Dangerous Love Affair von Ran34 (Nothing is, like what it seems) ================================================================================ Kapitel 1: One Day with you --------------------------- Die Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne weckten ihn sanft. Nach und nach erwachte Oliver aus einem tiefen, erholsamen Schlaf, einem Traum. Leider konnte er sich nicht daran erinnern, was er geträumt hatte, doch es musste ein nicht so schöner Traum gewesen sein, denn er fühlte sich innerlich aufgewühlt. Tief in seinem Innern tobte ein winziger Sturm, der ihn nachdenklich die Augenbrauen zusammenziehen ließ. Der warme Körper neben ihm drehte sich zu ihm, streichelte ihm liebevoll über die Wange und gab ihm einen Klaps auf den Hintern. Der Saphir an dem Ohr seines Gegenübers blitzte kurz auf, als er sich aufsetzte und sich mit den Händen übers Gesicht fuhr. „Wollen wir Frühstück machen?“, fragte der Blonde mit den kalten, blauen Augen. „Lass uns doch noch einen kleinen Augenblick liegen bleiben, ich habe doch so wenig von dir.“ „Na gut, aber nicht mehr allzu lange, du weißt, dass ich heute Abend wieder zur Arbeit muss und wir uns dann wieder ca. eine Woche nicht mehr sehen…“ „Ich wünschte du würdest mal länger bleiben. Seit wir zusammen sind, hattest du noch keinen richtigen Urlaub.“ „Ich weiß, aber was soll ich machen? Sei doch froh, dass ich im Moment wenigstens am Wochenende vorbeikommen kann. Letztes Jahr haben wir uns ein paar Monate nicht gesehen!“ „Hoffentlich bist du mir treu geblieben! Ich zweifle ja eigentlich nicht an deiner Treue, aber wenn du immer so lange weg bist, dann verunsichert mich das ein wenig.“ „In der Zeit, die ich jetzt bei der WSA arbeite, habe ich schon viele Leute kennengelernt, doch ich habe nie etwas Ernstes mit ihnen angefangen, dafür war mir mein Job einfach zu wichtig… höchstens mal ein paar Affären, aber ich habe doch jetzt dich.“ „Ich nehme dich beim Wort… Hast du am Sonntag frei?“, fragte der Schwarzhaarige ihn, während er näher an ihn heran rutschte. „Das kann ich jetzt leider noch nicht so genau sagen… Dann ist es schon ein Jahr, oder?“, die Beziehung mit Oliver war bis jetzt die längste, die er je gehabt hatte und irgendwie erfüllte es ihn ein wenig mit Stolz. „Ja… Es hat echt lange gedauert, bis wir zusammengefunden haben.“ „Naja, bei meinen Arbeitszeiten ist das nicht verwunderlich. Es ist ein Wunder, dass aus uns was geworden ist.“, sagte er und legte seinen Arm um Oliver. „Wann hast du dich denn in mich verliebt?“, fragte er ihn, während er sich an seine Brust kuschelte. „Wenn ich ehrlich bin, dann damals, als du auf dem Präsidium deine Zeugenaussage machen musstest. Ich habe dich gesehen und fand dich irgendwie interessant… danach sind wir uns immer wieder durch meinen Bruder begegnet und du hast mich dann einfach nicht mehr losgelassen. Wenn ich grade auf einer Mission war und ich mal ein wenig Zeit zum Nachdenken hatte, dann habe ich mich gefragt, was du jetzt wohl in diesem Moment machst…“, gab der Blauäugige zu. „Ich liebe dich.“, sagte Oliver und verwob ihn in einen feurigen Kuss. >Seine Küsse machen so süchtig, wie das Glückspiel an einem Einarmigen-Banditen. Mal hatte man drei Richtige und bekam einen liebevollen oder leidenschaftlichen Kuss. Hatte man nur zwei Richtige, so endete der Kuss meist damit, dass er einen Biss und herausfordernd anschaute und hatte man eine Nullrunde, so bekam man nur einen flüchtigen oder gar keinen Kuss. Auch auf die Gefahr hin zu verlieren begebe ich mich immer wieder in diesen Spiel, denn auch nur zwei Richtige zu haben, konnte manchmal äußerst anregend sein.<, dachte Oli schmunzelnd. Heute hatte er wohl nur zwei Richtige, denn er biss ihm in die Lippe und schaute ihn herausfordernd an, während er die kleinen, roten Perlen von seiner Lippe leckte: „Ich liebe dich auch, aber jetzt lass uns frühstücken.“ Taylor stand auf und ging gradewegs in die Küche. Olivers Blick folgte ihm, bis in die Küche, er betrachtete den, von Narben geschundenen Körper. Viele waren nur ganz klein und zart, doch manche waren deutlich sichtbar und zeugten von der Härte seines Jobs. Oli schlug die Decke zur Seite, schwang voller neugewonnenem Elan seine Beine aus dem Bett, stand auf und ging langsamen Schrittes zu Taylor in die Küche, aus der schon der Duft von Kaffee zu ihm herüber wehte. Er schob die Brötchen in den Backofen und begann zusammen mit ihm den Tisch zu decken. Sie setzten sich an den Küchentisch und tranken einen Kaffee, während Taylor die Zeitung las und Oli seinen Gedanken nachhing:>Sein Job ist wirklich hart, ich könnte das nicht… Auf der einen Seite arbeiten wir auf der gleichen Seite, doch auf der anderen arbeiten wir auch irgendwie gegeneinander. In einem Jahr werde ich endlich vereidigt und dann wird es meine Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass die Gesetze eingehalten und deren Strafen gerecht verteilt werden. Er hingegen, wird in der WSA wider aller Gesetze handeln und doch das Verbrechen bekämpfen… Ja, er wird Verbrechen bekämpfen, allerdings muss er dafür selber welche begehen… Ich kann damit leben, doch ich weiß, dass es ihm manchmal zu schaffen macht… Manchmal, nach langen Missionen, kommt er nach Hause und sitzt Tränenüberströmt auf der Couch, er berichtet mir dann von den grausamen Dingen, die er gesehen und getan hat… Ich werde von der WSA bezahlt, um eben auf diese Weise für ihn da zu sein und mit niemand anderem darüber zu sprechen. Wenn man so will, dann ist es ein Schweigegeld, damit ja nichts über die WSA an die Öffentlichkeit gelangt. Doch ich würde auch ohne dieses Geld an seiner Seite bleiben…< „Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken? Bei deinem heutigen Termin?“ „Nein, eher bei dir.“ „Das ehrt mich sehr, aber vergiss mich und konzentrier dich auf deine Arbeit.“, sagte er streng, während er ihm ein heißes Brötchen auf den Teller legte. „Apropos… ich habe heute einen langen Prozess, es könnte sein, dass wir uns heute nicht mehr sehen… Versuch schnell und vor allem heil wiederzukommen, ja?“ „Dann wünsche ich euch viel Glück für den Prozess… ich versuche so schnell wie möglich wiederzukommen… Soll ich dich hinfahren?“, fragte er ihn, während er ihm mit der Hand durch seine Haare wuschelte, der Schwarzhaarige hasste es, wenn er das tat, aber grade das animierte ihn immer wieder dazu. „Du weißt doch, dass ich das nicht mag!“, sagte er ein klein wenig verärgert: „…aber es wäre toll, wenn du das machen könntest.“, fuhr er kleinlaut fort. Er lachte, beugte sich zu mir herüber, küsste Oli und stand auf: „Na los, mach dich fertig, sonst kommst du noch zu spät!“ Während der Schwarzhaarige sich anzog, hing er wieder seinen Gedanken nach: > Er hat sich damals in mich als Mann verliebt… eine Tatsache, die mich doch sehr beruhigt hat. Ich weiß nicht warum, aber es wäre mir wohl schwerer gefallen, wenn er sich in Olivia Black verliebt hätte und nicht in Oliver. Er stellt auch keine Fragen, warum ich auf der Arbeit in Frauenklamotten herumlaufe, denn er selbst muss in seinem Beruf auch oft zu drastischen Maßnahmen greifen. Manchmal frage ich mich, ob Taylor sich wohl auch jemals als Frau verkleidet hat, um einen Auftrag auszuführen.< „Oli, komm! Ich fahr sonst ohne dich los!“, sagte Taylor lachend, während Oli die Schlüssel klimpern hörte. Lachend kam er aus dem Badezimmer, schlüpfte quasi im Vorbeigehen in seine Schuhe und folgte ihm zu dem Auto. Während der Fahrt schwiegen sie, doch Oli konnte es nicht unterlassen ihm immer wieder verstohlene Blicke zuzuwerfen, er war sich sicher, dass der Blonde dieses Mal nicht so lange wegbleiben würde, doch genauso fühlte er, dass er ihn in dieser Zeit, vor ihrem Jahrestag besonders vermissen werden würde. Schneller als ihm lieb war, hielten sie vor dem Gerichtsgebäude und es würde nur einen Schritt seinerseits brauchen, damit sie wieder voneinander getrennt sein würden. Der Dunkeläugige seufzte, und war grade im Begriff die Tür zu öffnen, als Taylor ihn plötzlich am Arm packte, ihn zu sich zog und ihn heiß und leidenschaftlich küsste. Nach diesem Kuss fiel es ihm umso schwerer diesen letzten Schritt des Abschiedes auf unbestimmte Zeit zu tun. „Komm schnell wieder zu mir nach Hause.“, sagte er, schlug die Tür zu und schaute dem Wagen, der von dannen fuhr, hinterher. Der heutige Gerichtstermin hatte sich in die Länge gezogen, wie ein Kaugummi. Oliver war total erledigt, als er zu Hause ankam. Er schloss die Haustür auf, zog seine Schuhe aus, hängte seine Jacke auf und wollte grade ins Wohnzimmer gehen, als er plötzlich an die Wand gedrückt wurde. Er spürte einen heißen Atem an seinem Nacken und einen plötzlicher Schmerz durchfuhr ihn, als sein Gegenüber in seinen Nacken biss. Eine heiße Zunge leckte entschuldigend darüber und fuhr zu seinem Ohr. „Was… was machst du noch hier?“, fragte er ein klein wenig außer Atem. „Ich hab`s mir anders überlegt, ich bleibe noch bis morgen früh.“, diese Worte hauchte Taylor ihm so zärtlich ins Ohr, dass sie ein Paradoxon zu dem Schmerz in seinem Nacken bildeten. Der Blonde legte seine verlangenden Lippen auf die des Jüngeren und verschmolz ihre Münder zu einem innigen Kuss. Nach und nach schob er ihn in Richtung Schlafzimmer und er ließ es geschehen. Sie ließen sich ins Bett fallen, ohne voneinander zu lassen. Oli setzte sich auf ihn und küsste ihn heißblütig, während er ihm mal sanft, mal fester in die Brustwarzen kniff. Taylor grinste ihn mit seinem boshaften Lächeln an, denn er wusste, wie schwer ihm solche Schritte fielen und es machte ihm sichtlich Spaß, Oli so zu sehen. Als er allerdings sein Gewicht so verlagerte, dass es auf Taylors Erregung lastete, verzog er in einer Mischung aus leichtem Schmerz und Erregung sein Gesicht und atmete deutlich hörbar ein. Seine Hände krallten sich ins Laken und Oli musste sich wohl oder übel eingestehen, dass es auch ihm Spaß machte ihn so zu sehen. Der Agent wendete das Blatt, sodass er unter ihm lag, und zog Oliver seinen Rock und seine Strumpfhose aus: „Ich mag es nicht, wenn du in diesen Klamotten vor anderen Männern herumläufst. Wenn ich mir vorstelle, wie dir all diese schmierigen Bürokraten hinterher gucken, dann schnürt es mir die Kehle zu.“ Der Staatsanwaltsgehilfe sah ihn überrascht an, denn er hatte noch nie geäußert, dass er eifersüchtig sei, oder dergleichen. Doch dieses Geständnis machte ihn glücklich und er begann zu lächeln: „Nur noch ein Jahr, dann werfe ich diese Frauenkleidung hochkant aus meinem Kleiderschrank.“ Er küsste ihn wieder leidenschaftlich, während er seine Bluse aufriss und den BH öffnete. Der Schwarzhaarige schlang seine Beine um ihn und hoffte, dass er sich bald seiner Begierde zuwenden würde. Der Ältere legte seine Hand auf seine Brust und fuhr quälend langsam herab, nur um dann wieder hochzufahren. Irgendwann hielt Oli es nicht mehr aus, packte seine Hand und führte sie zu seiner Erregung. Als er sich daraufhin schmunzelnd dem momentanen Denkzentrum des Jüngeren zuwandte und er ihm in die Augen sah, entdeckte er denselben schweren Atem, dieselben lustverschleierten Augen und dieselbe Erregung, die ihn auch schon gepackt hatten. Als er seine Hand Taylors Becken entgegenbrachte, glitt dieser mit seiner weiter hinab und liebkoste mit seinen Fingern die Stelle, an der sie hoffentlich bald wieder vereint sein würden. Taylor drang vorsichtig und doch rasant in ihn ein, sodass er einen leichten, ziehenden Schmerz verspürte. Erregt krallte Oliver seine Finger in Taylors Schultern, während sie einen Liebeskampf mit ihren Zungen ausfochten. Seine Stöße trieben ihn, wie sanfte Wellen aus Schmerz und Lust, ans Ufer der Erlösung, das er mit einem wohligen Stöhnen willkommen hieß und das ihm wie ein Echo antwortete, nur tiefer und brummender. Als Oliver am nächsten Morgen erwachte, entdeckte er einen kleinen Zettel auf seinem Kopfkissen: Pass auf dich auf. Ich liebe dich. Taylor PS: Grüß Jo von mir, wenn du ihn mal wieder siehst! >Er ist wirklich nicht mehr derselbe, der er vor einem Jahr noch war. Man könnte fast meinen, er sei zahm geworden. Oliver der Bändiger der bösen Jungs… Nee, das hört sich dann doch sehr nach SM an, den Gedanken sollte ich lieber aus meinem Kopf streichen… Hoffentlich kommt er bald wieder…<, er seufzte bei dem Gedanken und kuschelte sich in seine warme Decke ein, die noch immer nach Taylor, seinem Kingfisher roch. --------------------------------------------------------------------------------------- Alle, die What if... und Nothing is, like what it seems bereits kennen, werden sicherlich gefallen an dieser Story finden und die Charas schon kennen, genauso, wie dieses Kapi^^ Alle anderen heiße ich natürlich genauso hier willkommen und hoffe, dass sie Spaß haben werden^^ Ich habe es als Einstieg für eine neue FF genommen, die von Oli und Taylor handelt, weil ich dieses Pairing so liebe, ich hoffe, ihr auch! >.< lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 2: Number One --------------------- „Hier, deine Nummer.“, sagte der Mann im schwarzen Jogginganzug. „Danke.“, Taylor sah auf den Zettel, der ihm überreicht wurde, darauf stand die 1. Er hasste es, die 1 zu haben, denn diese Nummer bedeutete eine Überlebenschance von 40%. Er war der Kopf dieser Mission und würde an der Front kämpfen. „Shit.“ „Hey, welche Nummer hast du?“, fragte der Brünette, mit dem er jetzt schon ein paar Missionen zusammen gemeistert hatte. Sie kannten die Namen der anderen nicht, alle sprachen Englisch und sie nannten sich nur bei den Nummern, die sie bei jeder Mission neu zugeteilt bekamen und duzten sich. „Die 1.“, sagte er, während er seinem Gegenüber im Laufen den Zettel hinhielt. „Willkommen im Club, ich hab die 2.“ Taylor packte den anderen am Arm und brachte sie beide zum stehen: „Hör mal, ich will das so schnell und glatt, wie möglich hinter mich bringen. Ich MUSS lebend nach Hause kommen!“, seine Stimme klang mahnend. „Mir brauchst du das nicht sagen, meine Frau bekommt innerhalb der nächsten Wochen unser erstes Kind. Ich kann es mir ebenfalls nicht leisten, nicht nach Hause zu kommen.“ „Gut, dann sind wir uns ja einig.“, die beiden gingen weiter in den Konferenzraum, wo Taylor die Infos über die Mission überreicht wurden und er jeden in so viel einweihte, wie es nötig war. „Willkommen. Eure neue Mission wird euch nach Tschechien, genauer gesagt Prag führen. Ein altbekanntes Drama, ein Drogenboss entführt Kinder, fixt sie an und hält sich ein Harem. Ich hoffe, dass unsere Nummer 1 uns möglichst viele Leute wieder mitbringt.“, sagte der große, muskulöse Mann, der ebenfalls einen schwarzen Jogginganzug trug und auf eine digitale Karte deutete. „Ja, natürlich.“, Taylor ließ sich nichts anmerken, doch als er kurzzeitig im Badezimmer verschwunden war, schloss er die Tür ab und rutschte an dieser herunter. Er öffnete den Umschlag und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. >Scheiße. Ich kann das nicht… ich werde es natürlich trotzdem erledigen, aber Kinder? Solche Missionen liegen mir nicht, diese Kinder sind unschuldig und wurden mit hineingezogen und jetzt sollen sie für etwas bestraft werden, was sie nicht getan haben… Oli, ich wünschte du wärst hier, würdest mir sagen, dass ich das nicht tun muss, das ich eine Wahl habe… aber die habe ich nicht…< Er stand auf, wusch sich das Gesicht, warf einen letzten Blick in den Spiegel und schaute, ob seine kalte Miene auch wirklich perfekt saß und verließ dann das Badezimmer, um seiner erneuten Qual entgegenzugehen. Die komplette Mannschaft stieg in ein kleines Flugzeug ein, es war kein Privatflieger, der hätte einfach zu viel Aufsehen erregt. Sie zogen sich die Zivilkleidung an, die man ihnen bereitgelegt hatte. Es würde nur zwei Stunden dauern, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. „Hey 2! Komm mal her.“, keiner schaute sich um, alle hatten mit sich selbst zu tun, es war nur gewöhnlich, dass die Nummer 1 Befehle erteilte und keiner würde ihm widersprechen, sonst konnten sie nicht als Team agieren. Deswegen trat der Brünette auf ihn zu und setzte sich neben ihn. „Wir beide werden uns in die městská policie, die Stadtpolizei, einarbeiten. Der Drogenring soll sich innerhalb dieses Metiers gebildet haben. Sieh zu, dass du schnell aufsteigst oder dich am besten gleich hoch einschreibst, ich werde mich an die Zielperson hängen und ihr Vertrauen gewinnen. Wir werden uns gemeinsam eine Wohnung nehmen. Das ist sicherer und unauffälliger, da wir beide als Neuankömmlinge aus Deutschland angekündigt wurden.“ „Geht klar.“, sagte Nummer 2 und boxte ihm leicht gegen die Schulter. „15!“, rief er und ein etwas kleinerer, schmaler und doch muskulöser, junger Mann trat auf ihn zu: „Sie hecken sich in das System der örtlichen Stadtpolizei und geben diese Daten ein, sie sollten allerdings eine kleine Änderung machen. Ich will, dass sie jeden in eine andere Abteilung versetzen, sodass wir diese Truppe gezielt infiltrieren können.“ „Geht klar.“, auch wenn die 1 Dinge veränderte und vom Ursprünglichen Plan abwich, so gab es keine Widersprüche, man vertraute in die Führungsqualitäten dieser Person, dem Alpha eines Wolfsrudels gleich. So fuhr er fort, jedem nur so viel zu verraten, wie dieser Wissen musste. … „Hey, Olivia, alles in Ordnung?“, fragte der Blonde, der auf sie zuging und ihr betrübtes Gesicht sah. „Es… es ist nichts, Jo. Mach dir keine Sorgen.“, sagte sie, ohne aufzuschauen. „Ist es wegen Taylor? Er ist heute wieder weg, oder?“ „Ja…“ „Komm schon, sonst hast du das doch auch immer so tapfer gemeistert.“ „Ja, aber… wir haben am Wochenende unseren ersten Jahrestag und… ich vermisse ihn mehr denn je und mache mir mehr Sorgen.“ „Ich glaube fest daran, dass mein Bruder alles dafür geben wird, zu dir zurückzukehren.“, munterte John Clarkson sie auf: „Und nicht mehr lange, dann kannst du auch endlich diese Frauenkleidung ablegen.“ „Ja… zum Glück… Taylor hat gestern zum ersten Mal geäußert, dass er es nicht mag, wenn ich in diesen Frauenklamotten auf der Arbeit herumlaufe.“ „Na siehst du, wenn er sowas schon von selbst zugibt, dann bedeutest du ihm wirklich viel.“ „Ja…“, Oliver war noch immer nicht besonders glücklich und fühlte sich einsam, doch er vertraute Taylor. „Willst du nicht heute Mittag zum Essen zu mir und Sam kommen?“ Der Schwarzhaarige überlegte kurz, bevor er antwortete: „Ja, ich denke, das würde mir ein wenig Ablenkung verschaffen… Oh! Ich sollte dich übrigens von ihm grüßen.“ Der Blauäugige lachte: „Wenn du ihn das nächste Mal siehst, dann sag ihm, dass er das nächste Mal gefälligst persönlich zu mir kommen und nicht wieder einfach so verschwinden soll.“, er ging ins Büro von Staatsanwalt Hudges, um ein paar Unterlagen herauszuholen und winkte ihm noch zum Abschied. >Manchmal, wenn ich Jo so ansehe, dann erkenne ich Züge von Taylor an ihm. Auch wenn sie unterschiedliche Väter haben, so haben sie doch recht viel gemeinsam. Völlig gegensätzlich sind sie allerdings in der Art manche Dinge anzupacken, aber irgendwie sind beide recht extrem.< „Miss Black? Hätten Sie die Güte einmal zu mir ins Büro zu kommen?“ „Natürlich, Sir.“, sagte der Oliver, der in Frauenkleidung seine Rolle spielte. „Setz dich.“, sagte Mr. Hudges, nachdem Oli die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Du unterhältst dich in letzter Zeit recht Häufig mit Mr. Clarkson… Fühlst du dich… zu ihm hingezogen?“ „Nein, du verstehst da etwas falsch. John ist vergeben und wir beide sind bloß Freunde.“ „Dann ist ja gut… ich war schon ein wenig beunruhigt.“ „Warum?“, fragte Oliver seinen Vater vorsichtig. „Ich hatte schon befürchtet, dass du vom anderen Ufer seist.“, sagte er sichtlich erleichtert. „Wäre das denn so ein großes Problem für dich?“ „Ich weiß es nicht… aber ich denke, es wäre noch schlimmer, wenn du es wärst und es vor mir verheimlichen würdest.“ Sein sichtlich schlechtes Gewissen plagte Oliver, immerhin verschwieg er seinem Vater schon seit einem Jahr, dass er mit einem 6 Jahre älteren Mann zusammen war, der zudem in seinem Job Menschen umbrachte. „Da wir grade bei dem Thema sind, gibt es denn mittlerweile jemanden in deinem Leben? Ich meine, du bist doch ein hübscher Junge und nicht grade auf den Kopf gefallen, außerdem wirkst du in letzter Zeit manchmal etwas traurig oder abwesend…“ „Ja, da gibt es tatsächlich jemanden…“ „Stellst du sie mir irgendwann mal vor?“, fragte er erfreut. „Ähm… im Moment ist das leider nicht möglich, aber wenn`s passt, dann sag ich dir Bescheid.“, versuchte er sich irgendwie drum herum zu reden. „In Ordnung, ich richte mich nach euch. Willst du nicht am Wochenende zum Essen zu uns kommen?“, warum wollte die ganze Welt ihn plötzlich zum Essen einladen?! „Nein, das geht nicht, da… habe ich schon was vor… kann ich vielleicht unter der Woche mal vorbeikommen?“ „Natürlich! Mary und Amelia freuen sich darauf, dich wiederzusehen.“ „Du könntest Mary ja mal fragen, ob sie nicht Lust hat, mal bei mir zu übernachten.“, sagte Oliver lächelnd, ja er wurde sehr gut in diese Familie integriert, obwohl er eigentlich kein richtiger Teil dessen war. „Du würdest deiner Schwester damit sicherlich eine große Freude machen.“, sagte Mr. Hudges lächelnd, er war froh, dass sich seine beiden Kinder derart gut verstanden, immerhin waren sie von unterschiedlichen Frauen, da war dies nicht selbstverständlich. … „Kennt jeder seinen Auftrag, oder gibt es noch irgendwelche Unklarheiten?“, fragte Taylor, als sie im Landeanflug waren: „Nein? Gut, dann landen wir jetzt auf dem Prager Flughaven Ruzyně. Wie einige von euch sicherlich schon mitbekommen haben, sind in der Jackentasche eines jeden von euch tschechische Kronen, damit kauft ihr euch ein Bus und ein U-Bahnticket und fahrt zu der jeweiligen Adresse, die ihr bekommen habt. Solltet ihr euch verirren, so drückt den Knopf eurer Armbanduhr, der für das Stellen der Sekunden verantwortlich ist. Ihr wisst alle, was zu tun ist, falls ihr in Schwierigkeiten kommt und die Beweise nicht rechtzeitig vernichten könnt. Ich werde mich bei euch melden, sobald ihr gebraucht werdet, solange haltet ihr euch im Verborgenen auf… und jetzt… schlüpft in eure Rollen, legt eure Identität ab.“ Sobald das Flugzeug gelandet war, benahmen sich alle, wie gewöhnliche Passagiere, ein paar der Männer und Frauen hatten sich zusammengetan und mimten Paare, die Urlaub machten. Was man in diesem Job mitbringen musste, waren nicht nur kämpferische und taktische Erfahrungen und Können, nein, man musste vor allem Schauspielern können. Emotionen musste man auf Knopfdruck abrufen können und vor allem musste man sich in eine Situation einfühlen können, um keinen Fehler zu begehen. Das war aber auch das Fatale an diesem Job. Seine Aufgabe war es, sich in einen Pädophilen einzufühlen, der alles dafür geben würde, ein paar Kinder zu bekommen. Er musste korrupt werden und seine eigenen Grenzen überwinden. Er würde allerdings alles versuchen, um einen anderen Weg zu finden, diesen Job zu erledigen. Wie war egal, was zählte war das Ergebnis, deshalb wurden die Agenten auch nicht mehr überwacht, als nötig. Normalerweise wäre er alleine losgezogen, doch Nummer 2 und er teilten sich eine gemeinsame Wohnung, die Nummer 15 ihnen bereits organisiert hatte. Eigentlich waren private Gespräche untersagt, doch über was sollte man sich unterhalten, wenn man gemeinsam als Touristen unterwegs war, zumal sie ja schlecht über ihren Job reden konnten. „Hast du auch Kinder?“ „Nein, ich will auch keine.“ „So habe ich auch mal gedacht, besonders, da wir in unserem Job so viel umherreisen und selten zu Hause sind, doch ich liebe meine Frau so sehr, dass es irgendwann mein sehnlichster Wunsch wurde.“ „Was wird es denn?“ „Wir wissen es nicht, wir wollen uns überraschen lassen. Wer wartet zu Hause auf dich?“ „Das geht dich nichts an.“, sagte er streng. „Ach komm schon, du hast doch bestimmt auch eine total süße Frau zu Hause.“ Taylor grinste: „Oh ja, du würdest dich wundern, eine Anwaltsgehilfin.“ „Und sie weiß über deinen Job Bescheid?“ „Sie weiß alles von mir, nur meine Mutter hat sie noch nicht kennengelernt.“, plötzlich herrschte Schweigen zwischen ihnen. „Wir haben Jahrestag, weißt du… es ist meine erste Beziehung, die so lange gehalten hat und so tief ging.“ „Wir werden das Kind schon schaukeln, ich lass dich nicht hängen.“ „Hier müssen wir aussteigen.“, wandte die Nummer 1 ein und stieg, gemeinsam mit dem Brünetten aus der U-Bahn aus. Sie gingen eine lange Straße entlang, bogen in eine Seitenstraße und schon sahen sie sich ihren neuen Wohnung gegenüber. Vor der Wohnung stand eine ältere Dame, die ihnen den Schlüssel zu ihrer Wohnung überreichte. Sie schlossen die Tür auf und waren erstaunt, Nummer 15 hatte sie anscheinend sogar in einem recht sauberen Apartment unterbringen können. „Wesentlich besser, als das letzte Mal, da habe ich in ner Kaschemme gehaust, in der es nur so von Ungeziefer wimmelte.“ „Ich hab auch schon schlechteres gesehen… So, dann werden wir mal Nummer 40 zu uns bitten.“, sagte Taylor nachdenklich. „Was hast du vor?“ „Dafür sorgen, dass du zur Geburt deines Babys zu Hause bist.“, das reichte ihm als Antwort, er legte sich aufs Bett und nahm den Telefonhörer in die Hand, um ihren zukünftigen Arbeitgeber darüber zu informieren, dass sie angekommen waren. Währenddessen stellte er die Tagesanzeige seiner Armbanduhr auf 4 und die Monatsanzeige auf null, ja diese Uhr besaß eine Monatsanzeige, die eine Null anzeigte. Die Uhr sendete ein Signal an die Nummer 40, dass besagter Person mittels einer selbstverdunkelnden Sonnenbille den Standort des Auslösers verriet. Die Frequenzen der Uhren wurden jedes Mal geändert, sodass sie niemand abfangen und damit wichtige Daten empfangen könnte. „Sie wollen uns noch heute Nachmittag einarbeiten.“ „Sehr gut, versuch dir möglichst viele Freunde zu machen, wir wollen doch, dass man uns mit offenen Armen empfängt, stimmt`s?“ „Sicherlich.“, sagte Nummer 2 lächelnd und setzte eine Brille auf, während er begann sich zu uniformieren. „Steht dir gut, aber ich an deiner Stelle würde hier nicht als Stadtpolizist anfangen.“ „Warum denn nicht? Da bekommt man doch gleich zwei lukrative Job`s in einem.“, kopfschüttelnd wandte er sich von dem Brünetten ab und begann sich ebenfalls umzuziehen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ein leichtes vibrieren seiner Armbanduhr signalisierte ihm, dass dies ihr erwarteter Besuch war. --------------------------------------------------------------------------------------- So, ich hoffe, euch hat dieses Kapi gefallen und ihr habt Lust, die beiden weiterhin auf ihrem Weg zu begleiten :3 Ich habe einen Zirkel mit dem Titel: Nothing is, like what it seems eröffnet, dort könnt ihr euch mit anderen Lesern über die FF und Nilwis, sowie What if... austauschen und auch gerne Wünsche und Vorschläge äußern^^ lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 3: Luca and Jonas ------------------------- „Komm rein.“, sagte er zu dem grade mal zwölfjährigen Jungen, der vor seiner Tür stand. „Was gibt`s?“, fragte er, als er eintrat und seine Brille abnahm. „Hör zu, vertraust du mir?“, Taylor wollte den Kleinen nicht mit seinem Vorhaben verschrecken. „Ja natürlich, du hast mir schon mal den Hintern gerettet und außerdem bist du doch mein Lehrer.“, antwortete der Schwarzhaarige Junge mit den dunklen Augen, der ihn immer wieder an seinen Freund erinnerte, der zu Hause sehnsüchtig auf ihn wartete. „Gut, dann zieh dich aus, die Hose kannst du vorerst anbehalten.“, ohne zu zögern kam der Kleine dem Befehl nach, während Taylor in seiner Tasche kramte und Nummer 2 eine Kamera zuwarf. Der Blonde setzte sich auf die Bettkante, da er grade dabei gewesen war, sich umzuziehen, trug er kein Shirt und keine Socken und Strümpfe, er winkte den Kleinen zu sich, der sich zwischen seinen Beinen platzierte. Tylor beugte sich vor zu dem Ohr des Kleinen: „Wenn das hier alles vorbei ist, dann lad ich dich zum Eis essen ein.“, wisperte er leise in sein Ohr. Auch wenn es nicht so sein sollte, der Dunkelhaarige bedeutete ihm etwas, er war ihm wichtig und er würde nicht zulassen, dass diese Agentur ihn zugrunde richten würde. … „Wie geht es Taylor so? Ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen…“, fragte der Brillenträger, als er ihm den Salat reichte. „Ich kann es dir auch nicht genau sagen, gestern Abend ging es ihm noch ganz gut, ich hoffe, das bleibt auch so…“, sagte Oliver etwas betrübt. „Wie läuft es eigentlich zwischen dir und deiner Stief-Familie?“, fragte John, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. „Ich habe meine Schwester zum Übernachten zu mir eingeladen, vielleicht kann sie mich ja etwas ablenken, aber ansonsten verstehe ich mich sehr gut mit ihnen, zum Glück! Allerdings…“ „Allerdings?“, hakte Samuel O`Donnal nach. Mit einem Seufzen begann Oliver von dem Gespräch mit seinem Vater heute im Büro zu erzählen. >Es ist wirklich sehr angenehm, mit jemandem über solche Dinge zu sprechen, zumal die beiden ja auch ein Paar sind. Ich habe Jo damals als Joanna kennengelernt, sie steckte quasi in derselben Rolle, wie ich. Er hatte sich als Frau verkleidet, allerdings nicht, um einen Job zu ergattern, sondern um sich vor der deutschen Mafia zu verstecken. Als sie ihn damals entführt hatten, war ich grade mit ihm zusammen in dieser Wohnung… Naja, lange Rede kurzer Sinn… Jo und Sam wurden später ins Krankenhaus eingeliefert, es ist wirklich ein Wunder, dass Sam noch hier ist und mit mir spricht, immerhin wäre er um ein Haar gestorben und Jo… ich würde sagen, dass seine seelischen Verletzungen damals schwerer wogen, als die körperlichen. Durch ihn habe ich jedenfalls Taylor kennengelernt und ich bin ihm bis heute wirklich dankbar dafür, zumal ich mit Jo über alles reden kann.< „Oh man, da hat dein Vater aber reichlich missverstanden. Allerdings ist es wirklich übel, dass er ein Problem damit hätte, wenn du schwul seist und noch ein größeres, wenn du es ihm verschweigen würdest… du sitzt grade echt in `ner Zwickmühle.“ „Ich weiß… aber ich kann doch nicht einfach zu ihm gehen und sagen: Hey Dad, ich bin jetzt seit einem Jahr mit einem 6 Jahre älteren Mann zusammen, sorry, dass ich es dir nicht früher gesagt habe, aber ich hatte Angst davor.“, Oliver stützte seinen Kopf in die Hände. „Vielleicht solltest du versuchen, ihn langsam heranzuführen? Indem du ihn zum Beispiel fragst, was er von Beziehungen mit großer Alterspanne hält, wobei eurer Altersunterschied ja noch relativ gering ist…“ „Ja, vielleicht sollte ich das tun… danke übrigens für das tolle Essen, Sam.“ „Kein Ding.“, sagte er lächelnd und nahm meinen schmutzigen Teller entgegen, bevor er in die Küche ging. „Ich denke, ich werde jetzt auch langsam nach Hause gehen, ich muss morgen wieder früh raus und noch den nächsten Prozess mit meinem Vater vorbereiten und ein paar Termine machen. Heute habe ich auch noch einiges nachzuarbeiten, ich werde wohl den ganzen Nachmittag brauchen…“ „Sollen wir dich nach Hause bringen?“ „Nein, das ist nicht nötig, aber danke.“, sagte er, als er sich von den beiden verabschiedete, seine Schuhe und Jacke anzog und die Wohnung verließ. „Sam? Ich mache mir wirklich Sorgen um den Kleinen. Er ist längst nicht so stark, wie er immer tut. Vielleicht sollten wir da etwas einlenken?“ „Was hast du denn geplant?“, fragte Sam interessiert, während er seinem Freund einen Arm um die Taille schlang. … „Hast du alles im Kasten? Dann schick die Bilder zu Nummer 15 und stell bitte eine Verbindung zu ihm her, ich muss etwas mit ihm klären.“ „Wird erledigt.“. Plötzlich bedeutete Taylor ihnen zu schweigen und packte Nummer 40 am Arm: „Schnell, versteck dich.“, der nackte Junge tat wie geheißen und versteckte sich im Kleiderschrank, bevor der Blonde auf die Tür zuschritt und ihren Knauf umfasste. Er öffnete die Tür und vor ihr sah er wieder die ältere Dame, die ihnen den Schlüssel überreicht hatte: „Kann ich Ihnen helfen?“ „Ja… ähm… entschuldigen Sie, dass ich störe, aber ich wollte fragen, ob alles zu Ihrer Zufriedenheit ist.“ „Ja, danke sehr. Gibt es sonst noch etwas?“, fragte er, als die Frau keine Anstalten machte, zu gehen. „Ähm… entschuldigen Sie die Frage, aber ich sah vorhin einen kleinen Jungen in ihr Apartment gehen und er… ist bis jetzt nicht wieder herausgekommen… verstehen Sie mich nicht falsch, es ist nur so, dass in letzter Zeit in dieser Gegend recht viele Kinder verschwinden und wir als Bewohner deshalb ein besonders wachsames Auge auf sie haben.“ „Machen Sie sich keine Sorgen, der Kleine ist mein Sohn, er ist grade im Badezimmer, aber danke, für den Hinweis.“ „Dann bin ich ja beruhigt. Haben Sie ein gutes Auge auf Ihr Kind.“ „Natürlich.“, sagte er und verabschiedete sich von ihr. „Steht die Verbindung?“, fragte er, als er sich wieder seinem Zimmernachbarn zuwandte. „Ja.“, Taylor drückte einen kleinen Knopf, der in seinem Ohr angebracht war. „15 hier. Gibt es irgendwelche Planänderungen?“ „Ja, schreibe Nummer 40 als meinen Sohn ein und quartiere ihn zu uns um. 2 hat dir soeben Bilder geschickt und ich möchte, dass sie morgen den richtigen Leuten zukommen. Nummer 4 soll alle genau inspizieren und dir dann die Empfänger nennen.“ „Geht klar.“, damit wurde die Verbindung unterbrochen und der Kleine krabbelte aus dem Kleiderschrank heraus. „Alles in Ordnung bei dir?“ „Ja, es… es geht schon.“, sagte Nummer 40 ein wenig gedankenverloren. Taylor hockte sich vor ihm hin: „Hör zu, du wirst jetzt bei uns bleiben, wir gehen nachher in deine Unterkunft und holen deine Sachen.“, der Kleine nickte verstehend: „So, und jetzt zieh dich wieder an und bleib bei Nummer 2.“ Er verließ das Zimmer und ging in den angrenzenden Raum, er verriegelte die Tür hinter sich, auch wenn er wusste, dass es für die beiden im anderen Zimmer ein leichtes wäre, dieses zu öffnen. In dem Zimmer standen lediglich ein paar Kartons, er schloss den Knopf seiner Hose, sein Oberteil hatte er bis jetzt noch nicht wieder angezogen. Er musste seinen Kopf freibekommen und das gelang ihm am besten, wenn es sich bewegte. Er ließ die Jalousien an allen Fenstern herunter und begann mit seinen Übungen. Er beherrschte viele Kampfsportarten, in denen es vor allem um Körperbeherrschung ging und wenn er seine Muskeln derart anspannte, dann wurde sein Kopf frei, er vergaß, was er eben hatte tun müssen, vergaß, was er in der Vergangenheit getan hatte und vergaß, was er würde tun müssen. Erst als es an seiner Tür klopfte, kam er zum Ende und schloss diese wieder auf: „Was gibt`s?“ „Ich gehe mit dem Kleinen sein Zeug holen.“ „Ja macht das und gib gut auf ihn acht. Ich werde in einer halben Stunde meinen Dienst antreten, also beeilt euch.“, mit einem Kopfnicken bestätigte er seinen Befehl und beeilte sich, mit dem Kleinen voranzukommen. Langsam begann Taylor seine neue Uniform anzuziehen, er fühlte sich in seine neue Rolle ein, nahm seinen neuen Namen an: Luca Steinfeld. Die Stadtpolizei bot ideale Voraussetzungen, für Kindesentführungen und Drogenhandel: Kontrolle Nachtruhe und öffentlicher Ordnung, sprich es wundert sich niemand, wenn sie bei Nacht ein Kind bei sich haben, besonders jetzt nicht, da so viele Leute Angst um ihre Kinder haben. Jeder wird sich denken, dass dieser nette Herr Polizist das Kind wohlbehütet nach Hause bringen wird, dabei lassen sie das Kind in sein eigenes Verderben laufen. Sie sind außerdem befugt die lokalen Rechtsvorschriften umzusetzen, wenn sie also kleinere Drogendeale `auffliegen` lassen, so wird sich keiner wundern. Die schwarze Jacke und Hose mit dem Gürtel, an dem der Knüppel hing, vervollständigten seinen Wandel. Die Übergroße Jacke, die ein jeder Stadtpolizist trug, ließ ihn größer, breiter und einschüchternder erscheinen. Die schwarze Mütze war gewöhnungsbedürftig, die Springerstiefel allerdings fühlten sich für ihn wohlvertraut an und saßen, wie eine zweite Haut. Nach zwanzig Minuten waren die beiden wieder da und hatten die Sachen des Kleinen dabei. „Leider haben wir kein weiteres Bett für dich, das heißt, dass du bei einem von uns beiden im Bett schlafen musst, ist das in Ordnung für dich?“ „Ähm… ja.“ „Gut, pass auf. Nebenan, in dem Zimmer, in dem ich vorhin war, sind einige Sachen, die du für dein Training benutzen kannst. Bleib dort drinnen, während wir weg sind und schließ gut ab, sowohl die Haus-, als auch die Zimmertür. Wenn die ältere Dame von vorhin wieder hier auftaucht, dann reagiere nicht, tu so, als wärst du nicht da, verstanden?“ „Ja, Nummer 1.“, sagte er in militärischem Ton. „Gut, und jetzt mach dich fertig 2, wir müssen los. Denk dran, du heißt ab jetzt Jonas Wiltersloh.“, mit einem Kopfnicken verabschiedete er sich von seinem Vorläufigen Sohn und machte sich mit dem jetzigen Jonas auf den Weg. „Wie ist dein Deutsch?“ „Nicht besser, als mein Englisch, aber akzeptabel.“, sagte er auf Deutsch und lächelte ihn an. Taylor hatte zwar von allen Teammitgliedern einen Steckbrief mit Stärken und Schwächen bekommen, allerdings versicherte er sich lieber selber nochmals über die Richtigkeit dieser Angaben. Von da an sprachen sie nur noch Deutsch miteinander, zu auffällig wäre es gewesen, hätte jemand sie gesehen, der zukünftig mit ihnen zusammenarbeiten würde. Als sie bei dem Prager Präsidium ankamen, wurden sie von allen kritisch beäugt, bis sie schließlich ihr Anliegen kundtaten. „Kommen Sie mit, Herr Sládek wird sie in alles einweisen.“, sagte die freundliche, junge Dame, die sie zu einem Inspektor für kriminelle Machenschaften führte. „Guten Tag, ich bin Inspektor Matej Sládek. Sie müssen Herr Wiltersloh sein.“ „Ja.“, Jonas ergriff die Hand, die ihm gereicht wurde. „Dann nehme ich an, dass Sie Herr Steinfeld sind?“ „Richtig.“, auch Taylor ergriff die Hand des Tschechen, mit dem er zukünftig recht wenig zu tun haben würde. „Sie können gleich zusammen mit Herrn Novák auf Streife gehen, er wird sie mit der Gegend vertraut machen.“, er deutete auf einen Mann im mittleren Alter, der dieselbe Uniform trug, wie er selbst. „Jawohl.“, ein kurzer Blick genügte und Nummer 1 und 2 wussten, was sie zu tun hatten. Taylor folgte dem strammen Schritt des Polizisten vor ihm, bis sie gemeinsam ins Auto stiegen: „Mein Name ist Matyas Novák, ich bin jetzt schon seit 20 Jahren hier im Dienst.“ „Luca Steinfeld.“, sagte er streng. Er nahm die Rolle des Unnahbaren und Verlässlichen an, die er so schnell, wie möglich vermitteln musste. „Bist nicht sonderlich gesprächig, oder? Du solltest dich nicht zu sehr in den Job versteifen, sonst kommst du irgendwann nicht mehr runter und gehst daran kaputt.“, die restliche Fahrt über versuchte Matyas immer wieder ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Derweil fuhr Jonas Wiltersloh eine ganz andere Schiene, er mimte den freundlichen, verständnisvollen Mitarbeiter… „So, haben Sie noch irgendwelche Fragen?“ „Ja, wem werde ich als Partner zugeteilt?“ „Wir beide werden zusammen agieren, wenn Ihnen das nichts ausmacht.“ „Nein, nein, ganz und gar nicht. Sie sind mir sehr sympathisch, ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.“, Jonas lächelte ihn freundlich an. „Die Freude ist ganz meinerseits.“, Matej erwiderte das freundliche Lächeln. „Gibt es einen bestimmten Fall, an dem Sie grade arbeiten und in den ich mit einsteigen könnte?“ „Den gibt es tatsächlich. Ich arbeite im Moment am Fall der verschwundenen Kinder, bin aber noch nicht wirklich vorangekommen.“ „Wissen Sie denn schon, wer die Kinder entführt hat oder haben Sie eine Spur?“ „Nein, es ist mir gänzlich unerklärlich. Es wird kein Lösegeld gefordert, die Kinder stammen aus den unterschiedlichsten Schichten und auch das Geschlecht ist Variabel, ich sehe einfach keine Zusammenhänge.“ „Darf ich mir die Akte vielleicht einmal ansehen?“ „Tun Sie sich keinen Zwang an.“, das sagte er zwar, doch er nahm jeden seiner Schritte unter die Lupe und beobachtete ihn mit Argusaugen. Jonas erkannte sofort, was der Inspektor übersehen hatte, er kannte immerhin mehr Fakten, als er, doch… konnte er wirklich all diese Hinweise übersehen haben, oder übersah er sie absichtlich? Während Jonas versuchte den Inspektor zu durchleuchten, hatte Taylor ganz andere Probleme. „Überfall auf einen Kiosk bei euch um die Ecke.“, sagte der Lautsprecher, der in dem weißen Polizeiauto mit den blauen Streifen installiert war. „Alles klar, wir sind gleich da.“, antwortete Matyas seiner Kollegin. Er wollte grade um die Ecke, in die betroffene Straße einbiegen, da riss sein Beifahrer die Seitentür auf und sprang aus dem Wagen. Als der Wagen zum stehen kam, hatte er den Neuen schon längst aus den Augen verloren, deshalb schloss er die Wagentür und fuhr bis zum Kiosk vor, wo er mit der beunruhigten Besitzerin sprach. Taylor hatte den Dieb um die Ecke laufen sehen und sein Körper agierte, bevor es sein Kopf tat, er sprang aus dem Wagen und lief dem Verbrecher hinterher. Dieser hatte reichlich Ausdauer, allerdings ging ihm noch vor Taylor die Puste aus, sodass dieser ihn schneller als gedacht eingeholt hatte. Er packte den Dieb am Arm und drehte ihn zu sich herum und was er sah, ließ ihn kurz stocken. Der Räuber war ein Junge von vielleicht sechszehn Jahren, der ihn aus tränenüberströmten Augen ansah. --------------------------------------------------------------------------------------- Hoffentlich konnte auch dieses Kapi euch überzeugen und ein wenig fesseln^^ Ich habe übrigens noch die nächsten 4 Kapis fertig, also es wird auf jeden fall regelmäßig vorangehen :3 lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 4: Keep them save ------------------------- Er versuchte sich zu wehren, um doch noch davonlaufen zu können, doch Taylors Griff war eisern. „Bitte, lassen Sie mich laufen. Ich habe das Geld für meinen Bruder geklaut.“, als Taylor ihn fragend ansah und ihm verständlich machte, dass er ihm zuhören würde, fuhr der Junge fort: „Sie… sie haben meinen kleinen Bruder abhängig gemacht, ich konnte ihn aus ihren Klauen retten, doch nun muss ich die Drogen für ihn besorgen. Wir haben nicht einmal ein Dach über dem Kopf, niemand wird ihm einen Entzug finanzieren.“ „Komm mit, du wirst dem Besitzer des Kiosks jetzt das Geld wiedergeben.“, er packte ihn unsanft am Arm und zog ihn mit sich. Als der Neue mit dem Dieb im Schlepptau auf Matyas und die Besitzerin zutrat, sahen diese ihn überrascht an. Unsanft stieß er den Jungen auf die Frau zu: „Ich… es tut mir leid, hier ist Ihr Geld.“, er überreichte ihr seinen Rucksack und schaute reuevoll zu Boden. „Ich würde vorschlagen, dass wir seine Personalien aufnehmen und ihn mit einer Verwarnung davonkommen lassen, dass nächste Mal machen wir ihm dann den Prozess.“ „Hörst du Junge, mein neuer Kollege hier scheint heute einen guten Tag zu haben. Wir lassen dich mit einer Verwarnung davonkommen, wenn das für Sie in Ordnung ist, Frau Svoboda.“, sagte er an die Kiosk Besitzerin gewandt. Sie musterte den Jungen von oben, bis unten: „Mir soll`s recht sein, jeder verdient eine zweite Chance… nutze sie Jungchen.“ „Danke.“, nachdem sie seine Personalien aufgenommen hatten, machte der Junge auf dem Absatz kehrt und ging von dannen. Die weitere Streife verlief ohne weitere Zwischenfälle, also ein recht ruhiger Tag. „Ich denke, wir werden uns noch sehr gut verstehen, du hast heute wirklich gute Arbeit geleistet.“, sagte Matyas Novák äußerst zufrieden. „Ich habe nur meinen Job gemacht.“, sagte er kühl. „Ja und den sogar sehr gut. Hast du vielleicht Lust, noch etwas mit mir trinken zu gehen?