchen, da sich diese stets über ihre kleine Wohnung beklagte. Auch mit Nanami, Yuuna und den anderen in ihrer Klasse hatte sie keine Probleme. Es war an einem Donnerstag als Mai in ihrem Notizblock blätterte und kurz nach Beendigung der letzten Schulstunde aufsprang. „Wie konnten wir das nur solange hinauszögern?“, fragte sie an Nanami und Yuuna gewand. Die Mädchen sahen sie fragend an. „Wir hatten doch gegen Ende des letzten Semesters beschlossen die Theater-AG neu zu eröffnen.“, erklärte sie. Nanami und Yuuna sahen sich an, konnten aber nur nicken. „Das war aber keine fixe Idee, oder?“, traute sich Yuuna zu fragen. Reo stieß zu ihnen und erkundigte worum es genau ging. Mai setzte sich und weihte sie ein. „Vor einigen Jahren gab es hier mal eine Theater-AG. Aber die wurde aufgegeben seitdem verrotten die Sachen in den Schränken. Der Direktor gab uns das Ultimatum, entweder alles wegwerfen oder darüber nachdenken etwas aufzuführen. Und ich als Klassensprecherin musste mich der Sache natürlich sofort annehmen.“ Reo sah zu Nanami und Yuuna die nur gequält lächelnden. Als Tamaki vorbeischlenderte, wurde er sofort von Mai gestoppt. „Warte Fujiwara-kun! Hast du letztes Semester nicht auch Interesse bekundet?“, hakte sie nach. Tamaki brauchte etwas, bis er die richtige Antwort fand. Reo konnte sich ausmalen, dass Tamaki so gut wie zu allem ja sagte worum ihm Mai bat oder was sie ihm vorschlug. „Naja ich weiß nicht so recht…“, begann er, doch Mai nutzte seine Unentschlossenheit aus. „Gut! Dann gehen wir gleich ins Untergeschoss der Schule und sehen uns an was wir verwerten können.“, entschied sie. Tamaki und die drei Mädchen wussten, dass sie kaum eine Wahl hatten. Auf dem Weg dorthin trafen sie Yusuke der Tamaki unbedingt seelischen Beistand leisten wollte. Mai versuchte auch ihn für die Theater-AG zu gewinnen, doch Yusuke bewies mehr stärke als der schwer verliebte Tamaki. Dafür musste er im Saal der ehemaligen Theater-AG mithelfen die teilweise verstaubten Gegenstände und Kleider aus den Schränken zu heben. Mai war die erste die es nicht unterlassen konnte eines der Kleider anzulegen. „Wie sehe ich aus?“, fragte sie im schicken Abendkleid, mit dem sie eine Prinzessin darstellen sollte. „Moe, Sawaguchi-hime.“, stichelte Yusuke. Mai verbannte ihn auf einen der Sitze. Auch Nanami setzte sich zu ihm. Während die beiden ins Gespräch kamen hatte auch Yuuna eines der Kleider angezogen. „Hey Reo, willst du nicht auch?“, bot Mai ihr eines an. Doch Reo schüttelte nur den Kopf. „Passe, ich wüsste auch gar nicht was ich tun sollte.“, entgegnete sie. Yuuna brummte hörbar. „Stimmt ja, an was für eine Art Stück hast du denn gedacht?“, wollte sie von Mai wissen. „Naja der Direktor hat Schneewittchen vorgeschlagen, dafür haben wir die passenden Kostüme.“, erinnerte sie. Yuuna verzog die Lippen. „Vor ein Babystück? Ich dachte mehr an Romeo und Julia.“, schlug sie vor. Mai sah zu den Requisiten. „Aber ich bezweifle, dass wir dafür alles richtige hier haben.“, meinte sie. Tamaki hatte inzwischen eine Krone aus Pappmasche aufgehoben und aufgesetzt. „Falls es Schneewittchen wird bin ich ja wohl am geeignetsten als Prinz.“, setzte er sich in Pose. Doch Mai nahm ihm die Krone schnell wieder ab und setzte sie selbst auf. „Nichts da! Du wärst als Zwerg wesentlich besser geeignet. Außerdem spiele ich den Prinzen. Wenn es tatsächlich zu einer Aufführung kommen sollte wäre ich der Direktor und müsste Regie übernehmen. Dann wäre für mich nur eine kleine Rolle drin. Und der Prinz erscheint erst gegen Ende der Geschichte.“, wand sie ein. Tamaki schien sich grad seine Rolle als Zwerg bildlich vorzustellen, zumindest wirkte er nicht sonderlich begeistert. Aber er beugte sich Mais Wunsch und bekam eine Warze auf die Wange geklebt. Ein Spruch seitens Yusuke machte die Sache nicht besser. „Yuuna, du spielst das Schneewittchen in Ordnung?“, sagte Mai an ihrer Freundin gewand. Diese wirkte noch etwas unsicher und sah zu Reo. Diese schüttelte aber den Kopf. Yuuna seufzte. „Gut welcher Szene als erstes?“, wollte sie wissen. „Die Kussszene natürlich!“, sagte Mai wie selbstverständlich. Yuuna sah sie entgeistert an. „Was denn? Das ist die einzige Szene wo Schneewittchen und der Prinz auftauchen. Und mit Tamaki haben wir nur einen Zwerg, das ist die einzige Szene die bleibt.“, erklärte sie. Das musste Yuuna einsehen. „was… soll ich tun?“, fragte sie zögernd. Mai grinste nur. „Du hast gerade vom vergifteten Apfel gegessen und liegst im Tiefschlaf. Der Prinz kommt angeritten und versucht dich wach zu küssen.“, erklärte sie. Sie bat Yuuna sich auf den Rücken zu legen und sich schlafen zu stellen. Ihre Freundin folgte ohne Widerrede. Sie schien schon froh zu sein, dass sie keinen Text hatte. Mai begann und sagte ein paar Pherse aus, auch wenn sie nicht einmal ein Drehbuch hatte. Schließlich beugte sie sich über Yuuna und machte kurz vor ihrem Gesicht halt. Alle anderen sahen verblüfft zu. „Hey… will sie wirklich so weit gehen?“, fragte Tamaki, der es wohl für etwas übertrieben fand. „Ach du schlafende Prinzessin. Wenn ich dich doch nur irgendwie retten könnte.“, leierte Mai herunter und senkte ihren Kopf. Ihre Lippen steuerten auf Yuunas zu und alle sahen gebannt zu. Reos Augen verengten sich. Mai übertrieb wieder einmal, vermutlich diesmal zu Yuunas Leidwesen. Kurz vor deren Lippen stoppte Mai jedoch. „Naja das dürfte reichen schätze ich.“, sagte sie schmunzelnd. Yuuna seufzte und erhob sich. „Für den Anfang doch nicht schlecht oder?“, fragte Mai die anderen. Tamaki setzte sich auf den Rand der Tribüne. „Dieses Mädchen macht mich wirklich fertig.“, sagte er so leise wie möglich. Dann sah er wie Yusuke und Nanami aufgestanden waren und in Richtung Tür schlenderten. „Hey Yusuke! Warte mal!“, holte er seinen Freund ein. „Wo willst du hin?“, wollte er von diesem erfahren. Dieser lächelte verlegen. „Du kommst hier doch auch ohne mich zurecht oder? Ich habe Nanami auf einen Kaffee eingeladen, ich meine die Schule ist aus und wir beide haben nicht wirklich Interesse an dem hier.“, gab er zu. Tamaki zog Yusuke leicht zur Seite und flüsterte ihm ins Ohr. „Du hast nie erwähnt, dass du auf Nanami stehst.“, sagte er. Yusuke schluckte. „Um ehrlich zu sein habe ich das selbst erst vor einer Minute herausgefunden. Also habe ich sie gefragt ob sie mich begleitet.“, erwiderte er. Tamaki sah seinen Freund überrascht an. „Wie machst du das nur? Ich plane Mai schon über ein Jahr einzuladen.“, gab er zu. Yusuke sah ihn zweifelnd an. „Ja weil du nie auf meine Ratschläge hörst. Naja wir bereden das ein anderes mal, jetzt wartet Nanami auf mich.“, wandte er sich von Tamaki ab und verließ mit Nanami den Saal. Mai sah ihnen erbost nach, als hätte sie ihre Freundin im Stich gelassen. „Reo! Da Nanami ausfällt musst du ran!“, rief sie ihrer Freundin zu. Reo schien sich mit dieser Idee jedoch weniger anfreunden zu können. „Ich finde Yuuna macht das hervorragend!“, sagte sie schnell. Doch Yuuna schien bereits genug zu haben, denn sie hatte das Kleid bereits abgelegt. „Versuch es nur einmal und schau wie es dir gefällt.“, wollte sie Reo überzeugen. Reo nickte schließlich und betrat die Bühne. Vielleicht würde es ihr tatsächlich Spaß machen, dachte sie, als sie Yuunas Kleid umlegte. Wie zuvor Yuuna legte sie sich auf den Bretterboden der Tribüne und schloss die Augen. Als sich Mai jedoch über sie beugte blinzelte sie immer wider um sicherzugehen, dass Mai nicht schon wieder etwas Unerwartetes anstellte. Diese räusperte sich und sagte die selben Pherse auf wie letztes Mal. Dann näherte sich ihr Gesicht Reos und diese schluckte schwer. Sie roch wieder den Kirschblütenduft, der scheinbar von Mais Haaren ausging. Mai war kurz über Reos Lippen, als sie inne hielt. „Na also!