Plans on how to obtain world domination von Karma (... oder vielleicht auch nicht) ================================================================================ Kapitel 1: Step one ------------------- Einfach nur, weil mir gerade danach war, irgendwas hochzuladen, und ich sonst leider nichts vorbereitet habe. Viel Spaß beim Lesen! Karma ~*~ Eigentlich war der Tag perfekt. Die Sonne schien zwar, aber es war trotzdem windig genug, um nicht zu heiß zu sein. Hin und wieder zogen ein paar weiße Wolken über den strahlend blauen Himmel und obwohl es ein Donnerstag und somit ein ganz normaler Schultag war, hatten die Lehrer in den ersten vier Stunden entweder ein Einsehen oder einfach nur gute Laune gehabt, denn sie hatten bisher netterweise darauf verzichtet, Hausaufgaben an ihre armen, geplagten Schüler zu verteilen. Und es sah im Augenblick auch nicht danach aus, als würde sich das in den verbleibenden zwei Schulstunden noch ändern. Alles in allem war der Tag also wirklich rundum vollkommen, aber Bakuras Laune war trotzdem nicht weit von Mordgedanken entfernt. Daran waren allerdings weder die Lehrer noch das Wetter schuld. Nicht einmal der für seine Verhältnisse durchaus ungewöhnliche Umstand, dass er sich nicht nur tatsächlich mehr oder weniger freiwillig in der Schule befand, sondern entgegen seiner Gewohnheit einmal nicht geschwänzt und stattdessen sogar dem Unterricht beigewohnt hatte, war für seine Laune verantwortlich. Daran schuld war ganz alleine der Anblick, der sich ihm schon seit geschlagenen zehn Minuten – also seit dem Beginn der zweiten Pause – bot. Direkt vor seiner Nase – gut, ungefähr zwanzig Meter von ihm entfernt, aber wer wollte denn so kleinlich sein? – turtelten nämlich zwei ihm und allen anderen Schülern ausgesprochen wohlbekannte Gestalten, die seit dem Bekanntwerden ihrer ... Affäre – Bakura weigerte sich hartnäckig, das Wort Beziehung auch nur zu denken – das Tagesgespräch schlechthin an ihrer Schule waren. Sicher, Seto ›Großkotz‹ Kaiba war auch vorher schon bekannt gewesen wie der sprichwörtliche bunte Hund, aber dass die Person, die gerade neben dem Brünetten saß und sich mit einem zufrieden aussehenden Lächeln auf den Lippen leicht an ihn gelehnt hatte, jetzt ebenso im Zentrum der Aufmerksamkeit stand wie dieser brünette Schnösel, der sich alles und noch mehr auf seine Firma einbildete, gefiel Bakura ganz und gar nicht. Joey Wheeler – um niemand anderen handelte es sich nämlich bei der Person, die da vor aller Augen praktisch mit Kaiba kuschelte – war zwar auch vor der ganzen Sache kein unbeschriebenes Blatt gewesen, aber seit offiziell bekannt geworden war, dass er derjenige war, der praktisch Tisch und Bett – vor allem wohl das Bett, dachte Bakura zähneknirschend – mit dem arroganten Eisklotz Kaiba teilte, wurde der Blondschopf beinahe ebenso belagert und bedrängt wie Kaiba selbst. Bakura war sich durchaus der Tatsache bewusst, dass es ihn unter normalen Umständen kein bisschen interessiert hätte, mit wem Kaiba sich seine Zeit vertrieb. Dass allerdings ausgerechnet Wheeler – der einzige Mensch, der nicht nur Kaiba trotz ihrer Liaison noch immer die Stirn bot, sondern es auch tatsächlich geschafft hatte, aus eigener Kraft aus dem Reich der Schatten zu entkommen – das neueste Spielzeug des brünetten Großkotzes war, ging dem Weißhaarigen ganz gewaltig gegen den Strich. Seit Wochen musste er sich das nun schon mitansehen, aber heute hatte er endgültig genug. Heute würde er zu diesem wiedergeborenen Priesterverschnitt hinübergehen und ihm klarmachen, dass es besser für seine Gesundheit wäre, wenn er seine Finger in Zukunft von Wheeler ließ. Der Blondschopf war einfach viel zu gut und auch viel zu schade für so einen gefühlskalten Sack wie Kaiba, der einfach nicht wusste – gar nicht wissen konnte –, wie jemand wie Wheeler wirklich zu behandeln war. Gerade in dem Moment, als Bakura sich in Bewegung setzen wollte, um seinen Plan, Kaiba notfalls mit Gewalt an der Weiterführung seiner Affäre mit dem Blonden zu hindern, in die Tat umzusetzen, schloss sich eine Hand um sein Handgelenk und noch ehe der Weißhaarige so wirklich wusste, wie ihm geschah, fühlte er auch schon, wie er in Richtung des Schulgebäudes und damit von seinem eigentlichen Ziel weggeschleift wurde. Mehrere Sekunden lang war Bakura zu perplex, um sich gegen den erstaunlich festen und energischen Griff zu wehren. Erst als die Tür zum Schulgebäude bereits hinter ihm zugefallen und Wheeler damit seinem Blickfeld entzogen worden war, riss er sich los und fuhr wütend zu demjenigen herum, der es gewagt hatte, Kaibas unweigerlich bevorstehenden Tod noch eine Weile hinauszuzögern. Sehr zu seiner Überraschung blickte Bakura in ein grünes Augenpaar, das ihm erschreckend bekannt vorkam. "Devlin?", fragte er ungläubig und als der Angesprochene einfach nur nickte, um das Offensichtliche zu bestätigen, schoss der Weißhaarige ihm einen vernichtenden Blick zu. "Bist Du lebensmüde oder was?", fauchte er, doch damit beeindruckte er seinen Gegenüber scheinbar kein bisschen, denn dieser verdrehte einfach nur die Augen und schüttelte dann den Kopf. "Nein, bin ich nicht", gab Duke zurück und seufzte. "Aber Du bist ein Idiot. Und zwar ein Vollidiot", fuhr er fort, ohne auf das gefährlich klingende Knurren des Weißhaarigen zu achten. "Pass auf, was Du sagst!", grollte dieser, doch auch diese Warnung ignorierte der Schwarzhaarige gekonnt. "Ich sage nur die Wahrheit", erwiderte er und legte dem Älteren eine Hand auf den Mund, als dieser gleich wieder auffahren wollte. "Und Du solltest mir vielleicht erst mal in aller Ruhe zuhören, bevor Du austickst. Außerdem kannst Du mir dankbar sein. Ich hab Dir gerade nämlich den Arsch gerettet. Wenn Du Kaiba auch nur falsch angefasst hättest, hätte er Dich verklagt bis in die Steinzeit und zurück. Gegen seine Anwälte kommst selbst Du nicht an. Glaub mir, ich weiß genau, wovon ich spreche. Ich kenne ihn gut." Bakura schnaubte nur, doch davon ließ Duke sich nicht beirren. "Und ich weiß auch, was Du vorhattest – oder ich kann's mir zumindest denken." Der Schwarzhaarige zog seine Hand schnell zurück, denn sein Gegenüber machte den Eindruck, als würde er sonst gleich zubeißen – ein Eindruck, der durch sein erneutes Knurren nur noch verstärkt wurde. Die dunkelbraunen Augen des Weißhaarigen waren zu schmalen Schlitzen verengt und versprachen ihm einen langsamen, schmerzvollen Tod, wenn er keine wirklich ausgesprochen triftige Erklärung für seinen Überfall hatte. Aus diesem Grund sprach Duke auch hastig weiter, senkte seine Stimme allerdings zu einem Flüstern herab, denn er wollte nicht, dass irgendjemand etwas von dem hörte, was er mit Bakura zu besprechen hatte. Das wäre doch sehr kontraproduktiv für das, was er geplant hatte – ein Plan, für den er Bakura nicht nur brauchte, sondern auch zu begeistern hoffte. Immerhin war die Faszination des Weißhaarigen für einen gewissen blonden Klassenkameraden nun wirklich nicht zu übersehen und Duke, der Bakura ebenso beobachtet hatte, wie der Weißhaarige das bei dem frischgebackenen Paar bereits seit Wochen tat, war zu dem Schluss gekommen, dass heute wirklich der ideale Tag war, um mit der Umsetzung seines Planes zu beginnen. Allerdings musste er dafür erst noch Bakura überzeugen – was, dessen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ein schwieriges Unterfangen zu werden versprach. 'Egal', motivierte Duke sich selbst und schmunzelte ganz leicht, als er sich die Einzelheiten seines Planes, den er Bakura schmackhaft machen wollte, noch einmal ins Gedächtnis rief. 'Wär doch gelacht, wenn ich das nicht hinkriegen würde.' Schließlich pflegte er eigentlich immer das zu bekommen, was er wollte. Warum also sollte ihm das dieses Mal nicht gelingen? Dazu würde Bakura ganz bestimmt nicht Nein sagen – jedenfalls nicht, wenn er wirklich an Joey interessiert war. Aber selbst wenn er Kaiba nur eins auswischen wollte, würde er ganz sicher mitziehen. Und konnte es einen besseren Mitverschwörer geben als Bakura? Falls ja, dann wusste Duke nicht, wer das sein sollte. "Aber glaub mir, wenn Du Kaiba was antust, kommst Du bei Joey garantiert nicht zum Zug. Das musst Du raffinierter anstellen. Und ich weiß auch ganz genau wie." Mit diesen Worten hatte der Schwarzhaarige Bakuras volle Aufmerksamkeit, das sah er an dessen braunen Augen. Allerdings hatte er nicht vor, die ganze Angelegenheit auf dem Schulflur zu besprechen, deshalb winkte er dem Älteren, ihm in ihren im Augenblick leerstehenden Klassenraum zu folgen. Dort hockte er sich auf das Lehrerpult und wartete, bis Bakura sich rittlings auf einen der Stühle gepflanzt hatte und ihn auffordernd ansah. "Zwischen Joey und Kaiba kriselt es schon seit einer Weile", begann er dann seine Erzählung und grinste, als er das Aufblitzen in den dunklen Augen des Weißhaarigen sah. "Allerdings will keiner von den beiden sich die Blöße geben und als Erster offiziell eingestehen, dass die Sache zwischen ihnen gescheitert ist. Dafür sind sie beide zu stur und zu stolz. Diese Krise wird also bei weitem nicht für eine Trennung ausreichen", bremste er dennoch den Enthusiasmus seines Gegenübers und hob die Hand, als dieser etwas einwerfen wollte. "Das heißt allerdings nicht, dass man da nicht ein kleines bisschen nachhelfen könnte." Das Grinsen, das bei diesen Worten seinen Weg auf die Lippen des Schwarzhaarigen fand, ließ Bakura fragend eine Braue heben. "Und warum willst Du das tun?", erkundigte er sich skeptisch und legte den Kopf schief. "Ich dachte, Du wärst mit Wheeler befreundet. Außerdem: Was hättest Du davon, wenn Du Dich einmischst?", wollte er weiter wissen und sein fragender Gesichtsausdruck wandelte sich in einen verstehenden, als wie aus der Pistole geschossen die Antwort kam: "Kaiba." "Ganz uneigennützig also, ja?" Bakura konnte den Spott nicht aus seiner Stimme verbannen, doch daran störte Duke sich überhaupt nicht. "Das hab ich nie behauptet", gab er ungerührt zurück und stützte seine Arme so auf seine Oberschenkel, dass er sein Kinn in seinen Händen platzieren konnte. Sein Blick ruhte dabei unverwandt auf dem Weißhaarigen und dessen Braue wanderte gleich noch ein ganzes Stück weiter nach oben. "Ich bin zwar durchaus mit Joey befreundet, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nicht auch ein paar eigene Interessen hätte – Interessen, die sich nun mal rein zufällig ganz gut mit Deinen decken", bekannte Duke freimütig und begann, eine seiner Ponysträhnen um seinen rechten Zeigefinger zu wickeln. Dabei blickte er den Älteren weiterhin an und zwinkerte ihm schließlich sogar zu, als dieser ebenfalls zu grinsen begann. "Wir wollen beide etwas, das wir im Augenblick nicht haben können. Alleine können wir nichts ausrichten, aber zusammen sollte es uns doch wohl gelingen, Joey und Kaiba klarzumachen, dass das, was sie gerade haben, ganz bestimmt nicht das ist, was sie wirklich wollen", führte der Schwarzhaarige seine Überlegungen weiter und Bakura nickte anerkennend. Offenbar hatte Devlin durchaus Potential als Intrigant. Warum nur war ihm das bisher entgangen? Der Weißhaarige kam nicht dazu, lange darüber nachzudenken, denn Duke fuhr gleich fort. Wenn er Bakura schon für seinen Plan gewinnen wollte, dann wurde es höchste Zeit, ihm diesen auch auseinanderzusetzen. "Joey kommt eigentlich immer zu mir, wenn er Probleme mit Kaiba hat, weil er mit den Anderen darüber nicht sprechen will", begann er daher. "Und in der letzten Zeit war das vermehrt der Fall. Er versucht zwar immer, mir nicht allzu viel zu verraten, aber ein bisschen Trost hier und hin und wieder ein bisschen Alkohol da reichen meistens aus, um ihn aller guten Vorsätze zum Trotz wie einen Wasserfall reden zu lassen. Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, dass ich ziemlich gut über das Kaiba-Wheeler-Beziehungsdesaster im Bilde bin – was eindeutig ein großer Vorteil für uns beide ist." Das Grinsen, das sich bei diesen Worten gleich wieder im Gesicht des Schwarzhaarigen festsetzte, war eindeutig als durchtrieben zu bezeichnen. "Du willst also das Insiderwissen, über das Du als einer von Wheelers engsten Freunden verfügst, dazu verwenden, um ihn und Kaiba auseinander zu bringen. Hab ich das so richtig verstanden?", hakte Bakura dennoch sicherheitshalber nach und begann ebenfalls wieder zu grinsen, als der Jüngere erneut nickte. "Ganz genau. Aber da ich das alleine auf keinen Fall schaffe, brauche ich Deine Hilfe. Deshalb hab ich verhindert, dass Du etwas so Dämliches tust wie Kaiba eine reinzuhauen und ihm vor den Latz zu knallen, dass Joey Dir gehört oder so." Bakuras Grinsen wich einem irritierten Gesichtsausdruck, als Devlin so präzise das aussprach, was er selbst vorgehabt hatte, bevor er von dem Schwarzhaarigen daran gehindert worden war. Waren seine Absichten etwa wirklich so offensichtlich gewesen? "Und was hast Du genau vor?", erkundigte der Weißhaarige sich in dem Versuch, sich seinen Ärger darüber, so durchschaubar gewesen zu sein, nicht allzu sehr anmerken zu lassen. "Wir werden die Zwei eifersüchtig machen", antwortete Duke darauf und lachte, als er das skeptische Gesicht seines Gegenübers sah. "Glaub mir, das klappt auf jeden Fall", versicherte er Bakura, schwang sich vom Pult und trat auf den Weißhaarigen zu, bis er genau vor diesem stand. "Das heißt, natürlich nur, wenn Du auch mitspielst." "Mitspielen?", echote Bakura. "Wobei soll ich mitspielen? Erklärst Du mir vielleicht heute noch, worauf Du eigentlich hinauswillst, oder soll ich weiter Rätselraten?" Was in aller Welt mochte der Schwarzhaarige vorhaben, dass er so überaus selbstsicher und zufrieden wirkte? Hatte er wirklich so einen grandiosen Plan? Und wenn ja, wie mochte dieser aussehen? Die Antwort auf diese Fragen bekam Bakura postwendend. "Wir werden den beiden und auch allen Anderen vormachen, dass wir ein Paar sind!" ~*~ Ich hoffe, es hat gefallen. Man liest sich! Karma Kapitel 2: Step two ------------------- So, da heute exakt eine Woche vergangen ist, seit ich das erste Kapitel hier hochgeladen habe, gibt's gleich das zweite. Ich glaube zwar nicht, dass ich dieses Tempo halten kann, aber da ich schon ein paar Kapitel in petto habe, kann ich ja zumindest schon mal ein bisschen was hochladen. Danke an Onlyknow3, LydiaDeetz und Soichiro für die tollen Kommentare. Freut mich, dass ihr Gefallen am ersten Kapitel gefunden habt. Ich hoffe, das bleibt auch in Zukunft so - auch wenn einige Dinge sich vielleicht nicht ganz so entwickeln werden, wie ihr das jetzt möglicherweise erwartet. Inzwischen habe ich nämlich endlich einen Plan (yay!), was ich genau mit den Jungs machen will. Aber der wird noch nicht verraten, also lasst euch überraschen. Jetzt aber erst mal viel Spaß mit dem zweiten Kapitel von Plans on how to obtain world domination! Karma ~*~ Die Antwort auf diese Fragen bekam Bakura postwendend. "Wir werden den beiden und auch allen Anderen vormachen, dass wir ein Paar sind!" Mindestens eine volle Minute lang starrte der Weißhaarige den vor ihm Stehenden nach diesen Worten an, als sei in dessen Oberstübchen etwas nicht so ganz in Ordnung. Dann schüttelte er den Kopf, stand mit einer ruckartigen Bewegung auf und legte dem verdattert dreinblickenden Schwarzhaarigen eine seiner Hände auf die Stirn, als wollte er seine Temperatur überprüfen. "Sag mal, hast Du noch alle Latten am Zaun? Das ist Dein ach so genialer Plan? Wie soll das denn funktionieren?" Obwohl Bakura ihn regelrecht anfuhr, lachte Duke nur über diesen Ausbruch und schob die Hand des Anderen wieder von seiner Stirn. "Das wird funktionieren. Vertrau mir einfach", verlangte er, drückte den Weißhaarigen wieder auf seinen Stuhl zurück und hockte sich neben ihn, um ihm etwas ins Ohr flüstern zu können. Anfangs noch skeptisch, bei jedem weiteren Wort allerdings mit immer größer werdendem Amüsement lauschte Bakura den Ausführungen des Jüngeren und als dieser schließlich endete, zog er ihn aus seiner unbequem aussehenden Position hoch und grinste ihn an. "Wenn das so ist, bin ich auf jeden Fall dabei!", verkündete er und Duke grinste kurz zurück, bevor er dem Weißhaarigen verschwörerisch zuzwinkerte. "Daran hab ich nicht einen Augenblick lang gezweifelt", erwiderte er und lehnte sich wieder zu dem Weißhaarigen. "Nicht eine Sekunde." Als es zum Ende der Pause klingelte, waren die beiden Verschwörer damit fertig, die groben Einzelheiten ihres Plans zu besprechen. Überaus zufrieden nickten sie einander noch einmal zu, bevor Bakura nach einem letzten Grinsen seinerseits, das von Duke mit einem weiteren Zwinkern beantwortet wurde, aus dem Klassenraum verschwand. Da es eindeutig zu auffällig gewesen wäre, ihren neuen ›Beziehungsstatus‹ gleich allen auf die Nase zu binden, waren die beiden überein gekommen, dass eine andere Art, ihre Freunde und die Objekte ihrer jeweiligen Begierde gleichermaßen mit der Nase darauf zu stoßen, dass sich zwischen ihnen etwas ›angebahnt‹ hatte, wohl durchaus angebracht war. Nachdem Bakura den Klassenraum verlassen hatte, schlenderte Duke zu seinem Platz hinüber, ließ sich darauf fallen und zwirbelte nachdenklich eine seiner schwarzen Strähnen um seinen Zeigefinger. Auf das Problem des Outings angesprochen, hatte Bakura nur gelacht und gemeint, er wüsste schon einen passenden Weg, die ganze Sache ›öffentlich‹ zu machen. Genaueres hatte er allerdings noch nicht preisgeben wollen, sondern seinen schwarzhaarigen Mitverschwörer mit den Worten "Lass Dich doch einfach überraschen" auf später vertröstet. Aus diesem Grund hatte Duke nicht die geringste Ahnung, was Bakura ausgeheckt hatte, doch er machte sich deshalb keine allzu großen Sorgen. Der Weißhaarige war mindestens ebenso erpicht darauf, ihren Plan in die Tat umzusetzen, wie er selbst es war, also hatte er sich sicher etwas Wirkungsvolles einfallen lassen. Und hey, was wäre das Leben ohne ein paar Überraschungen? Dennoch konnte Duke nicht verhindern, dass sein Blick auch nach Unterrichtsbeginn immer wieder zu Bakuras leerem Platz oder zur Tür des Klassenraums glitt. Dabei fragte er sich, wo der Weißhaarige wohl stecken mochte und was er gerade tat. Es war zwar nicht unüblich, dass er den Unterricht schwänzte, aber inwieweit sollte das bitteschön bei der Umsetzung ihres Plans helfen? Duke war so in seine Grübeleien vertieft, dass selbst Joey, der neben ihm saß und in Mathematik sonst meistens vor sich hin träumend aus dem Fenster starrte, weil er den Stoff sowieso nie begreifen würde, das ungewöhnliche Verhalten seines schwarzhaarigen Freundes bemerkte. Eine Weile lang beobachtete er dessen seltsames Gebaren, dann stieß er den Jüngeren mit dem Ellbogen an und lehnte sich etwas näher zu ihm, um sein Ohr zu erreichen und ihre Lehrerin nicht unnötig auf ihr Gespräch aufmerksam zu machen. Immerhin war dieses einerseits privat und andererseits legte Joey auch keinen Wert darauf, wieder einmal nachsitzen zu müssen. "Was ist los mit Dir?", erkundigte der Blondschopf sich leise bei seinem Freund und Duke, den erst die Stimme des Blonden aus seinen Gedanken gerissen hatte, winkte schnell ab. "Nichts. Ich frag mich nur, wo Bakura schon wieder steckt", antwortete er wahrheitsgemäß und hätte um ein Haar gegrinst, als er Joeys überraschten Blick sah. Im letzten Moment konnte er das allerdings noch verhindern, indem er eine betont gelangweilte und desinteressierte Miene aufsetzte. "Der schwänzt bestimmt wieder. Macht er doch dauernd." Die Stimme des Blondschopfs machte deutlich, wie gerne er es dem Weißhaarigen gleichgetan hätte. "Aber seit wann interessiert Dich das, Duke?", wurde noch hinterhergeschoben und der Angesprochene seufzte. "Weißt Du, Joey, das ... Ach, ist nicht so wichtig. Vergiss es einfach, ja?", gab er zurück, wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Unterricht zu und ignorierte die weiteren Fragen des Blonden von diesem Zeitpunkt an ebenso wie seine irritierten Blicke. Joey war sich nicht sicher, was er von der ganzen Sache halten sollte, und behielt seinen schwarzhaarigen Freund daher genau im Auge. Immer wieder, stellte der Blondschopf fest, huschte Dukes Blick zu Bakuras Platz und hin und immer wieder seufzte er leise, grummelte kaum hörbar oder schüttelte ganz leicht den Kopf. Dieses Verhalten kam dem Blondschopf von Minute zu Minute merkwürdiger vor, doch er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Er konnte ja nicht wissen, dass sein schwarzhaariger Sitznachbar sich die ganze Zeit über fragte, was um alles in der Welt Bakura denn nun ausgeheckt hatte und wann er sich wieder zu zeigen gedachte. Als endlich der erlösende Gong zum Ende des Unterrichts ertönte, atmete Duke auf. So schnell wie möglich, was sonst eigentlich gar nicht seinem Naturell entsprach, stopfte er seine Sachen in seine Tasche und machte sich auf den Weg nach draußen. Hin und wieder, das wusste er aus Erfahrung, wartete Bakura auch dann nach Schulschluss noch auf Ryou, um mit diesem gemeinsam nach Hause zu gehen, wenn er selbst dem Unterricht mal wieder ferngeblieben war. Vielleicht, so hoffte der Schwarzhaarige, während er Joey und seinen anderen Freunden noch einen hastigen Abschiedsgruß zurief und dann zeitgleich mit Kaiba aus dem Klassenraum sprintete, konnte er Bakura ja heute auch abfangen und von ihm eine Erklärung für sein Verschwinden fordern. "Was ist denn heute mit Duke los?", wandte Tristan sich verwundert an Joey, nachdem ihr gemeinsamer schwarzhaariger Freund fast Hals über Kopf aus dem Klassenraum gestürmt war. "Keine Ahnung", gab Joey achselzuckend zurück. Dass er selbst sich nach Dukes seltsamem Verhalten während der vergangenen zwei Schulstunden so seine eigenen Gedanken machte – seit wann interessierte Duke sich bitteschön plötzlich dafür, wo Bakura sich herumtrieb und was dieser weißhaarige Psychopath tat? –, behielt er allerdings ebenso für sich wie den gerade gefassten Vorsatz, dem Schwarzhaarigen gleich einen Besuch abzustatten und ihm dabei mal ordentlich auf den Zahn zu fühlen. Irgendeinen Grund musste sein plötzliches Interesse an Bakura ja haben. Ob der ehemalige Ringgeist ihm etwas gestohlen hatte? Bedrohte er Duke möglicherweise? Oder erpresste er den Schwarzhaarigen vielleicht sogar mit irgendetwas? Was es auch war, Joey nahm sich fest vor, es herauszufinden und Duke notfalls beizustehen. Dafür waren Freunde ja schließlich da. Duke, der nichts von diesen Gedankengängen ahnte, hatte das Schultor inzwischen beinahe erreicht. Bevor er jedoch dazu kam, sich dort umzusehen und nach Bakura zu suchen oder gar nach ihm zu rufen, legte sich eine Hand über seinen Mund und noch ehe der Schwarzhaarige so richtig wusste, wie ihm geschah, wurde er auch schon in einen der hohen Büsche gezerrt, die neben dem Schultor noch auf dem Schulgelände standen. Dort wurde er von seinem ›Entführer‹ herumgedreht und sah sich gleich darauf mit demjenigen konfrontiert, den er selbst eigentlich gerade hatte suchen wollen. "Bist Du total bescheuert, Bakura? Was sollte das denn werden? Wolltest Du mich zu Tode erschrecken? Falls ja, dann ist Dir das fast gelungen!", fauchte er den Weißhaarigen an, doch bevor er noch mehr sagen konnte, legte dieser ihm wieder seine Hand auf den Mund. "Schrei doch nicht so rum. Ich dachte, Du wolltest heute anfangen", zischte er zurück und warf durch das Gebüsch einen Blick in Richtung des Schulgebäudes, aus dem noch immer Schüler strömten. Als die Sechsergruppe, nach der er Ausschau gehalten hatte, in Sichtweite kam und sich, augenscheinlich in eine lebhafte Diskussion verstrickt, ihrem Versteck näherte, legte sich ein durch und durch zufrieden wirkendes Grinsen auf Bakuras Lippen. Das lief ja mehr als perfekt. "Jetzt wird’s ernst", informierte er seinen schwarzhaarigen Komplizen, nahm ihm seine Schultasche ab und beförderte diese mit einem gut gezielten Wurf so neben das Gebüsch, dass es aussah, als wäre sie versehentlich ein Stück zu weit gerollt. