Solange du da bist von BittersweetNightmare ================================================================================ Kapitel 3: Erkenntnis und Abschied ---------------------------------- Am nächsten Tag war er permanent von dem Gedanken beseelt, dass er sich nachmittags wieder auf den Marktplatz begeben würde und konnte diesen Augenblick nicht mehr erwarten. So rannte er beinahe schon in den Ort hinunter, als der Unterricht überstanden war, dabei innerlich flehend, den jungen Spielmann wiederzusehen, auch wenn er nicht wusste, wieso er dies unbedingt wollte... Als Mael auf dem Markt eintraf, machten die Spielleute gerade Pause. Zwei waren damit beschäftigt, an diversen Instrumenten Saiten zu ersetzen oder einzelne Teile wieder richtig zusammen zu stecken. Ein Anderer reinigte eine Flöte. Korbinian seinerseits saß mit einer Schalmei in der Hand auf einer Kiste und starrte gedankenverloren vor sich hin, was ihm gelegentlich skeptische Blick seiner Kollegen einbrachte. Der Rest der Truppe war wohl gerade unterwegs. Mael freute sich schon wieder sehr darauf, dem wundervollen Gesang Korbinians lauschen zu können, doch war recht erstaunt, als er nichts vernahm, als er den Markt erreichte. Doch dann sah er die Spielleute, welche anscheinend gerade pausierten. Korbinian schien nachdenklich oder ging es ihm nicht gut? Vorsichtig trat er näher, bis er neben dem Spielmann stehenblieb... "Guten Tag.. Ist alles in Ordnung?" Von Mael angesprochen, erwachte der Spielmann aus seinen Gedanken und blickte auf. "Hm? Oh, guten Tag. Ja, sicher doch. Ich habe nur nachgedacht..." Wieder lächelte er den Anderen freundlich an. "Den ersten Teil habt Ihr leider verpasst. Aber wir spielen gleich weiter. Ließ man Euch nicht eher fort?" Korbinian freute sich insgeheim, Mael wiederzusehen, versuchte das Gefühl aber zu verdrängen. Unerreichbare Ziele zu verfolgen machte nur unglücklich. "Worüber denn, wenn ich fragen darf? Seid Ihr denn gestern noch gut angekommen?", erkundigte er sich, doch im Nachhinein gin ihm auf, dass dies vielleicht zu aufdringlich gewesen war. "Schade, aber ich konnte leider nicht früher hier sein, ich hatte noch Unterricht.. Auch wen ich diesen oft gern ausfallen ließe.."; erzählte er, nicht weniger erfreut, den Anderen wiederzusehen, doch zeigte er dies nicht. Korbinian zuckte mit den Schultern. "War nicht so wichtig. Aber ja, ich bin gut angekommen." Aufmerksam hörte er Mael zu und nickte verstehend. Den halben Tag drinnen sitzen und lernen war sicher nicht so schön. "Tja... Damit müssen wir uns zum Glück nicht mehr herumärgern." Er deutete auf die anderen Spielleute und grinste knapp. "Wir sind alle 'Ausgelernte' kann man sagen..." Er nickte leicht bei dessen Worten, wusste gerade nicht so wirklich, wie er sich verhalten sollte, konnte sich auch nicht erklären, warum er gerade so nervös war. Es gab doch keinen Grund... "Ja da habt ihr es gut... Ich muss mich damit wohl leider noch einige Zeit herumschlagen, aber das macht nichts... Jetzt bin ich hier und alles Andere ist unwichtig..", meinte er, den Spielmann wieder genau in Augenschein nehmend. Er war wirklich außerordentlich hübsch... "Es freut mich, dass es Euch bei uns so zu gefallen scheint. Ich hoffe, wir können ein Weilchen hier bleiben..." Sein Blick schweifte kurz über den Marktplatz. Bisher hatte sich noch keiner über ihre Musik beklagt... Doch ewig konnten sie ja auch nicht an einem Ort bleiben. Wie Mael ihn aber so ansah, blickte er auf. Schweigend sah er ihm in die Augen. Diese blauen Augen bereiteten ihm richtig Herzklopfen. "Wenn ich Euch zu aufdringlich bin, sagt es bitte.. Denn dies ist wirklich nicht meine Absicht... Ja das hoffe ich auch und ich denke, dass nichts dagegen spricht...", meinte er dann bei den letzten Worten leiser werdend. Abermals sah er ihm in die wunderschönen grünen Augen, ihm war, als versinke er darin. Sein Blick wanderte weiter nach über die restliche Gestalt des Spielmannes, konnte den Blick nicht von ihm abwenden.. Korbinian schüttelte den Kopf. "Ihr seid gewiss nicht aufdringlich. Gutes Publikum ist uns immer willkommen! Und wenn ich Euch ein wenig Zerstreuung schenken kann, so ist es gut." Er drehte das Instrument zwischen einen Fingern und ließ die Beine von der Kiste baumeln. "Vielleicht kann ich die Anderen ja überreden, dass wir bald mal wieder herkommen...", fügte er leise hinzu. Irritiert blickte er Korbinian an. Am Liebsten hätte er seine Hand ausgestreckt und dessen Gesicht berührt, auch wenn er nicht wusste, wieso genau. Doch dann wurde sein Blick düster und er senkte Denselben gen Boden. "Das klingt so nach Abschied... Müsst Ihr denn schon wieder fort?", flüsterte er, sah den Spielmann dann wieder fragend an. Traurig ließ er die Schultern hängen. "Wir sind hier eigentlich nur auf der Durchreise. In ein paar Tagen ziehen wir weiter. Wir wollten zu den Gauklertagen hoch in den Norden... aber auf dem Rückweg kommen wir sicher wieder hier durch, dann haben wir auch mehr Zeit..." Was redete er da eigentlich? Korbinian seufzte leise. "Es wäre schön, wenn Ihr mitkommen könntet, das ist ein riesiges Spektakel!" Es verwirrte ihn, den Anderen nun so traurig zu sehen, warum dieser Stimmungswandel? Warum war der Spielmann denn so missmutig, es hätte ihm doch egal sein können oder? Immerhin war er ein Fremder wie viele Andere auch... Doch dann horchte er auf. "Das klingt interessant und es wäre verlockend, mit euch zu kommen, doch die Folgen wären wohl fatal... Weniger für mich als für Euch..." Korbinian hob den Blick und lächelte Mael nun wieder betont sorglos an. "Ich weiß. War auch nur so eine dumme Idee von mir..." Wenn sie erwischt wurden, konnten sie von Glück sagen, wenn sie mit dem Leben davon kamen... Allein schon deshalb, weil er hier versuchte, den jungen Herrn zu Unfug anzustiften. "Wenn Ihr mit uns kommen wolltet, müssten wir uns ganz schön was einfallen lassen an Verkleidung..." Aber ob es möglich war, dieses Gesicht derart zu verbergen? Der Spielmann schüttelte den Kopf. "Ach, hört mir gar nicht zu, ich rede Unsinn!" Mael nickte und beschloss, diese Idee lieber ruhen zu lassen, wollte er diese Leute nicht unnötig in Gefahr bringen, nur weil er was von der Welt sehen und dem hübschen Spielmann nah sein wollte. Das war es nicht wert. "Es ist besser, diese Idee nicht weiter auszuführen.. Aber ich werde es sehr bedauern, wenn Ihr gehen müsst..." Er sah sein Gegenüber einen Moment lang schweigend an. Er spürte, dass er sich da in etwas verrannte. Und das gefiel ihm nicht. Korbinian schloss die Augen und atmete tief durch. "Ich bedaure, nicht bleiben zu können. Eure Gesellschaft ist mehr als angenehm." Er spürte den Blick eines der anderen Spielleute auf sich ruhen und erwiderte ihn kurz. Der junge Mann schien etwas älter als Korbinian zu sein, auch war er ein Stück größer und kräftiger. Verständnislos schüttelte den Kopf mit sehr ernstem Blick. "Vielleicht.. Ist es auch besser so.. Doch es ist schön, Euch kennengelernt zu haben", erklärte er ehrlich. Als er die Reaktion des anderen Spielmannes sah, beschloss er, sich von dem Trupp zu entfernen, da er sich wie ein Eindringling vorkam. außerdem war er sichtlich verwirrt seit er Korbinian kennengelernt hatte. Er schien ein Stück empfindsamer geworden zu sein.. Etwas enttäuscht blickte er Mael nach, als dieser so plötzlich ging. Aber sogleich stand der andere Spielmann neben ihm und redete ein paar sehr ernste Worte mit Korbinian, der nur betreten zu Boden blickte, ehe der Ältere ihn von der Kiste scheuchte, zurück an die Arbeit. Korbinian streckte sich, fuhr sich einmal mit den Händen durch das Gesicht und schob all seine wirren Gefühle an einen unbekannten Ort ganz tief drinnen. Das konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen... Der junge Adelige wollte eigentlich bei den Spielleuten stehenbleiben, doch hatte er das Gefühl, dass er dies nicht sollte. So ließ er sich auf einer Bank nahe der Musiker nieder, immer noch in Korbinians Blickfeld, zog die Beine an die Knie, den Kopf drauf ablegend. Warum er gerade so trübsinnig war, wusste er nicht, doch gefiel ihm das nicht.. Die Spielleute bezogen wieder Aufstellung und nahmen ihre Instrumente zur Hand. Korbinian stand vor ihnen und man merkte ihm gar nicht an, was ihm alles durch den Kopf ging. Etwas Schauspiel gehörte eben auch dazu. Als sie zu spielen begannen dauerte es nicht lange und die Musik hatte seine Konzentration so gefangen, dass es ihm auch gar nicht mehr schwer fiel. Gelegentlich warf er Mael einen kurzen Blick zu, wandte sich aber gleich wieder Anderem zu. Wieder lauschte Mael den Musikanten gebannt bei deren Spiel, doch gleichzeitig fragte er sich, warum der Spielmann namens Korbinian sich mit einem Male so abweisend ihm gegenüber verhielt. Er war verwirrt wie noch nie zuvor in seinem Leben.... Nach zwei, drei Liedern, die recht beschwingt und fröhlich waren, stimmte die Truppe dann ein sehr ruhiges, fast schon trauriges Lied an. Korbinian schloss die Augen, wog sich leicht im Takt hin und her, und begann schließlich zu singen. Es war ein Minnelied über eine unerfüllte Liebe zwischen einer Adeligen und einem mittellosen Mann. Mael hatte sich keinen Millimeter von seinem Platz entfernt, lauschte so gebannt dem Gesang Korbinians, seufzte leise dabei. Der Text passte irgendwie... Auch Korbinian und er kamen aus zwei Gesellschaftsschichten und auch wenn sie keine Liebesbeziehung führten, machte ihm dieser Standesunterschied ihm zu schaffen, hatte er bisher doch nur Probleme gebracht.. Korbinian konzentrierte sich völlig auf seinen Gesang, hörte nur die Musik und hatte noch immer die Augen geschlossen. Sein Gesicht wirkte so, als singe er gerade über seine eigenen Gefühle. Aufmerksam beobachtete er Korbinian, fragte sich immer noch, warum sich dieser vorhin so merkwürdig verhalten hatte. Der Liedtext ging ihm durch Mark und Bein, berührte ihn zutiefst. Es wirkte beinahe so, als drückte der Spielmann damit seine Gefühle aus, doch konnte dies wirklich sein? Die letzte Strophe kam ihm nicht minder emotional über die Lippen und als das Lied zu Ende war, verneigten sie sich alle vor den Leuten, die stehen geblieben waren, um zu lauschen. Korbinian atmete auf. Das Lied machte ihn immer etwas melancholisch... Nun sah er Mael auch an, lächelte traurig, beinah entschuldigend, warf dem älteren Spielmann hinter sich ebenfalls kurz einen prüfenden Blick zu. Sogleich begann ihr nächstes Lied. Nach dem traurigen Minnegesang folgte nun ein Märchen über einen Koboldkönig. Der Gesang hatte ihm regelrechte Gänsehaut beschert und er hätte sich gewünscht, dass dieses Lied nie enden möge... Doch dem war leider nicht so, was er mit Bedauern hinnehmen musste. Das traurige Lächeln Korbinians stimmte ihn nachdenklich, hätte gern gewusst, warum sich dieser immer wieder ihm zuwandte, obwohl er doch nichts mit ihm zu tun haben wollte. Denn sonst hätte er sich vorhin nicht so merkwürdig verhalten. Sollte er vielleicht gehen und den Spielmann einfach vergessen? Denn er würde ihn wohl ohnehin nie wiedersehen... Schließlich war es Zeit für die nächste kurze Pause, welche Korbinian sogleich nutzte, sich davonzustehlen. Der junge Spielmann huschte zwischen den Leuten auf dem Markt hindurch, ließ sich schließlich hinter einem der Marktstände auf eine Kiste sinken. Er schloss für einen Moment die Augen sein Kopf sank auf die Knie. Ihm war wirklich nicht mehr zu helfen... Mael beobachtete Korbinian eingehend, fragte sich, wohin der Spielmann wohl gehen mochte. Doch es wäre unhöflich gewesen, ihm zu folgen, denn