“, sagte sie, und wollte sich wieder aufbeugen. Dabei stieß sie mit dem Knie jedoch unabsichtlich gegen Reos Wade, welches bei dieser einen kurzen Schmerz auslöste. Reo stieß einen unterdrückten Schrei aus und schnellte hoch. Mai konnte sich nicht rechtzeitig wegdrehen als die Köpfe der beiden kollidierten. Es dauerte einen Moment, als die beiden begriffen, dass sich auch unabsichtlich ihre Lippen berührt hatten. Mai zuckte sofort zurück und versuchte aufzustehen. „Tut mir Leid! War meine Schuld!“, sagte sie beschämt. Reo befeuchtete sich nun ihre Lippen und wand den Blick. „Kann passieren…“, entgegnete sie. Tamaki sah zu Yuuna und diese zu Tamaki. „Ich denke davon erzähle ich Yusuke nichts.“, sagte er mit gespieltem Lachen. Yuuna stimmte ihm zu. Dieser hätte nur wieder dumme Witze gerissen. „Ich hoffe es war nicht allzu schlimm.“, sagte Mai um die Situation aufzulockern. Reo schüttelte den Kopf. Wenig später verlor niemand mehr ein Wort über das Missgeschick. Yuuna hatte ein altes Drehbuch aufgestöbert, aus dem sie, Reo und Mai nun Texte lasen. Auch Tamaki versuchte sein Glück, zumindest bis es ihm zuviel wurde. Er verabschiedete sich und ließ die drei Mädchen allein. Als diese ebenfalls genug hatten verließen sie die Schule und machten es Yusuke und Nanami gleich. Sie kehrten in ein Cafe ein und ruhten sich dort erstmal aus. Als Yuunas Handy vibrierte sah sie nach und fand eine Nachricht von Nanami. „Sie schreibt das Date mit Yusuke hat ihr Spaß gemacht, sie will mich sehen und mir alles erzählen.“, verriet sie. Mai und Reo hatten nichts dagegen und verließen das Cafe selbst kurz darauf. Für den Rest des Tages zogen sie sich ausnahmsweise in Mais Wohnung zurück und zu lernen und die für Morgen fälligen Hausaufgaben nachzuholen. Es war schon recht spät als sich Mai von Reo verabschiedete. Es hatte zu regnen begonnen und Mai wollte wissen ob es wirklich in Ordnung war so rauszugehen. Reo sah kein Problem darin, nicht zuletzt da ihr Mai großzügig einen Schirm spendiert hatte. Sie ließ ihre Freundin allein und schlenderte die Straße zur Bahnstation entlang. Einmal musste sie kurz niesen, der Regen war stärker geworden. In ihrer Nähe schlug ein Blitz ein und sie beschloss sie zu beeilen. Doch aus irgendeinem Grund musste sie an ihren vermeintlichen Kuss mit Mai denken. Dieser war genauso unerwartet eingetroffen wie der Blitz. Natürlich es war ein Missgeschick, und solche vergaß man für gewöhnlich wieder. Aber aus irgendeinem Grund wollte er Reo nicht mehr aus dem Kopf gehen. Woran das wohl lag? Die Spätfolgen des nächtlichen Spaziergangs zeigten sich am nächsten Schultag. Reo war bereits den ganzen Unterricht über unaufmerksam. Mai schob es einer Übermüdung zu, sie selbst hatte einige Erfahrung damit. Doch es war während es Sportunterrichts als Reo plötzlich auf ihre Knie sackte. Schüler und Lehrer versammelten sich um sie und Mai stützte sie. „Ich fühle mich so K.o“, krächzte Reo. „Das war sicher der Regen gestern. Du musst dir eine Erkältung geholt haben.“, war sie sich sicher. Der Lehrer beschloss Reo auf das Krankenzimmer der Schule zu bringen. Die anderen Schüler sollten währenddessen mit ihren Übungen fortfahren. Mai wollte Reo begleiten, doch der Lehrer war dagegen. Also blieb sie mit ihrer Ungewissheit zurück und musste bis zur Pause warten. Als diese begann rannte sie sofort zum Krankenzimmer und sah nach ihrer Freundin. Reo war die einzige. Sie schlief in einem Bett und sah Mai glasig an. Diese schritt zu ihrem Bett und sah sie an. „Sorry, ich hätte dich gestern nicht mehr heimschicken sollen. Was sagt die Schulärztin?“, wollte sie wissen. Reo zuckte mit den Schultern. „Die war nur kurz da, aber es ist wohl eine einfache Erkältung.“, beruhigte sie Mai. Diese setzte sich an die Kante des Bettes. „Hast du auch Fieber?“, wollte sie erfahren. Reo schüttelte leicht den Kopf. „Denke nicht.“, antwortete sie. „Denke nicht? Hat die Ärztin das nicht überprüft?“, stutzte Mai. Reo seufzte. „Wohl schon, andernfalls hätte sie mir etwas dagegen gegeben oder? Mir ist auch mehr schlecht als heiß.“, erklärte sie. Doch Mai schien dies nicht zu genügen. Sie beugte sich über Reo, wie beim Theater-Stück und legte ihre Stirn auf Reos. „Hmm…“, machte sie nur als könne sie so am besten die Temperatur messen. Mai wechselte die Blickrichtung. „Scheint alles in Ordnung zu sein.“, entschied Mai. „Sage ich doch! Nimm jetzt deinen Kopf weg!“, behaarte Reo etwas rau. Mai nahm Abstand. „Ich… wollte dir nur helfen.“, verteidigte sie sich. Reo schluckte. „Dann geh bitte wieder. Die Ärztin meinte ich muss mich erholen, dann bin ich morgen wieder fitt. Aber dazu benötige ich Ruhe.“, erklärte sie. Mai nickte zaghaft. „Dann… lasse ich dich allein in Ordnung?“, sagte sie und drehte sich um. Vor der Tür blieb sie noch einmal stehen, falls Reo doch etwas brauchen könnte, doch ihre Freundin sah sie nicht einmal an. War sie ihr vielleicht doch sauer wegen der Erkältung? Nein, Mai hatte das Gewitter doch nicht voraussagen können. Sie hätte Reo ja angeboten bei ihr zu übernachten, doch das hatte das Mädchen nicht gewollt. Also warum jetzt der rüde Ton? Mai verließ das Krankenzimmer und ließ Reo in Ruhe schlafen. Dieser gelang es tatsächlich sich auszuruhen. Bevor sie die Augen schloss fragte sie sich jedoch selbst warum sie so schroff zu Mai gewesen war. Diese wollte ihr doch nur helfen, richtig? Aber aus irgendeinem Grund hatte sie sie von sich weggestoßen. Noch bevor sie endgültig einschlief wurde ihr die Wahrheit unweigerlich bewusst. Als Reo den nächsten Tag nicht zur Schule kam, spürte Mai dass sie sich Sorgen machte. Sie rief Reo an, doch diese wimmelte sie nur ab. Sie beruhigte sie, dass sie sich nur einen Tag ausruhe und morgen wieder zur Schule kommen würde. Auch von Mais Vorschlag sie zu besuchen hielt sie wenig. Mai akzeptierte es und wartete auf den nächsten Tag. Sie wartete vor dem Schultor und winkte Reo zu als diese auf sie zusteuerte. Doch reo wirkte eher abweisend und sprach kaum viele Worte mit ihr. „Fühlst du dich immer noch nicht wohl? Du siehst blass aus.“, meinte Mai. Reo zuckte aber nur mit den Schultern und betrat die Schule. Mai versuchte immer wieder mit ihr zureden, doch stets wimmelte sie Reo ab. Selbst auf die Frage ob diese sauer auf sie wäre, verneinte sie. „Reo-chan sieht aber nicht wirklich gesund aus.“, sagte schließlich Tamaki als er an Mai vorbeiging. Diese nickte zaghaft. „Sie sagt aber es wäre alles ok. Ich weiß nicht warum, aber es kommt mir vor, dass sie wütend auf mich ist.“, gestand sie. Tamaki sah sie überrascht an. „Weshalb denn?“, wollte er wissen. Doch Mai konnte ihm diese Frage nicht beantworten. Tamaki bot an mal ihr zu sprechen, doch Mai wehrte ab. Falls sie wieder einmal etwas Falsches zu Reo gesagt hatte musste sie es selbst klären. Der Tag ging vorüber und Mai wartete am Tor der Schule auf Reo. Als diese erschien winkte sie ihr zu, doch Reo ging einfach an ihr vorbei. „Hey warte mal! Ich begleite dich wieder zum Bahnsteig!“, beschloss sie. „Nicht nötig, danke.“, sagte Reo und beschleunigte ihren Schritt. Mai folgte ihr aber ohne große Umschweife, auch wenn Reo das nicht wollte. „Was habe ich dir bitte getan? War doch nicht meine Schuld, dass du immer so stur bist, nie auf mich hörst und deshalb eine Erkältung bekommst!“, entgegnete sie. Doch Reo erwiderte nichts darauf. Sie hatten inzwischen die Wohngegend erreicht und Reo ging immer schneller. Doch schließlich packte sie Mai an der Schulter und zog sie zurück. „Jetzt rede mit mir!“, bat Mai eindringlichst. Reo wich ihrem Blick aus. „Was denn? Ich habe doch gesagt es ist alles in Ordnung.“, bestand sie darauf. Doch Mai ließ nicht locker. „Glaube ich dir nicht! Du weichst mir mit Absicht aus, und ich möchte wissen, was ich wieder verbockt habe.“, sprach sie. Reo brummte leise. „Nichts. Du hast nichts gemacht.“, versicherte sie. Mai ließ sie los, sah sie aber ungläubig an. „Aber… warum hasst du mich dann auf einmal von einem Tag auf den anderen?“, verstand sie ihre Freundin nicht. Reo weigerte sich weiterhin direkt ihr in die Augen zusehen. „Ich… ich hasse dich nicht. Im Gegenteil.“, brachte Reo nur heraus. Mai sah sie verdutzt an. „Im Gegenteil? Du benimmst dich aber so als könntest du mich nicht leiden!