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Tasche auch wirklich richtig lag, trat er auf Duke zu, drängte diesen rückwärts gegen die Mauer, die das Schulgelände einschloss, und presste seine Lippen genau in der Sekunde auf die des Schwarzhaarigen, als neben dem Busch bekannte Stimmen aufklangen, die sich darüber wunderten, was die Tasche ihres schwarzhaarigen Freundes hier zu suchen hatte, wo er selbst es gerade doch noch so wahnsinnig eilig gehabt hatte. "Duke? Bist Du hier irgendwo? Ist alles in Ordnung?", rief Tea besorgt, nachdem sie die Tasche aufgehoben hatte, doch es war Joey, der die Zweige des Busches zur Seite bog, als er ein Geräusch hörte. Das Bild, das sich ihm dort jedoch bot, ließ seine Kinnlade beinahe hörbar auf den Boden krachen. Ebenso fassungslos wie der Rest seiner Freunde, die neugierig nähergetreten waren, starrte er Duke und dessen weißhaarigen Begleiter an, die sich gerade nicht nur ein heißes Zungenduell lieferten, sondern augenscheinlich auch schon schwer damit beschäftigt waren, sich gegenseitig an die Wäsche zu gehen. Duke, den Bakuras Kuss im ersten Moment vollkommen überrumpelt hatte, begriff in der Sekunde, in der er die Stimmen seiner Freunde näherkommen hörte, was der Weißhaarige mit seinem ›Überfall‹ bezweckte. Sofort stellte er seinen anfänglichen Widerstand ein, erwiderte den Kuss mindestens ebenso leidenschaftlich, wie Bakura ihn begonnen hatte, und krallte seine Fingernägel in dessen Oberarme, als die Hände des Weißhaarigen zu seinem Hintern wanderten und dort zu liegen kamen. Ein halb überraschtes, halb erregtes Keuchen kam über seine Lippen, die Bakura just in diesem Moment wieder freigegeben hatte, um sich dem Hals seines ›Opfers‹ widmen zu können. Als der Weißhaarige von schräg hinter sich allerdings die Stimme des eigentlichen Objekts seiner Begierde hörte – "Duke?!" –, ließ er mit einem unwirschen Knurren von Duke ab, wandte sich halb um und funkelte den Blonden, der bei dem plötzlichen Blickkontakt hart schluckte, grimmig an. "Du störst, Wheeler", grollte Bakura, trat aber dennoch einen Schritt zurück, als der Rest der Bande Joey folgte und alle ihre Köpfe ins Gebüsch steckten, um in Erfahrung zu bringen, was dort denn nun eigentlich vor sich ging. "Heilige Scheiße!", war das Erste, was Duke herausbrachte, nachdem Bakura von ihm abgelassen hatte. Noch etwas wacklig auf den Beinen lehnte er sich an die Mauer in seinem Rücken, dankbar für den Halt, den diese ihm bot. 'Was für ein Kuss!', schoss es ihm durch den Kopf, sobald er seine Atmung wieder halbwegs unter Kontrolle hatte. Erst dann sah er seine Freunde an, zupfte mit einem verlegenen Lächeln seine Kleidung wieder zurecht und brachte sogar das Kunststück fertig, eine leichte Röte auf seine Wangen zu zaubern. "Damit wären wir dann ja wohl aufgeflogen", wandte er sich an Bakura, doch dessen einzige Reaktion auf diese Worte bestand in einem Achselzucken. "Ich war die blöde Heimlichtuerei eh langsam leid", gab er ungerührt zurück, packte den Kragen der Schuluniformjacke des Schwarzhaarigen und zog diesen daran zu sich, um sich noch einen weiteren Kuss von ihm zu rauben – dieses Mal so, dass es auch wirklich jeder ihrer Freunde mitbekam. "Wir sehen uns. Du weißt wann und wo", raunte er ihm danach zu, schwang sich mit einem Satz über die Mauer und verschwand, ohne einen der Anderen auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen – mit Ausnahme von Joey, den er die ganze Zeit aus dem Augenwinkel beobachtet hatte. Noch etwas desorientiert – Bakuras Küsse waren eindeutig eine Kategorie für sich; Joey würde sich eindeutig glücklich schätzen können, wenn ihr Plan erst mal aufgegangen war – fuhr Duke sich durch die Haare und nahm dann mit einem etwas zerstreuten Lächeln seine Tasche entgegen, als Tea sie ihm reichte. "Ich ... muss dann mal langsam ... nach Hause", stammelte er, als seine Freunde diese Aktion als Zeichen nahmen, ihn alle gleichzeitig mit Fragen zu bestürmen. Verdammt, so war das Ganze aber eindeutig nicht geplant gewesen! "Ich begleite Dich", beschloss Joey auf die Worte seines schwarzhaarigen Freundes hin, nickte den Anderen noch einmal kurz zu und schob den noch immer etwas neben der Spur befindlichen Duke dann aus dem Schultor in Richtung seiner Wohnung. Dort, nahm der Blondschopf sich auf dem Weg dorthin vor, konnte Duke ihm nicht mehr ausweichen, also würde er ihn in aller Ruhe und ohne neugierige Ohren ausfragen. Er wollte verdammt noch mal wissen, warum genau der Schwarzhaarige sich ausgerechnet mit Bakura eingelassen hatte – und wie lange Duke ihm und ihren anderen Freunden das schon verheimlichte! Die Gestalt, die sich in den Schatten der Häuser hielt und ihnen beiden in kurzem Abstand folgte, bemerkten weder Joey noch Duke. ~*~ Tja, wer mag das wohl sein, hm? *kicher* Und habt ihr mit dieser Art des "Outings" gerechnet? Ich hoffe nicht. Und weiterhin hoffe ich, dass ich euch noch des Öfteren werde überraschen können mit dieser Story. Bis zum nächsten Mal! Karma Kapitel 3: Step three --------------------- Ich bin zwar immer noch nicht dazu gekommen, an der Story hier weiterzuschreiben, aber ich wollte euch das nächste Kapitel trotzdem nicht vorenthalten. Ich hoffe, ihr mögt es ebenso wie die ersten beiden. Viel Spaß beim Lesen! Karma ~*~ Die Gestalt, die sich in den Schatten der Häuser hielt und ihnen beiden in kurzem Abstand folgte, bemerkten weder Joey noch Duke. In seiner Wohnung angekommen hatte der Schwarzhaarige sich wieder ein wenig gefasst und die Erregung, die durch Bakuras Kuss unerwartet heftig in ihm hochgekocht war, zumindest einigermaßen wieder unter Kontrolle gebracht. Den gesamten Weg über hatte Joey ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit geschwiegen und Duke war ihm dankbar dafür, denn dieses Schweigen hatte ihm die Gelegenheit gegeben, sich zu sammeln und sich eine einigermaßen glaubhafte Geschichte zurechtzulegen. Fragen, dessen war er sich sicher, würden garantiert kommen. Welchen Grund hätte Joey sonst gehabt, ihn nach Hause zu begleiten? Immerhin war am heutigen Tag zwischen Kaiba und ihm anscheinend alles im grünen Bereich, denn es hatte nicht einmal den kleinsten Streit gegeben. Also, schloss Duke daraus, war der Blondschopf wohl derjenige, dem die zweifelhafte Ehre zugefallen war, ihn auszuhorchen. Aber gut, wenn Joey Antworten haben wollte, dann sollte er sie auch bekommen. Bevor er sich allerdings dem Verhör, das ihm unweigerlich bevorstand, stellte, erinnerte Duke sich erst einmal an seine Gastgeberpflichten. "Willst Du was trinken?", erkundigte er sich bei seinem blonden Freund und als dieser nickte, verschwand er kurz in der Küche und kam nur wenig später mit zwei Gläsern Saft ins Wohnzimmer. Eins davon reichte er Joey, der es sich bereits wie so oft auf der schwarzen Ledercouch bequem gemacht hatte, das andere stellte er auf den Wohnzimmertisch und setzte sich dann ebenfalls. "Also gut, was willst Du wissen?", begann Duke dann das Gespräch und beobachtete, wie sein blonder Freund erst einmal einen Schluck von seinem Saft trank. Das Glas behielt Joey danach in seinen Händen und drehte es zwischen seinen Fingern. Anscheinend wusste er nicht genau, wie er anfangen konnte, aber noch bevor der Schwarzhaarige ihm entgegenkommen konnte, platzte es auch schon aus dem Blondschopf heraus: "Seit wann treibst Du's mit Bakura?" Die doch recht rüde Formulierung, die so typisch für den Anderen war, ließ Dukes Mundwinkel zucken. Etwas anderes als dass Joey mit der Tür ins Haus fiel, hatte er zugegebenermaßen nicht erwartet, daher störte er sich nicht daran. "Das läuft jetzt ... Lass mich kurz nachdenken ..." Der Schwarzhaarige legte seine Stirn in Falten und tat, als müsse er überlegen. "Das geht jetzt seit ungefähr zwei Monaten", beantwortete er dann die Frage seines Freundes, wich dessen Blick aus und schaffte es tatsächlich, ein leicht verlegenes Lächeln zustande zu bringen. "Aber warum? Und vor allem: Warum ausgerechnet Bakura?" Das war es, was Joey einfach nicht verstand. Sicher, er wusste aus den vielen Gesprächen, die er, gerade seit die Sache mit Kaiba und ihm angefangen hatte, mit Duke geführt hatte, dass der Schwarzhaarige bei seinen potentiellen Sexualpartnern nicht unbedingt wählerisch war im Bezug auf das Geschlecht, aber dass er tatsächlich ausgerechnet mit dem durchgeknallten Psychopathen namens Bakura ins Bett ging, war für den Blondschopf einfach zu hoch. Wie konnte Duke mit jemandem Sex haben, der versucht hatte, die Weltherrschaft an sich zu reißen und die ganze Welt ins Chaos zu stürzen – und das auch noch freiwillig? 'Oder', sinnierte Joey und seine Augen wurden groß, als ihm dieser Gedanke kam, 'ist das vielleicht gar nicht freiwillig?' Das war doch immerhin möglich, oder? Bakura hatte bisher ja nie besondere Skrupel an den Tag gelegt, wenn er etwas unbedingt hatte haben oder erreichen wollen. Was also, wenn er Duke irgendwie zu der ganzen Sache zwang, ihn vielleicht erpresste oder ihn gar bedrohte? Wäre das nicht die Erklärung dafür, warum der Schwarzhaarige bis jetzt nicht mit der Sprache hatte herausrücken wollen? Duke, der seinem blonden Freund seine Gedankengänge förmlich ansah, zwang sich, ruhig zu bleiben und nicht gleich zu dementieren. Es war nicht zu übersehen, dass Joey Bakura im Geiste gerade wer weiß was unterstellte, und wenn er jetzt zu schnell gegensteuerte, dann würde die ganze Sache unglaubwürdig werden und ihren Plan gefährden. Den richtigen Zeitpunkt abzuwarten hieß also die Devise. Aus diesem Grund ließ Duke Joey noch eine weitere Minute lang zappeln und sich irgendwelche Horrorszenarien ausmalen, ehe er ihn mit einem leisen Seufzen wieder aus seinen Gedanken riss. Der Blick, den er dafür erntete, hätte den Schwarzhaarigen beinahe zum Lachen gereizt, doch das verkniff er sich. "Erinnerst Du Dich noch an den einen Nachmittag vor acht Wochen, als wir eigentlich alle zusammen nach Burger World wollten und ich nicht mitkonnte, weil ich einen geschäftlichen Termin hatte?", rief er dem Blondschopf stattdessen den einen Tag ins Gedächtnis, der in seinen Augen wirklich den perfekten Beginn für das, was zwischen Bakura und ihm angeblich lief, darstellte. Er wartete, bis Joey genickt hatte, und fuhr sich dann mit einem etwas verlegenen Grinsen durch die Haare, ehe er den Blonden wieder ansah. "Na ja, weißt Du ... Ich war an dem Abend danach noch feiern. Ich wusste nicht, was ihr alle vorhattet, und ich wollte euch auch nicht stören, also bin ich alleine losgezogen. Außerdem hatte ich auch ... na ja, gewisse Pläne für die Nacht, wenn Du verstehst, was ich meine." Joey nickte nur und Duke biss sich in einer genau kalkulierten Geste kurz auf die Unterlippe, ehe er sich einen Schluck von seinem Saft genehmigte. Ihm war durchaus bewusst, dass er Joey damit auf die Folter spannte, aber genau das wollte er ja auch. "Und da hast Du dann Bakura irgendwo getroffen?" Joey ging die Warterei darauf, dass Duke endlich mal mit der Sprache herausrückte, eindeutig auf die Nerven. Normalerweise war der Schwarzhaarige doch auch nicht auf den Mund gefallen, aber jetzt plötzlich ließ er sich die Informationen praktisch häppchenweise aus der Nase ziehen. Was sollte das denn? Lag das wirklich daran, dass Bakura Duke irgendwie in der Hand hatte? Oder hatte das vielleicht einen anderen Grund? "Ganz genau." Scheinbar dankbar dafür, dass sein blonder Freund das Offensichtliche angesprochen hatte, blickte Duke den Anderen an und stellte sein Glas wieder auf den Tisch. "Na ja ... Ich war nicht mehr so ganz nüchtern und noch bevor ich so richtig wusste, was ich da tat, stand ich auch schon mit Bakura auf der Tanzfläche. Er tanzt übrigens echt verdammt heiß, das muss man ihm lassen." Davon, ob der Weißhaarige wirklich tanzen konnte, hatte Duke zwar keine Ahnung, aber er nahm sich vor, das baldmöglichst herauszufinden. Immerhin, das wusste er, hatte Joey eindeutig eine Schwäche dafür, wenn jemand sich zu bewegen verstand – etwas, das laut dem Blondschopf auch Kaiba eindeutig gut beherrschte, obwohl er das nur sehr, sehr selten zeigte. 