Blood Lust von Meeararn (No escape) ================================================================================ Kapitel 1: Part 1 ----------------- Ein Schrei durchbrach die Stille der Nacht. Ein ächzender, gurgelnder, erstickender Schrei. Dann abermals Ruhe. In der Dunkelheit der Nacht rann die dicke rote Flüssigkeit sich seinen Weg zur Kanalisation. Stille. Als ob es in einer abgelegenen Gegend abgelaufen wäre. Als ob die Zeit für diesen Augenblick stehen geblieben wäre. Kurz darauf vernahm man wieder das geschäftige Leben der New Yorker Innenstadt an einem normalen Mittwochnachmittag. Als ob es keiner gehört hatte. Als ob es nicht geschehen wäre. Kein Schrei. Kein Blut. „Das ist nun schon die dritte innerhalb der letzten Woche.“ Der Oberkommissar ging aufgeregt in seinem Büro auf und ab. Dunkle Ränder zeichneten sich unter seinen tiefliegenden braunen Augen ab und ließen ihn gefährlich und brutal wirken. Seit Tagen hatte der Polizist kein Auge mehr zu getan. Der Grund dafür: Ein Serienkiller, der in den letzten beiden Wochen insgesamt 10 junge Menschen getötet hatte. Männer wie Frauen. Im Alter zwischen 18 und 25. Ein gleichbleibendes Schema stellte sich schon bei der dritten Leiche heraus. Ein öffentlicher Platz mit einer Seitengasse. Die Kehle aufgerissen als habe sich ein wildes Tier an dem Menschen zu schaffen gemacht. Zerfleischte Hälse und ausgerissene Augen. Brutal und eiskalt, skrupellos und unbemerkt. Keiner will was sehen oder hören. Das brachte den alteingesessenen Kommissar fast schon zur Weißglut. Das konnte doch nicht wahr sein. Vor seinen Augen starben Menschen, junge Menschen und er konnte nichts dagegen tun. Keiner konnte auch nur einen winzigen Hinweis geben. Die Nachrichten, die Presse. Alle belagerten seit geraumer Zeit das Präsidium und wollten dass Kommissar Bachmann endlich mal Rede und Antwort stand. Aber was sollte er denn bitte sagen? Dass er immer noch keine Spur von dem Serienkiller hatte? Dass er ratlos, indizienlos dastand und nichts hatte. Nicht mal den Ansatz von Verdächtigen? Das konnte er sich nicht leisten, nicht in seiner Position. Aber genauso schlimm war es, nichts zu sagen. Die Presse setzte unglaublich, unzumutbare Artikel in ihre Zeitungen. Die Times schrieb zum Beispiel: „Polizei am Ende? Ist unsere Stadt noch sicher?“. Andere Zeitungen gehen weiter. „Kommissar Bachmann bleibt weiter tatenlos und lässt sie weiter geschehen. Während er und seine Kollegen im dunkeln Hocken und den Täter immer und immer wieder entkommen lassen, sterben immer mehr Menschen. Wie viele müssen noch sterben, eh unser Kommissar endlich zur Tat schreitet…? …“ Er war am Ende seiner Weisheit. Was tun? Was sagen? Kündigen? Andere zur Hilfe holen. FBI? CIA? Was nur? Aber er konnte es nun mal nicht wirklich wahrhaben dass er in diesem Fall nicht weiter kam. Und immerhin hatte er schon etliche Jahre als Polizist auf dem Buckel. Normalerweise hatte er bisher noch jeden Kriminellen überführt. Aber hier… nicht der Funke eines Hinweises. Als wäre ein Dämon, ein Geist an den Morden beteiligt. „Hey Chris. Sieh dir das mal an. Die beschuldigen wieder einmal unseren guten alten Kommissar Bachmann.