Assassin von Caomei (Ragnarok Online Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 24: Nifflheim --------------------- Nifflheim Als die Assassine erwachte wusste sie zuerst gar nicht wo sie war. Dann bemerkte sie den Arm der sich um ihre Hüfte gelegt hatte. Erschrocken fuhr Ruîn herum und blickte auf Jeran der neben ihr schlief. Ach ja. Langsam ließ sie sich wieder auf das Kissen zurück sinken und schloß die Augen. Es war schon ziemlich hell draußen, vermutlich sogar schon nach Mittag. Das sie recht lange in Comodo getanzt hatten, daran konnte sie sich noch erinnern, aber was war dann gewesen? Sie blinzelte. Sie hatte ihre Klamotten, bis auf die Handschuhe, noch an. Ein Seitenblick verriet ihr das auch Jeran fast vollständig bekleidet war. Es war also nichts weiter geschehen. Vorsichtig schob sie seinen Arm von sich und stand auf. Auf dem Boden lagen ihre und Jerans Schuhe, seine Jacke und ihre Handschuhe schön verteilt um das ganze Bett herum. Auf der Bettkante sitzend schlüpfte sie in ihre Assassinenstiefel und angelte nach einem der Handschuhe der unter dem Bett hervorragte. „Jetzt sag nicht du versuchst schon vor dem Frühstück zu flüchten?“ Sie fuhr herum. Jeran hatte die Augen geöffnet und beobachtete sie mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. „Ach, zum Frühstück sehen wir uns ja unten.“ „Das war nicht ganz das, an das ich gedacht hatte…“ Er beugte sich zu ihr und legte ihr den Arm um den Hals. „Machen wir doch da weiter wo wir gestern aufgehört haben…“ Während er sie küsste s prangen Ruins Gedanken im Kreis. Jeran war viel direkter als sonst, irgendetwas musste gestern Nacht wohl doch noch passiert sein. Allerdings konnte sie sich an nichts weiter als an die Party erinnern und an einige, sehr bunte und süße Getränke durch die sie sich gekostet hatte. Verdammt. Nein sie konnte das nicht. Sie war immer noch verheiratet. Sie konnte sich jetzt nicht einfach so doch noch in eine Affäre stürzen. Langsam schob sie Jeran von sich weg und stand auf. „Ich hab was zu erledigen.“ „Jetzt?“ „Ja, ich muss mich mit Solar treffen. Das Training lasse ich heute ausfallen.“ Damit stand sie auf und verließ das Zimmer. Jeran seufzte. Weg war sie. Wie immer. Egal was er tat. Und dann wollte sie sich auch noch ausgerechnet mit diesem Assassinen treffen! Mit einer schnellen Bewegung fegte er alles das auf dem Nachttisch herumlag zu Boden. Ruîn schlich sich weitestgehend im Cloaking an ihr altes Gildenhaus und wartete vor dem Eingang darauf das Jemand herauskam, um auch ungesehen hineinschlüpfen zu können. Sie wollte nicht unbedingt mehr Aufmerksamkeit erregen als nötig. Da es schon Mittag war schienen die meisten Leute entweder im Gemeinschaftsraum oder beim Training zu sein, denn sie begegnete niemandem. An ihrer alten Zimmertür angekommen überlegte sie kurz ob sie anklopfen oder einfach reingehen sollte. Ruîn seufzte. Es war nicht mehr ihr Zimmer. Langsam klopfte sie dreimal und öffnete dann die Tür. Ruîn erstarrte inmitten der Bewegung und blickte auf Deedee, die in ihrem Bett lag und dann auf Solar der auf einem Sessel gegenüber saß. Die nun folgende Stille war beinahe Unerträglich. Die Drei blickten sich an. Schließlich seufzte Solar und Ruîn fand ihre Stimme wieder. „Raus.“ Sie blickte auf die Priesterin. „Aber…“ Deedee zog die Decke an sich und machte keine Anstalten sich zu erheben. „Raus!