'Falls Bakura nicht tanzen kann, bring ich's ihm eben bei. Das sollte ja wohl nicht so schwer sein.' Ohne sich diesen Gedankengang anmerken zu lassen, lehnte Duke sich bequem auf seiner Couch zurück und schenkte Joey dann ein Grinsen, das an Zweideutigkeit kaum zu übertreffen war. "Ich war an dem Abend zwar nicht total betrunken, aber doch angeheitert genug, um es für eine gute Idee zu halten, Bakura zu fragen, ob er sich im Bett auch so gut zu bewegen weiß", kam er dann auf den Punkt und stieß ein schwärmerisches Seufzen aus, das die braunen Augen seines Gesprächspartners groß werden ließ. "Du hast Bakura echt so was gefragt? Ausgerechnet diesen Irren?" Joey konnte nicht so ganz fassen, was er da zu hören bekam. Aber noch weniger konnte er glauben, dass Duke tatsächlich debil grinsend neben ihm auf der Couch hockte und ganz offenbar in Erinnerungen an die erste Nacht schwelgte, die er mit dem weißhaarigen Psychopathen namens Bakura verbracht hatte. Das war doch wohl nicht Dukes Ernst, oder? Der Schwarzhaarige veräppelte ihn doch sicher nur. Gut, dazu passte das, was er selbst und ihre anderen Freunde gerade noch auf dem Schulhof gesehen hatten, ganz und gar nicht, aber Joey hoffte trotzdem, dass sich das alles hier als Witz entpuppen würde. Duke konnte doch nicht wirklich so verrückt sein, sich ausgerechnet mit Bakura einzulassen! "Nicht nur das." Scheinbar mutig geworden rutschte Duke ein Stück näher an seinen blonden Freund heran. Dabei gab er vor, dessen blankes Entsetzen gar nicht wahrzunehmen, obwohl es ihm natürlich keinesfalls entging. "Er hat natürlich behauptet, da wär er sogar noch besser. Aber ich glaube ja längst nicht alles, was man mir so erzählt, also hab ich selbstverständlich Beweise für seine Behauptungen verlangt", fuhr er im Plauderton fort und zwinkerte dem Blonden verschwörerisch zu. "Und was soll ich sagen? Er hat mich nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil sogar. Ich bin definitiv auf meine Kosten gekommen – und das mehr als einmal. Deshalb hab ich Tris auch abgesagt, als er am nächsten Tag bei mir angerufen hat. Ich hätte nicht mal dann aus dem Bett kriechen können, wenn meine Wohnung in Brand gestanden und mein Leben davon abgehangen hätte." Das entsprach zwar nicht wirklich der Wahrheit – er war zwar an besagtem Abend wirklich alleine ausgegangen, hatte jedoch am nächsten Tag aufgrund eines nicht unerheblichen Katers einfach nicht die Energie für ein Treffen mit seinen Freunden gehabt –, doch das ließ Duke galant unter den Tisch fallen. Immerhin kam dieser Tag, den er eigentlich ganz alleine zu Hause verbracht hatte, dem Plan, den Bakura und er sich zurechtgelegt hatten, doch nur entgegen – vor allem, weil er ganz genau wusste, dass Bakura an diesem besagten Tag auch nichts mit den Anderen unternommen, sondern sich, sehr zu Ryous Verdruss, alleine irgendwo herumgetrieben hatte. Als er die Schilderung Dukes hörte, klappte Joey die Kinnlade herunter. Er brauchte eine volle Minute, bis er sich wieder soweit gesammelt hatte, dass er seinen schwarzhaarigen Freund an den Schultern packen und schütteln konnte. "Bist Du wahnsinnig?", fauchte er ihn dabei an, ohne auf Dukes Irritation zu achten. "Alter, das ist Bakura! Der Bakura, der uns alle ins Reich der Schatten schicken und die Welt beherrschen wollte, erinnerst Du Dich? Der Typ ist krank! Total krank! Und Du lässt Dich ernsthaft von dem vögeln? Bist Du von allen guten Geistern verlassen?" Duke, den Joeys Ausbruch zugegebenermaßen schon etwas überrascht hatte – mit so einer heftigen Reaktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet –, befreite sich mit einiger Mühe aus dem Griff des Blonden und rieb sich die malträtierten Oberarme. "Nein, bin ich nicht", murrte er und schüttelte den Kopf. "Ich weiß außerdem gar nicht, warum Du Dich so aufregst. Es ist doch schließlich ganz allein meine Sache, mit wem ich ins Bett gehe", schob er noch hinterher und seufzte. "Weißt Du, genau deshalb hab ich bisher niemandem davon erzählt. Ich wusste, dass ihr das nicht verstehen würdet." "Das ist ja wohl auch vollkommen logisch", beharrte Joey stur auf seinem Standpunkt und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich meine, wir reden hier immerhin von Bakura", fuhr er grimmig fort, als sei damit alles gesagt. Und das war es für ihn auch. Fast zumindest. Allerdings schien es im Augenblick wirklich nicht möglich zu sein, Duke von dieser ganzen Sache abzubringen. Das sah Joey an dem ärgerlichen Funkeln in den grünen Augen seines schwarzhaarigen Freundes mehr als deutlich. Aber wie, verdammt noch mal, konnte er nur offenen Auges in sein Verderben rennen? Warum von allen Kerlen auf dieser Welt musste es ausgerechnet Bakura sein? "Hey, ich hab mit keinem Wort erwähnt, dass ich vorhab, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen." Duke zog ärgerlich die Brauen zusammen. Dabei war er zugegebenermaßen eher wütend auf sich selbst als auf Joey, denn er hatte bei seiner ganzen Planerei vollkommen vergessen, den ziemlich ausgeprägten Beschützerinstinkt, den der Blondschopf seinen Freunden gegenüber an den Tag legte, mit einzubeziehen – eine sträfliche Nachlässigkeit, die jetzt den ganzen Plan zu gefährden drohte. Aber wie konnte er Joey bloß davon überzeugen, dass alles in Ordnung war, ohne sich und den Plan zu verraten? "Aber na ja ... Ich weiß, Du wirst mir das nicht glauben, aber Bakura kann auch anders sein." Duke hoffte wirklich, dass seine schauspielerischen Fähigkeiten ausreichten, um Joey nicht merken zu lassen, dass er diese Worte selbst nicht so wirklich glaubte. Immerhin war Bakura nun wirklich kein Unschuldsengel. Ganz im Gegenteil. Von dem Weißhaarigen ging auch ohne seinen Millenniumsring, den Maliks ältere Schwester Ishizu ebenso wie die anderen Millenniumsgegenstände in Verwahrung genommen hatte, etwas Gefährliches aus. "Das soll jetzt nicht heißen, dass er der Typ für Blümchensex und stundenlanges Kuscheln ist. Das nun wirklich nicht", beeilte Duke sich zu versichern, als er den skeptischen Blick seines blonden Freundes sah. "Aber er hat so was an sich ... Ich kann das nicht so richtig beschreiben. Ich weiß nur, dass ich eben einfach gerne mit ihm zusammen bin", schloss er etwas verlegen und zwirbelte seufzend eine schwarze Strähne zwischen seinen Fingern, um Joey nicht ansehen zu müssen. "Außerdem haben wir auch ein paar Dinge gemeinsam – nicht zuletzt unsere sexuellen Vorlieben", schwenkte er dann wieder auf das Thema zurück, um das es ihm eigentlich ging. Dabei warf er einen kurzen Blick zu dem Blonden, der nachdenklich auf seiner Unterlippe herumkaute. Es war offensichtlich, dass er nicht so wirklich wusste, was er von dieser Sache halten sollte. "Du musst echt total durchgeknallt sein. Ich meine, hallo? Das ist immerhin Bakura. Bakura! Du bist eindeutig bescheuert, Duke", bescheinigte er seinem schwarzhaarigen Freund auch prompt und dieser schnaubte beleidigt – hauptsächlich, um sein Schmunzeln zu verstecken. Das lief doch wirklich gut. "Vielen Dank, Joey. Das ist wirklich unglaublich nett von Dir. Schön zu wissen, dass Du so viel von mir hältst", murrte Duke, ohne wirklich sauer zu sein. Stattdessen freute er sich innerlich ungemein, denn offenbar war es ihm doch tatsächlich gelungen, die Kurve noch zu kriegen und Joey gegenüber zumindest den Eindruck zu erwecken, dass er in der Tat ganz genau wusste, worauf er sich da mit seiner ›Beziehung‹ zu Bakura eingelassen hatte. "So mein ich das doch gar nicht. Aber Du musst doch zugeben, dass ... Na ja, Du und Bakura – das ist eben einfach ziemlich seltsam." Joey wollte wirklich nicht, dass sein schwarzhaariger Freund wütend auf ihn war, aber er konnte doch auch nicht zulassen, dass dieser in irgendetwas hineinschlitterte, das er weder richtig verstehen noch kontrollieren konnte. Immerhin handelte es sich bei dem Typen, der Duke offenbar mehr als heftig den Kopf verdreht hatte, immer noch um den gemeingefährlichsten Psychopathen, mit dem sie alle es je zu tun gehabt hatten. Und nur weil er jetzt, ebenso wie Atemu, einen eigenen Körper hatte und mehr oder weniger friedlich mit Ryou zusammenwohnte, wurde aus diesem Verrückten nicht gleich ein guter Bürger. Ein Tiger verlor ja auch nicht plötzlich seine Streifen und wurde zu einem harmlosen Miezekätzchen. Warum nur konnte Duke offenbar nicht sehen, dass er mit dem Feuer spielte und sich wohl eher früher als später daran verbrennen würde? 'Wenn er nicht auf sich selbst aufpassen kann, dann muss ich das eben für ihn übernehmen.' Unbewusst nickte Joey, als ihm dieser Gedanke kam. Duke hatte sich in den letzten Wochen und Monaten auch immer Zeit für ihn genommen, ihm zugehört und ihm Tipps gegeben, wenn es zwischen Kaiba und ihm – es war immer noch seltsam, den Brünetten als "Seto" zu sehen, auch wenn das zwischen ihnen jetzt schon eine ganze Weile lief – mal wieder nicht ganz so rund gelaufen war. Es war also nur recht und billig, wenn er jetzt im Gegenzug für Duke da war und mal ein Auge auf Bakura hatte. Für so etwas waren Freunde schließlich da. Der Schwarzhaarige, der Joey seine Gedankengänge förmlich von der Stirn ablesen konnte, griff nach seinem Glas und trank noch einen Schluck von seinem Saft, um sein Schmunzeln zu verstecken. Manchmal war es doch wirklich nur zu praktisch, eine ausgesprochen gute Menschenkenntnis zu besitzen. Er ahnte, dass Joey sich gerade vorgenommen hatte, Bakura in der nächsten Zeit ein bisschen zu überwachen – was ja ganz genau dem Plan entsprach, den er dem Weißhaarigen unterbreitet hatte. Joey wollte gerade den Mund öffnen, um noch etwas zu sagen, doch als sein Blick auf die Gestalt fiel, die sich just diesen Moment aussuchte, um Dukes Schlafzimmer zu verlassen und sich zu ihnen ins Wohnzimmer zu gesellen, wurden seine Augen groß und die Worte blieben ihm förmlich im Hals stecken. Verdammte Scheiße, was machte Bakura denn hier? Und wie war dieser weißhaarige Psycho überhaupt in Dukes Wohnung gekommen? Selbst wenn er einen Schlüssel hatte, hätten sie doch etwas merken müssen, denn immerhin führte der Weg zum Schlafzimmer durch das Wohnzimmer. Duke, der seinen weißhaarigen Besucher ebenfalls bereits bemerkt hatte – er hatte gehört, wie dieser die Schlafzimmertür geöffnet hatte –, ließ sich nichts davon anmerken. Ein bisschen überrascht war er zwar schon über Bakuras unangemeldetes Auftauchen in seiner Wohnung, aber aus der Rolle zu fallen und seine Überraschung offen zu zeigen kam gar nicht in Frage. Es war ja schließlich zu erwarten gewesen, dass Bakura keine Türen benutzen würde, wenn er stattdessen auch ein Fenster nehmen konnte. Und wenn er Joey wirklich glaubhaft weismachen wollte, dass er sich bereits seit gut zwei Monaten heimlich mit dem Weißhaarigen traf, dann war es wohl das Beste, einfach so zu tun, als wäre er selbst solche Aktionen wie diese schon gewöhnt. "Wheeler, Du störst", knurrte Bakura das eigentliche Objekt seiner Begierde an. Mit keiner Regung ließ er sich anmerken, dass er während des gesamten Gesprächs, das die beiden Jüngeren miteinander geführt hatten, unter dem Wohnzimmerfenster gehockt und die Ohren gespitzt hatte, um nur ja kein einziges Wort zu verpassen. Immerhin musste er ja schließlich wissen, was genau Devlin dem Blondschopf erzählte, damit er selbst nicht versehentlich etwas anderes verlauten ließ und dadurch den ganzen Plan gefährdete. "Sehr höflich, Bakura, wirklich." Duke verdrehte die Augen, doch das beeindruckte den Weißhaarigen ganz und gar nicht. Er schlenderte einfach nur ohne jegliche Eile zur Couch hinüber, beugte sich von hinten über die Lehne und noch ehe der Schwarzhaarige so recht wusste, wie ihm geschah, wurde er auch schon wieder so geküsst wie auf dem Schulhof. Bakura ließ erst von seinem ›Opfer‹ ab, als diesem im wahrsten Sinne des Wortes die Luft wegblieb. Joey, der ebenfalls