“, sagte sie. Reo wirkte wieder als wäre ihr unwohl, war ihre Erkältung wieder ausgebrochen? „Natürlich kann ich dich leiden. Sehr sogar.“, sprach sie leise. Mai verengte die Augen. „Aber… dann verstehe ich dein Verhalten nicht.“, gestand sie. Reo war die Situation sichtlich unangenehm. „Es ist nur… dass ich dich… wirklich sehr sehr gerne habe.“, verriet sie. Mai brauchte einige Zeit um ihr zu folgen. „Sehr… sehr gerne?“, fragte sie verdutzt. „Tut mir Leid!“, schrie Reo nun und begann zu rennen. Mai versuchte ihr zu folgen, doch sie konnte mit dem Mädchen nicht mithalten. Sie rief ihr nach, doch Reo war bald darauf verschwunden. Was war das gerade? Wie hatte Reo das gemeint? Mai versuchte wie wild andere Erklärungen für Reos Worte zu finden, doch es gelang ihr nicht. Sie war sich sicher Reos Worte richtig interpretiert zu haben. Leider. Zu Reos Glück war die Bahn pünktlich gewesen. Sie hatte befürchtet Mai hätte sie eingeholt und sie zurückgehalten. Reo hätte das nicht durchgestanden. Zu Hause angekommen schloss sie sich in ihrem Zimmer ein. Mai hätte sie immer noch besuchen können. Doch zum Glück geschah dies nicht, auch wenn ihre Freundin versuchte sie dutzende Male zu erreichen. Reo drückte sie jedes mal weg. Schließlich schaltete sie ihr Handy aus und legte sich in ihr Bett. Was genau hatte sie getan? Ihr war erst selbst nicht gewusst gewesen, was sie da geredet hatte. Doch dann war es ihr klar geworden. Und dass sie ihre Worte nicht mehr hatte zurücknehmen können. Es war zu spät gewesen und ihr war nur noch die Flucht geblieben. Sie warf sich die Decke um den Kopf und fragte sich wie es nun nur weitergehen sollte. Mai hatte fest darauf gehofft am nächsten Tag wieder mit Reo zu sprechen, doch diese erschien nicht. Ihr Lehrer erklärte ihr, ihre Erkältung hätte sich wieder verschlimmert und sie würde sicherheitshalber noch ein paar Tage zu Hause bleiben. In dieser Zeit ging Reo weder ans Telefon noch öffnete jemand die Tür. Wenn Mai wenigstens die Möglichkeit gehabt hätte mit ihrer Mutter zu sprechen, doch was hätte sie dieser sagen sollen? Mai verstand ja selbst noch nicht wirklich was ihr Reo da gesagt hatte. Doch sie wusste auch, dass sich Reo nicht ewig vor ihr verstecken konnte. Der tag an den sie wieder erschien war ein Montag. Doch leider trat genau das ein was Mai befürchtet hatte. Reo wechselte kein Wort mit ihr. „Tut mir Leid das ganze ist meine Schuld. Es ist mein Problem, ich werde dich damit nicht weiter belästigen.“, war das einzige das sie zu ihr sagte. Mai reichte das natürlich nicht. Nanami und Yuuna fragten sie um was es in ihrem Streit ging, doch Mai konnte ihnen keine Antwort darauf liefern. Der Lehrer erzählte ihnen etwas über eine Klassenexkursion nach Nishitama, doch selbst das war für Mai nicht interessant. Ständig sah sie zu Reo doch diese wich ihrem Blick aus. Eine Woche verging und nichts besserte sich. Am Wochenende wollte Mai Reo wieder besuchen. Deren Mutter war zwar zu Hause, doch Reo wollte Mai nicht sehen. Das Mädchen musste unverrichteter Dinge wieder gehen. Am nächsten Montag fand dann die Klassenexkursion statt. Mai versuchte sich im Bus neben Reo zu setzen, doch diese saß bereits neben einer anderen Schülerin. Sie wollte weiterhin nicht mit Mai reden. „Immer noch Streit?“, fragte plötzlich Tamaki der sich neben sie setzte. Mai sah ihn überrascht an. Tamaki grinste verlegen. „Sorry sonst war nichts frei.“, rechtfertigte er sich. „Sitzt du nicht bei Yusuke-kun?“, hakte Mai nach. Doch Tamaki schüttelte den Kopf und wies auf seinen Freund. „Er und Nanami sind nicht mehr zu trennen.“, erklärte er. Mai nickte abwesend. Tamaki versuchte ihr noch ein paar Informationen zu entlocken, doch ohne erfolg. Als die sie endlich am Zielort angekommen war konnte Mai kaum den Ausführungen ihres Lehrers folgen. Ständig schwankten ihre Blicke zu Reo, doch diese wand sie stets von ihr ab. Als der Lehrer ihnen eine Stunde freie Zeit verschaffte wollte Mai mit ihr reden, doch sie war verschwunden. Mai fragte Yuuna, doch diese wusste nicht einmal wo Nanami und Yusuke steckten. Selbst die beiden hatten die freie Zeit für sich selbst genutzt. Schließlich wand sich Tamaki an sie. „Hey ich wollte mir die Aussichtsplattform aussehen, hast du Lust mich zu begleiten?“, schlug er vor. Mai sah ihn nur fragend an. „Der Lehrer hat sie doch vorhin erwähnt schon vergessen? Wir müssen ein paar Stufen hochsteigen, doch von oben sollen wir eine super Aussicht auf die Berge haben.“, gab er preis. Mai nickte. Sie musste zugeben im Moment ohnehin nichts Besseres vorgehabt zu haben. Es erwies sich als anstrengend die Stufen hinauf zu schreiten, zweimal mussten sie eine Pause einlegen. Als sie endlich oben angekommen waren konnte Mai nur staunen. Die Aussicht war atemberaubend, und das schien nicht nur sie zu denken. Einige andere Schüler ihrer Klasse hielten sich ebenfalls an diesem Ort auf. Mai zuckte als sie Reo sah. Diese ignorierte sie jedoch weiterhin. Sie stand an der Balustrade und sah zu den Bergen. Tamaki versuchte die Stimmung aufzubessern und ließ seinem Enthusiasmus freien Lauf. Mai wollte ihn nicht verärgern und spielte mit. Doch ihre gespielte gute Laune half ihr nicht wirklich. Bald verließen immer mehr Leute die Plattform bis außer Mai, Tamaki und Reo nur noch ein Junge aus ihrer Klasse da war. „Ich sorge dafür, dass ihr euch endlich aussprechen könnt.“, sagte Tamaki schließlich. Mai sah ihn nur verdutzt an. Tamaki schlenderte zu seinem Freund und sprach mit ihm, so dass Mai es nicht hören konnte. Aber egal was es war, es half. Der Junge verließ zusammen mit Tamaki die Plattform. Mai hielt den Atem an. Erst jetzt realisierte sie dass sie mit Reo allein war. Doch auch ihre Freundin schien dies zu begreifen. Reo beeilte sich nun und steuerte auf den Treppenabgang zu. Doch Mao holte sie ein, breitete ihre Arme aus und versperrte ihr den Weg. „Warte bitte!“, sah sie Reo an. Diese wich wie gewohnt ihrem Blick aus. „Ich… ich möchte mich entschuldigen.“, gestand sie. Reo hob die Augenbrauen. „Du… du hast nichts falsch gemacht. Es ist meine Schuld.“, erwiderte sie. Mai zögerte kurz. „Ja richtig. Du hast recht es ist deine. Ich wollte ja mit dir reden, aber du versteckst dich ja lieber vor mir und ignorierst mich!“, warf sie ihr vor. Reo nahm nun Abstand und lief weg. Mai folgte ihr, schließlich versperrte sie den einzigen Ausgang und Reo konnte vor der Aussprache nicht flüchten. „Jetzt warte endlich!“, rief sie ihr hinterher. „Ich sagte das ganze ist mein Problem!“, erwiderte Reo die jetzt vor einem Baum zum Stillstand gekommen war. Mai schlug wütend ihre Faust gegen ihn, direkt neben Reos Gesicht. „Eben nicht! Ich will nicht wegen deinem komischen Problem, was immer es auch ist eine Freundin verlieren!“, vertrat Mai ihren Standpunkt. Reo fühlte sich sichtlich unwohl in Mais Gegenwart. „Genau das ist es ja! Wegen mir könnte unsere Freundschaft zerbrechen. Und du bist mir in den letzten Monaten so… wichtig geworden das ich das nicht ertragen könnte.“, gestand Reo. Mai seufzte. „Aber so ist es doch auch nicht besser. Du gehst mir ständig aus dem Weg, das finde ich wesentlich schlimmer.“, sagte sie. „Das weiß ich doch… aber… was soll ich sonst tun? Mai, ich mochte dich von Anfang an. Wie du dich um mich gekümmert hast und dass du sofort meine Freundin werden wolltest, obwohl du gar nichts von mir wusstest. Aber… ich mag dich inzwischen einfach zu sehr. Deswegen…“, sprach Reo, bis sie Mai unterbrach. „Immer noch?“, fragte diese, ihre Miene halb zu einem Lächeln verzogen. „Immer noch?“, fragte Reo nach. „Du hast mir doch schon am Anfang misstraut. Damals als wir uns vor der Schule begegneten hast du dich einfach von mir mitziehen lassen. Und das galt auch für die Zeit danach. Natürlich du warst neu und wolltest vermutlich nur Anschluss finden. Deshalb habe ich erst gedacht, es wäre dir egal gewesen wer deine Freundin wäre. Dass du mich nur als Hilfe angesehen hast um dich zu Recht zu finden.