Die Klingen des Kaisers von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 22: Strategien ---------------------- Fast zwei Stunden später tauchte der Assassine als lautloser Schatten an Michels Fenster auf und war eine Sekunde darauf in dessen Schlafzimmer. Sicher, dass er nie wieder bei offenen Fensterläden schlafen würde, schloss der Wohnungsinhaber diese und drehte sich fragend um. „Meine Schwester, Partner meiner Schwester....“ sagte Shahin und zog ein Bündel Papiere aus seinem Wams: „Die Notizen.“ „Danke.“ Sarifa nahm sie, während Michel rasch einige weitere Kerzen anzündete, ehe sie sie ihm reichte. Er blätterte durch: „Au weia. Das ist ja jede einzelne Tätigkeit aufgelistet, wann ich mit wem geredet habe, alles. Der Gute ist sehr genau. - Aber ich nehme nicht an, dass jemand daraus etwas über meine Arbeit entnehmen kann.“ Er gab es Sarifa: „Sieh du es dir an.“ Dann schaute er auf seinen Besucher, der jetzt seine Kapuze abstreifte – Hinweis darauf, dass er sich hier sicher fühlte, sozusagen im Familienkreis. Nun ja, das hatte Tante Anna in Aquatica auch. Partner waren bei Assassinen wohl stets vertrauenswürdig. „Nur eine Frage: wenn er erwacht und feststellt, dass die Papiere nicht da sind?“ „Er wird nicht erwachen,“ erwiderte Sarifas älterer Bruder prompt. „Ich gab eine Menge Hopfenkonzentrat in sein Bier. Er schmeckte es nicht und wird tief schlafen.“ Michel nickte zufrieden: „Und dann seid Ihr einfach in sein Zimmer gegangen und habt die Papiere ausgeliehen? Ich frage, weil ich Eure Vorgehensweise nicht kenne.“ „Du kannst mich duzen, Partner meiner Schwester. - Einfach, ja. Der Riegel war kein Hindernis.“ Das konnte sich der kaiserliche Agent denken. Wieder fiel ihm auf, dass sich die Geschwister nicht mit Namen ansprachen. Routine, wenn Dritte dabei waren, vermutete er. Aber auch der Assassine redete ihn nur mit „Partner meiner Schwester“ an und fragte nicht nach Namen. „Kein Hinweis auf den Auftraggeber.“ „Nein. - Aber in seiner Brieftasche hatte er eine Quittung der kaiserlichen Post. Er hat wohl kürzlich eine Brieftaube abgehen lassen.“ „Deren Ziel ist schwer nachzuvollziehen. - Hatte er die Brieftasche abgelegt?“ „Nein. Ich zog sie aus seinem Wams. Keine Bedenken, Partner meiner Schwester. Die Spitze meiner Klinge lag dabei auf seinem Herzen. Wäre er erwacht, hätte er dies bereits im Jenseits getan.“ Er sollte besser nichts dazu sagen: „Und auf dem gleichen Weg gehen alle Papiere an ihn zurück.“ „In der Tat. Allerdings werde ich die Brieftasche nur neben ihn auf das Bett legen.“ Und der Mann würde annehmen, sie sei ihm im Schlaf herausgerutscht. Einfacher und doch sicher. „Meinen Respekt übrigens für deine Beobachtungstechnik. Ich konnte dich nicht entdecken.“ „Danke.“ Sarifa lächelte: „Ich sagte dir doch schon, dass ich nicht an meine großen Brüder heranreiche. - Was machen wir?“ „Dieser Bericht wird abgehen. Der Auftraggeber sollte dadurch überzeugt sein, dass ich nichts als ein vergnügungssüchtiger Edelmann aus dem Norden bin, wie es meine Tarnung besagt, und auf weitere Beobachtungen verzichten. Allerdings werde ich die nächsten Wochen noch gründlicher auf die Welt hinter mir achten, für den Fall der Fälle. - Mich würde nur interessieren, warum meine Wenigkeit so interessant wurde. Ich mache meine Arbeit seit zehn Jahren und nie ist so etwas passiert.