Aurae von Flordelis (Löwenherz Chroniken II) ================================================================================ Kapitel 14: Einherjar --------------------- Raymond hörte Glas splittern, noch bevor er den Schmerz spürte, verursacht durch die Scherben, die sich in seinen Rücken bohrten. Das Regal, in das er hineingeflogen war, hielt glücklicherweise, es hätte ihm noch gefehlt, dass es über ihm zusammenbrach, während ihm bereits die Luft wegblieb und er mit seinem Körper kämpfte, um wieder Sauerstoff zuzulassen. Joel fiel wenige Meter entfernt von ihm ebenfalls zu Boden und stieß dabei ein leises Stöhnen aus. Allerdings versuchte er tatsächlich, sich sofort wieder aufzurichten. Eine Druckwelle folgte Alonas Handbewegung und presste ihn wieder zu Boden. „Bleib gefälligst liegen“, zischte die Hexe mit wutverzerrtem Gesicht, obwohl er es gar nicht mehr zu hören schien. „Um dich kümmere ich mich später, vorerst habe ich etwas Wichtigeres zu tun.“ Mit diesen Worten wandte sie sich wieder Raymond zu. Er wollte etwas nehmen, um sich zu verteidigen, fand aber nichts in Reichweite, um dieses Ziel zu erreichen und alles andere würde sie ihn sicher nicht erreichen lassen. Der Dolch, den er letztes Mal genutzt hatte, war nun ihrer Hand, um ihm das Leben zu nehmen, statt es ihm zu retten und er glaubte nicht, dass sie noch einmal lange genug zögern würde, bis ihm jemand anderes zur Hilfe eilte. Ihre Augen sprachen jedenfalls von keiner weiteren Gnade, ihr Gesicht verriet Entschlossenheit, die alles übertrumpfte, was er jemals in dieser Richtung gesehen hatte. „Das war dann wohl unsere letzte Begegnung“, sagte sie und hob das Messer über ihren Kopf. Er handelte schneller, als er denken konnte und nutzte die Öffnung, die sie ihm bot. Entschlossen sprang er, aus dem Sitzen, in ihre Richtung und warf sie zu Boden. Sie stieß einen erschrockenen Schrei aus, der in einen schmerzerfüllten mündete, als sie mit dem Rücken auf dem Boden aufkam. Diesmal ließ sie ihre Waffe allerdings nicht fallen, ihr Griff verstärkte sich so sehr, dass die Sehnen an ihrem Arm sichtbar hervortraten. Kaum hatte sie wieder Luft geholt, holte sie mit dem Messer aus. Raymond wich ihrem Angriff aus, indem er sich nach hinten fallen ließ und sich dann eilig aufzurichten versuchte. Sie wollte ebenfalls aufstehen, in einem Versuch, ihn von sich zu stoßen und die Oberhand zu gewinnen, aber er bewegte sich so schnell wie möglich weg von ihr. Sie vollführte einen Ausfallschritt nach vorne, um die entstandene Distanz auszugleichen und stieß mit dem Dolch zu. Ein scharfer Schmerz durchfuhr seinen Arm, da er nicht schnell genug ausgewichen war, aber das eingesetzte Adrenalin verdrängte es rasch. Er wusste, er konnte nicht ewig ausweichen, vor allem nicht in diesem nur begrenzten Areal. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich wieder auf seine Ausbildung zu besinnen und sie zumindest kampfunfähig zu machen. Körperlich gesehen dürfte er sie immerhin überwinden können. Mit einem gezielten Tritt in die Kniekehle wollte er sie wieder zu Boden bringen, doch ehe er sie berühren konnte, erwiderte sie mit einer einfachen Handbewegung. Die daraus entstandene Druckwelle ließ ihn zurücktaumeln. Nach einem kurzen Kampf gewann er sein Gleichgewicht wieder. Die Klinge fuhr an seinem Gesicht vorbei und hinterließ dabei einen Schnitt an seiner Wange, aber der Schmerz war nur dumpf spürbar. In der Sekunde, in der ihr Arm an ihm vorbei war, ergriff er diesen, doch der Versuch, sie niederzuringen, endete direkt, als sie ihm das Knie in den Magen rammte und er sie reflexartig, mit einem Keuchen, wieder losließ. Welche Ausbildung sie auch immer genossen hatte, sie war wirklich erstklassig gewesen. Aber ihm blieb keine Gelegenheit, das angemessen zu honorieren. Mit einer weiteren Druckwelle brachte sie ihn dazu, wieder zu Boden zu stürzen und dann derart viel Druck auszuüben, dass er auch dort blieb. „Mir reicht es langsam“, sagte sie kalt. „Wir haben lange genug gespielt.