“ „Nein… Heute geht`s nicht. Morgen vielleicht?“, er musste unbedingt Anschluss zu dieser Zielperson gewinnen, also würde er wohl oder übel mit ihm etwas trinken gehen müssen. „Natürlich, kein Problem.“, sagte Matyas hocherfreut und klopfte ihm auf die Schulter, bevor er sich von ihm verabschiedete. … >Was glaubt der eigentlich, wer er ist, und warum mache ich auch noch das, was er will?!< „Du hast ihn befreit?“, fragte der strenge Polizeibeamte, der ihn am Arm gepackt hielt. „J… ja?“ „Hast du auch die anderen Kinder gesehen?“ „Ja, aber ich war froh, meinen Bruder da rausholen zu können.“ „Pass auf, hol deinen Bruder und geht zu dieser Adresse. Es wird euch ein großer Mann mittleren Alters aufmachen. Er heißt Bernd, sag ihm, dass ich dich schicke.“ „Wie heißen Sie denn und woher soll ich wissen, dass ich Ihnen trauen kann?“ „Du weißt es nicht, aber ich brauche dich und du brauchst mich. Meinen Namen brauchst du nicht zu nennen, er wird wissen, wer dich schickt.“, der Junge nickte und stimmte somit dem Deal zu, er würde alles tun, um seinen Bruder zu retten. Sein kleiner Bruder ging an seiner Hand, wie eine leblose Puppe. Er umfasste seine Hand fester, als er sich dem Wohnblock näherte, zu dem er geschickt worden war. Er nahm den alten Fahrstuhl und fuhr in den obersten Stock. Dort schluckte er schwer, bevor er mit zitternden und schwitzenden Händen die Klingel betätigte. Es dauerte keine Minute, da wurde die Tür vor seiner Nase geöffnet und ein wirklich großer Mann mit dunklen Haaren und einem Oberlippenbart öffnete die Tür, während er ihn musternd ansah. „Ähm… sind Sie Bernd?“ „Ja, wer schickt dich?“ „Er sagte, Sie würden wissen wer er ist.“ „Gut, kommt rein.“, sagte der Hüne und trat beiseite, sodass sie eintreten konnten. Die Wohnung war nur sehr klein und beinhaltete nicht mehr als zwei Betten a einem Nachttisch und einem Badezimmer neben einer kleinen Küchenzeile. „Es geht um deinen Bruder, richtig?“ „Ja, aber woher wissen Sie?“ „Ich habe schon viele Drogenabhängige gesehen, die leeren Augen, kaum Reaktion auf die Umwelt und sie würden einem die Schuhe sauber lecken, um mehr zu bekommen… besonders schlimm bei Kindern. Leg ihn auf das Bett da drüben.“, er tat, wie geheißen und er vertraute diesem Mann, er wusste nicht warum, er tat es einfach und stellte so wenig Fragen, wie möglich. Der Mann, den er Bernd nannte, beugte sich zu seinem Bruder herunter und spritzte ihm eine durchsichtige Flüssigkeit. „Drogen. Allerdings in geringerer Konzentration, sodass wir ihn langsam davon losbekommen können.“ „Heißt das, Sie helfen mir?“ „Er hat dich mit ihm hergeschickt und er wird sicherlich noch einiges mit euch vorhaben. Du hast mit ihm einen Deal gemacht, richtig?“ „Hat er das schon öfter gemacht?“ „Hmm… nicht oft aber manchmal, ja. Aber ich rate dir, dich gut an seine Anweisungen zu halten, er kann sehr ungemütlich werden, wenn jemand ihn hintergeht oder gegen seine Befehle handelt, also lass dir das ja nicht einfallen.“ „Verstanden.“, sagte er kleinlaut und verinnerlichte diese Warnung. „Jiri, wo ist Mama?“, fragte der Kleine und begann schrecklich zu weinen. „Mama… ist im Himmel, Josef.“, sagte der Sechzehnjährige, um seinen Bruder zu beruhigen. „Die nächste Zeit wird nicht einfach. Er wird Wahnvorstellungen haben, Krämpfe, Schmerzen. Sei dir dessen Bewusst.“, ermahnte ihn der Riese. „Hauptsache es wird ihm irgendwann besser gehen.“, sagte Jiri verzweifelt. … >Wo auf dieser Welt bist du grade, Tay? Denkst du vielleicht auch manchmal an mich? Hoffentlich bringst du dich nicht grade wieder selber in Gefahr oder fechtest einen Kampf aus… Ich fechte hier nämlich grade schon einen Kampf aus und das reicht. Ich will es meinem Vater endlich erzählen, zu lange habe ich ihm unsere Beziehung verschwiegen, aber ich habe Angst… Angst davor, der Grund zu sein, warum seine heile Welt, unsere kleine Familie, auseiander bricht. Ich könnte so vieles zerstören und doch will ich nicht länger mit dieser Lüge leben. Vielleicht kann ich mit Mary darüber reden, wenn sie hier ist? Sie ist jetzt 18, da dürfte man mit ihr über ein solches Thema sprechen können… Sie hat vorhin angerufen, dass sie morgen vorbeikommen möchte, ich denke, dass Dad mich früher gehen lassen wird, damit wir mehr Zeit miteinander verbringen können. Hoffentlich geht das alles gut…<, Oliver Black drehte sich auf die Seite und schloss die Augen, in der Hoffnung, endlich zur Ruhe zu kommen. … Es klopfte eigenartiger Weise an der Tür, obwohl diese Wohnung doch eine Klingel hatte. Der Besitzer der Wohnung schaute durch den Spion und als er erkannte, wer dort vor seiner Tür stand, öffnete er bereitwillig: „Ich habe dich schon erwartet.“ „Dann gehe ich davon aus, dass sie schon hier sind?“, fragte er, als er die Wohnung betreten hatte. „Ja. Ich habe ihn gleich behandelt.“ „Sehr gut, danke Nummer 3.“ „Wie geht es deinem Bruder?“, fragte er an Jiri gewandt. „Er hat Wahnvorstellungen, aber ansonsten geht es ihm bis jetzt ganz gut.“ „Sehr gut, dann kommen wir jetzt zu deinem Teil der Abmachung. Sag mir, wo du ihn und die andern Kinder gefunden hast und welche Erwachsenen du gesehen hast.“, sagte er streng und stellte einen Stuhl neben den Jungen und setzte sich darauf. „Die Kinder wurden im Keller eines Clubs in der Stadt gefangen gehalten. Ich bin durch ein kleines Kellerfenster hinein, als grade keiner der Männer hinsah und habe meinen Bruder da rausgeholt.“ „Warum hast du der Polizei nicht Bescheid gesagt?“ „Weil… Sie werden es mir vielleicht nicht glauben, aber... ich sah einen Polizisten, der ein kleines Mädchen dorthin brachte und ihr die Drogen verabreichte.“ „Nein, das hört sich nicht verrückt an, ich glaube dir. Sag mir, wie hat dieser Polizist ausgesehen?“ „Das ist schwer zu sagen, er hat die gleiche Uniform getragen, wie Sie und er hatte seine Mütze tief ins Gesicht gezogen. Aber er ist breiter Gebaut und ich denke, auch etwas größer als Sie. Ich schätze, er hat sich scheiden lassen.“ „Wie kommst du darauf?“ „Er hatte dort, wo eigentlich der Ehering sitzen sollte, einen weißen Kringel um seinen Finger, es dürfte also Jahrelang keine Sonne dran gekommen sein.“ „Du hast eine sehr gute Beobachtungsgabe. Wenn dir noch irgendetwas einfällt, dann sag Bernd Bescheid, er gibt die Infos dann an mich weiter. Ich muss jetzt weiter, pass gut auf die beiden auf.“ „Natürlich.“, sagte der Arzt des Teams, der auch an der Front eingesetzt wurde. Taylor machte sich auf den Weg zu seinem kurzweiligen zu Hause, in dem bereits 40 und 2 auf ihn warteten. „Die alte Frau schleicht die ganze Zeit um unser Apartment herum, ich traue ihr nicht.“, sagte 40, als Taylor ihm nach seinem Tag gefragt hatte. „Behalte sie weiter im Auge. Sonst noch irgendwelche Vorkommnisse?“ „Nein, ansonsten war es ruhig.“ „Was macht dein Training?“ „Läuft, wie immer.“ „Zeigen.“, Taylor war streng, aber er war gerecht. Wenn jemand seine Sache gut machte, lobte er ihn, wenn dies ganz und gar nicht zutraf, dann konnte er auch schon ungemütlich werden. Sie gingen ins Nebenzimmer, in dem noch immer die Jalousien heruntergelassen waren und begannen. Sobald Taylor die Tür hinter sich geschlossen hatte, griff er ihn an, ohne Vorwarnung attackierte er den Jungen. Dieser hatte jedoch bereits mit einer solchen Aktion gerechnet und wehrte den Tritt seines Lehrers ab. Dieser setzte sogleich mit einem Faustschlag nach, der so manchem Mann die Nase gebrochen hätte, doch der Junge duckte sich rechtzeitig und versuchte der Nummer 1 die Beine unter dem Körper wegzuziehen, indem er mit einem gezielten Tritt in seine Kniekehlen trat. Dieser langte im Fall jedoch nach Hinten und drückte den Jungen mit seinem Unterarm auf der Kehle zu Boden und setzte sich auf ihn: „Du hast Fortschritte gemacht, sehr gut. Was macht dein Technikunterricht?“ „Ich… habe eine Kamera im Türrahmen der Haustür installiert, damit wir jeden gleich durchleuchten können.“, presste er zwischen den Zähnen hervor, da Taylor seinen Griff noch immer nicht gelockert hatte und seine Knie auf den Händen des Jungen verweilten. „Sehr gut.“, Taylor war äußerst zufrieden mit seinem Schützling und ließ ihn los: „Du kannst heute Nacht bei Nummer 2 im Bett schlafen.“ „Ähm…“ „Hm?“, Taylor zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Kann ich… kann ich vielleicht… bei dir schlafen?“ „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Ich will nicht, dass du weiter daran denken musst.“ „Ja, ich bin sicher. Ich fühle mich bei dir sicher.“ „Na gut, dann kannst du auch gerne in mein Bett kommen.“, sagte er seufzend. Er wollte dem Jungen nicht zu viel zumuten, nicht noch mehr, als er schon durchleben musste: „Hey, du wirst vorläufig Elias Steinfeld heißen, immerhin spielst du meinen Sohn.“ „Ja, du hießt Luca?“ „Ja, aber es wäre besser, wenn du mich Papa nennen würdest, welches Kind nennt seinen Vater schon beim Vornamen?“ „Ok.“, sagte der Dunkelhaarige und sah ein wenig beschämt zu Boden. Er hatte nie einen Vater gehabt, wusste nicht, wie es war eine Mutter zu haben. Die anonymen Menschen, die anstatt Namen nur Nummern trugen, waren seine Familie. Man konnte sagen, dass er ein Kind dieser Organisation war, die einzigen Leute, zu denen er einen wirklichen Bezug hatte, waren seine Lehrer, die leider auch stetig wechselten, da sie entweder auf Missionen waren und diese länger dauerten oder sie dabei starben. Der Mann, sein Lehrer, den er jetzt Luca oder eher Papa nennen sollte, war einer der einzigen, der beständig sein Lehrer war und vor allem lebend von seinen Missionen wiederkehrte, auch wenn er ab und an verwundet wurde. Als Taylor und der Brünette sich schlafen legten, krabbelte der Zwölfjährige zu dem Blonden ins Bett, rutschte an seinen Rücken heran und krallte sich in seinem Schlaf-T-Shirt fest, während er sein Gesicht darin vergrub, er war eben doch noch ein Kind. --------------------------------------------------------------------------------------- So, jetzt habt ihr auch mal ein wenig mehr von Nummer 40, alias Elias erfahren^^ Ich hoffe, dass euch das Kapi gefallen hat :3 Ich bin schon fleißig am weiterschreiben, also keine Bange^^ lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 5: Err is human ----------------------- „Elias, steh auf. Wir müssen zur Arbeit, du kannst gerne nebenan weiterschlafen, aber hier ist es nicht sicher genug.“ Der Kleine rieb sich die müden Augen und erblickte den Blonden, der schon in voller Montur vor ihm stand. Er rappelte sich auf, stand auf und verabschiedete die beiden Agenten, bevor er wieder alle Türen abschloss. „Denkst du, es ist klug, ihm einen Namen zu geben, Luca?“ „Natürlich, wie sollte das ganze sonst aufgehen? Ich habe gestern wichtige Hinweise erhalten. Hör dich um, wie die Ehe des Inspektors läuft und achte darauf, ob er einen Ehering trägt. Ich komme heute Abend erst spät wieder, ich werde mit meinem Kumpel einen trinken gehen.“, sagte Taylor hinterhältig grinsend. „Was mach ich, wenn der Inspektor nicht wie gewünscht reagiert und dich dem Vorstand melden will?“ „Sag ihm, dass er die Bilder erst einmal auf Fotomontagen überprüfen lassen soll, bevor er etwas unternimmt, immerhin kennst du mich und weißt, dass ich so etwas nicht machen würde.“ „Ich lass dir dann eine Nachricht zukommen, wenn es so weit ist. Wann verschickt 15 die Bilder?“ „Heute Nachmittag, also auf in den Kampf, fühlen wir den beiden auf den Zahn.“, jeder ging auf seine Position, Jonas setzte sich an seinen Schreibtisch neben Inspektor Sládek, während Taylor neben Matyas Novák im Streifenwagen Platz nahm. „Sind Sie verheiratet, Inspektor?“ „Ja, meine wundervolle Frau erwartet mich jeden Abend mit einem selbstgekochten Mahl zu Hause.“ „Ich wünschte ich hätte auch ein solches Glück.“ „Sind Sie noch nicht verheiratet? Sie sind doch jung und gutaussehend!“ „Nein, ich habe zwar eine Freundin, aber durch solche Versetzungen, wie diese, wurde eher eine Fernbeziehung draus.“ „Vielleicht sollten Sie sich einen anderen Beruf suchen, Wiltersloh.“ „Das würde es zumindest in Liebesdingen einfacher machen.“, sagte er achselzuckend, während er sich in seinem Hinterkopf notierte, andere Kollegen auch nochmal über die Beziehung von Inspektor Sládek auszufragen. Später in seiner Mittagspause setzte er sich neben eine seiner Kolleginnen und versuchte, etwas aus ihr herauszubekommen: „Ich habe gehört, dass Inspektor Sládek eine super Frau abbekommen hat, stimmt es, dass sie ihn jeden Abend mit einem selbstgemachten Essen zu Hause erwartet?“ „Wer hat Ihnen denn das erzählt? Das war vielleicht früher mal so, aber seit diesem Vorfall ist seine Frau ein Wrack, ihre Beziehung geht langsam den Bach herunter, deswegen schiebt der Inspektor des Öfteren Überstunden.“ „Oh, das klingt ja furchtbar, was ist denn passiert?“ „Vor einem halben Jahr wurde ihre kleine Tochter entführt und nie wieder haben sie etwas von ihr oder den Entführern gehört. Die Kleine war bei einem Nachbarsjungen zu Besuch und auf der kurzen Strecke nach Hause muss sie jemand geschnappt haben.“ „Das ist ja furchtbar.“ „Ja, aber behalten Sie das für sich, er wird ungerne daran erinnert und hofft immer noch, sie irgendwann lebend zu finden.“ „Natürlich…“, neue Fragen warfen sich in seinem Inneren auf. >Würde jemand Kinder entführen lassen, dessen eigene Tochter entführt wurde? Oder würde man tatsächlich so weit gehen, seine eigene Tochter zu entführen? Das ist fraglich, was aber auszuschließen ist, ist dass er hinter den Vergewaltigungen steckt… Wir hatten erst angenommen, dass die Beziehungen der Entführer zu den Kinder recht platonisch sei, doch nach und nach sickerte die Information durch, dass diese Kinder missbraucht und vergewaltigt wurden, deshalb ist es unser dringendstes Anliegen, schnell zu agieren und zu verhindern, dass noch mehr Personen fürs Allgemeinwohl geopfert werden müssen.< … „Hey Luca, das Trinkengehen heute Abend geht doch klar, oder?“, fragte Matyas, als sie in ihrer Pause an einem Coffeeshop hielten und sich einen Kaffee und ein Brötchen genehmigten. „Natürlich, wo soll`s denn hingehen?“, fragte er scheinbar desinteressiert, während er von seinem Brötchen abbiss. „Ich dachte da ans La Casa Blů, das ist eine kleine, nette Bar. Dort können wir auch noch eine Kleinigkeit essen.“ „Nett.“, sagte Taylor, stand auf, warf seine leere Verpackung in den Mülleimer und stieg in den Streifenwagen. >Er trägt keinen Ehering und der Ringfinger gibt einen Ring weißer Haut zu erkennen. Er ist ein potentieller Verdächtiger… Bald müsste 15 die Fotos herumschicken, mal sehen, wie er darauf reagiert.< … „Hallo Mary, da bist du ja schon.“, sagte Oliver freudig überrascht, als er seiner Halbschwester die Tür öffnete. Sie hatte, wie er, schwarze Haare, doch ihre Augen waren grün und strahlten ihn an. „Ja, entschuldige. Ich bin etwas zu früh.“ „Kein Problem. Gib mir deine Tasche, ich bringe sie schon mal ins Gästezimmer.“ „Und Papa hat dir extra früher freigegeben?“ „Ja, damit wir ein bisschen mehr Zeit für uns haben.“ „Das ist wirklich lieb von ihm. Hast du `ne Idee, was wir heute machen wollen?“ „Ich dachte mir, dass wir zusammen kochen könnten und uns dann vielleicht einen Film ansehen?“ „Klingt gut.“, sagte sie erfreut. Beim Schneiden des Gemüses wagte Oliver einen ersten Schritt: „Sag mal, was hältst du eigentlich von Beziehungen, die im Alter weiter auseinander liegen?“ „Hmm… ich denke, es kommt darauf an, wie weit die Partner im Alter auseinander sind. Also zehn Jahre finde ich echt schon ein bisschen zu viel, aber alles darunter ist eigentlich akzeptabel, warum?“ „Ach, nur so.“ „Bist du älter als deine Freundin, oder ist sie älter?“, fragte seine Schwester schmunzelnd. „Sie.“, antwortete Oliver kurz und bündig. Waren seine Gedankengänge wirklich so leicht zu erraten? „Wie viele Jahre denn?“, fragte sie vorsichtig und versuchte ihn lächelnd zu ermuntern, sich ihr zu öffnen. „Sechs… sechs Jahre.“ „Das geht doch noch, Mum und Dad sind vier Jahre auseinander, so ein großer Unterschied ist das nicht… Erzähl mir was von ihr.“ … Derweil hatte sich ein ganzes Stück weiter, in einem schäbigen Motel ein etwas kleinerer, schmaler und doch muskulöser, junger Mann, der die Nummer 15 trug an seinen besten Freund, seinen Laptop gesetzt und die Bilder, die er von Nummer 2 bekommen hatte, zum verschicken bereit gemacht. >So, jetzt muss ich nur noch die Handynummern durchlaufen lassen, an die diese netten Bilder geschickt werden sollen und alles nimmt seinen Lauf. Ich glaube, dass Nummer 1 uns diesmal wirklich schnell nach Hause bringt. Nach diesen Bildern werden wir eindeutig identifizieren können, wer dem Drogenring angehört und wer absolut nichts von der Sache weiß… So, waren das jetzt alle? Gut, dann noch auf bestätigen und es soll vollbracht sein.<, dachte er, bevor ihm seine Flasche, die er bis eben noch in der Hand gehalten hatte, herunterfiel und er sich herabbeugte, um diese aufzuheben. Als er sich wieder aufrichtete und auf den Computer sah, erschrak er: >Shit! Ich habe versehentlich einen falschen Button angeklickt! ….abbrechen! Abbrechen! Wieso lässt sich der Vorgang nicht beenden?! Scheiße, Nummer 1 bringt mich um! Ich sollte vorerst Nummer 2 darüber in Kenntnis setzen…< … „Entschuldigen Sie mich bitte kurz, Inspektor, ich bekomme einen wichtigen Anruf rein.“ „Schon gut, ich schreibe eh noch meinen Bericht fertig.“, sagte dieser und winkte ab. Der Brünette ging in die Toiletten, der einzige Ort, der nicht abgehört und überwacht wurde: „Was gibt`s 15? Du sollst doch nicht hier anrufen!“ „Sorry 2, aber… aber ich hab Scheiße gebaut.“ Seine Miene wurde ernst: „Was ist passiert?“ „Ich… ich habe versehentlich… eines der Bilder an eine private Nummer verschickt.“, gestand dieser. „Soll das heißen, dass jetzt seine Eltern, Geschwister oder seine Freundin dieses Bild bekommen?!“ „Ja.“, sagte er kleinlaut. „Scheiße!“, der Brünette haute mit der Faust gegen die weißen Kacheln. Die Arbeit durfte nie derart ins Privatleben der Agenten eingreifen, das ist strengstens untersagt. Nummer 2 fuhr sich mit einer Hand durch die Haare: „Hör zu, du darfst ihm das jetzt auf keinen Fall erzählen, das würde die komplette Mission gefährden. Wir sagen`s ihm, wenn er auf dem Rückweg ist, damit er sich darauf einstellen kann, denn wenn zum Beispiel seine Freundin eines dieser Bilder zu Gesicht bekommen würde, dann könnte er sich darauf einrichten, dass sie ihn hochkantig rausschmeißt!“ „Gut…“, die Stimme am anderen Ende der Leitung war nur noch ein Wispern. … Plötzlich ertönte ein leiser Klingelton, der das Eingehen einer SmS ankündigte. Taylor schaute weiterhin aus dem Fenster und gab sich desinteressiert, während der Fahrer des Streifenwagens kurz an der Seite hielt und sich die Nachricht genauer besah. „Du solltest dein Handy im Dienst ausgeschaltet haben.“, sagte die Nummer 1, ohne sich seinem Gegenüber zuzuwenden. „Ja, ich weiß, aber falls es etwas Wichtiges gibt, will ich halt erreichbar sein.“ „Und ist es etwas Wichtiges?“ „Nein…“, sagte er und musterte Taylor von der Seite, was diesem nicht entging, aber er reagierte nicht drauf. Sie fuhren schweigend weiter, während der Blonde nur darauf wartete, in welcher Weise sich sein Fahrer äußern würde. „Weißt du was? Vielleicht sollten wir unsere Pläne für heute Abend ein wenig umwerfen und in ein anderes Lokal gehen.“ „Ist mir egal. An was hast du denn gedacht?“ „Es gibt ein neues Lokal Namens Cloud 9. Dort bekommt man zwar nichts zum Essen, aber die Drinks sind klasse und die Atmosphäre ist auch gut.“ „Meinetwegen.“ „Hier ist die Adresse.“, als Matyas ihm die Visitenkarte des Lokals überreichte und Taylor sie entgegen nahm, dachte er: >Treffer. Er ist auf jeden Fall unser Mann, wenn er sogar eine Visitenkarte des Lokals hat, dann steckt er wohl tiefer drin, als ich vermutet hatte. Ich werde den Großteil der Mannschaft antreten lassen…< … Als Jonas sein Gespräch beendet hatte und von den Toiletten wiederkehrte, fand er einen in Gedanken versunken Inspektor vor. „Alles in Ordnung bei Ihnen, Herr Sládek?“ „Wie gut kennen Sie Ihren Kollegen Herrn Steinfeld?“ „Gut ein paar Jahre, wieso?“ „Kommen Sie doch mal bitte zu mir herum.“, sagte er streng. Jonas gab sich alle Mühe, überrascht und entsetzt zu wirken, als er das Foto sah, dass eindeutig Nummer 1 zeigte, der sich an einem Kind vergriff und das er selbst geschossen hatte. Dieses Bild ließ nicht einmal eine Möglichkeit, etwas anderes anzunehmen. Er wusste, dass es keine Fotomontage war, doch er musste Zeit schinden, damit er die Reaktionen anderer beobachten konnte. „Das muss ich sofort unserem Präsidiumsleiter melden!“ „Sind Sie sicher, dass das keine Fotomontage ist? Ich meine, ich kenne ihn schon länger und denke nicht, dass er so etwas tun würde. Sie sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen.“ „Gut… Ja, vielleicht haben Sie recht, ich werde das Bild überprüfen lassen, aber ich werde mich nicht davon abbringen lassen, den Präsidiumsleiter darüber zu informieren.“ „Ja, ich denke so sollten Sie es angehen. Ich hoffe wirklich, dass dies eine Montage ist!“, sagte Jonas stirnrunzelnd. „Ja, auf der einen Seite hoffe ich das auch, aber auf der anderen Seite würde es uns den Tätern eventuell näher bringen…“ „Vielleicht sind Sie den Tätern auch schon zu nahe und ich und Herr Steinfeld sind da natürlich die perfekten Ziele für eine Ablenkung von Ihrem Kurs.“ „Ich werde beide Pfade verfolgen, aber ein solches Bild darf man nicht einfach außer Acht lassen, auch wenn es mir anonym zugestellt wurde.“, sagte er streng und seine Stimme ließ kein weiteres Gespräch zu. >Sládek gelangt für mich immer weiter außer Reichweite und ich denke, dass es keinen Sinn macht, länger an ihm dran zu bleiben. Ich sollte lieber die Reaktionen anderer auf dieses Bild beobachten. Wir sollten heute Abend eine kurze Konferenz über die Ergebnisse abhalten, damit wir über unser weiteres Vorgehen nachdenken können.< … „Erzähl es Dad nicht, aber ich bin im Moment auch in einer Beziehung.“, sagte sie kichernd, während sie sich an ihren Bruder kuschelte, als sie auf der Couch im Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen. „Warum sollte Dad etwas gegen deine Beziehung haben?“ „Du weißt ja gar nicht, wie er sein kann! Er inspiziert jeden bis aufs kleinste Detail, man hat das Gefühl, sie würden vor Gericht stehen und des Mordes beschuldigt worden sein!“, sagte sie wild mit den Armen fuchtelnd. „Na das kann ja heiter werden… “ „…Außerdem… ist er etwas abseits der Norm…“ „Was ist für dich abseits der Norm?“ „Er… ist gepierct, hat sich die Haare schwarz gefärbt und …naja, sein Kleidungsstil entspricht nicht grade dem Idealbild eines Schwiegersohnes.“ „Solange er nett und höflich ist, wird er Dad sicherlich überzeugen können.“, sagte Oliver zuversichtlich und versuchte seine Schwester zu ermutigen. „Warum stellst du ihm deine Freundin denn nicht vor? Sie scheint doch auch sehr nett zu sein, also wenn ihr schon ein Jahr zusammen seid, dann hätte sich doch bestimmt schon hier und da eine Möglichkeit ergeben, sie und Dad zusammenzuführen, auch wenn sie immer viel unterwegs ist.“ „Naja… sie ist… auch etwas außerhalb der Norm… etwas mehr außerhalb.“ „Ach komm schon, wie weit kann sie denn schon von Dad`s Vorstellungen abweichen, nachdem was du mir erzählt hast?“ Oliver kniff die Augen zusammen, atmete einmal tief ein und: „Sie ist in Wahrheit ein Mann.“ „Was? Wie… wie meinst du das?“, fragte sie vorsichtig und schaute zu ihm auf. „Also… ich meine, ich bin mit… einem Mann zusammen. Mein Freund heißt Taylor.“ Die Augen seiner Schwester wurden groß, eine unerträgliche Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Er wusste das Funkeln in den Augen seiner Halbschwester nicht recht einzuschätzen, bis sie ihn plötzlich fest in die Arme schloss: „Das ist sooo toll! Ich bin echt Stolz darauf, dass du es mir erzählt hast!“ „Das heißt… du hast kein Problem damit?“, fragte er vorsichtig. „Nein. Erzähl mir mehr!“, sagte sie mit quietschiger Stimme, die ihn zum Schmunzeln brachte. „Soll ich dir ein Foto von ihm zeigen?“ „Auja!“, sagte sie und der Fernseher war längst in Vergessenheit geraten, als sie mit ihrem Blick ihrem Bruder folgte, der in einer Schublade herumkramte. Als er sich wieder zu ihr setzte und ihr das Foto überreichte, betrachtete sie es eingehend: „Mensch, da hast du dir ja wirklich einen heißen Feger geangelt.“, sagte sie ganz sachlich, während Oliver alle Gesichtszüge entgleisten. Er hatte seine Schwester als liebenswürdige, stille, höfliche Person kennengelernt, doch stille Wasser schienen wirklich tief zu sein. Auch wenn er äußerst überrascht war, so gefiel ihm dieser Charakterzug seiner Schwester, er verlieh ihr Stärke. --------------------------------------------------------------------------------------- So, ich hoffe, dass ihr Mary genauso sehr mögt, wie ich :3 Ich habe die Story bis jetzt bis zum 9ten Kapi fertiggeschrieben, aber es wird nur ab und an weitergehen, da ich an YH weiterarbeiten muss... Warum muss? Das werdet ihr schon sehen :3 *Einen Keks in Fledermausform an alle treuen Leser und Kommischreiberlinge überreicht* lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 6: Better safe than sorry --------------------------------- „Was hast du für neue Ergebnisse 2?“, fragte er die Teilnehmer der Konferenz, die nur er selbst hören konnte. „Sládek ist auszuschließen, allerdings habe ich eine neue Zielperson im Auge.“, antwortete Nummer 2. „Ich möchte, dass sich heute Abend um 21 Uhr alle von Nummer 3 bis Nummer 29 im Cloud 9 zusammenfinden. 15, du bleibst in deiner jetzigen Position und wirst von dort alles beobachten. Ich will dort keine Passanten sehen, verstanden?“, sagte er, nachdem alle ihren Bericht abgegeben hatten. „Verstanden.“, kam es fast chorisch von Nummer 3-29. „Nummer 2, ich möchte, dass du bei Nummer 40 bleibst, pass gut auf ihn auf, er hat mir erzählt, dass diese merkwürdige Vermieterin noch immer hier herumläuft.“ „Mach dir keine Sorgen, ich werde auf ihn aufpassen.“ „Wenn ich das nicht wüsste, würde ich dich auch nicht auf ihn aufpassen lassen.“, sagte er schmunzelnd, während er sich aus der übergroßen Uniform schälte. Kurz war er am überlegen, ob er die Springerstiefel anbehalten sollte, doch das würde sich in einer Bar, die auch noch im Hilton lag, nicht grade gut machen, also wählte er legere Kleidung, die allerdings noch ausgehfähig war. Die Farben waren nicht quietschig, er trug lediglich eine enge, schwarze Jeans und ein weißes Langarmshirt. … „Da bist du ja wieder!“, sagte Jiri erfreut, als er Taylor sah. Als er allerdings die Frau hinter diesem entdeckte, wandelte seine Miene sich schlagartig. „Das ist Bernadette, sie ist genauso kompetent, wie Bernd und ich bin mir sicher, dass sie sich ebenfalls sehr gut um euch kümmern wird. Bernd hat heute Abend leider keine Zeit und muss etwas Dringendes erledigen.“ „Woher soll ich wissen, dass ihr wieder kommt und uns nicht abgeschoben habt?“ „Hör mir jetzt mal gut zu, Kleiner. Wir werden nicht immer den Babysitter für dich und deinen Bruder spielen können und du solltest dir wünschen, dass wir uns nie wieder sehen werden, aber wenn du mir etwas NICHT vorwerfen darfst, dann ist es, dass ich mich nicht an Vereinbarungen halte. Dein Bruder wird weiterhin Unterstützung bekommen, bis ihr es alleine packt, aber keinen Moment länger.“, sagte er mahnend. Die WSA war keine Wohlfahrtsorganisation und er hatte keine Lust, sich noch mehr Arbeit aufzuhalsen, als er sowieso schon hatte. „`Tschuldigung.“, sagte Jiri kleinlaut, während er die ganze Zeit über seinem Bruder nicht von der Seite wich. Bernd wies Bernadette alias Nummer 30 in den `Fall` ein, als Taylor die Wohnung verließ. Er ging gedankenverloren seinem Ziel entgegen, jeder Schritt brachte ihm seinen Abend mit Matyas und somit vielleicht seiner Heimkehr näher. >Du liegst jetzt sicherlich zu Hause in Oxford, in unserer Wohnung im Bett und denkst an mich. Du fragst dich sicherlich, so wie ich, was ich grade mache, wo ich bin und ob es mir gut geht. Ich vermisse dich, Oli. Deinen Geruch, deine Nähe, deine Fürsorge, dein offenes Ohr, deine Liebe… ich vermisse dich, so schrecklich, dass es beängstigend ist.<, innerlich verlangte es ihn so sehr nach seinem Freund, dass er gar nicht bemerkte, dass sein Blick fest auf den Boden geheftet war, während sein Körper die Kontrolle über seinen weiteren Weg übernommen hatte. Er sortierte seine Gedanken, richtete seine Maske und schlüpfte wieder ganz in die Rolle des Luca Steinfeld, als er auf Matyas zuging, der ihn mit dem leichten Anheben einer Hand begrüßte. „Schön, dass du pünktlich hergefunden hast. Ich habe uns bereits ein Tisch reserviert, es ist in der Regel recht voll.“, Taylor ging auf diese Äußerung lediglich mit einem Nicken ein. Er folgte dem Dunkelhaarigen mit dem Dreitagebart ins Innere der großen Hotelkette. Nachdem sie mit dem großen Aufzug in die oberste Etage des gläsernen Gebäudes gefahren waren und ausstiegen, wurden sie von grellem, pinken Licht empfangen. So wirkte es zumindest auf den ersten Blick, doch nicht das Licht war pink, nein. Das einzige an diesem Flur, das nicht pink war, waren die Deckenlampen. In regelmäßigen Abständen waren Rahmen im Flur angebracht, eigentlich waren diese Rahmen schwarz, doch ihre glänzende Oberfläche reflektierte das Pink der Wände. Der Eintritt in die Bar ließ Taylor dann aufatmen. Nicht nur, dass sie gut bestückt war, mit seinen eigenen Leuten, sie hatte das Pink hinter sich gelassen und lud ein, auf bordeaux roten Stühlen platzzunehmen, die um einen kleinen Mahagonitisch aufgestellt waren. Die schwarze Theke der Bar war so sauber und poliert, dass man ausprobieren wollte, ob es möglich war, ein Glas von der einen Seite zur anderen rutschen zu lassen, wie man es in den Filmen manchmal sah. Das Panorama auf das nächtliche Prag und die weitläufige Terrasse, brachten Taylor dazu sich einzugestehen, dass er sich hier durchaus wohlfühlen konnte… zumindest wenn er privat hier wäre und wüsste, dass dies kein potentieller Tatort wäre. Sofort spürte er den musternden Blick des Barkeepers auf sich, was ihn warnte, nichts von den bestellten Getränken zu trinken. „Was darf`s für dich sein?“ „Ich nehme einen Whiskey.“ „Sehr gut, dann geh ich kurz und bestell uns was.“, sagte Matyas, bevor er aufstand und zum besagten Barkeeper ging. Eine kurze Zeit später kam er mit zwei Getränken wieder. Er hatte sich scheinbar einen der unzähligen Cocktails bestellt. Sein läppischer Whiskey, von dem er nicht einmal einen Schluck trinken konnte, kostete ihn 160 tschechische Kronen, das waren umgerechnet 6,56 € oder auch £5,70. „Hast du eigentlich Kinder?“, fragte er ihn zwischen zwei Schlucken seines Drinks. „Nein, ich will auch keine. Du?“ „Nein, ich habe grade erst eine Scheidung hinter mir, da will ich gar nicht an eigene Kinder denken!“ „Das tut mir leid.“, sagte er scheinbar peinlich berührt, doch nicht, ohne seine Fassade fallen zu lassen. „Nicht schlimm. Ich denke, es ist besser so. Frauen sind immer so störrisch und haben für meinen Geschmack einfach zu viel eigenen Willen.“ „Wie meinst du das?“, Taylor wurde hellhörig, jetzt war es an ihm, an den richtigen Punkten anzusetzen. „Naja, ist dir noch nicht aufgefallen, dass Frauen immer versuchen einen zu dominieren und ihren Willen aufzuzwingen?“ „In einer gleichberechtigten Partnerschaft sollte dies nicht der Fall sein.“ „Dann habe ich noch keine gefunden, die mich so akzeptiert, wie ich bin…“ „Wie bist du denn?“, fragte er, als wäre dies eine ganz natürliche Angelegenheit, zu Vergleichen mit: Möchten Sie auch Zucker in ihren Tee? „Ich denke, dass wir uns relativ ähnlich sind.“, sagte er und stand auf, er bedeutete Taylor alias Luca aufzustehen und ihm zu folgen. Als der Blonde sich erhob und mit ihm in Richtung des pinken Flures ging, kam ihm eine hübsche Brünette in einem roten Kleid entgegen, die ohne sie anzusehen an ihnen vorbeiging. „Wenden wir uns doch dem VIP-Bereich zu.“, sagte Matyas, ohne zu wissen, was hinter ihm geschah. Die Brünette ging an dem Tisch vorbei, an dem sie gesessen hatten und nahm im Vorbeigehen unauffällig das Whiskeyglas mit sich. Sie ging direkt auf die Toiletten zu, wo sie fast den gesamten Inhalt des Glases in ein kleines Röhrchen füllte und mit dem verbliebenen Rest einen Schnelltest durchführte. Die Ergebnisse gab sie Taylor durch den Knopf in seinem Ohr, der so leise gestellt war, dass nur er ihn hören konnte, durch: „Unglaublich aber wahr, wir haben es hier mit Viagra und China White zu tun. Sei vorsichtig.“ Taylor und Matyas stiegen in den Fahrstuhl und ließen sich direkt in den Keller des Hilton befördern, den sie in gemächlichem Schritt durchmaßen, bis sie zu einer Tür gelangten vor der zwei Hünen postiert worden waren, die ihnen die Tür aufhielten. Sie betraten einen, im Gegensatz zu der Bar, kleinen Raum, in dem rote Couchen postiert waren, auf denen sie auch gemächlich Platz nahmen. Als er sich scheinbar gleichgültig umsah, entdeckte er sie. Auf der rechten Seite des Raumes waren mehrere kleine Stühlchen und ein paar Kuscheltiere postiert und dazwischen… saßen mehr kleine Kinder, als er gedacht hätte. Ihre Blicke waren leer, sie wirkten willenlos und… sie waren alle ca. in einem Alter von 3 bis 8 Jahren. Darunter erblickte er auch ein Gesicht, das ihm bekannt vorkam, nein, es ließ fast daran keinen Zweifel, dass dieses Kind mit dieser Person verwandt war. „Was soll das, wieso hast du mich hierher gebracht?“ „Was ist denn los, Luca? Ich dachte, das würde dir gefallen?“, er spielte an seinem Handy herum, bis er ihm das Bild zeigte, welches Taylor nur zu gut kannte. „Woher hast du das?“, fragte er kühl. „Das spielt doch jetzt keine Rolle. Hab ein bisschen Spaß, such dir eins aus.“ „Dann bring mir die Kleine dort, mit den hellbraunen Locken, in dem roten Kleidchen.“, einer der `Mitarbeiter` brachte ihm das geforderte Kind. Er hob die Kleine auf seinen Schoß und streichelte ihr über den Rücken. „Wie alt ist sie?“ „Sie ist sieben, du findest hier nur drei bis achtjährige.“ „Für meinen Geschmack sind die ja noch ein wenig zu jung.“, sagte er und zog die Siebenjährige näher zu sich heran, sodass sein Mund ganz nah an ihrem Ohr war, Matyas zu seiner linken aber nicht sehen konnte, was er tat. „Ich hol dich hier raus. Kämpfe! Nur noch ein paar Tage.“, wisperte er und er grinste zufrieden, als sie sich daraufhin eng an ihn klammerte, denn das bedeutete, dass sie noch nicht so mit Drogen zugedröhnt war, dass man nicht mehr zu ihr durchdringen konnte. „Wahrscheinlich nicht nur zu jung.“ „Was willst du damit sagen?“ „Naja, das Kind auf dem Bild… das ist doch ein Junge, oder? Du kannst ja nochmal nachschauen, wir haben auch Jungs da.“ „Wie weit dürfte ich denn mit denen gehen?“, fragte er interessiert, wobei sich ihm innerlich der Magen umdrehte und der Kloß, der sich vor Wut gebildet hatte, schien das Einzige zu sein, was ihn vom Erbrechen abhielt. „Eigentlich so weit, wie du willst, allerdings sehen wir es nicht gerne, wenn wir halbtote oder tote Kinder zurückbekommen.“, seinen Worten entnahm Taylor, dass Matyas mehr als nur ein einfacher Kunde war, viel eher schien er ziemlich tief mit drin zustecken. Taylor setzte die Kleine von seinem Schoß und erhob sich, um sich die anderen Kinder anzusehen, dabei sprang ihm ein kleiner Junge, der zusammengekauert in einer Ecke auf den Boden starrte, besonders ins Auge. Er hatte diese Augen schon unzählige Male gesehen, er ging näher heran, um sich seinen Verdacht bestätigen zu lassen. „Pass auf, der ist manchmal bissig.“, warnte Matyas, als Taylor auf den kleinen Jungen zuging. „Der wird niemanden mehr beißen.“, sagte er, innerlich um Fassung ringend, als er in die toten Augen des Kindes sah, dass sein Leben an diese widerlichen Kerle verloren hatte. „Entschuldige, ich lasse ihn gleich entfernen.“, sagte er mit einem einer laschen Handbewegung in die Richtung der Leiche deutend. Die zwei Männer, die vor der Tür standen kamen daraufhin nur kurze Zeit später herein und brachten das tot Kind fort. „Was macht ihr mit den Leichen?“ „Wir werfen sie in den Müll.“ „Denkst du nicht, dass das ziemlich leichtsinnig ist? Es wäre doch viel geschickter, wenn ihr sie vergraben würdet.“, Taylor versuchte alles, um zumindest noch die Ehre dieser toten Kinder zu retten. „Viel zu umständlich, wie viele Gräber sollen wir denn schaufeln?“ „Wer redet denn von Gräbern schaufeln? Geht doch einfach auf den Friedhof, sucht euch ein paar der gepflegteren Gräber aus, buddelt ein Loch und legt die Leichen zu dem Toten dazu. Die Leichen sind ja recht klein, sodass es nicht auffallen wird, wenn ihr zwei in ein Grab legt, danach werdet ihr das Grab neu herrichten und ein Schreiben an die Angehörigen schicken, dass sie ausgewählt wurden, für eine Neugestaltung des Grabes. Wenn ihr die ganzen toten Körper immer zur Mülldeponie schickt, dann werden sie erstens früher oder später entdeckt und zweitens wächst die Wahrscheinlichkeit mit jedem toten Kind.“, überrascht, über diese kriminele Energie, die in seinem neuen Kollegen steckte, schaute Matyas ihn erstaunt an. „Du wirst überrascht sein, aber einer unserer Kunden ist sogar Grabpfleger. Das ist wirklich eine sehr gute Idee.“, innerlich schalte Matyas sich, dass er nicht schon früher auf diesen Gedanken gekommen war. „Es war wirklich nett, aber ich werde jetzt wieder nach Hause, wir haben morgen doch die Frühschicht.“ „Ist in Ordnung… hey, ich kann mir deines Schweigens doch sicher sein, oder?“, fragte Matyas unschuldig. „Natürlich.“, antwortete Taylor mit einem schmierigen Grinsen, bevor er diese Hölle verließ und sich beeilte in ihr Quartier zu kommen. Er musste sich zusammenreißen, damit er sich nicht schon unterwegs übergab, doch bei Nummer 2 und 40 angekommen, konnte er nichts mehr bei sich behalten, stürzte zur Toilette und erbrach. Er erbrach sein schlechtes Gewissen, seine Machtlosigkeit in diesem Moment, das Bild des toten Jungen, den Gedanken an all diese angefixten, vergewaltigten und misshandelten Kinder und vor allem erbrach er die Tatsache, dass er sich als einer der ihren ausgeben musste. --------------------------------------------------------------------------------------- Ich habe einem Kumpel von mir diese Story ebenfalls (ein wenig abgewandelt) vorgelesen und er war wirklich sehr betroffen... Ich hoffe, dass ich euch nicht zu sehr geschockt habe und dass euch dieses Kapi trotzdem gefallen hat...^^" lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 7: Promises are made to be kept --------------------------------------- „Papa? Was ist los?“, fragte Elias, als hinter ihm Nummer 2 die Haustür schloss und der Kleine seinem Lehrer über den Rücken streichelte, während dieser sich weiterhin übergab. Als er sich einigermaßen sicher war, dass er sich gefahrlos von der Toilette fortbewegen konnte, stand er auf, setzte sich auf sein Bett und sagte in bedrohlichem Tonfall: „Morgen früh um 6 Uhr wird dieser Laden platt gemacht, ich will keinen Stein mehr auf dem anderen sehen. Seht zu, dass keiner der Leute auch nur ein Signal von dem Überfall versenden kann, lasst die Kinder am Leben, aber wählt sorgfältig, wer überhaupt noch eine Chance hat. Und bringt mir den Barkeeper, entwaffnet ihn vollständig, fesselt und knebelt ihn, aber tut ihm nichts, der gehört mir! Morgen Abend nehmen wir dann den nächsten Laden hoch.“, er beendete die Anweisungen an sein Team, die jeder einzeln, seinen Monolog verfolgt hatten. „Was ist passiert?“ „Nichts, es ist alles in Ordnung, Elias.“, sagte er und nahm diesen in den Arm. Dieser Abend war für ihn einer der härtesten Tage gewesen, die er je in seinem Job gehabt hatte. Seine Skrupel gegenüber Morden hatte er schon längst verloren, doch wenn es um Kinder ging, dann fielen ihm solche Aufträge alles andere als leicht. Der einzige Tag, der für ihn noch schlimmer war, als der heutige, war der Tag, an dem er seinen eigenen Bruder foltern musste… wirklich foltern musste. Er hatte ihn damals ausgepeitscht und dessen Freund, auf die unschönste Art und Weise, sein Geheimnis verraten. Sein schlechtes Gewissen zwickte ihn bis heute noch und der einzige Trost, den er dabei empfand war, dass er seinen Bruder aus den Klauen des Mafiabosses, der diesen auf dem Kieker hatte, für immer befreit hatte. Als Nummer 2 seinen Mund öffnete, um etwas zu erwidern, schaute Taylor ihn mahnend an. Nummer 40 alias Elias war noch immer ein Kind und er wollte um jeden Preis verhindern, dass er mehr Informationen von dieser Mission erhielt, als unbedingt nötig. „War die alte Frau heute wieder hier?“, fragte er, um das Thema zu wechseln. „Nein, überraschender Weise nicht… aber irgendwie bereitet mir das Sorgen.“ „Was meinst du damit?“, fragte Taylor stirnrunzelnd. „Wenn ich sie richtig einschätze, dann hat sie einen zwanghaften Beschützer-Instinkt, der ihr keine Ruhe gibt. Mich aus den Augen zu lassen würde demnach aber nicht in ihr Profil passen, etwas stimmt also nicht, wenn so jemand plötzlich nicht mehr kommt.“, sagte Elias ein wenig beunruhigt. „Soll morgen jemand bei dir bleiben?“, es bereitete ihm wirklich Sorgen, auf dieser, für ein Kind gefährlichen Mission, Nummer 40 alleine zu lassen, besonders, wenn er ein solches Profil von jemandem erstellt hatte. „Nein, ich werde einfach die Sicherheitsvorkehrungen noch ein wenig verschärfen. Sie kann mich als Normalbürgerin eigentlich nicht hier herausholen.“, sagte er tapfer und ballte dabei die Fäuste. „Gut, wir sollten jetzt schlafen gehen, ich muss morgen sehr früh raus und es wird ein langer Tag.“, sagte Taylor, während er sich umzog. Ganz selbstverständlich legte Elias sich zu ihm und kuschelte sich wieder eng an ihn. Der Blonde war im Moment der einzige Halt, den das Kind hatte. Am nächsten Morgen ließ Taylor seine Kumpanen schlafen, machte sich leise für den Arbeitstag fertig und schloss geräuschlos die Tür hinter sich. Matyas wartete bereits mit dem Streifenwagen vor dem Präsidium auf ihn. Diesen Morgen behielt er ihn besonders sorgsam im Auge, da nichts schief gehen durfte. Es würde zu viel Arbeit machen, eine jede Bar in dieser Stadt zu durchsuchen, um die restlichen Kinder zu finden. … „Los, los, los, los! Den Barkeeper haben wir schon, jetzt holt den Rest!“, befahl Nummer 3, der wie alle anderen in schwarze, kugelsichere Kleidung gehüllt war, woraufhin die bewaffneten Frauen und Männer den Keller, oder eher gesagt, den VIP-Bereich stürmten. Sie übermannten die beiden Hünen am Eingang mit Leichtigkeit, schnitten ihnen mit einem gezielten Schnitt die Kehlen durch und stürmten den Raum, in dem die Kinder sich befanden. Mit gezielten Schlägen und Einsätzen ihrer Waffen setzten sie die anderen Männer außer Gefecht, mit geübten Augen sortierte Nummer 3 die Kinder, die überleben würden und die, die schon längst verloren waren. Er kehrte dem Raum den Rücken und wollte grade die Tür hinter sich schließen, um jegliche Beweise zu vernichten, da klammerte sich eines der aussortierten Mädchen an ihn und sah ihn tränenüberströmt an: „Er hat es versprochen!“, presste sie zwischen ihren trockenen und gerissenen Lippen hervor. … „Hey, hast du heute Abend Zeit?“ „Warum? Wieder ins Cloud 9?“ „Nein, ich dachte da eher ans Hellfire 7.“ „Na, wenn das kein Gegensatz ist.“, sagte er zynisch. „Dort bewahren wir unsere 9-13er auf. Ich dachte, die sprechen dich vielleicht mehr an.“ „Ehrlich gesagt, glaube ich das auch.“, sagte er, während er aus dem Fenster des Wagens schaute. „Und? Hast du nun Zeit?“ „Ja.