“ Anthony Marker. Ein junger engagierter Privatdetektiv hielt die Zeitung in der einen Hand und schlürfte nebenbei noch an seinem Kaffe, als er über die Zeilen des Artikels flog. Sein Kollege und Partner, Chris Brown, saß vor dem Fernseher und sah sich dort die Nachrichten an. Alles war voll mit diesen Todesfällen und der Ohnmacht der hiesigen Polizei. Anthony konnte sich darüber nur lustig machen. Sein Büro wurde immer gut besucht. Gut bezahlt. Und er versprach nicht so etwas wie Bachmann. „Kein Wunder dass die Leute hier langsam das Vertrauen verlieren. Er verspricht ihnen zu viel. Dinge die er bisher auch nicht halten konnte. Hat er überhaupt schon Hinweise? Verdächtige?“ Anthony schüttelte mit dem Kopf und wollte etwas sagen. Doch dann ging die Tür auf. Ein junges Mädchen kam hinein und sah sich misstrauisch um. Anthony lächelte. Das hieß doch sicherlich Kundschaft. Er legte die Zeitung nieder und betrachtete das Mädchen. „Kommen Sie rein. Wir beißen nicht.“ Er deutete Chris an noch einen Kaffee zu bringen und das Mädchen trat hinein. „Was kann ich für Sie tun?“ Sie schwieg. Sie war sich unsicher ob sie das hier auch wirklich tun wollte. Immerhin hatte sie zwar schon viel von Anthony Marker gehört und seiner Detektei aber dass ein so junger Kerl hier vor ihr stand beunruhigte sie. „Wissen Sie, ich denke ich frage doch jemanden anderes.“ Anthony sah sie an, als sie sich umdrehte und wieder zu Tür ging. Er runzelte die Stirn. „Sie denken ich bin zu jung, richtig?“ Er blieb gelassen, aber sein Lächeln verschwand hinter einem dunklen, undurchdringbaren Gesichtsausdruck, der Mary einen Schauer über den Rücken jagte. Er nickte mit dem Kopf auf den Stuhl. „Setzen Sie sich und dann erzählen Sie mir erstmal warum Sie hier sind.“ Dann konnte sie immer noch ablehnen. „Mein Name ist Mary Marguerite. Und …“ Sie stockte als sie die Zeitung neben ihm auf dem Tisch liegen sah. „Das war meine beste Freundin. Wir waren zusammen unterwegs als sie auf einmal nicht mehr hinter mir war.“ Er sah sie ungläubig an. Das Mädchen war nicht allein gewesen, die Tote? Wie konnte… „Es war alles still. Auch wenn so viele Menschen unterwegs waren. Ich verstehe das nicht. Es war als könnte ich nicht mehr sprechen, mich nicht mehr bewegen. Es war so leise…“ Anthony glaubte das schon mal gehört zu haben und Chris meinte dann. „Hey. Die Eine Alte hatte das doch bei dem zweiten Mordfall auch gemeint dass sie unfähig war etwas zu tun als sie den Schrei gehört hatte, oder nicht.“ Anthony dachte nach, sagte aber nichts. Mary sprach weiter. „Es stimmt, es klingt albern. Deswegen wollte ich nicht zu Polizei gehen. Dieser alten Dame hatten sie das auch nicht geglaubt und als Verdächtige festgenommen. Aber …“ Wieder legte sie eine Pause ein. Anthony schwieg noch immer. Er hatte die Hoffnung dass … „Ich bitte sie Mister Marker. Helfen sie mir.“ Sie reichte ihm einen Zettel. Aus Zeitungsartikeln zusammen gebastelter Brief wie ihn Entführer ja nur zu gerne mal schreiben. „Wenn du Leben willst, dann tu was ich dir sage. Wenn du nicht willst, dass mehr Menschen sterben, dann tu was ich dir sage! Wenn sein Leben retten willst, dann tu was ich dir sage! Ich werde töten, bis du zu mir kommst. Rose war die erste. Michael kommt jetzt.