Still alive... von Black_Melody (...but I need someone to help me breathing) ================================================================================ Kapitel 3: -3- -------------- It's mee~~ Ehrlich, ich habe keine Ahnung, weshalb ich das Kapitel jetzt hochschicke. Ich bin müde und habe eigentlich gar keine Lust mehr, weil ich wieder stundenlang Englischlektüre lesen durfte, aber ich habe das jetzt einfach mal beschlossen. Auch gehe ich davon aus, dass die Kapitel ab nächster Woche jeden Freitag kommen werden. Bis Ende des Jahres müsste ich also locker durch sein. Mehr zu diesem Chapter gibt's im hoffentlich kurzen Nachwort.^^ _________________________________________________________________________________ Als Shin die Augen öffnete, tat ihm erst alles weh. Aber er hatte seinen letzten Arbeitstag hinter sich, und gerade das erleichterte ihn, aber der vorige Abend mit seinem – jetzt ehemaligen – Chef war nicht allzu schön gewesen. Er freute sich nur, dass er den Tag bei Saga verbringen würde. Er hatte sich am vorigen Tag in der Bahn zusammenreißen müssen, um nicht aufzuspringen und loszujubeln. Er konnte sich nicht erklären, warum, aber er hatte darauf gewartet, dass der Ältere sich meldete. Er hatte dessen Stimme einfach hören wollen, und jetzt wollte der ihn gleich sehen. Und irgendwie machte ihn das verdammt nervös, auch wenn er auch dafür den Grund nicht kannte. Der Schüler war noch immer nicht sicher, wie er mit Saga umgehen sollte, er war noch nicht dazu gekommen, mit seiner Mutter zu sprechen, aber er würde es schon schaffen. Eilig stand er auf und zog sich um, ging dann in die Küche. Seine Mutter war schon wieder zur Arbeit gegangen, aber er war es gewohnt, allein zu sein. Er frühstückte eine Kleinigkeit und ging dann dazu über, in der Wohnung herumzulaufen. Er hatte keine Zeit mit dem Größeren ausgemacht, aber er wollte auch nicht zu früh zu der Adresse fahren. Und trotzdem hielt er es nicht mehr lange aus und machte sich auf den Weg. „Hey, Kleiner. Komm rein.“ Mit einem schwachen Lächeln ließ Saga den Braunhaarigen, der sich neugierig umsah, in das Haus. „Ich bin froh, dass du Zeit hast.“ „Immer doch. Du weißt, dass ich dir helfen will, und so lange du mich nicht zum Kampfsport herausforderst, sollte alles gehen.“ Aufgeregt zog Shin sich seine Schuhe aus. „Ich hatte nicht vor mit dir zu boxen. Höchstens an der Playstation, aber das schaffst du wohl.“ Shin nickte und umarmte den Größeren, der die kleine Geste nach kurzem Zögern erwiderte. Einen Moment genoss der Jüngere die ungewohnte Nähe, löste sich dann aber widerwillig von dem anderen. „Also, du wolltest mit mir reden“, begann er leise und sah diesen ernst an. „Ich will nur teilweise, aber ich muss. Nur nicht hier im Flur.“ Leicht nahm Saga die Hand des Kleineren und führte ihn hinter sich her in sein Zimmer, ließ diesen erst dort wieder los, schloss die Zimmertür und setzte sich auf sein Bett. „Du darfst dich ruhig setzen“, meinte er und beobachtete den Schüler, der sich neben ihn sinken ließ. „Was ist denn los?“, fragte der Brünette und sah ihn geduldig an. „Gestern ist in der Uni eine Diskussion über Tod und Sterbehilfe entstanden, auch um Krankheiten, die tödlich enden, und ob es nicht besser wäre, Betroffene zu töten.“ Gedankenverloren sah Saga auf ein Foto. „Ich weiß nicht, ob ich es dir erzählt habe, aber Shou war krank. Er wusste zwar davon, aber es hat ihn nicht eingeschränkt. Er sollte eigentlich keine 20 Jahre alt werden, aber er hat es mir nie gesagt. Bis zu dem Tag, an dem ich ins Krankenhaus gerufen wurde.