Unsinn von Peacer ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie jeden Morgen schmiss Merlin ihn mit einem fröhlichen „Raus aus den Federn!“ aus dem Bett. Während er seine Hose anzog, faltete sein Diener umständlich ein Taschentuch zu einem, wie er behauptete, Schwan und stellte diesen neben mit einem stolzen Grinsen neben sein Frühstück. Arthur seufzte. Merlin weigerte sich konstant, sich einzugestehen, dass er einfach kein Talent für Origami besaß. Es reichte halt einfach nicht, ein Buch über die hohe Kunst des Faltens zu besitzen, wenn man zu ungeschickt war, die Theorie auch in die Tat umzusetzen. Nachdem er fertig gefrühstückt hatte, versuchte Merlin ihn zum wiederholten Mal eine grauenhafte, rote Strickjacke anzudrehen (womöglich sollte er doch dankbar sein, dass er zum Papierfalten übergegangen war), worauf hin er den nächstbesten Blumentopf nach seinem Diener warf, der sich hastig, aber noch immer grinsend, in Sicherheit brachte. Und ihn allein mit dieser schrecklichen mathematischen Gleichung ließ, die ihm seit dem Vortag quälte und einfach unlösbar war. Es war beinahe Brechreiz erregend. Nostalgie übermannte ihn, als er an seine Zeit als Prinz zurückdachte, wo das Corpus Delicti noch meistens ein Schwert gewesen war und nicht eine teuflische, mathematische Frage. Aber selbst wenn sich die Suche nach der Lösung als Himmelfahrtskommando entpuppen sollte, würde er nicht aufgeben, denn er war König Arthur, und er würde nicht zulassen, dass sein Ruf durch eine Niederlage, egal in welchem Bereich, verwässert wurde. Es war Merlin, der mit einer Nadel bewaffnet zurückkehrte, um seine Strickjacke mit Rüschen zu versehen, in der Hoffnung, dass Arthur sie dann endlich anziehen würde, der die Lösung fand. Nach nur einem Blick. Aber der junge Zauberer konnte wohl nicht als Präzedenzfall für normal intelligente Menschen herangezogen werden. Womöglich hatte er sein Halstuch verhext, damit dieses ihm übernatürliches Verständnis in Sachen Mathematik verlieh. Arthur wurde aus seinen Gedanken gerissen und schaute verdattert, als Merlin ihm ein Pflaster auf die Stirn klebte. „Für deinen verletzten Stolz.“ Als Arthurs Gesichtsausdruck sich langsam verdüsterte, fügte er zwinkernd hinzu: „ Meine Mutter hat mir auch immer eine Flasche Milch gegeben. Wenn du magst, kann ich dir eine holen gehen.“ Dann flüchtete er lachend, Arthur dicht auf den Fersen, und die Verfolgungsjagd ging kreuz und quer durchs Zimmer, bis sie schließlich bei der Überquerung des königlichen Bettes endete, wo Merlin sich in der Decke verhedderte und der Länge nach hinfiel. Bevor er sich befreien konnte, war Arthur schon auf ihm, ein böses Grinsen im Gesicht, als er seine Handschuhe auszog und nach dem Shampoo griff, Merlins flehenden Blick ignorierend. Und dann schmierte er den sich windenden Zauberer ein – der sich glücklich schätzen konnte, dass es sein neutral riechendes Shampoo war, und nicht das blumige von Gwen – und gerade, als es so richtig lustig wurde (zumindest für ihn), verwandelte sich sein Schlafzimmer plötzlich in ein Aquarium. Na toll. Der Gedanke, eine Zeitungsannonce für einen neuen Hofzauberer aufzusetzen, wurde immer verlockender, während ihm langsam die Luft ausging. Dabei hatte er sich schon so auf die Sommersonnenwende gefreut, wo er doch so viel Zeit mit der Planung für ein großes Fest zu Ehren Gwens verbracht hatte. Dann endlich schaffte es Merlin, das Aquarium zurück in sein vertrautes, mittelalterliches