“ Anthony sah sie an. Seinen Finger legte er auf die Zeitung. „Ich nehme dann man an dass da ist Rose?“ Mary nickte. „Michael ist der Name meines Vaters. Er ist zurzeit auf Geschäftsreise in Detroit. Ich weiß nicht wann er wieder kommt.“ Er seufzte unhörbar und legte den Brief beiseite. „Was ist es dass Sie wollen?“ Die ganze Zeit hatte das Mädchen nach unten gesehen, scheu, nun erhob sie ihren Blick und sah mit ihren grünen Augen in Anthonys braune nugatfarbene Augen. „Ich möchte, dass Sie mir helfen und diesen Wahnsinnigen finden.“ Anthony schwieg aber ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Chris lachte nur. „Nun haben wir ja endlich einen offiziellen Grund zur Nachforschung.“ Bis her konnten die beiden nichts in dieser Sache unternehmen. Die Polizei hatte den beiden verboten in die Sache einzusteigen solange es sich nicht um einen Auftrag handelte. Nun hatten sie das. Kommissar Bachmann hasste die beiden schon seit dem Tag an die sie das erste Mal vor der Polizei einen Kriminellen festgenommen hatten. Deswegen versuchte der Beamte ja auch alles um sie aus großen Fällen raus zu halten. Jeder in Stadt wusste, dass es Bachmann nur um Geld und Ansehen ging und nicht um die Menschen. Anthony war anders. Er wollte helfen. Wenn er damit aber seinem Erzfeind einen Strick drehen konnte, so kam das dem Detektiv ganz recht. Er schlug einmal mit der Hand auf den Tisch und stand auf. Er reichte dem jungen Mädchen seine Hand. „Wir sind Ihr Team Ma’am. Chris hole den Vertrag. Miss Marguerite soll ihn gleich unterschreiben, damit wir sofort beginnen können.“ Mary verließ das Büro des jungen Detektivs mit gemischten Gefühlen. Den Brief aus Zeitungsschnippseln den der Killer ihr zukommen lassen hatte, hatte sie dort gelassen. Sicherer fühlte sich das Mädchen nicht wirklich. Anthony wirkte wirklich nicht wie einer, der es mit einem Killer aufnehmen konnte. Aber sie hatte sonst keinen gewusst, der ihr helfen konnte. „Und wie beabsichtigst du der Sache Herr zu werden An’?“ Anthony grinste. Die beiden waren alte Sandkastenfreunde. Und er mochte seinen Spitznamen. Sein Mutter hatte ihn auch immer so genannt. An’. Das erinnerte ihn immer daran, dass das Leben schneller vorbei sein konnte als man dachte. Seine Mutter starb als er gerade einmal sieben Jahre alt war. Das war nun schon fast genau zwanzig Jahre her. Eine Ewigkeit wenn er zurück dachte. Aber manchmal kam es ihm auch so vor, als hätte er erst gestern seine tote Mutter im Arm gehalten. Immer und immer wieder wurde er daran erinnert. Jedes verdammte Mal wenn die Zeitung über den Killer berichtete. Jeder einzelne Nachrichtenbericht im Fernsehen. Es erschreckte ihn. Die unveränderbare Wahrheit dass man nichts tun konnte. Seine Mutter war genauso gestorben, war genauso hilflos gewesen, war genauso entstellt worden wie alle anderen jetzt. Anthony zweifelte keinen Augeblick daran, dass es hier nur einen einzigen Mörder gab. Damals wie heute. Und nun hatte er einen Klienten der ein Indiz war. Er würde ihn finden diesen Killer und zur Rechenschaft ziehen. Er hatte seine Mutter gesehen. Er hatte den Mörder gesehen. Aber er war ein kleiner Junge. Er erinnerte sich genau daran. Auch zwanzig Jahre nach dem Massaker. Er hatte damals hinter