Solange du da bist von BittersweetNightmare ================================================================================ Kapitel 4: Wiedersehen ---------------------- Matthias geleitete seinen Bruder zurück zum Unterschlupf der Spielleute. Korbinian ließ sich dort auf seinem Lager nieder, doch schlafen konnte er nicht. Er vermisste das Gefühl, von Maels Armen umfangen zu sein. Seine Finger schlossen sich um den Anhänger der Kette und er bildete sich ein, dass er noch von Maels Körper ganz warm war. Da der junge Adelige einsah, dass er nicht ewig hier draußen verweilen konnte, begab er sich geknickt zum Anwesen seiner Familie, schlich sich in sein Zimmer zurück, wo er sich auf sein Bett warf und wehmütig an Korbinian dachte. Abermals holte er das kleine Instrument hervor, betrachtete es andächtig wie einen kostbaren Schatz. Wie sollte er die kommenden Tage überstehen, wenn er jetzt schon so verdammte Sehnsucht nach Korbinian hatte? Die Nacht glitt dahin und der junge Spielmann machte kaum ein Auge zu. Und wenn er dann mal kurz einschlief, träumte er von Mael. Aber das Erwachen war jedes Mal bitter. Sollte dies jetzt jede Nacht so gehen? Korbinian spürte die schmerzhaften Stiche der Sehnsucht in seiner Brust. Hätte er nur die Zeit vordrehen können... Mael lag ebenfalls stundenlang wach, konnte nur noch an den Spielmann mit den unglaublichen grünen Augen denken. Er hätte niemals gedacht, dass ihm jemand mal derart wichtig werden würde, dass er sich regelrecht nach dieser Person verzehrte. Und dieser Spielmann verfolgte ihn ebenfalls bis in seine Träume. Schließlich hielt er es im Bett nicht mehr aus, trat auf den Balkon. Automatisch fiel sein Blick auf den Baum, ganz so als hoffe er, dass Korbinian jeden Augenblick dort erscheinen würde. Sehnsucht war schon was Grausames... Nur zu gerne wäre Korbinian jetzt dort gewesen, in der Nähe des Menschen, den er so liebte. Doch das ging ja leider nicht. Der Spielmann lag auf seinem Bett aus Stroh, unglücklich und einsam. Er sehnte sich zurück nach der letzten Nacht, als er bei Mael gelegen hatte, warm und geborgen in dessen Armen. Zudem hatte Matthias ihm gesagt, dass sie morgen Mittag schon weiterziehen würden. Eine erneute Gelegenheit zu einem heimlichen Treffen würde es also nicht geben. Wenn Korbinian daran dachte, dass sie einander erst auf den Gauklertagen wiedersehen würden, brach ihm dies das Herz. Während Mael sich seinen Gedanken und Sehnsüchten hingab, kam ihm dann ein, wie er fand, genialer Einfall. Er würde bereits morgen abreisen, dann wäre auf jedenfall rechtzeitig zu den Gauklertagen anwesend. Seine Eltern würden sicherlich nichts dagegen auszusetzen haben, fanden sie es doch wichtig, dass er Kontakt zu seiner Großmutter pflegte. Mit diesem Gedanken kehrte er schließlich in sein Bett zurück, dort friedlich einschlummernd. Am nächsten Morgen erwachte der Spielmann denkbar unausgeschlafen und unzufrieden. Schweigend nahm er sein Frühstück zu sich und packte seine Sachen. Er wollte diesen Arbeitstag schnell hinter sich bringen und dann gehen. Wenn sie schon abreisen mussten, dann wollte er diese Stadt wenigstens schnell hinter sich lassen. Vielleicht lenkte ihn die Wanderschaft ja von seinen trüben Gedanken ab... Auch Mael sah am nächsten Morgen alles Andere als ausgeruht aus, hatte die Nacht ebenfalls mehr schlecht als Recht verbracht. Doch dies kam ihm zugute, da seine Eltern so dachten, dass er krank sei und die Bergluft des Nordens ihm guttun würde. So saß er wenig später in der Kutsche auf dem Weg zu seiner Großmutter. Gegen Mittag zogen auch die Spielleute los, wohl über die selbe Straße, nur ungleich langsamer. Nachdenklich ließ Korbinian den Blick über die Landschaft schweifen. Es war ja schon hübsch hier, doch... die Sehnsucht legte sich wie ein grauer Schleier über alles. Die Musik klang nicht mehr so leicht und schön, die Wiesen waren nicht mehr so grün und das Brot schmeckte nach Pappe. Die Schattenseite des Verliebtseins gefiel ihm gar nicht... Eine schwarze Kutsche würde bestimmt früher oder später an dem Trupp vorbeiziehen, in welcher ein junger Mann zusammengekauert saß, seinen trüben Gedanken nachhängend. Schließlich war Mael angekommen, wurde mit offenen Armen von seiner Großmutter empfangen. Doch so rechte Freude wollte sich noch nicht bei dem jungen Mann einstellen. Erst, wenn er Korbinian wiedersehen würde... Die Spielleute wichen der Kutsche aus ohne ihr große Beachtung zu schenken. Sie waren es gewohnt, überholt zu werden und verhielten sich entsprechend. Korbinian konnte sich später an einen großen Teil ihres Weges gar nicht wirklich erinnern, so sehr war er seinen Gedanken nachgehangen. Wenn sie doch schon da wären... Doch ohne Pferde oder Wagen brauchten sie für die Strecke erheblich länger, auch wenn sie so weit wie möglich pro Tag gingen. Außerdem hatten sie es nicht sehr eilig, da sie noch Zeit bis zum Beginn der Gauklertage hatten. Nach einiger Zeit schlossen sich ihnen noch weitere kleine Gruppen von Spielleuten an, darunter einige alte Bekannte. Die Gaukler strömten wie die Ameisen auf die Ortschaft zu und schon ein, zwei Tage, bevor es wirklich losgehen sollte, streunten sie in den Vororten herum, suchten sich Quartiere nahe der Stadt in verlassenen Häusern, Ställen, Scheuen, Höhlen, improvisierten Zelten... Alles, was Schutz bot vor Regen und Kälte wurde bezogen. Es entstanden richtige kleine Siedlungen und es herrschte bald geschäftiges Treiben. Nur Korbinian fiel es schwer, sich daran zu beteiligen. In Gedanken war er immer wieder bei Mael. Nachdem er sich eine ganze Weile mit seiner Großmutter unterhalten hatte, begab Mael sich in das ihm zugewiesene Zimmer, um sich einigermaßen häuslich einzurichten. Nachdem dies getan war, kleidete er sich in eine einfache schwarze Hose und ein schwarzes Hemd, das Haar abermals unter einem schwarzen Kopftuch verbergend. Er beschloss, ein wenig die Gegend zu erkunden, wollte sich ablenken, um nicht dauernd an Korbinian denken zu müssen. Das war einfach zu schmerzlich... Korbinian spazierte derweil etwas durch die Gegend. Der ganze Rummel war ihm gerade etwas zu viel, auch wenn das sonst gar nicht seine Art war. Doch er wollte den Anderen auch nicht den Spaß hemmen, indem er dabei saß und trübsinnig Löcher in die Luft starrte. So folgte er einfach mal irgendeinem Pfad, wohin auch immer der führen mochte. Hauptsache weg. Auch Mael achtete nicht großartig auf den Weg, lief einfach drauflos, ohne ein bestimmtes Ziel. Wann er wohl Korbinian wiedersehen würde? Aber hoffentlich bald, er vermisste den Spielmann schrecklich. In seiner Hand hielt er die kleine Flöte umklammert. Während er so ging, fiel ihm ein, dass sie keinen genauen Treffpunkt ausgemacht hatten. Wie blöd... Dann musste sie ja nach einander suchen. Seufzend ließ sich Korbinian auf einer Bank unter einem Baum an einer Weggabelung fallen. Irgendwie langweilte er sich sehr ohne Mael... Voller Sehnsucht begann er schließlich, das