“ Mitfühlend legte Shin ihm eine Hand auf die Schulter. „Deswegen hast du dich auch gestern bei mir gemeldet.“ Saga nickte. „Das war mir einfach alles zu viel. Alle wussten von Shous Tod, und trotzdem mussten sie diese Diskussion anschneiden.“ „Darf ich?“ Zögernd streckte Shin seine Hand nach dem Foto aus und betrachtete es, als Saga es ihm gab. „Er war hübsch“, bemerkte er. „Und ich muss zugeben, dass wirklich eine gewissen äußerliche Ähnlichkeit vorhanden ist.“ „Ihr beide seid schöne Menschen. Beziehungsweise Shou war es.“ Ein trauriges Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Ihr beide seid euch auch charakterlich wirklich ähnlich. Shou fehlt mir. Und ich bin froh, dich jetzt zu kennen.“ Der Kleinere nickte und sah weiter auf das Foto. „Wann war das?“ „Letztes Jahr im Oktober“, antwortete Saga und beobachtete den Kleineren. „Ihr seht glücklich aus. Darf ich dich fragen, was du gedacht hast, als du den Anruf bekommen hast?“ Der Schwarzhaarige seufzte. „Man hat mir gesagt, dass er im Krankenhaus ist und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sterben wird. Im ersten Moment konnte ich es nicht glauben, aber dann bin ich nur gerannt. Zu dem Zeitpunkt haben wir noch in einer kleinen, überteuerten Wohnung gelebt und ich habe nur zehn Minuten gebraucht. Shou hat mir alles gestanden, wir haben uns etwas über die Vergangenheit unterhalten. Über unsere Wünsche und Träume. Er hat für mich gesungen.“ Der Schwarzhaarige schluckte und schloss die Augen. „Ich habe seine Hand gehalten und ihn geküsst. Ich war bei ihm, als er gestorben ist“, flüsterte er und nahm dankbar Shins Hand. „Das muss schwer gewesen sein“, murmelte Shin. „Den Freund zu verlieren, ist schon schlimm genug, aber dabei zu sein…“ „… ist besser als ihn allein zu lassen, wenn es sowieso schon schwer genug für ihn ist.“ Saga lächelte traurig und sah ihn dann an. „Ich hätte alles für ihn getan“, flüsterte er rau und ignorierte die Träne, die über seine Wange lief. Überfordert sah Shin sich um, legte das Foto dann auf den Nachttisch und zog den Älteren an sich, strich diesem beruhigend über den Rücken. „Du musst ihn wirklich sehr geliebt haben. Ich wünschte, jemand würde mich so lieben. Und ich wünschte, ich könnte ihn zurückholen.“ „Du bist süß“, flüsterte der andere gegen seine Haut. Langsam ließ Shin sich auf die Matratze drücken. Er wusste nicht genau, was das jetzt werden sollte, aber es war seltsam, den Schwarzhaarigen zu beobachten und nicht zu wissen, was dieser vorhatte. „Keine Angst, ich will dich nicht flachlegen.“ Schwach lächelnd strich Saga dem Kleineren durch die Haare, ließ sich dann neben diesen sinken und schmiegte sich an den warmen, schlanken Körper, lauschte dem nervösen Herzschlag. „Ganz ruhig. Ich tu dir schon nichts, es tut einfach nur gut, so bei dir zu sein.“ Shin nickte unsicher und legte seine Arme um den Älteren. Was plötzlich mit ihm los war, wusste er nicht, aber sein Herz schlug schneller und unregelmäßiger als normal. Er wusste, dass er mit der plötzlichen Nähe zusammenhängen musste, aber im Prinzip wusste er nichts über den genauen Grund. „Du weißt nicht, wie sehr ich dich gerade jetzt brauche“, flüsterte der Größere, woraufhin sein Herzschlag noch einmal schneller wurde. Was passierte hier nur gerade mit ihm, und warum genoss er es so sehr, Saga im Arm zu halten und von diesem gebraucht zu werden? Langsam schloss Shin die Augen und atmete tief durch, begann, durch die dunklen Haare zu streichen. So wurde er irgendwie ruhiger, auch wenn seine Gefühle in ihm tobten. Er wollte sich keine Gedanken darüber machen, was das alles zu bedeuten hatte. „Irgendwann wird dich jemand so sehr lieben, wie du es dir wünschst“, meinte Saga leise und strich ihm über den Arm. „Du bist viel zu gut für diese Welt. Du verdienst alles, was du dir von ganzem Herzen wünschst.