einen Mülltonne gehockt. Seine Mutter hatte ihn dort hingeschickt als sie bemerkt hatte, dass sie verfolgt wurden. Er wollte schreien, davon laufen, ihr helfen. Doch er war nicht in der Lage gewesen sich zu bewegen. Reglos hatte er zusehen müssen, wie dieser Mensch, dieses Monster sich an seiner Mutter zu schaffen machte. Für ihn damals war das kein Mensch gewesen. Ein Dämon im Körper eines Menschen. Nichts weiter. Nichts weiter. Albträume hatten sie bis ins Jugendlichenalter hinein geplagt. Und bis heute konnte er das Wesen nicht vergessen. Ihre Haare waren lang gewesen. Gelockt. Schwarz. Ihre Augen blutrot. Ein Dämon. Sie hatte ihn angesehen. Hatte ihn nicht getötet. Das passte ebenfalls auf das Schema, was nun beschrieben wurde. Es wurde nur immer einer getötet. Frauen und Männer zwischen 18 und 25. Keine Kinder, keine Greise. Anthony schauderte es bei dem Gedanken dem Wesen gegenüber zu stehen. Nicht aus Angst, sondern aus Vorfreude. Pure Vorfreude. Er wollte das Ding haben. Mittlerweile glaubte er nicht mehr daran, dass es sich um etwas Unnatürliches handelte. Eher etwas krankes im Kopf dieser Frau die er gesehen hatte. Nur selbst der Fakt dass er diese Person gesehen hatte, half ihm nicht wirklich. Polizei, Behörden und andere Ämter hatten keine Daten, die auf seine beschriebene Frau passte. Kontaktlinsen. Wenn er doch nur ihre Augenfarben kennen würde. Wenn er sich doch nur besser an ihr Gesicht erinnern konnte. Es war alles rot, die Erinnerung rot und schwarz. Nass. Durchweicht vom Blut und Regen. Stille und dann als die Frau fort war, das Grummeln des Donners über ihm. Seine Mutter lag in einer Pfütze des roten Wassers, des roten Lebenssaftes, der bis eben noch durch ihre Adern geströmt war. Ihr Hals sah auf als wäre sie von inner heraus explodiert und eine große ächzende Fleischwunde prang an der Stelle wo früher einmal ihre Kette war. Ihre Augen waren nichts weiter als leere dunkle Höhlen, in denen sich der Regen mit der dickflüssigen Masse vermischte. Ein Anblick, den Anthony wohl nie wieder vergessen würde. Ein Anblick, der An’ dazu gebracht hatte, Detektiv zu werden. Er wollte dieses Ding finden. Wollte wissen, wie man so etwas Grausames einem Menschen antun konnte. Wollte die Motive wissen. Aber nun hatte er einen Anhaltspunkt. Mary Marguerite. Auch wenn sie nichts gesehen hatte. Der Killer hatte Kontakt mit ihr aufgenommen. Warum? Das war erstmal nicht wichtig. Aber wichtig war, dass er unvorsichtig werden würde und wieder kommen würde um mit Mary zu sprechen, zu schreiben. Nur musste Anthony aufpassen, dass der Killer nicht Wind davon bekam dass sie Hilfe bei ihm gesucht hatte. Er wollte diese Mordserie stoppen. Und mit Mary würde es ende. Mit ihrer Hilfe würde er sein Rache bekommen. Er grinste und stand auf. „Chris, bring uns Sekt. Wir haben Grund zum Feiern.“ Detroit. Michael Marguerite angelte nach seinem Kugelschreiber, der ihm gerade vom Tisch gefallen war und kroch halb unter seinen Schreibtisch. Seine Hand hatte er oben an der Tischkante. „Mister Marguerite?“ Er erschrak sich so sehr, dass er mit dem Kopf an die Tischplatte aufschlug als er nach oben kommen wollte. Er setzte sich auf. „Verzeihen Sie Sir. Ich wollte sie nicht erschrecken.