“ Es war aussichtslos. Egal, wie körperlich überlegen er ihr auch war, in seiner Ausbildung war nie die Rede von einem Feind gewesen, der Magie einsetzen konnte oder eine auch nur halbwegs so professionelle Ausbildung wie ihre genossen hatte. Verzweiflung wollte das Adrenalin verdrängen und ihn ohnmächtig werden lassen, um seine letzten Sekunden nicht mehr miterleben zu müssen. Er müsste nur noch aufgeben und alles wäre vorbei, so versprach ihm eine leise Stimme in seinem Hinterkopf. All der Schmerz, der Ärger, die Frustration, das alles wäre auf einen Schlag fort. Genau wie die Albträume. Doch in dem Moment, in dem ihn dieser Gedanke durchzuckte, glaubte er, zu sehen, wie die Zeit langsamer verlief. Alonas Bewegungen verliefen in Zeitlupe, er konnte seinen eigenen Herzschlag hören und dazwischen die Stimme des Mannes aus seinen Träumen: „Um eine Hexe zu töten, brauchst du mehr als reine Willenskraft. Du musst das verborgene Potential in dir wecken. Und das zur richtigen Zeit.“ Die Worte, die er zum ersten Mal zu hören glaubte, ließen etwas tief in seinem Inneren im Gleichklang ertönen. Und im selben Moment, in dem er diese unbekannte Melodie verspürte, wurde etwas in seinem Inneren wach – und er wusste sofort, wie er es einsetzen musste. Abwehrend hielt er die Hand vor sich, eine blaue Welle reiner Energie schoss daraus hervor und riss Alona von den Füßen. Kaum landete sie auf dem Boden, lief die Zeit wieder normal weiter. Eigentlich war der Kampf nun vorbei, er müsste ihr nur noch das Messer abnehmen und dafür sorgen, dass sie nicht mehr aufstehen könnte, bis er Hilfe gerufen hatte. Aber in Raymonds Inneren blieb der Drang nach mehr, er wollte diese Frau töten, er wollte ihr Herz herausreißen und er wusste nicht einmal, warum. Er wusste, dass er das nicht sollte, aber der Drang war derart stark, dass er sein rationales Denken vernebelte und ihn regelrecht von innen heraus auffraß, ihn dazu zwang, etwas zu tun, was er eigentlich gar nicht wollte. Er beugte sich über Alona, griff sie am Kragen und zog sie mit einer Hand wieder nach oben, bis ihre Füße wenige Zentimeter über dem Boden schwebten. Sie war zwar nicht so schwer, wie er gedacht hätte, aber dennoch wunderte es ihn, dass er sie einfach so hochheben konnte. Sie gab ein gurgelndes Geräusch von sich, das möglicherweise sogar Worte enthielt, aber nicht durch seinen Schleier aus Hass dringen konnte. „Bring mir das Herz jeder Hexe, die du finden kannst.“ Um diesen Befehl zu befolgen, beugte er den anderen Arm zurück, um die Wucht auszunutzen und ihr direkt in die Brust zu greifen und das Herz herauszuholen. Doch Alona reagierte schneller, hob das Knie und rammte es ihm mit aller Kraft gegen den Brustkorb. Schlagartig wurde ihm sämtliche Luft aus den Lungen gepresst, reflexartig ließ er sie wieder los. Sie stand kaum wieder auf dem Boden, da holte sie mit dem Dolch aus. Zwar schaffte er es geistesgegenwärtig, einem fatalen Hieb auszuweichen, spürte dafür aber den Schmerz einer Stichverletzung an seiner Seite. Sofort wich er zurück und presste sich eine Hand auf die blutende Wunde. „Verdammt...!