was wenn dieser nur kurz austreten musste? Deshalb beschloss er, sitzenzubleiben und zu warten. Doch warum fixierte er sich eigentlich so auf den jungen Spielmann? Das war doch nicht normal... So schnell kam er allerdings nicht wieder. In der Tat blieb er so lange fort, dass sich seine Kameraden schon suchend umblickten. Schließlich gab der, welcher Korbinian vorhin gerügt hatte, ihnen ein Kommando und sie machten einfach ohne ihn weiter. Korbinian hörte das von seinem Platz aus und bekam ein schlechtes Gewissen. Aber er wollte jetzt gerade ein bisschen für sich sein, fern von den anderen Spielleuten. Als der Spielmann länger fortblieb, machte sich Mael Sorgen und überlegte, ob er nicht mal nach ihm sehen sollte. Vielleicht ging es ihm ja nicht gut und er brauchte Hilfe? Doch vielleicht war dies wieder zu aufdringlich? Er wusste einfach nicht, was er tun sollte... Schließlich entschloss er sich doch dazu, Korbinian suchen zu gehen, welchen er schließlich fand. Besorgt sah er diesen an. "Ist alles in Ordnung?" Als er Maels Stimme hörte, hob er den Kopf, sah ihn jedoch erst mal nicht an. "Ja, sicher doch. Was sollte auch nicht in Ordnung sein?" Korbinian atmete tief durch und sah den anderen Mann nun lächelnd an. "Die anderen kommen auch eine Weile ohne mich aus. Aber was ist mit Euch? Genug Musik für einen Tag?" Es beunruhigte ihn etwas, dass der Spielmann ihn nicht ansah. Hatte er was falsch gemacht? Aber dann war er positiv überrascht, dass der Andere lächelte. Doch er hatte einen Entschluss gefasst... "Ich glaube, ich werde gehen... Es war mir eine Freude, Euch kennengelernt zu haben...", meinte er und schickte sich an, zu gehen. "Gehen?", fragte er, als wüsste er nicht, was das Wort bedeutet. Unschlüssig wanderte sein Blick kurz von links nach rechts. Er wollte nicht, dass Mael ging und sie einander nicht wiedersahen. Aber vermutlich hatte dieser Recht und es war für sie beide das Beste so... "Es tut mir Leid, wenn ich Euch mit irgendetwas verärgert haben sollte...", meinte Korbinian leise. Auch Mael wollte eigentlich nicht gehen, doch er war extrem verunsichert, ob er nicht zu aufdringlich war und Korbinian verschreckte. Zumal er ebenfalls Angst hatte, ihn dann nie wiederzusehen. "Ihr habt mich nicht verärgert... Ich dachte, das ich Euch verärgert hätte, Ihr wart so abweisend vorhin, als Euer Kollege in der Nähe war..." Fragend sah er Mael an und stand dann auf. "Ach, das..." Er seufzte leise. "Nehmt es bitte nicht persönlich, doch meinem Bruder gefällt es nicht, dass ich so den Kontakt zu Euch suche." Korbinian fasste die Hände hinter dem Rücken. Das war ihm schon reichlich unangenehm. Nun zog er eine Augenbraue in die Höhe, nickte dann. Das war also Korbinians Bruder gewesen... Interessant. "Nun, dann solltet Ihr Euren Bruder nicht enttäuschen und keinen Kontakt mehr zu mir haben... Ich möchte nicht, dass Ihr wegen mir Ärger mit ihm bekommt...", meinte er leise, dabei zu Boden blickend. "Na ja, wir sind nicht wirklich Brüder, aber... zusammen aufgewachsen." Zwar wusste er, dass Mael und auch sein Bruder durchaus Recht hatten, aber gerade hatte er nicht wirklich Lust, vernünftig und brav zu sein. "Er macht sich nur Sorgen, ich könnte etwas Dummes tun... Aber ich will auch nicht so mit Euch auseinander gehen." Abermals nickte er, aber eigentlich ging es ihn ja gar nichts an. "Ich kann es verstehen und es ist ja auch gut, wenn sich jemand um einen sorgt... Aber um ehrlich zu sein, möchte ich auch ungern es so enden lassen... Doch, wie soll es weitergehen? Ich habe das Gefühl, dass ich eure Kollegen nervös mache, wenn ich dauernd lausche..." Korbinian schüttelte den Kopf und stellte sich nun Mael in den Weg. "Das hat nichts mit Euch zu tun, eher mit mir. Ich weiß ja, dass er sich sorgt, weil... aber ich bin alt genug, um eigene Entscheidungen zu treffen!" Hilfesuchend sah sich der junge Spielmann um. "Lasst uns einfach irgendwo hingehen... Zum Teufel mit allen anderen!" Er war ziemlich überrascht, als sich Korbinian ihm in den Weg stellte. Wollte er etwa nicht, dass er ging? Aber warum genau? Wieder stellten sich Tausende Fragen, auf die es scheinbar keine Antwort gab... Doch bei der Bitte des Spielmannes nickte er, um ihn aber gleich wieder fragend anzusehen. "Gern! Doch wohin wollen wir gehen?" Der Spielmann zuckte mit den Schultern. "Egal... weg von hier. Weg von allen, die uns kennen..." Er senkte kurz den Blick. "Wollen wir ein wenig spazieren gehen...? ... Im Wald oder so?" Er wusste genau, welche Standpauke er sich später deshalb würde anhören dürfen, doch gerade war ihm das egal. Mael nickte zustimmend und schickte sich an, die Hand des Spielmannes zu ergreifen und diesen mit zu ziehen in Richtung Wald, sofern dieser es zuließ. Er war froh, dass Korbinian anscheinend gerne mit ihm Zeit verbringen wollte, doch bildete er sich nicht zu viel darauf ein. Etwas überrascht war Korbinian schon, dass der Andere so unvermittelt seine Hand nahm. Er befreite sich jedoch nicht aus dem Griff und sagte auch nichts, lief ihm nur folgsam hinterher. Sein Blick ruhte dabei auf ihren Händen. Mael hatte wirklich sehr schöne Hände, fand er. Aber jetzt kamen wieder diese Gefühle hoch, die er sich eigentlich gar nicht leisten konnte. Abermals kam Korbinian sich reichlich blöd vor. Mael wusste auch nicht, warum er Korbinians Hand ergriffen hatte, doch war dies ein wirklich angenehmes Gefühl... Langsam ging er gen Wald, weil er fand, dass dies der beste Ort sei, um von niemandem gestört zu werden. er wurde zunehmend verwirrter, weil er nicht wusste, warum er sich so für den Spielmann interessierte. Es war ihm doch untersagt... Langsam schlossen sich die Finger des Spielmanns um die des jungen Adligen. Es war wirklich ein angenehmes Gefühl. Spätestens jetzt war er sich sicher, dass der die Schelte heute Abend zu Recht kriegen würde. Sein Blick ruhte auf Maels Rücken. Es war ein sehr angenehmes Gefühl, als sich die schlanken Finger Korbinians um seine schlossen. So führte er ihn zu einer kleinen Lichtung im Wald, auf der eine Bank stand, auf welche er sich setzte. "Ich denke, hier haben wir eine Zeitlang Ruhe vor Allen...", meinte er leise, blickte dabei zu dem jungen Spielmann. Und nun? Kurz ließ der Sänger den Blick schweifen. Ja, das war schön. Ruhig und friedlich... Korbinian zog seinen Mantel aus und setzte sich neben Mael. "Ja, das ist ein guter Platz. Hier können wir bleiben..." Er streckte sich kurz und sah Mael dann lächelnd an. Dass dieser sich nicht wunderte, weshalb der Spielmann seine Nähe derart suchte... Es gefiel ihm schon sehr, so neben dem hübschen jungen Mann zu sitzen, nur sie beide ganz allein. Der Andere nickte und war froh, dass Korbinian dieser Platz anscheinend zusagte. In der Tat wunderte er sich ein wenig und zögerte, ob er den Spielmann darauf ansprechen sollte. Schließlich entschied er sich dagegen, wäre es doch unhöflich gewesen. "Ja das ist er. Vor allem, wenn man in angenehmer Gesellschaft ist...", meinte er, Korbinian dabei tief in die Augen blickend. Korbinian erwiderte den Blick, lächelte immer noch leicht. Diese Augen zogen ihn völlig in ihren Bann. "Allerdings. Und eine Bessere könnte ich im Augenblick wirklich nicht haben." Ach, wenn es doch nur anders wäre... Wenn ihre Welt keine Standesunterschiede kennen würde, keine Regeln, in wen man sich verlieben durfte... Aber so war es nun mal nicht und der Spielmann hörte die ganze Zeit die mahnende Stimme seines Bruders in seinem Kopf, die ihn warnte, nicht denselben Fehler ein zweites Mal zu begehen. "Das kann ich nur erwidern... Aber wollt Ihr mir vielleicht verraten, warum Ihr vorhin so geknickt wart? Es ist schade, einen so hübschen Menschen unglücklich zu sehen.."; rutschte es dem jungen Adeligen heraus, weshalb er peinlich berührt auf seine Hände sah. Verblüfft schaute er Mael an. Hübsch? Korbinian blieb der Mund offen stehen; dann fing er sich wieder. "Ähm... Ich war... nur etwas durcheinander. Kleiner Konflikt zwischen Wille und Vernunft, nichts weiter." Er konnte Mael ja schlecht die Wahrheit sagen. Entweder lachte er dann über ihn oder wurde wütend und rauschte davon. Ertappt blickte dieser kurz zur Seite... Hatte er etwas Falsches gesagt? Er wusste nicht so recht, wurde aber dann hellhörig bei dessen Worten. "Das hört sich aber nicht gut an... Weswegen wart ihr im Konflikt, wenn ich fragen darf? Keine Angst, ich werde Euch nicht auslachen oder dergleichen, aber ich würde es gerne wissen...", bat er leise. Korbinian entschloss sich zu einer kleinen Verschleierungslüge. "Nun... Es gibt jemanden, den ich sehr mag", begann der Spielmann und seufzte leise, "Den ich aber niemals haben könnte. Genauer gesagt könnte ich in arge Schwierigkeiten geraten dadurch. Und eigentlich weiß ich das auch ganz genau, aber... es ist leichter gesagt als getan, Gefühle zu verdrängen, wenn sie so angenehm sind." Aufmerksam lauschte er dem Spielmann und staunte nicht schlecht über das Gehörte. Das kam dem was er gerade durchmachte recht nahe, aber es war doch wohl kaum er gemeint oder? "Ich verstehe, was Ihr meint... Ich.. Mir geht es ähnlich, aber bei mir gibt es auch noch das Problem, dass ich diese Person kaum kenne und es wohl kaum angemessen wäre, ihr so früh schon zu sagen, dass ich diese Person mag..." Nachdenklich blickte Korbinian auf seine und Maels Hand, welche immernoch miteinander verknotet waren, aber keiner von ihnen dachte wohl daran, diese Bindung zu lösen. "Angemessen... Das hört sich an, als sei es etwas Verbotenes..." Mael hatte doch gesagt, dass er noch nicht versprochen war. Durfte er sich dann nicht jemanden aussuchen? "Habt Ihr Angst, wieder abgewiesen zu werden?" Langsam nickte er, da er das Gefühl hatte, dem Spielmann dies anvertrauen zu können. "In gewisser Weise ja... Zum Einen, weil diese Art von Beziehung meine Eltern nie dulden würden und zum Anderen, weil ich Angst habe, wieder abgewiesen zu werden, wie Ihr schon vermutet habt..." Er wurde immer leiser, den Spielmann dabei nicht ansehend. Korbinian hörte Mael schweigend zu, sah ihn von der Seite her ruhig an. "Das ist schade. Es gibt sicher Viele, die sich glücklich schätzen würden, wenn Ihr ihnen solche Gefühle entgegen brächtet." Er lächelte traurig. "Uns ist wohl kein Glück vergönnt in solchen Dingen..." Skeptisch sah er den Spielmann an, schüttelte dann bestimmt den Kopf. "Das glaube ich kaum... Wer könnte denn schon jemanden wie mich lieben? Einen hochnäsigen, kalten Adeligen, dessen Vater es abartig findet, dass sein Sohn sich zu Männern hingezogen fühlt?", erwiderte er verbittert, ehe er leicht Korbinians Hand drückte. "Ich denke, Ihr werdet mehr Glück mit dem haben, den Ihr begehrt..." Nun kam er Mael plötzlich ganz nah, sah ihn fragend und traurig zugleich an. "Wieso redet Ihr so schlecht von Euch? Ich finde Euch wirklich sehr nett." Kurz senkte er den Blick. "Und es ist doch egal, was Euer Vater denkt. Immerhin soll diese Person doch Euch lieben und nicht ihn!" Korbinian erwiderte die Geste. Warum hielten sie eigentlich noch immer Händchen? "Begehren? Wenn es nur das wäre..." Als der andere Mann ihm so nah kam, begann sein Herz so schnell und laut zu schlagen, dass er sich einbildete, dass der Spielmann dies bestimmt hören musste. "Ich finde Euch auch... sehr nett... Aber leider ist es ganz und gar nicht egal, was mein Vater denkt, da ich die Gefahr laufe, verbannt zu werden, wenn ihm meine Beziehung nicht passt... Und welche Folgen das für meinen Angebeteten hätte, mag ich mir gar nicht ausdenken.... Aber sagt, wie meint Ihr das? Liebt Ihr diese Person etwa so