Digimon Savers: Relaunch von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Impmon allein in Yokohama ------------------------------------ >>Aua!«, rief Impmon aus, als es aus dem Digitor sprang und prompt unsanft auf dem Allerwertesten landete. Das Digitor war gut drei Meter in der Luft erschienen und so war es ganz schnell vorbei mit einer spektakulären – und vor allem sanften! – Landung mit cooler Pose. Geniert rieb sich Impmon am Hintern und blickte sich um. »Hm, das ist also die Menschenwelt? Komisch, hier es ja taghell.« Erstaunt über den plötzlichen Tageszeitenwechsel sah es sich interessiert um und drehte sich dabei um die eigene Achse. Um das kleine Teufelsdigimon war eine große Grünfläche und einige Bänke standen herum. Es befand sich in einem Park. Aber diesen Ausdruck kannte das Digimon natürlich nicht und beschloss, dass es sich in einer „zum sitzen geeigneten Grünanlage“ befand. »Ha!«, lachte es aus und ließ sich entspannt nach hinten fallen. Tatsächlich war es in seinen ersten Minuten in der realen Welt doch arg verkrampft gewesen, wusste es doch nicht, was es erwartete. Doch nun, wo es sichergestellt hatte, dass ihm hier keine Gefahr drohte, lockerte es sichtlich auf. »Das ist hier nun wirklich nicht viel anders, als in der Digiwelt!«, freute sich Impmon lautstark. Jedoch verging ihm das Lachen schlagartig wieder, denn es hörte plötzlich ein ohrenbetäubendes Geräusch und der Boden schien zu vibrieren. Erschrocken sprang Impmon auf seine Füße und schaute sich panisch um. »Ich hab nichts gemacht!«, schrie es aus, ballte vor Angst die Hände zu Fäusten und kauerte sich auf dem Boden zusammen. Nun fiel ihm auch auf, dass es in der linken Hand noch immer die blaue Lunaris-Blüte festhielt. »Blöde Blume …«, nuschelte das Digimon und verstaute die Blüte so in seinem Halstuch, dass sie weder zu sehen war, noch herausfallen konnte. Hektisch nahm es eine Kampfhaltung ein und schaute in alle Himmelsrichtungen – bis es auch endlich auf die Idee kam, nach oben zu schauen. Das Flugzeug, welches Impmon dort erblickte, interpretierte es als ziemlich lauten Vogel. »Verdammt! Was macht der so einen Krach? Hab ja bald einen Herzkasper bekomm-! Ich meine …«, es räusperte sich kurz, »ich dachte, es wäre vielleicht ein großes Digimon. Aber nicht Lucemon, das ist ausgeschlossen!« Noch einmal guckte es in den Himmel hinauf. Das Flugzeug war indes natürlich weitergeflogen. Es zog lange weiße Rauchwolken hinter sich her. Die Sonne blendete das lilafarbene Impmon. »Und Dreck macht der auch noch im Himmel. Na ja, solange es mir nicht auf den Kopf fällt …« Den letzten Staub von sich klopfend, richtete es sich wieder zu voller Größe auf. »Dann wollen wir doch mal auf Erkundungstour gehen!«, entschloss es sich und hüpfte freudig von dannen. An jeder zweiten Blume, Gebüsch oder sonstiger Pflanze, blieb es stehen, begutachtete sie und stellte fest, dass diese zugleich ähnlich, aber doch vollkommen anders als die Pflanzen der digitalen Welt waren. Impmons Alleingang wurde jäh unterbrochen, als es alsbald auf Menschen traf. Eine junge Mutter, vielleicht Mitte zwanzig, rief ihrem kleinen Sohn hinterher, dass er doch nicht ständig fortlaufen sollte. Der Kleine hingegen fand es allerdings viel amüsanter, jedes Mal genau dann vor seiner Mutter weg zu sprinten, wenn diese nur einen Hauch davon entfernt, war, ihn zu erwischen. »Takeo, komm sofort zurück!