Heartbreak Hotel von CaitLin (Liebe und anderer Scheiß!) ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 11 ---------------------- Ihr Lieben, hier bekommt ihr ein kleines Weihnachtsgeschenk von mir ;) Dienstag gibts dann das letzte Kapitel. Ich wünsche euch allen ein besinnliches Fest und eine wundervolle Zeit mit euren Liebsten. Schnuppert doch mal in meine neue Geschichte rein ;) http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/89076/282095/ In der Nacht lag ich dicht an seiner Seite, ich hielt ihn fest im Arm und hatte die Nase in seinem dichten Haar vergraben. Sein nackter Körper schmiegte sich warm an meinen und genoss es behütet zu werden. Lukas war in einer sehr schwierigen Situation und ich konnte ihm kaum helfen. Hey, ich war kein Narr. Auch wenn ich ihm zeigte, dass ich da war, dass ich ihn festhalten würde, immerhin ging es hier um seine Familie. Die einzigen Menschen die er auf dieser Welt wohl noch hatte. Menschen bei denen er aufgewachsen war und die ihn wie seine leiblichen Eltern großgezogen hatten. Jetzt waren sie beide fort, doch ich konnte keinen von ihnen ersetzen. Obwohl ich so müde war konnte ich einfach nicht einschlafen. Lukas‘ Brustkorb hob und senkte sich schwer, gelegentlich zuckten seine Glieder. Er schlief sehr unruhig. Und jedes Mal wenn ich es mitbekam, drückte ich ihn noch etwas fester an mich. Gequält schloss ich jedes Mal die Augen aber ich fand einfach keinen Schlaf. Was konnte ich nur tun? Ein kleines Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Was war das? Ein seltsames Klicken… Zuerst glaubte ich es mir eingebildet zu haben und entspannte mich wieder. Da ertönte es nochmal. Und nochmal. Lukas zuckte in meinen Armen zusammen, es raschelte und sein Kopf fuhr hoch. Erst wollte ich etwas sagen, aber meine Intuition verriet mir, dass ich lieber so tat, als würde ich schlafen. Einen Moment wartete Lukas, ob ich mich regen würde. Ich tat es nicht. Und es klickte noch einmal. Er zitterte, das spürte ich sehr deutlich. Doch er schwang die Beine aus dem Bett und erhob sich. Seine Schritte trugen ihn zum Fenster. Wieder klickte es. Deutlich sah ich seine Umrisse, als er dort die Gardinen ein wenig beiseiteschob. Das fahle Licht der Straßenlaterne fiel ins Zimmer und erhellte seine Konturen. Jetzt konnte ich noch deutlicher erkennen, dass er zitterte. Seine Finger krallten sich in die Gardine, während er hinaus sah. Meine Instinkte hatten mich selten fehl geleitet… und auch diesmal nicht. Leise erhob auch ich mich aus dem Bett, Lukas zog gerade die Gardine schnell zu, doch ich stand wohl so plötzlich dicht hinter ihm, dass er hart zusammenfuhr. Ich packte die Gardine und riss sie wieder auf. Auch wenn es dunkel war und das Gesicht der Person da draußen im Schatten lag sah ich, dass es auf dieses Fenster gerichtet war. Sein Körper hatte einen ziemlich üppigen Umfang. „Juan…!! Ich…!!