“, antwortete er kurz und bündig. … Niemand bekam etwas von dem Feuer mit, das die Leichen im Keller des Hilton beseitigte. Sie löschten das Feuer, das chemisch hervorgerufen wurde und innerhalb von kürzester Zeit die sterblichen Überreste verbrannte. Niemand bekam etwas von dem kleinen Brand mit, es gab keine Zeugen, alle Spuren wurden sorgsam verwischt und keiner der eben getöteten hätte auch nur eine Chance gehabt, eine Nachricht zu versenden, da ein Störsignal in die Räume installiert worden war. … „Mach`s gut, es war wirklich schön.“, sagte der Schwarzhaarige, als er gemeinsam mit seiner Schwester an der Tür stand. „Ja, finde ich auch, das sollten wir unbedingt wiederholen! Vielleicht kann ich ja mal kommen, wenn Taylor auch da ist.“, erwiderte die ebenfalls Schwarzhaarige. „Mal sehen… aber kein Wort zu Dad, ja?“ „Natürlich, du kannst auf mich zählen. Ich muss jetzt, Dad wartet schon unten auf mich.“, sie verabschiedeten sich von einander und als Oliver die Tür hinter seiner Schwester schloss, hatte er das Gefühl, in diesen Tagen noch enger, als Geschwister es konnten mit ihr zusammengewachsen zu sein. Sie musste schon so früh gehen, da sie ja noch immer schulpflichtig war und auch, wenn er diese Zeit mit ihr genossen hatte, war er froh jetzt wieder etwas Zeit für sich zu haben. Plötzlich fiel ihm sein Handy wieder ein, er hatte es ganz vergessen, und er ging ins Wohnzimmer, um nachzusehen, ob irgendein Lebenszeichen von Taylor erhalten hatte, es war immerhin schon Donnerstagmorgen. Wenn Taylor sich am Freitag nicht melden würde, so wusste er, dass er es nicht mehr rechtzeitig schaffen würde. Als er auf das Display sah, entdeckte er eine gestern eingegangene Nachricht, er öffnete sie, auch wenn sie von einem unbekannten Absender kam. Als er sah, was diese Nachricht beinhaltete, entgleisten seine Gesichtszüge, er war fassungslos. Hatte Taylor ihm nicht vor ein paar Tagen neue seine Treue beteuert? Und nun? Nun sah der verzweifelte Oliver seinen Freund auf einem Foto, wie er es mit einem… einem Kind trieb. Es war nicht nur die Abscheu gegenüber dieser Tat, sondern auch der Verrat, der ihm das Herz zerriss. Seine Beine gaben unter ihm nach und als er den harten Boden unter sich spürte, da zfiel auch die letzte Zurückhaltung von ihm ab. Er weinte, weinte bitterlich. Hätte Taylor diese Szene mit angesehen, es hätte ihm das Herz zerrissen, doch dieser, derweil in Prag, ahnte nichts von dem Geschehen, welches sein ganzes Privatleben durcheinander bringen konnte. Nur ein paar Stunden später spielte sich in Oxford ein ganz anderes Szenario ab. John und Samuel saßen gemeinsam im Büro des Staatsanwaltes Hudges und versuchten, einen kleinen Stein ins Rollen zu bringen. „Ihr wolltet mit mir sprechen?“ „Ja. Wir… wir dachten, da gäbe es etwas, worüber wir Sie aufklären sollten.“ „Na dann schießt mal los, Jungs.“, sagte Olivers Vater. „Also… ähm… Sam und ich, wir sind ein Paar.“, im Raum wurde es plötzlich still, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Sie sahen sich an, doch keiner sagte etwas. „Das hatte ich bereits vermutet. Doch warum erzählt ihr mir das?“ „Wir wollten gerne reinen Tisch machen, damit einem guten Arbeitsverhältnis zwischen uns nichts im Wege steht.“, begründete Sam diese Handlung. „Dieser Zug ist natürlich sehr nobel, allerdings ist es eure Sache, mit wem ihr zusammen sein wollt. Das geht mich nichts an.“, sagte er lächelnd. „Mal etwas anderes, haben Sie Oliver heute schon gesehen?“, fragte Jo besorgt. „Nein, wenn ich ehrlich bin, dann mache ich mir Sorgen um ihn. Er wirkte in den letzten Tagen so deprimiert und auch oft abwesend und nun kommt er einfach nicht zur Arbeit, ohne sich abzumelden. Das sieht ihm ganz und gar nicht ähnlich.“ „Das macht mir allerdings auch Gedanken.“, sagte Sam stirnrunzelnd. „Ich werde am besten mal nach ihm sehen. Du bist doch heute im Gericht, da kann ich doch sicherlich mal ein Stündchen weg, oder?“ „Natürlich. Nicht, dass es vielleicht noch etwas Ernstes ist!“, antwortete Sam. „Es wäre wirklich nett, wenn du nach ihm siehst.“, sagte Mr. Hudges dankbar. … „Du bist ja schon zurück!“ „Ja, ich hatte doch heute eine Frühschicht, da muss ich auch nicht so lange arbeiten.“ „Papa?“ „Ja?“, Taylor zog die übergroße Uniform aus und schaute ihn nicht an, während er mit ihm sprach. „Nimmst… nimmst du mich mit?“ „Wohin?“, fragte er erstaunt und sah den Kleinen an. „Vergiss es, entschuldige. Ich gehe wieder trainieren.“, nuschelte Elias und wandte sich um. „Nein, wohin soll ich dich mitnehmen?“, fragte er, als er den Schwarzhaarigen am Arm zurückhielt. „Nach Hause.“, seine Worte waren mehr gehaucht, als das sie gesprochen waren. „Wie soll ich das machen? Sie werden dir nicht einfach erlauben, zu gehen.“, sagte er sanft, während er sich vor seinem Schützling hinhockte. „Kannst du mich nicht einfach mitnehmen? Du bist der einzige, der mich je wie ein Kind behandelt hat. Ich bin ein Kind und möchte noch nicht erwachsen sein.“, Tränen standen dem Kleinen in den Augen und es fiel ihm schwer, sie zurückzuhalten. Der Blonde setzte sich auf sein Bett, zog seinen Schüler in seine Arme und streichelte ihm sanft und beruhigend über den Kopf. „Ich bin kein guter Vater Elias und das werde ich womöglich auch nie sein.“ „Hast du Kinder?“ „Nein.“ „Woher willst du das dann wissen? Wenn ich mir jemanden aussuchen dürfte, dann würde ich dich als meinen Vater haben wollen.“, nuschelte der Kleine in Taylors T-Shirt. „Ich denke darüber nach, ok?“, der Kleine nickte bestätigend, damit war das Thema fürs erste abgehakt. Plötzlich kündigte ein Piepen in Taylors Ohr einen wartenden Anruf an. Als er die Verbindung bestätigte, meldete sich Jonas zu Wort: „Wir haben ein Problem.“ „Was gibt`s?“, er fuhr sich mit einer Hand über`s Gesicht. „Der Leiter dieser Polizeistation scheint in der ganzen Sache mit drin zu stecken. Wir können ihn nicht einfach so verschwinden lassen, 1.“ „Er ist auch nur ein Mensch, wie alle anderen. Wenn wir Glück haben, dann ist er heute Abend Im Hellfire 7. Ich gehe davon aus, dass heute Morgen alles glatt gelaufen ist. Heute Abend findet die nächste Razzia statt, aber diesmal werden wir keinen Stein auf dem anderen lassen.“ „Verstehe. Ich bin in vier Stunden bei euch.“, damit beendete Nummer 2 das Gespräch. „Hey Elias. Wir haben ausnahmsweise mal ein bisschen Zeit, hast du dein Training schon erledigt?“ „Ja.“ „Geh mal ins Nebenzimmer, in einem der Kartons auf der rechte Seite müsste ein Kartenspiel sein. Hast du Lust, eine Runde zu spielen?“, fröhlich nickte der Kleine und ging ins Nebenzimmer. Der Blonde nutzte diesen Augenblick, um Nummer 3 anzurufen: „Wie ist es gelaufen?“ „Es waren nur fünfzehn da und davon haben wir neun mitgenommen… nein warte, zehn.“, Taylor war sichtlich verwundert, über diese Korrektur, denn für gewöhnlich machte man in ihrem Job keine Korrekturen, schon gar nicht, wenn es um Menschenleben ging. „Zehn?“ „Ja… eigentlich wollte ich nur neun mitnehmen, aber ein kleines Mädchen hat sich an mich geklammert und gesagt, du hättest ihr versprochen, dass du sie rettest.“ „Sehr gut. Dieses Mädchen ist wichtig, wir können sie noch gebrauchen. Wie geht es ihr?“ „Den Umständen entsprechend, aber sie scheint keinen allzu großen psychischen Schaden davongetragen zu haben. Ich denke, sie war eines der ersten Opfer. Sie scheinen die Kinder erst später gefügig gemacht zu haben.“ „Das ist gut, ich werde sie morgen brauchen, sieh zu, dass sie bis dahin fitter ist… und ich brauche heute so viele, wie möglich an der Front. Wir gehen ins Hellfire 7, ihr wisst, was ihr zu tun habt.“ „Schon erledigt.“, grade als die Verbindung beendet wurde, kam Elias wieder zurück ins Zimmer. „Hier. Ich weiß aber nicht, wie man Karten spielt.“ „Dann sieh das als Spezialtraining. Manchmal muss man auch im Casino arbeiten und da wäre es doch äußerst unpraktisch, wenn du nicht einmal Karten spielen kannst!“ --------------------------------------------------------------------------------------- So, endlich gibt es mal wieder ein neues Kapi bei DLA^^ Ich hoffe, es gefällt euch ;3 lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 8: Lesson Part I ------------------------ „Oliver? Alles in Ordnung? Ich bin`s Jo, mach doch bitte die Tür auf.“, sagte Jo besorgt, als er vor Olivers und Taylors Wohnung stand und erneut an die Tür klopfte. Plötzlich hörte er schlurfende Geräusche auf dem Flur hinter der Tür und langsam wurde ihm die Tür geöffnet. Sobald er eigetreten war, hatte Oliver ihm den Rücken zugekehrt. „Hey, was ist los?“, fragte er sanft, während er eine Hand an Oli`s Schulter legte. Dieser drehte sich schwungvoll um und warf sich in seine Arme, bevor er bitterlich zu weinen begann. „Was ist passiert?“ „Er… schnief…“ „Geht es um Taylor?“, Oliver nickte, ohne sich aus Johns Armen zu lösen. „Ist etwas mit ihm passiert? Was ist los, Oli?!“, fragte Jo nun etwas lauter, er war besorgt um seinen Bruder. Dieser hatte ihn zwar sehr verletzt, aber er hatte ihm größtenteils verziehen, immerhin waren sie eine Familie und sie mussten zusammenhalten. Oli deutete nur auf sein Handy und ließ sich von Jo mitziehen, der das Handy aufhob, um auf das Display zu schauen und was er dort sah, ließ ihn erstarren. „Bist du dir sicher, dass dies keine Fotomontage ist? Hast du es prüfen lassen?“ „Sieh genau hin… schnief…. Diese Narben auf dem Körper… jede einzelne davon kenne ich. Es besteht kein Zweifel daran, dass dieses Foto keine Fähäälschung ihist.“, der Schlussteil des Satzes ging in einem erneuten Tränenausbruch fast gänzlich unter. „Sch… beruhige dich, Oli. Schschsch.“, Jo streichelte seinem völlig aufgelösten Freund beruhigend über den Rückend, während er ihn ins Wohnzimmer zur Couch führte, auf der sie gemeinsam Platz nahmen. „Warum? Warum tut er das, Jo?“, fragte er verzweifelt. „Ich bin mir sicher, dass es etwas mit seinem Job zu tun hat.“ „Er… er hat mir… vor ein paar Tagen… noch versichert, dass er mich nicht betrügen würde… und als ob das noch nicht schlimm genug wäre… ein Kind, Jo!“ „Wenn er wieder da ist, dann sprichst du mit ihm und ihr klärt die ganze Sache, ok?“ Oliver zögerte kurz, bevor er antwortete:„Ja…“ … „Und? Konntest du noch ein wenig mehr in Erfahrung bringen?“ „Ja, anscheinend ist heute Abend im Hellfire 7 eine Sonderveranstaltung.“ „Was meinst du damit?“ „Der Chef hatte etwas von einem Themenabend gesagt. Ich habe sein Telefon angezapft, sobald bestimmte Worte fallen, werde ich sofort wieder eingeklinkt, so bleiben wir auf dem Laufenden.“, sagte Nummer 2, während er seine Dienstkleidung auszog und aufs Bett warf. „Sehr gut. Ich brauche dich heute Abend auch, der Kleine kommt schon zurecht. Dadurch, dass Matyas auch kommt, gehörst du zu den Stürmern, klar? Ich werde jetzt nochmal los, ich habe noch ein Date mit drogenabhängigen Kindern auf Entzug und einem schnuckeligen Barkeeper, dem ich gerne ein paar Drinks spendieren möchte.“, sagte er mit einem diabolischen Grinsen. „Aber übertreib es nicht.“ „Keine Angst, du kennst mich doch… ach! Und eine Sache noch: Wenn ihr die Razzia durchführt, dann gehöre ich vorerst nicht dazu, klar? …oh! Und noch etwas: Wenn mir etwas zustoßen sollte, dann schicke den Kleinen zu dieser Adresse. Sorg dafür, dass er frei kommt.“, mit einem Nicken verabschiedete sich Jonas von Taylor. … Als es an der Tür klopfte, wusste Bernd sofort, wer sich dahinter verbarg, er brauchte nicht einmal durch den Spion zu schauen, bevor er die Tür öffnete. Erstaunt schaute er auf seinen gutgelaunten Boss, der leicht lächelnd eintrat. Ihm gefiel dieses Lächeln ganz und gar nicht und er konnte auch schon erahnen, warum nicht. „Wo habt ihr denn meinen Freund den Barkeeper gelassen?“ „Der hat es sich bei Nummer 15 bequem gemacht.“ „Sehr gut, wie viele habt ihr noch?“ „Alle, bis jetzt haben wir keinen mehr verloren.“ „Sehr gut, ich kümmere mich darum, dass sie nach Hause zurückkehren. Wo ist die Kleine?“ „Dort, es geht ihr schon besser, sie wirkt schon aufmerksamer und reagiert sogar manchmal.“, Bernd deutete auf eines der Betten, in dem drei Kinder lagen. Taylor ging darauf zu und setzte sich an die Bettkante: „Hey, meine Kleine, wie geht`s dir?“ „Besser.“, bei dieser Antwort leuchteten seine Augen. „Wie heißt du?“ „Tereza.“, ihre Stimme war nur ein Flüstern, doch sie nahm ihn deutlich war und zeigte ihren Dank durch ein kleines Lächeln, dass ihre Lippen umspielte. „Hör zu Tereza, du musst weiterkämpfen, denn ich will dich morgen zu deinem Vater bringen, hörst du?“, sie nickte langsam, bevor ihre Augen vor Müdigkeit zufielen. „Jiri! Ich brauche nochmal deine Hilfe.“ „Ja, aber ich wüsste nicht, wie ich Ihnen noch helfen kann.“ „Sieh dir dieses Foto an, ist das der Ort, an dem dein Bruder untergebracht war?“ „Ja… Ja! Genau aus dieser Bar habe ich ihn rausgeholt.“, das Wiedererkennen stand deutlich in seinen, auf das Bild gerichteten Augen. „An was für einem Tag war das?“ „Es war genau heute, vor einem Monat… ich bin wirklich froh, dass er so lange durchgehalten hat.“ „Wie geht es ihm?“ „Nicht so gut, die Krämpfe haben eingesetzt.“, sagte er mit bedrückter Miene. „Das wird schon wieder.“, munterte Taylor ihn auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Warum sind die Kinder alle unterschiedlich stark betroffen? Unterschiedliche Drogen?“ „Ja und vor allem scheint die Menge von Kind zu Kind anders zu sein.“ „Zum Beispiel hat Josef ganz andere Drogen verabreicht bekommen, als die anderen Kinder. Diese wurden mit Ketamin ruhig gestellt, während man Josef mit GHB zugedröhnt hat.“ „Liquid Ecstasy? Das erklärt die vielen Todesfälle… Das ist widerlich… hast du alles dabei, falls es zur Atemnot kommen sollte?“ „Ja, aber ich weiß nicht, ob ich dann noch etwas tun kann. Wir hoffen einfach, dass er die Sache gut übersteht. Zumindest zeigen die anderen Kinder keine derartigen Entzugserscheinungen.“ „Nein, aber das was sie erlebt haben bedarf wohl einer viel schwierigeren Therapie.“ „Wenn sie überhaupt noch fähig sind, ein normales Leben zu führen… Viele vergewaltigte Kinder nehmen sich recht früh das Leben…“, sie schwiegen, während sie die geretteten Kinder betrachteten. Bevor Taylor die Wohnung verließ, sagte er:„Macht euch bereit, hört ihr? Nummer 2 wird euch die nötigen Anweisungen geben. Ich werde mich jetzt erst einmal amüsieren.“ „Übertreib es nicht, wir brauchen dich noch.“, ermahnte er ihn. „Du kennst mich doch.“, grade weil er ihn kannte, sagte Nummer 3 das. … „Äh… hallo…“, sagte Nummer 15 nervös. Ein wenig fragend sah Taylor ihn an: „Hattest du mich nicht erwartet?“ „Äh… ähm… doch.“, sein schlechtes Gewissen machte ihm zu schaffen, aber er durfte Nummer 1 auf gar keinen Fall etwas davon erzählen. „Wo ist er?“ „Im Schrank.“, schmunzelnd sah Taylor ihn an: „Gut gemacht.“ Er ging auf den besagten Schrank zu und öffnete eine der Türen: „Ah, da bist du ja. Ich habe dich schon vermisst. Wollen wir nicht ein wenig spielen?“, sagte er zu dem gefesselten und geknebelten Mann, der auf dem Boden des großen Schrankes lag und zerrte ihn heraus. „Hast du ein Extrazimmer für uns?“ „Ähm… ja, ihr könnt ins Schlafzimmer oder ins Badezimmer gehen.“ Taylor nahm dem, noch immer in der Arbeitskleidung steckenden Mann den Knebel aus dem Mund: „Wähle: Badezimmer oder Schlafzimmer.“ Als er keine Anstalten machte, etwas zu sagen, packte Taylor sein Gesicht und drehte es zu sich. Während er seine Finger in dessen Wangen vergrub und ihn mit einem Funkeln in den Augen ansah, fragte er ihn erneut: „Badezimmer oder Schlafzimmer?“ Nummer 15 lief es eiskalt den Rücken herunter, er hatte noch nie mit Nummer 1 zusammengearbeitet, aber schon von ihm gehört. Jetzt wurde ihm langsam bewusst, dass er nicht umsonst von allen Ironheart Beauty genannt wurde. Er sah gut aus, was viele ohne Zweifel bestätigen konnten und er verfuhr kaltherzig mit seinen Opfern, keiner kam je ohne einen Kratzer davon. Aber das, was ihm wohl den größten Schauer bescherte, war das Glitzern in seinen Augen, was seine Vorfreude auf die Geschehnisse ausdrückte. Nummer 15 schrak zusammen, als er plötzlich von seinem Boss angesehen wurde: „Er hat sich entschieden. Wir gehen ins Schlafzimmer und du wirst mitkommen. Lass den Computer hier.“, sein Blick und seine Stimme duldeten keine Widerworte. Nummer 15 folgte den beiden Männern ins Schlafzimmer, wo der Blonde seinem Opfer den Knebel gänzlich abnahm und ihn auf das Bett schmiss. „Warum hast du mir das Zeug in den Drink gemixt?“, der Gefangene sah aus dem Fenster und schwieg. Taylor lächelte und setzte sich auf den Brünetten: „Du hast es vielleicht noch nicht verstanden, aber heute spielen wir nach meinen Spielregeln, deswegen werde ich sie nochmal kurz für dich erläutern: Ich stelle dir eine Frage und du antwortest. Wenn mir deine Antwort nicht gefällt, dann werde ich dich bestrafen, ansonsten stelle ich die nächste Frage. Verstanden?“, sein Gegenüber schaute noch immer aus dem Fenster und man sah ihm deutlich an, dass er wütend war, denn er begann mit den Zähnen zu knirschen. „Ob du das verstanden hast?!“, Taylor drehte sein Gesicht wieder gewaltsam zu sich, packte dieses Mal aber wesentlich fester zu. Unter Schmerzen brachte der Gefesselte ein Ja zustande. „Gut, also ich frage dich nochmal: Warum hast du mir das Zeug in den Drink gemixt?“ „Um dich gefügig zu machen.“ „Willst du deine Antwort nicht lieber nochmal überdenken?“, er legte den Kopf schief und funkelte ihn an, während er fester zudrückte. „Ich… ich sollte dich gefügig machen, damit du in die ganze Sache hineingezogen werden kannst.“ „Das hört sich doch schon besser an.“, sagte er zufrieden, während er sein Gesicht losließ. „Wer hat dich dazu beauftragt?“ „Ich weiß es nicht.“, das laute Knallen ließ den jungen Mann neben Taylor zusammenzucken. Taylors Ohrfeige hatte gesessen und scheinbar war endlich zu dem Barkeeper durchgedrungen, dass er sich hier mit dem Falschen anlegte. „Falsche Antwort, du weißt es ganz genau.“ „Woher willst du das denn wissen?“, Taylor öffnete die obersten Knöpfe des weißen Hemdes, das sein Gegenüber trug und beugte sich hinab. Er fuhr mit seiner Zunge über seinen Hals: „Ich sitze nicht umsonst auf dir. Ich spüre deinen Herzschlag, deinen Atem, jede Art von Nervosität, die eine Lüge ausmacht.“, und biss darauf hin fest zu. Als sein Opfer aufschrie, hielt er ihm den Mund zu: „Hier werden keine Fragen gestellt, du sollst sie nur beantworten. Ich würde mich an diesen Rat halten, wenn ich du wäre.“ Er wies Nummer 15 an, ihm schnellstmöglich ein Glas Wasser zu bringen, mit dem er dann seinen Mund ausspülte, er wollte nicht das Risiko einer möglichen Ansteckung eingehen. „Also, raus mit der Sprache.“ Sein Blut floss wesentlich schneller, als seine Worte: „M… Matyas.“ „Novák?“ „Ja.“ „Warum hat er das getan?“ „Ich, ich weiß es nicht.“, Taylor schmunzelte erneut: „Du hast es noch nicht verstanden, oder?“ „Hast du ein Feuerzeug da?“, fragte er Nummer 15, der nur leicht nickte: „Sehr gut, her damit.“ Er lächelte den Barkeeper an, während er ihm wieder den Knebel in den Mund steckte und seinen Mantel auszog. Er holte einen etwas dickeren, spitzeren Metallstift aus seinem Mantel, der gut als Nagel hätte durchgehen können. Er nahm ebenfalls ein paar Handschuhe hervor und grinste dämonisch, als er sie überzog. Seinem Opfer stand schon der Schweiß auf der Stirn, denn langsam bekam er Angst, wirkliche Angst und genau das war es, was Taylor wollte. Als Nummer 15 ihm das Feuerzeug reichte, sagte er: „Pass gut auf und lerne. Wenn du die Anatomie eines Menschen kennst, dann kannst du ihn auch nach allen Regeln der Kunst foltern. Du bist noch nicht lange dabei, deswegen denke ich, dass du diese Lektion noch nicht gelernt hast. Wenn du willst, kannst du es nachher auch nochmal probieren, denn ich denke, dass sich dafür noch eine Gelegenheit bieten wird, so stur, wie unser Freund hier ist.“, erklärte er, während er noch eine Klemme aus seiner Manteltasche holte und sie beiseitelegte. „Also, dies ist eine meiner Lieblingsmethoden jemanden zum Reden zu bringen.“, sagte er, während er die schwarze Stoffweste und das weiße Hemd aufknöpfte und den Oberkörper seines Gefangenen freilegte: „Wenn du jemanden psychisch foltern willst, dann stichst du ihm zum Beispiel an einem öffentlichen Ort, wenn er keine Möglichkeiten hat zu fliehen ein Ohrloch, das ist zwar nicht sehr schmerzhaft, doch der Psyche setzt es zu. Außerdem kann man mehre Ohrlöcher machen und es blutet nicht so, ist also `ne saubere Sache.“ „Willst du ihm etwa… ?“ „Ja, du hast es erfasst. Ich schenke dir den Stift, wenn du willst, Schätzchen.“, sagte er, während er den Barkeeper böse anfunkelte und mit Freuden die Panik im Gesicht seines Gegenübers sah. Er nahm die Klemme und klemmte die linke Brustwarze ab, was sein Opfer schon kurz aufstöhnen und die Augen aufreißen ließ: „Du kannst das auch ohne Klemme machen, aber weil ich nachher noch weiter will und keinen Bock habe, mich wieder umziehen zu müssen, klemme ich die Brustwarze ab. Ich weiß nicht warum das so ist, aber in der Regel soll es bei der Linken am schmerzhaftesten sein.“, Nummer 15 vergaß sein schlechtes Gewissen Nummer 1 gegenüber und konzentrierte sich stattdessen auf die Lektion, die er erteilt bekam. In der Regel machten die Führer einer Mission so etwas nicht, doch da sich die Gelegenheit schon einmal bot, nutzte er sie auch. Jeder, der an einer Mission teilnahm, konnte irgendwann mal in die Situation kommen, dass er jemanden foltern musste, um Informationen aus ihm herauszuquetschen. --------------------------------------------------------------------------------------- So, jetzt bringt unser lieber Taylor euch mal ein bisschen was bei :P Oh... Nicht, dass ihr, wenn DLA vorbei ist, bei der WSA anfangt!!! Ich hoffe, dass euch die Story ein bisschen nahe geht und ihr mit Tay und Oli mitfiebert! >.< lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 9: Lesson Part II ------------------------- Taylor machte das Feuerzeug an und erhitzte den Metallstift, bis er begann zu glühen. Als er das Feuerzeug zur Seite legte, ging alles ganz schnell, mit einer geschickten Handbewegung führte er den heißen Metallstift durch die linke Brustwarze seines Opfers, das unter ersticktem Schreien nicht nur eine Träne, sondern auch Blut vergoss. „Stellt er sich nur an, oder tut das wirklich so weh?“ „Zum Großteil stellt er sich nur an, das liegt erneut an der Psyche. Er war nicht darauf vorbereitet, weil ich es so schnell gemacht habe.“, erklärte Taylor sachlich, während er ihm ein Taschentuch auf die Wunde, in der noch immer der Stift steckte, drückte. Er nahm dem Barkeeper den Knebel aus dem Mund: „Da du meine Frage sicherlich schon vergessen hast, stelle ich sie dir noch einmal: Warum hat er das getan?“ „Er… er hat wohl einen Hinweis bekommen, dass du ähnlich veranlagt bist, wollte aber auf Nummer sicher gehen… falls dieser Hinweis falsch war.“, wimmerte er. „In welcher Machtposition steht Matyas Novák im Zusammenhang mit den Kindesentführungen?“ „Er leitet das Cloud 9.“ „Und?“, fragte er bedrohlich, während er Nummer 15 einen zweiten Metallstift reichte. „Und… Und er schafft Kinder ran.“, Taylor lächelte zufrieden. „Welche Rolle spielst du bei der ganzen Sache?“ „Ich bin nur ein kleines Licht… beschaffe aus der Bar nur ein paar Kunden.“, das erneute Klatschen verwunderte selbst Taylor. Nummer 15 hatte seine Lüge ebenfalls durchschaut, jedoch schneller, als Taylor reagiert und ihm diesmal eine linke Backpfeife verpasst. „Wollen wir vielleicht Plätze tauschen?“, als Nummer 15 vorsichtig nickte, stieg Taylor von seinem Opfer herunter und drückte ihn weiterhin aufs Bett, bis Nummer 15 aufgesessen hatte: „Wir ändern die Regeln ein wenig. Du wirst immer noch meinen Fragen lauschen und sie beantworten, wenn du uns allerdings etwas verschweigst, dann wird mein kleiner Freund hier dich bestrafen und wenn du uns anlügst, dann wird er heute sein erstes Piercing stechen. Solltest du jetzt allerdings brav sein, belohnt er dich am Ende vielleicht… wenn mir das Ganze zu bunt wird, mache ICH allerdings weiter, also überleg es dir gut.“ „Also, welche Rolle spielst du wirklich?“, der Brünette zögerte, das Lächeln des jungen Mannes auf ihm war das eines Engels, aber seine Absichten waren ganz und gar nicht himmlisch. „I… ich bin Auktionator.“ „Hat das etwas mit der Veranstaltung, die einmal im Monat stattfindet, zu tun?“ „Ja.“ „Was ist das für eine Veranstaltung? Was genau wird dort versteigert? Kinder oder Drogen?“ „Dort werden Drogen versteigert… ah!“, Nummer 15 hatte spontan hinter sich gegriffen und kniff den Lügner an seiner empfindlichsten Stelle. „Hast du dem noch etwas hinzuzufügen?“ „Ah! …es… es werden auch Kinder versteigert.“, der Peiniger hatte sich mit einer Hand auf das frische Piercing gestützt, nachdem er die Klemme entfernt hatte. Blut drang durch das Taschentuch hindurch und er wusste nicht warum, aber er hoffte, dass sein kleiner Freund hier, unter ihm, ihnen nochmals eine fette Lüge auftischen würde, damit er sich an der anderen versuchen konnte. „Woher hast du das China White? Wird das dort auch angeboten?“ „Ja.“, Nummer 15 zögerte, er konnte nicht recht einschätzen, ob er diesbezüglich log, oder die Wahrheit sagte, deshalb formulierte Taylor seine Frage um: „Woher hast du das Zeug?“ „Ich… ich hab es von Novák.“ „Bekommst du immer solch hartes Zeug, um neue Kunden gefügig zu machen?“ „Ja.“, mit einem diabolischen Grinsen reichte Taylor seinem Lehrling den Metallstift und das Feuerzeug, während er den Barkeeper wieder knebelte. Dieser sah ihn geschockt und mit weit aufgerissenen Augen an. „Sieh zu, dass du es sauber machst, damit du hier nicht alles vollsaust. Ich hab schon oft ärger mit der Putzkolonne bekomme, aber manchmal lässt sich das eben nicht vermeiden. Wenn du jemandem einen Finger abtrennst, dann blutet das auch immer so, echt nervig, aber effektiv. Man muss nur aufpassen, denn wenn du Gliedmaßen abtrennst, werden viele Leute ohnmächtig und das ist nicht grade ideal, wenn du sie verhören willst.“ „In Ordnung.“, er befolgte die Schritte, bei denen er Taylor zugesehen hatte und es kostete ihn nur ein klein wenig Überwindung, den Metallstift durch die rechte Brustwarze des anderen Mannes zu schieben. Doch grade dieses kurze Zögern war es, das es für den Brünetten schmerzhafter machte und wieder schrie er, vergoss Blut und Tränen. „Sieht ganz gut aus, entweder war`s Glück oder du hast Talent.“, analysierte Taylor. „So und nun zu dir, ich habe keine Lust mehr, dir alles aus der Nase ziehen zu müssen. Mach endlich die Zähne auseinander oder ich werde sie dir einem nach dem anderen ziehen.“ „Du… du warst eine Ausnahme. Er sagte, dass du so korrekt seist, dass man bei dir ein paar härtere Geschütze auffahren müsse.“, wimmerte er. „Was passiert, wenn du heute Abend nicht an der Auktion teilnimmst?“ „Sie werden einen Ersatz suchen, allerdings nicht, ohne jemanden zu mir zu schicken, um nach dem Rechten zu sehen.“ „Wird das vor oder nach der Auktion stattfinden?“ „Ich denke, währenddessen.“ „Dann darf ich dir gratulieren, wir lassen dich vorerst am Leben und wenn das hier ein wenig geschmierter läuft, dann geben wir dir sogar einen guten Grund, zu fehlen.“ „Also, wer ist der Leiter des Hellfire 7?“ „Nela Horák.“ „Weißt du genaueres über diese Frau?“ „Meines Erachtens nach ist sie eigentlich eine Bordellbesitzerin, aber sie wollte sich etwas bodenständigeres aufbauen.“, zur Belohnung wurde er von dem jungen Mann auf ihm feurig geküsst. Da ihm diese Behandlung wesentlich besser gefiel, als die Metallstifte in seinen Brustwarzen, nahm er sich vor, auch wenn er Männer nicht grade bevorzugte, diese Methode vorzuziehen. „Warum ist sie stattdessen noch tiefer gesunken?“ „Ich weiß es nicht genau, aber… ah… man munkelt, dass sie erpresst wurde.“, um ihn zu ermuntern, fortzufahren, als er kurz stockte, ließ Nummer 15 seine Zunge über das Ohr des Brünetten wandern. „Von wem?“, langsam wurde es interessant. „Sagt dir der Name Filip Veselý etwas?“ „Der Präsidiumsleiter?“ „Ja, genau der. Er soll sie erpresst haben. Anscheinend haben sie so viele Kinder gesammelt, dass sie einen zweiten Standort brauchten. Er soll ihr gedroht haben, den Laden dicht zu machen und da sie grade dabei war, ihr Bordell aufzulösen hätte das ihren finanziellen Bankrott bedeutet.“, eine Hand glitt lobend über seinen Schritt, während sein Gegenüber sanft an der heilen Seite seiner Schulter knabberte. „Wo finde ich Nela?“ „Sie ist meistens in ihrem Bordell `Morgenland` anzutreffen, besonders an Tagen, wie heute.“ „Wie viele Leute tummeln sich auf einer solchen Auktion im Hellfire 7?“ „Ich… ah… würde sagen, so ungefähr vierzig… aus aller Welt.“, nie hätte er gedacht, dass ihn einmal ein Mann derart zum Singen bringen würde, doch es war ihm tausend Mal lieber, als weitere Piercings an seinem Körper vorzufinden, die zwar scheinbar professionell, aber dennoch mit Freude am Schmerz anderer gemacht wurden. „Noch eine Frage: Hast du jemals selbst mit einem dieser Kinder geschlafen?“ „Nein, ich wurde nur wegen der Drogen mit reingezogen.“ „Gut, er gehört dir.“, sagte er und verließ das Schlafzimmer, in dem sich Nummer 15 nun um das perfekte Alibi kümmern würde. Er würde ihn später in sein Apartment bringen und mit ihm so lange dort bleiben, bis der Trupp sie abholte und entscheiden musste, was sie mit ihm anstellen sollten. Seine Handschuhe warf er unterwegs in eine Mülltonne, bevor er das Morgenland aufsuchte. … „Da bist du ja! Wirklich ungewöhnlich, dass du mal zu spät bist.“, sagte Matyas scheinbar erleichtert. „Ich habe eine Freundin besucht und naja… wie Frauen so sind, hat sie sich festgequatscht.“ „Ist ja kein Problem. Komm, lass uns reingehen. Heute gibt es eine Sonderveranstaltung, da kommen nur Mitglieder rein, aber keine Bange, weil du mit mir da bist, geht das schon.“ „Was soll das heißen: weil ich mit dir da bin?“ „Oh, das habe ich dir ja gar nicht erzählt! Ich leite das Cloud 9, aber da dir die Kleinen wohl ein wenig zu jung sind, dachte ich mir, wir gehen in unsere zweite Zweigstelle.“ „Haben die hier auch Jungs? Im Cloud 9 habt ihr ja hauptsächlich Mädchen gehabt.“ „Ja, hier sind es überwiegend Jungs. Heute Abend wirst du sogar einen erstehen können, wenn du das möchtest.“ „Für einen Abend oder wie?“ „Nein, es findet eine Auktion statt, bei der du dir welche ersteigern kannst.“ >Was ist bloß mit den Menschen hier los? Nicht nur, dass sie mit Drogen handeln und Kinder entführen, sie anfixen und vergewaltigen, nein, sie tätigen auch noch Menschenhandel. Das ist mitunter das widerlichste, was mir je untergekommen ist. Da war ich doch lieber die rechte Hand von Blue Bird.< Als sie das Hellfire betraten, war Taylor überrascht, über die Vielzahl an Menschen, die er hier antraf. Viele Männer in schwarzen Anzügen tummelten sich zwischen der roten Innenausstattung und den roten Wänden. Links von ihnen war eine Bühne aufgebaut, die noch mit bordeauxroten Vorhängen verschlossen war und rechts von ihnen wartete die Bar mit einer Unzahl an Cocktails auf. „Willst du `nen Drink?“ „Nein, erst mal nicht, vielleicht später.“, sie setzten sich in eine ruhigere Ecke des Lokals. „Warum nimmst du dir eigentlich nicht einfach irgendeinen sechszehnjährigen Jungen? Ich meine, du siehst doch gut aus, da wird es doch sicherlich den einen oder anderen geben, der sich von dir angezogen fühlt.“ „Jungs in einem solchen Alter sind mir zu aufmüpfig. Im Alter von 9 bis 13 sind sie nicht zu Jung, beginnen zu begreifen und bieten grade so viel Gegenwehr, dass es Spaß macht. Jünger sind sie mir einfach zu wehrlos.“ „Ich bin im Moment an dem Punkt, wo ich sie wehrlos am liebsten habe… apropos wehrlos, verrate es keinem, aber du kannst dir hier auch das richtige Mittel besorgen, um sie zu zähmen.“ „Drogen?“, ein Nicken Seitens Matyas bestätigte seine Aussage. „Ich halte nichts von Drogen. Die Jungs sollen mir vertrauen und ich will sie nicht einfach nur zudröhnen und dann nehmen.“ „Ach du bist ein Beziehungstyp, hätte ich nie gedacht.“, sagte er musternd. >Und ich hätte nicht gedacht, dass jemand so ein Arschloch sein könnte, obwohl er geschworen hat, Menschen zu beschützen.< „Naja, man braucht halt seinen privaten Ausgleich.“ „Jedem das seine… Schau mal, es geht los. Die Auktionsstücke werden vorgestellt.“ Diese Auktionsstücke waren Kinder, die nackt auf die Bühne gestellt wurden, wie Ausstellungsstücke. Ihre Augen waren leer, vernebelt von den eingeflößten Drogen, willenlos, wie Marionetten. Er hasste es, hatte es schon immer gehasst, wenn Lebewesen wie Dinge, Eigentum behandelt wurden. So, wie diese Kinder, die ihr Herz und ihre Seele an irgendwelche notgeilen, alten Säcke verlieren würden, wenn sie sie nicht heute befreien würden. Das war auch der Grund, warum Taylor sich zurücklehnen und diese Zurschaustellung genießen konnte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er ab und an begann, für den einen oder anderen zu bieten. „Du scheinst ja langsam Spaß an der Sache zu gewinnen.“, sagte Matyas zufrieden. „Ja, irgendwie ist es ganz nett und wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich auch mitbieten.“ „Das ist die richtige Einstellung. Willst du dir denn auch ernsthaft etwas aussuchen?“ „Ich weiß es noch nicht, aber es sind schon einige wirklich schnuckelige dabei.“ „Ja, oder? Und die Mädels bekommen schon langsam richtig Figur. Vielleicht sollte ich mir eine kleine für zu Hause mitnehmen.“ „Bekommst du dann Rabatte?“ „Wir können ja mal fragen, ob wir zwei zum Preis von einem bekommen können.“, witzelte er. „Dann nehme ich zwei oder halte mir gleich einen kleinen Harem. Stell dir mal vor, du kommst nach Hause und wirst von diesen Engelchen empfangen, was natürlich nur geht, wenn sie nicht zugedröhnt sind, sie schenken dir ihr Lächeln und ihr Vertrauen, genauso, wie ihre Zuneigung und wie sie einem erst die Abende und die Nächte versüßen werden.“, sagte Taylor träumerisch und lullte ihn in seine Fantasien ein, die er alles andere als wirklich ansprechend empfand. Nein, wenn er nach Hause kam, dann wollte er seinen Oliver sehen und wenn er eine Familie mit ihm hätte gründen können, dann hätte er es getan und die einzigen Kinder, an denen er sich wirklichen erfreuen könnte, wären seine eigenen, die er mit seinem Partner mit Liebe gezeugt und normal aufgezogen hätte. >Obwohl… vielleicht könnte ich mir auch vorstellen ein Kind zu adoptieren… Aber meine Gedanken führen etwas zu weit, immerhin bin ich erst ein Jahr mit ihm zusammen und habe nicht einmal etwas, wie eine Hochzeit angedeutet…< --------------------------------------------------------------------------------------- Ich hoffe wirklich sehr, dass dieses Kapi nicht unter adult fällt und ihr es alle lesen könnt! >.< Und dass ihr jetzt nicht gleich in therapeutische Behandlung müsst! (Ich garantiere dafür, dass unser Barkeeperleinchen schon vorher Piercings haben wollte und nicht dagegen einzuwenden hatte.... oh! Und natürlich, dass keinem Darteller etwas passiert ist^^") Vielen Dank an alle Leser/Innen^^ Und besonders an meine fleißigen Kommischreiberinnen Salix, Kaethchen und Kuro, ihr seid klasse lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 10: Hellfire 7 ---------------------- Irgendwann entschuldigte Taylor sich von Matyas und begab sich auf die Toiletten des Lokals. Über den Knopf in seinem Ohr rief er Inspektor Matej Sládek, über eine nicht verfolgbare Leitung, an. „Inspektor Slàdek.“, meldete sich der Mann am anderen Ende der Leitung. „Ich habe die Kinder aus dem Cloud 9. Wenn Sie sie wiederhaben möchten, dann begeben Sie sich innerhalb von einer Stunde in den obersten Stock der Balbinova-Straße Nummer 5. Im Austausch gegen die Kinder werden Sie sich eine plausible Erklärung für das plötzliche Auftauchen der Kinder ausdenken. Später erhalten Sie eine weitere Adresse von mir, an der Sie die anderen Kinder abholen können. Ich werde ihre Handlungen im Auge behalten und wenn alles, wie in meinen Anweisungen gelaufen ist, dann bekommen Sie Ihre Tochter so unversehrt, wie nur möglich wieder.“, bevor der Inspektor noch etwas sagen konnte, legte Taylor auf und verließ das Badezimmer, um Matyas wieder Gesellschaft zu leisten. Zufrieden stellte er fest, dass mittlerweile schon weniger Wachpersonal innerhalb des Clubs zu sehen war, ohne dass es jemandem aufgefallen war, ja, seine Männer leisteten gute Arbeit. „Ich habe mich grade dazu entschlossen, einen zu kaufen.“ „Das hört man doch gerne, woher der plötzliche Entschluss?“ „Kam ganz spontan, ich hoffe nur, dass ich auch was Gutes kaufe.“ „Bestimmt, ich bin mir sicher, dass du ein Auge für gute Qualität hast.“ „Hoffentlich.“, sagte Taylor und hob den Arm, um für einen blonden Jungen zu bieten, der genau das Gegenteil von dem war, was seinen Geschmack traf. „Gibt es eigentlich ein Kronjuwel bei dieser Auktion?“ „Ja, um genau zu sein, sogar zwei. Einen Jungen und ein Mädchen, wieso? Wärst du an dem Jungen interessiert?“ „Man gönnt sich ja sonst nichts. Ich schätze, dass diese beiden zum Schluss zum Verkauf stehen?“ „Genau, aber der müsste schon bald sein. Kannst du es dir überhaupt leisten für unsere Kronjuwelen zu bieten?“ „Natürlich kann ich das, sonst würde ich es ja gar nicht in Erwägung ziehen.“, sagte Nummer 1 ganz selbstverständlich. „Durch und durch korrekt.“, sagte Matyas lächelnd und kopfschüttelnd und ergänzte: „Nach der Versteigerung dieser beiden Stücke, kann man erst seinen Gewinn auslösen. Selbstverständlich in Bar.“ Taylor musste schmunzeln, nicht, wie Matyas dachte, über dessen Bemerkung, sondern über die Tatsache, dass er den perfekten Moment gefunden hatte, um diese kranke Organisation zu zerschlagen. Die Versteigerung der Kronjuwelen würde sein Moment werden und er hatte vor, diesen Moment so gut auszukosten, wie möglich. Das Sicherheitspersonal war nun gänzlich verschwunden und teilweise durch seine eigenen Leute ersetzt worden. Taylor war ein wenig überrascht, als der Höhepunkt der Auktion angekündigt wurde und zwei bekleidete Kinder die Bühne betraten. Ihr Blick war zwar genauso benebelt und leer, wie der der anderen Kinder, doch alleine die Tatsache, dass man sie fein herausgeputzt hatte, ließ die beiden aus der Masse hervorstechen. Sie wirkten, wie reinrassige Königspudel zwischen unzähligen wilden Kreuzungen von Straßenkötern. Doch was Taylor wirklich überraschte, war die Tatsache, dass die beiden Zwillinge waren, die sich, bis auf das Geschlecht, bis auf Haar glichen. Schmunzelnd begann er so in die Auktion einzusteigen und für den Jungen zu bieten. Als das Gebot langsam seinen Höhepunkt erreichte, schnipste er beim Heben seines Armes für ein weiteres Gebot. Es schien, als sei nicht mal ein Wimpernschlag zwischen dem Schnipsen und dem Hereinstürmen seiner vermummten Truppen vergangen zu sein. Scheinbar genauso überrascht und panisch, wie alle anderen, verstummte er und starrte die Männer und Frauen in schwarz an, die an allen Eingängen standen und mit Waffen die sich hier Befindlichen zum Schweigen und Stillstehen brachten. „Scheiße!“, sagte Matyas und zog Taylor unter ihren Tisch: „Jemand muss uns verpfiffen haben!“ „Was machen wir denn jetzt?!“ „Schnauze!“, schrie einer der Männer in schwarz, kam direkt auf sie zu, packte Taylor am Kragen, zerrte ihn hervor und wischte ihm eine. Normalerweise hätte er ein solches Verhalten ihm gegenüber kurz und schmerzlos geregelt, doch es war so abgesprochen und es amüsierte ihn schon fast dieses Spiel zu spielen. Ja, er liebte diese Filme, in denen solche Situationen immer wieder vorkamen: Einer der Entführer gibt sich als Geisel aus, nur um an einem anderen Ende die Drähte zu ziehen. Der Vermummte platzierte ihn in seine Sichtweite und Matyas direkt daneben. Sehr zu seiner Zufriedenheit erblickte Taylor nun Filip Veselý, den Präsidiumsleiter, dem sichtlich der Schweiß auf der Stirn stand. Nach und nach holten seine Männer die Kinder aus einem der hinteren Räume und führten sie aus dem Hellfire 7 heraus. Als einer der Bieter versuchte zu fliehen, wurde er niedergeschossen, was allen Anwesenden die Knie schlottern ließ, denn was sie nicht wussten war, dass der Mann, der nun mitten im Raum lag, alle Viere von sich gestreckt, nur betäubt worden war. Sie hatten den Auftrag die Wichtigsten dieser Männer mit in die Basis zu bringen, da sich herausgestellt hatte, dass einige von ihnen durchaus größere Fische waren, die man nicht einfach so ohne weiteres verschwinden lassen konnte. Innerlich schmunzelte Taylor bei dem Gedanken, dass sie später, wie bei einer Massenabfertigung allesamt betäubt und in ihre Basis geschickt werden würden. Sie würden hier nach und nach die Zelte abbrechen und selbst nach Hause zurückkehren und er könnte endlich wieder seinen Oli in seine Arme schließen. Matyas stieß ihn mit dem Ellbogen an, als Nummer 2 grade nicht hinsah und bedeutete ihm, dass sie beide versuchen müssten zu fliehen. Er deutete auf einen Notausgang und als die schwarzgekleideten Personen grade von einem anderen Fluchtversuch abgelenkt waren, entwischten sie durch den Notausgang in eine dunkle Gasse. „Schnell, wir müssen hier weg!“ „Aber was ist mit den anderen?“ „Im Moment ist sich jeder selbst der Nächste.“ „Das kannst du doch nicht machen, Matyas! Wir sind immerhin noch Polizisten, lass uns den anderen eine Geiselnahme melden.“ „Bist du irre?! Die kommen doch sofort dahinter, dass wir die Kinder geholt haben!“, sagte er wütend und leicht panisch. „Weißt du, wer die sind?“ „Nein, woher soll ich das wissen, die tragen noch nicht einmal ein Abzeichen oder ähnliches!“, sagte er und packte ihn am Arm. „Weißt du was lustig ist? Der Name Hellfire bekommt heute eine ganz andere Bedeutung.“, sagte Taylor dreckig grinsend, während er den Knopf einer kleinen Fernbedienung drückte, nachdem er das ok von Nummer 2 bekommen hatte, und hinter ihm das Hellfire 7 in Flammen aufging. „Nein… das kann nicht sein! DU bist der Wurm?“ Taylor packte ihn mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen am Arm: „Ja und weißt du was? Meine Männer haben heute Morgen das komplette Cloud 9 gesäubert und mir wird es ein Vergnügen sein, mich jetzt um dich zu kümmern.“ „Nein!“, sagte Matyas mit weit aufgerissenen Augen und versuchte sich aus Taylors Griff zu befreien, doch seine Finger schlossen sich eisern, wie ein Schraubstock um dessen Arm und ließen ihn nicht ziehen. Er holte aus und verpasste Matyas eine Linke. „Ihr werdet auffliegen, viele hohe Tiere waren dort versammelt!“ „Nein, das sind wir noch nie und werden wir auch dieses Mal nicht, wenn ich schnell genug mit dir fertig bin!“, Taylor zückte einen Dolch, den er unter seiner Kugelsicheren Weste versteckt hatte, die er unter seinem Pulli getragen hatte. Er packte Matyas an der Kehle und drückte ihn in die Schatten, fest an die steinerne Wand der Gasse. „Gib mir deine Hand.“, seine Stimme duldete keine Widerworte, deshalb streckte Matyas zitternd eine Hand aus. Taylor nahm die Hand von seiner Gurgel und ergriff damit seine Hand, während er seinen Ellbogen nun auf dessen Kehle drückte. Panisch sah der Mann mittleren Alters immer wieder auf seine Finger, an denen nun eine Klinge ansetzte. Taylor schnitt, mit einer geschickten Handbewegung, seinen kleinen Finger an, welche Schmerzen dieses Matyas bereiten musste, zeigte sich an dem unterdrückten Schrei. Die Nummer 1 riss sich ein Stück Stoff von seinem Oberteil ab, um dieses seinem Gegenüber in den Mund zu stecken, bevor er mit einer ruckartigen Bewegung dessen kleinen Finger umdrehte und auf unnatürliche Weise verdrehte, begleitet von einem leisen Knacken, trennte er seinen kleinen Finger ab. Der Knebel reichte fast nicht mehr aus, um den Schmerzensschrei seines Gegenübers zu dämpfen, doch das war ihm egal, denn er konnte sein Opfer nicht länger als Menschen betrachten. „Und das ist für jedes dreckige Wort, das du einem jeden unschuldigen Kind ins Ohr geflüstert hast.