Hand in Hand von ultraschokomuffin (SasuSaku) ================================================================================ Kapitel 7: Uncertain -------------------- Hallu, meine Süßis :D Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung! Ihr seit ein echter Ansporn! Besonderen Dank an Sternachen16, Tessa-lein, DarkBloodyKiss und happines für eure Kommentare :) Drei neue Abonnenten, ijee, ihr seit so geil :* So und jetzt viel Spaß! ~Lisa ;) ~Uncertain~ Vor einem schäbigen, einstöckigen Häuschen blieben wir stehen. Ein an der Außenwand angebrachtes Schild, auf welchem mit neongrünen, geschwungenen Buchstaben »Firenze« geschrieben war, leuchtete mir entgegen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass so zirka jedes zweite italienische Restaurant nach einer italienischen Stadt benannt war, wobei »Milano« der vermutlich meistgewählte Name war, aber egal. Mit einem leicht kritischen Blick musterte ich das hellblau gestrichene, schon ergrauende Gebäude erneut. Das war also die kleine Pizzeria in der sich Ino immer mit ihren Freunden traf. Heute würde ich Teil dieser Runde sein, aber ob mich das nun freuen oder verängstigen sollte, wusste ich nicht. Entschlossen packte die Blondine meine Hand und zog mich zu der wuchtigen Eingangstür. »Ein paar wirst du noch nicht kennen, aber sie sind eigentlich alle ganz nett, naja fast!«, teilte sie mir überschwänglich mit. Wirklich überzeugend klang das zwar nicht, aber es war nun sowieso schon zu spät um sich zu sträuben. Auch von Innen wirkte das Lokal eher heruntergekommen, aber anscheinend sollte es hier die beste Pizza überhaupt geben. Zu meinem Erstaunen war der Laden sogar ziemlich gut gefüllt und bis auf ein, zwei Tische voll besetzt. Mein Blick schweifte über die anwesenden Freunde Inos, die den größten und abgeschiedensten der Tische für sich beanspruchten. Da war wieder dieser gelangweilt aussehende, ein Mädchen mit braunen Haaren, die zu zwei Dutts gedreht waren, ein irgendwie einschüchternder Kerl mit wahnsinnig hellen Augen und Dreads, die ihm bis über die Hälfte des Rückens fielen, und dieser Ganzkörperkondom-Lee aus meiner Klasse. Sie alle saßen auf einer teilweise kaputten, aber gemütlich wirkenden Bank. Gegenüber von ihnen erkannte ich diesen Typen mit den hellblauen Haaren wieder, musste jedoch feststellen, dass ich den stämmigen Orangehaarigen, sowie auch die irgendwie zickig wirkende Rothaarige mit schwarzer Brille neben ihm noch nie zuvor gesehen hatte. »Ino, warum hast du die da mitgebracht? Die hat hier nichts verloren!«, wurden wir sogleich von eben jener Rothaarigen wahnsinnig »freundlich« begrüßt. »Karin, halt doch einfach den Rand, du bist die einzige, die was gegen sie hat« Die Stimme meiner Freundin war schnippisch und leicht überheblich, der abfällige Blick, den sie dieser Karin zusandte, bezeugte, dass sie sie auch ansonsten nicht wirklich ausstehen konnte. »Ach ja? Da wär ich mir nicht so sicher. Also, was fällt dir eigentlich ein, dich einfach so einzumischen, obwohl dich das alles gar nichts angeht, du kleine Hure?