The side I want to hide von LadyShihoin ================================================================================ Kapitel 5: Die Ungewissheit --------------------------- „Hey Tobias“, rief Toshiro und kam neben dem Kuchiki zum stehen. „Wo sind die Anderen? Sonst kommen wenigstens immer Alice und Tyson pünktlich, aber jetzt alle Drei?“, fragte der Weißhaarige und Tobias zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht hat Carina die Wette verloren und will aus Angst vor Alice nicht kommen. Und deswegen suchen Alice und Tyson sie jetzt.“ Plötzlich ertönte hinter den Jungs die Stimme von Alice. „Hey“, rief sie und lief auf sie zu. Sie war merkwürdig blass im Gesicht und ihre Haare waren auch nicht wie immer ordentlich zusammengebunden, sondern standen wirr vom Kopf ab. „Sagt mir bitte, dass ihr Carina und meinen Bruder heute schon gesehen habt“, keuchte sie und sah die Beiden bittend an. Sofort beschlich Tobias ein ungutes Gefühl. „Wieso fragst du?“, erkundete sich Toshiro verwirrt, während Alice sich die Haare raufte. „Tyson musste doch als Zeuge mit Carina gehen. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war er noch nicht wieder da. Also bin ich zu Kukaku gegangen und die hat gesagt, dass sie Carina heute auch noch nicht gesehen hätte. Sie hat vermutet, dass sie schon zu euch gegangen wäre, aber das ist anscheinend noch nicht der Fall gewesen.“ Jetzt wich auch langsam die Farbe aus den Gesichtern der Jungen. Was, wenn den Beiden etwas passiert war? Tobias wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Er überlegte hin und her, schließlich seufzte er und kam zu einem schweren Entschluss. „Es nützt alles nichts“, sagte er und seine Freunde schauten verwundert auf. „Ich werde nach Seireitei gehen und einen Shinigami holen, der die Beiden suchen soll.“ „Kannst du das denn?“, fragten Alice und Toshiro gleichzeitig und der Angesprochene nickte. „Als Kuchiki werden sie meine Bitte nicht einfach ignorieren können. Ich kann nur hoffen, dass meine Eltern davon nichts mitbekommen. Wartet hier. Ich komm so schnell ich kann wieder zurück.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und sprintete zurück nach Hause. Hoffentlich kam er nicht zu spät. Sie bewegte sich nicht. Keinen Millimeter. Der tote Körper, der vor ihr lag, war das Einzige, was sie wahrnahm. Ihr war kalt und ihr Fuß schmerzte immer noch schrecklich, doch es war ihr egal. Tyson war tot. Er lag tot vor ihr und er würde nie wieder zurückkommen. Wie sollte sie das nur Alice erklären? Hätte sie nicht so großspurig geredet, dann wäre Alice niemals die Idee zu dieser blöden Mutprobe gekommen. Dann wären sie nie in den Wald gegangen und wären keinem Hollow begegnet. Wenn sie nicht so dumm gewesen wäre, dann könnte Tyson noch leben. Und jetzt war es zu spät. Nie würde sich sein Traum, ein Shinigami zu werden, erfüllen. Niemals würden sie zu fünft die Shinigami-Akademie besuchen und zusammen für ihren Abschluss trainieren. Alles war in dem Moment gestorben, als Tysons Herz aufgehört hatte zu schlagen. Und es war allein ihre Schuld. In der Nähe wurden Stimmen laut, doch Carina war wie in Trance. Selbst, als sich zwei Hände auf ihre Schultern legten und sie sanft von Tyson wegzogen, bewegte sie sich nicht. Wozu auch? Was würde das schon ändern? Der Shinigami lehnte sie an einen der umliegenden Bäume, während ein paar andere Männer Tysons Körper untersuchten. Der Shinigami vor ihr sprach sie an, doch sie antwortete nicht. Was sollte sie schon antworten? Dann untersuchte er ihren Knöchel. Tobias konnte sich nicht daran erinnern, jemals in seinem Leben so gerannt zu sein. Sein Herz pochte heftig und unregelmäßig gegen seine Brust, als er durch den Wald lief. Viele Fragen schossen ihm durch den Kopf. Ging es seinen Freunden gut? Warum waren sie immer noch im Wald? Was war gestern Nacht passiert? Endlich rückten Shinigami in sein Blickfeld. Dann sah er Carina. Sie wurde von einem Shinigami aus der 4. Division verarztet und er atmete erleichtert aus. Es schien ihr gut zu gehen. „Carina, da bist du ja“, sagte er, doch die Blondine antwortete nicht. Stutzig sah der Kuchiki sie an. Ihr Blick ging ins Leere, sie reagierte nicht auf ihn. Dann erblickte er ihre Hände und ihm