“ Mit einer schnellen Bewegung schleuderte die Assassine einen ihrer Giftpfeile auf die Priesterin. Dieser krachte nur ein paar Zentimeter neben ihrem Kopf in das hölzerne Bettende. Mit einem lauten Kreischen sprang Deedee aus dem Bett und an die Tür. Sofort schob Ruîn sie auf den Flur hinaus und knallte ihr diese vor der Nase zu. „Hey! Du kannst nicht…!“ Solar war aufgestanden und wollte an die Tür aber Ruîn war schneller. Sie schob sich dazwischen und drängte ihn in an den Sessel zurück. „Sie wird das schon 2 Minuten lang überstehen. Dann bin ich wieder weg.“ „Was willst du?“ Solar setzte sich wieder und hatte die Arme verschränkt. „Es beenden. Aber wie ich sehe ist das ja wohl nicht mehr nötig.“ Sie trat an den Schrank und nahm noch ein paar ihrer Waffen heraus. Sie hatte bei ihrem Umzug noch nicht alles mitgenommen. Schnell hatte sie ihre restlichen Klamotten zusammengerafft. „Du hast doch damit angefangen.“ „So? Was habe ich denn getan?“ Nachdenklich betrachtete sie ein Katana von dem sie nicht mehr wusste wem es gehörte. „Na was wohl, mit diesem Clown geschlafen!“ „Nein hab ich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf und reichte ihm das lange Schwert. „Vielleicht hätte ich es sollen, keine Ahnung, aber ich habe es nicht. Ist das deines?“ Er blickte flüchtig auf die Waffe und zuckte mit den Schultern. „Aber ich habe euch gestern gesehen. Ihr wart da in Comodo und ihr lebt ja schließlich nun auch zusammen.“ „Halt mich ruhig für Blöd, aber das ich mit dir verheiratet bin, hat mir wohl doch mehr bedeutet als eine Affäre.“ „Soll das nun alles meine Schuld sein?“ Er wanderte hinter ihr im Zimmer auf und ab und Ruîn konnte ein Zittern in seiner Stimme erkennen das ihr gar nicht gefiel. Sie legte das Schwert zurück, sie brauchte es nicht. „Nein, nein das ist es nicht.“ Mit zwei schnellen Schritten war sie bei ihm und zog ihn an sich. „Es ist meine Schuld gewesen. Von Anfang an habe ich falsch gehandelt.“ Solars Schultern zitterten heftig und er klammerte sich fest an sie. Ruîn blickte nach oben an die Decke damit sie nicht auch noch losheulen musste. Der Assassine sagte irgendwas aber sie konnte nicht alles verstehen. Er hätte sie wohl niemals in seine Gilde holen sollen dann wäre alles anders verlaufen. Ruîn nickte zwar, während er sich das wohl mehr selbst, als ihr erzählte, aber sie wusste doch das auch das nichts gebracht hätte. Von Anfang an war er immer ihr kleiner Bruder gewesen, anstatt der Mann an ihrer Seite. Langsam löste sie ihre Arme von Solar und schob ihn eine Armeslänge von sich weg. Mit einem leichten Kopfnicken deutete sie in Richtung der Tür. „Da draußen steht die Frau die besser zu dir passt als ich. Das weiß ich seit dem ersten Moment als ich sie gesehen habe.“ Solar seufzte aber sie konnte sehen wie er versuchte sich ein Lächeln zu verkneifen. „Wieso sagen das bloß immer alle?“ Sie lächelte als sie seine Hand nahm und ihm etwas hineinlegte. „Dann weißt du ja was du zu tun hast.“ Ruîn trat an die Tür und öffnete sie während er die Hand aufschlug und den goldenen Diamantring betrachtete. „Tu ihm weh und ich komme wieder, verlass dich drauf.