Rikou von Starwings ================================================================================ Kapitel 4: Universitätsalltag ----------------------------- Oh wie sehr hatte ich unterschätzt, was uns ab diesem Tag erwarten würde. Ich hatte ja keine Ahnung wie sehr man uns schikanieren würde. Aber ich war gewillt alles über mich ergehen zu lassen, denn es war mein Traum zu Studieren und das würde ich nicht aufgeben. Hajime hatte ich seit dem Akt der Zulassung nicht mehr gesehen, was auch nicht weiter ver-wunderlich war, immerhin hatte er in einem anderen Gebäudetrakt seine Vorlesungen als ich selber. An dieser Stelle würde ich gerne kurz auf die beeindruckende Architektur der Universität eingehen. Sie erschien mir wie ein Relikt aus alten Zeiten zischen all den hohen Glasgebäuden. Schlicht gehalten in rotem Stein, mit weißen Verzierungen um die hohen Fenster herum. Auf dem Platz vor dem Hauptgebäude war ein Garten mit einem Brunnen angelegt, an dem man mehr als nur vorzüglich ausruhen konnte. Aber zu dem Garten später mehr. Mehr noch faszinierte mich das Gebäude, in dem ich meine Vorlesungen für alte Geschichte haben sollte. Die Bibliothek war überwältigend. Hohe Regale aus fast schwarzem Holz ragten gegen die hohe Decke und Leitern waren überall angebracht, damit man überhaupt an die obersten Regale heranreichen konnte. Die Fenster waren von solcher Größe, dass ich mich fragte, wie die großen Fensterfronten überhaupt dem Wetter widerstehen konnten. Zweifellos eine Kunst, die man in den alten Ta-gen angewendet hatte, denn es fanden sich keine stützenden Metallstreben in der Mitte, noch konnte ich einen wirklichen Rahmen erkennen. Auf das elektrische Licht hatte man, wie in anderen Teilen der Universität, zugunsten des Le-segenusses nicht verzichtet. Was ich als überaus angenehm empfand, denn das Kerzenlicht in meiner Wohnung ermüdete die Augen viel zu schnell und da die Öffnungszeiten sehr aus-gedehnt waren, würde ich zweifellos sehr viel Zeit in diesen Hallen des Wissens verbringen. Die Hörsäle waren schlichter gehalten. Vorne fand sich eine große Tafel, die besonders unser Professor für Historik der vier Nationen, mehr als einmal pro Vorlesung zu füllen wusste. Meine Zeit an der Universität übertraf meine kühnsten Träume und Alpträume. Während die Professoren beeindruckt von meinem Gewinn an Wissen waren, war der Neid meiner Kommi-litonen ebenso immanent. Ich musste Sticheleien über mich ergehen lassen und mehr als einmal erhob man auch die Faust gegen mich. Und ich wehrte mich nicht. Täte ich das, würde man mich ausschließen, selbst wenn ich die Auseinandersetzung nicht verschuldet hatte. Ja… es war hart für jene, die nicht aus den obersten Schichten kamen. Aber es war Zeit dem System klar zu machen, dass unser eins trotz allem über wertvolle Fähigkeiten verfügten, die weit über die stupide Arbeit in den Fabriken hinaus ging. Intelligenz, anders als Wissen, ist keine Gabe, die sich an gesellschaftlichen Schichten orientiert. Um hier auch auf etwas zu kommen, dass nichts mit dem Lernen an der Universität zu tun hat. Immerhin lebt selbst der fleißigste Student nicht nur von den Büchern, die er verschlingt, son-dern er braucht auch hin und wieder feste Nahrung. Die Mensa des historischen Traktes war für seine eigenwillige Kost bekannt. Wohl aus dem einfachen Grund heraus, dass hier Speisen aller Regionen aufgetischt wurden. Der verwöhnte Gaumen eines reichen Schnösels konnte natürlich nicht in der Lage sein so etwas wie einfa-chen Fisch aus dem Fluss an der südlichen Grenze des Schneelandes zu verspeisen. Einfach ausgedrückt. Es gab immer genug zu essen und niemals lange Schlangen. Und ich muss die Küche wirklich loben. Eigentümlich ganz sicher, aber ich werde wenigstens nach diesen Erfahrungen wissen, was ich essen kann. Leider galten jene, die es wagten diese Speisen zu essen, als nicht minder eigentümlich und wurden von den anderen Studenten belächelt oder verhöhnt. Ein weiterer Grund den ich ihnen geliefert hatte mich zu verprügeln, aber gut. Forscher und Freigeister hatten es nie einfach gehabt. Kommen wir zu Guter Letzt zur Freizeitgestaltung. Wie ich mit Schrecken feststellen musste, vergnügt sich der durchschnittliche Student mit ungeheuren Mengen an Alkohol, leichten Frauen und mit den Schandtaten gegenüber allem und jedem, den er für niedriger erachtete. Es fällt mir schwer die Grausamkeiten, die ich bereits bezeugen durfte, zu ignorieren. Aber man würde nicht auf mich hören. Das würde man nie. Das würde man nicht einmal, wenn ich einen unumstößlichen Fakt nennen würde, so wie in der letzten Mathematikvorlesung, als ich offensichtlich das richtige Ergebnis nannte, ich jedoch von allen des Schwindels bezichtigt wurde. Mathematik ist leider eine allgemeinere Wissenschaft, die auch viele der ignoranten Studenten aus den oberen Schichten über sich ergehen lassen mussten. Ich möchte hier eindrücklich darauf hinweisen, dass diese weitaus weniger zu Ehrlichkeit neigten, als eine Schlange. Und damit meine ich nicht jene drachenähnlichen Schlangengestalten aus den Mythen, die weitläu-fig bekannt sind. Sondern eine Darstellung, die in einer Vorlesung über die Kultur der süd-westlichen Völker vorkam. Dort gelten Schlangen als verlogen und heimtückisch, was man wohl in besonderer Weise ihrem Gift zuschreiben muss. Über Gift im eigentlichen Sinne verfügen die Studenten und Professoren hier natürlich nicht, aber sie vergiften die unteren Jahrgänge und Studenten des-wegen nicht minder mit ihren völlig verkehrten Ansichten über die Welt. Mir war durchaus bewusst, auf was ich mich einließ als ich mich für die Prüfungen angemel-det hatte. Aber ich hatte doch noch so etwas wie Hoffnung gehabt, dass es nicht ganz so schlimm sein konnte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Realität hat mich jedoch aufs Neue auf grausamste Art und Weise belehrt, dass ich von den Schrecken, die in dieser Welt lauerten, keine Ahnung hatte. Rikou Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)