“ Aber weiter kam Lukas nicht. Ich wirbelte herum und stürmte aus dem Zimmer. Ohne richtig nachzudenken, wieder einmal, rannte ich in den Flur. Die Tür flog mir nur so entgegen und hinter mir schrie Lukas erschrocken, ich solle zurück kommen. Doch die Wut und der Hass explodierten tief in meinem Herzen. Mit nackten Füßen stürmte ich die Treppen runter, riss die Haustür auf und rannte auf die Rückseite des Hauses wo der Bastard gestanden hatte. Keuchend stand ich unter der Laterne. Auch er hatte eben hier gestanden. Doch er war fort. Die Straße war völlig leer. Wutentbrannt fuhr mein Kopf zurück. Lukas stand dort am Fenster, hatte sich die Hand auf den Mund gepresst. Und auch wenn ich es von hier aus nicht sah wusste ich, dass er weinte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, ich lief noch ein paar Schritte. Allerdings war von dem fetten Arschloch nichts zu sehen. Wenn er hier gewesen wäre hätte ich ihm ohne zu zögern einfach nur noch die Fresse poliert, bis er blutend unter mir gelegen hätte. Oben schlug ich die Tür zu und ging in Lukas‘ Zimmer. Er saß dort auf dem Bett, hatte die Hände gegen seine Augen gepresst und weinte lautlos. Der Anblick ließ mein Herz ein wenig erweichen, doch ich war viel zu geladen. Also ließ ich mich vor ihm auf die Knie nieder und sah ihn lange an ehe ich seine Hände nahm und sie langsam von seinen Augen weg zog. „War er hier, als ich weg war?“, fragte ich frei heraus. „Hast du ihn rein gelassen?“ Lukas‘ Gesichtszüge entgleisten völlig. „Nein!!“, schrie er mich entgeistert an. „Empfindest du noch irgendwas für ihn? Wenn ja, dann sag es mir jetzt!“ Meine Stimme war hart, auch wenn ich es nicht wollte. „Nein!! Nein, das musst du mir glauben!“ entfuhr es ihm laut. Aber etwas in mir war zerrüttet. „Warum kommt er her? Warum steht er vor deinem Fenster und schmeißt mit Steinen dagegen? Wollte er, dass du runter gehst? Warst du bei ihm, als ich weg war?“ Lukas‘ Entsetzen wurde immer größer. „Oh Gott, Juan!“, fuhr er mich laut an. „Natürlich nicht! Ich habe dir doch gesagt, dass er nur einmal da war und ich habe ihm mein Handy ins Gesicht geworfen! Danach bin ich rein gerannt! Was willst du denn von mir hören?!“ Jetzt war es an mir lauter zu werden. „Was dieser Bastard hier zu suchen hat!“, brüllte ich lauter als beabsichtigt. Lukas zuckte zurück und es tat mir leid, wirklich. Doch meine Eifersucht war gerade mindestens so groß wie meine Wut. „Er hat gesagt, dass er mich zurück haben will!“, brüllte Lukas genauso zurück und nun war es an mir zu erstarren. Ich knirschte mit den Zähnen. „Und?“, fragte ich. Lukas‘ Augen wurden groß, sein Mund klappte auf. „Wusstest du eigentlich, dass wir sogar fast denselben Namen haben?“, frage ich, wie ich auf diesen absurden Scheiß kam, wusste ich nicht. Ich sah einfach nur noch rot. Eine Ohrfeige kam angeflogen, doch ich konnte seine Hand packen bevor sie hart und schallend auf meine Wange traf. „Was unterstellst du mir hier?!“ Seine Stimme traf mich wieder knallhart. „Wenn du mir so wenig vertraust, dann verschwinde! Was willst du dann hier?!“ Mein Hals wurde trockener und trockener, bis mir das Schlucken weh tat. Genauso groß wie meine Wut und meine Eifersucht, war auch meine Angst. Vielleicht war diese sogar am größten. Hatte er Lukas etwas angetan? Denn manchmal ertappte ich ihn dabei, wie er vor mir zurück zuckte, auch wenn er es sofort mit einem süßen Lächeln runter spielte und die kleine Distanz im Handumdrehen verringerte, bis sie sich vollkommen aufgelöst hatte. Sanft nahm ich seine Hand und legte sie auf meine Wange, schloss dabei einen Moment lang die Augen und atmete tief durch. „Hat er… dir was getan?