“ Die Kräfte in seinem Inneren waren verstummt und die Schmerzen betäubten all seine Bewegungen, so dass er nicht einmal weiter ausweichen konnte. Ein kurzer Blick zu Joel sagte ihm, dass dieser ihm auch nicht helfen könnte, er lag noch immer bewegungslos auf dem Boden, so wie zu Beginn des Kampfes. „Das ist dein Ende!“, prophezeite Alona. Sie holte wieder aus. Er blickte ihr direkt in die Augen, fast schon als hoffte er, dass sie noch Skrupel entwickeln würde. Das war allerdings gar nicht notwendig. Jemand trat plötzlich hinter Alona und packte ihre Arme, worauf sie einen empörten Aufschrei von sich gab. „Was soll das denn?! Loslassen!“ Sie wehrte sich derart heftig, dass Raymond erst nach wenigen Sekunden erkannte, dass es Christine war, die sie mit aller Macht festzuhalten versuchte. Obwohl sie angestrengt ächzte und Alona sich wehrte so gut sie konnte, schaffte sie es dennoch, sie nicht loszulassen. Raymond wollte ihr raten, es sein zu lassen, da er mit seiner Verletzung ohnehin nicht fliehen könnte, aber seine Zunge war wie gelähmt und da trat auch bereits Joy heran. Sie griff ohne Umschweife nach Alonas rechter Hand und legte ihr etwas an den Ringfinger an. Die Hexe stieß darauf einen markerschütternden Schrei aus – und stürzte im nächsten Moment zu Boden, wo sie reglos liegenblieb. Sämtlicher Wut und Hass waren von ihr abgefallen. Raymond blickte auf sie hinunter, wartete dennoch darauf, dass sie sofort wieder aufspringen würde, aber sie blieb liegen, das Gesicht auf dem Boden, das schwarze Haar wild durcheinander. Er fragte sich, ob sie tot war und was genau Joy mit ihr gemacht hatte, doch ehe er den Mund öffnen konnte, verschwamm seine Sicht, seine Beine gaben unter ihm nach. Er spürte den Aufprall nicht, konnte dafür, als er auf dem Boden lag, aber in Alonas Gesicht blicken. Selbst in diesem Moment war ihre Stirn noch gerunzelt und plötzlich fragte er sich, ungeachtet seines eigenen Zustandes und dass sie ihn in diesen befördert hatte, welch finstere Vergangenheit sie wohl haben mochte, um derart dreinzublicken. Ein schwarzer Schleier legte sich über seine Gedanken und verhinderte, dass er weiter darüber nachdachte. Er spürte, wie jemand ihn vorsichtig auf den Rücken drehte, seine Kleidung hob, um die Wunde zu begutachten und wie aus weiter Ferne hörte er die Stimmen seiner Freunde, die ihn mit Erleichterung erfüllte. Auch wenn er hier sterben sollte, so ging es ihnen beiden immerhin gut und das war für ihn immer noch eines der wichtigsten Dinge. „Was tust du hier, Christine?“, fragte Joel, der sich inzwischen wieder aufgerichtet hatte. „Wir haben mitbekommen, dass jemand hier ist, der Ray schaden will, deswegen sind Joy und ich so schnell wie möglich hergekommen. Aber es hat eine Weile gedauert, um euch hier zu finden.“ Joel entschuldigte sich leise. Selbst mit seinem trüben Blick bemerkte Raymond, dass sein Freund an ihm vorbei zu Alona sah. „Sie zu fesseln bringt nichts, das haben wir vorhin versucht.“ „Ich tue es trotzdem“, erwiderte Christine. „Joy hat ihr einen Einherjar-Ring angelegt, der unterdrückt ihre Magie.“ „Was für 'n Ring?“ Sie stieß ein schweres Seufzen aus, das aber eher gespielt klang. „Oh ja, du kennst das nicht. Einherjar-Metall muss künstlich hergestellt werden, aber verfügt über die Eigenschaft, jede Magie zu unterdrücken und es kann nicht einfach wieder abgenommen werden. So richtig gefährlich dürfte sie euch also nicht mehr werden.“ Deswegen war sie ohnmächtig geworden, nun verstand er es. Aber sicherlich würde sie nicht sehr erbaut darüber sein, wenn sie wieder wach wurde. Er bekam ein wenig Mitleid mit ihr. „Und was ist mit Ray?