“ Zischte sie der Priesterin ins Ohr und wandte sich an die Treppe, während Deedee mehr fragend als erschrocken zu Solar ins Zimmer blickte. Als sie ins Freie hinaustrat musste sie erstmal richtig durchatmen. Sie fühlte sich gleichzeitig wahnsinnig erleichtert und unheimlich traurig, und sie hatte das Gefühl sie würde jeden Moment in Ohnmacht fallen. Langsam machte sie ein Paar Schritte, dann schwang sie sich den Beutel mit ihren Sachen über die Schulter und drehte sich um. Ruîn sah nach oben an ihr ehemaliges Fenster. Es war Deedee die ihr entgegenblickte. Als sich die Assassine wieder ihrem Weg zuwandte sah sie wie die Priesterin ihr langsam zum Abschied winkte. „Das hier, das auch, oh ja das, das brauch ich eh nie…“ Mit den Fingern schnippend förderte Ruîn ein Item nach dem anderen aus ihrem Kafralager und übergab es an Isan die hinter ihr stand und über ihre Schulter spähte. „Und du bist dir sicher das du das willst?“ „Ja ich möchte mich so schnell wie möglich scheiden lassen.“ Sie standen an der Kafrastation von Payon weil Isan dort seit dem frühen Morgen mit einem Verkaufsstand voller Bögen herumgesessen hatte. Sie wollte sich gerade mit Thuris in dem kleinen Restaurant treffen als Ruîn bei ihr aufgetaucht war, und sie gebeten hatte einige Items zu verkaufen. Nun sahen sie gemeinsam alles durch. „Nah ich weiß, ich mein ja nur, kann das nicht noch warten, du kannst ja noch etwas sparen. Oder lass dir einfach die Hälfte von Solar geben.“ „Nein ich will das jetzt erledigen, außerdem hat er damals die Hochzeit bezahlt.“ Sie seufzte als sie der Whitesmith mehrere Headgears überreichte. „Scheiden lassen ist aber viel teurer…“ Murmelte Isan während sie das Geld zückte. „So, den Rest leih´ ich dir bis ich alles verkauft habe.“ „Danke.“ Mit einem breiten Lächeln fiel Ruîn ihr um den Hals. „Und wehe dir wenn du noch mal so einen Blödsinn machst.“ Die Whitesmith erhob drohend den Finger. „Ich werde mich hüten.“ Nifflheim, die Stadt der Toten, in welcher auch der Scheidungsteufel hauste, war nur äußerst schwierig zu erreichen. Entweder man kämpfte sich durch die endlosen Wurzeln des heiligen Yggdrasilbaumes um den herum die Waldstadt Umballa errichtet worden war, oder man stürzte sich an seiner Wasserstelle quasi in den Tod. Ruîn wählte den Sprung. Die Stadt war dunkel und düster, die Gebäude aus rohem Stein und alles was dort wuchs war blattlos und verdorren, aber hatte trotzdem etwas unheimlich schönes an sich. Überall huschten weiße Gestalten über die Strassen und die Ketten der größeren Monster rasselten überall in den kleinen, verwinkelten Gassen. Man musste sehr gut aufpassen, hier konnte man überall angegriffen werden und nicht wenige hatten bereits ihre Seelen hier zurückgelassen. Langsam überquerte die Assassine den Hauptplatz der Stadt, vorbei an einer längst verstorbenen Kafraangestellten die ihr mit leeren, weißen Augen zunickte. „Wiir siinnd auch immm Tode füür euch daaa…“ Es dauerte nicht lange bis sie das Haus des Teufels gefunden hatte, es lag gleich links neben dem großen Platz und dann stand sie ihm auch schon gegenüber. Es war ein schelmisch kicherndes Deviruchi, oder was Ruîn eher vermutete, der Geist eines solchen. Ähnlich wie schon bei ihrer Hochzeit ging es ganz schnell. Sie erklärte warum sie hier war und das Monster kappte die magischen Bande der Hochzeitszeremonie, mit denen sie und Solar verbunden waren und alles wurde schwarz. Als Ruîn erwachte war sie alleine. Das Deviruchi war nicht zu sehen. Langsam versuchte sie aufzustehen, gab den Versuch allerdings gleich wieder auf, als schwarze Punkte vor ihren Augen erschienen. Sie atmete einige Male tief durch und