auf der Couch saß und die ganze Aktion mit großen Augen beobachtete, beachtete er nach außen hin gar nicht, obwohl ihm natürlich keine Regung des Blonden entging. "Ich glaub, ich ... geh dann mal besser." Hin und her gerissen zwischen seiner Loyalität Duke gegenüber und dem Bewusstsein, dass er das, was hier möglicherweise gleich passieren würde, nun wirklich nicht mit eigenen Augen sehen wollte, rappelte Joey sich von der Couch auf und schnappte sich seine Schultasche. "Wir reden morgen weiter, okay?", fragte er über seine Schulter hinweg, erntete jedoch nur ein etwas konfuses Nicken Dukes, der nach Bakuras Kuss ganz offensichtlich noch in anderen Sphären schwebte. Sobald die Tür hinter dem Blondschopf ins Schloss gefallen war und er sich durch einen raschen Blick aus dem Fenster versichert hatte, dass sie tatsächlich allein und ungestört waren, ließ Bakura sich neben seinem noch immer etwas weggetreten wirkenden Mitverschwörer auf die Couch fallen. "Nette kleine Geschichte, die Du Dir da ausgedacht hast, das muss der Neid Dir lassen. Wirklich nicht schlecht, Devlin. An Dir ist ein Schauspieler verloren gegangen", kommentierte er das, was er vor dem Fenster mitangehört hatte, und der spöttische Unterton in seiner Stimme holte den Schwarzhaarigen wieder in die Realität zurück. "Ich musste eben improvisieren", verteidigte er sich und schüttelte kurz den Kopf, um seine Gedanken endgültig zu klären. Bakura wusste definitiv, wie man jemanden mit einem simplen Kuss voll und ganz um den Verstand bringen konnte – eine Tatsache, die im Augenblick nicht unbedingt besonders hilfreich war. Wie sollte man sich denn nach so einem Kuss bitteschön noch konzentrieren können? Leicht war das nun wirklich nicht. "Aber für den Anfang hat's doch gereicht. Joey hat mir die Geschichte jedenfalls ohne Probleme geglaubt. Und das ist doch wohl die Hauptsache, oder?", schob er dann noch hinterher und zog fragend eine Braue hoch, als sein weißhaariger Sitznachbar unaufgefordert noch ein ganzes Stück näher zu ihm rutschte. "Was soll das werden, Bakura?", wollte Duke misstrauisch wissen und seine Braue wanderte noch weiter nach oben, als er das eindeutig unheilverkündende Grinsen des Angesprochenen sah. "Interessante Sachen hast Du da über mich erzählt. Sehr schmeichelhaft, wirklich." Bakura konnte nicht leugnen, dass ihm der halb irritierte, halb panische Blick Dukes ziemlich gut gefiel. So machte dieser ganze Plan ja gleich noch viel mehr Spaß. Wer sagte eigentlich, dass man nicht auch mit seinem Mitverschwörer ein bisschen spielen durfte? Immerhin sollte das, was angeblich zwischen ihnen lief, doch auch glaubhaft aussehen – nicht nur für Wheeler und Kaiba, sondern auch für den Rest der Bande. Aus diesem Grund stand der Weißhaarige wieder von der Couch auf und noch ehe Duke so recht wusste, wie ihm geschah, wurde er auch schon ebenfalls hochgezogen und in Richtung seines Schlafzimmers gezerrt. "Aber es kann ja nicht angehen, dass Du immer alles erfinden musst, nicht wahr? Beim nächsten Mal wirst Du was Richtiges zu erzählen haben, Kätzchen." ~*~ *wie blöde kicher* Hach ja, ich liebe Bakura. Über ihn zu schreiben macht einfach verdammt viel Spaß. XD Ich hoffe, es hat euch gefallen. Bis zum nächsten Mal! Karma Kapitel 4: Step four -------------------- Ja, ich lebe noch - wenn auch mehr schlecht als recht. -.- In der letzten Zeit bin ich leider weder zum Weiterschreiben noch zum Updaten gekommen, aber wenigstens Letzteres hole ich hiermit mal nach. Dann habe ich leider nur noch ein weiteres Kapitel vorgeschrieben, aber das ist eins, das ich persönlich besonders liebe. Mindestens ebenso wie dieses hier. Ich werde immer mehr zu einem Bakura-Fan, je öfter er auftaucht. Er ist einfach herrlich. XD Aber davon könnt ihr euch ja selbst überzeugen. Viel Spaß beim Lesen wünsche ich! Karma ~*~ "Aber es kann ja nicht angehen, dass Du immer alles erfinden musst, nicht wahr? Beim nächsten Mal wirst Du was Richtiges zu erzählen haben, Kätzchen." An diese Äußerung Bakuras musste Duke am nächsten Morgen denken, als er mühsam aus seinem Bett kroch, sich ins Bad schleppte und sich selbst für den Blick in den Spiegel verfluchte. Er sah total übernächtigt aus, war totenblass und hatte zu allem Überfluss auch noch Augenringe, auf die er ganz sicher drauftreten würde, wenn er nicht aufpasste. 'Das ist alles Bakuras Schuld!', grollte der Schwarzhaarige und krabbelte unter die Dusche in der Hoffnung, dadurch vielleicht munter genug zu werden, dass man ihm die beinahe durchwachte Nacht nicht mehr unbedingt ansah. Allerdings brachte auch kaltes Wasser nicht viel, so dass er schlussendlich bibbernd und noch immer reichlich unfit wieder in seinem Schlafzimmer verschwand, um sich anzuziehen. Zwanzig Minuten später trottete Duke so unmotiviert, wie man es sonst eigentlich nur von Joey kannte, auf den Schulhof und wollte sich zu seinen Freunden auf die Bank setzen. Bakura, der ebenfalls bereits da war, machte seinen Plan jedoch zunichte, indem er ihn einfach packte und rittlings auf seinen Schoß zog. "Morgen, Kätzchen", begrüßte er den Schwarzhaarigen gut gelaunt und grinste, als dieser ihn nur angrummelte. "Du siehst aber gar nicht fit aus. Schlecht geschlafen?" Bakuras scheinheilige Frage brachte Duke zum Schnauben. "Als ob Du nicht ganz genau wüsstest, dass ich letzte Nacht kaum zum Schlafen gekommen bin!", murrte er den Älteren an und boxte diesen in die Seite. "Wessen Schuld ist es denn bitteschön, dass ich heute zum Fürchten aussehe? Doch wohl ganz eindeutig Deine!" Erst als diese Worte seinen Mund verlassen hatten und alle seine Freunde ihn aus großen Augen sprachlos anstarrten, wurde Duke bewusst, was er da gerade gesagt hatte und wie sich das für die Anderen anhören musste. Schlagartig wurde er knallrot – dieses Mal jedoch nicht aus Berechnung, sondern tatsächlich aus Scham. Heilige Scheiße, was hatte er getan? "Lach nicht so blöd!", fauchte er Bakura an, doch dieser dachte gar nicht daran, mit dem Lachen aufzuhören. Da hatte Devlin sich doch tatsächlich ganz ohne fremde Hilfe so richtig schön in die Nesseln gesetzt. Das war ja noch viel besser als alles, was er selbst für diesen Tag geplant hatte! Spätestens jetzt würde garantiert niemand mehr daran zweifeln, dass zwischen ihnen beiden wirklich etwas lief. Und ganz bestimmt hatten die Freunde des Schwarzhaarigen jetzt Bilder im Kopf, die sie dort sicher nicht haben wollten. Taylor, der Spitzkopf, war jedenfalls mit einem Mal ganz grün im Gesicht – eine Farbe, die ihm eindeutig nicht stand, wie Bakura insgeheim fand. Das behielt er jedoch für sich und konzentrierte sich stattdessen lieber auf denjenigen, der noch immer mit glühendem Gesicht auf seinem Schoß hockte. "Ich glaube, Du vergisst, dass das Ganze Deine Idee war, Kätzchen." Dieser Erinnerung, die nur er selbst wirklich verstehen konnte, hätte es für Duke gar nicht bedurft. Natürlich wusste er noch ganz genau, dass der ganze Plan seine Idee gewesen war, aber dass Bakura ihn deshalb vor seinen Freunden so in Verlegenheit brachte und ihm solche mehr als zweideutigen Äußerungen entlockte, war wirklich das Gegenteil von nett. "Du bist so ein Arschloch", grollte der Schwarzhaarige daher, doch Bakura lachte wieder nur darüber. Das Ganze hier machte ihm eindeutig immer mehr Spaß. Vor allem der Blick Joeys, der ja nach dem gestrigen Tag etwas mehr über ihre angebliche ›Beziehung‹ wusste, war einfach Gold wert. "Komplimente in der Öffentlichkeit, Kätzchen?" Der ungewohnt neckende Tonfall des Weißhaarigen machte es Duke nicht unbedingt leichter, seine Gesichtsfarbe wieder in den normalen Bereich zu bekommen. Und die Tatsache, dass Bakura ihn festhielt und ihm so jegliche Möglichkeit nahm, von seinem Schoß wieder herunterzukommen, war auch nicht besonders hilfreich. "Mistkerl", zischte er, aber ehe er noch mehr sagen konnte, beschloss Bakura, dass es eindeutig an der Zeit für eine weitere Demonstration ihres neuen Beziehungsstatus' war. Duke konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Bakuras Lippen schon wieder auf seinen lagen. Erstickt aufkeuchend versuchte er im ersten Moment, den Weißhaarigen wegzudrücken, gab dann jedoch nach kurzem, nur halb gespieltem Wehren nach und ließ sich küssen. Dabei stellte er nicht zum ersten Mal fest, dass Bakuras Küsse eindeutig eine Klasse für sich waren. Der Weißhaarige wusste definitiv sehr genau, was er tun musste, damit seinem ›Opfer‹ das Denken voll und ganz verging. "Es hat geklingelt." Joeys Stimme und die Hand des Blondschopfs auf seiner Schulter holten Duke wieder aus seiner Versunkenheit. Mit einem verlegenen Räuspern löste er sich etwas von Bakura und versuchte aufzustehen, doch noch immer ließ der Weißhaarige ihn nicht los. "Bakura, wir müssen zum Unterricht", versuchte der Schwarzhaarige zu argumentieren, kam damit jedoch auch nicht wirklich weiter. "Wir müssen gar nichts, Kätzchen", stellte Bakura klar und biss dem Jüngeren kurz ins Ohrläppchen, ehe er seine Hände doch endlich zurückzog und ihm so das Aufstehen ermöglichte. "Aber wenn Du unbedingt gehen willst, dann geh ruhig. Ich bleib hier. Wir sehen uns dann später." "O-Okay." Etwas wacklig auf den Beinen – verdammt, er musste wirklich dringend daran arbeiten, sich an solche Küsse zu gewöhnen, wenn der Plan aufgehen sollte! – rappelte Duke sich von Bakuras Schoß auf und hielt sich auf dem Weg zum Klassenraum an Joeys Arm fest. Ihre anderen Freunde waren bereits vorgegangen – ob aus Diskretion oder aus anderen Gründen wusste der Schwarzhaarige nicht zu sagen –, doch das war ihm gerade nur recht. So war er immerhin mit dem Blondschopf alleine, was ja eigentlich die perfekte Gelegenheit für die Weiterführung ihres Planes gewesen wäre. Allerdings hatte Duke im Augenblick ernsthaft Mühe, sich auf irgendetwas außer aufs Laufen zu konzentrieren. "Bakura schafft mich!", seufzte der Schwarzhaarige aus tiefstem Herzen und blinzelte irritiert, als Joey ganz plötzlich stehen blieb. Um ein Haar wäre er in den Blonden hineingelaufen, konnte sich jedoch gerade noch fassen und das verhindern. "Warum treibst Du's dann mit ihm?", wollte Joey rüde wissen und Duke lehnte sich erst mal an die Wand im Flur, ehe er seinen Freund ansah. "Ist ja nicht so, als gäb's nicht genügend andere Kerle, die Du haben könntest. Aber wenn Du Dich unbedingt mit Bakura einlassen musst, bist Du's doch selbst schuld", argumentierte der Blondschopf weiter und Duke zog fragend eine Braue hoch. "Was hat Dich denn gebissen?", wollte er wissen, erntete jedoch nur einen verstockten Blick aus braunen Augen. "Gar nichts. Ich weiß nur nicht, warum Du Dich beschwerst. Du hast Dir das doch immerhin selbst zuzuschreiben. Wenn dieser Irre zu viel für Dich ist, dann mach doch Schluss mit ihm. Zwingt Dich doch keiner, mit ihm zusammenzubleiben und weiter mit ihm rumzumachen, oder? Du hast ja gestern schließlich gesagt, dass Du's Dir selbst so ausgesucht hast." Joey konnte sich selbst nicht so recht erklären, warum er mit einem Mal so giftig war. Irgendwie hatte ihm der Anblick von Duke und Bakura knutschend auf der Bank auf dem Schulhof ganz und gar nicht gefallen, aber einen wirklichen Grund dafür hätte er nicht nennen können. Er wusste nur, dass es ihn ganz gewaltig störte, seinen schwarzhaarigen Freund mit diesem Psychopathen zusammen zu sehen. Und dass dieser besagte Psychopath den Schwarzhaarigen auch noch "Kätzchen" nannte, war wirklich die Höhe – vor allem, weil Duke das auch noch widerspruchslos zuließ und sich nicht mal dagegen wehrte. "Sag mal, geht's noch?" Inzwischen selbst auch verärgert verschränkte Duke seine Arme vor der Brust und funkelte seinen blonden Freund an. "Hab ich das vielleicht auch zu Dir gesagt, als Du Dich das erste Mal bei mir wegen Kaiba ausgejammert hast? Hab ich Dir da etwa auch vorgeworfen, dass Du's ja selbst schuld bist, wenn Du Dich mit ihm einlässt? Nein, hab ich nicht. Ich hab Dir zugehört. Und zum Dank dafür darf ich mich hier