Lied zu singen, bei welchem er ihn das erste Mal erblickt hatte. Mit geschlossenen Augen träumte er sich zurück auf den Marktplatz. Mit trüben Gedanken wanderte er weiter, auf nichts und niemanden achtend. Wenn doch nur Korbinian bei ihm wäre... Aber er war es nicht und es würde sicher mindestens noch einen Tag dauern, bis sie sich wiedersehen würden... Doch was war das? Wer sang denn da so schön? Das Lied kam ihm doch irgendwie bekannt vor... Neugierig ging er dem Gesang entgegen, doch als er die Person sah, glaubte er zu träumen, Aber vielleicht irrte er sich ja, er sah die Person schließlich nur von hinten... "Korbinian?", flüsterte ungläubig. Fehlte der Spielmann ihm schon so sehr, dass er fantasierte? Als jemand seinen Namen nannte, hielt er inne. Bildete er sich jetzt schon Stimmen ein? Es war wirklich hoffnungslos... Kurz ließ er den Kopf hängen, dann drehte er sich um, wollte sich überzeugen, dass dort doch niemand war. Aber als er dann Mael erblickte, hellte sich seine Miene plötzlich auf. Korbinian sprang von der Bank herunter und lief auf den anderen Mann zu, um ihn stürmisch zu umarmen. "Du bist da!" Mael wollte sich schon einen Narren schelten, als seine Halluzination zu sprechen begann und auf ihn zustürmte. Spätestens jetzt begriff er, dass wirklich der Spielmann bei ihm war, ihn umarmte. Nicht minder stürmisch drückte er den Anderen an sich, Freudentränen traten in seine Augen. Eigentlich wollte er nicht weinen, schon gar nicht vor Korbinian, doch konnte er nicht anders, er war einfach zu erleichtert. "Ja, ich bin da! und ich bin so froh... Die letzten Stunden waren einfach nur grausam..." Korbinian küsste die Tränen fort und strich Mael über die Wange. "Ja, grausam, wirklich... Aber nun sind wir wieder zusammen!" Erneut drückte er sich eng an ihn. Er fühlte sich, als habe man ihm einen fehlenden Teil seines Herzens zurückgegeben. "Ich will nie wieder von dir getrennt sein, Mael..." Wortlos nickte er, vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des anderen Mannes, ihn dabei fest umklammernd, so als wolle er ihn nie mehr loslassen. Endlich war er wieder glücklich, er hatte seinen Spielmann wieder, was wollte er mehr? "Ich will auch nie mehr von dir getrennt sein.. Aber ich glaube, Matthias wäre wohl nicht begeistert davon..." Der Spielmann schloss traurig die Augen. "Nimm ihm das bitte nicht übel. Er ist eigentlich ein sehr liebenswerter Mensch... Er hat einfach nur Angst." Korbinian zog Mael so dicht an sich wie möglich. "Wenn wir ihn nur überzeugen könnten, dass alles gut ist..." Leise seufzend strich Mael dem Spielmann sacht über die Wange, den Kopf dabei schüttelnd. "Ich kann ihn genaugenommen auch verstehen und du solltest dich glücklich schätzen dass er so um dich besorgt ist! Ich mache ihm also keinen direkten Vorwurf, aber irgendwie ist es einfach alles so kompliziert..." "Ich bin froh, ihn zu haben, wirklich. Nur... Ich kann dich einfach nicht aufgeben!" Er hatte sich so gefreut, Mael wiederzusehen. Aber sofort kamen wieder die Sorgen, wie es mit ihnen weitergehen sollte, in ihm hoch. "Wieso ist es nur so ungerecht? Warum können wir einander nicht einfach lieben?" Er schüttelte den Kopf. "Nur, weil wir beide Männer sind? Wegen dem Zufall der Geburt?" Abermals seufzte Mael wehmütig, schloss kurz seine Augen, ehe er Korbinian fest an sich drückte, ihm sanft dabei über den Rücken streichelnd. "Ich weiß es nicht.. Aber bitte, lass uns jetzt nicht darüber nachdenken ja? Ich bin einfach nur froh, hier wieder bei dir sein zu können! Alles Andere ist erstmal unwichtig. Auch wenn ich deine Unmut nur zu gut verstehe... Aber wir sollten uns das Wiedersehen nicht mit solchen Gedanken verderben...", erwiderte er sanft. Der Spielmann seufzte hörbar. "Du hast ja Recht... Genießen wir lieber unsere gemeinsame Zeit." Er lächelte Mael an und verbannte alle trüben Gedanken ganz weit weg. "Und was wollen wir nun anstellen, wo wir ohne Aufsicht sind?" Hier mussten sie sicher nicht so aufpassen, wie noch in Maels Heimatort. Er lächelte leicht, streckte seine Hand aus, um Korbinian liebevoll über die Wange zu streichen. "Ist wirklich alles in Ordnung? Ich mag es nicht, dich so bedrückt zu sehen... Auf was hättest du denn Lust, was möchtest du denn gerne machen?", fragte er freundlich. "Sicher doch. Du bist bei mir, was will ich mehr?" Korbinian griff nach Maels Hand. "Wir könnten ein wenig spazieren gehen. Dabei kannst du mir dann auch gleich noch ein bisschen was über dich erzählen..." Der junge Spielmann war überaus neugierig und wollte mehr über seinen Schatz in Erfahrung bringen. Mael lächelte den hübschen jungen Mann an seiner Seite warm an, ehe er nickte und sich erhob. "Das machen wir! Und wenn du möchtest, würde ich dich bei Gelegenheit gerne meiner Großmutter vorstellen..."; erklärte er, lächelnd und schickte sich an, loszugehen. Etwas erstaunt sah er Mael an. Jetzt schon wollte er ihn mit seiner Großmutter bekannt machen. Korbinian strich sich eilig den Mantel glatt und fühlte sich irgendwie nicht schick genug gekleidet für den Besuch bei so einer Dame. "Ich würde sie schon gerne kennenlernen..." Gemächlich schritt er neben Mael her. Er hatte es nur als allgemeinen Vorschlag geäußert, es musste nicht unbedingt an diesem Tag sein, wenn Korbinian dies nicht wollte. Dies sagte er diesem auch. Schließlich wollte er ihn nicht zu etwas überreden, was er (noch) nicht wollte. "Also, was willst du über mich wissen? Auch wenn ich denke, dass es da nicht viel zu erzählen gibt...", erkundigte er sich freundlich, wollte nach der Hand des Spielmannes greifen. Mit ihm Hand in Hand gehend schritt der Spielmann den Weg entlang, nickte verstehend zu einen Worten. "Hm... Alles!", erwidert er und grinste, "Was magst du gern? Was magst du gar nicht? Und... wie alt bist du eigentlich?" Er erwiderte das Grinsen, gemächlich neben ihm herschlendernd. "Hm... Also ich bin 19 Jahre alt... Ich mag Kunst, Musik, Literatur und lange Spaziergänge, vor Allem abends und nachts. Ich mag keine Kontrolle, Standesunterschiede, Gewitter und Spinat"; erzählte er dann grinsend, einen fragenden Blick zu Korbinian werfend. "Und was ist mit dir?" Aufmerksam hörte er zu. Gewitter? Spinat? Das mochten viele Leute nicht, nichts Ungewöhnliches. "Nun... Ich bin 22 Jahre alt, ich mag Musik - klar - Tanz, gute Gesellschaft... Was ich nicht mag... Ratten, schlimme Winter... Hm... allein sein..." Mehr fiel ihm gerade nicht ein. Aufmerksam lauschte er den Worten seines Angebeteten, leicht lächelnd dabei. "Also was den letzten Punkt betrifft, so werde ich alles dafür tun, damit du nie mehr alleine sein musst!" Sacht strich er über die Hand des Anderen, während sie weitergingen. Ach, wenn es doch nur immer so sein könnte... "Das wäre schön..." Er drückte Maels Hand kurz ein wenig fester. Auch ihm gefiel es sehr, wie sie hier zusammen schlenderten. "Erzählst du mir von deiner Großmutter?" Er drückte dem Spielmann einen kleinen Kuss auf