kramte dann am Boden liegend einen Butterflywing aus ihrer Tasche. Als ihren zur Zeit festgelegten Kafrateleportpunkt hatte sie Lighthalzen gewählt, da dort das Ice WoE startete und sie war froh nicht am Partysammelpunkt von Prontera zu erscheinen, da sie immer noch nicht auf ihren Füßen stehen konnte. Aber hier im Norden von Lighthalzen waren kaum Menschen unterwegs. Hier trafen sich alle im Süden am Platz vor dem großen Hotel. Sie konnte hier also in Ruhe auf einer der Bänke an der Stadtmauer sitzen und wieder zu Kräften kommen. Es war bereits später Abend als Jeran von der Abysslake Party ins Gildenhaus zurückkehrte. Er war beunruhigt. Seit sie ihn Gestern verlassen hatte, war Ruîn noch nicht wieder aufgetaucht. Sie würde doch wohl nicht immer noch bei Solar sein? Er schloss die Tür mit einem kräftigen Ruck und warf seine Waffen von sich. Er konnte doch nicht einfach in sein ehemaliges Gildenhaus stürmen und die Herausgabe einer verheirateten Frau fordern. Leider. Langsam ließ er sich auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Ein Schatten vom Fenster wanderte an ihm vorüber und er hatte keine Ahnung wie lange er schon dalag als es plötzlich an der Tür klopfte. „Ich habe das WoE gestern verpasst, es tut mir leid.“ Es war Ruîn. Sie sah ihn nicht an. „Ist doch egal. Komm rein.“ Sie nickte während sie an ihm vorbei ins Zimmer trat und ans Fenster wanderte. Sie trug die Kette mit dem Ring nicht mehr. Faihu kicherte als Isan ihm die Bunnyears aufsetzte und sich selbst ein Piratenbandana samt Augenklappe. „Hat das auch irgendeinen Grund das wir hier so… so rum sitzen?“ Hinter ihnen am Tisch saß Thuris und lugte skeptisch unter einem rosa Ayamhut hervor. „Ja, meinem kleinen Schatz hier gefällt das nämlich.“ Sie nickte, hob ihren Sohn hoch und drehte sich mit ihm schnell im Kreis bis Beide laut lachten. „Und wo hast du das alles her?“ „Ich soll das für Ruîn verkaufen. Sie brauchte das für ihre Scheidung.“ Isan ließ Faihu auf den Boden zurück und der Junge rannte zu seinem Vater um an dem langen Stoffband des Hutes zu ziehen. „Hmmm, also hat sie sich wohl entschieden?“ „Vielleicht.“ Isan zuckte mit den Schultern. Sie hoffte das ihre Freundin diesmal die richtige Entscheidung treffen würde. Von dem Platz vor dem Gildenhaus drangen die üblichen, spätabendlichen Geräusche nach Oben. Die Nähe zum Hauptpartyplatz war auch deutlich zu hören. Ruîn blickte durch ein paar Bäume hindurch nach Unten. Jeran saß hinter ihr auf dem Bett und überlegte was sie ihm wohl zu sagen hatte. „Solar und ich haben uns nicht wirklich lange unterhalten.“ Sie seufzte während er schwieg. „Ich habe schon so viele Fehler gemacht…“ Sie atmete tief ein während sie sich langsam ihre langen Handschuhe auszog und sie auf den Boden fallen ließ. „Ich habe keine Ahnung ob das hier auch einer ist, aber…“ Als sie ihren roten Schal ebenfalls abnahm konnte Jeran ihre Hände sehen. „… aber ich möchte ihn machen.“ Sie trug den Ring. Jeran stand auf während sie sich zu ihm umdrehte. Sie trug seinen Ring! Er zog sie an sich und küsste sie. „Ich war in Niffl…“ Er nickte während er ihr mit der Hand sanft über das Gesicht strich. „Der Teufel hat… ich habe…“ Seine Stirn berührte die ihre und Ruîn sah ihm an das er wusste was sie meinte. Das sie nun geschieden war. Das sie jetzt bereit war, es mit ihm zu versuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)