so von Dir runterputzen lassen? Bei Dir hackt's ja wohl!" Der Schwarzhaarige bemerkte erst, dass seine Stimme lauter geworden war als beabsichtigt, als die Tür ihres Klassenzimmers aufgerissen wurde und ihre Mathelehrerin den Kopf in den Flur steckte, um nachzusehen, wer da direkt vor ihrem Klassenraum einen solchen Radau veranstaltete. "Sie beide wollen wohl unbedingt heute Nachmittag nachsitzen", wandte sie sich streng an die beiden Streitenden, sobald sie in ihnen zwei Schüler ihrer Klasse erkannt hatte. "Wenn Sie darauf keinen Wert legen, dann kommen Sie jetzt sofort rein, setzen sich hin und hören zu", gab sie den beiden noch eine Chance, unbeschadet davonzukommen. Sie hatte selbst nicht die geringste Lust, wegen zweier Streithammel unter ihren Schülern länger im Schulgebäude bleiben zu müssen als nötig. Immerhin hatte sie auch noch ein Privatleben, auch wenn ihre Schüler ihr und ihren Kollegen oftmals unterstellten, dass sie dergleichen gar nicht kannten. "Bitte entschuldigen Sie. Joey und ich hatten nur eine kleine, unbedeutende Meinungsverschiedenheit, aber die ist jetzt geklärt." Ohne seinen blonden Freund anzusehen, schob Duke sich an diesem vorbei in den Klassenraum und setzte sich dort gleich auf seinen Platz. Die Blicke, die seine Freunde und seine restlichen Klassenkameraden ihm zuwarfen, ignorierte er ebenso gekonnt wie Kaiba es an seiner Stelle getan hätte und setzte eine derart abweisende Miene auf, dass sich auch niemand traute, ihn auf den Vorfall im Flur anzusprechen. Joey folgte dem Schwarzhaarigen ein bisschen langsamer und ließ sich neben diesen auf seinen Stuhl fallen. Ihm war durchaus bewusst, dass er Duke eigentlich eine Entschuldigung schuldete – immerhin hatte dieser ja mit dem, was er gesagt hatte, durchaus Recht gehabt –, aber dafür war er einfach zu stur. Trotzdem nagte der Streit an ihm, auch wenn er das nicht wollte. Er hatte sich wirklich nicht mit Duke streiten wollen, aber irgendwie hatte ein Wort einfach das andere gegeben. Dabei konnte Joey sich nicht mal so recht erklären, warum er dem Schwarzhaarigen eigentlich all diese Vorwürfe gemacht hatte. Im Moment verstand er sich selbst nicht. Was war nur in ihn gefahren, dass er einen seiner Freunde so anfuhr – noch dazu nach allem, was dieser in der letzten Zeit für ihn getan hatte? Eine Antwort darauf hatte Joey auch in der Pause noch nicht gefunden. Die zwei Mathematikstunden waren wie üblich an ihm vorbeigerauscht, ohne dass er etwas mitbekommen oder gar begriffen hatte. Allerdings hatte er dieses Mal auch nicht die Möglichkeit gehabt, sich durch heimliche Gespräche mit Duke von seiner Langeweile und seinem Mathematikhass abzulenken, denn der Schwarzhaarige strafte ihn noch immer mit eisiger Nichtachtung – etwas, was der Blondschopf sonst eigentlich nur von seinem eigenen Freund gewöhnt war. Dass es jetzt einer seiner Freunde war, der ihn so behandelte, machte das Ganze irgendwie sogar noch schlimmer. Duke war nach allem, was Joey ihm vorgeworfen hatte, auch in der Pause noch immer sauer auf den Blonden. Ohne auf irgendjemanden zu warten, verließ er gleich nach dem Klingeln den Klassenraum – sogar noch vor Kaiba –, sah sich auf dem Schulhof kurz suchend um und ging dann zielstrebig auf eine etwas versteckt liegende Bank zu, auf der er einen ihm wohlbekannten weißen Schopf erblickt hatte. Ohne eine wirkliche Begrüßung ließ er sich neben Bakura auf das Holz fallen, verschränkte die Arme vor der Brust und grummelte so lange vor sich hin, bis er endlich die gewünschte Aufmerksamkeit bekam. "Wer oder was hat Dir denn so dermaßen die Stimmung verhagelt?" Bakura war weder das Auftauchen seines schwarzhaarigen Mitverschwörers noch dessen deutlich gesunkene Laune entgangen. Fragend sah er den Jüngeren an und musste auch nicht lange auf eine Antwort warten. "Joey", bekam er zu hören, aber ehe er nachfragen konnte, sah er auch schon aus dem Augenwinkel den Rest der Bande aus dem Gebäude kommen – allen voran Joey, dessen Gesichtsausdruck irgendwo zwischen Ärger und Scham schwankte. "Und was genau hat Joey ausgefressen, Kätzchen?" Unerklärlicherweise etwas besänftigt durch das Kosewort seufzte Duke abgrundtief und rutschte dann ein wenig auf der Bank herum, so dass er sich an Bakura lehnen konnte. Diese Aktion brachte ihm einen irritierten Blick aus dunkelbraunen Augen ein, den er jedoch einfach ignorierte. "Ach, der spinnt doch!", machte er sich stattdessen Luft. "Erst jammert er mir wochenlang immer wieder die Ohren voll, wie anstrengend Kaiba doch sein kann und was weiß ich noch alles und dann, wenn ich ihm mal was erzähle, kommt er mir gleich mit so blöden Sprüchen wie dass ich ja mit Dir Schluss machen könnte, wenn Du mir zu viel wärst, und dass mich ja niemand zwingt, mit Dir zusammenzubleiben. Das Gleiche hätte ich ihm auch erzählen können, aber das hab ich nicht. Im Gegenteil, ich hab ihm die ganze Zeit zugehört, ihn aufgebaut und ihm auch noch geholfen. Und was ist der Dank dafür? So ein Scheißdreck!" Erst deutlich irritiert, dann mit immer größer werdendem Amüsement hatte Bakura der Tirade des Schwarzhaarigen gelauscht. "Ich glaub, Du hast da was ganz Entscheidendes vergessen, Kätzchen", machte er den Jüngeren aufmerksam und grinste, als dieser ihn fragend ansah. "Dir ist da wohl irgendwie entfallen, dass das mit uns nur ein Fake ist, den Du angeleiert hast – und dass Du die ganze Zeit, während Du Joey ja ach so selbstlos geholfen hast, nur darüber nachgedacht hast, wie Du die Infos, die Du von ihm gekriegt hast, dazu nutzen könntest, ihn und Kaiba auseinander zu bringen. Wer von euch beiden sollte sich also wohl mehr schämen, Du oder er?" Einen Moment lang verschlugen diese Worte Duke glatt die Sprache. Dann jedoch lachte er auf und schüttelte über sich selbst den Kopf. "Ich hab mich da wohl ganz schön in was reingesteigert, was gar nicht echt ist", gab er zu und biss sich auf die Unterlippe. Jetzt, wo Bakura es erwähnt hatte, meldete sich tatsächlich sein schlechtes Gewissen Joey gegenüber zu Wort, doch er verdrängte es energisch. Darüber, wie er damit fertig werden sollte, einen seiner Freunde belogen und hintergangen zu haben, konnte er sich auch dann noch auseinandersetzen, wenn er erst einmal das erreicht hatte, weshalb er diese ganze Sache überhaupt initiiert hatte. Das hatte jetzt eindeutig Priorität. "Dann solltest Du Dich jetzt besser weiter reinsteigern, Kätzchen. Wir kriegen nämlich Besuch von Kaibas Schoßhündchen." ~*~ Na, wer von euch hätte damit gerechnet, hm? Seid ruhig ehrlich und sagt mir, was ihr davon haltet. Ich bin doch immer gespannt, was ihr so denkt. Bis zum nächsten Mal! Karma Kapitel 5: Step five -------------------- Oh, ihr werdet mich für dieses Kapitel hassen. Ich weiß es. Aber wisst ihr was? Das stört mich gar nicht. *irre vor mich hin kicher* Ich persönlich mag das Kapitel nämlich sehr, sehr gerne - einfach weil ... Doch halt, das verrate ich nicht. Müsst ihr schon selbst lesen. *mnihihi* Und genau dabei wünsche ich euch jetzt auch viel Spaß. Karma ~*~ "Dann solltest Du Dich jetzt besser weiter reinsteigern, Kätzchen. Wir kriegen nämlich Besuch von Kaibas Schoßhündchen." Bakura deutete ein minimales Nicken in die Richtung an, aus der sein Mitverschwörer kurz zuvor gekommen war. Duke zog fragend eine Braue hoch – wie in aller Welt hatte der Weißhaarige Joeys Näherkommen bemerkt, ohne sich zu dem Blonden umzudrehen? –, doch ehe er etwas sagen oder fragen konnte, begann sein Sitznachbar auch schon damit, ihn im Nacken zu kraulen. "Unfair!", beschwerte der Schwarzhaarige sich daraufhin erstickt und vergrub sein Gesicht in Bakuras Hemd, um sein wohliges Seufzen zu verbergen. Sein Nacken war eine seiner Schwachstellen, aber woher, verdammt noch mal, wusste der Weißhaarige das bitteschön? Oder hatte er einfach nur geraten? Duke bekam keine Gelegenheit, lange darüber nachzudenken. Noch ehe er das Kraulen so richtig genießen konnte – Bakura hatte wirklich verdammt geschickte Finger, das musste der Neid ihm lassen; aber für einen passionierten Dieb war das wohl normal –, störte ein leises Räuspern ihn und brachte ihn dazu, doch wieder aufzublicken. Vor der Bank stand Joey und scharrte mit einem Fuß verlegen auf dem Boden herum. Dabei zog er ein reumütiges Gesicht, aber als sein Blick zu Bakuras Fingern wanderte, die noch immer im Nacken seines schwarzhaarigen Freundes beschäftigt waren, veränderte sich dieser Gesichtsausdruck binnen Sekunden. Hatte er gerade noch zerknirscht ausgesehen, machte er jetzt einen regelrecht angefressenen Eindruck. "Eigentlich wollte ich ja kurz mit Dir sprechen, aber Du bist wohl zu beschäftigt dafür, Duke." Es gelang Joey nicht, den ärgerlichen Unterton aus seiner Stimme zu verbannen. Und wenn er ganz ehrlich war, dann wollte er das auch gar nicht. Erst ignorierte Duke ihn zwei ganze Schulstunden lang – gut, daran trug er selbst zumindest eine gewisse Mitschuld, aber trotzdem – und dann hatte er in der Pause nichts Besseres zu tun als gleich bei seinem Lover unterzukriechen und sich von dem schon wieder begrabbeln zu lassen. Das war doch wohl echt nicht wahr, oder? "Fängst Du schon wieder so an?" Gerade war Dukes Stimmung noch einigermaßen gut gewesen – woran Bakuras Kraulen eindeutig nicht ganz unschuldig war –, aber kaum dass Joey den Mund aufgemacht hatte, kehrte seine schlechte Laune von vor dem Unterricht zurück. Grummelnd wollte er sich von Bakura wegdrücken und sich aufsetzen, doch das ließ der Weißhaarige nicht zu. "Nicht ärgern, Kätzchen", redete er dem Jüngeren gut zu, zog ihn noch etwas näher an sich und warf dann einen Blick zu dem Blondschopf, der ihn unverhohlen feindselig anstarrte. "Bist wohl untervögelt, was, Wheeler? Hat Dein Herrchen nicht genug Zeit für Dich?" Joey schnappte hörbar nach Luft, als Bakura ihm diese Fragen stellte. Ehe er jedoch dazu kam, ihm eine gepfefferte Antwort zu geben, sprach der Weißhaarige auch schon weiter. "Wenn Kaiba es Dir nicht ordentlich besorgt, dann such Dir einen Ausgleich. Sport soll sehr hilfreich sein, um überschüssige Energie loszuwerden, hab ich mal irgendwo gehört." Bakura konnte sich ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen, als die braunen Augen des Blondschopfs aufgrund dieses ›nett gemeinten‹ Hinweises förmlich Funken zu sprühen begannen. So, ganz genau so gefiel der Blonde ihm besonders gut. Er war einfach unbestreitbar heiß, wenn sein Temperament mit ihm durchzugehen drohte. Allerdings war jetzt wohl kaum der richtige Zeitpunkt, um ihn das auch wissen zu lassen, also wandte der Weißhaarige dem eigentlichen Objekt seiner Begierde den Rücken zu und widmete sich stattdessen wieder seinem schwarzhaarigen Mitverschwörer, der noch immer etwas angefressen zu sein schien. "Reg Dich nicht auf, Kätzchen. Das ist es einfach nicht wert." Der ungewöhnlich sanfte Tonfall Bakuras brachte Duke dazu, seinen Blick von Joey zu nehmen und stattdessen den Weißhaarigen anzusehen. Er ahnte, dass dieser etwas im Schilde führte, aber damit, was der Ältere tat, erwischte dieser ihn trotzdem vollkommen unvorbereitet. Zwar hatte er selbst Joey am Vortag noch das Märchen aufgetischt, Bakura habe auch eine völlig andere Seite, die er niemanden sehen ließ, aber er hatte ganz sicher nicht erwartet, dass der Weißhaarige diese angebliche Seite tatsächlich mal zeigen würde. Bakura, der seinem Mitverschwörer seine Überraschung nur allzu deutlich ansah, musste sich fast schon zwingen, sich nicht zu dem noch immer vor der Bank stehenden Joey umzudrehen. Stattdessen strich er dem neben ihm sitzenden Duke mit einer fast schon zärtlich anmutenden Geste eine schwarze Strähne aus hinters Ohr, ehe er sich zu ihm beugte und ihn küsste – langsam und sanft dieses Mal, nicht so stürmisch wie er es bisher immer getan hatte. Und wie er nicht anders erwartet hatte, gab der Schwarzhaarige beinahe sofort nach, erwiderte seinen Kuss und blickte ihn aus leicht verklärten grünen Augen an, sobald er sich von seinen Lippen gelöst hatte. "Ich hatte für heute genug Schulluft. Wir sehen uns später, Kätzchen." Mit diesen Worten stand Bakura von der Bank auf und schickte sich an, den Schulhof zu verlassen. Im Vorbeigehen drückte er mit zwei Fingern unter Joeys Kinn, um dessen vor Überraschung und Unglaube offenstehenden Mund zu schließen. "Wir wollen doch nicht, dass da Fliegen reinkommen", erklärte er diese Aktion, zog seine kribbelnden Finger zurück und schwang sich im nächsten Moment auch schon mit einem geschmeidigen Satz über die Mauer, die den Schulhof umgab. "Was war denn das gerade?", holte Joeys Stimme seinen schwarzhaarigen Freund wieder in die Realität zurück und Duke schüttelte kurz den Kopf, um seine Gedanken zu klären, ehe er den Blonden ansah. Eigentlich wollte er noch weiterhin böse auf ihn sein, aber das gelang ihm einfach nicht. Nicht nach diesem Kuss, der es tatsächlich geschafft hatte, all seine schlechte Laune auf einen Schlag vollkommen verpuffen zu lassen. 