Ungebrochenes Vertrauen zu Dir von Yuugii (Zorro/Ruffy) ================================================================================ Kapitel 1: Mann über Bord! -------------------------- Kapitel 1: Mann über Bord! „Land in Sicht!“, schrie Lysopp vom Mast herunter. Ruffy, der am Kopf der Thousand Sunny saß, sprang auf und landete direkt neben seiner Navigatorin, die ihm nur ein entgeistertes Kopfschütteln schenkte. Irgendwann würde er, so unüberlegt wie er immer handelte, im Wasser landen und dann dürfte seine Crew ihn retten. Eigentlich geschah dies regelmäßig. Immer wieder kam ihr Kapitän mit Wasser in Berührung und Nami wunderte sich darüber, dass er trotz allem nichts dazu gelernt zu haben schien. Seufzend senkte sie den Kopf. So war er nun mal, spontan und ziemlich dumm. Aber gerade diese Eigenschaften machten ihn zu dem, was er war und obgleich sie sich oft beschwerte, wusste sie, dass man sich auf ihn verlassen konnte. „Gut, legen wir dort hinten an.“, sagte die Orangehaarige und gab weitere Anweisungen. Als sie dem Festland näher kamen, sahen sie, dass mehrere Marineschiffe auf sie zu kamen. Panisch änderten sie die Fahrtrichtung. Es wurde laut auf dem Schiff, besonders nachdem mehrere Kugeln auf sie abgefeuert wurden und laut platschend neben ihrem Schiff landeten. Lysopp, der bis eben mit seinem Fernrohr im Mastkorb stand, verlor den Halt und landete unsanft auf dem Boden. Robin sah auf ihn runter, lächelte und nutzte ihre Kraft der Teufelsfrucht fast wie nebenbei, als sie ihm aufhalf. Die Langnase bedankte sich, nörgelte aber weiter. Nun war auch Zorro, der wohl verschlafenste Schwertkämpfer der Welt, aufgewacht. Ruhig observierte er die Lage. Brook tanzte als ob nichts wäre. Sanji riss die Tür zur Küche auf, in seiner rechten Hand hielt er eine Bratpfanne und in seinem Mundwinkel befand sich eine qualmende Zigarette. Seine gekräuselten Augenbrauen waren tief nach unten gezogen, es schien so, als wollte er etwas Bedeutendes sagen... bis sein Blick auf Nami fiel und er lediglich ein schrilles „Nami-Mausi! ♥“ heraus brachte. Der grünhaarige Schwertkämpfer war auf alles gefasst. Sollte es zu einem Kampf kommen, wäre er vorbereitet. Chopper, ein sprechendes Rentier, rannte aufgebracht im Kreis herum. Weinerlich jammerte er und niemand würde auch nur im Traum daran denken, dass dieses kleine Plüschtier einer ihrer stärksten Kämpfer war. Bis eben war alles ruhig gewesen. Und jetzt? Nun mussten sie dem Kugelhagel ausweichen und die Marineschiffe, es waren drei Stück an der Zahl, abhängen. Dies war alles andere als einfach, da die Thousand Sunny ein riesiges Schiff war und somit jegliche Aufmerksamkeit auf sich zog und eine große Angriffsfläche bot. Ein solch gewaltiges Schiff mit Piratenflagge zu übersehen war schier unmöglich, entweder musste man ziemlich blöd oder aber blind sein, um die Bedeutung dieser Flagge nicht zu verstehen. Lachend stemmte der Strohhut die Hände in die Hüften. Auf seinem Gesicht spiegelte sich reine Lebensfreude wider. Er konnte es kaum erwarten, sich mit Marinesoldaten zu prügeln und sie in die Flucht zu schlagen. Wie im Nu verschwand die bedrohliche Atmosphäre, die bis eben geherrscht hatte und alle schienen das Geschehen als Abenteuer anzusehen. Und das war der Sinn des Lebens, wenn man Pirat war. Abenteuer erleben, durch die Weiten des Meeres segeln, Schätze finden und das Leben genießen. Genau das war es auch, was Ruffy wollte. Spaß und Freiheit. Und davon hatte er als Kapitän einer Piratenbande ausreichend. Mit einem breiten Grinsen fuhr er seine Gummiarme aus und machte es sich auf seinem Lieblingsplatz gemütlich. Es störte ihn nicht, dass sie geradezu bombardiert wurden oder dass mehrere Schiffe der Marine hinter ihnen her waren. Doch dieses Mal würde es anders enden als sonst. Der Kopf der Thousand Sunny, der einem Löwen glich, wurde getroffen und mit ihm der Kapitän. Dieser hatte nicht aufgepasst und ehe er sich mithilfe seiner Teufelskräfte hochziehen konnte, landete er im Wasser. Aber er wurde nicht panisch und das, obwohl er spürte, dass seine Kräfte ihn verließen. Mutig blickte er hoch und sah ein schimmerndes Licht. Es handelte sich hierbei um die Reflektion des Sonnenlichts auf der Meeresoberfläche. Bevor sein Umfeld verschwamm, sah er eine Hand, die nach ihm griff, die ihm helfend zur Seite stand. Der Rest der Crew, die noch immer auf dem Schiff verweilte, war in Aufruhr. Während Lysopp und Chopper der Ansicht waren, dass sie warten sollten, bis Ruffy wieder auf dem Schiff war, entschieden sich die restlichen Personen dazu, dass es besser wäre, erst mal die Marineschiffe, die sie noch immer verfolgten, abzuhängen. Nachdem sie mit einem Coup de Burst des Schiffs ihr Vorhaben verwirklicht hatten, kehrte wieder Ruhe ein. Zumindest fürs erste. Nami wütete und ärgerte sich über ihren hirnlosen Kapitän, von dem sie sich mehr als nur sicher war, dass dessen Gehirn bereits in frühester Kindheit ausgezogen sein musste. Wie anders konnte es möglich sein, dass ein Mensch so dumm war? Tänzelnd bewegte sich der blonde Koch um sie herum, auf seiner Hand trug er, ähnlich wie ein Kellner, ein Tablett mit einem köstlich aussehenden Getränk. Doch das Mädchen nahm keine Rücksicht auf ihn und fuchtelte weiter zornig herum. Da sie dem Getränk keinerlei Beachtung schenkte, versuchte der Koch sein Glück bei Nico Robin. „Arg, dieser Vollidiot! Wie kann ein Mensch nur so verdammt dämlich sein?!“, keifte sie wütend und stapfte paar mal mit dem Fuß auf dem Boden, um ihren Zorn Ausdruck zu verleihen. Jeder normale Mensch hätte den Ernst der Situation sofort erkannt! Nur er nicht. Ruffy war ein Tagträumer, der alles immer mit einem Lachen abtat und nichts ernst nahm. Nami war sich sicher, dass ihm genau dieses Verhalten eines Tages zum Verhängnis werden würde. Dieser Kerl überschätze sich und war nicht in der Lage eine Gefahr zu erkennen und zu umgehen. Manchmal, ja, nur manchmal, da fragte sich Nami, warum sie ausgerechnet auf dieses Schiff gegangen war. Beinahe theatralisch ließ sie sich auf die Knie fallen und man hörte sie leise vor sich hin murren. Ihre Wut war verflogen, viel mehr hatte sie sich nun in einem traurigen Monolog verloren und ließ ihren Kopf hängen. Lysopp und Chopper jammerten lauthals herum und vergossen Tränen, die einem Sturzbach ähnelten. Das Skelett stellte sich neben sie und weinte ebenfalls, wimmerte noch lauter als die beiden, ehe er seinen Akt urplötzlich beendete. „Mir kommen die Tränen... aber ich habe ja gar keine Augen! Yohohoho-ARG!“, noch ehe er sein Lachen beenden konnte, hatten Chopper und Lysopp ihn weggeboxt und so seine Szene versaut. Mit einer riesigen Beule lag Brook am Boden und entschuldige sich leise. Daraufhin lauschten alle Robin, die sich von dem ganzen Aufruhr nicht aus der Ruhe bringen ließ. „Hier in der Nähe ist eine versteckte Bucht, dort sollten wir ankern und uns mit einem kleinen Boot dem Festland nähern.“ Sie war die Stimme der Vernunft in diesem Chaos. Nun fasste sich auch Nami wieder, rieb sich nachdenklich die Schläfen. Die elegante Schwarzhaarige hatte recht. Ihr Kapitän war von Bord gegangen. Jetzt war nicht die Zeit für Panik! Nami fasste einen Entschluss, wohl oder übel würde sie die Gruppen bestimmen müssen, in denen sie sich aufteilen würden, wenn sie das Land betreten wollten. Dass Sanji um sie herum tänzelte (mit Herzen in den Augen) und sie am laufenden Band mit Komplimenten überhäufte, ignorierte sie. Als die Gruppen gebildet wurden, bestand der Koch darauf, dass er mit Nami und Robin gehen dürfte. Brook, Chopper und Lysopp waren also in der zweiten Gruppe. Franky blieb beim Schiff, um eventuelle Angreifer zu verjagen und sich um den kaputten Löwenkopf der Thousand Sunny zu kümmern. Dieses Schiff war sein Ein und Alles, wie konnten diese Marinefutzis es wagen, es anzugreifen?! Ruffy saß so gerne auf dem Kopf der Sunny, also musste er ihn reparieren, bevor ihr Kapitän zurückkam. Na, das war doch ein Klacks für einen begabten Handwerker wie ihn. Mit voller Zuversicht warf sich Franky in seine Arbeit. Kraftvoll drückte er auf Ruffys Brust, legte dann seinen Kopf auf diese und horchte nach dessen Herzschlag. Er konnte ein leises Pochen vernehmen. Es war keine fünf Minuten her, als er den Gummimenschen aus dem Wasser gezogen hatte und seitdem schien dieser seelenruhig zu schlafen. Klirrend legte er seine drei Schwerter zur Seite, nahm all seinen Mut zusammen und beugte sich über seinen Kapitän. Als sein erstes Crewmitglied fühlte er sich seinem Kapitän besonders verpflichtet, demnach ließ er auch nicht zu, dass dieser reglos am Boden lag. Das passte einfach nicht zu ihm. Angespannt fuhr er mit einer Hand über sein grünes Haupt, nervös ließ er seinen Blick durch die Gegend schweifen. Langsam kam er dem Gesicht des Kapitäns näher. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie Mund zu Mund Beatmung gemacht und dieser Gedanke machte ihn unruhig. Kurz bevor er seine Lippen auf die des Anderen legen konnte, öffnete dieser die Augen und starrte den Schwertkämpfer an. Einige Sekunden verharrten sie in dieser Position. Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten. Erschrocken zog sich der Grünhaarige zurück und plumpste nach hinten. „Zorro!“, lachte der Schwarzhaarige. „Du...!“, brachte Angesprochener heraus und zeigte Schuld zuweisend mit dem Zeigefinger auf den anderen. Eine leichte Röte zierte Zorros Wangen. Ruffy erhob sich und stemmte wie gewöhnt die Hände in die Hüften. Sein Blick verriet, dass er nach etwas suchte. „Wo ist mein Hut?!“ kam es leicht panisch vom Gummimenschen, der nun auch anfing herum zu hampeln und von einem Fuß auf den anderen trat. Nun stand auch der Schwertkämpfer auf, klopfte sich den Sand von der Kleidung und nahm seine Schwerter wieder an sich, die er vorher abgelegt hatte. Mit ernster Miene sah er sich um. Ohne nachzudenken war er ins Wasser gesprungen, um Ruffy zu retten, da dieser nicht schwimmen konnte. Menschen, die eine Teufelsfrucht gegessen hatten, verloren im Austausch für unglaubliche Kräfte die Fähigkeit zu schwimmen. Dass dies für einen Piraten nicht gerade von Nutzen war, konnte sich wohl jeder denken. Es schien als hätten die beiden sich von den anderen getrennt. Als er zum Horizont blickte, konnte er ihr Schiff nicht sehen, also mussten sie an einer anderen Stelle geankert haben. Früher oder später würden sie wieder aufeinander treffen, bisher war das immer so gewesen. Kein Grund zur Sorge also. Somit konnten sie in Ruhe den Strohhut, den Ruffy über alles liebte, suchen. „Wann hattest du ihn denn noch?“, fragte er den Schwarzhaarigen, welcher sich allmählich wieder beruhigte und seine Aufmerksamkeit auf Zorro richtete. Für einen winzigen Moment sah es so aus, als würde er nachdenken. Seine Arme verschränkend, schloss er die Augen und murmelte Undeutliches vor sich hin. „Ich weiß es nicht!“, jammerte er und griff nach Zorros Hand, schüttelte diese. „Los, wir müssen ihn finden! Ich darf den Hut nicht verlieren!