Assassin von Caomei (Ragnarok Online Fanfiction) ================================================================================ Prolog: -------- Dunkelheit senkte sich über die Wipfel der Bäume. Weit und Breit war nicht ein einziges Geräusch zu hören. Ein junges Mädchen stand eng an einen Baumstamm gelehnt und blickte zum Himmel empor. Ganz langsam wandte sie sich ein wenig nach links und versuchte um den Baum herum zu blicken. Jetzt bewegte sich etwas in der Ferne. Blitzschnell zuckte sie wieder hinter den Baum zurück. Ganz leise konnte sie schon die Schritte hinter sich hören. Es war jetzt nur noch um die 20 Meter entfernt. Vorsichtig ließ sie ihre Hand zum Oberschenkel sinken und tastete nach dem langen Schnitt in ihrem Kleid. Entsetzt zuckte sie zusammen und das lange, blonde Haar fiel ihr ins Gesicht. Der Schnitt in ihrem Bein war tief, und jetzt wo der erste Schock langsam nachließ begann der Schmerz. Mit dieser Wunde konnte sie unmöglich noch einmal davonlaufen. Es war jetzt nur noch zwei, höchstens drei Meter entfernt und man konnte den rasselnden Atem des Monsters deutlich hören. Heftig zitternd sank sie auf den Boden. Langsam kam es um den Baum herum. Die zweischneidige Orkaxt schimmerte im Mondlicht, nur durchbrochen durch die Flecken des Blutes das daran herunter lief. Jetzt drehte er sich zu ihr um. Er hob die Axt und holte zum Schlag aus. Das Mädchen hob die Arme über ihren Kopf und schrie aus Leibeskräften. Mit einem dumpfen Knall fiel der Orkkrieger neben dem Mädchen auf den Boden und blieb regungslos liegen. „Hey Kleine, ist alles ok?“ Das blonde Mädchen hob langsam den Kopf und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Monster. Aus seinem Rücken ragten zwei lange, silberne Schwerter. „Keine Angst, der steht nicht mehr auf.“ Die Frau lächelte und reichte dem Mädchen die Hand. „J-ja, i-ich, ich… da-nke…“ Sie ergriff die Hand der Fremden und zog sich mit deren Hilfe auf die Beine. Die Frau trug einen Dress aus dunkelbraunem Leder mit einem langen roten Schal. Sie trat an den toten Ork und zog die Schwerter heraus. Das junge Mädchen kannte die Gilde zu der diese Frau gehörte. Die Assassinengilde der Wüste, und diese Frau war nicht nur eine einfache Assassin, sie war eine Assassin Cross. Kapitel 1: Wüste ---------------- In der kahlen Ebene war kein einziger Grashalm zu sehen. Nur abgestorbene Zweige und spitze Felsen ragten aus dem gelblich schimmernden Sand. Unter der sengenden Sonne bewegten sich zwei vermummte Gestalten. Hier und da hörte man das ferne Jaulen der Wüstenwölfe. „Es ist mir ja schon bewusst das Wüste heiß und trocken bedeutet, aber das hier is echt nimma lustig.“ Die eine Gestallt lies sich auf den Rand ihres Karrens fallen den sie hinter sich hergezogen hatte. „Es ist ja nicht mehr so weit. Die Anthell haben wir hinter uns und hinter einer der nächsten Dünen sind sicher schon die Oasen von Morroc.“ Die blonde Novizin deutete in Richtung Westen. „Das hast du vor ner Stunde auch schon gesagt...“ Die Merch begann damit in ihrem Cart herumzustöbern und förderte schließlich einen Apfelsaft zutage. „Ok dann gehen wir halt mal weiter.“ Während die Merch wieder ihren Karren zu ziehen begann, trat die Novi dahinter und begann zu schieben. „Was hast du da eigentlich alles für schweres Zeug drinnen?“ Sie konnte die Waren in dem Cart nicht erkennen weil eine weiße Plane darüber gespannt war, um das Zeug vor dem Sand zu schützen. „Das sind hauptsächlich Assassinen Waffen die ich in Morroc verkaufen möchte.“ Das Mädchen nickte und schüttelte dabei ihre blonden Zöpfe. „Wow das ist ja cool.“ Die junge Novizin war sichtlich begeistert. „Hmmmm ich sag dir was Ruîn. Wenn du die Prüfung der Thiefgilde bestehst, kommst du zu mir und ich schenke dir ein +10ner Stiletto. Als Dank das du mir vorhin mit den Desert Wolf Babys geholfen hast.“ „Was ehrlich?“ „Jo klar.“ Die Merch kicherte „Ich hatte mich aber auch derbst übermobbt mit den Viechern.“ Die beiden erklommen eine leichte felsige Anhöhe und blicken dann hinunter auf eine eindrucksvolle, in der frühen Abendsonne leicht orange schimmernde Stadt. „Wir haben es endlich geschafft…“ Ruîn ließ ihren Blick fasziniert über die große Anlage schweifen. Von den grünen Oasen im Osten der Stadt, über den riesigen Palast im Zentrum bis ganz nach Norden wo sich riesige Pyramiden majestätisch über die Türme von Morroc erhoben. „Ja langsam wurde es ja auch echt mal Zeit. Übernachten wollte ich nicht in der Wüste. Nächstes Mal nehm ich den Kafra Teleport Service.“ „Glaubst du die Geschichte nach der hier vor langer Zeit ein mächtiger Dämon unterhalb des Palastes versiegelt wurde?“ Ruîn wandte ihren Blick nicht von der Stadt ab. „Ich denke mal du liest zu viele Märchenbücher.“ Die Merchant klopfte der Novi auf den Rücken, schnappte sich die hölzernen Griffe ihres Carts und hüpfte leichtfüßig die Düne nach unten. „Ey das ist kein Märchen sondern eine Legende.“ Die junge Novi kicherte und lief der Merch hinterher in Richtung Stadttor. Das lebhafte Treiben der Bewohner dieser Wüstenoase war ein reger Unterschied zu dem leise säuselnden heißen Wind und der ansonsten fast lautlosen Wüste. Überall waren Händler in ihre Geschäfte vertieft und zahlreiche Abenteurer machten sich für die gefährlichen Dungeons, die um die Stadt herum lagen, bereit. In dem regen Gedränge auf den Strassen und den engen Gassen zwischen den zahlreichen Zelten und Sandsteingebäuden musste man sehr auf seine Habseligkeiten achten. Überall sah man Thiefs und Rougen hin und her huschen und es war allseits bekannt, dass diese es mit dem Gesetzt nicht immer so genau nahmen. Die junge Merchant war wohl schon des öfteren in der Stadt gewesen, denn sie kannte den Weg zum Hauptplatz und fand dort auch sofort die Angestellten der Kafra Corp. Während sie sich um ihren Lagerbestand kümmerte, befragte Ruîn einen der Wächter am Rande des Platzes nach dem Verbleib der Thiefgilde. Die Spitze der riesigen Pyramide leuchtete in der Abenddämmerung. In den unheimlichen Tiefen des Bauwerks lauerten gefährliche Kreaturen. Namenlose Schrecken die ohne Leben umherstreiften auf der Suche nach denen, die sich zu weit vorwagten um die Ruhe ihres Herrschers zu stören. Flüsternde Gerüchte über diesen einstigen König machten die Runde in der Wüstenstadt und es gab nicht gerade wenige die bei dieser Jagt ihr Leben gelassen hatten. Aber soweit wollte Ruîn sich nicht vorwagen. Die Gilde der Diebe lag tief im Ersten der zahlreichen Labyrinthe versteckt. Geschützt von einer sehr bissigen Fledermausart wie Ruîn sehr schnell feststellen musste. Es kostete sie einige Mühe bis sie sich endlich zum Eingang der Gilde vorgearbeitet hatte. Nun stand sie da, beobachtet von den belustigten Augen einer großen blonden Frau und einem sehr herablassendem Blick eines jungen Mannes. „Nun wir nehmen hier natürlich nicht jeden auf, das sollte dir schon klar sein.“ Der Rothaarige lächelte süffisant und spielte mit einem kleinen Messer das er immer wieder in die Holztheke piekte an der er stand. „Dann lasst mich euch beweisen dass ich dazu fähig bin.“ In dem kleinen dunklen Raum war es trotz der Hitze die in der Wüste draußenherrschte erstaunlich kalt. „Hmm, wenn sie meint sie schafft es, dann sollten wir sie zur Prüfung lassen, meinst du nicht auch?“ Die Frau schüttelte ihre lange Mähne und ihre dicken Locken fielen ihr über die Schultern zurück. „Denkst du wirklich du bist der Aufgabe gewachsen?“ Er war zu ihr hingekommen, hob ihren Kopf mit dem Messer an und betrachtete sie zweifelnd. „Ich bin zu allem bereit.“ Laufen, töten, laufen, töten. Hinter beinahe jeder Ecke der riesigen Anlage lauerte ein Monster. Zahlreiche aggressive Fabres hatten es auf Ruîn abgesehen und verfolgten sie über das Feld. Keuchend ging sie hinter einem großen Felsen in Deckung. Sie hatte zwar einige Potions zu dieser Prüfung mitgenommen, aber mit einem solchen Monsteransturm hatte sie nicht gerechnet. Laut schwirrend flog ein Chonchon an ihr vorbei und erschreckte sie fürchterlich sodass sie sich noch näher an das kalte Gestein presste. Eine längst vergangene Szene mit einem blutrünstigen Orkkrieger flog in Fetzten durch ihren Kopf. Na ja wenigstens waren diese Fliegen nicht aggressiv. Energisch erhob sie sich und lief an den Rand des Feldes. Dort hatte sie noch ein paar der gesuchten Thief Mushrooms entdeckt.Sie konnte nicht glauben, das ihre Prüfung wirklich darin bestand auf einem großen Feld Pilze zu stehlen. Die schwere Holztüre zur Thiefgilde schwang mit einem lauten Ruck in den Raum. Die beiden Thiefs blickten erschrocken in den dunklen Gang hinaus und das gerade rechzeitig um den großen Leinensack noch zu erkennen, bevor er den rothaarigen Thief am Kopf treffen konnte. Mit einer geschickten Bewegung fing er ihn aus der Luft ab und blickte verdutzt hinein. „Aber das sind ja…“ „Thief Mushrooms ja genau.“ Die Novie lehnte lässig am Türpfosten und betrachtete betont uninteressiert ihre Fingernägel. „Hahaha das ist gut, ja das ist gut.“ Die blonde Frau lachte schallend und klopfte ihrem Kumpanen heftig auf die Schulter. „Ich habe dir ja gesagt, das du die Kleine nicht unterschätzen sollst.“ Damit kam sie nickend auf Ruîn zu erwischte ihre Hände und zog sie in den Raum. „Ich habe niemanden unterschätzt, ich wollte ihr lediglich klarmachen, dass es nicht so einfach ist zu unserer Gilde zu gehören.“ Er hielt den Sack noch in den Händen und drehte ihn etwas unschlüssig hin und her fast so als wollte er sichergehen, dass die Pilze wirklich echt waren. „Jajaja ich denke mal das hat sie verstanden… wo ist denn nun…“ Die Thief war im hinteren Teil des Raumes zwischen einigen Kisten und Säcken verschwunden und kramte anscheinend in einer davon. Es dauerte einige Minuten bis sie sich schließlich wieder aus der Kiste erhob und Ruîn einen Stapel mit den offiziellen Thiefgilden Kleidern reichte. „Du bist ein bisschen klein, aber da du ja noch jung bist wird das sicher noch. Wenn was mit den Klamotten nicht stimmt kommste einfach wieder her, ok?“ „Hmmm ja werde ich machen, danke.“ Ruîn nickte und zupfte an den Kleidern herum. Die Tracht der weiblichen Thiefs bestand aus einer ziemlich schicken kurzen Lederjacke und weiten braunen Hosen die knapp unter dem Knie endeten. Am meisten beeindruckt war Ruîn von den Schuhen. Es waren sehr bequeme Schleichschuhe mit einem sehr weichen Federkranz an der Sohle. Einfach nur cool! Ruîn war begeistert. „Yay wie geil sieht das denn aus!“ Die Merchant kam auf Ruîn zugelaufen und fiel ihr um den Hals. „Ich wusste du schaffst das, ich hab dein Stiletto auch schon auf Hochglanz poliert.“ Sie nickte und reichte Ruîn ein längliches Stoffbündel. „Ich danke dir.“ Die beiden wanderten vom Morroc Pub im Norden der Stadt an die obere Kafra. Die junge Merch hatte dort übernachtet und den ganzen Vormittag schon auf Ruîn gewartet, während diese mit ihrer Prüfung beschäftigt gewesen war. Trotz der noch gar nicht so späten Stunde war es schon ziemlich heiß und die kleine Merch fächelte sich mit einem ihrer Handschuhe ein wenig Luft zu. „Ich denke mal, du wirst dann gleich wieder aufbrechen und trainieren gehen, oder?“ Sie standen im Schatten von einigen Palmen und beobachteten eine große Party die neben der Kafra gerade zu potten begonnen hatte. „Ja ich denke schon. Ich werde wieder nach Prontera gehen und dann weiter zum Poring Heaven.“ Ruîn war fasziniert von dem Schauspiel das sich da jetzt neben ihnen bot. Ein Soullinker hatte einer Creator den Alchemisten Skill verpasst und nun glitzerten tausende, kristallklare und durchsichtige Blätter in der Luft während die Creator geschickt mit Herbs, Flaschen und Medicine Bowls hantierte. Auch eine High Priesterin und eine Paladin waren bei der Gruppe um für Buffs und Gospel zu sorgen. „Spiritual Potion Creation.“ „Hmm?“ „Na so heißt dieser Skill den sie da beim potten benutzen.“ Die Merch nickte und deutete auf die Party. „Achso. Möchtest du denn auch mal… so was werden?“ Sie blickte interessiert an der Merchant hinunter. „Hö? Nenene Alchemist ist nichts für mich, ich werde Waffen schmieden.“ Sie nickte und tätschelte ihr Cart. „Na dann schon mal viel Glück.“ „Jo danke.“ Die beiden kicherten und wandten sich dann an die Mitarbeiterinnen der Kafra Corp. Die Merch wollte nochmals ihre Lagerbestände durchgehen und Ruîn wollte einen Warp nach Prontera. „Machs gut, Isan. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!“ Kapitel 2: Schmerz ------------------ Auch wenn Morroc eine sehr belebte Stadt gewesen war, im Vergleich zu Prontera war es kaum der Rede wert. Obwohl eigentlich Alberta als Stadt der Merchants bekannt war, wimmelte die Hauptstadt von Rune Midgard nur so von Händlern, Alchemisten und Blacksmith das man kaum einen Schritt gehen konnte, ohne nicht vor einen neuen Shop zu stehen. Der Markt von Prontera war schon legendär und auch in den Nachbarländern, der Schwarzwald Republik und Arunafelz sehr bekannt. Es gab alle nur möglichen Waffen, Cards, Equipmentteile, Taming Items für Pets und Allerhand andere Items. Kurz gesagt, es gab nichts, was man hier auf dem Markt nicht kaufen konnte. Ganz im Norden der Stadt lag das große Prontera Castle von wo aus der große König Tristan über das ganze Land herrschte. Auch die berühmten Gilden der Knights, Crusader, Acolyten und Priester befanden sich in Prontera. Der von der Kafra Corp. festgelegte Erscheinungspunkt wenn man sich aus einer anderen Stadt nach Prontera warpen ließ, lag im Süd-Westlichen Stadtteil nahe der beliebten Partyzone. An diesem Platz trafen sich jeden Tag hunderte Abenteurer um sich den großen Dungeontrainingspartys anzuschließen, die dann gemeinsam zu den gefährlichsten Orten zogen und dort wohl um Ruhm und Ehre kämpften. Ruîn schlängelte sich an vielen Leuten vorbei und versuchte das südliche Stadttor zu erreichen. An der Kafra stockte sie nochmals ihren Bestand an Potions und einigen Vorräten aus ihrem persönlichen Kafrastorage auf, man wusste ja nie wie lange man unterwegs war, und verlies dann das rege Treiben der Hauptstadt durch das Südtor. Vor der Stadt waren gewiss auch nicht weniger Leute unterwegs als auf einem der großen Stadtplätze. Zahlreiche Abenteurer suchten auch hier nach Sharepartnern oder kamen einfach so mal zum Plaudern vorbei. Einige mutige Merchants hatten hier sogar ihre Shops geöffnet, was ein wenig gefährlich war, da bekannt war das die Leute hier öfters mal mit den Dead Branches herumspielten und auch sehr böse Monster herbei beschwörten. Ruîn stellte sich ungefähr in die Mitte der Versammlung und rief dann einfach mal in die Menge. „Wäre bitte jemand so lieb mir Buffs zu geben?“ Interessiert wandten sich ein paar Priester in ihre Richtung und es dauerte nicht lange bis sie Agi, Bless und von einer freundlichen High Priesterin sogar ein Assumptio bekam. Sie bedankte sich artig und machte sich auf den Weg in Richtung Süden. Der Poring Heaven lag südlich von Prontera auf halbem Wege zur Waldstadt Payon. Hier war die Grenze zwischen dem Sandgebiet der Wüste und den großen Walgebieten um Payon und Alberta. Getrennt wurden die beiden Sektoren durch einen großen Fluss der schon bei Izlude, der kleinen Nachbarstadt von Prontera begann. Hier, recht nahe am Meer, gab es ein kleines Gebiet in dem sich haufenweise Poringe, Poporinge, Marins, Drops und noch ein paar andere Monster tummelten. Es war vor allem bei Novizen und First Job Chars kurz nach deren Jobchange sehr beliebt wenn man keine Hilfe hatte. Der Tag verging wie im Flug und bald schon war der Himmel durchzogen von orangenen Abendwolken. Ruîn saß nahe der nordöstlichen Insel auf einem Baumstumpf und warf kleine Kieselsteine ins Meer hinunter. Stundenlang Poringe jagen war halt doch ein bisschen langweilig. Ein wenig abseits bei einigen Bäumen hörte sie etwas durch das Gestrüpp laufen und auf sie zukommen. Es war ein Paladin auf einem gepanzerten Pecopeco. Er ritt in einem kleinen Bogen an ihr vorbei und verschwand dann wieder in der aufkommenden Dunkelheit. Auch wenn er schon ein kleines Stück von ihr entfernt gewesen war, hatte sie gesehen das er bei ihrem Anblick gelächelt hatte. Sie waren sich heute im Verlauf des Tagen schon einige Male über den Weg gelaufen und Ruîn vermutete das er auf der Jagt nach dem seltenen Angeling war, das hier ziemlich regelmäßig erschien und von dem man ziemlich wertvolle Dinge bekommen konnte. Aber das war definitiv ein Monster an das sich Ruîn noch lange nicht trauen konnte. Naja, dann eben weiter trainieren. Suchen, herantasten, zuschlagen, suchen, herantasten, zuschlagen, immer und immer wieder, jedes Mal ein wenig besser, jedes Mal ein wenig schneller. Die Sonne war inzwischen schon längst hinter dem Horizont verschwunden und Ruîn wanderte gerade an der Waldseite der Küstenlinie entlang und überlegte ob sie vielleicht zurück in die Stadt gehen sollte. Sie hatte zwar schon des öfteren unter freiem Himmel geschlafen, aber so unbedingt bequem war das nicht. Die Brücke zur kleinen Insel zwischen den Küstenlinien klapperte ein wenig im Wind als Ruîn sich auf den Pfeiler setzte und in die Dunkelheit der anderen Seite blickte. Ein knirschendes Geräusch ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken und sie bemerkte, das etwas auf der Brücke war und langsam auf sie zukam. „Auch noch da, hmmm?“ Es war der Paladin, allerdings ritt er nun nicht mehr auf seinem Pecopeco sondern führte es am Zügel hinter sich mit. „Hmmm, sieht so aus.“ Sie hielt ihr Stiletto in der rechten Hand und betastete die Spitze mit der Kuppe ihres Zeigefingers der linken Hand. „Du bist hier schon den ganzen Tag unterwegs, noch gar nicht müde?“ Er hatte sich an den anderen Brückenpfeiler gelehnt und blickte sie ein wenig von unten herauf an. „Och na ja, so bisschen geht schon noch. Angeling erwischt?“ „Klar, dreimal heute schon, nur lässt dieses Biest seine Flügel nicht fallen. Aber ich habe ja Zeit.“ Er lächelte leicht und Ruîn bemerkte das sie irgendwie nervös wurde. Irgendetwas war hier in der Dunkelheit das nicht stimmte, etwas das ihr unterbewusst ein schlechtes Gefühl gab. Ganz im Gegenteil zu dem Gespräch das sie gerade führte. Es war sehr angenehm sich nach den ganzen Kämpfen mal ganz ruhig zu Unterhalten, auch wenn es nur um Poringe ging. Außerdem gefiel er ihr nicht mal so schlecht in seiner massiven Rüstung die von zahllosen Schrammen aus sicher ebenso zahllosen Kämpfen durchzogen war. Er stand jetzt direkt neben ihr und sie konnte trotz der Dunkelheit seine klaren, grünen Augen erkennen. Mit einem Mal kam das ungute Gefühl wieder. In dem Gestrüpp hinter ihr raschelte es und bevor sie sich überhaupt rühren konnte hatte der Paladin sie mit einem kräftigen Ruck auf den Boden und hinter sich gezogen. Und das keine Sekunde zu spät. Mit einem wahnsinnig schnellen Satz war ein Develing auf die Beiden zugesprungen und das Deviruchi, welches ihm folgte, castete auf sie. Der Paladin hatte sein Schwert gezogen und hielt sein Schild vor Ruîn die ein wenig erschrocken nach hinten auf die Brücke ausgewichen war. Drei, vier Grand Cross, ein paar Schwerthiebe und das dämonische Poringmonster war besiegt. „Jetzt sag nicht du hattest Angst.“ Er kicherte und reichte Ruîn die Hand. „Ey, ich bin noch ziemlich unerfahren, der hätte mich töten können.“ Er zog sie langsam von der Brücke bis sie wieder am Pfeiler stand. „Hmmm, das hätte ich sicher nicht zugelassen.“ Sie standen sich nun ganz dicht gegenüber und Ruîn musste ihren Kopf ziemlich hochheben da er ein ziemliches Stück größer war als sie. „Ich denke mal ich gehe zurück in die Stadt. Es ist spät…“ Sie zog ihre Hand zurück die immer noch in seiner lag und wandte sich zur Brücke. „Ach, bleib doch ruhig noch einen Moment…“ Damit zog er sie an sich und küsste sie. Die nächsten drei, vier Tage war er wieder auf Angeling Jagd und die Beiden zogen hin und wieder ein Stück gemeinsam durch den Poring Heaven. Diese Stunden machten immer besonders viel Spaß. Sie mochte den Paladin und fühlte sich in seiner Gegenwart ziemlich wohl. Seit er sie vor einigen Tagen geküsst hatte suchte er auch immer wieder die Nähe zu ihr. Er berührte ihre Hand, strich ihr durch das lange blonde Haar und hielt sich immer so nahe bei ihr auf, dass sie sich immer wieder wie zufällig berührten. Eigentlich war Ruîn inzwischen ja schon längst soweit das sie sich an etwas stärkere Monster als Poringe wagen konnte, aber irgendwie wollte sie noch nicht auf ihren zeitweisen Begleiter verzichten. Sie hatte sich auch einige nützliche Tipps bezüglich Equipment, Waffen und natürlich über Kämpfe geben lassen und sich einige Geschichten übers Monsterjagen und auch über den War of Emperium erzählen lassen. Letzteres war eine Veranstaltung die regelmäßig in Midgard stattfand und für die zahlreichen Gilden gedacht waren die es gab. Auch der Paladin war natürlich Mitglied einer Gilde, und nicht nur das- er war sogar der Anführer einer recht großen WoE Gilde deren Namen auch nicht gerade unbekannt war. Auch hatte er ihr schon einige Male das Angebot gemacht dieser beizutreten, aber dafür fühlte sie sich noch nicht bereit. Sie wollte zuerst noch besser im Kampf werden, bevor sie sich mit solchen Dingen auseinandersetzen konnte. Gegen Abend beschloss Ruîn dann zurück in die Hauptstadt zu wandern. Es war zwar ziemlich schön ihre Zeit mit Helios zu verbringen, aber langsam wurde sie doch müde. Und ihre kleinen Kämpfe mit den hüpfenden Poringen konnten ihr inzwischen nicht mehr viel abverlangen, die Rosernen und Orangen schaffte sie sogar schon Onehit wenn sie gut genug zielte. „Aaaaalllsoooo, da hätten wir mal nen Immune Manteau, ich denk mal das ist am Anfang am besten.“ Isan verschwand wieder in den Untiefen ihres Carts und förderte dann ein braunes Stück Stoff zutage. „Hmmm und das da ist so teuer?“ Ruîn war sich da etwas unsicher, der Stoff fühlte sich nicht gerade so an, als ob man sich damit weniger Verletzungen zuziehen würde. „Joa nicht grade billig, aber glaub mir, das kann Leben retten. Später kannste dann auch eventuell auf einen Mocking umsteigen. Vielleicht besser fürn Assassin.“ Damit nickte sie eifrig und stopfte einige Sachen wieder in das Cart zurück. Es war früher Nachmittag und die beiden saßen im südwestlichen Pub von Prontera und hatten gerade dort zusammen zu Mittag gegessen. „Nyo, dann werd ich mich mal nach Einbroch aufmachen. Wird langsam Zeit.“ Sie räumte umständlich in ihrer Tasche herum und suchte wohl nach ihrer Brieftasche. „Ich werd mich dann auch mal wieder zu meinen Poringen begeben.“ Die beiden verließen das Pub und wanderten noch gemeinsam zur Südkafra hinüber wo Isan dann weiter nach Izlude und zum Luftschiff reiste. Ruîn wollte noch ein wenig über den Markt wandern und in ein paar Shops der ganzen Merchants, Alchemisten und Blacksmith reingucken, die sich an der Hauptstrasse wieder zahlreich versammelt hatten. Sie wanderte die Hauptstrasse entlang bis in die Stadtmitte zum großen Springbrunnen, wo die Schmiede lag. Dort hatten sich besonders viele Händler mit allen Arten von Elunium, Oridekon, Stahl und anderen Metallen eingefunden für die jenigen die in der Schmiede ihre Rüstungen und Waffen reparieren lassen wollten, oder diejenigen die selber Hand an ihr Equipment anlegen konnten oder gar selbst die Schmiedekunst beherrschten. Sie schlenderte an der Schmiede vorbei, blickte hinüber auf den Eingang zum Inn und PvP Haus und da stand er. Eine kleine Swory auf den Schultern und eine High Priestress im Arm. Ruîn war mitten im Schritt stehen geblieben und konnte erst garnicht glauben was sie da sah. Die High Priestress hatte ihre Arme um den Hals des Paladins geschlungen und die beiden küssten sich. Dann half sie der Swordy von seinen Schultern, ließ die Kleine ihm einen Schmatz auf die Wange geben und wanderte dann mit ihr in Richtung der Ostkafra. Wenn Ruîn sich bis jetzt der Situation noch nicht sicher gewesen war, dann gab es in diesem Moment keinen Zweifel mehr. Die High Priestress drehte sich noch mal um, hob ihren Rechten Arm und das roserne Licht des SP Skills breitete sich herzförmig um den Paladin aus. Der Hochzeitsskill. Mit einem Satz sprang Ruîn hinter die Wand der Schmiede zurück damit er sie ja nicht sehen konnte. Er war verheiratet und hatte eine Tochter. Warum hatte er ihr das nicht erzählt? Er war verheiratet. Warum hatte er ihr gesagt, er würde sie gern haben? Verheiratet… Warum hatte er sie geküsst? Verheiratet… Die Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie sank an der steinernen Wand zusammen. Die nächsten drei Tage blieb Ruîn in ihrem Zimmer im Prontera Pub und hatte keine Lust auf Poringe oder das Kämpfen. Außerdem wollte sie Helios nicht unbedingt über den Weg laufen. Sie lag ausgestreckt auf dem Bett, starrte auf die dunklen Holzbalken über ihr und zählte die erkennbaren Jahresringe. Der Nachmittag ging langsam zur neige und im Zimmer wurde es dämmrig. Als sie die Maserung des Holzes nicht mehr erkennen konnte stand Ruîn langsam auf und trat an das Fenster. Einige Gäste verließen und betraten das Pub und auf dem Platz draußen trafen sich einige Partys um zur Drachenjagd im Abysslake aufzubrechen. Ein Paar Hunter und Sniper, Priester, Lord Knights und Cross Assassinen. Ruîn blickte zur Seite. Neben dem Fenster auf einer kleinen Kommode hatte sie ihre Waffen auf einem kleinen Baumwolltuch abgelegt. Sie glänzten im späten Sonnenlicht und es waren kaum Kampfspuren an ihnen zu sehen. Mit einem schnellen Griff ergriff sie die Waffen mitsamt dem Tuch schnappte sich ihren Immune Manteau und ihr restliches Equipment und stürmte regelrecht aus der Tür. Nein, wegen diesem verlogenen Kerl würde sie jetzt sicherlich nicht ihr großes Ziel aus den Augen verlieren! Sie lief an der Südkafra vorbei durch das Stadttor und weiter nach Süden in Richtung Poring Heaven. Da sie mit den kleinen Poringen und Dropsen nicht mehr viel anzufangen wusste, suchte sie jetzt hauptsächlich nach den blauen Marins und den grünen Poporingen, den etwas stärkeren Vertretern der kleinen Schwabbelmonsterfamilie. So an sich lief es eigentlich ganz gut, wobei sie sich langsam wirklich mal überlegen konnte zu stärkeren Monstern in die Wälder von Payon zu wechseln. Oder vielleicht auch nach Lighthalzen, in dessen Nähe man Metalinge jagen konnte? Ruîn war so in ihre Gedanken vertieft, das sie gar nicht bemerkte wie jemand auf sie zukam. Sie hatte gerade ein Marin getötet und aus dessen Überresten ein Garlet geborgen, als sie sich umdrehte und beinahe in Helios krachte. „Nanana, Vorsicht meine Kleine.“ Er lächelte, erwischte sie am Arm und zog sie an sich um sie zu küssen. Allerdings blickte sie zu Boden und er erwischte nur ihre Stirn. „Solltest du nicht lieber deine Frau küssen?“ Sie blickte ihm jetzt direkt ins Gesicht um seine Reaktion darauf besser abschätzen zu können. Er hatte sicherlich nicht damit gerechnet, das sie das herausgefunden hatte. Leider tat er nun etwas womit sie eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Er lachte. „Und das ist so witzig weil?“ „Ach komm Kleine, das darfst du doch nicht so ernst nehmen.“ Er schüttelte so heftig seinen Kopf das die Angelwings an seinem Helm einige kleinere Federn verloren. „Was heißt da bitte ernst nehmen? Du bist verheiratet und machst dich an andere Frauen ran!“ Sie versuchte ihren Arm aus seinem Griff zu befreien was leider etwas unmöglich war, da er um einiges stärker war als die kleine Thief. „Na jetzt übertreib mal nicht so, ich bin der Leader einer großen Gilde, wie du weißt, da hat man halt einfach einige Verpflichtungen, ob man das nun mag oder nicht.“ „Verpflichtungen?“ Sie schüttelte ihren Kopf, das konnte doch nicht sein Ernst sein? „Es ist nun mal Praktisch die Eheskills im WoE verwenden zu können, verstehst du das denn nicht? Das ist doch nur eine Nutzehe.“ „Achja? Und welchen Nutzen hat dann bitte deine Tochter?“ „Na also, wenn man schon heiratet, dann sollte das schon jemand sein, mit dem man auch seinen Spaß haben kann...“ Er hatte endlich ihren Arm losgelassen, allerdings nur um ihr nun über das Gesicht zu streicheln. „Wenn du soviel Spaß mit ihr hast, dann steh doch auch zu ihr!“ „Sie interessiert mich nicht, du interessierst mich...“ „Aber du mich jetzt nicht mehr, also lass mich!“ Sie schlug seine Hand weg, drehte sich um und wollte weggehen, aber er war schneller. Er ergriff ihre Hand und zwar diesmal so unsanft das es wehtat. „Jetzt sei doch nicht gleich so eingeschnappt, ich hab dir doch alles erklärt!“ „Ist mir doch egal was du treibst!“ Mit einem heftigen Ruck hatte sie ihren Arm aus seinem Griff befreit und wollte diesmal an ihm vorbei in Richtung der Brücke. Helios ergriff sie an der Schulter und drehte sie so heftig herum, dass sie mit den Beinen umknickte und hart auf dem Boden aufschlug. „Ich bekomme immer was ich will!“ Für einen kurzen Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen. Sie konnte das kühle, trockene Grass des Poringheavens in ihrem Gesicht spüren. Als sie ihre Augen wieder öffnete war er über ihr. Mit einem heftigen Ruck versuchte sich Ruîn aufzurichten doch er schlug sie zurück auf den Boden und ein heftiger Schmerz durchfuhr ihren Kopf. Helios ergriff ihre Handgelenke und zog sie über ihren Kopf hoch, da er bei weitem größer war als Ruîn benötigte er dazu nur eine Hand. Die Andere ließ er langsam über ihren Oberkörper streifen. Sie fühlte ein kräftiges Ziehen und hörte den Stoff ihres Oberteils reißen. Ruîn wollte laut Losschreien, aber sie bekam weder den kleinsten Laut heraus noch konnte sie sich bewegen, sie war starr vor Angst. Die schwere Rüstung des Paladins verfügte über einige scharfe Kanten und diese fügten ihr immer wieder einige Schnitte zu. Helios grinste sie an, als ob es für ihn nichts weiter als ein schlechter Scherz war, was er da gerate tat und drückte ihre Beine auseinander. Sie lenkte ihren Blick nach oben zum Himmel, Tränen hatten sich gesammelt und liefen ihr nun über die Wangen und dann wurde alles Schwarz. Kapitel 3: Assassin ------------------- „Glaub mir, ich wünschte das hier wäre etwas anders gelaufen...“ Helios lehnte am Pfeiler der großen Brücke die zum Wüstenteil des Poringheavens hinüber führte und blickte nach unten zum Fluß. „Ich auch…“ Ruîn lag mit ausgestreckten Armen und Beinen im hohen Graß und blickte nach oben in den dunklen Himmel. Die Wolken waren schwer und es würde wohl jeden Moment zu regnen beginnen. „Sieh zu das du trocken in die Stadt kommst.“ Damit löste er den langen blauen Umhang seiner Rüstung, ließ ihn über Ruîn fallen und ging. Die Wolken zogen über den Himmel und langsam begann es zu tröpfeln. Erst ganz wenig, dann etwas mehr. Poringe und Dropse raschelten in den Büschen und sprangen ab und an eilig vorbei, um dem Regen zu entkommen. Dann wurde es langsam dunkel und die Nacht brach herein. Ruîn wusste nicht wie lange sie da schon auf dem Boden lag, nass vom Regen, betäubt vom Schmerz. Warum hatte er ihr DAS angetan? Wie hatte er nur behaupten können er würde sie mögen? War DAS seine Definition von Zuneigung gewesen? Also darauf konnte sie wirklich verzichten. Mit einem schnellen Satz sprang sie auf die Beine, raffte die Reste ihrer Kleidung zusammen, warf den Umhang die Schlucht hinunter und rannte über die Brücke und in Richtung der Wüste. Sie wusste nicht wo sie hin wollte, sie musste einfach nur weg von hier. Weit weg von den Poringen und diesem schrecklichen Ort. Der Sand der Wüste war durch die Nachtluft abgekühlt und glitzerte im Mondlicht. Unter einigen Palmen hatten sich ein paar steinerne Golems versammelt doch sie beachteten Ruîn nicht, als sie durch ihre Gruppe rannte. Warum war sie nur so schwach? Warum hatte sie sich nicht wehren können? Sie lief so schnell sie konnte bis sie plötzlich auf eine Unebenheit im Sand trat und stolperte. Heftig schlug sie mit den bloßen Fäusten auf den Sand ein, immer und immer wieder, bis sie sich nach hinten fallen ließ und aus Leibeskräften in den Himmel schrie. Einige Hämmer, drei Lanzen, zwei Kurzschwerter, vier Stilettos, zahlreiche Damaskus und verschiedenste Bögen aller Art und Material lagen schön sortiert in und vor dem Cart einer blonden Blacksmith auf der Haupteinkaufsstrasse in Prontera. Diese war gerade dabei einige Cards zu sortieren und blickte zwischendurch nachdenklich die lange Strasse hinunter. Es war ein relativ schöner, sonniger Tag und so waren natürlich wieder massenweise Händler unterwegs um ihre Waren an den Mann zu bringen. Sie bemerkte gar nicht, das sich ihr ein Swordsman näherte und über ihre Schulter blickte. „Hallo Isan.“ Vor lauter Schreck ließ die Blacksmith sämtliche Cards fallen. „Himmel noch mal, schleich dich nicht noch mal so an mich ran.“ Sie gab ihm einen Klaps auf den Rücken und begann damit ihre Items wieder aufzusammeln. „Ich wollte dich ja lediglich fragen, ob du mein Eisdamaskus fertig hast.“ „Jaja, ist im Cart, warte mal…“ Damit schob sie noch ein paar Cards mit dem Fuß unter das Cart und fischte dann darin eine Weile herum. „Da isses.“ Sie reichte ihm ein langes Messer und verschwand dann wieder unter dem Cart. „Das ist ja eine schöne Waffe, aber ich wollte eigentlich ein Eisdama und keines mit Feuer…“ „Hö was?“ Sie schnappte sich das Damaskus und blickte etwas verdutzt drauf. „Hmm, jo das ist ne Feuerwaffe.“ Sie schüttelte den Kopf und wühlte dann wieder in ihrem Cart herum bis sie die richtige Waffe gefunden hatte. „Ich danke dir.“ Der Swordsman bezahlte und verließ Isan dann in Richtung der Südkafra, während sie ihm nachdenklich hinterher blickte. Sie machte sich seit geraumer Zeit ein wenig Sorgen um die Thief Ruîn. Es waren jetzt schon ziemlich viele Wochen vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten und eigentlich sollte diese jetzt auch schon die Assassinen Prüfung ablegen können. Aber sie hatten sich weder gesehen, noch hatte sie eine Nachricht von ihr bekommen. Isan hoffte nur, das ihr nichts Ernstes passiert war. Der ehrwürdige Vorsitzende der Assassinengilde saß an seinem Schreibtisch im untersten Stockwerk des Gildengebäudes und war in einige Dokumente vertieft. Die Assassinengilde lag weit im Herzen der Wüste des Sograt Desserts. Und es war natürlich nicht jedem möglich hierhin zu gelangen. Man konnte zwar das Gebäude erreichen, allerdings waren nur die wahren Anhänger der Gilde fähig dieses auch zu betreten und in die inneren Bereiche vorzudringen. Eine kleine Ausnahme allerdings bildeten junge Thiefs die sich nach intensivem Training ihrer Fähigkeiten bereit fühlten, sich den Anforderungen der Assassinengilde zu stellen und die Jobchangeprüfung zu versuchen. Diese bestand aus mehreren Teilen und war nicht gerade einfach. Auch heute war wieder Jemand gekommen um sich dieser Herausforderung zu stellen. Der Vorsitzende hatte gerade die Meldung darüber von der ersten Prüferin erhalten. Es handelte sich um eine junge Thief, sie hatte alle Fragen mit Bravur beantworten können und war in den ersten Monsterraum vorgelassen worden. Die Assassinen der Gilde beobachteten jeden Anwärter heimlich bei den Aufgaben, denn sie verfügten über Fähigkeiten die es Jedem unmöglich machte sie zu sehen, wenn sie nicht entdeckt werden wollten und berichteten die Fortschritte der Prüfung sofort an den Meister. „Keine Frage war falsch, sie wusste alles.“ Der Vorsitzende nickte. „Der erste Monsterraum ist geschafft- in der hälfte der Zeit.“ Nun dann schien sie wohl eine sehr gute Auffassungs- und Beobachtungsgabe zu haben. „Wir haben sie im zweiten Monsterraum verloren…“ Er hob den Kopf und blickte etwas ungläubig über seinen Schreibtisch. „Wie, ihr habt sie verloren?“ Hinter ihm war eine Frau aus dem Cloak erschienen und zuckte mit den Schultern. „Naja sie hat den Raum betreten und als wir nachgesehen haben, war sie nicht mehr da.“ „Nun dann wird sie wohl doch aufgegeben haben.“ Er deutete der Assassin mit einer flüchtigen Handbewegung das das Gespräch für ihn zu Ende war und sie wieder gehen konnte. Die junge Frau nickte und wandte sich zum gehen, als sie sich doch noch einmal umdrehte. „Aber eines war seltsam…“ „Hmm was?“ „Die Augen waren irgendwie seltsam, ich kann aber nicht sagen warum…“ Sie zuckte mit den Schultern und verschwand so plötzlich wie sie gekommen war. Der Vorsitzende wandte sich wieder seinen Papieren zu und blätterte einige Berichte der Dandelion Organisation durch. Er machte sich keine Gedanken über die Prüflinge, entweder sie schafften es bis zu ihm durch das Labyrinth, oder sie waren es nicht wert in die Gilde aufgenommen zu werden. So einfach war das. Mit einem heftigen Ruck wurde sein Kopf nach hinten gezogen und ein langes, kaltes Messer fuhr ihm über den Hals bevor er sich überhaupt bewegen konnte. Und dann sah er sie, die Augen, die seine Kommilitonin erwähnt hatte. „Hallo.“ Ihre Augen waren purpurn und ihr Blick war unheimlich kalt. Sie drehte das Messer leicht in ihrer Hand und ein kleiner Strom Blut kam daraus hervor. „Du trägst eine Guard Rüstung, nicht wahr? Darum konnten sie dich plötzlich nicht mehr sehen. Schlau, schlau.“ Er schob das Messer von sich weg und nickte. „Nun man muß eben alle Mittel einsetzten die man hat.“ Sie lächelte und setzte sich auf den Schreibtisch des Guildmasters. „Nun ja, das erwarten wir von unseren Assassins.“ „Ich nehme also an ich habe bestanden?“ Sie drehte das Messer mit der linken Hand, wischte mit der anderen das Blut weg und blicke ihn dabei so eindringlich an, dass er das Gefühl hatte, sie würde ihm bei einem Nein sofort das Messer ins Herz rammen. Allerdings würde es dazu sicherlich nicht kommen. „Natürlich, nur noch eine letzte, kleine Aufgabe…“ Er reichte ihr ein Necklace of Oblivion und deutete in Richtung der Tür. „Bring diesen Gegenstand zu meinem Assistenten in die Halle, er wird dich dann in die Gilde aufnehmen.“ Sie nahm das Item an sich, sprang vom Tisch und war wieder verschwunden. „Nicht schlecht, nicht schlecht, ich gratuliere dir.“ Ruîn hatte die Assassinengilde verlassen und blickte auf den silberhaarigen Assassin Cross, der den Eingang zum Gildengebäude bewachte. „Danke.“ Sie verbeugte sich tief, drehte sich dann um ihre eigene Achse um ihr neues Assassinenoutfit zu präsentieren und Beide kicherten, dann ging er wieder in den Cloak und Ruîn sprang die steinernen Stufen des riesigen Komplexes hinunter. Die Assaklamotten gefielen ihr zwar eigentlich recht gut, doch sie vermisste die flauschigen Thiefschuhe schon ein wenig. Assassinen trugen keine schweren, gepanzerten Rüstungen, es war ihr Ziel so schnell zu werden, das man sie kaum mehr treffen konnte. Sie trugen lediglich Bandagen an den Gelenken und zur Stärkung des Rückens. Es mag manchen nicht viel an Schutz erscheinen, aber es war durchaus ausreichend. Ruîn hatte die letzten Paar Monate alleine in der Wüste verbracht und in der Nähe der Gilde trainiert. Hauptsächlich hatte sie die Sandman und Frilldoras gejagt, letztere wegen ihrer sehr praktischen Cards. Zwischendurch hatte sie immer mal wieder einige Händlerkarawanen getroffen und ab und an die zahlreichen Items der Monster gegen andere Güter oder Geld ausgetauscht. Immerhin brauchte sie jetzt ja auch einiges an Zeny für neue Waffen und neues Equipment. Am Ende der langen Treppe blieb sie stehen und blickte zurück nach oben an das Gebäude. Sie hatte es geschafft. Sie hatte es wirklich geschafft. Beim ersten Versuch. Jetzt würde alles besser werden. Jetzt war sie stark. Jetzt konnte sie sich ihren Ängsten stellen. Sie waren groß, sie waren stark und sie waren böse den Menschen gegenüber. Immer wieder fielen sie über die Dörfer in der Nähe her, verschleppten das Vieh und zerstörten die Felder. Viele von ihnen lauerten südlich der Magierstadt Geffen, wo sie einige kleinere Dörfer aufgebaut hatten und ihre großen Krieger ausbildeten. Die Orks. Sie waren sehr aggressiv und man musste sehr aufpassen um nicht ein Opfer ihrer großen Kriegeräxte zu werden. Und doch hatten sie einige Schwachstellen. Ganz langsam und vorsichtig schlich sich Ruîn an den großen Highork Krieger, der vor einer Versammlungshütte Wache stand an. Mit einer schnellen Bewegung kam sie aus dem Cloak und trieb ihm eine vergiftete Messerspitze in den Rücken. Der Krieger schrie laut auf, fuhr herum und hieb mit der Axt nach Ruîn. Sie duckte sich und sprang nach hinten. Er kam auf sie zu und erhob wieder die Axt. Mit einem schnellen Satz war sie bei ihm und rammte ihm zwei Damaskus in die Brust. Es waren Eiswaffen. Sie glitten durch das Fleisch hindurch wie durch Wasser. Blut spitzte aus den Wunden und aus dem Maul des Kriegers und dann fiel er langsam nach hinten. Ruîn zog ihre Waffen aus dem Leichnam und sah sich um. Sie hatte Glück gehabt. Es waren keine weiteren Krieger angelockt worden. Die Waffen in beiden Händen leicht von sich gestreckt schlich sie langsam weiter um die Versammlungshalle herum. Sie befand sich jetzt südlich von Britoniah, des WoE Gebiets von Geffen. Es war eine schöne ländliche Küstengegend, mit satten Wiesen und vielen Bäumen und Hügeln. Und es waren nicht nur Ork Krieger unterwegs. Viele Knights, Lord Knights, Priester, Wizzards und kleinere oder größere Partys zogen ihren Runden um sich mit den Heeren der Orks zu messen. Man begegnete sich immer mal wieder und tauschte hier und da ein paar Monsterdrops aus. Ruîn beschloss noch ein oder zweit Tage in der Nähe der Orkdörfer zu bleiben und danach mal wieder in der Hauptstadt vorbeizugucken um vielleicht nach Isan zu suchen. Sie hatte sich schon so lange nicht mehr bei ihr gemeldet, da wurde es echt langsam mal Zeit. Ein lautes Gegröle in einiger Entfernung ließ Ruîn aufhorchen. Ein leichter Wind zog auf und überall raschelte es in den Bäumen. Irgendetwas war geschehen. Mit einem geübten Satz schwang sie sich auf den nächsten Baum und kletterte bis zur Hälfte um sich besser umsehen zu können. Leider waren zu viele andere Bäume in der Nähe, sodass man nicht bis auf die unteren Ebenen blicken konnte. Das Gebrüll wurde langsam lauter und unter einem leichten Donner begann die Erde zu erzittern. Sie hatten einen neuen Heerführer gewählt! Schnell kletterte sie wieder nach unten und lief an den Rand des Hügels an die Klippe. Das musste sie sehen. Sie mussten jetzt in der unmittelbaren Nähe sein. Alle paar Tage bestimmten die Highorks den Stärksten unter ihnen zum neuen Heerführer. Dieser wurde zum Orkhero ernannt und zog dann mit einer großen Gruppe durch die Gegend um alles niederzumetzeln was ihnen in den Weg kam. Nicht das Ruîn sich einbildete sie könnte auch nur die geringste Chance gegen diese Truppe haben, sie wollte den Anführer nur einmal sehen. Nur ein kurzer Blick, dann würde sie so schnell wie möglich den größeren Partys hier in der Nähe bescheid geben. Diese konnten ihn aufhalten, bevor er mit seinen Kriegern in ein Menschendorf einfallen würde. Langsam wanderte sie die Anhöhe herunter und hielt nach den Orks Ausschau. Und da waren sie. Acht Highorcs marschierten in Reih und Glied vor einem besonders großen Krieger mit einem wehenden Federhelm her. Ruîn stand hinter einem Baumstamm in Deckung und betrachtete das Schauspiel. Auf einmal wandten sich die Krieger nach rechts um, sie hatten irgendwas entdeckt! Ruin versuchte gespannt etwas zu erkennen und da sah sie es. Nicht weit von der Anhöhe auf der sie zuvor gewesen war, saß ein kleines Mädchen, eine Dancer, im Grass. Sie musste beim Fluchtversuch gestürzt sein und blickte nun entsetzt auf die nahenden Orks. Mit einem Satz sprang Ruîn hinter dem Baum hervor und preschte mit weit geschwungenen Schwertern los. Sie musste die Krieger von der Kleinen ablenken! Sie schrie nun aus Leibeskräften und warf einige Giftmesser nach dem Mob. Die ersten Drehten sich zwar zu ihr um, machten aber noch keine Anstalten von ihrem Kurs abzuweichen. Zum Glück waren sie bei weitem nicht so schnell wie Ruîn. Sie jagte an ihnen vorbei, erwischte die junge Dancer am Arm und zerrte sie mit sich. Sie hatte vor nicht allzu langer Zeit eine größere Party gesehen die noch in der Nähe sein musste. Die Beiden erreichten die Anhöhe, Ruîn drückte die kleine Dancer hinter sich, sie musste sich den Orks stellen. Sie hatten die Verfolgung nicht aufgegeben. Sie drehte sich zur Kleinen um, erwischte sie an den Schultern und blickte sie eindringlich an. „Schrei.“ Damit drehte sie sich um und rannte den Orkkriegern entgegen und die Kleine schrie. Die ersten beiden Krieger blieben sofort stehen und Ruîn schaffte es ein Giftfeld zu legen bevor der Orkhero sich an sie wandte. Der Scream der kleinen Dancer würde bei dem Hero keinen Effekt haben, das wusste sie, aber wenn sie Glück hatte würden es wenigstens andere Leute hören. Jetzt stand sie ihm gegenüber. Er blickte sie an. Dann hob er langsam die riesige Streitaxt. Ruîn stemmte sich fest in den Boden und erhob ihre Messer. Der Axthieb war so stark das es Ruîn direkt umhaute. Der Ork grinste hämisch unter seinem Helm, trat auf sie zu und hob erneut zum Hieb an. Ruîn erhob ihr Damaskus und schloss die Augen, noch so einen Schlag konnte sie nicht überleben. Ein lautes KLANG ließ Ruîn erschrocken auffahren. Der Orkhero stand direkt vor ihr und hieb auf die rosa Safetywall ein. Und dann kam der Storm Gust. „Komm her!“ Ruîn fuhr herum und blickte auf die Leute hinter sich. Der High Priester winkte und ein Lord Knight stürzte sich auf den Ork. Auch die kleine Dancer war wieder auf den Beinen und versuchte hinter dem Wizzard in Deckung zu gehen. Ruîn lief durch den zweiten Cast, hinter den Priester wo ein anderer Assassin stand. Der Kampf war nun recht kurz. Der Lord Knight hieb im Berserk auf den brüllenden Orkhero ein während der Wizzard den Mob ausschaltete und auch dem Anführer kräftigen Schaden zufügte. Der Highpriest hielt die Safetywalls aufrecht, lexte den Hero zwischendurch und buffte die Gruppe. Dann war es plötzlich soweit. Der Hero brüllte laut auf, hieb nochmals auf den Lord Knight ein und fiel dann rückwärts um. Triumphierend erhob der Knight sein Schwert und der Wizzard hielt kichernd ein Heroic Emblem in die Luft. „Na, das ging ja.