“ „Das kannst du jetzt schon sagen? Und wer sagt dir, dass ich mir nur Dinge für mich wünsche?“ Der Schüler hielt kurz inne, strich dann aber weiter durch die weichen, schwarzen Haare. „Ich habe ein Gefühl, dass mir hilft, Menschen einzuschätzen. Und was du dir wünschst, musst du mir sagen. Ich weiß nur, dass du so sehr geliebt werden willst, wie ich Shou geliebt habe, aber ich glaube, das wünscht sich jeder.“ „In allererster Linie wünsche ich mir, dir zu helfen“, gab Shin zu. „Wunden können heilen, wenn man jemanden findet, der es schafft, sie nicht nur zu verschließen, sondern auch ausheilen zu lassen.“ „Denkst du, du kannst es schaffen?“, flüsterte der Schwarzhaarige und sah zu ihm auf. „Das kann ich nicht sagen.“ Shin zuckte mit den Schultern und erwiderte den Blick ruhig. „Sag du es mir.“ „Wieso ich?“ „Weil nur du in erster Linie entscheiden kannst, was ich ausrichten kann. Wenn du es zulässt, kann ich etwas tun. Aber nur dann.“ Verstehend nickte Saga. „Ich gebe mir Mühe. Es kann mir nicht wirklich schaden.“ Shin lächelte zufrieden und schloss dann wieder die Augen. Das war doch schon ein sehr gutes Zeichen. So konnte es eventuell sogar wirklich klappen. Wenn Saga sich von ihm helfen lassen wollte, würde er es schon irgendwie schaffen. Auch wenn er nicht daran glaubte, dass sein anderer Wunsch in Erfüllung gehen würde. Es mochte ja sein, dass er es verdiente, so sehr geliebt zu werden, aber das würde nicht passieren. Er war tatsächlich zu gut, und besonders zu gutgläubig. Gerade das wurde aber leider viel zu oft ausgenutzt. Viele, viel zu viele, Menschen dachten immer nur an ihren eigenen Vorteil, an niemanden sonst, und erst recht nicht daran, dass echte Gefühle im Spiel sein könnten. Das kannte er nur zu gut, und auch, wenn er darüber hinweg war, wollte er das nicht noch einmal durchmachen müssen. Seine Hilfsbereitschaft und Gutgläubigkeit waren ausgenutzt worden, und dann wäre er fast angezeigt worden, weil er eine Tasche von seinem Freund bei sich gelagert hatte, ohne zu wissen, dass darin Diebesgut war. Er war einfach zu naiv, und das nicht nur etwas. Seine Freunde zogen ihn damit auf, dass er anscheinend jemanden brauchte, der ihn vor der bösen Welt beschützte. Aber wo fand man schon so einen Beschützer, der es auch wirklich ernst mit einem meinte? So leicht war das nämlich leider nicht, und Shin wusste, dass er wahrscheinlich wieder bei irgendeinem Arschloch landen würde, wenn er denjenigen nicht schon gut genug kannte. „Alles okay, Shin?“ Besorgt sah Saga ihn an. „Passt schon. Ich freue mich nur, dass du Shou so ehrlich geliebt hast. Er konnte froh sein“, erklärte der Schüler seine Gedanken, wich dabei aber trotzdem etwas vom Thema ab. Er konnte nur hoffen, dass der andere das nicht bemerkte. „War er auch. Er war für andere so leicht zu manipulieren, dass er wirklich dankbar war, dass ich ihm nichts vorgemacht habe. Das war seine größte Schwäche. Er hat immer an das Gute im Menschen geglaubt.