“, während er dies sagte, zeichnete sich ein Lächeln auf Zorros Lippen ab und er nickte. Selbstverständlich würde er ihm helfen. Ruffy würde alles für ihn tun und er würde dieses Vertrauen und die Loyalität sicherlich nicht unerwidert lassen. Für ihn ginge er durchs Feuer und das hatte er bereits in der Vergangenheit mehr als einmal bewiesen. Das Band, das sie verband war stark und unzerstörbar. Gemeinsam suchten sie die Küste ab, jedoch ohne Erfolg. Dann entschlossen sie sich dazu in die Stadt zu gehen. Frustriert lief Ruffy mit geballten Fäusten voran. Sein grimmiger Gesichtsausdruck ließ die Bewohner mehr als einmal genauer hinsehen. Mit erhobenen Hauptes und suchendem Blick lief Zorro die Straße entlang. Dass er ein gesuchter Pirat war, interessierte ihn herzlich wenig. Immer und immer wieder war er von Nami wegen seiner fehlenden Scheu und Achtsamkeit ermahnt worden, doch er scherte sich nicht darum. Im Gegensatz sogar. Für ihn gab es keinen Grund sich zu verstecken, denn er war voller Stolz und Selbstvertrauen. Sollte jemand wagen ihn heraus zu fordern, würde er den Kampf suchen und beweisen, dass er das Zeug dazu hatte „bester Schwertkämpfer der Welt“ genannt zu werden. Das war sein Traum und sein Lebensziel. „Da ist mein Hut!“, schrie der Pirat vor ihm auf einmal und beschleunigte sein Schritttempo. Ein kleiner Hund hatte den Strohhut im Maul und lief davon, als er die schrille und aufgebrachte Stimme des Piraten hörte. Doch Ruffy fuhr seine Arme aus und ergriff den Hut samt Hund, ehe dieser sich aus dem Staub machen konnte. Diese Aktion blieb natürlich nicht unbeobachtet. Im gleichen Moment als Ruffy zufrieden seinen Hut aufsetzte, kam eine kleine Gruppe Männer auf sie zu. „Du bist doch der Strohhut...“, entgegnete einer und beugte sich verheißungsvoll nach vorne. „Mein Name ist Monkey D. Ruffy. Und ich bin der zukünftige Piratenkönig!“, erklärte sich der Angesprochene und ließ den Hund nun laufen. Ruffy grinste provokant, wodurch er sein enormes Selbstvertrauen bewies. Instinktiv ging Zorro in seine Kampfhaltung über, sein Blick war voller Skepsis und seine Haltung verriet, dass er bereit für einen eventuellen Kampf war. Für ihn stand fest, dass diese Typen nicht gekommen waren, um ein bisschen zu plaudern. Viel eher glaubte er, dass sie das Kopfgeld des Strohhuts einkassieren wollten. „Dein Kopfgeld ist immens und so kopflos wie du hier durch die Gegend rennst, fällt es dir doch sicherlich nicht schwer uns deinen Kopf zu überlassen.“ Angesprochener musste lauthals lachen und hielt sich den Bauch. Schon wieder nahm er die Situation nicht ernst. Aber nahm er überhaupt irgendetwas ernst? Ohne vorher auch nur den Hauch einer Andeutung gemacht zu haben, bewegten sich die Kerle auf sie zu. Doch der Schwertkämpfer wehrte sie ab, bevor sie auch nur in die Nähe seines Kapitäns kommen konnten. Dumpf prallten sie am Boden auf. Eine große Menge von Schaulustigen hatte sich bereits um sie gesammelt, was beiden Piraten zuwider war. Schnell machten sie sich davon und quetschten sich durch mehrere Seitengassen bis sie endlich einen Ort fanden, wo die Leute sie nicht sofort anstarrten und versuchten einzuordnen, ob ihnen diese fremden Gesichter nicht doch von irgendwoher bekannt vorkamen. Es war besser, wenn sie nicht die Aufmerksamkeit der Bewohner dieser Stadt auf sich zogen. Außerdem mussten sie noch die anderen finden und dies war natürlich nicht möglich, wenn die Stadt in heller Aufruhr war. „Es wird bereits Abend...“, hauchte Zorro. „Ich habe Hunger....“, jammerte der Kapitän. „Schon wieder? Es erstaunt mich wie viel du essen kannst.“ „Ich bin ein eben Naturtalent!“ „Im Essen?“ „In was denn sonst?“, scherzte der Schwarzhaarige und grinste zufrieden. „Wir sollten langsam wirklich die anderen finden.“ „Schau Mal! Ein Restaurant! Wie lecker das duftet...“ Wie in Trance bewegte er sich in die Richtung des angenehmen Dufts. „Halt, Ruffy!“ Zorro wollte ihn festhalten, allerdings entwischte ihm der vom Geruch Betörte. Kopfschüttelnd folgte er ihm. Bevor er in dem Restaurant nach vorne ging, sah er sich genau um, damit er sicher stellen konnte, dass keine Gefahr drohte. Der Geruch von gebratenen Fleisch stieg nun auch ihm in die Nase. Schwärmend stand Ruffy am Tresen, er war beinahe am Sabbern und konnte sich kaum zurückhalten. Ein Angestellter sah das merkwürdige Verhalten und widmete sich dem ungewöhnlichen Kunden. Höflich fragte er nach dem Begehren des jungen Mannes. Ruffy träumte weiter vor sich hin, bis Zorro hinter ihm auftauchte, seine Hand auf dessen Schulter legte und diesen unsanft zurückzog. „Wir brauchen momentan nichts.Verzeihen Sie die Störung.“ „WAS?!“, machte der Schwarzhaarige seiner Empörung laut Luft und zeigte, wie beleidigt er war. „Ruffy! Wir haben kein Geld, mach also keinen Ärger!“, flüsterte er ihm zu und zerrte ihn gegen seinen Willen hinter sich her, winkte dem Angestellten noch einmal ehe er das Gebäude verließ. Unsicher stand Zorro draußen, ließ den Kragen seines Begleiters nun endgültig los. Auf ihrer Flucht hatte er extra auf den Weg geachtet, aber so sehr er auch versuchte sich zu erinnern, desto verworrener wurden seine Gedanken. Sein Orientierungssinn ließ stark zu wünschen übrig. Auch mit einer Auskunft gebenden Karte in der Hand, fand er sich nicht zurecht und jetzt hatte er nicht einmal das. Am klügsten wäre es, wenn sie zur Küste zurückkehrten und von dort aus den Strand entlang gingen. Doch wie sollten sie zurück finden? Sein Blick fiel nun auf Ruffy, der am Boden lag und sich quengelnd den Bauch rieb. Immer wieder stöhnte er er das Wort „Hunger“ und machte nicht nur auf den Grünhaarigen einen erbärmlichen Eindruck. Passanten starrten die beiden außergewöhnlichen Reisenden an, wussten nicht, was sie tun sollten bzw. ob sie etwas tun konnten. Erst jetzt wurde Zorro bewusst, dass bereits die Sonne dabei war unterzugehen. Das Abendrot am Himmel verlieh den Gemäuern der Stadt eine einladende, herzliche Farbe, die zudem eine gewisse Wärme widerspiegelte. Aber er hatte gar keine Zeit dafür! Da Ruffy sich weigerte aufzustehen und beleidigt liegen blieb, packte der Schwertkämpfer ihn kurzerhand und trug ihn Huckepack. Überzeugt folgte Zorro einer Wolke, von der er glaubte sie am Nachmittag am Strand gesehen zu haben. Seiner Logik nach, musste er ihr also nur folgen, um wieder zum Strand zu gelangen... Kapitel 2: Der bösartige Tyrann ------------------------------- Kapitel 2: Der bösartige Tyrann „Ich steeeerbe...“, stöhnte Ruffy, doch Zorro erwiderte darauf nichts. Seit geschlagenen zwei Stunden lief er in der Stadt umher und die Wolke, der er bis eben noch Vertrauen geschenkt hatte, hatte ihn im Stich gelassen. Auf diese Weise würden sie nie zum Schiff zurückfinden und sein Kapitän war alles andere als brauchbar in seiner derzeitigen Verfassung. Wenn er genauer darüber nachdachte, war der Schwarzhaarige der einzige Mensch, den er kannte, der wegen ein bisschen Magenknurren ein solches Theater veranstaltete. Ein Seufzer entwich seiner Kehle und er richtete den Blick erneut zum Himmel. Es war bereits dunkel und der Sternenhimmel hatte sich über die altmodische Stadt gelegt. Das Leben, das bis vor wenigen Stunden hier noch herrschte, hatte sich zurückgezogen und es war angenehm leise. Zumindest brauchte er sich jetzt keine Sorgen machen, dass sie auf Feinde treffen könnten. Und trotzdem! Langsam aber sicher hatte er absolut keine Lust mehr durch die Straßen zu rennen. Nun wusste er nicht einmal mehr, von wo er kam und wo er überhaupt war. Zuweilen hatte er sogar das Gefühl, im Kreis gelaufen zu sein. Wütend kickte er einen kleinen Stein, dieser flog einige Meter. „Hey, Bursche! Findest du das witzig, oder was?“ Der Grünhaarige zuckte zusammen. Der Stein hatte einen großen Mann mit sehr muskulösen Oberkörper getroffen. Seine Nase war breit und seine Augen klein und schmal. Doch er hatte die Augenbrauen tief herunter gezogen und seine Mundwinkel waren buchstäblich im Keller. Wenn dieses häßliche Gesicht nicht gewesen wäre, hätte Zorro ihn durchaus aus Gegner ernst nehmen können, doch er verkniff sich sein Lachen und biss sich auf die Unterlippe. Bloß nicht lachen. Nicht noch mehr auffallen. Zorro wollte doch einfach nur zurück zum Schiff und nun hatte er diese Witzfigur vor sich, pardon, Witzfigur mit muskulösen Oberkörper. Nun wurde auch Ruffy wieder aufmerksam und er betrachtete den Mann, verfiel dann aber in lautes Gegacker, was seinem Gegenüber gar nicht gefiel. Gerade als Ruffy sich wieder gefasst hatte und sich entschuldigen wollte, musste sein erstes Crewmitglied schnell zur Seite ausweichen, um sich zu schützen. Der Kerl hatte ohne Vorwarnung zugeschlagen. Seine Faust war noch immer geballt und ein Blick in seine kleine Augen machte deutlich, dass er die Sache nicht so belassen würde. Ruffy machte auch immer nur Ärger! Erst schmiss ihm dieser Mooskopf einen Stein an den Kopf und dann lachte dieser dämlich aussehende Junge über ihn! Das würde er nicht ohne Weiteres auf sich sitzen lassen. Immer wieder schlug er mit den Fäusten zu, doch Zorro wich elegant aus. Sein Kapitän begann wieder zu lachen, legte seine Arme von hinten um den Hals seines Gefährten, klammerte sich an diesem fest und feuerte diesen an. Ruffy machte nicht einmal Anstalten, sich vom Rücken seines Crewmitglieds runter zu bewegen, stattdessen schien er es geradezu zu genießen bequem getragen zu werden und den Kampf aus der Nähe betrachten zu können. „Spinnst du, Ruffy?! Du erwürgst mich ja!“, fauchte Zorro und warf nun den Schwarzhaarigen von sich, welcher mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete und enttäuscht zu ihm hoch sah. Doch es dauerte nicht lange, bis er wieder aufstand und sich bereit machte seinem Gegner eine zu verpassen. Gerade als er ausholen wollte, knurrte sein Magen und er warf sich kraftlos zu Boden. Er war einfach zu hungrig! So konnte er auf keinen Fall kämpfen. Also musste er diesen Kampf an Zorro weiter geben, welcher nun auch seine Schwerter zog. „Hör zu, das mit dem Stein war ein Versehen und es tut mir Leid. Lass uns in Ruhe und dir wird nichts geschehen, klar?!“ „Willst du mich für blöd verkaufen? Ich werde dein Kopfgeld einkassieren und dann in Saus und Braus leben.“ „Ach, darum geht es dir. Dann kann ich ja mit gutem Gewissen kämpfen.“ Mit diesen Worten nahm er sein drittes Schwert in den Mund, konnte sich ein überlegendes Grinsen nicht weiter verkneifen. Normalerweise würde er noch sein Kopftuch überziehen, aber er war sich sicher, dass dieser Kampf nur wenige Sekunden dauern würde. Sein Gegenüber betrachtete ihn, studierte jedes einzelne Muskelzucken, um genau voraussagen zu können, was sein Gegner nun vor hatte. Doch Zorro war nicht so einfach zu durchschauen. Voller Zorn ballte er erneut die Fäuste und rannte mit siegessicherem Gebrüll auf den Schwertkämpfer zu, dieser schien nicht einmal auszuweichen. Er sah, wie sich die Lippen bewegten und er war sich sicher, dass der Grünhaarige etwas gesagt haben musste. Aber was? Hätte er raten müssen, hätte er auf ein Wort wie „Monster“ getippt. Auf einmal war der Pirat verschwunden. Die Pupillen des Hünen wurden winzig, als er überall einen stechenden Schmerz verspürte. Zuckend fiel er zu Boden. Nur der aufgewirbelte Sand am Boden verriet, dass der Schwerkämpfer bis eben dort gestanden haben musste. Langsam legte sich die kleine Staubwolke wieder und man hörte ein leises Klirren von Eisen. Zorro hatte eine seiner stärksten Attacken benutzt, um diesen Mann auszuschalten. „Monster-Strike“ ließ selbst den coolsten Gegner nicht kalt. Zufrieden und triumphierend packte er seine Schwerter zurück in ihre Schwertscheiden. Der große Angreifer knallte auf den Boden. Mehrere Male zuckte sein Körper. Doch der Sieger schenkte ihm nur einen eisigen Blick, strich sein Haar zurück und bewegte sich auf Ruffy zu. Dass sein Gegner mit letzter Kraft noch einmal aufstand und zu den (vor Hunger) am Bodenliegenden rannte, konnte Zorro nicht mehr verhindern. Keuchend bohrte der Hüne einen kleinen Dolch in Ruffys Schulter. Doch so viel Kraft er auch aufwand,er hatte das Gefühl, dass er ihn damit nicht töten konnte. Eher schien er ihn damit nur leicht zu verletzen. Eine Kraft zog ihn nach rechts. Zorro hatte ihn weggetreten. Nun floss das Blut über seinem Gesicht, seine Nase war gebrochen und auch sein restlicher Körper war in einem denkbar schlechten Zustand. Es war unnötig zu erwähnen, dass Zorros vorherige Attacke ihn so übel zugerichtet hatte. „Ruffy! Los, steh auf! Ich werde dich nicht den ganzen Weg tragen!