«, wandte sie sich an mich. Wissend und mit hochgezogener Augenbraue sah ich Ino an. Es war mir von vornherein klar gewesen, dass ich mit einer solchen Reaktion rechnen musste, trotzdem war es nicht schön, dass es wirklich so gekommen war. Entschlossen wandte ich mich um, zog den Reißverschluss meiner Jacke wieder hoch und machte mich auf die Kälte, die mich gleich wieder umfangen würde, gefasst. Ursprünglich hatte ich ja vor kommentarlos von dannen zu ziehen, aber ich konnte einfach nicht widerstehen der rothaarigen Zicke Paroli zu bieten. »Glaub mir, so gut wie keine dieser ›Huren‹ macht das freiwillig. Sie geben ihren Körper, um ihre Familie oder sich selbst versorgen zu können, um ihnen ein Leben ermöglichen zu können. Für viele ist es der einzige Weg überhaupt an Geld zu kommen. Weißt du, es ist nicht schön, wenn man zu etwas gezwungen wird, was man gar nicht will. Wildfremde Menschen nehmen deinen Körper, als wäre er ihr Eigentum. Das schmerzt, zerstört dich. Es tut weh, seelisch und auch körperlich. Innerlich wirst du immer mehr abgestumpft, bis du nur noch eine leere Hülle bist, ein totes Abbild deiner früheren Selbst. Du siehst, solche Bezeichnungen als Beleidigung zu verwenden ist also völlig unangebracht und kannst du dir in Zukunft sparen« Keine Gefühlsregung erschütterte meine Stimme, sie war gefasst und ruhig. Während meiner gesamten Ansprache hatte ich der Brillenträgerin unentwegt und ohne auch nur zu blinzeln in die Augen gesehen, die von Sekunde zu Sekunde an Größe und Überraschung gewonnen hatten. »Oh mein Gott, Sakura, du bis-«, fing die Blondine neben mir plötzlich an, bevor irgendjemand der anderen auch nur die Chance gehabt hätte zu sprechen. Es war mir klar, was kommen würde, deshalb schnitt ich ihr das Wort mitten im Satz ab. »Nein, ich bin keine Prostituierte, Ino« »Das meinte ich doch gar nicht. Dieser Sai, er hat dich -« Von wo kannte sie diesen Namen? Wieso wusste sie davon? Konnte es sein, dass ich ihn unbewusst erwähnt hatte? Bei meinen Zusammenbruch vielleicht? »Ino…lass es«, knurrte ich. Ich wusste, wenn sie es wirklich aussprechen würde, würde ich es nicht leugnen können. Ich hoffte, hoffte so sehr, dass sie ihre Vermutung bald wieder vergessen, nicht weiter nachhaken würde. Denn sie würde dahinter kommen, Schritt für Schritt würde sie Klarheit schaffen. »Ist ja gut, aber ich werd mich dran erinnern, ich weiß, dass ich recht hab… Setz dich doch zu Lee, der ist am weitesten von Pumuckl entfernt und bis auf seine Hyperaktivität auch ganz in Ordnung«, erwiderte Ino und scheuchte mich noch während dem Reden auf den mir zugewiesenen Platz. Leicht verzog ich das Gesicht, nach der lächerlichen Frage gestern hatte ich eigentlich ja nicht das Bedürfnis den Kerl mit Glubschaugen kennenzulernen. Trotzdem ließ ich mir ansonsten nichts anmerken und setzte mich schweigend auf den Stuhl. Sollte Naruto nicht auch kommen? Schließlich hatte er die SMS an Ino verschickt, aber es gab nicht das geringste Anzeichen, dass er heute noch hier aufkreuzen würde. »Das von gestern tut mir leid, aber naja, ich hab das nicht grundlos gesagt…«, wurde ich sogleich von Lee angesprochen. Ich verstand nicht, und das sah man auch an meinem Blick nur zu deutlich. »Ich schätze mal du erzählst es sowieso keinem und ich kann’s dir sagen« Fragend sah ich den Typen an, was wollte der von mir? Seine unschuldigen, dunklen Augen waren wirklich schön, aber der Rest machte das schöne Bild ganz einfach kaputt. Diese Augenbrauen… »Also…ähm… ich bin …schwul und wollte dadurch den Schein wahren, hetero zu sein. Nur unter meinen Freunden bin ich geoutet«, sagte er zögerlich, während er nervös an dem Saum seines T-Shirts rumfummelte. Das hatte ich eindeutig