Magister Magicae (alte Version) von Futuhiro ================================================================================ Kapitel 3: "Was, kennt ihr Dragomir nicht?" ------------------------------------------- Das hohe, nasale Kichern einer Frau erklang hinter den Kisten. Josh lief ein Schauer über den Rücken. Er wusste, wer das war, noch bevor er sie zu Gesicht bekam. Hinter der Mauer aus Holzcontainern traten zwei schlanke Gestalten in grellen Neonfarben hervor. „Bitte nicht die Zwillinge.“, hauchte Josh überflüssigerweise. Er kannte die beiden. Diese zwei, eine junge Frau und ein recht erwachsen wirkender Mann, ihr Genius Intimus, waren zwar in keinster Weise verwandt, trugen aber stets ein dermaßen identisches Outfit, daß man sie unweigerlich für Geschwister halten musste. Die zwei waren ein nicht ganz ungefährliches Gangster-Duo. „Ist das langweilig mit euch, hey.“, maulte Ybi, die junge Frau, und stämmte die Hände in die Hüften. „Die Genia springt freiwillig in eine Falle, der Tölpel da geht von selber K.O., der hier war auch keine große Nummer ...“, zählte sie auf und zerrte dabei Josh´s gefesselten und geknebelten Genius Intimus hinter den Kisten hervor. „Ja, man, so macht das einfach keinen Spaß!“, stimmte Vy, der Mann an ihrer Seite, zu und zog ein wesentlich weniger amüsiertes Gesicht als sie. „Ich hatte ja gehofft, ihr zwei wärt endlich mal zur Vernunft gekommen.“, meinte Josh und sah sich hektisch um. Er war ausgeliefert. Seine letzte Chance bestand darin, auf der Stelle diesen Bannkreis aufzulösen, damit Urnue und Nyu wieder aufwachten. „Verstoßt ihr mit solchen Entführungen hier nicht gegen den Codex Geniorum?“ „Pfeif auf den Codex! Wir haben schon ganz andere Gesetze gebrochen als nur den Codex.“, maulte Vy. „Was zur Hölle wollt ihr denn von uns?“, wollte Josh wissen, immer noch fieberhaft auf den Bannkreis starrend, in der Hoffnung irgendeinen Knackpunkt zu finden, an dem er den Bann brechen konnte. „Von euch? Gar nichts. Wir wollen nur Urnue. ... Nein, eigentlich wollen wir nichtmal Urnue. Unser Auftrag ist genau genommen schon erfüllt, ihr könnt ihn gern wiederhaben, sofern ihr den Ohnmachts-Bannkreis auflösen könnt.“ „Vater!“, keuchte Danny. Er lag noch immer zusammengekrümmt am Boden, hatte sich aber inzwischen wieder so weit gefangen, daß er seine Umgebung wieder wahrnahm. „Sie wollten Vater. Es ist gerade kein einziger Genius im Haus, um ihn zu schützen.“ Ybi und Vy lachten und spazierten los. „Die zwei sind doch nicht so strohdoof wie ich dachte.“, kicherte Ybi noch. Sie schubste Josh´s Genius Intimus zu den anderen in den Bannkreis, wo er auf der Stelle ohnmächtig in sich zusammensank, als habe er ein Nudelholz auf den Kopf bekommen. Danny und Josh zogen verängstigt die Köpfe ein, als die Zwillinge direkt auf sie zu kamen, dann aber haarscharf an ihnen vorbeistiefelten und ungerührt zum Ausgang schlenderten. „Einen schönen Tag noch, die Herren.“ „Wir müssen nach Hause und Vater helfen.“, keuchte Danny, versuchte sich hochzustämmen, brach aber sofort wieder zusammen und blieb stöhnend am Boden liegen. „Mach mal halblang, Kumpel, du kannst dir ja nichtmal selber helfen. Was ist überhaupt los, sag mal?“, gab Josh kalt zurück, drehte seinen Bruder radikal auf den Rücken und riss ihm das Hemd auf. Der Verband darunter war locker geworden und verrutscht, so daß die Wunden Josh in voller Pracht anleuchteten. „Schöne Schande. Das ist böse entzündet. Woher hast du die? ... Toll, und ein angehendes Fieber hast du auch noch.“, fügte er nach einem prüfenden Griff auf Dannys Stirn hinzu. Danny sah sich suchend und um Atem ringend um. „Als erstes müssen wir unsere Genii aus diesem Bannkreis rausholen.