“, moserte das erste Crewmitglied und stupste seinen Kapitän in die Seite. „I-ich weiß.“, antwortete Ruffy. Tatsächlich hatte der Hüne ihn verletzen können. Nicht zu schwer, aber es wäre besser, wenn er behandelt werden würde. Es gab nur drei Dinge, die einen Gummimenschen wie ihm schaden konnte, Wasser, Gift und Schnittverletzungen. Aber die Wunde war nicht tief, instinktiv hatte er seine Muskeln angespannt und es irgendwie geschafft, zu verhindern, dass die Spitze des Dolches noch weiter in sein Fleisch eindringen konnte. Trotzdem prickelte die Wunde, sie brannte nicht, wie er es erwartet hatte. Der Schmerz war nicht sonderlich groß, erträglich und das eigenartige Prickeln ignorierte er einfach. Nur der Huuunger... der machte ihn fertig! „Reiß dich zusammen.“ „Hahaha! Stress dich doch nicht so, Zorro!“, lachte der Pirat und ging vor. Missmutig blickte der Schwertkämpfer ihm hinterher. Während die beiden gingen, bemerkte Zorro, dass Ruffy immer leiser und langsamer wurde. Keine sinnlosen Kommentare mehr und sein auch seine Wehklagen aufgrund seines Hungers verstummten immer mehr. Sie schienen sich dem Strand genähert zu haben, denn Zorro glaubte eine Kiste am Wegesrand wieder erkennen zu können, die er bereits heute Nachmittag gesehen hatte. Im gleichen Moment, als Zorro den gesuchten Piraten ansprechen wollte, lehnte sich dieser an eine Mauer. Er stieß sich wieder ab, schwankte einige Schritte vorwärts und stürzte zu Boden. Bis eben ging Ruffy doch noch gut! Was war los? Erschrocken fiel der Ältere auf die Knie, schüttelte mehrmals an dem Bewusstlosen. Warum kippte er jetzt um? Seine Atmung war ungleichmäßig und sein Körper zitterte. Hatte dies mit seinem Hunger zu tun? Vorsichtig hievte er seinen Kapitän hoch und richtete seinen Oberkörper auf. Noch immer floss Blut aus seiner Wunde. Es brauchte nicht viel Intelligenz oder Medizinwissen, um erkennen zu können, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Behutsam öffnete er die Weste seines Kapitäns und zog diese etwas herunter. Seine Schulter hatte eine violett ähnliche Farbe angenommen und wirkte entzündet. Seine Haut wies violette Flecken auf, so, als hätte ihn jemand geschlagen, doch Zorro wusste, dass sich Ruffy die ganze Zeit über zurückgehalten hatte. Er hatte an seinem Kampf nicht teilgenommen. Moment. Wie ein Blitz kam ihm ein Gedanke. War es möglich, dass der Dolch in Gift getränkt gewesen war?! Verärgert knirschte er mit den Zähnen und kniff seine Augen zu. Dieser Bastard! Wieso hatte er nur zugelassen, dass dieser Kerl Ruffy angriff? Es war seine Schuld. Er hätte aufpassen müssen. Wenn er nicht so siegessicher gewesen wäre, wäre das alles gar nicht erst passiert. Aber nun war es zu spät für Schuldzuweisungen. Nun musste er schnell einen Arzt finden. Egal, ob einer aus dieser Stadt oder Chopper. Das Gift musste aus dem Körper des Kapitäns entfernt werden und gleichzeitig quälte ihn der Gedanke, wie viel Zeit ihm noch blieb. Ruffys Verfassung war schlecht. Bereits vorher war er durch den Hunger geschwächt gewesen. Auch der stärkste Krieger konnte ein solches Gift nicht abwehren. Zorro wusste nicht so recht, was er tun sollte. Alle Straßen sahen verdammt noch mal gleich aus! Dass er nicht den richtigen Weg fand, lag natürlich an der Bauart der Stadt und der einzelnen Gebäude, niemals würde der stolze Schwertkämpfer zugeben, einen schlechten Orientierungssinn zu haben. Nein, er war überzeugt, dass man sich auf ihn verlassen konnte. Bisher war er immer rechtzeitig da gewesen, wenn seine Freunde ihn gebraucht hatten. Und jetzt zählte nur noch eines, Ruffy brauchte ihn. „Sir...?“ Eine zarte Stimme ertönte hinter ihm. Überrascht drehte er sich um. Ein junges Mädchen im rosa Sommerkleid stand schüchtern einige Meter entfernt von ihm. Sichtbar verängstigt vergrößerte sie den Abstand, hielt schützend ihre Hände vor ihrer Brust. Was wollte das Mädchen? Er hatte nun wirklich keine Zeit, um mit ihr zu spielen. „Ich... ich...“, stammelte sie vor sich her und starrte ehrfürchtig den Boden an. „Was willst du? Ich habe keine Zeit!“, zischte er im gewohnt genervten Tonfall. Sie zuckte zusammen. „Ich möchte Ihnen helfen...“, flüsterte sie. „Was hast du gesagt? Hör zu, wenn du mir auf die Nerven gehen willst, ist das ein ungünstiger Moment. Also mach die Fliege!“ „Ich will euch helfen!“, schrie sie und errötete. Dann drehte sie sich um und lief einige Schritte weg. Der Schwertkämpfer verstand sie nicht und schüttelte entgeistert mit dem Kopf. Dieses Mädel tickte anscheinend nicht mehr ganz sauber. Mit Achtsamkeit hob er Ruffy hoch und trug ihn auf seinen Armen. Als er sich erhoben hatte und sich umblickte, wurde ihm bewusst, dass das Mädchen auf ihn wartete. Vermutlich wollte sie, dass er ihr folgte. Sollte er das tun? Konnte er ihr vertrauen? Auch wenn es sich nur um ein scheinbar schüchternes Mädchen handelte, so war er sich nicht sicher, was er tun sollte. Auf der anderen Seite konnte er nicht noch mehr Zeit verschwenden. Ruffy brauchte Hilfe und zwar dringend! Obgleich er nicht besonders davon angetan war, einer Fremden wie ihr Vertrauen zu schenken, fasste er sich ein Herz und folgte ihr. Diese ganze Situation setzte ihm ganz schön zu. Da er die verheerende Wirkung von Gift in der Vergangenheit am eigenen Körper erleben durfte, wusste er, dass damit nicht zu scherzen war. Immer wieder blieb das Mädchen stehen, um sicher zu gehen, dass er ihr folgte. Sie führte ihn zu einem kleinen Haus und der Pirat bekam immer mehr das Gefühl, dass sie sich wieder vom Strand entfernten. Hoffentlich war das keine Falle! Die Tür des Hauses wurde geöffnet und eine alte Frau kam zu Vorschein, sie lächelte das Mädchen an und in ihrem Wesen konnte der Besucher spüren, dass sie eine liebevolle und einfühlsame Großmutter sein musste. Erst zögerte er, dann trat er in das Haus ein. „Mayleen, da hast du uns aber komische Gäste mitgebracht.“, sagte sie und goss heißen Tee in zwei Tassen. „Großmutter, der Junge mit den schwarzen Haaren ist verletzt. Du musst ihm helfen!“ „Das ist doch ein Pirat? Piraten helfe ich nicht!“ „Aber das ist doch jetzt nicht wichtig!“, widersetzte sie sich ihr. „Phe...“, stöhnte Zorro herablassend. Es war doch immer dasselbe. Als Pirat wurde man nicht wie ein Mensch behandelt. „In meiner Zeit hat man Piraten aus den Städte vertrieben. Nichtsnutze sind das, jawohl!“ „Aber sie sind gute Menschen. Ich weiß das. Bitte...“, flehte sie und Tränen in ihren Augenwinkeln waren zu erkennen. „Woher willst du das wissen, meine liebe Enkelin? Piraten sind alles ruchlose Mörder ohne Scham und Anstand. Los, raus mit euch! Schert euch weg!“ „Wie Ihr wünscht, alte Schachtel.“, brachte Zorro heraus und wand sich zum Gehen, doch das Mädchen hielt ihn auf, indem sie sich vor ihm stellte und die Arme ausbreitete. „Sie haben sich Brigard entgegen gestellt! Niemand hat sich das getraut! Sie sind Helden.“, erklärte sie und drehte sich zu ihrer Großmutter, welche die beiden anstarrte. „I-ihr habt Brigard angegriffen? Warum?! Seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen?!“ Sie zitterte, ließ die Teekanne zu Boden fallen. Laut scheppernd zersprang sie in tausend Teile. „Wer ist Brigard?“, fragte Zorro das Mädchen. Sie hatten zu Zweit das Haus verlassen. Widerwillig kümmerte sich die alte Frau um den Verletzten. Dabei hatte sie sich vorher dagegen gewehrt und wollte die beiden herauswerfen, doch obwohl sie so böse wirkte, so wurden ihre Taten von Verzweiflung gelenkt. In Wirklichkeit war die ältere Dame liebevoll und gutmütig. Brigard war der Anführer einer Piratenbande, der seit längerer Zeit sein Unwesen hier trieb und von den Menschen hier Schutzgeld verlangte. Sollten die Menschen nicht in der Lage sein, ihren Anteil zu zahlen, tötete er wahllos Menschen. Die Großmutter, ihr Name war Oka, hatte durch diesen Tyrannen ihren Sohn und seine Schwiegertochter verloren. Jeder, der sich ihm widersetzte, verlor sein Leben. Doch das war nicht genug. Brigard war grausam und hatte nicht einmal Respekt vor den Toten. Bösartig spießte er die Getöteten außerhalb der Stadt auf, um Reisende davon abzuhalten, in diese Stadt einzutreten. Dieser Plan funktionierte. Die Marine fuhr hier oft ihre Runden, doch sie schritten nicht ein. Manchmal glaubte Oka sogar, dass sie mit dieser abartigen Piratenbande unter einer Decke steckten. Seit Jahren wurden sie auf diese Weise gequält und es schien keinen Ausweg zu geben. All jene, die sich aufgelehnt hatten, hatten ihren Tod gefunden. Brigards Männer waren ebenfalls nicht zu unterschätzen. „Bitte sei Oma Oka nicht böse. Sie ist ein guter Mensch.“ „Ich weiß.“, kam es einsilbig vom mutigen Schwertkämpfer, der wieder zum Himmel hoch sah. „Ihr... Ihr seid so stark. Habt Dank, dass Ihr euch ihm entgegen gestellt habt.“ „Wo befindet sich das Hauptquartier dieser Typen?“, stellte er seine Frage monoton, ohne jegliche Gefühlsregung. „Was meint Ihr? Was habt Ihr vor?“ In ihrer Stimme war deutlich ein Hauch von Angst zu vernehmen. „Ich habe noch eine Rechnung mit diesen Typen offen. Und ich habe auch vor sie zu begleichen.“ Mayleen riss ihre Augen auf uns starrte den Mann zu ihrer Linken an, welcher voller Stolz seine Hand auf seinem Schwert gelegt hatte und sich nicht von anderen unterdrücken ließ. Bewundernd sah sie ihn an, konnte den Blick nicht abwenden. Doch als Zorro sich bewegte, senkte sie den Blick. Nachdenklich hob sie ihre Hand vor den Mund. Dieser Kerl sprühte eine unheimliche Aura aus und jeder, der in seine Augen sah, konnte sofort erkennen, dass er übermenschliche Kräfte haben musste. Im Moment hatte sie sogar das Gefühl, als würde sein Wesen die Atmosphäre beeinflussen, so als hätte die Erde selbst Furcht vor ihm. War dieser Pirat vielleicht in der Lage, ihre Stadt zu befreien? Konnte dieser Mann ihnen den Weg in die Freiheit ebnen? Seine Motive zu kämpfen, mochten selbstsüchtig sein, doch sie war sich sicher, dass sein egoistisches und unüberlegtes Handeln der ganzen Stadt zu Gute kommen würde. Gegen seinen Willen fasste sie nach seiner Hand und zog ihn zurück ins Haus. Ihr brünettes, langes Haar bewegte sich dabei hin und her. Auf ihrem schmalen Rücken waren mehrere blaue Flecke. Zorro würde nicht fragen und wenn er ehrlich war, interessierte es ihn auch nicht. Außerdem hatte jeder seine Geheimnisse, also würde er soviel Respekt haben und nicht noch mehr aus ihr herausquetschen, als unbedingt nötig. „Sie sind doch bestimmt müde. Ruhen Sie sich aus und schlafen Sie etwas, Herr Pirat!