die Wange, den Weg weiter fortsetzend. "Sie ist eine sehr freundliche aufgeschlossene Frau, die sehr intelligent ist und bisher die einzige Person, die mich nicht wegen meiner Homosexualität verachtet hat. Ich glaube wirklich, dass du sie mögen wirst." Korbinian lächelte. "Das klingt in jedem Fall nach einer sympathischen Person. Ich bin froh, dass es jemanden in deiner Familie gibt, der dich wohl wirklich versteht und gern hat." Das meinte er durchaus sehr ernst. "Familie ist etwas Wichtiges." Der junge Adelige nickte ebenfalls lächelnd, blieb stehen, um Korbinian in den Arm zu nehmen und einen Kuss auf dessen Stirn zu hauchen. "Ja, das stimmt. Aber noch wichtiger für mich ist, dass ich dich habe.. Was ist mit deinen Leuten? Wissen die, wo du bist?" Er machte eine vage Geste. "Grob... Sie wissen, dass ich spazieren gegangen bin... Aber dass ich dich hier treffe, konnte ich ja nicht ahnen!" Erneut gab er Mael einen Kuss. "Aber du musst dir keine Gedanken machen, mich wird so schnell keiner suchen", versuchte er dann, den jungen Adeligen zu beruhigen. "Um ehrlich zu sein dachte ich auch, dich erst in zwei oder drei Tagen zu sehen, doch ich bin unheimlich froh, dass wir uns jetzt schon wiedergefunden haben! und vielleicht kann ich ja Matthias doch irgendwann noch davon überzeugen, dass ich dich niemals in Schwierigkeiten bringen würde!", erklärte er, während er Korbinian abermals in seine Arme schloss, den Kuss nur zu gern erwidernd. "Ich hab das sehr vermisst weißt du? Die Nähe, die Küsse, dein hübsches Gesicht..." "Ja, vielleicht..." Korbinian ließ seine Hände über Maels Rücken wandern, im Moment einfach nur froh, bei ihm zu sein. "Jetzt hast du mich ja wieder... auch wenn es ein bisschen so klingt, als magst du mich nur, weil dir mein Gesicht gefällt..." Erwartungsvoll sah der Spielmann ihn an, grinste schelmisch. Die Geste genoss er in vollen Zügen, schaute Korbinian aber dann etwas beleidigt an. "Ach was, ich bin mir sicher, dass du weißt, dass das nicht wirklich stimmt...", erwiderte er dann grinsend, um Korbinian seinerseits zu küssen. "Du bist alles was ich brauche um glücklich zu sein“, flüsterte er sanft lächelnd. Der Andere erwiderte den Kuss nur zu gern, tastete sich mit den Fingerspitzen Maels Wirbelsäule entlang. "Das hoffe ich doch. Ich will nämlich nie wieder fort von dir." Korbinian sah ihn ausgesprochen verliebt an. Wenn sie nur bei einander bleiben könnten... jetzt und für immer. Mael zog den hübschen Spielmann noch ein Stück näher zu sich, den Kuss keineswegs unterbrechend. "Ich möchte auch nie mehr weg von dir, doch ich weiß wie wir das realisieren könnten... Ich würde alles für dich tun, solange du nur bei mir und glücklich mit mir bist!" Es war schon merkwürdig... Sie kannten einander erst ein paar Tage, aber er liebte Korbinian abgöttisch, hatte vorher hoch nie so für jemanden empfunden. Für ihn würde er sogar sterben. Korbinian schlang die Arme um Mael, genoss ihren Kuss sehr. Es fühlte sich ganz anders an, das zu tun, wenn Gefühle mit im Spiel waren. Doch es gefiel ihm sehr. "Glaub mir, ich bin sehr glücklich in deiner Nähe. Ich habe noch nie für jemanden so empfunden, wie für dich." Auch er wunderte sich, wie stark seine Gefühle für den anderen Mann in dieser kurzen Zeit geworden waren. Doch er wollte sich bestimmt nicht beklagen. Wohlig lehnte er sich leicht an Korbinian, wollte am Liebsten, dass dieser Moment niemals enden würde. "Das freut mich, mir geht es nicht anders. Du zeigst mir ,wie schön es ist, Gefühle zuzulassen und dafür danke ich dir aus tiefstem Herzen!", erklärte er ernst, doch dann lächelte er, sah Korbinian neugierig an. "Erzähl mir doch bitte was über die Gauklertage!", bat er dann lächelnd. "Die Gauklertage? Es ist eine Art Fest der Künste, das seit ein paar Jahren regelmäßig stattfindet. Für drei Tage treffen sich hier über 100 Spielleute und führen vor, was sie so können. Musikanten, Akrobaten, Zauberkünstler, Jongleure, Feuerspucker... Alle kommen zusammen und unterhalten die Leute!" Korbinian strahlte Mael richtig an, während er erzählte. "Für uns ist es natürlich eine Art Wettbewerb. Wir haben ja sonst selten den direkten Vergleich mit einander..." Interessiert lauschte der junge Adelige den Worten seines Liebsten, hing geradezu an dessen Lippen, wobei er mit jedem Wort mehr zu strahlen schien. Das versprachen aufregende Tage zu werden, aber dies war leider wieder viel zu wenig Zeit für unbeschwerte Stunden zu zweit. Zumal Korbinian wohl schwer beschäftigt sein würde. Leise seufzte er, lächelte aber dann wieder. "Das klingt nach einer Menge Spaß! und wie wollen wir die Zeit bis dahin nutzen?" Korbinian ergriff wieder Maels Hand. "Wolltest du mich nicht deiner Großmutter vorstellen? Wenn es hier erst mal los geht, werde ich kaum Zeit dazu haben. Und wir reisen sicher danach auch bald wieder zurück..." Was er dann machte, musste er sich noch überlegen. Kurz besah er sich ihrer beider Hände, ehe er wieder in Korbinians Augen blickte und leicht nickte. "Ja, wenn du möchtest, können wir dies tun. Ich bin mir sicher sie freut sich, dich kennenzulernen! Und so haben wir auch noch Zeit für uns, wenn sie schon wieder so knapp bemessen ist..."; erwiderte er, wollte mit dem Spielmann dann in Richtung des Anwesens seiner Großmutter gehen. Ohne Widerworte folgte der Musiker dem jungen Adeligen den Weg entlang. "Wir finden sicher einen Weg, uns ein wenig mehr Zeit zu verschaffen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!" Korbinian war schon sehr gespannt auf Maels Großmutter und wie sie wohl auf ihn reagieren mochte. Zwar nickte der weißhaarige Mann, aber so hundertprozentig war er davon nicht überzeugt, denn bis jetzt hatten sie ja auch nicht gerade viel Glück gehabt. "Ich nehme an, dass du heute Nacht nicht bleiben kannst oder? Das wäre wohl zu auffällig", erkundigte er sich etwas geknickt, während sie sich langsam dem herrschaftlichen Anwesen seiner Großmutter näherten. Korbinian seufzte leise. "Ich würde gerne... Doch das gäbe sicher einige unangenehme Fragen... Matthias würde auch sicher nach mir suchen, wenn ich nicht wiederkomme..." Das war schade. Zu gern hätte er die Nacht bei seinem Liebsten verbracht. "Morgen Nacht kann ich sicher bleiben. In dem Trubel fällt das ohnehin kaum auf, wenn ich nicht dabei bin." Verstehend nickte er, hatte mit so einer Antwort schon gerechnet. "Dann versuchen wir einfach jetzt noch ein wenig Zeit zu verbringen, ehe du wieder zu den Anderen musst, einverstanden?", schlug er vor, ehe sie das Haus betraten und er nach seiner Großmutter verlangte. "Sie ist gleich bei uns, wir sollen uns noch kurz gedulden", teilte er mit, nachdem er einen Angestellten gefragt hatte, ehe er auf dem Sofa im Salon Platz nahm. Er blickte lächelnd zu dem Spielmann, deutete diesem an, sich ebenfalls zu setzen. Der Spielmann nickte zustimmend und folgte Mael einfach weiter. Im Haus sah er sich aufmerksam und sehr neugierig um. Die Lebensgewohnheiten