“, meinte er, Josh´s Frage demonstrativ ignorierend. „Der einzige, der wirklich Ahnung von Bannkreisen hat, ist Urnue. Für mich ist das Ding hier zu komplex. Und ich kann nicht einfach lustig dran rumändern, wenn ich nicht weis, wie er funktioniert. Damit könnte ich seine Eigenschaften und seine Wirkung auf unvorhersehbare Weise verändern.“, gestand er unglücklich. „Urnue ist ein ziemlich mächtiger Genius. Ich wüsste gern mal, wie sie ihn in diesen Kreis reingekriegt haben.“ „Ich wüsste lieber, wie sie in unseren Hochsicherheitstrakt von einem Wohnhaus reingekommen sind, um Urnue rauszuholen und unbemerkt zu entführen.“, hielt Josh dagegen. „Aber dieses Gerätsel hilft uns gerade nicht weiter. Frag dich lieber, wie wir ihn jetzt wieder da aus dem Bannkreis rauskriegen.“ Danny überlegte einen Moment. „Ich robbe auf dem Bauch in den Kreis rein, so daß meine Füße noch rausschauen. Dann schnappe ich mir den erstbesten Genius, den ich zu fassen kriege, und du ziehst uns wieder raus.“ „Meinst du nicht, das wäre ein bischen zu einfach? Das kann nie im Leben klappen. Ich will nicht, daß du auch noch ohnmächtig in diesem Bannkreis landest und ich ganz alleine hier draußen sitze.“ „Dann mach nen besseren Vorschlag.“, hauchte Danny müde und schloss die Augen. Die Schmerzen in seiner Brust ließen zwar langsam wieder nach, der Anfall schien vorüber zu sein, aber er war echt fertig. „Mach ich! Wie wäre es, wenn du mal deine Fähigkeit einsetzt?“ Danny sah fragend auf. Seine magische Begabung war es, die magische Begabung anderer Wesen zu unterbinden. Er konnte, jedenfalls manchmal, verhindern, daß andere einen Zauber wirkten oder ihre Erbfähigkeiten einsetzten. Das glückte ihm noch nicht sonderlich gut, weil seine Begabung noch nicht sehr lange erwacht und entsprechend noch nicht gut trainiert war. „Das kann ich nur bei lebenden Wesen, nicht bei Bannkreisen.“, meinte er zögerlich. „Hast du´s jemals versucht?“ „Ähm ... nein?“ „Dann wird es Zeit.“, gebot Josh streng und deutete fordernd auf den Kreidekreis. Seufzend raffte sich Danny in eine sitzende Position hoch und konzentrierte sich auf den Bannkreis. Und es geschah ... nichts! Nach endlosen Sekunden des Ringens brach Danny enttäuscht ab und seufzte. „Ich sag doch ...“ „Mach weiter! Nyu hat gezuckt! Der Bann ist ins Schwanken geraten, konzentrier dich stärker!“, verlangte sein Bruder. „Noch stärker? Mir ist gerade schon fast der Kopf geplatzt.“, jammerte Danny, schloss aber gehorsam wieder die Augen und atmete tief durch. Mit reinem Willen und roher Gewalt würde er das nicht schaffen, soviel war ihm jetzt klar. Er musste seine inneren Kräfte freisetzen. Er lauschte in seinen Körper hinein, suchte sein Qi und versuchte, es zu sammeln. Es floss in seiner Körpermitte zusammen wie in einem Becken, das Wasserrinnsale auffing. Als er genug davon gesammelt hatte, lenkte er das Qi durch seinen ganzen Körper, schließlich sogar hinaus. Es war ein unbeschreibliches Gefühl von Ruhe und innerer Ausgeglichenheit, das mit der Energie durch seinen gesamten Körper gespült wurde. Vorsichtig lenkte er seine Konzentration nach außen. Behutsam, um sein Qi nicht wieder zusammenbrechen zu lassen. Jetzt fiel es ihm leichter, die Strömungen und Blockaden wahrzunehmen, die von dem Bannkreis ausgingen. Vor seinem inneren Auge konnte er den Bannkreis fast sehen. Und wischte ihn mit seinem Qi einfach weg. Er hörte die drei Genii im Inneren des Bannkreises müde seufzen, als wären sie kurz aufgewacht, aber der Bannkreis erschien auf der Stelle wieder, und schon war wieder Ruhe. „Ja, gut so.