“ Er musterte die Person vor sich. Ein junges blondes Ding stand da. Keine zwanzig. Michael grinste. Seit seine Frau gestorben war, nahm er wirklich jede Gelegenheit war. „Ich nehme an du bist Lucy? Die Praktikantin?“ Er stand auf und ging auf sie zu um sie sich näher anzusehen. Er grinste leicht. Lucy nickte. „Ja Sir. Mein Name ist Lucy Sior. Ich hoffe ich kann mich schnell einleben und einen guten Job machen. Ohne Ihnen Umstände zu machen.“ Michael nickte, er hatte sich schon wieder anderweitig Gedanken gemacht. Wie immer. Mary, seine zwanzig Jahre alte Tochter, würde nun wieder mit Kopf schütteln und sich für ihren perversen, obszönen, peinlichen alten Herrn schämen. Aber das taten ja wohl alle Mädchen, Kinder bei ihren Eltern, oder etwa nicht? Und Michael selbst? Er fand dass er das gute Recht hatte, zu tun und zu lassen was er wollte. Er war alt genug und musste nicht auf seine kleine Tochter hören. Und eine Frau hatte er auch nicht. „Setz sich Lucy. Wir werden etwas plaudern. Uns kennen lernen. Dann zeig ich dir deinen Arbeitsplatz.“ Lucy nickte und setzte sich dann anschließend ihm gegenüber auf einen Stuhl. Hinter seinem Arbeitstisch, an dem großen dunklen Tisch in dem tiefschwarzen Chefsessel wirkte der Mann um einiges gealtert. Er wirkte alt, labil und widerwärtig. Lucy war angewidert. Versuchte sich das aber nicht anmerken zu lassen. Sie war nicht hier um sich ihren neuen Chef schon gleich am ersten Tag zum Feind zu machen. Aber sie hatte auch nicht vor sich von ihm missbrauchen zu lassen. Und das traute sie diesem schleimigen Mann wirklich zu. In ihrem Kopf konnte sie es wieder hören. Töte ihn doch einfach. Keiner wird wissen wer es war. Du wirst längst weg sein, eh jemand hier ist. Töte ihn. Sie wollte ihn nicht töten. Sie wollte niemanden töten. Er hatte ihr nichts getan. Noch nicht liebe Lucy. Aber er wird. Aber er wird. Töte ihn! Es war früh am Morgen als die Polizei das Bürogebäude umstellte. Ganz Detroit schien in Aufruhr zu sein. Der geschäftsführer von Marguerite Enterprise war tot. Und dabei war er weit über das bisherige Beuteschema hinaus. Er war 52 Jahre alt. Aber das Muster war das gleiche. Aufgerissene zerfetzte Kehle, keine Augen. Blutlache. Das ganze Büro war voller Blut. Die Wände gesprenkelt. Von dem Mörder keine Spur. „Hey An’. Hast du schon gehört? Das Zimmer, das Büro dieses Typen soll von innen verriegel gewesen sein…“ Anthony sah sich den Bericht zusammen mit Chris auf NTV an. Konnte es aber nicht glauben. „Als Miss Marguerite mir erzählt hatte dass ‚Michael’ ihr Vater ist, hatte ich nicht gedacht, dass er wirklich sterben würde.“ Chris sah ihn verwundert an. „Du dachtest sie lügt?“ „Nein das nicht. Er passt nur nicht in das Muster. Der ganze Mordfall nicht. Sonst wird immer an öffentlichen Plätzen gemordet. Nur junge Leute. Das einzige Blut befindet sich auf und unter dem Opfer. Aber dort… sagten sie nicht, dass Zimmer glich einem Kampf, die Wände voller Blut? Und der Mann war über 50.“ Etwas passte da nicht? Anthony stand auf und ging an seinen Schreibtisch. Er schaltet kurzerhand den Laptop an und suchte nach den passenden Informationen. „Hier haben wir was.“ Er las und dann grinste er. „Chris wir haben einen kleinen Ausflug vor uns.