des Adels unterschieden sich doch erheblich von denen des Bürgertums oder gar denen der Spielleute. Jetzt, wo sie in dem feinen Salon warteten, wurde er doch ein wenig nervös. Zögerlich setzte sich Korbinian neben Mael. Dieser bemerkte durchaus die Nervosität seine Liebsten, weshalb er dessen Hand ergriff, um sie leicht zu streicheln, dem Spielmann ein aufmunterndes Lächeln schenkend. "Hab keine Angst, es wird alles gut werden...", flüsterte er ihm zu, als sich die Salontür öffnete und eine ältere Dame mit hochgesteckte, Haar in einem dunkelblauen Kleid den Raum betrat. Sogleich fiel ihr Blick auf die Begleitung ihres Enkels, welche genauestens gemustert wurde. Korbinian wollte gerade etwas erwidern, als die Tür geöffnet wurde. Sobald er die Dame erblickte, stand der Spielmann eilig auf. Immerhin sollte sie ja nicht denken, er wäre unhöflich oder hätte keine Manieren. "Ich wünsche einen guten Tag", sagte er, verneigte sich dabei vor ihr. Der junge Adelige erhob sich beim Anblick der älteren Dame ebenfalls, dabei eine Hand auf die Schulter seines Angebeteten legend. "Großmutter, ich möchte dir gerne Korbinian vorstellen", erklärte er, woraufhin die Dame um den Spielmann herumging, diesen kritisch begutachtend. "Sagt mein Herr, könnt Ihr mir einen Gefallen erweisen?", fragte sie den Musiker schließlich. Ihr Gesicht verriet keine Gefühlsregung, zeigte nicht wie der Freund ihres Enkels auf sie wirkte. So genau inspiziert zu werden war ein komisches Gefühl, doch der Spielmann ließ sich nichts anmerken. "Sofern es in meiner Macht steht, gewiss doch", erwiderte er und vermied es dabei, ihr ins Gesicht zu sehen. Die ältere Dame drehte nochmal eine langsame Runde um Korbinian, diesen abermals musternd, nickte dann kurz. Sie blieb vor dem Spielmann stehen, legte die Hand an dessen Kinn, so dass er gezwungen war, ihr in die Augen zu sehen... und lächelte ihn warm an. "Passt bitte gut auf meinen Enkel auf und macht ihn glücklich", sprach sie dann freundlich. Ihre Worte ließen ihn unwillkürlich lächeln. "Gewiss will ich das tun!" Sein Blick wanderte zu Mael, voller Liebe. Sicher wollte er ihn glücklich machen. Sobald ihm etwas eingefallen war, wie sie zusammen bleiben konnten, würde er damit beginnen. Die ältere Dame schien doch sehr nett zu sein. In jedem Fall machte sie sich Gedanken um ihren Enkelsohn. Zufrieden nickte Maels Großmutter, lächelte das Paar freundlich an. "Sagt Korbinian, habt Ihr Hunger? Das Essen wird bald serviert und so würde sich auch die Gelegenheit ergeben, Euch besser kennenzulernen. Oder wollt ihr lieber allein sein mit Mael?" Eine Einladung zum Essen? Was sollte er nur sagen? Der Spielmann hob abwehrend die Hände. "Wegen mir muss sich niemand Umstände machen. Ich bin versorgt..." In Wahrheit hatte er seit einem kleinen Frühstück in aller Frühe nichts mehr gegessen. Doch er war es ja gewohnt, nicht so regelmäßig etwas zu bekommen. Fragend sah Korbinian Mael an. Dieser blickte kurz zu Korbinian, dann wieder zu seiner Großmutter. "Danke für das liebe Angebot, aber ich glaube ich gehe lieber mit ihm auf mein Zimmer und wir lassen uns Brote bringen", erklärte er lächelnd, wobei seine Großmutter verstehend nickte. "Lass nur, ich veranlasse das. Geht ruhig!“, erwiderte sie. Sie wollte den Beiden die Zweisamkeit gönnen, es würde bestimmt noch früh genug die Gelegenheit kommen, Maels Begleiter näher kennenzulernen. Korbinian nickte der Dame noch einmal freundlich lächelnd zu, bevor er Mael auf dessen Zimmer folgte. Das war ja besser gelaufen, als er gedacht hätte. Erneut griff er nach der Hand des Anderen. "Sie scheint wirklich sehr nett zu sein", meinte er leise als er sich sicher war, dass sie ihn nicht mehr hören konnte. "Das sage ich doch und du scheinst ihr sehr sympathisch zu sein!", meinte er lächelnd, ehe er die Tür öffnete, um seinen Schatz in den großen Raum zu führen, der sich kaum von dem Zimmer bei seinen Eltern unterschied. Der Spielmann betrat das Zimmer und sah sich auch hier neugierig um. "Wie lange darfst du denn bei ihr bleiben?", fragte er, dabei das Bücherregal inspizierend, auch wenn er wirklich nicht behaupten konnte, sich mit Literatur in irgendeiner Weise auszukennen. Mael zuckte mit den Schultern bei Korbinians Frage, setzte sich auf das breite Himmelbett, dabei diesen beobachtend. "Es ist kein genauer Zeitrahmen festgelegt.. Warum fragst du? Ich dachte, du musst bald weiterreisen?", hakte er, nach wollte aber auf keinen Fall so wirken als wolle er Korbinian loswerden. "Eigentlich schon... Aber ich überlege die ganze Zeit, wie ich das umgehen kann..." Bisher hatte er nur noch keinen guten Plan... Sein Blick wanderte über die Titel der Bücher, doch nach einer Weile setzte er sich zu Mael. "Wenn ich weiterziehe, muss ich von dir fort und das will ich nicht..." Verstehend nickte Mael bei Korbinians Worten, dabei eine belämmerte Miene ziehend. Konnte man da denn gar nichts tun? Er wollte sich nicht schon wieder bald von Korbinian trennen müssen, noch etwas Zeit raus schinden... Aber wie? Doch plötzlich klopfte es an der Tür und Maels Großmutter betrat den Raum. "Ich hoffe, ich störe nicht? Doch ich hätte eine Frage, besser gesagt eine Bitte..." Als es klopfte und Maels Großmutter eintrat, saß der Spielmann plötzlich kerzengerade da, wie ein braves Kind, die Hände auf den Knien. Schließlich sollte sie nicht denken, er würde sich schlechter benehmen, weil sie ihn nun hier duldete. Fragend sah er sie an. Mael musste sich das Lachen verkneifen, als er merkte, wie Korbinian reagierte und auch dessen Großmutter lächelte den Spielmann freundlich an, dabei eine beschwichtigende Geste ausführend. "Ihr braucht euch nicht wegen mir zu verstellen, ich bin ein Mensch wie jeder Andere! Und wenn wir dabei sind.. Möchte ich euch auch gerne das "Du" anbieten", erklärte sie freundlich. Mit großen Augen sah er sie nun an. "Aber... Aber... Das geht doch nicht!", widersprach er und wurde ein bisschen rot. Er konnte diese Dame doch nicht einfach duzen! Ob adelig oder nicht, das gehörte sich einfach nicht... Korbinian blickte zu Boden und wusste gerade nicht wirklich, was er tun sollte. Geduldig lächelte sie ihn an, es war ihm nicht zu verübeln, dass er so verunsichert war. "Ihr könnt es Euch ja noch in aller Ruhe überlegen, in Ordnung? Und nun zu meiner Frage... Könntet Ihr mit Eurem Spielmannstrupp eventuell in 5 Tagen auf einem Fest spielen, welches ich geben werde? Natürlich sind Speis und Trank inbegriffen, sowie ein Honorar. Nur eine Unterkunft kann ich leider nicht anbieten, da ich viele Gäste haben werde... Sagt, wäre dies vielleicht möglich?" Korbinian musste sich zusammenreißen, um nicht über beide Ohren zu grinsen. War das Absicht oder einfach ein glücklicher Zufall? Er nickte eifrig. "Dies sollte kein Problem darstellen. Ich werde sie fragen, doch sagen sicher nicht Nein!" Er verbeugte sich leicht in ihre Richtung. "Habt vielen Dank! Sagt uns nur, welche Musik Ihr zu hören wünscht, dann