war, als würde jegliches Gefühl aus ihm weichen. Carinas Hände waren voller Blut. Die Flüssigkeit hatte sich in die Ärmel ihres Oberteils gefressen und färbte alles rot. Für einen Moment wurde ihm schlecht, dann stutzte er erneut. Carina hatte an den Händen keinerlei Verletzungen. Wo kam der Lebenssaft nur her? Mit einem unguten Gefühl im Bauch drehte er sich zu den anderen Shinigamis um, die anscheinend irgendetwas am inspizieren waren. Langsam kam er näher, nur um entgeistert auf den entstellten Körper seines Freundes zu blicken. „Nein. Nein“, stammelte er und trat ein paar Schritte zurück. Seine Augen mussten ihm einen Streich spielen. Ja genau, wahrscheinlich musste er nur mal wieder zum Augenarzt. Tyson konnte da nicht liegen. Er konnte nicht tot sein. Gestern hatte er doch noch mit Tobias geredet. Sie hatten gespielt, trainiert und gelacht. Tobias stürzte nach vorne und umfasste Tysons Gesicht mit beiden Händen. „Tyson“, sagte er und schluckte hart, denn sein Hals war wie ausgetrocknet. „Komm schon, steh auf. Das ist nicht witzig. Na komm schon!“ Zum Ende seines Satzes wurde seine Stimme immer piepsiger, doch auch er wehrte sich nicht, als er von der Leiche weggezogen wurde. „Kuchiki-san“, wurde er angesprochen. „War das ein Freund von Ihnen?“ Zaghaft nickte er. Momentan war dem Schwarzhaarigen alles egal. Selbst wenn seine Eltern hiervon Wind bekommen sollten, was war das gegen die Tatsache, dass hier einer seiner besten Freunde vor ihm lag und niemals wieder aufstehen würde? ^^ Wenige Stunden später ^^ Da saßen sie nun. Der Kuchiki und die Shihoin saßen an dem westlichen Tor, das nach Seireitei führte. Tobias hatte die Shinigamis über Tyson und Carina informiert und nun hatten sie sich zu den Familien aufgemacht. Carina hatte bisher noch kein Wort gesagt und das machte dem 10-Jährigen Angst. Würde Carina nie wieder ein Wort sagen? Würde sie vielleicht nie wieder die Alte werden? Der Vorfall würde sie natürlich alle verändern, aber hatte es Carinas Innerstes so zerstört, dass von ihrem eigentlichen Ich nichts mehr übrig war? Zögerlich legte er seine Hand auf ihre. Sie war eiskalt. Carina zeigte keine Reaktion, nicht mal eine kleine Regung. „Kukaku wird bestimmt gleich kommen. Es wird alles gut Carina“, wisperte er, versuchte sie aufzuheitern, obwohl ihm selbst nicht besondern danach war. Auf einmal hatte er das Bedürfnis, sich selbst zu schlagen. Wie konnte er nur so etwas sagen? Wie konnte er nur so tun, als sei er sicher, dass alles wieder gut werden würde? Er war ja so ein verdammter Besserwisser. Plötzlich horchte er auf. Das Klackern von zwei Getas war zu hören und in einiger Entfernung konnte man Kukaku sehen, die in der Begleitung der Shinigamis näher kam. Tobias schluckte, als er den Blick der Frau auffing. Da lag keine Erleichterung drin, nicht einmal Sorge oder Freude. Nein, das war eiskalte Wut. Ihre Stimmung war anscheinend auch den Shinigamis aufgefallen, denn sie begleiteten sie in einem gebührenden Abstand. Carina sah auch nicht auf, als ihre angebliche Mutter vor ihr zum Stehen kam. Ein einzelnes Geräusch durchdrang die Stille. Beinahe sofort rötete sich Carinas rechte Wange und Tobias fassungsloser Blick wechselte zwischen Kukaku und der Verwundeten hin und her. Dann sprang er auf. Nun verwandelte sich sein Gefühl von Trauer in Wut. „Wie können Sie nur? Ihre Tochter ist wahrscheinlich die ganze letzte Nacht durch die Hölle gegangen und anstatt ihr zu helfen, schlagen Sie sie? Sagen Sie mal, geht’s noch?“ Er wollte dieser Frau noch weitere Beleidigungen an den Kopf werfen, doch dann wurde er unterbrochen. „Ist…ist schon okay, Tobias“, murmelte Carina. Nun wünschte sich der Kuchiki doch, dass sie geschwiegen hätte, denn ihre Stimme war anders als sonst. Sie klang so leer, ohne Gefühle, nicht einmal ein Hauch Verzweiflung war zu hören. Langsam stand sie auf und obwohl ihr Fuß höllisch wehtun musste, ging sie an ihm vorbei und Kukaku begleitete sie. Tobias senkte nun ebenfalls seinen Blick. Leise und ungehört tropften seine Tränen zu Boden, während er verzweifelt versuchte, seine Schluchzer zu dämpfen, die nun seinen Körper erbeben ließen. „Nein. Gar nichts ist okay, Carina.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)