Schlafzimmer zu verwandeln. Nass waren sie allerdings immer noch. Arthur blickte Merlin erwartungsvoll an und dieser grinste verschmitzt, bevor seine Augen kurz golden aufleuchteten und er einen ungestümen Wind entfachte, der sie beide trocken blies. Arthur fuhr sich durch das nun windzerzauste Haar und seufzte. Sein Jahresrückblick wurde, abgesehen von dem Tod seines Vaters, der einen schlechten Beigeschmack hinterließ, von Merlins missglückten Zauberversuchen dominiert, die er seit der Abschaffung der Anti-Magie-Gesetze nun frei betreiben konnte. Und, eigenartigerweise, von einem auf einer Parkbank sitzenden Mann, der einen offenen Regenschirm in der Hand hielt, obwohl die Sonne schien, und Merlin erstaunlich ähnlich sah. Und das verwunderlichste dabei war wohl, dass er eigentlich weder wusste was Parkbänke noch was Regenschirme waren. Ein wahrlich seltsamer Traum. Merlin, der nicht nur gerne strickte und unerkenntliche Schwäne faltete, war ebenfalls begeisterter Hobby-Philosoph, und deutete seinen Traum als eine Vision einer weit entfernten Zukunft, in der sich der unsterbliche Zauberer sein Geld mit der Erfindung neuer, aerodynamischer Regenschirme verdienen würde. Es war das letzte Mal, dass Arthur seinem Freund von seinen Träumen erzählte. Dieser hatte wahrlich schon genug Flausen im Kopf, wie zum Beispiel seine neuste Theorie über einen Urknall und wie dieser etwas mit der Entstehung der Welt zu tun hatte. So ein Unsinn! Nicht einmal metaphorisch gesehen ergaben Merlins Theorien einen Sinn. Wobei er mittlerweile zumindest herausgefunden hatte, woher dieser ganze Schwachsinn stammte, und zwar aus irgendeinem magischen Utensil namens Computer, das der Zauberer von einer seiner zahllosen Zeitreisen mitgebracht hatte. Er hatte eine unschöne Überraschung erlebt, als er diesen auf der Suche nach Büroklammern in Merlins Zimmer entdeckt hatte. Neugierig, wie er natürlich war, hatte er das Ding natürlich etwas genauer unter die Lupe genommen, und dann beinahe einen Herzinfarkt erlitten, als dieses komische Geräusche von sich gegeben hatte. Seine Albträume hatten sich daraufhin noch verschlimmert, und sein Konsum von Schlafmitteln war besorgniserregend gestiegen, bis Gaius aus Angst vor einer möglich auftretenden Schlafapnoe ihm deren Gebrauch strikt verweigerte. Rückblickend musste er zugeben, dass es ihm sowieso nicht wirklich weitergeholfen hatte, seine Träume hatten sich nie wirklich von den Schlafmitteln beeindrucken lassen und ihn munter mit Visionen von einem philosophischen Merlin, der an diesem Computerding saß, weitergequält. Natürlich hatte eben dieser Zauberer dann auch für seinen Stressabbau herhalten müssen, und zwar als Zielscheibe für diverse Gegenstände, mit denen der König gerne um sich warf, oder als Trainingsdummy, auf den er enthusiastisch mit dem Schwert einhauen konnte. Arthur wurde aus seinen zunehmend düsteren Gedankengängen gerissen, als zwei Wachen sein Zimmer stürmten, salutierten, und ihm dann von einem Mann berichteten, der der felsenfesten Überzeugung war, von seinem Hofzauberer in einen Molch verwandelt worden zu sein. Er sah Merlin mit hochgezogener Augenbraue an, welcher sich verlegen am Hinterkopf kratzte. Dann grinste er. „Ich hatte gehofft, der Zauber würde etwas länger anhalten.“ Arthur schüttelte den Kopf und seufzte. Er würde noch lange brauchen, bis er sich an Merlins Magie gewöhnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)