“, unter Tränen blickte der Dunkelhaarige Taylor an, doch dieser kannte kein Pardon, er hatte seine Hand losgelassen und packte stattdessen sein Ohr, dass er mit einer geschickten Handbewegung vom Rest des Körpers abtrennte. Matyas begann langsam an der Mauer in seinem eigenen Blut hinab zu sacken, doch bevor er das Bewusstsein verlieren konnte, stieß Taylor ihm seinen Dolch nochmals in den Unterbauch, was dafür sorgte, dass sich Matyas Augen erschreckend weiteten, bevor er schließlich gänzlich in Ohnmacht fiel. Taylor entfernte seinen Dolch, wischte ihn an Matyas Kleidung sauber, hob diesen auf seine Schulter und warf ihn in die allesverzehrenden Flammen. Im Schutze der Schatten gesellte er sich zu seinem Trupp. „Hätte jemand saubere Kleidung für mich?“ „Ja, hier Boss.“, sagte Nummer 21 und reichte ihm einen schwarzen Rollkragenpulli und eine schwarze Hose. Vor versammelter Mannschaft zog Taylor sich um, während er sich einen Report über Geiselzahlen und Tote geben ließ. „Sind die Kleinen schon abgeholt worden?“ „Ja, er wartet auf den nächsten Hinweis.“ „Sehr gut, dann bringt diese hier nach der Erstversorgung in das Quartier von 15 und nehmt alles, was uns auffliegen lassen könnte mit euch. Die Kleine setzt ihr in einen anderen Wagen, den Nummer 2 fahren wird.“ „Wird erledigt.“, nachdem die Tochter des Inspektors in den Zivilwagen verfrachtet worden war und die Sirenen der örtlichen Feuerwehr erklangen, schlüpfte der Blonde auf den Beifahrersitz und ließ sich von Nummer 2 zu Elias, in ihr derzeitiges Zuhause bringen. Taylor nahm Tereza bei der Hand und ging mit ihr durch den Vorgarten, bis hin zu ihrer Haustür, vor der er innehielt. Als Nummer 2 vorsichtig an seine Seite trat, schaute er ihn an und reichte ihm Terezas Hand: „Geh wieder mit ihr ins Auto, hier stimmt etwas nicht.“ Er hatte ein ganz merkwürdiges Gefühl, irgendetwas war anders und er wollte lieber auf Nummer sicher gehen, bevor er ein kleines Kind in Gefahr brachte. Mit behutsamen Schritten ging er voran, öffnete vorsichtig die Haustür und horchte: Es war still, totenstill. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Die Tür, die hinter ihm ins Schloss fiel, schien ein Echo zu erzeugen. Auf leisen Sohlen schlich er in Richtung von Elias Zimmer, als ihm plötzlich ein bekannter Geruch in die Nase stieg. Er zog ruckartig den Kragen seines Pullovers über seinen Mund und öffnete mit einem gezielten Tritt die Tür. Die Tür sprang auf und mit ihrer Öffnung stieg ihm der Geruch beißend entgegen. Der ganze Raum war geflutet von dem süßlichen Duft, doch wo dieser Anwesend war, fehlte etwas ganz anderes… Wo war Elias?! >Scheiße! Wer kann das Wissen um eine solche Droge haben? Und wieso sollte jemand ausgerechnet Elias entführen, ich meine, er ist doch noch ein Kind… das ist es! So muss es sein! Ich muss mich beeilen, wer weiß was man ihm sonst antut!<, Taylor stürmte aus ihrer Wohnung und lief auf das Auto zu, in dem Nummer 2 alias Jonas saß und auf seinen Befehl wartete. „Hör zu, du fährst zum Flughaven, sofort! Unterwegs wirst du die Kleine an einer Autobahnraststätte übergeben. Warte nicht auf mich.“ „Was ist mit Nummer 40?“ „Hör zu, du musst auf ihn warten, aber egal was passiert, warte nicht auf mich. Ich werde ihn da rausholen und sofort zu dir schicken. Allerdings könnte diese Angelegenheit ein wenig mehr Zeit beanspruchen, also mach dir keine Sorgen, das ist keine große Sache.“ „Was riecht hier so komisch…? Das ist doch…!“ „Ja, sie haben ihn… So und jetzt fahr los und vergiss nicht den Inspektor zu benachrichtigen!“ „Nein, nein. Viel Glück und versprich mir, dass du dich beeilst, nachzukommen!“ „Ihr müsst.“, sagte Taylor, klopfte nochmals auf das Autodach, bevor er in die Schatten der Straße eintauchte. --------------------------------------------------------------------------------------- Endlich mal wieder ein Kapi von DLA! >.< Ich hoffe wirklich, dass ich euch noch ein wenig schocken konnte ;) Das nächste Kapi habe ich auch shcon geschrieben und ich hoffe, dass es euch noch immer gefällt und euch noch nicht zu langweilig geworden ist! lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 11: One man's meat is another man's poison -------------------------------------------------- Er vergewisserte sich, dass er nicht zu viel von dem Duftstoff eingeatmet hatte und lief los. Der Geruch war einfach zu markant, zumindest für einen Agenten mit seiner Ausbildung, als dass er nicht fähig gewesen wäre, ihn wahrzunehmen und zu verfolgen. Die Duftnote führte ihn zu einem heruntergekommenen Gebäude, fast hatte er der Fährte nicht mehr folgen können, zu schwach war sie mittlerweile geworden. Im Schutze der Schatten schlich er in das Gebäude, es schien vollkommen leer zu sein, umso mehr bemühte er sich darum keine Geräusche zu machen, was leichter gesagt, als getan war, da bereits viele Gesteinsbrocken auf dem Boden verteilt lagen, die man in der Dunkelheit nur schwer ausmachen konnte. Plötzlich hallte das Geräusch einer sich schließenden Tür in dem Gebäude wieder, er war also doch nicht allein, doch wo konnte sich sein Ziel befinden? Er kam an einer alten Treppe vorbei, die wohl zu baufällig war, als das sie noch jemanden in die oberen Etagen geführt hätte, also blieben nur noch das Erdgeschoss und eventuell ein Keller. Seine Augen hatten sich recht schnell an die Dunkelheit gewöhnt und führten ihn nach und nach schneller und sicherer voran. Auch das Erdgeschoss schien verlassen zu sein, nicht ein Geräusch drang durch eine der Türen, deshalb zog eine Treppe, die fast vollkommen frei von Geröll war, seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie schien nicht nur begehbar, sondern auch bereits begangen worden zu sein. So dicht, wie möglich presste er sich an die Wand, als er der Treppe näher kam. Er konnte an ihrem Ende eine weitere, dicke Tür erkennen, unter der ein schmaler Schlitz war, durch den er erkennen konnte, dass Licht hinter ihr brannte. So lautlos, wie möglich schlich er die Treppen hinunter, er versuchte wahrzunehmen, wie viele Personen sich hinter der Tür verbargen. Erst, als er schon fast an der Tür war, konnte er leise Stimmen vernehmen: „Wir können den Jungen nicht hier lassen, Adela. Sie werden ihn finden.“ „Ich kann den Kleinen doch nicht in den Händen dieser Schweine lassen.“ „Adela, du weißt nicht, worauf du dich da eingelassen hast!“ „Doch das weiß ich sehr wohl! Ich habe die Uhr des Jungen schon manipuliert, sie werden ihn nicht mehr mit dem Peilsender aufspüren können und von hier unten gelangt sowieso kein Signal nach außen.“ >Es scheinen also nur zwei zu sein, aber wieso ist er mit ihnen nicht fertig geworden? Er war zwar betäubt, aber eigentlich müsste er schon soweit immun sein, dass er noch einigermaßen kampffähig ist. Es sei denn… diese Stimme… kann das sein?< „Was ist, wenn uns jemand gefolgt ist?“ „Uns ist niemand gefolgt, das hätte ich bemerkt.“, sagte die weibliche Stimme streng. Taylor atmete einmal leise aus, sammelte sich und stieß mit voller Wucht mit seinem Fuß gegen die Tür, sodass sich diese mit einer leichten Delle öffnete. Er nutzte das Überraschungsmoment, um den Hünen, den er als erstes gesichtet hatte, zu überrumpeln. Er ließ sein Bein hochschnellen und traf gezielt den Kiefer des dunkelhaarigen Mannes. Mit einem lauten Knacken und einem darauffolgenden Grunzen ging der Mann zu Boden, Blut trat aus seinen Mundwinkeln und er reib sich schmerzverzerrter Miene das Kinn. Grade als der Blonde sein Ziel, Elias, gesichtet hatte, nahm er eine Bewegung von rechts wahr. Er konnte grade noch ausweichen, als ein Fuß auf sein Gesicht zu schnellte. Sein Blick folgte dem Bein und wanderte zu seinem Besitzer, oder eher seiner Besitzerin. „Du bekommst den Kleinen nicht! Er wird nicht eine Sekunde länger in deinen schmierigen Fingern bleiben!“, schrie sie, bevor sie einen erneuten Angriff startete. Die Vermieterin war schnell und gewandt für ihr Alter, ja sie konnte sogar mit Taylor mithalten. Sie parierte seine Schläge und Tritte, wie er die ihren parierte. Wäre dies kein erbitterter Kampf, der darauf hinauslief, dass der Kämpfer mit der besseren Kondition gewinnen würde, dann wäre es ein Spektakel gewesen. Diese zwei Partien, wie Ying und Yang griffen sie ineinander über, schienen eins zu sein und doch so verschieden, wie Tag und Nacht. Taylors ganze Konzentration galt seinem Gegenüber… viel zu spät bemerkte er die warnenden Rufe, die durch Elias Knebel drangen. Plötzlich legte sich ein muskelbepackter Arm um seinen Hals… … „Wo ist er jetzt?“ „Wer?“, fragte er, ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden. „Der nette Herr, der mir geholfen hat.“ „Er hilft einem anderen Jungen, der ein wenig älter ist, als du.“, versuchte er ihr die Situation möglichst einfach darzustellen. „Wurde… wurde er auch…?“ Nummer 2 sah sie fragend an, bevor er an dem traurigen Gesicht, was gen Boden gerichtet war, die unausgesprochene Frage ablesen konnte: „Nein, aber er wurde entführt und liegt ihm sehr am Herzen.“ „Ist er… sein Sohn?“ „Nein… vielleicht eher so etwas, wie sein Schüler.“ „Ich möchte auch mal einen so tollen Lehrer haben.“, sagte die Kleine nun ein wenig lächelnd. „Jetzt bringe ich dich erst einmal zu deinem Papa. Der wird sich sicherlich sehr freuen, dich wiederzusehen.“ „Papa…“, sagte sie und begann bitterlich zu weinen. Der Brünette legte ihr tröstend eine Hand auf den lockigen Kopf, bevor er auf den Parkplatz des Flughafens fuhr. Eigentlich sollte er sie an der Autobahnraststätte abgeben, aber sie durften so wenig Zeit, wie möglich verlieren. Er stellte den Motor ab, stieg aus und sah sich noch einmal genau um, bevor er seine Tür zuschlug und die Kleine aus dem Auto holte. Es durfte jetzt auf den letzten paar hundert Metern nichts schief gehen. „Kannst du laufen, oder soll ich dich auf den Arm nehmen?“ Sie schaute ihn, die letzten Tränen wegblinzelnd, an und hob ihre Arme. Schmunzelnd nahm er das kleine Mädchen hoch, schlug die Autotür zu und ging auf den Flughafen zu. Sie hielt sich an seinem Nacken fest und er legte ihr schützend eine Hand auf den Hinterkopf. Würde er schnell hinter ein Auto verschwinden müssen, weil irgendwo ein Hinterhalt lauerte, so wäre sie sicher. Nummer 2 trug einen kleinen, schwarzen Rucksack über der Schulter, zu auffällig wäre es gewesen, wenn er mit einem Kind und keinem Gepäck durch die Kontrolle gegangen wäre. Nummer 15 hatte ihm einen gefälschten Kinderausweis für Tereza zukommen lassen, mit dem er nun durch die Kontrollen am Flughafen kam. Der Agent hatte Matej Sládek zum Terminal 21 bestellt, vor dem er diesen nun leicht nervös stehen sah. Noch hatte er sie nicht bemerkt und Nummer 2 spielte noch mit dem Gedanken, sie einfach zu ihm laufen zu lassen und selbst zu verschwinden, doch dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Langsam trat er auf den Inspektor zu und atmete einmal tief durch, um wieder in die Rolle des Jonas Wiltersloh zu schlüpfen. Als er noch ein paar Schritte auf in zuging, flüsterte er Tereza ins Ohr: „Schau mal, da ist dein Papa.“ Die Kleine drehte sich um und rief freudig: „Papa!“ Matej drehte sich in ihre Richtung, seine Züge entgleisten, als er seine Tochter auf den Armen seines Kollegen sah und wandelten sich schließlich in ein liebevolles, überglückliches Lächeln, als er seine Tochter nach so langer Zeit endlich wieder in die Arme schließen konnte. „Danke, wie haben Sie… ?“, fragt er, nachdem sich die anfängliche Freude ein wenig gelegt hatte. „Sehen Sie es als mein Abschiedsgeschenk und passen Sie zukünftig noch besser auf sie auf, ja?“ „Gehst du schon?“, fragte die Kleine plötzlich ein wenig traurig. „Ja, ich muss. Meine Frau wartet zu Hause auf mich, weißt du. Ich werde bald Papa und möchte gut auf mein Kind aufpassen.“ „Du wirst bestimmt ein toller Papa.“, sagte sie freudig und entließ ihren Retter ein wenig wehmütig. … „Oli? Aufwachen… wie geht`s dir?“, fragte eine sanfte Stimme, bevor er langsam, die vom weinen verquollenen Augen aufschlug. „Bitte sag mir, dass das alles nur ein Traum war…“, er setzte sich auf und rieb sich die Augen. „Ich wünschte, ich könnte…“, sagte Jo traurig. Oliver zog seine Beine an seinen Bauch und stützte seinen Kopf auf seine Knie. „Sam hat Frühstück gemacht, kommst du etwas essen?“ „Nein, geh nur… ich stehe heute nicht mehr auf.“ „Er wird wiederkommen, Oli und dann könnt ihr alles in Ruhe besprechen, aber das Leben geht weiter…“ „Er hat mich betrogen, Jo! Mit einem… einem Kind!“, sagte er verzweifelt. „Oliver Simon Black, beweg jetzt SOFORT deinen Arsch aus dem Bett, oder ich werde dich eigenhändig aus diesem Zimmer schleifen!“, sagte Sam, der plötzlich in der Tür erschienen war, streng. Oliver warf ihm einen hasserfüllten Blick zu, bevor er trotzig die Decke beiseite schlug und stampfend in die Küche ging. Mit einem Plumpsen ließ er sich er sich auf dem Stuhl nieder und schaute auf den reich gedeckten Frühstückstisch. Erstaunt sah Jo, der noch immer auf dem Bett saß, Sam an: „So geht`s natürlich auch.“ „Kommt ihr nun, oder soll ich jetzt auch noch alleine Frühstücken?“ „Wir kommen ja schon.“, sagte Jo leicht gereizt. Er wollte an Sam vorbei und durch die Tür gehen, als dieser ihn zurückhielt. Ehe er es sich versah, lagen die weichen Lippen seines Freundes auf den seinen. Er genoss diese kleine Zärtlichkeit in einer so bitteren Zeit. … Das Team saß in dem Flieger, alle bis auf zwei hatten es bis jetzt geschafft, deshalb übernahm Nummer 2 vorläufig das Kommando. Allerdings war so viel sicher: Bis jetzt lebten Nummer 1 und 40 noch und das war eine Tatsache, die es dem Brünetten erleichterte, Nummer 1 Platz einzunehmen. „Schlafen die Gefangenen noch?“, fragte er, während er den Report der Mission durchging. „Ja, Sir. Ähm… 2?“ „Was gibt`s?“, fragte er, ohne von den Zetteln aufzusehen. „Ähm… Nummer 1.“ „Was ist mit ihm?“, nun sah er auf und Blickte in das Gesicht von Nummer 15, der betreten zu Boden sah. „Er… er ist tot.“ „Was?! Wie kommst du…?“, er sah auf seine Uhr und ein rotes Blinken zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Das rote Leuchten bedeutete, dass ihre Nummer 1 gefallen war, er hatte sich selbst, mit allen Informationen, die man aus ihm hätte herausholen können, in die Luft gesprengt. >Er ist einen Ehrenhaften Tod gestorben… Hat die WSA geschützt und heldenhaft gehandelt… das ist doch alles Quark! Scheiße man, er ist tot! Einer der besten, vertrauenswürdigsten Männer an deiner Seite ist tot!< „Scheiße!“, sagte er und stützte seine Hände in sein Gesicht: „Was ist mit 40?“ „Keine Anzeichen, dass er es nicht geschafft hätte.“ „Sorgt dafür, dass ein Flieger für ihn bereitgestellt wird, wir müssen Nummer 1 letzten Willen erfüllen!“ „Jawohl, Sir!“, sagte 15, salutierte und eilte zum Telefon. >Wir wollten doch beide aus dieser Mission lebend heraus! Hast du mir nicht gesagt, dass du jemanden zu Hause hast, der auf dich wartet? Wäre das nicht Grund genug gewesen, zu versuchen, einen anderen Weg zu finden, als sich gleich selbst in die Luft zu sprengen? Ich komme wohlbehalten zu meiner Frau und meinem Kind… aber was ist mit der Person, die auf dich wartet? Sie wird warten und warten, bis irgendwann ein Brief von der Organisation kommt, dass du gefallen bist. Und jetzt? Scheiße man!< --------------------------------------------------------------------------------------- *In Deckung geht* Ähm... ich hab Angst mich zu diesem Kapi zu äußern... Verfolgt ihr mich nicht mit Mistforken, wenn ich euch sage, dass die Story noch mindestens bis Kapi 14 weitergeht? @kmolcki: Vielen Dank^^ und auch danke an alle anderen, die mir so fleißig Kommis schreiben und meine FF`s verfolgen ;) lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 12: Realization ----------------------- Zwei Wochen später. Ein plötzliches Klingeln an seiner Tür ließ ihn hochfahren. Jedes Mal, wenn es bis jetzt an seiner Tür geklingelt hatte, keimte erneut die Hoffnung auf, dass Taylor endlich vor seiner Tür stünde, doch jedes Mal kam die nüchterne Enttäuschung. Nie stand er vor der Tür, nie war er dort, wenn Oliver von der Arbeit kam. Oliver schlurfte zur Tür, ergriff den Türgriff und schluckte, bevor er ihn betätigte. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, als ein Junge vor seiner Tür stand. Er hatte eine große Tasche auf dem Rücken und einen Briefumschlag in der Hand. Er schätzte den Jungen auf ca. 11-13 Jahre ein, doch was wollte er vor seiner Tür? Der schwarzhaarige Junge kam ihm bekannt vor, doch er wusste nicht, woher… „S… Sind Sie Oliver Black?“ „Ja, der bin ich. Wie kann ich dir behilflich sein?“, fragte er höflich. „Ähm… könnte ich reinkommen? Ich… ich habe zwei Nachrichten für Sie. Das… sollten wir nicht hier im Flur besprechen.“ Verwundert sah er den Jungen an, er zögerte. Sollte er einen fremden Jungen in ihre Wohnung lassen? Er wollte grade etwas erwidern, als sein Blick auf den Umschlag fiel. Nur sehr klein und doch deutlich erkennbar prangte dort das Zeichen der WSA: „In Ordnung, komm rein.“ Oliver fühlte sich unbehaglich, noch nie hatte die WSA jemanden zu ihm geschickt, erstrecht kein Kind. Sollte dies das Zeichen sein? War es das, worauf er die ganze Zeit gewartet hatte? Auf einen Brief, mit einem Scheck und der Nachricht, dass Taylor gefallen war? >Nein, es kann genauso gut bedeuten, dass er verschollen ist und das würde bedeuten, dass er noch am Leben sein kann! Vielleicht hat er mir ja auch eine Nachricht durch einen Agenten zukommen lassen? Wenn ich es recht bedenke… kann es sein, dass der Kleine ein Agent der WSA ist?< Sie setzten sich ins Wohnzimmer, der Kleine legte seine scheinbar schwere Tasche neben der Couch ab und atmete tief durch, bevor er Oliver in die Augen sah. „Magst du etwas trinken?“, Oliver brauchte noch einen Moment, um sich zu sammeln, deshalb hoffte er, dass sein Gegenüber seine Frage bejahen würde und er hatte Glück: „Ja… das… das wäre nett.“, sagte er ein wenig schüchtern. Oliver stand auf und holte ein Glas Wasser und nahm seinem Gast gegenüber Platz. Dieser nahm das Glas dankend an und trank einen Schluck, bevor er zu sprechen begann: „Diese Situation ist für mich wahrscheinlich genauso verrückt, wie für Sie. Und ich weiß ehrlichgesagt nicht, wie ich anfangen soll.“ „Wie wär`s, wenn du dich mir erst einmal vorstellst?“ „Ähm… ich… ich heiße Elias.“ „Und weiter?“ „Ich… habe keinen Nachnamen.“, sagte er ein wenig beschämt. „Wie kann das…?“ „Ich bin in der Organisation aufgewachsen. Mein Name bestand bisher nur aus ständig wechselnden Zahlen, bis Nummer 1 mir auf der letzten Mission einen gegeben hat… auch wenn es nur mein Deckname war. Er gefällt mir…“ „Das heißt, Taylor war… die 1?“, Oliver biss sich ein wenig nervös auf die Unterlippe. „Ja…“, sagte Elias ein wenig traurig lächelnd. „Dann ist eure Mission abgeschlossen?“ „Ja… schluchz…“, plötzlich konnte der Kleine nicht mehr an sich halten, er versuchte hastig seine Tränen wegzuwischen, doch sie liefen unaufhaltsam weiter. „Elias?“ „Ich wollte nicht, dass Sie es so erfahren… hick… aber… ich… ich… bring`s nicht über mich. Le… lesen Sie den… Brihief.“ „Nein… nein!“, er brauchte den Brief nicht zu lesen, die Erkenntnis sickerte langsam durch. Taylor war tot, getilgt von dieser Welt, umgekommen in seinem Job, auf einer seiner Missionen. Es würde keinen Leichnam geben, von dem er sich verabschieden konnte. Er würde Taylor nie wieder sehen… alles, was er sich in diesem Moment mehr als alles andere wünschte, war ihn noch einmal in die Arme schließen zu können, noch einmal seine Lippen auf den seinen zu spüren, doch dieser Wunsch würde nie in Erfüllung gehen, er würde ihm auf ewig verwehrt bleiben. Stumme Tränen rannen seine Wangen herab, als er mit zitternden Händen den Brief entgegen nahm, der vor ihm auf dem Tisch lag. Als er den Umschlag in Händen hielt, war das erste, was ihm auffiel das weiß von ebendiesem. Das weiß, das ihn an die leeren Augen eines Toten erinnerte. Das weiß, dass die Erinnerung an blasse, fahle Haut hervorrief, die er eiskalt unter seinen Fingern spüren würde, wenn es einen Leichnam gäbe. Er öffnete den Umschlag und holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. Beim Auffalten schnitt er sich an der scharfen Kante des Blattes und ein Tropfen seines roten Blutes tropfte auf den grausam weißen Umschlag. >Für diese Nachricht hat Taylor mit seinem Blut bezahlt, also ist es nur fair, wenn ich ebenfalls mit meinem Blut bezahle.<, dachte er, während er paralysiert den Umschlag betrachtete. Das Schluchzen im Hintergrund war verstummt, Elias betrachtete mit geröteten Augen die Reaktionen seines Gegenübers. Olivers Augen überflogen die schwarzen Lettern einmal, zweimal, doch egal, wie oft er diese Zeilen las, sie sagten ihm jedes Mal dasselbe. Die ernüchternde Wahrheit: Sein Freund, Taylor, war tot. Oliver legte den Brief beiseite und sah den Jungen an, der ihm gegenüber saß und ihn beobachtete: „Der zweite Brief. Was… was steht in dem zweiten Brief?“ Der Junge schluckte und zögerte kurz, bevor er den zweiten Umschlag aus seinen Händen gab. Er hatte Angst, Angst vor der Reaktion des Mannes ihm gegenüber, wenn dieser folgende Zeilen las. Er wusste, was in dem Brief stand, er war seine ganze Hoffnung, doch was würde passieren, wenn Oliver negativ darauf reagieren würde? „Es… es ist sein letzter Wille…“, hauchte Oliver. Er sah den Jungen an, wieso wollte Taylor, dass Elias bei ihm blieb? Er hatte nie etwas in der Richtung angedeutet… Oliver inspizierte den Jungen von Kopf bis Fuß, als plötzlich sein Handy klingelte. Das Klingeln des Handys rief etwas bei ihm wach, eine Erinnerung, oder vielmehr ein Bild. Taylor, wie er auf einem Bett lag und ihn mit einem dunkelhaarigen Jungen betrog… dem Jungen, der ihm nun gegenüber saß. Sein bester Freund Jo hielt ihn in den Armen, während sie in ihrer Wohnung auf der Couch saßen: „Er… er hat mir… vor ein paar Tagen… noch versichert, dass er mich nicht betrügen würde… und als ob das noch nicht schlimm genug wäre… ein Kind, Jo!“ „Wenn er wieder da ist, dann sprichst du mit ihm und ihr klärt die ganze Sache, ok?“ „Ja…“ „Du!“, erschrocken sah Elias den Schwarzhaarigen an, als dieser wütend mit dem Finger auf ihn deutete. „Du warst das auf dem Foto… er… er hat mich mit dir… was hat er dir angetan?!“ Überrascht sah Elias ihn an: „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“ Hastig tippte Oliver auf seinem Handy herum, bis er das Bild gefunden hatte und hielt es ihm vor die Nase: „Das seid doch ihr beide…“ „Ja… aber…“ „Wusste ich`s doch! Und da hat er auch noch den Nerv dich zu mir zu schicken und zu verlangen, dass ich dich aufnehme?!“ „Es tut mir leid, aber ich…“, sagte Elias verzweifelt, er wusste nicht, wie er diese Situation klären sollte, denn der Schwarzhaarige schien ihm nicht zuzuhören. „Nein! Dir muss es nicht leid tun… Ich… Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Mach es dir gemütlich, ich… muss telefonieren. Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid.“, Oliver schien sich ein klein wneig zu beruhigen, wies ihm ihr Gästezimmer zu und ließ sich auf die Couch fallen, nachdem sein neuer Mitbewohner ihm aus den Augen war. Er fuhr sich mit seinen Händen übers Gesicht und seufzte, bevor er sein Handy zur Hand nahm. Vor ein paar Minuten noch flossen seine Tränen in Strömen, doch jetzt war das einzige Gefühl, das er hatte das der völligen Leere. Es lag vermutlich am Schock, dass er nun gelassen das Bild wegdrückte und Johns Nummer wählte. „Clarkson.“ „Hi, Jo. Ich bin`s Oli.“ „Ist alles in Ordnung?“, fragte seine besorgte Stimme durchs Telefon. „Ähm… um ehrlich zu sein… nein.“ Im Hintergrund hörte Oli Sams Stimme und nahm war, wie Jo ihm bedeutete zu schweigen. Er konnte sich ihre Gesichter bildlich vorstellen, die Sorge und die Anspannung, die sich darauf abzeichneten. „Was ist passiert?“ „Taylor… ist… ist… schluchz… er ist tot, John!“, plötzlich brachen wieder alle Emotionen aus ihm hervor. „Bist du dir sicher?“ „Es besteht kein Zweifel.“ „Ich… ich komme zu dir. Ich bin gleich da, Oli.“, Jo`s tränenerfüllte Stimme ließ seine eigenen Tränen noch heftiger fließen. Er nickte und auch wenn er wusste, dass Jo ihn nicht sehen konnte, so war er sich sicher, dass dieser es vernommen hatte. „Ich bin gleich da… ich bin gleich da.“, er wiederholte diese Worte, wie ein Mantra immer wieder, bevor er sich von Oli verabschiedete. … „Was ist passiert, Jo?“, fragte Sam angespannt, während John sich seinen Mantel überwarf. „Taylor.“ „Was ist mit ihm? Sag nicht, er ist wieder da…“ „Nein Sam, er ist… er ist…“ „Ich komme mit!“, sagte der Brillenträger entschieden, als er realisiert hatte, was vor sich ging. „Nein, du musst gleich vor Gericht.“ „Ich kann so nicht vor Gericht, Jo! Du wartest hier, ich gehe zu Mr. Hudges und bitte ihn, meinen Fall zu übernehmen.“ „Gut, aber beeil dich!“, sagte Jo drängend, während Sam an ihm vorbeilief. … „Jonas, da bist du ja endlich!“ „Es tut mir leid, Sarah. Es gab ein paar Probleme… aber wie ich mit Freuden feststellen darf, bist du immer noch schwanger.“, sagte der Brünette und streichelte den Babybauch seiner Frau. „Ja und diese Kugel bringt mich noch um! Fährst du uns nach Hause?“ „Ja… sag bloß, du bist selbst hergefahren?“ „Natürlich! Ich bin schwanger, Jonas und nicht krank.“ „Ich mach mir doch nur Sorgen.” „Ich weiß… na komm, Schatz. Wir fahren nach Hause und dann kannst du mir alles in Ruhe erzählen.“, die Blondine legte ihm eine Hand auf die Schulter und ging mit ihm zusammen zu ihrem Auto. … Elias schlich auf leisen Sohlen aus seinem neuen Zimmer, im Türrahmen blieb er stehen und beobachtete seinen zukünftigen Vater. Sie hatten bisher keinen guten Start gehabt, aber er hoffte, dass Oliver den letzten Wunsch seines Lehrers erfüllen würde und ihn adoptierte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als eine Familie und wenn dieser, für ihn noch Fremde sein Vater werden sollte, dann würde er das akzeptieren und sich größte Mühe geben, diesen Menschen nicht zu enttäuschen. Er beobachtete, wie der Erwachsene, der vor ihm auf der Couch saß, zitterte und trat langsam näher. Er hoffte, dass er dieses Missverständnis aufklären und er die Weste seines verstorbenen Lehrers reinwaschen konnte. Er wollte dem Schwarzhaarigen zeigen, dass er nicht alleine war mit seiner Trauer, doch er zögerte. Konnte er diesen Mann, den er erst heute kenngelernt hatte, einfach in den Arm nehmen? Elias war so in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht bemerkte, dass Oliver sich umgedreht hatte und ihn fragend ansah: „Brauchst du etwas?“, fragte dieser und wischte sich ein paar Tränen fort. Das war der Moment, der Moment, den Elias brauchte, um den letzten Schritt zu tun. Er ging auf Oliver zu und nahm ihn in den Arm. Dieser erstarrte vor Überraschung, nie hätte er mit einer solchen Geste von einem ihm fremden Kind gerechnet. Doch diese Geste tat so gut, legte sich ein wenig mildernd auf die frische Wunde, deshalb erwiderte er die Geste erst zögerlich, bis er ihn schließlich fest in seine Arme schloss. So, wie der Kleine vorhin geweint hatte, musste Taylor ihm ebenfalls etwas bedeutet haben und das bedeutete, dass sie beide einen großen Verlust erlitten hatten und von nun an zusammenhalten mussten. --------------------------------------------------------------------------------------- *sich ein Taschentuch holt und sich die Nase schnäuzt* Ich hoffe, dass ihr genauso viele Tränen gelassen habt, wie ich beim Schreiben >.< Das kranke Ran wünscht allen Lesern einen besseren Rutsch ins neue Jahr, als sie ihn wohl haben wird^^" lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 13: Our world is upside down ------------------------------------ Das plötzliche Klingeln an der Tür ließ sie auseinanderschrecken. „Ich… ich gehe in mein Zimmer.“, sagte Elias und war auch schon verschwunden, bevor Oli noch etwas erwidern konnte. Er ging zur Tür und öffnete, dahinter fand er seine beiden besten Freunde vor. Jo schloss ihn augenblicklich in die Arme, ein wenig erschrocken sah er Sam an, der noch immer in der Türschwelle stand. „Kommt… doch erst mal rein.“, er schloss hinter ihnen die Tür und begab sich mit ihnen ins Wohnzimmer. Unbemerkt ließ er den zweiten Umschlag von der Couch verschwinden und reichte John den ersten, alles sagenden, grausamen Brief. Oliver vermutete, dass er genauso ausgesehen haben muss, als er die Zeilen las. Immer wieder überflog Jo die schwarzen Buchstaben doch ihre Bedeutung änderte sich nicht. Er schlug sich eine Hand vor den Mund, ließ den Zettel auf den Tisch fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Knien: „Nein… nein… das darf nicht sein…“, seine Worte waren nur ein Wispern, doch waren sie von allen wohl vernommen. Sam legte ihm eine Hand auf den Rücken und streichelte ihn sanft. „Es tut mir leid, Oli…“ Überrascht sah er seinen besten Freund an: „Du hast keinerlei Schuld an dem, was vorgefallen ist, also musst du dich für nichts entschuldigen.“ „Doch, immerhin lässt dich dieser… dieser… dieses eiskalte Arschloch von meinem Bruder einfach alleine. Ich habe ihm verziehen, dass er mich gefoltert hat, habe ihm verziehen, dass er mich und Mum einfach im Stich gelassen hat, aber diesmal… diesmal verzeihe ich ihm nicht!“, John sah Oli direkt an, Tränen, Trauer, Wut und der Verlust einer geliebten Person standen in seinen Augen. „Jo…“, als Sam ihn an sich zog, brach der sonst so starke John Clarkson in Tränen aus. Er hatte seinen einzigen Bruder verloren, diesmal nicht auf unbestimmte Zeit, nein, dieses Mal war es für immer. „Komm her.“, sagte Sam zu dem erstarrten Schwarzhaarigen. Oliver leistete Folge und ließ sich von seinem zweitbesten Freund ebenfalls in die Arme schließen. Er spürte das Schlagen seines Herzens kräftig in Sams Brust und musste unwillkürlich schlucken, denn er dachte daran, dass Taylors Herz nie wieder derart schlagen würde, es würde nicht einmal mehr einen einzigen solchen Schlag tun. Zum dritten Mal am heutigen Tag konnte Oliver seine Tränen nicht zurückhalten. Er weinte, weinte bitterlich und hoffte, dass seine salzigen Tränen den Schmerz des Verlustes fortspülen würden, doch hinterließen sie nur Mattheit. Das Gefühl das Leben nur von außen zu betrachten und nicht selbst Teil davon zu sein. … „Schatz? Was ist los, du bist so abwesend.“ „Erinnerst du dich noch daran, wie ich dir versprochen habe, auf jeden Fall lebend nach Hause zu kommen?“ „Ja…“, sagte die Blondine mit vor Sorge verzogenen Augenbrauen. „Ein Kamerad… er, er hat seiner geliebten Person dasselbe Versprechen gegeben… doch er… er konnte es nicht halten. Dieser Kamerad… ich war schon mehrmals mit ihm auf Missionen, Sarah. Ohne ihn stünde ich schon lange nicht mehr hier.“, sie schluckte schwer und hielt sich geschockt eine Hand vor den Mund. „Einer… einer unserer Agenten wurde entführt… er ist los und wollte ihn befreien. Wie alles, was er sich bis dahin vornahm, war auch dieses Vorhaben von Erfolg gekrönt… nur musste er seinen Erfolg dieses Mal mit seinem eigenen Leben bezahlen.“, er stütze sein Gesicht in seine Hände. „Er… erzähl mir etwas über ihn.“ „Er war mal wieder unser Einsatzleiter, in letzter Zeit hat es ihn recht häufig erwischt, aber er ist auch einer der fähigsten Mitarbeiter. Der Agent, den er gerettet hat… war sein Schüler. Der Junge ist erst 12 Jahre alt, Sarah. Kannst du dir das vorstellen? Er ist in der Organisation aufgewachsen und… er und Nummer 1 haben darüber gesprochen, dass er ihn eventuell mit sich nehmen wollte. Nummer 1 hatte wirklich an dem Fall zu knabbern, es ging um Kindesentführung und –vergewaltigung… Ich werde dir an dieser Stelle nicht erzählen, wie wir mit den Tätern verfahren sind, aber… ich kann dir sagen, dass seine Art, diese Mission handzuhaben den Gefühlen der gesamten Crue zusagte. Ich habe keine Ahnung, was genau passiert ist, aber Fakt ist, dass er sich selbst in die Luft gesprengt hat, um den Kleinen zu retten und unsere Mission nicht zu gefährden.“ „Es gibt also keinen Leichnam?“, fragte sie sanft. „Nein.“ „Woher wisst ihr dann, dass er wirklich tot ist? Ich meine, ist denn keiner nachsehen gegangen?“ „Unsere Uhren, die wir auf Mission tragen sind so gepolt, dass sie nur von der WSA abgenommen werden können, ohne, dass sie explodieren. Die Zeit zwischen dem Abnehmen und der Explosion beträgt nur ein paar Sekunden… die Wahrscheinlichkeit, dass er überlebt hat, liegt also maximal bei einem Prozent. Die Explosion reicht aus, damit nichts mehr von dem Agenten übrig ist.“ „Versprich mir, dass egal wie aussichtlos deine Situation ist, du nie, niemals diese Uhr abnimmst oder den Zünder auslöst!“, flehte sie ihn an. Er schaute betreten zu Boden, bevor er aufsah und ihr antwortete: „Ich verspreche es dir, dir und unserem Kind.“ „Danke, Jonas.“, sie nahm ihn in den Arm und drückte ihn so fest an sich, wie das eben mit einem solch großen Babybauch ging. … „Entschuldigt mich bitte kurz.“, sagte Oliver zu seinen Gästen, wischte sich noch ein paar Tränen aus dem Gesicht, bevor er in die Küche ging. Er holte ein Glas, eine Flasche Mineralwasser und ein paar Kekse hervor und ging in das Zimmer seines neuen Mitbewohners. „Hey, hast du Hunger oder Durst?“, Elias schüttelte stumm den Kopf. „Ich stell dir die Sachen hier hin, bedien dich. Wenn etwas ist, dann sag Bescheid.“, Oliver stellte die Sachen auf den Tisch, war aber nicht fähig, den Kleinen lange anzuschauen. Er verschwand wieder aus dem Zimmer, um erneut die Küche aufzusuchen. Zu auffällig wäre es gewesen, wenn er mit leeren Händen wiedergekommen wäre und Elias war etwas, mit dem er Jo im Moment noch nicht konfrontieren wollte. Er musste zunächst selbst mit dieser Situation klarkommen, denn von einem Moment auf den nächsten stand seine Welt Kopf. „Sollen wir heute Nacht hier schlafen?“, fragte Sam, als er mit den Keksen wiederkam „Nein, nein. Ich… komme schon klar. Wenn etwas ist, dann melde ich mich bei euch und dasselbe gilt für euch, in Ordnung? Wir sollten jetzt zusammenhalten.“ „Ja, du hast Recht.“, sagte Jo, stand auf und schloss den Kleineren in die Arme. „Wir werden jetzt nochmal zur Arbeit gehen, sollen wir deinem Vater sagen, dass du morgen nicht kommst?“ „Ja, das wäre lieb. Übermorgen ist ja zum Glück Sonntag, aber ich denke, dass ich am Montag wieder da bin.“ „Nimm dir ruhig Zeit.“, ermahnte ihn Sam. „Ich werde mal sehen… kommt gut nach Hause, ich könnte es nicht verkraften jetzt auch noch meine Freunde zu verlieren.“ „Wir tun unser Bestes.“, Oli sah ihnen noch nach, bis sie in dem Fahrstuhl verschwunden waren, bevor er sich wieder in seine Wohnung begab. „Wer war das?“, Oli erschrak, als Elias, der hinter ihm gestanden hatte, ihn plötzlich ansprach. „Das war John, Taylors Bruder.“ Elias nickte: „So etwas habe ich mir schon gedacht. Sie sehen sich ein wenig ähnlich… aber seine Züge waren härter.“ „Ja… aber im Inneren sind sie sich sehr ähnlich… Wie geht es dir?“ „Gut, warum?“ „Ich meine nicht Gesundheitlich, wie fühlst du dich?“ „Es ist alles in Ordnung, was sollte denn nicht stimmen? Und bei Ihnen?“ „Elias… nenn mich Oliver…“ „Ähm… danke Oliver.“, Elias errötete leicht, bevor er sich in sein neues Zimmer zurückzog. Auch Oliver zog sich zurück, er legte sich in ihr Bett, nein, sein Bett. Er verfluchte sich dafür, dass er die Laken gewechselt hatte, rochen diese doch vorher so intensiv nach ihnen beiden. Auch wenn er aus unempfindlichen Gründen das Gefühl hatte, sich um Elias kümmern zu müssen, so war das Bedürfnis, sich zu verkriechen doch mächtiger. Er verkroch sich unter der Decke, zog diese fast gänzlich über seinen Kopf und schloss die Augen. Er träumte wirres Zeug, fühlte sich unbehaglich, bis er aus seinem Traum erwachte. Die andere Betthälfte war leer und kalt, doch er spürte dennoch ein Augenpaar, das ihn beobachtete. Er drehte sich um und richtete sich auf, da erkannte er im Türrahmen seinen neuen Mitbewohner: „Elias…“ „Alles in Ordnung? Sie… Du hast so lange geschlafen, da wollte ich mal nach dir sehen…“, sagte er mit leiser, ruhiger Stimme. „Wie spät ist es denn?“ „7 Uhr früh.“ „Scheiße.“, sagte Oliver und strich sich über das Gesicht. „Hast du Hunger?“ „Nein, aber ich kann dir gerne etwas zu Essen machen.“ „Brauchst du nicht… ich habe den Tisch gedeckt, wenn du noch Hunger bekommen solltest, dann…“ „Danke…“, sagte Oli und lächelte den Kleinen traurig an. „Kann ich kurz mit dir sprechen?“ „Ähm… natürlich.“ Elias trat näher und setzte sich zögerlich neben Oli auf die Bettkante: „Es gibt da etwas, was ich nicht so stehen lassen kann… ähm… also es… es geht um das Bild… kannst du mir dein Handy geben?“ „Ja… aber was hast du damit vor?“, fragte Oliver vorsichtig. „Ich möchte dir etwas zeigen.“ „Es liegt noch im Wohnzimmer.“ „Gut, ich komme gleich wieder.“, sagte Elias und stand auf. Stirnrunzelnd schaute er dem Jungen nach, der sein Schlafzimmer verließ. Er wollte eigentlich gar nicht mehr an dieses furchtbare Bild denken, geschweige denn sich damit beschäftigen, doch die Zeit spielte skrupellos gegen ihn. Seiner Meinung nach viel zu schnell, kam Elias mit einem Laptop und seinem Handy wieder ins Schlafzimmer. Er setzte sich auf die Bettkannte und klappte den Computer auf. Als dieser hochfuhr, sah Oliver verwundert auf den Bildschirm: „Woher hast du diesen PC?“ „Ich habe ihn selbst gebaut und mit Hilfe einer meiner Lehrer die Software geschrieben. Der ist wesentlich schneller, als so manch anderer PC, den du kaufen kannst. Und… er hat eine sehr hohe Auflösung.“ Als Elias an seinem Handy herumtippte, fragte Oliver, immer noch verwundert über das technische Knowhow des Jungen: „Und was tust du jetzt?“ „Ich stelle eine Verbindung von deinem Handy zu meinem PC her, damit ich dir ein paar Dinge zeigen kann… bist du bereit dafür?“, fragte er, während er dem Älteren in die Augen sah. „Ich… ich weiß es nicht.“ „Versuch es zumindest.“, bat Elias und wie aufs Stichwort erschien das schreckliche Bild auf dem Bildschirm des Laptops. Oliver schluckte heftig, bevor er versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Elias ihm zeigen wollte. Ein Knoten bildete sich in seinem Magen, schnürte ihm die Kehle zu. Der Kleine zoomte die Stelle, an der er auf Taylors Schoß saß, heran. Gestochen scharf konnte Oliver jedes Detail erkennen. „Siehst du das? Ich saß zwar auf seinem Schoß, aber zwischen uns war eine hautfarbene Decke. Sie ist nur mit einer so guten Auflösung zu erkennen.“, er schaute kurz zu Oliver herüber, bevor er fortfuhr: „Und was vielleicht noch viel wichtiger ist…“, er zoomte auf Taylors Gesicht und musste selbst schlucken: „er… sein Gesichtsausdruck. Er schaut mitleidig, aber nicht zu mir, auch wenn sein Gesicht mir zugewandt ist… er… er schaut aus dem Fenster und sieht dabei traurig und mitleidig aus… doch… schluchz… sein Blick… ist das Einzige, das dies verrät.“, neben ihm hörte er ebenfalls ein Schluchzen. Nicht nur ihm fiel es schwer, das Gesicht seines Lehrers auf diesem Bildschirm so lebensecht zu sehen. Er legte den Laptop beiseite und legte Oliver einen Arm auf die Schulter. „Schluchz… ihr habt also nicht…?“ „Nein, das habe… ich versucht, dir damit zu sagen… wir… wir brauchten dieses Bild… für… für die Mission… schluchz… Glaubst du mir?“ „So… so schwer es mir auch fällt, ich… ich glaube dir.“, sagte Oliver und lächelte ihn traurig an. „Das ist gut… ich… ich möchte nicht, dass dieses Missverständnis bestehen bleibt… Du solltest nach seinem… Tod… nicht schlecht über ihn denken…“ „Danke…“, er zog den Kleinen zu sich, der seinen Blick gen Boden gesenkt hatte und schloss ihn in seine Arme. Er war diesem Jungen so unendlich dankbar, dass er versucht hatte, die Unschuld Taylors zu beweisen und es geschafft hatte, Olivers Glauben an die Treue seines Partners wiederherzustellen. „Ich glaube, ich möchte jetzt doch etwas frühstücken, isst du mit mir?“, fragte er Elias, ohne seine Umarmung zu lockern. Oliver spürte das Nicken seines Gegenübers an seiner Brust und ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen. --------------------------------------------------------------------------------------- So, eeeendlich mal wieder ein neues Kapi ;) Ich bin schon fleißig am weiterschreiben und habe Lösungen für meine bzw Olis Probleme gefunden... lg und viel Dank an alle lieben Leserlinge und Kommischreiberlinge >.< *Keks in Vater+Kind-Form an euch überreicht* --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 14: Illness Distraction ------------------------------- Der gemeinsame Samstag verlief sehr friedlich, wenn auch verschwiegen, doch gen Abend hin wurde der Tag ein klein wenig turbulenter: „Oliver?“ „Was ist denn?“, fragte Oliver in nettem Ton, während er versuchte, sich durch eine Zeitschrift vom Gedanken an Taylors Tod abzulenken. „Ich… ich fühl mich nicht so gut.“, überrascht sah er von der Zeitschrift auf. Neben ihm stand Elias mit roten Wangen und glasigen Augen, während er sich den Bauch hielt. Fast von ganz alleine wanderte Oli`s Hand zu seiner Stirn, und er keuchte erschrocken auf: „Du glühst ja förmlich! Tut dir etwas weh?“ „Meine Haut brennt und ich hab Bauchschmerzen… ich dachte, dass es vielleicht wieder weggeht, aber es wird immer schlimmer.“ „Wo tut denn dein Bauch weh?“, Elias deutete auf seinen Magen und Oli atmete ein wenig erleichtert aus, eine Blinddarmentzündung hatte er somit zum Glück ausgeschlossen. „Leg dich hier hin, ich schau mal nach, ob ich noch Fieber senkende Mittel da habe.“, Elias nickte und legte sich auf die Couch, von der Oli eilig aufstand und in die Küche lief. Er riss Schublade um Schublade auf und durchwühlte ihren Inhalt. Elias begutachtete dieses Treiben durch seine Kinderaugen, während er Olivers Gemurmel lauschte: „So ein Mist… hier müsste doch noch irgendwo… ich bin mir sicher, dass wir das mal hatten… und hier irgendwo… hmmm… haben wir nicht auch noch `ne Wärmflasche? Wieso findet man das, was man sucht, nie, wenn man es braucht?! …Ah! Da ist sie ja!“, der Wasserhahn wurde aufgedreht und es erklang das Geräusch eines sich füllenden Gefäßes. Mit der fertigen Wärmeflasche in der Hand, setzte er sich neben seinen neuen Schützling und legte sie ihm auf den Bauch, bevor er ihn mit einer Decke zudeckte und erneut seine Stirn befühlte. „Ich finde das Fieberthermometer und die Medikamente nicht, ich muss also nochmal los, vielleicht finde ich ja noch eine geöffnete Apotheke…“ „Schau doch… im Internet nach…“ „Stimmt, danke.“, sagte er und strich kurz Elias Haar zurück, bevor er in sein Zimmer ging und eine noch offene Apotheke suchte. „Ich hab eine gefunden! Hier ist meine Handynummer, falls etwas sein sollte. Ich bin gleich wieder da.“, sagte er, während er den Zettel auf den Tisch legte und hastig seine Jacke anzog. Elias nickte nur und schon war Oliver aus der Tür verschwunden. >Hoffentlich muss er sich nicht übergeben, während ich weg bin! Das letzte Mal, dass ich ein krankes Kind pflegen musste ist schon ziemlich lange her, damals war meine Cousine krank… Was hat meine Mutter mir damals geraten? Ich sollte ihr Wadenwickel gegen das Fieber machen und dafür sorgen, dass sie viel trinkt… ach ja! Damals hab ich ihr einen Fiebersaft gegeben… Wo ist denn nur diese Apotheke?!