“ Chris stand auf und schaltete den TV aus. „Doch nicht nach Detroit?“ Anthony schüttelte den Kopf. Nein, da wollte er nicht hin. Er vermutete etwas anderes. Also setzen die beiden sich in seinen kleinen silbernen Chevrolet Camaro und brausten davon. Mary saß auf der Bank im Park der Universität die sie besuchte. Sie las irgendein Buch. Sie wusste nicht mal wirklich was sie da las. Wahrscheinlich sah sie sich auch nur die Buchstaben an. Die Nachricht, die sie heute Morgen ereilt hatte, hatte sie zu Tiefs erschüttert. Sie wusste dass ihr Vater kein gute Mensch war, aber deswegen musste er doch nicht gleich sterben. Viele waren sicherlich froh über seinen Tod. Das war ihr auch klar. Und ihr fielen da auch einige ein, die ein Motiv haben könnten. Aber wenn hörte, wie der Mord abgelaufen war, dann war es unwahrscheinlich dass es einer dieser Typen war, die Mary im Kopf rum schwirrten. Es war der Serienkiller. Wie er schon angedroht hatte. Warum? Was wollte er von Mary? Er musste es ihr schon sagen, sonst konnte sie nichts tun. Sonst konnte sie nicht verhindern das mehr Menschen starben. „Bist du Mary Marguerite?“ Sie drehte sich um. Nickte dann auch leicht und sah das Mädchen hinter sich an. Ein blondes schönes Mädchen. Ihr Alter wahrscheinlich. Sie war wirklich schön. „Woher kennst du meinen Namen?“ „Lucy Sior. Ich war die neue Praktikantin deines Vaters. Mein aufrichtiges Beileid.“ Praktikantin? Davon hatte ihr Vater ihr nichts erzählt. Wie so vieles dass sie nicht erfuhr. Es sei denn seine Sekretärin plauderte mal wieder aus dem Nähkästchen. Er hatte sicherlich wieder irgendeine Schweinerei mit ihr vorgehabt. „Du bist von Detroit… ?“ „Meine Eltern leben hier. Und als sie von dem Mord gehört haben, der so in das Serienmordmuster passt, haben sie mich sofort in ein Flugzeug setzen lassen.“ Mary war sich nicht sicher, wie weit sie diesem Mädchen trauen konnte. „Woher wusstest du dass sich Miss Marguerite hier aufhält?“ Mary drehte sich um. „Mister Marker?“ Anthony stand hinter der Bank und lächelte die beiden Damen charmanten Pokerface an. „Ihr Vater erwähnte das.“ Mary bezweifelte das. Aber davon mal abgesehen, wieso wusste Anthony das? Und was machte er hier. „Miss Marguerite? Ich hoffe Sie könne sich einen Moment Zeit für mich nehmen?“ Mary wusste schon worum es ging. Sie nickte. „Hat mich gefreut mit dir zu sprechen Liebe Mary.“ Mary drehte sich noch einmal um, doch Lucy war verschwunden. „Wer war das?“ Chris stand neben ihr und auch er hatte bemerkt dass das Blondchen recht schnell wieder verschwunden war. „Die Praktikantin meines Vaters.“, meinte sie leise und wand sich an Anthony. „Was wollen Sie wissen?“ „Wir sollten nicht hier reden. Kommen Sie.“ Auch er schaute in die Richtung. Mit einem Blick den sie bei ihm schon einmal gesehen hatte. Tiefe dunkle Augen, voller Sorge und vor allem Misstrauen und Abscheu. Hass und Ekel. Er führte das Mädchen zu seinem Wagen und sie zögerte kurz. „Ich beiße nicht. Steigen Sie schon ein.“ Sie sah ihn an. Sein Blick, sein Ausdruck war wieder weicher geworden. Was hatte er vorhin nur gehabt. Sie stieg ein und sie fuhren ein Stück. „Hier wohnen Sie, richtig.“ „Woher… ?