“ Der Priester nickte zufrieden und healte dann noch mal die ganze Umgebung, während die kleine Dancer Ruîn mit einem lauten „Daaannnkkeeeee!!“ um den Hals fiel. Kapitel 4: Alte Bekannte ------------------------ „Wow, das war ja toll! Du hättest da glatt sterben können.“ Der blonde Assassin hüpfte um Ruîn herum und betrachtete sie dabei von allen Seiten. „Bin ich aber nicht.“ Sie hatte sich gerade von der Party verabschiedet und wollte nun eigentlich wieder ein paar Orks töten. „Jajaja, aber es war trotzdem gefährlich. Was für Waffen hast du da eigentlich dabei?“ Er war an ihrer rechten Seite geblieben und versuchte einen Blick auf ihre Damas zu erhaschen. „Solltest du nicht lieber deiner Party folgen bevor du sie verlierst?“ Sie war stehen geblieben und deutete nach hinten, wo in einiger Entfernung noch die Anderen standen. „Hmm? Nö, das ist nicht meine Party, ich war alleine unterwegs.“ Er begann wieder damit Ruîn zu umrunden. Na toll. Sie wanderten ein Stück weiter, eine leichte Anhöhe hinauf, von der aus man schon die westliche Küste sehen konnte, als in der Ferne zwei, drei Highorks auftauchten. Da sie jetzt keine Lust hatte, sich leise im Cloak anzuschleichen preschte sie einfach drauf los, zückte im lauf ihre zwei Damaskus und ließ ein Giftfeld vor dem ersten Ork entstehen. Sie rammte ihm beide Damas in die Brust, stieß den Ork mit dem Fuß zurück um die Messer herauszuziehen und zog sie dem zweiten Krieger quer über den Hals. Es wäre ein guter Kampf gewesen, wäre da nicht dieses Klatschen gewesen das nun hinter ihr erklang. Der Assa saß hinter ihr im Grass und blickte sie bewundernd an. „Wow, das ist ja so cool mit zwei Daggern.“ „Ich denke das ist normal für einen Assassin.“ „Nah nicht für alle, ich benutze lieber Katare.“ Er nickte und zückte seine Waffen. „Ist zwar irgendwie ähnlich wie mit deinen zwei Waffen aber doch ein wenig anders.“ Er hielt ihr das Katar vor die Nase damit sie ja alles genau sehen konnte. „Jaja, schön.“ Sie schob die Waffe beiseite und setzte ihren Weg fort. Natürlich folgte er ihr. „Musst du nicht irgendwohin? Irgendwas töten?“ „Nee, ich denke ich bleibe ein wenig bei dir und schau dir beim Kämpfen zu.“ Na toll. Er lächelte und sprang fröhlich neben ihr her. „Mein Name ist übrigens Solar. Und wie heißt du?“ Er plapperte weiter drauf los und hielt eigentlich nur dann den Mund wenn sie gegen Orkkrieger kämpften. Es dauerte kaum drei, vier Stunden und Ruîn kannte seine komplette Lebensgeschichte. Das er in der Nähe von Lighthalzen aufgewachsen war, eine kleine Schwester hatte und schon als kleiner Junge so schelmisch war, das seine Eltern immer schon gesagt hatten er würde mal Thief werden. Was er dann anscheinend auch getan hatte. Während dieser ganzen Zeit sagte sie kaum mehr als hin und wieder ein paar Worte. Sie hatte ja die große Hoffnung, dass er gehen würde wenn erst die Nacht herein brach. Sie hatte es sich damals in der Wüste angewöhnt in der Wildnis zu übernachten und ihr neuer Begleiter wirkte nun gar nicht so, als ob er so was mitmachen würde. Sie hatte am Nachmittag einen hölzernen Hochstand auf einer Anhöhe gesehen der sich eigentlich ganz gut zum Übernachten eignen würde. Nach einigen Minuten des Suchens hatte sie ihn am Horizont entdeckt und eilte nun schnurstracks drauf zu. Der Hochsitz stand auf einer relativ ebenen Fläche neben einem großen Baum was für ein Lagerfeuer ziemlich praktisch war. „So ich denke mal ich übernachte hier.“ „Hier mitten im Wald?“ Solar blickte sich etwas irritiert um. „Ja das mache ich oft so.“ „Cool das hab ich schon lange nicht mehr gemacht.“ Na toll, nicht mal jetzt wurde sie ihn los. Die nächsten paar Wochen wich Solar nicht von ihrer Seite und Ruîn wusste plötzlich warum sie sich nie ein Pet zulegen würde. Wobei sie zugeben musste, dass es auch angenehme Seiten hatte nicht alleine zu sein. Man konnte sich zum Beispiel bei der Nachtwache abwechseln, das war ziemlich angenehm, weil man dann viel besser schlafen konnte. Sie waren noch im Gebiet der Highorks unterwegs, wobei sie sich jetzt aber doch lieber von den Orkheroes fernhielten. „Hmm sag mal hast du noch Platz um ein bisschen was zu tragen? Ich hab schon soviel Zeug hier.“ Solar ließ klimpernd einige Orkvoucher fallen. „Dann solltest du nicht jeden Mist aufheben.“ Ruîn ging ein Stück vor ihm und hielt nach Orks Ausschau. Es war ein schöner, klarer Tag gewesen und die Sonne begann sich gerade zu senken. Sie waren an der westlichen Küste und der Ozean glitzerte im Abendlicht. „Du sag mal, unsere Vorräte gehen auch langsam zur Neige, vielleicht sollten wir mal in die Stadt?“ Solar kramte in seinem Rucksack und warf dann eine schon leicht bräunliche Banane heraus. „Hmmm, ja könnten wir machen.“ Ruîn war immer noch nicht sehr gesprächig. Wobei sie das ja nicht wirklich sein musste, da er ja für sie Beide genug redete. „Also wir sind zwar in der Nähe von Geffen, aber es wäre toll auch mal wieder über den Markt zu gehen, vielleicht mal nach neuen Waffen suchen, dann könnten wir vielleicht auch mal woanders hingehen.“ Er nickte und reichte Ruîn einen Butterflywing. „Ok.“ Vielleicht würde er sich ja in der Stadt abhängen lassen? Sie zerdrückte den Wing zwischen ihren Fingern und die Landschaft verschwamm vor ihren Augen und manifestierte sich schließlich wieder zu Prontera. Eine sehr angenehme Art zu reisen. Sie waren am viel besuchten Partyspot westlich der Südkafra und bahnten sich einen Weg zur Hauptrasse. „So ich muss ein paar Sachen erledigen.“ Damit winkte sie Solar kurz zu und eilte dann in nördlicher Richtung davon. Als erstes besorgte sie sich ein Zimmer zum Übernachten im PvP Haus, dann wollte sie gerne Isan finden, die sicherlich irgendwo mit einem Shop herumsaß. Sie lief ein wenig in der Stadt herum, verkaufte ihr Loot im Tool Shop und füllte einige Vorräte in ihrem Kafra Lager auf. Dann verließ sie die Stadt durch das Südtor, weil sich dort auch immer mal wieder einige Shops einfanden. Es waren einige Leute vor Prontera und hier und da blitzen einige Dead Branchs auf die den Besitzer wechselten. Mit diesen Items zu spielen war ein beliebter Zeitvertreib, vor allem vor der Stadt. Ruîn beschloss denen etwas aus dem Weg zu gehen, man wusste ja nie welche Monster sie beschwörten, angeblich waren schon Leute dabei umgekommen und setzte sich etwas südlich vom Stadttor ins hohe Grass. Sie beobachtete ein wenig das Treiben vor der Hauptstadt, das kommen und gehen einiger Leute und Partys und schlürfte dabei einen Chocolate Drink. Und dann sah sie Ihn. Er kam gerade aus der Stadt und hielt seine kleine Tochter am Arm, seine Frau folgte ihnen. Sie sprachen neben dem Stadttor mit einem Highwizzard. Ruîn stand auf um sich etwas näher ran zu schleichen. Er hatte sich seit ihrer letzten Begegnung kaum verändert. Im ersten Moment hatte sie gedacht sie würde sich vor ihm fürchten, oder wenigstens wütend werden, aber irgendwie… Sie war jetzt nur noch um die fünf, sechs Meter entfernt, blieb stehen und blickte ihn eindringlich an. Und dann entdeckte Helios sie. Er erstarrte mitten im Satz und betrachtete sie, bis ein Priester zwischen ihnen Beiden hindurchging und sie verschwunden war. „Was ist los?“ Seine Frau zupfe an seinem Ärmel. „Nichts, nichts, ich dachte ich hätte was gesehen...“ Er schob seine Tochter zu der Highpriest und wandte sich an das Stadttor. „Ich habe noch was zu tun, bis später.“ Damit ging er. Die Hauptstrasse lag im dunklen Abendlicht und viele der Merchants hatten ihre Shops schon geschlossen. Helios versuchte sich nichts anmerken zu lassen, sie war da, das wusste er. „Es ist Flieder, nicht wahr? Den Duft hast du damals schon benutzt.“ Er war am Brunnen an der Schmiede angekommen und setzte sich auf eine der Bänke. „Hmmm, stimmt. Das weißt du noch?“ Sie kam aus dem Cloaking und stand nun direkt vor ihm. „Wie könnte ich etwas vergessen, das mit dir zu tun hat?“ Er lächelte leicht, steckte die Hand nach ihr aus und mit einem wahnsinnig schnellen Satz war sie weg. Sie stand gute fünf Meter entfernt und schüttelte langsam lächelnd den Kopf. Dann drehte sie sich um ging ein paar Schritte, zwischen dem PvP Haus und der Schmiede hindurch und war verschwunden, wieder im Cloaking. Er wartete einen kurzen Moment, stand dann auf und folgte ihrem Weg. Irgendwie hatte er so ein unbestimmtes Gefühl wo er sie finden konnte. Er betrat das PvP Haus, blickte sich kurz um und wanderte dann über die Treppe nach oben in den ersten Stock. Die dritte Türe links war einen Spalt breit offen also betrat er das Zimmer. Es war scheinbar leer und für einen kurzen Augenblick dachte Helios daran wieder zu gehen, als plötzlich die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. „Dich hab ich ja lange nicht mehr gesehen, du weißt schon das wir noch WoE laufen, oder?“ Der Champ tippte schon die ganze Zeit gegen Solars Schulter, bis es ihn nervte und er ihm auf die Finger klopfte. „Ja ich war halt fleißig am trainieren, werd ich ja wohl auch mal machen dürfen, oder?“ Er war in das Haus seiner Gilde im Norden von Prontera gegangen um dort zu übernachten und zu sehen ob mit den Leuten alles noch in Ordnung war. „Ich mein ja nur das wir dich hier auch mal brauchen.“ Sie saßen in dem großen Allzweckraum des Hauses an einem großen Fenster von dem aus man das Schloss sehen konnte. Es gab eine Menge Gildenhäuser in den Städten, diese dienten hauptsächlich dazu das die Gilden- mitglieder einen Ort für ihre Besprechungen oder einfach nur zum wohnen hatten. Gilden waren große Gemeinschaften, fast wie Familien und man lief nicht nur WoE zusammen sondern trainierte auch miteinander oder jagte die großen Bossmonster, wie den Orkhero oder ähnliches. „Ich hab halt zur Zeit anderes zu tun, da ist diese Assa, ich versuch schon so lange sie zu überreden auch in die Gilde zu kommen und WoE mitzumachen, aber irgendwie mag sie noch nicht…“ Solar seufzte und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen. „Oha, hab ich richtig gehört? Unser Nesthäkchen ist mit EINER Assa unterwegs?“ Der Champ grinste und klatschte in die Hände. „Ja ein Mädchen, stell dir vor.“ Solar schüttelte den Kopf, stand auf und wanderte ans Fenster. Wo sie sich jetzt wohl Rumtrieb? Sie würde doch hoffentlich nicht einfach wieder alleine abreisen? Er musste echt besser aufpassen, dass er sie nicht nochmals verlor. Einmal hätte sie ihn beinahe schon mal in Geffen abgehängt „Ich bring sie schon noch dazu, dass sie zu uns in die Gilde kommt.“ Damit winkte er dem Champ zu und verließ das Gildenhaus um noch ein wenig in den letzten Shops nach ein paar Waffen zu stöbern. Helios stand regungslos mitten im Zimmer, er wusste ganz genau dass sie da war. Es war nur die Frage was sie wollte. Ob sie ihn einfach nur mit einem ihrer Messer abschlachten würde? Nun, dann würde er es eben riskieren. Er zog sein Schwert und legte es langsam hinter sich auf den Boden. Dann lockerte er langsam den Schulterteil seiner schweren Rüstung und nahm den mittleren Teil ab, sodass sein Hals frei lag. „Na los, viel wehrloser als jetzt werd ich kaum noch mal sein.“ „Nun ich schätze da hast du recht…“ Mit einem heftigen Ruck wurde sein Kopf nach hinten gezogen und ein langes, dünnes Messer glitt über seine Kehle. Er konnte ihren Atem in seinem Nacken spüren, als sie langsam um ihn herum ging und dabei das Messer fest an seinen Hals gedrückt hielt. Sie blickte ihn an, kein Zweifel seit ihrer letzten Begegnung war sie um einiges erwachsener geworden und auch ein wenig gewachsen, aber immer noch ein großes Stück kleiner als er. Trotzdem sah sie ihn nun von unten herauf an, ohne den Kopf zu heben, was ihr einerseits einen gefährlichen, aber andererseits auch einen sehr erotischen Blick verlieh. Ruîn ließ das Messer langsam über den Brustpanzer nach unten wandern und schnitt damit die beiden ledernen Riemen durch, die diesen Teil der Rüstung mit dem Hinteren verbanden. Laut scheppernd fiel der ganze Panzer zu Boden. Er wagte es seine Arme auszustrecken, packte sie an der Hüfte und zog sie an sich. Sie sah ihn weiter von unten herauf an, dieser Blick machte ihn verrückt. Er küsste sie und auch wenn er wieder das Messer an seiner Kehle spürte, wehrte sie sich nicht wirklich. Langsam ließ Helios seine Hände über ihren Rücken gleiten und zupfte ein wenig an ihren Bandagen. Sie löste sich aus seiner Umarmung indem sie einen Schritt zurücktrat. Dann schlug sie ihn so heftig mit beiden Handflächen gegen die Brust das er einen Schritt zurück stolperte und gegen das Bettende trat. Sie folgte ihm und schlug nochmals zu sodass er nach hinten ins Bett fiel. Dann löste sie langsam die Bandagen ihrer Rüstung, wobei sie ihn die ganze Zeit mit ihrem Blick fixierte. Ruîn trat an das Bett, kniete sich hin und fuhr mit dem Messer langsam Helios Beinrüstung nach oben. Als sie an dem leichteren Stoff ankam, konnte er das blanke Metall der Schneide auf seiner Haut fühlen. Sie zog das Messer weiter nach oben und schlitzte ihm dabei sämtliche ledernen Teile seiner Rüstung auf. Sie saß jetzt auf ihm, steckte sich das Messer in ihre Overknees und schnallte sich ihren Schulterpanzer ab. Er wagte es langsam seine Arme zu heben und fuhr ihr über den Oberkörper. Der Stoff ihrer Assassinenkluft war rau und bildete dadurch einen schönen Gegensatz zu ihrer weichen Haut. Er zog sie zu sich hinunter und küsste sie. Als er den Schmerz spürte, dachte er zuerst sie hätte ihm nun doch das Messer in die Schulter gerammt. Allerdings waren es nur ihre Fingernägel, die sich in seine Schulterblätter gruben. Ja, sie würde ihre Spuren hinterlassen damit seine Frau sie sehen konnte. Überall an seinem Körper. Und sie würde so brutal sein, wie er es gewesen war. Oh ja, sie würde ihm zeigen, das sie nicht mehr die kleine wehrlose Thief von Damals war! Ruîn zerrte an seinem Oberteil und zerriss den Stoff mit ihren bloßen Händen. Helios richtete sich auf und zog sie an sich. Ihre Bewegungen waren langsam und geschmeidig, als er sie küsste konnte er wieder das Messer an der Kehle fühlen. Ja sie machte es ihm wahrlich nicht gerade einfach. Er wusste, das sie dafür sorgen würde, das er sich seiner Frau in den nächsten paar Tagen nicht mehr nähern würde. Kapitel 5: Training ------------------- Es war schon weit nach Mitternacht als Solar sich endlich dazu entschloss ins Gildenhaus zurückzukehren. Er hatte sich wohl sämtliche noch offene Shops in Prontera angesehen und langsam wurde es ziemlich still auf den Strassen. Er wanderte vom östlichen Gasthaus zum Brunnen nach Norden und war gerade in der Nähe des PvP Hauses als dessen Tür geöffnet wurde und Ruîn heraustrat. Es waren einige Leute am Platz versammelt die noch eine nächtliche Runde im PvP verbringen wollten und Partys bildeten, so das sie ihn nicht gleich sah. Er wollte ihr schon winken, als hinter ihr noch jemand aus dem Gebäude kam. Der Paladin ging zu ihr, erwischte sie an der Hand und zog Ruîn an sich. Diese riss sich mit einem schnellen Ruck von ihm los und sprang mit Backslash einige Meter zurück. Sie blickten sich einige Sekunden lang an dann drehte sie sich um und verschwand im Cloaking. Der Paladin schaute noch einige Zeit in die Richtung in der sie verschwunden war und ging dann in Richtung der Ostkafra davon. Solar hatte diese ganze Szene interessiert beobachtet und war sich nicht so sicher was er davon halten sollte. Das sie einen Freund hatte, hatte sie ihm gar nicht erzählt. Und selbst wenn das stimmen sollte, dann hatte sie sich gerade eben etwas merkwürdig verhalten. Am besten er fragte Morgen dann einfach mal nach. „Ich habe eine Affäre mit einem verheirateten Mann...“ Ruîn lag mit dem Kopf auf der Tischplatte und sah dabei zu wie Isan ihren Bananensaft austrank. „Naja, dann lass es halt.“ Sie zuckte mit den Schultern winkte dem Wirt damit er ihr noch etwas zu trinken brachte. „Das ist nicht so einfach wie du vielleicht glaubst...“ „Liebst du ihn?“ Sie begann damit Ruîn mit dem Finger zu pieksen und hörte erst auf, als der Wirt ihr einen Grapejuice vor die Nase stellte. Ruîn zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich...“ Isan seufzte. Die Beiden waren sich vor einigen Stunden auf dem großen Partyspot förmlich in die Arme gelaufen und beschlossen dann gemeinsam im nahen Pub Frühstücken zu gehen. Sie hatten sich zuerst um einige Loot Angelegenheiten gekümmert, Isan wollte Ruîns Cards verkaufen, und plauderten dann über dies und das, da sie sich ja schon etwas länger nicht mehr gesehen hatten. Einige Geschehnisse hatte Ruîn allerdings ausgelassen. Isan würde sich nur unnötig aufregen und womöglich noch zu Helion rennen, um ihm einen ihrer großen Schmiedehämmer über den Kopf zu hauen. Nun das war ja jetzt nicht mehr nötig, sie konnte nun selber auf sich aufpassen. „Also wenn mein Mann was mit einer anderen hätte, der soll sich dann nur mal nach Hause trauen- dem les ich dann wohl ordentlich die Leviten.“ Sie schlug sich mit der Faust in die Handfläche und Ruîn musste kichern. „Dann sollte ich mich wohl in Acht nehmen.“ „Jo, also Finger weg von den Champs, ja?“ Isan kicherte und schüttelte den Kopf. „Hmm, was hab ich denn noch an Waffen, die du gebrauchen könntest…“ „Also zurzeit klopp ich mich nur mit den Orks.“ Sie gingen dann noch einige mögliche Trainingsorte durch und Isan machte sich eine Liste mit Elementarwaffen die sie mal für Ruîn herstellen könnte. Solar stand schon seit einiger Zeit an der Südkafra und versuchte Ruîn in der ständig wachsenden Menge der Leute zu erkennen. Es gab zwar noch andere Möglichkeiten um zum Dorf der Orcs zu kommen, aber er konnte ja nicht alles kontrollieren. Endlich erkannte er eine blonde Assassine in der Ferne und nach wenigen Minuten war klar, das es sich um die Richtige handelte. Er winkte ihr zu und ging ihr dann auch ein Stück entgegen. „Hallo!! Da bist du ja wieder, ich dachte schon ich hätte dich verloren, gehst du wieder zu den Orcs? Kann ich wieder mitkommen?“ Hier legte ihm Ruîn die Hand auf den Mund schüttelte den Kopf. „Jaja du kannst mit, aber psssscht jetzt mal für ne Minute, ja?“ Damit wandte sie sich an die Kafra um in ihrem Storage zu stöbern, ihre Vorräte aufzufüllen und noch etwas Loot zu verstauen. Dann ging es wieder los. Sie ließen sich in die Nähe des Ork Dungeons warpen und machten sich auf den Weg. Es war ein schöner, klarer Tag, was es etwas leichter machte die Orkkrieger zu erkennen bevor sie einen sahen. Solar und Ruîn kamen ganz gut voran, sie hielten sich von dem neuen Orkhero fern, der wieder in der Gegend herumstreifte. Wie immer plapperte Solar wie ein Wasserfall und Ruîn hatte es sich angewöhnt hier und da mal „Jaja.“ zu sagen oder zu nicken. Sie kamen auch mit dem Training ganz gut voran und wanderten gelegentlich nach Süden in das Dorf der Goblins um sich mit deren Leader anzulegen, der bei weitem nicht so stark war wie sein hiesiger Nachbar. Die Nächte verbrachten sie meistens auf den, von den Orks und Goblins errichteten Hochständen, da diese sich schön verteidigen ließen und man es hören konnte wenn sich jemand am Holz zu schaffen machte. Sie hatten eine relativ neue Feuerstelle am Fuß eines Hochstandes entdeckt und konnten dort ein wenig Trockenfleisch aus Prontera anbraten. Normalerweise machten sie selbst kein Feuer, weil die Gefahr zu groß war dadurch nahe Orkkrieger anzulocken. Aber wenn sie eine Stelle fanden die noch leicht brannte nutzten sie diese auch gleich. „Ich weiß ja, das das Zeug eigentlich gar nicht so zum braten gedacht ist, aber es schmeckt so viel besser. Nicht so ledrig.“ Solar nickte und wühlte ein wenig in seinem Rucksack herum. „Mhm.“ Ruîn war auf den Hochstand geklettert und behielt die umliegende Gegend im Auge. „Magst du noch was machen, oder soll ich das Feuer ausmachen?“ „Kannst löschen.“ Er trat einige Male auf die Feuerstelle ein und schob dann etwas Erde darüber, dann schwang er sich auf die Leiter und kletterte zu Ruîn hoch. Es war bereits ziemlich dunkel und man konnte schon die Sterne am Himmel glitzern sehen. „Sollen wir auch mal woandershin gehen um zu trainieren? Ich hab gehört das es auf dieser Insel da bei Izlude ganz gut sein soll.“ Solar saß neben der Leiter und betrachtete Ruîn die an der gegenüberliegenden Seite am Geländer stand und ihm den Rücken zugewandet hatte. „Hmm können wir schon machen.“ „Du gehst nicht sehr oft in die Stadt, kann das sein? Gibt es da eigentlich niemanden der auf dich wartet? So Familie… oder Freund?“ Solar blickte vor sich auf den Boden und kletzelte an einem getrockneten Blutfleck auf seinem Katar herum. „Nö.“ „Ich hab dich mit dem Paladin gesehen… vor dem PvP Haus…“ Jetzt drehte sich Ruîn zu ihm um und betrachtete ihn interessiert. Worauf wollte er hinaus? „Ist er dein Freund?“ „Nein, der ist anderwaltig verheiratet.“ Sie drehte sich wieder um und ignorierte Solar der nun von einem Ohr zum anderen grinste. In den nächsten paar Monaten reisten Ruîn und Solar ein wenig in ganz Midgard herum und versuchten sich an einigen anderen Monstern. Sie legten sich mit den Minorous und Verits in der Morroc Pyramide nahe der Thiefgilde an, wobei sich das als etwas schwierig herausstellte, da diese die Angewohnheit hatten, ihre Angreifer zu stunnen. Isan freute sich, dass sie mal wieder ein paar Element Waffen herstellen konnte. Ruîn versuchte sich gelegentlich auch ein paar Mal an den Kataren, allerdings lagen ihr die Messer mehr, da diese einfacher zu halten waren. Nach den Minos versuchten sie sich an den Pasanas der Sphinx. Diese Totenwächter stürzten sich mit Falchions bewaffnet auf ihre Gegner und waren geübt im Umgang mit dem Feuer. So kam es auch des Öfteren mal vor das Ruîn sich gefährliche Brandwunden zuzog, da sie meist vorausstürmte und Solar von den meisten Monstern nicht mehr viel übrig ließ. In der Sphinx war es sehr gefährlich, da es eigentlich keinen einzigen Ort gab an dem man sich vor den Monster in Sicherheit wiegen konnte. Sie musste ständig auf der Hut sein und nicht aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden. Gelegentlich trafen sie auch auf andere Abenteurer mit denen sie ab und zu einige Tipps austauschten, aber die meiste Zeit waren sie zu Zweit unterwegs. Mit der Zeit wurde es auch leichter, sie trafen die schnellen Monster öfters, und konnten deren Skills bald so einschätzen das sie selbst nicht mehr so oft getroffen wurden. Sie hielten sich immer nahe an den Wänden lauschten vor allem an den dunklen Ecken genau um nicht von einer kleinen Horde Monstern überrannt zu werden. Manchmal schlichen sie auch im Cloaking durch die Gänge oder bewarfen die Pasanas heimlich mit Steinen. Das amüsierte vor allem Solar der sich über so etwas immer kaputtlachen konnte. Ab und zu musste sogar Ruîn zugeben, dass es ihr Spaß machte und das es auch nicht immer schlimm war, wenn man in Gesellschaft reiste. Nach einer Weile kehrten sie nach Prontera zurück, da Solars Gilde am War of Emperium teilnahm und auf dessen Hilfe zählte. Ruîn nutze die Zeit um sich mit Isan zu treffen und einige Loot Dinge zu klären. Isan war jetzt zwar ein Mitglied der Blacksmithgilde, aber sie gehörte auch immer noch zu den Merchants. Das hieß sie konnte in Shops billiger Einkaufen und auch teurer Verkaufen als die anderen Klassen. Darum hatte sie auch Ruîn angeboten ihr Loot mit zu verkaufen damit ein wenig mehr Geld dabei raus sprang. Solar hatte Ruîn zwar noch einige Male mit WoE Einladungen genervt, aber sie hatte gerade keine Lust sich mit anderen Leuten gegenseitig abzuschlachten. Sie guckte sich inzwischen lieber auf dem Markt um und hörte Gelegentlich den WoE Meldungen zu, die in ganz Midgard ausgerufen wurden. Sie hatte sich noch nicht wirklich für das Spektakel um die Castles interessiert, obwohl sie jetzt schon zwei Gilden- Einladungen hatte. Sie wusste eigentlich nur, dass die Gilden sich gegenseitig ein paar Stunden um diese Schlösser kloppten und die Gewinner es dann bis zum nächsten WoE behalten durften. Normalerweise konnte man mit seinen Skills keine anderen Menschen berühren oder verletzten, doch durch eine ganz spezielle Magie, die nur in den Castles oder in den PvP Gebieten herrschte, wurde es möglich. Natürlich in einem ganz anderen Maß als bei einem normalen Kampf gegen Monster. Eigentlich konnte sich im WoE niemand wirklich verletzten. Nur hier und da gab es halt immer wieder einige Fälle von gebrochenem Stolz wenn man gegen eine andere Gilde unterlegen war, aber das war auch schon alles. Ruîn betrachtete die Dächer der Stadt, die hinter der massiven Mauer in der Abendsonne glitzerten. Als die Meldungen wieder aufhörten wanderte sie zurück in die Stadt. Nach den WoEs war immer besonders viel los. Man räumte Equipment und Waffen wieder ins Kafra Lager oder tauschte es gegen die Trainingssachen, füllte Pots wieder auf und was halt noch so alles anfiel. Sie schlängelte sich durch einige Leute und guckte sich nach bekannten Gesichtern um. Sie wusste, dass sich Helios Gilde immer bei ihrem Gildenhaus nahe der Westkafra versammelte und hatte irgendwie Lust sich das mal anzusehen. Diesmal allerdings nicht im Cloaking. Sie stand gegenüber dem Haus und lehnte sich gegen einen der Bäume. Sie wusste aus den Kafradurchsagen, das sich die Gilde ein Castle in Geffen erkämpft hatte und demnach sollten die Mitglieder wohl alle recht gut gelaunt sein. Sie beobachtete die Leute die langsam von der Kafra zum Gildenhaus kamen. Helios war im Gespräch mit einem Wizzard und einer Knight, seine Frau ging ein Stück weiter hinter ihm und war mit einer Hunterin in ein Gespräch vertieft. Helios verabschiedete sich von dem Wizzard und wollte gerade in das Gildenhaus gehen, als er Ruîn unter dem Baum entdeckte. Sie hatte ihre Arme verschränkt und blickte ihn mit gesenktem Kopf an. Er blieb stehen und lächelte, dann schickte er die Knight vor und kam zu ihr herüber. „Jetzt sag bloß, ich hab dir gefehlt.“ „Ja das hättest du gerne, was?“ Sie schüttelte den Kopf, über seine Schulter hinweg konnte sie seine Frau sehen. Die High Priestress beobachtete sie während die Hunterin auf sie einredete. Dann öffnete sie ein Warpportal und die Beiden verschwanden darin. „Wir hatten eine kleine… Meinungs- verschiedenheit was gewisse Dinge angeht.“ Helios deutete nach hinten. „Gewisse Dinge, aha.“ Er zog sie an sich und küsste sie, aber Ruîn entzog sich ihm und wanderte langsam um den Baum herum. Allzu leicht sollte er es ja nun auch nicht haben. Die Insel Byalan lag etwas östlich der Satellitenstadt Izlude. Es war ein kleines bewaldetes Eiland auf dem oberflächlich eigentlich nichts weiter los war. Allerdings befand sich im Zentrum eine tiefe Höhle, in der es von Monstern nur so wimmelte. Viele Abenteurer kamen hier her, um die seltenen und sehr teuren Items zu finden die es hier gab. Die zahlreichen Monster hier hatten sich an das Leben im Wasser angepasst und so konnte man ihnen nur mit Windwaffen das Leben schwer machen. Ruîn hatte von Isan extra für diese Insel zwei neue Winddamaskus bekommen und auch Solar hatte sich solche Elementkatare besorgt. Es war nicht leicht gegen diese neuen Gegner, die sich des öfteren mit sehr starken Wasserangriffen verteidigten. So waren sie Beide klitschnass, als sie sich für die Nacht aus den Höhlen zurückzogen um auf der trockenen Insel zu übernachten. „Also diese Phens sind ja kein Problem, aber vor den Merman sollten wir uns schon in Acht nehmen. Je weiter wir gehen, desto mehr werden von denen kommen.“ Solar schüttete gerade eine ansehnliche menge Wasser aus seinem Rucksack und versuchte etwas trockenen Proviant zu finden. „Ach es geht, du musst sie halt schneller töten.“ Ruîn hatte sich an die Klippen gesetzt und polierte ihre Messer. „Aber einen schönen Ausblick hat man hier. Man kann sogar bis Izlude sehen wenn das Wetter klar ist.“ Solar hatte sich neben sie gesetzt, allerdings blickte er nicht auf das Meer hinaus, sondern auf Ruîn. „Das kann schon sein.“ Sie blickte ihn nicht an, sondern konzentrierte sich weiter auf ihre Waffen. Er rückte ein wenig näher zu ihr und hob den Arm. Ruîn dachte erst er würde ihre Waffe nehmen wollen und zog diese von ihm weg. Allerdings berührte er ihre Wange drehte ihren Kopf zu sich und küsste sie. Das kalte Metall des Messers drückte sich an seine Kehle und er hob die Arme in die Luft. „Ok, ok ich mach’s nicht noch mal, aber nimm das da weg.“ Solar drückte die Hand zwischen seinen Hals und das Messer und schob es langsam von sich fort. „Brav.“ Ruîn fuhr damit fort die Elementwaffe zu polieren als ob nichts gewesen wäre und ignorierte Solar der sie weiterhin beobachtete. Die Sonne war schon lange hinter dem Horizont verschwunden, als sie ihre Waffen langsam wegräumte und sich ins kühle Gras legte. Am Himmel glitzerten die Sterne und Ruîn suchte ein wenig nach den Sternbildern die sie kannte. Dann legte sie sich auf die Seite und blickte Solar an. Er hatte die Augen geschlossen und schien schon fest zu schlafen. Was hatte er sich dabei gedacht sie so einfach zu küssen? Sie betrachtete Solar nachdenklich, dann zückte sie eines ihrer kleineren Giftmesser, die sie normalerweise verwendete, um sie auf weiter entfernte Monster zu werfen um diese zu vergiften. Sie führte die Klinge an seinen Hals. Nur ein ganz kleiner Schnitt und sie wäre ihn für immer los. Sie würde es einfach auf die Monster der Insel schieben können ohne das es jemals Irgendwer erfahren würde. Sie seufzte und steckte das Messer wieder weg. „Ein Wenig magst du mich doch, stimmt´s?“ „Nein, ich bin nur zu nett.“ Er nickte grinsend und drehte sich dann auf die andere Seite. Ruîn schüttelte den Kopf und klopfe ein wenig auf ihrem Rucksack herum damit er ein, etwas bequemeres, Kissen abgab. Kapitel 6: Abschied? -------------------- Die nächsten paar Wochen blieben sie auf Byalan, von einigen WoE Pausen mal abgesehen in denen Ruîn sich langsam ganz schön langweilte. Vielleicht sollte sie mal eines dieser Spektakel mitlaufen? Isan könnte ihr die dafür nötigen Waffen besorgen und Solars Gilde würde sie ohne zu zögern aufnehmen. Andererseits könnte sie sich in dieser Hinsicht auch an Helios wenden. Aber zusammen mit dessen Frau in einer Gilde? Sie saß auf einem Sessel in ihrem Stammzimmer des PvP Hauses und wickele sich die Bandagen ihrer Armrüstung wieder richtig zu. „Musst du eigentlich jedes Mal danach sofort wieder gehen?“ Helios lag im Bett und betrachtete Ruîn. „Wirst du jetzt kitschig oder wie?“ Sie kicherte und schüttelte den Kopf. Dann stand sie auf und trat ans Fenster. Draußen war mal wieder eine Menge los. Viele besuchten nach dem WoE gerne die PvP Arenen um die Kämpfe noch etwas länger fortzuführen oder einfach nur um sich etwas zu beweisen also war der Platz vor dem Haus ziemlich bevölkert. „Was wäre, wenn ich mich scheiden lassen würde?“ Er war aufgestanden und kam langsam auf sie zu. „Nun ich schätze mal dann bist du nicht mehr verheiratet.“ Sie wandte ihm den Rücken zu und blickte wieder aus dem Fenster. „Nun das wäre dann wohl die erste Konsequenz.“ Er stand dicht hinter ihr und legte ihr die Hände auf die Hüften. „Und? Gibt es eine Zweite?“ Sie legte ihren Kopf nach hinten und ließ ihn ihren Hals küssen. „Wie wäre es, wenn wir dann unsere Beziehung legitim machen würden?“ Seine Hände wanderten gierig über ihren Oberkörper. „Wie heißt es doch so schön? Wenn ein Mann seine Geliebte heiratet, wird ein Posten frei.“ „Na du taust mir was zu.“ „Ja ich traue dir so einiges zu.“ Sie schob seine Hände von sich, schnappte sich ihre restlichen Sachen und öffnete die Tür. „Byebye.“ Und weg war sie. Helios seufzte und ließ sich in den Sessel am Fenster fallen. Wenn er ernsthaft glaube das Ruîn solch ein Interesse an ihm hatte, dann war er wirklich sehr schief gewickelt. Sie stapfte über den Platz in Richtung der Südkafra um sich nach Izlude warpen zu lassen. Nein, so was kam für sie sicherlich nicht in Frage. Er war ja nur an ihr interessiert, weil sie die Macht hatte. Sie bestimmte wann sie sich trafen und wie lange. Wenn sie ihm die Kontrolle übergeben würde, wäre er doch schneller bei einer Anderen als sie überhaupt gucken konnte. Wobei sie sich ja sowieso sicher war, das da noch andere Frauen waren. Sie musste aufhören sich mit Helios zu treffen. In Izlude angekommen, setzte sie sich auf eine der grünen Bänke die nahe dem Respawn Punkt standen und blickte auf das Meer hinaus. War sie in ihn verliebt? Wollte sie eine ernsthafte Beziehung mit ihm? Sie schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich sehr von dem Paladin angezogen, aber war das Liebe? Wenn sie wirklich in Helios verliebt war, dann sollte sie ihn eigentlich vermissen wenn sie sich Tage oder gar Wochenlang nicht sahen, oder etwa nicht? Wenn sie unterwegs war, dachte sie im Grunde sehr selten mal an ihn. Sie blickte über den Platz an die Kafra hinüber wo gerade Solar erschienen war. Eigentlich wollten sie sich doch erst in ein paar Stunden treffen, um wieder nach Byalan zu fahren, aber da sie ja jetzt Beide schonmal hier waren. Sie stand auf und wanderte zu ihm hinüber. „Hey du bist ja auch schon da, ich muss aber noch kurz zum Tool Shop, neue Butterfly Wings holen.“ Er deutete nach Norden zu dem Gebäude in dem sich der Tool Dealer befand. Vermisste sie Helios nicht weil Solar bei ihr war? „Jaja, mach nur.“ Sie trat langsam an ihn heran. War sie vielleicht in Solar verliebt? War es das? Konnte das sein? „Dauert ja auch nicht lange.“ Sie ergriff ihn am Kragen, zog seinen Kopf näher ran und küsste ihn. Ruîn löste sich ganz langsam von ihm, legte den Kopf ein wenig auf die Seite und betrachtete Solar der sie mit großen Augen anstarrte. „Nein...“ Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und wandte sich zur Anlegestelle. „Ich warte beim Schiff, beeil dich.“ Solar blickte ihr verdutzt hinterher. Er war sprachlos. Das dieser Kuss vermutlich ein Fehler gewesen war, bemerkte Ruîn schneller als es ihr lieb war. Solar war beinahe wie aus- gewechselt. Er war unkonzentriert und still. Immer wieder musste sie in seine Kämpfe mit eingreifen und die Monster auf sich ziehen, weil er sich anstellte wie der schlimmste Anfänger. Es wurde auch nicht besser als sie ihm drohte die Höhlen sofort zu verlassen, wenn er sich nicht endlich anfing sich zu konzentrieren. „Du kannst nicht so was tun und dann von mir erwarten, dass mich das kalt lässt.“ „Ja das merke ich und ich werde das auch garantiert niemals wieder machen, willst du denn hier sterben??“ Sie standen am Eingang zur vierten Höhle, wo sie sonst eigentlich eher selten Probleme hatten. „Du machst es einem ja auch nicht gerade einfach, wenn du immer so abweisend bist!“ Er lief nervös vor ihr hin und her und ruderte umständlich mit den Armen herum als ob er dadurch die Worte finden würde, die er suchte. „Ja was willst du denn von mir??“ Langsam hatte Ruîn echt genug, sie wollte doch lediglich in Ruhe trainieren gehen. „Ja ich will dich…“ „Bitte was??“ „Dich…“ Sie blickten sich an. Ruîn hob die Hände in die Luft, sie wollte etwas sagen ließ dann aber die Arme wieder fallen und schüttelte den Kopf. „Was sagst du denn da…“ Er kam auf sie zu und blickte ihr direkt in die Augen. „Ich liebe dich und möchte dich heiraten.“ Sie schauten sich eine lange Weile wortlos an, in Ruîn Kopf sprangen die Gedanken im Kreis. Er wollte sie HEIRATEN, ja wusste er eigentlich von was er da gerade sprach? Er kannte sie doch gar nicht. Sicher fand sie ihn ganz nett und so, aber heiraten?? So eine Entscheidung sollte nicht nur gut überlegt werden, es war zudem auch noch sauteuer. Wenn sie sich dann wieder mit Helios traf war sie ja eine doppelte Ehebrecherin. Jedenfalls WENN sie sich dann noch mal mit ihm traf. Wenn sie verheiratet wäre hätte sie ja keinen Grund mehr dazu. „Würdest du das auch bezahlen?“ Sie hatte die Arme verschränkt und tippte mit dem Fuß nervös am Boden herum. „Ja das würde ich, es wird nur etwas dauern bis ich alles habe.“ Er schien sich seiner Sache wohl sehr sicher zu sein. Ruîn zuckte mit den Schultern. „Dann tu was du nicht lassen kannst.“ „Und dann heiraten wir?“ „Ja dann heiraten wir.“ Damit trennten sie sich. „Bitte WAS hast du gesagt?“ Isan hatte vor lauter schreck ihre Tasse Herbtea über den Tisch geschüttet und kramte nun nach einem Lappen. „Ich habe gesagt ich heirate ihn wenn er bezahlt.“ Die beiden waren im Gildenhaus von Isans WoE Gilde und saßen im Gemeinschaftsraum. Außer ihnen waren lediglich noch eine Priesterin und eine Dancer in der hinteren Ecke in ein angeregtes Gespräch vertieft, ansonsten war der große Raum leer. „Du bist verrückt.“ „Ja ich weiß...“ Ruîn hatte den Kopf auf die Tischplatte gelegt und betrachtete Isan die nun an der Theke stand und eine Schale mit Keksen füllte, während sie aus einer anderen großen Schüssel die daneben stand Bonbons naschte. „Und seitdem haste ihn nicht mehr gesehen?“ „Nö.“ „Vielleicht hat er ja doch kalte Füße bekommen?“ „Vielleicht ist er ja auch irgendwo gestorben. Aua!“ Isan hatte Ruîn einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben und stellte die Kekse zwischen ihnen Beiden auf den Tisch ab. „Sei doch nicht so kaltherzig.“ „Ich bin doch nicht kaltherzig.“ Ruîn machte ein beleidigtes Gesicht und betrachtete Isan dabei wie sie einen Keks nach dem anderen knabberte. „Im Übrigen solltest du nicht soviel naschen, du bist dicker geworden.“ „Bitte was bin ich???“ Die Blacksmith starrte Ruîn fassungslos an. „Du wirst dick wenn du immer soviel nascht.“ „Sag nicht, das man es schon sehen kann, er hat gesagt ich muss aufhören zu schmieden, wenn man es sehen kann!!“ Isan ruderte mit den Armen und blickte sich nervös um, allerdings waren die beiden Anderen immer noch in ihr Gespräch vertieft und beachteten Ruîn und Isan nicht weiter. „Was bitte meinst du?“ Ruîn schüttelte den Kopf, dabei fiel ihr Blick auf den Tisch, die Kekse und die Früchte die darauf herumlagen und die Isan schon die ganze Zeit naschte. „Du bist schwanger.“ Sie blickten sich an und Isan nickte. „Öhm dann Gratuliere?“ „Jojo, kannst du ruhig, es stört mich ja nur, das ich bald nicht mehr schmieden darf und so.“ Sie setzte sich wieder neben Ruîn und die Beiden ließen die Köpfe auf die Tischplatte fallen. „Wir zwei haben vielleicht Probleme…“ Die nächsten paar Tage begann Ruîn sich ernsthaft Sorgen um Solar zu machen. Sie war ein paar Mal bei seiner Gilde gewesen, aber da war er seit dem Tag in Byalan auch nicht mehr aufgetaucht. Wo er wohl hingegangen war? Sie verlegte ihr Training an die Orte wo sie früher immer zusammen gewesen waren, vielleicht suchte er ja dort nach einer Card. Sie trainierte also wieder ein wenig in der Pyramide und der Sphinx und guckte auch ab und zu bei den High Orks vorbei. Nach einigen weiteren Tagen allerdings beschloss sie allerdings einfach bei den Orks zu bleiben. Sie konnte nichts weiter tun um ihn zu finden. Es war ein schöner, sonniger Morgen als Ruîn nach einem, sehr ausgedehnten, Frühstück bei Isan und deren Mann, vor Prontera auf einer der grünen Bänke saß und sich überlegte, ob sie sich nicht doch lieber wieder hinlegen sollte. Sie betrachtete ein wenig das morgendliche Treiben der ersten Merchants die ihre Shops vor der Stadt aufstellten als ihr plötzlich Jemand die Augen von hinten zuhielt. „Na wer bin ich?“ Ruîn kannte das Kichern nur allzu gut. „Solar.“ Er kam um die Bank herum und setzte sich breit grinsend zu ihr. „Wie kannst du nur so lange verschwinden, ohne deiner Gilde bescheid zu sagen?“ Sie gab ihm einen ordentlichen Klaps auf den Hinterkopf. „Aua, jaja ist ja gut, ich mach das auch nie wieder.“ Er kramte in seiner Tasche und reichte Ruîn dann eine kleine, schwarze Schachtel. „Hier, wie versprochen ich hab mich um alles gekümmert.“ Sie öffnete die kleine Box und betrachtete den goldenen Diamantring. Damit war es jetzt also offiziell. Sie würde Solar heiraten und Helios nie wieder treffen. Die Sonne versank langsam hinter dem Horizont und in Prontera wurde es dunkel. Solar war von Ruîn in sein Gildenhaus gescheucht worden und klärte dort nun einige terminliche Dinge mit der baldigen Hochzeit. Er hatte Ruîn seinem Leader vorgestellt und sie würde am Tag der Hochzeit seiner Gilde beitreten. Die Feierlichkeiten sollten gleich am nächsten Sonntag nach dem WoE stattfinden. Womöglich hatte Solar ja Angst, Ruîn könnte es sich anders überlegen und abhauen wenn sie noch länger warteten. Ruîn stand im Westen der Stadt vor dem großen Gildenhaus und überlegte fieberhaft was jetzt zu tun war. Es waren nur noch ein Paar Tage, Solar wollte ja noch dieses Wochenende heiraten, und sie musste es ihm sagen. Sie wollte es ihm sagen. Sie wollte, dass er es wusste. Ruîn seufzte und betrat das Haus. Der große Gemeinschaftsraum der Gilde war beinahe leer. Nur ein paar Leute standen oder saßen vereinzelt herum und unterhielten sich. Im hinteren Teil des Raums saß Helios auf einem, ziemlich altertümlich anmutenden, breiten Sessel und war mit dem Highwizzard, den sie nun schon des öfteren gesehen hatte, in ein Gespräch vertieft. Ohne auch nur einen Blick nach rechts oder links zu werfen ging Ruîn direkt auf Helios zu und blickte ihn eindringlich mit gesenktem Kopf an. Er lächelte als er sie entdeckte und stoppte den Wizzard mitten im Satz. Sie hatte die Beiden erreicht, setzte sich auf Helios Schoß und küsste ihn ohne auch nur ein Wort zu sagen. Sie drückte ihn gegen die Lehne und zerrte heftig an dem Schulterteil seiner Rüstung. „ALLE RAUS!“ Helios Stimme hallte durch den Raum und der Wizzard schüttelte genervt den Kopf. Die anderen Mitglieder der Gilde blickten etwas überrascht zu ihrem Leader verließen dann aber doch den Saal. „Hmmm, du bist heute aber sehr… direkt… das gefällt mir…“ Er ließ seine Hände über ihren Oberkörper streifen während sie sich an seiner Hose zu schaffen machte. Es bereitete ihm immer eine sehr große Freude die zahlreichen Messer, die sie an sich versteckt hatte zu suchen. Das war ein ganz besonderer Nerven- kitzel da er ja nie wissen konnte ob sie nicht doch mal vergiftet waren. „Du machst WAS?“ Helios stand mitten in seinem Zimmer und war gerade dabei gewesen den Umhang an den Schulternteil seiner Rüstung zu hängen. „Ich werde heiraten.“ Ruîn war am Fenster und blickte nach unten auf die Menschen die schon zu dieser frühen Stunde am Westtor der Stadt hin und her eilten. „Das kannst du nicht machen.“ Helios riss sie herum und blickte sie eindringlich an. „Das kann ich Sehrwohl!“ Sie schlug seine Hände von sich und wollte an die Tür aber er ergriff sie erneut. „Du gehörst mir und sonst NIEMANDEM!“ Nun hatte er den- selben Ausdruck in den Augen wie schon mal zuvor. Wie damals, vor noch nicht allzu langer Zeit, im Poring Heaven. In Ruîn stieg die Angst hoch und sie zuckte zusammen. In diesem Moment wurde sein Griff ein wenig lockerer und sie sprang zurück. Erst einen, dann noch einen zweiten Backstab und sie verschwand im Cloaking. „Verdammt! Das war nicht so gemeint, bleib hier! Sight!“ Helios stürzte durch die geöffnete Tür und ließ den Skill durch den Flur streifen. Dann verschwand er die Treppe nach unten. Ruîn stand lautlos neben der Zimmertür und versuchte diese innere Panik zu stoppen die von ihr Besitz ergriffen hatte. Als sie nichts mehr hörte kramte sie leise nach einem Butterfly Wing und sah zu wie sich der kahle Flur des Gildenhauses in den früh- morgentlichen Hauptplatz von Izlude verwandelte. Naja gut, was hatte sie anderes erwartet? Bestimmt nicht, das er sich darüber freute, aber es bestätigte Ruîn wenigstens in der Richtigkeit ihrer Entscheidung Solar zu heiraten. Kapitel 7: WoE -------------- WoE Die nächsten paar Tage vergingen dann eigentlich so wie immer. Ruîn und Solar trainierten wieder gemeinsam in Byalan und als kleine Vorbereitung erklärte er ihr, wie in der Gilde das WoE vor sich ging. „Im Prinzip isses ja nur ein Massen-PvP Event. Also ganz einfach.“ „Ich war aber auch noch nie im PvP.“ Ruîn und er saßen auf der Insel nahe den Klippen und trockneten ihre Sachen. Sie musste zugeben, das sie schon irgendwie gespannt war auf dieses Spektakel, das da zweimal die Woche für alle Gilden stattfand und mit ganz spezieller Magie funktionierte. Normaler- weise konnte man ja keine anderen Menschen mit seinen Skills angreifen, aber während der WoEs gab es ja eigene Regeln. Man konnte alle Mitspieler, die nicht zur eigenen Gilde, oder der Allianz, gehörten angreifen und so schwächen, das sie aus den Castles teleportiert wurden. Naja, bald würde sie ja wissen wie so was ablief. Sie ließ sich nach hinten ins warme Grass fallen und beobachtete die Wolken, die am Abendhimmel ihre Bahnen zogen. Sie war ein wenig müde vom Training und schloss ihre Augen immer mal wieder für etwas längere Zeit. Plötzlich war etwas anders. Es war dunkler. Sie öffnete die Augen und Solar war über ihr. Noch bevor sie etwas sagen konnte küsste er sie. Na gut, jetzt wo sie ja offiziell verlobt waren, hatte er vermutlich auch ein wenig das Recht dazu. Sie ließ ihn mal freundlichkeitshalber gewähren, zumal er gar nicht mal sooooo schlecht küsste. Er begann damit ein wenig ihren Hals zu küssen fuhr mit seinen Händen langsam in ihren Haaren herum. Als er allerdings anfing ihr über die Brust zu streicheln wurde es Ruîn eindeutig zu viel. Sie versuchte ihn langsam von sich weg zuschieben, allerdings ließ er sich davon nicht wirklich einschüchtern sondern drückte Ruîn zurück ins warme Gras. Und auf einmal sah sie Helios, wie er damals im Poring Heaven über ihr gewesen war und Panik erfasste sie. „GEH WEG!