sehr?" Korbinian wirkte unschlüssig. "Liebe? Man könnte eher sagen, ich bin dabei, mich zu verlieben." Er lachte kurz auf. "Ich wünschte, es wäre nur Begierde, dann wäre mir sicher leichter ums Herz!" Er bemühte sich, sorglos zu lächeln, doch so ganz wollte ihm das nicht gelingen. "Es müsste also immer ein Geheimnis bleiben? Wie furchtbar... Da wäre es ja beinah besser, Ihr gingt fort und sucht Euch einen Ort, an dem Ihr leben könnt, wie es Euch gefällt." Abermals nickte er langsam, konnte seine Worte ein wenig nachvollziehen, auch wenn er noch nicht so wirklich wusste, wie es war, sich so richtig zu verlieben. Oder war er gerade dabei? "Ja das müsste es... Das wäre zwar eine Option, doch ich hätte zu viel Angst davor, dass man nach mir sucht und den Menschen in meiner Umgebung Schlimmes antut... Aber ich an Eurer Stelle würde der Person einfach sagen, dass Ihr sie gern habt, dann fühlt Ihr Euch vielleicht auch besser..." "Ja, das spricht natürlich dagegen. Aber es ist schon sehr ungerecht! Ihr seid so ein netter Mensch, Ihr hättet es so verdient, glücklich zu werden..." Er war gerade sehr froh, dass sein Bruder nicht mithörte. "Das kann ich nicht", erwiderte er, "Diese Person... Wenn man es genau nimmt, dürfte ich mich ihr gar nicht nähern. Wenn das jemand herausfindet, dann... würde man vermutlich kurzen Prozess mit mir machen." "Ja das ist es, aber bei Euch ist es nicht minder ungerecht! Warum dürft ihr nicht einfach irgendjemanden lieben, egal, wer er ist? Das ist doch bescheuert oder nicht? Aber das kommt bei mir auch noch erschwerend dazu, denn ich dürfte mich mit dieser Person eigentlich auch nicht abgeben.. Die Welt ist einfach so ungerecht!" Mit jedem Wort wurde Mael wütender und verbitterter. "Warum? Weil ich nur ein Spielmann bin, ganz einfach. Niemand sieht es gern, wenn sich die eigenen Kinder mit solchen Rumtreibern abgeben. Aber diese Person..." Korbinian schüttelte den Kopf. "Ja, manchmal ist es sehr ungerecht. Oder wir sind einfach nur dumm, weil wir uns wünschen, glücklich zu werden. Vielleicht gibt es so etwas wirklich nur im Märchen..." "Aber es ist doch ungerecht, jemanden nur anhand des Standes zu beurteilen oder nicht? Diese Person, die ich gern habe ist auch aus der unteren Schicht aber ein wunderbarer Mensch und ein exzellenter Musiker noch dazu...", plapperte drauflos, hielt aber dann peinlich berührt inne. Der Spielmann horchte auf und sah Mael mehr als nur fragend an. Musiker…? War es möglich, dass…? Aber nein, sicherlich nicht. Korbinian verwarf diesen Gedanken gleich wieder. Mael meinte sicher einen anderen Musikanten. Vielleicht einen Bürgerlichen, der nur in seiner Freizeit zum Vergnügen musizierte. Aber wenn das so war und er ohnehin keine Chance hatte, auch nur ein bisschen Zuneigung von dem jungen Adligen zu bekommen, konnte er es auch gleich hier und jetzt beenden. Mael hatte ja selbst gesagt, er solle seine Gefühle preis geben. Korbinian nahm all seinen Mut zusammen und beugte sich vor um Mael einen flüchtigen Kuss zu geben. Sofort ließ er jedoch wieder von ihm ab und kehrte dem Anderen den Rücken zu, machte sich bereit für die folgende Abweisung und Maels Ärger. Mael schalt sich ärgerlich, dass er nicht den Mund hatte halten können. Jetzt wurde Korbinian bestimmt klar, dass er ihn meinte und dann würde er ihn garantiert nie wiedersehen.. Doch als Korbinian sich ihm näherte, um ihm einen Kuss zu geben, wurde ihm heiß und kalt zugleich, er wusste nicht wirklich was er von dem Ganzen halten sollte. "Was..." Er war regelrecht sprachlos und vollkommen überrumpelt. Korbinian hatte die Augen geschlossen und harrte der Dinge, die da kommen. Sein Herz raste und seine Knie fühlten sich schwammig an. Er wartete darauf, dass Mael ihn anschrie für diese Unverschämtheit. Das war sicher nicht, was er wollte, aber dann hatte er wenigstens die Gewissheit und musste sich nicht länger seinen Fantasien und Sehnsüchten hingeben. Dann konnte er die Sache abhaken und weitermachen wie bisher. Als er aber nur das eine Wort hörte, warf er Mael einen scheuen Blick zu. Nachdenklich betrachtete dieser sein Gegenüber, welcher seine Augen geschlossen hielt und überlegte immernoch, was er von der ganzen Aktion halten sollte. Aber schließlich nahm er sich zusammen, näherte sich dem Anderen noch ein Stück, um diesen dann seinerseits einen Kuss zu geben, nicht an die Konsequenzen denkend. Überrascht hielt der Spielmann kurz inne. Ein angenehmer Schauer durchfuhr seinen Körper und er erwiderte den Kuss zögerlich. Das war mehr als er je zu hoffen gewagt hatte. Ganz langsam glitten seine Finger von Maels Hand zu dessen Handgelenk und von dort den Arm hinauf. Auf einmal wusste er, wie sich die ganzen kleinen Mädchen in den Märchen fühlten, die plötzlich einem Prinzen gegenüber standen. Mael hatte das Denken nun vollkommen aufgegeben, gab sich völlig dem Kuss hin, wobei er seine Arme sanft um den Spielmann legte. Er konnte gar nicht glauben, dass er gerade wirklich Korbinian küsste... Die Berührungen des Anderen jagten angenehme Schauer durch seinen Körper, er kam sich vor wie in einem Traum. Schließlich löste er sich von dem Anderen, brachte ein wenig Abstand zwischen sie, ihm unsicher Blicke zuwerfend. Der sonst so selbstbewusst wirkende Adelige war gerade ziemlich verwirrt und durcheinander... Als Mael Abstand suchte, gab er ihm den auch. Noch immer schlug sein Herz laut und aufgeregt. Schon lange nicht mehr hatte ihn ein Kuss so tief berührt. Doch die leise Stimme der Vernunft meldete sich wieder sehr beharrlich. Das mit ihnen hatte einfach keine Zukunft, wie man es auch drehte und wendete. "Was... tun wir hier eigentlich?", fragte er leise und mit einem äußerst schüchternen Lächeln auf den Lippen. Nach Atem ringend, blickte Mael zu Korbinian, ebenfalls sehr ergriffen von dem Kuss. So glücklich wie in diesem Moment hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Doch auch ihm war schmerzlich bewusst, dass das mit ihnen nie sein durfte, auch wenn er dies sehnlicher als alles Andere wollte. Er beschloss, dies alles zu vergessen und sich nur auf den Augenblick zu konzentrieren. "Ich.. weiß es nicht... Aber um ehrlich zu sein, fand ich es.. sehr schön", erwiderte er verlegen. Korbinian nickte langsam und sah Mael prüfend an. Es war so ungerecht, dass sie einander nicht haben konnten! Wieso verliebte er sich auch immer in Menschen, die für ihn unerreichbar waren? Inzwischen sollte er es doch besser wissen... Unschlüssig rutschte der Spielmann auf seinem Platz hin und her. "Ich würde es noch schöner finden, wenn wir das wiederholen könnten..." Der weißhaarige Jüngling seufzte leise, aufgrund dieser bodenlosen Ungerechtigkeit. Aber wie sollte es denn nun weitergehen? Korbinian würde nur noch ein paar Tage im Ort sein und dann abreisen... Es gäbe zwar die Option der Gauklertage, doch konnte Mael da schlecht mitkommen, da er ihnen allen möglichen Ärger ersparen wollte und Korbinians Bruder wäre wohl auch nicht wirklich begeistert, er konnte ihn anscheinend ja nicht leiden. Da ließ er sich lieber nochmal auf einen Kuss ein... Nur zu gern kam der Spielmann ihm wieder näher für einen erneuten Kuss. Dieses Mal auch nicht mehr ganz so schüchtern. Da er nun wusste, dass es Mael gefiel, war er schon viel selbstsicherer. Korbinian schlang die Arme so stürmisch um ihn, sodass sie beinah von der Bank fielen. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, dass sie zusammen bleiben konnten. Aber sein Bruder hätte ihn wohl an Ort und Stelle verdroschen, wäre er ihm mit der Idee gekommen, Mael mitzunehmen. Der Andere ließ sich nur zu gerne au den nun etwas fordernderen Kuss ein, zog sein Gegenüber noch etwas näher an sich heran. Bald schon würde er wieder gehen müssen, wollte er doch keinen Ärger. Das stimmte ihn sehr schwermütig. Am Liebsten wäre er nie wieder von der Seite des Spielmannes gewichen. Denn obwohl sie einander noch nicht lang kannten, fühlte er sich bei diesem irgendwie sehr wohl... Korbinian spürte die Wärme des anderen Körpers, atmete Maels Duft ein und fühlte sich gerade einfach nur selig in dessen Armen. Liebe musste etwas wirklich Schönes sein, wenn sich dieser verliebte Kuss schon so anfühlte... Die Hände des Spielmanns legten sich auf den Rücken des Anderen. Könnten sie nur die Zeit anhalten... Oder alle anderen Menschen auf der Welt aus ihrer eigenen kleinen Traumblase aussperren... Mael lehnte seinen Kopf auf Korbinians Schulter, im Moment vollkommen zufrieden. Doch er wusste, dass dies nicht ewig so sein konnte, und so sah er den Spielmann schließlich etwas traurig an. "Und was soll nun werden?", flüsterte er. Zögerlich hob der Gefragte die Hand und legte sie auf das lange, weiße Haar. Dass Mael sich so vertraut an ihn lehnte, machte ihn irgendwie sehr glücklich. "Ich weiß es nicht", erwiderte er ehrlich. "Am Liebsten... Am Liebsten würde ich bei Euch bleiben... An Eurer Seite sein..." Aber das war ein Wunschtraum, das wusste Korbinian nur zu gut. Er genoss jede noch so kleine Berührung des Spielmannes, strich ihm nun seinerseits über den Rücken. Mit wachsendem Unmut bemerkte er, dass die Sonne langsam tiefer sank. Bald war es Zeit zu gehen, aber er wollte nicht... "Das würde ich auch, aber das wird schwierig.. ich würde am Liebsten mit in den Norden kommen, doch dürfte das Eurem Bruder nicht passen... Aber wie wäre es, wenn wir uns duzen? Das ist doch angenehmer als diese Höflichkeitsfloskeln..." Der Spielmann senkte traurig den Blick. "Es ist eher so, dass er Angst davor hat, was mit uns passieren könnte, wenn man Euch dann bei uns findet... Es wäre leicht, uns einen Strick daraus zu drehen, im wahrsten Sinne..." Auch er hätte ihn gern dabei gehabt, aber die Gefahr war einfach zu groß. Seine Freunde konnte er einfach nicht in so eine Lage bringen. Korbinian sah Mael an. "Aber... das wäre mehr als ungehörig Euch gegenüber." Langsam nickte der Andere, wobei sein Blick immer wehmütiger wurde. "Er hat ja auch Recht und das Letzte was ich wollen würde ist, euch alle in Gefahr zu bringen... Aber ich glaube, ich werde einen Kompromiss finden können...", meinte er zuversichtlich. Er blickte den Spielmann sanft an und lächelte. "Es ist egal, ich möchte es so... Du brauchst mich nicht siezen nur weil ich adelig bin! Wenn ich könnte, würde ich sofort gegen ein einfaches Leben tauschen..." "Und wenn wir uns da treffen? Könnt Ihr uns nicht unter einem Vorwand nachreisen?" Wieder blickte er Mael in die Augen. Diese blauen Augen, die ihn jetzt schon völlig vereinnahmt hatten... Korbinian schluckte. "Wenn ich könnte, würde ich dir die Freiheit schenken", sagte er dann leise. "Ich würde dir alles geben, was du willst, wenn ich dafür nur bei dir sein dürfte." Mael nickte leicht und lächelte dabei. "Diese Idee ist mir auch schon gekommen und ich weiß auch schon wie... Meine Großmutter wohnt im Nachbarort von dem, wo die Veranstaltung stattfindet und es wird sich keiner wundern, wenn ich zu ihr reise!"; erklärte er begeistert. Was Korbinian wohl davon halten würde? Aber dann wurde er wieder trübsinnig, streckte eine Hand aus, um seinem Gegenüber über die Wange zu streichen. "Alles was ich will bist du...", flüsterte er wehmütig. "Und bald muss ich schon wieder gehen.. Es ist zum Verrücktwerden..." Seine Großmutter? Das war ja praktisch... Der Spielmann wirkte recht zuversichtlich und nickte. "Wir müssen nur aufpassen, dass sie uns nicht so zusammen sieht..." Aber das war ja wohl eine Kleinigkeit. Bei Maels folgenden Worten wurde Korbinian allerdings feuerrot und sah den anderen Mann mit großen Augen