“, hörte er im Unterbewusstsein Josh raunen. Vor seinem inneren Auge sah er die drei Genii im Kreis liegen. Oder zumindest drei leuchtende Gebilde, die wage die Form von Menschen hatten. Ihre Erscheinung flackerte und sie wechselten ein paar Mal schnell zwischen ihren menschlichen und tierischen Gestalten hin und her, bis der Bannkreis sich wieder völlig aufgebaut hatte. Stimmt, seine Fähigkeit, Magie zu unterbinden, nahm den Genii auch die Möglichkeit, ihre menschliche Tarngestalt aufrecht zu erhalten. Danny lenkte sein Qi erneut in den Bannkreis hinein und wischte ihn erneut weg. Nachdrücklicher und grober diesmal. Wieder regten sich die Genii im Inneren. „U., komm sofort her!“, bellte Josh neben ihm im Befehlston. Eine der leuchtenden, in diesem Moment tierischen Gestalten ruckte hoch und machte einen wieseligen Satz nach vorn. Dann hatte sich der Bannkreis schon wieder aufgebaut. Danny brach seine Meditationsübung ab und lies sich keuchend rücklings zu Boden sinken. „Zwecklos. Ich schaff es nicht. Der verfluchte Bannkreis regeneriert sich ständig wieder. Ich finde seine Quelle nicht, um ihn zu deaktivieren.“, jappste er und presste sich die zittrigen Hände vor das Gesicht. Er hätte vor Müdigkeit und Kraftlosigkeit einfach nur losheulen wollen. Ihm war speiübel, schwindelig und er fühlte sich entsetzlich ausgekühlt. Er hatte seine untrainierte Begabung eindeutig überstrapaziert, selbst wenn er nicht verwundet gewesen wäre. Zu den lästigen Wundschmerzen gesellten sich nun auch noch dumpfe Kopfschmerzen hinzu. Was für eine blöde, anstrengende Begabung! Im Kampf oder unter Stress würde ihm das niemals was nützen, weil er gar nicht die nötige Konzentration dafür aufbringen würde. „Das war gute Arbeit, Danny, spitze!“, warf Josh im Jubelton von der Seite ein. Danny sah fragend zur Seite. Sein Bruder lag neben ihm am Boden und rubbelte Urnue über den Rücken, welcher bewusstlos direkt auf ihm lag. „Er hat mich bei seinem Hechtsprung aus dem Bannkreis einfach umgerannt und unter sich begraben.“, kommentierte Josh amüsiert. „Aber wenigstens haben wir ihn wieder. Da hat es sich doch wenigstens einmal gelohnt, daß er immer und in jeder Situation auf der Stelle gehorcht, ohne nachzudenken. Ich mag Vaters Methoden zwar nicht, aber diesmal scheint es ihm das Leben gerettet zu haben.“, fügte er nachdenklich an. „Eine Sekunde später und der Bannkreis hätte ihn wieder in die Ohnmacht geschickt.“ Er schob den Genius seines Vaters vorsichtig von sich herunter und setzte sich wieder auf, während dieser langsam zu sich kam. „Nyu ist immer noch da drin.“, gab Danny etwas traurig zurück. „Ja, der Dicke auch. Aber hey, wir haben dank dir immerhin U. wieder.“ „Was ... was ist passiert?“, murmelte Urnue, hielt sich den Kopf und sah dann fragend auf. Mit einem einzigen, alleserfassenden Blick sah er die Lagerhalle, den Bannkreis, Danny und Josh daneben und ihre beiden Genii darin. Aber viel panischer machte ihn das, was er nicht sah: Ybi und Vy waren weg. „Ich muss zu Ruppert!“, keuchte er, sprang auf, wurde aber im gleichen Moment am Jackenärmel wieder zu Boden gezerrt. „Sekunde mal!“, zischte Josh empört. „Erstmal erklärst du uns, was hier los ist. Und dann wirst du diesen verdammten Bannkreis dort aufheben. Danny hat dich da gerade unter Einsatz seiner Gesundheit rausgeholt!“ Urnue schliefen die Gesichtszüge ein, als er Dannys offenes Hemd, die verrutschte Binde und die gewaltigen, entzündeten Wunden darunter sah. Danny war blass und sein Gefühl der Kälte wuchs aufgrund des Fiebers gerade zu einem ausgereiften Schüttelfrost an. Der unschöne Gedanke, daß das alles seine Schuld sein könnte, lies Urnue innehalten. Mit fragendem Blick wandte er sich zum Bannkreis um. „Oh Gott ... Das ist ne harte Nuss. Wie kommt dieser Bannkreis hier her?“, stöhnte er. „Was ist denn damit?“, wollte Josh wissen. „Das da ist eindeutig die Handschrift von Victor Dragomir Raspochenko Akomowarov.“ „Hä?“, machte Danny nur. „Klingt russisch, wer is´ das denn?