“ Sie schlug den Assassin so fest sie konnte von sich und starrte Solar an. „E-Entschuldige bitte... Das war nicht böse gemeint, ehrlich nicht…“ „Nein, nein, ich muss mich entschuldigen, ich wollte nicht so fest... ehm… zuhauen, Sorry.“ Sie ruderte mit den Armen und Solar musste kichern. „Sag doch gleich, dass du bis nach der Hochzeit warten magst, das ist doch ok für mich.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte. „Hö? Eh ja…“ Gut, wenn er das so sah würde sie sicher nichts dagegen sagen. Der Sonntag begann leicht regnerisch und Ruîn war irgendwie viel zu müde zum Aufstehen. Sie hatte bei Isan übernachtet, da deren Mann an einer mehrtägigen Party teilgenommen hatte und diese sich nun alleine langweilte. Isan saß am unteren Bettende und knabberte an einigen Schokoladenkeksen. „Ich beneide dich, ich mag auch am WoE teilnehmen.“ „Dann lass tauschen, merkt eh keiner.“ Sie kicherten und Isan schüttelte den Kopf. „Ich hab im Übrigen zwei schöne Waffen für dich die du benutzen kannst.“ Damit verschwand sie zur Hälfte in einer riesigen Kiste die am anderen Ende des Zimmers stand. „Ah da sind sie ja…“ Langsam zog sie zwei Langschwerter hervor und reichte sie Ruîn rüber, die sich inzwischen aufgesetzt hatte. „Mailbreaker und Swordbreaker, gibt nix besseres um andere im WoE zu ärgern.“ Sie fuhr bedächtig mit den Fingerspitzen über die Metallene Klinge. „Dein Damage wird nicht sehr berauschen sein, aber dafür werden deine Gegner eventuell ihre Rüstungen und Waffen verlieren.“ „Hmm ja das klingt doch mal witzig.“ Ruîn nickte und verstaute die Schwerter bei ihren anderen Waffen. Am späten Nachmittag traf sich Ruîn dann mit Solar am Gildenhaus um sich von ihm den WoE Spot der Gilde zeigen zu lassen. Sie verließen Prontera durch das westliche Stadttor und begaben sich zum Eingang der Kanalisation. Dort stand auch eine Kafra-Angestellte und man konnte sich dort registrieren und an das Lager. Wenn man dann im WoE umfiel erschien man hier bei der Kafra. Es waren schon einige Leute auf der Lichtung versammelt und es herrschte ein ähnlich geschäftliches Treiben wie auf dem Prontera Markt. Einige Priester liefen durch Warp- portale oder öffneten einfach welche und andere gingen hindurch, Knights tauschten Schwerter und Rüstungen hin und her, Hunter sortierten Pfeile und einige Blue Gemstones rollten am Boden herum. „Vor dem WoE ist immer soviel los, und immer vergisst man was.“ Solar kicherte und wandte sich an die Kafra. Ruîn nutze die Zeit um ihre neuen Schwerter etwas zu polieren und setzte sich dafür unter einen Baum rechts neben der Kafra, während Solar sich mit einigen Mitgliedern seiner Gilde unterhielt. Nach einiger Zeit begann es etwas ruhiger zu werden und die Leute versammelten sich um einen Champ. Das bedeutete wohl, dass es jetzt losgehen würde. Um punkt Achtzehn Uhr midgarscher Zeit begann das Sonntags- WoE. Die Priester öffneten auf Befehl des Leaders die Warps zu dem gewünschten Castle. Die Prontera Castles lagen im Norden der Hauptstadt hinter dem Königspalast im Valkyrie Realm. Es waren insgesamt fünf Schlösser, Solar hatte Ruîn zwar alle Namen mehrmals erklärt, aber sie hatte sich die Bezeichnungen nicht wirklich merken können. Wobei, sie wusste was Kendul war, als der Leader den Namen jetzt in die Menge schrie. Die ganze Gilde machte sich also in das Castle oben rechts auf und sammelte sich kurz vor dem Eingang. Nach einer kleinen Buffrunde ging es dann auch los. Sie betraten das Castle und eine eisige Kälte breitete sich um die Gildenmitglieder aus. Das war das Zeichen dafür, das dieses Gebiet einer anderen WoE-Gilde gehörte. Der Eingangsbereich war Leer und unheimlich Still. Die anderen preschten an Ruîn vorbei und in die dunklen Gänge. Sie kannte den Weg hier natürlich noch nicht und folgte Solar, so gut sie es in der Masse eben konnte. Auch die nächsten Räume waren Leer und auch hinter ihnen kam nichts weiter nach, dann standen sie vor dem Raum mit dem Emperium. „Ok wir wissen nicht ob hier gedefft wird, aber lasst einfach mal gucken. Und nicht potten! Habt ihr verstanden?“ Der Leader stand ganz vorne am Eingang zum letzten Raum und blickte in die brav nickende Runde. Dann drehte er sich um und stieß das große hölzerne Tor auf. Die klirrende Kälte schlug Ruîn förmlich ins Gesicht als sie den Raum betrat. Ein lautes klirrendes Geräusch folgte und sie konnte sich nicht mehr bewegen. Dann materialisierte sich der Empraum wieder zu der kleinen Lichtung an der Kanalisation. „Ahja, das ist also WoE.“ Sie setzte sich neben die Kafra und sah zu wie nach und nach auch die anderen Leute der Gilde wieder erschienen. „Es sind nicht viele im Empraum, das können wir schaffen, den No Skill haben wir schon umgehauen.“ Der Leader deutete den Priestern wieder zu warpen und Ruîn folgte mal, obwohl sie nicht wirklich wusste, was der Champ da gerade gesagt hatte. Die zweite Runde lief für Ruîn dann schon etwas besser. Sie wartete am Eingang des Empraumes bis alle durch waren und betrat den Raum schließlich als letzte. Auch diesmal traf sie der Storm Gust aber eine Priesterin war hinten geblieben und holte Ruîn aus ihrem Eisblock. Jetzt konnte sie wenigstens mal den Empraum sehen. Der steinerne Saal lag zur Hälfte unter Wasser und genau in der Mitte thronte das goldene Emperium auf einem marmornen Sockel. Rundherum waren zahlreiche Kämpfe im Gange und Ruîn stürzte sich also auf den erstbesten Gegner der ihr in den Weg kam. Es war ein feindlicher Wizzard der ihr natürlich sofort einen Jupitel Thunder entgegenschleuderte. Irgendwie war es interessant. Der Skill schmerzte zwar nicht wirklich, aber Ruîn spürte eine starke Schwäche und das Bewegen wurde zunehmend schwerer. Zum Glück war die Priesterin noch bei Ruîn und healte sie wieder hoch bis sie sich wieder normal fühlte. Dann castete sie ein Lex Divina auf den Wizzard der sich inzwischen einen Lord Knight zur Unterstützung gerufen hatte. Ruîn ließ den Wizzard also mal stehen und rammte dem Peco des Knights den Mail- breaker in den Hals. Das Tier bäumte sich auf und der Knight stieß Ruîn seinen Speer mit solcher Wucht in die Schulter, das sie nach hinten fiel und voll in das Wasser klatschte. Sie versuchte sich wieder aufzurichten und sah das der Lord Knight von seinem Peco abgestiegen war und auf sie zu kam. Sie riss den Sword- breaker in die Höhe und wehrte damit einen ziemlich harten Schlag ihres Angreifers ab. Jetzt standen sie sich wieder gegenüber. Ruîn wusste, das ihr hier selbst ihre Schnelligkeit nicht viel helfen würde, denn noch ein richtiger Schlag würde genügen um sie zu besiegen. Naja gut, würde sie halt wieder an der Kafra stehen. Sie erhob ihre Schwerter und stürzte sich auf den Lord Knight. Zwei, drei Hiebe brachte sie sogar durch bevor er sie traf und damit wieder aus dem Castle transportierte. Ruîn atmete ein paar mal tief ein und aus und setzte sich dann wieder an die Kafra. Und das sollte nun noch zwei Stunden so weiter gehen? Neben ihr erschienen wieder ein paar Leute der Gilde und mitten unter ihnen auch Solar. „Macht das nicht furchtbar viel Spaß?“ Er kam auf sie zu, erwischte sie an den Händen und zog sie auf damit er ihr um den Hals fallen konnte. „Ähm, ja...“ Er ließ sie wieder los und lief zu den anderen hinüber die erneut auf die Castle Warps warteten. Ruîn seufzte und folgte schließlich. Eigentlich war es nicht mehr als Reinlaufen, bisschen Kämpfen und wieder Rausfliegen. Ruîn bemerkte sehr schnell, das ihr einiges an wichtigem WoE Equipment fehlte, womit sie dann bessere Überlebenschancen haben sollte. Allerdings hatte sie nicht wirklich Lust dafür ihr Geld auszugeben, dann lieber für bessere Waffen zum trainieren. Außerdem verstand sie die meiste Zeit nicht so wirklich was der Leader da vor sich hin schrie, was einerseits daran lag das sie absolut keine Ahnung vom WoE hatte und andererseits, das dieses WoE heute ihr auch nicht wirklich Lust auf ein weiteres gemacht hatte. Solar allerdings war natürlich begeistert. Er stand mit einigen seiner Freunde zusammen und ging wohl jeden einzelnen Kampf der letzten Stunden nochmals durch. Jetzt bemerkte Ruîn auch, dass nicht nur eine Gilde gekämpft hatte, sondern das auch eine Allianz dabei gewesen war. Die Leader standen ein wenig Abseits der anderen Mitglieder und besprachen sich nun eifrig miteinander. Ruîn hatte schon währen dem WoE bemerkt das die Befehle nicht immer nur von dem Champion gekommen waren, sondern auch ab und zu von anderen Leuten. Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerkte wie Solar neben ihr aufgetaucht war und sie nun nachdenklich betrachtete. „Hat es dir nicht gefallen? Du wirkst so lustlos?“ „Hmm? Öhm, ich habe keine Ahnung vom WoE.“ „Ach das wird schon noch.“ Er nickte und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, dann wandte er sich wieder an ein paar Leute seiner Gilde. Ruîn wanderte an die Kafra hinüber um ihre Waffen im Lager zu verstauen und einige andere Dinge zu holen, die sich dann gleich brauchen würde. Während sie den blütenweißen Stoff des langen Kleides zwischen ihren Fingern durchgleiten ließ, stand plötzlich Isan neben ihr. „Himmel, erschreck mich nicht so!“ Isan kicherte und erwischte Ruîn am Arm, um sie mit sich mit zu ziehen. „Na, kanns losgehen?“ „Nein…“ Sie blickte auf ihre Beine, die sich irgendwie gerade nicht bewegen wollten. „Nervös?“ Ruîn nickte nur, sie wusste nicht ob sie wirklich nervös war, oder einfach nur nicht wollte. Dabei hatte sie sich das doch alles so gut überlegt. Nein, es war alles in Ordnung, sie machte das schon alles richtig. Sie atmete ein paar Mal tief durch und folgte Isan dann in die Stadt. Kapitel 8: Hochzeit ------------------- Hochzeit Eigentlich ging es ziemlich schnell. Isan und Ruîn gingen gemeinsam zur Kirche die sich im Norden Pronteras befand und auch die Priester und Acolytengilde beinhaltete. Eine ältere Nonne führte die beiden in das rechte Zimmer in dem sonst eigentlich die Acolytenprüfungen stattfanden. Dort konnte sie sich für die Zeremonie umziehen. Die ganze Zeit lang sprachen die Beiden kaum ein Wort miteinander. Ruîn war nervös und ihr war furchtbar schlecht, sie wollte das ganze nur noch so schnell wie möglich hinter sich bringen. Schließlich klopfte es und eine Priesterin betrat den Raum. „Wenn ihr fertig seid, kann es losgehen.“ Ruîn nickte, raffte ihr langes, vielschichtiges Kleid zusammen und trat nach draußen in die Vorhalle der Kirche. Isan folgte ihr. Sie reichte Ruîn den Blumenstrauß. „Wenn du dir nicht sicher bist, solltest du es lieber lassen.“ Sie blickte Ruîn eindringlich an. „Nein es ist schon ok. Es ist richtig so.“ Ruîn nickte und die beiden umarmten sich. „Gut dann, gogo, alle warten auf dich.“ Sie lächelte und schubste Ruîn den Kirchengang entlang. Sie betrat das Hauptschiff der großen, gotisch anmutenden Kathedrale. Links neben dem Eingang stand eine junge Frau mit einer Art Notizblock. Hier musste Ruîn ihren Namen zur Bestätigung der Hochzeit angeben. Dann schritt sie den langen Hauptgang der Kirche zum Altar entlang. Zahlreiche Menschen saßen in den Bänken, hauptsächlich waren es Solars Gildenmitglieder und Freunde. Links bemerkte sie auch Isan, die sich zu ihrem Mann in eine der letzten Bänke gesetzt hatte und ihr aufmunternd zunickte. Dann ging alles ziemlich schnell. Sie stellte sich zu Solar an den Altar und der Hohepriester sprach einige Worte die Ruîn nicht hörte. Dann war es auch schon vorbei. Solar küsste sie und Konfetti regnete von der Decke während die Menschen alle laut klatschten und ihre Glückwünsche in die hohen Decken der Kathedrale riefen. Ruîn bemühte sich sehr zu lächeln obwohl ihr eigentlich gar nicht danach zumute war. Sie mochte solch einen großen Trubel nicht und jetzt drängelten sich alle Leute um sie und versuchten sie zu umarmen und ihre Hand zu schütteln. Sie war froh als dieser Ansturm endlich aufhörte und sie wieder Luft zum Atmen bekam. Dann begann die Feier. Solar hatte sich darum gekümmert, dass einige Priester sich den richtigen Warp geholt hatten und nach ein paar Minuten fanden sich alle auf einem abgelegenen Feld nördlich der Hauptstadt zur DB Party wieder. Zuerst musste sich Ruîn zwischen den ganzen unverheirateten Frauen der Gilde aufstellen und ihren Blumenstrauß in die Menge werfen. Es gab ein ziemlich lautes Gekreische und viel Gekicher und schließlich tauchte eine Dancer triumphierend mit dem Strauß aus der Menge auf. Damit begann nun offiziell die DB Feier. Dieses Spektakel war schon eher nach Ruins Geschmack und machte sogar richtig Spaß. Die stärksten Mitglieder der Gilde zündeten die Branches und beschwörten zahlreiche Monster die sich auf die Gilde stürzten und von allen gemeinsam bekämpft wurden. Es war ein sehr witziger Zeitvertreib und Ruîn musste sich ständig mit Isan gegenseitig daran erinnern das sie sich von den gefährlichen Monstern fernzuhalten hatten. Alles in allem hatten sie aber recht leicht schaffbare Monster, das ärgste war noch der Miniboss des Abyslakes mit seinem Drachenmob. Doch da der Leader von Solars Gilde über Asura verfügte wurde Ruîn gleich darauf einer der drei Köpfe des Monsters präsentiert. Es war erst kurz nach Mitternacht als sich die Party dann langsam aufmachte in das Gildenhaus zurückzukehren und Ruîn sich von Isan verabschiedete. Sie würde ab den heutigen Tag auch zu Solars Gilde gehören und somit auch das große Fachwerkhaus im Norden von Prontera bewohnen. Naja, so ersparte sie sich wenigstens die Zeny die sie sonst immer für ihre Übernachtungen im Inn oder im Pub ausgegeben hatte. Sie betrat mit Solar ihr neues Zimmer und hatte irgendwie keine Lust sich darin umzusehen. Stattdessen ging sie einfach schnurstracks auf das Bett zu, wobei sie sich unterwegs ihrer, leicht von der DB-Party zerfledderten, Klamotten entledigte, legte sich hin und versuchte sofort einzuschlafen. Bedauerlicherweise waren das wohl nicht Solars Pläne für den Abschluss eines gelungenen Hochzeitstages gewesen. Er drehte Ruîn zu sich und begann sie zu küssen. Mist. Ruîn hatte ja gehofft, dass er nach dem ganzen WoE und dem DB Specktakel zu müde für so was sei und sie einfach schlafen lassen würde. Sie hatte sich doch auch so bemüht, ihn während der Feier recht viel hin und her zu scheuchen, damit er schneller müde wurde. Sie konnte seine Hände überall auf ihrem Körper fühlen und versuchte die unterschwellige Übelkeit zu ignorieren, die sich langsam in ihr ausbreitete. Sie schob es einfach mal auf die Tatsache, das bisher nur Helios sie auf diese Weise berührt hatte und versuchte einfach ruhig zu bleiben. Es gab keinen Grund zur Panik. Es war alles in Ordnung. Die Flure des großen Gildenhauses waren menschenleer und beinahe Stockdunkel. Ruîn schlich sich im blassen Mondlicht bis in den Gemeinschaftsraum und wagte sich erst dort wieder aus dem Cloaking. „Hallo, kannste nicht schlafen?“ Sie fuhr herum und blickte einen Hunter an. Den hatte sie ja gar nicht gesehen als sie den Raum betrat. „Hmm nicht so wirklich.“ Sie trat zu ihm an den Tisch und betrachtete die kleine Auswahl an Pfeilen und Quivern die er wohl gerade sortierte. „Ich auch nicht, beziehungsweise, ich gehe fast jede Nacht ein wenig trainieren, dann ist es immer sehr ruhig.“ Er drehte einen der Pfeile zwischen den Fingern, nickte dann und raffte einige der Quiver zusammen. „Möchtest du vielleicht mitkommen?“ Der Hunter blickte sie freundlich an und deutete mit dem Kopf zur Tür hin. „Öhm ja wieso nicht, wohin gehst du?“ „Payon Dungeon, Sohees jagen. Sind Wassermonster, brauchste ne Windwaffe.“ „Ok, muss ich schnell holen.“ Sie nickte und wollte sich gerade umdrehen, als er ihr die Hand reichte. „Duir, und du bist…?“ „Ruîn.“ Sie schüttelten sich die Hände, dann machte sie sich auf, schnell ihre Waffe zu holen. Der Payon Dungeon befand sich in einer riesigen Höhle im Norden der Waldstadt. Zahlreiche Legenden rankten sich um die Geister die dort ihr Unwesen trieben. Über ein längst vergangenes Königreich und eine traurige Liebesgeschichte die mit dem Tod endete. Auf dem etwas langen Weg nach unten erzählte Duir ihr einige davon. Die Kämpfe mit den Sohees waren eher einfach, es waren keine besonders schweren Monster und durch den Vorteil ihrer Elementarwaffe waren die Kämpfe relativ kurz. Allerdings ging es ja auch eigentlich nicht um die Erfahrung durch die Kämpfe sondern um die slotted Muffler die man von den Sohees mit einigem Glück bekommen konnte. Diese waren bei jungen Abenteurern recht beliebt und ließen sich demnach ganz gut verkaufen. Sie waren bestimmt um die 2-3 Stunden im Dungeon als sie sich entschlossen doch langsam mal ins Gildenhaus zurück zu kehren, um noch ein wenig Schlaf abzubekommen, auch wenn Ruîn nicht so wirklich begeistert davon war. Als Solar in den großen Gemeinschaftsraum der Gilde kam um nach Ruîn zu suchen war diese bereits wieder hellwach, obwohl sie keine 4 Stunden geschlafen hatte. Das Kämpfen in der Nacht hatte ihr ziemlich gut gefallen und so war sie ziemlich gut gelaunt. Sie ließ sich sogar freiwillig küssen und umarmen. Als heutiges Trainingsziel hatten sie sich den Magma Dungeon nahe der fliegenden Stadt Juno ausgesucht. Das bedeutete Eiswaffen und jede Menge Potions, da die Monster dort doch ein wenig stärker waren. Sie hatten sich Gildenintern auch Feuerrüstungen ausgeliehen, die besonders vor den gefährlichen Flammenattacken der Monster dort schützten. Die kleineren Monster wie die Kahos, Explositions und Blazzer waren eigentlich kein Problem, da sie die schnellen Assassinen nur selten wirklich mit voller Wucht trafen. Etwas schwerer waren da schon die großen Magma Golems an denen man ohne Ice Pick schon eine Weile herum hauen konnte. Allerdings gehörte die Pick zu den teuersten Waffen und war zurzeit einfach unerschwinglich für Ruîn. Es war eine nette Abwechslung mal nicht durchnässt zu sein, allerdings wurde die Hitze in der Nogg Road mit jeder Stunde unerträglicher und das Kämpfen zog sich langsam wirklich in die Länge. Die Beiden beschlossen im Gildenhaus zu übernachten um die Kosten eines Hotels in Juno zu sparen, auch wollte Ruîn diese Nacht wieder mit Duir in die Payonhöhlen gehen. Zu ihrem Glück neigte Solar zu einem sehr tiefen Schlaf, vor allem wenn sie ihn den ganzen Tag fleißig im Dungeon hin und hergescheucht hatte. So merkte er wenigstens erstmals nichts von ihren nächtlichen Ausflügen. Leise schlich sie sich die langen Flure und Treppen des Hauses entlang und betrat den Gemeinschaftsraum. Es war ziemlich dunkel aber nach einiger Zeit konnte sie alles recht gut sehen. Sie hörte ein Kichern aus einer der hinteren Ecken des Raumes und hielt inne. Irgendjemand war wohl noch hier. Sie drehte sich langsam um und erkannte auch sofort die Quelle des Geräuschs. Auf einem Polstersessel im hinteren Teil saß ein Barde, der eine High Priesterin auf dem Schoß sitzen hatte. Während die Priesterin mit dem Rücken zu ihr saß und sie dadurch nicht gesehen hatte, blickte der Barde Ruîn direkt an. Allerdings sagte er kein Wort und ließ sich nicht im Geringsten stören, er blickte sie einfach nur sehr eindringlich an, und sie konnte sein breites Grinsen erkennen. „Um Himmels Willen, Jeran! Hast du denn kein Zimmer?“ Die Priesterin und auch Ruîn fuhren herum und entdeckten Duir, der gerade die Treppen heruntergekommen war und jetzt zu Ruîn herüber kam. „Ach, jetzt sei doch kein Spielverderber.“ Der Barde kicherte, stand auf und wanderte langsam zu den Beiden. Er hatte den Kopf leicht auf die Seite geneigt und hielt seinen Blick fest auf Ruîn fixiert. Ruîn hatte zwar den Ausdruck „Jemanden mit den Augen ausziehen“ schon des Öfteren mal vernommen, aber jetzt wusste sie wirklich, wie sich das auch anfühlte. „Wo haste das den aufgetrieben?“ „Das ist Solars Frau, was du wüsstest, wenn du auf der Hochzeit gewesen wärst, statt dich wer weiß wo Rumzutreiben.“ Duir hatte sich vor Ruîn gestellt. „Ah ja, die Braut also…“ Er lächelte und wandte sich dann zur Treppe um und verschwant in der Dunkelheit, die High Priestress folgte ihm, mit leicht rotem Gesicht. „Oh Man, der Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn.“ Duir schüttelte den Kopf und Ruîn schnaubte verächtlich. „Versteh mich nicht falsch, das ist einer meiner besten Freunde, aber ich bin mit einigen seiner… na ja, sagen wir mal, Freizeitgestaltungen nicht so einverstanden.“ Er schnalle sich seinen Bogen auf den Rücken und deutete zur Tür. Ruîn nickte und folgte ihm. Sie trainierten wieder bei den Sohees im Payon Dungeon, wobei sie diese Nacht sogar mal einen der gesuchten Muffler fanden. Ruîn bewunderte die Fähigkeiten der Hunterklasse, die dazu ausgebildet waren, allerhand Fallen zu legen um die Monster darin festzuhalten. So konnte sie diese immer auf Distanz halten und wurden nicht verletzt. Duir erklärte ihr die einzelnen Fallen und zeigte wie man diese am besten einsetzten konnte. Es war sehr interessant. Am nächsten Morgen verschlief sie dann doch tatsächlich. Es war zwar auch nicht sehr viel später geworden als schon letztes Mal, aber irgendwie war es schon ziemlich hell als Ruîn die Augen aufschlug und in Solars lächelndes Gesicht blickte. „Ich hab verschlafen!“ „Ist doch egal…“ Er wollte sie gerade küssen als Ruîn hochschnellte und förmlich aus dem Bett flog. „Das ist doch jetzt echt nicht schlimm, du musst nicht immer um punkt 8 Uhr aufspringen.“ Er lag auf dem Bauch, hatte den Kopf mit beiden Händen aufgestützt und beobachtete sie dabei, wie sie in Windeseile überall im Zimmer verstreute Kleidungsstücke einsammelte und irgendwas wegen Juno und Magma Dungeon vor sich hin flüsterte. So wie es aussah würde sie wohl nicht so schnell wieder ins Bett zurückkommen. Solar seufzte und stand ebenfalls auf. Kapitel 9: Nächtliches Training ------------------------------- Nächtliches Training Das Gildenhaus war eigentlich ziemlich riesig wie Ruîn nun so langsam herausfand. Na gut, es war ja auch so konzipiert das um die 50 Leute darin leben konnten, eine große WoE-Gilde halt, auch wenn ihre jetzt noch nicht ganz so groß war. Das Fachwerkhaus im Norden der Hauptstadt verfügte über fünf Stockwerke, wobei die Leute in den oberen drei ihre Zimmer hatten und in den anderen Beiden befanden sich alle möglichen Gemeinschaftsräume, einschließlich einer riesigen Bibliothek und einem sehr hübschen Gemeinschaftsbad, das Ruîn schon ausgiebigst bewundert hatte. Im Erdgeschoß befand sich auch eine ziemlich große Küche, in die Ruîn jetzt, ein wenig zu schnell vielleicht, hineinplatzte und zu ihrem Schrank hetzte. Es war ja auch zu ärgerlich das sie verschlafen hatte! Sie winkte einer Priesterin zu die sie vom sehen her kannte und reichte Solar einige Sachen aus dem Schrank, dann setzten sie sich an einen der zahlreichen Tische im vorderen Teil des Raumes. Außer der Priesterin, die mit einer Lord Knight am Tisch saß waren nur noch ein paar andere Leute in der Küche. Die meisten davon kannte zwar Solar aber für Ruîn waren es Fremde. Bis auf den hintersten der Tische. Von dort winkten ihr gerade Duir und Jeran zu. Wobei es auf den zweiten Blick eher so aussah, als würde nur Duir ernsthaft winken und Jeran imitierte ihn nur ziemlich übertrieben. Ruîn hob grüßend die Hand und musste kichern als Duir Jeran einen Klaps auf den Hinterkopf gab. „Halt dich von dem Barden dahinten fern. Der ist nicht wirklich ein guter Umgang für dich.“ Solar stellte Ruîn eine Kaffeetasse vor die Nase und deutete leicht nach hinten zu den Beiden. „Wieso fernhalten? Den kenn ich ja nicht mal. Was sollte ich da schon mit dem reden?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich meine ja nur.“ Nach dem Frühstück machten sie sich dann wieder nach Juno zum Magma Dungeon auf. Wenn man sich mal an die Hitze gewöhnt hatte, ging es eigentlich ganz gut. Hin und wieder begegneten sie Partys die mit Wizzards unterwegs waren und konnten sich dort dann gelegentlich mal unter einen kühlenden Storm Gust stellen. Auch das Loot der Monster war nicht zu verachten. Elunium und rough Elunium waren sehr selten und Isan hatte ihnen viel Geld dafür versprochen, da sie immer wieder viele Metalle zum Schmieden brauchte. Wie schon am Tag zuvor bestand Ruîn wieder darauf, dass sie am Abend wieder nach Prontera zurückkehrten. Solar hätte sich zwar gerne auch mal die Hotels in Juno angesehen, aber wahrscheinlich wollte sich seine Frau erstmal richtig im Gildenhaus einleben, also stimmte er zu. Es war schon weit nach Mitternacht als Ruîn sich endlich durch die dunklen Flure des Gildenhauses schlich und beinahe die Treppe verfehlte, da sie sich noch nicht so wirklich gut auskannte. Im Gemeinschaftsraum warteten Duir und Jeran. „Da is die Braut ja endlich.“ Der Barde wirkte nicht gerade begeistert und Ruîn beschloss ihn einfach zu ignorieren. „Na dann lasst mal gehen.“ Duir lächelte, öffnete die Tür und winkte beide hinaus. „Ich denke du bist frisch verheiratet? Garnichts besseres zu tun, als jede Nacht Trainieren zu gehen?“ Der Barde zwinkerte ihr schelmisch im vorbeigehen zu. „Das geht dich nichts an.“ Ruîn musste zugeben, dass es zu Dritt sogar noch witziger war, sich mit den Sohees anzulegen. Sie verstand zwar die meiste Zeit nicht so wirklich, wovon Duir und Jeran sprachen, anscheinend ging es auch sehr viel um das WoE und um die Leute aus der Gilde, aber davon wusste Ruîn ja noch nicht wirklich viel was. „Also den Leader kennste ja, unser Champ, der will zwar das wir den UC bekommen, ist aber zu faul dafür auch was zu tun.“ Duir nickte und warf einen Quiver zu Jeran, der mit einer kleinen Laute ein Lied angestimmt hatte das die Sohees in seiner Nähe gar nicht so toll fanden. „Das zieht ihnen ihre Kraft ab, das mögen sie garnicht.“ Er kicherte während zwei der Geister auf ihn einschlugen. „Auch wenn der mal UC bekommt, denkste der setzt das auch so ein, das es überhaupt nen Sinn hat?“ Es wechselte auf seinen Bogen und die Sohees waren Geschichte. „Das bezweifle ich doch stark. Er hört ja auch nicht mal auf mich.“ Duir legte einige Fallen um sich herum, um die Monster auf Distanz zu halten. Ruîn hatte sich ein wenig abseits hingesetzt, um sich ein wenig auszuruhen und sich die Ruinen des zerfallenen Dorfes anzusehen. In der Legende hieß es ja, dass hier mal ein großes und mächtiges Königreich seinen Sitz gehabt hatte. Weiter unten in den Höhlen gab es noch weitere Gebäude und einen großen Schrein in dem regelmäßig ein gefährliches Bossmonster erschien. Sie musste zugeben, dass sie schon neugierig auf das Monster war, aber sie wusste, dass sie eine Begegnung wohl nicht überleben würde. Mit einem Mal sauste ein Pfeil nur knapp an ihrem Gesicht vorbei und Jeran stand neben ihr. „Hey, Braut! Pass auf!“ Sie fuhr herum und das Ninetail sprang ihr direkt in die Arme. Das Monster hatte die Zähne gefletscht und knurrte Furcht erregend. Ruîn stieß ihm ihr Damaskus in den Hals und die Pfeile taten den Rest. „Was macht ihr denn? Das ist nur ein Ninetail.“ Duir schüttelte den Kopf und kicherte. „Naja man weiß ja nie. Frauen und Waffen und so.“ Jeran zuckte mit den Schultern. „Ich kann schon ganz gut auf mich selbst aufpassen.“ „Ach ja, kannste das?“ Er stand dicht vor ihr und ließ die Spitze eines Pfeils über ihren Hals fahren. „Streitet euch später, wir sind zum Trainieren hier.“ Duir hatte seine Hand zwischen die Beiden geschoben und schob Jeran nach hinten. „Ja, Meister.“ Er zwinkerte Ruîn zu und wandte sich dann kichernd und kopfschüttelnd wieder den Sohees zu. Solange sie jetzt nicht direkt mit Jeran zu tun hatte, war eigentlich alles in Ordnung. Sie mischte sich nicht in die Gespräche der Beiden ein, da sie zum WoE eh nicht viel zu sagen hatte und beschränkte sich aufs zuhören. Er sagte auch so nichts weiter zu ihr, allerdings sah sie an seinen Blicken, das er wohl nicht viel was von ihr hielt. Naja gut, es war ihr egal. Am nächsten Tag ließen Solar und Ruin das Training im Magma Dungen ausfallen. Es war wieder WoE und Ruîn traf sich davor mal wieder mit Isan wegen dem Lootverkauf und solcher Sachen. Dann ging das Sterbespektakel wieder von neuem los. Die Gilde traf sich wieder an der Kafra am Eingang der Kanalisation und startete von dort ihre Angriffe. Wie schon beim letzten Mal wurden Warps zu den Castles geöffnet und die Leute stürmten in die Burgen. Diesmal versuchte Ruîn ein wenig mehr auf das zu achten, was die Leader in die Menge schrieen. In der Allianz hatte anscheinend ein Assassine Cross das sagen, während auf Ruins Seite der Champ und Duir die Befehle gaben. Allerdings bemerkte sie immer wieder, dass vor allem Duir oft Jerans Blick nach einer Entscheidung suchte. Quasi wie zur Bestätigung. Nun ja, sie hatte ja in der letzten Nacht mitbekommen, dass die Beiden wohl sehr viel Ahnung vom WoE hatten. Jedenfalls halt mehr als sie. Ruîn hatte es sich angewöhnt immer als eine der Letzten den nächsten Raum zu betreten, was ihre Überlebenschancen immens gesteigert hatte. Das schien auch der Plan der Priesterin vom letzten Mal zu sein, denn die Beiden standen irgendwie immer als Letzte da. So hatte Ruîn wenigstens den Vorteil, dass sie sich bedenkenlos in alle möglichen Kämpfe stürzen konnte, da die Priesterin sie dann immer fleißig healte. Sie schaffte es diesmal sogar einen anderen Assassin und einen Wizzard zur Strecke zu bringen. Wenn sie es geschafft hatten ein Castle zu übernehmen, war es Ruins Aufgabe dafür zu sorgen das kein Gegner den Empraum unvergiftet betrat. Alles in Allem fühlte sie sich dieses Mal also nicht ganz so fehl am Platz. Leider gab es nach dem WoE für die Leader so einiges zu besprechen, so das Duir ihre nächtliche Lvl-Session absagte, was für Ruîn bedeutete, das sie wohl mal länger schlafen musste. Am nächsten Tag ging das Leben dann wieder wie gewohnt weiter. Zuerst jagte Ruîn mit Solar Kahos und Grizzlis durch den Magma Dungeon und dann mit Duir und Jeran Sohees durch die Höhlen von Payon. Sie gewöhnte sich auch langsam an die abfällige Art mit der Jeran sie immer behandelte. Beziehungsweise sie versuchte ihn zu ignorieren, was leider nicht immer so gut klappte. Immer wieder stand er plötzlich neben oder hinter ihr und beobachtete sie aufs genaueste. Das machte Ruîn so nervös, dass ihr schließlich mitten im Kampf die Waffe aus der Hand fiel und bei Jeran einen kleinen Lachkrampf auslöste. „Was macht ihr denn bitte jetzt schon wieder?“ Duir stand mit verschränkten Armen vor ihnen und schüttelte den Kopf. „Och nichts, die Braut bestätigt mir nur wieder meine Meinung.“ Jeran kämpfte noch leicht mit dem Lachen. „Ach ja, und die wäre?“ „Frauen sollten sich mit Waffen nicht abgeben, wenn sie nicht damit umgehen können.“ „Ich kann sehrwohl mit meinen Daggern umgehen!“ Sie war auf ihn zugekommen und hielt ihm die Klinge vor die Nase. „Da habe ich aber gerade was anderes gesehen.“ „Was erwartest du denn wenn du mich immer so dämlich anstarrst?“ Die Beiden standen jetzt so dicht beieinander, dass sich ihre Köpfe beinahe berührten. Duir seufzte genervt und setzte sich in einigem Abstand auf die Überreste einer alten Veranda. „Sagt bescheid wenn ihr fertig seit...“ Im Großen und Ganzen war es also ein ganz normaler Tag gewesen und Ruîn bemühte sich sehr leise in ihr Zimmer zurück zu schleichen. Sie war sauer auf diesen eingebildeten Kerl. „Wie kannst du eigentlich so lange aufbleiben und dann am Morgen gleich so fit sein?“ Ruîn hatte die Küche betreten und setzte sich zu Duir an den Tisch. „Keine Ahnung, irgendwie hab ich noch nie soviel schlaf gebraucht.“ Sie nahm einen großen Schluck Herbtea und bemühte sich nicht zu kichern, als der Hunter laut gähnen musste und dann den Kopf auf den Tisch legte. „Ich glaube ich gehe gleich wieder schlafen…“ „Ach jetzt übertreib mal nicht, guck mal was für schönes Wetter wir haben.“ Sie stupste ihn eine wenig an der Schulter. „Guten Moooorgeeen!“ Hinter ihnen hatte Jeran den Raum betreten und blickte in die Runde. „Jetzt sag bloß nicht die Braut nervt mich nun auch morgens schon.“ „Keine Sorge ich werde deinem Seelenfrieden nicht zur Last fallen.“ Ruîn schüttelte genervt den Kopf und klopfte Duir zum Abschied aufmunternd auf die Schulter, dann verließ sie den Tisch. Auch Solar war inzwischen in der Küche eingetroffen und blickte Ruine ein wenig fragend an, als sie auf ihn zukam. „Was ist?“ Sie setzten sich an einen der Tische und Ruîn fischte sich einen Apfel aus der Obstschale die darauf stand. „Du solltest ihm wirklich aus dem Weg gehen, das meine ich ernst.“ Solar deutete nach hinten zu Jeran und Duir. „Er ist dafür bekannt, dass er gerne mit Frauen spielt und ich habe letztens beim WoE sehrwohl gesehen wie er dich angeguckt hat.“ „Glaub mir, da irrste dich gewaltig.“ Sie schnappte sich noch eine Birne, stand auf und machte sich ans gehen „Ich warte oben, muss noch meine Waffen ein bisschen herrichten.“ Kapitel 10: PVP --------------- PvP Das Training im Magma Dungeon zeigte langsam eine sehr angenehme Wirkung, als Ruîn mal wieder das ganze Loot sortierte. Auch wenn sie immer noch keine Card gefunden hatten, so waren doch einige wertvolle Metalle dabei gewesen. „Wie viel ich davon wohl noch für ne Ice Pick sammeln muss?“ „Och nur so paar hunderttausende mehr.“ Solar kicherte und verstaute einige seiner Sachen im Lager. Sie waren an der Nordkafra und stöberten dann noch ein wenig in einigen Merchantläden bevor sie zum Gildenhaus zurückkehrten. „So ne eigene Ifrit Rüstung hätte auch mal was.“ „Sind aber ziemlich teuer geworden.“ „Vielleicht doch mal ne Aquarüssi, die bringt dir was im WoE und man kann damit in den Ice Cave.“ Solar betrachtete eine Swordfishcard. „Wobei ich dort dann natürlich ne Ice Pick bräuchte.“ Ruîn seufzte. Auch Isan hatte ihr schon so einiges von dieser Waffe vorgeschwärmt, die leider weit über 50 Millionen Zeny kostete. Naja würde sie eben sparen. Die Muffler Suche bei den Sohees wurde langsam auch ziemlich langweilig und so besprachen sie diesmal, wo man als Alternative noch hingehen konnte. Jeran stand auf dem Dach eines der alten Häuser im Dungeon und ärgerte einige Sohees damit, dass sie zwar im Wirkungsbereich seines Liedes standen, aber nicht zu ihm auf das Dach gelangen konnten. „Byalan würde auch noch gehen, da sind die Cards wenigstens was wert.“ Ruîn befand sich gerade in einem regen Handgemenge mit einem Bogun, diese aggressiven Geister droppten manchmal ziemlich niedliche Hüte und sie wollte einen davon. „Da unten ist es noch langweiliger als hier. Da brauchen wir gar nicht erst hin zu gehen.“ Das Monster hatte sie mit einem ziemlich harten Bash getroffen und einige Meter zurückgeworfen. Sie war in wenigen Sekunden wieder auf den Beinen und rammte ihm eines der Messer in den Hals. Seufzend betrachtete sie den in sich zerfallenden Hut. „Ich fürchte fast, da hat die Braut sogar Recht.“ Jeran war vom Dach gesprungen und ließ den Assassin Cross at Sunset Song neben ihr erklingen. „Ohne Priester sind wir halt doch ein wenig eingeschränkt.“ Duir durchstöberte gerade das heutige Loot nach den Sachen aus denen er brauchbare Pfeile herstellen konnte. „Als ob eine Priesterin jetzt so ein Problem wäre. Soll ich nen Paar besorgen?“ Jeran grinste und Duir schüttelte den Kopf. „Nee komm, verschon mich mit deinen Weibergeschichten.“ „Nen Paar? Reicht dir eine denn nicht?“ Ruîn blickte ihn forschend an. „Je mehr, desto besser sag ich immer.“ Er kicherte und Ruîn schüttelte den Kopf. Sie beschlossen also erstmal bei den Sohees zu bleiben bis ihnen eine passende Alternative einfiel. Das nächste WoE fand wieder an einem Sonntag statt und Ruîn verspürte beim ersten Eintreten schon fast so etwas wie Routine. Manchmal blieb sie hinter ihren Leuten zurück und versteckte sich im Cloaking in den Gängen des Castles, um zu sehen was nach ihnen noch so alles nachkam. So konnte sie ihre Leute vor den anderen Gilden warnen oder mit den Angreifern ein Stück herumlaufen. Es war kaum zu glauben, wie wenige Priester mit Ruwah arbeiteten. Sie hatten sich nach einigem hin und her mit einer Gegnergilde Kriemhild erkämpft und nahmen im Empraum ihre Aufstellung ein. Duir hatte Ruîn nach vorne in den No-Skill geschickt. Das war ein Tanz, den nur ein Barde und eine Dancer zusammen spielen konnten, und der dann ein Feld erzeugte, auf dem keine magischen oder anderen Fähigkeiten eingesetzt werden konnten. Das war ziemlich Praktisch, da alle Gegner die den Empraum betraten also erstmal wehrlos waren. Ruîn musste also immer in den Pausen des Tanzes ein Giftfeld an den Eingang legen, das die Gegner dann zusätzlich schwächte. Natürlich war Jeran der Barde. Und natürlich gerieten sie wieder aneinander. „Sag mal wie legst du denn das Gift aus? Das gehört ganz an den Eingang!“ „Die Leute die reinkommen bleiben ja nicht stehen, die rennen da sowieso durch.“ Sie hatte die Arme verschränkt und blickte ihn böse an. „Im Übrigen musst du auch nicht so nahe hier rum stehen. Kannst du nicht nach hinten gehen?“ „Wo soll ich denn hin? Soll ich in die Fallen rein laufen, die die Hunter da hinten gelegt haben?“ „Wenn du mich dann hier nicht mehr nervst, ja!“ „Ach ich nerve dich hier also?“ Sie standen sich inzwischen dicht gegenüber und die Dancer blickte leicht hilfesuchend nach hinten zu dem Leader. Da sie allerdings die meiste Zeit durch den Storm Gust, der hinter ihnen tobte, verdeckt waren, konnte man kaum etwas von den anderen Leuten erkennen. „Du fällst doch sowieso sofort um, wenn etwas reinkommt, also geh nach hinten!“ „Ich soll aber hier stehen! Und das werde ich auch!“ Die Dancer wurde langsam nervös weil der Song schon längst zu ende war und sie Jeran auf seiner Position brauchte um einen neuen Anlauf zu starten. Allerdings bemerkten die Beiden das gerade nicht. Auch nicht das ein Lord Knight durch das Tor trat. Es erwischte Ruîn also mitten im Satz und sie fand sich auf der kleinen Lichtung nahe der Hauptstadt wieder. Kaum eine Sekunde später war auch Jeran da. „Na toll. Ein Lord Knight im Berserk. Und wir hatten keinen No-Skill weil du mich abgelenkt hast!“ „Ach jetzt bin ich daran schuld, wenn du deine Aufgabe nicht schaffst?“ Ruîn war stinksauer. „JA KEIN WUNDER, WENN DU NICHT EINMAL AUF MICH HÖRST!“ „UND WIESO SOLLTE ICH DAS BITTE MACHEN, HÄ?“ Sie waren so nahe aufeinander zugekommen das sich ihre Köpfe nun beinahe schon berührten. Da der Empraum von einer feindlichen Gilde überrannt worden war, tauchten nun auch die anderen Gilden- mitglieder um sie herum auf und es gab einige recht überraschte Blicke auf die beiden Streithähne. „WEIL ICH EINE AHNUNG DAVON HABE UND DU NICHT!“ „ACH, JA?? DAS SAH ABER GERADE NICHT DANACH AUS!!“ Ruîn hatte ihre beiden Schwerter gezückt und sah langsam richtig gefährlich aus. Solar stand ein paar Meter entfernt und wusste nicht ob er sich trauen sollte dazwischen zu gehen. Bevor er allerdings reagieren konnte, war Duir bei den Beiden. „JETZT IST ABER MAL RUHE! Klärt das gefälligst unter euch und nicht während dem WoE.“ Ruîn erhob beide Arme und drehte sich um. „Mir ist das sowieso zu blöd.“ Jeran hatte sich ebenfalls umgedreht und wollte eigentlich schon in die andere Richtung weggehen als er wieder innehielt. Duir hatte sich von den Beiden abgewandt und war zur Kafra gegangen. Hauptsache es herrschte endlich wieder Ruhe. Ruîn stapfte sauer an Solar vorbei und warf ein paar rote Gemstones vor sich ins Gras bevor sie selbst hinsetzte. Sie brauchte die Dinger für ihre Giftfelder, nur leider waren sie recht unhandlich und ihre Hand schmerzte ein wenig vom Tragen. Nachdem sie sich ein wenig ausgeruht hatte und die typische Geschäftlichkeit vor dem öffnen der Warps um sie herum losging, stand sie wieder auf und Jeran war neben ihr. „Du und ich, heute Nacht, PvP.“ „Ich werde da sein.“ Der Rest des WoEs verging recht friedlich. Zumindest was Ruîn und Jeran anging. Die Gilde hatte leider nicht mehr das Glück ein Castle so lange zu halten das sich eine Aufstellung im Empraum gelohnt hätte. Also konnten die Beiden sich voneinander fernhalten. „Sag mal, was war da vorhin denn mit euch los?“ Solar saß auf dem Bett und beobachtete Ruîn dabei, wie sie wütend im Zimmer hin und her trampelte. „Nichts! Der nervt mich!“ „Ich habe dir ja gesagt, halt dich von ihm fern.“ „Wie soll ich das denn im WoE anstellen?“ Sie hatte damit begonnen sich förmlich die Kleider vom Leib zu reißen und Solar musste zugeben das das schon fast etwas Erotisches hatte. Schließlich ließ sie sich ins Bett fallen und zog sich die Decke über den Kopf. „Jetzt ärger dich doch nicht wegen dem.“ Er versuchte unter der Decke an sie heranzukommen, allerdings rückte sie dann nur weiter weg. Wahrlich, er hatte sich nicht gerade eine einfache Frau ausgesucht. Es musste wohl so um die zwei Uhr Nachts gewesen sein, als Jeran und Ruîn sich vor dem PvP Haus im Osten von Prontera gegenüberstanden. „Dachte schon du kommst gar nicht mehr.“ „Warum sollte ich mir das entgehen lassen?“ Ruîn trat durch die Tür und schlängelte sich durch einige andere PvP Besucher hindurch bis zum Ende des Hoteltresens. Sie hatte ja schon einige Male hier in dem Haus übernachtet, aber den Eingang zum PvP Bereich hatte sie eigentlich noch nie so direkt wahrgenommen. „Weil du Angst vor mir hast?“ Jeran lächelte überheblich. „Ja genau.“ Die Beiden meldeten sich bei dem Gate Keeper an und betraten den Warteraum. Der riesige Kellerraum glich beinahe einem alten, steinernen Gefängnis und Ruîn fröstelte es direkt davor. Hier wurde wieder eine ähnliche Magie angewandt wie während dem WoE. Man konnte also gefahrlos gegeneinander Kämpfen. „Lass Payon gehen, da sind grad keine Leute.“ Jeran sprach mit dem Gatekeeper, der die Besucher in die künstlichen Nach- bildungen der Hauptstädte warpte und Ruîn nickte. Es war beinahe unheimlich wie echt alles wirkte. Ruîn stand inmitten der Waldstadt in vollem Tageslicht obwohl es eigentlich mitten in der Nacht war. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen und auch die Eingänge zu den Gebäuden waren zu. Es war eine fast perfekte Illusion der Stadt. „So, möchtest du irgendwelche bestimmten Regeln?“ Jeran kam auf sie zu und zückte seinen Bogen, während Ruîn nur ihren Kopf schüttelte. „OK, dann sagen wir, es ist alles erlaubt, außer Potions und anderes Lebensverlängerndes Zeugs jeglicher Art.“ Er spannte den Bogen und Ruîn verschwand im Cloak sodass der Pfeil ins Leere traf. Langsam näherte sich Jeran der Stelle an der Ruîn gestanden hatte und hielt nun zwei Pfeile zugleich gespannt. Sie kam rechts neben ihm aus dem Cloaking und rammte ihm ein Giftmesser in die Seite. Der erste Pfeil traf Ruîn in die Schulter dem Zweiten konnte sie ausweichen. Es war genau wie im WoE, man verspürte eigentlich keinen Schmerz. Es war nur wieder eine leichte Art der Schwäche, die mit jedem Treffer schwerer wurde, bis man nicht mehr in der Lage war sich zu bewegen. Jeran war schnell, er schoss einen regelrechten Pfeilhagel auf Ruîn ab und hielt sie somit auf Distanz. Allerdings war sie schnell, kaum ein Pfeil traf wirklich sein Ziel. Sie beobachtete jede seiner Bewegungen. Was bezweckte er eigentlich hiermit? Machte es ihm Spaß sie so zu jagen? „Jetzt greif doch schon an, oder traust du dich nicht?“ Er wechselte ziemlich geschickt vom Bogen zu einer kleinen Laute und ließ ein Bragi erklingen. Das war ein Song der es den Leuten erlaubte ihre Fähigkeiten ohne Pause immer wieder hintereinander einzusetzen, was zwar bei einem Priester oder Wizzard eine ziemliche Wirkung hatte, einer Assassine wie Ruîn allerdings schon mal gar nicht weiterhalf. Sie preschte nach vorne und kreuzte ihre Klingen mit Jerans Laute. Er war ziemlich geschickt darin ihre Angriffe abzuwehren, allerdings traf sie ihn doch einige Male. Dann ließ er das Instrument fallen und zog den Bogen so schnell das die beiden Pfeile Ruîn diesmal voll trafen. Sie sprang ein wenig zurück und die beiden umkreisten sich gegenseitig. Ruîn merkte wie sich die Schwäche ausbreitete. Vielleicht noch 2-3 Treffer dann hatte er sie besiegt. Die Pfeile schlugen mit großer Wucht in das Gras vor ihren Füßen ein und sie wagte einen letzten Angriff. Sie sprang auf ihn zu, legte ein Giftfeld unter ihm und hieb mit den Messern auf den hölzernen Bogen ein. Als er Zurückschoss sprang sie nach hinten und die Pfeile trafen voll. Das war es gewesen. Sie spürte wie die Schwäche sie niederriss und sank in das Gras. „Verdammt noch mal, WAS MACHST DU DENN??“ Er kam auf sie zu und schien ziemlich wütend. „Ich dachte das wolltest du...“ „ACH VERDAMMT!“ Er stapfe mit dem Fuß auf, zückte einen Butterflywing und war weg. Ruîn blieb einfach im Gras liegen und betrachtete den künstlichen blauen Himmel. Wenn man länger als 3 Minuten besiegt herumlag wurde man automatisch wieder in das PvP Haus zurückgewarpt. Sie hatte absichtlich verloren. Und sie hatte so verloren, dass er es auch wusste. Als sich Ruîn vor einigen Stunden aus ihrem Zimmer geschlichen hatte, war sie eigentlich ziemlich sauer gewesen. Jetzt beim zurückkommen hatte sich das Gefühl komplett aufgelöst. Sie setzte sich leise auf die breite Fensterbank und blickte hinaus in die nächtliche Stadt. Ob Jeran jetzt wohl noch unausstehlicher sein würde? Sie wusste nicht, wie sie auf die Idee gekommen war ihn gewinnen zu lassen. Eigentlich hatten sie ja beide so ziemlich die gleiche Chance auf den Sieg gehabt. Sie wischte sich mit der Hand über die Augen. Langsam wurde sie wirklich müde, also beschloss sie mal lieber ins Bett zu gehen. Kapitel 11: Spaß ---------------- Spaß Solar gewöhnte sich so langsam daran, dass seine Frau sich wohl nicht allzu gerne im Bett aufhielt. Kaum das sie wach war, sprang sie förmlich ohne die geringste Müdigkeit auf und auch am Abend war es ähnlich. Er machte also gar nicht mehr den Versuch sie dabei aufhalten zu wollen. Auch an diesem Morgen war sie wieder vor ihm wach geworden und das Erste was er von ihr zu Gesicht bekommen hatte, war ihre Silhouette die gerade durch die Tür verschwand. Ruîn hatte eigentlich vorgehabt auf Solar zu warten, allerdings war sie ziemlich früh wach geworden und hatte keine Lust mehr gehabt im Zimmer herumzusitzen. Sie wanderte den langen Gang zur Treppe entlang und diese dann hinunter bis ins Erdgeschoß. Dann betrat sie die Gildenküche. Da es noch ziemlich früh am Morgen war, waren lediglich Zwei weitere Leute anwesend. Ruîn hielt an der Tür inne und blickte zu Duir und Jeran hinüber, die ungefähr in der Mitte des Raumes an einem Tisch saßen und irgendeinen großen Zettel studierten. Duir entdeckte sie als Erster. „Ah, da bist du ja auch schon! Guten Morgen.