nicht erwartet, und um ehrlich zu sein verwirrte mich Lees Geständnis doch ein bisschen. Hatte er doch gesagt, dass nur seine Freunde davon wussten. Wir hingegen kannten uns kaum und deshalb überraschte es mich umso mehr, dass er mir bereits so sehr vertraute. Ich konnte verstehen, dass er seine Homosexualität geheim hielt. Die gesamte Situation musste schwierig sein. Sein Verhalten ließ darauf schließen, dass er sich selbst einmal so akzeptieren musste, und es nicht schon immer klar gewesen war, dass er eine Vorliebe für das eigene Geschlecht hatte. Dann auch noch mit der Ablehnung seiner Familie und Freunde rechnen zu müssen. Es war sicher nicht leicht, diese Angst ständig mit sich herumtragen zu müssen. »Keine Sorge, es stört mich nicht im Geringsten. Ich finde es sogar ziemlich mutig, dass du bei deinen Freunden dazu stehst«, sagte ich mit leiser, jedoch fester Stimme, denn es war die reine Wahrheit, die da aus mir sprach. »So, da das nun geklärt ist, Sakura, was haltest du davon, wenn wir dem lieben Lee mal die Augenbrauen zupfen und 'ner Styling-Beratung unterziehen? Schließlich soll er doch auch mal 'nen Kerl abbekommen«, unterbrach uns Ino grinsend, die wohl das gesamte geflüsterte Gespräch mit angehört hatte. Ihre Aussage war irgendwie gemein, aber sie hatte schon recht, und ich musste gestehen, dass ich bereits mit dem selben Gedanken gespielt hatte. Ich nickte, um mein Einverständnis zu zeigen und somit war die Sache über Lees Kopf hinweg beschlossen worden. »Hey Leute, sorry, dass ich zu spät bin, aber seht mal wen ich mitgebracht hab!« Narutos Geschrei unterbrach das Gespräch, das sich langsam zwischen Ino und Lee entwickelt hatte und dem ich stillschweigen gefolgt war. Auch die restlichen Unterhaltungen verstummten und selbst der Typ mit dieser beeindruckenden Präsenz, Neji, wie ich von Ino erfahren hatte, löste sich widerwillig von den Lippen seiner braunhaarigen Freundin. Ich hörte Ino neben mir nach Luft schnappen, als sie die eben eingetroffene Gruppe erblickte. Das Bild, das uns geboten wurde war seltsamerweise amüsant. Naruto stand zwischen zwei Kerlen, die beide ziemlich unmotiviert und genervt wirkten. Seine Arme waren um ihre Schultern gelegt und quetschten sie an ihn. Obwohl der Kopf des Rechten gesenkt war, konnte ich ihn problemlos als Sasuke identifizieren. Alleine dieser blaue Schimmer seiner Haare und die Blässe seiner verschränkten Arme gaben mir Aufschluss genug. Den Rothaarigen an der rechten Seite hingegen hatte ich noch nie zuvor gesehen, aber der Reaktion Inos nach war er wohl dieser Gaara, den sie so toll fand. Dass die Beschreibung von vorhin perfekt auf ihn zutraf, bestätigte mir diese Annahme nur. Trotz dem Drängen Narutos, uns ebenfalls zu begrüßen, kam keine vergleichbare Floskel über Sasukes oder Gaaras Lippen. Beide schwiegen beharrlich, der Schwarzhaarige hob seinen Kopf keinen Zentimeter und der Rotschopf starrte weiterhin in die Leere, bis sie schließlich von dem Chaosmenschen Nummer eins näher geschleift wurden. Es saßen bereits alle um den Tisch herum. Gaara hatte sich ohne einen Kommentar neben Ino niedergelassen. Als diese das bemerkt hatte, war sie fast hyperventiliert und hauchte atemlos etwas in mein Ohr. »Oh mein Gott, oh mein Gott. Oh mein GOTT! Sakura, hilf mir! Was soll ich tun? Ich sehe komplett scheiße aus und er sitzt neben mir! Neben mir!