wollen wir es für Euch spielen!" Mael grinste über beide Ohren, als er den Vorschlag hörte, welcher mit Sicherheit kein Zufall gewesen war. Er hatte nämlich seiner Großmutter von Korbinian erzählt und auch davon, dass sie nur wenig Zeit haben würden und da die Frau gerne Feste gab und ihren Enkel glücklich machen wollte, war ihr dieser Einfall gekommen. "Ihr habt bei der Musik freie Hand, hauptsache tanzbar! Und nun lasse ich euch wieder allein..", sprachs und verließ den Raum. Der Spielmann nickte lächelnd, freute sich sichtlich über diesen Auftrag. Freie Hand, Hauptsache tanzbar... Hm... Gut, da bekämen sie sicher etwas zusammen... "Welche Musik mag deine Großmutter denn so?", fragte er trotzdem, "Wenn sie schon so freundlich zu uns ist, sollten wir auch etwas nur für sie spielen..." Mael überlegte einen Moment, ehe er lächelnd mit den Schultern zuckte. "Ich weiß es nicht, aber ich bin sicher, dass ich dies noch herausfinden kann! Aber sie scheint dich wirklich zu mögen! Und das Wichtigste ist doch, dass wir so noch etwas Zeit zusammen bekommen werden oder?" "Ja!" Korbinian grinste und beugte sich herunter, um den Kopf in Maels Schoß zu betten. "Ach, wenn deine Eltern nur nichts gegen Spielleute hätten... Dann könnte ich einfach bei dir bleiben, und sei es nur unter dem Vorwand, dass ich dir täglich vorspiele..." Mael hatte gerade ein Dauergrinsen im Gesicht, sah den Spielmann liebevoll an, um ihm sanft über die Wange zu streichen. "Ja, aber an ihrer Meinung kann man wohl auch nichts ändern.. und würde es denn gebilligt werden, wenn du ewig in meiner Heimat bleiben würdest? Deine Leute würden dann bestimmt ohne dich weiterziehen..." Er seufzte wehmütig. "Ja, das wäre natürlich traurig. Aber... Ach, das ist eine schwere Wahl. Sie sind meine Freunde und so etwas wie ein Familie, doch du..." Korbinian hob den Blick und sah Mael in die Augen. Mael erwiderte den Blick ernst, schüttelte dann leicht den Kopf. "Ich denke mal, Familie ist wichtiger als alles Andere, denn diese bleibt einem ein Leben lang... Zumindest in den meisten Fällen", meinte er dann, strich Korbinian dabei sanft über den Rücken. Selbiger wirkte mit einem Mal sehr traurig und senkte den Blick. "Ja, in den meisten Fällen..." Es war schon eine gemeine Entscheidung vor der er da stand: seine Freunde oder sein Geliebter? Wenn er bei Mael blieb, sah er sie, insbesondere Matthias, vielleicht nie wieder. Doch wenn er mit ihnen ging... Es war zum Verzweifeln. Mael konnte verstehen, dass der Spielmann traurig wirkte und hätte alles dafür getan, wenn er ihm irgendwie hätte helfen können, doch fiel ihm da nichts ein. So legte er sanft die Arme um diesen, strich über seine Hände. "Noch stehst du nicht vor diesem Problem und du sollst wissen, dass ich dich immer ziehen lassen werde, wenn du dies willst", flüsterte er ihm zu. Der Spielmann lehnte sich an Mael und schloss die Augen. "Das ist es ja: Ich will bei dir bleiben. Doch ich mag auch Matthias und die anderen nicht verlassen. Ich habe niemanden außer ihnen. Und nun dich..." Wieso konnte er nicht Beides haben? Das Leben war manchmal wirklich ungerecht. Mael hörte nicht auf, seinen Liebsten beruhigend zu streicheln, dabei leise seufzend. Das war wirklich eine ziemlich missliche Lage... "Ich würde ja sofort mit euch ziehen, doch die Anderen sind davon sicher nicht begeistert... Aber komm, lass uns nicht dran denken, jetzt, wo wir erst wieder einander gefunden haben..." Korbinian nickte und lehnte sich weiter an Mael. Seine Hand wanderte dabei hinter seinem Rücken lang und legte sich auf Maels Hüfte. "Du hast Recht. Ein paar Tage haben wir erst mal." Das war mehr, als er zu Beginn jemals erhofft hätte. "Und wie wollen wir unsere Zeit nun nutzen?", fragte er und grinste ihn wieder frech an. Maels Hand wanderte indessen von Korbinians Rücken hinauf zu dessen Haar, streichelte dann dort weiter. "Dann lass uns die erst mal so gut genießen wie es nur irgendwie geht..."; meinte er, eher er ebenfalls grinste, dabei in die hübschen Augen seines Angebeteten blickend. "Ich weiß nicht... Was würdest du dir denn vorstellen?" "Ich weiß nicht genau..." Etwas ratlos wanderte sein Blick im Raum hin und her. Normalerweise verbrachte er seine Tage mit den Spielleuten und da machten sie immer die gleichen Dinge... Korbinians Blick blieb wieder an dem Regal hängen. "Welches ist denn dein Lieblingsbuch?" Geduldig wartete Mael die Antwort des Spielmannes ab, dabei Korbinian immer noch streichelnd. Dies hätte er den ganzen Tag lang machen können... "Hm... Das ist schwer zu sagen, ich habe kein wirkliches Lieblingsbuch.... Aber ich lese beispielsweise sehr gern Sagen und Märchen..." Aufmerksam beobachtete er Maels Gesicht. "Du magst Märchen?", hakte er nach. Wie süß... Aber Geschichten mochte er ja auch gern. "Dann lies mir doch eins vor!", bat er dann, Mael dabei aufmerksam beobachtend. Mael lächelte, nickte dann zustimmend, ehe er sich anschickte, sich von dem Spielmann zu lösen, um sein Lieblings-Märchenbuch aus dem Regal zu holen, ehe er sich wieder zu Korbinian kuschelte, um diesem „Die Schneekönigin“ vorzulesen, sein absolutes Lieblingsmärchen. Wie ein kleines Kind lauschte der Spielmann aufmerksam Maels Worten, behielt den Blick dabei auf die Seiten des Buchs geheftet. Zwar konnte er durchaus lesen, doch nicht so schnell und flüssig, wie sein Liebster es tat. Zufrieden lächelnd lehnte er sich wieder an ihn. Unwillkürlich lächelte er, als er bemerkte, wie aufmerksam der Ältere ihm lauschte. Vielleicht würden sie sich ja in Zukunft noch die ein oder andere Geschichte erzählen können. Und wenn sie etwas mehr Zeit hätten, würde er auch gern versuchen, ihm das Lesen richtig beizubringen, was er Korbinian sogleich vorschlug. Aber heute nicht, heute wollte er einfach die Zweisamkeit genießen... "Hat es dir gefallen?" "Ich kann lesen...", gab er ob Maels Vorschlag leise zurück. Er wollte nicht, dass dieser glaubte, der Spielmann sei gänzlich ungebildet. Doch er nahm es ihm nicht übel, von einem Gaukler erwartete man keine Bildung. Korbinian nickte zu der Frage. "Ja, das war eine schöne Geschichte. Und du liest sehr schön." Etwas verschämt senkte der junge Adelige den Blick, ehe er beschwichtigend die Hände hob. "Bitte versteh mich nicht falsch! Ich will dir nicht unterstellen, dass du ungebildet wärst oder dergleichen, ich will dir nur helfen, dass du irgendwann mal so gut lesen kannst, wie ich! Dann kannst du auch die ganzen schönen Bücher lesen..." Korbinian schüttelte den Kopf. "Ist schon gut, ich weiß ja, dass du es nur gut meinst." In der Tat war Mael wohl viel gebildeter als er selbst, vor allem in viel mehr Bereichen. "Bisher kam ich ganz gut zu Recht, doch mit Büchern hatte ich nie so viel zu tun. Eher mit Noten..." Leicht nickte Mael, wollte ihn wieder in seine Arme schließen und an sich ziehen. "Also wenn Interesse besteht, will ich dir gern irgendwann mal was beibringen.. Nicht weil ich denke, dass ich was Besseres als du bin, sondern weil es doch nie schadet, was Neues dazuzulernen..." Der Spielmann ließ sich nur zu gern in die Arme nehmen, lächelte sacht. "Das stimmt. Man lernt nie aus... Vielleicht kann ich dir ja auch noch das ein oder andere beibringen, wer weiß?" Der Jüngere erwiderte das Lächeln nur zu gerne, kuschelte sich näher an den Anderen, diesem über den Oberarm streichend. "Vielleicht kannst du das wirklich... Irgendwann würde ich mal gern noch ein weiteres Instrument erlernen", gestand er. "Gut, da kann ich dir wirklich ein paar beibringen... Sag mir nur, welches du erlernen möchtest." Das war doch eine gute Aufteilung: Mael bläute ihm ein wenig Bildung ein, der Spielmann lehrte ihn das Musizieren... · "Hm... Das muss ich mir noch gut überlegen, aber im Moment bin ich zu faul dazu"; erklärte er grinsend, kuschelte sich lieber wieder an den Spielmann an, sofern dieser ihn lassen würde. "Wie lange kannst du eigentlich heute noch bei mir bleiben?