<, dachte Oliver im Stillen, während er, mit dem Wagen seines Vaters, den er sich ausgeliehen hatte, durch die Straßen Oxfords fuhr. Hastig hielt er den Wagen an und parkte ihn nur notdürftig, bevor er hastig aus dem Auto sprang und sich beeilte, in die Apotheke zu kommen. Zu seinem Glück war er der einzige Kunde in dem Laden. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ich habe ein krankes Kind zu Hause… er hat Fieber…“ „Wie alt ist denn das Kind?“ Oliver überlegte kurz, er hatte ihn nicht nach seinem Alter gefragt, deshalb schätzte er einfach: „Ähm… ca. 12 Jahre.“ „Gut, dann warten Sie kurz.“, die Apothekerin verschwand kurzzeitig im hinteren Gebäudeteil, bevor sie mit einer orangen und silbernen Verpackung wiederkam: „Sie müssen dem Kind 3 Mal am Tag 5 ml geben. Es ist wichtig, dass es regelmäßig eingenommen wird, aber wenn das Fieber steigt, dann geben sie nochmals ein bis zwei Milliliter. Außerdem sollten Sie regelmäßig die Temperatur messen.“ „Gut, dass Sie es sagen, ich… ich brauche noch ein Fieberthermometer…“, dass er seines nicht finden konnte, verschwieg er an dieser Stelle. „Brauchen Sie sonst noch etwas?“ „Nein… ich denke, das wär`s.“ „Gut, dann gebe ich Ihnen noch die hier mit.“, sie packte ein paar Traubenzuckerbonbons in die Tüte und zwei Zeitschriften der Apotheke. Nachdem der Dunkelhaarige gezahlt hatte, eilte er aus dem Laden und fuhr, so schnell dies eben möglich war, ohne die Straßenverkehrsregeln zu brechen, nach Hause. Mit fahrigen Bewegungen schloss er die Tür auf und schloss sie wieder eilig hinter sich, bevor er zu dem kranken Elias ins Wohnzimmer ging: „Hey~ Wie geht es dir?“ „Nicht so gut…“, Elias Stimme klang ein wenig belegt, als er Oliver antwortete. „Musstest du dich übergeben?“ „Nein… aber… mir ist kalt und schlecht.“ „Okay, dann lass uns erst mal Fieber messen.“, Oliver packte das Thermometer aus und schob es dem Kleinen in den Mund. Die Zeit, die das Fieberthermometer brauchte, um die Temperatur zu bestimmen, nutzte er, um seine Schuhe und seinen Mantel auszuziehen. Das Piepen, das die abzulesende Temperatur ankündigte, rief ihn wieder auf den Plan. „39,1°C. Du gehörst definitiv ins Bett. Ich lüfte kurz das Zimmer und schüttel dein Bett auf, danach mach ich dir Wadenwickel. Wenn dir übel wird, dann sag Bescheid.“ „Ja…“, sagte Elias, bevor er die fiebrigen und schmerzenden Augen schloss. Als er sie wieder öffnete, lag er in seinem Bett, in eine Decke eingekuschelt und starrte auf den großen Schreibtisch, der vor dem Fenster stand. Oliver kam zur Tür herein und Elias sah ihn nur fragend an. „Ich habe dich hergetragen, ich wollte dich nicht wecken… Hier sind deine Wadenwickel. Das wird jetzt ziemlich kalt, aber wir müssen dein Fieber senken.“, der Schwarzhaarige setzte sich zu ihm aufs Bett, schlug die Bettdecke ein wenig beiseite und wickelte die kalten, nassen Handtücher um seine Waden. Er biss die Zähne zusammen, waren die Wickel doch unangenehm und doch lindernd zugleich. Oliver ging in die Küche und holte den Fiebersaft, er hatte sich für den Saft entschieden, da er nicht wusste, ob der Kleine Probleme hatte, Tabletten zu schlucken. Er zog 5 ml auf und ging zurück in sein ehemaliges Arbeitszimmer, dass er nun vorläufig Elias abgetreten hatte. Sie mussten noch eine andere Lösung finden, sodass Elias sein eigenes Zimmer bekam. „Hier, mach den Mund auf.“, Elias gehorchte ohne Widerworte und ließ sich den süßlichen Saft in den Mund träufeln. Er begann zu zittern, eine Gänsehaut legte sich auf seine Haut und Oliver fühlte besorgt seine Stirn. Er holte erneut das Fieberthermometer und steckte es ihm in den Mund, bevor er die Wadenwickel abnahm und ihn wieder eng in die Decke wickelte. Wieder piepste es und zeigte die Temperatur an und wieder war es die gleiche, unveränderte Temperatur. Oliver fluchte, stand auf und wusch die Handtücher aus, die er kurz darauf wieder um Elias Waden wickelte. Der Kleine war nicht mehr gänzlich bei Bewusstsein und Oli hoffte inständig, dass das Fieber bald sinken möge, ansonsten würde er mit dem Schwarzhaarigen noch heute ins Krankenhaus fahren müssen. Doch er hatte Glück, nach und nach begann das Fieber ein wenig zu sinken und Elias Atem beruhigte sich. Oliver beobachtete noch eine kleine Weile, ob sich das Sinken des Fiebers stabilisierte, bevor er sich seufzend vom Bett erhob. Weiter kam er jedoch nicht, denn Elias packte ihn am Handgelenk: „Bitte… bleib.“ „Ich hol mir nur einen Kaffee und komme dann wieder, in Ordnung?“, fragte er mit sanfter Stimme, als Antwort erhielt er ein Nicken von Seiten des Jüngeren. Er kochte sich seinen Kaffee und setzte sich neben seinen Schützling, der sich in seinem Oberteil festkrallte und eng an ihn rutschte, sobald er saß. Gedankenverloren saß er neben Elias im Bett und starrte aus dem Fenster, während er seinen Kaffee trank. Schließlich stellte er die Tasse neben sich auf dem Boden ab, rutschte ein wenig hinab und legte sich neben Elias, bevor er letztendlich selbst einschlief. Oliver erwachte am nächsten Morgen durch das Klingeln seines Handys. Vorsichtig löste er die Kinderhand, die sich in sein Oberteil gekrallt hatte und beantwortete im Wohnzimmer den Anruf: „Oliver Black.“ „Hallo Oliver, ich bin`s.“, drang eine ihm wohl vertraute, männliche Stimme ans Ohr. „Hallo, Dad.“ „Wie geht es dir?“ „Es geht, im Moment bin ich sehr beschäftigt.“ „Meinst du, du kannst morgen wieder zur Arbeit kommen?“ „Ich denke schon, aber ich sage dir morgen nochmal Bescheid, wie`s mir geht. Kannst du mir vielleicht ein wenig Arbeit nach Hause schicken? Ich würde gerne ein paar Verpasste Dinge nachholen.“ „Ja, kann ich machen, allerdings gibt es nicht viel, was du tun kannst.“ „Ähm… falls ich morgen nicht kommen kann, kannst du dann eine Rufumleitung einstellen, sodass ich deine Termine unter Dach und Fach bringen kann?“ „Ja, kann ich machen… das wäre mir eine große Hilfe… Hast du dich eigentlich in letzter Zeit mal wieder bei deiner Mutter gemeldet?“ „Nein… es ist schon eine kleine Weile her, seit ich sie das letzte Mal gesprochen habe…“ „Ähm… ich dachte nur, da du mit mir nicht über dein Problem sprechen willst… vielleicht würdest du ja lieber mit deiner Mutter…“ „Dad, ich bin alt genug und wenn ich das Gefühl habe, mit einem meiner Probleme nicht klarzukommen, dann werde ich einen von euch kontaktieren… mach dir nicht zu viele Sorgen.“, ja, seine Miene saß, seine Stimme zitterte nicht, nichts konnte seinem Vater verraten, in was für einer Lage er sich befand: Der Freund tot, das Kind, das er bald adoptieren würde, krank… „Was hast du für Probleme?“, die Stimme seines Vaters war liebevoll und doch streng, er WOLLTE eine Antwort haben. Hinter sich hörte Oliver das Tapsen nackter Kinderfüße auf dem Parkett und spürte, wie sich eine Hand in sein Oberteil krallte, bevor das Gewicht, dass die Füße nicht länger tragen konnten, zu schwer wurde und Elias neben ihm auf den Boden sackte: „Dad… ich muss Schluss machen… ich melde mich morgen bei dir!“, er legte auf, ohne eine Erwiderung seines Vaters abzuwarten. Oli steckte sein Handy in seine Hosentasche und beugte sich hinab, um den kleinen Körper hochzuheben. Elias schien Schmerzen zu haben, als Oliver ihn auf seine Arme nahm und ihn zurück ins Bett trug. „Hast du Schmerzen?“ „Ja… meine Haut…“, brachte Elias nur schwach hervor. Oliver schob ihm erneut das Fieberthermometer in den Mund und lief ins Badezimmer, um neue Wadenwickel zu machen. Als er wiederkam und die Temperatur ablas, fragte er ihn: „Möchtest du etwas trinken?“, Elias nickte schwach und bevor er den Raum erneut verließ, wickelte er die nassen, kalten Handtücher um seine Beine. Als er wiederkam, versuchte er Elias das Wasser mit einem Glas einzuflößen, während er ihn ein wenig anhob. Das kühle Nass fühlte sich wie Balsam in seinem trockenen Hals an. Oli ließ ihn wieder in sein Kissen sinken und drückte die Handtücher enger an seine Beine: „Hast du irgendwo einen Schlafanzug? Du kannst ja nicht die ganze Zeit in deinen Straßenklamotten schlafen.“ „Ja, in meiner Tasche.“, Elias deutete auf eine große Tasche, die er am Tag seiner Ankunft bei sich getragen hatte. Oliver öffnete den Reißverschluss und das erste, was er erblickte, war ein Bo, ein langer Holzstab, den man für das Bojutsu verwendet. Er kramte tiefer und nachdem er sich an weiteren Waffen vorbeigewühlt hatte, stieß er endlich auf Bekleidung. Während er einen schwarzen Schlafanzug zutage förderte, nahm er sich vor, mit Elias, wenn dieser wieder genesen war, über die Waffen zu sprechen. Er hielt es für zu gefährlich, derart viele Gewaltgegenstände bei sich zu Hause zu haben. Er wusste, dass Taylor ebenfalls ein Bo zu Hause hatte, was auch der Grund dafür war, dass er ihn als Waffe hatte identifizieren können, doch er wollte nicht, dass der Kleine weiterhin mit diesen Waffen verkehrte. Er zog ihm sein Oberteil aus und erschrak: „Seit wann hast du die?“, er deutete auf die roten Punkte, die seinen Körper zierten. Elias erhob sich leicht, um zu sehen, was sein Gegenüber meinte, bevor er antwortete: „Weiß ich nicht… die sind mir bis jetzt noch nicht aufgefallen…“ Oliver zog ihm auch die Hose aus und entdeckte weitere rote Punkte in seinen Kniebeugen. Die Tatsache, dass er diese hier vorfand beruhigte ihn ein wenig. Die Punkte häuften sich in den Armbeugen, am Hals, unter den Achseln und an der Hüfte, damit konnte er Windpocken ausschließen: „Zum Glück, du scheinst keine Windpocken zu haben… allerdings scheinst du allergisch auf den Fiebersaft zu reagieren… Ich muss wohl oder übel morgen mit dir zum Kinderarzt…“ „Muss das sein?“, quengelte Elias, er wollte sich kein Stück aus diesem Bett fortbewegen, ihm tat alles weh, sogar die Augen. „Ja, das muss sein. Wir brauchen eine Salbe gegen die roten Punkte und ein anderes fiebersenkendes Mittel…“, Oliver stand auf und ging ins Badezimmer, er kam mit zwei kleineren Handtüchern und einem Waschlappen wieder. Die kalten Handtücher wickelte er um Elias Unterarme und den Waschlappen legte er in seinen Nacken. „Ich weiß, das ist nicht angenehm, aber wir müssen dein Fieber ohne andere Hilfsmittel senken…“ Nach dieser für beide Partien harten Prozedur, schlief Elias erschöpft ein und Oliver ließ sich ebenfalls erschöpft auf die Couch sinken. Elias erwachte von dem Duft warmen Essens. Er stand auf, er war etwas wackelig auf den Beinen, doch das hielt ihn, getrieben von Hunger, nicht davon ab, in die Küche zu gehen. „Setz dich ins Wohnzimmer und deck dich zu, ich bringe dir gleich eine Schüssel.“, sagte Oliver, ohne aufzusehen. Der Kleine tat, wie geheißen, auch wenn er sich wunderte, woher der andere wissen konnte, dass er in der Tür stand, schlich er doch dauerhaft auf leisen Sohlen, wenn er ganz bei sich war. „Hier.“, Oliver reichte ihm eine Schüssel Gemüsesuppe und einen Löffel und setzte sich mit seiner eigenen Portion neben ihn. Eigentlich hatte Elias keinen Hunger, doch der Geruch des Essens ließ seinen Magen knurren, deshalb schob er sich einen Löffel Suppe in den Mund. Den Löffel noch im Mund sah er Oliver überrascht an, dieser lächelte: „Na? Schmeckt`s dir?“ Den Löffel noch immer im Mund nuschelte er: „Ja… dasch… schmeckt schuper!“ Oli schmunzelte, als der Kleine begann, immer hastiger zu Essen, bis schließlich nichts mehr übrig war, außer der Suppenschüssel und dem Löffel. >Die Tatsache, dass es jedem, der Krank ist, zum Mittag hin besser geht, scheint sich auch bei dem Kleinen zu bewahrheiten. Ich hoffe, dass ich das Fieber in den Griff bekomme, bis ich endlich mit ihm zum Kinderarzt kann… Wenigstens hat er seine Suppe aufgegessen…< „Hast du die selbst gemacht?“, fragte der Jüngere, als Oliver aufstand, um das dreckige Geschirr abzuräumen. „Ja…“ „Bei dir werde ich garantiert nicht verhungern!“ „Das freut mich zu hören.“, sagte er lächelnd, bevor er in die Küche ging und sich kurz darauf wieder zu seinem Schützling auf die Couch gesellte. „Erzählst du mir was?“, fragte der Kleine, während er sich an ihn kuschelte, Oli legte einen Arm um ihn und fragte: „Was soll ich dir denn erzählen?“ „War… Taylor auch schon mal krank?“ „Ja… er hatte damals Grippe und ich musste genauso mit seinem Fieber kämpfen, wie mit deinem… Die meiste Zeit war er bewusstlos und ich hatte damals wirklich Angst um ihn… Ich… ich hab ihm damals auch Suppe gekocht…“, Oli hielt kurz inne und Elias kuschelte sich enger an ihn: „…die Suppe ist mir total misslungen, wie ich feststellen musste, aber er hat sie, ohne ein Wort zu sagen, gegessen und sich dafür bedankt… Er lag eine ganze Woche krank im Bett und kaum, dass er wieder einigermaßen laufen konnte, war er schon wieder auf Mission…“, er hörte auf zu erzählen, als er den flachen, gleichmäßigen Atem, des neben ihm eingeschlafenen Elias hörte. Er streichelte ihm sanft übers Haar und brachte sie beide in eine bequemere Position, in der sie über längere Zeit verharren konnten. --------------------------------------------------------------------------------------- Ich hoffe, es war euch nicht zu viel des kranken Elias!^^ Nochmals vielen Dank für dir lieben Kommis :3 Mittlerweile umfasst DLA schon 16 kapis (zumindest auf meinem PC :P) und kapi 17 ist auch schon geplant >.< lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 15: On the mend ----------------------- „Meinst du, du kannst einigermaßen laufen?“, fragte er den kleinen Schwarzhaarigen besorgt. „Ja… ich versuch`s.“ „Gut, deine Klamotten habe ich dir schon rausgesucht, versuch dich anzuziehen, ich muss noch schnell ein Telefonat führen.“, als Elias sich seine Sachen griff, ging Oliver ins Wohnzimmer und wählte, ein wenig nervös, die Nummer seines Vaters. „Staatsanwalt Hudges.“ „Hallo, Dad, ich bin`s. Ich werde heute nicht zur Arbeit kommen, ich gehe zum Arzt. Kannst du vielleicht ab 11 Uhr eine Rufumleitung auf mein Handy einstellen?“ „Natürlich… Oliver? Wenn irgendetwas ist, dann kannst du immer mit mir darüber sprechen.“ „Danke… Ähm… soll ich dir meine Krankschreibung rüberfaxen?“ „Ja, das wäre gut… vielleicht kann ja jemand für die Zeit für dich einspringen.“ „Wir werden`s sehen… Bis dann.“, er legte auf und schon erblickte er den ein wenig schwer atmenden, angezogenen Elias hinter sich. „Hast du einen Impfausweiß?“ „Ja, Moment…“, Oliver folgte ihm in sein Zimmer, wo er mehrere Impfausweise in verschiedenen Sprachen und von verschiedenen Nationen zutage förderte. Er fragte schon gar nicht mehr, nahm diese Tatsache als gegeben hin, Hauptsache er hatte jetzt einen für Britannien parat, sodass sie endlich losfahren konnten. >Mist! Ich muss meinem Vater noch sein Auto wiedergeben!<, Oliver verfluchte sich innerlich dafür, dass er vergessen hatte, es ihm zurückzugeben, allerdings kam er so noch umhin, Taylors Wagen benutzen zu müssen. Nachdem er den richtigen Ausweis ausgehändigt bekommen hatte, fuhren sie mit dem Fahrstuhl nach Unten und stiegen ins Auto ein. Oliver sah deutlich, dass es Elias noch immer schlecht ging, umso erleichterter war er, als er feststellte, dass der Kinderarzt, zu dem sie gefahren waren, zu dieser Uhrzeit Patienten empfing. Er setzte sich mit dem Kleinen ins Wartezimmer und füllte ein Formular aus, was gar nicht so einfach war, da sie sich erst seit ein paar Tagen kannten. So kam der kranke Elias nicht drum herum, seine Gedanken beisammen zuhalten und auf die Fragen seines zukünftigen Vaters zu antworten. Er hatte noch, bevor sie losgefahren waren, seinen neuen Namen auf dem Impfausweis eingetragen, damit es keine Komplikationen beim Arzt geben würde. „Elias?“, rief die Arzthelferin sie auf, als sie endlich an der Reihe waren. Als Oliver bemerkte, dass es dem Kleinen schwer fiel, zu laufen, nahm er ihn kurzer Hand auf den Arm. Elias war nicht ganz bei sich, sonst hätte er wohl protestiert, so kamen sie jedoch schneller ins Behandlungszimmer und er sparte seine Kräfte. Oliver setzte sich auf den Stuhl vor den Schreibtisch des Arztes, Elias auf dem Schoß, und befühlte seine Stirn. Schon kam eine etwas ältere Frau in das Behandlungszimmer und stellte sich als Dr. Morris vor. „Ich sehe schon, er hat Fieber. Sonst noch irgendwelche Auffälligkeiten?“ „Ich habe ihm Fiebersaft gegeben, doch er scheint darauf allergisch zu reagieren… er hat viele rote Punkte…“ „Wie heißt du denn?“, fragte sie Elias im mütterlichen Tonfall. „Elias.“ „Gut, Elias. Magst du mal deinen Pulli ausziehen?“, er nickte und zog sich den Pulli etwas unbeholfen über den Kopf, seine Arme waren zu schwach und wollten ihm nicht recht gehorchen, deshalb half die Ärztin noch ein wenig nach. „Oh…“, ihr Erstaunen galt weniger den roten Pünktchen, sondern vielmehr der ausgeprägten Muskulatur des Zwölfjährigen. Sie widmete sich wieder den roten Pünktchen, die sich in seiner Armbeuge versammelten: „Das könnte wirklich eine Allergie sein… Zeihst du bitte auch nochmal das T-Shirt aus?“, er tat wie geheißen und wieder war sie erstaunt, die ausgeprägten Muskeln fuhren auch unter dem T-Shirt fort. „Atme mal tief ein und aus, ich werde dich abhorchen.“, sie steckte ihr Stethoskop in die Ohren, wärmte kurz das metallene Ende mit der Hand an, bevor sie es auf Elias Brust und Rücken legte und seine Atmung verfolgte. „Öffne bitte den Mund und sag aaah~“, auch dies tat Elias, obwohl er sich dabei dämlich vorkam, er fror und wollte eigentlich nur zurück nach Hause in sein Bett. „Gut, du kannst dich wieder anziehen. Wir messen noch kurz Fieber und dann kannst du auch schon wieder mit deinem Vater nach Hause.“, sie wandte sich an Oliver: „Sie hatten Recht, er scheint auf den Fiebersaft allergisch zu reagieren… war er in letzter Zeit physischem Stress ausgesetzt?“ „Ähm…“, Oliver überlegte kurz, wie er der Ärztin diese Situation am besten Schildern konnte: „Seine… seine Mutter ist vor kurzem gestorben…“, sagte er traurig. „Oh… das… mein Beileid. …Ähm… jedenfalls scheint das Fieber durch Stress ausgelöst worden zu sein, das haben Kinder manchmal… Ich schreibe Ihnen ein Medikament gegen das Fieber auf, da er keinen geröteten Rachen hat, gehe ich davon aus, dass er Tabletten schlucken kann… Er muss das Mittel 3 Mal täglich einnehmen, gegen die roten Punkte erhalten Sie eine Salbe… sobald es wieder beginnt zu jucken soll er sie auftragen, dann werden sie schnell verschwinden. Das Rezept erhalten Sie am Empfang und ich schreibe Sie für zwei Tage, einschließlich heute, mit ihm krank. Oh und hier ist meine Nummer, wenn Sie fragen haben sollten, dann rufen Sie mich an. Ich stehe allen meinen Patienten rund um die Uhr zur Verfügung, sollte es also am Wochenende einen Notfall geben, dann rufen Sie einfach an.“, das Piepsen des Thermometers, ließ sie verstummen, sie nahm es wieder an sich und notierte die Gradzahl. „Gut, Elias, du kannst jetzt wieder mit deinem Papa nach Hause gehen.“, Elias nickte und flüchtete förmlich aus dem Behandlungszimmer, Oliver folgte ihm und erhielt am Empfang das Rezept und die Krankschreibung, außerdem machte er einen Vorsorgetermin in einem halben Jahr aus. Oliver trug den erschöpften Elias zum Auto und schloss ihn so lange ein, bis er von der Apotheke wiedergekommen war und sie nach Hause fuhren. Elias war unterwegs vor Erschöpfung eingeschlafen, deshalb hob Oliver ihn aus dem Auto, schloss ab und fuhr mit dem Fahrstuhl in das Geschoss, in dem auch ihre Wohnung lag. Irgendwie bewerkstelligte er es sogar, die Tür aufzuschließen. Er legte den Jungen im Wohnzimmer auf die Couch, zog ihm Jacke und Schuhe aus und schloss, beim wegstellen und hängen ebendieser, die Haustür. Auf dem Rückweg ins Wohnzimmer holte er Decke und Kissen aus Elias Bett, deckte ihn zu und platzierte seinen Kopf auf dem Kissen. Still und leise schlich Oli in Elias Zimmer alias sein Arbeitszimmer, fuhr seinen Computer hoch und scannte seine Krankschreibung ein, die er kurz darauf seinem Vater per Mail schickte. Sein Handy schaltete er auf lautlos und legte es neben sich auf dem Schreibtisch ab. Er hatte die Tür offengelassen, damit er hören konnte, wenn Elias nach ihm rufen sollte. Sein Handy klingelte schneller, als er vermutet hatte und schon nahm er von Zuhause aus seine Tätigkeit als Staatsanwaltsgehilfin wieder auf. Gegen 13 Uhr schaltete er sein Handy ab und ging durch das Wohnzimmer, er wollte eigentlich in die Küche, doch aus für ihn unempfindlichen Gründen, setzte er sich neben Elias und beobachtete ihn beim Schlafen. Er sah friedlich aus, es schien ihm ein wenig besser zu gehen und mit seinem friedlichen Ausdruck auf dem Gesicht, fiel auch eine kleine Last von Oliver ab. Er wollte grade wieder aufstehen, als Elias die Augen aufschlug. „Geht es dir ein bisschen besser?“, fragte der Ältere mit sanfter Stimme. „Ja.“ „Hast du Hunger? Ich wollte die Suppe grade nochmal aufwärmen.“, Elias nickte und Oliver stand lächelnd auf. Er erwärmte die Suppe und brachte Elias Medikamente mit sich. „Hier. Und nach dem Essen nimmst du dein Medikament und ich helfe dir, dich einzucremen.“, wieder nickte Elias nur. Schweigend aßen sie zusammen und versorgten nach dem Essen Elias. „Ich muss jetzt wieder an die Arbeit gehen.“, sagte er und stand auf. „Kann ich… mit ins Zimmer?“ „Meinetwegen, aber ich muss laufend Telefonate führen.“ „Das stört mich nicht.“, sagte Elias, stand auf und stiefelte mit seinem Kopfkissen und seiner Decke unter dem Arm los und legte sich wieder in sein Bett. Er lauschte den Gesprächen, die Oliver mit ruhiger Stimme führte. Olivers Stimme geleitete ihn in sanften Wogen in den Schlaf, gab ihm das Gefühl, behütet und willkommen zu sein. Sein tiefer, erholsamer Schlaf war der Grund dafür, dass er nicht mitbekam, wie Oliver das Zimmer verließ, um zu telefonieren. „Oliver, was hat das zu bedeuten?!“, fragte eine leicht erzürnte und verwunderte Stimme. „Was meinst du?“, fragte er, obwohl er genau wusste, worüber sein Vater sich aufregte, doch er wollte das Kind nicht beim Namen nennen. „Diese Krankschreibung! Was soll das heißen, du bist mit deinem Sohn krankgeschrieben?!“ „Dad… es… es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um das am Telefon auszudiskutieren. Der Kleine schläft grade, er hat Fieber und ich möchte ihn ungerne wecken. Ich komme am Mittwoch wieder zur Arbeit, wenn es ihm bis dahin besser geht. Ich bringe ihn mit und dann können wir das Ganze in Ruhe besprechen.“, sagte er in sanftem Flüsterton. „Aber DANN… dann will ich endlich Antworten haben, Oliver Simon Black! Keine Geheimnisse mehr vor deinem Vater!“ „Ja, Dad.“, er verabschiedete sich von ihm und war sichtlich erleichtert endlich diese Auflösung seiner Geheimnisse in Gang gebracht zu haben. >Ist das nicht bitter? Kaum ist Taylor ein paar Wochen tot, scheinen sich meine Geheimnisse und die damit verbundenen Probleme in Luft aufzulösen… Ich hätte lieber ein Leben in einen Schleier aus Geheimnissen gehüllt und dafür dich, gefährlich, bissig und quietsch lebendig an meiner Seite. Auch wenn es mir unendliche Qualen bereitet, ich würde nur zu gerne deine Leiche sehen. Um endlich damit abschließen zu können, dass du tot bist, um dich noch einmal berühren zu können, um dich nur noch einmal zu sehen. Was soll ich deiner Mutter sagen? Wir haben uns nie kennengelernt und jetzt offenbare ich ihr, dass wir in unserer Trauer zu zweit sind? Dass Elias quasi dein Sohn ist, wenn ich ihn adoptiert habe? Taylor… ich liebe dich, komm zurück zu mir!<, das Geräusch, dass seine Tränen machten, als sie auf dem hölzernen Boden aufschlugen, brachten ihn zurück in die Gegenwart. Er hielt sein Handy an seine Brust gepresst, den Kopf auf seine Brust gestützt, seine Haare hingen ihm über die Augen und seine Tränen liefen unaufhaltsam, tropften hart, ob der Ungerechtigkeit des Todes geliebter Menschen, auf den kalten Boden und blieben dort liegen. Sammelten sich zu einer Pfütze aus Schmerz, Trauer, Wut, Sehnsucht und Liebe. Plötzlich musste er wieder an Elias denken, der nebenan seelenruhig schlief und der ihn brauchte. Er wischte seine Tränen fort und sammelte sich, bevor er sich einen Kaffee kochte und zurück an seinen Schreibtisch ging. Im Laufe des Tages stieg Elias Fieber nur noch leicht an und am nächsten Morgen ging es ihm schon wesentlich besser, er zeigte Appetit beim Frühstück und die glasigen Augen und geröteten Wangen waren fort. Als Oliver sein Zimmer betrat, um ihn zu fragen, ob er Wäsche hätte, die gewaschen werden müsse, fand er diesen beim Training vor: „Elias, du bist grade erst wieder auf den Beinen, gönn dir noch ein wenig Ruhe!“ „Nein, wenn ich nicht trainiere, dann werde ich ungelenkig und irgendwann kann ich nicht mehr kämpfen.“ Oliver überlegte kurz, bevor er wieder begann zu sprechen: „Okay, ich schlage dir einen Deal vor, du gibst mir die Hälfte deiner Waffen und dafür darfst du mit den verbliebenen weitertrainieren, aber erst ab diesem Wochenende! Ich möchte, dass du dich richtig erholst.“ Elias zögerte, er wusste nicht so recht, ob er seine Waffen in Olivers Hände geben wollte. Das Kämpfen war genauso Teil seiner selbst, wie das Kind sein: „Na gut.“ „Danke… Hast du noch Wäsche, die ich mitwaschen soll?“ „Stimmt etwas nicht?“, der Zwölfjährige legte seinen Kopf ein wenig schief und betrachtete ihn. „Nein, wieso… ich…“ „Deine Augen, sie sind ganz rot… du hast wieder geweint, hab ich Recht?“ „Nein, das…“ „Ich habe auch geweint, sehr viel und oft sogar, aber… ich hatte schon zwei Wochen länger Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen… du bist vielleicht bald mein Vater, aber du bist auch nur ein Mensch, du kannst mit mir darüber reden.“ „Nein, wirklich… das ist etwas, mit dem ich selbst klarkommen muss.“ „Das bestreite ich auch nicht, aber manchmal ist es gut, jemanden zu haben, mit dem man darüber reden kann.“ „Ja, danke…“, sagte Oliver traurig lächelnd. --------------------------------------------------------------------------------------- Wie ihr lest, geht es im Moment sehr gut voran :3 Ich hoffe, dass euch diese Story auch ohne Taylor viel Freude bereitet! >.< Leider fängt morgen die Schule schon wieder an, aber ich versuche, das nächste Kapitel möglichst schnell fertigzustellen, damit ihr nicht so lange warten müsst^^ lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 16: Secrets and how to tell them ---------------------------------------- Als sie gegen Abend zusammen im Wohnzimmer saßen, brachte Elias ihn mit einer unerwarteten Frage ein wenig aus dem Konzept: „Es… es ist nicht so, dass ich dich nicht mögen würde, aber… warum… warum hat Taylor gewollt, dass du mich adoptierst?“ „Ich denke, weil du ihm am Herzen lagst.“, seine Antwort war gut überlegt, denn er wusste nicht, wie viel Taylor dem Kleinen bereits erzählt hatte. „Aber warum ausgerechnet du? Was war Taylor denn für dich? Auch dein Lehrer? Oder dein bester Freund?“ „Nein, Elias. Er… er war mein Partner.“ „Was für ein Partner? Geschäftspartner, Trainingspartner?“, der Junge wurde hellhörig, es dürstete ihn immer mehr danach, mehr über Oliver und Taylor zu erfahren. „Nein…“, Oliver seufzte: „Ich versuche es dir mal so zu erklären… Wenn Taylor noch leben würde… und ich oder er dich adoptieren hätten, dann wärst du unser beider Sohn.“ „Also… wärt ihr dann beide meine Väter?“ „Ja, das wären wir.“ „Aber auch jetzt, wo Taylor… nicht mehr da ist… wenn du mich adoptierst, ist er dann auch mein Vater?“ „Ja…“ „Geht das denn? Zu einer Familie gehören doch immer eine Mutter und ein Vater.“, Elias wusste nicht viel über das Familienleben, doch was er bisher mitbekommen hatte, widersprach dem ein wenig. „Doch, wir hätten auch ohne eine Mutter eine Familie sein können.“, sagte Oliver traurig lächelnd. „Hast du… hast du schon einmal etwas von… Homosexualität gehört?“ „Ja, aber nur so am Rande… ist das nicht, wenn… dann seid ihr ein Paar gewesen?“, endlich kam Elias die Erleuchtung. „Ja, Elias. Taylor und ich waren ein Paar.“ „Das ist ja furchtbar!“, sagte er aufgebracht mit weit aufgerissenen Augen, Oliver machte sich auf das Schlimmste gefasst, als der Jüngere fortfuhr: „Dann hast du ja quasi einen Teil deiner Familie verloren!“ Oliver kamen die Tränen, von dieser kindlichen Seite hatte er es noch nie betrachtet, ja, er hatte einen Teil seiner Familie, einen Teil seiner selbst verloren. Der Dunkelhaarige schloss Oliver fest in die Arme, sah ihm darauf fest in die Augen und wischte seine Tränen fort. „Wenn… wenn wir endlich eine Familie sind, dann war Taylor ja auch ein Teil meiner Familie… schluchz… weißt du, du musst mich eigentlich gar nicht mehr adoptieren, es kommt mir auch so schon vor, als wärst du mein Papa.“, Elias lächelte das traurige Lächeln eines Kindes, dem bewusst wurde, dass es seinen Lehrer und Fast-Vater verloren hatte, aber gleichzeitig einen liebevollen Vater dazugewonnen hatte. Das Klingelnde Telefon riss sie aus ihrer Melancholie: „Ich muss wieder an die Arbeit, wenn du etwas brauchst…“ „…sag ich Bescheid. Geh nur.“, beendete Elias seinen Satz und überließ den Älteren somit wieder seiner Arbeit. >Ich hätte nie gedacht, dass Taylor mit einem Mann zusammen sein könnte… Aber Oliver ist total nett, deshalb glaube ich nicht, dass es mir etwas ausmacht… oder doch? Nein… Oliver ist ein lieber Mensch, ich kann verstehen, dass er ihn so gerne mochte, aber… ich würde ihn gerne wiedersehen… Er… er könnte mir sicherlich noch mehr über Oliver und sich erzählen, aber… aber das geht ja nicht mehr… er… er ist gekommen um mich zu retten. Hätte ich mich nicht schnappen lassen, dann würden wir jetzt wohl zu Dritt hier sitzen und die Familie wäre komplett. Warum hab ich es nicht kommen sehen?! Ich hätte mich besser verteidigen müssen, aber ich war einfach so schwach! Es tut mir leid Taylor…<, der Junge vergrub sein Gesicht in seinem Kissen und zog seine Knie eng an den Bauch. Nachdem er sich gesammelt hatte, kehrte er in sein Zimmer zurück, setzte sich auf sein Bett und beobachtete seinen zukünftigen Vater bei der Arbeit. Irgendwann zog er seinen Laptop zu sich heran und begann im Internet zu surfen. Ohne, dass er es bemerkte, verstummte irgendwann der Geräuschpegel im Hintergrund. Er hörte Olivers Handy klingeln, wieder und wieder, als dieser nicht ranging sah er von seinem Laptop auf und was er sah, überraschte ihn. Er legte den Computer zur Seite, stand auf, nahm seine Decke mit und legte sie Oliver, der vor Erschöpfung eingeschlafen war, über die Schultern. Daraufhin schnappte er sich sein Handy und den Terminplaner, der vor ihm auf dem Tisch lag und nahm den wartenden Anruf entgegen: „Sekretariat von Staatsanwalt Hudges, Black am Apparat, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte er mit fachmännischer, akkurater Stimme, wie er sie am heutigen Tag zig Male von Oliver vernommen hatte. „Ja. Wie dringend ist denn Ihr Anliegen?“ „Ich verstehe, ich habe nächste Woche um 16 Uhr noch einen Termin frei.“ „Gut, schönen Abend noch.“ „Danke, tschüss.“ Dem Kalender konnte Elias entnehmen, dass Oliver noch eine halbe Stunde zu Arbeiten hatte, deshalb übernahm er diese Pflicht noch für diesen Zeitraum für ihn, bevor er sein Handy abschaltete. Auf leisen Sohlen ging er zurück in sein Zimmer und legte Oliver eine Hand auf die Schulter, während er ihn sanft ansprach: „Oliver… du solltest dich in dein Bett legen, sonst hast du morgen Rückenschmerzen.“ Blinzelnd erwachte der Angesprochene und erschrak, als er auf die Uhr sah: „Ich… ich mach das hier noch schnell fertig und dann…“ „Nein, du musst doch morgen wieder zur Arbeit. Leg dich jetzt hin und schlaf dich aus.“ >Erwachsene... immer muss man ihnen sagen, was sie zu tun haben… Können die nicht selbst auf sich Acht geben?<, dachte Elias lächelnd, während er seinen zukünftigen Vater gen Schlafzimmer schob. „In Ordnung, aber du nimmst vorher noch deine Medikamente.“ „Jahhh~“, er hatte es schon immer gehasst, Medikamente zu nehmen, deshalb schluckte er sie auch diesmal nur widerwillig, damit Oliver endlich Ruhe gab und sich ins Bett legte. Nachdem sich Oli schlafengelegt hatte, setzte er sich an seinen Computer und trug die zusätzlichen Termine in den Kalender ein. Dieser Kalender existierte auf verschlüsselter Basis online, sodass Mr. Hudges von seinem Büro aus darauf zugreifen konnte. Als Elias am nächsten Morgen erwachte, war er erstaunt. Hätte er nicht gewusst, dass Oliver ein Mann war und wäre er ihm zum ersten Mal begegnet, so hätte er ihn für eine Frau gehalten. „Warum… läufst du in Frauenklamotten herum?“ „Das hat etwas mit meinem Job zu tun, aber kein Wort zu niemandem! In einem Jahr kann ich wieder normal herumlaufen.“ Elias nickte, sah ihn dann aber fragend an: „Wem sollte ich das denn erzählen?“ „Du musst heute mit mir zur Arbeit kommen. Ich habe etwas Wichtiges mit meinem Chef zu klären und möchte dich meinem Vater vorstellen, also zieh dich jetzt bitte vernünftig an, ich mache dir Frühstück.“, Elias konnte deutlich die Anspannung in Olivers Stimme hören, aber nicht nur deswegen tat er das, was ihm aufgetragen worden war, er wollte sich vor allem seinen Respekt und seine Anerkennung verdienen. Nach dem Frühstück stiefelten sie gemeinsam los, als sie auf das Gerichtsgebäude zusteuerten, blieb Elias kurz stehen. Das Gebäude und vor allem der riesige Eingang wirkten auf ihn erschlagend, dieses Gebäude schien wahrlich dafür gebaut worden zu sein, zu richten. „Na komm.“, sagte Oliver Black zu dem kleinen Jungen neben sich. Er folgte dem Mann in Frauenklamotten ins Gerichtsgebäude und bestaunte mit großen Kinderaugen die ihm fremden Details. Er stieß beinahe mit ihm zusammen, als Oliver vor einem großen, überfüllten Schreibtisch zum stehen kam: „Hier arbeitest du?“, fragte er erstaunt. „Ja, gefällt es dir?“ „Allerdings! Ich war noch nie in einem Gerichtsgebäude!“ „Das ist vielleicht auch besser so.“, sagte Oliver seufzend, Elias schaute ihn nur fragend an, er wusste nicht, worauf er hinauswollte. „Ich muss jetzt jedenfalls ein Gespräch mit meinem Chef führen, deswegen möchte ich dir jemanden vorstellen, komm mal mit.“, er winkte dem Zwölfjährigen, damit er ihm folgte. „Hey, Niguel. Hättest du vielleicht ein Bisschen Zeit?“ „Es geht so…“, antwortete der brünette, kräftig gebaute Mann ihm gegenüber. „Das ist Elias, könntest du mir den Gefallen tun und eine Weile auf ihn aufpassen? Ich muss etwas Dringendes mit Mr. Hudges besprechen, ich verspreche dir, dass er dir nicht zur Last fallen wird.“ Der Brünette seufzte: „Ich bin dir noch etwas schuldig, also na gut. Komm, wir organisieren dir einen Stuhl, dann kannst du dich neben mich setzten.“, Elias nickte, bevor er dem großgewachsenem Mann folgte. Er warf noch einen kurzen Blick zurück und erblickte Oliver, der noch immer dort stand und ihm ermutigend zunickte. Oliver atmete tief ein und wieder aus, er hatte seinen Schützling in sichere Hände übergeben, bei Mr. Markrat war er sich sicher, dass er den Kleinen gut händeln konnte. Er machte buchstäblich auf dem Absatz kehrt und betrat nach einem höflichen Klopfen die Höhle des Löwen. „Da bist du ja.“, sagte sein Vater, die Augenbrauen sorgenvoll und ärgerlich zusammengezogen. „Ja, hier sind deine Wagenschlüssel, danke, dass ich ihn borgen konnte.“, Oliver legte die Schlüssel auf den Schreibtisch und blieb, wie ein auf ein fremdes Geräusch konzentriertes Reh stehen. „Setz dich.“, sagte Charles Hudges streng und Oli folgte seinem Befehl ohne Widerworte: „…ich höre.“ „Ähm… wo soll ich anfangen…“ „Bei dem Jungen. Seit wann hast du einen Sohn? Wieso hast du uns nichts erzählt?“ „Das… ich, ich habe ihn adoptiert, Vater.“ „24, Oliver, du bist erst 24 Jahre alt! Wie kommst du dazu, in diesem Alter ein Kind zu adoptieren?! Das hast du doch gar nicht nötig, oder…“ „Die Sache ist etwas komplizierter…“ „Ich habe Zeit.“, sagte der langsam ergrauende Staatsanwalt und lehnte sich, die Fingerkuppen seiner beiden Hände zusammenpressend, zurück und bereitete sich darauf vor, den Ausführungen seines Sohnes zu lauschen. Oliver seufzte und fuhr sich durch die Haare: „Ich muss wohl etwas weiter ausholen… ähm… weißt du, ich hatte seit einem Jahr wieder jemanden an meiner Seite…“ „Das ist mir aufgefallen…“, sagte Charles ermutigend. „Wie…?“, fragte er erstaunt. „Du bist plötzlich so glücklich gewesen, wirktest ausgeglichener, aber… ist etwas diesbezüglich vorgefallen? Warum hast du mir deine Freundin nicht vorgestellt?“, Oliver brachte es nicht länger fertig, seinem Vater in die Augen zu sehen, er blickte stur auf seinen Schoß, mit seinen Tränen kämpfend. „Das… das ging nicht… jedenfalls war es der letzte… der letzte Wille dieser Person, dass ich den Kleinen adoptiere…“ „Deine Freundin ist tot?! Wie ich meine, warum…“, Charles sah sich sichtlich überfordert, nie hätte er mit einer solch plötzlichen Wendung gerechnet. „N… nicht meine Freundin ist tot, Dad… sondern, sondern mein Freund…“ „Verstehe ich das richtig…?“ „Ja, Dad, dieses eine Jahr war ich mit einem Mann zusammen… sein Name war Taylor… er… er ist gefallen… vor… vor zwei Wochen…“, nun war es soweit, Oliver konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und traute sich auch nicht, aufzusehen. Charles war geschockt, zutiefst erschüttert, bis ins Mark traf ihn dieser Schock. Er war überfordert mit dieser Situation, hatte sich schon etliche Szenarien ausgemalt, doch auf so etwas war er nicht gefasst gewesen. Er war wütend auf seinen Sohn, Zorn wallte in ihm auf, doch konnte er dieses Häufchen Elend, das nun vor ihm kauerte und das er jahrelang behütet hatte, wie einen Schatz, einfach so sich selbst überlassen? „Hier.“, er reichte ihm ein Taschentuch: „Wo ist der Junge?“, fragte sein Vater streng. „Was?“ „Wo ist er? So, wie ich dich kenne, hast du ihn mitgebracht.“ „Bei… bei Mr. Markrat…“, Oliver hatte Angst, was hatte sein Vater nur vor? Charles Augen zeigten keine Emotionen, waren kalt und auch an seinem restlichen Gesicht konnte er nichts ablesen. Nachdem er ihm geantwortete hatte, ging Mr. Hudges schnurstracks zu dem Schreibtisch des Brünetten, Oliver blieb derweil kurzzeitig schockiert sitzen, bevor er aufsprang und seinem Vater folgte. Er versuchte zu ihm aufzuschließen, doch von Wut getrieben lief dieser quasi durch das Gebäude. Erschrocken blickte Elias auf, als sich ein großer Schatten über ihn legte, der Mann über ihm wirkte gefährlich und er bekam es mit der Angst zu tun. „Vater!“, Oliver kam außer Atem zum stehen, noch immer liefen ihm Tränen von den Wangen. „Ist er das?!“ „Ja, Vater, aber tu ihm nichts!“ „Wie heißt du?“, fragte er mit der strengen Stimme eines Staatsanwaltes. „E… E… Elias.“, er schluckte, als der ihm fremde Mann sein Kinn packte. „Mr. Hudges, beruhigen Sie sich. Er ist noch ein Kind, Sie können doch nicht derart mit einem Kind umspringen, schon gar nicht in den heiligen Hallen der Justitia!“ „Erzählen Sie mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe, Markrat!“, er erhob drohend einen Finger. „Oliver!“, Elias sprang von seinem Stuhl, schaffte es, dem Arm, der ihn versuchte, aufzuhalten, auszuweichen und warf sich in Olivers Arme, wo er ebenfalls in Tränen ausbrach. Er hatte realisiert, dass dieser aufgebrachte Mann sein Großvater in spe war und dieser ihn nicht akzeptierte, er war nicht willkommen, zudem schien dieser Mann ihm in seiner Wut Gewalt antun zu wollen. Der Zwölfjährige hätte sich wehren können, doch gegen einen Erwachsenen kam er noch immer nur schwer an. Das Bild, das sich ihm bot, brannte sich tief in Charles Hudges Gedächtnis ein: Sein Sohn mit schmerzvollem, abschätzigem Blick, seine Wangen verziert von seinen Tränen, die die Wimperntusche von seinen Wimpern mit sich geschwemmt hatten und das Kind, dass dieser in Armen hielt. Dieses Kind, das das Ebenbild seines eigenen hätte sein können, waren sie doch nicht blutsverwandt und dessen Blick, der ihn ängstlich, aber vor allem enttäuscht und hasserfüllt ansah. --------------------------------------------------------------------------------------- Passend zum Freitag dem 13. hier ein neues Kapi von DLA^^ (wieso merke ich erst jetzt, dass der Inhalt gut zu diesem Tag passt?!O.o) Ich hoffe, dass mich die Muse bald wieder ordentlich knutscht, damit ihr schon bald das nächste Kapitel lesen könnt ;) lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 17: Ride the emotional Roller Coaster --------------------------------------------- „Hab… hab ich etwas verkehrt gemacht?“, fragte der Kleine, ohne aufzuschauen. „Nein, Elias, das hatte nichts mit dir zu tun.“ „Aber…“ „Wirklich, mach dir keine Gedanken.“ „Wir sind da, ich komme noch mit hoch.“, sagte der Brünette, als er das Auto anhielt. „Das ist wirklich nicht…“, wollte Oliver verneinen, doch sein Gegenüber ließ sich nicht abwimmeln: „Ich komme mit und damit basta.“ „Na gut, kommt.“, Oliver stieg aus dem schwarzen Audi A3, dicht gefolgt von seinen beiden Begleitern und schloss die Tür zur Wohnung auf. „Danke, dass du uns hergefahren hast, Niguel.“, sagte Oliver seufzend, als er sich auf der Couch im Wohnzimmer niederließ. Elias setzte sich mit kleinem Abstand neben ihn und er legte kurzerhand einen Arm um den Zwölfjährigen und zog ihn zu sich. … „Hallo, hier spricht Kathrine Black.“ „Hallo Kathrine, ich bin`s Charles.“ Die Stimme am anderen Ende des Telefonhörers stockte kurzzeitig: „Wie kommt es, dass du mich so plötzlich anrufst, Charles?“ „Ich rufe dich nicht zum Spaß an, es geht um Oliver.“ „Was ist mit ihm?!“, fragte Ms. Black besorgt. … „Wie konnte dein Vater nur so außer sich geraten?“ „Ich habe ihm von meiner Beziehung zu Taylor erzählt.“ „Du… du bist mit Taylor alias Kingfisher zusammen?! Du hast mir zwar erzählt, dass es ein Mann ist, aber…“ „Bei uns wurde er immer Ironheart Beauty genannt…“, sagte Elias ein wenig verträumt. „Wie passend…“, sagte Mr. Markrat ein wenig zynisch. „Das stimmt nicht! Er hatte ein weiches Herz, war fürsorglich und umsichtig.“, Oliver konnte es nicht leiden, wenn jemand schlecht über seinen Tay sprach oder auch nur dachte, deswegen versuchte er solche Missverständnisse möglichst im Keim zu ersticken. „Hatte…?“, fragte Niguel vorsichtig. Oliver schwieg, deshalb antwortete Elias für ihn: „Er ist tot…“ „Das tut mir leid, Oliver, ich wollte nicht…“ „Schon gut, lass uns das Thema wechseln. Möchtest du zum Mittag bleiben?“ „Wenn es euch nichts ausmacht…“ „Nein, bleib ruhig.“ … Als Niguel Markrat die Wohnung der beiden verließ, wurde er durch ein eintreffendes, unerwartetes Einschreiben abgelöst. Der Kurier war, im Verhältnis zu Oliver recht groß, trug ein Käppi und blau-weiße Arbeitskleidung, unter der aber ein schwarzes Oberteil hervor lugte. „Eine Unterschrift hier bitte.“, der Kurier deutete auf eine schwarze Linie, die sich am unteren Ende der Empfangsbestätigung befand, die wiederum auf ein Klemmbrett geheftet war. „Natürlich…“, als Oliver unterschrieb, bemerkte er die musternden Blicke des brünetten Kuriers und sagte ganz beiläufig: „Sie kannten ihn, nicht wahr?“ „Woher…?“, fragte dieser überrascht und sah ihn nun direkt an. „Ihr Körperbau, Ihre Haltung, quasi Ihre ganze Aura und zu guter Letzt Ihr Blick haben Sie verraten. Wollen Sie kurz hereinkommen?“ „Nein, Ma`am das…“, Oliver trug noch immer seinen Rock und die Bluse, die er zur Arbeit angezogen hatte, deshalb hielt ihn der Kurier fälschlicher Weise für eine Frau. „Doch, kommen Sie, nur kurz.