« Mitleidig sah ich die Blondine an, und auch wenn es gegen all meine Prinzipien verstieß, nahm ich zögerlich ihre Hand und strich vorsichtig mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie musste sich ganz dringend beruhigen, denn ich spürte, dass sie ansonsten etwas tun würde, was alles andere als überlegt war und sie später bitter bereuen würde. Langsam setzen die vorhin unterbrochenen Gespräche wieder ein. Nur Ino, Sasuke, Gaara und ich blieben weiterhin stumm. Auch Naruto konnte uns keine Unterhaltung bieten, denn der hatte sich zwischen Lee und mich gequetscht und plauderte nun mit diesem. Eine unangenehme Stille legte sich über uns. Normalerweise würde meine blauäugige Freundin wie gewöhnlich irgendeinen Schwachsinn von sich geben, aber die Anwesenheit von Gaara machte das schier unmöglich. Mittlerweile war es so weit, dass sie meine Hand beinahe zerquetschte und nicht mal einen Bissen der kleinen Pizza, die wir uns vorhin gemeinsam bestellt hatten, hinunterbrachte. Eigentlich wollte ich es bei dem Schweigen belassen und ruhig die restlichen Minuten oder Stunden hier in der Pizzeria absitzen, aber aus irgendeinem Grund wollte ich Ino aus ihrer peinlichen Lage helfen, und das würde vermutlich am besten funktionierten, wenn wir über irgendein unverfängliches Thema redeten. Während ich angestrengt nach einem suchte, über das wir getrost auch mit der Anwesenheit der Jungs sprechen konnten, musterte ich Sasuke, der gegenüber von mir saß. Ich hatte ihn bis jetzt kein einziges Mal sprechen gehört, normalerweise war mir sowas auch egal, aber bei ihm wollte ich unbedingt wissen wie seine Stimme klang. Ich wollte wissen ob sie tief aber trotzdem beruhigend, rau und kratzig oder eher hoch und weich war. Ich wollte wissen, ob sie eine Ähnlichkeit mit Sais hatte, genauso emotionslos und undurchsichtig war. Irgendwann kam in mir die Frage auf, was ein Typ wie er eigentlich in der Schauspiel AG machte. Sollten die Leute da nicht eigentlich aufgeschlossen und motiviert sein? Obwohl sich dann die Frage stellte was ich da eigentlich machte, hatte ich dort, wenn es nach diesen Kriterien gehen würde, doch genauso wenig verloren wie der Schwarzhaarige. Gedankenverloren nahm ich mir ein kleines Stück der schon etwas ausgekühlten Pizza. Ich war schon ziemlich satt und Ino würde heute sicher auch nichts mehr essen, es lag aber noch mehr als die Hälfte unberührt auf dem Teller. Unmerklich schob ich ihn einige Zentimeter von mir und somit in die Richtung von Sasuke und irgendwie auch Gaara. »Hunger?«, fragte ich leise, rechnete jedoch nicht mit einer Antwort. Zum ersten Mal sah mich Sasuke direkt an. Seine dunklen, von dichten, tiefschwarzen Wimpern umrahmten Augen bohrten sich rücksichtslos und durchdringend in meine. Er sagte nichts, starrte mich nur an, und ich starrte zurück. Zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit sein makelloses Gesicht aus der Nähe zu betrachten. Einige Strähnen seines glatten Haares fielen über sein rechtes Auge und nur ein leicht übersehbares Glänzen zeugte davon, dass sich hinter ihnen überhaupt etwas verbarg. Seine Lippen waren blass, hoben sich kaum von der Haut drum herum ab, sie waren schmal, jedoch schön geschwungen und zogen aufgrund der beiden schwarzen Circular Barbells sofort Aufmerksamkeit auf sich. Plötzlich teilte sich der Mund, den ich immer noch unverblümt anstarrte. Seine Oberlippe zog sich ein