an. "Ich?!" Aber was das Gehen anbelangt, hatte er schon einen Plan. Er lächelte und legte sogleich einen Arm um den Spielmann, wenn dieser es zuließ. "Keine Sorge, sie hält nichts von den Ständen und akzeptiert auch meine Homosexualität. Genau genommen ist sie das einzige Familienmitglied, das mich wirklich versteht...", erzählte er. Als ihm bewusst wurde, was er von sich gegeben hatte, errötete er ebenfalls. "Ja... Ist das denn schlimm? Habe ich dich verärgert damit?" Gern ließ er sich das gefallen und hörte Mael ruhig zu. "Das ist gut... Aber muss ich dann bei ihr vorstellig werden?" Wie verhielt man sich angemessen gegenüber so einer Dame? Aber er war froh, dass Mael wenigstens einen Menschen hatte, der ihn so akzeptierte wie er war. "Nein, das ist es nicht. Das kommt nur reichlich plötzlich..." Noch immer zierte eine gewisse Röte seine Wangen. Inzwischen stand für Korbinian fest, dass er sich heute Nacht in das herrschaftliche Haus schleichen würde... Die Worte Korbinians ließen ihn nachdenklich werden, bevor er unschlüssig mit den Schultern zuckte. "Ich weiß es nicht, aber wenn ja dann wird dies bestimmt gut ablaufen, sie ist wirklich eine sehr freundliche und verständnisvolle Frau, ich bin sicher ihr werdet euch mögen!", erklärte er überzeugt, ehe er reichlich verlegen wurde. "Entschuldige.. Ich wollte dich wirklich nicht überrumpeln damit..." Der Spielmann konzentrierte sich ganz auf die Berührung der Hand an seiner Schulter. "Das macht nichts. Es ist nur... Eigentlich wollte ich standhaft bleiben und diese Gefühle vergessen. Aber du machst es mir ganz schön schwer..." Er grinste knapp und legte nun seinerseits zögerlich einen Arm um Mael. "Das könnte ich aber von dir ebenso behaupten..", erwiderte er, sah den Spielmann dabei mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen an. Es war schon merkwürdig... 19 Jahre lang war er ein recht gefühlskalter, selbstbewusster Mensch gewesen, doch seit er den Spielmann erblickt hatte, begann die Fassade langsam zu bröckeln. Aber es war ein schöner Gefühl, wie sie miteinander umgingen. Auch wenn es alles Andere als leicht werden würde, wollte er zumindest versuchen, mit Korbinian eine Beziehung aufzubauen. Korbinians Blick ruhte eine Weile auf Maels Gesicht. "Du bist so hübsch, wenn du lächelst. Das solltest du öfter tun", meinte er ganz unschuldig und ehrlich. An so etwas wie eine Beziehung wagte er noch gar nicht zu denken, oder auch nur an mehr als Küssen. Der Spielmann war schon sehr glücklich und zufrieden damit, dass Mael ihn bei sich haben wollte und sie einander so locker im Arm hielten. Am liebsten hätte er ihn niemals wieder los gelassen. Eine leichte Röte legte sich nun auf das Gesicht des jungen Adeligen aufgrund des ungewohnten Kompliments des Spielmannes. "Ich werde mir Mühe geben", erwiderte er ebenso ehrlich. Auch bei ihm war dies bisher nur Wunschdenken, denn ihm war klar, dass es schwierig werden würde. Denn immerhin gab es ja einige, denen es missfallen würde, wenn man sie zusammen sehen würde.. "Gut!" Sehr zufrieden sah er den jungen Adligen an und lehnte sich leicht gegen ihn. Dass sein Bruder mit ihm schimpfen würde, war ihm gerade egal. Er hatte hier das hübscheste Menschenkind im Arm, dem er je begegnet war und hatte einen wunderbaren Kuss bekommen. Was brauchte man denn mehr? "Ach, am liebsten würde ich dich gar nicht wieder gehen lassen..." Es war sehr schön, dass der Andere sich gegen ihn lehnte und am Liebsten wäre er ewig so sitzengeblieben. Doch ein Blick gen Himmel sagte ihm, dass es nun langsam Abschied nehmen hieß für heute, da die Nacht schon hereingebrochen war. Er strich ihm kurz über den Arm, wehmütig lächelnd dabei. "Ich würde am Liebsten auch nicht mehr hier weggehen, aber ich muss leider, nicht dass es noch Ärger gibt. Und deine Leute vermissen dich bestimmt auch schon..." Korbinian gab einen widerwilligen Laut von sich und blickte auf. Gespielt beleidigt sah er Mael an. "Ich bin schon groß, ich darf lange weg bleiben... Solange ich morgen früh wieder bei ihnen bin, macht es nichts." Aber er wollte nicht, dass Mael Ärger mit seinen Eltern bekam. "Doch ich will dich nicht aufhalten. Wenn du nicht zeitig wieder da bist, verbietet man dir vielleicht, morgen wieder auf den Markt zu kommen..." Auch Mael fiel es alles Andere als leicht, nun zu gehen, aber er musste dies eben tun. "D kannst dir gar nicht vorstellen, wie nervig es ist, so gut wie immer überwacht zu werden.. Wenn ich könnte, würde ich ausbrechen, doch das geht nicht... Aber ich will mich nicht beklagen, ich könnte es schlechter haben...", erzählte er, nahm den Spielmann nochmal in den Arm, um ihm ein Küsschen zu geben, ehe er sich langsam zum Gehen wenden wollte. "Na dann... Bis morgen hoffentlich!" Nein, das konnte er sich wirklich nicht vorstellen. Selbst als seine Eltern noch lebten, war er sicher nicht so gut 'behütet' gewesen, wie der arme Mael nun. Korbinian drückte ihn noch einmal an sich als wollte er sich das Gefühl ganz genau einprägen, ließ ihn dann widerstrebend los. "Ja, bis morgen..." Er winkte ihm nach. Ach, morgen! Das würden sie noch sehen... Der Spielmann blieb auf der Lichtung und wartete geduldig auf den Sonnenuntergang. Mael schmiegte sich nur zu gerne nochmal an den anderen Mann, hätte am Liebsten gewollt, dass dieser ihn aufhalten würde oder dergleichen. Aber das würde den Abschied ja auch nur verschieben. Auch er winkte dem anderen Mann zum Abschied nochmals, bevor er sich zu seinem Haus aufmachte. Diesmal aber nahm er den Weg über den Baum hoch zu seinem Zimmer, hatte die Balkontür offengelassen, um sich so unbemerkt einschleichen zu können. Dort angekommen, entzündete er erst mal eine der im Raum stehenden Feuerschalen, ließ sich dann auf sein breites Himmelbett fallen, über das Geschehene nachsinnend. So wartete er, bis es dunkel wurde und schlich dann dem jungen Mann hinterher, so wie schon am Abend zuvor. Nun kannte er ja das Gelände und huschte geschwind von einer Deckung zur nächsten bis hin zu besagtem Baum. Noch mal sah er sich um, ob auch keine Beobachter zugegen waren, dann schwang er sich auf den ersten Ast. Rasch war Korbinian oben und warf einen prüfenden Blick in das Schlafzimmer, bevor er vom Baum auf den Balkon hüpfte. Er würde Mael immer noch auf dem Bett liegend vorfinden, mit dem Rücken zum Balkon. Dieser hatte immer noch keinen Schlaf gefunden, hing deshalb seinen Gedanken nach. Vor Allem die Frage wie das alles wohl weitergehen würde beschäftigte ihn sehr. Korbinian trat leise an die Tür heran und beobachtete Mael ein Weilchen. Er war wirklich bildschön... Schließlich fasste er sich ein Herz und klopfte an die Scheibe. Es wäre zwar reizvoll gewesen, sich weiter anzuschleichen und ihn zu überraschen, doch wollte er Mael ja nicht erschrecken. Mael war so in Gedanken versunken, dass er zuerst das Klopfen nicht bemerkte, erst beim wiederholten Male drang dies zu ihm vor und ließ ihn aufschrecken. So blickte er zur Scheibe, und war umso erstaunter, als er Korbinian erspähte. Schnell sprang er vom Bett, um die Tür zu öffnen und diesen einzulassen. "Was machst du denn hier?", flüsterte er, spähte dabei zur Zimmertür aus Angst, dass diese sich jeden Augenblick öffnen könnte. Der Spielmann grinste ihn frech an. "Dich besuchen? Bis morgen ist es noch so lange hin..." Korbinian legte die Arme um Mael und gab ihm einen Kuss. Was sie hier machten war mehr als nur verboten, aber es hatte auch seinen Reiz. Dass jemand hereinkommen konnte, daran dachte er gar nicht. Er ging ganz automatisch davon aus, dass man aus Höflichkeit nicht einfach in fremde Schlafzimmer hineinspazierte. Mael sah den Spielmann noch eine Weile ungläubig an. War er denn verrückt? Bekam er denn keinen Ärger? Er war sich sicher, dass dessen Bruder ihm die Hölle heiß machen würde, wenn dieser herausfand, wo sich Korbinian aufhielt... Doch auch er schob alle Zweifel beiseite, nahm Korbinian wortlos in die Arme. Besagter genoß die Nähe zu Mael sichtlich und löste sich erst nach mehreren Minuten wieder von ihm. Sollte er ihn ruhig verrückt nennen. Er wollte einfach nicht so schnell wieder von ihm getrennt sein. Wer wusste schon, wie viel Zeit sie haben würden? Da wollte er jede Minute ausnutzen... Am Liebsten hätte Mael ihn nie mehr gehen lassen, er hatte sich noch nie so wohl wie in der Nähe des Spielmannes gefühlt. Und im Moment beschloss er einfach nicht über das Wenn und Aber nachzusinnen, sondern einfach nur den Augenblick zu genießen. Das der Raum lediglich nur von der Feuerschale erhellt wurde, hatte schon fast was Romantisches fand er. Beinah andächtig betrachtete er Mael und ließ seine Finger zwischen dessen lange Haare gleiten. Es war wie ein Märchen... ein zuckersüßes Märchen. Aber wenn es eines wäre, dann würde er seinen Märchenprinzen jetzt entführen und sie würden irgendwo zusammen glücklich werden. Korbinian ließ den Blick durch den Raum schweifen. So lebte Mael also... Nur zu gerne ließ der Adelige sich Korbinians Handlung gefallen, betrachtete diesen dabei eingehend, konnte sich einfach nicht sattsehen an dem hübschen jungen Mann. Korbinian würde sehen, dass sie sich in einem sehr großen Raum befanden, in jeder Ecke stand eine Feuerschale. An der linken Seite befand sich das riesige Himmelbett, sowie ein Nachttisch links und eine Frisierkommode rechts davon. Auf der anderen Seite des Raumes befanden sich ein Schreibtisch sowie einige Bücherregale. Sein Blick blieb kurz an den Regalen hängen. So viele Bücher... "Hast du die alle gelesen?", fragte er. Auch wenn das jetzt die romantische Stimmung zerstörte, die Neugier überwog gerade. Korbinian wollte gerne mehr über Mael wissen, über dessen Leben und Persönlichkeit. Fragend sah er ihn an. Abermals stahl sich ein kleines Lächeln auf das Gesicht des Weißhaarigen bei Korbinians Frage, welche er mit einem Nicken beantwortete. "Ja, aber manchmal habe ich auch nichts Besseres zu tun. Zumal ich eine regelrechte Leseratte bin", erzählte er. "Ach so..." Jetzt wusste er zumindest, dass Mael Bücher mochte. Korbinian lächelte ihn an. "Was machst du denn noch gern?" Ihm stand der Sinn nach einer leichten Unterhaltung ohne über ihre Probleme oder ihre möglicherweise nur sehr kurze Beziehung nachzudenken. Bestätigend nickte er, sich wieder an den Spielmann lehnend, sofern dieser es zuließ. "Ich spiele gerne Harfe und singe auch wahnsinnig gerne und manchmal zeichne ich. Ab und an reite ich auch aus, aber zurzeit kommt das selten vor", erzählte er, dabei Korbinian lächelnd anblickend. "Wollen wir uns vielleicht setzen? Wir müssen doch nicht die ganze Zeit stehen!" Aufmerksam hörte er ihm zu und nickte dabei. "Du musizierst? Warum hast du das nicht früher erzählt?" Aber er machte sich keine Illusionen, dass sie das mal würden zusammen tun können. Und jetzt wäre es wohl auch eine ziemlich blöde Idee gewesen, wenn sie nicht das ganze Haus wecken wollten. Korbinian lief ein paar Schritte durch den Raum. "Wie du möchtest. Ich bin schon froh, dass ich hier sein kann..." Mael zuckte mit seinen Schultern, dabei recht verlegen wirkend. "Ich weiß nicht, es ergab sich eben bisher noch keine Möglichkeit. Wir kennen uns ja auch noch nicht allzu lang. Aber irgendwann werden wir zusammen spielen, das verspreche ich dir", erwiderte er, auch wenn er wusste, dass er dieses Versprechen wohl nicht würde einhalten können. "Aber du hast Recht, eigentlich ist es egal... Hauptsache, wir sind zusammen! Kannst du die ganze Nacht bleiben? Oder ist uns nur wieder bemessene Zeit vergönnt?" Korbinian machte noch zwei Schritte, lächelte Mael über seine Schulter hinweg an. "Wirklich?" Das freute ihn sehr. Er machte eine schnelle Drehung und warf sich in Maels Arme. "Ich kann bleiben, solange du willst! Wenn man mich fragt, sage ich einfach, ich bin mit einem Mädchen mit gegangen..." Der Spielmann grinste. Mael nickte, geriet aber dann ein wenig aus dem Konzept, als Korbinian sich schwungvoll in seine Arme warf, welche sich rasch um den Spielmann schlossen und diesen zu sich zogen. "Wenn es nach mir ginge, könntest du für immer bleiben, aber das geht wohl leider nicht...", bedauerte er, grinste dann aber zurück. Doch plötzlich kam ihm ein Gedanke. "Aber was ist mit deinem Bruder? Denkst du nicht, dass er dich durchschauen wird?" "Wieso? Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich eine Nacht weg bleibe wegen einer Frau. Dass wir uns so nah gekommen sind, glaubt er bestimmt nicht. Du wirkst nicht wie jemand, der sich auf einen Spielmann einlässt..." Korbinian kuschelte sich an Mael. Er durfte also wirklich bei ihm bleiben heute Nacht? Abermals hob er die Schultern. "Gut, wenn du das so sagst wird es wohl so stimmen. Ich hoffe nur, dass er in diesem Glauben ist, denn ich möchte nicht, dass du wegen mir in Schwierigkeiten gerätst, das ist es nicht wert", erklärte er ernst, ehe er sich seinerseits ebenfalls an Korbinian kuschelte, sanft lächelnd. "Also wenn du willst, würde ich mich freuen, wenn du hierbleiben würdest..." Der Spielmann seufzte leise. "Mach dir keine Gedanken um mich. Auch wenn er schimpft, was soll er tun? Ich bin kein Kleinkind mehr!" Es gefiel ihm nicht, seinen Bruder so zu hintergehen, aber gegen Gefühle konnte man eben nichts machen. Er sah Mael tief in die Augen. "Gern", erwiderte er lächelnd. Mael verzog etwas missmutig das Gesicht, konnten ihn die Wort ihn nicht wirklich beruhigen. Doch er wollte sich jetzt eigentlich auch keinen trüben Gedanken darüber hingeben, was alles sein konnte, sondern einfach froh drum sein, dass Korbinian bei ihm war. Als dieser ihm so tief in die Augen blickte, erfassten wieder Hunderte Schauer seinen Körper, ein wirklich schönes Gefühl. Gerade wollte er sich vorbeugen, um den Anderen wieder zu küssen, als er etwas vernahm. Jemand klopfte an der Tür... Nur zu gern hätte er ihn geküsst, doch das Klopfen ließ ihn erstarren. Panik ergriff ihn. Korbinian gab Mael einen flüchtigen Kuss auf die Wange und war mit zwei Schritten zur Balkontür hinaus, landete mit einem Sprung im Baum und drückte sich dort, verborgen zwischen Blättern und Zweigen gegen den Stamm. Der Spielmann hielt den Atem an und lauschte angespannt in die Nacht hinein. Jetzt wurde er sich seinem Leichtsinn und seiner Dummheit bewusst. Auch Mael gefror das Blut in den Adern, als er das Klopfen hörte. Er wollte Korbinian gerade unter das Bett scheuchen, als dieser schon geistesgegenwärtig zum Balkon hinausflüchtete. War dieser schon gegangen oder wartete er? Doch das war gerade nicht wichtig, sein Augenmerk lag nun auf der Tür, die sich öffnete und eine Bedienstete trat herein. Mael konnte sie ziemlich schnell abspeisen, hatte sie nur gefragt, ob er wohl noch was brauche. Nun, da sie weg war, trat er zum Balkon, um zu sehen, wo Korbinian war. Korbinian hockte mit klopfendem Herzen auf seinem Ast und starrte zur Tür. Erst als er Mael heraustreten sah, atmete er erleichtert auf und kam hervor. "Das war knapp...", meinte er leise und kletterte wieder auf den Balkon. "Ich würde ja sagen, wir gehen zu mir... aber da wären wir noch weniger ungestört." Er lächelte Mael entschuldigend an und wollte nach seiner Hand greifen. Mael nickte und man sah ihm den Schock immer noch an, der ihm in den Gliedern steckte. "Ja, das war es... Das hätte ziemlich ins Auge gehen können", erwiderte er ebenso leise, den Anderen wieder mit seinen Blicken fixierend, dessen Hand ergreifend und sanft festhaltend. "Warum muss das Leben immer so ungerecht sein?" "Wenn es einfach wäre, wüssten wir unser Glück gar nicht zu schätzen... Aber es ist auch egal." Lieber wollte er die Zeit mit Mael genießen als jetzt über solche Dinge zu philosophieren. Der Spielmann lehnte sich gegen ihn. "Und was wollen wir nun tun? Bist du müde?" Er machte sich keine Hoffnungen, mehr als Küsse zu bekommen. Doch irgendwie fand er es auch vermessen, auch nur daran zu denken, dass Mael ihm vielleicht irgendwann mehr geben würde. Mael nahm den Spielmann wieder in seine Arme, es fühlte sich einfach zu gut an, ihn zu berühren und so zu halten. Bei dessen Frage zuckte er kurz wieder mit seinen Schultern. "Nein ich bin nicht müde, ich möchte noch Zeit mit dir verbringen. Aber ich weiß auch nicht, was wir nun tun sollen. Was möchtest du denn am Liebsten machen?", flüsterte er in dessen Ohr. Korbinian ließ sich nur zu gern in den Arm nehmen. "Ich möchte gern ganz nah bei dir sein... Halt mich nur weiter so fest, dann ist es gut." So ganz konnte er immer noch nicht glauben, dass dieser hübsche, junge Mann, der aus so vornehmen Hause kam, nun hier stand und ihn umarmte. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, dass er hier bleiben könnte... Angesprochener nickte zustimmend bei dessen Worten, lehnte sich noch etwas mehr an den Spielmann, der Bitte dabei nur zu gern nachkommend. Auch ihm kam es wie ein Traum vor, dass sie einander Zuneigung gaben, zwei Männer aus zwei unterschiedlichen Schichten, zwei Welten. "Ich freue mich schon darauf, wenn wir im Norden sind, dort können wir zusammen sein, ohne Angst vor Verfolgung zu haben...", wisperte er sanft. Ja, zusammen sein ohne Angst... Er lächelte bei der Vorstellung. Korbinian gab sich der Fantasie hin, dass sie bei Maels Großmutter zu Gast sein und dort im Garten unter einem Baum sitzen konnten wie ein normales Paar. "Ja, das ist eine schöne Vorstellung, nur dauert es leider noch eine Weile." Er schlang die Arme um Mael. "Ich werde dich vermissen auf der Reise." Mael nickte versonnen, auch er stellte sich das ziemlich schön vor. Doch wie würden die anderen Spielleute reagieren, wenn sie ihn im Norden sehen würden? Wäre er ihnen gleichgültig oder würden sie ihm gegenüber feindselig reagieren? Abermals seufzte er wehmütig bei Korbinians Worten. "Ich würde zu gerne mit euch reisen, doch das geht leider nicht. Ich will euch keinen Ärger einhandeln"; erklärte er, gedankenverloren aus dem Fenster blickend. "Das wäre schön. Doch ich weiß nicht, ob dir das gefallen würde. Unsere Art zu Reisen ist sicher nicht immer die Angenehmste..." Wenn seine Freunde fragen würden, dann bekämen sie wohl die gleiche Lüge aufgetischt, wie Maels Eltern: Er war eben zu Besuch bei seiner Großmutter. Und die Gauklertage zogen ja immer viel Publikum an... Korbinian löste sich von ihm und setzte sich auf das Bett. "Mach dir nicht immer so viele Gedanken..." Mael zuckte mit den Schultern und beschloss, nicht weiter auf das Thema einzugehen. Wahrscheinlich hatte Korbinian Recht und er zerbrach sich zu sehr den Kopf. Doch er wollte eben nicht das verlieren, was er gerade erst bekommen hatte. Langsam ließ er sich auf das Bett fallen, dabei Korbinians Hand ergreifend und diese leicht streichelnd. Korbinian betrachtete ihre Hände. Nun konnte er es dem anderen Mann sicher sagen ohne sich schämen zu müssen. "Du hast sehr schöne Hände, weißt du das?" Er streckte sich neben Mael aus und genoss für einen Moment das Gefühl auf dem weichen Bettzeug zu liegen. Er fühlte sich wie die Prinzessin auf der Erbse. Mael errötete wieder leicht, als er das Kompliment vernahm. "Danke... Und du hast ein sehr schönes Gesicht!", erwiderte er, die andere Hand dabei ausstreckend, um die weiche Haut zu berühren. Dann rutschte er näher zu Korbinian und wollte den Kopf auf dessen Brust legen, wenn dieser es zulassen würde. Er mochte dieses Gefühl der Nähe einfach. Der Spielmann lächelte leicht und errötete ebenfalls ein wenig. "Danke... Aber... genau genommen ist alles an dir wirklich schön." Dass Mael sich so an ihn kuschelte, gefiel ihm sehr. Korbinian legte den Arm um ihn und schloss zufrieden die Augen. Der Andere war so ein hübscher, liebenswerter Mensch. Er konnte doch jeden haben, wenn er nur wollte... und dann lag er hier in den Armen eines Spielmanns. Unbegreiflich... Nun war es wieder an Mael zu erröten. "Aber du bist doch mindestens genauso hübsch, wenn nicht sogar hübscher! Ich verstehe wirklich nicht, wie du bisher Pech haben konntest! Aber eigentlich ist das auch nicht wichtig." So lehnte er sich an den Anderen, lauschte dem Schlag seines Herzens und war einfach nur glücklich, so einen hübschen Mann an seiner Seite zu wissen. An den nächsten Tag wollte er nicht erst denken.. Wieso er bisher Pech gehabt hatte? Korbinian zuckte mit den Schultern. "Es war einfach nie die Richtige dabei. Und ein bisschen mehr als ein paar große Augen und ein tiefer Ausschnitt muss eben schon dran sein, damit man richtige Zuneigung entwickeln kann. Aber das ist ein anderes Thema." Nein, dem Mann, in den er sich gerade derart verliebt hatte, wollte er jetzt nicht von seinen Eroberungen erzählen, aus denen dann ohnehin nie etwas Ernstes geworden war. Sacht strich er ihm mit der Hand über den Kopf. So weiches, hübsches Haar... Geduldig lauschte er, nickte ab und an verstehend, auch wenn er bei dem Thema nicht so wirklich mitreden konnte, hatte er noch nie eine Beziehung mit einer Frau geführt. Aber mit dem Thema wollte er sich ebenfalls nicht beschäftigen, sondern lieber wieder in Korbinians unglaublich grüne Augen blicken. Dies hätte er wirklich ewig tun können und auch ihn hatte es richtig schlimm erwischt. Noch vor wenigen Tagen hätte er wohl verächtlich gelacht, wenn man ihm gesagt hätte, dass ein Spielmann ihn so in seinen Bann ziehen würde. Da ging es Korbinian nicht viel besser. Bereits jetzt liebte er diese blauen Augen, konnte kaum den Blick von ihnen abwenden. Wie schön sie doch waren... Wie Juwelen. Er lächelte träumerisch und beugte sich zu Mael hinüber, um ihn erneut zu küssen. Gerade war er überglücklich, hier zu sein. De Jüngere war wie gefangen vom Anblick des Anderen, vollkommen verzaubert von dessen Lächeln. Da sie ja vorhin unterbrochen worden waren, ging er nun nur zu gerne auf den Kuss ein, schloss genießerisch seine Augen dabei. Er hatte für sich beschlossen, nicht mehr u denken, sondern nur noch zu fühlen. Korbinian beschloss, ein wenig weiter zu gehen und ließ seine Hände über Maels Körper wandern. Arme, Schultern, Rücken, Oberschenkel, Brust... Die Wärme, die von Maels Körper ausging, fühlte sich sehr gut an. Er mochte diese Nähe wirklich sehr, ebenso das Gefühl, diese weichen Lippen auf seinen zu spüren. Der Gedanke, hier bei ihm liegen zu dürfen, ließ ihm ganz warm werden. Mael ließ sich das nur zu gerne gefallen, quittierte Korbinians Handeln mit einem zufriedenen Seufzen. Das war wirklich ein sehr angenehmes Gefühl dieses wohlige Kribbeln, dass die Berührungen seiner Finger auf seiner Haut auslösten. Doch er wollte nicht allein in den Genuss kommen, weshalb er nun seinerseits Korbinian so liebkoste. Die Berührung der schlanken Finger gefiel ihm doch sehr. Er küsste ihn liebevoll, hauchte nun auch sanfte Küsse auf Maels Wangen und seinen Hals. Wie weich seine Haut war... "Wenn dir das zu weit geht, sag es nur", meinte Korbinian und strich ihm kurz das Haar aus dem Gesicht. An die Küsse des Anderen könnte er sich wirklich gewöhnen, war schon beinahe süchtig danach. Als Korbinian sich weiter vorwagte, jagten weitere wohlige Schauer durch seinen Körper, vernünftig denken tat er schon lang nicht mehr. So nickte er nur um zu signalisieren,dass er verstanden hatte, küsste den