“ „Ein kleiner Fehler von irgendjemandem,“ vermutete Shahin. „Aber eben dies mag tödlich sein. Dann soll der Beobachter leben, um die falsche Spur zu verstärken.“ „Ja. Und ich werde dafür sorgen, dass jemand ihm folgt, wenn er abgezogen wird. Kein Assassine, zwar, aber da muss eben zweite Wahl reichen.“ Michel bemerkte das flüchtige Lächeln der Geschwister und nahm das als Ermutigung eine persönliche Frage zu stellen: „Hantierst du auch mit Wurfmessern, Bruder meiner Partnerin?“ „Nein,“ gab Shahin ruhig zurück: „Sie ist als Mädchen, Frau, leichter und schwächer als ein potentiell männlicher Gegner, also sollte sie möglichst aus dem Nahkampf bleiben, auch wenn sie selbstverständlich geübt ist. Ich habe meine Dolche, aber nutze sie nur direkt.“ „Gibt das dem Gegner nicht Zeit zur Abwehr?“ entfuhr es Michel. Im nächsten Moment realisierte sein durch intensives Fechttraining geschultes Auge die Bewegung vor ihm. Noch ehe die Information sein Bewusstsein erreichte, hatten jahrzehntelange Übungen schon die automatisierte Reaktion ausgelöst. Er drehte sich nach links, während bereits seine Rechte hochflog, um die Messerhand des Assassinen aus der Bahn zu bringen. Dieser zog seinen Dolch noch vor dem Zusammenprall der Unterarme zurück und schob ihn ein. „Schnelle Reaktion,“ war sein Kommentar. „Ein fähiger Partner für meine kleine Schwester.“ Michel zwang das Adrenalin mühsam zurück nach dieser unvermuteten Attacke. Das war eine Probe gewesen, ein Scheinangriff. Und verdammt flink. „Nette kleine Überraschung.“ „Die Schnelligkeit der Hand betrügt das Auge. Oft – aber nicht immer. Und deines sieht die Bewegung.“ Shahin nahm das Bündel Papier. „Ich bringe es zurück und verlasse mit dem Morgengrauen Paradisa.“ „Grüße Mutter und die Brüder,“ sagte Sarifa: „Mein Auftrag hält mich hier.“ „Ich weiß, kleine Schwester. - Partner meiner Schwester....“ Der Assassine öffnete den Fensterladen und sah sich kurz um, ehe er hinunter in den Garten sprang. „Tja, dann geh du auch,“ meinte Michel. „Ich werde morgen in den Palast eilen und nach einigen sinnlosen Unterhaltungen mit Graf Uther reden, damit der Gute seinerseits beobachtet wird. Vielleicht bekommen wir sogar heraus, wohin sein Bericht geht.“ Der Kaiserbruder nickte, als er von den abendlichen Geschehnissen gehört hatte: „Der Verfolger ist im Palast?“ „Ja. Er hat wohl einen Passierschein.“ „Gut. Gebt mir, sagen wir, zwanzig Minuten nachdem Ihr mich verlassen habt, dann spaziert ein wenig durch die Öffentlichkeit, redet, tut, was Michel de la Montagne eben tut, wedelt dieses unsägliche Taschentuch....“ Der Jüngere lächelte etwas: „Es ist ein Markenzeichen. Und lenkt von meinem Gesicht ab.“ „Dessen bin ich mir bewusst. Und ich bin in der Tat froh darum, dass Ihr dies spielt. - Der Mann wird beobachtet und wir sollten den Adressaten des Briefes herausfinden können. Und damit auch den Auftraggeber.“ Graf Uther sah kurz auf den Tisch: „Es gefällt mir nicht, dass ein offenbar intelligenter, wohlhabender Mann Piraterie betreibt, ohne dass Dagobert oder ich davon Kenntnis erhalten haben, mir gefällt noch weniger, dass jemand Euch beschatten lässt – und da sind auch noch die Zwischenfälle in Lavinia und der Marche. Denn bedenkt, dass de Bresse vor seinem Tod ja meinte, er habe einen Freund in hohen Kreisen. Irgendetwas passiert im Reich. Und das wird nichts Gutes für den Kaiser bedeuten. Ein Gegner oder gar mehrere? Eine Verschwörung oder Zufälle?