“, sagte sie und lächelte. „Hör zu, ich hab keine Zeit zum Schlafen! Ich habe etwas zu erledigen.“ Finster sah er sie an, sie schreckte zurück und traute sich nicht, noch etwas zu sagen. Dies war der Blick eines Mannes, der sich entschlossen hatte, etwas zu tun und sich von nichts und niemanden davon abbringen lassen würde. Zorro konnte es nicht akzeptieren. Seine Unfähigkeit hatte dazu geführt, dass Ruffy verletzt worden war. Wenn er richtig aufgepasst hätte, dann wäre Ruffy immer noch froh und munter neben ihn am herum albern und würde ihn durch seine durchgeknallte Art ein kleines Lächeln auf die Lippen zaubern. Stattdessen war Ruffy verletzt, außer Gefecht gesetzt. Ihn so sehen zu müssen, quälte Zorro und irgendwer musste dafür büßen. Es war ihm egal wer. Irgendjemand. Und wenn er dabei eine Stadt befreite, dann war es eben so. Es war sein inniges Verlangen das nach Vergeltung schrie. Rache für seinen Kapitän. Für einen Jungen, der ihm alles bedeutete und für den er ohne nachzufragen, sein Leben riskieren würde. Ruffy würde dasselbe für ihn tun und er ließ nicht zu, dass irgendjemand es wagte, seinen Kapitän so zu verletzen. „Aber, aber... junger Mann.“, mischte sich nun Oka ein, die aus dem Nebenzimmer kam. Bis eben hatte sie den Kapitän der Strohhutpiraten behandelt. „Wie geht es ihm?“, fragte der Schwertkämpfer und machte dabei einen leicht nervösen Eindruck. „Er wird sich wieder erholen. Er braucht erst mal Ruhe. Und Sie sollten auch eine Pause einlegen.“ „Das geht nicht.“, erwiderte der Grünhaarige, doch Oka schob ihn gegen seinen Willen in das Nebenzimmer, in welchem sich auch Ruffy befand. Sein Körper bebte, als er seinen schlafenden Kapitän dort sah. Noch nie hatte er so ruhig dagelegen. Zumindest hatte er ihn noch nie so gesehen. Der Anblick schmerzte ihn. Er musste sich an Brigard und seinen Männern rächen, um so die Ehre seines Kapitäns wieder herzustellen. Ein Mann, der 300 Millionen Berry wert war, konnte doch nicht so einfach niedergeschlagen werden. Auch Zorro hatte großen Respekt vor ihm, hatte ihn ins Herz geschlossen und sich dafür entschieden, an dessen Seite zu kämpfen und für ihn da zu sein. Doch er spürte, dass sein Körper nach einer Pause verlangte. Vielleicht sollte er sich wirklich etwas hinlegen und sich ausruhen. Erschöpft ließ er sich auf das andere Bett fallen und ließ noch einmal seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Sein Blick blieb bei einem Foto hängen, auf dem Mayleen, eine erwachsene Frau und ein Mann zu sehen war. Wer waren diese beiden? Die Frau sah dem Mädchen, das er kennen gelernt hatte, sehr ähnlich. Ihr Blick war sanftmütig und ihr langes Haar fiel über ihre Schultern. Und der Mann hatte kurzes, rotes Haar. Sie wirkten glücklich. Wie eine Familie. War das Mayleens Familie? Zorro schloss die Augen und schlief ein. Kapitel 3: Ein fester Entschluss -------------------------------- Kapitel 3: Ein fester Entschluss „Und, Chopper? Hast du ihre Spur?“ „Ich bin doch kein Hund! Ich bin ein Rentier! Wir schnüffeln nicht herum!“, verteidigte sich das kleine Maskottchen der Strohhutbande. „Ich schnüffele gerne herum, allerdings fehlt mir die Nase dazu. Yohohoho~“ „Mensch, Brook, wir haben es eilig! Also lass den Unsinn!“, zischte die Langnase erbost. „Lachen ist gesund für das Herz... aber ich hab ja gar keines! Yohohoho~“ Kopfschüttelnd ging Lysopp weiter, denn er spürte auf Anhieb, dass es nichts bringen würde, diesem Skelett zu erklären, warum seine Witze nicht lustig waren. Missmutig starrte er in eine Gasse. Ein dunkler Schatten näherte sich ihm und er schreckte zurück, als zwei glänzende Kristalle sich ihm zu nähern schienen. Bevor er los schreien konnte, bemerkte er, dass es sich bei dieser unheimlichen Gestalt lediglich um ein kleines Kätzchen handelte, welches ihn nun mit großen Augen anblickte und eine Kleinigkeit erwartete. Unsicher hob der Schleuderspezialist eine Augenbraue. Was auch immer dieses Kätzchen wollte, er hatte nicht den blassesten Dunst, was es war! Glücklicherweise ließ Chopper seinen Kameraden nicht im Stich. Da er selbst ein Tier war, konnte er andere Tiere verstehen und mit ihnen kommunizieren. Lächelnd beugte er sich zum Kätzchen herunter, sie sahen sich nur an, aber es hatte den Anschein, als würden sie miteinander sprechen. Einige Minuten später erhob sich das Rentier und drehte sich zu Brook und Lysopp. „Sie sagt, sie habe Ruffy und Zorro gesehen! Und sie wird uns zu ihnen bringen, allerdings möchte sie dafür entlohnt werden.“ „Was soll ein klein Kätzchen schon haben wollen?“, zuckte der weltberühmte Lügner mit den Achseln, sich seiner Worte absolut sicher. „Vielleicht will sie einen Fisch! Yohohoho~“ lachte das Skelett. „Nein, sie sagt, dass sie sehr einsam sei und sie sich freut, uns kennen gelernt zu haben.“ „Aber sie will doch nicht etwa Teil unser Crew werden?!“, erschrocken sprang Lysopp zurück und betrachtete das kleine Fellknäuel, welches nun ins Licht trat. Ihr Fell war sehr hell und sie hatte einige Flecken auf diesem. Ihre kleinen Augen glitzerten wie Edelsteine. Hart schluckend wand sich Lysopp wieder zu dem Rentier, welches nur verhalten den Kopf schüttelte. „Sie wünscht sich ein warmes Zuhause.“ „Dann suchen wir ihr eines! Ich war schon immer gut darin Dinge zu finden.“, prahlte das Skelett und beugte sich zum Kätzchen, wollte es streicheln, doch sie wich schnell aus. Vermutlich fürchtete sie sich vor seiner Knochenhand. „Kannst du uns wirklich zu ihnen bringen? Du weißt, wo sie sind?“, erkundigte sich das Rentier erneut. Sie waren seit einiger Zeit zusammen unterwegs. Die Katze kannte sich in dieser Stadt aus und lotse die bunte Truppe durch alle möglichen Schleichwege. Langsam wurde Lysopp ungeduldig und er wollte die Katze beschuldigen, dass sie eine Lügnerin sei und sie auf eine falsche Fährte gelockt habe. Ein kurzer Blick gen Himmel zeigte dem Piraten, dass es bereits wieder Morgen wurde und sie die ganze Nacht damit verbracht hatten, planlos durch die Stadt zu laufen und noch nicht mal einen Hauch einer Spur von ihren Freunden hatten. Auf einmal trafen sie auf Sanji, Nami und Robin. Ehe sie ihren Weg gemeinsam fortsetzten, besprachen sie ihre bisherigen Erfolge. Aber bisher waren alle Mühen im Sand verlaufen. Doch die Katze mischte sich ein und versicherte den Piraten, dass sie die Wahrheit sprach. Lysopp seufzte resigniert. Da sie ohnehin keine Ahnung hatten, wo die beiden sich befanden, blieb ihnen gar keine andere Wahl als dieser Katze zu trauen. Die Zweifel blieben dennoch weiterhin bestehen. Was wäre, wenn die Katze log? „Sag mal, ich will dich nicht verärgern, aber bist du dir vollkommen sicher, dass du weißt, wo sie sind?“ Die Katze blieb kurz stehen und wieder sah es so aus, als würde sie mit dem Rentier sprechen. Erst jetzt rückte sie mit der Wahrheit heraus. Der Name Brigard fiel. Chopper übersetzte die Worte der Katze und es wurde allmählich deutlich, dass sie absichtlich all diese Schleichwege gewählt hatte, um den Handlangern dieses Piraten auszuweichen. Sie warf ihren kleinen Kopf zur Seite und eine kleine Brise ließ es so aussehen, als würden ihre Schnurrbarthaare tanzen. Wortlos tapste sie einige Schritte weiter und ein großes Haus kam zum Vorschein. Eine alte Dame stand vor der Tür und holte die Zeitung rein, die der Postjunge bereits am frühen Morgen, während alle anderen Dorfbewohner selig schliefen, gebracht hatte. „Sie sind in diesem Haus.“, wiederholte Chopper. Ungläubig sah die Truppe das Kätzchen an. Das klang einfach viel zu abwegig, als dass es wahr sein konnte! Nami marschierte stramm auf die Frau zu und fragte sie nach einen grünhaarigen Schwertkämpfer und einem dumm aussehenden schwarzhaarigen Jungen mit Strohhut. Erst zögerte die alte Frau und sie war sich nicht sicher, ob diese Leute Freunde von ihren unerwünschtem Besuch waren oder nicht. Trotzdem konnte sie das aber auch nicht ausschließen. Also nickte sie dem gut bestückten Mädchen zu und erklärte, dass die beiden im Haus wären. Sie wechselten noch einige Worte miteinander, bis die Frau ihnen die Erlaubnis gab, ihr Haus zu betreten. Derweil war Zorro wach geworden. Besorgt saß er an der Bettkante von Ruffy, welcher seelenruhig schlief. Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig. In der letzten Nacht hatte Ruffy Krämpfe gehabt und er hatte sich mehrmals stöhnend hin und her gewälzt. Mittlerweile hatte sich der Kapitän beruhigt, aber Zorro traute diesem Frieden nicht. Nachdem dieser Verrückte ihn verletzt und vergiftet hatte, fühlte er sich seltsam befangen. Es fühlte sich schrecklich an, wenn Ruffy nicht herum blödelte und lauthals lachte. Gut, mehrmals hatte er behauptet, dass dieses Verhalten seines Kapitäns ihn stören würde, aber eigentlich gab es ihm ein gutes Gefühl. Gerade weil er sich dann sicher sein konnte, dass es ihm gut ging. Unter keinen Umständen würde er es zugeben, aber Ruffy war ihm von all seinen Freunden am wichtigsten und es war nur schwer zu ertragen, dass gerade dieser aufgeweckte Teufelskerl nun ans Bett gefesselt vor ihm lag. Akribisch musterte er jeden Zentimeter seines Kapitäns. Wie in Trance näherte er sich ihm und sah in sein Gesicht. Vorsichtig strich er mit der Hand über seine kleine Narbe auf seiner Wange. Sie war gut verheilt und war spürbar auf der Haut. Ein kleiner Schauer überkam ihn, den er nicht zu beschreiben wagte. Wie aus dem Nichts erinnerte er sich an gestern. Ja, er wollte ihn Mund zu Mund beatmen und genau in diesem Moment, als er seine Lippen auf die des Jüngeren gelegt hatte, waren seine Augen aufgeschlagen. Vielleicht, ja, nur ganz vielleicht, würde dies wieder geschehen? Ohne großartig weiter darüber nachzudenken, fasste er sein Gesicht mit seinen Händen und legte seine Lippen auf die von Ruffy. Einige Sekunden verharrte er so. Anmaßend bewegte er seinen Mund und seine Art der Mundbeatmung entwickelte sich viel eher in einen unschuldigen Kuss. Dann löste er sich von ihm. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander getrennt. Verzweifelt legte er seine Stirn auf die des Schwarzhaarigen. „Komm schon... du bist doch sonst so stark! Wach gefälligst auf.“, flüsterte er ihm entgegen, doch seine Bitte blieb unerhört. „Du Idiot...“, fluchte er und schlug auf die Matratze, direkt neben Ruffys Kopf. Er war nicht wütend auf Ruffy, diesen traf keine Schuld, aber er hatte das Gefühl, versagt zu haben und er konnte diese innere Unruhe einfach nicht bändigen. „Zorro? Ruffy? Wo seid ihr?