winziges Stück zurück und gab dadurch die Sicht auf ein schwarzes Lippenbändchenpiercing frei, das sich fast gar nicht von den Barbells an der Unterlippe unterschied. Eine Hand mitsamt einem Stück meiner Pizza verhinderte, dass ich diese gelungene Konstellation weiterhin bestaunen konnte. In den meisten Fällen gefielen mir diese Art von Piercings nämlich nicht, doch in Kombination mit Snakebites, sah es einfach unglaublich aus. So langsam kam ich mir ziemlich dämlich vor, hatte ich meinen Kopf immer noch nicht abgewandt und musterte weiterhin Sasukes Gesicht. Ich wanderte von seinen schönen Lippen wieder ein Stück nach oben, streifte seine gerade Nase, die fast feminin wirkte, und kam dann erneut zu diesen atemberaubend dunklen Augen. Sie waren blau. So blau wie der klare Nachthimmel einer Vollmondnacht. So blau wie das dunkle Meer während eines tosenden Sturms. So tiefdunkelblau wie es Augen eigentlich gar nicht sein konnten, umgeben von einem Kranz unglaublich langer Wimpern. Er bemerkte meinen Blick, wie könnte er nicht, saß ich ihm doch direkt gegenüber und nur die Platte des Holztisches trennte uns voneinander. Weder er noch ich bewegten unseren Kopf auch nur einen Millimeter. Dieser Moment war völlig absurd und surreal. Wieso um Gottes Willen wandte ich mich nicht einfach ab? Warum starrte ich ihn überhaupt an? Keine Frage, er sah überdurchschnittlich gut aus und war im Übrigen auch hundertprozentig mein Typ, aber ich hatte damit abgeschlossen. Mit dem ganzen Liebes- und Beziehungsschrott. Zumindest bis ich mindestens fünfundzwanzig war. Am besten wäre es sowieso, wenn ich lesbisch werden würde. Ich würde verstanden werden und heiße Arschlöcher würden keine Wirkung mehr auf mich haben. Bei Gott, was dachte ich da eigentlich? Diese Augen verwirrten mich total, nicht nur weil ich so eine Farbe noch nie zuvor gesehen hatte, sondern auch, weil ich absolut nichts in ihnen erkennen konnte. Sie waren leer. Kein Gefühl, keine Regung. Einzig und allein ein tiefer Abgrund der rein gar nichts offenbarte. Auf eine Art und Weise wirkten sie glanzlos und irgendwie traurig. Aber wahrscheinlich bildete ich mir das alles nur ein. Auf einmal trat ein seltsamer Glanz in seine Augen, fast schon ein Strahlen, okay doch nicht, einfach nur etwas, das sie lebendiger wirken ließ. Nebenbei registrierte ich ein kleines Zucken seiner Mundwinkel, das ich sicher nicht bemerkt hätte, hätte ich ihn nicht schon so lange angesehen. »Du benimmst dich wie ein vorzeige Stalker«, kam es leise und völlig unerwartet über Sasukes Lippen. Seine Stimme war unglaublich. Sie war tief, nicht so tief, dass ich das Gefühl hatte alles würde vibrieren, aber auf jeden Fall tief. Und irgendwie weich. Nicht rau, nicht kratzig, sondern geradezu sanft. Okay, nicht sanft, aber irgendwie beruhigend. Das einzige, das mich an ihr störte, war die Emotionslosigkeit, die Kälte, als würde er alles auf dieser Welt hassen, und das so sehr, dass seine Stimme immer von diesem Hass begleitet wurde. Es war keine unterdrückte, brodelnde Wut, die man unterschwellig vernehmen konnte, sondern einfach nur blanker, schneidender Hass. Ich wandte meinen Blick ab, die Situation war peinlich und ich schaffte es einfach nicht ihm weiter in die Augen zu sehen. Ich hatte keine Ahnung was ich auf solch eine Aussage erwidern sollte. Als ich meinen Kopf drehte, sah ich den schwarzen Tunnel in seinem