“, sagt Oli und winkte den für ihn Fremden herein. Elias beobachtete durch einen Spalt seiner Zimmertür den Fremden, der soeben ihre Wohnung betreten hatte, als erfahrener Agent konnte er sofort sagen, dass dieser Mann ein Agent war. Er bewegte sich ebenso lautlos, wie er selbst, seine Bewegungen waren geschmeidig, wie die eines Raubtieres und sein Blick aufmerksam, auch wenn er ein wenig aus der Rolle gebracht schien. Der Fremde setzte sich auf die Couch, auf der eben noch Niguel gesessen hatte und nachdem er den angebotenen Kaffee dankbar annahm, setzte er sein Käppi ab. Überrascht kam Elias aus seinem Zimmer und ging direkt auf den Brünetten zu: „Nummer 2?“ „Du bist also wirklich hier! Freut mich, dich zu sehen.“ „Ihr kennt euch?“ „Er… er war mit Taylor und mir auf Mission… er war die Nummer 2…“, sagte Elias verwundert. „Ich heiße Jonas, freut mich, Sie kennenzulernen.“ „Warum haben Sie den Brief persönlich überbracht, Jonas?“ „Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, Sie hier anzutreffen… Ich bin zurzeit hier in Oxford auf Mission, deshalb habe ich den Brief selber zustellen können.“ „Huch, warum wollten Sie mich treffen?“ „Wissen Sie, ich bin vor zwei Wochen Vater geworden und… und… meine Frau war hochschwanger, als wir auf die letzte Mission geschickt worden sind, Nummer 1 und ich, wir haben uns geschworen, alles zu tun, um diese Mission schnellstmöglich hinter uns zu bringen… er wollte unbedingt zu Ihnen zurück, da Sie beide doch Jahrestag hatten… einen so liebevollen Blick hatte ich zuvor noch nie bei ihm gesehen. Und als ich dann erfuhr, dass er unbedingt wollte, dass unser Kleiner hier zu Ihnen kommt, da… ich weiß nicht… ich kenne Sie nicht, aber ich habe mir Sorgen um Sie gemacht.“ „Das… das ist wirklich sehr nett von Ihnen Jonas.“ „Wie lange bist du noch hier?“, fragte Elias interessiert. „Nicht mehr lange, vielleicht noch bis morgen, oder übermorgen.“ „Können wir uns nicht mal treffen und trainieren?“ „Elias, du hattest mir etwas versprochen.“, erinnerte Oliver ihn streng. „Bitte, bitte… Ich sehe ihn vielleicht nie wieder. Bitte, Oli.“ „Na gut, aber nur dieses eine Mal und wenn du wieder krank wirst, musst du dich selbst versorgen.“, dies war natürlich nicht ernstgemeint, er könnte niemals einen Zwölfjährigen sich selbst überlassen. „Ok.“, sagte dieser glücklich Nachdem Oliver Jonas verabschiedet hatte und endlich ein wenig Ruhe einkehrte, öffnete er den Umschlag, der das Logo der WSA trug. Er lehnte sich zurück und legte seine Beine auf die Couch, bevor er begann, die vier, in dem Briefumschlag enthaltenden Zettel zu inspizieren. Der erste Zettel war einer der üblichen Checks, die sein Schweigen erkauften. Er würde diese Checks auch weiterhin erhalten, auch wenn Elias jetzt nicht bei ihm wäre, da er einfach zu viel wusste. Er legte den ersten zettel beiseite auf den Wohnzimmertisch und besah sich das nächste Blatt Papier, dieses ließ ihn innehalten. Dies war ein zweiter Check, der unter dem Verwendungszweck Witwenrente lief. So weit war es also nun schon gekommen, auch wenn er nicht mit Taylor verheiratet war, erhielt er Witwenrente als sein hinterbliebener Partner. Er wollte dieses Geld nicht, mit Abscheu betrachtete er es und legte das Blatt umgedreht auf den Tisch, er wollte nichts mehr davon sehen. Umso erstaunter war er, als auch das dritte Blatt einen Check beinhaltete, nur war dieser nicht auf seinen Namen, sondern auf Elias ausgestellt. Oliver musste schmunzeln, als er dort den Namen Elias Black las, doch gleichzeitig machte er sich eine gedankliche Notiz, dass er für den Kleinen noch ein Konto eröffnen sollte, auf dem dieser sein Erspartes sammeln konnte, sofern er nicht bereits eines hatte. Bevor er die letzte Seite betrachten konnte, setzte Elias sich neben ihn, er schien ebenfalls neugierig zu sein, was in der Post der WSA war. Der Zwölfjährige schaute auf das Blatt und wieder zurück zu Oliver: „Wirst du… ihn ausfüllen?“ „Ja, Elias, ich werde den Antrag ausfüllen.“, sagte Oliver fest entschlossen, als er die Kopfzeile der Seite gelesen hatte. „Wirklich?!“, fragte Elias mit Tränen in den Augen. „Wirklich. Hol mir einen Stift und ich mach es sofort, sofern du bei mir bleiben möchtest.“, Elias nickte heftig, bevor er aufsprang und eilig mit dem Kugelschreiber wiederkam. … „Jo? Alles in Ordnung? Du wirkst so abwesend.“, fragte Sam stirnrunzelnd, als er besorgt seinen Freund betrachtete, der seit gut fünf Minuten Papiere graderückte. „Ähm… ja, ich… war nur in Gedanken, mach dir keine Sorgen.“, Jo schien aus seinen Gedanken hochzuschrecken, als Sam ihn ansprach. „Ist es wegen Taylor? Hast du eure Mutter schon angerufen?“ „Nein, ich wollte das mit Oli zusammen machen, da ich denke, dass sie von seiner Existenz erfahren sollte… Es geht um Oliver. Das Gerücht geht um, dass Olivia Black Mr. Hudges Tochter ist.“ „Wie konnte das durchsickern?“, fragte der Brillenträger erstaunt. „Es scheint, als hätten die beiden einen Streit gehabt, aber es kann nichts Berufliches gewesen sein, ansonsten hätte Oli ihn nie Vater oder Dad genannt. Der Kleine hat`s im Moment wirklich nicht leicht.“ „Wie geht es dir?“ „Mir geht es gut.“ „Das meinte ich nicht und das weißt du auch.“, sagte Sam und schaute seinem Geliebten fest in die Augen. „Ich… ich hab es noch nicht wirklich realisieren können, es gab keine Trauerfeier, keinen Leichnam und es fällt mir schwer Abschied zu nehmen… Mir geht`s also den Umständen entsprechend.“, Jo`s Augen weiteten sich überrascht, als Sam ihn in seine Arme zog und ihn auf die Stirn küsste. „Wenn du mich brauchst, bin ich für dich da, du musst nur mit mir darüber reden. Denn auch, wenn wir schon mehr als 1 Jahr zusammen sind, kann ich noch immer keine Gedanken lesen.“ „Ich weiß, danke, Sam. Aber du solltest jetzt wieder an die Arbeit gehen, ich bin ok.“ „Kommen Sie nach Feierabend in mein Büro, Mr. Clarkson?“, fragte er zwinkernd. „Ich denke darüber nach, Sir.“, sagte Jo, während er seinem Freund eindeutige Blicke zuwarf. … „Gehst du morgen wieder zur Arbeit?“, fragte Elias ein wenig besorgt. „Natürlich, ich kann wegen privaten Angelegenheiten nicht ständig meine Arbeit vernachlässigen… aber es wäre vielleicht besser, wenn du hierbleiben würdest.“ „Ja… dein Vater hat mir wirklich einen Schrecken eingejagt.“ „Ich weiß, eigentlich ist er nicht so, ich denke, die ganze Situation hat ihn überfordert und vermutlich kommt er nicht damit klar, dass ich mit Taylor zusammen war.“ „Wusste er das etwa nicht?“ „Nein, das wusste er nicht.“ „Dann war er auf jeden Fall überfordert… aber ich konnte sein Vorgehen nicht vorhersehen und das war das erschreckende… wenn ich auf Mission war, dann habe ich meistens Persönlichkeitsprofile von bestimmten Personen erstellt, doch das geht nur, wenn man objektiv an die Sache herangehen kann… aber diesmal ging es um dich und mich und… deswegen ging es nicht.“, sagte Elias entschuldigend. „Schon gut, du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen… du triffst dich doch morgen oder übermorgen wieder mit Jonas, oder? Kannst du ihm dann den Antrag mitgeben?“ „Ja.“, sagte Elias glücklich, er freute sich noch immer darüber, dass Oliver seine Adoption in die Wege geleitet hatte, endlich würde er eine Familie haben: „Erzähl mir ein wenig über deine Familie.“ „Unsere Familie…", berichtigte er ihn: "Ich habe eine kleine Halbschwester und einen kleinen Halbbruder, meine Schwester heißt Mary Hudges und mein Bruder Leo Hudges. Deinen Opa hast du jetzt schon… ähm… gesehen? Kennengelernt kann man nicht wirklich sagen, denn so ist er für gewöhnlich nicht… dann… deine Oma, du hast Glück, du hast sogar zwei Omas.“ „Zwei?!“, fragte Elias überrascht. „Ja, meine Eltern haben sich getrennt und mein Vater hat neu geheiratet. Ich habe also eine Stiefmutter und meine leibliche Mutter.“ „Wie heißt deine leibliche Mutter?“ „Kathrine, sie heißt Kathrine Black und ich sehe ihr sehr ähnlich, nur dass sie lange schwarze Haare und grüne Augen hat. Sie ist Richterin und arbeitet auch im Gericht von Oxford.“ … In der Schweiz klingelte plötzlich ein Handy, das Dudeln hallte durch ein weißgefliestes Badezimmer und veranlasste dessen Besitzer die Dusche abzustellen. Die Duschtür wurde geöffnet und ein kleinerer, schmaler und doch muskulöser, junger Mann mit grünen Augen und dunklen Haaren trat heraus. Er wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und beugte sich hinab, um das Handy aus seiner Hosentasche zu holen: „Ja?“ „Ähm… Hier ist Dominik Cech.“, sagte eine männliche Stimme auf Tschechisch. „Woher hast du diese Nummer?“, fragte der Angerufene streng. „Ich habe sie mir aus deinem Handy geholt, als du im Bad warst.“ „Wie geht es dir?“, fragte der Grünäugige nun etwas ruhiger, während er sich auf den geschlossenen Toilettendeckel setzte und mit einem weiteren Handtuch seine Haare abzurubbeln begann. „Ich habe einen neuen Job in einer anderen Bar gefunden und bin seit drei Wochen clean.“ „Das ist gut zu hören… und was machen…“ „Ist alles in Ordnung, zum Glück hat sich nichts entzündet!“ „Hast du sie noch?“ „Ja… ich… irgendetwas hat mich davon abgehalten, sie rauszunehmen.“ „Warum hast du mich angerufen Dominik?“ „Ich kann… die Nacht mit dir nicht vergessen… wo bist du grade?“ „Bei mir zu Hause.“, sagte er ein wenig unbeteiligt, denn er durfte sein Privatleben nicht mit seinem Beruf vermischen. „Du lebst nicht hier in Tschechien, oder?“ „Nein…“ „Ich dachte es mir schon… du hast einen Akzent, ich konnte ihn nur nicht zuordnen… Wir werden uns wohl nie wiedersehen, oder?“ „Dominik… Ich kann dir nichts versprechen, aber… ich werde sehen, was sich machen lässt, sollte ich mal wieder in Tschechien sein.“ „Ich versprech es dir, ich werde clean und… ich hoffe, du lässt mich nicht so lange warten… meine Nummer hast du ja jetzt, wenn du mal reden willst.“, Dominiks traurige Stimme klang so, als wolle er auflegen. „Hey… wenn du Schwierigkeiten hast, dann ruf mich jederzeit wieder an. Mach`s gut.“, als er das Telefonat beendete, fuhr er sich durch die Haare, was hatte er nur wieder angerichtet? --------------------------------------------------------------------------------------- Hihi, die letzte Szene widme ich dem Käthchen, weil sie unbedigt mal wieder etwas von den beiden hören/lesen wollte :3 Erinnert ihr euch noch an die beiden? Wer errät, wer die beiden nochmal waren, der darf sich einen Keks aus der Dose nehmen ;3 lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 18: Good Things come... ------------------------------- „Kommst du alleine klar? Ich habe dir dein Mittag in die Mikrowelle getan, ich kann leider zum Mittagessen nicht hier sein, weil ich mit der U-Bahn fahren muss.“ „Ja, kein Problem. Du musst jetzt los.“, sagte Elias und begleitete seinen baldigen Vater zur Tür. „Und wenn was ist, ich habe dir meine Nummer auf einem Zettel in die Küche gelegt und wenn irgendetwas vorfallen sollte, es also ein dringender Notfall ist, dann rufst du die untere Nummer an.“ „Es wird schon nichts sein, Oliver. Konzentrier dich auf deine Arbeit und lass dich nicht von deinem Vater ärgern.“ „Mach`s gut.“, sagte Oli und wuschelte dem Kleinen durchs Haar, bevor er sich letztendlich von ihm löste. >Was mach ich, jetzt, wo er weg ist? Er wird wohl den ganzen Tag nicht zu Hause sein… Hoffentlich meldet sich Jonas bald, damit ich mit ihm trainieren kann… ab nächster Woche kann ich ja vormittags trainieren, wenn Oli nicht da ist.<, Elias tat, was so viele Jungen in seinem Alter taten, wenn sie nichts mit sich anzufangen wussten, er setzte sich vor seinen PC. Doch im Gegensatz zu der breiten Masse, spielte er nicht irgendein beliebiges MMORPG, sondern machte sich daran, seine Studien fortzuführen. … >Ob er wohl alleine klarkommt? Hoffentlich langweilt er sich nicht zu sehr… ich wüsste auch nicht, was ich ihm zum Beschäftigen geben könnte… da fällt mir ein, wir sollten eine Schule für ihn suchen. Daran hatte ich bis jetzt noch gar nicht gedacht! Dann wäre er zumindest bis zum Nachmittag beschäftigt und ich vernachlässige meine Erziehungspflichten und das Gesetz nicht. Er ist grade mal eine Woche bei mir, doch seitdem ist schon so viel passiert, dass uns enger zusammengeschweißt hat. Langsam bekomme ich wirklich das Gefühl, mich um ihn kümmern zu müssen...<, Oliver stieg aus der U-Bahn aus und folgte den Massen, hinauf auf die Straße. Nur unweit von der U-Bahnstation befand sich das Gerichtsgebäude, das Gebäude in dem sein Arbeitgeber, sein Vater auf ihn wartete. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte, er ließ das Verhalten seines Vaters auf sich zukommen und würde dem entsprechen darauf reagieren. Dennoch schluckte er unwillkürlich, bevor er das Gebäude der Justitia betrat. Währenddessen klingelte bei Elias das Telefon, er zögerte, ob er das Telefonat annehmen sollte, doch er erwartete schließlich einen Anruf von Jonas, also ging er ran: „Black.“ „Hey, ich bin`s, ich hol dich in einer Stunde zum Training ab, ist das in Ordnung?“, fragte die Stimme des ihm bekannten Mannes. „Ja, ist ok. Soll ich noch etwas mitbringen?“ „Such dir aus, womit du trainieren willst, aber bitte keine Schwerter, darin bin ich nicht mehr so geübt.“ „Okay!“, sagte Elias überglücklich, bevor er sich von dem Brünetten verabschiedete. Während er seine Trainingskleidung anzog, kam ihm plötzlich etwas in den Sinn:> Woher hatte Oliver dieses Foto? Es hätte niemals an eine Privatperson versandt werden dürfen! Ich sollte Jonas unbedingt nochmal darüber ausfragen, denn wenn es kein Fehler der Organisation war, dann ist womöglich jemand hinter Oliver her und das kann ich nicht zulassen… es wird Zeit, dass ich mich wieder zusammenreiße, ich bin immerhin ein Agent! Jetzt wo Taylor nicht mehr da ist, sollte ich auf Oliver aufpassen. Er hat mich immerhin bei sich aufgenommen und kümmert sich so sehr um mich…< … „Miss Black, könnte ich Sie für einen kurzen Augenblick sprechen?“, fragte der großgewachsene Brillenträger, zu dem Oli von seinem Schreibtisch aus aufsah. „Natürlich, ich muss nur kurz diese Akten ins Archiv bringen, aber Sie können mich gerne begleiten, Mr. O`Donnal.“ „Gerne.“, sagte dieser und folgte der Staatsanwaltsgehilfin von Mr. Hudges hinunter in den Keller, in dem sich das Archiv befand. „Worüber wolltest du mit mir sprechen, Sam? Du musterst mich die ganze Zeit von der Seite, sagst aber kein Wort.“, sagte Oliver, während er die Akte in den entsprechenden Aktenschrank einordnete. „Was ist da zwischen dir und Charles vorgefallen?“ „Nichts, es ist alles in Ordnung.“, er verzog keine Miene, während er antwortete, er wollte seine Freunde nicht länger unnötig mit seinen Problemen belasten. „Oliver, die halbe Anwaltschaft zerreißt sich das Maul darüber, dass du die Tochter von Charles seist. Solche Gerüchte entstehen doch nicht zufällig… du weißt, dass Gerüchte oft unschöne Formen annehmen können, wenn sie außer Kontrolle geraten.“ Der Schwarzhaarige seufzte: „Ich hatte einen kleinen Streit mit Vater, weiter nichts… Ich bekomme das schon alleine hin, keinen Grund, sich Sorgen zu machen.“ „Wie geht es dir sonst so?“ „Mal mehr, mal weniger gut. Ich schaffe es erfolgreich, mich abzulenken.“ „Willst du vielleicht am Wochenende vorbeikommen und mit uns Essen?“ „Das ist lieb gemeint, aber ich habe leider keine Zeit.“ „Aber du sagst Bescheid, wenn du unsere Hilfe oder einfach nur unsere Gesellschaft brauchst.“ „Natürlich, danke.“ Als Samuel O`Donnal in sein Büro zurückkehrte, wurde er bereits von John erwartet: „Was hat er gesagt?“ „Er hatte einen Streit mit Mr. Hudges, aber er meint, er bekommt das selber hin.“ „Und…“ „Darüber habe ich mit ihm noch nicht gesprochen. Ich denke, das ist etwas, über das ihr zwei euch in Ruhe unterhalten solltet. Ich weiß, es ist nicht fair deiner Mutter gegenüber, aber du solltest abwarten, bis er sich wieder mit seinem Vater vertragen hat.“ „Ja…“ … „Du musst versuchen mehr Kraft aus deinem Schwung zu schöpfen! Fertig mit dem Aufwärmen, hier fang!“, sagte Jonas streng und warf Elias seinen Bo zu, nachdem sie sich beim Nahkampf ohne Waffen aufgewärmt hatten. Elias atmete tief durch, er war nicht bei der Sache gewesen, er musste noch immer an Oliver denken und an die Probleme, die er ihm bis jetzt schon bereitet hatte. Er machte seine Gedanken frei, versuchte seine Umgebung besser wahrzunehmen und lauschte den Geräuschen, die Jonas machte, während er ihn wie ein Raubtier umrundete. Er konnte seine Schritte kaum hören, doch das leise Rascheln seiner Kleidung verriet ihn, Elias wartete auf diesen einen Augenblick, die Sekunde in der das Rascheln verstummen würde, denn dies war der Moment, in dem Jonas ihn angreifen würde. Und wie erwartet kam diese Stille, Jonas hielt sich nicht zurück und zielte mit aller Kraft und allem Geschick, das er hatte, auf den Kleinen. Dieser wich ihm aus und parierte seinen Schlag, allerdings geriet er ein wenig ins Straucheln. „Was ist los mit dir? Konzentrier dich!“ „Wie… hah… wie konnte es passieren, dass… dass Oliver das Bild geschickt bekommen hat?“, fragte er außer Atem. „Was?!“, Elias hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht und er ließ seinen Bo sinken. „Oliver hat das Bild von mir und Taylor bekommen, das wir an die Verdächtigen geschickt haben.“ „Oh nein… Nummer 15 hat versehentlich das Bild an eine private Nummer geschickt und jetzt hat es ausgerechnet… Oliver?“ „Ja…?“ „Ich… ich dachte…“ „…! Könnte es sein, dass du dachtest, er sei eine Frau?“ „Ja… er lief in Frauenklamotten herum… und Nummer 1 sagte mir, dass seine Freundin Staatsanwaltsgehilfin wäre.“ „Das mit seinem Beruf ist etwas kompliziert, da konnte ich auch noch nicht so recht durchblicken, aber Fakt ist, dass Oliver ein Mann ist, aber das tut jetzt auch gar nichts zur Sache… Wusste Taylor, dass Nummer 15 das Bild an eine Privatnummer versandt hat?“ „Nein, wir wollten es ihm sagen, wenn die Mission abgeschlossen gewesen wäre… aber dazu kam es nicht mehr…“ „Kannst du dir vorstellen, wie es ihm ging?! Er muss am Boden gewesen sein, als er dieses Bild gesehen hat und dann steht auch noch ausgerechnet der Junge vor seiner Tür, mit dem Taylor es scheinbar getrieben hat!“, wütend warf er seinen Bo zur Seite und setzte sich auf den Fußboden. „Shit…“, Jonas schwieg eine Weile, bevor er wieder zu sprechen begann: „Wird er dich trotzdem adoptieren?“ „Ja… Hier, kannst du diese Papiere mit zur WSA nehmen? Das sind meine Adoptionspapiere.“, er hatte sie die ganze Zeit über in der Tasche seines trainingsanzuges aufbewahrt. „Ja, kann ich machen.“, sagte Jonas und nahm den ihm dargereichten Umschlag entgegen und verstaute ihn in seiner Tasche. Was Elias nicht wusste war, dass Jonas nicht hier war, um irgendeinen Auftrag auszuführen. Er war unbemerkt in die Stadtverwaltung eingebrochen und hatte ein Adoptionsformular geklaut, ebendies, das er soeben verstaut hatte. Er würde es der WSA faxen und daraufhin wieder in der Verwaltung einbrechen, um diese Urkunde in Elias neu angelegter Akte zu verstauen. Es musste so aussehen, als sei all dies amtlich gewesen und das ging nun mal nur, wenn man diese Dokumente einschleuste. Nicht nur das, schon bald würde ein anderer Agent einen Einbruch begehen, um Elias Urkunden zu verstecken und es würde seine Prüfung sein, diese wiederzubeschaffen, doch von all dem ahnte der kleine Elias noch nichts. In den nächsten Tagen sprachen Oliver und Charles nur das Nötigste miteinander, während das zukünftige Vater-Sohn-Verhältnis zusehend besser wurde. Am Wochenende informierte Oliver sich über die derzeitige Schulsituation und pickte ein paar Schulen Oxfords heraus, die seinen Ansichten nach am besten für Elias wären. Er ließ dem Zwölfjährigen allerdings ebenfalls die Möglichkeit, sich die Schulen anzusehen und selber zu wählen, welche Schulen sie sich anschauen sollten. Die Liste der infrage kommenden Schulen war nicht lang, doch würde es seine Zeit in Anspruch nehmen, bis sie alle abgeklappert und eine ausgewählt hatten, zumal Oliver zuvor noch Elias Zeugnisse benötigte, sofern diese überhaupt existierten. Die beiden hatten sich sehr gut arrangiert, Elias half ihm im Haushalt und trainierte Vormittags, während Oliver auf der Arbeit war, doch der Tod Taylors und der Streit, der zwischen Oliver und seinem Vater entstanden war, lastete noch immer auf ihnen. In der Woche darauf nahm Oli es sich heraus, am Donnerstag früher zu gehen, da sein Vater in einer Verhandlung war und er nicht daran teilnehmen wollte, sofern ihr Streit möglicherweise die Arbeit seines Vaters beeinträchtigen könnte. Als er die Haustür aufschloss, hörte er ein ihm vertrautes Geräusch. Ja, dieses Geräusch hatte er schon so oft wahrgenommen, wenn Taylor zu Hause war, doch Taylor war tot. Elias war es, der den Bo fast ebenso elegant, wie sein Freund führte und mit ihm die Luft durch kraftvolle und schnelle Stöße und Schwünge zum vibrieren brachte. „Oh, du bist ja schon zu Hause!“ „Ja, es hat sich so ergeben. Geh duschen, ich mach uns in der Zwischenzeit etwas zum Mittagessen.“ „Okay.“, sagte Elias, bevor er seinen Bo in sein Zimmer brachte und ins Badezimmer schlüpfte. >Einen Monat… einen gottverdammten Monat ist es jetzt her… scheiße Taylor! Du kannst mich doch nicht alleine lassen! Mit jedem Tag habe ich das Gefühl, dass das Kartenhaus, das ich mir aufgebaut habe, mehr und mehr zusammenfällt. Ich brauche deine starke Schulter, an die ich mich anlehnen kann und dich, der du mir hilfst und mir sagst, das wir das zusammen schon schaffen und ich mich nicht so anstellen soll. Elias bereitet mir keine Probleme, er ist wirklich lieb, wir lecken uns gegenseitig unsere Wunden, doch sollte nur das der Grund sein, weswegen wir zusammenhalten? Ich weiß, egal wie sehr ich dich anflehe: Komm zu mir zurück! Lass mich nicht alleine! …du wirst nie mehr hier sein. Hier bei mir, hier bei uns… wo eigentlich dein Platz wäre… es fällt mir nicht mehr allzu schwer, wenn ich mich ablenke, doch sobald ich Zeit zum Grübeln habe, so wie jetzt, stürzt alles auf mich herab, begräbt mich unter seiner Last und droht mich zu ersticken…< „Oli?“, fragte Elias leise und sanft und dennoch ließ es Oliver hochschrecken. „Ich glaube, das Kartoffelpüree ist jetzt genug gestampft und die Fischstäbchen scheinen auch fertig zu sein.“ „Ja… ja, du hast recht.“, sagte Oliver noch immer etwas neben sich und schaltete den Herd aus, während der Zwölfjährige begann, den Tisch zu decken. Während des Essens schwiegen sie, bis der Jüngere irgendwann das Eis brach: „Es ist schon ein paar Jahre her, da war ich auf einer Mission, Taylor war damals die Nummer 4… damals haben wir einen Massenmörder gesucht, dem es egal war, ob sein Opfer Kind, Erwachsener, Mann oder Frau war. Völlig wahllos ist er losgezogen, nachts in ein Haus eingebrochen und hat alle darin lebenden Menschen umgebracht… ich glaube, das war in der Ukraine… ich musste damals ein Profil von ihm erstellen und… es war alles andere als angenehm, mir die Leichen anzusehen und zu verstehen, wie dieser Mann handelte. Selbst seine Morde waren völlig wahllos, doch er schien irgendein Ziel zu verfolgen. Wir hatten uns damals in mehrere Gruppen eingeteilt und jeweils ein paar Häuser bewohnt, die typisch für seine Ziele waren… damals ist er in unser Haus eingebrochen und… und mein Zimmer… mein Zimmer war das erste, das er aufgesucht hat. Ich hatte Angst, panische Angst, denn keines seiner Opfer war ihm bislang entkommen und ich wusste, wenn ich fliehen würde, dann würde er mich umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken… Ich saß in der Falle, wusste nicht, was ich tun sollte, als ich plötzlich vernommen habe, wie sich die Tür lautlos öffnete. Taylor schlich auf leisen Sohlen in mein Zimmer und überwältigte den Mann, dabei kam es allerdings zu einem Gefecht. Damals hat der Kerl ihn mit einem Messer am Arm verletzt, doch bevor noch schlimmeres geschehen konnte, griffen die anderen ein. Ich verdanke ihm mein Leben… er hat es mir nicht nur ein Mal, sondern gleich zwei Mal gerettet.“ --------------------------------------------------------------------------------------- Zu dem Fall, den Elias beschreibt... ich habe mir das diesmal nur zur Hälfte ausgedacht, denn diesen Mörder gab oder eher gibt es wirklich... er sitzt im Moment in Einzelhaft in der Ukraine... sein Ziel war es, 365 Menschen zu töten, für jeden Tag im Jahr einen... zum Glück hat man ihn geschnappt, bevor er das verwirklichen konnte... Ich hoffe, es hat euch gefallen und wie es weiter geht, lest ihr natürlich im nächsten Kapi ;) lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 19: ...to those, who wait. ---------------------------------- Oliver war sprachlos, Taylor hatte ihm mal hier und mal dort ein bisschen was von den Missionen erzählt, die er durchgeführt hatte, bevor sie zusammengekommen waren, doch nie, dass der Kleine daran beteiligt war, oder dass er daher diese Narbe an seinem Arm hatte. Oliver stand langsam auf, ging vor dem Kleinen in die Hocke und streichelte seine Wange. Dieser Junge hatte wahrlich schon viel mitgemacht und er konnte den Schmerz und die Last förmlich in seinen Augen sehen. „Das… das war das erste Mal, dass ich wirklich Angst um mein Leben hatte.“, Oliver öffnete seine Arme und ließ es Elias frei, sich in diese zu begeben, doch der Junge ergriff diese Chance, ohne zu zögern und ließ sich an Olivers Brust ziehen. „Hat schon eine der Schulen geantwortet?“, fragte Oli, nachdem sie diesen Moment der Zweisamkeit genossen hatten. „Nein, hier hat niemand angerufen, den Briefkasten habe ich aber noch nicht geleert.“ „Gut, dann gehe ich kurz nachsehen.“, Oliver ging die Treppen hinunter zu den Briefkästen. Der Briefkasten gab allerdings nicht viel mehr als Rechnungen her. Am späten Nachmittag, während Elias seine Studien an seinem Computer fortsetzte, hing Oliver seinen Gedanken nach. Er dachte an den Kleinen, malte sich aus, was er wohl schon alles hinter sich haben musste und ob er all dies nach und nach von ihm zu hören bekommen würde. Er schwor sich an dieser Stelle, dem Zwölfjährigen genauso, wie Taylor sein offenes Ohr zu leihen und bereit zu sein, zuzuhören, wenn dieser über solche Vorfälle sprechen wollte. Das unerwartete Klingeln an der Tür ließ beide in ihren Zimmern für einen Moment innehalten. Als Elias Olivers Schritte vernahm, ging er zu seiner Timmertür und nickte ihm zu, bevor er diese schloss. Oliver hatte Elias erklärt, dass er Dinge gerne plante und er nicht wollte, dass er sich versteckte, weil er ihn nicht vorzeigen wollte, sondern weil er gerne selbst den Zeitpunkt bestimmen wollte, an dem seine Mitmenschen von dieser plötzlichen Wende in seinem Leben erfuhren. Dies kam dem Kleinen nur allzu sehr entgegen, denn er hatte in der Regel ein wenig Scheu gegenüber Menschen, die er nicht kannte, wenn es um sein Privatleben ging. Oliver öffnete die Haustür und was ihn hinter der Tür erwartete, ließ ihn seine Augen vor Erstaunen weiten. Zwei Personen standen vor seiner Tür, die eine schlank, für eine Frau normal groß und die andere größer mit einem breiten Kreuz. Ihn blickten grüne Smaragde aus dem Gesicht der Frau wissend an, während die grauen Haare des Mannes von seiner Sturheit zeugten, die ihm ins Gesicht geschrieben stand. „Mom? Dad?“, fragte Oliver erstaunt und trat einen Schritt zurück, um sie eintreten zu lassen. Er schaute den beiden ehrfürchtig hinterher, wobei der Groll, den er momentan gegen seinen Vater hegte, langsam wieder aufwallte. Er schloss die Tür hinter sich und folgte ihnen ins Wohnzimmer. Betretenes Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, das schließlich von seiner Mutter gebrochen wurde. „Wie geht es dir, Oli? Isst du auch genug?“ Er zögerte und schaute kurz zu Boden, bevor er sie direkt ansah und zu sprechen begann: „Wie es mir geht? Beschissen geht es mir, Mom! Mein Leben ist ein einziges Chaos, ich komme nicht zur Ruhe, liege nachts oftmals wach…“ „Ich habe schon von deinem Vater gehört, was vorgefallen ist, aber… ich würde es gerne nochmal von dir hören. Du kannst mit mir sprechen, Schätzchen.“, als Oliver einen Seitenblick zu seinem Vater warf, ergänzte seine Mutter: „Dein Vater wird nichts sagen, er wird nur ruhig dort sitzen und dir zuhören.“ „Wo soll ich da anfangen?“ „Wo du magst, lass dir Zeit.“, ermutigte sie ihn. Ja, in dieser Situation merkte man ihr wieder an, dass sie einst Richterin für Delikte war, die Kinder betrafen. „Also… ähm… vor gut eineinhalb Jahren, gab es doch diesen Zwischenfall, bei dem ich eine Aussage bei der Polizei machen sollte, erinnerst du dich?“ „Ja?“ „Dort habe ich ihn zum ersten Mal gesehen… Wie der Zufall es so wollte, haben wir uns durch meinen besten Freund immer häufiger getroffen und irgendwann… irgendwann haben wir uns ineinander verliebt, Mum.“ „Wie heißt er denn?“, fragte sie lächelnd, während sie ihn mit ihrer Stimme dazu aufforderte, weiterzusprechen. „Taylor… Taylor Clarkson, er ist der Bruder meines besten Freundes. Naja, jedenfalls sind wir dann irgendwann zusammengezogen, in diese Wohnung hier. Das ist jetzt fast ein Jahr her… es ging recht schnell, da er beruflich viel unterwegs war und ich ihn eher selten gesehen habe, aber… so wusste ich immer, wenn er zu Hause war und konnte ihn nach der langen Zeit gleich… in die Arme schließen.“, Oliver hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: „Ähm… vor… vor fast einem Monat wäre unser Jahrestag gewesen.“, als Kathrine nichts sagte, fuhr er fort: „Vor… vor zwei Wochen stand dann plötzlich ein Junge vor meiner Tür, er hatte zwei Umschläge dabei… ich… ich ahnte schon, was passiert war… ich ließ ihn rein und… und er… er wollte es mir sagen, aber… aber er konnte nicht, er brach vor meinen Augen in Tränen aus und reichte mir den ersten Umschlag.“, Kathrine beobachtete, wie sich die Augen ihres Jungen langsam mit Tränen füllten und schlug sich eine Hand vor den Mund: „Ich wollte es nicht wahrhaben, las den Brief einmal, zweimal, immer wieder, doch der Inhalt blieb derselbe… der… der zweite Brief… er... schluchz …das war sein… sein letzter Wille, er… er wollte, dass ich diesen Jungen adoptiere, Mum. Der Kleine hat niemanden und ich… ich habe ihn… er ist… ich… ich…“, dies war der Moment, an dem sie sich nicht mehr zurückhalten konnten, sie eilte zu ihrem Sohn und zog ihn in ihre Arme, an ihre Brust. Sie spürte, wie die heißen Tränen ihres Kindes durch ihr Oberteil sickerten und ihre Haut benetzten: „Es tut mir leid, Oli… es tut mir so leid…“, sie streichelte ihm immer wieder über den Kopf und küsste seine Stirn, während sie ins Leere schaute. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatten, fragte sie ihren Sohn sanft: „Wo ist der Kleine jetzt?“ „Er steht hinter uns.“, sagte Oliver, er spürte es genau, wenn der Kleine in seiner Nähe war, so wie er gelernt hatte, Taylor zu spüren, wenn er ihn schon nicht hören konnte. Überrascht sah Kathrine auf und erblickte tatsächlich ein Kind hinter sich. Der Kleine trat vorsichtig näher, er schien Charles mit bösen Blicken zu taxieren, während er sie selbst mit Neugierde betrachtete. Sie reichte über die Lehne hinweg und nahm seine Hand, um ihn um die Couch zu führen und schließlich ebenfalls in ihre Arme zu schließen. Erstaunlicher Weise sah der Kleine ihrem Sohn so ähnlich, dass wenn sie es nicht besser gewusst hätte, sie eine Verwandtschaft für selbstverständlich gehalten hätte. Der Zwölfjährige versteifte sich in ihren Armen, was sie verständlich fand, immerhin umarmte ihn eine Fremde. „Elias? Das ist Kathrine, deine Oma.“, sagte Oliver ein wenig lächelnd, als Elias ihn ansah. „Elias heißt du! Das ist aber wirklich ein schöner Name.“, sagte sie im mütterlichen Ton und auch ihre Augen strahlten Liebe und Geborgenheit aus. „Ähm… Taylor hat mir den Namen gegeben…“, sagte er traurig Lächelnd und wurde daraufhin wieder fest in ihre Arme geschlossen, während Oliver ihm über den Kopf strich. Elias mochte seine Oma, so viel stand für ihn schon mal fest, aber was war mit seinem Opa? Plötzlich spürten die beiden, wie sich die Richterin aufrichtete und sahen auf. Sie fixierte ihren Exmann: „Und nun zu dir, Charles. Du hast dir seine Geschichte nun zu Ende angehört, bist du nun immer noch sauer auf ihn?“ „Ja!“ „Aber warum?“ „All dies, Kathrine, all dies hat er uns verschwiegen. Ein Jahr lang hat er mich belogen!“ „Er ist unser Sohn, Charles! Kinder machen Fehler! Aber ist das wirklich das einzige Problem?“ „…Was andere tun ist mir vollkommen egal, aber… ich kann es nicht akzeptieren, dass mein Sohn schwul ist.“ „Was veranlasst dich dazu? Er kann tun und lassen, was er will und wenn ihm das Zusammensein mit einem Mann das Glück bringt, dann soll es so sein. Sind nicht wir als seine Eltern dazu verpflichtet, unseren Kindern das größtmögliche Glück zu wünschen und auch zu gönnen, wenn sie es erlangt haben? Sieh ihn dir an, Charles. Er ist am Boden… dein Sohn liegt am Boden und anstatt ihn aufzuheben und ihn in Zeiten seiner Trauer zu begleiten, trittst du nochmals zu. Überwinde deine falschen Vorstellungen von Moral und deinen falschen Stolz. Bist du nicht hier, um deinem Sohn zu zeigen, dass du für ihn da bist? War dies nicht der Grund dafür, warum du mit mir hergekommen bist?“, Charles schwieg und schaute zu Boden: „Charles, sieh dir den Jungen an. Er durchlebt vermutlich genauso schwere Zeiten, wie dein eigenes Kind. Er wurde in ein neues Umfeld hinein katapultiert und hat nur eine Person an die er sich wenden kann. Ich weiß nicht, was du getan hast, Charles, aber dieses Kind schaut dich mit solcher Wut und Verachtung an… wo ist der liebevolle Vater, den Oliver früher in dir gehabt hatte? Wo ist der Mann hin, der sich schon damals sehnlichst auf Enkel gefreut hat? Dein Enkel sitzt hier neben mir und deinem Sohn, wieso kannst du ihn nicht akzeptieren?“ „Ich… ich war mit der Situation überfordert, Kathrine! Er… aus dem nichts bekomme ich eine Krankschreibung von einem Kinderarzt… und dann… dann sagt er mir, dass er mit seinen 24 Jahren plötzlich ein zwölfjähriges Kind adoptiert… und so ganz nebenbei erwähnt er auch noch, dass er schwul ist und seit einem Jahr mit einem Mann zusammen war!“ „Glaubst du etwa, für mich war das einfach?! Glaubst du ernsthaft, dass ich mir nicht auch gewünscht hätte, es anders zu handhaben? Aber es GING nicht anders! Ich hätte es dir schonend beigebracht, aber der Kleine war krank, was hätte ich denn tun sollen?!“, Oliver war aufgestanden, während er immer aufgebrachter wurde. „Du! Du… du hättest früher mit mir über die andere Sache sprechen können!“, sagte Charles wütend. Kathrine drückte Elias fester an sich. „Ja, Dad! Das hätte ich tun können, aber! ... aber ich hatte Angst… ich hatte Angst, dass du genau so reagieren würdest, wie du es getan hast. Die Abscheu in deinem Blick werde ich nie vergessen…“, sagte Oliver nun wesentlich gefasster, doch seine Fäuste waren noch immer geballt. „Oliver, ich… ich weiß, dass ich dich und deine Mutter schon mal im Stich gelassen habe und ich weiß kaum etwas über deine weitere Kindheit… aber… hach~ wieso bist du nicht früher zu mir gekommen? Ich habe das Gefühl, dass du mir immer noch nicht recht traust, obwohl wir uns seit fast zwei Jahren jeden Tag sehen und meiner Meinung nach auch enger zusammengewachsen sind… Ich weiß nicht, ob ich einfach so über die Tatsache hinwegsehen kann, dass du schwul bist, aber… ich wollte nie ein Vater werden, dem du nicht vertrauen kannst… es tut mir leid.“, Charles war ebenfalls aufgestanden und senkte seinen Blick zu Boden, er hatte seinen Fehler erkannt und er wollte seinen Sohn nicht ein zweites Mal verlieren. „Mir tut es auch leid.“, sagte Oliver versöhnlich, doch er wusste nicht, ob es für ihn in Ordnung war, seinen Vater in den Arm zu nehmen, doch diese Antwort gab dieser ihm selbst, als er ihn fest in die Arme zog. „Du solltest dich auch bei Elias entschuldigen.“, flüsterte Oliver, bevor er seinen Vater wieder losließ. Sein Vater nickte und hockte sich vor Elias hin, der ein kleines Stück zurückwich, doch hinter ihm saß Kathrine und streichelte ihm ermunternd über den Rücken. „Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe, Elias. Ich war außer mir und das ist eigentlich nicht meine Art… gibst du mir nochmal eine Chance? Ich… ich würde dir gerne zeigen, wie ich wirklich bin.“, unsicher blickte Elias zu Oliver, doch dessen Blick sagte ihm entschieden, dass es seine eigene Entscheidung war, ob er seinem Großvater eine zweite Chance geben wollte. „Gut, aber niemand darf etwas über meine Anwesenheit erfahren, bis Oliver bereit ist den oder diejenige darüber aufzuklären.“, Charles wirkte ein wenig überrascht, ergriff jedoch die Hand, die ihm dargereicht wurde, um die Abmachung zu besiegeln. Kapitel 20: What goes around, comes around. ------------------------------------------- „Was kann ich Ihnen bringen?“, fragte ein blonder, muskulöser Barkeeper, der zwei Piercings in der Unterlippe hatte. „Eine Cola, bitte.“, sagte der Dunkelhaarige, nachdem er den Mann ihm gegenüber gemustert hatte. Er befand sich in einer kleinen Bar, die eher einem Irish Pub ähnelte, diese Bar lag in Prag und beherbergte, so hoffte er zumindest, seine Zielperson. „Hier.“, sagte der Blonde und stellte ihm ein Glas mit der dunklen Brause auf den Tresen. „Danke. Sagen Sie mal… Sie kennen nicht zufällig einen Dominik Cech?“ Er spürte die musternden Blicke auf sich, bevor er zögerlich antwortete: „Wer will das wissen?“ „Ich bin ein alter Bekannter und hatte ihm versprochen, ihn zu besuchen, wenn ich wieder in Prag bin.“ „Hat er Probleme?“ „Nein, wie gesagt, ich bin nur ein Bekannter.“ „Dominik arbeitet in der Tagschicht.“, sagte er flüchtig, während er das Glas, das er in der Hand hielt, putzte. Er bemerkte den überraschten Blick seines Gegenübers: „Warum so überrascht?“ „Zum einen wusste ich nicht, dass Sie auch tagsüber öffnen und zum anderen hat er sonst immer nachts gearbeitet.“ „Doch, tagsüber schenken wir allerdings nur alkoholfreie Getränke aus, deshalb kommen zu dieser Uhrzeit auch viele Jugendliche und Familien hierher und deshalb auch der extra Raucherbereich.“ Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen des Grünäugigen und der Barkeeper ihm gegenüber schien noch verwunderter: „Sie sind wirklich sehr eigenartig.“ „Finden Sie? Naja, wie dem auch sei… sagen Sie ihm bitte, dass ich hier war, ich werde in den nächsten Tagen nochmal vorbeischauen… vormittags, versteht sich.“, er leerte seine Cola in einem Zug, stellte das leere Glas auf den Tresen und verließ die Bar, ohne sich noch einmal umzudrehen. Der blonde Mann ergriff den Telefonhörer seiner Arbeitsstelle und wählte die Nummer seines Kollegen. „Cech?“, fragte die Stimme am anderen Ende ermattet. „Dominik, ich bin`s Stepan. Hier war grade ein komischer Typ, der hat nach dir gefragt.“ „Was für ein komischer Typ?“ „Er meinte, er sei ein alter Bekannter von dir.“ Dominik überlegte kurz: „Hat er dir einen Namen genannt?“ „Nein, er sagte nur, dass ich dir ausrichten soll, dass er hier war.“ „Wie sah er aus?“ Dominik konnte deutlich wahrnehmen, wie der andere schmunzelte, bevor er fortfuhr: „Dunkle Haare, klare, grüne Augen, ein wenig geheimnisvoll, normal groß und doch scheinbar muskulös.“ „Er ist es…“, hauchte Dominik: „Was hat er sonst noch gesagt?“ „Hmm… ach ja! Er hat noch gesagt, dass er dir versprochen hätte, dass er dich besucht, wenn er wieder in Prag ist und… dass in den nächsten Tagen vormittags nochmal vorbeikommt.“ „Wann war er da?“ „Eben grade… er ist vor ca. zehn Minuten hier weg.“ „Danke, danke Stepan!“, sagte er freudig. „Ähm… dafür nicht, Kleiner.“, erwiderte er ein wenig verwundert. „Hey! Du sollst mich nicht immer Kleiner nennen! Ich bin nur ein paar Zentimeter kleiner als du!“ „Na siehst du.“, sagte der andere lachend, bevor er sich von seinem Arbeitskollegen verabschiedete. Stepan war sichtlich erleichtert, dass dieser komische Fremde keinen Ärger für seinen Arbeitskollegen bedeutete, er hatte den Kleinen wirklich gern und kannte seine Vergangenheit, deshalb war er übervorsichtig, was solche Dinge anging. Er wusste auch nicht, wie Dominik es geschafft hatte, einen solchen Willen aufzubringen, dass er seit zwei Monaten clean war und keinen Gedanken daran verschwendet hatte, wieder anzufangen. Hatte dieser Unbekannte, auf den sich der Brünette derart freute etwas damit zu tun? … >Er ist da! Er ist tatsächlich hier in Prag! Nach unserem Telefonat hätte ich nicht gedacht, dass ich ihn nochmal wiedersehen würde… Ich hatte zwar gehofft, dass er mich mal anrufen würde, aber dass er gleich hier auftauch!<, Dominik riss sich aus seinen Gedanken und sah sich in seiner Wohnung um, was er vorfand war Chaos. Er arbeitete den ganzen Tag und wenn er abends nach Hause kam, fiel er so gut, wie immer total erschöpft ins Bett, deshalb kam er oft nicht zum aufräumen. Doch jetzt schienen seine Lebensgeister wieder geweckt, so motiviert hatte er sich schon länger nicht mehr erlebt. Er hastete durch die kleine Wohnung und räumte alles, so gut er es vermochte, auf und dennoch zogen die Stunden nur so ins Land und ehe er es sich versah, zeigte die Uhr den neuen Tag an und seine Schlafenszeit hatte sich auf wenige Stunden minimiert. Erschöpft fiel er in sein Bett, erwachte aber wieder freudestrahlend, als sein Wecker ihm befahl, aufzustehen. Er stand zum ersten Mal seit langem beim ersten Klingeln seines Weckers auf, deshalb hatte er genügend Zeit, um in aller Ruhe zu duschen. Während er das heiße Wasser über seinen Körper rinnen ließ, wanderten seine Gedanken immer wieder zum Objekt seiner Begierde. Er dachte an diese wunderschönen, grünen Augen, die ihn mit ihren Blicken durchbohrt hatten, die zarte Haut, die seinen geschundenen Körper verwöhnte und ihn doch mit den Muskeln triezte, die unter ihr verborgen lagen. Nie hatte er ein solches Verlangen gespürt, schon gar nicht, einem Mann gegenüber. Diesem Mann hatte er es wohl auch zu verdanken, dass sein Körper vor weiterer Folter verschont geblieben war. Er berührte die beiden schlichten Stecker, die jeweils in einer seiner Brustwarzen steckten und unwillkürlich blitzte das Bild des Dunkelhaarigen wieder auf, der auf ihm saß und den heißen Metallstift durch seine Brustwarze führte. Eigentlich hätte er diesen Mann hassen und ihn für das verachten müssen, was er getan hatte, doch das konnte er nicht. Er verließ die Dusche, zog sich an und schlenderte an diesem sonnigen Tag durch Prag, hin zu seiner Arbeit. Er genoss die warmen Strahlen, sie wärmten seine Haut und erfüllten ihn mit Glück, sodass er, ohne es zu beabsichtigen, schmunzeln musste. Er bereute seine Entscheidung keineswegs, sich einen neuen Job gesucht zu haben und diesen nur noch am Tage auszuführen. Er hatte schon, bevor er ihn getroffen hatte, seinen Drogenkonsum reduziert, doch jetzt gänzlich damit aufgehört zu haben, erfüllte ihn mit Stolz und machte es ihm möglich, in eine neue, bessere Zukunft zu schauen. Als er lächelnd seinen Dienst antrat, sah ihn seine Kollegin verwirrt an: „Was ist denn mit dir los? So gut gelaunt hat man dich ja noch nie gesehen! Hast du `ne Freundin?“ „Wo denkst du hin? Ich bin heute Morgen mal pünktlich aufgewacht und dann hat auch noch die Sonne geschien… reicht das nicht?“ „Für andere Menschen schon, aber für dich?“ „Du tust ja grade so, als wäre ich ein Miesepeter.“ „Das nicht, aber… als Sonnenschein kann man dich nun auch wirklich nicht bezeichnen.“, sagte sie schmunzelnd. „Michaela, tust du mir einen Gefallen?“ Sie sah ihn überrascht an, er hatte sie noch nie um einen Gefallen gebeten: „Es kommt darauf an.“ „Es kann sein, dass ich in den nächsten Tagen einen Tag frei mache… kannst du mich vertreten?“, normalerweise arbeitete Michaela nachts, doch sie hatte ihre Schicht mit seiner anderen Kollegin, getauscht. „Na gut, du hast mich schließlich auch schon vertreten.