“, wollte er dann neugierig wissen. Korbinian lachte und kuschelte sich gern an Mael an. "Bis Sonnenuntergang kann ich sicherlich bleiben. Doch dann sollte ich wieder bei den Anderen sein, bevor sie nach mir suchen." Zu gern wäre er schon diese Nach bei Mael geblieben, doch ging dies leider nicht. Der junge Adelige nickte leicht bei Korbinians Worten, immerhin war das doch besser als nichts... Aber die Aussicht, dass er in der kommenden Nacht bei ihm bleiben konnte, war ziemlich verlockend, so dass er die Warterei in Kauf nehmen würde. Und noch blieb ihnen ja ein wenig Zweisamkeit. Plötzlich klopfte es an der Tür und ein Bediensteter betrat den Raum, stellte ein großes Tablett mit Broten auf dem Tisch ab und verschwand wieder. Der Spielmann folgte dem Diener mit dem Blick. Diese Leute benahmen sich, als lebten sie in einer anderen Sphäre als ihre Herren; still, fast unsichtbar. Doch das Essen nahm seine Aufmerksamkeit gerade mehr in Anspruch als die Bediensteten des Hauses. Hunger hatte er ja schon... Mael war keiner der Adeligen, der gerne seine Diener für sich schuften ließ oder sie herumscheuchte, doch heute fand er es einfach mal ganz angenehm, dass ihm das Essen gebracht wurde. So stand er auf und setzte sich an den Tisch, Korbinian lächelnd zu sich winkend. "Du hast doch bestimmt auch Hunger oder nicht?", fragte er freundlich. Korbinian folgte ihm und nahm Mael gegenüber Platz. Essen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Das gab es selten... Gern nahm er sich etwas von den Broten. "Danke, das ist wirklich nett von euch." Es verzog zwar ein wenig das Gesicht als Korbinian sich ihm gegenübersetzte, aber andererseits konnten sie ja auch nicht ständig aneinanderkleben. Es war wirklich seltsam... Er kannte Korbinian noch nicht wirklich lange, aber jetzt hatte er schon das Gefühl, dass er ohne den Anderen nicht mehr sein konnte und auch gar nicht wollte. "Nichts zu danken! Warum soll ich es besser haben als du? Ich finde diese Hierarchie ungerecht..." Der Spielmann hatte sich absichtlich so hingesetzt, so konnte er Mael nämlich die ganze Zeit anschauen. "Nicht viele denken so...", erwiderte er, "Aber mach dir keine Gedanken. Ich bin es gewohnt... Immerhin bin ich schon eine ganze Weile Spielmann... und davor war ich auch nicht gerade aus feiner Gesellschaft." Interessiert lauschte er Korbinians Worten, ihn dabei wieder mal nicht aus den Augen lassend. Diese Augen zogen ihn einfach in ihren Bann... "Aber es muss doch nerven, wenn man immer als etwas Minderwertiges Angesehen wird oder? Wie kamst du eigentlich dazu, Spielmann zu werden?", fragte er neugierig. Er zuckte mit den Schultern, steckte sich den letzten Bissen seines Brotes in den Mund. "Manchmal... Aber man ist doch immer froh, am Leben zu sein..." Korbinian wischte sich einen Krümel aus dem Mundwinkel. "Wenn du mich so fragst... einfach nur, um nicht zu verhungern. Die Spielleute haben mich von der Straße aufgesammelt und mich aufgenommen. Ein Zuhause habe ich so gesehen nicht mehr, also bin ich bei ihnen geblieben." Er hörte dem Spielmann aufmerksam zu, während er aß. Das hörte sich traurig an und am Liebsten hätte er Korbinian in seine Arme geschlossen, doch dieser wollte bestimmt kein Mitleid... "Naja, solange du Leute um dich hast, die dich lieben, ist doch alles halb so wild oder?", fragte er dann lächelnd. Doch er hatte großen Respekt vor diesen Leuten, die das Leben so gut zu meistern schienen. · "Da hast du Recht. Am Anfang war es nicht so einfach, aber in Matthias habe ich schnell einen guten Freund gefunden und man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles." Korbinian lächelte Mael sorglos an. Er hatte schon lange aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen, ob es nun ungerecht oder gut war, dass sein Leben so wie bisher verlaufen war. "Das kann ich mir vorstellen, aber es ist gut, wenn man jemanden hat, dem man vertrauen kann und Matthias scheint wirklich ein feiner Kerl zu sein! Und deshalb würde ich auch nur ungern wollen, dass du dich zwischen ihm und mir entscheiden musst...", erklärte er leise, sein Blick wurde nun wehmütig. Korbinian senkte den Blick. Das wollte er eigentlich auch nicht. Sie waren ihm doch beide unheimlich wichtig... Er schüttelte den Kopf. "Lass uns von etwas Anderem reden..." Sie hatten noch ein paar Tage, bis dahin musste ihm eben etwas einfallen. Verstehend nickte er, erhob sich vom Stuhl, um hinter Korbinian zu treten, ihm die Arme um den Körper zu legen und seinen Kopf gegen seinen zu lehnen. "Und über was willst du reden? Oder wollen wir noch ein wenig rausgehen? Ich hätte eine Idee.. Bist du schon mal auf einem Pferd gesessen? Hättest du Lust auf einen Ausritt?" Sofort legte er eine Hand auf Maels Arm. Irgendwie gefiel es ihm doch sehr, so festgehalten zu werden. Als Mael ihn jedoch nach den Pferden fragte, sah er ihn etwas nachdenklich an. "Oh, das ist lange her... Aber wirklich reiten kann ich nicht, nein." Pferde als Reittiere waren ja auch etwas, das eher den gut betuchten Leuten vorbehalten war. Das Volk ging zu Fuß... und Spielleute erst Recht. Als Korbinian eine Hand auf seinen Arm legte, lächelte er. Anscheinend gefiel Korbinian dies, also würde er es wohl öfter machen. "Also wenn du magst, können wir einen Ausritt machen auf einem Pferd, dann halte ich dich fest! Oder auf was hättest du denn Lust?", fragte er dann freundlich lächelnd. Er würde mit Korbinian alles machen, wollte ihn einfach glücklich sehen. Korbinian kicherte albern und sah Mael herausfordernd an. "So? Mein Märchenprinz will mich auf sein Pferd nehmen und mit mir davonreiten? Das klingt interessant..." Er drehte sich in Maels Umarmung um, kniete nun auf dem Stuhl und legte seinerseits die Arme um ihn. "Du bist mir ja einer..." Er erwiderte das Grinsen, kam mit seinem Gesicht noch ein Stück näher zu dem Spielmann, sah ihm tief in die Augen. "Ich wusste gar nicht, dass ich dein Märchenprinz bin, aber wieso nicht? Oder hast du was Anderes im Sinn? Wir