linken Ohr. Ich schätzte das Loch auf zirka zehn Millimeter, vielleicht auch zwölf. Er hatte sich ein zweites Ohrloch stechen lassen und dieses ebenfalls gedehnt und mit einem schwarzen Tunnel versehen, der sich nur von der Größe her von dem anderen unterschied. Unbewusst griff ich an mein eigenes Ohr, das ebenfalls von drei Lobe-Piercings und zwei Helix gespickt war, auf der anderen Seite hatte ich ein Industrial, zwei Ohrläppchen-Piercings und ein Tragus*. Jedoch war bei mir keines der Löcher geweitet. Fragend sah ich Ino an, als diese nun leichten Druck auf meine Hand ausübte. Sie nickte nur in Richtung des Schwarzhaarigen und setzte ein leichtes Lächeln auf. Was sie mir damit sagen wollte wusste ich nicht, alles was es bewirkte war, dass ich mich wieder an mein beschämendes Verhalten von vorhin erinnerte. »Weißt du, Sasuke, ich glaube Sakura hat sich nur gefragt wie man sich freiwillig so im Gesicht durchlöchern lassen kann, bis sie darauf gekommen ist, dass sie genauso schlimm aussieht, also bilde dir nichts drauf ein, ja? Sie wird sicher keine deiner psychisch gestörten Fangirls, klar?« Inos Vortrag heiterte die gesamte Stimmung auf, entlockte mir sogar ein ernstgemeintes Schmunzeln. Ich war stolz auf sie, dass sie trotz der Anwesenheit von Gaara, der sowieso nur abwesend an die gegenüberliegende Wand starrte, etwas so Taffes sagte.»Das Einzige, was ich an diesem Grund auszusetzen habe, ist, dass ich nicht finde, dass die Piercings schlimm aussehen, sonst hätte ich mir sie wohl kaum stechen lassen, oder?«, entgegnete ich schmunzelnd. »Ich glaube du siehst einfach nur gern gruselig aus«, versuchte sie mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht zu provozieren. Gespielt knurrte ich sie an und rückte näher an sie heran. Es war lange her, dass ich so ausgelassen und viel mit jemanden gesprochen hatte wie mit Ino. Ihre Art brachte mich einfach dazu, ich hatte das Gefühl, als würde ich auftauen. Und obwohl alles in mir schrie, das sofort zu unterbinden, wand ich mich nicht von ihr ab, erfreute mich sogar daran, dass ich mich so gut mir ihr verstand. Ich konnte machen was ich wollte, egal wie sehr ich versuchen würde es zu verdrängen, ich war ganz einfach der Typ Mensch, der andere Menschen brauchte, besonders dann, wenn man auf jemanden traf, der sich wirklich gut mit einem ergänzte. Und Ino tat das auf jeden Fall. Und wahrscheinlich war sie nicht der einzige Mensch dieser Art an diesem Tisch. -------------------------*------------------------- * An dieser Stelle würde ich gerne erklären was es mit den verschiedenen Piercings auf sich hat, manche davon sind vielleicht nicht so bekannt. Das Lobe-Piercing ist ein stinknormales Loch im Ohrläppchen, also das was so zirka jedes Mädchen hat. Man kann sie bis zum Knorpelgewebe hoch stechen, ohne dass es wirklich wehtut und ja :D Ein Helix ist ein Piercing durch das Knorpelgewebe der oberen Ohrkante. Ein Industrial ist die Verbindung zweier Helix mittels einem klassischen Barbell, also einem Stab mit zwei austauschbaren Spitzen an jedem Ende. Ein Tragus ist ein Piercing durch diesen Knorpelfortsatz am Gehöreingang, also das Ding was direkt mit dem „Gesicht“ verbunden ist *hust* :D Hoffentlich waren die Erklärungen nicht allzu verwirrend ;) Wenn euch sowas nervt, sagt es nur und ich versuch was dran zu ändern! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)