'Wer hätte gedacht, dass Bakura tatsächlich auch so küssen kann?' Nein, damit hatte er ganz ehrlich nicht gerechnet. Und genau das war der Grund dafür, dass er Joey einfach nur anblinzelte und diesem dann schließlich seufzend bedeutete, dass er sich auf den nun freigewordenen Platz neben ihm setzen sollte. Sobald der Blondschopf seiner Aufforderung gefolgt war, seufzte Duke erneut und warf seinem Sitznachbarn dann ein zögerliches Lächeln zu. So ganz hatte er Bakuras Worte noch nicht verdaut, deshalb spürte er jetzt tatsächlich einen Anflug von schlechtem Gewissen dem Blonden gegenüber, doch dieses Gefühl verdrängte er schnell wieder. Er hatte immerhin eine Mission, einen Plan, an den es sich zu halten galt – und das längst nicht mehr nur um seinetwillen, sondern auch für Bakura. "Was das war? Na ja, das war Bakura", beantwortete der Schwarzhaarige mit etwas Verspätung die Frage und Joey runzelte die Stirn. Noch immer konnte er das, was er da gerade gesehen hatte, nicht so recht glauben. Dass ausgerechnet der Psychopath namens Bakura tatsächlich eine halbwegs sanfte, sogar fast schon zärtliche Seite haben sollte, war so absurd, dass er am liebsten laut gelacht hätte. Der noch immer etwas verträumte Gesichtsausdruck seines Nebenmannes hielt ihn jedoch davon ab. "Und Du bist also wirklich ... glücklich ... mit diesem Psycho?", wagte er nach kurzem Schweigen zu fragen und das Nicken, das er zur Antwort erhielt, ließ ihn die Stirn runzeln. So ganz wohl war ihm bei dem Gedanken an Duke und Bakura zusammen immer noch nicht, aber wenn sein schwarzhaariger Freund glücklich war, dann war doch eigentlich alles in Butter. Er brauchte eben nur noch ein bisschen Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen, das war alles. Und er würde, das nahm er sich fest vor, in nächster Zeit ein wachsames Auge auf Bakura haben. Duke mochte manchmal ziemlich anstrengend sein, aber er hatte es trotzdem nicht verdient, dass dieser Psychopath ihn in irgendeiner Form ausnutzte oder ihn gar verletzte. Das würde er auf jeden Fall zu verhindern wissen. Dafür waren Freunde schließlich da, nicht wahr? Und Duke war immerhin einer seiner Freunde. "Hier steckst Du, Wheeler." Die kalte, schneidende Stimme, die ihnen beiden so wohlbekannt war, riss sowohl Joey als auch Duke aus ihren jeweiligen Gedanken. Beide blickten beinahe synchron auf, aber während der Blickkontakt mit den unglaublich blauen Augen Kaibas dem Schwarzhaarigen einen Schauer über den ganzen Körper jagte, reagierte der Blondschopf nur mit einem unwilligen Geräusch auf das Auftauchen seines Freundes. "Wir müssen reden. Jetzt. Unter vier Augen", fuhr Kaiba fort, als Joey nicht sofort reagierte. Ohne seinen schwarzhaarigen Klassenkameraden auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, griff er nach dem Handgelenk des Blonden, zog diesen daran hoch und schleifte ihn, seines lautstarken Protestes zum Trotz, unbarmherzig hinter sich her in Richtung der Sporthalle, wo sich wegen der im Augenblick laufenden, dringend nötigen Renovierungsarbeiten kaum jemand aufhielt. "Bist Du jetzt vollkommen übergeschnappt?", herrschte er den Blonden an, kaum dass sie außer Sicht- und Hörweite sämtlicher Mitschüler waren. "Auffälliger ging es wohl nicht mehr, oder?", setzte er noch hinzu und schnaubte, als Joey defensiv die Arme vor der Brust verschränkte. "Du kannst mir nicht erzählen, dass es Dich nicht anpisst!", blaffte dieser zurück, doch der Brünette reagierte nur mit einem minimalen Verengen seiner blauen Augen auf diese Worte. "Im Gegensatz zu Dir verfüge ich über ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung", erwiderte er kalt, packte seinen Gegenüber an den Oberarmen und presste ihn so rücklings gegen die Wand der Turnhalle, ehe der Blondschopf auch nur wusste, wie ihm geschah. "Ich weiß ganz genau, was auf dem Spiel steht – offenbar ganz im Gegensatz zu Dir. Du scheinst vergessen zu haben, worum es hier geht." Die Stimme des Brünetten war nur ein kaum hörbares Zischen an Joeys Ohr, aber dieser dachte gar nicht daran, klein beizugeben. "Und was hätte ich Deiner Meinung nach bitteschön tun sollen? Hätte ich einfach nur danebenstehen und gar nichts machen sollen? Wäre das in Deinen Augen eine angemessenere Reaktion gewesen?", spie er dem Anderen förmlich ins Gesicht und erntete dafür einen Blick, der ihm sämtliche Qualen der Hölle versprach, wenn er sich nicht endlich ein wenig zurücknahm. Sehr zu Kaibas Leidwesen war Joey solche Blicke jedoch schon lange gewöhnt – gerade von ihm –, so dass die Geste nicht die erhoffte Wirkung hatte. Anstatt sich zu beruhigen, wurde der Blonde nur immer wütender, je länger der Größere ihn so an die steinerne Wand in seinem Rücken pinnte. "Zumindest angemessener als dieser unüberhörbare Disput auf dem Schulflur." Mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er etwas besonders Ekelhaftes berührt, ließ Kaiba endlich wieder von seinem Mitschüler ab und dieser rieb sich grummelnd die malträtierten Oberarme, um die unterbrochene Blutzirkulation wieder anzuregen. Kaiba mochte ein stubenhockender Langweiler sein, aber sein Griff war trotzdem so fest wie ein Schraubstock. Niemand, der sich die feingliedrigen Hände des Brünetten mit den langen schlanken, fast schon zerbrechlich wirkenden Fingern ansah, würde wohl vermuten, wie viel Kraft tatsächlich in diesen Fingern steckte. "Vergiss nicht, dass Du es warst, der wegen dieser ganzen Sache überhaupt erst zu mir gekommen ist, Wheeler." Kaibas Stimme klang noch immer drohend, aber Joey ließ sich auch jetzt nicht davon einschüchtern – sehr zum Missfallen des Brünetten. "Jaja, geschenkt, Kaiba. Ich weiß ganz genau, wessen Idee das alles war", maulte er zurück und knurrte unwirsch, als Kaiba einfach nur seine Schuluniform zurechtzupfte, ohne ihn weiter zu beachten. "Ich hoffe nur, Du erliegst nicht der Wahnvorstellung, dass, nur weil es Deine Idee war, ich mich im Bezug auf die Ausführung besagter Idee nach Dir richte." So weit kam es gerade noch. Der Brünette schnaubte abfällig und noch immer, ohne seinen blonden Klassenkameraden anzusehen. "In dem Moment, in dem Du zu mir gekommen bist und mich in diese Sache mit hineingezogen hast, hast Du angefangen, nach meinen Regeln zu spielen, Wheeler. Und das bedeutet im Klartext, dass Du Dich nicht noch mal zu so einer absolut dummen Aktion hinreißen lassen wirst. Falls doch, wird das Konsequenzen für Dich haben. Schwerwiegende Konsequenzen, Wheeler. Haben wir uns verstanden?" Erst jetzt blickte er den Blondschopf wieder an. Dieser erwiderte den Blick giftig, nickte nach kurzem Zögern aber dennoch mit deutlich sichtbarem Widerwillen. "Schon klar." Verdammt, wie dämlich hatte er nur sein können, sich mit seinem Problem ausgerechnet an Kaiba zu wenden? Es war doch abzusehen gewesen, dass der Brünette sich nicht damit abfinden würde, bei irgendetwas die zweite Geige zu spielen. 'Ich bin doch echt ein Trottel, der seinesgleichen sucht', bescheinigte Joey sich selbst und pustete sich eine widerspenstige blonde Strähne aus der Stirn. "Wiederhol es, Wheeler: Keine weiteren Alleingänge. Und vor allem keine so kopflosen Aktionen mehr." Der Blick aus den blauen Augen Kaibas war unnachgiebig und Joey biss die Zähne ganz fest zusammen, nickte aber dennoch ein weiteres Mal. "Alles klar, Du Arsch. Ich halt mich ab sofort etwas mehr zurück. Mein Wort drauf", grollte er und knurrte, als sich das wohlbekannte, kaum sichtbare und doch so ekelhaft triumphierende Grinsen auf die Lippen seines Gegenübers legte. "Braver Hund", lobte dieser, ohne dem gefährlichen Funkeln in den braunen Augen des Blondschopfs Beachtung zu schenken. "Dafür hast Du Dir glatt ein Leckerchen verdient." ~*~ *hrrhrrhrr* Hach ja, ich liebe Kaiba. Und ich hoffe, das, was ich mit diesem Kapitel bezweckt habe, ist mir gelungen. Lasst mich doch wissen, was ihr denkt, okay? Man liest sich! Karma Kapitel 6: Step six ------------------- Ja, ich lebe noch. ^___^° Nachdem der Job im Moment mein Leben frisst, hab ich's in meinem ersten richtigen Urlaub (der leider morgen schon wieder zu Ende geht ;___;) doch tatsächlich mal geschafft, noch was zu schreiben. Nicht das, was ich erwartet/geplant hatte, aber egal. So geht's wenigstens hier auch endlich mal weiter. ^____^ Gewidmet ist dieses Kapitel allen meinen Lesern, die noch an meine Rückkehr geglaubt haben. Tut mir ehrlich leid, dass es so elend lange gedauert hat, bis es was Neues von mir gab, aber das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Trotzdem wünsche ich viel Spaß! Karma ~*~ "Braver Hund", lobte dieser, ohne dem gefährlichen Funkeln in den braunen Augen des Blondschopfs Beachtung zu schenken. "Dafür hast Du Dir glatt ein Leckerchen verdient." "Du dämlicher, arroganter Saftsack!" Es kostete Joey eine Menge Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Wie er es doch hasste, wenn Kaiba ihn so von oben herab behandelte! "Du kannst verdammt froh sein, dass ich Deine Hilfe bei der ganzen Sache brauche. Sonst wär spätestens jetzt Schluss, das kannst Du mir glauben!", fauchte er den Brünetten dennoch an, aber dieser ignorierte den Ausbruch so gekonnt wie eh und je. "Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, wenn das alles endlich durch ist und ich mich nicht mehr mit Dir abgeben muss." Joey verbiss sich mit aller Willensanstrengung, die er aufbringen konnte, ein weiteres Knurren. Noch einen ›Köter‹-Kommentar brauchte er heute wirklich nicht. Sein Tag war auch ohne diese ›Nettigkeiten‹ schon mies genug gelaufen. Er hatte schließlich keinesfalls vorgehabt, sich mit Duke zu streiten, aber irgendwie hatte ein Wort einfach das andere gegeben und schlussendlich war sein hitziges Temperament wie so oft mit ihm durchgegangen – nur, dass die Konsequenzen dieses Mal deutlich verheerender waren als sonst. Schadensbegrenzung hieß jetzt die Devise. Aber wie in aller Welt sollte er das anstellen? "Zu Deiner Beruhigung, Wheeler: Das beruht auf Gegenseitigkeit", riss Kaibas Stimme den Blondschopf aus seinen Gedanken und nun knurrte er doch, aber der beinahe schon erwartete ›Kosename‹ blieb aus. Stattdessen bedachte der Brünette ihn nur mit einem Blick, der deutlicher als alle Worte der Welt sagte, was er von seinem ›Freund‹ hielt. "Allerdings sind wir im Augenblick noch aufeinander angewiesen", was beileibe nichts war, was ihm gefiel, aber es war leider nicht zu ändern, "daher sollten wir uns wohl arrangieren. Jedenfalls wenigstens so lange, wie wir brauchen, um diese Farce sauber zu beenden." Wobei Kaiba nicht umhin kam, zumindest vor sich selbst einzuräumen, dass ihm früher in diesem Fall eindeutig lieber war als später. Wheeler war und blieb einfach eine unsägliche Plage, die er lieber gestern als heute aus seinem unmittelbaren Umfeld entfernt hätte. Dummerweise war das jedoch nicht möglich – jedenfalls nicht ohne zu riskieren, dass er das, was er um jeden Preis haben wollte, nicht bekommen würde. So unangenehm es auch war, das zuzugeben, aber er war auf Wheelers Mithilfe angewesen. Alleine konnte er diese Sache einfach nicht bewerkstelligen. Nicht, dass er es nicht versucht hätte, aber er war – so sehr es seinem Ego auch missfiel, diese Schande einzugestehen – kläglich gescheitert. Und ohne Wheeler würde sich daran auch nichts ändern. Aber gefallen musste ihm das ja nicht, oder? Das Läuten der Schulglocke, die das Ende der Pause anzeigte, unterband jeden weiteren Streit. Ohne seinen ›Freund‹ auch nur noch ein weiteres Mal anzusehen, wandte Kaiba sich ab und verschwand mit langen Schritten und einem Gesichtsausdruck, der Babies zum Weinen gebracht hätte, wieder im Schulgebäude. Joey, noch immer unhörbar vor sich hin grummelnd, folgte ihm etwas langsamer und durchbohrte den Rücken des Größeren so lange mit Todesblicken, bis die zufallende Hoftür den Brünetten seinen Blicken entzog. Duke, den nur eins der obligatorischen "Ihr sollt euch doch nicht immer streiten!"