“ Joel kniete sich neben ihn und blickte ihn besorgt an. Raymond wollte ihm sagen, dass alles mit ihm in Ordnung war und er schon wieder gesund werden würde, aber er schaffte es nicht einmal einen einzigen Muskel zu bewegen. Ihm war als ob er eigentlich bewusstlos sein müsste, aber sein Körper hatte es noch nicht ganz begriffen. „Er wird wieder“, hörte er Joys Stimme, die aus jener Richtung kam, in der sich auch seine Verletzung befand. „Die Wunde schließt sich bereits.“ Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er irritiert die Augenbrauen gehoben, seine Freunde waren da ein wenig direkter: Sowohl Joel als auch Christine gaben einen überraschten Ausruf von sich. „Aber sie hat ihn mit dem Messer erwischt!“, sagte er. „Es ihm richtig reingerammt. Das kann sich noch nicht schließen!“ Raymond verstand seinen Einwurf, er dachte genau dasselbe und er war froh darüber, dass sein bester Freund es in diesem Moment aussprach, als er es nicht konnte. „Sie tut es aber“, erwiderte Joy. „Auch gegen die Regeln jeder Logik. Du solltest dich über dieses Wunder lieber freuen.“ Joel gab ein protestierendes Murmeln von sich und blickte dann wieder Raymond an. „Mann... er hat echt Talent darin, uns Sorgen zu bereiten, was?“ Christine lachte. „Aber das ist doch gerade das Unterhaltsamste an ihm. So wird das Leben nie langweilig oder zu selbstverständlich.“ „Da ist was dran“, stimmte Joel zu. „Aber wir sollten die beiden jetzt trotzdem auf die Krankenstation bringen. Ich zumindest ertrage nur ein gewisses Maß an Spannung.“ Raymond erinnerte sich nicht an das, was danach geschehen war. Als er wieder zu sich kam, lag er bereits in einem Bett auf der Krankenstation. Er fühlte keine Schmerzen und tastete deswegen nach der Stelle, die verletzt worden war. Doch wie Joy gesagt hatte, war dort nichts mehr zu spüren. Die Wunde hatte sich verschlossen. Allein der Gedanke erzeugte ihm eine Gänsehaut. Warum besaß er derartige Heilungskräfte? Und warum hatte er nichts davon gewusst? So etwas kam normalerweise nicht über Nacht. Aber während er sein Gedächtnis danach durchstöberte, fiel ihm auch wieder auf, dass er nicht sonderlich viel über Hexen und Magie wusste. Vielleicht konnten derartige Kräfte wirklich ein ganzes Leben lang in einem schlafen, ohne dass man je etwas davon mitbekam. Sein Kopf schmerzte, als er darüber nachzudenken versuchte, weswegen er das lieber vorerst wieder einstellte und sich stattdessen dem Nebenbett widmete, auf dem er Alona entdecken konnte. Sie lag auf der Seite, aber es war deutlich sichtbar, dass sie mit Handschellen an das Bett gefesselt war, der Ring, den Joy an ihrem Finger angebracht hatte, glitzerte in einem ungewöhnlichen Licht, dessen Farbe er nicht vollends bestimmen konnte. Es erinnerte an Violett, das von Silber durchzogen wurde, aber dann war da noch ein blutroter Schimmer, der gegen Dunkelblau anzukämpfen schien. Es bereitete ihm Kopfschmerzen. Das ist ein Einherjar-Ring... er hat mir das Leben gerettet... Vorerst jedenfalls. Er wusste immerhin nicht, was sie davon abhalten sollte, ihn einfach mit jeder Waffe anzugreifen, die sie finden konnte. Und dann gab es noch andere Möglichkeiten, wenn man nur fantasievoll genug war, was sie, wie er hoffte, nicht war. Außer ihnen war niemand zu sehen, die Krankenstation schien verlassen, weswegen er erschrak, als Alona sich plötzlich zu bewegen begann und dann die Augen öffnete. „Owww, verdammt.“ Sie sah ihn verwirrt an, als müsste sie erst überlegen, woher sie ihn eigentlich kannte, dann stieß sie einen erschrockenen Schrei aus und wollte zurückweichen, nur um festzustellen, dass sie an den Bettpfosten gefesselt war. „Was zur Hölle...?!