“, fragte ich leise. Jetzt erst konnte ich mir vorstellen, wie groß seine Angst gewesen sein musste, als er hier alleine gewesen war. Wenn dieser kranke Kerl da unten stand und mit Steinen gegen das Fenster warf. Vielleicht war er auch schon hoch gekommen, bis vor die Tür? Die Menschen im Haus kannten ihn schließlich als Lukas‘ Kollegen, irgendwer hätte ihn sicher in den Hausflur gelassen, wenn er geklingelt hätte. Auch Lukas‘ Blicke wurden wieder weich, er streckte die Arme nach mir aus und schlang sie um meinen Nacken. „Nein…“, wisperte er gegen meine Schulter. Sein Gesicht war völlig durchnässt. Sanft wischte es ihm trocken. „Gehen wir wieder ins Bett…“, raunte ich. Lieber Gott, was tat ich ihm hier nur an…? Am nächsten Tag erledigte ich mit Lukas ein paar wichtige Dinge, wir fuhren ins Krankenhaus, was ich besonders hart fand. Denn Lukas war gestern Abend nicht mehr im hier gewesen. Er hatte aus Angst vor diesen Jan die Wohnung nicht mehr verlassen. Man hatte ihn aufgefordert die Sachen seines Großvaters abzuholen. Und ich ging mit Lukas diesmal nach oben. Mochte sich ein jeder denken was er wollte, ich hielt seine Hand fest. Denn es war mir egal. Lukas wollte mir seine Hand entziehen, ich ließ es nicht zu. „Juan… die… Leute gucken…“, flüsterte er und zerrte an meinem Arm. „Dann lass sie einfach gucken.“, knurrte ich zurück und funkelte zwei Frauen an, die hinter vorgehaltener Hand auf uns deuteten und tuschelten. Sofort wandten sie sich ab. „Als ob ich mich das interessiert!“ Oben auf der Station sprach man uns eine Menge Beileid aus, besonders Lukas wurde von den Schwestern sanft getätschelt, wenn sie ihn sahen und schließlich wurden wir herein gelassen. Das Fenster stand weit offen, die weißen Gardinen flatterten im frischen Wind, der den Frühling mit sich brachte. Das sterile Krankenhauszimmer war kahl. Kahl und leer, wie die beiden Betten, die hier standen. Langsam öffnete ich die Tür zum Bad, dort standen ungenutzte Zahnbürsten, es hingen Waschlappen und Handtücher an den Haken. An der Innenseite der Tür hing ein grauer Bademantel aus Frottee. Lukas brach schon in Tränen aus, als er den Bademantel dort an der hängen sah. Sofort schloss ich die Tür. Ich hielt ihn fest, sprach ihm leise zu und versuchte ihm Mut zu machen, doch es fiel mir so unglaublich schwer… „Schon… schon gut…“ Noch weinend wischte er sich über die Augen und öffnete die Schranktür mit zittrigen Händen. Mit jeder Bewegung erstarrte er, der Anblick der Kleider und der Dinge, die seinem Großvater gehört hatten, wurde für ihn so unerträglich bis er auf einem Stuhl halb zusammen brach. Aber da erlöste ich ihn, rief nach einer Schwester. „Ich mache das!“, knurrte ich und bat sie, sich kurz um ihn zu kümmern während ich die Sachen einräumte und in die Taschen packen würde, die wir mitgebracht hatte. Lukas hatte darauf bestanden, die Sachen mitzunehmen. Doch jetzt wo er hier im Raum gestanden hatte, war es ihm natürlich sehr schwer gefallen auch nur die Hand nach den Gegenständen auszustrecken, die ihn an seinen geliebten Großvater erinnerten. „Ich… ich mach… das schon…“, wimmerte Lukas hinter der Tür, aber die Schwester blieb stur. „Du kommst erst einmal mit. Eine Tasse Tee wird dir gut tun.