-Gespräche mit Tea davon abgehalten hatte, Joey und Kaiba zu folgen und ihr Gespräch zu belauschen, schloss zu dem Blonden auf, sobald dieser wieder in seinem Blickfeld auftauchte. "Was war das denn gerade?", erkundigte er sich mitfühlend und der Angesprochene warf noch einen besonders giftigen Blick zu dem Raum im ersten Stock, in dem er seinen ›Freund‹ wusste, ehe er den Schwarzhaarigen ansah. "Ach, Seine Frostigkeit hat sich vorhin in Mathe vertippt, als wir uns auf dem Flur gezofft haben, und deshalb war er sauer. Als ob das ganz allein meine Schuld gewesen wäre. Saftsack!" Diese Erklärung war so gut wie jede andere, fand Joey – besonders, da er Duke den wahren Grund für seine Auseinandersetzung mit Kaiba ja wohl kaum verraten konnte. Immerhin würde der Brünette ihm dann auf jeden Fall den Hals umdrehen, ganz zu schweigen davon, dass sein eigener Plan – der zugegebenermaßen auf sehr wackligen Beinen gestanden hatte, bis er sich hilfesuchend an Kaiba gewandt hatte – dann unter Garantie in die Hose gehen würde. Und das konnte und wollte Joey nicht riskieren. 'Nur über meine Leiche!' Dass ausgerechnet sein persönlicher Erzfeind der Einzige gewesen war, an den er sich mit seinem Problem hatte wenden können, nagte immer noch an ihm. Es gab kaum etwas auf der Welt, das ihm mehr zuwider war als ausgerechnet mit Kaiba gemeinsame Sache machen zu müssen. Aber, tröstete Joey sich selbst, manchmal heiligte der Zweck eben die Mittel. Und hin und wieder machte ein gemeinsames Ziel eben auch aus den größten Feinden zumindest temporäre Verbündete. Die Tatsache jedoch, dass alles für die Katz gewesen zu sein schien, machte es für Joey nicht gerade leicht, sich zusammenzureißen. Verdammt, wenn er doch nur nie auf Kaiba und seine Mahnungen, das Ganze langsam angehen zu lassen, gehört hätte! So, wie es im Augenblick aussah, hatte Mr. Alleswisser sich da ja wohl ganz gründlich verkalkuliert – etwas, das Joey ihm zu gerne triumphierend unter die Nase gerieben hätte, wenn nicht auch er von Kaibas Fehler betroffen gewesen wäre. Anstatt den Brünetten einfach nur für sein Versagen auszulachen, hätte Joey ihm jetzt liebend gerne einen kräftigen Tritt verpasst, um dem Angeber das arrogante Gehabe ein für allemal auszutreiben. Ein letzter Rest Vorsicht – und auch ein wenig Bammel vor Kaibas Anwälten – hielt ihn jedoch davon ab, eine Dummheit zu begehen. Er hatte sich den Schlamassel, in dem er sich augenblicklich befand, selbst eingebrockt, also war es auch ganz allein an ihm, alles wieder geradezubiegen. Und hey, war er nicht der größte Glückspilz von ganz Domino City? Wer, wenn nicht er, konnte das Steuer wieder herumreißen? Duke, der sich auf dem gesamten Weg zum Klassenraum neben seinem blonden Freund gehalten hatte, beobachte gleichermaßen neugierig wie besorgt dessen Mienenspiel. Von verärgert über schadenfroh zu nachdenklich wieder zurück zu verärgert und schlussendlich zu entschlossen war alles dabei und die Tatsache, dass er Joeys Stimmungsschwankungen nicht so recht einzuordnen wusste, beunruhigte ihn zugegebenermaßen schon etwas. Kaiba war, auch wenn er sich noch so unnahbar gab, zumindest in gewissem Maße berechenbar, aber Joey war das genaue Gegenteil. Das Einzige, was an Joseph Jay Wheeler berechenbar war, war seine Unberechenbarkeit. Und genau diese Unberechenbarkeit konnte den ganzen schönen Plan zunichte machen. "Joey? Alles okay mit Dir?", erkundigte Duke sich daher vorsichtig bei seinem blonden Freund, bekam jedoch nur ein abwesendes Nicken und ein gemurmeltes "Jaja, alles paletti" zur Antwort, das ihn jedoch keinesfalls beruhigte. Und Joeys nächste Aktion bestätigte ihn nur aufs Neue darin, dass es Bakura mit dem Blondschopf ganz sicher nie langweilig werden würde. Anstatt sich nämlich im Klassenraum angekommen zu seinem eigenen Platz zu begeben, schob Joey sich kommentarlos zu Kaibas Pult durch und tat dann etwas, was sich außer Mokuba niemand wagte: Er klappte ohne ein Wort zu sagen den Laptop des Brünetten zu. Ob dieser lebensmüden Tat ging ein kollektives verängstigtes Japsen durch die Klasse, gefolgt von einer Stille, die so tief war, dass man problemlos die Schüler in den benachbarten Klassenräumen miteinander tuscheln hören konnte. Langsam, sehr langsam hob Kaiba den Blick von seinem zugeklappten Laptop zu dem Blondschopf, der neben seinem Pult stand. "Ich hoffe, Du hast einen sehr triftigen Grund dafür, mich beim Überprüfen der Berichte meiner Buchhaltung zu stör-", begann er, aber die Lippen des Blonden auf seinen unterbrachen ihn mitten im Satz. Zu sagen, diese Aktion hätte ihn überrumpelt, wäre eine gnadenlose Untertreibung, aber ein Seto Kaiba ließ sich seine Überraschung natürlich um keinen Preis anmerken. Für einen Geschäftsmann waren solche Schwächen etwas, was er sich einfach nicht leisten konnte. Aus diesem Grund gönnte er seinem ›Angreifer‹ auch nicht lange den Triumph, ihn mit dieser unerwarteten Aktion aus der Fassung gebracht zu haben, sondern legte eine Hand in den Nacken des Blonden und zog ihn dieserart energisch näher zu sich, um ihm die Illusion der Kontrolle, der er sich offenbar hingegeben hatte, gleich wieder zu nehmen. Seine Gedanken kreisten während des Kusses jedoch ganz und gar nicht um den besagten Blondschopf, der am anderen Ende seiner Lippen hing, sondern um das eigentliche Objekt seiner Begierde – etwas, das er mit seinem unfreiwilligen Mitverschwörer gemeinsam hatte, wie ihm ein Blick in die braunen Augen des Anderen versicherte, sobald er den Kuss beendet hatte. Joey bedachte seinen ›Freund‹ ungefähr drei Sekunden lang mit einem für ihn ungewohnt ernsten Blick, ehe sich ein breites Grinsen Bahn brach und sich auf seinen Lippen festsetze. "Damit wär dann ja wohl alles geklärt", murmelte er zufrieden und zum Entsetzen seiner gesamten Klassenkameraden geschah etwas, das sonst so gut wie nie dort passierte, wo es Zeugen dafür geben konnte: Seto Kaiba lächelte. Das Lächeln war zwar binnen eines Sekundenbruchteils schon wieder verschwunden, so dass der Großteil der anwesenden Schüler sich aus Sorge um ihr Seelenheil einredeten, dass sie dieses Lächeln nicht gesehen hatten, aber zwei Personen wussten ganz genau, dass es keine Einbildung gewesen war. Eine dieser Personen – ein gewisser, wohlbekannter schwarzhaariger Spieleerfinder – war allerdings viel zu schockiert von dem eben Gesehenen, als dass er irgendwie darauf hätte reagieren können. "Noch nicht." Obwohl er gerade praktisch überfallen und vor den Augen seiner gesamten Klasse einfach so geküsst worden war, klang Kaibas Stimme vollkommen ruhig und neutral. Nur ein sehr, sehr aufmerksamer Zuhörer hätte den winzigen Funken Amüsement in seiner Stimme herausgehört. "Aber den Rest klären wir später – unter vier Augen", fuhr er fort, klappte seinen Laptop auf und widmete sich wieder seiner Arbeit, so als hätte es die Unterbrechung gar nicht gegeben. Noch immer grinsend machte Joey sich auf dem Rückweg zu seinem eigenen Platz. Dafür musste er an der inzwischen ebenfalls eingetroffenen Englischreferendarin vorbei und ein Blick in das völlig verstörte Gesicht der jungen Frau hätte ihn um ein Haar zum Kichern gebracht. Ganz offenbar waren da gerade jemandes Illusionen über die sexuelle Orientierung ihres Traummannes zerstört worden. Wäre Kaiba nicht der gewesen, der er nun einmal war, hätte Joey sicher Mitleid mit der armen Referendarin gehabt, aber in seinen Augen war es gnädiger, ihr und allen anderen Kaiba-Fangirls gleich zu zeigen, dass ihr Traumprinz für sie unerreichbar war. Einen kleinen Funken Mitgefühl hatte Joey auch für denjenigen, auf den der Brünette es eigentlich abgesehen hatte. Aber, sagte er sich, das war unwichtig. Mr. Tiefkühlfachs Angebeteter – obwohl der Begriff doch sehr irreführend war; schließlich war dem Brünetten nichts und niemand außer seinem kleinen Bruder wirklich heilig – war schließlich kein Kind mehr. Er konnte, wie Joey sehr wohl wusste, sehr gut auf sich selbst aufpassen. Außerdem war Kaibas möglicher künftiger Beziehungsstatus auch nicht sein Problem. Er hatte andere Sorgen, von denen er sich aber nichts anmerken ließ. "Mutig, mutig, Joey." Duke empfing seinen blonden Freund mit einem Grinsen und einem leichten Klaps auf die Schulter, obwohl sein erster Impuls ein gänzlich anderer gewesen war. Mitansehen zu müssen, wie Joey Kaiba geküsst hatte, war nicht unbedingt seine Vorstellung von einem tollen Anblick, aber die Zeit, die der Blondschopf für den Rückweg durch den noch immer totenstillen Klassenraum benötigt hatte, hatte ausgereicht, um seine Fassung wiederzugewinnen. Auf gar keinen Fall wollte der Schwarzhaarige sich eine Blöße geben und sich anmerken lassen, wie wenig ihm das Bild von Kaiba und Joey in inniger Zweisamkeit gefallen hatte. Das würde den Plan gefährden und das konnte und wollte er nicht riskieren. "So kann man ihm am besten den Mund stopfen." Joey war bester Laune, als er sich auf seinen Platz fallen ließ und seine Englischsachen herauskramte. So langsam kam wieder Leben in die Klasse, obwohl die arme Referendarin noch immer reichlich neben sich stand und es sich auch während der folgenden Doppelstunde nicht verkneifen konnte, immer wieder zu einem gewissen brünetten Schüler in der ersten Reihe zu schauen und direkt danach abgrundtief zu seufzen. Kaum dass es zum Ende des Unterrichts geklingelt hatte, war ebendieser Brünette wie üblich der Erste, der sich erhob und seine Sachen zusammenpackte. Anstatt aber wie sonst gleich das Schulgebäude zu verlassen, durchquerte er den Raum und blieb vor dem Pult stehen, an dem Joey und Duke noch immer in ein Gespräch vertieft waren. Er machte sich nicht die Mühe, sich zu räuspern oder sonst wie auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Das war eines Seto Kaiba einfach nicht würdig. "Vergiss nicht, dass wir beide heute noch einen Termin miteinander haben, Devlin." Die tiefe, kühle Stimme des Objekts seiner Begierde jagte Duke einen Schauer über den Körper, aber nach außen hin ließ er sich davon nichts anmerken. "Ich werde pünktlich da sein", versprach er stattdessen nur, schob auch noch sein Buch in seine Tasche und stand dann auf, um gemeinsam mit Joey den Klassenraum zu verlassen. Ehe er den Blondschopf jedoch zu sich winken konnte, schloss sich eine schlanke, blasse Hand um dessen Handgelenk und hinderte ihn so daran, sich einfach so aus dem Staub zu machen. "Wo willst Du denn hin?", erkundigte Kaiba sich bei seinem ›Freund‹ und bedachte diesen mit der Andeutung eines Lächelns, die Dukes Knie weich werden ließ. "Ich meine, mich daran erinnern zu können, dass wir noch etwas zu besprechen haben. Entschuldige uns, Devlin." ~*~ Eigentlich ist das Kapitel vorne und hinten und in der Mitte ganz und gar nicht so, wie ich es haben wollte, aber ich mag's irgendwie trotzdem. ^_____^ Nur habe ich keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen wird. Da lasse ich mich genauso überraschen wie ihr. Bis zum nächsten Mal! Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)