“ Sie lächelte und dann blickten sie und Jeran sich an. „Hey Ruîn, das musst du dir ansehen, komm her.“ Er winkte und tippte mit der anderen Hand auf den Zettel. „Mhm, und was habt ihr da?“ Sie setzte sich an den freien Sessel, der den beiden gegenüber stand. „Das hier…“ Jeran schob das Blatt über den Tisch und rückte mit dem Stuhl nach, sodass er neben ihr saß. „..ist Einbroch.“ Ruîn überflog den Stadtplan und nickte. „Im Osten der Stadt ist ein großes Mienengebiet, da wurden früher alle möglichen Metalle und so abgebaut.“ „Und ihr wollt nun dort hin gehen? Anstatt der Sohees?“ „Genau.“ Jeran und Duir lächelten. „Öhm, Okay.“ „Na dann.“ Jeran rollte den Plan zusammen und drückte ihn Duir in die Hand. „Wir sehen uns heute Abend, dann klären wir, was für Waffen wir brauchen und so weiter. Jetzt muss ich los, hab ne Verabredung, bis dann.“ Er winkte und verließ den Raum. „Endlich Frieden?“ Duir blickte Ruîn leicht überrascht an. „Ja scheint fast so…“ Ruîn blickte immer noch zur Tür, durch die Jeran verschwunden war. Während ihres Trainings im Magma Dungeon dachte Ruîn ein wenig über die Ereignisse der letzten Nacht nach. Jeran war eigentlich ziemlich wütend gewesen, als er sie da im PvP Raum zurückgelassen hatte. Das er nicht einmal ein Wort darüber gesagt hatte, wunderte sie jetzt schon ein wenig. Er hatte sogar ihren Namen benutzt und nicht wie sonst immer nur Braut zu ihr gesagt. „Pass auf, hinter dir!“ Solar stürzte an ihr vorbei und der Grizzly verfehlte Ruîn nur knapp. Sie riss ihre Dagger herum und sie töteten das große Freuermonster „Alles in Ordnung? Du wirkst heute irgendwie so beunruhigt?“ Er blickte sie besorgt an. „Nein, es ist nichts, ich war nur gerade in Gedanken.“ Sie lächelte ihm aufmunternd zu und kümmerte sich dann um das Loot des Grizzlys. Sie musste sich zusammenreisen. In einem Kampf so nachlässig zu sein, dass kam ja mal gar nicht in Frage. Auch Solar machte sich nun einige Gedanken um sie, es kam ja nicht gerade häufig vor das sich Ruîn so unkonzentriert anstellte. Sie verließen den Dungeon und machten eine kleine Pause am Eingang zu der Höhle. „Heute ist wohl nicht so mein Tag zum Trainieren.“ „Soll auch mal vorkommen.“ Solar kicherte und setzte sich in das kühle Gras. Er blickte hinüber zur Stadt. „Magst du für heute lieber aufhören? Wir könnten nach Juno gehen und mal die Stadt angucken?“ Ruîn zuckte nur mit den Schultern, ihr war es egal. Also wanderten sie in die Hauptstadt der Schwarzwald Republik und guckten sich diese mal genauer an. Ruîn musste zugeben, dass diese schwebende Stadt sehr beeindruckend war. Die steinernen Gebäude, die Bibliotheken und Monumente zeugten von dem großen Wissen das hier in der Stadt regierte. Die Gilde der Sages hatte hier ihren Sitz und viele Wissenschaftler und Studenten kamen in Scharen hierher um zu forschen. Als Ruîn sich langsam in den Gemeinschaftsraum schlich, hörte sie schon am Anfang des langen Flures ein klirrendes Lachen. Sie betrat den Raum und blickte in die Runde. Neben Duir und Jeran war noch eine High Priest anwesend, die sie noch nie gesehen hatte. Sie war also nicht aus der Gilde. „Ah, da ist sie ja. Jetzt sind wir komplett.“ Jeran kam auf sie zu, erwischte sie an der Hand und zog sie förmlich zu den anderen hin. Die Priesterin nickte und öffnete ein Warpportal. „Danke dir, Kleine.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie winkte, während er Ruîn schon in den Warp schob. Der Gemeinschaftsraum der Gilde verschwamm in einem dunklen, dichten Nebel und ein beißender Geruch breitete sich aus. „Willkommen in Einbroch.“ Duir hatte sich Binoculars aufgesetzt und sah sich um. „Elende Industriestadt…“ Jeran deutete in eine Richtung und sie folgten ihm zum Bahnhof. Von hier pendelten Züge zwischen der Stadt und dem Mienendorf Einbech hin und her. Sie betraten einen der Züge und waren froh wieder richtige Luft zu haben. „Was bitte machen die in dieser Stadt?“ Ruîn hatte das Gefühl, das sie sich ihre Lunge herausgehustet hatte. „Maschinen, glaube ich zumindest.“ Duir nickte. „Wennde mich fragst machen die nur Dreck.“ Jeran zückte seinen Bogen und wischte eine ansehnliche Menge Staub davon, wahrend Duir nun nach irgendwas kramte. „Fast vergessen, das wirst du brauchen.“ Damit reichte der Hunter Ruîn eine rötlich schimmernde Waffe. „Die Monster in den Mienen haben leider nicht alle dasselbe Element, aber damit solltest du am besten dran sein.“ Der Zug wurde langsamer und sie hatte das Mienendorf erreicht. Es war ziemlich dunkel und man musste höllisch aufpassen, um nicht über die alten Schienen zu stolpern, die sich durch die langen Stollen schlängelten. Grüne und roserne Giftwolken zogen ihre Runden und versuchten die Drei zu vergiften und ihnen die Luft abzuschnüren. Es war ein anstrengendes Trainingsgebiet, das musste Ruîn zugeben, allerdings machte es auch unheimlich viel Spaß. Jeran liebte es die Monster zu ärgern, indem er sich hinter Kurven versteckte und auf sie schoss, ohne das sie sahen, oder er lockte sie in die Fallen der Pitman. Das waren Mienengeister, die in vielen kleinen Wägelchen durch die Stollen fuhren und mit ihren Spitzhacken auf das Gestein einschlugen. Vom Loot her lohnte es sich allemal, sie fanden zahlreiche Metalle und auch die kaputten Spitzhacken konnte man gut verkaufen. Sie blieben die nächsten paar Nächte in der Miene und ärgerten die Monster da ein wenig. Dann brachte Duir einige DBs mit und sie beschlossen diese im PvP Gebiet Payon zu zünden. Dort gefährdeten sie keine anderen Leute, da ja die Kaframagie am Werk war. Es war wohl das witzigste was Ruîn bisher in ihrem Leben gemacht hatte. Sie hatten fast nur ungefährlich Monster, kleine aggressive Poringe und Pickies und eine White Plant. Die aus DBs kommenden Monster waren alle aggressiv und auch die Plants begannen einen zu verfolgen. Ruîn hatte ihren Spaß mit der Plant, die sie fast eine halbe Stunde lang hinter sich herzog und die sie mit einer irren Geschwindigkeit zu schlagen versuchte, wann immer sie Ruîn zu Nahe kam. Allerdings war es mehr ein ziemliches kitzeln als schlagen und als Duir das bemerkte, hielten er und Jeran Ruîn fest, bis diese sich vor lauter Lachen nicht mehr auf den Beinen halten konnte. „IHR SEIT JA SO GEMEIN!“ Jeran kicherte. „Ja das ist die Rache dafür, das du mir vorhin die Giant Spider angehängt hast!“ „Vorsicht ich zünde noch ein paar.“ Duir lief ein paar Schritte weiter nach links und zerbrach die kleinen Äste. Hinter ihm erschienen ein Skelworker, ein Marin, ein Smokie und ein Pitman. „Ja toll, als ob wir von denen nicht schon genug gesehen hätten.“ Jeran kicherte und ärgerte die Monster mit dem Dissonance Song während Duir mit dem Bogen auf den Skelworker einschlug. „Na los, gib mir ne Card!“ Ruîn kicherte und ließ sich von dem Marin verfolgen. „Einen hab ich noch, Achtung!“ Der Ast zerbrach und ein großes Monster mit einem noch größeren Messer stürzte sich auf die drei. „Oha ein Bloody Murderer, passt auf!“ Duir legte geschickt einige Fallen zwischen das Monster und sich und die drei liefen ein Stück weg. „Ok, ich lege hier noch ein paar Fallen, Ruîn du schleichst dich im Cloaking zu ihm hin und lockst ihn hier her, verstanden?“ Sie nickte und wandte sich wieder in Richtung des Monsters. Sie näherte sich dem Messerschwingenden Ungetüm auf ein paar Meter und kam dann aus dem Cloaking. Sofort brüllte es auf und rannte auf sie zu. So schnell Ruîn konnte machte sie kehrt und lief nach hinten und um die Ecke, das Monster folgte. Es trat genau in die vorbereiteten Fallen und die beiden Anderen ließen einen regelrechten Pfeilhagel auf das Monster los. „Ja wir sind eben gut.“ Jeran nickte und die anderen zwei kicherten. „Ach den hätten wa stehen lassen sollen, für die nächsten die hier rein kommen.“ „Ja die hätten sich gefreut.“ Jeran und Ruîn kicherten und Duir schüttelte leicht verständnislos den Kopf. Das nächste WoE folgte wieder an einem Sonntag und Duir hatte zwecks Leader und WoE Besprechung das nächtliche Training ausfallen lassen. Ruîn stand an der Kafra und stöberte ein wenig in ihrem, immer voller werdenden Lager, während Solar sich mit zwei Freunden amüsierte. Sie mobbten die Poringe und Thief Bugs der Umgebung zusammen und ließen die Käfer dann durch die kreischenden Priesterinnen der Gilde huschen. „Ich verstehs nicht, ich verstehs echt nicht.“ Kopfschüttelnd war Jeran neben ihr aufgetaucht und sie schreckte aus ihren Items hoch. „Hmm, wie, was?“ „Wieso hast du den da geheiratet?“ „Wie meinste das?“ Sie blickte ihn fragend an. „Ich habe nicht den Eindruck, dass er so wirklich zu dir passt.“ Jeran zuckte mit den Schultern und sie beobachteten Solar dabei, wie er mit einem Thiefbug auf dem Arm einer Knight hinterherlief. „Naja egal, hier nimm das, die brauchste.“ Er drückte ihr einige gläserne Fläschchen in die Hand die mit einer klaren, blauen Flüssigkeit gefüllt waren. „Coldproofs. Nimmste bevor du in einen Storm Gust rennst.“ Er nickte und wandte sich dann wieder der Leadergruppe zu die etwas abseits der Anderen standen. Und dann ging es auch schon los. Wie immer betrat sie die Räume als eine der letzten und wie immer war auch die Priesterin, deren Namen Ruîn immer noch nicht kannte, auch bei ihr. Jeran hatte Recht gehabt, durch die Potions bekam sie viel weniger Schaden, was ein sehr großer Vorteil war. Sie kämpfte ein wenig mit einem Hunter, einer Wizzard, einem High Priester und einigen anderen Leuten, während sie zwischendurch immer mal wieder hinausteleportiert wurde und dann wieder neu durch die Gänge der Castles laufen musste. Langsam begann sie sich sogar einige der Wege zu merken. Schließlich hatten sie es geschafft und Hong-Roo erobert. Der Empraum des Castles war ziemlich riesig und die Gänge waren kreisförmig aufgeteilt. Sie nahmen im mittleren Ring ihre Aufstellung neben dem Emperium ein. Da es gerade kein Incomming von einer Feindlichen Gilde gab, und man den Eingang zum Raum aus der Entfernung ziemlich gut sehen konnte waren die Leute relativ entspannt. Jeran und die Dancer aus der Allianz hatten angefangen einige Combos durchzuspielen und Ruîn war echt begeistert von den Songs. Und sie bemerkte auch, dass Jeran wohl ein Auge auf die Dancer geworfen hatte. Immer wieder strich er ihr mit der Hand leicht über ihren Rücken, flüsterte ihr irgendwelche Sachen zu, lächelte und kicherte mit ihr. Als er zu Ruîn herüberblickte musste sie lächeln und nickte ihm wissend zu. Er nickte ebenfalls und machte dann eine recht deutliche Geste hinter dem Rücken der Dancer, so das Ruîn kichernd den Kopf schütteln musste. Sie drehte sich um und ließ Jeran mal mit seiner Eroberung in Ruhe, als ihr Blick auf Solar fiel, der neben dem Emperium stand und ihr nun einen sehr fragenden Blick zuwarf. „INCOMING!“ Der Leader deutete zum Eingang des Raumes und alle Anderen fuhren herum. Jetzt musste es schnell gehen. Die Wizzards casteten ihre großen Flächenskills und einige der Angreifer waren damit außer Gefecht gesetzt. Die gegnerischen Tanks allerdings hatten den inneren Ring erreicht, liefen Ruîn genau in ihr Giftfeld und sie stürzte sich gleich mal auf den ersten Knight um ihm die Rüstung zu zerstören. Sie traf ihn drei, vier mal und merkte langsam das der Schaden den er ihr zufügte, bei weitem höher war als erwartet. Vielleicht noch ein Schlag dann hatte er sie besiegt. Der Knight erhob sein Schwert und Ruîn zuckte zusammen, gleich würde sie wieder auf der Waldlichtung stehen. Die Pfeile schossen nur haarscharf an Ruîn vorbei und trafen mit voller Wucht auf das Peco, sodass der Knight einige Meter nach hinten geschleudert wurde. Dann spürte sie einen kräftigen Ruck der sie nach hinten zog. „Vorsicht!“ Jeran stürzte an ihr vorbei und Duir folgte ihm. Sie schafften es den Knight und zwei folgenden Tanks in Duirs Fallen zu locken und solange festzuhalten bis Jeran mit der Dancer wieder das Noskill- Lied bei ihnen spielen konnte. Die Wizzards casteten hinter ihnen und der erste Knight war sofort eingefroren. Ruîn hatte ihm also die Unfrozen Rüstung geschrottet. Leider verstand sie immer noch nicht ganz, was da jetzt im Empraum vor sich ging. Sie hörte zwar einige Befehle von den verschiedenen Leadern, allerdings konnte sie noch nicht wirklich abschätzen, welche davon jetzt Sinn hatten und welche sie nicht befolgen musste. Sie stürzte sich also wieder auf die Gegner, legte hier und da einige Giftfelder und warf zusätzlich noch Giftmesser durch die Gegend. Auf einmal, mitten in der Bewegung verschwamm der Empraum und sie fand sich auf der Lichtung wieder. Mit allen anderen aus ihrer Gilde. „Verdammt, die haben getaket.“ Der Leader von Ruins Gilde schüttelte den Kopf. „Was erwartet ihr denn bitte, wenn ihr das Emp alleine stehen lässt?“ Jeran war sauer, er stritt sich noch ein wenig mit dem Leader bis auch Duir und der WoE Leader der Allianz dazukamen und die Beiden trennten. Ruîn wandte sich an die Kafra. Es war schon ziemlich spät, das WoE würde in den nächsten Minuten enden und so wie es aussah, gab es keine Rewarps mehr zum Castle. Also gab sie ihre WoE Waffen und die restlichen Coldproofpotions in ihr Lager für das nächste Mal. Sie blickte sich um, Duir und die Leader waren in eine hitzige Diskussion vertieft und Jeran war jetzt mit der Dancer ein wenig abseits der Anderen. „Und wie hats dir gefallen?“ Sie drehte sich um und Solar stand hinter ihr. „Ach war schon ok.“ „Ein paar Leute aus der Gilde wollen jetzt noch ein wenig ins PvP gehen, kommst du mit?“ Er deutete hinter sich auf die Beiden, mit denen er schon vorhin vor dem WoE seinen Spaß gehabt hatte. Ruîn schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nichts für mich, ich werde zuhause warten, ok?“ Er nickte, irgendwas lag in seinem Blick, das Ruîn nicht deuten konnte. Er zog sie an sich, umarmte sie und gab ihr einen Kuss. „Ich liebe dich...“ Damit drehte er sich um und ging zu seinen Freunden. Kapitel 12: Amatsu ------------------ Amatsu Die Bibliothek des Gildenhauses war wirklich nicht zu verachten. Ruîn wanderte durch die zahlreichen Regale voller altertümlich aussehender Bücher und studierte einige der Titel. Es gab Bücher zu den Legenden von Payon, der untergegangenen Stadt Geffenia, die einmal dort war wo das heutige Geffen lag, die Geschichte der Zwerge die die vier gottgleichen Items herstellten, die Legende des großen Satans Morroc, der von dem dunklen Ritter Thanatos besiegt und eingesperrt wurde. Mit einem großen Stapel Bücher wanderte Ruîn also zwischen den Regalen hin und her und suchte sich einen Sitzplatz. Im hinteren Teil der Bibliothek standen drei große, sehr rustikal aussehende, Polstersessel kreisförmig um eine Säule. Sie setzte sich in einen von ihnen und begann ein wenig zu lesen. Die Sonne versank langsam hinter den großen Stadtmauern von Prontera und in der Bibliothek wurde es zusehends dunkler. Als Ruîn trotz einiger Kerzen nichts mehr erkennen konnte, beschloss sie doch lieber auf ihr Zimmer zu gehen. Die Flure waren beinahe schon stockdunkel, doch auf dem Balkon im vierten Stock schien das Mondlich ziemlich hell und man konnte so ziemlich alles erkennen. Ruîn schlich sich im Cloaking durch den Gang und hielt inne, als plötzlich eine der Türen weiter vorne im Gang geöffnet wurde. Es war Jeran. Ruîn drückte sich an die Wand und hielt den Atem an, damit er sie ja nicht bemerkte. Er war an die steinerne Brüstung des Balkons getreten und blickte nach unten auf die Stadt. Außerdem trug er nichts weiter als ein Handtuch, das er um die Hüften gewickelt hatte. Ja, Ruîn konnte sich sehr gut vorstellen, warum er bei den Frauen so gut ankam. Sein feuerrotes Haar hatte Ruîn ja immer schon gefallen, aber der Rest von ihm war auch nicht gerade zu verachten. Er hatte breite Schultern, was unter seinen Bardenklamotten ja nicht so unbedingt auffiel und ziemlich schmale Hüften. Er war beinahe schon zu dünn, aber eben nur beinahe. Ein leichter Wind zog über den Balkon und Ruîn fröstelte es leicht. Jeran drehte sich um, stützte sich mit den Ellenbogen auf die Balustrade und legte den Kopf in den Nacken. Ruîn bemerkte wie sie direkt Herzklopfen bekam und drehte sich um. Das konnte doch nun wirklich nicht wahr sein, das sie hier stand und ausgerechnet Jeran anschmachtete! Sie warf einen Blick über die Schulter. Er sah so wahnsinnig erotisch aus, wie er da so mit geschlossenen Augen stand und Ruîn bemerkte wie ihr Blick langsam nach unten zu seinem Bauchnabel wanderte. „Was stehst du denn hier so alleine rum?“ Die Dancer aus der Ally war aus dem Zimmer gekommen und erwischte Jeran am Arm. „Die Luft hier draußen ist immer so schön kalt.“ Er lächelte und zupfte ein wenig an der Decke in die sie gewickelt war, sodass sie spielerisch anfing zu kreischen und zurück ins Zimmer hüpfte. Als sie die Tür geschlossen hatten, huschte Ruîn schnell vorbei und lief zur Treppe um in ihr eigenes Zimmer zu gelangen. Sie öffnete langsam die Tür uns lauschte, dann trat sie hinein. Es war leer, Solar war also noch nicht zurück. Ruîn legte sich auf das Bett und versuchte zu schlafen. Die nächsten Wochen vergingen wie gewohnt, was für Ruîn hieß, das sie Tagsüber mit Solar Monster jagte und fleißig trainierte und in den meisten Nächten mit Duir und Jeran herumstreifte. Meist fielen ihre nächtlichen Ausflüge an den WoE Tagen aus, sodas Ruîn dann doch einige Male mit Solar und seinen Freunden ins PvP ging. Allerdings beteiligte sie sich nicht an den Kämpfen, sondern spionierte meist nur die Gegner im Cloaking aus. Es war ja auch sehr überraschend wie wenige Leute die Skills Sight oder Ruwach einsetzten, mit denen man versteckte Assass aufdecken konnte. Ab und an traf sich sie mit Isan um ihr vom Training zu erzählen oder sie zu trösten weil sie ja wegen dem Baby immer noch nicht schmieden durfte. Ansonsten verbrachte sie nun gelegentlich einige Zeit in der Bibliothek und las die Sagen über die großen Dungeons und Städte Midgards und der Schwarzwald Republik. Sie hatte gerade die Legende über den Knight Thanatos zu Ende gelesen, als die letzte Kerze auf dem kleinen Tisch neben ihr langsam zu flackern anfing. Damit war es wohl an der Zeit in ihr Zimmer zurückzukehren. Sie packte die Bücher zusammen, die sie rund um den großen, roten Polstersessel verteilt hatte und verließ die Bibliothek. Sie wanderte den Steinernen Gang zu ihrem Zimmer entlang und achtete nicht weiter auf den Weg als sie am Ende des Ganges plötzlich auf ein Hindernis stieß. „Aua.“ Mit einem dumpfen Aufprall landete sie unsanft auf ihrem Hintern und blickte auf die Priesterin die vor ihr saß und ebenso überrascht dreinblickte. Plötzlich begannen beide zu kichern und die Priesterin schüttelte den Kopf während sie aufstand. „Tut mir leid, ich war ganz in Gedanken und habe dich nicht gesehen.“ Sie reichte Ruîn ihre Hand und zog sie wieder auf die Beine. „Ich doch genauso.“ Sie kicherten wieder Beide und da erkannte Ruîn sie. Es war die Priesterin mit der sie schon so oft im WoE zusammen gekämpft hatte. „Ich bin Danu, sehr erfreut.“ „Ja, Ruîn, auch erfreut.“ Nun wusste sie ja endlich auch mal den Namen ihrer fleißigen WoE Helferin. „Wir müssen mal zusammen trainieren gehen.“ Die Priesterin nickte. „Ja, bald mal. Nicht immer nur im WoE kämpfen.“ Sie kicherten wieder, dann verabschiedeten sie sich. Ruîn kehrte in ihr Zimmer zurück und war auch bald eingeschlafen. Weil es im PvP mal wieder etwas später geworden war, saßen Solar und Ruîn noch ziemlich spät beim Frühstück. Einige Leute waren sogar schon dran das Mittagessen zu kochen, was die beiden aber nicht störte. Solar war dabei ihr zu erzählen wie sie in der Nacht einen Lord Knight und sogar ein High Wizzard gelegt hatten und Ruîn nickte ab und zu während sie an einem Apfel knabberte. Dann betrat Jeran den Raum. Bei ihm war die High Priesterin, die sie damals nach Einbroch gewarpt hatte. Die Beiden setzten sich an einen der hinteren Tische und Jeran zwinkerte Ruîn zu als er sie entdeckt hatte. Sie lächelte und winkte zurück, dann fiel ihr Blick wieder auf Solar der sie jetzt irgendwie komisch ansah. „Warum hörst du nicht darauf, wenn ich dir etwas sage?“ „Hmm, wieso?“ „Ich habe dir jetzt schon mehrmals gesagt, dass du dich von dem Barden fernhalten sollst.“ Er deutete nach hinten auf Jeran, der gerade damit beschäftigt war die High Priesterin mit der Schlagsahne seines Kaffees zu ärgern. „Er und Ich sind Freunde. Was denkst du denn, das er mit mir anstellen würde?“ Ruîn lehnte sich in ihrem Sessel zurück und blickte ihn schief an. „Er hat es auch auf verheiratete Frauen abgesehen- das ist kein Geheimnis.“ Solar stand auf und erwischte Ruîn am Arm. „Er hat es aber nicht auf mich abgesehen.“ Sie machte keine Anstalten sich zu erheben. „Das sieht aber irgendwie schon danach aus, wenn du mich fragst!“ Er war wohl etwas wütend und zog so heftig an Ruins Arm das er sie glatt aus dem Sessel und beinahe noch auf den Tisch zog. „Das tut weh!“ Ruîn zog ihren Arm weg und hörte hinten etwas laut scheppern. Jeran war aufgesprungen und blickte Solar direkt an. „Entschuldige bitte, das wollte ich nicht.“ Solar hatte beide Arme erhoben und Ruîn schüttelte den Kopf und schritt an ihm vorbei zur Tür. Er folgte ihr und hatte sie im langen steinernen Flur eingeholt. „Es wäre nicht das erste Mal das er so etwas tut.“ Ruîn drehte sich zu Solar um und seufzte. „Bei wem hat er es denn gemacht?“ „Bei Raido unserem Leader. Und die Priesterin, die da grade bei ihm ist, sie hat auch einen Mann. Ich habe sie schon gesehen.“ Ruîn sagte nichts darauf, sie blickte ihn nachdenklich an. Ob er sich wirklich Sorgen um sie machte? „Er ist bei sehr vielen für seine Frauengeschichten bekannt und ich sehe ja, dass er mit dir redet. Ich möchte nicht das du darauf reinfällst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, auf so was falle ich nicht rein.“ Nicht noch einmal jedenfalls, fügte sie im Gedanken noch hinzu. Während des nächsten WoEs beobachtete Ruîn aufmerksam Jeran und den Leader der Gilde. Gut, sie schienen sich die gesamte Zeit darüber zu streiten, welches wohl die beste Strategie einer guten Def im Empraum wäre, aber sonst fiel ihr eigentlich nichts Bestimmtes auf. Ob das mit der Frau stimmte? Sie blickte nach hinten zu Solar der wieder am Emperium stand, bereit es jederzeit zu breaken wenn das Incomming zu groß wurde. Er hatte eigentlich keinen Grund sie anzulügen. Sie huschte neben der Dancerin an den Eingang des Raumes um ein Giftfeld zu legen. Die Zeitspanne zwischen den No-Skill Combos war nicht recht lang darum musste sie sich beeilen. Sie zerbrach den Gemstone und das Feld breitete sich kreuzförmig neben dem Eingang aus. „Nächstes Mal bitte noch ein wenig weiter vorne, dann erwischt es jeden gleich und man kann nicht schnell nach hinten ausweichen.“ Jeran zwinkerte ihr zu und Ruîn nickte. „Ok mach ich.“ Sie schlängelte sich zwischen den Beiden durch und stellte sich wieder hinter dem Song auf ihre Position. Dieses Mal schien ihn die Dancer nicht mehr so wirklich zu interessieren. Sie versuchte zwar immer wieder mit ihm zu reden, aber er nickte nur hin und wieder und schrie meist mit den WoE Leadern irgendwelche Anweisungen hin und her. Ruîn atmete befreit auf. Mal wieder ein WoE überstanden. Sie wandte sich an die Kafra um ihr Equip bis zum nächsten Mal im Lager zu verstauen. Solar und seine Freunde standen ein wenig abseits und waren in ein angeregtes Gespräch vertieft. Gleich würden sie sicher wieder ins PvP gehen wollen. Sie seufzte. In dem Moment als Solar sich zu ihr umdrehte erwischte sie etwas an der Hand und zog sie mit sich. „Waa…!“ „Pssst, komm mit, schneller!“ Jeran drängelte sich mit ihr durch einige Leute der Ally und sie liefen einem Knight und seinem Peco hinterher bis nach Prontera. An der Westkafra angekommen blieb Jeran so abrupt stehen, das Ruîn beinahe in ihn reinknallte. „Vorsicht.“ Er kicherte und blickte sich eingehendst auf dem Platz um. „Da drüben- ein Warpportal!“ Er zog Ruin weiter mit sich und die Stadt verlief vor ihren Augen zu einem rosa Schleier. „Oh Amatus, wie cool.“ Jeran winkte der Acolytin, die den Warp in Prontera geöffnet hatte, und nun etwas verwirrt auf ihre beiden Mitreisenden blickte, fröhlich zu und zog Ruîn dann munter weiter. „Hmm, bitte wo sind wir?“ Die Assassine blickte sich neugierig um, sie befanden sich anscheinend an einer Küste denn man hörte in der nähe Wasser rauschen und die Luft war mit Salz erfüllt. Die Gebäude um sie herum waren aus hellem Holz mit blauen Verziehrungen. Jeran überlegte kurz dann deutete er nach rechts. „Hier kann man aber ziemlich gut Essen. Möchtest du?“ Sie nickte und ließ sich von ihm zu einem, mit Strohballen gedecktem Holzhaus führen. „Das muss man mal gekostet haben, is doch lecker oder?“ Die Beiden saßen an einem niedrigen Lacktisch mit goldenen Verziehrungen und hatten eine Sushiplatte vor sich. „Ungewöhnlich, aber gut.“ Ruîn hatte so ihre Schwierigkeiten mit den Essstäbchen. Sie unterhielten sich über alle möglichen Dinge und Ruîn war erstaunt darüber, wie einfach es eigentlich war sich mit Jeran zu unterhalten. Er kannte wahnsinnig viele WoE Anekdoten und spannende Partygeschichten. Sie ließen sich die kleinen Reiskuchen, die sie zum Nachtisch bestellt hatten in einem seidenartigen, weißem Papier einpacken und verließen das Lokal. Die ersten Sterne schimmerten schon am wolkenlosen Himmel und sie wanderten ein wenig durch die Stadt, während Jeran ihr von dem großen Schlachtfeld hinter dem Schloss erzählte, bis sie an einen Park mit zahlreichen Kirschbäumen gelangten. Ein besonders großer Baum überragte die anderen auf einem kleinen Hügel, zu diesem wanderten sie nun langsam hin. Ruîn betrachtete das Meer, das man im Süden erkennen konnte, und indem sich nun den letzten Sonnenstrahlen spiegelten. „Sag mal, stimmt es eigentlich, dass du unserem Leader die Frau ausgespannt hast?“ „Hmm, erzählt man sich das so?“ Jeran seufzte. Die Beiden setzten sich unter den großen Baum in das saftige weiche Grass und einige der Blüten wehten an ihnen vorüber. „Zu so etwas gehören immer Zwei, vergiss das nicht.“ Ruîn nickte. Sie wusste nur zu gut was er damit meinte. „Wieso bist du verheiratet?“ Jeran schüttelte leicht den Kopf und beugte sich zu ihr herüber. Noch bevor Ruîn reagieren konnte, ließ er seine Hand über ihre Wange gleiten und zog sie zu sich. Seine Lippen waren angenehm weich und so sanft das Ruin gedankenlos ihren Mund öffnete und ihn mit ihrer Zunge spielen ließ. Erst als sie seine Hand auf ihrem Rücken fühlte wurde ihr bewusst, was sie da eigentlich gerade tat. „Nein!“ Mit einem Satz sprang sie auf ihre Beine und eine Paar Schritte den Hügel hinunter. „Es tut mir Leid, ehrlich!“ Jeran war ebenfalls aufgesprungen und wollte zu ihr herunter kommen. Sie schüttelte den Kopf. „Nie wieder!“ Er nickte. „Versprochen, ich mach das nie wieder, bitte glaub mir.“ Er war stehen geblieben und blickte sie an. Ruîn hatte beide Arme erhoben um ihm zu deuten, dass er da bleiben sollte, wo er jetzt war und machte einige Schritte nach hinten. Dann drehte sie sich um und rannte in Richtung Küste davon. Kapitel 13: Happy Birthday -------------------------- Happy Birthday Da die Kafras in Amatsu keine Warps zum Festland anboten und sie in ihrem Lager keine Butterflywings mehr hatte, blieb Ruîn nichts anderes übrig als mit dem Boot nach Alberta überzusetzen. Jeran betrat das Deck einige Minuten nach ihr und stellte sich neben sie. Die Beiden sprachen die gesamte Fahrt über kein Wort miteinander. Auch in Alberta an der Kafra und in Prontera auf dem Weg zum Gildenhaus schwieg Ruîn. Sie musste ihre Gedanken sammeln. Was da in Amatsu geschehen war, war so ziemlich das Letzte gewesen, mit dem sie gerechnet hatte. Hatte Solar Recht gehabt und Jeran wollte sie doch nur verführen? Konnte sie sich den so in ihm geirrt haben? Oder war es nur die ganze romantische Atmosphäre in Amatsu gewesen? Immerhin waren sie doch Freunde. Oder? Sie war ein paar Schritte hinter Jeran zurückgeblieben und betrachtete ihn nachdenklich. Was wenn sie nicht verheiratet wäre? Was wenn er und sie… „Ich entschuldige mich noch mal, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken und so.“ Er hielt ihr die massive Holztüre des Gildenhauses auf und nickte leicht. „Vergessen wir´s einfach.“ Sie ging an ihm vorbei und versuchte ihn nicht anzublicken, aber sie konnte hören was er noch sagte, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. „Es war ernst gemeint…“ Als Ruin die Tür zu ihrem Zimmer öffnete war es drinnen dunkel. Solar war also noch mit seinen Freunden im PvP. Sie wollte gerade das Licht neben dem Bett entzünden, als sich am Fenster etwas bewegte. Reflexartig griff Ruin nach einem der Giftmesser, die sie unter ihrem Kissen für solche Fälle deponiert hatte. „Auch mal wieder da, hmm?“ Es war Solar. Sie ließ das Messer sinken und schüttelte den Kopf. „Erschreck mich doch nicht so.“ Sie schloss kurz die Augen, als sie der erste Lichtstrahl der Lampe traf. „Was sollte das heute?“ Solar hatte die Arme verschränkt und lehnte am Fenstersims. „Haust einfach ohne ein Wort ab und treibst dich mit diesem Ehebrecher wer weiß wo herum!“ Ruîn nickte leicht und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Ich will nicht, dass du dich mit dem jemals wieder triffst!“ Mit einer schnellen Bewegung hatte sie die Lampe wieder gelöscht und trat auf Solar zu. Noch bevor er wieder etwas sagen konnte, packte Ruîn ihn am Kragen und küsste ihn. Sogar im Dunkeln konnte sie sein verdutztes Gesicht erkennen, aber sie würde sich jetzt sicherlich keine Vorwürfe mehr von ihm anhören. Mit einem kräftigen Ruck drehte sie ihn herum und stieß ihn gegen das Bett. Sie drückte ihn nach unten und setzte sich auf Solars Schoß. „Ich…“ Mit einer geschickten Handbewegung hatte sie seinen Schulterschutz geöffnet. „habe…“ Langsam wickelte sie ihre Armbandagen auf. „Nichts…“ Mit einer fließenden Bewegung hatte sie sich ihres Oberteils entledigt und führte Solars Hände über ihren Oberkörper. „mit Jeran…“ Sie zog ihn zu sich hoch und küsste ihn. „Gar nichts.“ Solar ließ sich nach hinten fallen. Es war das erste Mal, dass Ruîn sich ihm von sich aus genähert hatte. Er konnte ihre Umrisse im Dunkeln gut erkennen und beobachtete sie genau dabei, wie sie nun ihre und seine Kleider auf dem Boden verteilte. Gut, er würde das Thema Jeran für heute Nacht mal ausnahmsweise vergessen. Ruîn hatte ein wenig Angst, sich am nächsten Morgen im Gemeinschaftsraum blicken zu lassen. Irgendwie hatte sie keine Ahnung, wie sie sich Jeran gegenüber verhalten sollte. Zum Glück war wenigstens Solar nicht dabei. Sie hatte zwar versucht ihn zu wecken, aber da er nur unter der Decke hervorgeknurrt hatte, war sie halt ohne ihn gegangen. Zu ihrem Glück war der Raum weitgehendst Leer. Im hinteren Teil unterhielt sich der Gildenleader mit einem Fremden Lord Knight und in der Mitte tratschten zwei Wizzards lautstark miteinander. „Oh, hallo. Guten Morgen.“ Neben der Tür saß Duir und blätterte in einem großen alten Buch. Sie winkte leicht, setzte sich zu ihm und versuchte einen Blick auf den Buchtitel zu werfen. „Ein Buch über die Legende von Thanatos.“ „Hmm, ahja…“ Er hatte ihr den dicken Wälzer über den kleinen Tisch geschoben damit sie ihn sich ansehen konnte. „Ich glaub, das hab ich schon einmal gesehen…“ Ruîn versuchte sich an all die Bücher zu erinnern, die sie in der Gildenbibliothek schon mal in der Hand gehabt hatte. „Das kann ich dir nicht sagen. Auch einen Herbtea?“ Duir war aufgestanden und wandte sich nach einem Nicken von Ruîn dem hinteren Teil des Raumes zu. Während er dort mit Tassen schepperte, blätterte Ruîn ein wenig in der Legende herum, bis sie sich sicher war das Buch schon mal gelesen zu haben. Der Hunter kam langsam wieder zurück und blieb kurz vor ihrem Tisch stehen. „Na wen haben wir denn da.“ Ruin folgte seinem Blick nach Draußen in die Eingangshalle des Hauses, wo gerade Jeran erschienen war. Er hatte eine in, wie Ruin fand, quitsch-rosa gekleidete, blauhaarige Acolytin bei sich, die er nun umarmte und küsste. Dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr, was sie zu einem hellen Kichern verleitete während sie einen Warp öffnete und darin verschwand. „Hey Leute!“ Er winkte ihnen zu, setzte sich zwischen die Beiden und wandte sich an Duir. „Du, sofort Eispfeile einpacken, ich hab ne Thors Party organisiert.“ Dann drehte er sich zu Ruin. „Du, das WoE in 2 Wochen abwarten, ich hab ne richtige PvP Waffe für dich.“ Er lehnte sich zurück, erhob die Arme über den Kopf und streckte sich genüsslich. „Na los, los, ihr dürft mir schon sagen das ich gut bin.“ „Ja, Meister.“ Duir musste kichern und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Bin gleich fertig.“ Er wandte sich an Tür und verließ den Raum. „Aber Ifrit nicht vergessen!“ Rief Jeran noch hinterher dann wandte er sich an Ruin. „Ist aber leider nur leihweise für ein WoE, aber da können wir dann sehen, ob es dir was bringt. Mit nen paar Hydra Cards. Und ich will dich nie wieder ohne Unfrozen Rüstung sehen, ist das klar?“ Er kicherte und Ruîn nickte. „Waaaasss für ne grauenhafte Nacht…“ Er ließ den Kopf auf die Tischplatte fallen und Ruîn zog schnell ihre Teetasse außer Reichweite. „Ich glaube ich habe bis 5 Uhr früh in Comodo getanzt, und dann weckt die mich auch noch so früh, weil sie unbedingt zu einer Lvl Party muss…“ „Ahja.“ Er blickte sie von unten herauf an und grinste süffisant. „Na solange du mich nicht willst, muss ich mich ja irgendwie ablenken.“ Ruîn schüttelte den Kopf, konnte sich aber ein Kichern nicht verkneifen. „Solange sagst du. Ahhhja.“ „Ja genau.“ Er streckte ihr die Zunge heraus, stand dann auf und winkte. „Und Unfrozen besorgen, bis später.“ Ruîn seufzte. Die Erinnerung an Amatsu war noch so klar und deutlich, das sie beinahe noch Jerans Lippen auf den ihren fühlen konnte. Sie trank schnell den Tee aus und wollte wieder nach oben in ihr Zimmer gehen, als Raido neben ihr stand. „Hallo, sag mal ist für heute was geplant worden?“ „Hmmm? Geplant?“ Ruîn sah ihren Gildenleader verdutzt an. „Na wegen dem Geburtstag, sollen wir uns alle einfach hier nen bisschen versammeln oder feiert ihr alleine?“ Langsam dämmerte ihr was er meinte. „Ähm, ich weiß von nichts das musst du Solar fragen.“ Sie stand auf winkte und verließ fluchtartig das Gildenhaus. Sie musste schnell zu Isan. „Und du hast das wirklich nicht gewusst?“ Isan schüttelte den Kopf und rührte andächtig in einer Schüssel. „Ich mein, er ist immerhin dein Ehemann.“ „Ich hab keine Ahnung, das hat er mir sicher schon mal erzählt, aber alles kann ich mir auch nicht merken.“ Ruîn war dabei Äpfel zu schälen und in kleine Stückchen zu hacken. Sie waren dabei schnell einen Apfelkuchen für Solar zu zaubern, vielleicht konnte Ruîn so ja kaschieren das sie keine Ahnung von seinem Geburtstag gehabt hatte. „Nee, machs noch mal.“ Ruîn schüttelte den Kopf und Isan seufzte. „… 16, 17, 18, Neeeuuunnzzzeeehhhhn. Glaub mir es wird nicht mehr, auch wenn ich noch sooft zähle.“ Sie kicherte und schob Ruîn ein Stück Kuchen vor die Nase. „Ist dir klar, dass ich geschlagene VIER Jahre älter bin als mein Mann?“ Sie hatte zwar schon geahnt, dass er ein wenig Jünger war, aber das es gleich Vier ganze Jahre waren, hatte sie nicht gewusst. Sie ärgerte sich das sie ihm nicht besser zugehört hatte bei seinen Erzählungen. „Ach das ist doch nicht schlimm, guck mich an, ich bin Neun Jahre Jünger als der Kerl da.“ Isan deutete nach hinten in den großen Saal, wo sich ihr Ehemann Thuris gerade mit Jeran und Duir unterhielt. Sie waren im Gemeinschaftsraum der Gilde um hier Solars Geburtstag ein wenig bei Torte und Kuchen zu feiern. Dieser stand gerade ein wenig abseits und unterhielt sich lautstark mit seinen PvP Freunden. Er hatte sich sehr über Ruîns Apfelkuchen gefreut und so war sie noch mal recht glimpflich davongekommen, allerdings hatte sie sich das Datum nun endlich mal notiert. Langsam wanderte Ruîn den langen Säulengang entlang, der den Gemeinschaftsraum mit einigen anderen Räumen, unter anderem der Bibliothek, verband. Es war schon recht spät und seit Isan mit ihrem Mann die Party verlassen hatte, langweilte sie sich ein wenig. Solar und seine Freunde waren immer noch in ihre PvP Geschichten vertieft und da hatte Ruîn ja nicht wirklich was beizutragen. Sie lehnte sich an das steinerne Geländer und blickte nach oben zum Himmel. Über den Dächern der umliegenden Gebäude konnte man sogar die Sterne ganz gut sehen. „So im Mondlicht siehst du sogar noch schöner aus als sonst...“ Leicht erschrocken fuhr Ruîn herum und blickte Jeran an. „Ist das deine romantische Ader die da spricht?“ Er grinste. „Nah, das würd ich jetzt nicht unbedingt sagen.“ Er war neben sie getreten und stützte sich mit beiden Armen auf der Brüstung ab. Sie beobachteten ein wenig den nächtlichen Himmel und genossen den kühlen Wind der hin und wieder zwischen den Säulen wehte. Dann bemerkte Ruîn das Jeran nicht mehr die Sterne, sondern sie betrachtete. Als er es merkte huschte ein lächeln über seine Lippen. „Keine Angst…“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „… ich halte mein Versprechen.“ Sie nickte langsam und drehte sich ein wenig von ihm weg. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ein leichter Wind durchstreifte den langen Gang und ließ eine leichte Gänsehaut auf ihren Armen zurück. Dann stand Jeran hinter ihr. Seine Hände fuhren über ihre Hüften und er zog sie an sich. Sie legte den Kopf auf seine Schulter und ließ sich ein wenig im Arm halten. Es war eine sehr angenehme Wärme die sie nun durchströmte, während sie seinem ruhigen Atem lauschte. Kapitel 14: Helios ------------------ Helios Die nächsten paar Tage ließ Duir zugunsten einiger Gildenlvlevents das nächtliche Training ausfallen, sodass Ruîn sich ein wenig mehr als sonst mit Solar beschäftigte. Dieser schien, den Göttern sei Dank, das Thema Jeran erstmal auf Eis gelegt zu haben, da er Ruîn gegenüber nichts mehr davon erwähnte. Na gut, da sie sich auch nicht mit ihm traf, hatte er ja auch keinen Grund dazu. Sie trainierten nun in der untersten Höhle des Payon Dungeons. Die Monster dort waren nicht wirklich eine Herausforderung, aber sie hatten es ja auch in erster Linie auf die Items abgesehen. Von einigen der Monster konnte man sogar kleine Goldbarren bekommen, die sie dann immer von Isan verkaufen ließen. Zahlreiche Ninetails huschten zwischen den Ruinen eines alten Schreins umher und immer wieder sah man in der Dunkelheit die blauen Lichter der Horongs aufblitzen. Sie mussten sich nur vor der flinken Moonlight Flower in Acht nehmen. Sie war die Wächterin des alten Heiligtums und kündigte sich immer mit ihrer großen goldenen Glocke lautstark an wenn sie in der Nähe war. So konnte man praktischerweise einen schönen großen Bogen um sie laufen. Pünktlich zum angekündigten WoE bekam Ruîn dann auch die versprochene Waffe von Jeran. Sie bezweifelte zwar, dass sie überhaupt einen Unterschied bemerken würde, aber versuchen konnte man es ja mal. „Ist halt leider nur für dieses eine Mal.“ Sie betrachtete die glänzende Klinge des Kurzschwertes und überlegte sich, welches ihrer Eigenen sie noch mitnehmen sollte. „Und? Wo treibt sich dein Mann herum?“ Jeran blickte sie ein wenig von oben herab an. „Hmmm…“ Ruîn deutete nur leicht mit dem Kopf nach hinten in Richtung Prontera Culberts und fuhr damit fort ihre Waffen gegeneinander abzuwägen. Am Eingang des Dungeons waren einige Gildenmitglieder dabei Thief Bugs hin und her zu jagen. Solar war auch dabei. „Schon mal vom Teufel in Niffelheim gehört?“ „Hmmm? Wer trainiert in Niffl?“ Ruîn blickte von ihren Waffen auf und Jeran seufzte. „Ach nicht so wichtig, komm mit es geht los.“ Er deutete zu den Leadern die ein wenig Abseits gerade den Befehl für die Warps gaben. Wie üblich waren sie wieder im Gebiet der Prontera Castles unterwegs, die Ruin inzwischen schon ganz gut kannte. Die Leaderin der Allianz hatte sich für dieses Mal Kriemhild ausgesucht. Sie stürmten einige Male in das Castle und kloppten sich mit einigen Gilden ihre Größe. Kämpfe unter gleich starken Gilden waren immer die interessantesten, weil es da vor allem auf das Können der einzelnen Mitglieder ankam. Meist übernahm in so einem Fall Duir die Führung und schickte seine Leute gekonnt in die einzelnen Kämpfe. Waren die Gegner allerdings zu Zahlreich oder von ihrem Können her zu Überlegen brach er die Kämpfe ab. Man musste ja nicht sinnlos Potions und Items verschwenden. Heute allerdings lief es ganz gut. Sie wechselten sich im Castlebesitz mit einer anderen, ähnlich organisierten Gilde ab und übten sich so ganz gut am Empraum deffen. Ruîn stand die meiste Zeit mit Solar in der Mitte des Saales am Emperium um es im Notfall noch zerstören zu können. Dadurch wurden sämtliche Gegner aus dem Schloß gewarpt und man hatte ein wenig Zeit gerettet. Diesmal hatten sie es allerdings ohne das breaken geschafft, die meisten ihrer Gegner aus dem Empraum zu werfen und so tobten nur noch einige vereinzelte Kämpfe, als plötzliche ein Highwizzard im Eingang erschien den Ruîn irgendwoher kannte. Sein Storm Gust fegte sofort einige Mitglieder der Allianz aus dem Castle bevor Jeran ihn mit einigen schnellen Pfeilen am weiteren casten hindern konnte. Als die Priesterin den Raum betrat wusste Ruîn wessen Gilde sie nun gegenüber standen. Als er zusammen mit drei weitern Peco Reitern in den Empraum kam preschte Ruîn nach vorne. Duir und Jeran hatten den Highwizzard gelegt und sie hörte Raido einige Befehle schreien, als sicher noch um die 20 weitere feindliche Gildenmitglieder den Empraum stürmten. Aber das war ihr nun ziemlich egal. Als er sie entdeckte huschte ein überraschter Ausdruck über sein Gesicht dann grinste er. Auch Ruîn konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie über das Geländer sprang und direkt vor seinem Peco zum stehen kam. Mit einem schnellen Satz rammte sie dem Reittier die erste Waffe tief in die Seite, zog sich daran hoch und stieß ihre Zweite direkt in Helios Hals. Sie wusste zwar, das sie viel zu schwach war, um gegen ihn eine Chance zu haben, aber sie schaffte es trotzdem ihn durch ihren Schwung von dem Peco zu werfen. Seine Frau war gleich neben ihnen und belegte Ruin mit dem Mute Fluch. So konnte sie keine ihrer Spezialfähigkeiten einsetzen. Helios ergriff sie und warf Ruîn zu Boden. Sie spürte wie der erneute Storm Gust ihr beinahe die letzten Kräfte raubte. Nun zog Helios langsam sein Schwert und kam durch die wirbelnden Schneeflocken auf sie zu. Er grinste immer noch als er sich über sie beugte und sie am Hals packte. „Na so einfach ist das nicht, meine Süße.“ Dann stieß er ihr das Schwert zwischen die Rippen und der Empraum verschwamm zur bekannten Waldlichtung bei den Culberts. Neben Ruîn tauchten nun immer mehr Member ihrer Allianz hier auf. Helios Gilde hatten sie förmlich überrannt. „VERDAMMT! Was machen die hier in Prontera? Die haben doch ein Geffen Invest.“ Duir und Raido scheuchten die anderen Mitglieder zusammen. „Wenn es nur ein Späher Trupp ist können wir sie vielleicht besiegen. Los alle wieder rein!“ Jeran deutete den Priestern die Warps wieder zu öffnen und als Raido nickte, lief Ruîn als eine der Ersten wieder los. Der Eingangsbereich des Castles war fast völlig leer. Sie kamen beinahe bis vor den Emperiumraum bevor sie auf die ersten Feinde trafen. Zwei Highwizzards casteten hinter einem Scolar nach vorne, der unter ihnen einen Land Protector gelegt hatte, um sie vor feindlichen Zaubern zu schützen. Vier Peco Reiter hatten hinter ihnen gewartet und kamen nun nach vorne um anzugreifen. Helios war einer von ihnen. Raido deutete seinen Reitern nach vorne zu preschen und die anderen liefen nach links und rechts, um sie von den Seiten her anzugreifen. Ruîn folgte den Pecos, obwohl sie genau wusste, dass sie das nicht durfte. „RUÎN, sofort nach rechts!“ Raido deutete zu den anderen hinüber. „NEIN!“ Als Helios sie sah stoppte er und sprang von seinem Reittier. Der Lord Knight neben ihr lenkte zu Ruîn hin um Helios angreifen zu können doch sie stieß sich gegen sein Reitier. „Was machst du da?!“ „DER GEHÖRT MIR!“ Auf ihrer linken Seite prallten die Reiter nun zusammen und der Kampf begann. Helios nickte amüsiert und winkte sie zu sich. „Zeig mir was du kannst!“ „Keine Skills!“ Ruîn zückte ihre Waffen und Helios erhob sein Schwert. Er war stark, sie konnte seine Schläge kaum blocken, aber dafür sie war schnell. Immer wieder gingen seine Hiebe ins Leere. Als sie der Meteorstorm des Highwizzards traf, war sie für einen Moment abgelenkt und Helios packte sie am Arm und zog sie an sich. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und konnte sehen wie er sein Schwert an ihren Hals hob. Mit letzter Kraft trat sie ihm heftig gegen das Schienbein und er lockerte seinen Griff. Sie fuhr herum und stieß ihm ihre Dolche gegen die Seite. Sie wusste, dass seine Rüstung dort etwas schwächer war, aber sie hatte nicht genug Kraft um sie zu zerstören. Aber wenigstens wollte sie ihn aus dem Gleichgewicht bringen, wenn er stürzte hatte sie vielleicht eine Chance. Sie hieb mehrmals kräftig auf ihn ein, aber er blockte sie geschickt ab. Dann trafen die Pfeile. Helios wurde ein Stück nach hinten geschleudert und Ruîn fuhr herum. „Geh zurück!“ Jeran kam auf sie zu und schoss einen Pfeil nach dem anderen auf den Paladin ab. „Nein!“ Sie wollte ihn am weiterschiessen hindern, doch der gegnerische Scolar war schneller. Der Fireball traf Ruîn, ohne das sie ihn überhaupt gesehen hatte und schon stand sie wieder auf der Waldlichtung. „VERDAMMT!“ Sie warf ihre beiden Waffen vor sich auf den Boden und stampfte sauer hin und her bis die anderen Gildenmitglieder erschienen. „Ruîn, was bitte sollte das?“ Raido kam zu ihr aber sie stieß den Champ zur Seite und ging direkt auf Jeran zu. „Wieso hast du das gemacht?“ Sie war wütend. „Weil du keine Chance gegen einen Paladin hast, auch wenn er sich nicht selbst heilt!“ Jeran war ein wenig verwirrt. Was zur Hölle hatte sie sich bei diesem Kampf nur gedacht? „Das ist meine Sache, da hast du dich nicht einzumischen!“ Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte einige Haare aus ihrem Blickfeld, sie musste sich beruhigen. „Und was hast du davon wenn du sinnlos stirbst?“ „RUHE DAHINTEN!“ Duir kam auf die Beiden zu. „Wir gehen da sowieso nicht mehr rein, also ist es egal!“ „Wieso nicht?“ Ruîn schüttelte den Kopf. „Weil es die ganze Gilde und nicht nur ein Späh Trupp ist. Die sind eine Nummer zu groß für uns.“ Raido winkte die anderen Member zu sich. Sie suchten sich nun ein neues Schloss aus und schickten ihre Kundschafter los. Ruîn ließ sich ins kühle Graß fallen und überlegte. „Was war das eben da drinnen?“ Solar stand neben ihr. „Ein Kampf! Das nennt man PvP!“ Sie stand auf und erwischte ihre Waffen. Die ersten Späher waren zurück und es ging weiter. Das restliche WoE verging etwas ruhiger. Sie kämpften sich durch Skogul und hielten das Castle sogar für eine ganze Weile, bevor sie kurz vor dem Ende von einer größeren Allianz überrannt wurden. Ruîn hielt sich während dem Deffen von Jeran fern, aber sie merkte, dass er sie beobachtete. Natürlich war ihr klar, dass sie gegen einen Kämpfer wie Helios nicht gewinnen konnte, aber sie hätte sich sicherlich noch eine Weile gegen ihn zur Wehr setzen können, wenn er nicht eingegriffen hätte. Als das WoE zu Ende war, drückte sie alle ihre Waffen Duir in die Hand und verließ den Gildeplatz ohne ein Wort in Richtung des Westtors von Prontera. An der Kafra war, wie immer nach einem WoE, sehr viel los und Ruîn musste sich durch eine Menge Leute und Händlershops drängeln. Sie bemerkte nicht mal, dass ihr jemand folgte. An dem Gildengebäude hatte sich in der ganzen Zeit, in der sie nicht mehr hier gewesen war, nichts verändert, auch der große Baum stand noch an Ort und Stelle. An den knorrigen Stamm gelehnt beobachtete sie das Treiben rund um den Platz vor dem Haus. Die meisten Gildenmitglieder kamen wohl gerade von der Kafra und einige Partys wurden besprochen. Dann sah sie Helios. Er sprach mit einer Sniper, seine Frau war nicht zu sehen. Das Mädchen kicherte als sie vor dem Haus stehen blieben und zog ihn zu sich herunter, damit sie ihm was ins Ohr flüstern konnte. Ruîn musste sich sehr bemühen um ein Lachen zu unterdrücken. Als sie ihn im WoE wieder gesehen hatte, waren einige ihrer alten Gefühle wieder hochgekommen, aber wenn sie ihn nun so mit der Sniper beobachtete… Sie liebte ihn nicht. Als er sie entdeckte ließ er seine Begleiterin mitten im Satz stehen und kam zu Ruîn herüber. „Wie lange ist das her, dass du zu mir gekommen bist?“ Er ergriff sie am Arm und wollte sie umarmen aber Ruîn drückte ihn weg und schüttelte den Kopf. „Nanana, das kannst du deiner kleinen Freundin da doch nicht antun.“ Sie lächelte und wanderte ein Stück um den Baum herum. „Ach das lass mal schön meine Sorge sein…“ Er hatte den Baum auf der anderen Seite umrundet und sie standen sich nun gegenüber. „Ist schon bald ein ganzes Jahr her.“ Ruîn versuchte ihn daran zu hindern sie zu umarmen was zur Folge hatte das er nun ihre beiden Hände hielt. „Das ist viel zu lange…“ Er zog sie an sich aber sie senkte den Kopf sodass er sie nicht küssen konnte. Es war wirklich sehr lange her das sie ihm so nahe gewesen war und sie musste zugeben, dass sie sehr wohl ein wenig Lust hatte ihn zu küssen. Aber sie hatte sich geschworen Solar nicht mit Helios zu betrügen. Langsam zog sie ihre Hände zurück. „Lass die Kleine nicht warten.“ Sie winkte ihm zu und wandte sich ab. „Jetzt warte doch mal.“ Helios wollte sie zurückhalten, aber sie war schon zwischen den Menschen auf der Hauptstrasse verschwunden. Er seufzte und wandet sich dem Gildenhaus zu, wo die Sniper mit sehr interessiertem Blick auf ihn wartete. „Kein PvP Heute?“ Ruîn hatte ihr Zimmer betreten und blickte auf Solar, der auf dem Bett saß und wohl auf sie gewartet hatte. „Was war das heute im WoE und jetzt?“ Ruîn schüttelte den Kopf. Warum musste Solar auch immer so neugierig sein? Sie setzte sich auf den Fenstersims und blickte nach unten über die Stadt- mauer. „Ich kannte den Paladin, das war alles.“ „Du kennst ihn?“ Solar war aufgestanden und wanderte langsam zu ihr herüber. „Ja, und bevor du wieder damit anfängst- ich habe auch nichts mit ihm.“ Er kniete sich vor Ruîn hin. „Das habe ich nicht gemeint. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, du warst ja wie ausgewechselt.“ Er fuhr mit seinen Händen über ihre Oberschenkel, aber seinem Blick nach zu Urteilen machte er sich wirklich nur Sorgen. Ruîn seufzte. „Und nur deswegen sitzt du hier rum, anstatt mit deinen Freunden im PvP deinen Spaß zu haben?“ Er zuckte mit den Schultern und sie schüttelte den Kopf. „Ach hau schon ab, killt ein paar feindliche Gildenmember und mach dir keine Gedanken mehr.“ Sie scheuchte ihn trotz einiger Gegenwehr zur Tür. „Jaja, ist ja schon gut, ich gehe, aber willst du nicht mitkommen?“ „Nein, ich gehe lieber in die Bibliothek und lese noch etwas.“ Sie gab ihm einen Kuss und schob Solar zur Tür hinaus. Sie schüttelte den Kopf. Ruîn mochte Solar, sie hatte ihn sogar ziemlich gerne, aber irgendwie wurde sie dieses Gefühl nicht los. Das Gefühl, ihn als eine Art kleinen Bruder zu betrachten. Sie wickelte ihre Arm- schoner auf und ließ auch ihre Schulterrüstung im Zimmer zurück als sie sich in die Gildenbibliothek aufmachte. Über die Stadt Geffen waren zahlreiche Legenden im Umlauf. Die bekannteste befasste sich mit einem großen Krieg, in dem die Stadt Geffenia quasi über Nacht vom Erdboden verschwand. Tief unter den Katakomben der Magiergilde im heutigen Geffen konnte man immer noch die alten Ruinen der Stadt finden. Aber die Monster, die nun dort hausten, waren sehr Gefährlich und nicht viele Abenteurer die dorthin aufgebrochen waren, kamen auch wieder zurück. Ruîn klappte das riesige, alte Buch zu und betrachtete den Stapel der noch vor ihr auf dem Tisch stand. Sie ergriff die ersten drei Bücher und machte sich daran sie zurück- zubringen. Sie wanderte zwischen den Regalen hin und her und sah sich hin und wieder einige der Einbände näher an. Es war schon ziemlich Dunkel, aber noch reichte das Kerzenlicht zum lesen. Vor einiger Zeit war noch ein Sage im vorderen Teil der Bibliothek gewesen, doch nun sah es so aus als ob Ruîn alleine war. Sie stellte gerade das letzte Buch ins Regal als sie die Tür hörte. Ein wenig neugierig blickte sie um die Ecke. Es war Jeran. Trotz des schummrigen Lichtes hatte sie ihn sofort erkannt. Als er sie sah schloss er die Türe und kam auf sie zu. Aber es war nicht so wie sonst. Da war etwas in seinem Blick das Ruîn einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Er streifte im Vorbeigehen mit der rechten Hand über einen der Tische und warf alle Bücher und eine der Kerzen hinunter. Sein Blick war ganz auf Ruîn fixiert und unbewusst trat sie einen Schritt nach hinten. Dann war er bei ihr. Sie trat noch einen Schritt zurück und spürte die Wand hinter sich. Ruîn hob die Hand aber er war schneller. Er erwischte sie am Handgelenk und drückte sie gegen die kalte, steinerne Mauer. Er packte auch ihre andere Hand und führte sie nach oben. Mit ihren Fingern konnte sie die Fugen zwischen den Mauersteinen fühlen. Sie sahen sich an. Seine Stirn berührte die ihre und sie konnte sehen, dass seine Lippen zitterten. „Deinen Ehemann akzeptiere ich. Das muss ich ja wohl…“ Sie hatte das Gefühl das ihr das Herz bis zum Hals schlug. Sein Griff um ihre rechte Hand lockerte sich, dann ließ er sie los. „Aber diesen Paladin da, das akzeptiere ich nicht!“ Er streifte ihr langsam über die Wange, dann erwischte er sie am Kinn, zog ihren Kopf hoch und küsste sie. Es war ein wilder und harter Kuss und Ruîn krallte sich an seiner Schulter fest. Jeran ließ auch ihre andere Hand los als er sie erneut küsste. Diesmal aber viel sanfter und weicher, beinahe wie damals in Amatsu. Seine Hände streiften ihren Oberkörper entlang nach unten, er umarmte sie und zog sie an sich. „Das mit dem Paladin ist schon lange vorbei...“ Er sah sie an und Ruîn schüttelte langsam den Kopf. Als er sie erneut küsste schloss sie die Augen und umarmte ihn ebenfalls. Sie ließ ihren Kopf nach hinten fallen und Jeran küsste sie am Hals. „Damals kannten wir uns noch nicht...“ Seine weichen Lippen und sein heißer Atem an ihrer Haut ließen eine Gänsehaut an ihrem ganzen Körper entstehen. Wie war es nur möglich, dass nur ein paar Küsse von Jeran so etwas bei ihr auslösen konnten? Gemächlich glitten seine Finger nach unten und sie konnte seine Fingernägel an ihren Oberschenkeln spüren. Dann packte er sie und hob Ruîn hoch. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und er wanderte mit ihr zu dem Tisch wo er sie langsam wieder absetzte. Er streifte ihr die Träger ihres Oberteils von den Schultern und liebkoste sie dabei am Hals. Ruîn ließ sich nach hinten fallen und seine Hände streiften über ihren Oberkörper. Geschickt löste er die Bandagen ihres Oberteils und zog den Stoff auseinander. Sie schloss die Augen und genoss seine Berührungen in vollen Zügen. Jeran beugte sich über sie und streifte mit den Fingern sanft über ihren Hals und über ihr Gesicht. Langsam hob Ruîn ihre Hand und legte sie um seinen Hals. Er sah sie an. Plötzlich huschte ein leicht entsetzter Ausdruck über sein Gesicht. Er zog seine Hand zurück und wandte sich von ihr ab. „Verdammt…“ Hastig fuhr er sich mehrmals durch die Haare und wanderte dabei hin und her. „Es tut mir leid, ich habe mein Versprechen gebrochen…“ „Nein, nein, das muss es nicht.“ Ruîn war ein wenig verwirrt, schnell sammelte sie die Bandagen ihrer Kleidung zusammen. Jeran sah sie an und schüttelte den Kopf. „Tut mir wirklich Leid…“ Damit drehte er sich um und verließ die Bibliothek. Zurück in ihrem Zimmer setzte sich Ruîn auf den hinteren Fenstersims und blickte nach draußen in die Dunkelheit. Das Glas war angenehm kalt und sie hoffte es würde ihre innere Hitze ein wenig dämpfen. Sie seufzte, das war wirklich knapp gewesen. Beinahe hätte sie ihren Ehemann betrogen. Sie wollte ihm das wirklich nicht antun. Immerhin hatte sie ihn ja wirklich sehr gerne. Als Solar von seinem PvP Ausflug zurückkam, saß sie immer noch am Fenster. „Hallo! Also heute hast du echt was verpasst, da war ne große Party mit sicherlich 6-7 Leuten…“ Er wandere aufgedreht im Zimmer hin und her und verteilte dabei seine Waffen und einige Teile seiner Rüstung. „Wir haben zwar gedacht davon schaffen wir eh keinen, weil halt viele Rebis und so…“ Er war vor ihr stehen geblieben und fuchtelte nun ein wenig umständlich mit seinen Armen vor ihr herum. „Mhm, ja, und wie gings weiter?“ Ruîn nickte hin und wieder während sie Solars lautstarken Erzählungen lauschte und ihm dabei zusah, wie er ihr alles mit Händen und Füßen zeigte, aber dabei irgendwie überhaupt nichts richtig mitbekam. Nach einiger Zeit hörte er damit auf imaginäre Kämpfe nachzustellen und kam zu ihr. Er erwischte ihre Hände, zog sie auf die Beine und wanderte mit ihr hinüber zum Bett. Ruîn wusste was er von ihr wollte und es wäre sicherlich unfair gewesen, sich nach alledem was vorhin gewesen war, dagegen zu sträuben. Kapitel 15: Jeran ----------------- Jeran Die nächsten paar Tage bekam Ruîn Jeran überhaupt nicht mehr zu Gesicht. Sie hörte nur von Duir das er eine längerfristige Trainingsparty angenommen hatte. Naja, so konnte sie ihre Zeit wenigstens dadurch nutzen, sich auf ihr eigenes Training zu konzentrieren. Nach einiger Zeit des Itemsammelns in den düsteren Höhlen von Payon brauchte Ruîn mal wieder etwas Licht. Nach einigem rätseln wo man sowohl ein wenig Geld machen, als auch etwas trainieren konnte, landeten sie auf einem sonnigen Hochtal nahe der Stadt Rachel wo sie die Vogel- ähnlichen Hill Winds jagten. „Irgendwie bist du in der letzten Zeit viel besser geworden.“ Sie saßen unter einem Baum, nahe einer Hügelklippe und verstauten gerade ein paar Items. „Keine Ahnung.“ Ruîn zuckte mit den Schultern und betrachtete eine der Hill Wind Federn die in mehreren Farben schimmerten. „Doch, ich find schon, du wirst sicher vor mir zum Rebirth dürfen. Das wird vielleicht süß, wenn du dann eine High Thief bist.“ Solar grinste und Ruîn schüttelte den Kopf, musste dann aber doch lächeln. Teilweise hatte er sogar Recht. Sie war wirklich besser geworden. Das lag vermutlich an dem ganzen zusätzlichen Training mit Jeran und Duir. „Wir werden ja sehen.“ Damit erhob sie sich und zückte ihre Waffen. Sie wollte mit dem Training fortfahren. Sie kämpften sich Richtung Osten bis zum Grenzposten von Arunafeltz durch, das dort an die Schwarzwaldrepublik grenzte. Von dort war es nicht mehr weit bis zur Stadt Lighthalzen. Aber sie beschlossen trotzdem für die Nächte lieber zurück nach Prontera zu reisen. Die Monster in der Gegend waren zu gefährlich, als das man dort im freien Übernachten konnte, und in einem Hotel der nahen Städte würden sie nur unnötig Geld ausgeben. Langsam wurde es hell in ihrem Zimmer und Ruîn guckte unmotiviert unter ihrer Decke hervor. Die letzten Tage hatte sie sich morgens immer ein wenig matt gefühlt. Sie musste sich endlich mal angewöhnen früher einzuschlafen. Sie drehte sich um und blickte in Solars grinsendes Gesicht. „Guuuuuten Moooorgen!“ „Bäh.“ Sie zog sich die Decke wieder über den Kopf und drehte sich weg. „Ach komm, is nen schöner Tag, die Sonne scheint…“ „Und die Vögel zwitschern, jaja, mir egal.“ Sonst war sie es eigentlich immer gewesen die in aller herrgotts- frühe als erste aufgesprungen war, aber heute hatte sie dazu echt keine Lust. Solar zerrte noch ein wenig an ihr herum bis er schließlich aufgab und das Zimmer verließ. Ruîn betrachtete die hellen Reflexionen des Fensters, die langsam über den steinernen Boden in Richtung des Bettes wanderten und beschloss aufzustehen wenn sie eben jenes erreichten. Den ganzen Tag über fühlte sie sich kraftlos und schlecht und das Training war in diesem Zustand wirklich sehr anstrengend gewesen. Erst zum Abendessen ging es ihr dann wieder einigermaßen gut. Während Ruîn etwas lustlos an einem Apfel knabberte nahm sie sich vor ein paar Tage lang ihr nächtliches Zusatztraining etwas zu kürzen. Immerhin konnte das ja so nicht weitergehen. Bei ihnen am Tisch saßen noch ein paar von Solars Pvp Freunden die in eifrige Erzählungen vertieft waren. Als sie gerade fertig war hörte sie jemanden von draußen ihren Namen rufen. Auch Solar hatte das bemerkte und sie guckten beide zum großen Tor das in die Vorhalle führte. Mit einem kräftigen Ruck flog die große hölzerne Türe auf und Jeran stürzte förmlich herein. „RUIN!! Es ist soweit!“ Er kam an ihren Tisch, ergriff Ruîns Hände und zog sie auf die Beine ehe diese auch nur einmal blinzeln konnte. „Isan bekommt ihr Kind! Ich war mit Thuris in einer Trainingsparty, er ist schon bei ihr, komm beeil dich!“ „Waaass echt? Wurd ja auch Zeit!“ Ruîn kicherte und stürmte mit Jeran zur Tür. „Wartet nicht auf mich!“ Damit winkte sie Solar und den anderen an dem Tisch zum Abschied nochmals zu. Es dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Jeran und Ruîn saßen im Flur des Gildenhauses und beobachteten das hin und her Eilen der verschiedensten Leute. Aus Juno war ein sehr bekannter Professor gerufen worden und dieser hatte auch gleich zwei Hebammen mitgebracht. Je länger sie warteten desto nervöser wurde Ruîn. Als sie endlich die ersten krähenden Schreie hörten, kam eine der Frauen aus dem Zimmer und winkte ihnen zu. „Es ist ein gesunder Junge, sie können jetzt rein!“ So schnell sie konnte stürzte Ruîn ins Zimmer und warf dabei beinahe die Hebamme um. Sie setzte sich zu Isan ans Kopfende und umarmte ihre Freundin. „Jetzt sag bloß nicht das ihr da draußen die ganze Zeit meinem höllischen Geschrei zugehört habt.“ Isan hatte noch immer ein mit tränen überströmtes Gesicht und Ruîn fuhr ihr mit einem kalten Tuch über die Stirn. „Ach so schlimm wars nicht, und jetzt hast du ja endlich alles überstanden.“ „Nyo ich würd halt nur gern auch mal mein Kind sehen.“ Sie deutete nach hinten wo ihr Ehemann mit ihrem neuen Sohn hin und her wanderte und nun mit Jeran zusammen Grimassen schnitt. „Nyaaa, Männer halt…“ Die beiden Frauen schüttelten ihre Köpfe. Ruîn blieb die nächsten paar Tage bei Isan um ihr ein wenig zu helfen. Solar war zwar ein wenig enttäuscht, das sie nicht wenigstens zuhause schlafen wollte, aber die Aussicht auf ein paar durchgemachte PvP Nächte mit seinen Freunden war dann durchaus auch verlockend. Während sich ihr Mann um das Kind kümmerte, hatte die Assassine alle Mühe damit die Blacksmith von ihren Schmiedeutensilien fernzuhalten. Der Arzt hatte nämlich darauf bestanden das sich Isan noch einen Monat zu schonen hatte. Zum nächsten Woe wollte Ruîn dann wieder zu ihrer Gilde zurückkehren. Sie und Isan schliefen bis der Kleine nach einem langen Spaziergang endlich sein Mittagessen haben wollte. „Ich sags dir, das wird ein Merchant, das kann ich fühlen.“ Isan hatte ihren Sohn an der Brust und nickte selbstgerecht während Ruîn Thuris ignorierte, der hinter ihnen heftig den Kopf schüttelte und dann an sich auf und ab zeigte, um ihr zu deutet das sein Sohn sicherlich mal in seine Fußstapfen treten würde. Dann begannen sie langsam damit ein, schon etwas spätes Mittagessen zu kochen. Während Ruîn und Isan einige Früchte als Nachtisch zusammen schnibbelten kam Jeran um sie abzuholen. Er war auch in den letzten Tagen immer wieder vorbeigekommen und hatte sich dann hauptsächlich mit Isans Ehemann um eine zukünftige Trainingspartyplanung gekümmert. So setzten sie sich auch jetzt gleich wieder zusammen und gingen einige Möglichkeiten durch. „Sind sie nicht süß die zwei?“ Isan kicherte und naschte an einer Grape. „Mhmm.“ Ruîn war sich da nicht so sicher. Die Blacksmith beugte sich zu ihr und fuhr in leiserem Ton fort. „Weißt du, die Entscheidungen die wir mit dem Kopf treffen sind nicht immer die Richtigen.“ Ruîn hielt inne und blickte sie fragend an. Was meinte sie denn damit? „Man muss auch mal auf sein Herz hören.“ Mit einer schnellen Bewegung fegte Isan einige Reste zur Seite und schnappte sich das Tablett mit den Früchten. Vorsichtig balancierte sie ihr Werk an den Tisch und winkte dann Ruîn ihr endlich zu folgen. Es wurde dann doch ein wenig später als geplant als Jeran und Ruîn schließlich zu ihrem Gildenhaus aufbrachen. Isans Worte hängten ihr noch nach, da sie sich nicht vorstellen konnte was diese damit gemeint hatte. Sie betrachtete Jeran der lächelnd neben ihr in der beginnenden Dämmerung herspazierte. Sie hatte Gefühle für ihn das konnte sie nicht leugnen. Aber was das für welche waren, das wusste sie nicht. Als sie das große Haus erreichten war es verdächtig still. In der Eingangshalle und dem Gemeinschaftsraum war kein Mensch zu sehen. „Oha, sind wohl schon alle am WoE Treffpunkt. Wir sind zu spät.“ Jeran zuckte mit den Schultern und wandte sich an die Treppe. „Nur noch kurz was holen und umziehen.“ Ruîn nickte während er die Treppen nach oben sprang. Sie wanderte eine Runde durch den Raum und als sie wieder an die Treppe kam, wurde ihr klar das sie Jerans Zimmer noch nie gesehen hatte. Na gut, als sie langsam die Stufen nach oben wanderte, musste sie sich eingestehen das sie außer ihrem eigenen Raum eigentlich gar keinen der anderen kannte. Gemächlich lief sie den langen Säulengang entlang und blieb einen Augenblick vor der geöffneten Tür stehen bevor sie hinein blickte. Der Barde war nirgends zu sehen. Vermutlich war er im Bad. Der Raum so an sich sah fast genauso aus wie Ruîns. Etwas kleiner vielleicht und mit etwas anderen Möbeln. Allerdings war das Bett ein wenig größer und hatte vier große Pfosten an den Ecken. Diese zogen Ruîns Aufmerksamkeit sofort auf sich. Sie reichten beinahe bis an die Decke und waren über und über mit tiefen Einschnitten versehen. Alles mehr oder weniger gerade Linien die anscheinend von oben nach unten eingeritzt worden waren. Es mussten wohl über hundert davon sein. Sie fuhr langsam mit den Fingern darüber, einige sahen irgendwie älter aus als andere. Plötzlich hörte sie die Bodendielen im Flur knarren und fuhr herum. Jeran stand in der Tür. Kapitel 16: Gefühle ------------------- Gefühle „Na ist dir unten langweilig geworden?“ Er grinste und warf einige seiner Klamotten auf das Bett. Wie sie es sich schon gedacht hatte, war er im großen Bad am Ende des Ganges gewesen. Anscheinend hatte er seinen Kopf unter Wasser gehalten, denn sein Haar war komplett nass. Zu allem Überfluss war er auch noch oben herum nackt und Ruîn konnte förmlich spüren wie ihr Gesicht rot anlief. Er stand nun dicht vor ihr und betrachtete sie eingehend. Ruîn wollte ihren Blick senken aber er hielt sie gefangen. Das rote Haar funkelte im Licht der untergehen Sonne und seine eisblauen Augen hielten sie förmlich fest. Sie fühlte die kalten Wassertropfen auf ihren Wangen als er sie langsam an sich zog. „Wir müssen nicht unbedingt zum WoE…“ Er schüttelte gemächlich den Kopf und Ruîn schloss die Augen. Seine Lippen waren so unglaublich weich und seine Hände verursachten eine rege Gänsehaut auf ihrem ganzen Rücken. Drei, Vier Küsse lang versuchte sie sich ein wenig von ihm abzuwenden, doch dann erwischte Jeran ihre rechte Hand und zog sie nach oben. Er küsste ihre Finger, die Handfläche, das Handgelenk und dann wieder ihre Lippen. Ihre Hand hielt er solange an seiner Schulter bis er sich sicher war, das sie sie auch dort lassen würde. Er musste lächeln, es war gar nicht so einfach sie dazu zu bringen ihn zu umarmen. Da Ruîn nicht trainieren gewesen war, trug sie noch keine Rüstungsteile und keine Bandagen, lediglich ihren leichten lilafarbenen Body und die Assassinen Strümpfe. So war es ein leichtes für Jeran an ihre nackte Haut zu gelangen. Er küsste ihren Hals und streifte ihr das Oberteil von den Schultern. Ruîn ließ ihre Hände über seinen Nacken streifen, seine Haut war heiß, genauso wie seine Küsse. Langsam drängte er sie ein wenig nach hinten. Erst ein Schritt, dann ein weiterer, bis sie plötzlich an etwas anstieß. Etwas erschrocken ließ sie sich nach hinten fallen und fand sich auf dem Bett wieder. Jeran lächelte leicht, ergriff mit einer Hand eine der Bettstangen nahe der Decke und blickte sie an. Ruîn konnte ihren Herzschlag beinahe schon hören, so nervös war sie unter seinem durchdringenden Blick. Auch sie betrachtete ihn nun eingehend, seine breiten Schultern, sein durchtrainierter, schlanker Oberkörper und seine schmalen Hüften, und obwohl sie ihn schon einmal so gesehen hatte, war es nun etwas vollkommen anderes. Er ließ die Stange los und kniete sich auf das Bett. Einen leisen Fluchtgedanken wegschiebend ließ sich Ruîn nach hinten fallen und schloss die Augen. Seine Hände wanderten über ihre Beine nach oben zu ihren Knien, wo es ein wenig kitzelte, und dann weiter über ihre Oberschenkel bis zu ihren Hüften. Dann spürte sie seine Lippen an ihrem Bauchnabel. Sanft glitten seine Fingerspitzen über ihren nackten Oberkörper während er sich immer weiter nach oben tastete. Dann lag er auf ihr. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und sie küssten sich. Erst ganz langsam und sanft, dann immer wilder und fordernder. Ruîn krallte sich an seiner Schulter fest und warf den Kopf nach hinten. Sie hatte das Gefühl das ihr schier die Luft weg blieb. Wie machte er das nur? Warum hatte sie so etwas nicht schon vorher gefühlt? Bei Helios oder bei Solar? Was war hier nur so anders? Jeran küsste sie am Hals und seine Hand glitt langsam an ihr nach unten. Er wusste genau was er da tat. Er wusste ganz genau wie er sie verführen konnte. Und mit einem Mal wurde Ruîn klar, was diese ganzen Einkerbungen an den Pfosten bedeuteten. Entsetzt schob sie Jeran von sich weg und starrte auf die ganzen Einschnitte. „Was…?“ Er folgte ihrem Blick und an seinen Augen konnte sie genau erkennen, dass sie Recht hatte. Er schüttelte heftig den Kopf während Ruîn aufsprang und ihr Oberteil wieder anzog. „Nein!“ Sie stürzte an die Tür und kämpfte mit den Tränen. „Ich werde sicherlich nicht zu einer Markierung an deinem Bett werden!“ „Nein so ist das nicht!“ Doch sie schüttelte nur den Kopf und verschwand im Flur. So schnell sie konnte lief sie aus dem Gildenhaus und hinüber zum WoE Treffpunkt. Was zum Teufel hatte sie sich bloß wieder dabei gedacht? Sie wusste doch ganz genau das Jeran mit allen Frauen spielte. Nur weil sie zusammen in der Gilde waren und gemeinsam trainierten machte sie das noch lange nicht zu einer Ausnahme. Sie musste sich abreagieren. Sie musste irgendwen töten. Die nächsten paar Tage hielt sich Ruîn so weit es ging von Jeran fern. Tagsüber war das kein Problem da sie ja sowieso mit Solar in der Gegend um Lighthalzen unterwegs war, aber beim nächtlichen Training war es leider unmöglich. Da sie nicht darauf verzichten wollte schleppte sie schließlich Danu als neutrale Bufferzone mit. Die junge Priesterin war sehr erfreut das sie mitgehen konnte und schien sich zudem noch blendend mit Duir zu verstehen. Von Jeran hielt sie sich ein wenig entfernt. Sie waren an der Küste nahe Alberta unterwegs wo sie Nine Tails und Dragonflys jagten. Mit der Unterstützung einer tatkräftigen Priesterin war das natürlich eine leichte Übung. Gegen drei Uhr morgens entfachten sie ein kleines Feuer an den Klippen. Duir und Jeran durchsuchten das Loot um einige neue Pfeile herstellen zu können und Danu setzte sich neben Ruîn auf die andere Seite des Feuers. Der Rauch hatte eine sehr abschreckende Wirkung auf die Dragonflys, so dass sie sich ein wenig entspannen konnten. Während sie die beiden Männer dabei beobachteten wie sie ihre Pfeile bastelten beugte sich Danu zu Ruîn und deutete auf Jeran. „Das weiß aus der Gilde sonst keiner, aber er ist der Grund dafür gewesen das ich damals beigetreten bin…“ „Hmm?“ Ruîn war überrascht. „Ich habe ihn in Comodo auf einem Fest kennen gelernt, wir haben getanzt…“ Ein leichter Wind wehte vom Meer herüber und ließ einige Funken in der Dunkelheit umherfliegen. „Er hat mich verführt. Und ich bin ihm in die Gilde gefolgt. Aber als er mich dann wieder gesehen hat…“ Danu schüttelte den Kopf und lächelte. „Er hat nichts gesagt, ich glaube er konnte sich gar nicht mehr an mich erinnern.“ Die Priesterin seufzte und Ruîn nickte. „Das kann ich mir gut vorstellen. Diese Männer, alles Schweine.“ Beide kicherten, doch dann schüttelte Danu ihren braunen Lockenkopf. „Nein, nicht alle…“ Sie blickte durch das Feuer und Ruîn bemerkte das es nicht Jeran war, den sie ansah. In der Nähe bellte ein Ninetail und so erhoben sie sich um es in der Dunkelheit zu suchen, nicht das es sie plötzlich aus dem Hinterhalt angriff. Einzelne dieser kleinen Monster waren zwar kein Problem aber bei größeren Mobs mussten sie ein wenig Acht geben das es sich nicht um den großen Boss des Waldes, Eddga, handelte. Dieser Bär war immer mit einigen Ninetails in diesem Gebiet unterwegs und etwas gefährlich. Sie kämpften sich langsam in Richtung Osten vor und Ruîn merkte das Jeran immer in ihrer Nähe war. Er passte auf wenn sie Kämpfte, er hielt ihr die größeren Mobs vom Hals und fing sie auf als sie, peinlicherweise, in der Dunkelheit über einen Baumstumpf stolperte. „Vorsicht…“ „Mist! Ja ich hab das nicht gesehen.“ Er sah sie nicht an, aber er behielt ihre Hand in seiner. Die Gruppe erreichte eine kleine steinerne Hausruine auf einer Anhöhe. In einiger Entfernung den Hügel hinunter, konnte man die Lichter der Handelstadt erkennen. „Pause, ich mag nicht mehr!“ Duir gähnte und ließ sich auf einen großen Felsen fallen. Danu nickte, ließ sich neben ihm auf dem Boden nieder und kontrollierte ihren Gemstones Vorrat. Ruîn zog ihre Hand aus Jerans und wanderte nach vorne an die steinernen Überreste eines Fensters. Sie blickte nach unten in die Dunkelheit des Waldes und die Lichter der Stadt die durch diese hindurch schimmerten. „Damit du eines weißt, ich hatte niemals vor dich an dem Pfosten zu verewigen. Das ist vorbei.“ Jeran war neben ihr und folgte ihrem Blick zu den Lichtern. Sie sagte nichts und senkte den Kopf auf ihre Arme, die sie an den Steinresten abgestützt hatte. Er tat es ihr gleich und sie blickten sich an. „Sieht dir gar nicht ähnlich, Leute wegen ihrer Vergangenheit zu verurteilen.“ „Vergangenheit, hmmm?“ Sie stand auf und schüttelte den Kopf. „Ja vielleicht tue ich das…“ Langsam ließ sie sich auf dem steinernen Boden der alten Hausruine nieder und blickte nach oben zu den Sternen. In der ferne hörte sie Danu kichern die sich wohl mit Duir unterhielt. Dann war Jeran wieder neben ihr. Er deutete nach oben. „Siehst du die Sterne dort? Wenn du genau hinsiehst sehen die aus wie ein Aco.“ „Meinst du?“ Die Assassine kniff die Augen zusammen. „Ja und da drüben, siehst du, das ist ein Poring.“ „Hmmm ja, mit viel Fantasie.“ Sie kicherte und schüttelte den Kopf. Sie waren weit länger als geplant unterwegs gewesen und der neue Tag war schon längst hereingebrochen als sich die vier Kämpfer endlich wieder in Prontera einfanden. „Voll Schlimm, gleich beginnt ja schon unsere Thors Party.“ Jeran hängte sich an Duirs Hals. „Als ob das deine erste durchgemachte Nacht wäre.“ Der Hunter schüttelte den Kopf und die Mädels kicherten. Während Jeran und Duir sich gleich zum Partytreffpunkt aufmachten betraten Danu und Ruîn das Gildengebäude. Sie wollten sich noch ein wenig hinlegen. Als Ruîn ihr Zimmer betrat war Solar natürlich schon längst wach. Es saß am Fenster und war sichtlich sauer. „Warum bist du mitten in der Nacht abgehauen?“ Ruîn seufzte. „Ich konnte eben nicht schlafen.“ „Du hättest mich doch auch wecken können!“ Sie mochte es gar nicht wenn er so laut wurde. „Es reicht doch wenn ich nicht schlafen kann.“ Sie regte sich ja auch nicht auf wenn er lange im PvP unterwegs war. „Außerdem weißt du ganz genau was ich von dem Barden halte!“ Er war aufgestanden und deutete aus dem Fenster. Er hatte sie also gesehen. „Wir waren ja nicht alleine unterwegs!“ Langsam bekam sie Kopfschmerzen. „Oder hast du nun auch noch was gegen Duir?“ Sie blickte ihn streng von oben herab an, was nicht sonderlich schwer war, da sie auch ohne ihre hohen Schuhe ein paar Zentimeter größer war als Solar. „Nein gegen ihn habe ich nichts.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber…“ „Habe ich jemals irgendetwas gegen einen deiner Freunde gesagt?“ Nun war sie wirklich wütend. „Gibt es irgendetwas das ich dir verbiete?“ Jetzt trat er einen Schritt zurück. Das sie sich so lautstark verteidigte war neu. Sie schloss die Augen, etwas stimmte nicht. Sie atmete ein paar Mal tief durch aber es half nicht. „Ich sage ja auch nicht das ich dir etwas verbieten will oder so.“ Nun klang Solar ein wenig kleinlaut. „Aber ich kenne diesen Kerl halt schon länger als du.“ „Wir sind aber nur Freunde uns sonst gar nichts!“ Schrie Ruîn nun viel lauter als eigentlich beabsichtigt. Und plötzlich krampfe sich alles in ihr zusammen und sie sank auf die Knie. Solar war entsetzt und sprang auf sie zu. „Lass mich!“ Sie hieb mit der Faust auf den Boden, die Schmerzen waren höllisch. „Nein, du musst aufstehen, komm mit.“ Mit Solars Hilfe schaffe sie es auf die Beine zu kommen und er führte sie ans Bett. „Leg dich hin, ich hole Hilfe!“ Damit rannte er auch schon los. Ruîn schloss erneut die Augen und versuchte nochmals tief durchzuatmen. Ganz langsam ließ der Schmerz nach. Was war das bloß gewesen? Konnte man durch Wut solche Schmerzen bekommen? Als Solar mit einem fremden Scolar und einer Alchemistin aus der Gilde wieder zurückkam, saß sie schon wieder auf dem Rand des Bettes. Sie bestand zwar darauf, das es ihr wieder gut ginge, bekam aber trotzdem von der Alche einen sehr widerlich schmeckenden Kräutertrunk für den Magen verabreicht. Naja wenigstens hatte sich der Streit mit Solar erledigt. Als sie sich am folgenden Morgen immer noch irgendwie schlecht fühlte, beschloss Ruîn am nächsten Tag die Ärzte in Juno aufzusuchen. Vielleicht hatte sie sich irgendeine Grippe eingefangen. Sie wollte nur nicht das heutige Gildenevent verpassen. Duir hatte es geplant um die Gildenkasse mal wieder etwas aufzustocken. Beinahe die komplette Gilde versammelte sich also gegen Mittag in der großen Eingangshalle und wartete auf die Warps. Irgendwie fand es Ruîn passend, dass es in die Nähe von Juno ging. Duir wollte dort unterhalb des El Mes Plateaus die Goats wegen ihrer Herbs jagen. Es machte allen eine Menge Spaß die einzelnen Monster umherzujagen, kleinere Gruppen in den Storm Gust der Wizzards zu mobben und gelegentlich beim Anblick einer der seltenen Harpyen mit gespieltem Entsetzen herumzuschreien. Duir stand am oberen Ende des Hügels und schickte gekonnt einige Leute hin und her, während Jeran zwischen den einzelnen Wizzards und Priestern hin und her wanderte und mal hier, mal da ein Bragi erklingen ließ. Wenn er an Ruîn vorbei kam, versorgte er sie immer mit den neuesten Informationen über die verschiedensten Gildenmitgliedern die er gerade sehen konnte. „Die da hinten haben schon fast 100 blue Herbs, das wird ein nettes WoE geben.“ „Unsere Dancer da oben kann einfach nicht den Takt halten, wie soll ich da ne Combo mit ihr spielen?“ „Duir sind die Fallen ausgegangen, warte, ich muss ihn mal kurz auslachen gehen.“ Ruîn hatte wirklich ihren Spaß. Die Kämpfe mit den Goats waren zwar etwas anstrengend aber durchaus schaffbar. Sie musste nur aufpassen, dass sie sie mit ihren harten Hörnern nicht stunnten. So was konnte böse enden. Sie jagten die Goats bis in die frühen Abendstunden und machten gelegentlich ein paar Pausen während ein oder zwei Gildenmitglieder das bereits gesammelte Loot nach Juno, und damit an das nächste Kafralager schafften. Bei manchen Leuten war schon etwas Langeweile sichtbar. So auch bei Solar und einigen seiner Freunden. Sie hatten sich ein wenig abseits hingesetzt und besprachen wohl ihren nächsten PvP Ausflug. Ruîn kämpfte gerade mit zwei Goats und Jeran spielte neben ihr den Assassin Song of Sunset welcher eine sehr antreibende Wirkung hatte. Als die Monster besiegt waren wandte sich Jeran mit einem Bragi an einige andere Leute der Gilde die gerade in der nähe aufgetaucht waren. Ruîn sammelte ein paar Herbs auf wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Irgendwie war es gerade sehr anstrengend gewesen und sie hatte den ganzen Tag über immer mal wieder einen stechenden Schmerz in der Magengegend verspürt. Auch jetzt hatte es plötzlich wieder angefangen. Sie fühlte sich auf einmal sehr benebelt und stützte die Hände auf den Oberschenkeln ab. Und dann sah sie es. Auf ihren Schuhen waren Blutflecken. Sie bemerkte wie sie Herzklopfen bekam. Auch ihre Bandagen an den Unterschenkeln waren Blutgetränkt. Sie hob die Hände und betrachtete die nassen, roten Handflächen. „Jeran…“ Sie konnte den Rücken des Barden einige Meter vor sich sehen. Ruîn schloss die Augen. „Jeran!“ Er hatte sich gerade mit einem Goat angelegt und wollte nun nach dem Loot sehen als er sie hörte. „Hmmm?“ Er drehte sich zu der Assassine um und sah gerade noch wie sie auf die Knie fiel, die Blutüberströmten Hände vor dem Gesicht. Mit einem Satz war er bei ihr und verhinderte das sie nach hinten umkippte. „DUIR!! SCHAFFT MIR EINEN PRIESTER HER!!“ Er hob sie hoch und sah sich um. Ein Paar der Gildenmitglieder waren in Kämpfe verwickelt, einige blickten erschrocken zu ihm und von oben kam Duir heran gelaufen. Ihm folgte Danu. „Mach einen Warp, irgendeine Stadt schnell!“ Danu nickte erschrocken und zückte einen Gemstone. „Das ist Prontera, unser Gildenhaus.“ Sagte sie noch schnell bevor Jeran mit Ruîn in dem Warp verschwand. „Was ist denn los?“ Solar war neben ihnen aufgetaucht. „Ruîn ist zusammengebrochen, wir brauchen einen Arzt, ich hole jemanden.“ Damit schob Duir Solar in den Warp. Auch Danu folgte ihm. Jeran lief durch die Eingangshalle zu den Treppen. „Mein Zimmer ist gleich oben das erste!“ Danu eilte an ihm vorbei nach oben. Sie erreichten das Zimmer der Priesterin und Jeran legte Ruîn auf das Bett. Sie war noch nicht bei Bewusstsein. „Sie ist verdammt heiß, sie hat hohes Fieber.“ Jeran hatte sich neben das Bett gekniet und fuhr ihr langsam über die Stirn. Danu nickte. „Ich hole was.“ Damit verschwand sie aus dem Zimmer. „Sie hat sich schon länger krank gefühlt, ich hab sie zum Arzt geschickt aber sie wollte nicht hören.“ Solar stand an der Tür und wusste irgendwie nicht was er machen sollte. „Hier nehmt das, ich gehe nach unten und sehe nach den anderen.“ Damit schneite Danu wieder herein und drückte Jeran eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Tuch in die Hand. Er nickte und legte Ruîn den Stoff auf den Kopf. Nach einigen Minuten hörten sie draußen im Gang eifrige Stimmen und Schritte. Es war Duir mit einem Arzt aus Juno und einer High Priesterin. Der Arzt kam gleich an das Bett und befühlte Ruîns Stirn und Handgelenke während die High Priesterin auf die Tür deutete. „Würden sie bitte den Raum verlassen?“ Duir nickte und deutete Solar ihm zu folgen, auch Danu wandte sich an die Tür. „Sie auch bitte.“ Solar blickte zu Jeran ans Bett. „Garantiert nicht!“ Der Barde rührte sich keinen Zentimeter. „Nagut, ok.“ Die High Priesterin wandte sich an die Tür bevor Solar den Raum wieder betreten konnte und schloss diese. „Hey!“ Solar wollte gerade an der Tür rütteln als Danu ihn herumzog. „Hol ihre Freundin, hol diese Blacksmith. Hier können wir sonst nichts tun.“ „Aber dann gehe ich da wieder rein!“ Danu nickte und schob ihn von der Tür weg bis er sich umdrehte und zur Treppe lief. „Das war knapp.“ Duir seufzte. „Das letzte was wir jetzt brauchen ist ein Streit da drinnen.“ Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als die High Priesterin nach draußen kam und in die Runde blickte. Jeran, der sich nun doch auch draußen eingefunden hatte, saß mit Isan auf einer hölzernen Bank in der Mitte des Flurs und hatte den Arm um die Blacksmith gelegt, damit sie an seiner Schulter vielleicht ein wenig Schlaf fand. Auch Duir saß neben ihnen. Vor einiger Zeit hatte er Danu nach oben in sein Zimmer geschickt damit sie etwas schlafen konnte, während sie hier ja ihr Schlafzimmer belagerten. Solar wanderte den Gang nervös auf und ab. „Sie können nun wieder reinkommen, ihre Freundin hat es geschafft, sie ist über den Berg.“ Sie musste kichern als sich alle gleichzeitig durch die Türe zu quetschen versuchten. Der Arzt wischte sich gerade mit einem Tuch über die Hände und im Raum roch es stark nach Desinfektionsmitteln. Danu würde ihr Zimmer wohl sehr ordentlich lüften müssen. Jeran trat an die linke Seite des Bettes und ergriff Ruîns Hände. Als sie es bemerkte öffnete sie die Augen und lächelte. Sie wirkte sehr erschöpft und sprach ziemlich leise. „Danke, das du mir geholfen hast…“ „Pssst, ist schon gut, mach die Augen wieder zu und schlaf.“ Er legte ihr zwei Finger auf die Lippen und blickte dann hoch zu Solar der auf der anderen Seite des Bettes stand, mit dem Fuß auf dem Boden trommelte und ihn sauer ansah. „Was war los?“ Isan hatte sich an den Arzt gewandet. „Nun ich weiß nicht ob das schon bekannt war, aber die junge Dame hier hatte eine Fehlgeburt.“ „Sie war schwanger?“ Isan blickte hinüber zum Bett wo Solar mit den Schultern zuckte. „Noch nicht sehr lange, vielleicht einen Monat oder zwei, es kann gut sein das sie es selber noch nicht gewusst hat.“ Er legte das Tuch zusammen und sammelte dann ein paar seiner Instrumente ein, die auf dem Tisch an der hinteren Wand lagen. „So etwas kann gerade in der ersten Zeit einer Schwangerschaft leider recht häufig vorkommen, aber jetzt sollte alles wieder ok sein.“ Er verstaute die letzten seiner Werkzeuge und Isan nickte während Solar Jeran zwielichtig beäugte. Als dieser es merkte stand er auf und trat auf den Assassinen zu. „Glaub jetzt ja nicht, dass ich daran schuld war, so nahe war ich ihr nie!“ Damit verließ er den Raum bevor Solar antworten konnte. Kapitel 17: Liebst du mich? --------------------------- Liebst du mich? Da Ruîn nun eine Woche unter Hausarrest stand und ihr Bett wennmöglich nicht verlassen sollte, vertrieb sie sich die Zeit mit lesen. Sie fühlte sich inzwischen wieder ganz gut, die morgendliche Mattigkeit und das schlechte Gefühl im Magen waren ja nun weg. Am dritten Tag konnte Solar sie allerdings nicht mehr im Bett halten und gab sich schließlich geschlagen als sie ihm versprach, sich nur ganz ruhig in die Bibliothek zu setzten. Sie mochte die altertümlichen, steinernen Mauern und den Geruch nach altem Papier und Leder. Am Abend leisteten ihr Duir und Jeran dann immer ein wenig Gesellschaft bevor sie zum nächtlichen Training aufbrachen. „Sag mal bilde ich mir das ein, oder stimmt etwas mit dir nicht?“ Duir und Jeran hatten gerade die Bibliothek verlassen und sortierten nun im Gemeinschaftsraum ein paar Quiver mit Pfeilen. „Ich weiß nicht was du meinst.“ Der Barde drehte einen Eispfeil zwischen den Fingern hin und her. „Genau das, so wortkarg wie in den letzten paar Tagen bist du doch sonst nicht.“ Duir schulterte seinen Bogen und nahm ihm den Pfeil aus den Händen um ihn in einen der Quiver zurückzulegen. Jeran zuckte kurz mit den Schultern und wandte sich an den Ausgang. „Ach verdammt, nun sag schon.“ „Sie schläft mit ihm!“ Mit einem kräftigen Ruck hieb er die große Eingangstüre des Gildenhauses auf. „Bitte was?“ Schnell huschte der Hunter durch das Tor. „Ruîn, mit Solar.“ Mit einem ebenso kräftigen Knall fiel die Tür hinter ihnen wieder ins Schloss. Duir schüttelte den Kopf. „Er ist ihr Ehemann.“ „Seit wann spielt das eine Rolle?“ Sie wanderten in Richtung Süden, weil sich dort immer die meisten Händler versammelten. „Sie gehört eben nicht unbedingt zu der Art von Frauen die du sonst so anschleppst.“ „Das weiß ich selbst.“ Jeran schnaubte und blieb stehen. „Wow, das ist das erste Mal das ich dich wirklich eifersüchtig erlebe.“ „Das ist doch Blödsinn, ich kann das halt nur nicht verstehen, was sie ausgerechnet an dem findet.“ Duir grinste. „Warum erzähl ich dir das eigentlich?“ „Keine Ahnung, mein Lieber, aber ich denke wir gehen heute mal ausnahmsweise ins PvP und du kannst alles töten was dir in den Weg kommt.“ Duir deutete nach Osten in Richtung PvP Haus. „Das klingt schon besser. Ich fange mit dir an!“ Damit erwischte Jeran ihn am Kragen und zog ihn mit sich. Da in den PvP Arenen allerdings sehr viel los war, beschlossen sie doch lieber zusammen zu arbeiten und legten sich mit einigen kleineren Partys an. Sie verbrachten die ganze Nacht in der Izlude Arena und waren erst nach Sonnenaufgang wieder in der Hauptstadt. Zahlreiche Händler hatten sich schon wieder angesammelt und so sahen sie sich auf dem Heimweg noch einige Equipteile und Waffen an. Als sich Duir gerade einen Burning Bow genauer ansah, entdeckte Jeran einen Paladin in der Menge der ihm verdächtig bekannt vorkam. Allerdings wurde er sehr schnell von der High Priesterin abgelenkt die ihm folgte. Eigentlich fühlte sich Ruîn schon längst wieder komplett gesund, doch da sie absolut keinen Bock auf das WoE hatte blieb sie noch ein paar Tage länger auf Schonkurs. Je öfter sie das sinnlose Gekloppe versäumte umso besser. Da Jeran seit ein paar Tagen nicht mehr aufgetaucht war leisteten ihr nun Duir und Danu allabendliche Gesellschaft in der Bibliothek. Ruîn hatte gewusst, das sich die beiden gut verstehen würden und hatte sie zusammen zum Training geschickt. Als ziemlich trainingsfaul hatte sich dagegen Solar erwiesen, seit sie krank geworden war lungerte er nur noch im PvP oder im Gildenhaus herum. „Also auf die Art wirst du nicht besser werden.“ Die Assassine schüttelte den Kopf und beobachtete Solar dabei wie er unter dem Bett herumkroch, da er wohl eine seiner Waffen verlegt hatte. „Ach das Katar is schon hier irgendwo. Bis morgen hab ich das schon gefunden.“ „Mhm.“ Ruîn war sich da ja nicht so sicher. Sie würde morgen auf jeden Fall wieder trainieren gehen, mit ihm, oder wenn er seine Waffen nicht zusammenhalten konnte, eben ohne. Sie verließ das Zimmer um endlich zum Frühstück zu kommen, als sie an der Treppe ankam hatte Solar sie eingeholt. „Vielleicht hab ich die auch verliehen?“ „An wen den, du kennst doch keine anderen Assas.“ Sie betraten den großen Gemeinschaftsraum und Ruîn holte sich ein paar Früchte. „Auch wieder wahr.