“ „Wir werden es herausfinden.“ Der Leiter des kaiserlichen Geheimdienstes blickte seinen Besucher an: „Ja, das werden wir. Aber erlaubt mir die Feststellung, dass ich das WIE dieser Erkenntnis gern selbst bestimmen würde.“ „Ihr nehmt es sehr ernst.“ „Ja. Und Ihr solltet es auch.“ Sachlich und doch fast ein wenig hochmütig kam die Antwort auf diese Warnung: „Ich bin nicht immer das, was ich scheine, Graf Uther.“ Der legte die Finger kurz an die Stirn: „Verzeiht. Ich bin müde.“ Dieses ungewohnte Eingeständnis ließ Michel aufhorchen: „Ihr solltet Euch vielleicht nicht noch weitere Aufgaben vom Kaiser aufhalsen lassen. Ihr seid, mit Verlaub, nicht mehr der Jüngste.“ „Die Kaiserin wird mich in Bezug auf die Knappenschule entlasten, zunächst nur, was die Mädchen betrifft, aber das werden wir sehen. Und, wenn wir Glück haben, werden wir weitere Hilfe bekommen. Markward kehrt zurück.“ „Ihr hofft, in der dreijährigen Reise durch das Reich hat er sich weiterentwickelt?“ „Ihr mögt ihn nicht.“ Das war eine reine Feststellung. „Nicht sonderlich. Schön, ich kenne ihn nicht so gut, wir waren kaum ein halbes Jahr gemeinsam bei den Leibwachen, schließlich ist er sieben Jahre jünger als ich, aber....“ Michel zuckte die Schultern: „Nun, immerhin darf ich Euch gegenüber offen sein.“ „Wenn man die Jahre in der Knappenschule einrechnet, arbeitet Ihr seit vierundzwanzig Jahren für mich, Michel. Es wäre ein arges Zeichen meiner mangelnden Menschenkenntnis, wenn ich Euch nach all dieser Zeit nicht kennen würde.“ Graf Uther erlaubte sich ein Lächeln: „Und Euch vertrauen könnte.“ „Danke.“ Das war ehrlich. Michel wusste nur zu gut, wie wenigen Personen im ganzen Reich der Kaiser und sein Bruder je vertrauen konnten oder würden. Er gehörte zu diesen wenigen, denen beide den Rücken zudrehen könnten. Unwillkürlich ergänzte er: „Ich hoffe, eines Tages könnt Ihr das auch von Sarifa sagen.“ „Ich auch. Geht nun. Und.....vielleicht solltet Ihr Euch in zwanzig Minuten in den Empfangsräumen des Kaisers sehen lassen.“ „Wie Ihr befehlt.“ Nachdem Uther die entsprechenden Anweisung gegeben hatte, Michels Verfolger seinerseits zu beobachten, nahm er seinen nächsten Termin wahr und besuchte den Leiter der Knappenschule, nicht überrascht, dass auch die Kaiserin pünktlich kam. Anawiga war zu intelligent um sich nur mit Lesen und Handarbeiten zu beschäftigen, und so hoffte er, dass sie ihm früher oder später diese gesamte Schule abnehmen würde. Natürlich waren auch zwei Hofdamen dabei, wenngleich sichtlich gelangweilt, und ein Schreiber. Schwager und Schwägerin achteten sehr darauf, dass nicht auch nur der Schatten eines Verdachtes der Untreue auf sie fallen könnte – zu erfahren mit Hofintrigen und politischen Spielchen. Hoffentlich, dachte der Bruder des Kaisers, würde das auch Markward beachten. Immerhin hatte dessen deutlich sichtbare Vorliebe für seine gleichaltrige Stiefmutter ja dazu geführt, dass er auf diese Bildungsreise geschickt wurde. Inzwischen waren sich Dagobert und Uther allerdings sicher, dass Anawiga zu klug wäre, auf solche Avancen einzugehen, und, so schmeichelte sich zumindest der Kaiser, ihn auch zu sehr schätzte. Nur wenige Tage später musste der Geheimdienstleiter allerdings