« Als der Knirps in Impmons Richtung gehopst kam, sprang das Digimon eiligst hinter den nächstbesten Baum, schließlich wollte es nicht sofort entdeckt werden und alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Impmon schaffte es noch rechtzeitig und Takeo freute sich riesig, dass er seiner Mutter erneut entkommen konnte. »Was für ein ungezogener Bengel«, dachte sich Impmon und rechtfertigte sich selbst gegenüber im Geiste, dass es selbst nie so schlimm war. »Ausgeschlossen.« »Takeo!«, rief die Mutter wieder und stemmte schon recht bald die Hände in die Hüften. Wie konnte der kleiner Racker nur so verdammt flink sein? Nun ja; vielleicht hätte sie sich heute Morgen doch nicht für die roten Pumps mit extra hohen Absätzen entscheiden sollen. »Den kleinen Furz sollte mal jemand zurechtweisen!«, beschloss Impmon und setzte ein diabolisches Grinsen auf. Sobald das Kind hinter einem Busch verschwunden und sein Vormund außer Sichtweite war, lief Impmon vergnügt aus seinem Versteck und schlich dem Jungen nach. »Na, dem werde ich Manieren beibringen! Und ein kleines bisschen Spaß kommt für mich bestimmt auch bei rum!« Takeo war mittlerweile zu dem Entschluss gekommen, dass er nun genug Distanz zwischen sich und seiner Mutter gebracht hatte und beschloss, dass sie ihn genauso gut hier suchen könnte, wo er sich doch gemütlich in das grüne Gras setzen und auf sie warten könnte. Vergnügt kicherte der kleine Junge lautstark vor sich her und strampelte dabei mit seinen Füßen auf dem Boden herum. Derweil hatte Impmon etwas Matsch aufgesammelt und ihn zu einem handlichen Schlammball geformt, welchen es nun hinter seinem Rücken versteckte. Wie auf Samtpfoten schlich es sich an den Jungen heran und achtete peinlichst genau darauf, dass es keine Laute von sich gab. Gerade war Impmon an dem frechen, kleinen Takeo angelangt und wollte ihm von ganzem Herzen den Schlammball überziehen, da wurde ihm auch sogleich ein Strich durch seine Rechnung gemacht, denn das Kind drehte sich just in diesem Moment um. Im ersten Augenblick sahen sie sich stumm und mit aufgerissenen Mündern und Augen an. »Waaaahhhh …«, begann der junge Takeo und zeigte mit zittrigem Zeigefinger in Richtung des lilafarbenen Teufelsdigimons. Impmon hingegen war genauso verwirrt, da es sich still und klammheimlich an das Kind anschleichen, es mit Matsch bewerfen und sich ungesehen wieder aus dem Staub machen wollte. Schließlich hatte Impmon bis auf Masaru noch nie Kontakt zu menschlichen Wesen und es konnte nur sehr grob einschätzen, wie sie auf es reagieren würden. Nur eines war ihm sonnenklar: Sie hatten wohl mindestens so sehr Angst vor ihm, wie Impmon vor ihnen. Letztendlich konnte das Child Level Digimon genau dies in den aufgerissenen Augen Takeos erkennen. Da stand Impmon also; einen Fuß in der Luft und eine Matschkugel wurfbereit über seinem Kopf. Es war nur ein wenig größer als der sitzende Junge. »Hoppla …«, meinte es verlegen, weil es sich stark begafft vorkam. Außerdem wollte es die eisig schneidende Stille durchbrechen. »D-d-d-d-du …« Takeos Augen wurden immer größer. »Ähm, tja … Tagchen!«, rief Impmon aus, allerdings war das dann doch zu viel für Takeo. »D-d-du k-k-ka-kannst ja sp-sp-sp-sprechen…!« Jetzt wurde es Impmon langsam zu viel und es zog seinen berühmten Schmollmund. So eine Frechheit! Schließlich war es doch kein dummes Tier! »Na, was hast du denn bitte gedacht? Und sowas muss ich mir von einem kleinwüchsigen Frechdachs bieten lassen, der auch noch so doof zum korrekten Artikulieren ist. Digitier erst mal auf ein höheres Level, dann können wir weiterreden.« Stolz auf seine kleine Rede, machte Impmon kehrt und warf beim Laufen die Matschkugel lässig auf und ab. Endlich taute Takeo aus seiner Starre auf. »Woah, Kaa-chan, ein Monster!!