“ Sie setzten sich an einen der Tische am Eingang und Ruîn winkte nach hinten wo sie Danu entdeckt hatte. Anscheinend hatten sie wohl die Hauptfrühstückszeit erwischt, denn es waren ziemlich viele Leute im Raum. Während Solar über vier Tische hinweg PvP Geschichten besprach, beschloss Ruîn später noch bei Isan vorbeizuschauen und diese etwas über das WoE hinwegzutrösten, da sie auch noch nicht wieder teilnehmen durfte. Die Blacksmith hatte ja im Gegensatz zu ihr Spaß am WoE. Als sie gerade an ihrem Herbtea nippen wollte wurde die Eingangstür aufgestoßen und Jeran stürzte herein. Er kam direkt auf Ruîn zu, ignorierte Solars finsteren Blick und nahm ihr die Tasse ab damit er ihre Hände halten konnte. „Ich hab nicht viel Zeit aber…“ „Was soll das!?“ Jeran blickte zu Solar über den Tisch. „Kannst du mal kurz still sein wenn die Erwachsenen reden?“ Der Assassine wollte gerade antworten als sein Blick auf Ruîn fiel, die ihn mit erhobener Augenbraue ansah. Sie wollte hören was Jeran ihr zu sagen hatte. „Meinetwegen.“ Er hob die Arme und lehnte sich zurück. „Ich hab wohl nen ziemlichen Blödsinn angestellt, aber eines sollst du wissen…“ Der Barde grinste fieß und blickte schnell zu dem Assassin hinüber. „Jetzt sind wir quitt.“ „Hmmm?“ Ruîn wusste nicht was Jeran meinte. Mit einem Mal flog das Gildentor auf. „WO IST ER?“ Irgendwie kam Ruîn die Stimme sehr bekannt vor. „WO IST DER KERL DER MIT MEINER FRAU GESCHLAFEN HAT??!!“ Während Helios in den Gemeinschaftsraum stürzte blickten die meisten von Ruîns Gildenmitgliedern nun zu ihnen herüber, beziehungsweise sie sahen zu Jeran. „Toller Gildenzusammenhalt hier, echt ey.“ Jeran schmunzelte während Ruîn aufstand und sich vor Helios stellte. „Hallo.“ Der Paladin blickte zuerst die Assassin und dann den Barden an. „Jetzt sag mir bitte nicht das er dein Ehemann ist.“ „So wie ich das sehe, hast du nicht unbedingt das Recht dazu hier den Eifersüchtigen zu spielen.“ Ein lächeln umzuckte seine Mundwinkel. „Das hat nichts mit dir und mir zu tun.“ Er wollte sie zur Seite schieben aber die Assassin rührte sich keinen Zentimeter. „Das sehe ich anders, das kannst du meinetwegen im WoE klären, aber nicht hier.“ Er wollte an ihr vorbeigehen aber sie drückte ihm die Hand auf den Brustpanzer. „Ansonsten werde ich ein langes Gespräch mit deiner Frau führen.“ An ihrem Blick konnte er sehen das sie damit nicht nur ihre kleine Affäre meinte. „Nagut, aber nur dieses eine Mal. Nur für dich!“ Er blickte noch ein letztes Mal drohend zu Jeran hinüber, der nun recht gelassen wirkte und frech zurück grinste, dann verließ er das Gildenhaus. Als sich Ruîn wieder zu den anderen im Saal umdrehte bemerkte sie wie die anderen Gildenmitglieder sich wieder alle umdrehten und heftig miteinander flüsterten. Sie schüttelte den Kopf und setze sich wieder hin. „Du hast wirklich… mit der High Priesterin?“ Jeran grinste, dann ließ er den Kopf nachdenklich von einer zur anderen Seite wandern. „Und mit der Sniper, das hat mich nen klein wenig entschädigt.“ „So? Wofür?“ Er stand auf, beugte sich zur ihr hinunter und fuhr im Flüsterton fort. „Das er dich haben durfte und ich nicht...“ Dann küsste er sie auf die Wange. „Danke, dass du ihn weggeschickt hast, ich glaube der hätte mich erwürgt.“ Er kicherte und verließ winkend den Raum. „Du hast nicht nein gesagt.“ „Hmmm?“ Ruîn drehte sich zu Solar um. Den hatte sie beinahe vergessen. „Er hat dich doch gefragt ob Jeran dein Mann ist und du hast nicht nein gesagt.“ Sie bemerkte wie wieder einige Leute der Gilde verstohlen zu ihnen herüberblickten. „Nicht hier.“ Sie schüttelte den Kopf und stand auf. Solar folgte ihr hinaus. „Ich wollte dass er wieder geht, ich hatte nicht vor ihm meine Lebensgeschichte zu erzählen. Außerdem hat er gar nicht gefragt.“ „Trotzdem.“ Solar hatte die Arme verschränkt und lehnte an der Außenmauer des Gebäudes. „Und warum hast du mir verschwiegen das du was mit dem hattest?“ „Du hast mich nicht gefragt!“ Musste das nun wieder in einen Beziehungsstreit ausarten? Ruîn war genervt. „Hab ich schon, ich hatte dich gefragt ob er dein Freund war und du hast nein gesagt!“ Sie blickten auf eine Alche die vor ihnen stehen geblieben war und sie nun anguckte. „Das war auch die Wahrheit, er war niemals mein Freund.“ Ruîn sprach nun leiser und die Alchemistin zog ihrer Wege. „Aber du hast mit ihm geschlafen!“ „Dazu musste er ja noch lange nicht mein Freund sein.“ Langsam dämmerte es Ruîn worum es Solar bei diesem Streit eigentlich ging. Damals als sie sich verlobt hatten, hatte sie ihn auf Byalan abgewiesen. Sie lehnte sich an die Mauer und blickte ihn von unten herauf an. „Wenn ich dir gesagt hätte, dass ich mit ihm schlafe, hättest du mich dann gefragt ob ich dich heirate?“ Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht…“ „Ich habe in meiner Vergangenheit viel Dummes angestellt, das weiß ich selbst. Wenn ich könnte würde ich da so einiges Rückgängig machen, aber das geht leider nicht.“ Solar seufzte. Ruîn wusste das er die Geschichte sicherlich gerne hören würde, aber ob er sie auch verstehen könnte? Das bezweifelte sie. „Lass rüber zu Isan gehen, ich hab versprochen sie über das WoE zu tröste.“ „Hmm, eigentlich wollte ich noch ins PvP und so.“ Er trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. „Na dann viel Spaß.“ Ruîn gab ihm einen Kuss und schob ihn zurück zum Tor. Sie war froh das sich der Streit damit erstmal erledigt hatte. In den nächsten Tagen konnten sie dann endlich das tägliche Training wieder aufnehmen. Es hatte Ruîn richtig gefehlt auf den weiten Ebenen der Hill Winds herumzulaufen und den schönen kühlen Wind auf der Haut zu spüren. Solar hatte seine Waffen auch wieder gefunden und konnte mit ihr trainieren. Sie hatten schon eine beträchtliche Menge an Federn erbeutet und Ruîn ließ diese immer mal wieder von Isan verkaufen. Ganz langsam kam sie ihrer Wunschwaffe, der horrendsteuren Ice Pick näher. Nach dem kleinen Treffen im Gildenhaus war Jeran wieder verschwunden. Auch Duir sah sie kaum noch da dieser ihre nächtlichen Trainingseinheiten zugunsten von längeren Tagespartys abgesagt hatte. Ruîn war zwar traurig darüber konnte ihn aber auch verstehen. Sowohl er als auch Jeran waren mit ihrem Training schon soweit fortgeschritten das sie sich langsam ihrem Rebirth näherten. Diese Ehre wurde allen zuteil, die die besonderen Fähigkeiten ihrer Klasse schon meisterlich beherrschten und dadurch die Aufmerksamkeit der heiligen Valkyrie erregten. Nun bei Ruîn würde das noch ein wenig dauern. Da Solar sich im PvP herumtrieb und Ruîn keine Lust darauf hatte, langweilte sie sich abends nun oft alleine im Gildenhaus. Ein paar Mal war sie zusammen mit Danu losgezogen, aber die Priesterin hatte leider nicht jeden Abend soviel Zeit. Also wieder lesen. Sie saß in der Bibliothek des Gildenhauses in ihrem angestammten, roten Polstersessel. Langsam hatte sie alle Bücher mit den Legenden rund um Midgard durchgearbeitet und fand in einem Buch eine Notiz über die Bibliotheken in Juno. Nun das war doch eine recht nett klingende Alternative. Sie beschloss bei Gelegenheit mal dort vorbeizuschauen. Sie las gerade einen Abschnitt über einen mysteriösen Turm, der in der Nähe von Alberta in einem immerwährenden Nebel verborgen war als die Tür geöffnet wurde und Jeran hereinblickte. „Oh, hier bist du ja.“ „Auch mal wieder zuhause?“ Sie lächelte und er kam zu ihr herüber. „Naja nicht lange fürchte ich.“ Er kniete sich vor sie und lehnte sich über die Lehne des Sessels. „Ich werde die Gilde verlassen…“ „Aber du…“ Erlegte ihr einen Finger auf den Mund. „Das WoE hier ist nicht das was ich will, hier komme ich nicht weiter. Ich möchte lernen, verstehst du das?“ Ruîn nickte. „Darum werde ich jetzt und nach meinem Rebirth ein paar andere, größere WoE Gilden testen.“ Er nahm ihr das Buch aus der Hand und legte es zur Seite. „Und wenn ich dann eine passende Gilde gefunden habe…“ Langsam glitten seine Finger über die ihren und er nahm ihre Hand. „Ich möchte, dass du dann mitkommst.“ Ruîn merkte förmlich wie sie rot anlief. „Ich kann doch nicht… einfach so…“ Sie konnte doch nicht einfach ihre Gilde und ihren Ehemann verlassen? „Liebst du ihn denn sosehr, das du ihn auf keinen Fall alleine lassen kannst?“ Ruîn schüttelte den Kopf. Was sollte sie darauf denn schon antworten? Sie blickte hinüber zu dem großen Bücherregal. „Das… das kann ich so nicht sagen…ich…“ Natürlich mochte sie Solar sehr gerne. „Liebst du mich?“ Er drehte ihren Kopf wieder zurück und blickte sie an. „…Ich…“ Sie konnte ihm nicht ins Gesicht sehen und drehte den Kopf wieder weg. „ Ob du mich liebst?“ Jeran ergriff sie am Kinn und hielt sie fest damit sie nicht wieder wegblicken konnte. „Schon gut.“ Damit stand er auf, wandte sich zur Tür und ließ Ruîn alleine in der Bibliothek zurück. Der Barde trat auf den steinernen Gang hinaus und seufzte. „Wenigstens hat sie nicht Nein gesagt.“ Kapitel 18: Rebirth ------------------- Rebirth Nach dem Abend in der Bibliothek sah Ruîn den Barden Jeran nicht mehr wieder. Von Duir hörte sie, das er seine Sachen gepackt und das Haus verlassen hatte. Von Isan hörte sie, das er in der Trainingsparty ihres Mannes in den Lighthalzen Laboratorien mit dabei war. Von Solar hörte sie erfreutes Pfeifen. Er war ein lästiges Übel losgeworden. Ruîn allerdings fragte sich ob das so richtig war. Was empfand sie für Solar? Was für Jeran? Sie seufzte. Im Prinzip spielte das keine Rolle. Er war nicht mehr da. Ihr Leben ging weiter. Sie konnte nicht an die Orte an denen diese großen Trainingspartys stattfanden. Da sie ein schlechtes Gewissen wegen all ihrer Ausrutscher hatte, bemühte sie sich nun wenigstens eine halbwegs gute Ehefrau zu sein. Sie trainierte fleißig mit Solar, begleitete ihn und seine Freunde ins PvP und nahm auch an deren Lvlpartys teil. Wobei das eher zum Spaß als zum wirklichen trainieren war. Die WoEs verliefen auch wie gewohnt, Ruîn versuchte sich immer genau umzusehen ob sie nicht vielleicht Jeran irgendwo sehen konnte, allerdings war der wohl eher in Gilden die sich nicht um die unwichtigen Schlösser kümmerten in denen sie immer unterwegs waren. Ab und zu ließ sie auch des eine oder andere WoE ausfallen, um bei Isan Babyzusitten damit diese mitlaufen konnte. Tagsüber hatte sie keine Probleme nur Nachts wurde es immer schwerer. Jede Nacht saß sie an ihrem Fenster und blickte hinunter auf die dunklen Straßen der Stadt und fragte sich ob er wohl auch ab und zu an sie dachte. Sie musste schleunigst stärker werden um zum Rebirth zu gelangen. Der Erste in ihrer Runde war Duir. Ruîn, Danu und Isan begleiteten ihn nach Juno. In der Stadt des Wissens, tief in der Gilde der Sages wurde ein besonderes, altes Buch aufbewahrt. In diesem Stand der Weg beschrieben den man einschlagen musste um an den heiligen Ort der Valkyrie zu gelangen. Nur Duir war es gestattet darin zu lesen. Die anderen machten sich auf den Weg in die Stadt der Archer, nach Payon, wo die Valkyrie jeden Hunter nach dem Rebirth hinteleportierte. „Das ist echt komisch, sag ich euch.“ Duir war gerade aufgetaucht und betrachtete seine neuen Novizen Klamotten. „Das ist als ob du alles alle deine speziellen Fähigkeiten niemals gelernt hättest, echt schräg.“ Sie trainierten mit ihm bei den Sporen und Poporingen nahe der Stadt, bis er sich endlich wieder in der Archergilde melden durfte und erneut aufgenommen wurde. Dann schleppte Danu ihn nach Einbroch zu den Geographer Feldern. Isans kleiner Sohn Faihu, der langsam zu krabbeln anfing, war ganz begeistert von den Metalingen, einer Poring Art die nur hier in der Schwarzwaldrepublik und einigen Teilen von Arunafelz vorkamen. Die Blacksmith und Ruîn hatten viel damit zu tun ihn von den gefährlichen Geos fernzuhalten wenn er versuchte ein Metaling zu verfolgen. „Hey guck´ mal, ist das nicht süß? Ich wette da läuft was.“ Isan deutete hinüber zu Danu und Duir. Eine Geo hatte die Priesterin gebissen bevor Duir sie töten konnte und sie war gestürzt. Er half ihr zurück auf die Beine, wobei sie sich dann in einer halben Umarmung etwas zu lange anblickten. Ruîn konnte sehen das die Priesterin rot wurde. „Ja das wette ich auch.“ Sie kicherten. Mit Danus Hilfe dauerte es nicht lange und Duir war Sniper. Die nächste war Isan. Nachdem sie nun wieder trainieren durfte und Ruîn öfters mal den Kleinen hütete, war es bei ihr auch sehr schnell gegangen. Es weckte viele schöne Erinnerungen sie wieder in den offiziellen Kleidern der Merchantgilde zu sehen. Leider konnte sie bei Isans neuem Training nicht sehr viel helfen. Das überließ sie lieber deren Mann während sie auf das Kind aufpasste. Der Champ kam ja regelmäßig von seinen Trainingspartys nach Hause, um bei seiner Familie sein zu können. Für Ruîn waren das dann immer sehr spannende Besuche da sie ihn ja über Jerans Fortschritte ausfragen konnte. Sie erfuhr, dass er kurz nach Isan bei der Valkyrie gewesen war und nun kurz vor dem Jobchange zum Clown stand. Dann war es auch bei Ruîn endlich soweit. Sie hatte sich schon sehr gespannt gefragt wie das wohl sein würde wenn die Valkyrie sie endlich zu sich rief. Die anderen hatten das zwar immer mal wieder versucht zu beschreiben, aber irgendwie konnte man sich das bei Erzählungen nicht so wirklich vorstellen. Es geschah an einem schönen, klaren Abend auf dem El Mes Plateau wo sie mit Solar Goats jagte. Sie hatte gerade eines dieser wolligen Monster erlegt als sie plötzlich diese Stimme hörte. Sie sagte ihren Namen und sonst nichts, aber Ruîn wusste ganz genau was es zu bedeuten hatte. Solar war ganz begeistert davon und Ruîn verkniff sich einen Kommentar zu seiner Faulheit. Er hätte es genauso schnell erreichen können wie sie. Gleich am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg nach Juno. Isan, die nun schon Whitesmith war begleitete sie. Solar wartete in Morroc nahe der Thiefgilde und hatte Isans Sohn Faihu bei sich. Der Saal der Sagegilde war kreisrund und voll gestopft mit zahllosen, alten Büchern in einem runden Regal das der Wand folgte. Eine Brücke führte in die Mitte des Saales und in luftiger Höhe von mehreren Metern stand das heilige Buch. Ruîn las die Legende der Valkyrie und der ruhmreichen Helden und Kämpfer bis sie wieder die Stimme in ihrem Kopf hörte. Sie sollte in den Keller gehen. Zwar wunderte sich die Assassine etwas über diese Eingebung aber sie folgte. Über zahlreiche Treppen und dunkle, steinerne Flure erreichte sie schließlich einen geheimnisvollen Kellerraum, tief in dem schwebenden Felsmassiv der Stadt, indem eine riesige Maschine vor sich hinpochte. Und irgendetwas war da drin. Ruîn konnte es genau fühlen. Sie trat an das große metallene Ding und streckte die Hand aus. Sie konnte es rufen hören. Ymir. Und mit einem Mal erstrahlte ein helles Licht. Es war so intensiv das sie die Augen schließen musste und die Hände davor hielt. Dann spürte sie Wind in ihren Haaren. Langsam öffnete sie ihre Augen wieder und erschrak. Sie stand auf einem marmornen Weg inmitten von Himmel und Wolken. Jemand winkte ihr aus der Ferne zu. Die Frau kam näher und Ruîn erkannte Isan. „Nett hier was?“ Die Whitesmith grinste und Ruîn nickte nur stumm. Ihr fehlten die Worte. Langsam wanderten sie den steinernen Pfad entlang, vorbei an hohen ehrwürdigen Säulen und kamen an einen großen Platz, auf dem ihnen die verschiedenen Ausbilder der Rebirthberufe zunickten. Auch eine Assassine Cross war unter ihnen. Zu ihr würde Ruîn später gehen müssen, wenn sie ihre Zeit als high Thief hinter sich gebracht hatte. Dann sah sie die Valkyrie. Die blonde Frau mit den Schwingen eines Engels schwebte am Ende des Platzes und blickte auf sie herunter. „Sei mir willkommen, ehrwürdige Kriegerin Ruîn.“ Dann ging alles ganz schnell. Sie wechselte ein paar Worte mit der Valkyrie und musste ihr versprechen auf ihre Fähigkeiten zu verzichten um nochmals beginnen zu können. Dann schickte sie Ruîn nach Morroc. Als high Novice tauchte sie dort vor Solar auf. „Waaaa wie süüüß!“ Er flog ihr um den Hals und Isan musste kichern. Wie schon damals bei Duirs Rebirth gingen sie nach Payon zu den Sporen. Diese kleinen Pilzmonster waren gut geeignet für den Anfang. Und wie eine Anfängerin fühlte sie sich ja nun wirklich. Es war echt unglaublich, sie hatte alle ihre Assassinen Fähigkeiten vergessen, ja sie konnte nun nicht mal mehr die zwei Dolche zusammen benutzen. Allerdings lernte sie diesmal wesentlich schneller. Sie verbrachte ein paar Tage bei den Sporen und konnte sich dann wieder in der Thiefgilde melden. Die blonde Frau, die sie schon vor ein paar Jahren zum Thief erklärt hatte, war sichtlich stolz und strahlte übers ganze Gesicht als sie Ruîn die rosernen high Thief Klamotten übergab. Auch der rothaarige Thief nickte anerkennend. Als sie an diesem Abend vom Training zurück ins Gildenhaus kam wartete Isans Mann Thuris dort auf sie. „Oh, schon high Thief, Gratuliere! Dann bin ich ja glatt zu spät.“ Er grinste. „Danke, war ja dank deiner Frau auch nicht schwer.“ Er nickte lächelnd und reichte ihr eine flache, tellergroße Schachtel. „Sollte eigentlich ein Geschenk zum Rebirth sein, aber da ich wohl zu spät bin, halt zur High Thief. Er meint, du würdest schon wissen von wem.“ Damit zwinkerte er ihr zu und übergab ihr die Schachtel. „Danke…“ „Na dann man sieht sich, und immer schön fleißig!“ Er winkte ihr zum Abschied fröhlich zu und verließ das Gebäude, während Ruîn so schnell sie konnte nach oben in ihr Zimmer rannte. Mit zitternden Fingern riss sie das Papier mitsamt dem Deckel von der Schachtel und blickte hinein. „Oha…“ Vorsichtig berührte sie die kleinen weißen Federn und den feinen seidenen Stoff. Es waren Angel Ears und ein Kafra Band. Zwei sehr teure und sehr beliebte Headgears bei Frauen. Und Ja, sie wusste genau von wem sie waren. Die nächsten Monate als High Thief waren sehr anstrengend. Ruîn trainierte an den verschiedensten Orten, bei den verschiedensten Monstern. Oftmals war sie alleine unterwegs aber meistens waren dann doch Isan oder Solar bei ihr. Gerade letzterer hatte seine wahre Freude an ihrem neuen rosa Outfit. Sie durfte es nicht mal im Bett ausziehen. Naja, etwas Gutes hatte die Sache, sie musste eine WoE Pause einlegen, da sie als Thief mal absolut gar nichts ausrichten konnte. Kurz nach ihrem zweiten Hochzeitstag war es dann endlich soweit. Ruîn trat erneut an das heilige Buch und in den himmlischen Saal der Valkyrie. Diesmal sprach sie allerdings mit der Assassine Cross und nicht mit der Valkyrie, um erneut in die Assassinen Gilde aufgenommen zu werden. Endlich hatte sie es geschafft. Nach fünf Jahren hartem Training hatte sie ihren Kindheitstraum verwirklicht. Sie war nun eine Assassine Cross. Kapitel 19: Konkurrenz ---------------------- Konkurrenz Solar war ein wenig enttäuscht darüber, das Ruîn es bereits zur Cross geschafft hatte und er noch nicht. Nun konnten sie nicht mehr zusammen trainieren. Die Monster die Solar jagte waren noch zu schwer für sie, da sie mit dem Rebirth ja ihre alte Kraft aufgegeben hatte. Es würde noch einige Zeit dauern bis sie wieder so weit war. Und dann würde vermutlich er zum Rebirth gehen. Ruîn interessierte das allerdings nicht wirklich, da es ja seine eigene Schuld war. Auch jetzt wo er so einiges Aufholen könnte, war er lieber mit seinen Freunden unterwegs anstatt wirklich zu trainieren, sodass sie sich meist nur noch am späten Abend oder am Morgen sehen konnten. Ruîn hatte nämlich drauf bestanden das er lieber trainieren sollte anstatt sinnlos bei ihr herumzuhängen. Um ihn ein wenig über die getrennte Zeit hinweg zu trösten verbrachte sie öfters mal das Wochenende mit ihm ohne Training. Dann sammelten sie oft Stems, die die Alchemisten immer brauchten und reichlich Geld dafür zahlten, oder sie besuchten die Sehenswürdigkeiten der verschiedensten Städte rund um Midgard, wie das Monsterrennen in Hugel, oder das Monstermuseum in Juno. Auch am heutigen Tag wollten sie mal wieder einen Ausflug in die Schwarzwaldrepublik machen um am Rennen oder beim Bingo teilzunehmen. Als die beiden gerade vom Frühstück in die Eingangshalle kamen sahen sie dort ihren Leader mit einer Priest sprechen. Sobald Raido sie entdeckte winkte er und das Mädchen drehte sich zu ihnen um. Solar blieb mitten im Schritt stehen und die Priest sprang sofort auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. „HAAIIIIIII, ich hab gewusst das du da bist!“ „Waaaa, wie lange ist das denn her? Du bist ja schon Priest!“ Solar und die kleine hielten sich an den Händen und sprangen beide fröhlich auf und ab. Dann blickte der Assa hinüber zu Ruîn. „Hey guck´ mal, wer da ist!“ Er schob die Priesterin zu ihr. „Das ist Deedee, meine kleine Schwester!“ „Waaaasss? Stimmt ja gar nicht!“ Sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter und schüttelte ihre langen, blauen Haare. „Egal, sei´ artig und sag hallo.“ „Ja ja, schongut.“ Damit reichte sie Ruîn die Hand. „Ich bin nicht seine Schwester, aber wir kennen uns schon seit ich ganz klein war.“ „Ja ich musste immer auf dich aufpassen damit du keinen Ärger machst.“ Solar kicherte. „Is ja gar nicht wahr!“ Die Priesterin hängte sich an seinen Arm. „Mein Name ist übrigens Ruîn.“ „Ich bin Deeira, aber der da sagt immer nur Deedee.“ Sie hatte sich förmlich um Solars Arm gewickelt und grinste nun zu ihm hoch. Ihm war das wohl etwas unangenehm, denn er versuchte sie weg zu schieben. Ruîn musste sich ein Kichern verkneifen, sie fand das irgendwie süß. „Deeira gehört nun auch zur Gilde, sie kann eines der freien Zimmer im vierten Stock haben.“ Raido nickte und deutete zur Treppe. „Da ihr euch eh schon kennt, kannst du ihr ja gleich helfen.“ „Ja super! Komm!“ Deedee zerrte Solar mit sich und sprang fröhlich die Stufen nach oben. Ruîn folgte ihnen schmunzelnd. Die kleine Priesterin zog Solar durch drei oder vier identische Zimmer bis sie schließlich mit den Schultern zuckte. „Ach ich nehm´ das, sind eh alle gleich, wo wohnst du?“ Sie warf ihren Rucksack über das Bett. „Wir haben ein Zimmer im fünften Stock oben.“ „Ach…“ Sie drehte sich zu Solar um der im Türrahmen stand und an Ruîns Schulter gelehnt war. Für einen kurzen Augenblick huschte in Ausdruck über ihr Gesicht den Ruîn nicht zu deuten wusste. Dann lächelte sie wieder. „Waaas und mich hast du nicht eingeladen?“ Sie boxte ihm leicht gegen die Seite. „Ich hatte ja netmal eine Ahnung wo du warst.“ „Ach is auch egal.“ Sie drängelte sich an den Beiden vorbei in den Flur. „Und was machen wir nun?“ „Hmmm, also eigentlich waren wir grade auf dem Weg nach Hugel…“ „Oh cool, da war ich ja noch nie.“ Sie hängte sich wieder an Solars Arm und zerrte ihn zur Treppe. „Komm schon, ich hab dir ja soviel zu erzählen! Also weißt du meine Mutter hatte ja…“ Ruîn musste kichern. „Und du bist gar nicht eifersüchtig?“ Isan brachte eine Teetasse vor ihrem Sohn in Sicherheit indem sie diese aus seiner Reichweite schob. „Nö, das ist mir egal.“ Ruîn stand an Isans Herd und rührte in einer Schüssel während die Whitesmith am Tisch saß. „Also eine junge Frau macht sich an deinen Mann ran und dir ist das ganz egal?“ Sie ließ Faihu nach unten auf den Boden damit er zu seinem Spielzeug krabbeln konnte. „Ich finde die beiden würden gut zusammen passen.“ Ruîn zuckte mit den Schultern. Sie hatte heute Morgen keine Lust gehabt etwas mit Solar zu unternehmen und hatte ihn deshalb mit Deedee zum trainieren geschickt. Sie als Priestern war der perfekte Partner für Solar. „Hmmm, du würdest eh auch besser zu jemand anderes passen.“ „Zu wem denn? Ist ja keiner da.“ Ruîn kam zu Isan an den Tisch und sie verteilten die Creme aus der Schüssel in kleine Förmchen zum backen. Isan seufzte. Am Abend saß Ruîn mal wieder am Fenster ihres Zimmers und blickte nach unten auf die Strassen von Prontera. Sie hatte keine Ahnung zu wem sie passte. Klar, sie hatte Solar geheiratet, aber reichte das auch? Es war ja nicht so, dass sie ihn nicht mochte. Allerdings fehlten ihr wohl die entscheidenden Gefühle. Es war doch nicht normal das sie ihren Mann einfach mit einer anderen zusammen sehen wollte? Sie betrachtete ihre Spiegelung im Fenster und ließ ihren Blick über das Kafraband wandern das sie trug. Die nächsten paar Wochen war Deedee immer mit dabei wenn sie mal was zusammen mit Solar machen wollte. Und auch wenn dieser es immer leugnete sah man genau, dass sie mehr als schwesterliches Interesse für den Assassinen hegte. Ständig hängte sie an seinem Arm und schwänzelte um ihn herum, war immer seiner Meinung und stellte sich quer wenn Ruîn mal etwas vorschlug. Dieser war das allerdings ziemlich egal, sollte sie doch, sie war nicht auf die kleine Priesterin angewiesen, denn inzwischen hatte Danu ihr Rebirth hinter sich gebracht und mit Duirs Hilfe zu ihnen aufgeholt. Die drei konnten nun gemeinsam trainieren. Und das machte Ruîn mehr Spaß als ihre Freizeit mit Deedee zu verbringen. Sie waren zu dritt bei den Hill Winds unterwegs. Diese sehr aggressiven Monster waren sehr gut zu mobben und man kam ganz gut mit dem Training voran. Nachdem sie am Abend wieder ins Gildenhaus zurückgekehrt waren, nahm Duir sie an die Seite. „Hey, wie siehts so mit deinen WoE Plänen aus?“ „Ähmmmm…“ Ruîn hatte sie schon lange davor gedrückt und eigentlich gar keine Lust dazu. „Überleg´ dir das gut, am Sonntag haben wir einen Gastspieler.“ Duir zwinkerte ihr zu und wandte sich dann zu Danu um die an der Treppe wartete. Gastspieler? Was interessierte das Ruîn? Sie wanderte nach hinten zu dem Gemeinschaftsräumen um sich was essbares zu suchen. Als sie einen Apfel betrachtete musste sie an Jeran denken. Konnte Duir vielleicht ihn gemeint haben? Wie konnte das eigentlich immer sein das alle Informationen über ihn hatten und sie nicht? Langsam machte sie das wirklich sauer. Sie lief nach oben in ihr Zimmer und suchte ihre WoE Waffe zusammen. Wie konnte er einfach so abhauen und ihr dann nie wieder auch nur eine Nachricht schicken? Wo sie doch angeblich Freunde gewesen waren? Mit einem heftigen Ruck warf sie die große Holztruhe in der ihre Waffen lagerten um und verteilte den Inhalt über den ganzen Boden. Tränen rannten ihr über das ganze Gesicht. Schnell suchte sie nach einem Tuch um diese zu trocknen und sammelte dann schnell alle Waffen wieder zusammen bevor Solar noch auftauchte und sie so sah. Es war am Samstagabend, Ruîn wollte sich gerade auf den Weg zu Isan machen, als ihr schon im Flur mehrere Gildenmitglieder begegneten die ganz schnell auf dem Weg nach unten in die Eingangshalle waren. Ruîn hörte nur ein paar Gesprächsfetzen. „…wieder da…“ „…echt eine Frau mitgebracht…“ „…fürs Woe sagen die…“ „…kann doch nicht sein…“ Neugierig sprang sie die Treppe hinunter. Solch ein Gildenauflauf war selten. Als sich gerade auf dem letzten Treppenabsatz eine Hunter an ihr vorbeidrängelte, blickte Ruîn in die Eingangshalle und erstarrte mitten im Schritt. Da stand er. Inmitten einer Traube aus Gildenmitgliedern und hatte den Arm um eine junge Assassine gelegt die ihre rechte Hand herumzeigte. Sogar aus der weiten Entfernung konnte Ruîn den Ring an ihrem Finger glitzern sehen. „Also Jeran, das du dich mal verlobst!“ „Ja das hätten wir nicht gedacht.“ „Zeig noch mal den Ring her!“ „Wann ist es denn soweit?“ Die Worte wurden immer leiser und sie konnte förmlich spüren wie ihr Herz immer lauter schlug. Dann trafen sich ihre Blicke. Nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann war sie im Cloaking. So schnell sie konnte drehte sie sich um und rannte die Treppe wieder nach oben und in ihr Zimmer. Erst als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel wurde sie wieder sichtbar. Das konnte doch nicht gerade eben wirklich passiert sein? Langsam wanderte sie ans Bett und setzte sich hin. Das konnte doch nicht wahr sein. Allmählich wurde es düster im Zimmer. Als Solar hereinstürmte war es bereits stockdunkel. „Hey, wasn Auflauf da unten. Hmmm was sitzt du hier im Finstern?“ Er entzündete die Lampe neben dem Bett. „Hmm?“ Ruîn hatte keine Ahnung wie lange sie schon hier war. „Jetzt sag nicht du hast hier schon geschlafen? Unten feiern sie ne Party, lass hingehen, Deedee wartet auch schon.“ Ruîn schüttelte den Kopf. „Ich habe Isan gesagt ich schaue bei ihr vorbei.“ „Ja aber dein Clown ist unten und feiert seine Verlobung, willste da garnicht gratulieren?“ „Hab ich schon vorhin als sie hier angekommen sind.“ Stimmte zwar nicht aber egal, sie bemühte sich Solar anzulächeln. „Und ich hab ja immer gedacht er steht auf dich.“ Solar zuckte mit den Schultern und verstaute seine Waffen und ein Paar Rüstungsteile hinten im Schrank. „Ich habe dir ja gesagt wir sind nur Freunde.“ Nur Freunde, vermutlich nicht mal das. „Hmmm aber irgendwie muss ich schon sagen…“ Solar hatte sich vor Ruîn gestellt und blickte sie schief an. „Man kann nicht leugnen, dass sie dir sehr ähnlich sieht. Sie ist auch ne blonde Assa und hat genau deine Frisur. Auf das scheint er wohl zu stehen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Also kommst du nicht mit?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein ich hab keine Zeit, aber ich wünsche euch viel Spaß.“ „Na gut, bis dann.“ Damit verließ Solar das Zimmer. Steht auf blonde Assas? Ruîn stand auf und blickte in den Spiegel. Sieht ihr sehr ähnlich? Na das könnte ihm ja so passen. Sie ergriff ihren langen Zopf und zog ihr Messer. Die scharfe Schneide glitt durch das Haar wie durch Butter. Nachdenklich starrte Ruîn auf den Zopf der zu ihren Füßen lag. „Was hast du denn gemacht?“ Isan hatte die Tür geöffnet und blickte Ruîn ungläubig an. „Ich habe keine Lust mehr eine blonde Assassine zu sein. Hast du vielleicht einen Dyestuff?“ „Nya mal sehen…“ Sie zog Ruîn in die Wohnung und winkte Thuris aus dem Raum. „Najo die Auswahl is halt bescheiden, Rot oder Grün?“ „Mir egal.“ Ruîn saß an Isans Spiegelkomode und beobachtete die Whitesmith dabei wie sie den roten Dyestuff über ihrem Haar verteilte. „Ich habs auch schon gehört. Erst konnt ichs gar nicht glauben…“ „Irgendwie weiß jeder immer Bescheid nur ich nicht...“ Ruîn kniff die Augen zu als könnte sie dadurch die Tränen stoppen. Langsam zog Isan sie nach hinten und legte die Arme um ihre Freundin. „Ich fürchte ich muss mit der Schere ran, das ist ja ganz schief hier hinten.“ „Ach was, das wird ein neuer Trend.“ Ruîn schüttelte den Kopf, musste dann aber doch kichern. Im Gildenhaus war es stockdunkel und komplett still. Langsam schlich sich Ruîn durch die Eingangshalle. Sie hatte keine Ahnung wie spät es war, doch es musste weit nach Mitternacht sein, denn auch die Verlobungsparty war anscheinend schon zu ende. Sie beschloss noch mal ganz kurz in der Bibliothek vorbeizuschauen um das Buch das sie gerade las mit ins Zimmer zu nehmen. Das würde sie ein wenig Ablenken. Im langen Säulengang der zur Bibliothek führte kam ihr Jemand entgegen. Sie konnte in der Dunkelheit nicht sehen wer aus der Gilde es war, aber sie kannte die Art und Weise wie sich die Person bewegte. Mit einem Mal bekam sie heftiges Herzklopfen und sie hatte das Gefühl der Boden wurde unter ihren Füßen fortgerissen. Es war Jeran. Panik erfasste sie. Es war zu spät um einfach in den Cloaking zu gehen und abzuhauen. Durch die Dunkelheit konnte sie zwar seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber das er sie ansah merkte sie auch so. Sollte sie stehen bleiben? Sollte sie etwas sagen? Ihm vielleicht Gratulieren? Er war direkt vor ihr. In dem letzten Jahr hatte er sich kaum verändert. Lediglich seine Haare waren nun länger. Für einen Moment dachte sie, er würde ohne eine Reaktion einfach an ihr vorbeigehen. Als sie auf gleicher Höhe waren, erhob er plötzlich die Arme und drängte sie zur Seite und an die Wand des Ganges. Sie küssten sich. Wild und heftig. Seine Hände glitten nach unten und er packte sie an den Hüften und hob sie hoch, sodass sie auf der steinernen Brüstung des Säulenganges saß. Ruîn schlang ihre Beine um ihn während seine Finger über ihre Oberschenkel streiften. „Nette Frisur hast du da… Verdammt hab ich dich vermisst…“ Der Clown küsste sie am Hals und wanderte mit den Händen über ihre Brust. „Das bezweifle ich doch stark.“ Sie sahen sich an und Jeran lächelte nickend. „Ach wegen ihr, keine Sorge ich ziehe nur mit dir gleich…“ Er drückte sie leicht nach hinten an das kalte Glas des Fensters und streifte ihr die Träger von den Schultern. „Weil ich verheirate bin musst du mir das nun nachmachen?“ Sie schloss die Augen und ließ seine Hände über ihren Oberkörper wandern. „Klar…“ Jeran strich mit der Zunge über ihre Brüste und ihre Nippel und Ruîn fühlte eine Gänsehaut die sicher nicht vom kalten Glasfenster herrührte. „Damit machst du euch beide unglücklich.“ Sie krallte sich an seiner Schulter fest und strich ihm durch die Haare. „Halt mich davon ab…“ Er sah sie an und grinste, dann zog er sie zu sich und küsste sie am Hals, und zwar so fest das sie seine Zähne fühlen konnte. „Ich bin wohl der letzte Mensch auf dieser Welt der dazu das Recht hätte…“ Jeran sah sie an, ihre Hände fuhren über seinen Hals und sie zog ihn an sich dann küsste Ruîn ihn. „Nein, du bist der einzige…“ Am Ende des Flures knarrte eine Tür und Stimmen erklangen. Ruîn fuhr herum, Jeran wollte sie festhalten doch sie war schneller. Sie sprang von der Brüstung und verschwand im Cloaking während eine Hunter und ein Priester auf sie zukamen. Sie kehrten wohl gerade von einer späten Trainingsparty zurück und nickten Jeran im Vorbeigehen grüßend zu. Er seufzte. Als Assassine Cross war sie ja noch schwerer zu erwischen als vorher. Kapitel 20: Jerans Hochzeit --------------------------- Jerans Hochzeit Als Ruîn am nächsten Morgen erwachte starrte Solar sie ungläubig an. „Was ist?“ Sie richtete sich auf und bemerkte das sie ihre Assassinen Klamotten noch anhatte. „Naja deine Haare…“ „Ach ja, das war gestern… bei Isan…“ Sie setzte sich hin und fuhr sich mit den Händen durch die nun kurze Frisur. „Ich will ja auch gar nicht sagen das es nicht schön ist… nur irgendwie ganz ungewohnt.“ Solar lächelte, dann beugte er sich zu ihr herüber und küsste sie. „Ach mir gefällt es.“ Sie lächelte und stand auf bevor er sie zurück halten konnte. Schnell zog sie den roten Assassinen Schal fester um ihren Hals. Jeran hatte ihr doch glatt einen Knutschfleck verpasst. Das musste Solar nicht unbedingt sehen. Sie trainierte ein wenig mit Danu bei den Hill Winds und schaute dann auf einen kurzen Besuch bei Isan vorbei um sich ein paar Rüstungstipps geben zu lassen. Dann begann das WoE. Zum ersten Mal seit ihrem Rebirth war Ruîn nun wieder dabei. Sie hatte das aufgeregte hin und her Gewusel am WoE Treffpunkt schon fast vergessen und beobachtete Solar dabei wie er die laut kreischende Deedee mit einem Thiefbug quer über die Waldlichtung jagte. „Wenn wir jetzt nach Niffl gehen sind wir wieder da bevor das WoE auch nur zur hälfte vorbei ist.“ Hinter ihr war Jeran erschienen und legte den Kopf auf ihre Schulter. „Weißt du wie teuer das wäre?“ Ruîn kicherte und betrachtete die Waffe die Jeran ihr nun vor die Nase hielt. „Für deinen Soul Destroyer. Konzentrier dich einfach immer nur auf den Gegner den ich dir sage, egal was sonst so los ist.“ Duir winkte ihnen zu. „Ok, heute haben wir die Kontrolle, welches Castle zuerst?“ Ruîn blieb etwas abseits stehen während die Beiden zu den Leadern hinüber wanderten. Sie war froh das Jeran seine Verlobte nicht mitgebracht hatte, denn so wie es aussah gehörte sie zu einer anderen Gilde und lief dort das WoE mit. Dann ging es los. Zuerst nahmen sie sich die Castles in Greenwood Lake nahe Payon vor. Vor den einzelnen Schlössern hatten sich schon mehrere andere Gilden versammelt und alle stürzten mit Beginn des WoE gemeinsam hinein. Es war wirklich ein planloses Durcheinander und Ruîn wurde mehr durch die Gänge geschoben, als das sie selbst lief. Beim Emperium war es dann am schlimmsten, überall drängelten sich die Leute zusammen und man kam fast gar nicht an das goldene Gestein heran. Plötzlich verschwand der Raum und wurde zur Waldlichtung. „Ich hab euch gesagt das hat bei Hong Roo keinen Sinn!“ Jeran war sauer. „Versuchen kann man es ja mal.“ Raido winkte den Priestern, damit diese wieder ihre Warpportale öffneten. Ruîn war das alles sowieso ziemlich egal. Sie lief einfach mit und beobachtete was passierte. Nach einigen kleineren Kämpfen hatten sie sich mit zwei weiteren Gilden das Castle Chun Dan erkämpft bei dessen Besitz sie sich irgendwie immer abwechselten. Dann übernahm Duir das Kommando. Geschickt stellte er die Leute hinter den Holzzäunen im Empraum zusammen und ließ die Fallen etwas weiter hinten legen so das die Pecoreiter zwischen ihnen und der Tür waren. Hinter der ersten Barrikade ging er mit Jeran in Stellung. Ein Highwizzard der Allianz war auch bei ihnen und auf ihr winken lief Ruîn auch nach vorne. Als die erste feindliche Gilde hereinstürmte hörte sie nur noch auf den Clown. Er wusste gegen welche Gegner sie eine Chance hatte. Sie schafften es ganz gut die erste Welle abzuwehren. Zwar verloren sie ein paar Tanks aber sie hielten stand. Und mit einem Mal traf der feindliche Storm Gust nicht mehr. Das Woe war vorbei. Viele der Feinde ließen ihre Waffen sinken, einige schüttelten die Köpfe und ein Paar verschwanden sofort aus dem Raum. Sie hatten es tatsächlich geschafft! Sie hatten das Castle! „WAAAHAHAH!!“ Mit einem lauten Geschrei umarmten sich mehrere Gildenmitglieder und ihr Leader klatschte in die Hände. Kreischend fiel Danu Ruîn um den Hals und warf sie damit beinahe um. Lachend schloss sich dann auch Duir an und die drei sprangen aufgeregt auf und ab. Dann löste sich Ruîn von den beiden und fiel Jeran um den Hals. „Siehst du!! Ich habs ja immer gesagt, hört auf mich.“ Er grinste bevor Duir ihn in die Seite boxte. „Angeber.“ Ruîn kicherte, dann entdeckte sie Solar etwas weiter hinten. Er winkte ihr und versuchte sich vergeblich aus Deedees Klammergriff zu befreien. Die Siegesfeier im Gildenhaus war dann relativ kurz, da die meisten nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet hatten und darum schon vor dem WoE für den weiteren Abend Trainingspartys angenommen hatten. Der Rest machte sich dann mit Einbruch der Dunkelheit auf den Weg nach Comodo wo es ein großes Fest mit mitternächtlichem Feuerwerk geben sollte. Ruîn fühlte sich dort ein wenig Fehl am Platz. Zuerst hatte sie sich mit Danu und Duir unterhalten doch die waren inzwischen auf einem der hölzernen Tanzpodeste verschwunden. Solar hatte zwar auch mal versucht sie zum tanzen zu überreden, doch dann, weil sie überhaupt nicht wollte, Deedee nachgegeben die ihn schließlich wegzerrte. Nach einiger Zeit stand sie von dem großen Tisch, an dem noch ein paar weitere Gilden und Allianzmitglieder herumsaßen, auf und wanderte ein wenig in der Stadt herum. Es war wirklich sehr schön in Comodo. Die ganze Stadt war auf einem sehr feinen, leicht violett glitzernden Sandstrand aufgebaut worden. Zahlreiche Palmen wuchsen hier und hölzerne Brücken und Stege verbanden den Strand mit einigen Häusern die auf Pfählen oder kleineren Inseln auf dem Meer standen. Hunderte von Laternen erleuchteten diese Wasserwege und überall standen Leute herum die sich unterhielten oder tanzen und feierten. Als sie etwas abseits am Strand entlang spazierte sah sie plötzlich Jeran weiter vorne im Sand sitzen. Dieser war nach dem WoE gleich verschwunden um sich mit seiner Freundin zu treffen. Ruîn hatte keine Ahnung warum er nun alleine hier herumsaß. Als er sie entdeckte lächelte er und winkte sie zu sich. „Hallo, was machst du denn hier?“ Sie setzte sich zu ihm in den warmen Sand. „Hab vorhin bei eurer Freier vorbei gesehen.“ Er deutete nach hinten wo sie hinter einigen Palmen die hölzerne Plattform erkennen konnte, wo sich noch ein Paar Leute aus ihrer Gilde versammelt hatten. „Und, wo ist… sie…?“ Die Assassine legte den Kopf auf ihre angewinkelten Knie und blickte zu dem Clown. „In Prontera, in ihrem Gildenhaus, vielleicht noch was für die Hochzeit morgen vorbereiten oder so, keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern. „Hmmm wegen Morgen, wenn es da noch etwas gibt…“ „Nein, nicht jetzt.“ Ruîn schüttelte den Kopf. „Ich will jetzt nichts davon hören, gar nichts.“ Sie sahen sich an und Jeran nickte. Dann drückte er sie leicht nach hinten in den Sand und deutete nach oben. Das Meer warf zahlreiche, leicht lila glitzernde Reflexionen an die schwarzen steinernen Felswände die die Stadt umschlossen. Jeran legte sich neben Ruîn und sie betrachteten das schöne Farbenspiel. Dann hörten sie durch die laute Musik hindurch eine klirrende Glocke und Jeran sprang auf. „Komm, jetzt geht’s los.“ Er erwischte sie am Arm und half ihr auf die Beine. Er zog sich die Schuhe aus und streife seine Hose etwas oben und deutete Ruîn es ihm gleich zu tun. Dann nahm er ihre Hand und zog sie mit sich ins Meer. Kicherns bespritzen sie sich ein wenig mit dem kühlen Wasser. Dann begann das Feuerwerk. Zahlreiche Lichtkugeln strebten gleichzeitig zum Himmel. Es war ziemlich Laut, so laut das es sogar die Musik übertönte. Dann regneten abertausende von Lichtfunken in allen Farben über die Stadt. Viele der feiernden Leute hatten sich nun auch am Strand versammelt um das Feuerwerk besser sehen zu können und es herrschte eine schöne ausgelassene Stimmung. Jeran erwischte sie an den Händen und sie drehten sich lachend im Kreis. Ruîn spürte wie ihr Herz ihr bis zum Hals schlug als sie Jeran durch die zahlreichen tanzenden Lichter hindurch ansah. Sie wünschte sich das dieser Moment niemals endete. Die Gäste hatten sich in der großen Kathedrale von Prontera eingefunden und Duir blickte neugierig durch den Saal. „Viel weniger Frauen hier als ich angenommen hätte.“ Er kicherte während Jeran den Kopf schüttelte. „Denkst du ich lade alle meine Affären ein?“ „Dazu wäre hier sowieso zuwenig Platz.“ Geschickt wich der Sniper einer von Jeran geworfenen Vase aus. „Es geht dann gleich los, sobald du fertig bist, also Beeilung.“ Damit winkte er dem Clown zu und schloss die Tür hinter sich. Jeran seufzte und betrachtete den schwarzen Anzug der vor ihm auf einem Sessel lag. „Na dann…“ Er verstreute die Clownklamotten rings um den Stuhl und schlüpfte in die samtene Anzughose. Als er sich gerade das Hemd zuknöpfe wurde die Tür geöffnet. Er drehte sich um und konnte hinaus auf den Gang sehen der zum Altarraum führte. Es war niemand zu sehen also schloss er die Tür langsam wieder. „Muss ich den Improve Skill anwenden oder zeigst du dich so?“ Hinter ihm bewegte sich etwas. Ruîn stand am Fenster und blickte hinaus auf den Hof hinter der Kirche. „Hast du mir etwas zu sagen?“ Langsam ging er zu ihr hinüber. Die Assassine schüttelte den Kopf. „Als ob ich das Recht dazu hätte…“ Sie wich vor ihm zurück aber er ließ nicht locker. Ruîn trat an die Wand und senkte ihren Blick damit er sie nicht ansehen konnte. „… Sag es…“ Sein Atem an ihrem Ohr ließ eine Gänsehaut über ihren Rücken wandern. Die Assassine schüttelte den Kopf. Jeran packte sie an den Schultern und zog sie an sich. Er küsste sie und drückte sie gegen die Mauer. Sie sollte nicht schon wieder abhauen. „Sag es…“ „Warum machst du das?“ Sie fuhr ihm mit den Händen durch die Haare während er ihren Hals küsste. „Das ist das falsche…“ Ruîn seufzte und sie blickten sich an. Mit einem lauten Ruck und Duirs Ausruf „Ey, wo bleibst du?“ wurde die Tür aufgestoßen und der Sniper blickte in den Raum. Erschrocken fuhr Jeran herum während Ruîn im Cloaking verschwand. Duir seufzte. „Fängste schon vor der Hochzeit damit an?“ Jeran schüttelte den Kopf während er sein Hemd wieder in Ordnung brachte und das Sakko anzog. Er verließ den Raum während Duir in der Tür stehen blieb und darauf wartete das Ruîn ihm folgte. Er hatte sie sehr wohl gesehen. In der großen Halle der Kathedrale herrschte ein aufgeregtes Raunen und vom Altar hörte man ein rhythmisches Klappern. Die Assassine stampfte unruhig mit ihrem Schuh auf dem Marmorboden herum. Langsam wanderte Jeran den Mittelgang entlang und blickte durch die Runde. Es war ein schräges Gefühl von all den Leuten angestarrt zu werden, wovon er die meisten ja auch gar nicht kannte. Dann blickte er nach vorne auf seine Braut. Allerdings sah sie ihn nicht an sondern blickte direkt an ihm vorbei in den langen Gang der zum Ausgang der Kirche führte. Langsam drehte er sich um und mit ihm die meisten Gäste. Mitten im Gang, einige Meter von der letzten Sitzreihe entfernt, stand Ruîn und blickte zu ihm herüber. Er drehte sich wieder nach vorne wo die kleine langsam ihren blonden Kopf schüttelte und den Blumenstrauß langsam nach unten fallen ließ. Jeran zuckte mit den Schultern dann grinste er und wandte sich um. Mit schnellen Schritten rannte er durch den breiten Gang zwischen den Sitzreihen, erwischte Ruîn an der Hand und zog sie mit sich zum Ausgang. Sie stürzten nach draußen und die gepflasterte Hauptsrasse der Hauptstadt entlang. „Hey was machst du denn??“ „Ich hab keine Ahnung!“ Jeran lachte lauthals, während er sie immer weiter zog, an der Stadtmauer entlang, durch zahlreiche Händler und Abenteurer hindurch bis sie den Eingang von Prontera erreicht hatten. Jeran warf einen Blick über die Schulter um zu sehen ob ihnen jemand den ganzen weiten Weg nach unten gefolgt war, konnte allerdings niemanden entdecken. Sie schlängelten sich durch die ganzen Leute die sich vor der Stadt versammelt hatten und liefen dann weiter nach Süden bis nach Izlude. Keuchend und nach Atem ringend klammerte sich Ruîn an einen Fahnenmast, welche zahlreich am Hauptplatz herumstanden. „Du hast aber auch keine Kondition.“ Jeran kicherte während die Assassine ihn böse von unten herauf anfunkelte. „Was machst du nur für Sachen?“ Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Ach, du kennst mich doch.“ Mit einer schnellen Bewegung umfasste er sie an den Hüften und hob sie hoch. „WAAAAASSS??“ Er lief mit ihr nach hinten an die Klippen nahe dem Bootssteg und ignorierte gekonnt ihre Befreiungsversuche. Mit einem lauten Schrei stürzte er sich mit ihr in die Fluten. „IIIIIISSSTTT DAS KALT!