“ Zufrieden sah ich mich um und fing im Bad schließlich an. Da Lukas‘ Großvater ein Fremder für mich war, berührte es mich zwar nicht so sehr, dennoch tat es mir unheimlich weh, wenn ich Lukas so sah… Auch mir stiegen die Tränen in die Augen, aber ich beeilte mich die Sachen nicht lange anzusehen, sondern stopfte sie in die Taschen. Ohne ihm etwas zu sagen fuhr ich zwei Mal rauf und runter und verstaute die Sachen schnell im Kofferraum, ehe ich an die Tür des Schwesternzimmers klopfte. Zwei Schwestern saßen neben Lukas, sie sprachen sanft auf ihn ein und vor ihm stand eine Tasse Tee, die er mit beiden Händen umschlungen hielt. Als ich eintrat, hob er den Kopf. Seine Augen sahen mich hilfesuchend und gequält an. Aber ich lächelte aufmunternd. Ob es auch so rüber kam, wusste ich nicht genau. Bevor wir hinaus traten, berührte mich eine Schwester am Arm. „Wenn es ihm noch stärker zusetzen sollte, könnt ihr euch an eine Beratungsstelle wenden. Wir bieten auch hier in der Klinik psychologischen Beistand an.“ Sie drückte mir ein Kärtchen in die Hand… und ich hoffte, dass ich es nicht gebrauchen musste. „Okay… vielen Dank…“ Als nächstes musste er einen Bestatter aufsuchen und wollte zu dem gehen, der auch die Bestattung für seine Großmutter übernommen hatte. Eigentlich, so sagte man uns, hätte er sich damit ruhig ein paar Tage Zeit lassen können, doch ich glaube Lukas wollte einfach nur schnell mit allem abschließen, denn es würde ihn nur noch quälen. Je weiter ich mit Lukas fuhr, umso schlimmer wurde es. Denn kaum hatte er sich im Krankenhaus ein wenig beruhigt, brach er vor dem Bestattungsinstitut erneut in Tränen aus, er weinte sich die Seele aus dem Leib… „Bleib im Auto…“, sagte ich sanft und nahm ihm die Papiere ab, die er brauchen würde. „Nein…!“ Sein Blick trieb mir einen Pflock durchs Herz, aber ich schüttelte den Kopf. Er war auch so schon fertig mit den Nerven… wie hatte ich ihm da noch diese Szene machen können…? Gott, was war ich nur für ein krankes Arschloch…?! „Ist schon gut… du kannst dich später immer noch von ihm verabschieden… du musst das alles nicht machen um dir selbst etwas zu beweisen, hörst du? Er würde sicher nicht wollen, dass du dich so zerfrisst…“, wisperte ich ihm sanft zu und streichelte seine Wange, ehe ich ihm einen zarten Kuss auf die Stirn gab. Seine Hände waren so schwach, er war nicht einmal in der Lage die Papiere festzuhalten oder sie mir wegzunehmen. „Ich bin gleich zurück… Lauf bloß nicht weg.“ Ich lächelte schwach und biss mir hart in die Innenseite meiner Wangen, nachdem ich ausgestiegen war. Es fehlte nicht viel, ich würde gleich mit heulen… und obwohl es das erste Mal war, dass ich derlei Dinge erledigen musste, Gott sei Dank, war ich froh, dass ich ihm eine Last abnehmen konnte. Meine Angst, dass Lukas zusammenbrechen würde, war verdammt groß. Zu meiner Erleichterung erkannte der Bestatter die Familie sofort und erklärte sich bereit einen Teil der Dinge zu übernehmen, wie die Unterlagen vom Amt zu beantragen. Auch klärten sie alles direkt mit der Klinik ab, was nötig war… Als er den Preis ansprach, sah er mich skeptisch an. Hatte Lukas überhaupt das Geld? Dreitausend Euro würde alles insgesamt kosten. „Ist in Ordnung.