“ Bekannte Stimmen rissen ihn aus seinen dunklen Gedanken und erschrocken erhob er sich. Hatte er ihn gerade tatsächlich geküsst? Nun wurde ihm erst bewusst, was er so eben getan hatte. Ein Glück, dass Ruffy nicht aufgewacht war. Was würde er ansonsten denken? Ruffy war etwas dumm und verstand vieles nicht, aber eine Aktion wie diese, wüsste selbst er richtig zu deuten. Bestimmt stand er auf und verließ das Zimmer. Bekannte Gesichter begrüßten ihn und er winkte nur lässig ihnen zu, ohne großartig etwas zu sagen. Nami ließ dies nicht so beruhen und verpasste ihn für sein schlechtes Benehmen, gegenüber seinen Freunden, eine Kopfnuss, die sich gewaschen hatte! Wütend schrie sie ihn an und Zorro wagte es gar nicht, ihr zu widersprechen. Wenn er mit ihr diskutieren würde, würde sich das ganze Prozedere nur noch verlängern und darauf konnte er gut und gerne verzichten. Nach einer Zeit wurde sie wieder leiser und sie lächelte, nachdem sie sich genügend ausgetobt hatte. Auch sie war froh, dass sie sich endlich wieder gefunden hatten. Es dauerte nicht lange, bis sie die Gruppe sich an einen Tisch setzte und sie die Informationen, die sie erlangt hatten, untereinander austauschten. Die anderen konnten kaum glauben, dass Ruffy durch ein Gift ausgeschaltet wurde und noch immer tief und fest schlief. Chopper machte sich Sorgen, aber Oka beruhigte das Rentier und erklärte mit sanfter Stimme, dass er lediglich Schlaf und Ruhe brauche, um wieder auf die Beine zu kommen. Zorro war trotz allem nicht zufrieden. Brigard. Wie war dieser Typ drauf? War er stark oder nur ein Feigling? Er terrorisierte diese Insel und machte nichts als Ärger und mal ganz davon abgesehen, hatte er es tatsächlich gewagt, ihren treudoofen Kapitän Ruffy auszuschalten. Für ihn stand fest, was er zu tun hatte. Reflexartig griff er nach seinen Schwertern und spürte einen elektrisierenden Impuls durch seinen Körper fahren, welcher als Beweis für seine Kampflust zu verstehen war. Es ging ihm nicht um die Menschen hier, sondern nur um Ruffy. Normalerweise würde dieser sich selbst um diese Angelegenheit kümmern wollen, aber da er noch immer nicht ansprechbar war, fühlte sich der Grünhaarige dazu berufen, diese Sache selbst in die Hand zu nehmen. Ohne sich weiter zu erklären, verließ er das Zimmer. Außerhalb der Sichtweite seiner Freunde, zog er sein dunkles Kopftuch über, das seine Augen finster und boshaft aussehen ließ. Brigards Schreckensherrschaft würde heute ihr Ende nehmen, dafür würde Zorro sorgen, selbst dann, wenn es das Letzte wäre, was er täte. Mayleen folgte ihm, als er die Tür nach draußen öffnete, fasste sie ihren Mut und sprach ihn an. „Was haben Sie vor? Sie wollen doch nicht etwa gegen Brigard kämpfen?!“ In ihren Armen trug sie das kleine Kätzchen und presste es näher an sich. „Willst du mich aufhalten?“, fragte er monoton, er kannte ihre Antwort bereits. „Eure Freunde sind hier, Ihr solltet mit ihnen die Insel verlassen... das ist das Beste.“ Sie vermied es ihn anzusehen. „Du missverstehst mich. Ich tue das nicht für dich oder die Inselbewohner. Ich habe persönliche Gründe.“ „Aber Sie wissen doch gar nicht, wo Sie hin müssen!“ „Dann sag es mir. Sag mir, wo ich Brigard finden kann.“ „Nein, das ist zu gefährlich! Das kann ich nicht verantworten!“ „Mayleen!“, zischte er wütend und drehte sich nun zu ihr. Seine Schwerter klirrten gefährlich. „Soll ich hier etwas rumsitzen und abwarten? Das ist nicht meine Art Dinge zu regeln, deshalb nehme ich das selbst in die Hand. Also sag mir gefälligst wo Brigard ist!“ Sie fürchtete sie vor ihm und zitterte. Durch das Kopftuch wirkte er bedrohlich und genauso böse wie die Männer aus Brigards Piratenbande. Sie erklärte ihm genau, wo er ihn finden konnte. Sie hatten ihr Hauptquartier am Waldrand gebaut und kontrollierten von dort aus diese Gegend. Das war alles, was der Schwertkämpfer wissen musste. Entschlossen wand er sich zum Gehen und bedankte sich kaum hörbar bei dem Mädchen. Die anderen würden sein Verhalten als äußerst unvernünftig abstempeln, doch das störte ihn nicht, denn er kannte sein Ziel. Kapitel 4: Blutdurst -------------------- Kapitel 4: Blutdurst Obgleich sein Orientierungssinn nicht der Beste war, fiel es ihm ungewöhnlich leicht, den Wald zu finden. Es lag ein würziger Duft in der Luft, vermutlich feuchtes Holz und Moos, der ihm verriet, welchen Weg er gehen musste. Nichts konnte ihn ablenken. Sein Blick war nach vorne gerichtet. Seine Augen strahlten Selbstsicherheit aus. Er war wie ein wildes Tier, in diesem Moment folgte er nur seinem Instinkt und lechzte nach einem Kampf, der seine Sinne betörte. Nicht jeder konnte sich weltbester Schwertkämpfer nennen, aber er hatte eindeutig das Zeug dazu, diesen Titel zu erlangen, auch sein derzeitiges Kopfgeld von 120 Millionen Berry ließ darauf schließen, dass er ein ernstzunehmender Gegner war. Schnellen Schrittes näherte er sich dem Hauptquartier. Einige hundert Meter trennten ihn von seinem Ziel, das Gebäude war protzig und pompös, was ihm ein Grinsen entlockte. Brigard versteckte sich hinter hohen Mauern und seine Unterkunft war vermutlich größer als seine Ehre. Einfach nur abartig. Auf einmal spürte er Zorn, den er die ganze Zeit unter Verschluss hielt. Als einige Piraten dieser Gruppe auf ihn zukamen, machte er sich nicht einmal die Mühe, mit ihnen zu sprechen, sondern schaltete sie souverän aus. Ein Schwert reichte völlig aus. Blut besudelt hielt er seine Waffe in der Hand, die rote Flüssigkeit floss die Klinge herab und tropfte zu Boden. Eiskalt blickte er nach vorn und betrat das Anwesen. Wieder Feinde, die er ohne lange nachzudenken bekämpfte. Das Kämpfen war ihm ins Blut übergegangen. Jede Zelle seines Körpers hatte nur darauf gewartet, sich hier auszutoben und ein Feuer der Leidenschaft brannte in ihm. War es etwas Schlechtes, dass er es genoss zu kämpfen? Die Antwort kannte er nicht und sie interessierte ihn auch nicht. Völlig egal, ob es moralisch verwerflich war, er hatte ein Ziel vor Augen. Er brach durch das große Haupttor durch und metzelte jeden nieder, der es wagte sich in seinen Weg zu stellen. Niemand entkam ihn. Nach und nach füllte sich der elegante Marmorboden mit Blut. Er konnte sein Spiegelbild in dieser matt glänzenden Flüssigkeit erkennen. Ja, er war ein Biest, ein wahres Monster. Wortlos schritt er immer weiter voran. Das laute Brüllen seiner Feinde störte ihn nicht. Auch nicht, als sie sich versammelten und versuchten ihn einzukesseln. Er war ein Meister des Kamaitachi. Seine Bewegungen waren unglaublich schnell, doch es hatte den Anschein, als hätte er keinen seiner Feinde getroffen. Die Piraten lachten hämisch. „Was denn, du bist 120 Millionen... w-wert...!“ Sein Spott wurde ihm zum Verhängnis. Das war Kamaitachi. Ein Phänomen, bei dem aufgrund eines Luftvakuums ohne direkte Berührung Schlitze in der Haut auftraten, andere kannten diese Fähigkeit als „Sichel-Wiese“. Der heftige Stoß erreichte nun auch die anderen. Zufrieden grinsend packte der grünhaarige Schwertkämpfer seine Waffe zurück. Mit einem dumpfen Geräusch fielen sie zu Boden, ohne, dass sie sich weiter wehren konnten. Zorro hatte nicht die Zeit sich mit diesen Kleinkriminellen zu beschäftigen, denn er wollte zu Brigard. Weder wusste er, wo sich dieser befand, noch wie er aussah, doch nichts hielt ihm davon ab, seinen Durst nach Kampf zu stillen und seinen Kapitän zu rächen, der wegen diesem niederen, nicht ernstzunehmenden Gesindel noch immer ans Bett gefesselt war. Er sah sich weiter um. Das Gebäude war sehr nobel eingerichtet. Dafür verprasste Brigard also das Geld der Bewohner, für unnützen Schund, der nur als Statussymbol anzusehen war. Aber ein Mann, der das Geld anderer so missbrauchte, war weniger wert, als der Dreck unter seinen Schuhen. Das ganze erinnerte ihn ein wenig an den Arlong Park. Bisher waren alle Mitglieder dieser Bande keine große Herausforderung für ihn gewesen. Trotzdem hielt er die Augen offen und schritt voran, klapperte jedes Stockwerk einzeln ab, in der Hoffnung, den Mann zu finden, nach dem er suchte. Endlich war er ganz oben angekommen. Suchend sah er sich um. Es schien niemand mehr übrig zu sein. Seine Kleidung hatte sich mit Blut vollgesogen, doch es war nicht sein eigenes. Energisch wischte er sich den fremdartigen Lebenssaft von seinem Gesicht, blieb dennoch wachsam. Erst jetzt bemerkte er die große rote Tür, die mit glänzenden Edelsteinen verziert war. Ein Mann, der sich so aufplusterte, konnte doch kein ernstzunehmender Gegner sein! Vorsichtig kam er der Tür näher, atmete tief ein, schloss die Augen und hörte, wie sein Herz raste. Das Adrenalin rauschte durch die Blutbahnen seines Körpers. Er war bereit! Rasch riss er die Tür auf, so dass diese laut gegen die Wand hämmerte und dabei ein gut hörbares Echo im Flur verursachte. Am anderen Ende des Raumes war ein Bürotisch und ein großer Stuhl. Ein großer, edler Kronleuchter schien von der Decke herab und beleuchtete das Zimmer, welches wirklich nobel und äußerst schick eingerichtet war. Selbst die Tapeten der Wände sahen teuer aus, vermutlich sogar handbemalt und daher ein Unikat. Zu schade, dass diese Wände auch hier bald mit dem Blut dieses widerwärtigen Mannes benetzt sein würden, der es gewagt hatte, Hand an seinen Kapitän zu legen und die unschuldigen Bürger dieser Insel zu terrorisieren. Missmutig ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen. „Brigard, komm raus oder ich hole dich persönlich aus deinem Rattenloch!“, brüllte er. Seine Stimme war so laut, dass sie unmöglich zu überhören war. „Ich verstecke mich doch gar nicht.“ Er zuckte zusammen, als er eine unbekannte Stimme vernahm. Hastig drehte er seinen Kopf hin und her, versuchte die Quelle der Stimme auszumachen. Sie war ganz in der Nähe. Plötzlich erkannte er aus dem Augenwinkel, wie der große Stuhl vor ihm, sich bewegte und jemand zum Vorschein kam. Lässig grinste er. Anscheinend hatte er nicht mitbekommen, dass ein Taifun in seinem Gebäude getobt und dass er keine Männer mehr übrig hatte, die sich für ihn die Hände schmutzig machen konnten. „Du bist also Brigard.“, stieß Zorro hervor und starrte seinen Gegenüber an, kam ihm einige Schritte näher. Der Mann war ziemlich groß, muskulös und trug ziemlich schicke Klamotten. Nicht, dass Zorro sich für Mode interessierte, aber es war ihm deutlich anzusehen, wofür er das Geld seiner Opfer ausgab, dass er es lediglich nutzte, um sich selbst im Wohlstand zu suhlen. Nein, für diesen Mann hatte er nichts anderes als Abscheu übrig. Eigentlich wollte er sich nicht in die Belange dieser Stadt einmischen, doch nun war er so weit gekommen, dass er unmöglich einfach Kehrt machen konnte. Das war auch überhaupt nicht seine Art. Wenn er einen Kampf begonnen hatte, beendete er ihn auch. Seine Hand wanderte instinktiv zu seinem Schwert, welches er einige Zentimeter aus seiner Scheide zog, so dass es gefährlich im Licht aufblitzte. Ein Schwert konnte noch so gut sein, nur ein geeigneter Kämpfer konnte das Beste aus dieser Waffe herausholen. „Na, na! Nicht so hastig!“, lachte der Mann und warf ihm einen großen Geldbündel vor die Füße. Sein Blick folgte dem Bündel, an welchem Blut klebte. „Lass uns verhandeln, Junge. Du bist stark und ich suche immer nach mutigen Männern wie dich. Ich zahle sehr gut, musst du wissen.“ Zorro stieß verächtlich Luft aus seinen Lungen, senkte für einen Bruchteil der Sekunde seinen Kopf, ehe er den Mann erneut fixierte und ihn eiskalt anstarrte. Diesen Mann zu besiegen wäre in der Tat keine Sache, für die er sich schämen würde. So jemand wie er, hatte es vielleicht sogar verdient, ausradiert zu werden. Das Einzige, was für ihn zählte, war Macht und Reichtum. Unter keinen Umständen würde er sich jemanden wie ihm anschließen. Es gab nur einen Kapitän für ihn. Niemals würde er unter einen anderen Flagge kämpfen und sich unterdrücken lassen, das erlaubte ihm sein Stolz nicht. „Gut, dann zahle mit deinem Leben.