“ Brustend war Ruîn neben Jeran aus dem Wasser aufgetaucht und stürzte sich auf den Clown. Sie tauchte ihn mehrmals unter bis er um Gnade rief. Das tat er allerdings mehr wegen einem Lachanfall als wegen dem Tauchen. Das Meerwasser war wirklich angenehm kühl an diesem heißen Sommertag und sie schwammen ein wenig um die Insel herum bis sie Duir entdeckten der am Steg stand. „Hast du nicht was vergessen? Heiraten zum Beispiel?“ „Ach vielleicht nen ander Mal.“ Jeran griff nach oben um sich an den Planken hochzuziehen überlegte es sich allerdings anders und schnappte sich Duirs Arm. In einem Hohen Bogen flog der Sniper zu ihnen ins Wasser. „Ihr seit echt verrückt, wisst ihr das?“ Duir kicherte und goss eine beträchtliche Menge Wasser aus seinem Köcher. „Ach bei dem Wetter schadets ja nicht.“ Ruîn reichte ihm ein paar Pfeile die sie aus dem Wasser gefischt hatte. Die Drei saßen auf der Klippe neben der großen Arena und trockneten ihre Sachen. „Ach ja…“ Der Sniper kramte kurz in einer seiner Taschen und drückte Jeran dann etwas in die Hand. „Hmmm…“ Langsam drehte der Clown einen goldenen Ring zwischen den Fingern hin und her. „Naja er hat ihr ja eh nicht gepasst.“ Er erwischte Ruîn and er Hand und schon ihr den Ring über den Finger. Er passte perfekt. „Siehste? Solltest dich mal mit deinem Schicksal anfreunden.“ Jeran grinste und Ruîn schüttelte kichernd den Kopf. „Na gut, ich muss dann wohl noch ein paar Dinge erledigen.“ Jeran stand auf und wollte gerade in Richtung Izlude Hauptplatz aufbrechen als er sich noch mal zu den beiden umdrehte. „Nächstes WoE ist es soweit.“ Damit ging er. „Was?“ Ruîn sah das Duir lächelte. Kapitel 21: Ice --------------- Ice Das sich die geplatzte Hochzeit recht schnell herumgesprochen hatte, wunderte Ruîn eigentlich nicht wirklich, da sich ja auch ein paar ihrer Gildenmitglieder in der Kirche befunden hatten, das man sie allerdings als den Grund dafür ansah war ihr neu. Sobald sie den Gemeinschaftsraum betrat verstummten alle Gespräche und alle Anwesenden starrten sie für ein paar Sekunden an. Dann drehten sich die ersten wieder um und ein paar flüsternde Gespräche begannen. Hier und da wurde auf sie gezeigt. So schnell sie konnte durchquerte sie den Saal und rannte die Treppe nach oben. Toll, das letzte was sie gebrauchen konnte waren falsche Gerüchte. Was hatte sich Jeran da bloß wieder gedacht? Als sie ihre Tür erreichte hielt sie kurz inne und atmete durch. Sie betrat das Zimmer und wollte sich eigentlich nur noch schnell der nassen Kleider entledigen als sie Solar und Deedee anblickte die nebeneinander auf dem Bett saßen. Überrascht blieb Ruîn mitten in der Bewegung stehen. Eigentlich hatte sie angenommen das ihr Zimmer leer sein würde. „Oh hallo.“ Deedee stand auf. Irgendwie wirkte sie ein wenig geknickt. „Wie war die Hochzeit? Du warst doch dort?“ Solar sprach zwar mit ihr, blickte aber an ihr vorbei. Ruîn seufzte. Die Gerüchte hatten sich also schon bis zu ihnen durchgesprochen. Langsam trat die Assassine ins Zimmer wobei sie ihre Hände hinter dem Rücken hielt und sich den Ring vom Finger abzog. „Ich geh dann mal. Wir sehen uns.“ Die Priesterin schob sich an ihr vorbei und durch die Tür. Ruîn betrachtete Solar. „Was auch immer du gehört hast, es ist übertrieben.“ „Hmmm? Was war…?“ Nun sah er sie an. Sein Gesicht war rot und er wirkte ein wenig neben sich. Was immer mit ihm los war, es lag wohl doch nicht an der geplatzten Hochzeit. „Jeran hat es sich anders überlegt und seine Braut am Altar stehen lassen.“ Sie ging langsam an ihm vorbei und betrachtet den Assassinen nachdenklich. „Sie hat mich geküsst…“ Er blickte hinüber zur geschlossenen Tür. „Es war aber keine Absicht von mir und…“ Nun verstand sie. Es ging um Deedee. „Möchtest du sie denn küssen?“ „Wie?“ Solar blickte Ruîn verdutzt an und sie zuckte mit den Schultern. „Na ob du es willst?“ „Eh, nein, ich… eigentlich nicht.“ „Hast du ihr das auch gesagt?“ Sie hatte den großen Massivholzschrank geöffnet in dem ihre Klamotten lagen und zog einige davon heraus. „Ja natürlich hab ich das, aber…“ „Und wo genau ist nun dein Problem?“ Kritisch betrachtet sie ein Loch in einem ihrer ledernen Strümpfe. „Du bist nicht böse auf mich?“ Solar war aufgestanden und kam langsam zu ihr herüber. „Sollte ich?“ Ruîn blickte ihn stirnrunzelnd an. Sie fand sowieso das er besser zu Deedee gepasst hätte als zu ihr. „Ich weiß nicht…“ Sein Gesichtsausdruck war irgendwie so verwirrt das Ruîn kichern musste. „Himmel, vergiss das doch einfach. Das musst du mit ihr klären nicht mit mir.“ Sie zog sich um und trocknete schnell ihre Haare. Sie wollte noch ein wenig über den Markt schauen, vielleicht auch nach Isan suchen und sich sicherlich nicht mit Deedee auseinandersetzten. Die Nachmittagssonne begann langsam hinter den Dächern von Prontera zu verschwinden während Ruîn mit Isan über den Markt spazierte. „Öhm, bist du gar nicht eifersüchtig?“ Die Whitesmith blickte von einem Stapel Monstercards hoch während Ruîn sie mit hochgezogenen Augenbrauchen betrachtete. „Mhm, weil ich ja selber so treu bin.“ „Hast du denn… mit Jeran… nein?“ Isan seufzte während die Assassine den Kopf schüttelte. „Entscheid dich doch mal.“ Sie schob Ruîn an den nächsten Stand wo gerade ein Alchemist WoE taugliche Waffen stapelte. „Das sagst du so leicht.“ Unter dem Cart blickte ein Homunculus der Vanilmirth art hervor und mit einem leichten Quitschen begann Ruîn damit es ein wenig zu stupsen. Sie mochte diese kleinen Monster die ein wenig aussahen wie ein Schokoladenpudding mit leckerem Gelee Drumherum. Sie wusste das Isan Recht hatte. Sie konnte nicht ewig so weiter machen. Seit über zwei Jahren war sie nun mit Solar verheiratet, und so an sich lief es ja auch ganz gut. Und auf ihren Mann konnte sie sich wenigstens verlassen. Er haute nicht ständig ab und ignorierte sie monatelang. Ob das wohl ihre Schuld war? Sie stand wieder auf und sah sich ein wenig bei den anderen Merchants um. Allerdings konnte sie sich nicht so wirklich auf die angebotenen Waren konzentrieren. Während des nächsten WoEs kamen dann die ersten Gerüchte auf. Gerede über eine neue, und anscheinend sehr starke, Gilde. Das war an sich ja nichts neues- beinahe jedes Mal gab es mehrere neue, oder umstrukturierte Gilden und Allianzen, allerdings war es diesmal etwas anders. Ruîn bekam davon nicht wirklich etwas mit. In den Schlössern in denen sie kämpften passierte nichts wirklich Ungewöhnliches. Wie immer stritten sie sich mit mehreren ähnlich organisierten Gilden um das Emperium. Abwechselnd in einem Castle in Prontera und in einem in Payon. Leider hatten sie das, beim letzten Mal, eroberte Schloss nicht halten können, da sich die Leader nicht auf eine geeignete Strategie hatten einigen können. Alles in Allem war es also ein ganz gewöhnliches WoE gewesen. Als sie sich dann mit ein paar von Solars Freunden zum Prontera Pub aufmachten, um dort zu Abend zu essen kamen sie beim großen Brunnen am Hauptplatz an eine etwas größere Versammlung. Natürlich war es nicht unüblich, dass sich nach dem WoE überall Leute zusammen fanden um lautstark über die Ereignisse zu diskutieren, oder zu streiten, aber diesmal fehlten eben diese. Die meisten Leute, an denen sie sich vorbeidrängelten, waren eher still. Viele betrachteten die Liste der Schlösser, andere zuckten mit den Schultern hier und da hörte man erstaunte Gesprächsfetzen. Neugierig schob sich Ruîn zwischen einem Priest und einer Sniper hindurch um selbst einen Blick auf die Liste zu werfen. Da sie sich nicht so wirklich für das WoE interessierte bemerkte sie zuerst nichts ungewöhnliches, dann aber guckte ihr Solar über die Schulter. „Magic fehlt.“ „Ja, das ist das erste Mal seit fast einem halben Jahr.“ Stimmte ihm der Priester rechts neben Ruîn zu. „Eine neue Gilde hat sie raus gehauen. Sie nennen sich Ice. Hier in Leprion.“ Meldete sich ein Lord Knight von weiter hinten und deutete auf die Liste von Britonniah. Ruîn betrachtete kurz das Gildenlogo, einen blauen Pfeil auf schwarzem Grund, und drängelte sich dann wieder von der Informationstafel weg. Nachdem sich auch die anderen wieder bei ihr eingefunden hatten setzten sie ihren Weg zum Pub fort. „Wow, glaubt ihr das es wirklich nur eine Gilde war oder eine große Alli?“ Solar blickte durch die Runde. Ruîn zuckte mit den Schultern. Ihr war das egal. „Die Allianz von Magic besteht aus über 70 Leuten soweit man das weiß, natürlich waren nicht alle in dem Castle, aber für eine einzige Gilde wäre das doch echt unmöglich denen das wegzunehmen.“ Einer von Solars Freunden gestikulierte wild mit seinen Händen während er sprach. „Aber von einem WoE zum nächsten kann sich nicht einfach so eine große Allianz gebildet haben die es dann einfach so mal mit Magic aufnimmt ohne das man das sofort weiß. Dazu sind ja viele gute Leute nötig, das würde sofort auffallen.“ Ein Rouge nickte. „Trotzdem schafft das eine einzelne Gilde nicht.“ Solar schüttelte den Kopf. „Also mir ist das zu hoch, da blicke ich nicht durch.“ Neben Ruîn war Deedee aufgetaucht und hängte sich bei ihr ein. „Männer und ihre Streitereien.“ Sie kicherte während Ruîn nur mit den Schultern zuckte. Sie verstand zwar auch nicht gerade viel von allen Ereignissen des WoEs, aber sie wusste wohl das Magic eine der größten und stärksten Gilden war die es überhaupt gab. Wenn es also eine einzelne Gilde geschafft hatte ihnen das Castle abzuknöpfen war das schon eine beachtliche Leistung. So Ähnlich dachten auch viele Andere und man wartete gespannt auf das nächste WoE in ein paar Tagen. Es würde zeigen ob es sich lediglich um einen dummen Zufall gehandelt hatte. Am nächsten Sonntag hatten sich verdächtig viele Gilden vor Leprion eingefunden. Auch die Leader von Ruîns Allianz waren neugierig und ließen das WoE hier starten, obwohl sie sonst eigentlich nicht in Britonniah unterwegs waren. Die Enttäuschung war dementsprechend groß als man die Burg stürmte und sich dort kein einziger Mensch aufhielt. Es dauerte dann auch nicht lange und die Allianz der Magic Gilde hatte sich ihr Territorium zurückgeholt. Plötzlich ging ein Raunen durch die Gilden. Ice hatten ein Schloss in Lunia, dem WoE Gebiet nahe der Stadt Aldebaran erobert. Kurz darauf waren sie in Valkyre Ream unterwegs und dann wieder in Britonniah bei Geffen. Sie waren also nicht auf ein bestimmtes Castle aus. Ruins Gilde beschloss also das WoE wie gewohnt zu machen und sich nicht um Ice zu kümmern. So wie diese Gilde unterwegs war, würden sie sie früher oder später sicherlich aus Zufall irgendwo antreffen. Sie kämpften sich also durch ein paar ihrer angestammten Castles gegen ihre üblichen Gegner. Und dann war es plötzlich soweit. Aus der Vorhalle des Empraumes in Kendul kamen die ersten Meldungen. „Sie kommen!“ „Ice kommt!“ Es waren Boten einer feindlichen Allianz die als Erstes in den Raum stürmten, gefolgt von zwei Tanks und einem Storm Gust der gleich mal die Hälfte der Feinde am Eingang wegfegte. Der Empraum von Kendul war halb geflutet und man musste aufpassen um nicht ins Wasser zu fallen. Als nächstes schossen Pfeile durch die Schneeflocken hindurch und ein großes Vanilmirth stürzte sich auf einen Lord Knight. Ruîn hatte ein wenig abseits des Eingangs gestanden und drängte sich nun zwischen kämpfenden Gildenmitgliedern und feindlichen Mitstreitern in Richtung Eingang. Und dann, zwischen einigen anderen Ice Mitgliedern sah sie plötzlich einen Clown der beinahe Jeran sein konnte. Bis auf die dunkelblauen Haare die unter dem Featherberet hervorstanden. Als der Clown geradewegs an ihr vorbei rannte grinste er und sie erkannte ihn. Es war wirklich Jeran! Ruîn blieb fast der Mund offen stehen als sie ein High Wizzard anrempelte und daran erinnerte das sie immer noch im WoE kämpfte. Die ersten Member von Ice hatten inzwischen schon das Emperium erreicht und Ruîn sah schon fast keine eigenen Gildenmitglieder mehr. Eigentlich konnte sie nur noch abwarten wer nun als erstes das Emp zerstören würde. Eine Hand wurde ihr auf die Schulter gelegt und sie blickte in Isans Gesicht. Die Whitesmith zwinkerte ihr im vorbeilaufen zu. Das konnte doch nun wirklich nicht wahr sein. Erst Jeran und dann auch noch Isan! Nach einem kurzen Umsehen konnte sie auch noch Thuris in der kämpfenden Menge entdecken bevor sich der Empraum in die Waldlichtung bei den Culberts verwandelte. Ice hatten Kendul erobert. Kapitel 22: Entscheidung ------------------------ Entscheidung „Ich fass´ das nicht, wie habt ihr das angestellt?“ „Süße, es geht um Können, nicht nur um Masse.“ Isan nickte und stellte eine Schale mit Keksen auf den Tisch. „Das WoE hat sich in den letzten Jahren leider nur zum Schlechteren verändert, es wurde Zeit das sich mal was tut.“ Ein High Priester den Ruîn nicht kannte war auch anwesend. Sie war nach dem Abendessen mit Duir zu Isan gekommen um sie ein wenig auszufragen. Zuvor hatte sie noch Solar mit Deedee ins PvP oder sonst wohin geschickt, damit sie auch beschäftigt waren. Inzwischen hatten sie sich nämlich auch wieder vertragen. „Aber es war schon überraschend, nicht wahr?“ Jeran grinste und strich sich die blauen Haare aus dem Gesicht. „Würdest du bitte dieser Person nochmals sagen, dass ich nicht mehr mit ihm spreche.“ Ruîn drehte sich zu Isan die seufzte und mit der Hand vor Jeran herumfuchtelte. „Du hast schon gehört.“ „Sag mir doch wenigstens warum?“ Er war aufgestanden und schob sich zwischen Duir und Ruîn nachdem diese sich ja gleich weit von ihm weggesetzt hatte. Allerdings bekam er nichts aus der Assassine heraus, sie ignorierte ihn den ganzen Abend lang. Sie sprachen noch eine Weile über das WoE und die neue Gilde bis sich schließlich der High Priest zuerst zurückzog. Nachdem Ruîn nicht mit ihm sprach ging auch Jeran und zerrte Duir mit sich. Ruîn blieb noch etwas um Isan beim Aufräumen zu helfen, nachdem ihr kleiner Sohn sich lauthals aus dem Schlaf gemeldet hatte und nun Thuris beschäftigte. Es war knapp nach Mitternacht als sich die Assassine langsam auf den Heimweg machte. Hoch über den Dächern der Stadt leuchtete der Mond und eine kühle Brise fegte zwischen einigen Bäumen hindurch. Es war eine sehr schöne Nacht. Ruîn seufzte als sie Jeran an der Hausecke stehen sah. „Ich spreche doch nicht mit dir...“ „Dann sag mir doch wenigstens weshalb. Ist es wegen der Haare?“ Er war neben ihr hergegangen und obwohl sie es gar nicht wollte wurde sie doch langsamer. „Also wenns deshalb ist, das lässt sich wieder ändern, und… Was?“ Sie blickte den Clown mit erhobener Augenbraue an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein, dass er absolut nicht wusste was sie störte. „Ach komm schon, was hab ich angestellt? Sag schon, sag schon.“ Obwohl sie ja schon recht schnell ging schaffte er es trotzdem um sie herum zu laufen. „Angestellt? Gar nichts, mach doch einfach weiter wie bisher.“ Jetzt war sie wirklich sauer. „Hau doch einfach wieder ab ohne ein Wort! Melde dich nicht mehr bei mir nur bei allen anderen! Und mach weiter mit allen deinen Frauengeschichten!“ Sie war stehen geblieben und sie standen sich nun gegenüber und Ruîn musste sich wirklich anstrengen die Tränen zurückzuhalten. „Ahja.“ Er hatte die Hände gegen die Hüften gestemmt und nickte grinsend „Und du hast das alles auch schon mal aus meiner Perspektive betrachtet?“ Langsam ging er auf die Assassine zu und betrachtete sie von oben herab. „Wer von uns beiden ziert sich denn die ganze Zeit?“ Ruîn war ein paar Schritte nach hinten gegangen und stieß gegen einen Baumstamm. „Es ist halt nicht einfach wenn man ständig etwas vor der Nase hat, das man ja doch nicht haben kann!“ Jeran sah ihr fest in die Augen. „Ach ist es das, was du von mir willst? Einen One Night Stand!?“ Ruîn schnaubte verächtlich. „Das wäre dann ja immerhin schon mal ein Anfang!“ Sie blickten sich richtig wütend in die Augen und in Ruîns Kopf flammten plötzlich Bilder eines längst vergangenen PvP Kampfes auf. Sie senkte den Blick und Jeran zuckte mit den Schultern. „Was willst du denn das ich tue?“ „Garnichts…“ Sie blickte nach rechts hinüber wo in einiger Entfernung eine kleine Trainingsparty laut lärmend aus einem Warp aufgetaucht war. „Guck nicht immer weg.“ Er erwischte sie am Kinn und zog ihren Kopf hoch. „Wenn ich nicht mehr abhaue, wechselst du dann zu uns?“ „Wie meinst du das?“ Ruîn hob die rechte Hand um die seine von ihrem Kinn weg zuschieben. „Das was ich mal zu dir in der Bibliothek gesagt habe. Erinnerst du dich?“ Sie blickte ihn überrascht an. Wollte er wirklich das sie zu Ice kam? „Wir haben für dich noch einen Platz freigehalten. Isan und Thuris sind auch dafür. Du könntest eine Menge lernen.“ Fügte er noch hinzu als sie ihn doch recht ungläubig anblickte. „Ich kann doch nicht einfach so… einfach so meine Gilde verlassen…“ Ruîn zuckte mit den Schultern. „Was hält dich dort?“ Jeran schüttelte langsam den Kopf. „Sag mir nicht, dass du dort bleiben willst weil du ihn so sehr liebst.“ Ruîn seufzte. So Unrecht hatte er ja nicht mal. Im Prinzip war Solar ja der einzige Grund warum sie immer noch dort war. Mit Danu und Duir traf sie sich sowieso, das hing nicht mit der Gilde zusammen. „Ich hab einfach nen schlechtes Gewissen wenn ich so einfach abhaue.“ „Wären so 2-3 Probe WoEs denn mal drinnen? Wenn du dich dann besser fühlst? Oder hat er dir das auch verboten?“ Jeran grinste. Er musste sie ein wenig ärgern, sonst wurde das ja nie was. Und er hatte Erfolg. „Mir verbietet keiner was, also gut ich komme zu euch für eine Probezeit.“ Ruîn nickte und verschränkte die Arme abweisend vor sich. „Gut, gut dann treffen wir uns morgen Mittag am Brunnen und ich zeig dir das Gildenhaus.“ Jeran zwinkerte ihr lächelnd zu während Ruîn nur kritisch eine Augenbraue hob. „Ok.“ Damit ging sie. Solar war noch nicht von seinem Ausflug zurück als Ruîn das Zimmer betrat. Gut so. Jetzt konnte sie wenigsten in Ruhe etwas nachdenken. Sie verstreute ihre Sachen im ganzen Zimmer während sie sich umzog und aufs Bett warf, hatte aber keine Lust alles wieder einzusammeln. Naja das konnte sie ja auch morgen früh erledigen. Hinter den dünnen Vorhängen konnte man den Mond über den Dächern der Stadt scheinen sehen. Ruîn seufzte. Wie konnte sie nur Solar erzählen das sie die Gilde verlassen würde? Auch wenn es nur mal kurz für ein paar WoEs war? Irgendwie hatte sie ein schlechtes Gewissen, obwohl sie eigentlich nicht wusste warum. Sie war ja nur Solar zuliebe in die Gilde eingetreten, ihretwegen hätte das nicht sein müssen. Außerdem gab es viele Paare die in verschiedenen Gilden WoE machten. Isan und Thuris zum Beispiel. Vor Ice waren sie ja nicht mal in derselben Allianz gewesen. Irgendwo zwischen all den Gedanken hörte sie wie die Tür geöffnet wurde. Sie hörte Deedee im Flur unterdrückt kichern und irgendetwas sagen, dann herrschte wieder Stille. Sie hatte keine Lust sich nun mit Solar zu unterhalten also stellte sie sich schlafend, morgen früh war dafür noch Zeit genug. Ein leichter Südwind wehte durch die Strassen der Hauptstadt und jagte einige Blätter vor sich her. Der kleine Homunculus eines Creators versuchte eines davon zu fangen und Ruîn musste lächeln als dieser es trotz großer Anstrengung nicht erwischen konnte. Sie schlängelte sich durch die zahlreichen Händlershops und blickte zwischendurch auf um vielleicht Isan irgendwo zu sehen. Die Whitesmith hatte ja auch öfters mal einen Shop offen. Als sie an den Brunnen in der Stadtmitte kam sah sie Jeran schon von weitem. Er hatte die Arme an die Hüften gestemmt und grinste sie mit schiefem Kopf belustigt an. Seufzend musste Ruîn zugeben, dass ihm die langen, blauen Haare verdammt gut standen. „Gut hier bin ich nun also. Bereit um zu lernen.“ Sie nickte und Jeran ergriff ihre Hand. „Fein, dann merk dir schon mal den Weg.“ Er zog sie mit sich in Richtung Westen, vorbei an vielen Alchemisten und drängelnden Kaufwilligen. Während sie sich so von ihm durch die Gegend zerren ließ dachte sie an die letzten paar Stunden. Ihr Gespräch mit Solar war nicht gerade sehr angenehm gewesen. Natürlich hatte er sie nicht verstanden, aber sie hatte auch nichts anderes erwartet. Dabei war es am Anfang noch recht gut gelaufen. Er hatte zwar verstanden, dass sie lernen wollte, aber als sie ihm sagte sie würde zu Ice ziehen, wurde es ihm zuviel. Solar hatte ihr vorgeworfen sie würde seine Freunde nicht mögen (als ob sie jemals viel mit denen zutun gehabt hätte), als Ehepaar hätten sie gefälligst zusammen zu wohnen (ihr Argument mit Isan und Thuris zog leider nicht da Solar Isan nicht leiden konnte), und schlussendlich warf er ihr vor sie würde ihre Ehe nicht ernst nehmen und sowieso nur zu Jeran wollen. Darauf hatte sie dann nur noch den Kopf geschüttelt und war gegangen. Sie erreichten das Gildenhaus in der Nähe des Prontera Frisörsalons und betraten die Eingangshalle. Es waren einige Leute da, unter anderem Isan, Thuris und der High Priest den Ruîn am Vorabend schon kennen gelernt hatte. Hier übernahm nun Isan die Führung und schob Ruîn von einem zum anderen bis sie am Ende vor einem blonden Clown stehen blieb. Sein Name war Sowel und er war der Leader von Ice. „Was willst du?“ „Richtiges WoE lernen.“ Er hob eine Augenbraue und grinste. „Klingt schon mal gut.“ Sowel nickte und gab Isan ein Zeichen. Die ergriff Ruins Arm und zog sie weiter nach hinten zu der großen Treppe. „Na dann, mal sehen wo wir dich unterbringen, die Zimmer… Nein das kannst du gleich mal vergessen.“ Sie hatte den Finger erhoben und hielt ihn Jeran vor die Nase der gerade den Mund geöffnet hatte. „Sie bekommt ihr eigenes Zimmer.“ Damit öffnete die Whitesmith eine der Türen im Gang. „Du weißt ja gar nicht was ich sagen wollte.“ Jeran folgte den Beiden in den Raum. Ruîn sah sich kurz um und nickte. Das Zimmer sah dem im anderen Gildenhaus ziemlich ähnlich, nur das es etwas kleiner war. Es verfügte über ein Einzelbett links neben der Tür, einen großen, massiven Schrank gegenüber, einen großen Tisch mit mehreren Sitzmöglichkeiten und mehrere Holztruhen unter den beiden Fenstern und an der Wand. Für ihre Sachen hatte sie also mehr als genug Platz. Während sich Isan und Jeran noch ein wenig in der Tür zankten warf sie ihre Sachen gleich in die nächste Truhe und legte ihre Waffen darauf. „So, bin eingezogen, was nun?“ „Hmmm, ich hab Kinderdienst weil Thuris dann auf ne Trainingsparty geht. Also müsst ihr euch alleine beschäftigen.“ Isan winkte und verabschiedete sich. „Trainingsparty klingt ja schon mal nicht so schlecht.“ Jeran warf einen Blick auf Ruîns Waffen, hielt eine davon hoch, legte sie wieder hin und besah eine andere. „Für ein böses Monstergemetzel bin ich immer zu haben.“ Sie kicherte und schüttelte den Kopf. Dann stand Jeran plötzlich neben ihr. „Hmmm?“ „Ich…“ Er wirkte ein wenig unschlüssig. „Was ist?“ Wollte er ihr sagen das er schon anderwaltige Trainingspläne hatte? „Kannst du vielleicht…“ Ruîn zuckte mit den Schultern während Jeran sich umdrehte und mit der Hand durch die Haare fuhr. „Ach verdammt ist das schwer.“ Damit drehte er sich wieder um und drückte ihr eine kleine, samtige Box in die Hand. „Ich will jetzt keine Antwort haben, ich möchte nur das du darüber nachdenkst, ne Woche, nen Monat, meinetwegen auch ein Jahr, aber sag nicht gleich Nein.“ Sie öffnete den Deckel der Box und blickte auf einen goldenen Ring mit einem herzförmigen Edelstein der die Farbe ihrer Augen hatte. Es dauerte einen Augenblick bis Ruîn die Bedeutung des Ringes erkannte und ihre Sprache wieder fand. „So Kitschig kenn ich dich gar nicht…“ „Ja, ich weiß, schlimm nicht wahr.“ Damit wandte er sich wieder ihren Messern und Schwertern zu. „Ich hab da was in Planung, Abysslake. Nur ne andere Waffe brauchst du noch.“ Er reichte ihr eine von ihrem Stapel und sie verließen den Raum. „Und du willst mich ernsthaft in den Abysslake mitnehmen?“ Ruîn war nicht ganz so wohl bei dem Gedanken an ein Zusammentreffen mit den Drachen. „Oh doch, Kleines. Das wird dir gefallen.“ Er grinste. Und er behielt Recht. Der Abysslake lag westlich der kleinen Bergstadt Hugel und in seiner Mitte, auf einer kleinen Insel, befand sich eine tiefe Höhle in dessen Zentrum ein uralter roter Drache einen Schatz bewachte. Detardeurus wurde er genannt. Es gab viele die nach unten gingen um ihn herauszufordern, aber den wenigsten gelang es den Drachen soweit zu bekämpfen, dass er sich wenigstens für einige Zeit zurückzog. Ruîn und ihre kleine Party machten allerdings einen sehr großen Bogen um ihn. Sie waren recht untypisch nur in einer kleinen Gruppe unterwegs. Jeran war der Partyleader und spielte das Bragi, Duir und Ruîn waren für das töten der Drachen zuständig und Danu hielt sie am Leben. Es war sehr anstrengend und mehr als einmal entkamen sie nur knapp einem der großen, dreiköpfigen Hydrolancer die immer in der Nähe des großen Detardeurus herumstreiften. Aber es macht auch sehr viel Spaß, vor allem wenn sie nur einen oder zwei kleine Drachen als Gegner hatten. Duir konnte sie mit seinen Fallen sehr gut auf Abstand halten und dank dem Bragi brauchte Ruîn gar keine Pausen zwischen ihren Skills. Ein Soul Destroyer jagte den nächsten und Danu hatte ihre Mühe damit die Drachen mit ihrem Lex Aetherna zu erwischen. Alles in Allem machte es also wirklich einen Heidenspaß. Kapitel 23: Leben ----------------- Leben In den nächsten Tagen hatte Ruîn das Gefühl sie hätte bereits mehr über das WoE gelernt als in den letzten 2 Jahren. Bei Ice war es natürlich viel anstrengender und Sowel war sehr streng. Während dem WoE gab es für ihn nur eines, und das war absoluter Gehorsam. Er und seine Leute wussten ganz genau, was wann zutun war. Mit der Zeit erfuhr Ruîn auch das Sowel und einige andere Mitglieder vorher in ein paar der Top Gilden verstreut gewesen waren. Vor einigen Jahren, als Ruîn noch absolut gar nichts vom WoE gewusst hatte, hatte es eine sehr starke Gilde gegeben in der schon einige ihrer jetzigen Kollegen, unter anderem auch Thuris, zusammen gewesen waren, allerdings hatte sich diese wegen einem Streit der Leader damals aufgelöst. Und jetzt hatten sich die meisten der Ehemaligen wieder zusammen- geschlossen. Die Zeit war Reif für eine Veränderung gewesen. Mit der Zeit lernte Ruîn auch was sie zutun hatte. Sie gehörte zu den Leuten deren Aufgabe es war die gegnerischen Schlüsselcharaktere, wie Sowel sie nannte, auszuschalten und alle anderen erstmal zu ignorieren. Das waren in erster Linie die Leader der feindlichen Gilde oder deren Wizzards. Im Prinzip bestand der Erfolg von Ice in genau dieser Strategie. Es mussten nur die richtigen Gegner ausgeschaltet werden, dann waren auch Gilden von der drei- bis vierfachen Größe kein Problem. An den Abenden nach den WoEs saßen sie dann entweder bei Isan Zuhause oder im Gildenhaus entweder in kleiner oder großer Runde zusammen und besprachen die verschiedensten Strategien untereinander, jene die geklappt hatten und jene die nicht funktionierten, aus welchen Gründen auch immer. Ihre Tage verbrachte Ruîn nun meistens in ihrer Abysslake Party, ab und zu versuchten sie sich auch mal an einem anderen Trainingsort oder suchten ein wenig nach einem bestimmten Item oder einer Card. Wobei sie da eher weniger Glück hatten. Sie fanden ein Paar Equipment Teile im Abysslake die sie von Isan verkaufen ließen, aber das geschah zu selten als das es sich ausgezahlt hätte. Hin und wieder kamen auch andere Leute mit hinunter zu den Drachen, meist ein weiterer Priester und jemand der töten konnte. An Solar dachte Ruîn während dieser Zeit herzlich wenig und hatte auch keine Lust ihn zu besuchen um über ihren Streit zu sprechen. Und da er ja auch nicht zu ihr kam nahm sie an das er wohl dasselbe dachte. Nach ihrem Drachen- Training gingen sie meist noch zu Viert etwas Essen, es gab ein wirklich gutes Restaurant in Louyang wie sie herausfanden, oder Jeran nahm sie irgendwo hin mit. Oft traf sie sich auch mit Isan, entweder um etwas zu tratschen oder, wie heute, um Faihu zu sitten damit die Whitesmith auch mal was mit ihrem Mann alleine machen konnte. Wobei es langsam wirklich schwer wurde, da der Kleine angefangen hatte ziemlich flott umherzulaufen, um dann mit großer Freude alle Schranktüren und Laden zu öffnen um den Inhalt überall zu verteilen und dabei Geschichten zu erzählen, bei denen man langsam auch die Wörter verstehen konnte. Und ans schlafen war da schon mal gar nicht zu denken. Isan musste grinsen als sie mal wieder zurückkamen und der Kleine in seinem Gitterbett stand und mit den Stofftieren spielte, während Ruîn auf einem Sessel daneben eingeschlafen war. „Du kannst auch gerne die Nacht hier schlafen wenn du möchtest.“ Thuris hatte Ruîn geweckt während Isan ihren Sohn aus dem Bett nahm und ein wenig im Zimmer herumtrug. „Ach das ist nicht nötig, beim Heimweg wach ich dann ja wenigstens wieder auf.“ Die Assassine streckte sich und gab dem Kleinen zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Auf ihrem kurzen Weg ins Gildenhaus wurde sie dann tatsächlich wieder hellwach. So wach das sie dann gar nicht mehr einschlafen konnte. Nachdem sie sich etwa eine Stunde hin und her gewälzt hatte, stand sie wieder auf, zog sich das nötigste an und verließ ihr Zimmer. Vielleicht war ja auch Jeran noch wach, beziehungsweise sie würde ihn wecken. Sie schlich sich im Cloaking die Treppe nach oben und durch den langen steinernen Flur bis zu seinem Zimmer. Sie klopfte. Erst leise und dann etwas lauter. Im Zimmer blieb alles still. Sie lauschte kurz an der Tür und drückte dann vorsichtig an der Türklinke. Es war abgeschlossen. Er war nicht da. Sie seufzte und wandte sich zum gehen hielt aber nach dem ersten Schritt inne und drehte sich wieder um. Sie überlegte kurz und setzte sich schließlich auf die Fensterbank gegenüber der Tür. Vielleicht kam er ja auch bald zurück. Einige Zeit lang beobachtete Ruîn die dunkle Straße vor dem Gildenhaus. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie schon dort gesessen hatte und zwischendurch war sie sicher auch ein wenig eingenickt, denn das nächste was Ruîn wahrnahm war ein dumpfes Poltern im unteren Stockwerk und dann näher kommende Schritte auf der Treppe. Vor lauter schreck ging sie sofort in den Cloaking und zog die Beine hoch auf den Sims des Fensters. Die Schritte wurden lauter und dann hörte sie Gekicher. Langsam kam Jeran die Treppe nach oben mit einer Gypsy an der Hand. Am Anfang des Ganges küssten sich die beiden und die Gypsy schwenkte eine halbvolle Flasche deren Inhalt sehr streng nach Alkohol roch. Dann flüsterte sie Jeran etwas ins Ohr und Beide kicherten. Sie hatten die Tür erreicht und während Jeran aufschloss fiel ihm die blonde Frau um den Hals und sie verschwanden eng umschlungen im Zimmer. Langsam ließ Ruîn die Beine vom Fenstersims sinken und glitt auf den Boden. Für einen kurzen Moment starrte sie noch auf die Zimmertür dann schlich sie sich langsam in ihr Stockwerk zurück. Sie schlief in dieser Nacht gar nicht. „Himmel, wie siehst du denn heute aus? Du wirst doch nicht etwa krank werden?“ Jeran hatte den Gemeinschaftsraum der Gilde betreten und war zu Ruîn an den Tisch gekommen wo diese gerade versuchte wenigsten einen Apfel runter zu kriegen. Sie hatte knallrote, blutunterlaufene Augen. „Ich konnte nicht schlafen, das ist alles.“ Sie sah ihn nicht an. „Und wie hast du geschlafen?“ „Sehr gut, nur zuwenig. Ich war gestern Abend noch etwas mit Duir in Comodo unterwegs, is spät geworden.“ Er streckte die Arme über den Kopf und gähnte. „Aha.“ Mit Duir unterwegs also. Sie schnippte die Hälfte ihres Apfels zurück auf den Teller, vielleicht ein wenig heftiger als sie gewollt hatte. „Hmmm, bist du sicher das es dir gut geht?“ Er rückte mit dem Sessel näher an sie heran und strich ihr einige Haare aus dem Gesicht. „Ich kann das Training auch absagen oder verschieben. Das ist kein Problem.“ Mit seiner Hand fuhr er ihr sanft über die Wange und drehte ihr Gesicht zu sich um ihre geröteten Augen zu betrachten. Sie sah ihn an, ihr Blick streifte seine Lippen und sie sah die Gypsy vor sich wie sie ihm um den Hals fiel und ihn küsste. „Das ist nicht nötig, es geht mir gut.“ Damit erhob sie sich und verließ den Raum so schnell sie konnte ohne zu rennen. Jeran blickte ihr etwas verdutzt hinterher. Während der Trainingsparty versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Es gelang ihr auch einigermaßen, sie war ja lediglich sehr müde. Auch Jeran benahm sich eigentlich wie sonst immer. Langsam schluckte dann auch Ruîn ihren Ärger hinunter. Ring hin oder her. Solange sie verheiratet war, hatte sie kein Recht auf Jerans Frauengeschichten sauer zu sein. Es war schon schlimm genug das sie überhaupt Eifersüchtig war. Die nächsten paar Tage und Wochen begann sich Ruîn mit zwei unliebsamen Tatsachen zu beschäftigen. Erstens: sie wusste das ihre Ehe mit Solar zu Ende war. Selbst wenn sie sich wieder mit ihm aussöhnen würde, sie konnte nicht mehr zu ihm zurück, egal wie sehr sie sich das auch einreden wollte. Sie hatte ihn aus den falschen Gründen geheiratet, das wusste sie und es tat ihr wirklich Leid. Leider war eine Scheidung nicht gerade billig und ihre Ausgaben für Waffen und Potions konnte sie ja auch nur grade mal so mit Hilfe von Isan und deren Beziehungen zur Merchantgilde lösen. Da sie kein Glück mit wertvollen Items hatte, begann sie nun wieder damit jeden Abend ein oder zwei Stunden lang in der Nähe von Payon die Poison Sporen zu jagen. Diese giftigen Monster, die ein wenig wie große blaue Pilze aussahen, verfügten über giftige Sporen die man ganz gut an Alchemisten verkaufen konnte. Das war zwar nicht viel, rechnete sich aber auf Dauer. So würde sie ihre Scheidung in den nächsten Monaten bezahlen können. Die zweite Sache war ein Fenster im Gemeinschaftsraum des ersten Stocks. Vom Sims aus konnte man genau die Eingangstüre des Gildenhauses sehen. Auch wenn sie sich bald wie ein Stalker vorkam saß sie nun fast jeden Abend dort und beobachtete die Tür. Sie fand heraus das Jeran durchschnittlich 2-3 Mal in der Woche irgendwelche Frauen mitbrachte. Ein paar Mal blieb er auch ganz weg. Tagsüber ließ er sich allerdings nie etwas anmerken. Langsam wurde Ruîn wirklich neugierig auf die Partys in Comodo. Waren dort wirklich immer so viele Leute? War das wirklich so lustig? Konnte man dort echt so viele Frauen kennen lernen? Sie war zwar schon das ein oder andere Mal dort gewesen, allerdings hatte sie nie so auf die anderen Leute dort geachtet. Nun, Comodo war eine freie Stadt und es stand Jedem zu dorthin zu reisen wann immer man wollte. Sie wartet ein paar Tage ab bis Jeran und Duir wieder mal nach dem Wochenendstraining Partypläne schmiedeten und klopfe sicherheitshalber auch ein paar Mal an seine Tür um sicher zu sein, das er auch wirklich nicht da war. Dann nahm sie den Kafra- Teleportservice zuerst nach Morroc und weiter nach Comodo. Die Stadt der Feste war nachts von unzählbaren Lichtspielen und Feuerwerken erhellt und zahlreiche Menschen liefen überall umher. Man konnte sich die, in ganz Midgard berühmten, Tanzvorführungen der Gypsys und Dancer der Comodo Tanzschule auf mehreren Freiluftbühnen, oder der großen Tanzhalle ansehen, oder den Barden und Clowns bei ihren Musikspielen lauschen. Überall konnte man Süßigkeiten und kleine Naschereien von Händlern und Ständen erwerben und zu trinken gab es auch genug. Obwohl Ruîn schon einige Male in Comodo gewesen war, machte sie immer noch große Augen im Angesicht des fröhlichen Treibens das anscheinend in der ganzen Stadt stattfand. Sie drängelte sich durch mehrere Bars, wobei sie ein oder zwei sehr exotisch aussehende Getränke unbedingt versuchen musste, und hörte gerüchteweise von einem großen Fest das gerade in der großen Tanzhalle stattfand. Als sie an der Halle ankam, standen dort wirklich viel mehr Leute herum als anderswo und man konnte die Musik bis weit an den Strand hinunter hören. Der große Saal war beinahe ganz dunkel, überall blinkten Lichter im Takt der Musik und wohin man auch blickte tanzte die Menge. Oben auf einer der Zuschauerplattformen saß auch Jeran in einer Gruppe von ungefähr sieben, acht Leuten die miteinander tanzten, lachten oder auf den Stühlen herum saßen und sich immer mal wieder, wegen der Musik laut brüllend, unterhielten. In der Gruppe war eine grünhaarige Scolar, der er es wohl angetan hatte, denn sie hatte einen Arm um seinen Hals gelegt und flüsterte ihm ständig irgendwas ins Ohr. Die Hälfte verstand er zwar wegen der herrschenden Lautstärke sowieso nicht, allerdings kitzelte es ganz angenehm. Er nahm einen Schluck aus einer grauen Flasche während seine Bewunderin laut kicherte und damit begann ihn am Hals zu kitzeln. Langsam ließ er den Kopf in den Nacken sinken und vernahm das sie wieder irgendetwas flüsterte, aber er hörte nicht hin. Als er wieder aufblickte sah er Ruîn am Ende der Plattform am Aufgang stehen. Durch das helle Licht hinter ihr konnte Jeran zuerst nur ihre Silhouette erkennen, aber sie war es unverkennbar. Mit einer fließenden Armbewegung stand er auf und schob die Scolar von sich weg. Ruîn sah ihn mit erhobenem Kopf an und lächelte wissend. Langsam kam er auf sie zu. Sie trug die Boyscap die er ihr mal geschenkt hatte und ihren Assassine Cross Body. Die Rüstungsteile und den roten Schal hatte sie komplett weggelassen, trug nur die Handschuhe und die Overknees. Und sie hatte den Ring an einer goldenen Kette um den Hals. Noch nie hatte er eine Frau so sexy gefunden wie Ruîn in diesem Moment. Sie legte ihm die Arme um die Schultern, er umfasste sie an den Hüften und sie tanzten. Er fragte sie nicht warum sie hier war, sie fragte ihn nicht nach der Scolar, sie tanzten nur, Stunde um Stunde verging, die Musik wechselte von langsam zu schnell und wieder zurück, die Lichter blinkten im Takt. Seine Hände wanderten über ihren Rücken, fuhren durch ihre Haare, zogen sie an ihn. Schweißperlen glitzerten im Schein der zahlreichen Lichter auf ihrer Haut. Sie sah ihn von unten herauf an, sie lächelte. Als seine Stirn die ihre berührte schloss sie die Augen. Der Rhythmus der Musik wurde schneller. Die Assassine ließ erst den Kopf und dann den ganzen Oberkörper nach hinten fallen und Jeran hielt sie an den Hüften fest. Mit einem Ruck zog er ihren rechten Oberschenkel nach oben und richtete sie wieder auf. Er küsste sie. Heftig, wild, tief. Sie konnte seine Fingernägel an ihrem Bein spüren. Langsam löste sie sich von ihm und drehte ihm den Rücken zu. Ruîn hob die Arme über den Kopf und schwang sie im Takt mit der Musik. Jeran hatte die Arme um sie gelegt. Sie bewegten sich langsam, fließend ganz mit der Musik. Ruîn hatte den Kopf nach hinten in den Nacken gelegt und der Clown ließ seine Lippen langsam über ihre Haut streifen. In dem Moment sah er ihn. Unten am Eingang mit einem Knight und einem Hunter. Solar. Die Drei standen ein wenig herum und sahen sich auf der unteren Ebene um, dann blickte der Assassine nach oben. Ein oder Zweimal streifte er Jeran mit seinem Blick schien ihn aber nicht zu erkennen. Dann allerdings blickte er ihn direkt an. Er hatte ihn ohne Zweifel gesehen. Und mit ihm natürlich auch Ruîn. Er starrte ihn ein paar Sekunden lang an, Wut erfüllte seinen Blick. Dann fuhr er herum und verließ das Fest. Beinahe konnte man die Tür unter der Musik zuknallen hören. Jeran schloss die Augen und grinste. Was für eine Genugtuung! Er hatte gewonnen! Sie war bei ihm. Kapitel 24: Nifflheim --------------------- Nifflheim Als die Assassine erwachte wusste sie zuerst gar nicht wo sie war. Dann bemerkte sie den Arm der sich um ihre Hüfte gelegt hatte. Erschrocken fuhr Ruîn herum und blickte auf Jeran der neben ihr schlief. Ach ja. Langsam ließ sie sich wieder auf das Kissen zurück sinken und schloß die Augen. Es war schon ziemlich hell draußen, vermutlich sogar schon nach Mittag. Das sie recht lange in Comodo getanzt hatten, daran konnte sie sich noch erinnern, aber was war dann gewesen? Sie blinzelte. Sie hatte ihre Klamotten, bis auf die Handschuhe, noch an. Ein Seitenblick verriet ihr das auch Jeran fast vollständig bekleidet war. Es war also nichts weiter geschehen. Vorsichtig schob sie seinen Arm von sich und stand auf. Auf dem Boden lagen ihre und Jerans Schuhe, seine Jacke und ihre Handschuhe schön verteilt um das ganze Bett herum. Auf der Bettkante sitzend schlüpfte sie in ihre Assassinenstiefel und angelte nach einem der Handschuhe der unter dem Bett hervorragte. „Jetzt sag nicht du versuchst schon vor dem Frühstück zu flüchten?“ Sie fuhr herum. Jeran hatte die Augen geöffnet und beobachtete sie mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. „Ach, zum Frühstück sehen wir uns ja unten.“ „Das war nicht ganz das, an das ich gedacht hatte…“ Er beugte sich zu ihr und legte ihr den Arm um den Hals. „Machen wir doch da weiter wo wir gestern aufgehört haben…“ Während er sie küsste s prangen Ruins Gedanken im Kreis. Jeran war viel direkter als sonst, irgendetwas musste gestern Nacht wohl doch noch passiert sein. Allerdings konnte sie sich an nichts weiter als an die Party erinnern und an einige, sehr bunte und süße Getränke durch die sie sich gekostet hatte. Verdammt. Nein sie konnte das nicht. Sie war immer noch verheiratet. Sie konnte sich jetzt nicht einfach so doch noch in eine Affäre stürzen. Langsam schob sie Jeran von sich weg und stand auf. „Ich hab was zu erledigen.“ „Jetzt?“ „Ja, ich muss mich mit Solar treffen. Das Training lasse ich heute ausfallen.“ Damit stand sie auf und verließ das Zimmer. Jeran seufzte. Weg war sie. Wie immer. Egal was er tat. Und dann wollte sie sich auch noch ausgerechnet mit diesem Assassinen treffen! Mit einer schnellen Bewegung fegte er alles das auf dem Nachttisch herumlag zu Boden. Ruîn schlich sich weitestgehend im Cloaking an ihr altes Gildenhaus und wartete vor dem Eingang darauf das Jemand herauskam, um auch ungesehen hineinschlüpfen zu können. Sie wollte nicht unbedingt mehr Aufmerksamkeit erregen als nötig. Da es schon Mittag war schienen die meisten Leute entweder im Gemeinschaftsraum oder beim Training zu sein, denn sie begegnete niemandem. An ihrer alten Zimmertür angekommen überlegte sie kurz ob sie anklopfen oder einfach reingehen sollte. Ruîn seufzte. Es war nicht mehr ihr Zimmer. Langsam klopfte sie dreimal und öffnete dann die Tür. Ruîn erstarrte inmitten der Bewegung und blickte auf Deedee, die in ihrem Bett lag und dann auf Solar der auf einem Sessel gegenüber saß. Die nun folgende Stille war beinahe Unerträglich. Die Drei blickten sich an. Schließlich seufzte Solar und Ruîn fand ihre Stimme wieder. „Raus.“ Sie blickte auf die Priesterin. „Aber…“ Deedee zog die Decke an sich und machte keine Anstalten sich zu erheben. „Raus!“ Mit einer schnellen Bewegung schleuderte die Assassine einen ihrer Giftpfeile auf die Priesterin. Dieser krachte nur ein paar Zentimeter neben ihrem Kopf in das hölzerne Bettende. Mit einem lauten Kreischen sprang Deedee aus dem Bett und an die Tür. Sofort schob Ruîn sie auf den Flur hinaus und knallte ihr diese vor der Nase zu. „Hey! Du kannst nicht…!“ Solar war aufgestanden und wollte an die Tür aber Ruîn war schneller. Sie schob sich dazwischen und drängte ihn in an den Sessel zurück. „Sie wird das schon 2 Minuten lang überstehen. Dann bin ich wieder weg.“ „Was willst du?“ Solar setzte sich wieder und hatte die Arme verschränkt. „Es beenden. Aber wie ich sehe ist das ja wohl nicht mehr nötig.“ Sie trat an den Schrank und nahm noch ein paar ihrer Waffen heraus. Sie hatte bei ihrem Umzug noch nicht alles mitgenommen. Schnell hatte sie ihre restlichen Klamotten zusammengerafft. „Du hast doch damit angefangen.“ „So? Was habe ich denn getan?“ Nachdenklich betrachtete sie ein Katana von dem sie nicht mehr wusste wem es gehörte. „Na was wohl, mit diesem Clown geschlafen!“ „Nein hab ich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf und reichte ihm das lange Schwert. „Vielleicht hätte ich es sollen, keine Ahnung, aber ich habe es nicht. Ist das deines?“ Er blickte flüchtig auf die Waffe und zuckte mit den Schultern. „Aber ich habe euch gestern gesehen. Ihr wart da in Comodo und ihr lebt ja schließlich nun auch zusammen.“ „Halt mich ruhig für Blöd, aber das ich mit dir verheiratet bin, hat mir wohl doch mehr bedeutet als eine Affäre.“ „Soll das nun alles meine Schuld sein?“ Er wanderte hinter ihr im Zimmer auf und ab und Ruîn konnte ein Zittern in seiner Stimme erkennen das ihr gar nicht gefiel. Sie legte das Schwert zurück, sie brauchte es nicht. „Nein, nein das ist es nicht.“ Mit zwei schnellen Schritten war sie bei ihm und zog ihn an sich. „Es ist meine Schuld gewesen. Von Anfang an habe ich falsch gehandelt.“ Solars Schultern zitterten heftig und er klammerte sich fest an sie. Ruîn blickte nach oben an die Decke damit sie nicht auch noch losheulen musste. Der Assassine sagte irgendwas aber sie konnte nicht alles verstehen. Er hätte sie wohl niemals in seine Gilde holen sollen dann wäre alles anders verlaufen. Ruîn nickte zwar, während er sich das wohl mehr selbst, als ihr erzählte, aber sie wusste doch das auch das nichts gebracht hätte. Von Anfang an war er immer ihr kleiner Bruder gewesen, anstatt der Mann an ihrer Seite. Langsam löste sie ihre Arme von Solar und schob ihn eine Armeslänge von sich weg. Mit einem leichten Kopfnicken deutete sie in Richtung der Tür. „Da draußen steht die Frau die besser zu dir passt als ich. Das weiß ich seit dem ersten Moment als ich sie gesehen habe.“ Solar seufzte aber sie konnte sehen wie er versuchte sich ein Lächeln zu verkneifen. „Wieso sagen das bloß immer alle?“ Sie lächelte als sie seine Hand nahm und ihm etwas hineinlegte. „Dann weißt du ja was du zu tun hast.