“, gestand sie. Reo schüttelte wie wild den Kopf. „Nein! Ganz und gar nicht! Glaub mir, so habe ich das nie gesehen. Du warst… du bist… immer noch eine sehr Wichtige Person für mich.“, schrie sie beinahe. Mai spürte wie eine Priese kühlem Wind sie umfasste. „Glaubst du vielleicht… du bist mir nicht wichtig?“, erwiderte sie dann. Nun sah Reo sie endlich an. „Ach wirklich?“, klang sie beinahe teilnahmslos. „Jetzt nicht diese Einstellung! Ja du hast mich letztens überrascht, aber als ich darüber nachdachte, habe ich es endlich verstanden. Ich beweise es dir, gut?“, fragte Mai und ihre Hand ließ vom Baumstamm ab und umschloss Reos Wange. Diese zuckte zuerst zurück, doch Mai fasste mit ihrer anderen Hand an Reos Schulter und zog das Mädchen zu sich. Erst zögerten beide etwas, dann rückte Mai näher und umschloss Reos Lippen mit ihren eigenen. Erst riss Reo ihre Augen weit auf, dann schloss sie sie langsam. Sie hatte erwartet es wäre wie beim Zusammenstoß auf der Theaterbühne, doch sie irrte sich. Es war wesentlich intensiver, schöner, fühlte sich aber auch seltsamer an. Ihre Lippen trennten sich wieder und die beiden sahen sich für einen Moment nur an. Dann drückte Mai ihre Freundin wieder an sich. „Mai…“, gab Reo nur von sich und war einfach nur glück in den Armen ihrer Freundin zu liegen. Tamaki beschlich ein erleichtertes Gefühl als der die die Treppe hinter sich gelassne und wieder festen Boden unter sich hatte. Hoffentlich würde Mai ihre Chance nutzen und sie und Reo könnten ihren Streit bereinigen. Und Tamaki war derjenige der das Möglich gemacht hatte. Auf irgendeine Weise fühlte er sich stolz. Doch er versuchte den Gedanken sofort wieder abzuschütteln. Er hatte das ja schließlich nicht nur getan um bei Mai einen Stein im Brett zu haben, richtig? Dennoch gefiel ihm der Gedanke, dass Mai ihm jetzt dankbar sein musste. „Hey Tamaki!“, hörte er wie nach ihm gerufen wurde. Er sah sich um und erkannte Yusuke. Nanami hatte sich bei ihm eingehängt. „Hey Yusuke, wo seid ihr denn gewesen?“, rief er überrascht zurück. „Na auf der Plattform.“, erwiderte Nanami vergnügt. Tamaki runzelte aber die Stirn. „Ich war doch gerade oben und habe euch nicht gesehen.“, erwiderte er. Yusuke und Nanami sahen einander an und lächelten. 10 Minuten später hatten sich die drei in ein Cafe gesetzt und tranken etwas. „Wie jetzt, es gibt zwei davon?“, hakte Tamaki nach. Yusuke nickte. „Ja eine Plattform an der West und eine an der Ostseite. Wir haben die an der Ostseite genommen weil wir dachten, dass dort weniger von unseren Mitschülern wären.“, erklärte er. „Aha. Will gar nicht wissen was ihr allein so gemacht hat.“, nutzte er die Chance um auch einmal Yusuke auf die Palme zu bringen. Der wollte etwas erwidern, doch Nanami schritt ein. „Du warst also auf weiblichen Liebesplattform ja?“, wollte sie wissen. Doch Tamaki sah sie nur verdutzt an. Yusuke flüsterte ihr etwas ins Ohr und Nanami kicherte. „Das ist die Geschichte die wir im Reiseprospekt gelesen haben. Vor 100irgendwas Jahren soll es hier in der Gegend einen Krieg gegeben haben. Ein Soldat war gezwungen seine Frau zu verlassen und sich der Armee anzuschließen. Die Frau weinte sehr, vor allem da ihr Mann sehr lange weg war. Nach einem Jahr schrieb ihr dieser einen Brief. Er würde für einen Tag Urlaub von der Front bekommen und sie sollte in den Norden reißen. Dort gebe es eine Aussichtsplattform von der man die ganzen berge überblicken könne. Sofort begann die Frau ihre Reise und wartete am vereinbarten Treffpunkt. Doch der Soldat erschien nicht. Sie wartete die ganze Nacht, und gab am Morgen danach erschöpft auf.“, begann Nanami zu erzählen. Tamaki hatte gespannt zugehört. „Und warum ist ihr Mann nicht erschienen?", interessierte ihn. Nanami trank noch ihren Eiskaffee aus bevor sie fortfuhr.- „Ist er. Jedoch hat er die falsche Plattform bestiegen. Er hat die ganze Nacht vergebens gewartet. Wie seine Frau.“, antwortete sie. Tamaki schien dies schwer glauben zu können. „Und beide sind nicht auf die Idee gekommen auf der je anderen nachzusehen?“ Yusuke schüttelte den Kopf. „Nein, beide kannten die Gegend nicht sehr gut und wussten nicht dass es zwei Plattformen gab. Man konnte von der einen auch nicht zur anderen sehen. Das tragische ist, dass der Soldat am nächsten Tag wieder zur Schlacht musste. Er starb zwei Monate später, ohne seine Frau noch einmal sehen zu können.“, vollendete er die Geschichte. Tamaki nickte immer wieder. „Verstehe, so ist das also.“ Nanami rief den Kellner um zu bezahlen. „Achja seither werden die beiden Plattformen die westliche sowie die östliche Plattform der Liebe genannt.“, fügte sie noch hinzu. Tamaki ließ sich das ganze durch den Kopf gehen als er sein Glas leerte. Zum Glück verfuhr es sich nicht so mit Mai und Reo wie in der Geschichte. Die beiden hatten sich bestimmt ausgesprochen und waren wieder Freunde. So nahm Tamaki es zumindest an. Teil 6 „Reo!“, rief Mai nach ihrer Freundin als diese gerade die Klasse verlassen wollte. „Der Lehrer hat mich gebeten die Teilnehmerlisten für die Klassenfahrt zu kopieren. Hilfst du mir?“, bat sie um den Gefallen. Reo zögerte. „Jetzt? Es ist gerade Pause wand sie ein. Doch Mai schlug demonstrativ die Hände zusammen, so dass Reo gar nicht mehr ablehnen konnte. Tamaki warf ihr einen bemitleidenden Blick zu. Reo ging voraus, direkt auf den Kopierraum zu. Mai folgte ihr in einigem Abstand. „So, gib die Papiere her.“, bat Reo als sie vor dem Gerät stand. Doch als sie sich umdrehte hatte sich Mai bereits vor sich gestellt und presste sie gegen die Wand. Dann presste sie ihre Lippen auf Reos. „Hey… doch nicht hier.“, bat Reo als sich die beiden wieder trennten. Mai sah sie überrascht an. „Schämst du dich hier vielleicht für mich?“, stichelte sie. Reo schüttelte den Kopf. „Nein, aber lass uns das trotzdem woanders machen.“, bat sie. Mai seufzte. „Also gut. Heute Nachmittag Kino?“, schlug sie vor. Reo hatte keine Einwände. „Ich nehme an Händchenhalten ist auch tabu?“, fragte Mai auf dem Rückweg zur Klasse. Reo schenkte ihr darauf nicht einmal eine Antwort. Zurück in der Klasse wollte Reo dem Lehrer die Kopien bringen. „Ihr beide scheint euch ja wieder versöhnt zu haben.“, sagte Tamaki an Mai gewand. Diese nickte leicht. „Ja… ich glaube zum Teil dank dir.“, entgegnete sie. Tamaki wehrte natürlich sofort ab, musste aber zugeben sich geschmeichelt zu fühlen. Er kehrte an seinen Platz zurück und griff in sein Bankfach. Verwundet zog er etwas Weißes heraus. Es schien sich um einen Brief zu handeln. Überrascht öffnete er das Schriftstück und las ihn. Reo wusste nicht was sie sich dabei gedachte hatte anzunehmen Mai würde tatsächlich einen Liebesfilm auswählen. Es liefen zwei und Mai war an den Plakaten vorbeigegangen, doch ohne reges Interesse. Schließlich bestand sie darauf sich einen Agentenfilm anzusehen. Die beiden setzten sich weiter hinten im Saal hin und schlangen ihre Naschereien hinunter die sie gekauft hatten. Während einer besonders spannenden Stelle des Films ergriff Reo Mais Hand. „Ach hier ist es also erlaubt, wertes Fräulein?“, sagte sie. „Dummi.“, antwortete Reo nur. Doch Mai hatte nichts dagegen und nahm auch Reos Hand. Tamaki „Hey wo willst du denn hin?“, fragte Mai als Tamaki beinahe rammte. Dieser schien etwas aufgewühlt zu wirken. „Ach ich habe nur noch etwas zu erledigen.“, gestand er und drängte sich an den Mädchen vorbei. „Ok, Reo und ich sind im Saal mit der alten Theater-Tribüne, wir sollen sehen ob sich nicht doch noch etwas machen lässt.“, rief ihm Mai nach. Tamaki reagierte nur mit einem Kopf nicken und hastete dann davon. Immer wieder griff er in seine Tasche und betastete den Brief den er erhalten hatte. Dieser sagte im Grunde nicht viel aus. Jemand bat ihn darum heute gegen 11 Uhr am Dach der Schule zu erscheinen. Tamaki wusste nicht wieso, aber er hoffte inständig auf einen Scherz seitens Yusuke. Oder war es tatsächlich ein Liebesbrief? Tamaki konnte nicht leugnen, dass die Handschrift von einem Mädchen stammte. Ihm stockte beinahe der Atem als er die Tür zum Dach öffnete. Er betrat es und sah sich nach allen Seiten um. Er schritt vorwärts und brauchte einige Zeit bis er das Mädchen erblickte. Sie stand ihm mit dem Rücken gegenüber und drehte sich nun langsam um. Tamaki schluckte als er Yuuna erkannte. Er trat zu ihr und kratzte sich verlegen am Kopf. „Also… hast du vielleicht…“, begann er, doch Yuuna war schneller. „Ja das war ich! Tut mir Leid, dass ich dich damit belästige.