Spielmann nun seinerseits, seine Hände streichelnd ebenfalls über dessen Rücken schickend. Der Spielmann zog Mael dicht an sich heran und schmiegte sich sehnsüchtig an den anderen Körper. Zurückhaltung und der Vorsatz, sich zu benehmen, verloren sich mehr und mehr. Er seufzte zufrieden in ihren Kuss hinein. Wie weit konnten sie gehen? Und wie hoch war das Risiko, erwischt zu werden? Der junge Adelige hielt kurz inne, erhob sich dann, um die Tür vorsorglich abzusperren, die Balkontür zu schließen und die Vorhänge zuziehen. Sicher war sicher. Falls er doch angesprochen werden würde, musste er sich eben irgendwas einfallen lassen. Aber diesen schönen Augenblick wollte er sich jetzt nicht nehmen lassen. So begab er sich wieder zu Korbinian, um ihn sehnsüchtig zu küssen, während seine Hände wieder auf Wanderschaft gingen. Er folgte Mael mit dem Blick. Gute Idee... Als dieser zu ihm zurückkehrte, lächelte der junge Spielmann ihn an und schlang gleich wieder die Arme um ihn. Willig gab er sich der Illusion hin, dass sie zusammen glücklich werden konnten und es kein Morgen gab. Bereitwillig ließ er sich wieder in die Arme des Spielmannes ziehen, küsste diesen immer wieder, strich ihm über Wange und Hals, langsam hinunter wandernd und an der Hüfte dann wieder hinauf. Alle Gedanken an morgen und mögliche Konsequenzen schob er weit von sich,wollte sie gerade nicht wahrhaben.. Der Spielmann schmiegte sich dicht an Maels Körper. Die Berührungen des Anderen prickelten angenehm und er wollte gerne mehr davon. Aber... Er löste ihren Kuss, Mael fragend ansehend. "Wie weit willst du gehen?", fragte er und sein Blick hing an den Lippen des jungen Mannes, die er gerade so begehrte. Dieser zog ihn so dicht an sich heran wie es nur möglich war, so als könne er von der Nähe des Spielmannes nie genug bekommen. Doch als dieser die Frage stellte, sah er ihn unsicher an. Einerseits verlangte es ihn nach dem Anderen, doch andererseits war es vielleicht nicht gerade klug, wenn sie sich hier in der Höhle des Löwen einander hingaben. "Ich weiß nicht..." Nachdenklich sah er ihn einen Moment an, dann sank der Kopf des Spielmanns auf Maels Brust. "Wir sollten das vielleicht nicht machen. Nicht hier... Wenn man uns erwischt, sind wir dran." Seine Hand glitt über Maels Körper. Angesprochener sah kurz zu dem Spielmann hinunter, ehe er wieder die Arme um diesen legte, leise seufzend. "Du hast Recht, es ist besser so... Ich will nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst...", erwiderte er geknickt. Es war doch wirklich zum Davonlaufen, diese Geheimniskrämerei! Und jetzt standen sie ja erst am Anfang ihrer Beziehung oder wie auch immer man dies nennen mochte... Der Andere schloss die Augen und seufzte. "Aber ich bin schon sehr froh, dass ich hier bei dir sein darf. Dass du überhaupt mit mir redest..." Er lauschte Maels Herzschlag und fühlte sich bei ihm gerade sehr geborgen. Ein Gefühl, dass er bisher nur bei sehr wenigen Menschen gehabt hatte. Wenn es nur für immer so sein könnte... Mael zog nun etwas erstaunt eine Augenbraue in die Höhe, ihn argwöhnisch beobachtend. "Ich bin auch sehr froh, dass du bei mir bist! Aber wieso sollte ich nicht mit dir reden? Nur, weil ich angeblich was besseres sein soll als du?", fragte er, dann traurig den Kopf schüttelnd. "Am Liebsten würde ich einfach mit dir abhauen... Irgendwohin, egal wo... Aber das ist blödsinnig..." "Wir müssten nur weit genug weggehen... Aber du hast Recht. Es ist Blödsinn. Sie kriegen uns, bevor wir über die Grenze sind. Wir müssten dich schon ziemlich verkleiden und selbst dann sind unsere Chancen gering." Korbinians Hand schloss sich um Maels Schulter. "Dafür haben dich zu viele Leute bei uns gesehen." Er ließ sich schwungvoll nach hinten fallen und schloss resigniert seufzend seine Augen. "Mittlerweile hasse ich es, adlig zu sein und ich spiele mit dem Gedanken, irgendeinen Mist zu bauen, dass man mich verstößt und enterbt... Doch ob das so eine gute Idee wäre? Ach, es ist alles so wahnsinnig kompliziert! Und das mit dem Weggehen würde ich nie machen, ich will nicht, dass ihr in Schwierigkeiten geratet..." Sein Blick ruhte auf Mael. "Das solltest du dir wirklich gut überlegen. Immerhin... es ist deine Familie. Du könntest nie wieder zurück." Er krabbelte zu ihm und legte sich neben den hübschen jungen Adligen, gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Überlege es dir. Und wenn du es wirklich willst... Es könnte ja sein, dass du auf der Rückreise von deiner Großmutter einfach nicht wiederkommst. Das verschafft uns Zeit." Abermals seufzte er, nickte dann langsam, den Kuss genießend. "Ja, ich überlege es mir... Aber so wie ich meine Leute kenne, würden sie vermutlich sofort nach mir suchen lassen... Aber lass uns nicht drüber reden.... irgendeine Lösung werden wir schon finden... Und wer garantiert uns, dass es wirklich mit uns klappt? Das ist alles so unsicher..." Eigentlich wollte er die schlechten Gedanken vertreiben, aber gelingen wollte ihm dies nicht. Korbinian strich ihm mit den Fingern sacht über die Wange. "Du denkst viel zu negativ, weißt du das? Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist." Er lehnte den Kopf gegen das weiße, weiche Haar. "Im Moment sind wir hier und sollten genießen, was wir haben und dass wir einander haben, oder nicht? Die Probleme kommen morgen früh wieder..." Ärgerlich über sich selbst verzog er das Gesicht und nickte. Korbinian hatte Recht, er sollte lieber sich auf das konzentrieren, was er hatte und nicht auf die Zukunft... "Du hast Recht! Im Moment sind nur wir wichtig, niemand Anderes sonst", erwiderte er dann, Korbinian nun seinerseits einen Kuss auf die Wange gebend. Doch ewig konnten sie den Problemen ja auch nicht entfliehen, sondern mussten sich ihnen stellen... Lächelnd legte er die Arme um Mael. "Eben... Lass uns noch ein paar Stunden in unserer Traumwelt bleiben." So kuschelte er sich an ihn und schloss erneut die Augen. Er konnte es wirklich nicht mehr leugnen: Der Spielmann hatte sich bis über beide Ohren in den hübschen jungen Mann an seiner Seite verliebt. Mit diesem Gedanken nickte er schließlich ein. Wohlig seufzend kuschelte er sich in die Arme des Spielmannes, dabei versonnen lächelnd. Auch ihm war bewusst, dass er sein Herz an Korbinian verloren hatte, ein Gefühl, dass ihm sehr gut gefiel.. So schlief auch er schließlich friedlich ein... Als Mael am nächsten Morgen erwachte hörte er, dass im ganzen Haus schon reger Betrieb herrschte, was ihn aufschrecken ließ. Bestimmt würde man bald nach ihm sehen, wie jeden Morgen... Ein Blick auf die Standuhr neben dem Regal verriet, dass dies in einer Stunde der Fall sein würde. So versuchte er, Korbinian sanft wachzurütteln. Der junge Mann brummte leise und drehte sich auf den Rücken, ehe er die Augen öffnete und Mael etwas zerknautscht ansah. Wieso war es denn mit einem Mal so hell? Dann dämmerte ihm, dass er eingeschlafen und es nun längst Morgen war. Oh... Korbinian setzte sich auf. Dabei hatte er doch vor Sonnenaufgang verschwinden wollen in aller Stille... "Guten Morgen", meinte er leise, horchte auf die Geräusche im Haus. Mael lächelte ihn leicht an, strich dem Spielmann kurz über das Haar und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Guten Morgen! Ich will dich nur ungern verjagen, aber meine Bediensteten kommen bald zum Wecken.. Auch wenn ich dich gerne nie mehr gehen ließe..."; flüsterte er, den Anderen sehr bedauernd dabei anblickend. Korbinian erwiderte das Lächeln. "Ist schon gut, es geht ja nicht anders." Er erhob sich, richtete schnell seine Kleider und strich sich das Haar hinter die Ohren. "Wir sehen uns dann später auf dem Marktplatz, ja?" So gab er Mael noch einen letzten Kuss und trat dann rückwärts auf den Balkon hinaus. "Bis nachher." Mit zwei Sätzen war er auf dem Geländer und von da aus im Baum verschwunden. Mael nickte, wenn auch wehmütig, gab Korbinian noch einen Kuss, strich ihm noch leicht über die Wange. "Ja, bis später! Ich freue mich schon wieder darauf, euch spielen zu hören", flüsterte er sanft, obwohl es ihm nun primär um Korbinian ging. Er ließ den Anderen nicht mehr aus den Augen und als er dann aus seinem Blickfeld verschwunden war, machte er sich missmutig daran, die Zeit bis zum Wiedersehen einigermaßen schnell rumzukriegen. Langsam ließ sich der Spielmann hinunter gleiten, warf immer wieder Blicke hinauf zu Maels Zimmer. Unten angekommen verschwand er rasch im Gebüsch und lief zurück zu seinen Leuten. Den Fragen wich er aus, tischte ihnen die Geschichte von einem hübschen Mädchen auf, wie geplant. Doch es kostete ihn Mühe, sich zu konzentrieren und nicht die ganze Zeit träumend an Mael zu denken. Doch erst mal Frühstück... Wie sehr er sich doch auf den Nachmittag freute. Auch Mael konnte den ganzen Vormittag über nicht anders, als über Korbinian nachzudenken, rief sich jedes Detail von dessen Aussehen ins Gedächtnis. Er ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf... Wie ein geölter Blitz verschwand er schließlich nach dem Unterricht aus dem Gebäude in Richtung Marktplatz. Sein Herz schlug wie wild in seiner Brust und er wurde immer nervöser, je näher er dem Platz kam. Wie sollte er sich nun Korbinian gegenüber verhalten? So nervös wie gerade war er schon lange nicht mehr gewesen... Über den Platz schallte die Musik von Dudelsäcken, Schalmeien, Trommeln, Schellen. Die Spielleute gaben flotte Volkslieder zum Besten, drehten sich mit ihren Instrumenten im Kreis, dass ihre bunten Mäntel sie umwehten. Korbinian versuchte sich seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Ständig suchte sein Blick zwischen den Leuten auf dem Markt nach einer ganz bestimmten Gestalt... Schon von weitem vernahm Mael den geliebten Klang der Instrumente, ließ sich sofort von der Musik mitreißen und in ihren Bann ziehen. Schnell eilte er in die Nähe der Spielleute und gab sich erst zufrieden, als er ein bestimmtes Gesicht erblickte. Einen jungen Mann mit braunem Haar und wunderschönen grünen Augen... Und sofort war es wieder um ihn geschehen, er schmolz dahin wie weiche Butter bei diesem Anblick. Das Lied endete und alle blieben stehen, verneigten sich vor den Leuten. Als Korbinian unter ihnen Mael erblickte, lächelte er glücklich. Doch es war noch nicht Pausenzeit. Das nächste Lied folgte sogleich. Einer von ihnen schlug die Trommel und sie wogen sich im Takt. Der junge Sänger trat tänzelnd ein paar Schritte vor, dabei einen Text aus der Carmina Burana wiedergebend. Der aufmerksame Zuhörer erwiderte das Lächeln nicht minder glücklich, beobachtete Korbinian pausenlos. Auch beim nächsten Stück ließ er sich vom Rhythmus mitreißen, tanzte inmitten der anderen Zuhörer, froh, endlich mal unerkannt zu bleiben. So schnell würde man ihn wohl auch kaum erkennen, da er sein markantes weißes Haar unter einem schwarzen Kopftuch verborgen hatte, aber zumindest hatte Korbinian ihn erkannt, alles Andere war unwichtig. Schließlich hob der junge Spielmann seine Schalmei wieder an die Lippen und stimmte in das Spiel seiner Kameraden mit ein. Es freute ihn sehr, dass Mael das Stück wohl gefiel. Ihn so ausgelassen zu sehen, machte ihn gerade sehr glücklich. Es sorgte in jedem Fall für gute Stimmung auf dem Markt. Dem Lied folgte schnell das nächste, nicht minder flott und tanzbar. Den Spielleuten schien ihre Arbeit heute besonders Spaß zu machen. Jedenfalls beobachteten sie ihr Publikum mit sehr zufrieden Mienen Aber nach so viel Tanz und Anstrengung für ihre Zuhörer, musste auch eine kleine Pause sein. Sie verneigten sich wieder