“ Ruîn trat an die Tür und öffnete sie während er die Hand aufschlug und den goldenen Diamantring betrachtete. „Tu ihm weh und ich komme wieder, verlass dich drauf.“ Zischte sie der Priesterin ins Ohr und wandte sich an die Treppe, während Deedee mehr fragend als erschrocken zu Solar ins Zimmer blickte. Als sie ins Freie hinaustrat musste sie erstmal richtig durchatmen. Sie fühlte sich gleichzeitig wahnsinnig erleichtert und unheimlich traurig, und sie hatte das Gefühl sie würde jeden Moment in Ohnmacht fallen. Langsam machte sie ein Paar Schritte, dann schwang sie sich den Beutel mit ihren Sachen über die Schulter und drehte sich um. Ruîn sah nach oben an ihr ehemaliges Fenster. Es war Deedee die ihr entgegenblickte. Als sich die Assassine wieder ihrem Weg zuwandte sah sie wie die Priesterin ihr langsam zum Abschied winkte. „Das hier, das auch, oh ja das, das brauch ich eh nie…“ Mit den Fingern schnippend förderte Ruîn ein Item nach dem anderen aus ihrem Kafralager und übergab es an Isan die hinter ihr stand und über ihre Schulter spähte. „Und du bist dir sicher das du das willst?“ „Ja ich möchte mich so schnell wie möglich scheiden lassen.“ Sie standen an der Kafrastation von Payon weil Isan dort seit dem frühen Morgen mit einem Verkaufsstand voller Bögen herumgesessen hatte. Sie wollte sich gerade mit Thuris in dem kleinen Restaurant treffen als Ruîn bei ihr aufgetaucht war, und sie gebeten hatte einige Items zu verkaufen. Nun sahen sie gemeinsam alles durch. „Nah ich weiß, ich mein ja nur, kann das nicht noch warten, du kannst ja noch etwas sparen. Oder lass dir einfach die Hälfte von Solar geben.“ „Nein ich will das jetzt erledigen, außerdem hat er damals die Hochzeit bezahlt.“ Sie seufzte als sie der Whitesmith mehrere Headgears überreichte. „Scheiden lassen ist aber viel teurer…“ Murmelte Isan während sie das Geld zückte. „So, den Rest leih´ ich dir bis ich alles verkauft habe.“ „Danke.“ Mit einem breiten Lächeln fiel Ruîn ihr um den Hals. „Und wehe dir wenn du noch mal so einen Blödsinn machst.“ Die Whitesmith erhob drohend den Finger. „Ich werde mich hüten.“ Nifflheim, die Stadt der Toten, in welcher auch der Scheidungsteufel hauste, war nur äußerst schwierig zu erreichen. Entweder man kämpfte sich durch die endlosen Wurzeln des heiligen Yggdrasilbaumes um den herum die Waldstadt Umballa errichtet worden war, oder man stürzte sich an seiner Wasserstelle quasi in den Tod. Ruîn wählte den Sprung. Die Stadt war dunkel und düster, die Gebäude aus rohem Stein und alles was dort wuchs war blattlos und verdorren, aber hatte trotzdem etwas unheimlich schönes an sich. Überall huschten weiße Gestalten über die Strassen und die Ketten der größeren Monster rasselten überall in den kleinen, verwinkelten Gassen. Man musste sehr gut aufpassen, hier konnte man überall angegriffen werden und nicht wenige hatten bereits ihre Seelen hier zurückgelassen. Langsam überquerte die Assassine den Hauptplatz der Stadt, vorbei an einer längst verstorbenen Kafraangestellten die ihr mit leeren, weißen Augen zunickte. „Wiir siinnd auch immm Tode füür euch daaa…“ Es dauerte nicht lange bis sie das Haus des Teufels gefunden hatte, es lag gleich links neben dem großen Platz und dann stand sie ihm auch schon gegenüber. Es war ein schelmisch kicherndes Deviruchi, oder was Ruîn eher vermutete, der Geist eines solchen. Ähnlich wie schon bei ihrer Hochzeit ging es ganz schnell. Sie erklärte warum sie hier war und das Monster kappte die magischen Bande der Hochzeitszeremonie, mit denen sie und Solar verbunden waren und alles wurde schwarz. Als Ruîn erwachte war sie alleine. Das Deviruchi war nicht zu sehen. Langsam versuchte sie aufzustehen, gab den Versuch allerdings gleich wieder auf, als schwarze Punkte vor ihren Augen erschienen. Sie atmete einige Male tief durch und kramte dann am Boden liegend einen Butterflywing aus ihrer Tasche. Als ihren zur Zeit festgelegten Kafrateleportpunkt hatte sie Lighthalzen gewählt, da dort das Ice WoE startete und sie war froh nicht am Partysammelpunkt von Prontera zu erscheinen, da sie immer noch nicht auf ihren Füßen stehen konnte. Aber hier im Norden von Lighthalzen waren kaum Menschen unterwegs. Hier trafen sich alle im Süden am Platz vor dem großen Hotel. Sie konnte hier also in Ruhe auf einer der Bänke an der Stadtmauer sitzen und wieder zu Kräften kommen. Es war bereits später Abend als Jeran von der Abysslake Party ins Gildenhaus zurückkehrte. Er war beunruhigt. Seit sie ihn Gestern verlassen hatte, war Ruîn noch nicht wieder aufgetaucht. Sie würde doch wohl nicht immer noch bei Solar sein? Er schloss die Tür mit einem kräftigen Ruck und warf seine Waffen von sich. Er konnte doch nicht einfach in sein ehemaliges Gildenhaus stürmen und die Herausgabe einer verheirateten Frau fordern. Leider. Langsam ließ er sich auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Ein Schatten vom Fenster wanderte an ihm vorüber und er hatte keine Ahnung wie lange er schon dalag als es plötzlich an der Tür klopfte. „Ich habe das WoE gestern verpasst, es tut mir leid.“ Es war Ruîn. Sie sah ihn nicht an. „Ist doch egal. Komm rein.“ Sie nickte während sie an ihm vorbei ins Zimmer trat und ans Fenster wanderte. Sie trug die Kette mit dem Ring nicht mehr. Faihu kicherte als Isan ihm die Bunnyears aufsetzte und sich selbst ein Piratenbandana samt Augenklappe. „Hat das auch irgendeinen Grund das wir hier so… so rum sitzen?“ Hinter ihnen am Tisch saß Thuris und lugte skeptisch unter einem rosa Ayamhut hervor. „Ja, meinem kleinen Schatz hier gefällt das nämlich.“ Sie nickte, hob ihren Sohn hoch und drehte sich mit ihm schnell im Kreis bis Beide laut lachten. „Und wo hast du das alles her?“ „Ich soll das für Ruîn verkaufen. Sie brauchte das für ihre Scheidung.“ Isan ließ Faihu auf den Boden zurück und der Junge rannte zu seinem Vater um an dem langen Stoffband des Hutes zu ziehen. „Hmmm, also hat sie sich wohl entschieden?“ „Vielleicht.“ Isan zuckte mit den Schultern. Sie hoffte das ihre Freundin diesmal die richtige Entscheidung treffen würde. Von dem Platz vor dem Gildenhaus drangen die üblichen, spätabendlichen Geräusche nach Oben. Die Nähe zum Hauptpartyplatz war auch deutlich zu hören. Ruîn blickte durch ein paar Bäume hindurch nach Unten. Jeran saß hinter ihr auf dem Bett und überlegte was sie ihm wohl zu sagen hatte. „Solar und ich haben uns nicht wirklich lange unterhalten.“ Sie seufzte während er schwieg. „Ich habe schon so viele Fehler gemacht…“ Sie atmete tief ein während sie sich langsam ihre langen Handschuhe auszog und sie auf den Boden fallen ließ. „Ich habe keine Ahnung ob das hier auch einer ist, aber…“ Als sie ihren roten Schal ebenfalls abnahm konnte Jeran ihre Hände sehen. „… aber ich möchte ihn machen.“ Sie trug den Ring. Jeran stand auf während sie sich zu ihm umdrehte. Sie trug seinen Ring! Er zog sie an sich und küsste sie. „Ich war in Niffl…“ Er nickte während er ihr mit der Hand sanft über das Gesicht strich. „Der Teufel hat… ich habe…“ Seine Stirn berührte die ihre und Ruîn sah ihm an das er wusste was sie meinte. Das sie nun geschieden war. Das sie jetzt bereit war, es mit ihm zu versuchen. Kapitel 25: Prontera -------------------- Prontera Sie heirateten gleich am nächsten Morgen. Es waren nur Isan und Duir anwesend, die einzigen Beiden die um diese frühe Uhrzeit schon aufzufinden gewesen waren. Ruîn musste beinahe kichern als ihr Blick während der Zeremonie auf ihre Freundin fiel und sie die Worte „Na Endlich!“ schon fast hören konnte. Nach der Trauung bestand Jeran darauf, dass sie jetzt sofort nach Jawaii zu fahren hatten. Diese kleine Insel war das Hauptanlaufsziel frisch verheirateter Paare und Ruîn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dafür das Jeran all die Jahre, die sie sich nun schon kannten, nichts von Hochzeit, Treue und Monogamie zu halten schien, entpuppte er sich nun doch als sehr traditionell. Sie verbrachten zwei schöne Wochen auf der tropischen Insel bevor sie sich dann wieder ihrer Trainingsparty und der WoE Gilde widmeten. Bis auf die Zeit damals vor einigen Jahren, als ihre nächtlichen Ausflüge mit Duir und Jeran noch geheim gewesen waren, hatte Ruîn das Gefühl nun wirklich ihre glücklichste Zeit zu erleben. Bald schon nach der Hochzeit wollte Jeran nicht mehr im Gildenhaus leben und sie zogen in eine kleine Dachgeschoßwohnung im Südwesten von Prontera. Dort konnten sie nun auch endlich selber mal Besuch empfangen und mussten sich nicht immer alle bei Isan und Thuris treffen. Kurz nach dem Umzug beschlossen auch Duir und Danu das es vielleicht an der Zeit wäre sich ein Zimmer zu teilen, während Ruîn und Isan gespannt darauf warteten ob sich nicht auch ein Ring zeigen würde. Und kurz nach Faihus drittem Geburtstag war es dann schließlich auch soweit! Duir und Danu heirateten in der Kirche ihrer Heimatstadt Hugel. Auch hörte Ruîn von einer weiteren Heirat. Etwa ein halbes Jahr nach der Scheidung hatte Solar Deedee geheiratet. Sie freute sich sehr für die beiden und hoffte das Solar nun auch mit der richtigen Frau glücklich war. Ein kleines Trübnis war schließlich Sowels Entschluss die Gilde Ice zu schließen. Er wurde auch langsam älter und wollte sich endlich mehr um seine Familie kümmern. Das letzte WoE wurde angesichts der versammelten Massen von Kämpfern wohl von sämtlichen Gilden mitverfolgt und noch viele Jahre später hörte man ehemalige Gildenleader davon schwärmen. Ice wurde wahrlich zu einer WoE- Legende. Jeran sah sich danach eine Zeit lang die verschiedensten WoE Gilden an und folgte schließlich Thuris in eine seiner ehemaligen Gilden. Ruîn die das WoE außerhalb von Ice nicht wirklich hatte leiden können, beschloss eine kleine Pause einzulegen bis sich Jeran sicher war auch bei dieser Gilde zu bleiben. Auch Isan musste pausieren, wenn auch nicht ganz so freiwillig wie Ruîn. Sie und Thuris würden bald ein zweites Kind bekommen. Thuris war die Freude darüber auch anzusehen und Ruîn kam nicht umhin auch bei Jeran einen ganz gewissen Blick zu bemerken wann immer er Isan sah. Eigentlich hatte sie bisher noch nie so wirklich über Kinder nachgedacht. Die schief gegangene Schwangerschaft vor knapp 3 Jahren hatte ihr schon ein wenig Angst eingejagt. Allerdings hatte ihr der Arzt damals auch versichert das sie zweifellos immer noch ein Kind bekommen konnte. Wenn sie es halt wollte. Nur in ihrer Ehe mit Solar hatte sie eben nicht gewollt. Sie wusste, wenn sie mit ihm ein Kind gehabt hätte, hätte sie sich nicht von ihm trennen können. Schließlich beschloss Ruîn für sich selbst, das sie schon gerne mal ein Kind haben wollte, allerdings noch nicht sofort. Sie würde noch ein, oder zwei Jahre warten. So würde sie Gelegenheit haben mit Isans Baby üben zu können und sie würde dann wohl auch wissen ob ihre Ehe mit Jeran auch wirklich eine längere Zeit überdauern konnte. Und alles schien wirklich gut zu laufen. Jeran blieb bei Thuris in der Gilde. Ab und zu, so alle zwei Wochen ließ sich auch Ruîn zu dem einen oder anderen WoE überreden, obwohl es ohne Ice wirklich nicht mehr dasselbe war. Unter der Woche hatten sie ein paar Trainingspartys am laufen, meistens mit Danu und Duir zusammen, wenn Thuris die Männer nicht zu einer seiner, wie Danu immer zu sagen pflegte, bösen Partys einteilte. Diese fanden dann meist an Orten statt die Ruîn und Danu nicht wirklich mochten, beispielsweise in der Rachel Sanctuary, einer verwunschenen Tempelanlage im Norden der eigentlich sehr schönen Stadt Rachel, oder in den Laboren der Rekenber Anlage von Lighthalzen. Meist zogen die beiden Frauen dann zu Zweit los oder hingen mit Isan am Markt herum. Hier entdeckte Ruîn auch das schöne Hobby des Headgearmixens für sich. Es gab einige Händler in Midgard die sich auf die Herstellung der verschiedensten Headgears verstanden, wenn man ihnen nur die richtigen Items dazu brachte. Es war sehr zeitraubend, und Jeran schüttelte immer verständnislos den Kopf wenn Ruîn ihm ihre neuesten Hüte zeigte, aber es machte ihr auch großen Spaß. Und das war ja schließlich das Wichtigste. Tage, Wochen, Monate vergingen, Duir und Danu zogen in ein kleines Häuschen in Hugel, Isan und Thuris bekamen eine bildhübsche Tochter mit denselben goldblonden Haaren ihrer Mutter und Ruîn beschloss das es nun auch für sie Zeit wurde. Sie waren glücklich. Es war die schönste Zeit ihres Lebens. Alles war perfekt. Zu perfekt. Es begann in der dunkelsten Stunde der Nacht. Kaum eine Menschenseele war noch unterwegs. Das leichte Zittern des Wüstenbodens blieb außerhalb der Stadt unbemerkt. Bis der markerschütternde Schrei der Kafraangestellten die ersten Bewohner aus dem Schlaf riss. Das nun folgende Beben zerstörte Alles. Die meisten Bewohner Midgards bemerkten nichts. Die meisten schliefen tief und fest. Dann startete der erste Überfall. „PAYON WIRD ÜBERRANNT!“ Erschrocken fuhr Ruîn aus dem Schlaf hoch. Von draußen hörte man zahlreiche Stimmen und Schreie. „Was zum…, was ist da los?“ Jeran war bereits aufgestanden und am Fenster. „Keine Ahnung, aber da draußen ist die Hölle los.“ Schnell zogen sie sich ihre Klamotten und Rüstungen an und suchten ein Paar Waffen zusammen. Sie verließen das Haus und folgten dem Strom der Menschen in Richtung Stadtmitte. Von überall hörte man aufgeregte Gesprächsfetzen. „…Payon angegriffen…“ „… keine Nachrichten mehr aus Morroc…“ „… tausende Monster überall…“ „… alles zerstört…“ „…alle Tot…“ Sie erreichten den großen Platz vor dem Schloss. Zahlreiche Soldaten waren am Tor damit beschäftigt die ankommenden Menschenmassen daran zu hindern in das Gebäude zu stürmen. Dann trat plötzlich Stille ein als ein älterer Mann in einem Fenster im ersten Stock erschien. Ruîn erkannte sein Gesicht von zahlreichen Bildern die schon in vielen Städten gesehen hatte. E s war Tristan der 3. der König von Midgard. „Mein Volk, meine Mitbürger! Das Schlimmste ist geschehen! Wir werden angegriffen…“ Mit einem Mal ging ein lautes Raunen durch die Menge und die Menschen drängten sich wieder gegen die Soldaten. „RUHE! Bewahrt Ruhe!“ Ein etwas älterer High Wizzard war neben dem König ans Fenster getreten und hatte die Arme erhoben. Ruîn erkannte in ihm den Leader der derzeit größten WoE Allianz. Während er von einem Monsterangriff auf Payon berichtete erkannte Ruîn noch einige andere Gildenleader hinter ihm und an den weiteren Fenstern des Schlosses. Nachdem er seinen Bericht beendet hatte und der König nochmals zur Ruhe aufgerufen hatte, verließen die Leader das Gebäude und drängten sich zwischen die Wartenden. Schnell trennte sich die Menge und die einzelnen Gilden fanden zueinander. Obwohl sich Ice eigentlich aufgelöst hatte, waren sie nun fast alle um ihren ehemaligen Leader versammelt. „Die Lage ist sehr ernst.“ Begann Sowel während sie sich alle enger um ihn zusammendrängten. „Aus Morroc kommt nichts, die Stadt ist aufgegeben, auch für Payon werden wir nicht kämpfen, Nein!“ Er hob die Hand um jeglichen Einwand Einhalt zu gebieten. „Zahlreiche Gegner sind auf dem Weg hierher, wir müssen Prontera verteidigen, die meisten Menschen und alle Flüchtenden aus Payon sind hier. Und wir haben ein weiteres Problem.“ Während er sprach hatte sich Ruîn ein wenig umgesehen. Und es waren nicht die drohenden Monstermassen die sie ängstigten, vielmehr war es die Panik in den Gesichtern und Stimmen der Leader. „Eine große Horde ist auf dem Weg nach Juno, sie werden die Stadt noch vor Prontera erreichen, vermutlich haben sie es auf Ymir abgesehen, den Weg zur Valkyre…“ Das Entsetzen in den Augen der zahlreichen Kämpfer war beinahe greifbar. „Sollten sie das schaffen…“ Hörte Ruîn einen High Priester hinter sich sagen. „… dann ist alles aus…“ Das Nicken von Sowel sagte mehr als es jedes unnötige Wort. Hinter ihnen strebten die Mitglieder der Magic Allianz auseinander. „Ihr, ihr zwei, Du und ihr alle da hinten…“ Sowel zeigte auf einige ehemaligen Ice Mitglieder. „Ihr bleibt hier, euch brauchen sie vorne an den Stadtmauern, der Rest von euch holt alle Waffen, Potions, was ihr tragen könnt, es geht nach Juno. So schnell wie nur möglich.“ Ein schnelles Nicken ging durch die Runde und alle machten sich auf den Weg. Ruîn rannte auf Isan zu. Die Whitesmith ergriff ihre Hände. „Wir schaffen das, wir schaffen das!“ Ruîn konnte nur Nicken während sie zusah wie Thuris seine Frau mit sich zog und Jeran sie selber an der Hand ergriff. Sie stürmten in ihre Wohnung und Ruîn wollte gerade ihre Waffenkiste öffnen als Jeran sie ergriff und umarmte. „Ich will das du nach Lighthalzen gehst. Jetzt sofort.“ Er hielt sie so fest an sich gedrückt das sie kaum noch Luft bekam. „Nein… du weißt ich kann das nicht.“ Jeran seufzte. Langsam ließ er sie los und strich ihr mit der Hand über den Bauch. „Ich will nicht das dir… das euch etwas passiert…“ „Ich weiß…“ Sie konnte die Tränen kaum noch zurückhalten und schüttelte den Kopf. „Ich sehe aber nicht dabei zu wie ihr euch alle in Gefahr begebt.“ Damit küsste sie ihn. So schnell sie konnten rafften sie ihre brauchbarsten Waffen zusammen und machten sich wieder auf den Weg vor das Schloss. Von überallher stürmten die Leute hier zusammen, Soldaten der Palastwache errichteten Barrikaden an der Mauer und viele First Jobs oder gerade frisch vom Rebirth Kommende führten Ältere oder Kinder in die noch sicheren Gebäude innerhalb des Schlosses. „Wo sind die Warps nach Juno?“ Mehrere Kämpfer standen etwas unschlüssig vor den Toren. „Wir müssen noch warten bis Alle hier versammelt sind, einzeln nach Juno zu stürmen bringt nichts.“ „Sollen wir jetzt hier rum stehen und nichts tun?“ Ein Raunen ging durch die Gruppe. „Ja, genau das.“ Der Leader der Magic Allianz drängte sich mit einigen Anderen in die Mitte. „Egal was an den Stadtmauern geschieht ihr bleibt hier! Wir brauchen noch mehr Leute.“ Also warteten sie. Für Ruîn war das fast noch schlimmer als das Kämpfen selbst. Immer mehr flüchteten hinter ihnen in das Schloss während sie auf die restlichen Kämpfer warteten und nicht Wenige die hier bleiben würden, marschierten nach unten an die Stadtmauern. Flüchtig erkannte Ruîn Solar in der Menge. Er war bereits Assassin Cross, aber noch nicht lange genug um nach Juno mitgenommen zu werden. Mit seiner jungen Frau Deeira an der Seite liefen sie, einigen Mitgliedern aus ihrer Gilde folgend nach Süden an die Stadtmauern. Zahlreiche Hunter und Sniper, aber auch ein Paar Wizards und Sages hatten die steinernen Mauern erklommen, während sich dicht unter ihnen Priester, Monks und Acolyten aneinander reihten. Sie würden eine Basilika, eine letzte Festung, gegen die Monster bilden. Das leise Zittern des Bodens war nun deutlich spürbar, als unter den lauten Rufen schon die ersten Pfeile über die Mauern zischten. „SIE KOMMEN!“ Binnen einer Sekunde erschienen hunderte Safetywalls innerhalb eines goldenen Schleiers der sich vom Boden bis weit in den Himmel erstreckte während eine riesige Kraft die Stadttore zerbersten ließ. Viele der Priester die direkt davor gestanden hatten, wurden nach hinten geschleudert und zahlreiche Monster stürmten hindurch. „HALTET DIE BASILIKA!“ Knights und Paladine stürzten sich auf die Angreifer während schnell mehrere Priester in die Lücken am Tor liefen und die goldene Wand schlossen. Mehrere Storm Gusts und Meteor Storms fegten über die Stadtmauer gegen die Angreifer und eine Safetywall nach der anderen versuchte die Priester gegen den Pfeilhagel der Aufmarschierten Orc Archer und Archer Raydrics zu schützen. Aber die Basilika hielt. Kein Monster konnte mehr durch das Stadttor. An ein Aufatmen war allerdings nicht zu denken. Viele der Pfeile trafen, immer wieder fielen die Priester und Monks und die Scolare taten ihr bestes um sie mit Soul Change zu unterstützen. Hinter ihnen arbeiteten viele Alchemisten an Potions und wieder andere schafften Herbs, Gemstones und Medicine Bowl herbei. Aber eines wurde schnell klar. Sie konnten zwar die Monster vor der Stadt halten, aber um sie zu besiegen, bevor die wichtigen Items zu Ende gingen, mussten sie nach draußen. Hinter den Priestern sammelten sich Paladine und Lord Knights, sie würden durch das Tor stürmen und wenn möglich ein wenig Platz für die Wizzards schaffen, damit diese die Möglichkeit hatten einige der Monster zu töten. Nach wenigen Minuten ging es los. Die Reiter stürmten durch die Tore, dicht gefolgt von ihren castenden Mitstreitern. Von den Kämpfen am Tor bekamen Ruîn und die meisten ihrer ehemaligen Gildenmitglieder nichts mit. Sie warteten noch vor dem Schloss bis Sowel schließlich den Befehl gab die Warps zu öffnen. Ein letztes Mal zog Jeran seine Frau an sich und küsste sie. Dann betraten sie gemeinsam den Warp nach Juno. Kapitel 26: Juno ---------------- Juno Die Verwüstung war enorm. Da es noch kaum Tag gewesen war, hatten die Monster fast keine Gegenwehr erfahren als sie in die Stadt gestürmt waren. Sogar als die Sages und Scolars die steinernen Brücken, welche die einzelnen Teile der schwebenden Stadt verbanden, zerstörten, hatte es nicht aufgehört. Wie aus dem Nichts waren immer mehr Gegner erschienen und den meisten Menschen war nur die Flucht geblieben. Ruîn und ihre Gilde erschienen nahe des großen Hauptplatzes der größten Insel und waren sofort mitten im Gefecht. Es waren nicht hunderte, nein, es schien ihnen als wären hier tausende Monster unterwegs. Fast alle Gebäude und Denkmäler hier waren bereits zerstört, und man musste sehr gut aufpassen nicht auch noch über die Trümmer zu stolpern. Sie hielten sich dicht zusammen am Fuße einer umgestürzten Statue um erstmals die Lage zu überschauen. Zahlreiche Kämpfe waren um sie herum schon im Gange, und so strebten sie auseinander um sich den anderen Gruppen anzuschließen. Südlich des Platzes an dem noch vor einigen Stunden eine Kafra ihren Dienst getan hatte, waren die meisten Kämpfer versammelt, eine zweite Front hatte sich im Norden nahe des Sage Castles verschanzt um den Zugang zur Valkyre zu schützen. Es hatte nicht lange gedauert bis man bemerkt hatte, das dieser Übergang das Ziel des Angriffs war. Überall erschienen Monster aus dem Nichts, und es waren beinahe nur die Stärksten die umherzogen. Das erste was Ruîn zu Gesicht bekam waren eine Mistress of Shelter, ein Thanatos Odium und ein Skeggiold. Sie hatte zwar schon bei vielen WoEs und Trainingspartys mitgemacht, doch hier war nun alles anders. Von überallher hörte man Befehle und Warnungen, überall gingen Kämpfer zu Boden, schrieen Verwundete und kreischten Monster. Sie kämpften, Stunde um Stunde, doch der Monsterstrom hörte nicht auf. Kaum einer wagte daran zu denken was sich wohl zeitgleich in Prontera abspielte. Über der Stadt zogen sich die Wolken zusammen, hunderte Storm Gusts tobten über die fliegenden Inseln. Ruîn hielt sich in der Nähe ihrer Freunde als plötzlich neben ihnen ein riesiges Monster, überseht mit zahlreichen Augen und schwarzen Schwingen durch eines der Gebäude stürmte. „Das ist Satan Morroc!“ Isan riss Ruîn zurück und einige Peco Reiter preschten nach vorne. Sie sah Thuris einem Scolar ein Zeichen geben und dann kam sofort ein Asura. Jeran ließ ein Bragi hinter ihnen erklingen während Duir geschickt ein Paar Fallen für den Mob des großen Monsters ausgelegt hatte. Dann zitterte die Erde. Heftig wurden beinahe alle auf den Boden geschleudert. Satan Morrocs Erathquake Attacke. Ein paar High Priester versuchten mit Sanctaury den Verwundeten zu helfen während das Monster zu einem Area Stun ausholte. „Verdammt noch mal! Der sollte weit unter Morroc versiegelt sein!“ Ein High Wizzard ging zwischen ihnen in Deckung bevor er wieder einen Storm Gust über den Mob zog. „Wie die Stadt jetzt aussieht will ich gar nicht wissen.“ „Ihr wisst schon das der Letzte der Satan Morroc besiegt hat, jetzt als wahnsinniger Geist Menschen in einem Turm tötet?“ Isan schaufelte allerhand Trümmer und Gestein in ihr Cart, um ihren Cart Revolution Angriff zu verstärken. „Wir sind aber nicht alleine.“ Neben ihr sprang Thuris nach vorne für ein neues Asura während der Satan wieder seine beiden riesigen Armen auf den Boden niederschlug und das Beben wieder die Hälfte aller Kämpfer niederriss. Schnell sprang Ruîn wieder zurück auf die Beine, allerdings wurde es nicht besser. Irgendwas zog an ihrer Kraft, sie konnte es fühlen. Ein Blick zu Isan zeigte ihr das ihre Freundin es auch bemerkt hatte. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. „Es sind die Knochen!“ Isan und Ruîn fuhren herum. Ein High Priester deutete auf den Platz hinter ihnen. Überall ragten kleine weiße Knochen aus dem Boden. Während sie die anderen weiterhin um den Satan und seinen Mob kümmerten erklomm Ruîn mit dem High Priester die umgestürzte Ruine eines Gebäudes und dann sahen sie es. Ganz im Norden des ehemaligen Hauptplatzes stand es, inmitten eines Kreises aus kryptischen Schriftzeichen. „Komm zurück, sofort!“ Der Priester ergriff sie am Arm und sie liefen zurück zu den anderen. Mehrere Lord Knights beschäftigten gerade den Satan Morroc während sich ein paar weitere Kämpfer mit den Monstern aus dem Mob beschäftigten. „Dort hinten ist ein Entweihen! Er castet irgendwas.“ „Verdammt!“ Einige der Kämpfer riskierten einen kurzen Blick. „Wir können hier nicht weg!“ Mit nur einem Schlag bebte wieder die Erde. Satan Morroc und sein Gefolge gehörten zu den Stärksten Monstern die ihnen je untergekommen waren. Und mit einem Mal zitterte die gesamte Insel und der Boden unter ihnen hob sich. Schnell sprang Ruîn auf die Reste des Gebäudes. Ein tiefer Riss zog sich über den Platz, nicht mehr lange und die Insel würde auseinander brechen und der Entweihen wäre außerhalb ihrer Reichweite. Sie blickte hinüber zu ihren Freunden die noch immer den Satan Morroc in Schach hielten und ihr Blick traf Jerans. Als er den Ausdruck in ihrem Gesicht sah schüttelte er den Kopf doch es war zu spät. Mit einem schnellen Satz sprang sie hinunter über den immer breiter werdenden Spalt als sich plötzlich die Insel in zwei Teile trennte. Aus der Ferne hörte sie Jeran schreien und als sie aufblickte konnte sie das Monster direkt vor sich sehen, keine 15 Meter weit entfernt. Ein Entweihen Crothen. Es sah aus wie ein Skelett das durch zahlreiche pulsierende Ranken an einen hölzernen Pfahl gehalten wurde. Und der Priester hatte Recht gehabt. Es castete irgendwas. Etwas weiter im Westen hatte sich ein Kreis gebildet und ein schwarzes Licht strömte daraus hervor. Der Blick des Monsters war ganz auf diesen Kreis fixiert, was vermutlich der einzige Grund war warum Ruîn jetzt noch am Leben war. Schnell stand sie auf und rannte nach links, weg vom Entweihen weiter zu dem schwarzen Kreis. Als sie eine ihrer Giftflaschen zückte gab der felsige Untergrund nach und der Boden wurde ihr beinahe unter den Füßen weggerissen. Sie sprang nach vorne während hinter ihr zahlreiche Felsen von der Insel abbrachen und nach unten fielen. Ruîn atmete tief durch. Beinahe hatte sie vergessen das Juno meilenweit über der Erde schwebte. Einige dumpfe Geräusche erklangen hinter ihr und dann preschten mehrere Peco Reiter auf das Entweihen zu. Erneut sprang sie auf die Beine und suchte nach ihrer Giftflasche die ihr beim Sprung aus der Hand gefallen war. Nur wenige Meter vor dem nun fertigen Kreis lag sie am Boden. Als sie den ersten Schritt nach vorne wagte sah sie den Kopf. Langsam stieg er aus dem Portal nach oben. Ein weißer Schädel gekrönt von einer toten Ranke, blaue und rote Flammen unter sich herziehend. Mit ein paar schnellen Schritten rannte sie auf das Monster zu und ergriff mitten im Schritt die Flasche mit dem Assassinen Gift. Sie zog den Korken heraus und schüttelte alles noch während des Laufens über ihre Schwerter. Sie erhob ihre Waffen in demselben Moment in dem auch der Naght Sieger seine beiden Schwerter auf sie niederhieb. Die Wucht schlug Ruîn mehrere Meter zurück. Sofort folgte ihr das Monster. Sie schwang sich zurück auf die Beine und griff ihn mit seitlichen Hieben an. Er durfte sie nicht noch einmal so direkt treffen. Sie konnte hinter sich die Schreie ihrer Mitkämpfer beim Entweihen hören, Hilfe konnte sie also nicht erwarten. Mehrmals trafen ihre Schwerter aufeinander. Ruîn wusste sie würde nicht lange standhalten können. Weiter oben auf der Klippe der abgebrochenen Insel liefen Jeran und Isan nach Osten um eine Passage auf den anderen Teil der Insel zu suchen während Duir schnell neue Pfeile zusammensuchte. Die anderen hatten es zwar geschafft Satan Morroc zu schwächen, doch dieser war nun noch stärker und wilder als vorher. Ohne Unterlass castete er seinen Area Stun und den Eartquake. Im Todeskampf riss er die ganze Reihe der Gebäude auf dem Hauptplatz bis hin zu den alten Buchläden mit in seinen Tod. Und dann hörte Duir einen Schrei der ihm das Entsetzen ins Gesicht trieb. Danu. Mehrere Überlebende standen zwischen den Trümmern und halfen anderen sich zu befreien während vom Osten her schon wieder mehrere Monster auf sie zukamen. Nur weil der Satan Morroc besiegt war, hieß es nicht das sie aufatmen konnten. Während sich Thuris mit dem Scolar hinter ein Paar Lord Knights zurückzog lief Duir an der langen Klippe entlang aber er konnte Danu nicht finden. Immer und immer wieder hieb der Naght Sieger auf Ruîn ein. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie noch durchhalten konnte, hoffentlich hatten die anderen wenigstens den Satan Morroc besiegt! Erschöpft fiel sie auf die Knie während das Monster zum nächsten Schlag ausholte. Doch als die Schwerter auf sie prallten blieb der Schmerz weg. Stattdessen hörte sie Jemanden hinter sich. Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter während sie ihre Waffen gegen den Naght Sieger erhob und erkannte einen High Priester und einen Paladin. „Pass auf!!“ Hinter ihr stand Helios und hielt sie im Sacrifice. Eine starke Fähigkeit der Paladine die den Schmerz eines anderen auf sie selber übertrug. Mehrere Kämpfer aus Helios Gilde waren auf dem Weg zum Entweihen, sie mussten verhindern das es nicht noch mehr solche Monster herbeirief. So schnell sie konnte stieß sie mit ihren Schwertern zu aber der Naght Sieger war stärker. Immer wieder blockte er sie ab und traf sie. Doch solange sie keinen Schmerz fühlte hatte sie die Oberhand. Sie musste ihn verletzen, töten, irgendwas, solange Helios noch durchhielt. Langsam wurde das Monster wütend, es sprang zurück und begann zu casten. Meteor Storm, Storm Gust, Stun Attack und Soul Destroyer, ein Skill jagte den nächsten, bis Ruîn sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und ein paar Meter nach hinten geschleudert wurde. Ihre Verbindung zu Helios brach ab und neben ihr stürzten mehrere Gebäude ein. Schnell schob sie einige Mauerreste von sich. Sie war unverletzt. Allerdings konnte sie das Monster nicht mehr sehen. Er musste hinter dem ganzen Geröll sein. Sie erklomm die Gebäudereste und hörte irgendwo in der ferne Isan schreien. Und dann hörte sie die Kinder. In einem der Gebäude waren noch Kinder versteckt gewesen! Vor ihr fegte der Naght Sieger einen Geröllhaufen zur Seite und erhob seine Schwerter gegen drei kleine Mädchen. Ruîn schleuderte eines ihrer Messer gegen den Kopf des Monsters während sie zwischen die Kleinen und seine Schwerter sprang. Sie stieß die Kleinen nach hinten „Lauft! Lauft!!“ Der Schmerz war unbeschreiblich. Das rote Schwert, das aus ihrer Brust ragte war kalt wie Eis. Sie fühlte wie ihr der Boden unter den Füßen entglitt, während der Naght Sieger sein Schwert in die Luft hob und siegessicher brüllte. Ruîn sah den dunklen Himmel über sich während ihre Hände die Kraft verließen und sie das rot glühende Schwert losließ und dann war da nichts mehr. „NEEIINN! NEIN, NEIN!!“ Heftig zog Isan an Jerans Arm um ihn zurückzuhalten. Es war vorbei, sie konnten nichts mehr tun! Sie standen an der oberen Klippe und sahen dabei zu wie das große Monster sein Schwert mit dem durchbohrten Körper ihrer Freundin durch die Luft schwang und Ruîn über den Abgrund in die Tiefe schleuderte, während hinter ihm die Sonne am Horizont versank und die Welt ins Dunkel tauchte. Langsam schob Danu einige Mauersteine von sich. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie Ohnmächtig hier gelegen hatte. Um sie herum war es dunkel und still, lediglich der Wind pfiff zwischen den Ruinen hindurch. Sie blickte sich um. Überall lagen Menschen am Boden, teils verschüttet, teils sah man nur Kleidungsfetzen unter Steinen herausragen. Tränen schossen ihr in die Augen, dann sah sie die Monster. Keine 20 Meter von ihr entfernt blickten sie die durchdringenden Augen einer Horde Thanatos Begleiter an. Zitternd stand sie auf und strich sich ihre rosa Priesterrobe glatt. „Kommt nur her…“ Mit schnellen Schritten strömten die Monster auf sie zu. Ein Griff in ihre Tasche zeigte ihr das sie noch genug Gemstones hatte. Sie dachte an die vielen toten Menschen um sie herum, sie dachte an ihre Familie, die glücklicherweise in Hugel noch in Sicherheit war, sie dachte an ihren Mann Duir den sie vorhin noch gesehen hatte und nun nicht wusste ob er überhaupt noch am Leben war, und sie dachte an die Kinder, die vielen Kinder die heute ihre Eltern verloren hatten. Danu wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Für all diese Kinder würde sie nun alles geben! Für Isans Sohn Faihu, seine kleine Schwester Runa, und für Ruîns Ungeborenes. Als das erste Monster sie beinahe erreicht hatte riss sie die Arme nach oben. „REDEMPTIO!!“ Und mit einem Mal fuhr ein Blitz nach unten, durch sie hindurch. Durch die Wucht wurde das Monster nach hinten geschleudert während um sie herum alle gefallenen Kämpfer in die Luft gehoben wurden. Danu lächelte während sie zu Boden fiel. Sie hatte es geschafft. Durch ihren Tod würden einige der anderen Kämpfer wieder Auferstehen! Es war das größte Opfer, das eine High Priesterin zu geben in der Lage war. Kapitel 27: Guilotine Cross --------------------------- Guilotine Cross „SO KOMMT DER MIR NICHT DAVON! SO NICHT!!!“ Jeran, Duir und Isan hatten endlich eine Stelle gefunden an der die beiden Inseln noch nicht zu weit auseinander waren und sprangen über den Abgrund. Hier waren schon mehrere andere Kämpfer versammelt die sich gegen die Knochen zur Wehr setzten. „Er ist auf dem Weg zur Bibliothek, aber solange der Entweihen hier noch lebt können wir nicht viel machen.“ Jeran nickte. „Wir holen uns dieses Ungeheuer!“ Stille. „Hörst du mich?“ Licht. „Öffne deine Augen.“ Das Licht wurde heller und eine angenehme Wärme breitete sich in Ruîns Körper aus, während sie langsam ihre Augen aufschlug und die Valkyrie anblickte. „Ich bin so froh das mich endlich jemand gehört hat…“ Sie lächelte. „Wo bin ich?“ Die Assassine setzte sich auf. Sie war auf einer steinernen Plattform umgeben von Wolken, ähnlich dem Ort der Rebirthzeremonie. „Du bist bei mir.“ „Was ist geschehen, wo sind die anderen, wo ist…“ Sie blickte an sich hinunter, die Wunde des Naght Siegers war weg. Die Valkyrie nickte. „Ich habe dich zu mir geholt damit du mir hilfst. Die Zeit wird knapp.“ Ruîn nickte. „Du musst zurückkehren und den Naght Sieger aufhalten.“ Sie legte Ruîn eine Hand auf die Brust und sie fühlte eine starke Kraft. „Das ist mein Geschenk an Euch.“ „Werde ich dann… weiterleben?“ Die Valkyrie sagte nichts, doch Ruîn wusste die Antwort auch so. Langsam begann der Raum um sie herum zu verschwimmen. Das letzte was sie hörte war die Stimme der Valkyrie aus der Ferne. „Schlagt ihm den Kopf ab.“ Die große Bibliothek im Sagecastle war der einzig bekannte Zugang zur Valkyrie. Nur wer das heilige Buch las konnte den Weg zum Himmel erkennen. Sollte der Naght Sieger es zerstören, würde niemals wieder ein Krieger seinen Weg zum Rebirth beschreiten können. Viele Sages und Scolare hatten zwar den Eingang verbarrikadiert, aber gegen den Nagt Sieger kamen sie nicht an. Mit Leichtigkeit fegte er alles beiseite und riss die komplette Mauer der Eingangshalle ein. Obwohl schon zahlreiche Pfeile aus seinem Rücken ragten zeigte er nicht das geringste Anzeichen von Schwäche. Mehrere Peco Reiter, ein High Wizzard und ein Priester begleiteten Isan, Jeran und Duir in das Gebäude. Viele Verletzte und Tote säumten ihren Weg durch die zerstörten Hallen. So gut es ging versuchte der High Priest wenigstens einigen zu helfen. Dann betraten sie die Bibliothek. Der Raum war Kreisrund und sicherlich 20, 30 Meter hoch und ging ebenso weit in die Tiefe, die Wände waren voller riesiger Regale, über und über mit Büchern und Schriftrollen beladen. Das Buch der Valkyrie thronte auf einem Sockel genau in der Mitte. Nur eine schmale Brücke führte von der Halle zu dem steinernen Monument. Duir, Jeran und Isan hatte ihre Liebe Mühe damit ihm zu folgen, denn wann immer sie ihm zu Nahe kamen rief er einen Dark Illusion herbei der die Drei angriff. Sie betraten den hohen Saal als der Naght Sieger schon die Hälfte der Brücke hinter sich hatte. Während sich Isan auf den Illusion stürzte und ihn mit einem gezielten Schlag durch ihr Cart von der Brücke schleuderte drehte sich der Naght Sieger zu ihnen um. Hinter ihnen kamen die Peco Reiter auf die Bibliothek zugestürmt. Mit einem dumpfen Knall schloss sich die große Flügeltür und die Drei waren mit dem Monster alleine. Gleich vier Dark Illusions erschienen vor ihnen und drängten sie nach hinten. Sie mussten aufpassen das der Meteor Storm sie nicht von der Brücke riss. Jeran und Duir schossen so viele Pfeile über die Illusions hinweg wie es nur ging während Isan sich den Monstern in den Weg stellte. Zwar schwebten die Illusions über dem Boden, aber wenn man sie über den Abgrund brachte fielen sie trotzdem nach unten. Meter um Meter kämpften sie sich durch die Monster nach vorne bis es dem Naght Sieger wohl zu lästig wurde. Er drehte sich um und erhob sie Schwerter, sofort stürmte ein Storm Gust auf die Drei zu. Schnell gingen sie hinter Isans Cart in Deckung. „Verdammt!“ „Auf die Art geht mal gar nichts!“ Duir schoss ein paar Pfeile in die Richtung des Monsters, was diesen zwar ärgerte aber nicht aufhalten konnte. Was konnten sie nur tun? Ein Zittern ging durch die gesamte Stadt und ein heller Lichtblitz erhellte den Himmel. Mit einem Mal wurde die große Tür aufgestoßen und ein langes Messer zischte durch die Luft. Es traf den Naght Sieger in die Schulter. Die Drei fuhren herum und blickten auf die Gestalt in der Tür. „RUÎN!“ Sie war es! Sie hatte zwar nicht mehr die Gewänder der Assassinen Cross Gilde an, doch sie war es unverkennbar! Isan fiel auf die Knie. Langsam schritt Ruîn an ihr vorbei, ihre Hände berührten sich und sie lächelte. Sie blickte Jeran an, nur eine Sekunde, dann fiel sie in seine Arme. Der Naght Sieger brüllte und ein Meteor Storm ließ den Raum erbeben. Doch das interessierte die Kämpfer nun herzlich wenig. Sie spürten es nicht. Ein heller Lichtschein durchdrang die gesamte Bibliothek und das Monster wurde einige Meter zurückgeworfen. „Dann wollen wir mal sehen wer nun sterben wird!“ Ruîn preschte nach vorne, wobei sie ein kleines Giftmesser nach dem anderen nach dem Naght Sieger schleuderte. Hinter ihr erhob Isan einen großen Hammer, und schleuderte diesen in hohem Bogen über sie hinweg. Die Messer und Pfeile trafen das Monster zuerst, dann schlug der Hammer hinter ihm ein. Nur wenige Zentimeter vor der Säule mit dem Buch. Die Halle bebte und die steinerne Brücke zersplitterte und fiel in den tiefen Abgrund. Das Buch war in Sicherheit. Jeran ließ den Bogen fallen, zückte eine Art Gitarre und schlug die Saiten durch. Das Geräusch ging durch Mark und Bein, in dem Moment sprang Ruîn und erhob das große Schwert während der Naght Sieger schreiend auf die Knie fiel. Duirs Pfeile schleuderten seinen Kopf nach hinten und Ruîn zog ihm die Klinge quer über den Hals. Die Krieger die gegen den Entweihen kämpften waren beinahe am Ende. Die vielen kleinen Knochen die überall aus dem Boden ragten, sogen so stark an ihren Kräften das nicht mal die High Priester was dagegen tun konnten. Plötzlich kreischte das Monster laut auf, der Schrei ließ beinahe alle Krieger auf die Knie sinken und sich die Ohren zuhalten. Dann war es plötzlich still. Das Entweihen starrte nach Westen. Vorsichtig wagten nun auch einige Kämpfer einen Blick. Vor den Resten des Sagecastles standen vier Gestalten. Die Mittlere, die ein wenig wie eine Assassine Cross aussah hielt etwas großes, rundes in die Luft. Es war der Kopf des Naght Siegers! Ein lautes Raunen ging durch die Linien der Verteidiger. Der Naght Sieger war besiegt! Ruîn schleuderte den Kopf des Monsters dem Entweihen entgegen welches sofort einen Meteor Storm castete. „Schnell!“ Ruîn fasste ihre Freunde bei den Armen, sie schlossen die Augen, sie mussten der Valkyrie vertrauen. Genau über ihnen öffneten sich die Wolken und trotz der dunklen Nacht drang ein Licht zu ihnen herunter das die gesamte Stadt aufleuchten ließ. Später erfuhren sie das man es sogar in Prontera gesehen hatte. Jeran, Duir, Isan und zahlreiche der anderen Kämpfer wurden in die Luft gehoben und konnten die Stimme der Valkyrie deutlich hören. „Mechanic.“ Sagte sie zu Isan. „Ranger.“ Hörte Duir. „Minestrel.“ Sagte sie zu Jeran. Als sie wieder zurück am Boden waren und das göttliche Licht erloschen war, hatten sich all ihre Gildengewänder verändert. Sie waren zu einer höheren Jobklasse aufgestiegen! Sofort wandten sich alle wieder dem Entweihen zu. Nun hatten sie sehr Wohl eine Chance gegen dieses Monster! Mehrere ehemalige Paladine, nun Royal Guards, stellten sich den Knochen gegenüber während ein paar Rune Knights das Entweihen umkreisten. Duir und Isan knöpften sich die beiden Frus vor, die gerade erschienen waren um das Entweihen zu verteidigen und hinter ihnen schlossen sich mehrere Warlocks zusammen. Der ganze Rest der ehemaligen Hauptinsel vom Juno erzitterte unter den neuen Zaubersprüchen und sowohl die Frus als auch das Entweihen waren Geschichte. Und als sich der Wind langsam legte, blieben lediglich ein paar, nun ungefährliche, Knochen zurück. „Haben wir es geschafft?“ „Ist es tot?“ Einige ungläubige und misstrauische Blicke wurden ausgetauscht und dann begann das Beben. Mit einem Mal senkte sie die gesamte Ostseite der Insel und ein Schrei ging durch die Menge. „Die ganze Stadt bricht auseinander!“ Hunderte Trümmer rutschten über die Reste des Platzes und fielen in die Tiefe. Viele der Kämpfer zückten Butterflywings und einige der Priester öffneten Warpportale. Sie konnten hier in der Stadt nichts mehr ausrichten, es war zu Ende. So schnell sie konnten befreiten sie Tote und Verletzte von den Bruchstücken der Stadtmauern um sie wegzubringen während hinter ihnen eine der kleineren Stadtinseln bereits in der Tiefe verschwand. Aber wenn es nur diese eine Stadt war, wenn Prontera standgehalten hatte, dann war das Opfer tragbar. Epilog: Epilog -------------- Epilog „Mein Volk! Meine Mitbürger! Heute haben wir gesiegt!“ Die Menge vor dem Prontera Castle klatschte lauten Beifall, ein paar zustimmende Pfiffe waren zu hören und viele Leute jubelten dem König, der aus einem der großen Fenster zu ihnen sprach, fröhlich zu. Isan drehte sich um, sie konnte nicht fröhlich diesen Sieg feiern. Ja, sie hatten alle Monster besiegt, die Valkyrie gerettet, ganz neue Fähigkeiten gelernt und Prontera gehalten, aber sie hatten auch soviel verloren! Klar, Payon war zwar verwüstet, aber die Stadt würde wieder aufgebaut werden, aber Juno? Die gesamte Stadt war in den Abgrund gestürzt. Und dann Morroc! Als sich der Satan Morroc erhoben hatte, wurde auch dort alles zerstört. Und was war erst mit all den Menschen! Sie konnte es sehen. So viele Gesichter fehlten in der Menge. So viele Leute trauerten. So viele von ihnen waren gestorben. Es würde Jahre dauern bis das Leben wieder so halbwegs normal laufen würde. Bis alle Verluste verkraftet wären. Doch im Moment… Soviel Hoffnungslosigkeit umgab sie. Und doch… Sie sah sich um und sah ihn. Thuris. Durch den Verband um seinen linken Arm konnte er nur ihre Tochter Runa tragen, ihr Sohn Faihu lief neben ihnen her. Die Tränen schossen ihr in die Augen als sie ihre Familie umarmte. Sie hatten überlebt. … „Tja, das waren schon sehr schwerwiegende Ereignisse damals.“ Die alte Frau in dem Lehnstuhl blickte in die Runde. Ihre beiden Enkel und einige von deren Freunden saßen bei ihr im Wohnzimmer und blickten sie interessiert an. „Also stammt das große Steindenkmal in Neujuno wirklich von diesem großen Kampf?“ Sie mochten die aufregenden Geschichten der alten Frau. „Natürlich.“ Sie nickte während die jungen Leute langsam alle aufstanden. „Danke Oma, das du uns die Geschichte erzählt hast.“ Eine Archerin umarmte die grauhaarige Frau und dann verließen sie das Haus. Die Frau stand langsam auf und wanderte an das andere Ende des Zimmers wo eine große Holztruhe unter dem Fenster stand. Langsam öffnete sie das alte Schloss und holte ein längliches Bündel hervor. Es war eine Axt, ihre alte Lieblingswaffe. Vor vielen, vielen Jahren hatte sie damit in der großen Schlacht um Juno gekämpft. Mit dabei war ein, inzwischen schon etwas vergilbtes, altes Foto. Die Frau seufzte. Alle waren sie auf dem Bild zu sehen. Alle Mitglieder der legendären Gilde Ice rund um ihren Anführer Sowel. Da war die Assassine Ruîn, ihr Ehemann Jeran hielt sie an der Hand, neben ihnen die Highpriest Danu und der Sniper Duir und hinter ihnen der Champ Thuris. Ihr Ehemann. Vorsichtig wischte sie eine Träne von dem Foto. Sie war die letzte der Gruppe die noch am Leben war. Sie blickte aus dem Fenster wo über den Wipfeln der Bäume schon die ersten Sterne zu sehen waren. „Nicht mehr lange, meine Freunde, und wir werden wieder alle zusammen sein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)