“ Shin lächelte schwach und sah den Schwarzhaarigen an. „Das kenne ich nur zu gut. Es ist eine große Schwäche, die einem nicht nur wehtut, sondern auch so Ärger einbrocken kann.“ Er biss sich kurz auf die Unterlippe. „Saga… Würdest du mir etwas versprechen?“ „Was denn?“ „Lüg mich nicht an und nutz mich nicht aus“, bat Shin und schloss die Augen wieder. „Ich weiß genau, wie das ist. Auch, wenn wir nur befreundet sind, will ich nicht angelogen oder benutzt werden. Das fühlt sich einfach nur scheiße an, wenn man nur ein Mittel zum Zweck ist.“ Saga lächelte ihn leicht an. „Versprochen. Ich hätte auch nichts davon. Ich meine, was würde es mir bringen, dich zu benutzen? Streng genommen doch gar nichts. Und ich mag dich wirklich.“ Der Braunhaarige nickte, sah den anderen aber nicht an. Auch wenn er nicht wusste, wie weit er diesem tatsächlich vertrauen konnte, er hatte keine wirkliche andere Wahl. Man musste Menschen immerhin vertrauen, um eine gewisse Bindung zuzulassen. „Denkst du, du wirst dich wieder verlieben?“, fragte der Jüngere leise. „Nein. Ich will mich nie wieder verlieben. Ich will nicht wieder jemanden so sehr lieben, um ihn dann zu verlieren.“ Shin schüttelte den Kopf. „Du kannst das nicht beeinflussen. Leben bedeutet lieben, lieben bedeutet leiden. Wenn du nicht leiden willst, darfst du nicht lieben, aber wofür lebst du dann?“ „Für Shou. Auch wenn er wollen würde, dass ich mich wieder verliebe. Es geht nicht. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schlimm es war, ihn zu verlieren.“ Der Kleinere seufzte. „Das mag ja stimmen, und ich gehe auch davon aus, dass es so ist, aber du kannst das nicht kontrollieren. Das kann niemand, dafür sind Gefühle zu unberechenbar.“ „Da werden wir uns nicht einig.“ Langsam setzte der Schwarzhaarige sich auf und zog Shin hoch. „Ich muss mich ablenken. Gehen wir zocken?“ Shin grinste. „An was dachtest du?“ „Mario Kart. Aber nur, wenn du verlieren kannst.“ Frech piekste Saga dem Kleineren in die Rippen. „Vergiss es. Da mache ich dich fertig.“ „Das schaffst du nicht, auch wenn ich dir nur die Hälfte meiner Aufmerksamkeit schenke!“ „Das werden wir ja sehen, aber ich will deine ganze Aufmerksamkeit.“ „Werde ja nicht größenwahnsinnig!“ „Du bist dran! Das ist kein Größenwahnsinn, das ist Siegessicherheit!“ „Die Playstation wird entscheiden…“ Müde lehnte Shin an Sagas Schulter. Es war schon nach elf Uhr, sie hatten geredet und gezockt, zwischendurch etwas gegessen und dann weiter gezockt. Eigentlich gar kein Grund, so müde zu sein. „Nicht einschlafen, Shin.“ Sanft strich der Ältere ihm durch die Haare. „Du kannst im Gästezimmer schlafen. Ich gebe dir Sachen von mir.“ Dankbar nickte Shin, gähnte dann, bewegte sich aber kein Stück. Er fühlte sich mittlerweile ziemlich schwer. Es war auch zu angenehm, an dem Älteren zu lehnen. „Dafür musst du aber aufstehen.“ Müde schüttelte Shin den Kopf. „Trägst du mich?“ „Und dann? Soll ich dich auch noch umziehen?“ Schwach schüttelte Shin wieder den Kopf. Das würde er schon gerade noch allein schaffen. Er mochte es nicht, wenn andere ihn auszogen, egal zu welchem Zweck. Sicher hatte das Gründe, aber davon mussten andere nichts wissen. Vorsichtig wurde er hochgehoben und durch den Flur transportiert. „Bleib wach, wenn du nicht willst, dass ich dich umziehe.“ „Ich bin wach“, nuschelte Shin, drückte sich aber instinktiv näher an den Älteren. Wer brauchte schon eine Heizung? Er merkte, wie er langsam auf etwas Weichem abgelegt wurde und sich der warme Körper von ihm entfernte. Es kostete ihn schon etwas Kraft, sich aufzusetzen, aber er musste sich selbst umziehen, wenn er nicht durchdrehen wollte. „Das könnte dir etwas zu groß sein, aber das ist nicht schlimm. Du siehst eh aus, als würdest du jeden Moment einfach einschlafen.