«, schrie er hysterisch aus und fing schallend an zu weinen. Vom klirrenden Lärm in die Höhe fahrend, warf sich Impmon den Matschball selbst ins Gesicht. »Ihhhhhhh!! Guck mal, was du gemacht hast, du Gör!«, schrie es zurück und wischte sich den gröbsten Dreck aus den Augen. Als es wieder halbwegs klar sehen konnte, seufzte es niedergeschlagen auf. »Na toll, immer ich … Jetzt hör doch mal endlich auf mit dem Krach!« Vorwurfsvoll sah Impmon mit schräg geneigtem Kopf und hervor geschobener Unterlippe zu dem Menschenkind, dass heulend vor ihm auf dem Boden saß. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass das Kind, wenn es so weitermachen würde – und aus irgendeinem Grund ging Impmon stark davon aus -, schon recht bald seine Mutter und womöglich noch weitere Zuschauer anlocken würde. Und dann hätte Impmon ein Problem. Hektisch wedelte es also mit seinen Armen umher und stürzte zu Takeo. »Sei ruhig! Du lockst noch sonst wen an … Ich tu dir doch gar nichts und – hey! Hast du etwa gerade versucht mich zu beißen?!« Hastig konnte das Digimon gerade noch seinen Arm zurückziehen und atmete erleichtert aus. »Puh, das war knapp. Der ist ja gemeingefährlich! Und überhaupt … Was brüllt der so rum? Ich hab ja bald mehr Grund zum Angst haben, als der da!«, dachte es. Doch lange hatte Impmon keine Atempause, da Takeo bereits aufgestanden war und boxend in Impmons Richtung lief. Mit einem glorreichen Hechtsprung wich es Takeos fliegenden Fäusten noch rechtzeitig aus. Wut keimte in dem Digimon auf, doch dann besann es sich wieder. »Er ist noch jung und nicht hoch entwickelt, angreifen sollte ich ihn nicht.« Nachdem Takeo bemerkte, dass er daneben geschlagen hatte, stolperte er in Richtung Büsche, bis er darin verschwand. Nur ein leises Dong war zu hören und Takeo verstummte kurz. »Hm, den bin ich wohl los. Und wieder einmal erringt Impmon den Sieg!«, freute es sich und lachte erleichtert. Das war also sein erster menschlicher Kontakt in der realen Welt gewesen. Innig hoffte das Digimon, dass nicht alle Menschen so waren. Gerade als es sich aus dem Staub machen wollte, hielt es mit einem Male inne, da Impmon es doch arg merkwürdig fand, dass plötzlich so gar keine Geräusche mehr zu hören waren. Also seufzte es einmal niedergeschlagen auf und nahm all seinen Mut zusammen, um nach dem Menschenkind zu sehen. Schließlich schadete ein kurzer Blick nicht und sein Gewissen würde beruhigt sein. »Also schön. Ich sehe nur mal kurz nach und dann mach ich den Abflug. Der sollte sich wirklich dankbar schätzen, einem solch gnädigem Digimon wie mir gegenüber zu stehen!« Vorsichtig ging Impmon in Richtung des Gebüsches, in welchem Takeo verschwunden war. Sobald es an seinem Zielort angelangt war, schob es einige der grünen Blätter beiseite, um sachte hindurchschauen zu können. Jedoch zeigte sich ein ganz anderes Bild, als Impmon befürchtet hatte. In seinem Kopf hatte es sich die wüstesten Bilder ausgemalt, doch hier saß der kleine Takeo schon wieder munter und hatte aufgehört zu weinen. Seine Mutter kniete neben ihm und auch eine weitere Frau mit braunem, schulterlangem Haar beugte sich zu ihm hinab. »Puh und ich Depp mache mir auch noch Sorgen. Dabei geht es dem Knirps blendend! Ich sollte schleunigst verschwinden.« Bevor es sein Vorhaben in die Tat umsetzte, hörte es noch kurz den Menschen zu. »Ach, Takeo, erzähl doch nicht immer so einen Unsinn. Es gibt keine Monster!«, beruhigte ihn seine Mutter mit einem sanften Lächeln, aber das Kind schüttelte vehement den Kopf. »Doch, doch, doch, doch, dooooooch!!