Michel sein Versagen beichten. „Der Mann, der Euren Schatten verfolgen sollte, nahm an, dass dieser eine Brieftaube schickte und realisierte zu spät, dass der ein Päckchen mit einer gewöhnlichen Postkutsche sandte, die unverzüglich die Stadt verließ, noch ehe mich der Mann erreichen konnte, dass die Tore geschlossen würden. Daher war die Adresse nicht mehr festzustellen. Die Kutsche fuhr allerdings nach Vivisco. Wie Ihr Euch ohne Zweifel entsinnt, liegt dort die größte Brieftaubenstation des Reiches, ist das der Knotenpunkt der gesamten kaiserlichen Post. Dennoch: ein Päckchen kann man nicht mit einer Taube schicken.“ „In der Tat.“ Michel zwang sich zur Ruhe. Es war eine so schöne Spur gewesen..... „Und Euer Mann beobachtet meinen Verfolger weiter?“ „Das tat er. Heute Morgen wurde der Unbekannte allerdings tot in seinem Bett in der Gastwirtschaft aufgefunden.“ „He, Moment mal! Ihr habt mich doch nicht im Verdacht?“ „Nein. Euch nicht und auch Sarifa nicht. Es scheint eine Lebensmittelvergiftung gewesen zu sein, auch andere Gäste, die dort zu Abend aßen, zeigten Symptome von Übelkeit in mehr oder minder starker Ausprägung. Graf Lothar lässt als Leiter der Polizei das überprüfen und gegebenenfalls die Taverne schließen.“ „Und, dass sein Auftraggeber ihn beseitigen wollte?“ „Unwahrscheinlich. Das Päckchen könnte kaum seinen Bestimmungsort erreicht haben, wenn es noch von Vivisco aus weitergeschickt wird. Und der Mordbefehl würde auch mindestens zwei Tage mit einer Taube benötigen. - Ich schickte zwar Anweisung, dort nach einem solchen Päckchen in den Poststationen Ausschau zu halten, aber bislang ergebnislos.“ „Dann ist diese Spur also kalt. Und ich werde nach einem neuen Verfolger Ausschau halten müssen.“ „Nicht, wenn der Auftraggeber den Bericht über Eure Aktivitäten der letzten Tage liest. Bedenkt, dass Spione kosten – und wenn Ihr als harmlos eingestuft seid...“ „Ich bin trotzdem gern vorsichtig.“ „Das ehrt Euch. Markward wird in drei Tagen eintreffen und offiziell im Palast empfangen werden. Seid anwesend.“ Michel seufzte etwas, nickte jedoch. Der älteste Sohn des Kaisers würde gewiss außerhalb der Stadt übernachten, um dann offiziell einzuziehen und sich bei seinem Vater zurückzumelden. Da ziemte sich die Anwesenheit eines jungen Edelmannes, der sich bei dem möglichen künftigen Kaiser sichtbar machen wollte. Und das würde der Michel de la Montagne, den er spielte, sicher wollen. Tatsächlich befand sich Markward bereits eine Tagesreise vor Paradisa, als Gast des Herzogs der Westmark – ein einst mächtiger, nun aber mehr ehrenvoller Titel. Schon Dagoberts und Uthers Vater Merowin hatte die sieben Herzöge, die das Reich unter sich aufgeteilt hatten, entmachtet und auf die Städte und Königreiche in Selbstverwaltung gesetzt. Nach seiner Ermordung hatten die Herzöge noch einige Aufstände gegen den kindlichen, dann jugendlichen Kaiser versucht, waren jedoch gescheitert. Jetzt saß der vielleicht Mitte der Vierzig zählende Pippin seinem Gast gegenüber, und strich langsam durch seine langen, dunklen Haare. Wie es die Hofmode verlangte trug er keinen Bart. Markward zuckte ein wenig die Schultern, als er das Gespräch fortsetzte. „Ich hatte ja nun drei Jahre Zeit mich im Reich umzusehen. Und ich sah oft genug, dass die Ratsherren oder kleinen Könige überaus eigenständig agieren. Meiner Meinung bräuchten sie wieder eine härtere Hand.