“ Shin lächelte schwach und nahm die Sachen. „Ich kann ja auch gleich schlafen.“ „Und du bist sicher, dass ich dir nicht helfen soll?“ Der Jüngere nickte und zog sein Shirt aus. Er schaffte das ganz sicher, auch wenn er ziemlich fertig war. Und wenn nicht, würde er eben in Jeans schlafen. Saga beugte sich langsam zu ihm herab und küsste ihn auf die Wange. „Schlaf gut. Du kannst morgen ruhig ausschlafen.“ „Danke.“ Der Schüler gähnte. „Ich denke, ich werde darauf zurückkommen.“ „Ist doch kein Problem. Ich kann dich doch nicht nachts durch halb Tokyo schicken.“ Saga lächelte ihn ruhig an und verließ den Raum. Der Braunhaarige zog sich noch die Jogginghose an und kuschelte sich dann unter die Decke. Es war nicht dieses Gefühl, nicht in seinem eigenen Bett zu liegen, das ihn dieses Mal beschlich. Er fühlte sich an diesem Ort wohl, und er konnte etwas anderes tun als rumsitzen oder lernen. Er fühlte sich nicht wie ein nutzloses, Geld kostendes Anhängsel, wie er es bei seiner Mutter war. Er hatte hier eine Aufgabe, mit der er zwar kein Geld verdiente, die aber trotzdem wichtig war. Er hatte die Aufgabe, einem wunderbaren Menschen zu helfen, und das bedeutete ihm mehr als Geld. Viel mehr. Saga wachte am Morgen früh auf, so wie fast jeden Morgen seit Dezember. Und eigentlich hoffte er jeden Morgen aufs Neue, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Nur an diesem Morgen nicht. Er wusste nicht genau, weshalb, aber er vermutete, dass es mit dem Gast, der im Nebenzimmer schlief, zusammenhing. Obwohl Shin der Jüngere war, schien dieser ihn tatsächlich zu therapieren. Und es zeigte erste Wirkungen, aber das könnte auch daran liegen, dass Shins Wesen Shous so ähnlich war. Hätten die beiden sich gekannt, wären sie sicher gute Freunde geworden. Die Therapiemethoden des Kleineren waren zwar etwas anders als die von eigentlichen Psychologen, aber keine Methode könnte individueller und wirksamer sein. Shin lenkte ihn ab oder hörte ihm zu, je nachdem, was er gerade brauchte. Und wenn er Nähe brauchte, kümmerte sich sein Privattherapeut auch darum. Aber irgendwie tat es ihm leid, dem Schüler das alles nicht richtig danken zu können. Im Prinzip nutzte er Shin aus, damit er sich besser fühlte. Und fair war das nicht, der Kleinere verdiente wirklich Vieles, das er sich wünschte. Saga seufzte frustriert. Das, was Shin sich am Meisten wünschte, konnte er ihm einfach nicht geben, dafür waren die Wunden einfach zu tief. Er konnte, beziehungsweise wollte, nie wieder so lieben, nicht einmal Shin. Vielleicht, weil der ihm manchmal verdrängte Erinnerungen an Shou zurückbrachte und ihm doch klar machte, dass Shou und Shin zwei verschiedene Personen waren, auch wenn es gewisse Ähnlichkeiten gab. Langsam stand er auf und schlich auf den Flur. Alles war noch verdunkelt, und es war fast totenstill. So lautlos wie möglich bewegte Saga sich zur Tür des Gästezimmers und schlüpfte hinein, ging zum Bett und ließ sich daneben auf den Boden sinken. Der Anblick, wie Shin in der Decke eingerollt dort lag, war wahnsinnig süß. Und der Kleinere schien gar kein Problem damit zu haben, in einem fremden Bett zu schlafen. Er schien sich ganz im Gegenteil sehr wohl zu fühlen. Shou hatte es gehasst, in fremden Betten