“, erwiderte der junge Mann ohne einen Hauch von Emotion. „W-warte mal eine Minute!“ Wieder warf er ihm ein Bündel entgegen. Zorro wusste nicht, wie viel Geld dort zu seinen Füßen lag, aber es war auch nicht wichtig. Brigard schien zu verstehen, dass das hier kein Spiel war, denn als der Grünhaarige nicht antwortete, sondern sein Schwert aus seinem Gürtel zog, so dass ein gefährlicher Laut ertönte, als die Klinge die Scheide strich, zuckte er verängstigt zusammen und warf ihm mehrere Bündel entgegen. Reichte das Geld immer noch nicht? Wie viele Millionen Berry verlangte dieser Typ denn von ihm? Grübelnd begutachtete Zorro das Geld. An all den Scheinen klebte Blut. Wie sehr mussten die Menschen dieser Stadt unter der Tyrannei gelitten haben? Wie viele Tränen hatten sie vergossen? Wie viel Schmerz ertragen? Ein Blick genügte, um zu sehen, dass das Geld nicht freiwillig in die Hände dieser Bande gelangt war. Die Menschen mussten gekämpft haben, für ihre Zukunft, für ihre Freiheit und ihre Hoffnung. Aber Brigard interessierte das alles nicht. Er verletzte die Menschen, denn er war ein Egoist. Für ihn zählte nur er selbst. Das Gefühl von Abscheu verwandelte sich binnen von Sekunden in unendlichen Groll. „Kein Geld der Welt kann gutmachen, was du verbrochen hast.“, sagte er ruhig, kam dem schmierigen Typen wieder näher und streckte das Schwert in seine Richtung. Die Spitze der Klinge war nur wenige Zentimeter von dem Mann entfernt. Hart schluckend und voller Schock starrte er auf die Klinge, die schimmerte und bereits mit Blut getränkt war. Doch er ließ sich nicht einschüchtern, fasste sich wieder und sprang von seinem Stuhl auf, so dass dieser laut schallend zu Boden fiel. Schnell entfernte er sich vor dem fremden Schwertkämpfer und zog einen Revolver aus seiner Tasche. Ha! Er war der Anführer von dieser Bande von Idioten, er war der Stärkste und würde diesem jungen Burschen, ohne Anzeichen von Manieren, eine Lektion erteilen, die sich gewaschen hatte. Mehrmals schoss er auf ihn, doch er traf einfach nicht. Wut und Verzweiflung kam in ihm hoch. Er war in die Ecke getrieben worden von einem Jüngling, der nicht einmal den Wert von Geld zu schätzen wusste! Wieder schoss er. Und wieder. Und wieder. Dann drückte er erneut ab, doch der Revolver rührte sich nicht. Die gesamte Ladung hatte er verschossen und stand nun einer blutdürstigen Bestie entgegen, die vor rein gar nichts zurückschreckte. „Monster...“, begann der Schwertkämpfer, ging in seine typische Haltung ein und verschwand für einige Sekunden. Panisch sah sich der Tyrann um, als er ihn nicht sah, rannte er in Richtung Tür. Das war sein Ausweg! Er würde weglaufen und von vorne beginnen. Das hier war nicht das Ende, sondern der Anfang! Wie idiotisch von diesem Kerl einfach abzuhauen und ihn hier stehen zu lassen. Der grünhaarige Typ hatte ihn ja geradezu dazu gebeten, abzuhauen. Er musste nur durch die Tür, die Treppe herunter und herauslaufen, dann wäre er in Sicherheit. „...strike.“ Plötzlich wieder eine Stimme, aber Brigard wusste, dass er jetzt nicht zurückblicken durfte. Doch ehe er das Zimmer verlassen konnte, verspürte er an seinem ganzen Körper stechende Schmerzen, so dass er jämmerlich wimmernd zu Boden stürzte und Blut spuckte. Krampfhaft streckte er die Hand aus, dann wurde sein Umfeld schwarz. Obgleich er nichts mehr sehen konnte, hörte er ein Geräusch, so, als würde jemand sein Schwert zurückziehen. Dann verließ ihn die Kraft, er hörte nichts mehr, fühlte nichts mehr. Nichts war mehr da. Zorro betrachtete den am Bodenliegenden, wischte sich die Blutspritzer aus dem Gesicht. „Nicht einmal mit deinem Leben kannst du gutmachen, was du angerichtet hast. Niemand legt sich mit mir oder meinem Kapitän an, du Arsch.“ Ohne den regungslosen Körper einen weiteren Blick zu würdigen, verließ er das Zimmer und machte sich auf den Rückweg. Kapitel 5: Er kam, sah und verirrte sich ---------------------------------------- Kapitel 5: Er kam, sah und verirrte sich Noch immer war er berauscht von dem Adrenalin, das durch seine Blutbahnen zirkulierte. Zufrieden atmete er aus, als er das Anwesen verließ. Er blickte nicht zurück, hier gab es nichts mehr, das für ihn wichtig war. Er hatte seine Aufgabe erfüllt, seinen Rachedurst gestillt und Ruffys Ehre wieder hergestellt. Seine Hände zu Fäuste ballend, biss er sich auf die Unterlippe und knurrte leise. Wehe dieser Vollidiot war noch nicht wieder auf dem Dampfer! Dann konnte er etwas erleben. Wie konnte sein Kapitän ihm so viele Sorgen machen? Noch immer fragte er sich, ob Ruffy sich erholt hatte. Das einzige, woran er denken konnte, war das laute freudige Lachen des Schwarzhaarigen und wie dieser ihn mit einem treudoofen Blick angrinste und ihn fragte, wo er denn gewesen war. Zumindest war es diese Art von Begrüßung, die er sich für seine Rückkehr erhoffte. Alles andere wäre einfach falsch. Allein der Gedanke, wie Ruffy am Bett gefesselt war, sich nicht rührte und so schwach und zerbrechlich wirkte, bereitete ihm Unbehagen. Sein Kapitän schwach? Der Kerl, der sich von nichts und niemanden aufhalten ließ? Der, der sich namenhafte Piraten wie Arlong oder Moria entgegengestellt hatte und sich sogar der Marine widersetzte? Nein, das passte einfach nicht zu ihm. In ihrem Kampf gegen Moria hatte Zorro seine Loyalität und seine starken Gefühle für seinen Kapitän bewiesen, im Austausch für Ruffys Gesundheit hatte er es in Kauf genommen, dem Tod in die Augen zu sehen und Schmerzen zu ertragen, die sein ganzes Wesen auf die Probe stellten. Er wünschte sich mehr als alles andere, dass keiner seiner Freunde solche Schmerzen jemals ertragen mussten. Niemals. Nicht einmal der blöde Koch. Er rieb sich das Nasenbein, versuchte diese niederschmetternden Gedanken abzuschütteln und sich darauf zu konzentrieren, was nun wirklich wichtig war. Er war sich sicher, dass Ruffy sich gut erholt hatte. Oka und Mayleen kümmerten sich um ihn. Die alte Frau hatte dem Schwarzhaarigen irgendeine Medizin gegeben, also würde er wieder gesund werden. Bestimmt. Er setzte ein paar Schritte in Richtung der Stadt. Es war bereits Mittag geworden, vermutlich war Ruffy nun auch für sein drittes Frühstück aufgestanden und ließ es sich gutgehen. Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen. Dann blieb er stehen. Irgendetwas stimmte nicht. Die Stadt hatte sich verändert. Erst jetzt bemerkte er, dass er irgendwo falsch abgebogen sein musste und sich nur noch weiter von der Stadt entfernt hatte. Unsinn. Er war nicht falsch gelaufen, er musste einfach nur weiter gehen und er würde den Weg Zurück schon finden. Nickend stimmte er sich selbst zu und lief geradeaus weiter, schaffte es sich immer weiter im Wald zu verirren. Grummelnd versuchte er die Ruhe zu bewahren, doch sein Puls wurde immer schneller. Wie war das möglich?! Wie konnte es sein, dass er jetzt tief im Wald war? Vor ihm befand sich ein Berg. War die Stadt vielleicht hinter dem Berg? Er konnte sich nicht erinnern, dass in der Nähe der Stadt Hügel oder ähnliches gewesen waren, aber er konnte sich auch gar nicht mehr daran erinnern, was er gestern zu Mittag gegessen hatte, also konnte er ja nicht ganz so falsch hier sein. Er betrachtete die Felswand und stieg diese langsam empor. Der Schwertkampf lag ihm im Blut, aber das Besteigen von Bergen war nicht so sein Gebiet. Aber das würde ihn nicht zum Aufgeben bringen. Ein Mann wie er machte vor nichts und niemanden Halt! „Eigenartig... wo bleibt dieser Mooskopf denn?“, fragte Sanji und stieß den Qualm seiner Zigarette in gleichem Atemzug heraus. Da Ruffy noch immer schlief, hatten sie entschieden, in der Stadt zu bleiben und zu warten, bis dieser endlich aufwachte. Allzu lang konnten sie nicht bleiben, ansonsten stellte sich ihr Log Port wieder um. Das sollte sogar Zorro wissen. Sanji machte sich keine Sorgen um Ruffy. Rigoros schwang er die Pfanne und der Duft von gebratenen Fleisch würde ihren Kapitän selbst von den Toten wieder auferwecken. Fleisch war die beste Medizin, wenn der Patient zufällig Monkey D. Ruffy war. „Nein, Chopper! Du machst das falsch! Du musst die Essstäbchen hier reinstecken... so, jetzt, siehst du aus wie ein Säbelzahntiger!“, lachte Lysopp und alberte mit dem kleinen Rentier herum. Sie lachten und gaben eigenartige Geräusche von sich, vermutlich sollten die Essstäbchen, die sie aus ihrem Mund herausblicken ließen, ihre Zähne darstellen. Das Skelett gab ein Lied zum besten, während Nami sich mit Robin unterhielt und versuchte die Blödheit einiger ihrer Gefährten zu ignorieren. „Ich weiß gar nicht, was schlimmer ist, Ruffys Leichtsinn oder der Blödsinn dieser Deppen.“, murrte sie und zeigte eher beiläufig auf Lysopp, der nun zusammen mit Chopper irgendwelche eigenartigen Bewegungen machte, was sie wohl als „tanzen“ ansahen. Robin lächelte nur, gab ihrer Gefährtin recht, obwohl sie zugeben musste, dass Chopper so unglaublich niedlich aussah. Wie er tanzte, wie seine winzig kleinen Hufe sich bewegten und wie seine Augen vor Freude glitzerten... am liebsten hätte sie ihn jetzt in den Arm genommen und geknuddelt! Hach, sein Fell war bestimmt herrlich flauschig. Obgleich sie solche Gedanken hatte, war ihr von außen nichts anzusehen, ihr Blick war ernst und bestimmt, es sah so aus, als würde sie Namis Ausführungen zuhören, während sie eigentlich nur davon träumte, die Plüschkugel zu knuddeln. „Du schaust so ernst, Robin. Alles in Ordnung?“, fragte Nami dann letztendlich. „Ich mache mir Sorgen um Zorro. Ob er den Weg zurück findet?“ „Hach, es ist eine niemals enden wollende Odyssee mit diesem Schwertkämpfer.“ „Sollen wir ihn suchen gehen?“, fragte Robin und neigte ihr Haupt ein wenig zur Seite. „Ach, sollen die Jungs das machen. Wer weiß, wo dieser Kerl wieder ist. Zur Not lassen wir ihn hier und fahren ohne ihn weiter.“ Robin kicherte amüsiert. Die Navigatorin sagte das zwar mit ernster Miene, aber sie würde das niemals zulassen. Sie waren Gefährten, Freunde und niemand würde hier irgendwen im Stich lassen. Sie wusste es einfach. Die Strohhutpiratenbande waren immerhin die Menschen, die die Weltregierung den Kampf ansagte und dem Tod in die Augen blickte, nur um eine Freundin zu retten. Niemals würden sie einen Freund zurücklassen, auch Zorro nicht. Langsam öffnete Ruffy die Augen, er schnüffelte herum und sprang dann direkt aus dem Bett. Er konnte etwas Leckeres riechen! Dieser unglaublich würzige Duft weckte auf der Stelle all seine Lebensgeister und sabbernd lief er aus dem Zimmer. Dass er nicht in seiner gewohnten Umgebung aufgewacht war, störte ihn weniger, das einzige, woran er gerade dachte war Essen. Es roch so unglaublich gut! „Sanji! Meshi!“, quikte er aufgeregt und hampelte hinter dem Koch hin und her, während seine Augen vor Vorfreude funkelten. Besagter Koch drehte sich etwas erschrocken um, als er so plötzlich überfallen wurde und wollte gerade etwas sagen, als er merkte, dass Ruffy vorhatte, das heiße Fleisch auf der Pfanne anzupacken. Mit einem gekonnten Tritt kickte er den Gummimenschen weg. „Flossen weg!“, keifte er und schickte seinen Kapitän aus der Küche. „Aber... ich bin so hungrig...