“ „Ich bin Detektiv, vergessen. Ich weiß unterdessen so einiges über sie. Mary Marguerite. 20 Jahre alt. Ledig. Keine Kinder. Mutter vor zwei Jahren gestorben. Vater Chef und Gründer von Marguerite Enterprise. Gestern Mittag ermordert. Als Kind haben sie sich leidenschaftlich für Musik interessiert und eine Musikschule besucht. Haben aber aufgehört als ihre Mutter von Ihnen ging. Sie könne aber immer noch Klavier spielen. Sie lieben Tiere. Am meisten Kanarienvögel. Ihre Leibspeise ist Pizza und sie lieben Regen. Sie… „ „Schon gut.“ Sie seufzte. „In einer Sache irren Sie sich Mister Marker. Ich kann kein Klavier mehr spielen. Ihr rühre keines mehr an.“ „Aber sie beherrschen es.“ Mary wollte darüber nicht reden. Sie hasste dieses vermaledeite Instrument. Ihre Mutter wurde von einem Flügel erschlagen. Wie er sich lösen konnte von den Seilen, als er ins obere Stockwerk gezogen wurde, ist unklar. Aber eines ist klar. Ihre Mutter starb daran. Anthony seufzte. Er stieg aus und Chris half Mary aus dem Wagen. Gemeinsam betraten sie ihre Wohnung. Mary setzte Tee und Kaffee auf und setzte sich dann mit an den Tisch. Anthony schwieg und begann erst zu sprechen als Chris damit fertig war, die Wohnung nach möglichen Wanzen oder Kameras abzusuchen. „Ist clean.“ Anthony nickte und Mary hatte den Kaffee den beiden Männern eingegossen. Sich selbst nur einen beruhigenden Kräutertee. „Hatte ihr Vater Feinde?“ Mary wunderte es, dass Anthony so schnell zur Sache kam aber sie freute das auch in einer gewissen Weise. Immerhin wollte sie das geklärt haben und nicht ewig um den heißen Brei und das Wetter reden. „Viele…,“ begann Mary und stand auf. Aus einer alten Kiste, die in Ihrer Schrankwand stand, holte sie ein Foto heraus und reichte es Anthony. „Er war kein netter Mensch und ein harter und strenger Vater. Auch als Chef war er nicht anders. Die Angestellten haben ihn gehasst. Auch wenn sie gut bezahlt wurden. Ich weiß nicht wer ihn nicht los haben wollen würde.“ Anthony sah sich das Bild an. „Wie alt ist dieses Foto?“ Er drehte es um, kein Datum. „Etwa zwei Jahre. Das wurde auf der Beerdigung meiner Mutter gemacht. Sie war seine Assistentin.“ „Ein Familienunternehmen?“ Sie nickte. „Mutter war sehr beliebt. Im Gegensatz zu meinem Vater. Auch Konkurrenzfirmen haben ihn gehasst. Er hat arme Firmen kaputt gespielt, aufgekauft … in den Bankrott getrieben…“ Sie schwieg. Sie wusste auf was Anthony hinaus wollte. „Also würde es ein Haufen Verdächtige geben.“ Sie seufzte. „Ich denke nicht, dass es…“ „ Denken Sie nicht Miss. Dass ist meine Aufgabe. Auch wenn es ähnlich aussieht. Das hier… ist am Ende nur ein Trittbrettfahrer der sich den Ruf des Killers zu Gute nimmt. Ja Sie haben diese Drohung erhalten. Aber einfach mal angenommen, es käme zu einem Streit zwischen Ihrem Vater und einem Angestellten. Dann könnte das doch so ablaufen, dass er ihn tötet und es dann dem Killer in die Schuhe schiebt. Reine Theorie. Immerhin passt das Mordmuster nicht auf die Anderen. Zu viel Blut, der Ort, das Alter. Das hatte mich schon bei dem Brief gewundert.“ Mary seufzte. Anthony hatte Recht. Aber daran wollte sie nicht glauben. „Ich werde Chris hinschicken. Vielleicht kann er etwas raus finden. Wenn die Bullen uns ran lassen heißt das.