“ „Super! Du bist ein Schatz!“, sagte er überglücklich. „Du machst mir langsam Angst… Wer bist du und was hast du mit Dominik gemacht?!“ Der Tag ging vorüber, doch von Dominiks Besucher gab es keine Spur. War ihm vielleicht etwas passiert, oder hatte er es sich anders überlegt? Dominik war extra eine Stunde länger geblieben, doch das Objekt seiner Begierde war noch immer nicht erschienen. Den ganzen Tag hatte er auf die Tür gestarrt, hatte darauf gewartet, dass der Dunkelhaarige endlich kommen und ihn in seine Arme schließen würde. Seufzend ließ er sich von Stepan ablösen, der ihm noch ein wenig besorgt hinterher sah, als er die Bar verließ. Er schlenderte mit gesenktem Kopf die Straße hinunter und trat einen Stein, der auf dem Weg gelegen hatte, vor sich her. Plötzlich spürte er einen Lufthauch, eine starke Hand presste sich auf seinen Mund und eine andere zog ihn zur Seite, hinein in eine dunkle, unbeleuchtete Gasse. Er wollte sich grade wehren, als er in zwei Smaragde blickte, die ihn fixierten, ja, schon fast durchbohrten. „Sssccchhht~ ich bin`s. Geh nach Hause, verhalte dich ganz unauffällig, ich werde dir folgen, in Ordnung?“, Dominik nickte, ihm kamen fast die Tränen, als er die sanfte Stimme seines Gegenübers vernahm. „Gut, dann los und sieh dich nicht um.“, er ließ den Brünetten los, er richtete sich auf, atmete einmal tief ein und ging ohne Umwege nach Hause. Sein Puls dröhnte in seinen Ohren und sein Herz schien ihm aus der Brust springen zu wollen. Er schloss mit zittrigen Händen die Tür auf und erfasste den Griff, um sie zu öffnen, doch plötzlich legte sich von hinten eine starke Hand um seine eigene. Er spürte den heißen Atem des Mannes hinter ihm in seinem Nacken und bemerkte, wie die kräftige Hand ihm half die Tür zu öffnen. Sie sagten kein Wort, die Luft zwischen ihnen war zum reißen gespannt. Ehe Dominik es realisiert hatte, waren sie eingetreten und der Dunkelhaarige hatte die Tür hinter ihnen geschlossen. „Du bist hier, du bist es wirklich.“ „Ja…“, sagte er seufzend und lehnte sich mit dem Rücken an die verschlossene Haustür. „Warum bist du gekommen?“, der Brünette stand noch immer mit dem Rücken zu ihm, den Kopf zu Boden gesenkt. „Ich hatte eine Mission in Kladno und… ich hatte dir doch gesagt, dass ich versuchen werde dich zu sehen, wenn ich wieder in Tschechien bin.“ „Ich kann mich sehr wohl daran erinnern, was du vor einem Monat gesagt hast. Aber was war dein Antrieb? Du hörtest dich nicht an, als wolltest du mich nochmal wiedersehen.“, Dominiks Augen weiteten sich vor Überraschung, als er plötzlich an der Hand gepackt wurde, der Kleinere ihn zu sich herumdrehte und leidenschaftlich und aufdringlich ihre Lippen und ihre Zungen miteinander vereinte. Als sie sich voneinander lösten, fragte der Grünäugige: „Bist du immer noch clean?“ „Ja… ich habe auch nicht mehr das Bedürfnis, etwas zu nehmen.“ „Das ist sehr gut, ich bin stolz auf dich.“, gab der Kleinere zurück und zog sich das schwarze T-Shirt über den Kopf. Er warf es auf einen kleinen Schuhschrank, der im Eingang stand und ließ Dominiks Jacke über seine Schultern gleiten. Unter weiteren Küssen half er dem Tschechen sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Er schob ihn in Richtung der Couch, als Dominik dies bemerkte, stoppte er ihn: „Du willst doch nicht… hier auf der Couch, oder?“ „Wieso nicht?“ „Sie ist zu klein.“, gab der Brünette zu bedenken. „Dann klappen wir sie aus, ist das nicht eine Schlafcouch?“, als Dominik bestätigend nickte, sah er, wie sein Gegenüber seine Couch mit zwei Geschickten Griffen in ein Bett verwandelte und sich abwartend auf die Kante setzte. Zögerlich ging der Barkeeper auf ihn zu, er wartete immer noch auf eine Antwort und das wusste der Agent. Er nahm den Größeren bei der Hand und zog ihn zu sich. Er küsste seine Hand, bevor er seine Hände über Dominiks nackten Rücken gleiten ließ und sich leicht streckte, um mit seiner Zunge über das Zeugnis ihres vorherigen Treffens zu fahren. „Letztes Mal habe ich den passiven Part übernommen, damit du deine Belohnung nach der Folter noch genießen konntest, aber dir ist klar, dass ich diesen Part nicht wieder einnehmen werde, oder?“ „Es… es ist mir egal, welchen Part ich einnehme…“ Er zog ihn zu sich herunter, sodass sich der Größere auf seinen Schoß setzen musste: „Warum…?“ „Weil… weil du meinem Leben einen Sinn gegeben hast.“ „Ich sollte nicht der Sinn deines Lebens sein, meinst du nicht, Dominik?“ „Warum bist du hier bei mir?“ Er seufzte: „Dein Anruf… ich… es ist so viel geschehen, dass es mir leichter fiel, dich zu vergessen… doch seit du mich angerufen hast… ich habe dich nicht mehr aus dem Kopf bekommen, dabei… dabei ist es alles andere als gut, mich mit jemandem einzulassen, der mit meiner Arbeit involviert ist.“ „Ich will es hören…“, hauchte der Brünette dem Kleineren ins Ohr. Dieser warf ihn aufs Bett und stützte sich über ihn. „Ich werde Wochen, vielleicht sogar Monate fort sein, du wirst nie wissen, ob ich je wieder lebend zu dir zurückkehren werde. Ich habe dir schon viel Leid beschert… willst du es immer noch hören?“ „Ja… ich will es hören.“, sagte Dominik mit Tränen in den Augen, während er zu dem schönen Mann über ihm aufsah. Er beugte sich zu ihm hinab: „Ich liebe dich.“, flüsterte er, kurz bevor er ihre Lippen vereinte. Die Zärtlichkeit seiner Stimme und seiner Berührung sorgten dafür, dass sich eine einzige Träne aus den Augen des Barkeepers löste. Zärtlich strich er die Träne weg, küsste sich seinen Hals hinab, bis er zu der Narbe kam, die Taylors Bisswunde hinterlassen hatte. „Denkst du an ihn, wenn du diese Narbe siehst?“ „Nein… ich denke an dich, genau wie… ah!“, der Dunkelhaarige hatte die rechte Brustwarze in den Mund genommen und fuhr spielerisch mit seiner Zunge über das Piercing. „Du gehörst von nun an mir, vergiss das nicht… und… nenn mich Enea.“, er küsste sich immer weiter hinab, bis zu Dominiks Gürtel und öffnete diesen. Plötzlich packte Dominik ihn grob am Kinn und zwang ihn, aufzusehen: „Du gehörst genauso mir, wie ich dir, das solltest auch du nicht vergessen.“ Enea lächelte verschmitzt: „Wie könnte ich das vergessen?“, er öffnete die Jeans seines Partner und erwies ihm einen Liebesdienst, während er ihn weiterhin mit seinen Smaragden fixierte. Mit Freuden beobachtete er, wie sich der Körper unter ihm aufheizte und aufbäumte, wie auch schon das Mal davor. Als der Brünette kurz davor war, alleine über die Klippe zu springen, holte Enea ein Band aus seiner Hosentasche hervor. Normalerweise benutzten sie dieses Band, um vergiftete Körperteile abzubinden, doch dieses sollte nun eine andere Verwendung finden. Mit einer hübschen Schleife befestigte er es relativ stramm am Ansatz von Dominiks Männlichkeit, bevor er ihn seiner Beinkleider entledigte. Als er wieder auf Augenhöhe mit dem Größeren kam, dem das Atmen bereits schwerer fiel, wurde er zu ihm herabgezogen und ehe er realisieren konnte, was geschah, verspürte er auch schon einen pochenden Schmerz. Er biss die Zähne zusammen und brachte ein gequältes Lächeln hervor: „Jetzt sind wir wohl Quitt.“ „Das… hah… hat damit nichts… zu tun.“, sagte der Brünette schwer atmend, während er entschuldigend über die Bisswunde leckte, die sich nun an der rechten Halsbeuge des Älteren befand. Als Enea bemerkte, wie die Hand des Jüngeren in seine Hose glitt, hielt er dessen Hand über seinen Kopf und küsste ihn feurig. Als Enea den Kuss für einen kurzen Augenblick löste, fragte er: „Hast du…?“, er brauchte die Frage gar nicht zu Ende stellen, denn Dominik deutete bereits nickend auf eine Art Nachttisch, in dem er wohl Gesuchtes finden würde. Er riss die Schublade auf und fand den gesuchten Gegenstand und noch zusätzlich etwas, an das er gar nicht gedacht hatte. Er kniete sich zwischen die Beine des Brünetten, doch bevor er fortfahren konnte, musste er seine eigene Hose öffnen, die ihm mittlerweile zu eng geworden war. Die Geräusche die er dabei verursachte, ließen Dominiks Herz noch schneller rasen und seinen Atem sich beschleunigen. Die kalte Flüssigkeit, die sich darauf allerdings über seinen Hintern ergoss, ließ ihn aufjapsen: „Was… hah!“ „Ich… versuch mein Bestes, damit es dir nicht weh tut.“, er selbst hatte langsam Probleme sich zu zügeln, wie oft hatte er diese Situation nun schon durchgespielt? Vorsichtig und doch zielgerichtet bereitete er seinen Liebhaber auf das kommende vor. Als er endlich den gesuchten Punkt gefunden hatte und er sich sicher war, dass Dominiks Erregung über den Schmerz siegen würde, setzte er zu ihrer Vereinigung an, nachdem er zur Sicherheit ein Kondom übergestreift hatte: „Liebst du mich?“ „Ja hah…“ Er lächelte, seine Augen waren bereits lustverschleiert und es kostete ihn viel Kraft, sich zurückzuhalten: „Dann… vertrau mir und atme tief aus.“, in dem Moment, wo der Brünette seiner Anweisung Folge leistete, schob er sich voran und vereinte sie beide. In harten Wogen der Lust galoppierten sie zu der Lichtung, die Erlösung bedeutete. Als Enea selbst fast nicht mehr an sich halten konnte, löste er die Schleife, die um die Männlichkeit des Barkeepers gebunden war und katapultierte sie kurz hintereinander auf Wolke sieben. … „Wie lange wirst du bleiben?“, fragte Dominik, während er ein Pflaster auf die Bisswunde klebte, die er verursacht hatte. „Morgen früh muss ich in Kladno abreisen.“ „Wann sehen wir uns wieder?“, er war niedergeschlagen und dies sah Enea ihm deutlich an. „Ich kann es dir nicht sagen, aber… wenn ich wiederkomme, werde ich dich mit mir nehmen… aber du musst mir versprechen, clean zu bleiben.“, sagte er mahnend. „Ich verspreche es.“, Enea schloss ihn fest in seine Arme und küsste ihn innig. Dies würde der letzte Kuss für eine ungewisse Zeit sein, bis er endlich kommen und Dominik in die Schweiz entführen würde. --------------------------------------------------------------------------------------- Ich hoffe, dass euch dieser kleine Einschub gefallen hat, denn mir hat es tierischen Spaß gemacht, das Kapi über die beiden zu schreiben :3 Falls ihr euch das fragt... so sehen die Piercings aus: http://a3.idata.over-blog.com/314x314/3/81/04/64/Zwei/brustwarzenpiercing.jpg lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 21: Calling ------------------- Vor ein paar Tagen klingelte vormittags das Telefon im Hause Black: Elias hörte das Klingeln eines Telefons, er ging ins Wohnzimmer und schaute auf das Display des mobilen Handteils, doch dieses verzeichnete keinen Anruf. Das Klingeln fuhr fort, er folgte dem Geräusch und betrat nur zögerlich Olivers Schlafzimmer. Das penetrante Klingeln schien aus dem rechten Kleiderschrank zu kommen. Er öffnete die Tür noch zögerlicher, als er schon das Zimmer betreten hatte und als er dann auch noch feststellte, dass er in den Klamotten würde wühlen müssen, entfuhr ihm unwillkürlich ein Seufzer. Er versuchte so wenig Unordnung, wie möglich zu machen, als er auch schon das versteckte Telefon in Händen hielt. Er überlegte noch, ob er abheben sollte, oder nicht, doch als er das Emblem der WSA auf dem Gerät entdeckte hob er ab: „Hallo?“ „Guten Tag. Deinem Antrag auf vorläufige Befreiung vom Dienst ist stattgegeben, sofern du die nächste Mission meisterst. Du wirst die Nummer 0 tragen und dein Ziel sind deine eigenen Dokumente, wie deine Zeugnisse und deine Geburtsurkunde. Normalerweise hättest du den Aufenthaltsort selbst bestimmen müssen, doch da einer unserer Agenten sie versteckt hat, nennen wir ihn dir. Die Papiere befinden sich im Raum 201 folgender Adresse…“, nachdem der Anrufer die Adresse genannt hatte, legte er auf. Elias schluckte, als er sich die Adresse genauer besah, er kannte dieses Gebäude nur zu gut und wusste auch, warum sie ihm den Aufenthaltsort verraten hatten: Die Mission war für einen Agenten seines Alters schwer genug. Nun stand er hier, in seinem Zimmer, zog sich den schwarzen Rollkragenpullover über den Kopf und machte den schwarzen Gürtel seiner schwarzen Hose zu. Oliver war vor ein paar Minuten gegangen und er würde noch eine halbe Stunde warten müssen, bevor er selbst aufbrechen konnte. Er schwor sich, diese Mission mit Bravur zu meistern und Taylor mit Stolz zu erfüllen, das war er seinem verstorbenen Lehrer schuldig. Oliver würde er dieses Unterfangen allerdings verschweigen, er wusste, dass dieser sich nur unnötige Sorgen machen würde. Der Dunkelhaarige musste es um jeden Preis vermeiden, gesehen zu werden, deshalb und weil er den Raum ausfindig machen musste, hatte er sich die Blaupausen des Gerichtsgebäudes organisiert. Er hatte die einzelnen Räume und deren Lüftungsschächte studiert, in die er, aufgrund seiner geringen Größe, mit Leichtigkeit hinein passen sollte. Er packte eine schwarze Sporttasche mit den nötigen Materialien, die ihn im Falle einer möglichen Entdeckung aus der Zwickmühle helfen könnten. Über seinen schwarzen Rolli zog er sich eine blaue Regenjacke, andernfalls würde er in der U-Bahn zu viel Aufsehen erregen. Er schaute noch einmal zurück in die Wohnung, bevor er die Tür öffnete und seiner neuen Zukunft entgegen schritt. Er lief an diesem nebeligen Morgen die leere, betonierte Straße entlang, stieg die dreckigen Treppenstufen der U-Bahnstation hinab und wartete an den zugigen Gleisen auf sein Transportmittel. Am heutigen morgen war der Bahnsteig ziemlich leer, nur ein Kaugummi kauendes Mädchen in Schuluniform und ein alter Mann mit Krückstock leisteten ihm Gesellschaft. Als die richtige U-Bahn ankam, ließ er, zusammen mit dem Mädchen den alten Herren hinter sich. Er suchte sich einen stillen Platz am Fenster und schaute gedankenverloren hinaus. Sein Körper war ruhig, doch jederzeit zu einem Angriff bereit, ein Zeugnis seiner guten Ausbildung und seines Trainings, doch es gab etwas, dass noch nicht gestählt war und das war sein Geist. Er war innerlich aufgewühlt, immerhin ging es hier nicht um einen Fall, der nichts mit ihm zu tun hatte, sondern dieser Fall würde sich auf seine ganze Zukunft auswirken, auf seine und auf Olivers. Tief im Innern wusste er, dass er Oliver endgültig als seinen Vater anerkennen konnte, wenn er diese Mission hinter sich gebracht hatte. Als er an der richtigen Haltestelle angekommen war, hatte er seine Gedanken sortiert und war vollkommen ruhig geworden. Er stieg aus, als sei er die Ruhe selbst, überquerte die Straße und bog in einen kleinen Gang ein, der ihn in den Innenhof des Gebäudes führte. Durch unzählige Fotos und die Blaupausen konnte er einen Rhododendron vor einem Lüftungsschacht ausmachen. Als er Sicher war, dass ihn niemand sehen würde, schlüpfte er hinter den Rhododendron, zog seine Regenjacke aus und verstaute sie in seiner Tasche. Er holte einen passenden Schraubenzieher heraus und schraubte das Gitter ab, durch das er daraufhin, mitsamt seiner Tasche, schlüpfte. Er kroch durch den Staub, der sich in dem Schacht abgesetzt hatte und versuchte dabei so wenige Geräusche, wie möglich zu machen. Irgendwann stieß er auf eine Wand und er hoffte innig, weiter oben einen metallenen Lüftungsschacht zu entdecken, denn dies würde ihm den Aufstieg erleichtern. Elias schaute auf und seufzte leise, in der Tat war dort ein metallener Lüftungsschacht, doch lag dieser zu weit oben und begann nicht direkt am Gemäuer. Der Dunkelhaarige kramte in seiner Tasche, bis er zwei Metallstifte, die eher an einen Meißel erinnerten herausholte und seine Tasche an einer speziellen Halterung in seinem Gürtel einklinkte, sodass er sie mit nach Oben ziehen konnte. Elias Glück war es, dass er sich in einem Backsteingebäude befand, denn so hatte er genügend zementgefüllte Ritzen, in die er die Stifte einarbeiten konnte. Strategisch brachte er lediglich einen an, auf den er sich stellte und den anderen brachte er ein Stück weiter oben an, nur, um sich dann auf diesen zu stellen. Den untersten zog er wieder heraus und das ganze Schema begann von vorn, bis er endlich oben angekommen war. Er kroch in den Schacht und zog sich einen Stoffüberzug über seine Schuhe, damit diese keine allzu lauten Geräusche verursachen würden, wenn er über den Köpfen der Personen, die sich in diesem Gebäude befanden, schlich. Er hatte Glück, dass sich ein Stückchen weiter vorne ein Gitter befand, durch das Licht hereinfiel, so konnte er sich die Blaupausen nochmals genauer betrachten. … „Olivia? Könnten Sie vielleicht später in mein Büro kommen? Ich hätte da noch eine wichtige Sache zu klären.“, sagte der dunkelhaarige Brillenträger, als er vor dem Schreibtisch von Mr. Hudges Staatsanwaltsgehilfin stand. Überrascht sah Oliver seinen Freund an: „Natürlich, aber worum geht es?“ „Es wird Zeit, Oliv, wir müssen es endlich hinter uns bringen. Sie weiß es immer noch nicht und ich… ich möchte, dass du es ihr beibringst, denn es wird das Beste sein. Sie wird dich so vielleicht besser akzeptieren können.“ „In… in Ordnung, ich bin ungefähr in zwanzig Minuten da.“, sagte er, während er ein Stapel Zettel feinsäuberlich neben sich legte. Nachdem Sam gegangen war, meldete er sich bei seinem Vater ab und schritt langsam und bedächtig den Flur hinab. Er hatte diese Szene schon viele Male im Kopf durchgespielt und dennoch traf es ihn unerwartet. Melancholie lag in seinem Blick, Bilder ihrer gemeinsamen Zeit, seiner Mimik, seiner Gestik flossen an seinem geistigen Auge vorbei. Er hatte in letzter Zeit so viel und so bitterlich geweint, dass man meinen sollte, er könne es jetzt nicht mehr, doch der bloße Gedanke an ihn und die Liebe, die sie füreinander empfanden, schnürten ihm die Kehle zu, machten es ihm schwer zu atmen und erfüllten ihn mit einer unbändigen Trauer, sodass er jedes Mal nur schwer gegen die aufkommenden Tränen ankämpfen konnte, doch wenn Elias bei ihm war, dann war ihm wesentlich leichter ums Herz und seine Welt sah nicht mehr ganz so finster aus. Er atmete tief aus, bevor er die Türklinke ergriff und das Büro von Staatsanwalt O`Donnal betrat. … Elias war einmal falsch abgebogen, doch es war ihm glücklicher Weise noch aufgefallen. Nun saß er vor einem etwas größeren Gitter und sah in das Büro, das das Zu-Beschaffene enthielt, doch er konnte es nicht betreten, da sich jemand in diesem Zimmer aufhielt. Ruhig harrte er aus und lauschte den Geräuschen des raschelnden Papieres, als plötzlich noch eine zweite Person eintrat, es war anscheinend der Sekretär des Anwaltes. Elias riss überrascht die Augen auf, als hinter dieser Person noch eine weitere den Raum betrat: „Oliver.“, wisperte er leise und starrte mit klopfendem Herzen auf die Szenerie. … Als Sam die beiden eintreten sah, bedeutete er ihnen, sich zu setzen, nahm den Telefonhörer ab und wählte die gewünschte Nummer: „Hallo, hier spricht Claire.“ „Hallo Claire, ich bin`s Sam, wie geht es dir?“ „Ich bin auf dem Weg der Besserung und euch?“ „Das freut mich, Jo und mir geht es auch sehr gut.“, sagte er lächelnd im freundlichen Ton: „Könntest du mich an Nicoley weitergeben?“ „Natürlich, einen Moment.“, im Hintergrund hörte Sam, wie Jo`s Stiefmutter ihren `Mann` rief. „Hallo Sam, was gibt`s?“, fragte die männliche Stimme der ehemaligen Frau am anderen Ende der Leitung. „Es sind in letzter Zeit viele Dinge geschehen und ich würde dir gerne jemanden vorstellen. Ist Claire noch in der Nähe?“ „Nein?“, sagte er fragend und begann langsam, sich Sorgen zu machen. „Gut, ich reiche dich dann weiter.“, sagte er und sah zu Oliver, während er ihm den Hörer reichte. Dieser schluckte und nahm den Hörer entgegen: „Guten Tag, mein Name ist Oliver Black.“ „Hallo, ich bin Nicoley Clarkson. Können Sie mich vielleicht darüber aufklären, was der eigentliche Sinn dieses Anrufes ist?“ „Ja, das habe ich vor. Zunächst einmal wundern Sie sich sicherlich, plötzlich mit mir zu sprechen… ähm… nun ja, dies liegt daran, dass ich… dass Sam und Jo dachten, dass es wichtig wäre, dass wir uns kennenlernen, denn… denn ich… ich bin mit Ihrem Sohn Taylor zusammen.“, Olivers Herz hämmerte in seiner Brust und es schnürte ihm die Kehle zu, in der Gegenwartsform von seinem Geliebten zu sprechen und auch, wenn dieser längst tot war, so erhoffte er sich doch die Akzeptanz seiner Mutter. „Oh! Das kam jetzt wirklich überraschend, aber… wäre es nicht an ihm, mir das selbst zu sagen?“ „Das… das würde er sicherlich auch, wenn… wenn er es könnte. Und dies ist der eigentliche Grund, warum ich mit Ihnen sprechen wollte.“ „Wie darf ich das verstehen?“, fragte er argwöhnisch, er traute der skurrilen Situation langsam nicht mehr. „Das… ich… das… es… schluchz… es tut mir leid.“, die Tränen des Dunkelhaarigen drangen direkt durchs Telefon nach Deutschland, wo die Mutter der beiden Blondschöpfe beinahe den Hörer hätte fallen lassen. John nahm Oliver den Hörer aus der Hand: „Mum… Taylor, er…“ „Ihm ist etwas zugestoßen.“ „Ja… er ist… tot, Mum.“, sagte John schluchzend. „Wie… wie ist es passiert?“ „Wir haben… keine genaueren Informationen, uns wurde nur mitgeteilt, dass… dass er…“ „Wie lange, John?“, fragte sie paralysiert und mit strenger Stimme. „Wir mussten selbst erst damit klarkommen und… und…“ „Wie. Lange. John?“ „Etwa… vier Wochen.“, sagte John leise. „Scheiße!“, zischte sie und schlug mit der Faust gegen eine Wand. Sam bedeutete John, ihm den Telefönhörer zu reichen und erhielt ihn ohne Einwände: „Sag es ihr noch nicht, Nico. Bitte beruhige dich, niemand kann etwas dafür.“ „Das weiß ich doch, Sam!“, sie hatte wirklich alle Mühe, sich zu beherrschen und nicht allzu laut zu werden, damit die krebskranke Claire nichts mitbekam. … Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er der Konversation lauschte. Der blonde Sekretär, der so viel Ähnlichkeit mit Taylor hatte, schien wirklich dessen Bruder zu sein und wenn er es recht verstand, dann war das am Telefon eben die Mutter seines Lehrers gewesen. In diesem Moment, in dem er hier saß, um in das Büro eines Anwaltes einzubrechen und die Übermittlung einer Todesnachricht mit angehört hatte, wurde ihm schmerzlich die Grausamkeit der Organisation bewusst. Er schwor sich, keine Spuren zu hinterlassen, um diesen Menschen, die schon so viel Kummer litten, nicht noch mehr Kummer zu bereiten. Olivers Tränen zu sehen hatte ihn, wie schon so oft schmerzlich berührt, doch nun auch noch den Bruder seines Lehrers so zu sehen… er wollte hier weg, wollte Oliver in den Arm nehmen und ihn trösten und ihm beipflichten, dass alles gut werden würde und sie einander hatten, doch er musste ausharren. Musste ausharren, bis sich das Büro geleert hatte und es sollte nicht lange dauern, bis er seine Chance bekam. Er hatte Glück, dass seine Finger grade noch so durch die Schlitze passten und er mit einigen Schwierigkeiten das Gitter aufschrauben konnte. Fast geräuschlos landete er auf dem, mit Teppich ausgelegten Fußboden und schlich sich zum Schreibtisch. Er zog möglichst leise eine der Schubladen auf, doch grade, als er anfangen wollte, darin zu suchen, ging die Tür langsam auf. Hastig versteckte er sich unter dem Schreibtisch, der zu seinem Glück eine Blende hatte, sodass man ihn von der Tür aus nicht sehen konnte und schob, während die hereinkommende Person noch sprach, die Schublade wieder so leise, wie möglich weiter zu. Er hoffte inständig, dass die Person nichts bemerken würde, zumal der Lüftungsschacht noch aufgeschraubt war und die Schublade leicht offen stand. Er sah, wie eine Hand über den Rand der Tischplatte lugte, die Person musste also von Hinten über den Tisch langen und hörte die Person sagen: „Ich hol nur kurz den Schlüssel.“ Exakt die Schublade, die er nur notdürftig geschlossen hatte, wurde jetzt von der männlichen Hand aufgezogen. Das Klimpern des Schlüssels und die sich entfernende Hand beruhigten seinen Puls und als er schließlich hörte, wie die Tür sich schloss, atmete er tief aus, kroch aber noch nicht aus seinem Versteck hervor, um Sicher zu gehen, dass der Mann auch nichts vergessen hatte und nochmals zurückkehren würde. Nach ein paar Minuten schlich er aus seinem Versteck und zog die Schublade erneut auf. Er seufzte ein wenig verzweifelt, da der Schreibtisch acht Schubladen besaß und das Büro etliche Schränke beinhaltete, da half nur Kreativität. Wenn er ein Agent der WSA wäre, wo würde er seine eigene Akte verstecken? Er schaute sich um, entdeckte Glasvitrinen, hinter denen Bücher verstaubten, einen riesigen Blumenkübel, der laut Teppich schon etliche Zeit nicht mehr bewegt worden war, den Schreibtisch, dessen Schubladen scheinbar alle ständig genutzt wurden, das große Fenster, was die direkte Sicht auf den Innenhof freigab, Urkunden, die die Fähigkeit des hier residierenden Anwaltes bestätigten, zwei Landschaftsbilder, eine alte Standuhr und ein weiterer Teppich auf dem mit Teppich ausgelegten Fußboden. Er vermutete, dass hinter einem der Gemälde ein Tresor versteckt war, doch er glaubte nicht, dass der Agent seine Dokumente dort versteckt hatte, zu auffällig wäre es gewesen. Er besah sich die Standuhr genauer, doch auch diese gab keine Geheimnisse, die sie vermutlich hätte bergen können, preis. Er ließ seinen Blick erneut durch das Zimmer schweifen, er hatte nicht mehr viel Zeit, denn er müsste entweder zu Hause sein, bevor Oliver es war, oder vor dem Gericht stehen, um ihn abzuholen, damit er nicht auffliegen würde. Sein Blick blieb immer wieder an einer Stelle hängen, aber konnte das sein? Er ging auf den rotgemusterten Teppich zu und besah sich dessen Kanten genauer, als er plötzlich einen kleinen, schwarzen Faden entdeckte, dies brauchte nichts zu bedeuten, doch war es für ihn Anlass genug, um einen der Stühle umzustellen und den Teppich umzuschlagen. Und dort lag sie, in einer Ausbuchtung im Bodenteppich lag seine Akte, sein Zielobjekt. Schnell schlug er den Teppich wieder zurück und positionierte den Stuhl wieder exakt auf den Abdrücken, die dieser hinterlassen hatte, bevor er sich daran machte, sich selbst wieder in den Lüftungsschacht zu buchsieren und das Gitter davor sorgsam zu verschrauben. Der Rückweg war wesentlich leichter, als der Hinweg und dennoch saß ihm die Zeit im Nacken, denn Oliver wollte heute früher Feierabend machen. … Nach dem Telefonat waren Sam, John und Oliver in ein kleines Café gegangen, um sich ein wenig zu sammeln, bevor sie den Rest ihrer Arbeitszeit antreten konnten. Keiner sagte ein Wort, schweigend nippten sie an ihren Kaffeebechern und verloren sich in ihren Gedanken. Sie fanden nur knappe Worte, bevor sie sich voneinander verabschiedeten und sich wieder an ihre Arbeit machten. Oliver wusste noch nicht, ob er dieses Erlebnis als einen erneuten Rückschlag in dem Versuch endlich wieder zum Alltag zurückzukehren, sehen sollte. Seine Gedanken kreisten um Taylors Mutter, er wusste nicht, ob sie ihn akzeptierte, aber auf der anderen Seite war dies wohl auch nicht mehr notwendig, immerhin weilte Taylor nicht mehr unter ihnen und sie würden, wenn sie es nicht direkt beabsichtigten, keine Berührungspunkte mehr miteinander haben. Noch immer tief in seine eigenen Gedanken versunken, begab er sich auf den Weg nach Hause, so nahm er auch Elias anfänglich gar nicht wahr, bis dieser ihn sanft am Arm berührte. „Oh! Was machst du denn hier, Elias?“ „Ich dachte, ich komme dich abholen.“, sagte der Kleine lächelnd. Er wusste ansatzweise, was geschehen war und wollte versuchen seinem Vater einen Teil der Last abzunehmen. „Das ist lieb von dir.“, sagte Oliver ein wenig traurig lächelnd und wuschelte dem Kleinen durch die Haare. Er wunderte sich zwar über die große Tasche, die Elias dabei hatte, doch er sagte nichts. Als sie in die U-Bahn eingestiegen waren und einen Sitzplatz gefunden hatten, was für diese Uhrzeit wirklich erstaunlich war, sagte der Jüngere: „Heute sind meine Papiere gekommen.“ „Wirklich? Das ist ja wunderbar! Dann können wir ja bald los und eine Schule für dich suchen.“, er war wirklich froh darüber, an einem solchen Tag doch noch einen kleinen Lichtblick zu sehen. „Ja, ich werde mir morgen mal ein paar raussuchen, dann können wir ja, wenn dir das passt, nächste Woche mal anfragen.“ „Na klar.“, sagte Oliver und legte dem Kleinen einen Arm um die Schulter. >Dann werde ich jetzt auch endlich sein Geburtsdatum erfahren und vielleicht ein wenig mehr Einblick in seine Vergangenheit erhalten.<, dachte Oliver erleichtert, denn obwohl sie schon eine kleine Weile zusammenwohnten, war Elias Vergangenheit für ihn noch immer ein klaffendes Loch. --------------------------------------------------------------------------------------- So, einige von euch sind sicherlich ein wenig verwirrt von Johns und Taylors Mum und Claire, aber um dem Abhilfe zu leisten, könnt ihr hier nachlesen, was es mit ihnen auf sich hat: einmal für alle über 18: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/490235/272219/803795/default/ und einmal für alle unter 18: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/490235/272219/803827/default/#paragraph-0 Und ich wollte an dieser Stelle bekannt geben, dass das nächste Kapitel, das mir schon ein wenig leid tut, schon geschrieben ist :3 Dieses Kapi war ursprünglich als Kapi 14 geplant, jetzt könnt ihr euch auch vorstellen, warum das arme Ding mir leid tut^^" lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 22: We miss you ----------------------- Der Tag war grau und kalt, Nieselregen verschlechterte die Sicht, als Oliver und Elias an diesem Mittwochnachmittag aus dem Zug stiegen. Sie liefen gemeinsam, Hand in Hand, die lange Straße entlang, die Oliver noch vor mehr als einem Monat zusammen mit Taylor entlanggegangen war. Diese heute scheinbar unendlich lange Straße, die direkt zu ihrer Wohnung führte. Diese Wohnung hatte einen ihrer Schützlinge verloren und einen anderen dazugewonnen. Elias und Oliver lebten jetzt schon drei Wochen zusammen und lernten sich mehr und mehr kennen, doch der Ältere hatte schon jetzt das Bedürfnis dieses Kind zu beschützen. Zu viel hatte dieser Junge schon durchgemacht, wünschte er sich doch nur endlich Kind sein zu dürfen. Oliver schaute gen Himmel: >Du wusstest, dass ich deinem letzten Wunsch Folge leisten würde, nicht wahr? Und du? Du lässt uns beide alleine, bist unerreichbar für uns… so fern und doch so nah, verborgen in unseren Herzen wirst du immer weiterleben. Ich hoffe, dass du glücklich bist, dort wo du dich im Moment befindest. Siehst du vielleicht zu uns herunter und beobachtest uns? Hast du vielleicht grade jetzt das Gefühl, dass ich dich ansehe? Es wäre schön, wenn dem so wäre…< Sie stiegen die Treppen hinauf und hielten vor der Tür. Vor der Tür, hinter der so viele Erinnerung an eine gemeinsame Zeit mit Taylor lagen. Mit zitternden Händen schloss Oliver die Tür auf und gewehrte ihnen Eintritt. Step off the train I'm walking down your street again And past your door, But you don't live there anymore. It's years since you've been there, But now you've disappeared somewhere Like outer space... You've found some better place Oliver hatte sich heute frei genommen, um eine passende Schule für Elias zu suchen, es musste endlich Alltag in ihrer beider Leben einkehren. „Hast du Hunger?“ „Ja, du auch?“, antwortete Elias. „Nicht allzu viel, aber ich mach uns was zu Essen. Sind Nudeln in Ordnung?“ „Ja, danke.“ Als die Nudeln gekocht und der Tisch gedeckt war, setzten sie sich zusammen hin und aßen: „Welche Schule hat dir denn am besten gefallen?“ „Ich weiß nicht so recht, es waren ein paar gute Schulen dabei… aber ich hätte schon gerne eine, mit einem breiten Sportangebot.“ „Trainierst du immer noch so viel?“ „Ja…“, gab der Kleine zurück und schaute betreten auf den Teller. „Wolltest du nicht das Leben eines Kindes, Elias? Warum trainierst du immer noch so hart?“ „Es ist… es ist, weil es so ziemlich das einzige ist, was ich noch von ihm habe…“ Oliver seufzte, während er Elias über den Kopf wuschelte: „Na gut, trainier meinetwegen weiter, aber versprich mir etwas. Versprich mir, dass du nicht wieder zur Organisation zurückkehren wirst. Sie haben mir schon meinen Freund genommen, ich will nicht, dass sie dich auch noch auf dem Gewissen haben.“ „Ich… ich versprech`s.“, sagte Elias zögerlich, denn im Prinzip bestand sein bisheriges Leben aus nichts, als der Ausbildung zu einer intelligenten Mordwaffe. Nie hätte er sich erträumen lassen, einmal so mit jemandem am Tisch zu sitzen und über mögliche Schulen zu sprechen. „Oliver? Vermisst du ihn auch so sehr?“, fragte der Kleine mit Tränen in den Augen. „Jeden Tag, Eilas. Es vergeht kein Tag an dem ich ihn nicht vermisse. Es wäre mir lieber, er würde hier neben uns sitzen, dir sagen, dass du vernünftig essen sollst und mich zurechtweisen, dass ich mir nicht so viele Sorgen machen soll.“ „Er… hick… er war der einzige, der mich wie ein Kind behandelt hat.“, fing Elias an zu erzählen. And I miss you, like the deserts miss the rain And I miss you, like the deserts miss the rain „Auf unserer letzten Mission hat er mir beigebracht, wie man Karten spielt. Er meinte, ich könnte es gebrauchen, wenn ich mal auf Mission in ein Casino muss, aber… aber ich glaube nicht, dass man Mau Mau oder Schwarzer Peter in einem Casino spielt…“, sagte er ein wenig lächelnd. „Nein, das glaube ich auch nicht.“, sagte Oli ebenfalls ein wenig lächelnd. Während sie aßen, fielen ihnen immer mehr Dinge ein, die sie sich über Taylor erzählen konnten. „Weißt du… als wir uns das letzte Mal gesehen haben, da… ich hatte einen langen Gerichtstermin, er hat mich morgens zur Arbeit gebracht und mir gesagt, dass wir uns in einer Woche wiedersähen, aber als ich dann am Abend völlig kaputt nach Hause kam, war er noch da. Er hat seine Abreise um ca. 12 Stunden verschoben… man könnte meinen, dass er gar nicht der Typ für so etwas ist… war… aber… in ihm steckte definitiv ein weicher Kern.“ „Das stimmt… als wir… als wir das Foto gemacht haben, da…“, Elias zögerte, dieses Foto war noch immer ein heikles Thema: „… da hat er mir versprochen, dass wir ein Eis essen gehen, wenn das alles vorbei ist…“, betretenes Schweigen legte sich über sie. Plötzlich sprang Oli auf und packte den Kleinen am Arm: „Komm, wir gehen Eis essen.“ „Aber… es regnet!“ „Ist das nicht egal? Komm…“, sagte er lächelnd und warf ihm seine Jacke zu. Elias zog sie sich über, noch immer erstaunt über den plötzlichen Stimmungswechsel und Aufbruch. Elias wollte grade die ersten Treppenstufen hinabgehen, da sah er, wie Oliver vor dem Aufzug stand: „Nehmen wir nicht die Treppen?“ „Nein, wir fahren jetzt mit dem Aufzug runter. Komm, der Fahrstuhl ist da.“, Elias folgte Oliver mit einem mulmigen Gefühl in den Aufzug. Er betrachtete die roten Punkte, die die Etage anzeigten und sah seinen Begleiter überrascht an, als der Fahrstuhl nicht im Erdgeschoss hielt, sondern noch weiter hinab fuhr: „Wo wollen wir hin?“ „In die Tiefgarage.“, als Elias ihn noch immer fragend ansah, ergänzte er: „Zum Auto.“ „Du hast ein Auto?“ „Nein, aber Taylor hatte eins. Da es regnet bietet es sich doch an, damit zu fahren, oder?“, Elias nickte zaghaft. >Jeden Tag einen kleinen Schritt. Heute haben wir zum ersten Mal derart über ihn geredet und jetzt werde ich mit seinem Auto fahren. Irgendwann werde ich fähig sein, mir die alten Bilder wieder anzusehen und werde sie vielleicht sogar betrachten können, ohne gleich in Tränen auszubrechen.< Als Oliver den Autoschlüssel hervorholte und zögerlich den Schlüssel ins Schloss steckte, sagte der Kleine: „Wir können auch mit dem Bus oder der Metro fahren.“ „Nein.“, sagte er entschieden und öffnete die Beifahrertür, damit Elias einsteigen konnte. Taylors Geruch stieg ihm in die Nase und er war den Tränen nahe: „Steig… steig ein.“, sagte er und löste sich von der Beifahrertür. Er ging entschlossen auf die andere Seite und nahm im Auto Platz. Als beide saßen und sich angeschnallt hatten, herrschte Schweigen. „Es riecht nach Taylor.“ „Es… war ja auch sein Auto.“, erwiderte Oli nüchtern und startete den Motor. Während er durch den Nieselregen zur Eisdiele fuhr, verfluchte er seinen Geliebten innerlich. >Es ist, als wärst du mir immer zwei Schritte voraus. Sogar nach deinem Tod tust du alles, um mich zu überwältigen. Mir zu zeigen, wie sehr du mich liebst und mich gleichzeitig mit deiner scheinbaren Präsenz zu quälen. Ich fühle mich, als wärst du immer zukunftsgerichtet durch dein Leben gerannt, während ich nur hinter dir her getrottet bin und im hier und jetzt lebte. Aber ich vermisse dich, so sehr, wie die Wüste den Regen, der klare, blaue Himmel die Wolken, der Tod das Leben und deine Mutter deinen Vater vermisst. Dabei sind es noch nicht einmal zwei Monate!< You always were two steps ahead of everyone, We'd walk behind while you would run. And I miss you, like the deserts miss the rain And I miss you, like the deserts miss the rain Sie hielten vor der leeren Eisdiele, die trotz des Regens geöffnet hatte und betraten eilig das Gebäude. Nachdem sie sich einen Platz an der Fensterfront gesichert hatten, prüften sie die Speisekarte. Eine adrett gekleidete Frau trat auf sie zu: „Was darf ich Ihnen bringen?“ „Ich hätte gerne einen Kaffee und eine Kugel Vanilleeis und du?“, fragte er Elias, der von der Karte aufschaute. „Ich hätte gerne eine Eistüte, aber ohne Sahne.“ „Natürlich, magst du mitkommen und dir ein paar Kugeln aussuchen?“, fragte die Bedienung höflich und nahm Elias mit sich. „Oli? Bist du das?“, überrascht drehte der Schwarzhaarige sich zu der weiblichen Stimme um, die ihn angesprochen hatte. „Mary? Was tust du denn hier?!“ „Ich bin grade hier vorbeigekommen und habe dich durchs Schaufenster entdeckt. Wie geht es dir?“ „Es muss… wer ist das?“, fragte er und deutete auf Marys Begleitung. Neben ihr stand ein brünetter Junge, der schwarz gekleidet war und dessen Lippe, Nase, Ohren und Augenbraue Piercings schmückten. „Das ist Miguel, mein Freund. Ich hatte dir doch von ihm erzählt.“ „Stimmt! Freut mich, dich kennen zu lernen.“, Oli war aufgestanden und hielt ihm eine Hand hin. „Die Freude ist ganz meinerseits. Du bist sicherlich Marys Bruder, sie hat mir schon viel von dir erzählt.“, sagte er und ergriff seine Hand mit einem höflichen Lächeln. „Hast du dir die Haare gefärbt?“, fragte der Schwarzhaarige, woraufhin Miguel ihn überrascht ansah. „Nein, Oli. Das ist seine Naturhaarfarbe.“, sagte Mary lächelnd. Plötzlich spürte er, wie sich jemand von hinten in sein Oberteil krallte und sich an ihn lehnte. In einem Augenblick, wie diesem fühlte er sich, als sei er wirklich der Vater des Kleinen. Er legte ihm einen Arm um die Schultern und trat ein Stück beiseite. Mary sah erst den Jungen und dann ihn überrascht an: „Wer bist denn du?“ „Das ist Elias. Normalerweise ist er nicht so schüchtern, aber das liegt sicher daran, dass er bis jetzt kaum jemanden von euch kennengelernt hat. Elias, das ist meine Schwester Mary.“, sagte Oliver erklärend. „Hallo. Und wer bist du?“, er deutete auf Marys Begleitung. „Ich bin Marys Freund.“ „Aha. Dein Kaffee und dein Eis sind da.“, sagte er zu Oliver und wies auf den Tisch. „Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?“ „Ähm…“ , sie sah Miguel fragend an, Oliver war der erste aus ihrer Familie, der Miguel kennengelernt hatte, doch als dieser nickte, fuhr sie fort: „Gerne.“ Sie zogen sich zwei Stühle an den Tisch und Elias begann sein Eis zu essen, auch wenn er dabei sehr abgelenkt wirkte, so bekam er doch jede Regung und jedes Wort mit. „Wer ist der Kleine?“, fragte Mary mit freundlicher Stimme, die Frage bedeutete wohl viel eher: Ich habe dich noch nie mit diesem Kind gesehen oder etwas von dem Kleinen gehört, woher kennt ihr euch? „Elias… ist mein Sohn.“, es war wirklich ungewohnt diese Worte auszusprechen, denn noch waren nicht alle Formalitäten geklärt und er hatte noch keinen Ausweis von der WSA für Elias erhalten. Was er jedoch nicht wusste, war das diese Worte seitens Oli den Kleinen tief berührten. „Dein Sohn? Aber… das ist unmöglich, dann… dann hättest du ja schon mit ca. 12 Jahren Vater werden müssen.“ „Ich habe ihn adoptiert, Mary. Ich bin sein gesetzlicher Vormund und er lebt seit drei Wochen bei mir.“ „Das bedeutet dann ja, dass ich Tante bin!“, sagte sie freudig. Elias gefiel diese Mary und ja sie hatte Recht, sie war jetzt so etwas, wie seine Tante, deshalb konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Als Oliver den Kleinen so glücklich lächeln sah, wurde ihm warm ums Herz. Es war das erste Mal, seit der Junge bei ihm war, dass er so gelächelt hatte. Zu sehr steckte die Trauer noch in ihrer beider Knochen. „Aber wie…“, setzte sie an, doch der mahnende Blick ihres Bruders ließ sie verstummen. „Nächste Woche feiere ich meinen Geburtstag, habt ihr beide vielleicht Lust zu kommen? Ich habe eine kleine Schwester in deinem Alter und ihr könntet euch ja mal kennenlernen.“, sagte der Brünette an Elias gewandt. „Meinetwegen.“, sagte er, während er den letzten Bissen seines Eises verschlang. Bis jetzt hatte er noch kein anderes Kind in seinem Alter wirklich kennengelernt, er hatte ein mulmiges Gefühl dabei, wenn er sich überlegte, wie ein Kind sich in seinem Alter verhielt. „Sehr schön! Passt es euch nächste Woche Sonntag gegen 15 Uhr? Es gibt Kaffee und anschließend Abendessen.“ „Ja, da muss ich nicht arbeiten, wir werden da sein.“, sagte er Oliver lächelnd. Ihm gefiel Marys Freund, er war wirklich so nett, wie sie gesagt hatte. An diesem Beispiel zeigte sich mal wieder, dass man nicht nach dem Äußeren gehen durfte, sondern auf die inneren Werte achten sollte. Würde die Beziehung der beiden noch ein bisschen halten, so schwor er sich, dass er alles daran setzen würde, seinen Vater von ihm zu überzeugen. --------------------------------------------------------------------------------------- Endlich mal wieder ein DLA Kapi :3 Sorry, es ist schon fast auf meiner Festplatte vergammelt, so alt ist dieses hier schon^^" Um Verwirrungen zu vermeiden: Niguel wird Neidschel ausgesprochen und arbeitet für den BND Miguel wird Migel ausgesprochen und ist Marys Freund ;) Und noch etwas: Der verwendete Song heißt: "And I miss you" von Sade lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 23: Double Day?! ------------------------ Im Treppenhaus des Gebäudes, in dem Olivers Wohnung lag, waren für das Umfeld ungewöhnliche Geräusche zu hören. klack knarr tap klack knarr tap klack knarr tap klack knarr tap . Irgendwann konnte man deutlich das Klirren von Schlüsseln vernehmen, die lange herum klimperten. Scheinbar suchte jemand nach dem richtigen Schlüssel für die Tür. … Ein wenig nervös stand Oliver hinter seiner kleinen Schwester und hinter ihm krallte sich ein ebenfalls nervöser Elias in sein Oberteil und versteckte sich halbwegs hinter ihm. Lächelnd betätigte Mary die Klingel des kleinen Einfamilienhauses und klopfte ihrem Halbbruder auf die Schulter. Ehe er es sich versah öffnete das Geburtstagskind ihnen die Tür: „Da seid ihr ja.“, sagte Miguel freudig zu ihnen, hatte aber nur Augen für Mary. „Happy Birthday!“, sagte sie freudestrahlend und warf sich ihm um den Hals. „Wir wünschen dir auch alles Gute.“, sagte Oliver lächelnd und reichte dem Freund seiner Schwester eine Hand, die dieser grade noch ergreifen konnte, da Mary ihn so fest in Beschlag genommen hatte. Oliver stupste Elias an, damit dieser ihm auch die Hand reichte, dies war immerhin das Mindestmaß an Höflichkeit, dass er dem ihm noch Fremden erweisen musste. Ein wenig zögerlich ergriff auch Elias die Hand des Geburtstagskindes, bevor sie das Haus betraten. „Mary, Schätzchen, da bist du ja.