“, redete sie schnell. Doch Tamaki wehrte ab. „Nein, das tust du nicht. Ich war nur überrascht.“, gestand er. Yuuna wirkte etwas verkranft, Tamaki überlegte fieberhaft wie er ihr helfen konnte. „Also… ich nehme an du hast mich herbestellt um mir etwas zu sagen?“, begann er nun. Yuuna nickte langsam. „Ja… das ist richtig. Im Grunde wollte ich dir nur sagen, dass ich sehr viel von dir halte und… du mir ehrlich gesagt sehr wichtig bist.“, sagte sie. Tamaki setzte eine ernste Miene auf. „Ich… fühle mich sehr geschmeichelt, dass du so über mich denkst.“, erwiderte er. „Ehrlich gesagt… bist du sogar noch viel mehr für mich.“, sah sie nun zu Boden. Tamaki schluckte. Er musste zugeben keinerlei Erfahrung mit diesen Dingen zu haben. „Vielen Dank aber ich…“, begann er, doch Yuuna schnitt ihm das Wort ab. „Schon gut, ich wollte dich nicht fragen ob du mit mir gehen willst oder ob du gar etwas für mich empfindest.“, entgegnete sie plötzlich. Tamaki sah sie nur irritiert an. „Wie meinst du das?“, hakte er nach. Yuuna drehte sich um und sah in die Ferne. „Ich weiß natürlich von deinen Gefühlen für Mai. Ich hätte nie eine Chance gehabt, das wusste ich.“, gestand sie. Tamaki versuchte das Gesagte zu verstehen. „Aber… warum hast du dann das Risiko auf dich genommen und es mir gesagt?“, schien er es nicht zu kapieren. Yuuna holte tief Luft. „Weil es mir genau darum ging. Irgendwie hatte ich mich gehofft leichter danach zu fühlen.“, sprach sie. Tamaki nickte. „Und… tust du das jetzt?“, wollte er erfahren. Yuuna zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Aber ich glaube ich bin froh es dir gesagt zu haben.“, meinte sie. Tamaki überlegte wie er ihr antworten sollte, doch Yuuna ließ es zum Glück darauf beruhen. „Du weiß, dass du absolut chancenlos bei Mai bist oder?“, sagte sie dann. Das ließ Tamaki kurz zusammenzucken. „Also… wir werden ja sehen.“, erwiderte er stattdessen. Dann dankte er Yuuna für deren offene Worte und verabschiedete sich von ihr. Er ließ sie zurück, doch das Geschehen pochte ihm noch im Ohr. Hatte er richtig gehandelt? Hätte er noch etwas sagen sollen? Oder hätte dies die Situation nur noch verschlechtert? Wenn Tamaki Yusuke gewesen wäre hätte er sich Yuuna natürlich sofort geschnappt und geküsst. Entgegen seiner Gefühle für Mai. Aber Tamaki war nun nichtmal Yusuke das wusste er. Gedanken versunken stieg er die Treppe ins Untergeschoss hinab. Bald darauf stand er vor der Holztür des Theatersaals. Er war noch so in Gedanken, dass er sogar vergaß anzuklopfen. Noch immer dachte er an Yuunas Worte. „Du weiß, dass du absolut chancenlos bei Mai bist oder?“ Bis Tamaki die Tür geöffnet hatte, hatte er noch daran geglaubt, dass das Mädchen falsch lag. Er wollte sich zu Wort melden, stockte dann aber. Auf der anderen Seite des Raumes standen Mai und Reo. Erst wirkte es wie eine normale Umarmung, doch dann erkannte Tamaki dass Mai ihre Lippen auf die von Reo gepresst hatte. Es war Reo die ihre Augen langsam öffnete und Tamaki erkannte. Sie trennte sich von Mai und auch diese erkannte den Jungen nun. „Fujiwara-kun?“, sagte sie verwirrt und wollte auf den Jungen zugehen. Doch Tamaki stolperte nach hinten und steuerte auf die Treppe zu. Er war so verwirrt, dass er den Rückzug antrat. Was hatte er da gerade gesehen? Er konnte nicht glauben, was sich da gerade vor seinen Augen abgespielt hatte. Keuchend rannte er die Treppe nach oben. Oben angelangt rannte er direkt in Yusuke. „Hey Tamaki, was ist denn los?“, fragte dieser verdutzt. Dieser sah ihn nur gedankenverloren an. „Nichts… ich hau ab.“, erklärte er. Yusuke hob die Augenbrauen. „Wir haben aber noch eine Stunde Sport.“, wand er ein. Doch Tamaki schien im Moment keinen Nerv dafür zu haben. „Kein Bock, sag dem Lehrer ich fühle mich nicht wohl oder so.“, bat er seinen Freund. Yusuke zögerte. Dann sah er die Treppe hinunter. „Etwa schon wieder deine Mai? Hat sie sich etwa abgewiesen? Man Tamaki ich predige dir schon ewig du sollst dir eine bessere Suchen.“, gab Yusuke sein Statement ab. Doch das schien zuviel für Tamaki gewesne zu sein. Er schubste Yusuke gegen die Wand und dieser geifte ihn empört an. „Verdammt, was ist los mit dir?“, verstand er seinen Freund nicht. „Halt doch einmal die Klappe Yusuke! Kannst du nicht einmal mit deinem Mist aufhören? Glaubst du nicht Leute haben größere Probleme, als das?“, entgegnete er und trat dann den Rückzug an. Yusuke sah ihm hinterher und verstand absolut nicht was gerade vorgefallen war. Mai kam gerade die Treppe hoch und starrte ihm nach. „Wo… wo will Fujiwara-kun hin?“, fragte sie mit Besorgnis in ihrer Stimme. Yusuke sah sie nur skeptisch an. „Nach Hause. Keine Ahnung was du ihm wieder an den Kopf geworfen hast, aber diesmal scheint er es nicht verdaut zu haben.“, erklärte er und ließ das Mädchen stehen. Mai seufzte. Reo hatte rechtbehalten. Es war unklug gewesen in der Schule rumzuknutschen. Sie hatte keine Ahnung was Tamaki nun dachte oder was er nun tun würde. Als Tamaki wieder zu Hause war legte er sich auf sein Bett und schaltete den Fernseher an. Wieder spielte sich in seinem Kopf die gesehene Szene ab. Ja, Mai und Reo waren ständig zusammen, aber ein Liebespaar? Damit hatte er absolut nicht gerechnet. Und der Streit neulich? Hatte Tamaki die beiden am Ende etwa zusammen gebracht? Ihm grauste bei dem Gedanken. Mai war immer eine Sorte für sich, aber das sie…, nein Tamaki konnte es nicht verstehen. Und er wollte es auch nicht. Yuuna hatte recht gehabt. Er würde wirklich nie eine Chance bei Mai haben. Während es dies sonst immer verdrängte musste er es nun einsehen. Mai war für ihn verloren. Teil 7 Mai wartete bereits weit vor dem Eingang zur Schule am Tamaki abzupassen. Dieser erschien wie erwartet, verhielt sich jedes vergleichsweise wie Reo. Er versuchte Mai zu ignorieren, was aber misslang. „Bitte warte Fujiwara-kun! Ich möchte mit dir über das sprechen was du gestern gesehen hast!“, bat sie ihn. Tamaki hielt an. „Du musst mir nichts erklären.“, sagte er nur. Mai zögerte. „Also… ich wollte dich nur bitten darüber still schweigen zu bewahren ja?“, begann sie. Tamaki nickte kurz. „Sicher, kein Problem.“, entgegnete er und setzte seinen Weg fort. „Fujiwara-kun! Es tut mir wirklich Leid, dass du es auf diesem Wege erfahren musstest!“, rief sie ihm hinterher. Doch Tamaki schien sich nicht mehr dafür zu interessieren. Am Eingang winkte ihm bereits Yusuke zu. „Hey hast du heute bessere Laune?“, fragte er sicherheitshalber. Tamaki gab nur ein Murren von sich. „Wird sich herausstellen.“, erwiderte er. Dann hielt ihn Yusuke an der Schulter fest. „Ich frage nur Sicherheitshalber… Du hättest es ohnehin früher oder später erfahren, doch Yoshikawa ist wieder hier.“, verriet er. Tamaki blickte ihn entgeistert an. „Yoshikawa Keita? Ernsthaft? Was hat er hier zu suchen? Wollte er nicht die Schule wechseln?“, hakte er nach. Yusuke nickte langsam. „Er scheint nur heute da zu sein wegen einiger Formalitäten. Da sich das Semester bald dem Ende neigt scheint er für seine neue Schule noch ein paar Papiere zu brauchen. Ich dachte nur ich sollte dich vorwarnen. Du und er habt euch doch nicht so gut verstanden, oder?“, sprach er seine Sorge aus. Tamaki dankte ihm und betrat dann die Schule. „Yoshikawa Keita… damals waren er und Mai doch…“, er hielt inne, schüttelte dann aber den Kopf. Nein das ganze ging ihn ohnehin nichts mehr an. Nichts was mit Mai Sawaguchi zu tun hatte. Reo wartete gespannt im Flur auf Mai. Als diese mit resigniertem Gesicht erschien hatte Reo bereits schlimme Befürchtungen. Doch Mai konnte sie beruhigen, Tamaki würde nichts weiter erzählen. Reo dachte daran selbst mit ihm zu sprechen, doch Mai wehrte ab. „Ist das wirklich in Ordnung? Es scheint ihn sehr verletzt zu haben.