“, wimmerte er, doch die einzige Antwort, die er erhielt, war eine zuknallende Tür. Ruffy staunte nicht schlecht, als seine Freunde ihn wieder begrüßten. Sie alle wirkten erleichtert und sahen ihn so an, als hätten sie einen Geist gesehen. Eigenartigerweise ging es ihm besser. Letzte Nacht ging es ihm schlecht, aber er hatte sich das Ganze so erklärt, dass der Hunger ihn so dermaßen geschwächt hatte, dass er das Bewusstsein verloren haben musste. Erst als er genauer über die Ereignisse des Vortages nachdachte, wurde ihm ein stechender Schmerz in der Schulter bewusst, den er bis eben ignoriert hatte. Sein Arm wirkte etwas angeschwollen. Aber warum? Könnte es sein, dass... Ruffy verlor die Lust weiter darüber nachzudenken und legte sich auf den Boden und jammerte wie ein kleiner Junge, dass er Hunger habe. „Hör auf, dich wie ein Kleinkind zu benehmen! Benimm dich gefälligst, wir sind hier zu Gast!“, schrie Nami und verpasste ihm eine Kopfnuss. Nach dieser Lektion schwieg Ruffy und stand mit ernster Miene auf, betrachtete die alte Frau und das junge Mädchen. „Verzeihen Sie die Störung. Haben Sie etwas zu essen?“, erklärte er. Nami boxte ihn erneut weg. „SO entschuldigst du dich? Hast du sie noch alle? Einer schlimmer als der andere!“ Er hatte es endlich geschafft. Er hatte die Spitze des Berges erreicht. Allmählich verschwand die Sonne am Horizont, die ganze Insel und das umgebende Meer war in einem warmen Orange getaucht und schöner hätte dieser Anblick nicht sein können, wenn es da nicht dieses eine winzige Problem nicht gegeben hätte. WIESO. Wieso war die Stadt nun da unten? Zorro verstand es einfach nicht! Das alles ergab keinen Sinn. Die Stadt hätte doch hinter dem Berg sein müssen und jetzt befand sie sich vor ihm. Von hier oben konnte er die ganze Insel überschauen. Er sah sogar die Thousand Sunny, die nur wenige hundert Meter von diesem Berg entfernt ankerte und er sah die Küste, an der sie zu vor zwei Tagen gestrandet waren. Zorro verschränkte die Arme und versuchte die Ruhe zu bewahren. Jetzt musste er ruhig bleiben, aber er konnte dieses gefährliche Zucken seines linken Auges einfach nicht unterdrücken und immer mehr veränderte sich sein Gesichtsausdruck, da seine Gesichtsmuskeln unwillkürlich zuckten, jedes Mal, wenn sein Blick auf die Stadt fiel. Erst war er stundenlang im Kreis gelaufen, dann einen Berg empor gestiegen, nur um dann zu merken, dass er sich von seinem Ziel weiter entfernt hatte. Den Wald zu finden war nicht schwer, der unverkennbare Duft von Holz, Moos und Sträuchern nahm sogar jemand wie er wahr, aber die Stadt strahlte keinen sonderlichen Duft aus. Er war ja auch kein Hund. Wenn er das wäre, wäre er jetzt nicht hier oben, sondern würde irgendwo bequem ein Nickerchen machen. Jetzt wo er so darüber nachdachte, musste er zugeben, dass er allmählich müde wurde. Außer Training, Schlafen und Essen gab es nicht viel, was er sonst als seinen Tagesablauf bezeichnen konnte. Und richtig geschlafen hatte er die letzten beide Tage nicht. Er kniff die Augen zu, die Wut war ihm förmlich anzusehen, insbesondere als sich ein paar Adern deutlich auf seiner Stirn abzeichneten. „AAAAAAARRG!“ Sein Schrei hallte hinunter bis zur Stadt. „Es tut uns leid, dass wir uns jetzt verabschieden müssen. Wenn wir noch länger bleiben, ändert unser Log Port die Richtung. Trotzdem danken wir euch für eure Gastfreundschaft.“ Nami deutete eine leichte Verbeugung an, während Sanji um sie herumtanzte und in hoher Tonlage „Mellorine~“ krächzte. Sie hatten gemeinsam gespeist, geredet und noch länger konnten sie auf den Schwertkämpfer nicht warten. Sie machten sich auf den Weg zur Thousand Sunny. Wehmütig blickte Ruffy über die Stadt. Das Essen in dem Restaurant, ja, das hätte er zu gerne noch einmal probiert. Er erinnerte sich noch daran, wie er diesem wunderbaren Geruch gefolgt war und wie Zorro ihn eiskalt herausgezerrt hatte. „Oh... ich glaube, wir haben Zorro vergessen.“, lachte Ruffy beinahe betroffen und rieb sich den Hinterkopf. „Wenn dieser Mooskopf nicht langsam auftaucht, lassen wir ihn einfach zurück. Nicht wahr, Namilein? ♥“ In nur einem Bruchteil einer Sekunde veränderte sich Sanjis Gesichtsausdruck, so hatte er bis eben verdammt cool und ernst an seiner Zigarette gezogen, während sein langer Pony sein Gesicht verbarg und im nächsten Moment tänzelte er wie ein bunter Pfau um das Objekt seiner Begierde, während Herzen aus seinen Augen herausbrachen. Nami schenkte dem keine Beachtung, warf stattdessen einen besorgten Blick auf den Log Port, dessen Nadel langsam begann, hin und her zu wackeln, als wollte es die Richtung wechseln. Ruffy betrachtete den Berg, die Wälder und ließ seinen Blick hin und her schweifen. Er wollte Zorro keines Falls zurücklassen, sie waren doch Freunde. Und Zorro war ihm sehr wichtig. Egal, was geschah, selbst wenn der Log sich umstellte, würde er ihn keines Falls hier zurücklassen. Plötzlich hörte er einen lauten Schrei. Er war sich nicht ganz sicher. War das etwa Zorros Stimme? Woher kam sie? Dieses Echo ließ vermuten, dass er sich nicht ganz so weit von ihnen entfernt hatte. Ruffy ließ seinen Blick nach oben gleiten und bemerkte, dass die Spitze des Berges wie eine Person aussah. Einige Sekunden vergingen. Er starrte genau in Zorros Richtung. Wieder vergingen einige Sekunden, in denen er unheimlich ruhig blieb und nichts sagte. Es kam nur selten vor, aber manchmal da ratterten alle Zahnräder in diesem Kopf und arbeiteten fleißig. „Da ist er ja.“, sagte er dann monoton, ohne dass seine Gesichtsmuskeln sich auch nur einen Millimeter bewegten. Er holte aus und fuhr seinen Gummiarm so weit aus, dass er damit Zorro erreichen konnte. Zorro fauchte immer noch, knurrte wütend und wusste überhaupt nicht, wo er mit seinem Zorn hin sollte. Ruhig bleiben. Ganz ruhig bleiben. Ja, jetzt wurde es langsam besser. Er atmete tief ein, wieder aus und schloss seine Augen. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er eine ihm bekannte Hand vor seinem Gesicht und er verzog sofort das Gesicht. Nein. Bloß nicht. Er wollte sich schnell umdrehen und flüchten, da packte ihn die Hand am Kragen und riss ihn in einer unbeschreiblichen Geschwindigkeit mit sich. Er flog quer über die Insel, ihm tränten die Augen und er brüllte aus Leibeskräften. So sehr er Ruffy auch mochte, so hasste er es, wenn er dies das tat. Wie eine Bombe schlug er auf dem Schiff ein, blieb einfach regungslos auf Ruffy liegen, der zufrieden und laut lachte. Dieser Kerl amüsierte sich. Er lachte, obwohl Zorro gerade zum Sterben zumute war. Alles tat ihm weh, ihm war leicht schwindlig und einmal mehr erwischte er sich selbst dabei, wie er sich fragte, warum er ausgerechnet auf dieses Schiff gestiegen war. Wortlos blieb er auf Ruffy liegen, während er glaubte, dass seine Seele gerade seinen Körper verließ und die irdische Welt hinter sich ließ. „Gomen, Zorro. War keine Absicht. Bist du noch ganz?“, fragte Ruffy mit diesem zuckersüßen Lächeln und der Schwertkämpfer spürte nur, wie sein Auge wieder zuckte und wie in ihm etwas riss. Seine Geduld war nun endgültig am Ende. Jetzt war das Maß endgültig voll. Dieses unverschämte Grinsen brachte das Fass zum Überlaufen. Ohne groß nachzudenken, packte er Ruffy am Hals und es sah so aus, als wollte er ihn erwürgen. „DU...! WAS stimmt nur nicht mit dir?!“, keifte er und schüttelte Ruffy, welcher immer noch lachte. „Hab doch gesagt, es tut mir leid! Du lebst doch noch, oder? Was regst du dich so auf?“ „Ein normaler Mensch wäre jetzt tot!“ „Ja, aber wir sind doch nicht normal, oder?“ Zorro sah seinen Kapitän perplex an und ließ dann endlich locker, ließ seinen Kopf einfach hängen. Sinnlos. Einfach sinnlos mit diesem Kerl zu diskutieren. Lachend erhob sich der Schwarzhaarige und richtete seinen Hut. Die Strohhutpiratenbande machte sich wieder auf den Weg. Nami gab Anweisungen und das Schiff setzte sich in Bewegung. Franky hatte sämtliche Reparaturarbeiten abgeschlossen und steuerte das Schiff nun mit Stolz geschwellter Brust. Es wurde bereits dunkel und vereinzelt waren Sterne am Himmel zu sehen. Mit Schwung zog sich Ruffy wieder auf seinen Lieblingsplatz, den Kopf der Thousand Sunny. Der Wind kam ihn entgegen und er lachte fröhlich. Er war bereit für sein nächstes Abenteuer, bereit der König der Piraten zu werden und die Welt zu entdecken. Aus der Ferne hörte er ein begeistertes „Suuuuper“, das ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Kapitel 6: Bonus: Versprechen ----------------------------- Bonus Story: Versprechen Zorro warf einen Blick zu ihm hoch und lächelte. Auch wenn er oftmals klagte, so war er doch froh, dass er auf dieses Schiff gestiegen war. Das Leben als Kopfgeldjäger war zwar einfacher und nicht so gefährlich, aber er liebte diese Spannung, die er hier als Pirat erlebte. Um nichts auf der Welt würde er dieses Gefühl tauschen wollen. „Danke, Ruffy.“, flüsterte er und bewegte sich auf diesen zu. Dicht hinter ihm blieb er stehen. Der aufkommende Wind störte ihn nicht, er genoss die kühle Luft auf seiner Haut und schloss für einen Moment die Augen. „Du... Zorro?“, kam es eigenartig zurückhaltend von Ruffy. „Tut mir Leid...“, begann er und klang dabei merkwürdig befangen. Zorro traute seinen Ohren kaum. Sein Kapitän entschuldigte sich bei ihm? Hatte Ruffy etwa mitbekommen, was geschehen war? Hatte er etwa verstanden, was für einen Ärger er ihm eingebrockt hatte oder tat es ihm leid, dass Zorro sich solche Sorgen gemacht hatte? Der Schwertkämpfer setzte sich neben ihn und wartete darauf, dass Ruffy weitersprach. Dieser seufzte tief, es sah so aus, als würde ihn etwas wirklich mitnehmen, ihn so arg beschäftigen, dass man es ihm bereits ansah. Zorro erinnerte sich daran, wie er die ganze Nacht an Ruffys Seite gesessen hatte und immer wieder feuchte Tücher auf dessen Stirn gelegt hatte. Kein Auge hatte er zugetan. Erst als sich Ruffys Zustand ein wenig verbessert hatte, war er für seinen Rachefeldzug losgezogen. „Ich habe deine Portion mitgegessen...es war so lecker, ich konnte mich nicht zurückhalten.“ Zorros Kinnlade fiel buchstäblich in den Keller. Mit riesigen Augen starrte er seinen Kapitän an. Dann ließ er sich theatralisch fallen und blieb neben Ruffy liegen, ohne ein Wort zu sagen. War das sein Ernst? Ihm fehlten die Worte. „Ich habe mich doch entschuldigt! Bitte sei nicht sauer! Ich habe dir extra was mitgebracht!“ Zorro zuckte, machte sich aber nicht die Mühe sich wieder aufzusetzen. „Hier, eine Flasche Sake.“, grinste Ruffy und kicherte vor sich hin. „Du bist ein Dummkopf, aber du weißt, wie man mich herum kriegt.“, kam es dann von Zorro. Er trug ein breites Grinsen im Gesicht. „Hehehehe, tja, so sind wir eben.“, sagte Ruffy und übergab Zorro die Flasche, während er sich ebenfalls hinlegte und in den Sternenhimmel sah. Hinter seinem Kopf verschränkte er die Arme, dann setzte er sich plötzlich wieder auf. Ruffy konnte einfach nicht lange stillstehen oder liegen. Das war nicht seine Art. Außerdem hatte er viel zu lange herumgelegen, er wollte sich jetzt einfach bewegen und Spaß haben. Auch Zorro setzte sich wieder auf und sah seinem Kapitän fragend hinterher. „Und du bist wirklich nicht sauer?“, wollte Ruffy von ihm wissen und sah ihn mit großen Augen an. „Hm... mal sehen, vielleicht räche ich mich noch an dir.