“, erwiderte ich nur und würde dem Mann das Geld gleich morgen überweisen. Meine Eltern waren nicht mittellos gewesen, sie hatten mir als Kind einen Bausparvertrag angelegt und den hatte ich glücklicherweise letztes Jahr ausgezahlt bekommen. Das war hier nicht irgendwer… es ging um Lukas. Meinen Lukas. Und den Teufel würde ich tun und ihn jetzt mit so einem Scheiß behelligen. Wir besprachen noch kurz die wichtigsten Dinge, den Erbschein müsste Lukas aber selbst beantragen. Lieber Himmel, was war das alles für ein gottverdammter Stress für einen Menschen, der gerade eine geliebte Person verloren hatte?? Für sowas hatte man doch gar keinen Kopf, verfluchte Scheiße! Ich regte mich noch so lange auf, bis ich den Wagen erreicht hatte. „Und…?“, fragte Lukas unsicher. „Alles geklärt. Du kannst dir aber ein paar Tage Zeit lassen, bevor du den Rest erledigst.“, fügte ich hinzu und sah ihn sanft an. Seine Augen waren verloren, sein Blick haltlos auf den Parkplatz gerichtet. "Dan...ke..." Lukas steuerte auf einen Abgrund zu… hatte ich ihn davor bewahrt? Oder würde ich ihn noch davor bewahren, wenn es so weit war? Hatte ich überhaupt die Kraft dafür…? „Lukas.“, begann ich langsam und wandte mich im Sitz vollends zu ihm herum. „Hör zu…“ Ich holte tief Luft und nahm sein Gesicht in beide Hände. „Ich bin hier, okay? Ich werde es so lange sein, solange du mich brauchst. Wir bringen das hier zu Ende, so hart das ist. Und dann fahren wir nachhause. Wir fahren nach Köln, du machst deine Schule weiter, wir suchen uns zusammen eine Wohnung.“ Seine Augenbrauen verzogen sich gequält, wieder rollten ihm heiß die Tränen über die Wangen und tropften auf meine Arme, ehe sie an ihnen herab perlten und irgendwo zwischen meinen Klamotten und dem alten Sitz versickerten. „Wir kaufen uns tolle neue Möbel und richten uns ein Zuhause ein, das nur uns beiden gehört. Wir stopfen uns jeden Tag mit Fast Food voll, bis wir uns gegenseitig überrollen können…“ Er lachte, aber die Tränen hörten nicht auf zu fließen. Seine Hände legten sich auf meine Arme, drückten fest und verzweifelt zu, ehe er den Kopf senkte aber ich drückte ihn wieder hoch. Auch meine Augen füllten sich mit Tränen. „…wir schauen uns jeden Tag irgendwelche Filme an, bis wir die Schnauze voll haben, wir werden uns ständig in den Haaren liegen und uns streiten, weil du mindestens so stur bist wie ich… wir werden herum toben, wir werden uns mit Sachen beschmeißen… oder du mich zumindest…“ Wieder lachte er, doch es klang mehr wie ein Schluchzen. „… aber genauso werde ich dich tagein tagaus lieben…“ Jetzt heulte er erst richtig los, mit Druck auf seinen Wangen zwang ich ihn wieder mich anzusehen. „…ich werde Nacht für Nacht an deiner Seite sein, ich werde dich festhalten und ich werde dich küssen, dich drücken und an mich pressen bis du keine Luft mehr bekommst… Deine Großeltern haben es geschafft einen tollen kleinen Kerl aus dir zu machen… und ich bin ihnen dafür sehr dankbar… denn du… bist das Beste was mir bisher in meinem verschissenen Leben passiert ist.“ Lukas schluchzte laut auf, doch ich sprach weiter. Zumindest versuchte ich es… aber diese Worte mussten raus, auch wenn meine Stimme noch so sehr zitterte. „Ich bin vielleicht manchmal ein Arschloch… und ein eifersüchtiger Scheißkerl… aber du… du bist das Gegenteil von mir… Die Sanftmut in deinen schönen Augen… dein weiches, so sensibles Herz, das nur noch für mich schlagen soll… es gehört jetzt mir…. Und ich werde aus dem Geschenk, das deine Großeltern mir bereitet haben, das Beste machen und dafür sorgen, dass ein genauso toller Mann aus dir wird.