«, rief Takeo und strampelte dabei wieder mit den Füßen auf dem Boden. »Monster … Fragt sich nur, wer hier das Monster ist. Irgendwie kann ich das Kind immer weniger leiden«, dachte Impmon kleinlaut und blies beleidigt die Backen auf. »Takeo!« Nun wurde die Mutter doch etwas lauter in ihrem Tonfall. »Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht lügen sollst? Deinetwegen haben wir die Frau Polizistin aufgehalten!« Die andere Dame errötete etwas und winkte sofort mit der rechten Hand ab. »Ach was, das ist doch nicht schlimm! Es ist mein Job all denen zu helfen, die Hilfe benötigen. Ich bin nur froh, dass wir Ihren Jungen gefunden haben, schließlich geht die Sonne schon bald unter.« Die Mutter nickte. »Ja, Sie haben recht. Vielen Dank nochmal.« Sie verneigte sich höflich und nahm Takeo auf den Arm. »Aber Kaa-chan, ich lüge wirklich nicht!«, schrie Takeo noch lange, bis sie letztendlich verschwanden. »Eieiei … Was für ein Fall«, stöhnte die Polizistin und ließ etwas den Kopf hängen. Dann massierte sie ihre Schläfen. »Ist ein anstrengendes Kind, oder?« Impmon konnte sich mit seiner Aussage einfach nicht zurückhalten und sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, bereute es sie auch schon. »Wem sagst du das … Moment mal, wer hat das gesagt?« Sofort war sie in Alarmbereitschaft und ehe das kleine Impmon sich versah, hatte sie in allen Blickwinkeln nachgesehen und war letztendlich an seinen großen grünen Augen im Busch haften geblieben. »Iiieeks!!« »Weia … Ähm … Hallöle …«, meinte Impmon scheu und kratzte sich am Kopf. Dann zog es sich langsam wieder zurück. »Das ist doch nicht möglich …« Die pinkfarbenen Augen der Polizistin wurden immer größer, bis sie letztendlich ein hoffnungsvolles Schimmern bekamen. Impmon war verwirrt. »Also, ich muss dann mal, tüdelüüüü!« Und schon hechtete es von dannen. »Warte doch! Du bist doch ein Digimon, nicht wahr?« Schlitternd kam Impmon nach einigen Metern zum Stehen. Als es sich umdrehte, bemerkte es, dass die Frau ihm gar nicht gefolgt war. Stattdessen sah sie es erwartungsvoll an. Aufgeregt und verwirrt zugleich, dass hier andere Menschen als Masaru von seiner Existenz wussten, versuchte es möglichst lässig zu klingen. »Ja und weiter?« »Was … was machst du hier? Ich meine, das ist doch nicht möglich … Die Tore wurden doch vor fünf Jahren geschlossen. Seit wann kommen wieder Digimon in unsere Welt?« Plötzlich fühlte sich Impmon verärgert. Warum konnte es gar nicht genau sagen. Vielleicht war es das merkwürdige Interesse, das diese junge Frau an ihm hegte. Eventuell lag es aber auch daran, dass es sich ausgestoßen vorkam. Diese Frage, was es denn in dieser Welt mache … Das klang für es danach, dass es doch hier eigentlich gar nichts zu suchen hatte. Und sowas wollte es natürlich nicht hören. »Was geht dich das an!«, blaffte es beleidigt. Auf einmal durchzuckte den Himmel ein gleißender blauer Blitz und es donnerte kurz. Sowohl das Digimon als auch die Polizistin erschraken kurz. Nachdem Impmon sich wieder gefasst hatte, rannte es davon. »Halt, bleib stehen! Bitte sag mir doch, kennst du Lalamon?« Die Polizistin lief ihm ein Stück nach, aber es war sinnlos. Sie hatte dem Digimon am Anfang zu viel Vorsprung gelassen und jetzt würde sie es nicht mehr einholen. Allein hatte sie keine Chance. Enttäuscht blieb sie also stehen und holte ihr Handy aus der Tasche. Schnell wählte sie die ihr allzu vertraute Nummer – natürlich, er war ja auch ihr Chef. »Satsuma-taichou? Hier Officer Fujieda. Ich glaube mir fast selbst nicht, aber … wir haben Digimonalarm.