vor allen und ließen ihre Instrumente sinken. "Habt vielen Dank, Leute! Wir spielen später gerne noch ein paar Stücke für euch!", verkündete Korbinians Bruder und nahm eine Flasche vom Boden hoch. Mael genoss es einfach, zu tanzen und ausgelassen zu sein, ohne dass er sich drum scheren musste, dass er sich eventuell dadurch blamierte. Doch er war heilfroh, als die Pause angekündigt wurde, denn er wollte nun versuchen, sich mit Korbinian zu treffen. So verließ er die Menge unbemerkt, um im Schatten eines Standes auf den Spielmann zu warten. Korbinian setzte sich erst mal eine Sekunde, kramte dann alibimäßig in seinem Geldbeutel und verabschiedete sich bei den anderen mit der Begründung, schnell etwas besorgen zu wollen. Er lief über den Markt, macht einen Bogen hinter den Ständen entlang und stand schließlich vor Mael. "Hallo!" Ungeduldig wartete der Andere an der Bude. Hatte Korbinian ihn gesehen und würde er herkommen? Würde ihm jemand folgen? Fragen über Fragen... Umso erleichterter war er, als er den Spielmann ohne Begleitung ankommen sah und ein warmes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. "Hallo..." Zu gern hätte er ihn jetzt umarmt, doch sie waren noch immer in der Öffentlichkeit. "Aus dem Haus hat keiner was gemerkt?" Ein wenig Sorge hatte er ja schon, dass ihm möglicherweise jemand auf dem Grundstück gesehen hatte. Doch dann wäre Mael wohl kaum hier, oder? "Heute habe ich leider nicht so viel Zeit für dich. Ich darf nicht schon wieder abhauen, sonst werden die anderen misstrauisch..." Verneinend schüttelte er den Kopf bei Korbinians Frage, auch er unterließ es wohlweislich, den Anderen zu umarmen, auch wenn es ihm alles Andere als leicht fiel. Resigniert seufzte er, nickte aber dann verstehend, es war schön genug gewesen, dass sie die vergangene Nacht zusammen hatten verbringen können, das sollte man nicht über strapazieren. Sonst konnte es vielleicht passieren, dass man Korbinian nicht mehr wegließ, zumal dessen Bruder ohnehin nicht so gut auf Mael zu sprechen war, wie es schien. "Aber es ist schön, dass du kommst und zuhörst." So konnten sie wenigstens irgendwie zusammen sein. Doch was das anging, hatte er schon wieder eine Idee. Ein freches Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des Spielmanns. "Sag mal... Schaffst du es, dich unbemerkt nachts raus zu schleichen?" GEfragter nickte, dabei wieder mal tief in die grünen Augen Korbinians blickend. "Aber das mache ich doch gerne! Wenigstens können wir so einander sehen...", erklärte er, wurde aber dann bei der Frage des Anderen hellhörig. "Das wäre nicht das erste M, dass ich dies mache... Also dürfte es kein Problem darstellen..:" Der Spielmann grinste weiter und kam Mael kurz sehr nah. "Mitternacht auf der Lichtung?", flüsterte er ihm zu. "Jetzt muss ich aber auch leider wieder gehen... Ein paar Münzen brauchen wir noch für heute..." Wehmütig machte er ein paar Schritte rückwärts, den Blick nicht von Mael lassend. Ach, wenn der Tag doch schon vorbei wäre... Mael hörte Korbinians Worten sorgsam zu, nickte zustimmend. Irgendwie war dies alles ziemlich aufregend... Kurz, wie zufällig, strich er über dessen Hand, ehe er sich nur ungern von ihm entfernte, dabei sehnsüchtig auf die Nacht wartend... Nachdem ihr Sänger zurückgekehrt war, gingen die Spielleute weiter ihrem Tagwerk nach, bis sich der Markt leerte. Sie packten ihre Sachen zusammen und zogen sich in ihren Unterschlupf zurück. Dabei vermied Korbinian es, sich noch einmal umzudrehen und nach Mael zu schauen, auch wenn er das gern getan hätte. Doch er wollte sich nicht verraten. Auch er wartete sehnsüchtig darauf, dass die Sonne unterging und sie sich gefahrlos treffen konnten. Wie genau Mael den Tag schließlich rumgebracht hatte, ohne permanent an Korbinian denken zu müssen, war ihm zwar ein Rätsel, aber umso aufgeregter war er, als die Nacht hereinbrach und er sich langsam aus dem Zimmer stahl über den Balkon. Keiner würde nach ihm sehen, da er verkündet hatte, dass er sich nicht wohlfühle und deshalb absolut ungestört sein wolle. Doch vorsichtshalber hatte er sein Zimmer wieder verschlossen. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er unbeobachtet war, eilte er im Schatten der Dunkelheit zum Treffpunkt, wartete dort sehnsüchtig auf den Spielmann. Die Zeit schien zu kriechen. Wie jeden Abend saßen die Spielleute in ihrer kleinen Behausung noch zusammen und redeten, bis sich schließlich alle schlafen legten. Nur einer nicht... Korbinian lag da und wartete, bis er sich sicher war, dass alle fest schliefen. Erst dann schlich er sich hinaus und durch den Wald zu der Lichtung. Als er Mael dort erblickte, machte sein Herz einen kleinen Sprung. Eilig lief er auf diesen, zu um ihn gleich in die Arme zu schließen. Maels Herz schlug wieder mal bis zum Hals, als er den Spielmann auf sich zukommen sah. Er hoffte, dass diese angenehme Aufregung sich niemals legen würde, es war ein sehr gutes Gefühl. Als der Spielmann ihn in seine Arme schloss, hielt er diesen sehr fest, ihm über das Haar streichend. "Ich hab dich so vermisst...", wisperte er, auch wenn sie einander nur wenige Stunden zuvor gesehen hatten. Nur zu gern ließ er sich so in die Arme nehmen und streicheln. "Ich dich doch auch... Es ging leider nicht früher. Die Anderen haben noch gequatscht..." Er gab Mael einen Kuss auf die Wange und lächelte ihn an. "Aber jetzt sind wir ja ungestört." Mael war überglücklich den anderen Mann ebenfalls in seinen Armen halten und streicheln zu können. "Aber das macht doch nichts! Hauptsache, wir sind hier zusammen! Alles Andere zählt nicht..." Korbinian nickte und lehnte den Kopf gegen Maels Schultern. Er hätte ewig hier stehen und sich von ihm festhalten lassen können. "Ja, das ist die Hauptsache." Ein kurzes Lächeln glitt über sein Gesicht. "Und es ist doch sehr romantisch hier..." Seinen Kopf lehnte er sacht gegen den seines Angebeteten, ihm über den Rücken dabei streichend. Im Moment war er wunschlos glücklich und wünschte sich, dass es doch immer so sein möge. Zustimmend nickte er. "Ja, das ist es wirklich... Ich komme oft her, wenn ich meine Ruhe haben will, denn hierher kommt so gut wie niemand.." Sein Blick ruhte auf Maels Gesicht. Er hätte ihn ewig anschauen können und wäre dem nie überdrüssig geworden. "Mitten in der Nacht schon gar nicht. Dann sind wir hier wirklich ganz für uns..." Zufrieden seufzend kuschelte er sich an den anderen Mann. "Mit dir zusammen zu sein macht mich wirklich glücklich. So wohl wie bei dir habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt." Auch der Adelige betrachtete den Spielmann eingehend, sich jede Einzelheit dessen Aussehens einprägend. Stumm lächelte er vor sich hin, zog ihn abermals in seine Arme, einen Kuss auf das Haar des Anderen hauchend. "Ich weiß, was du meinst, mir geht es nicht anders! Ich habe noch nie so einen wundervolle Menschen wie dich getroffen... Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange, aber ich meines das wirklich ernst..." Korbinian wurde ganz rot und wandte verlegen den Blick ab. "Dabei kennst du mich doch kaum... Ich..." Er schüttelte langsam den Kopf. "Was soll denn an mir so Besonderes sein?" Der Spielmann konnte sich nicht erklären, was Mael an ihm so wundervoll finden könnte. So ehrliche Zuneigung von einer Person, die er erst so kurz kannte, war er einfach nicht gewohnt. Wie süß der Spielmann doch war, wenn er verlegen war... Er stellte sich nun so hin, dass er dem Anderen tief in die Augen blicken konnte, seine Hände ruhten auf dessen Schultern. "Du bist nett, begabt, charmant, liebevoll und nimmst mich so, wie ich bin! Aber die Frage könnte ich dir auch stellen... Warum fühlst du dich so wohl bei mir und womit mache ich dich glücklich?" Der Ältere spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss und seine Wangen glühten; und dafür schämte er sich noch viel mehr. Maels Berührung gerade machte ihm ganz weiche Knie. Korbinian schluckte und schloss die Augen. Ja, warum? "Weil... Ich mag dich wirklich sehr und... du gibst mir das Gefühl, dass ich für dich mehr bin als nur ein... ein Spielzeug für eine Nacht." Bei dessen Worten lächelte er versonnen, wunderte sich über sich selbst. Wie konnte man sich denn nur innerhalb so kurzer Zeit charakterlich so verändern? Er ließ den Blick nicht von ihm ab, sah ihn ernst an. "Ja das bist du! Du bist was ganz Besonderes für mich und niemand für eine Nacht! Ich habe noch nie so jemanden wie dich getroffen", flüsterte sanft in dessen Ohr. Korbinian sah dem Anderen prüfend in die Augen. Von der sonst so frechen Fassade war nichts mehr übrig geblieben. Stattdessen sah er ihn fast flehentlich an. Meinte Mael das alles wirklich ernst? "Danke", wispere er und wollte sich wieder dicht an diesen schmiegen. "Du ahnst nicht, wie viel es mir bedeutet, dass du das zu mir sagst..." Mael zog ihn schnell und ganz fest an sich, küsste ihn liebevoll auf die Wange, dann auf den Mund. "Du brauchst mir doch nicht zu danken, ich hab doch gar nichts Besonderes gemacht..." Sehnsüchtig erwiderte er den Kuss und schlang die Arme um Mael. Ihm so nah zu sein... ihn zu küssen und von ihm so gehalten zu werden... All dies ließ sein Herz schneller schlagen und er fühlte sich, als würde er schweben. Mit einem Mal verstand er all die kitschigen, süßlich-romantischen Liebesgeschichten und -lieder, die er gehört hatte und es war ihm, als klängen sie alle zugleich in seinem Kopf. "Doch... du machst mich glücklich." Mael küsste ihn zärtlich und liebevoll, ganz so als gäbe es nichts Wichtigeres als sie Beide. Auch er fühlte sich gerade sehr aufgeregt und sein Herz schlug sehr laut in seiner Brust. Er hatte noch nie so für jemanden empfunden, niemand war ihm so wichtig wie der Spielmann in seinen Armen. "Du mich auch! Ich weiß es klingt kitschig aber... Ich habe das Gefühl, dass du meinem Leben endlich einen Sinn gibst!" Glückselig lächelnd lehnte er sich an Mael. Sie waren schon zwei verliebte Trottel... Doch im Augenblick war er das nur zu gern. "Ich weiß, was du meinst. Was vorher war, erscheint plötzlich so leer..." Korbinian sah ihn verliebt an. "Doch wenn du bei mir bist, ist plötzlich alles anders. Es fehlt mir nichts mehr und... Ach, ich könnte den ganzen Tag nichts anderes tun, als dich anzusehen und zu umarmen..." Ebenfalls lächelnd nickte er bei Korbinians Worten. Es würde wirklich eine sehr schwere Zeit für sie Beide werden, wenn sie getrennt zu den Gauklertagen in den Norden reisen würden, doch half dies alles nichts. "Dann solltest du nicht soviel reden sondern mich lieber küssen...", wisperte er grinsend, dem anderen Mann sacht über die Wange streichend. Korbinian lächelte entschuldigend und kam Maels Wunsch sofort nach. Ihn zu küssen fühlte sich so wunderbar an. Die Hände des Spielmanns wanderten über den Rücken des Anderen, ertasteten dort neugierig jeden Zentimeter und glitten schließlich über die Seiten nach vorn. Er erwiderte das Lächeln, um sein Gegenüber schließlich voller Zärtlichkeit in einen Kuss zu verwickeln. Auch seine Hände begannen zu wandern, strichen sacht über die Arme des Anderen, wohlig in den Kuss seufzend. Er liebte den hübschen Mann an seiner Seite wirklich mehr als alles Andere auf der Welt... Nur zu gern ließ er Mael gewähren, gab sich ganz ihrem Kuss hin. Wenn diese Nacht nur ewig dauern könnte... Schließlich löste er seine Lippen von Maels und sah ihn schelmisch grinsend an. "Zufrieden?", fragte er und strich diesem mit den Fingerspitzen über die Wange. Mael hätte den Anderen am Liebsten ebenfalls nie wieder losgelassen, ihn die