“ Seine Finger krallten sich hart in meine Haut, doch es störte mich nicht. Jetzt beugte ich mich zu ihm rüber, drückte ihn fest an meine Schulter, soweit es im Auto möglich war. Sein Körper bebte, er schüttelte sich vor unterdrückter Trauer, aber ich ließ ihn weinen. Und ich betete… Hoffentlich hatten meine Worte ihn positiv erreicht… Am Abend war Lukas schon etwas ruhiger geworden. So weit es möglich war, versuchte ich ihn von der Wohnung fern zu halten, ich fuhr mit ihm ins Duisburger Zentrum, versuchte ihn abzulenken so gut es ging. Aber am späten Abend landeten wir dann doch vor der Tür des Mehrfamilienhauses, egal wie sehr ich versuchte es zu umgehen und ich hoffte nur, dass ich Lukas jede weitere Qual ersparen können würde. „Scheiße, ich hab die Umzugskartons vergessen!“ Gerade wollte Lukas die Tür unten aufschließen. „Wie spät ist es?“, fragte ich und Lukas warf einen Blick auf seine Uhr. „Halb zehn… ist doch egal, dann machen wir das morgen!“ Er nahm meine Hand, doch ich schüttelte den Kopf. Es musste schnell geschehen… wie lange würde Lukas das noch ertragen…? „Fahren wir lieber nochmal kurz ins Real!“, beharrte ich, aber Lukas lachte nur. „Dann fahr du schnell, ich bin so müde!“ Aber ich wollte ihm widersprechen, ich konnte ihn nicht alleine lassen! Lukas schüttelte den Kopf und drückte kurz meine Hand. „Es passiert mir schon nichts, ich schließe ab, versprochen!“ Ich grummelte. „Los, ab nach oben und schließ zweimal ab!“ Er lächelte wieder bezaubernd… es brach mir das Herz. „Bis gleich…“ Ich erwiderte das Lächeln und wartete, bis oben in der Küche das Licht anging und ich mir sicher sein konnte, dass er drin war. Schnell fuhr ich wieder los und klar machte ich mir Gedanken über dieses Arschloch und ob er wieder auftauchen würde… aber Lukas hatte abgeschlossen, es konnte nichts geschehen! Dennoch trat ich fester auf das Gaspedal als nötig. Ich wollte nicht den Teufel an die Wand malen, doch auf der Rückfahrt muss ich gestehen, war mir richtig unwohl zumute. Vielleicht war es idiotisch, aber ich rechnete felsenfest damit, dass wieder irgendwas geschehen war… dass Lukas die Tür geöffnet hatte, dass Jan vor ihm stand… und ihm irgendwas Schlimmes antat… Doch erleichtert stellte ich fest, dass alles in Ordnung war. Innerlich atmete ich tief auf, Lukas öffnete mir oben mit einem kleinen Lächeln und ließ mich eintreten. Alles würde gut werden… bestimmt. Wir fingen schon in der Nacht an, zusammen zu packen. Lukas nahm sich Gegenstände, die er behalten wollte… viel war es nicht, doch vor allen Dingen die Fotos wollte er alle behalten. Es war schon nach vier Uhr in der Früh. Schließlich hatten wir einen Großteil aus den Schränken geräumt, alles andere würde die Firma übernehmen, die Lukas angerufen hatte. Seine Blicke waren leicht getrübt, also scheuchte ich ihn fürs Erste ins Bett. Eigentlich hatte ich weiter ausräumen wollen, doch ich brachte es nicht über mich ihn alleine zu lassen. Ohne mich würde er kaum schlafen können, das wusste ich zu gut. In dieser Nacht war ich selbst so müde, dass ich schon einschlief noch bevor er es sich bequem machen konnte. Dass sein Kopf auf meinem Arm lag spürte ich noch, danach fiel ich sofort in einen undurchdringbaren Tiefschlaf. Das Ganze hatte auch mich mitgenommen, auch wenn ich es nicht merkte. Mein Körper forderte allerdings seinen Tribut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)