“ „So haltet Ihr die Hand des Kaisers für zu milde?“ „Das habe ich nicht gesagt,“ beteuerte Markward eilig: „Mein Vater kümmert sich allerdings nur noch um die Stammlande und reist nicht mehr durch das gesamte Reich. Nun, er wird älter und das Reich ist groß.....Eine zwischengeschaltete Instanz wäre meines Erachtens durchaus wieder ratsam.“ Pippin nickte etwas. Das war wohl die Zusage, wenn Markward Kaiser würde, die Herzöge wieder in die alten Rechte einzusetzen. Mehr würde der Junge trotz all seiner Unerfahrenheit nicht äußern. Allerdings hatte der Herzog der Westmark in seiner Kindheit miterlebt, wie sein eigener Vater gegen Dagobert auf dem Schlachtfeld gescheitert war – und sich nur durch bedingungslose Unterwerfung nicht bloß das Leben sondern auch den Titel und die Ländereien retten konnte. Der Kaiser war damals zu ihnen gekommen, nicht hierher in den Sommersitz, sondern in die alte Familienburg am Fuß der Berge, hatte ihn als einzigen Sohn und Erben seines Vaters für einige Jahre nach Paradisa geholt. Und er selbst hatte später durch Hofämter, Verwaltung und Krieg immer wieder näheren Kontakt mit Dagobert gehabt – genug, um ihn einschätzen zu können. „Ich denke nur Ihr täuscht Euch, wenn Ihr glaubt, Euer Vater sei schon altersmilde oder gar schwach.“ „Spielt Ihr auf meinen Bruder an, lieber Herzog? Dankward hat sich wohl derart daneben benommen, dass unser Vater, der Kaiser, keine andere Möglichkeit sah, als ihn auf eine Reise ohne Wiederkehr zu schicken. Ich bitte Euch – eine Expedition in die Länder südlich des Südmeeres. Da hausen Leute, die auch noch den harmlosesten Besuchern die Kehle durchschneiden. Angeblich leben dort sogar noch Assassinen.“ Markward lehnte sich zurück: „Nun gut, wenn die Expedition und damit mein Bruder zurückkommt, werde ich bereits als Thronfolger ausgerufen sein.“ „Bedenkt, dass die Kaiserin noch jung ist.“ „Selbst dann wäre mein...hm...Halbbruder ein kleines Kind.“ Und nicht einmal Vater wäre so vertrottelt anzunehmen, dass er den Regenten für seinen Konkurrenten spielen würde. „Noch gibt es keinen offiziellen Thronfolger. Und es ist das Recht des Kaisers einen auszuwählen.“ Ah, der Herzog wollte anscheinend wissen ob er an alle Möglichkeiten gedacht hatte: „Natürlich. Aber bedenkt auch, dass ein Kaiser ohne Hausmacht eine lächerliche Figur ist. Und die Stammlande um Paradisa müssen nach allem Recht in der Familie bleiben. Mein Kaiser und Vater kann nur ein männliches Familienmitglied vorschlagen. Mich oder meinen Bruder. Und ich werde darauf drängen, dass er es bald tut. - Falls die Wahl auf mich fällt, wäre es wohl in unser beider Interesse, wenn Ihr mich unterstützt.“ „Durchaus,“ erwiderte der Herzog nachdenklich: „Ich vermute einmal, dass Ihr auch einen Plan habt, falls die Wahl nicht auf Euch fällt....?“ Markward wurde vorsichtig. Er hatte den Rat erhalten die Herzöge auf seine Seite zu ziehen, aber nicht zuviel zu erzählen. Und sein Ratgeber meinte es gut mit ihm, schließlich wollte der sein Kanzler werden, der zweite Mann im Reich. Kaiser zu werden war für diesen unmöglich – was in dem Kaisersohn Beruhigung hervorgerufen hatte. So erklärte er nur: „Wie ich schon sagte – es gibt keine Alternative zu mir.“ Pippin nickte. Möglich. „Dann trinken wir auf Eure Zukunft.