“ Ruffy warf sich auf Zorro drauf, legte seine Arme von hinten um ihn und quengelte, während Zorro einfach nur amüsiert lachte. Für andere sah es so aus, als umarmten sie sich innig, aber in Wirklichkeit versuchte Ruffy auf unschuldige Art und Weise, den Schwertkämpfer dazu zu bringen, seine Entschuldigung anzunehmen. Immer wieder wiederholte er, dass es ihm leidtat, seine Portion mitgegessen zu haben. Aber was konnte er denn dafür, wo Sanji doch so unglaublich gut kochen konnte? Sich zurückzuhalten, glich glatt einer Folter. Irgendwann stand Zorro einfach auf, ignorierte, dass Ruffy immer noch seine Arme um ihn geschlungen hatte und stieg vom Kopf der Thousand Sunny herunter. Sein Kapitän ließ nicht locker und ließ sich einfach hinterher schleifen. Zorro sagte zwar, dass er genervt sei, aber er war froh, dass Ruffy sich so gut erholt hatte und wieder der kleine quirlige Kerl war, der für jeden Spaß zu haben war. Mit großer Anstrengung bewegte er sich nach unten, noch immer ließ Ruffy nicht los und nörgelte. Dann schlang er seine Beine um den Torso des Säbelrasslers, dessen Geduld sich langsam aber sicher zu Ende neigte. Trotzdem ignorierte er sein kleines Anhängsel und versuchte so zu tun, als würde er gar nicht merken, dass sein Kapitän sich um ihn geschlungen hatte. Die Insel war schon lange nicht mehr in Reichweite und vom Horizont verschwunden. Ein so schnelles Schiff wie die Sunny war eben unschlagbar. Sie waren wieder auf ihrem alten Kurs. Erleichtert seufzte Nami auf, als ihr Log Port sich wieder ruhig verhielt und sie ihre alte Route wiedergefunden hatte. Sie hatten unheimlich Glück. Auch konnte sie keine Marineschiffe mehr erkennen. Irgendetwas war auf dieser Insel geschehen. Plötzlich waren die riesigen Marineschiffe abgezogen, obwohl sie die Strohhutbande nicht einmal zu fassen bekommen hatten. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging sie davon aus, dass der befehlshabende Admiral einfach keine Lust mehr hatte, sie zu suchen und sich deshalb zurückgezogen hatte, von Zorros kleiner Heldentat wusste sie nichts. Der Schwertkämpfer war niemand, der mit solchen Dingen prahlte. Er bemühte sich stets darum bescheiden zu sein und professionell zu bleiben. Niemand würde in Zukunft erfahren, was sich auf dieser kleinen Insel abgespielt hatte. Es war bereits Nacht geworden und nachdem die Strohhüte ausgiebig gefeiert hatten, kehrte langsam Ruhe auf dem Schiff ein. Obwohl Zorro viel lieber geschlafen hätte, musste er die Nachtwache übernehmen. Drei Tage ohne Schlaf, aber er ließ sich seinen enormen Schlafmangel nicht ansehen und quengelte nicht. Außerdem wusste er ja, dass kein anderer freiwillig diese lästige Aufgabe übernehmen würde. Es war einfach nicht seine Art zu jammern. Er nahm dies alles mit Fassung, eben wie ein echter Mann. Dennoch überkam ihn immer wieder die Müdigkeit und er erwischte sich dabei, wie er zwischendurch mehrmals gähnte und drohte einzuschlafen. Kurz schloss er die Augen, nickte für einen Moment ein, doch panisch riss er die Augen auf und stand aufrecht, als er das Bild des kranken Ruffy wieder vor seinen innerem Auge sah. Sein Atem ging schnell und unregelmäßig, er sah vom Mast herunter und warf einen Blick auf den Schlafraum seiner Freunde. Ruffy schlief bestimmt ganz fest. Es war alles in Ordnung. Aber nachdem er dieses Bild in seinen Gedanken hatte, konnte er ganz sicher nicht schlafen, also machte er einen kleine Patrouillengang auf dem Schiff und sicherte alle Seiten. Die Dunkelheit gab ihm Sicherheit, auch in der Ferne des Horizonts sah er keine sich nähernden Schiffe, also gab es keinen Grund zur Sorge. Zufrieden strich er über die Schwertscheiden seiner Schwerter. Auch wenn alles so ruhig erschien, hatte er seine drei Katana stets in seiner Nähe. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Sofort war er in Alarmbereitschaft und kampfbereit. Mit zügigen Schritten bewegte er sich in Richtung des Geräusches, staunte nicht schlecht, als sein Weg ihn in Richtung Küche führte. Er linste durch das kleine Glasfenster, versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen, konnte aber nur eine Silhouette ausmachen, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Er konnte ein genervtes Knurren nicht zurückhalten, ballte eine Faust und riss dann die Tür auf. „Ruffy! Finger weg vom Kühlschrank!“, erklärte er mahnend und bestimmend. „Z-Zorro!“, hörte er ein zaghaftes Quieken, diese typisch jämmerliche Tonlage, die Ruffy immer dann wählte, wenn er vor Hunger schwächelte. „Es ist mitten in der Nacht. Geh wieder schlafen. Du weißt, dass der blöde Koch den Kühlschrank gesichert hat.“ „Aber... ich bin so hungrig! Komm schon, hilf mir das Schloss zu knacken.“, lachte Ruffy. Dem Kapitän verging schnell das Lachen, als Zorro ihn packte und aus der Küche warf. Grummelnd lag Ruffy am Boden. Schon wieder knurrte seine Magen und er hatte großen Appetit. Seinem Magen war es total egal, dass es eigentlich Schlafenszeit war und er war mitten in der Nacht aufgewacht, in der Hoffnung, einen kleinen Mitternachtssnack zu finden und einen Happen schnappen zu können. Warum nur musste Sanji ein Sicherheitsschloss an den Kühlschrank anbringen und überall Fallen auslegen? Wollte der Blonde etwa, dass sein Kapitän vor Hunger vom Fleisch fiel? „Ruffy, geh wieder ins Bett. Du solltest hier nicht herumlungern, sonst aktivierst du noch die Alarmanlage.“ Aus lauter Ärger, dass Ruffy trotz gewisser Sicherheitsmaßnahmen dennoch den Kühlschrank plünderte, hatte Sanji Nami darum gebeten eine Alarmanlage in der Küche anzubringen. Sollte irgendjemand, also Ruffy, versuchen, den Kühlschrank mit Gewalt zu öffnen, würde ein schriller Ton erklingen, der mit einem mal die ganze Mannschaft auf den Plan rufen würde. Obwohl Ruffy das wusste, versuchte er immer wieder neue Wege und Mittel zu finden, um an den begehrten Inhalt zu kommen. Zorro seufzte, kratzte sich an der Schläfe, ehe er wieder in die Küche stampfte und nach nur wenigen Augenblicken wieder herauskam. In seinen Händen trug er eine Schüssel mit Obst. „Hier, das kannst du essen. Das Obst steht immer griffbereit. Eigentlich solltest du das wissen.“ „Ich will aber viel lieber Fleisch...“, nörgelte der Kapitän. Zorro verpasste ihm eine Kopfnuss, kleine Tränen bildeten sich in Ruffys Augenwinkeln und er versuchte sein Gejammer zurückzuhalten. Das war so gemein! So ungerecht. Nie dachte einer an ihn. Er setzte sich hin, verschränkte die Arme und blies beleidigt seine Backen auf. Nicht, dass das irgendetwas ändern würde, aber Ruffy war niemand, der groß über seine Handlungen nachdachte. Sein Instinkt und sein kindlicher Trotz gewannen häufig die Überhand. Zorro konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Ja, so gefiel ihm Ruffy besser. Gesund und munter. Ruffys Magenknurren war laut hörbar und jetzt musste er wohl oder übel mit dem Protest aufhören und das Obst essen. Er griff nach der Schüssel in Zorros Hand und aß den Inhalt. Es gab besseres, eindeutig, aber das hier war immer noch besser als gar nichts. „So gefällst du mir viel besser.“, meinte Zorro und setzte sich neben den Schwarzhaarigen. „Hm?“ „Du hast es schon vergessen?“, fragte Zorro und verzog dabei das Gesicht empört. „Was vergessen? Warte...“ Ruffy wurde wieder still und dachte nach. Nein, sie hatten Zorro doch gefunden. Was könnte er denn noch vergessen haben? Zorro gab ihnen einen kleinen Klaps auf den Rücken und lachte, ließ dann seinen Kopf in den Nacken fallen und sah hoch in den Sternenhimmel. Es war eine wirklich ruhige Nacht, keine einzige Wolke trübte den Himmel und es gab keine ungebetenen Gäste oder sonst irgendwelche Gefahren, die auf sie lauerten. Zorro sah seinen Kapitän nicht an und die folgenden Worte waren ernst gemeint und durchaus als Warnung zu verstehen. „Du hättest sterben können. Du musst stärker werden. Wir alle, ansonsten haben wir in der Neuen Welt keine Chance.“ „Das wird schon irgendwie. Wir sind stark! Ich hau einfach alle Gegner weg.“ Ruffy kicherte. „Wenn es so einfach wäre, Ruffy. Versprich mir, dass du nicht unvorsichtig wirst und aufhörst deine Gegner zu unterschätzen.“ „Okay.“, antwortete Ruffy, klang dabei aber wenig enthusiastisch. „Ich meine das ernst, Ruffy. Das hier ist kein Spiel, du wärst beinahe drauf gegangen. Dachtest du, es hat mir Spaß gemacht, dich wieder gesund zu pflegen?!“ „Du... hast was?“ Ruffy sah Zorro fragend an. Ja, so langsam kamen Erinnerungen wieder. Er fühlte sich schwach und hatte schlimme Alpträume, immer wieder war er aus seinem Schlaf erwacht und hatte die Hände nach jemanden ausgestreckt, doch die Bilder von der letzten Nacht waren verschwommen. Er erinnerte sich daran, vor irgendetwas schreckliche Angst gehabt zu haben, er hatte seinen Bruder im Traum verloren und seine Crew. Vollkommen allein war er in der Dunkelheit und er fand keinen Ausweg. Normalerweise dachte er über solche Träume nicht länger nach und lachte am nächsten Morgen darüber, immerhin waren Träume ja nicht real. Obwohl er mehr als einmal in seinem Schlaf aufgeschreckt war, war er kein einziges Mal richtig wach geworden. Erst jetzt sah er etwas vor seinem geistigen Auge, das ihn für einen Moment stocken ließ. Da war Zorro. Er hatte nach seiner Hand gegriffen und irgendetwas gesagt. Was hatte Zorro gesagt? Warum war er so besorgt? Eine warme und angenehme Stimme flüsterte ihm etwas ins Ohr, er spürte etwas Warmes an seinen Lippen und liebevolle Worte, die ihn eigentlich hätten aus seinem Schlummer wecken sollen. Doch das taten sie nicht. Eines war sicher, sein Gefährte war an seiner Seite geblieben und hatte sich um ihn gekümmert. Das wurde ihm erst jetzt, nach und nach, bewusst. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. „Danke, Zorro. Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.“ „Hm? Was denn, plötzlich erinnerst du dich wieder?“ Ruffy nickte. In seiner Hand hielt er einen Apfel, von dem er abbiss. „Ich mache dir trotzdem nicht den Kühlschrank auf. Auch wenn du plötzlich so einsichtig und gut erzogen tust.“, sagte Zorro mit einer Stimme, als versuchte er, einen Yakuza nachzuahmen. „Hehehe, hätte ja sein können.“, kam es nur amüsiert von Ruffy. „Versprich mir, dass ich dich nie wieder so sehen muss. Verstanden?“ „Versprochen. Aber du musst auch auf dich aufpassen.“ „Gut, jetzt, wo du ja wach bist, kann ich ja endlich schlafen...“, murmelte Zorro und fiel zur Seite, landete auf Ruffys Schoß und schnarchte vor sich hin. Keine Sekunde länger war der Schwertkämpfer in der Lage seine Augen offen zu halten. Der Schlafmangel holte ihn ein und gab ihm keine Chance, sich zu wehren. Der Schwarzhaarige kicherte erheitert und aß den letzten Bissen, so dass die Schüssel mit dem Obst nun komplett geleert war. Ruffy wollte noch etwas sagen, ließ sich dann einfach nach hinten fallen und starrte hoch in den Himmel, dann schloss er die Augen und schlief ein. Keiner von beiden hatte die Kraft noch länger wach zu bleiben. Der Horizont erhellte sich und die Sonne kam heraus. So oder so war die Nacht fast vorbei und Zorro mit seinen Kräften am Ende. Dieser Kapitän machte nichts als Ärger. Aber um nichts auf der Welt würde er hier weg wollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)