« Schon nach einigen Metern hatte der kleine Teufel den Park hinter sich gelassen und war den ersten Passanten begegnet. Sie reagierten ganz unterschiedlich. Manche schrien kurz auf, andere sprangen aufgeregt zur Seite und andere schauten nur verwundert. Ein junger Mann rief Impmon sogar fragend hinterher, zu welcher Cosplay-Convention es denn unterwegs sei. Doch so verschieden die Reaktionen der Menschen auch waren, Impmon benahm sich stets gleich – es rannte immer weiter und weiter, bis ihm langsam die Puste ausging. »Das ist doch sinnlos. Ich weiß ja noch nicht einmal, wovor ich weglaufe, geschweige denn, wohin ich laufen soll! Vielleicht war es doch keine so gute Idee, in die reale Welt zu türmen …«, dachte es, schüttelte die wirren Gedanken jedoch fast im selben Moment wieder fort. »So ein Unsinn. Ich kann nicht zurück. Da warten Lucemon und die anderen auf mich und überhaupt … was soll ich denn da? Mit Gomamon plaudern? Nein, danke.« Während es so in Gedanken versunken war, bemerkte es nicht, wie es an einem kleinen Jungen vorbei lief, der gerade mit seinen neuen Murmeln spielte. Leider war Fortuna dem armen Impmon an diesem Tage keinesfalls hold, denn prompt trat es auf eine der Glaskugeln, fing zu stolpern an und sauste die Straße hinab. »Nanu? Was ist denn jetzt kaputt?! Aaaaanhaaaaalteeeeennnn!« Im Geiste betete das Digimon, dass es doch bitte sanft landen würde. »Heiliges Digitama! Bitte, bitte, bitte – ich mach auch nie wieder Unfuuug!« »Hey, gib mir meine Murmel zurück!« Natürlich war Impmon schneller als der Schrei des verärgerten Kindes. Mit gefühlter Schallgeschwindigkeit kam das Child Level Digimon unten an, doch nicht, ohne in das nächste Hindernis zu krachen. »Aua!« »Selber aua …«, röchelte Impmon und rieb sich den heute sehr mitgenommenen und demolierten Po. Auch die angerempelte Rina rieb sich dort, denn das Digimon war ihr genau an dieselbe Stelle gekracht. Auf dem Boden sitzend, drehte sie sich um, damit sie sehen konnte, wer so unhöflich war. Doch da lag ja gar kein Mensch ihr gegenüber. »Du meine Güte …!«, hauchte sie und hielt sich mit zittriger Hand den Mund zu, um einen stummen Schrei von sich zu geben. Währenddessen war Impmon wieder bei Sinnen und warf einen prüfenden Blick zu Rina. »Himmel, noch ein Mensch …«, stellte es unnötigerweise fest und errötete kurz. »Na ja, ist wohl nicht gänzlich auszuschließen in der Menschenwelt.« Als ob nichts gewesen wäre, stand es auf und klopfte sich den Staub vom Körper. Dabei stellte es wieder fest, dass noch immer Matsch an ihm klebte. Es würde möglichst bald eine Wasserstelle suchen müssen. Rina indes fand ihre Sprache wieder und krabbelte behutsam auf Impmon zu, das ihr den Rücken gekehrt hatte. Dann tippte sie es an der Schulter an, bis es knapp darüber zurücksah. »E-entschuldige bitte …« Sie blinzelte zweimal, weil sie noch immer nicht glaubte, was sie da sah. »Ja, was denn?«, antwortete Impmon unhöflich. Es war mal wieder voll in seinem Element. »Beeil dich bitte, ich hab’s eilig.« Fragend runzelte Rina die Stirn. »Wer oder was bist du eigentlich?« Sie sah sich Impmon noch einmal genauer an und hielt sich schützend eine Hand an den Hals. »Bist du etwa ein Dämon?« »Ein Dä-was?« Jetzt schaute Impmon verwundert drein. Konnte es diesem Menschen sagen, was es war? Letztendlich schüttelte es nur den Kopf und zuckte mit den Schultern. Schließlich gab es hier schon Menschen, die von der Existenz von Digimon wussten. »Ich bin ein Digimon, damit das klar ist!« »Ein … Digimon?« Diesen Ausdruck hatte die junge Frau noch nie gehört. »Jawoll. Na ja, ich muss jetzt weiter, werde nämlich gesucht oder so ähnlich. Also halt mich nicht weiter auf.