“ Das war unverbindlich. Denn wenn Markward sich zu weit aus dem Fenster lehnte....Dagobert hatte noch auf jedes Risiko für seine Stellung prompt reagiert. Und der Kaiser machte keine Drohungen, schon gar keine leeren – das waren Versprechen. Der vornehme Mann in dem schwarzen, bodenlangen Umhang musterte ein wenig überrascht den eng beschriebenen Papierstoß auf seinem Schreibtisch, ehe er den ersten Zettel aufnahm und sich setzte. Nun ja. Er hatte es ausführlich haben wollen und es wäre töricht einen Mann zu tadeln, der diesem Wunsch nachgekommen war. Michel de la Montagne... Was für ein Tagesablauf. Reicher Nichtstuer würde es wohl noch am besten treffen, auch, wenn er zwischenzeitlich wusste, dass der auch an einigen Handelshäusern und Bergwerken beteiligt war. Seine Vorfahren hatten ihn da wohl versorgt und der reiche Erbe gab das Geld mit vollen Händen aus. Das Treffen mit einer Straßenhure...Hm. Damit war auch seine Idee, dieser Montagne teile mit Uther das Bett, wohl hinfällig. Der Kaiserbruder war bemerkenswert desinteressiert an allem was Röcke trug, so dass der Einfall nahe lag. Aber vielleicht war der Gute einfach derart überarbeitet, dass er froh war allein liegen zu können. Uther war wohl nur zufällig mit diesem jungen Schnösel bei dem Empfang erschienen. Vermutlich hatten sie sich getroffen und schon um seine Tarnung zu wahren hatte der Geheimdienstleiter Montagne begleitet. Den konnte er also ausschließen. Er warf den Bericht nachlässig in die Feuerschale, die kurz aufloderte, während er nach einem silbernen Becher griff und einen Schluck Wein trank. Dagobert. Der Kaiser war ein charismatischer Heerführer, ein Visionär, was Politik betraf – und sein kleiner Bruder sorgte dafür, dass Dagoberts Fuß nie über Kleinigkeiten strauchelte. Nach allem, was er über die beiden Brüder herausfinden hatte können und selbst entdeckt hatte, war Uther das größere Problem, der Vorsichtigere, der Stratege der beiden. Fiel der kleine Bruder war der Kaiser soweit ohne Rückendeckung. Und so betrachtete er selbst Uther als seinen Gegner, nicht Dagobert. Der angeblich so langweilige, immer ruhige Bruder, der scheinbar kaum etwas tat, war in Wahrheit vermutlich derjenige, der die Fäden des gesamten Reiches in den Händen hielt. Und er würde Uther beweisen, dass auch der irren konnte. Sicher, dass die Marine die Piraten in Borea ausgehoben hatte, war ein unangenehmer Rückschlag gewesen, aber seine Finanzlage war durchaus nicht schlecht – und weder Emsby noch die Seeleute kannten ihn und würden ihn verraten können. Vorsicht zahlte sich eben aus. Der Mann lächelte: „Dann werden wir sehen, wer von uns klüger ist, Uther.“ Der Fall des Geheimdienstleiters würde beweisen, dass er selbst in Wahrheit mindestens an diesen Platz gehörte, wenn nicht als Kaiser. So lange wartete er schon im Schatten auf seine Gelegenheit. Nicht, dass er gegen die kaiserlichen Brüder etwas persönlich gehabt hätte. Sie waren ihm gegenüber immer gerecht, ja, nett gewesen, aber da war der Entzug seines Erbes, der Tod seines Vaters – und das Bewusstsein, der Bessere zu sein. So now you know, after time hast past, You can never be sure, you´re always the best Cause I´m back from the shadows coming after you On your brightest day, on your darkest hour Shadow games, Yugioh Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)