“, wand Reo ein. Mai packte Reo an den Schultern. „Na und? Wir sind jetzt zusammen das hat er zu akzeptieren.“, sagte sie bestimmt. Reo nickte nur. „Also was wollen wir heute machen? Eis essen gehen?“, schlug Mai vor. Reo hatte nichts dagegen. „Ja wieso nicht. Ich habe letztens ein nettes Cafe gesehen.“, entgegnete Reo. Mai wollte etwas erwidern, hielt dann aber inne. Reo sah in ihre Richtung und erkannte einen Jungen den sie in der Schule noch nie gesehen hatte. Er trug auch keine Schuluniform, was sie seltsam fand. „Keita…“, stammelte Mai nun. Vor den Mädchen stand plötzlich ein schlanker, kräftiger Kerl in ihrem Alter. Seine Haare blondiert und seine Unterlippe gepierct. „Mai, was für eine Überraschung. Zugegeben ich hatte gehofft dich zu treffen.“, wand er sich an Mai. Reo sah ihre Freundin verdutzt an. „Keita! Was willst du hier? Solltest du nicht an deiner neuen Schule sein?“, warf sie ihm hin. Keita hob und senkte nur seine Schultern. „Sicher aber die Kerle brauchen für ihre dämliche Zeugnisvergabe irgendwelche Unterlagen von hier. Also habe ich mich extra hierher bemüht.“, erklärte er. Mai lächelte gespielt. „Dann kannst du ja gleich wieder gehen.“, sagte sie unfreundlich, packte Reo an der Hand und zog sie mit. „Hat mich auch gefreut dich zu sehen!“, rief ihr Keita noch hinterher. Doch Mai ignorierte ihn und ließ nicht von Reo ab bis diese im Klassenzimmer waren. „Mai jetzt warte mal! Kannst du mir bitte sagen wer der Typ war?“, bat Reo schließlich. Mai seufzte. „Yoshikawa Keita. Er ging letztes Semester in unsere Klasse. Ein übler Zeitgenosse. Arrogant und herablassend. Er hat zum Glück die Schule gewechselt. Du hast ein Glück dass du nichts mit ihm zu tun hattest.“, verriet sie. Reo nickte langsam. „Also gut, wenn du ihn nicht leiden kannst, will auch nichts mit ihm zu tun haben. Also wann gehen wir heute?“, wollte Reo wissen. Doch Mai wehrte ab. „Weißt du was? Verschieben wir das doch auf zwei Wochen nach der Zeugnisvergabe. Dann haben wir einen ordentlichen Grund zu feiern. Ich sollte ohnehin noch etwas für die Abschlussprüfung lernen. Das wäre doch sinnvoller meinst du nicht?“, schlug Mai vor. Reo war überrascht. „Solch vernünftige Worte aus deinem Mund? So kenne ich dich gar nicht.“, kicherte sie. Mai stimmte darauf ein, doch irgendwie spürte Reo, dass ihre Freundin etwas beschäftigte. Mai streckte ihre Hände in die Höhe und holte tief Luft. „Endlich ist diese ganze Schinderei vorbei.“, sagte sie erleichtert. „Was hat deine Mutter eigentlich zu deinem Zeugnis gesagt?“, wollte Reo wissen. Mai schnitt eine gehässige Grimasse. „Du musst mir auch alles verderben oder? Meine Noten sind leider nur Mittelmäßig. Obwohl wir ständig zusammen gelernt haben.“, bemängelte sie. Reo musste lachen. „Naja das lag vermutlich daran dass Lernen bei unseren Treffen nicht gerade im Vordergrund stand. Ich wollte ja ernsthaft lernen, aber eine gewisse Person war einfach zu anschmiegsam.“, entgegnete sie. „Yuki?“, spielte Mai die Unschuldige. „So ähnlich.“, erwiderte Reo. Als sie fertig waren und bezahlt hatten standen sie auf. Sie verließen das Cafe, doch Mai hielt kurz inne. „Warte du hast da was.“, sagte sie und streckte ihre Zunge nach reo aus. Diese vermutete erst einen Kuss, merkte dann aber wie Mai etwas von ihrer Wange ableckte. „Hey…“, sagte sie peinlich. Mai grinste. „Sorry ich kriege scheinbar wirklich nicht genug von dir.“, gestand sie und legte einen Arm um Reos Schulter. Die beiden beachteten die umhergehenden Leute gar nicht, was sich als Fehler herausstellen sollte. „Hey Mai was seh ich denn da?“, sagte eine Stimme hinter den Mädchen. Mai und Reo drehten sich um und erblickten denjenigen der sie bereits im Schulflur gestört hatte. „Kei… Keita?“, stammelte Mai nun ganz perplex. „Habe ich gerade richtig gesehen, oder war das nur Einbildung? Ich wusste gar nicht, dass ihr beide diese Art von Freunde seid.“, schien er sich vor Lachen nicht mehr halten zu können. „Und wenn schon! Das geht dich einen Scheiss an! Wir sind nicht mehr…“, begann Mai, hielt dann aber inne. Reo sah sie verdutzt an. Keita lockerte seine Schultern. „Jaja na und? Ich habe dich abserviert, schon vergessen? Aber wenn ich gewusst hätte, dass du auf solche Sachen stehst, hätte ich es mir nochmal überlegt. Vielleicht ein netter dreier, oder…“, redete er, bis ihn Reo unterbrach, „Ihr beide… wart zusammen?“, wollte sie unbedingt wissen. Keita bestätigte es ihr. „Nicht lange, aber es hat gereicht. Trotzdem hatte sie ihre Vorzüge, wie du vielleicht schon selbst mitbekommen hast.“, entgegnete er. Reo sah zu Mai. „Ihr beide wart also…“, schien sie es von ihrer Freundin selbst hören zu wollen. Doch wieder mischte sich Keita ein. „Ja die Kleine Mai war echt in mich verknallt, doch als sie zu anschmiegsam wurde, wurde sie mir lästig. Nichts für ungut, vielleicht hast du mehr Spaß mit ihr.“, wünschte er Reo. Diese sah weiterhin sah Mai. „Du… du Scheißkerl! Ich habe wegen dir echt geheult und dich zur Hölle gewünscht! Wieso musstest du hier wieder auftauchen?“, schrie sie ihn an. „Hast du… du hast ihn wirklich geliebt oder?", fragte Reo nun ganz starr. Mai sah sie entkräftigt an. „Ja… nein… das ist kompliziert.“, sagte sie nur. „Tut mir Leid!“, rief Reo jetzt und begann wegzulaufen. „Reo!“, rief ihr Mai hinterher. Sie wollte ihr folgen, doch Keita hielt sie an der Schulter fest. „Ich habe jetzt doch nicht etwa etwas Falsches gesagt oder?“, tat er gänzlich unschuldig. Mai sah ihn nur hasserfüllt an. Deshalb bemerken auch jeder sie noch Keita die weitere Person die zu ihnen trat. „Das reicht jetzt Yoshikawa.“, kam die bekannte Stimme tamakis zum Vorschein. Keita ließ von Mai ab und drehte sich um. „Wo kommst du auf einmal her? Hast du etwa zugesehen und dich amüsiert?“, warf er ihm zu. Tamakis Meine regte sich nicht. „Ich war nur zufällig in der Nähe. Eigentlich habe ich beschlossen mich in den Angelegenheiten der beiden nicht mehr einzumischen, doch als ich dich Arsch reden gehört habe konnte ich nicht anders.“, erklärte er. „Wie bitte?“, schubste ihn Keita wütend zurück. „Was die beiden machen geht nur sie an, ich habe kein recht ihnen etwas vorzuschreiben. Ganz egal… wie auch meine Gefühle aussehen.“, hatte sich sein Tonfall gedämpft. Keita spuckte ihm vor die Füße. „Jaja mir war schon klar, dass du auch auf die Kleine stehst.“, antwortete er. Tamaki schüttelte den Kopf. „Das habe ich nicht gemeint. Mir gefällt einfach deine scheiß Art nicht. Zuerst Mai. Du bist damals abgehauen und hast sie allein gelassen, nicht umgekehrt. Du hast kein Recht jetzt über sie herzuziehen. Und dann Reo. Du kennst sie überhaupt nicht. Reo ist eine sehr nette und ehrliche Person. Ich… ich verstehe jetzt warum sie Gefühle für Mai hat. Es wäre sogar seltsam wenn es eine Person auf der Welt gebe die sich nicht von Mai einfangen lassen würde. Also lass die beiden zufrieden, oder du bekommst es mit mir zu tun!“, geifte ihn Tamaki beinahe an. Doch alles was er sagte schien Keita nur noch wütender zu machen. Er erhob seine Faust und schlug auf Tamakis Gesicht ein. „Fujiwara-kun!“, wollte ihm Mai zu Hilfe kommen, doch Keita stieß sie einfach weg. Tamaki rappelte sich wieder auf und warf sich und Keita zu Boden. Dort verpasste er ihm ebenfalls eine und ließ dann von ihm ab. Keita kämpfte sich auf und zeigte mit erhobenem Zeigefinger auf Tamaki. „Pass ja auf dass du mir nicht mehr unter die Augen kommst ja? Und ihr zwei Mädels könnt von mir aus ruhig glücklich werden, ok?“, schnauzte er beide an und trat nun den Rückzug an. Mai wollte Tamaki aufhelfen, doch dieser schaffte es alleine. „Schon gut, du solltest lieber Reo hinterher. Ich denke sie hat etwas missverstanden.“, schlug er vor. „Ja… danke vielmals.