könne auch hierbleiben und uns die ganze Zeit anschmachten, wenn dir dies lieber ist...", erwiderte er frech grinsend. Er erwiderte den Blick und sah Mael seinerseits tief in die Augen. "Nur das...?" Korbinian kam ihm noch ein wenig näher, um ihn zu küssen. Es gab doch so viel mehr Dinge, die sie machen konnten... Korbinians Blick ging ihm durch Mark und Bein, diese unglaublich grünen Augen trieben ihn irgendwann noch in den Wahnsinn... "Willst du auf irgendwas Bestimmtes hinaus?", flüsterte er, ehe er nur zu gerne auf den Kuss einging, Korbinian dabei umarmend. Der Spielmann küsste ihn leidenschaftlich und drückte sich dicht an Mael heran. Dabei musste er aufpassen, dass er nicht mit dem Stuhl umkippte. "Ich will nur bei dir sein. Und gewiss will ich dich nicht zu etwas drängen." Seine Hände glitten über Maels Rücken und er küsste ihn immer wieder. Mael erwiderte den Kuss nicht minder leidenschaftlich, ließ seine Hände dabei über Korbinians Rücken wandern, immer darauf bedacht, dass Korbinian nicht vom Stuhl fiel. "Wer sagt denn, dass du mich drängst?", stellte er eine Gegenfrage, ehe er den hübschen Mann an seiner Seite abermals zu küssen begann. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er nie mehr aufgehört, den Spielmann zu küssen. "Ich wollte es nur gesagt haben..." Langsam wurde ihm das aber doch zu blöd. So stand er schließlich auf um Mael richtig in die Arme nehmen zu können. Gut, dass sie beinah gleich groß waren. Korbinian genoss ihren erneuten Kuss sehr. Auch er hätte gerne niemals damit aufgehört. Der Andere lächelte und nahm mit Genugtuung zur Kenntnis, wie sich Korbinian erhob. So machte er sich auf, mit ihm zu dem Großen Himmelbett zu gehen und sich auf Selbiges fallen zu lassen, allerdings ohne den Kuss zu lösen. Schon viel bequemer... Doch auch dieser Kuss musste wegen akuten Luftmangels einmal enden, so sah er Korbinian abermals liebevoll an. "Manchmal denke ich, dass ich träume... Ich halte den hübschesten Mann in meinen Armen, der mir je begegnet ist..." Korbinian ließ sich mit Mael auf dessen Bett fallen. "Nun übertreib mal nicht", widersprach er ihm grinsend, "Du bist doch viel hübscher, als ich..." Er strich ihm das weiße Haar aus dem Gesicht. "Du bist wunderschön, Mael. So in schöner Mensch wie du ist mir noch nie begegnet..." Mael errötete bei Korbinians Worten, grinste verlegen, um ihm anschließend ein Küsschen auf die Wange zu drücken. "Sagen wir, wir sind beide hübsch. Denn ich finde dich ebenso schön wie du mich anscheinend findest.." Er streckte seine Hand aus , um das weiche braune Haar des Spielmanns zu berühren, ließ seine Finger dann langsam dessen Hals hinunterwandern. Der Spielmann grinste und strich sich geziert das Haar zurück. "Sicher. Wir sind hübsch, schlau und vor allem bescheiden..." Maels Berührung ließ er sich gern gefallen. "Und nun? Jetzt hast du mich in deinem Bett. Was gedenkst du mit mir zu tun?" Der Gefragte erwiderte das Grinsen, rückte noch etwas dichter zu Korbinian heran, sofern dies überhaupt noch möglich war. Er dachte gar nicht, die Streicheleinheiten zu unterbrechen, zuckte grinsend mit den Schultern. "Ich weiß nicht... Was soll ich denn tun?", entgegnete er lächelnd, zwinkerte schelmisch dabei. Korbinian schmiegte sich verliebt an Mael an. "Alles, was du willst..." Um schamhaft darum herumzureden fühlte er sich zu alt. Wenn Mael ihn wollte, dann sollte er ihn auch haben. Er empfand jedenfalls derart stark für den jungen Adligen, dass er sich dem gern hingeben wollte. Mael lächelte glücklich vor sich hin, drehte sich dann so, dass der Ältere unter ihm lag, damit er diesen erneut küssen konnte. Doch ließ er ziemlich schnell wieder von ihm ab, erhob sich und schloss vorsichtshalber die Tür zu, damit keiner hereinplatzen konnte. Sofort begab er sich wieder zu Korbinian, um ihn fordernd zu küssen. Das gefiel ihm nun wirklich sehr. Deshalb murrte Korbinian auch reichlich unzufrieden, als Mael sich von ihm löste. Aber da er ihnen nur eine ungestörte Zeit ermöglichen wollte, war ihm gleich verziehen. Der Spielmann lächelte und streckte die Arme nach ihm aus, nahm seinen Geliebten gleich wieder in Empfang und erwiderte den Kuss nicht weniger fordernd. Mael fand es ziemlich niedlich, wie Korbinian murrte, als er zur Tür ging. Deshalb beeilte er sich, um so schneller wieder bei seinem Liebsten zu sein. Der Kuss gefiel ihm sehr gut, am Liebsten hätte er nie mehr aufgehört. Und er nahm sich vor, irgendeiner Lösung zu finden, wie er für immer bei dem Spielmann bleiben konnte, sofern dieser es wollte. Korbinian drückte Mael eng an sich, während er ihn immer wieder und wieder küsste. Er spreizte die Beine ein wenig weiter und seufzte sehr zufrieden. Ja, hier wollte er gerne bleiben, für immer... Auch wenn es für sie beide nur ein Kurzurlaub von der Realität war. Für ein paar Minuten wollte er sich der Fantasie hingeben, dass alles gut war. Mael ging nur zu gerne auf diese Küsse ein, ehe er wieder ein wenig Abstand zwischen sich und Korbinian brachte, aber nur um dessen Hemd zu öffnen und kleine Küsse auf dessen Oberkörper zu platzieren. Nachdenken wollte er gerade nicht, sondern einfach die kurz bemessene Zeit mit ihm zu genießen. Der Spielmann ließ dies zu und schloss genießend die Augen. Seine Finger glitten dabei durch Maels Haar. Das Denken hatte er schon lange aufgegeben. Im Moment wollte er nur, dass Mael ihn berührte und ihn vergessen machte, dass sie nur ein paar Tage hatten, wenn ihnen nichts Gescheites einfiel... Als Mael Korbinians Reaktion bemerkte, lächelte er still vor sich hin, ehe er nur zu gerne mit seiner Tätigkeit fortfuhr, jeden Zentimeter Haut des Anderen erkundend. Auch er verdrängte, dass sie nur noch wenige Stunden zusammen hatten, ehe der Spielmann wieder zu den Seinen musste. Seine Hände glitten über Maels Arme. Er wollte den Anderen auch gerne so zärtlich berühren, doch in ihrer derzeitigen Position war das denkbar schwierig. "Das ist schön...", meinte Korbinian leise seufzend. "Du hast ja Recht. Wir sollten jetzt nicht davon reden." Er warf einen Blick zum Fenster hin. Langsam ging die Sonne unter. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit... Korbinian seufzte hörbar. "Ich muss bald gehen..." Erneut schlang er die Arme um Mael und schloss die Augen. "Wenn du nur mit mir kommen könntest!" Es war so ungerecht, dass sie wieder getrennt wurden und wenn es auch nur bis morgen war. Zustimmend nickte Mael, seufzte aber dann wieder wehmütig bei Korbinians Worten. Auch er würde den anderen Mann am Liebsten nicht mehr gehen lassen, doch wenn er die Chance haben wollte, dass dieser in der folgenden Nacht bei ihm blieb, musste dies sein. Schon oft waren irrsinnige Ideen durch seinen Kopf gewandert, wie er wohl bei Korbinian bleiben könnte, doch verwarf er diese gleich wieder. Er konnte sich ja wohl kaum als Gaukler ausgeben und unter das fahrende Volk mischen, das würde doch sofort auffliegen... Er ließ seine Finger über Maels Gesicht wandern und sah ihn nachdenklich an. Nein, er konnte nicht bleiben, so sehr er es sich auch wünschte. Doch sie würden einander morgen wiedersehen. Die Nacht dazwischen kam ihm jetzt schon unendlich lang vor... Widerwillig löste sich Korbinian schließlich von seinem Geliebten und stand auf. Der Spielmann strich seine Kleider glatt und setzte die Mütze wieder auf, welche heruntergefallen war. Es half ja alles nichts... Noch einmal beugte er sich zu Mael herunter um ihn leidenschaftlich zu küssen. Nur zu gerne ließ er sich diese Berührung gefallen, schloss kurz genießerisch seine Augen. Er zog eine kleine trotzige Schnute, als sich der Spielmann von ihm löste und sich zum Gehen bereitmachte, doch irgendwann war eben auch mal die schönste Zeit vorbei. So gab er sich dem Kuss vollkommen hin, löste diesen nach einiger Zeit widerstrebend, um ihm tief in die Augen zu schauen. "Na dann... Schlaf gut... Bis morgen?" Der Spielmann nickte und lächelte ihn an. "Ja, bis morgen. Gute Nacht, mein Prinz. Und träum von mir!" Noch ein letztes Mal ließ er das schöne, lange Haar durch seine Finger gleiten und küsste Mael zum Abschied, dann wandte er sich zum Gehen. In der Tür blieb er noch einmal stehen und sah Mael wehmütig an, dann ließ er ihn allein. Seufzend schloss Korbinian die Tür hinter sich und sah sich kurz im Korridor um. Sie lebten wirklich in verschiedenen Welten. Betrübt machte er sich auf dem Weg zurück in die Eingangshalle. Mael erwiderte das Lächeln Korbinians, auch wenn ihm eigentlich gerade nicht wirklich dazu zumute war, blickte dem Spielmann noch etwas hinterher. Und wieder war er allein... Das war doch nicht zum Aushalten! Doch dann kam ihm eine Idee und er beschloss, Korbinian leise zu folgen, wollte sehen, wo er mit seinen Gefährten das Lager errichtet hatte. Korbinian beeilte sich, das herrschaftliche Haus zu verlassen und machte sich eilig auf den Rückweg, folgte dabei nicht immer unbedingt der Straße, sondern lief einfach in die Richtung, in die er musste, ganz gleich ob ein Zaun, eine Mauer oder etwas ähnliches im Weg stand. Alles wurde einfach überklettert. In der Nähe der Stadt leuchteten zwischen vereinzelten Bäumen überall kleine Lagerfeuer in der Dämmerung und von jedem her hörte man leise Stimmen. Der Spielmann schritt an den Lagern der Kollegen vorbei und verschwand in einem verfallenen kleinen Steinhaus, aus welchem das Licht einer Laterne drang. Wie ein Schatten huschte Mael in einigem Abstand hinter Korbinian her, immer darauf bedacht, sich nicht zu verraten und den Anderen nicht aus den Augen zu verlieren. Interessiert sah er, wie Korbinian schließlich in ein Gebäude verschwand, kam ins Grübeln. Ob er um das Häuschen schleichen und durch ein Fenster hinein spähen sollte? Oder lieber doch den Rückweg antreten? Die Spielleute saßen in dem kleinen Häuschen im Kreis um eine Laterne herum. Sie hatten Stroh und alte Filzdecken auf dem Boden ausgebreitet und sich so Schlaflager geschaffen. In einer Ecke stapelten sich ihre Taschen mit den Instrumenten, sowie Mäntel und andere bunte Kleidung. Sie unterhielten sich leise über den morgigen Tagesablauf und das, was sie heute bei den anderen Gauklern gesehen hatten. Was draußen vor sich ging interessierte gerade keinen von ihnen. Korbinian lehnte in einer Ecke an der Wand und lauschte den Erzählungen. Mael hatte indessen einen Holzstapel entdeckt, auf welchen er sich stellte, um besser in das Innere des Häuschens sehen zu können. Schnell huschte sein Blick durch den Raum, bis er das Objekt seines Interesses entdeckt hatte, dieses intensiv betrachtend. Vor lauter Schauen allerdings bemerkte er erst spät wie das Holz ins Rutschen geriet... Bei dem Krach verstummten plötzlich die Stimmen im Inneren des Häuschens und die Männer lauschten angespannt in die beginnende Nacht. "Was war das?", flüsterte einer von ihnen. "Bestimmt nur irgendein Tier", antwortete Matthias und griff nach der Lampe. Das Licht bewegte sich in Richtung Tür. Mael wollte sich gerade aufrappeln und seinen Posten erneut beziehen, als er auch schon die Stimmen vernahm. Na super, und was nun? Schnell huschte sein Blick über die Umgebung und er beschloss, hinter einem Gebüsch in Deckung zu gehen. Matthias trat heraus, umrundete das Häuschen einmal. Bei dem Holzstapel blieb er stehen und hob die Laterne. Er ließ kurz den Blick schweifen, konnte aber bei dem wenigen Licht nichts Verdächtiges sehen. Es war wohl wirklich nur ein Tier gewesen, welches nun das Weite gesucht hatte. So kehrte er zu den Anderen zurück. "Niemand da, keine Sorge." Die Laterne wurde wieder in die Mitte gestellt und das Gespräch wieder aufgenommen. Korbinians Blick wanderte von einem zum anderen. Sollte er ihnen jetzt schon von ihrem Auftritt erzählen? Der junge Adelige atmete erleichtert auf, als sich der Schein der Laterne schließlich wieder verzog. So harrte er noch einige Sekunden hinter dem Gebüsch aus, ehe er wieder Stellung am Fenster bezog, diesmal aber ohne sich auf den Stapel zu stellen und immer drauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Was er sich aber von dieser Aktion gerade versprach, wusste er selbst nicht so genau. Schließlich rückte Korbinian ein wenig näher in den Kreis seiner Freunde. "Wenn ihr wollt, können wir hier nach den Gauklertagen noch einen weiteren, richtigen Auftritt hinlegen", sagte er. Die anderen Spielleute sahen ihn fragend an. Und so erzählte Korbinian ihnen von einer freundlichen, älteren Lady, die ein paar Spielleute für die musikalische Untermalung einer Feier suchte und welche Entlohnung sie versprochen hatte. Matthias wirkte ein wenig skeptisch, doch die anderen zeigten sich sehr interessiert. "Klingt gut." "Ja, das sollten wir machen." "Das ist eine große Chance für uns!" Mael lauschte den Spielleuten weiterhin, wobei er vor sich hingrinste als er bemerkte, dass die Spielleute die Bitte seiner Großmutter wohl kaum ausschlagen würden. Das hieße, dass er und Korbinian noch etwas mehr Zeit gewonnen hätten, was ihn ungemein freute.. Matthias nickte schließlich zustimmend. Das war eine Chance, die sie sich nicht entgehen lassen durften. "Gut, machen wir das. Gib ihr schnell Bescheid, Korbinian, bevor sie sich andere Spielleute sucht. Und wenn wir auf diesem Fest sind, müssen wir uns wirklich gut benehmen und vor allem müssen wir gut sein! Bessere Werbung können wir für uns nicht kriegen!" Zustimmendes Nicken in der Runde. "Legt euch schlafen, das wird morgen ein langer Tag werden." Stroh raschelte und das Licht erlosch. Die Spielleute wickelten sich nach und nach in ihre Decken und schlossen die Augen. Zufrieden hörte Mael alles mit an, ehe er beschloss, den Rückweg anzutreten, was er kurzerhand auch tat. Im Anwesen seiner Großmutter angekommen begab er sich schnell auf sein Zimmer und legte sich ebenfalls schlafen, wobei er von einem gewissen jungen Spielmann mit braunem Haar und grünen Augen träumte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)