« Als es sich plötzlich auf den Weg machte, verärgerte dies Rina doch ein wenig. »Du bist ganz schön unhöflich. Schließlich hast du mich angerempelt und nicht umgekehrt.« Impmon – in seiner Ehre berührt – blieb dann doch stehen und drehte sich um. Als es kurz in seinem Halstuch wühlte, vermutete Rina das Allerschlimmste, doch hervor kam eine blaue Blume, deren Blüte geschlossen war. »Da – fang!« Rina fing die Blume und begutachtete sie. Solch eine Blüte hatte sie noch nie gesehen. Obwohl die Blume in dem Halstuch des Digimons war, sah sie dennoch so aus, als sei sie gerade erst gepflückt. »Danke ..! Huch, es ist ja schon weg.« Noch einen kurzen Moment sah sie zu der Stelle, an der Impmon eben noch verweilte und versank in Gedanken. Digimon? Dies hatte sie wirklich noch niemals gehört. Es handelte sich wohl eher um einen kleinen Geist oder gar einen Shikigami. Rina war sehr abergläubisch. Sie keuchte kurz auf, als sie etwas an der Schulter spürte und drehte sich erschrocken um. Sie erblickte die purpurnen Augen Rikyus. »Was sitzt du denn da auf dem Boden herum, Rina-chan? Ist ja schon gut, ich bin ja brav, brauchst also nicht mehr weglaufen … Aber wegen dieser Touma-Sache werd ich mich definitiv nicht entschuldigen, hörst du?« Verlegen kratzte sich der Schwarzhaarige am Kopf. Als er bemerkte, dass Rina überhaupt nicht auf ihn reagierte, beugte er sich zu ihr hinab und sah über ihre Schulter hinweg zu der Stelle, wo auch ihr Blick hinfiel. »Hm, gibt’s da was zu sehen?« Endlich fasste sich die Braunhaarige wieder und schüttelte leicht den Kopf. »Nein, nein, alles in Ordnung. Nur ein … eine Katze.« »Na dann … Na komm, ich helf dir auf.« »Ja …« Rina umklammerte fest die Blume. »Puh, nennt mich doch tatsächlich eine Katze … Was das wohl sein mag?« Der kleine Lauscher war noch weiter in der Gasse verschwunden und kam letztendlich an einer Mülltonne an. Hier ließ es sich nieder und atmete erst einmal tief durch. »Mannometer. Hier lebt es sich echt nicht leicht als Digimon.« »Hm, wem sagst du das?!«, hörte Impmon auf einmal und war sofort wieder auf den Beinen. Als die Mülltonne dann auch noch zu schwanken anfing und plötzlich umfiel, war der skeptische Blick dann endgültig da. »Was zum …?« Neben diversem Müll und Abfall kam ein Tentomon herausgepurzelt und beäugte Impmon neugierig. »So ein Zufall, endlich ein Kamerad!« Statt zu antworten, glubschte Impmon immer noch verwirrt drein. Tentomon hingegen raffte sich langsam auf und streckte ein wenig seine Flügel, damit der Müll dazwischen herunterfallen konnte. »Hast du etwa deine Sprache verloren?« So viel zu dem Thema, dass Impmon das einzige Digimon in der Menschenwelt sein würde. »Was machst du denn hier? Und seit wann bist du überhaupt hier?« Es machte keinen Hehl daraus, seine Verärgerung zu verbergen. »Seit wann? Ganz frisch. Bin gerade eben angekommen.« »Gerade eb-!« Der blaue Blitz! Impmon hatte es gesehen. Aber was hatte das zu bedeuten? Hatte es mit dem Kurzschluss etwa die Weltengrenze wieder geöffnet? Und was noch wichtiger war: Wenn sowohl Tentomon als auch Impmon selbst hier waren, bedeutete dies etwa, dass es noch mehr Digimon in der realen Welt gab? Dieser Gedanke verstimmte Impmon arg. »Du schaust ulkig aus und bist voller Matsch. Lass uns Freunde sein, Kamerad!« Vergnügt surrte das Insektendigimon um den kleinen Teufel. Eine fette Zornfalte erschien auf seiner Stirn. »Du nervst, schwirr ab, Mann! Und außerdem … hast du selbst überall Müll kleben!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)