“ „Wie lange hast du geübt, um dir so nen Namen merken zu können?“ „Was, kennt ihr Dragomir nicht?“, gab Urnue verdutzt zurück. „Er ist der Magister Artificiosus Magicae* der Motus. Die rechte Hand vom Chef höchstselbst.“ Wieder schaute er nur in verständnislose Gesichter. „Die Motus war eine maffia-artige Organisation. Sie wurde vor zwei oder drei Jahren zerschlagen.“ „Was wollen die von dir?“, wollte Danny wissen. „Von mir? Gar nichts. Aber euer Vater steckte da mit drin. Er hat damals den ganzen Verbrecherhaufen gesponsort.“ „Fuck!“ „Richtig erkannt!“, stimmte Urnue zu. „Ich weis bloß nicht, was die plötzlich für ein Problem haben. Als Geldgeber ist euer Vater sicher der letzte, den sie ins Messer laufen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie extra Dragomir aus der Moskauer Zentrale herschicken, wegen irgendeiner Lapalie.“ Magister Artificiosus Magicae*. Josh schauderte. Leute mit einer magischen Begabung, wie er und sein Bruder, waren noch lange keine Magister. Um den Titel zu verdienen, musste man nicht nur eine jahrelange Lehr- oder Studienzeit hinter sich haben, sondern auch eine nennenswerte Zahl unterschiedlichster Magieformen gemeistert haben. Dieser Victor-wie-auch-immer war , also selbst unter den Magistern und seinesgleichen noch unübertroffen. Wie musste man sich so einen Typen vorstellen? „Kannst du Nyu da raus holen?“, bat Danny hoffnungsvoll. „Vergiss es.“, entgegnete Urnue auf der Stelle und erhob sich nun doch vom Boden. Diesmal hielt Josh ihn nicht fest. „Dragomirs Bannkreise kann man nicht brechen, er ist einfach zu mächtig.“ „Jeden Bannkreis kann man brechen!“, protestierte Josh. „Sicher! Wenn man mindestens so stark wie Dragomir ist. Mit reiner Technik kommt man da nicht weiter. Dieser Bannkreis hat durch die ganzen Schnörkel und Verzierungen keine Knackpunkte, an denen man ihm beikommen könnte. Den kriegt man nur mit roher Gewalt gebrochen. Und, tut mir leid, Jungs, an Dragomirs Macht komm ich nun wirklich nicht ran.“, brummte er und stapfte auf die Ausgangstür zu. „Euren beiden Genii passiert da drin nichts. Ich muss zu Ruppert!“, fügte er noch an. „U., das kannst du nicht machen!“ Aber er zog die Tür auf, trat festen Schrittes hinaus und rannte direkt gegen eine durchsichtige, orange Magiebarriere. Benommen kippte er rücklings zu Boden und stöhnte verhalten. „Aua ... Was zur Hölle ...?“ Mühsam raffte sich der ganz in schwarz gekleidete Genius wieder auf und patschte prüfend mit der Hand gegen die Barriere. „Habt ihr sie noch alle? Lasst mich sofort hier raus!“, verlangte er dann stinksauer und starrte Josh voller Hass an. Das die ihn davon abhielten, zu seinem Schützling zu gelangen, schürte in ihm die blanke Verachtung. Josh kam näher und prüfte ebenfalls die Tür. Er konnte die Barriere als Mensch nicht sehen, aber auch er prallte daran zurück. „Ein Fallen-Bannkreis. Der ist nicht von uns, Urnue.“, meinte er entschuldigend. Urnue sank auf die Knie und verbarg verzweifelt das Gesicht in den Händen. Irgendjemand wollte aus irgendeinem Grund, daß er so lange wie möglich hier festsaß. Wer, und verdammt nochmal, warum? „Hör mal, U., ich verstehe, daß dein Schützling für dich die allerhöchste Priorität hat. Ich weiß, wie du dich fühlst. Aber du kommst hier gerade genauso wenig weg wie wir.“, sprach Josh ruhig auf ihn ein und schloss ihn tröstend in die Arme. Der Genius mit den schwarzen Wuschelhaaren rang noch einige Sekunden um Atem und Fassung, bevor er die Hände wieder aus dem Gesicht nahm. „Na schön. Lass uns Nyu und dem Dicken helfen.