“, sagte eine braunhaarige Frau mittleren Alters, als sie um die Ecke in den Hausflur kam: „Oh! Wen hast du denn da mitgebracht?“ „Mum, ich hatte dir doch erzählt, dass Mary noch zwei Personen mitbringt.“ „Stimmt!“ „Entschuldigen Sie, dass ich mich erst jetzt vorstelle, ich bin Oliver Black, Marys Bruder und das ist mein Sohn Elias.“, es war noch immer ungewohnt dies so auszusprechen, doch er fühlte sich keineswegs schlecht dabei. „Guten Tag, kommen Sie rein und fühlen Sie sich wie zu Hause. Wir feiern heute nur im kleinen Kreis, also suchen Sie sich einen Platz im Wohnzimmer.“, sagte sie und deutete auf eine Tür, durch die Miguel und Mary soeben verschwunden waren. „Möchtest du, dass ich dir Leilas Zimmer zeige? Ihr braucht nicht hier unten bei uns Erwachsenen zu bleiben.“, sagte Miguels Mutter höflich, während sie sich ein klein wenig zu Elias herabbeugte. „Nein, ich würde erstmal lieber hier bleiben.“ „In Ordnung, wir wollen jetzt Kaffetrinken, was möchtest du zu trinken haben?“ „Ein Wasser bitte.“, sagte er höflich, bevor er gemeinsam mit Oliver ins Wohnzimmer ging. „Ist irgendetwas Spannendes in der letzten Woche passiert?“, fragte Mary ihren Neffen lächelnd, um ein Gespräch mit ihm zu beginnen. „Ich wurde an einer Schule angenommen, auf die ich ab nächste Woche gehen werde.“ „Das ist ja toll! Du musst mich unbedingt anrufen und mir von deinem ersten Schultag erzählen!“ Der Zwölfjährige lächelte ein wenig schüchtern: „Mal sehen, ich glaub nicht, dass das so toll wird.“ Plötzlich betrat ein Mann das Wohnzimmer und stellte sich als Miguels Vater vor, bevor er sich zu ihnen gesellte. „Was machen Sie denn beruflich, Mr. Black?“, fragte der Vater interessiert und versuchte ein Gespräch aufzubauen. Das zweite Gespräch an diesem Tisch, zwischen Mary und Elias verlief ohne Probleme, sodass Oliver sich gänzlich auf seinen jetzigen Gesprächspartner konzentrieren konnte: „Ich arbeite als Staatsanwaltsgehilfe, aber ich werde schon bald einen neuen Job anfangen.“ „Das ist ja interessant, und was wollen Sie dann machen?“ „Ich werde mich vereidigen lassen und wie meine Eltern in der Anwaltschaft anfangen.“ „Wissen Se denn schon, für welche Seite Sie sich entscheiden wollen? Staatsanwaltschaft oder Rechtsanwaltschaft? Ach! Für die Staatsanwaltschaft muss man doch das zweite Staatsexamen bestehen, nicht?“ „Allerdings und obwohl ich beide Staatsexamen bestanden habe, habe ich mich dazu entschlossen Rechtsanwalt zu werden… was sind deine Pläne Miguel?“ „Er wird natürlich meinen Baumarkt übernehmen.“, sagte der Vater stolz, doch das Gesicht, das Miguel machte, sprach Bände. Die Gespräche erstarben, als Mrs. Vandecamp die kleine Leila zum Kaffe rief und mit einem selbstgebackenen Kuchen das Zimmer betrat. Sie stellte den Kuchen auf dem Wohnzimmertisch ab und zündete die Kerzen an. Als Leila endlich die Treppen herunter gepoltert kam und sich zu ihnen gesellte, inspizierte Elias sie genau, das war also ein Mädchen in seinem Alter. „Leila, das ist Elias, ihr zwei könnt nach dem Kaffetrinken nach Oben in dein Zimmer gehen und ein wenig miteinander spielen.“, sagte Miguel zu seiner kleinen Schwester. „Ohhh man, Migueeel, wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir nicht `spielen`, ich bin doch kein kleines Kind mehr.“ „Und wie nennt man das dann, junge Frau?“ „Man nennt es abhängen, wir hängen einfach ab, ok?“ „Meinetwegen.“, sagte Miguel achselzuckend und lächelte Oliver an, um ihm zu verstehen zu geben, dass er die Generation seiner Schwester selbst nicht verstand. Nach dem der Kaffee getrunken und der Geburtstagskuchen verspeist war, entführte die kleine Prinzessin Elias in ihr Zimmer. „Hey, was magst du so für Musik?“ „Weiß nicht so recht, was hast du denn da?“ „Verschiedenes, ich kann ja einfach mal eine meiner Lieblings-CD`s anmachen, die hat mein Bruder mir geschenkt.“ „Meinetwegen.“, sagte er achselzuckend. „Sag mal, wann hast du Geburtstag?“ „Am 17. März und du?“ „Ich hatte vor zwei Wochen Geburtstag.“, sagte sie lächelnd. „Dann herzlichen Glückwunsch nachträglich.“ „Danke! Hast du irgendwelche Hobby`s?“, fragte sie nach einigen Überlegungen, es fiel ihr wirklich schwer einen Dialog mit dem Dunkelhaarigen aufzubauen. „Naja, ich mache Kampfsport… und du?“ „Wow~ das ist ja total cool, kannst du mir mal was zeigen? Ich höre einfach nur gerne Musik und tanze ein bisschen.“ „Okay, ich zeige dir etwas, wenn du mir auch etwas zeigst.“, sagte er lachend. Das blonde Mädchen, das bei ihm keinen guten, ersten Eindruck hinterlassen hatte, begann ihm doch langsam ein wenig zu gefallen. … Oliver hatte kurz die Toilette benutzt und als er wieder herauskam, fing seine Schwester ihn ab: „Oli? Was ist los? Ich weiß, es ist nicht grade der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden, aber die Gelegenheit bietet sich vielleicht nicht so schnell wieder.“ „Die Erklärung ist ein ganzes Stück länger, Mary und ich glaube nicht, dass…“ „Oli…“, sagte sie im strengen, mütterlichen Ton. „Taylor wollte, dass ich den Kleinen adoptiere…“ „Ist Elias sein Sohn? Und wo ist er jetzt?“ „Nein, sie sind nicht blutsverwandt, doch nach dem, was ich von Elias gehört habe, könnte man wohl sagen, dass er ihn als Sohn angesehen hatte.“ „Oliver, warum…?“, fragte sie besorgt und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Warum ich von ihm in der Vergangenheitsform spreche? Weil ich ihn verloren habe, Mary. Für immer verloren und das einzige, was er mir hinterlassen hat, ist dieser Junge. Aber bitte, bitte sprich in seiner Gegenwart nicht über Taylor und frag ihn nichts über seine leiblichen Eltern, okay?“ „Natürlich.“, sagte sie und schloss ihren tapferen Bruder fest in die Arme. … „Komm, Elias, steh auf! Ich bin mir Sicher, dass du auch tanzen kannst!“ „Nein, wirklich nicht, Leila.“, sagte Elias schüchtern, er hatte noch nie getanzt und schon gar nicht vor einer anderen Person. „Du machst doch Kampfsport! Schließ die Augen und beweg dich einfach im Rhythmus der Musik, es ist ganz leicht, Und keine Angst, ich lach dich nicht aus, ich weiß ja, dass das bei mir auch teilweise echt bescheuert aussieht, aber es macht Spaß!“, sagte sie, während sie ihn auf die Beine zog. Er versuchte ihrem Rat zu folgen und schloss die Augen, während er sich in die Höhen und die Bässe einfühlte. Langsam begann er sich zu bewegen, doch war es weniger ein Tanz, als vielmehr ein Kampf, den er durch geschmeidige Bewegungen mit sich selber im Rhythmus der Musik ausfocht. „Super!“, rief die Kleine lächelnd, was ihn zum Anhalten brachte und ihn ein wenig erröten ließ. „Mach doch weiter, Elias, das war sooooo cool! Oder willst du lieber was anderes machen? Wir können auch gerne eine Runde zocken, wenn du willst.“ … „Ich möchte nicht länger stören und es ist schon recht spät, ich denke, dass Elias auch schon müde sein wird…“, sagte er, als er am Treppenaufgang stand, um nach Oben zu gehen und Elias zu holen. „Komm, ich zeig dir ihr Zimmer.“, sagte Miguel und stieg vor Oliver die Treppe hinauf, hin zu einer braunen Holztür, die mit Postern von Popstars beklebt war. Im Zimmer war alles still und als Miguel die Tür öffnete, musste er schmunzeln. Als Oliver selbst einen Blick in das Zimmer von Leila warf, da trat auch in seine Augen ein liebevoller Blick und ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. Elias und Leila lagen, wie Kraut und Rüben verteilt, alle Viere von sich gestreckt auf dem Fußboden und schliefen seligst. „Lass ihn doch heute Nacht hier, ich bringe ihn morgen vorbei.“ „Ähm… ich weiß nicht…“ „Das geht schon klar, Mary bleibt auch hier.“ „In Ordnung, aber ich hole ihn morgen ab, du brauchst ihn nicht extra vorbeizubringen, aber danke, Miguel.“, sagte er im Flüsterton, bevor er die Stufen hinabstieg, sich anzog, sich von allen verabschiedete und sich auf den Weg nach Hause machte. Schon lange war er nicht mehr alleine unterwegs gewesen, schon gar nicht in dem Auto seines Geliebten. Er war zum Glück so müde, dass er an nichts anderes mehr dachte, als endlich in sein Bett fallen zu können. Morgen war Sonntag, also konnte er sogar ausschlafen, eine Tatsache, die ihn noch mehr beflügelte und dazu drängte, in sein weiches Bett zu schlüpfen. Er stellte das Auto in der Tiefgarage ab und schlurfte die Treppen hinauf, bis er vor seiner Wohnungstür zum Stehen kam. Er kramte in seine Jackentasche, bis er endlich seine Schlüssel fand und drehte ihn seufzend im Schloss herum, als er auf einmal hellwach war. Er war hundertprozentig sicher, dass er die Tür doppelt abgeschlossen hatte, wieso ließ sie sich nun durch eine Umdrehung öffnen? Das bedeutete, dass jemand in seiner Wohnung war und diese Tatsache gefiel ihm gar nicht, obwohl es ihn beruhigte, dass Elias bei den Vandecamps übernachtete. Er betrat die Wohnung und machte sich auf das Schlimmste gefasst, in der Wohnung war es dunkel, sie wurde nur erhellt durch das einfallende Licht des Mondes. Er schaute sich um, ob er etwas entdecken konnte und dann sah er es, jemand saß im Wohnzimmer auf seiner Couch und drehte ihm sein Gesicht zu. Das Gesicht des Unbekannten lag im Schatten verborgen, doch konnte er genau erkennen, dass dieser nun aufstand und auf ihn zukam. Er wich zurück und erschrak ein wenig ob der unbekannten Geräusche, die er vernahm: Klack knarr tap, klack knarr tap… „Wer sind Sie?“, fragte er atemlos und wich weiter zurück, doch hinter ihm war nur die Tür, die er nach dem Betreten der Wohnung dummerweise geschlossen hatte. Als die fremde Person nur noch ein bis zwei Meter von ihm entfernt war, ertasteten seine Hände den Lichtschalter, den er, ohne weiter darüber nachzudenken, betätigte. „Nein… Nein!... NEIN! Das… das kann nicht sein…“ „Beruhige dich.“, sagte die Stimme des Mannes vor ihm ein wenig verzweifelt, als Oliver sich in eine Ecke kauerte und zu weinen begann. „Wer sind Sie?!“, fragte er, ohne den Mann anzusehen. „Schatz, ich bin es… ich…“ „Nein, das kann nicht sein, das bilde ich mir alles nur ein.“, die Tränen liefen unaufhaltsam seine Wangen hinab und benetzten seine Jacke. Vor Schmerzen stöhnend, ließ sein Gegenüber sich ungeschickt auf den Boden sinken, legte die Krücken, die er brauchte, um sich zu stützen beiseite und nahm das tränenüberströmte Gesicht des Dunkelhaarigen in die Hände: „Es tut mir leid, so leid.“, er legte seine Lippen auf Olivers Wangen und küsste seine Tränen fort. Oliver schaute auf und berührte mit zitternden Händen das blasse Gesicht, in der Angst, dass dies alles nur ein Traum, eine Illusion war, doch die Haut unter seinen Fingern war warm und weich. Er fuhr zu seinem rechten Ohr und spürte den in Silber eingefassten Saphir, der einst seinem Vater gehört hatte. Seine Hände griffen in die blonden Haare, die weicher denn je waren und seine Augen verloren sich in dem Eisblau der Augen seines Gegenübers, das von Schmerz, Angst und vor allem Liebe berichtete. „Du bist es… du bist es wirklich…“, sagte er schluchzend und zog Taylor fest in seine Arme. „Ja, ich bin es… ich liebe dich, Oli.“, sagte er, während er über die dunklen Haare seines Partners streichelte. „Ich… schluchz… ich liebe dich auch… aber… aber wie…?“, fragte er noch immer ungläubig, als er wieder zu ihm aufsah. „Lass uns morgen darüber reden, ja? Hilf mir mal bitte hoch.“, sagte er ein wenig verzweifelt lächelnd und deutete auf sein eingeschientes Bein. Oliver stand auf und half dem schweren Mann auf die Beine, bevor er ihm seine Krücken reichte. „Normalerweise würde ich dich ja jetzt zum Bett tragen, aber das geht leider nicht.“ „Ich habe zwei Beine, ich kann selber laufen.“, neckte er ihn, denn er hatte es noch nie wirklich gemocht, wenn Taylor ihn durch die Gegend getragen hatte, es sei denn, er war krank. Taylor zwickte ihm für die freche Antwort in den Hintern, was ihn kurz aufschreien ließ, weil er damit nicht gerechnet hatte. Das Betreten des Schlafzimmers fühlte sich für beide nostalgisch an, waren sie doch so lange voneinander getrennt gewesen und hatte Oliver doch geglaubt, seinen Freund für immer verloren zu haben. Taylor ließ sich seufzend in ihr Bett fallen, während Oliver in der Tür stehen blieb und ihn beobachtete: „Komm her.“, sagte er forsch und doch liebevoll, wie es nun mal seine Art war und Oliver folgte dieser Anweisung, zog seine Jacke und Schuhe aus und krabbelte zu ihm ins Bett, um sich kurz darauf an ihn zu schmiegen. „Hör zu, es tut mir wirklich leid, dass ich mich nicht gemeldet habe… ich habe dich wirklich vermisst.“, Oliver antwortete darauf nicht, er schmiegte sich nur noch enger an den Todgeglaubten und sog seinen Geruch ein, während er die Wärme des muskulösen Körpers genoss. „Ich habe gedacht, du seist tot, Tay… dein Bruder, deine Mutter, wir alle haben um dich getrauert und jetzt tauchst du plötzlich wieder auf, jetzt wo ich langsam begonnen habe, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen.“ „Ich weiß, seit wir zusammen sind, habe ich viel von dir verlangt und ich könnte es auch verstehen, wenn es dir zu viel wird…“ „Nein! Du wirst mit mir zusammenbleiben, hörst du? Du wirst für dein Handeln die Konsequenzen tragen.“, schalte er ihn. „Dein Wunsch ist mir Befehl.“, sagte er und küsste seine Stirn, bevor er sie beide zudeckte. „Ist das mit deinem Bein was Ernstes?“, fragte Oliver ein wenig besorgt, während er über die Schiene und das darunterliegende Bein streichelte. „Es ist nichts, was nicht wieder verheilen wird, also mach dir keinen Kopf.“ Oliver stützte sich auf einen Arm und beugte sich vor, um vorsichtig die Lippen des anderen zu berühren. Er hatte Angst, dass Taylor sich nach einem Kuss in Luft auflösen würde, deshalb war es ein komisches Gefühl ihn zu küssen. Doch als Taylor nicht verschwand, nachdem er ihre Lippen zusammengeführt hatte, küsste er ihn wieder und wieder, während seine Tränen auf die Wangen des Blonden tropften. „Hey...“, sagte Taylor sanft und strich dem Weinenden die Haare aus dem Gesicht. Irgendwann schlief Oliver ein, er schlief so seelenruhig, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. Als er am nächsten Morgen erwachte, war er allein, er lag auf Taylors Betthälfte und seine eigene war nicht angerührt, alles um ihn herum war kalt und er begann zu weinen, mochte dies alles doch nur ein Traum gewesen sein? „Oliver, komm, du musst aufstehen, sonst kommst du zu spät zur Arbeit und vergiss nicht, dass wir heute Nachmittag zu Miguels Geburtstag eingeladen sind… Oliver?“, Elias kam zur Tür herein, um Oliver zu wecken, doch als er entdeckte, dass dieser weinend in seinem Bett lag, krabbelte er vorsichtig zu ihm ins Bett und schloss ihn fest in seine Arme. >Also war es doch nur ein Traum.<, dachte er traurig, als er den Zwölfjährigen in die Arme schloss und er seinen Tränen freien Lauf ließ. Kapitel 24: Long awaited Answers -------------------------------- Er ließ das Frühstück aus und ging direkt zur Arbeit. All dies kam ihm einfach so surreal vor, weil er diesen Tag bereits letzte Nacht durchlebt hatte. Er wusste nicht, ob er wollte, dass dies der Traum war und es sich deshalb so surreal anfühlte, oder ob es nur sein egoistischer Wunsch war, dass Taylor nicht tot und wieder bei ihm war. Er konnte sich auf der Arbeit nicht konzentrieren und wollte eigentlich auch gar nicht auf den Geburtstag gehen. Er vermisste Taylor, wollte nichts als ihn in die Arme zu schließen, ihm zu sagen, wie sehr er ihn liebte und ihn nie wieder fortgehen zu lassen, doch dies war nicht möglich. Die Wahrheit war, dass ihm sein Liebstes genommen wurde und er es nie wiedersehen und berühren konnte. Mit gesenktem Kopf, tief in seine Gedanken versunken kehrte er nach Hause zurück, bevor er sich langsam und lustlos umzog. Elias versuchte immer wieder ein Gespräch mit ihm anzufangen, aber er fühlte sich im Moment nicht dazu in der Lage, über etwas alltägliches zu sprechen, zu tief saß ihm der Schock von diesem Traum noch in den Knochen. Als er sich zusammen mit dem Zwölfjährigen in Taylors Auto setzte, kamen ihm wieder die Tränen und er hatte nicht die Kraft, dagegen anzukämpfen. Erst, als der tröstende Arm um ihn, ihn soweit wieder beruhigt hatte, dass er gucken konnte, ohne dass Tränen seine Sicht verschleierten, fuhr er los. Er holte Mary ab, brachte es aber auch nicht über sich, mit ihr zu reden, er wollte sich am liebsten verkriechen. Dies alles fühlte sich so sinnlos an, er hatte es schon erlebt, kannte den Ausgang der Gespräche und wusste, dass er am Abend alleine nach Hause fahren würde, weil Elias hier eingeschlafen war, auch wenn er ihn ungern zurückließ. Irgendwann fuhr er dann wieder nach Hause, doch vor der Wohnungstür hielt er inne. Was würde passieren, wenn er sie öffnete? Würde er wieder Taylor begegnen, wie in seinem Traum, oder würde es kalt und leer sein? Mit zitternden Händen schloss er die Tür auf, wie auch im Traum war sie nur einfach verschlossen. Drin war alles dunkel und er zögerte noch, ob er den Lichtschalter bedienen sollte. Dann jedoch entschloss er sich dazu ihn doch zu betätigen. Er erblickte eine Person, die im Wohnzimmer saß und kam vorsichtig näher. Als er dicht genug dran war, erkannte er, dass seine Mutter in seiner Wohnung saß: „Mum, was tust du hier?“ „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, mein Sohn.“, sagte sie, ohne sich zu erheben, das Mondlicht beleuchtete eine Hälfte ihres Gesichts. Er ging auf sie zu und setzte sich neben sie: „Mir geht es gut, Mum.“ „Nein, dir geht es nicht gut, Oliver. Du kannst die Wahrheit nicht erkennen.“, sagte sie, als sie sich ihm zuwandte. „Was meinst du damit?“, fragte er verwundert. „Hör in dich hinein, oder besser nimm deine Umgebung mehr wahr, wo bist du grade, mein Schatz?“, fragte sie liebevoll tadelnd. „Im Wohnzimmer.“, sagte er bestimmt, wo sollte er sonst sein? Sie schüttelte den Kopf und strich ihm sanft über die Wange: „Nein, Oliver. Und was ist das da an deinem Bein?“ „Was, aber da ist doch… nichts…“, er schaute hinab und sah einen Abdruck an seinem Bein: „Was ist das?“, hauchte er. „Sag du es mir. Was ist das, Oliver?“, sie lächelte ihn noch immer liebevoll an. „D… das… das ist… eine Schiene.“, sie nickte lächelnd: „Heißt das… das…“ „Ja, mein Schatz, das heißt es, also finde zu der Wahrheit zurück.“ //Wenn es stimmt, was Mum grade versucht mir zu erklären, dann… dann würde das ja bedeuten, dass… dass er wirklich… er ist da!//, in diesem Moment wachte er auf, tränenüberströmt. „Oliver? Was ist los? Hey… ich bin doch da.“, sagte die sanfte Stimme neben ihm und er spürte einen sanften Kuss an seiner Schläfe. Er schaute zögerlich zur Seite und da sah er ihn, seinen verschollenen Liebsten, der endlich Heim gefunden hatte. Er schloss ihn fest in die Arme: „Du bist da, du bist wirklich da.“, hauchte er weinend. „Ja, und ich werde dich nicht wieder verlassen.“, sagte er und küsste Oliver auf die Stirn, bevor er sich leicht zur Seite neigte, um an seinen Nachtschrank zu kommen und eine Schachtel hervorzuholen: „Hier, das ist für dich.“, er öffnete den Deckel der kleinen Schachtel mit einer Hand und enthüllte einen in blaues Samt gebetteten Silberring. Der Silberring war mit keltischen Mustern verziert und erinnerte an den Ohrstecker, den Taylor trug, nur mit dem Unterschied, dass in seiner Mitte ein Brillant eingelassen war. Verwundert sah Oliver erst den Ring und dann Taylor an. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. War dies nur ein einfaches Geschenk oder hatte es die Bedeutung, die er vermutete. Taylor musterte Oliver genau, als dieser seine Tränen von den Wangen strich, bevor er sprach: „Es tut mir leid, dass ich mein Versprechen, zu unserem Jahrestag wieder da zu sein, nicht eingehalten habe. Und wenn du das möchtest, dann darfst du diesem Ring die Bedeutung schenken, die er in dieser Form normalerweise hat.“, sagte er lächelnd, während er beobachtete, wie sich der grübelnde Ausdruck in einen überraschten verwandelte: „Dann… dann heißt das, dass das ein…“ Lächelnd beugte er sich zu seinem Ohr hinab: „Es ist ein Verlobungsring.“, wisperte er leise, mit einem für ihn typischen Lächeln. „Dann… willst du mich…?“ „Ja, aber willst du mich auch?“, fragte er schmunzelnd. Er lächelte überglücklich, als Oliver nickte und zog ihn fest an sich. Er küsste seinen Liebsten sanft, während er mit geschickten Bewegungen den Ring aus der Schachtel nahm und ihn Oliver überstreifte, er saß wie angegossen. Er hatte dies schon lange geplant und hatte diesen Ring in Prag gekauft, um diesen Schritt endlich zu gehen. Sie waren zwar noch nicht so lange zusammen, doch das Leben war zu kurz und seines zu gefährlich, um eine solch wichtige Person wieder loszulassen. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du hier bist… ich liebe dich, Taylor.“, sagte er leise wispernd, bevor er ihn erneut küsste. „Ich liebe dich auch Oliver, so sehr… ich habe dich so sehr vermisst.“, er zog ihn eng an sich und sog seinen Duft ein. Er war zwar stolz und konnte manchmal fies sein, aber er war nicht zu stolz, um sich solche Dinge einzugestehen. Oliver war das Beste, was ihm je passiert war und er würde ihn nicht wieder hergeben, solange er noch lebte. Dieser Mann hatte schon so viele Tränen allein für ihn vergossen, das er nicht mehr anders konnte, als ihn zu lieben, zu schützen und zu halten. Das plötzliche Knurren von Taylors Magen durchbrach den rührseligen Moment und Oliver lachte auf: „Komm, ich helfe dir auf und mache Frühstück.“ Taylor ließ sich von Oliver auf die Beine helfen, bevor er seine Krücken nahm und ihm humpelnd in die Küche folgte, in der er sich auf einem Stuhl niederließ: „Sag mal… ich wollte dich eigentlich nicht jetzt schon darauf ansprechen, aber… wessen Bo ist das im Wohnzimmer?“, fragte er, weil er sich versichern wollte, dass er wirklich der Person gehörte, die er im Verdacht hatte. „Oh! Der gehört Elias, er trainiert öfters im Wohnzimmer und neuerdings stellt er seinen Bo immer neben deinen…“, sagte er, während er zwei Teller aus dem Schrank holte und sie auf den Tisch stellte. „Dann ist er wirklich hier?“, ihm fiel ein Stein vom Herzen. Auch wenn dieser Junge ihm längst nicht so viel bedeutete, wie Oliver, mochte er ihn doch sehr. „Ja… es… es war… dein letzter Wunsch… auch wenn wir unsere Startschwierigkeiten hatten.“, sagte er traurig lächelnd. Taylor packte ihn am Handgelenk und zog ihn fest an sich: „Danke… ich danke dir.“, nuschelte er in das Oberteil des Schwarzhaarigen. Oliver legte eine Hand auf die blonden Haare, ihm kam dies hier immer noch vor, wie ein Traum, doch Taylor verschwand nicht, als er ihn berührte. „Ähm… der Kaffee braucht noch eine Weile, ich werde mal fragen, ob Elias noch eine kleine Weile bei dem Freund meiner Schwester bleiben kann. Da fällt mir ein… ich habe seine Telefonnummer gar nicht, aber ich kann Mary sicherlich auf ihrem Handy erreichen.“, sagte er nachdenklich, bevor er sich kurz von Taylor trennte und sein Handy holte. Er wählte ihre Nummer und wartete darauf, dass sie abnahm: „Morgen.“, nuschelt sie verschlafen. „Morgen, Mary. Sag mal, wäre es in Ordnung, wenn Elias noch zum Mittag bei den Vandecamps bleiben würde?“ „Moment, ich frag mal.“, sagte sie während er ihre Schritte im Hintergrund vernehmen konnte. Er hörte, wie sie mit der Mutter sprach und ihm dann antwortete: „Ja, gar kein Problem… Wie geht es dir, Oliver?“ „Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut. Soll ich dich dann nachher auch mitnehmen und nach Hause bringen?“, fragte der Schwarzhaarige, während er Taylor musterte. „Ja, das können wir gerne so machen… kann ich danach vielleicht anstatt nach Hause noch mit zu dir kommen?“ „Müssen wir mal sehen, das kann ich dir jetzt noch nicht versprechen… Naja, wir sehen uns heute Mittag.“, sagte er, als sie sich voneinander verabschiedeten, legte auf und kam zu Taylor zurück. „Warum holen wir ihn nicht gleich ab?“, fragte der Blonde ein wenig verwundert, nachdem Oliver aufgelegt hatte. „Ich denke, dass wir noch ein wenig alleine miteinander sprechen sollten. Ich habe einige Fragen an dich.“, seine Miene war ernst, als er den Kaffee einschenkte, sich zu dem Blauäugigen setzte und begann zu essen. „Ja, ich denke, ich schulde dir einige Antworten…“ „Warum hast du nicht angerufen? Du hättest mir, uns, deiner Familie viel Leid erspart.“ „Es tut mir leid, Oli. Ich bin sofort hergekommen, als ich wieder einigermaßen laufen konnte. Ich habe dich vermisst und du warst der einzige Gedanke und vor allem Grund, zu kämpfen, um mein Leben zu kämpfen und nach vorne zu schauen. Ich wusste, dass die Organisation dich benachrichtigen würde und ich hatte Angst… Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest, wenn ich plötzlich anrufen würde… Nicht einmal die Organisation weiß, dass ich noch lebe…“ „Und… und was ist mit deinem Bein passiert?“, fragte er vorsichtig und deutete auf das eingeschiente Bein, das Taylor neben dem Stuhl platziert hatte. Er seufzte, bevor er einen Schluck von seinem Kaffee nahm und den Schwarzhaarigen ansah: „Das ist… am Ende der der Mission passiert, nachdem ich Elias befreit hatte. Es würde zu lange dauern, dir alles zu erzählen, aber… dies ist passiert, als ein Teil des baufälligen Gebäudes bei einer Explosion zusammengestürzt ist. Ich bin nicht schnell genug weggekommen, aber ich hatte Glück, dass mein Sprengsatz eine Verzögerung hatte, so ist nur mein Bein gebrochen und ich bin noch am Leben.“, er beabsichtigte nicht, Oliver allzu viel von der Mission zu erzählen, immerhin ging diese ihm selbst schon sehr nahe. Der Schwarzhaarige sah Taylor nur an, er sagte nichts… schon oft hatte er solche Dinge gehört. Er fragte auch gar nicht erst, warum der Blonde einen Sprengsatz dabei gehabt hatte. „Wie sieht es mit deinem Bein aus? Meinst du, es wird wieder voll funktionstüchtig?“ „Ja, ich hatte unverschämtes Glück. Ich muss einen Schutzengel gehabt haben. Mein Bein ist zwei Mal gebrochen, allerdings sind es glatte Brüche und mein Bein wird voraussichtlich wieder so gut, wie früher.“ „Wie lange wird das dauern?“, fragte er noch immer besorgt. „Es wird wohl noch zwei Wochen dauern, bis ich die Schiene abnehmen und langsam wieder selbstständig zu laufen beginnen kann.“, sagte der Blauäugige seufzend. „Und wann… wann sagst du es ihnen? Das du lebst meine ich.“ „Ich werde mich bald melden müssen, aber… das hat noch Zeit.“, danach herrschte Stille. Für Oliver war es noch immer komisch, mit seinem todgeglaubten Geliebten so alltäglich am Küchentisch zu sitzen und mit ihm zu frühstücken. „Lass dir Zeit damit, Tay.“, sagte er traurig, er wollte seinen Verlobten nicht so schnell wieder verlieren. Der Blauäugige schwieg und schaute nur auf den bereits leeren Teller: „Erzähl mir etwas über die Zeit, in der ich weg war. Was ist passiert? Was hast du gefühlt und erlebt?“ „Lass uns im Wohnzimmer weitersprechen, da kannst du auch bequemer sitzen.“, Oliver half Taylor nicht auf, er kannte seinen Stolz, dennoch ging er neben ihm her und war jederzeit bereit, ihm zu helfen. Gemeinsam setzten sie sich auf die schwarze Ledercouch im Wohnzimmer. „Es ist wirklich sehr viel passiert, als du weg warst, angefangen mit der Adoption von Elias.“, begann er zu erzählen und atmete tief ein: „Und meine Eltern wissen von uns. Mein Vater war alles andere als erfreut, um genau zu sein, hat er Elias eine Heidenangst eingejagt. Meine Schwester weiß auch von uns und Elias. Und… vor einigen Tagen habe ich deine Eltern angerufen, um ihnen die schlechte Nachricht zu überbringen. Sam ist zwar bei ihm, aber John geht es alles andere, als gut. Elias hat das Geschehene ebenfalls sehr zugesetzt, er macht sich Vorwürfe, weil du seinetwegen gestorben bist… zumindest denkt er das noch. Dann war noch einer deiner Kollegen da und hat Formulare dagelassen. Seine Name war Jonas und auch ihn schien dein Tod sehr mitgenommen zu haben…“, Taylor fehlten die Worte, er hätte nie gedacht, dass sein Tod so viele unglücklich machen würde. Da er noch immer keine Worte gefunden hatte, zog er stattdessen Oliver zu sich und schloss ihn fest in die Arme: „Es tut mir leid, so leid. Ich liebe dich so sehr, Oli.“, es war äußerst ungewöhnlich, aber dieser starke und selbstbewusste Mann hatte plötzlich Tränen in den Augen, die voller Reue und voller Liebe waren. Er beugte sich ein wenig hinab und küsste den größten Schatz, den er je besessen hatte. Er dachte nicht einmal daran, ihn zu beißen, er wollte ihm nur nahe sein und ihm zeigen, wie sehr er ihn liebte. Erst zögerlich und dann immer inniger küssten sie sich, während Oliver die Tränen hinab rannen und auch der Blonde sich eine einzelne Träne nicht verkneifen konnte. Sanft strich er mit seiner Zunge über die Lippen des Schwarzhaarigen und bat um Einlass, der ihm natürlich gewährt wurde. Zum ersten Mal seit Monaten spielten ihre Zungen liebevoll miteinander und bekundeten ihre Zuneigung zueinander. Erst jetzt bemerkte der Jüngere, wie sehr es ihn wirklich, auch körperlich, nach Taylor verlangt hatte und wie glücklich er war, dass dieser wie aus dem nichts wieder aufgetaucht war und der WSA Worte Lügen gestraft hatte. Sachte schlang er seine Arme um Taylors Hals und zog ihn enger an sich. Der Agent hob seinen Partner leicht an, sodass dieser auf seinem Schoß zum Sitzen kam. Sie küssten sich lange und innig, sodass keiner von beiden mehr wusste, wo seine eigenen Lippen aufhörten und die des anderen begannen. Der Staatsanwaltsgehilfe spürte deutlich die Erregung seines Liebsten unter sich und war selbst nicht minder erregt, doch sie beide wollten es heute nicht so weit bringen. Außerdem fühlte Oliver sich noch nicht bereit dazu, zumal er Angst hatte, dass alles doch nur ein Traum war. Kapitel 25: Get to know your future Relatives --------------------------------------------- „Wir müssen los, kommst du?“, fragte Oliver und drehte sich in der Tür um. „Ja, geh schon mal vor und hol den Fahrstuhl, ich bin gleich da.“, knurrte Taylor, während er ihm auf Krücken hinterher humpelte, aber er wollte auch keine Hilfe und kein Mitleid. Er stellte sich neben ihn. Während sie auf den Fahrstuhl warteten und kurz darauf einstiegen. Er war grade wirklich dankbar, dass dieses Haus einen Fahrstuhl hatte und er ein Auto besaß. Als sie in der Tiefgarage ankamen, eilte Oliver vor und öffnete die Beifahrertür: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Beifahrer in meinem eigenen Wagen sein würde.“, murmelte er unzufrieden, ließ sich aber von Oliver die Krücken abnehmen, bevor er sich ins Auto hievte und sie wieder entgegen nahm: „Dazu sage ich nur: selber schuld, Schatz.“, Oliver beugte sich lächelnd vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor er die Tür wieder schloss. Er stieg auf der Fahrerseite ein und fuhr zum Haus der Vandecamps. Als er vor der Tür hielt, sah er Taylor an: „Du bleibst hier, ich muss Mary und Elias erst noch auf den Schock vorbereiten.“, seine Stimme war sanft und er beobachtete seinen Liebsten noch kurz, bevor der Schwarzhaarige ausstieg und sein Handy zückte, um seine Schwester anzurufen. „Oli? Ist alles ok?“, fragte sie besorgt. „Ja, es ist alles in Ordnung, aber würdest du mir den Gefallen tun und kurz rauskommen, ohne dass Elias es mitbekommt? Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen.“ „Natürlich.“, sagte sie verwundert, klang aber gleichzeitig besorgt, bevor sie auflegte. Elias war mit Leila beschäftigt, er bekam gar nicht mit, wie sie ins Zimmer schaute. Sie gab Miguel kurz Bescheid, bevor sie sich ihre Schuhe anzog und nach draußen kam. Dort entdeckte sie auch sofort ihren Bruder, auf den sie zuging und ihn in die Arme schloss. Als sie bei der Umarmung über seine Schulter sah, entdeckte sie, dass noch jemand in Olivers Auto saß. „Wer ist das? Was ist los, Oli?“, fragte sie äußerst besorgt und klang eher wie seine große, denn seine kleine Schwester. „Erinnerst du dich an unser gestriges Gespräch?“, fragte er ernst und sah, wie sich ihre Miene von nachdenklich zu erstaunt wechselte. Sie schaut ihn mit großen Augen an: „Das kann nicht sein, ich dachte er…“ „Ja, das dachte ich auch, aber gestern Abend war er plötzlich in der Wohnung. Er lebt, Mary, er lebt tatsächlich.“, sagte er mit Tränen in den Augen und sie schloss ihren großen Bruder fest in die Arme: „Das freut mich wirklich sehr, Oli. Du hast es verdient, glücklich zu werden.“, als sie sich aus ihrer Umarmung löste, fuhr sie seine Arme hinab und ergriff seine Hände, die sie sachte drückte, dabei spürte sie etwas Ungewohntes. Plötzlich schaute sie überrascht hinab und hob eine seiner Hände an, um den Ring, der ihr vollkommen neu war, zu betrachten: „Ist das, das, wofür ich es halte?“, fragte sie vorsichtig und als er nickte, fiel sie ihm quietschend um den Hals. „Komm, ich stell euch vor.“, er ergriff ihre Hand und führte sie zu Taylors Auto. Er öffnete die Beifahrertür und Mary schlug sich eine Hand vor den Mund: „Er ist es wirklich.“, Taylor sah sie beide verwundert an und es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er realisiert hatte, dass das Mädchen Olivers Schwester war, zu ähnlich sahen die beiden sich, als es nicht zu bemerken: „Ähm… ja, hallo, ich bin Taylor.“, sagte er und streckte ihr eine Hand entgegen. „Hallo, ich bin Mary, Olivers Schwester.“, sagte sie lächelnd und ergriff die Hand. Sie musterte ihn kurz, bevor sie sich nicht mehr zurückhalten konnte und den, für sie, Fremden stürmisch umarmte. Taylor wollte sie grade von sich drücken, als er das Wispern an seinem Ohr vernahm: „Danke… danke, dass du meinen Bruder glücklich machst. Willkommen in unserer Familie. Pass ja gut auf ihn auf!“ „Natürlich... danke.“, antwortete er ein wenig lächelnd und drückte sie kurz an sich. Oliver beobachtete die Szene ein wenig fragend, aber es war ihm lieber, sie verstanden sich, als anders herum. Als sie sich wieder aufrichtete, sah sie Oliver fragend an: „Wie bringen wir das Elias bei?“ „Ich weiß es nicht, deshalb solltest du rauskommen, ohne, dass er etwas mitbekommt.“ „Ich denke, wir sollten ihn einfach direkt damit konfrontieren. Sag ihm nichts und bring ihn her. Er muss endlich seine Schuldgefühle loswerden.“, sagte der Blonde in üblicher Taylormanier. „Gut, dann komm, Mary. Wir holen Elias und dann kannst du noch mit zu uns kommen.“, sagte er und streichelte ihr über den Rücken, bevor sie sich von Taylor abwandte und nickte. Gemeinsam gingen sie wieder rein, Miguel öffnete ihnen die Tür und sah sie fragend an, doch sie sprachen nicht darüber. Nach einer kurzen Begrüßung ging Oliver nach Oben zu Leilas Zimmer: „Na ihr beiden. Habt ihr euch gut amüsiert?“, Leila nickte strahlend und auch Elias lächelte ihn leicht an: „Das ist gut. Ihr könnt euch ja mal wieder verabreden, aber jetzt wollen wir nach Hause, Elias.“ „Ja, ich komme.“, sagte er nickend und stand auf, um nach unten zu gehen und sich seine Jacke anzuziehen. Oliver folgte ihm nach unten und entdeckte Miguel und Mary, die sich küssten und er freute sich, dass seine Schwester jemanden gefunden hatte, den sie so sehr liebte. Als Miguel Elias dann noch durch die Haare wuschelte und ihm sagte, dass er mal wieder vorbeikommen sollte, war er von dem Entschluss, die beiden zu unterstützen nicht mehr abzubringen. Er legte Elias einen Arm um die Schulter: „Danke, dass Elias hierbleiben konnte. Das nächste Mal kann Leila auch gerne zu uns kommen. Du bist natürlich auch jederzeit bei uns willkommen.“, sagte er lächelnd und klopfte dem etwas verwunderten Miguel auf die Schulter, der kurz darauf lächelte und sich von Mary verabschiedete. Als Taylor sah, wie die drei aus der Tür kamen, entdeckte er die Ähnlichkeit zwischen ihnen. Elias hätte wahrlich Olivers Sohn sein können, oder zumindest sein kleiner Bruder. Er beobachtete, wie Elias zu Oliver hochschaute und mit ihm sprach, er schien wirklich glücklich zu sein und in ihm wuchs der Wunsch, den Jungen ebenfalls zu adoptieren, sodass sie eine richtige Familie sein konnten. Taylor wartete darauf, dass Elias ihn entdeckte und das tat er auch auf halbem Wege. Er blieb stehen und starrte fassungslos zu ihm, bevor ihm dicke Tränen aus den Augen kullerten. Oliver legte ihm seinen Arm auf den Rücken und flüsterte ihm irgendetwas zu, bevor der Zwölfjährige zögerlich losging und immer schneller wurde. Er blieb direkt vor Taylor stehen und schluchzte. Taylor konnte nicht anders, als das Kind, über das er seit Jahren eine schützende Hand gehalten hatte, in seine Arme zu schließen und ihm zu versichern, dass alles gut war. Dieser Junge musste schon so viel mitmachen und er hatte nie vorgehabt, ihm die Last seines Todes aufzubürden. Der Junge mochte zwar ein Agent sein, doch er hatte nie die Wahl gehabt und vor allem wusste er vorher nicht, was ein normales Leben bedeutete. Er war Oliver so unendlich dankbar, dass er ihm diesen Wunsch erfüllt und Elias adoptiert hatte. Mary und Oli traten lächelnd zu den beiden und Oliver streichelte Elias liebevoll über den Kopf: „Steig hinten ein, wir werden zu Hause über alles sprechen und Mary wird auch mitkommen.“, seine Stimme war sanft und besänftigend. Elias nickte, bevor er sich zögerlich von seinem Lehrer löste und hinter ihm Platz nahm. Zu viert fuhren sie zu ihrer Wohnung und als sie ankamen, sprang Elias sofort aus dem Auto und half Taylor aus dem Auto. Mary beobachtete diese Szene mit einem liebevollen Blick, sie hatte sich jetzt schon in ihren Neffen verliebt, obwohl sie sich noch nicht lange kannten und dieser nicht mit ihr verwandt war. Als Elias auch noch stürmisch vorlief und den Fahrstuhl holte, knurrte Taylor: „Lass es gut sein. Ich habe nur ein verletztes Bein und sitze nicht im Rollstuhl.“, der Blonde wäre wohl auch noch im Rollstuhl so stur gewesen und hätte alles selber machen wollen. „Ist schon gut Elias, hier sind die Schlüssel, lauf doch schon mal vor und schließ die Tür auf.“, sagte sein Adoptivvater liebevoll, bevor er sich den Schlüsselbund schnappte und die Treppen hinaufeilte: „Du musst das verstehen, Tay. Er freut sich nun mal, dich wiederzusehen.“ „Das will ich ihm ja auch gar nicht verbieten, aber genauso wenig will ich betüddelt werden.“, sagte er seufzend, bevor er in den Fahrstuhl einstieg, gefolgt von dem Geschwisterpaar. Sie hörten, wie der Junge neben ihnen leichtfüßig die Treppen hinauf lief und die Tür aufschloss. Als sie ausstiegen, war die Tür bereits offen und Elias eingetreten, um sie aufzuhalten. Taylor trat seufzend ein, gefolgt von seinem Verlobten und dessen Schwester. Er ging ins Wohnzimmer und ließ sich ächzend auf die Couch sinken. Elias konnte immer noch nicht wirklich glauben, dass dies hier die Realität war und keine Illusion. Mary nahm ebenfalls im Wohnzimmer Platz, während Oliver Gläser und eine Flasche Wasser aus der Küche holte, die er auf dem Tisch platzierte. Die Situation war für alle sichtlich eigenartig und keiner wusste recht, wie er damit umgehen sollte, bis Elias die Stille durchbrach: „Warum bist du jetzt hier, ich meine… ich habe gesehen, wie…“ „Ich habe es noch rechtzeitig geschafft. Es tut mir wirklich leid, dass ich euch nicht Bescheid gesagt habe, Elias.“ „Du hast ja keine Ahnung, wie schlecht es Oliver ging, wie schlecht es mir ging!“, sagte er ein klein wenig wütend, denn langsam hatte sich die Freude und die Überwältigung über das Überleben Taylors gelegt. „Mir ging es auch schlecht, Elias! Glaubst du, es hat mir Spaß gemacht, nicht zu wissen, was aus dir und aus Oliver wird?“, fragte er streng, doch Elias schaute ihn immer noch wütend an. „Wenn es dir so schlecht ging, warum hast du dich dann nicht gemeldet?!“ „Es ging nicht, Elias!“, sagte er nun ein wenig lauter, bevor er sich seufzend an die Stirn fasste. „Nun beruhigt euch, ihr zwei.“, sagte Mary sanft, denn Oliver hatte nicht vor, einzuschreiten. Das war etwas, was die beiden unter sich ausmachen mussten. Schmollend und mit verschränkten Armen, blieb er auf der Couch sitzen und schaute zu Boden. Taylor sah den Kleinen überrascht an, bevor er Oliver ansah: „Meine Güte, da hast du aber schnell das Kind in ihm gefunden.“, neckend legte er Elias einen Arm um die Schulter und zog ihn an sich, bevor er in sein Ohr flüsterte: „Du bist jetzt hier, Elias und ich auch. Ist es nicht das, was zählt?“, Elias seufzte, bevor er zögerlich nickte und seinen Lehrer umarmte. Mary und Oliver sahen sich fragend an, während sie die Szene zwischen den beiden beobachteten. „Erzähl mir etwas über dich, Taylor. Ich meine, wir sind ja jetzt quasi verschwägert, treffen uns aber zum ersten Mal.“, sagte Mary mit ihrem typischen Lächeln. Oliver konnte gar nicht sagen, wie sehr er seine Schwester für ihre Art liebte. Galt sie doch als eher still, so schlug ein großes Herz in ihrer Brust und sobald sie einen in ebendieses geschlossen hatte, fiel auch jedes Schweigen von ihr. Mary war ein kleiner Sonnenschein und wenn sie jemanden lieb gewonnen hatte, so konnte auch der- oder diejenige nicht umhin, sie zu mögen, denn Mary war einzigartig. Sie waren zwar nur Halbgeschwister, doch eine bessere Schwester als Mary hätte Oliver sich einfach nicht vorstellen können. Taylor sah sie überrascht an, Elias noch immer in seinen Armen haltend, und überlegte kurz: „Ich weiß ja nicht, was Oli dir schon so alles über mich erzählt hat, aber wie du merkst ist mein Beruf nicht grade der ungefährlichste und ich habe einen kleinen Bruder Namens John, ich bin eigentlich Deutscher, wobei mein Bruder, halb amerikanischer und halb deutscher Herkunft ist. Ich wurde aber trotzdem von seinem Vater mit großgezogen. Unsere Mutter lebt in Deutschland und wir sehen sie nur selten. Was gibt es sonst noch so auf die Schnelle zu sagen? Ähm… ich bin schon immer bisexuell gewesen. Hmmm... und sonst fällt mir auf die Schnelle nichts ein, wie steht es mit dir?“, Oliver und Mary sahen ihn blinzelnd an. Davon hatte selbst der Schwarzhaarige nichts gewusst. Naja, Taylor hatte ihm ja auch noch nie gesagt, dass er sein erster Mann war, also hatte er ihn auch nicht belogen. Für Mary war diese Situation noch etwas ungewohnt, doch sie hatte an sich nichts dagegen, wenn jemand homosexuell oder nun bisexuell, denn sie fand, dass es in der Liebe auch wirklich nur um die Liebe ging und das Geschlecht egal war, auch wenn sie sich selbst nicht vorstellen konnte, mit einer Frau zusammen zu sein. „Über mich gibt es nicht viel zu erzählen. Ich lebe noch bei meinen Eltern, bin 18 Jahre alt, habe einen kleinen und einen großen Bruder und hmmm… habe einen Freund, sein Name ist Miguel und bei ihm habt ihr uns vorhin abgeholt. Oh ja! Das darf ich zukünftig nicht vergessen, jetzt bin ich ja auch Tante geworden.“, sagte sie grinsend und wuschelte Elias durch die schwarzen Haare, der sie wiederum böse anfunkelte: „Nicht meine Haare, Mary!“ „Hach~ wie ich den Kleinen liebe.“, sagte sie grinsend, denn in der kurzen Zeit, in der sie sich erst kannten, konnte sie nicht umhin, als Elias in ihr Herz zu schließen. Oliver sah seine kleine Familie liebevoll schmunzelnd an, als plötzlich das Telefon klingelte... --------------------------------------------------------------------------------------- Es tut mir wirklich leid, dass ihr so lange warten musstet, aber ich werde mich bemühen, meinen Schreibgeist wiederzufinden >.< Ja und wie ihr seht, geht es mit DLA weiter und ich kann noch längst nicht sagen, wann es vorbei sein wird... vielleicht, wenn ihr keine Lust mehr habt es zu lesen? *achselzuck* Jeder liebe Leser darf sich an dieser Stelle einen Keks in Form eines Eisvogels nehmen :3 *Keksdose hinstell* --------------------------------------------------------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)