“ Das war immer Anthonys größte Sorge. Wenn die Blauen im Weg waren, konnte er nie richtig arbeiten. Und bei so einem großen Fall war das meistens der Fall. Aber hier würde er sich nicht unterbuttern lassen. Klar er war jung aber dennoch hatte er ein Recht darauf sein Können unter Beweis zu stellen. Es klingelte. Mary stand auf und ging an die Tür. Anthony folgte ihr. Tür auf. „Ah Miss Marguerite. Wir hätten ein paar Fragen an …? Sie? Mister Marker? Was zum … Was tun Sie hier?“ Anthony grinste. „Guten Tag Mister Bachmann. Ich freue mich auch Sie zu sehen.“ Der Kommissar grummelte. „Dürfen wir herein kommen Miss.“ Mary wollte sie gerade hinein beten, als Anthony das Mädchen von der Tür schob und sich vor sie stellte. „Das hier ist dann wohl mein Revier Charles. Was auch immer du hier willst, es ist nicht hier. Ich hab schon alles aus ihr heraus gefragt. Sie weiß nichts, sie hat nichts, sie war nicht da.“ Bachmann schnaubte. „Das möchte ich gerne von Miss Marguerite selbst hören.“ Er wollte in die Wohnung. Aber Anthony blieb hart. „Wo ist der Durchsuchungsbefehl Herr Kommissar? Oder wollen sie Hausfriedensbruch begehen?“ Bachmann stoppte. Logisch. Marker hatte Kriminologie studiert, er kannte sich besser mit diesen Sachen aus, als manch einer dieser Kadetten und Jungspunde, mit denen sich Bachmann selbst jeden Tag aufs Neue rumärgern musste. „An die ist ein Polizist verloren gegangen Anthony.“ Doch er schüttelte mit dem Kopf. „An mir ist gar nichts verloren gegangen.“ Der Kommissar ging dann doch. Wenn auch protestierend und fluchend. Anthony schloss die Tür. „Miss Marguerite, ich muss Sie nun bitten, sich aus Gründen Ihrer eigenen Sicherheit nicht mit der Polizei einzulassen, falls der Killer es nun auf sie abgesehen hat.“ Normalerweise steht so was auf den Entführer- oder Erpresserbriefen, dass man die Bullen nicht einschalten sollte. Wobei er sich ja selbst nicht als so ein Staatsköter ansah. Er hatte das von Anfang an nicht studiert dieses Fach um zu Polizei zu gehen. Von Anfang an hatte er vor, Detektiv zu werden. Aber auch dafür brauchte man starkes rechtliches Hintergrundwissen und Fakten und Daten. Mary wollte etwas sagen, als Anthonys Blick, und auch Chris’ zur Tür schnellte. Ein brauner Briefumschlag rutschte unter der Tür. Und man hörte, wie jemand davon rannte. Anthony riss die Tür auf und war weg. Chris blieb. Wie eine stumme Absprache fand Mary. Anthony war schnell und wie sie an seinem Körper sehen konnte, gut in Form. Er war groß. Bestimmt an die ein Meter achtzig. Sein Körper schlank, aber dennoch muskulös. Ein attraktiver junger Mann. Chris hingegen war eher klein, etwas stämmiger und mit Sicherheit nicht so schnell und sportlich wie sein Kollege und Vorgesetzter Anthony Marker. Chris hob den Briefumschlag auf, nachdem er sich weiße Handschuhe angezogen hatte und öffnete ihn behutsam. Ein Zettel rutschte raus und man konnte auch da wieder die Schnippsel von Zeitungsbuchstaben sehen. Mary schauderte. Wen wollte er diesmal? „Du hast dir Hilfe geholt. Du tust nicht was ich sage. Mehr Menschen werden sterben. TU WAS ICH DIR SAGE! Ich werde dich finden und dann wirst du tun was ich dir sage.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)