“, sagte Mai und begann dann zu rennen. Tamaki selbst seufzte und fragte warum er das überhaupt getan hatte. Mai war bis zur Bahnstation gerannt, doch Reo war bereits weg. Sie wählte ihre Nummer und zum Glück ging sie ran. „Reo! Du hast da etwas missverstanden! Das zwischen mir und Keita war…“, begann sie doch Reo ließ sie nicht ausreden. „Ihr wart zusammen oder? Er war sehr wichtig für dich. Wie… ich jetzt, oder?“, sagte sie. Mai hielt kurz inne. „Ich würde dich nie mit diesem Kerl vergleichen wirklich!“, versicherte sie. „Und… warum hast du mir nichts von euch erzählt? Warum warst du nicht ehrlich zu mir?“, klang Reo äußerst enttäuscht. Mai brauchte etwas, bis sie antworten konnte. „Ich… wollte einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ich wollte ihn vergessen.“, versuchte sie zu erklären. „Warum? Kann es sein, dass du noch etwas für ihn empfindest?“, fragte sie Reo. Mai war geschockt über diese Frage. Natürlich war das nicht der Fall. „Aber nein… ich wollte nur…“, wurde sie wieder von Reo unterbrochen. „Mai… vielleicht ist es klüger wenn er vorher nachdenkst was du wirklich willst. Ich habe mir so sehr gewünscht mit dir zusammen zu sein, und als ich dich ignoriert habe, warst du plötzlich da. Kann es sein… dass du nur unsere Freundschaft nicht gefährden wolltest?“, stellte sie in den Raum. Mai konnte nicht glauben was sie da hörte. „Nein Reo, das ist Unsinn! Warte ich komme zu dir und…“ Doch Reo schien dies nicht zu wollen. „Nein es ist schon spät, besser nicht.“, bat Reo. „Gut… dann reden wir morgen ok?“, bat Mai. Reo schien etwas zu zögern. Gut aber erst am späten Nachmittag. Meine Mutter hat Besuch es ist besser niemanden zu stören.“, erwiderte sie. „Ja einverstanden. Dann also morgen ja? Dann klären wir dieses Missverständnis gut?“, wollte Mai nochmal ihre Bestätigung. „Ja… bis morgen.“, sagte Reo und legte dann auf. Mai ließ sich auf eine Parkbank fallen. Am liebsten wäre sie sofort zu Reo gefahren und hätte sich wieder mit ihr versöhnt. Wie konnte sie nur glauben, Mai würde noch etwas für diesen Idioten Keita empfinden? Sehnsüchtig wartete sie auf Morgen. Mai hatte die halbe Nacht nicht schlafen können. Am morgen hatte sie versucht Reo anzurufen, doch wie ging nicht ran. Aber sie machte sich nichts daraus, immerhin hatte ihr Reo versprochen, dass sie sich heute aussprechen würden. Jetzt da die Ferien begonnen hatte war Mai äußerst langweilig. Sie sah die meiste Zeit fern, konnte das Geschehen aber nicht wirklich verfolgen. Als es endlich Nachmittag wurde nahm Mai die Bahn und begab sich zu Reos Haus. Als sie davor stand überlegte sie fieberhaft was sie sagen sollte. Natürlich die Wahrheit, Reo war schließlich sauer auf sie, weil sie dieser nichts von ihr und Keita erzählt hatte. Langsam klingelte sie und wartete bis die Tür geöffnet wurde. Reos Mutter war an der Tür und sah Mai skeptisch an. „Hallo… ist Reo zu Hause?“, wollte sie wissen. Deren Mutter beäugte sie fragend. „Nein… jetzt da die Ferien begonnen haben wollte sie unbedingt ihre Großmutter besuchen.“. verriet sie. Mai stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben? „Großmutter?“, hakte sie nach. „Ja, heute Morgen kam sie plötzlich mit der Idee diese zu besuchen. Sie lebt noch in unserer Stadt und Reo ist vor einer Stunde los.“, erzählte sie. Mai verstand es einfach nicht. Reo wollte sich doch hier mit ihr treffen. „Und… wann kommt sie zurück?“, wollte sie unbedingt wissen. „In zwei Wochen schätze ich. Ihre Großmutter hat ein großes Anwesen und Reo gefällt es dort.“ Mai verstand die Welt nicht mehr. Hatte Reo sie angelogen? „Aber… ich glaube sie sagte, sie wollte dir noch eine SMS schreiben und dich darüber informieren.“, sagte die Mutter. Mai stockte und griff in ihre Tasche. Sie holte ihr Handy hervor und sah tatsächlich, dass sie eine neue Nachricht hatte. Im Gemenge der Bahn schien sie das Vibrieren des Handys nicht gespürt zu haben. Sofort öffnete sie die Nachricht und las sie. „Mai… tut mir Leid hatte versprochen mit dir zu reden, aber ich habe mich umentschieden. Ich glaube, dass du gar nicht auf diese Art mit mir zusammen sein willst und ich mehr eine Last für dich bin. Deswegen bin ich spontan zu meiner Großmutter gefahren. Dennoch fühle ich mich schuldig dich einfach so zurückzulassen. Ich gebe dir die Möglichkeit nicht mit mir reden zu müssen. Wenn meine Vermutung richtig ist, solltest erleichtert sein, dass sich alles geklärt hat. Auch… wenn wir so vermutlich keine Freundinnen mehr sein können. Falls ich mich aber irren sollte habe ich einen Vorschlag. Auf dem Weg in meine Heimatstadt muss ich einmal in Nishitama umsteigen. Die Bahnstation ist in der Nähe der Aussichtsplattform die wir vor einiger Zeit besuchten. Und auf der wir uns zum ersten Mal geküsst haben. Ich schlage vor dass wir uns dort treffen. Ich warte um 19 auf dieser Plattform auf dich. Aber wie gesagt es ist nicht nötig dass du kommst. Auch wenn ich sehr glücklich über dein Erscheinen wäre, möchte ich nicht weiter diese Last für dich sein. Für den Fall, dass wir uns nicht mehr sehen… die Zeit mit dir war sehr schön. Auch wenn sie kürzer war als ich es mir gewünscht hätte. Reo.“ Mai hielt stumm das Handy und starrte auf die Nachricht. „Alles in Ordnung?", fragte Reos Mutter als sie bemerkte, dass Mai eine Träne über die Wange lief. „Ja… welche Bahn hat Reo genommen?“, fragte sie die Frau. Diese überlegte kurz. „Ich glaube die 708, doch diese fährt nur einmal am Tag.“, verriet sie. Mai dankte ihr und verabschiedete sich. Sie hatte weder die Zeit für lange Erklärungen noch für sonst was. Sie versuchte Reo anzurufen, doch ohne erfolg. Als nächstes rief sie Tamaki an. Sie fühlte sich schlecht den Jungen schon wieder um Hilfe zu bitten, aber sie hatte keine Wahl. „Mai… weshalb rufst du mich an?", meldete sich dieser am anderen Ende. „Du musst mir bitte helfen ja? Welche Bahn fährt von uns aus am schnellsten nach Nishitama? Du weißt schon, a den Ort wo wir während der Klassenreise waren.“, bat sie um den Gefallen. Tamaki wirkte überrascht über diese Bitte. „Warum willst du dorthin?“, verstand er Mai nicht. „Ich habe nicht groß Zeit für Erklärungen! Mai möchte mich dort treffen, ich muss sie einholen!“, verriet sie. Tamaki zögerte etwas, doch Mai drängte weiter. „Bleib einen Moment dran, ich rufe Yusuke an. Er hat einen Internetanschluss und kann die Information schnell beschaffen, ok?“, schlug er vor. Mai bejahte. Sie wartete auf wenn ihr das wenig gefiel. Tamaki meldete sich kurz später wieder. „Linie 913 fährt in einer Viertelstunde ab und braucht zwei Stunden bis Nishitama, schaffst du das?“, wollte der Junge wissen. Mai bejahte und dankte ihm. „Das… werde ich dir nicht vergessen.“, erwiderte sie. Sie wollte ihm noch etwas, sagen merkte sie, dass ihr Akku den Geist aufgab. „Auch das noch!“, fluchte sie. Sie beeilte sich um zur Bahnstation zu kommen und schaffte es tatsächlich in die Linie 913 einzusteigen. Sie betete dafür, dass sie Reo noch rechtzeitig erreichen würde. Tamaki hatte sich in seinen Schreibtischsessel zurückgelehnt und seufzte. Er hatte Mai ein weiteres Mal geholfen, obwohl er eigentlich keinen Anlass dazu hatte. „Warum mache ich das nur immer…?“, fragte er sich selbst. Dann hielt er plötzlich inne. In seinem Kopf spielte sich eine Szene ab, die er erst nicht für wahr halten wollte. Sofort rief er Yusuke an und bat ihn etwas zu überprüfen. Als er auflegte wurde er kreidebleich. Nun wurde ihm der grauenhafte Fehler bewusst, den er gerade begangen hatte. Nein, diesmal hatte er Mai nicht geholfen, es war viel schlimmer. Er hatte beiden innerlich viel Glück gewünscht, doch nun würde die Zusammenkunft nicht eintreten. Tamaki hatte sich vertan, das war ihm nun bewusst geworden. Sofort versuchte er Mai zu erreichen, doch es nur die Mailbox. Verflucht, was war nur los? Hatte ihr Akku den Geist aufgegeben? Wenn das der Fall war, steckte Mai in ernsten Schwierigkeiten. Doch was sollte Tamaki tun wenn er sie nicht erreichen konnte? Langsam wurde ihm bewusst, dass es nur eine Möglichkeit hatte. Mai war wie verrückt aus der Bah gesprungen und durch den halben Ort gerannt. Zuerst nahm sie an, sie hätte sich verlaufen, da ihr nichts mehr bekannt vorkam. Ein Grund war vermutlich die gerade einsetzende Dämmerung. Dennoch stand sie bald darauf vor der Treppe die hinauf zur Plattform führte. Sie holte tief Luft und begann dann den Aufstieg. „Bitte warte auf mich Reo! Ich… ich komme zu dir!