ganze Zeit weiter geküsst. Deshalb war er ein bisschen enttäuscht, als der Spielmann sich von ihm löste, schüttelte dann grinsend den Kopf. "Nicht ganz...", flüsterte er, um ihn erneut zu küssen. Er konnte einfach nicht genug von ihm bekommen... Korbinian kicherte albern, ging auf den Kuss gern ein. Er fühlte sich wie ein verliebter Teenager. Umso mehr erschrak er, als es hinter ihnen plötzlich im Unterholz knackte. Er hielt inne, drückte sich dicht an Mael. Was war das? Hilfesuchend sah er ihn an. Er fand das Kichern des Spielmannes sehr süß und küsste diesen immer wieder, schreckte aber hoch, als er das Geräusch vernahm. Instinktiv schob er Korbinian beiseite und suchte mit den Augen nach Fluchtmöglichkeiten ab, doch war es für Flucht wohl möglich schon zu spät... "Was machen wir denn jetzt?", flüsterte er panisch. Hektisch sah er sich um. Auf einen Baum vielleicht? Nein, das würde man hören. Wieder knackte es, raschelte, dieses Mal näher. Korbinian überlegte noch, ob sie vielleicht weglaufen konnten, doch da war es schon zu spät. Zwischen den Büschen trat sein Bruder hervor und sah sie beide an. Es schien, als wundere ihn gar nicht, was er da sah. "Wusst' ich´s doch...", sagte er nur. Auch Mael überlegte fieberhaft, ob ihm eine gute Fluchtmöglichkeit ins Auge springen würde, doch wurde er herbe enttäuscht. Er hofft, dass es nur irgendein harmloses Tier sein würde, doch als er dann sah, wer sich ihnen näherte, wurde ihm heiß und kalt zugleich, das Herz rutsche ihm in die Hose. Verdammt, was nun? "Ich.. Es.. ist nicht, so wie du denkst!" Sein Blick blieb kurz an Mael hängen, dann trat er an seinen kleinen Bruder heran. Korbinian wurde unter seinem Blick immer kleiner. "Muss ich dazu noch irgendetwas sagen?", fragte der Ältere tonlos, sah ihn aber weiterhin strafend an. "Matthias, ich... Das ist wirklich anders, als du denkst", meinte der Spielmann leise. "So? Dann riskierst du also nicht deinen Hals für eine hoffnungslose Liebelei?" Mael bekam nun ein sehr schlechtes Gewissen, weil Korbinians Bruder sie entdeckt hatte, konnte nicht mitansehen, wie verunsichert der Spielmann schien aufgrund der Anwesenheit des Älteren. So stellte er sich schnell vor Korbinian, Matthias dabei fest in die Augen blickend. "Das stimmt, es ist wirklich nicht so, wie Ihr denkt! Es ist keine Liebelei, ich liebe Euren Bruder von ganzem Herzen!", stellte er bestimmt klar, mit versteinerter Miene. Beide Spielleute sahen Mael nun verblüfft an: Korbinian gerührt, Matthias mit einem Anflug von Zorn im Gesicht. Doch er beherrschte sich. "Junger Herr, es liegt mir wirklich fern, Euch verärgern zu wollen, doch Ihr solltet mich nicht für dümmer halten, als ich bin. Ihr liebt ihn? Nach zwei Tagen? Gewiss doch... Bis Ihr habt, was Ihr wolltet!" Korbinian trat zwischen die Beiden. "Matthias, bitte! So ist es nicht!" Der andere winkte ab. "Und wenn schon! Du kannst nicht bleiben, denn sie werden euch früher oder später erwischen. Wenn du mit uns weiterziehst, siehst du ihn nie wieder - es ist so oder so sinnlos!" Auch Mael begann nun ganz langsam, etwas wütend zu werden. Wütend über soviel Unverständnis und Engstirnigkeit. "Es tut mir wirklich Leid, dass Ihr anscheinend nur schlechte Erfahrungen mit Menschen meines Schlages gemacht habt, aber ich bin nicht so wie die Anderen! Ich liebe Euren Bruder wirklich und es würde mir wirklich fern liegen, ihm wehzutun! Und glaubt mir, ich will weder Euch noch ihn in Schwierigkeiten bringen!" Korbinian stand gerade ziemlich hilflos da und beobachtete, wie sich die zwei wichtigsten Menschen in seinem Leben seinetwegen stritten. "Hört auf", meinte er leise. Doch Matthias achtete gar nicht mehr auf ihn. "Genau das tut Ihr aber", erwiderte er ganz ruhig, beinah kalt, "Was meint Ihr passiert mit ihm, wenn das jemand raus kriegt? Ich will meinen kleinen Bruder nicht am Galgen baumeln sehen!" Er griff nach Korbinians Handgelenk. Mael musste sich wirklich arg am Riemen reißen, um sich nicht einfach wutentbrannt auf den Älteren zu stürzen. Auch er ließ Korbinian gerade links liegen, auch wenn es ihm unendlich Leid tat. Doch er wollte diesen nicht einfach so kampflos aufgeben. "Glaubt Ihr wirklich, das ich so hirnrissig bin und Korbinian, den Menschen der mir unheimlich am Herzen liegt, in den sicheren Tod schicke? Ich würde um ihn kämpfen, bis in den Tod!" Er wusste, dass dies etwas weit herausgegriffen war, doch wollte er diesen Matthias überzeugen, dass er gut für Korbinian war. Matthias sah Mael wenig überzeugt an. "Und woher weiß ich, was Euer Wort wert ist? Korbinian und ich haben nur einander. Ich habe versprochen, ihn zu beschützen! Wegen so einem flüchtigen Glück, das keine Zukunft hat, lasse ich ihn nicht in sein Verderben laufen!" Er zerrte an Arm seines Bruders, zog ihn so zu sich hin. Korbinian konnte nichts mehr sagen. Er stand zwischen den Fronten und fühlte sich nur elend. "Wenn ich es irgendwie beweisen kann, dass es mir ernst mit ihm ist, dann sagt mir bitte, wie ich es anstellen kann! Ich kann mir vorstellen, dass er Euch sehr wichtig ist und ich möchte wirklich nicht, dass ihm was geschieht! Ich werde um ihn kämpfen wenn nötig!" Korbinian tat ihm sehr Leid, doch er wollte nun einfach keinen Rückzieher machen. Maels Worte schienen Matthias für einen Moment zu irritieren. So viel Einsatz hatte er wohl nicht erwartet. "Kämpfen...", murmelte er und sah dem jungen Adligen nun fest in die Augen, "Die Frage ist doch mehr: seid Ihr in der Lage, ihn zu beschützen? Gegen Eure Eltern? Die Kirche? Den Pöbel? Gegen alle, die etwas gegen Eure Verbindung haben könnten?" Er atmete tief durch. "Und wenn es so wäre... Wollt Ihr ihn Euch halten wie einen Schoßhund?" Nun wandte er sich an Korbinian. "Ist es das, was du willst? Ein Leben, ähnlich einer Mätresse?" Immer noch felsenfest entschlossen blickte der junge Adelige den Fremden an, um den Ernst seiner Worte so zu unterstreichen. Aber Matthias darauffolgende Wort machten ihn unsicher. Gegen manche Gegner der Beziehung würde er ankommen können, aber wohl kaum gegen alle... Vielleicht war es doch besser, die Sache zu beenden, auch wenn er Korbinian nur ungern gehen lassen würde? "Natürlich nicht, aber ich würde alles Erdenkliche tun, damit er sich wohl bei mir fühlt und ihn nicht wie einen Schoßhund halten!" Matthias schüttelte resignierend den Kopf. "Liebe... Sie macht alle Menschen verrückt!" Korbinian hob die freie Hand um seinen Bruder an der Schulter zu berühren. "Ich verstehe ja, dass du es nur gut meinst", sagte er, "aber du kannst uns glauben, dass wir wirklich vorsichtig sind. Bisher weißt nur du davon." Matthias ließ ihn los und sah ihn unverwandt an. "Du verlangst verdammt viel von mir, kleiner Bruder." Mael wusste gerade überhaupt nicht, wie er sich verhalten sollte. Einerseits wollte er nichts Anderes als mit Korbinian zusammen zu sein und würde alles dafür tun, um dies zu ermöglichen. Aber auf der anderen Seite wusste er auch allzu gut, dass Matthias Recht hatte mit seinen Einwänden. Doch was war nun zu tun? Traurig seufzte er, ehe er zu Korbinian sah. "Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe... Ich will dir keinen Ärger bereiten!" Korbinian hob den Blick und sah Mael traurig an. Er wollte ihm nur zu gerne widersprechen, ihn aufhalten. Oder mit ihm gehen. Doch stattdessen nickte er nur still. Matthias legte eine Hand auf die Schulter seines Bruders. "Das ist nichts Persönliches", sagte er noch und wollte Korbinian langsam in Richtung Waldweg schieben, doch dieser zögerte. "Wir werden nicht mehr lange hier bleiben", fügte Matthias noch hinzu, als er dies bemerkte. Auch Mael waren diese Worte alles Anderer als leicht gefallen, doch sah er keinen anderen vernünftigen Ausweg... Aber wie sollte es nun weitergehen? Er wollte eigentlich nie mehr ohne Korbinian sein. So nickte er kurz Matthias zu, richtete dann doch nochmal das Wort an diesen. "Bekämen wir wenigstens noch 5 Minuten? Dann bin ich weg..." Sein Blick wanderte zwischen Mael und seinem kleinen Bruder hin und her, dann nickte er und ließ Korbinian los. "Ich warte dann auf dich." Korbinian nickte und sah ihm noch nach, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war. Geknickt ließ er die Schultern hängen. Ihre schöne bunte Traumblase war zerplatzt. Mael sah Matthias noch kurz hinterher, ehe er sich wieder zu dem anderen Spielmann drehte, mit traurigem Blick. Er wollte die Hand ausstrecken, ihn noch einmal fest in seiner Arme ziehen, aber irgendwas hielt ihn davon ab. "Es tut mir Leid...", wisperte er dann verdrossen. Schließlich wäre alles ja nur halb so schlimm, wenn er kein Adeliger gewesen wäre... Doch Korbinian war ja nicht von so zurückhaltender Natur wie sein Gegenüber, weshalb er sich gleich wieder in dessen Arme warf. "Mir tut es Leid. Ich habe dich in eine richtig blöde Lage gebracht!" Gerade wurde ihm bewusst, wie kurz 5 Minuten doch waren. "Bitte, komm trotzdem zu den Gauklertagen - ich will dir nicht für immer Lebewohl sagen..." Schnell drückte er sich an ihn, bekümmert seufzend dabei. "Das kann ich aber ebenso sagen.... Ich würde dich am Liebsten nicht mehr gehen lassen, aber das geht wohl nicht.. Aber ich verspreche dir, dass ich bei den Gauklertagen anwesend sein werde! Und bis dahin möchte ich dir etwas geben, damit du mich nicht vergisst...", flüsterte er, griff sich an den Hals, um seine Halskette abzunehmen und sie dem Spielmann umzulegen. Andächtig betrachtete er das Geschenk und barg es in seinen Händen. "Das ist hübsch... Danke." Korbinian lächelte ihn an, griff an seinen Gürtel und drückte Mael kurz darauf eine kleine Flöte aus hellem Holz in die Hand. "Vergiss du mich aber auch nicht", meinte er und gab ihm noch einen letzten Kuss zum Abschied. "Nicht annähernd so hübsch wie du... Die Zeit mit dir war wunderschön und ich wünschte, dass wir ewig zusammen sein könnten, aber dies geht wohl nicht..." Gerührt nahm er so Korbinians Geschenk an sich, verstaute diese sorgsam in seiner Rocktasche, eher er den hübschen Spielmann nochmal in den Arm nahm um ihn sanft zu küssen. "Wie könnte ich dich vergessen?" Abermals errötete der Spielmann und nicht zu knapp. "Ach, sag doch nicht immer solche Sachen...", meinte er verlegen grinsend. Korbinian hielt sich an seinem hübschen Märchenprinzen regelrecht fest, während sie sich küssten. "Lass uns hoffen, dass die Zeit schnell vergeht und wir bald wieder bei einander sind." "Warum denn nicht? Wenn sie doch stimmen... Aber ich werde immerzu an dich denken, bis wir uns wiedersehen", erwiderte er liebevoll, wollte den anderen Mann nicht mehr loslassen. Doch es musste schließlich sein und so wandte er sich bekümmert zum Gehen. "Auf Wiedersehen Korbinian, ich werde dich fürchterlich vermissen.. Und übrigens: Was ich vorhin sagte, meinte ich wirklich ernst." Mit Bedauern ließ er ihn schließlich gehen. "Auf Wiedersehen, Mael. Ich werde dich auch vermissen." Korbinian gab sich Mühe, ihn anzulächeln bei ihrem Abschied. Schließlich sollte sich Mael nicht nur an sein trauriges Gesicht erinnern, wenn er an ihn dachte. Wehmütig ging er langsam rückwärts und verließ so den Menschen, den er so lieb gewonnen hatte. Matthias wartete am Wegrand bereits auf ihn. Der weißhaarige Mann atmete einmal tief durch, um nicht vollkommen die Beherrschung zu verlieren, da diese Sache ihm weitaus näher ging, als er zugeben wollte. So sah er dem Spielmann lange nach, ehe er sich gegen einen Baumstamm sinken ließ, dabei traurig die kleine Flöte betrachtend. Hoffentlich verging die Zeit rasch... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)