zu übernachten. Aber Shin war eben doch etwas anderes als eine jüngere Ausgabe von Shou. Shin war nicht Shou. So weh es auch tat. Wieder seufzte der Student und strich dem anderen behutsam eine der braunen Haarsträhnen aus der Stirn. Er sollte allein der Fairness wegen aufhören, Shin immer nur in Verbindung mit Shou zu sehen. Der Jüngere hatte das Recht, als eigenständige Person gesehen und akzeptiert zu werden, und zumindest den Gefallen wollte Saga ihm tun. Er war fest davon überzeugt, dass der Kleinere wirklich jemanden finden würde. Er war noch jung, und auch, wenn ihn etwas zu belasten schien, würde für ihn ganz bestimmt alles gut werden. Still betrachtete Saga das friedliche Gesicht des Schlafenden und lauschte auf die leisen, tiefen Atemzüge. Manche Menschen waren einfach nur hübsch und allgemein… niedlich? Ja, so konnte man es nennen. Und die Bemühungen des Kleineren, ihm zu helfen, passten sehr gut zu dem niedlichen Gesamtbild. Vielleicht würde es ja Wirkung zeigen und er würde lernen, mit der Gesamtsituation klarzukommen. Es wäre schön, wenn er irgendwann wieder ausgeglichener wäre und auch ohne Shin oder einen seiner Freunde in seiner Nähe ehrlich lächeln und glücklich sein könnte, aber es lag noch Arbeit vor ihm. Er musste an sich selbst arbeiten und eventuell wirklich zu einem Psychologen gehen, wenn Shin ihm nicht mehr helfen konnte. Der Jüngere musste sich immerhin auf seinen Abschluss konzentrieren und danach einen guten Studienplatz bekommen, um die besten Chancen im beruflichen und finanziellen Bereich zu haben. Und Saga wollte dem nicht im Weg stehen. „Shin, bist du sicher, dass du mir helfen willst?“ Forschend sah Saga über den gedeckten Frühstückstisch zu dem Schüler. „Wäre ich es nicht, wäre ich wohl kaum hier.“ Sanft lächelnd legte Shin seine Hand auf die des Älteren. „Warum fragst du nach?“ „Du verheimlichst etwas, und genau das bedrückt dich. Du kannst es mir ruhig erzählen, wenn du willst.“ „Mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen, es ist alles in bester Ordnung.“ Shin versuchte, den Älteren mit einem kleinen Lächeln zu beruhigen, aber er wusste, dass es misslang, als dieser ihn immer noch besorgt betrachtete. „Okay“, gab er zu, „es gibt da schon etwas, das niemand weiß, aber das ist vorbei und mir geht’s wirklich gut. Du musst mir schon vertrauen.“ Saga nickte. „Du mir aber auch.“ Es beunruhigte ihn irgendwie, dass Shin ihm so wenig zu vertrauern schien, aber er beschloss einfach, abzuwarten. Wenn Shin ziemlich oft ausgenutzt worden war, war es sogar verständlich, dass er Misstrauen zeigte. Wahrscheinlich würde sich das noch legen, je mehr Zeit sie miteinander verbrachten und je mehr er das Vertrauen des Jüngeren gewann. Immerhin meinte er es ehrlich, und Menschen spürten so etwas meistens. Und selbst wenn Shin nicht spürte, wem er vertrauen konnte und wem nicht, Saga war sich sicher, dass der andere ihm bald vertrauen würde. _________________________________________________________________________________ Nicht ganz so viel wie im letzten Kapitel.^^' Was bleibt zu sagen? Shin und Saga kommen sich recht schnell näher, aber wer weiß, wie lange das so geht? Und immer wieder taucht der Vergleich zwischen Shin und Shou auf. Ob und wie lange das wohl gut gehen wird...? Und ob Shin sich Saga doch noch irgendwann anvertrauen wird? Das nächste Kapitel wie gesagt vermutlich nächste Woche Freitag. ^.~ Bis dahin! Hikari Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)