“, sagte sie ihr in Gedanken. Epilog Mais körperlicher sowie seelischer Zustand hatte sich alles andere als gebessert. Noch immer kniete sie auf dem Mossaikboden der Plattform und schluchzte was das Zeug hielt. Sie versuchte noch einmal ihr Handy einzuschalten, jedoch ohne Erfolg. Selbst wenn sie sich was den Treffpunkt anging verlesen hatte, es spielte keine Rolle mehr. Reo war weg, verloren für immer. Und nur wegen diesem einen dummen Missverständnis. Mai nahm nicht einmal wahr dass jemand auf sich zutrat. „Es ist der falsche Ort.“, sagte eine bekannte Stimme. Mai drehte sich um und erkannte Tamaki. „Fujiwara-kun, warum bist du hier?“, verstand sie die Welt nicht mehr. „Es gibt zwei Plattformen. Yusuke und Nanami haben mir davon erzählt. Eine an der östlichen und eine an der westlichen. Als ich Yusuke bat mir die Route zu übermitteln gab es ein Missverständnis. Er und Nanami waren auf der westlichen Plattform, also dieser hier. Der Ort… wo du mit Reo warst ist aber die östliche. Und die ist auf der anderen Seite des Berges. Habe versucht dich per Handy zu erreichen, aber du gingst nicht ran.“, klärte er auf. Mai stand die Blässe ins Gesicht geschrieben. „Ja der Akku war… aber heißt das ich bin hier total falsch?“, konnte sie es nicht glauben. Doch Tamaki bestätigte es ihr. „Am Fuße der östlichen Plattform befinden sich ebenfalls eine Bahnstation. Deswegen hat Reo diesen Ort vermutlich ausgewählt.“, erzählte er. Mai schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen. „Dann… dann ist alles aus. Ich habe 15 Minuten gebraucht um hier rauf zu kommen. Ich komme unmöglich noch zum Treffpunkt.“, heulte sie wieder. Doch Tamaki schien das anders zu sehen. „Vielleicht… gibt es noch eine Möglichkeit.“, verriet er. Mai sah ihn hoffnungsvoll an. „Du bist sehr wichtig für Reo. Und… wenn ich sie richtig einschätze wird sie bestimmt etwas länger warten. Außerdem dauert es etwas, bis sie die Stufen wieder hinabsteigt. Auch du bist schnell unten wenn du dich beeilst. Von hier bis zur anderen Plattform ist es etwa eine halbe Stunde. Vielleicht… ist es möglich Reo am Bahngleis abzufangen.“, schlug er vor. Mai pochte das Herz. „Ja… ja ich muss es versuchen. Habe vielen Dank!“, sagte sie und kämpfte sich wieder auf. „Aber… Fujiwara-kun… warum tust du das alles für mich?“, wollte sie wissen. Doch Tamaki gab ihr keine Antwort. „Keine Ahnung, ist jetzt nicht wichtig. Beeil dich schon!“, drängte er sie. Mai nickte ihm zu und begann dann zu rennen. Als sie hinter dem Ausgang verschwunden war ließ sich Tamaki fallen. Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn und lehnte seinen Kopf gegen einen Pfosten. „Ich Idiot. Natürlich weiß ich warum ich das hier mache. Auch… wenn es nichts ändern wird.“, bemitleidete er sich selbst. Mai war froh nur ein Dritten der Zeit für den Abstieg benötigt zu haben. Erst jetzt erkannte sie das Schild, auf dem der Weg zur zweiten Plattform eingezeichnet war. Sie hasste sich dafür nicht besser aufgepasst zu haben. Obwohl sie mit ihren Kräften nahezu am Ende war lief sie weiter. Immer wieder stolperte sie und stieß mit einigen Passanten zusammen, doch das konnte sie nicht aufhalten. Sie hatte gerade eine mittelgroße Anhöhe erreicht und nahm eine Abkürzung. Sie keuchte und schwitzte als sie hinaufstieg. Doch dann stellte sie zufrieden fest, dass der Aufstieg zur östlichen Plattform gerade mal 100 Meter entfernt lag. Mai stockte der Atem als sie Reo erblicke. Diese hatte gerade die letzte Stufe der Treppe hinter sich gelassen und bog nach links ab. Sie entfernte sich von Mai. Diese rief nach ihr, doch die Distanz war immer noch zu groß. Mai rannte weiter, stoppte dann aber. Auf der Anhöhe auf der sie sich befand gab es keinen Abstieg. Keine Treppe, keine Leiter, nichts. Und zurück konnte sie nicht, das würde zuviel Zeit kosten. Mai sah wie Reo auf die Bahnstation zusteuerte. „Nein!", brüllte Mai verzweifelt und begann mit dem steilen Abstieg. Es war schwer das Gleichgewicht zu behalten, immer wieder rief sie nach Reo. Als sie zur Hälfte unten war, schien sie das Mädchen endlich zu hören. „Reo! Bitte fahr nicht!“, rief ihr Mai zu. Reo sah sich um und glaubte zuerst an eine Halluzination. Maistieg gerade wenig elegant eine Anhöhe herunter und rief ihren Namen. Ihre Kleidung wirkte verschmutzt und scheinbar hatte sie auch einige Schrammen. Reo erwiderte den Ruf und steuerte auf Mai zu. Als diese das Mädchen sah gab es für sie kein Halten mehr. Obwohl sie bereits jetzt Probleme hatte die Balance zu halten beschleunigte ihr Tempo und spürte kurz darauf wie sie das Gleichgewicht verlor. Sie stolperte nach vorne und fiel den Rest der Anhöhe. Hätte unten niemand gestanden, der ihren Sturz gebremst hätte, hätte sie sich vermutlich ernsthaft verletzt. Doch Mai kollidierte direkt mit Reo. Beide Mädchen wurden umgeworfen und landeten auf dem Gras. Keine der beiden bewegte sich. Für einen Moment war nur das heftige Schnaufen von Mai hörbar. „Schon wieder? Ständig… ständig machst du dumme Sachen.“, flüsterte Reo schließlich. Mai hatte wieder zu weinen begonnen, obwohl sie nicht wusste wieso. Ihre Fäuste umschlossen das Gras, dann kämpfte sie sich auf. „Was denn bitte sonst? Verdammt Reo, als ob sie es eine andere Möglichkeit gebe dich festzuhalten!“, sagte sie schluchzend, während ihre Tränen auf Reos Gesicht tropften. Gerade rechtzeitig um sich mit denen von Reo zu vermischen die inzwischen auch zu weinen angefangen hatte. „Ich hatte wirklich gedacht… du würdest nicht kommen gestand sie. Mai sah sie entgeistert an. „Warum? Warum denkst du solche Sachen von mir? Hältst du wirklich so wenig von mir, dass du mir sowas zutraust? Außerdem bist du Schuld! Mir so kurzfristig bescheid zu sagen!“, entgegnete sie. Reo versuchte ein Lächeln aufzusetzen. „Und… dieser Keita?“, wagte sie es das Thema anzusprechen. Nun wirkte Mais blick etwas strenger. „Ich sagte doch, er interessiert mich nicht! Ich will… ich will wirklich nur dich Reo! Nur dich! Niemand ist mir so wichtig wie du, und du bist mir auch keine Last. Im Gegenteil ohne doch wüsste ich nicht was ich machen sollte.“, gestand sie. Reo hab ihre Hand und legte sie auf Mais Wange. „Dummerchen.“, versuchte sie ihre Tränen abzuwischen. Mai schniefte, spürte aber, dass sie nun glücklich war. „Dann bist du aber einer!“, erwiderte sie. Trotz der Last durch Mai kämpfte sich reo auf und schloss Mai in die Arme. „Mai ich… ich liebe dich wirklich.“, versicherte sie ihr. Mai war glück wie nie diese Worte aus Reos Mund zu hören. „Ja Reo. Ich liebe dich auch.“, sagte sie und erwidert die Umarmung. Eine Stunde später saßen beide fest umschlungen in der Bahn und sahen aus dem Fenster. „Ist es… wirklich ok deiner Mutter nicht bescheid zu sagen?“, wollte Reo wissen. Mai streichelte ihr fürsorglich durchs Haar. „Ich habe sie vom Bahnsteig aus angerufen. Sie hat einen ziemlichen Tumult veranstaltet, aber ich habe ihr gesagt es wäre wichtig für mich.“, erzählte sie. Reo legte ihren Kopf näher an Mais Brust. „Hey Reo… wie ist deine Großmutter denn so?“, fragte Mai nun. „Sie ist eine sehr liebevolle Person. Du wirst sie bestimmt mögen.“, war sich Reo sicher. Mai nickte. „Ja bestimmt. Ich freue mich schon wenn wir angekommen sind und ich sie kennen lernen kann. Hoffentlich dauert es nicht zu lange.“, meinte sie. Reo lächelte. „Spielt keine Rolle. Von mir aus kann es solange dauern wie es will. Meinetwegen auch eine Ewigkeit. Hauptsache ich kann weiterhin so in den Armen liegen.“, gestand Reo. Mai nickte ihr zu. „Ja, das ist ein schöner Gedanke. Für…immer.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)