“, beschloss er leise. Urnue spazierte seit Minuten murmelnd um den Bannkreis herum. Er diskutierte mit sich selbst über Mathematik, Physik und Alchemie, kam eins ums andere Mal zu dem Ergebnis, daß das gar nicht funktionieren könne und wanderte dann weiter. Er hatte den Kreidekreis sicher schon ein paar Dutzend Male abgewandert und entdeckte in den fiesen Schnörkeln immer wieder neue Zeichen und Faktoren, die all seine Überlegungen annullierten. Josh und Danny saßen schweigend daneben und versuchten, ihn möglichst nicht zu stören. Erst als er plötzlich stehen blieb und verstummte, wurden sie wieder hellhörig. Er massierte sich mit geschlossenen Augen den toten Punkt über der Nasenwurzel und atmete betont gleichmäßig. „U.?“ „Ich glaube, ich hab endlich verstanden, worauf der Bannkreis basiert. Das ist einfach nur astronomisch. Habt ihr was zu schreiben dabei?“ „Äh ... mein Kalender hat einen Notizteil, reicht das?“, meinte Danny unsicher. „Ja, schon okay. Und dein Handy, bitte.“ „Mein Handy? Wir haben hier drin keinen Empfang.“ „Egal, ich brauch nur die Taschenrechner-Funktion. Das kann ich niemals im Kopf rechnen. ... So ein Mist, daß Handys nicht mit Variablen rechnen. Ich bräuchte einen graphikfähigen Taschenrechner, oder so. Aber es muss gehen, irgendwie.“, murmelte Urnue, während er das Handymenü nach der Rechnerfunktion durchforstete. Er begann seitenweise mathematische Aufgaben niederzukritzeln und diese unter Verwendung seltsamer Symbole miteinander zu verbinden. „Okay, Josh du musst mir helfen. Ich hab hier einen Zauberspruch für dich. Den musst du aufsagen, während ich an dem Bannkreis die Änderungen einzeichne.“, erklärte Urnue und drückte ihm einen herausgerissenen Zettel in die Hand. „ostium fragmenta? Türtrümmer? Müsste es nicht circulus fragmenta heißen? Kreistrümmer? Das Ding ist ein Kreis, und keine Tür.“ Urnue verdrehte die Augen. „Du hast nicht die Kraft, den ganzen Bannkreis zum Einsturz zu bringen. Du wirst dich mit einem Durchbruch begnügen müssen.“ „Okay. ostium fragmenta.“ „Sag es dem Bannkreis, nicht mir! Und vergiss nicht, das bloße Aufsagen von Zaubersprüchen reicht nicht. Man muss sie auch wirklich so meinen, damit sie Wirkung entfalten. Versuch es!“ „Ähm ... os... ostium fragmenta?“, fragte Josh schüchtern die Kreidelinien am Boden. Urnue schlug die Hände vor´s Gesicht. „Au man. Ich wusste ja, daß ihr mit Zaubersprüchen noch nichts zu tun hattet, aber so ein Mangel an Talent ist echt ...“ „Gib her! Ich mach das!“, verlangte Danny, raffte sich keuchend auf, da die Wunden ihn immer noch stark beeinträchtigten, und schnappte seinem Bruder den Zettel weg. „Ich will Nyu wiederhaben! Wenn ich diesen Zauber aufsage, dann meine ich ihn auch so.“ Er baute sich breitbeinig vor dem Bannkreis auf und brüllte die Formel so entschlossen er konnte. Der schwarzhaarige Genius zog überrascht eine Augenbraue hoch. „Nicht übel. Mach weiter. Sag den Spruch so lange immer wieder auf, bis ich fertig bin. Und bleib dabei immer direkt hinter mir. Ich kann nur an dem Stück des Bannkreises Änderungen vornehmen, das du gerade zum Einsturz gebracht hast. An intakten Stellen schützt er sich selbst. Blöderweise baut sich der unterbrochene Kreis binnen weniger Augenblicke wieder auf, also hör nicht auf zu reden! Bete den Zauberspruch wie ein Mantra wieder und wieder vor dich hin!“, erklärte er und verfluchte dabei die meisterhafte Komplexität des Bannkreises. Dragomir war wahrlich nicht grundlos die rechte Hand des Motus-Bosses. Er sagte den Jungs lieber gar nicht erst, wie viel hier jetzt schiefgehen konnte. Und zwar nicht nur mit den Genii im Inneren des Bannkreises. ----------------------------------------------------------- Den Begriff „Magister Artificiosus Magicae“ hat Salix geprägt, extra für mich, weil ich zu ihrem „Magister Magicae“ eine Steigerung brauchte. ^^ Danke, daß ich den Begriff mit verwenden darf. 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