“ Sie griff mit der freien Hand nach den Handschellen, versuchte offenbar, Magie anzuwenden, scheiterte daran aber kläglich – und hatte den Schuldigen dafür schnell ausgemacht. „Was soll dieser verdammte Ring?!“ „Joy hat ihn dir angelegt, weil-“ Sie hörte sich nicht einmal den Rest seiner Erklärung an, sondern gab ein genervtes Stöhnen von sich. „Joy! Wenn ich diesen Namen schon höre. Was denkt die sich eigentlich?“ Zumindest kannten die beiden sich also bereits. Möglicherweise waren sie sogar einmal aneinandergeraten und Alona hatte schon damals eine Niederlage einstecken müssen. Als sie seinen Blick bemerkte, räusperte sie sich. „Na, ich schätze, sie hat dein Leben gerettet, Idiot, also wirst du sie wohl mögen.“ Dass sie derart einlenkte, überraschte ihn. Aber vielleicht war ihr eigentlicher Charakter gar nicht so weit von dem entfernt, was sie im Klassenzimmer demonstriert hatte. „Hast du jetzt wundersamerweise nicht mehr vor, mich umzubringen?“, hakte er nach. Es kam ihm seltsam vor, mit ihr so über ihr Vorhaben zu sprechen, aber gleichzeitig war es auch sein Wunsch, normal mit ihr sprechen zu können, herauszufinden, was in ihr vor sich ging und warum sie tat, was sie tat. Wenn sie eine ähnliche Geschichte wie Christine hatte, dann war sie, in seinen Augen, ein bedauernswertes Geschöpf, das einfach nur jemanden brauchte, der ihr beistand. „Idiot“, sagte sie noch einmal. „Ich weiß sehr wohl, dass ich keine Chance gegen dich habe, wenn wir einen normalen Zweikampf angehen würden. Nicht nur, weil deine Kampfausbildung wesentlich länger war als meine und du öfter gegen Menschen kämpfst, sondern auch wegen deinen seltsamen Fähigkeiten. Was auch immer sie waren...“ Er war in dieser Hinsicht mindestens genauso ratlos. Die Energie, die ihn durchströmt hatte, war selbst ihm unbekannt gewesen, aber wie es aussah, stand sie in Zusammenhang mit seinen Träumen... und die wiederum mussten ihre Wurzeln in seiner Vergangenheit im Waisenhaus haben. Zu dumm, dass er sich nicht wirklich an etwas erinnerte. „Ich werde dich also erst einmal in Ruhe lassen, versuchen diesen verdammten Ring abzubekommen – und dann komme ich wieder und werde dich umbringen. Ruh dich also lieber nicht aus.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, blickte sie ihn herausfordernd trotzig an, aber er widersprach dennoch: „Ich denke, du willst mich nicht umbringen.“ Alona hob die Augenbrauen, als er das sagte. „Bitte? Wie kommst du denn darauf?“ „Du hattest alle nur erdenklichen Möglichkeiten und ich lebe immer noch.“ Allein sein Aufenthalt in seinem Apartment, wo sie einfach das Element der Überraschung hätte nutzen können, um ihn außer Gefecht zu setzen, sprach seiner Ansicht nach Bände. Dann war da noch der Kampf im Materiallager gewesen, in dem sie immer wieder lange genug gezögert hatte, um zu erlauben, dass jemand zu seiner Rettung kam oder er sich selbst wieder in eine bessere Position brachte. Sie hätte auch einfach durchgehend ihre Magie einsetzen können und er wäre vollkommen hilflos gewesen. „Deswegen denke ich, du meinst es nicht ernst.“ Selbst ihr einziger, richtiger Treffer, den sie sicher auch besser hätte abpassen können, hatte keine lebenswichtigen Organe getroffen. Und er wusste, dass er recht hatte, als sie ein wenig rot wurde und den Blick abwandte. „Ich wollte dir nur auch eine Chance geben, damit der Kampf nicht so langweilig wird“, redete sie sich rasch heraus. „Beim nächsten Mal mache ich es dir nicht so einfach.“ „Abgesehen davon, dass es kein nächstes Mal geben wird“, erklang Joys Stimme von der Tür. „Ich werde dich nämlich erst einmal in Gewahrsam nehmen, Alona Leigh.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)