The Song of Broken Country von _Imoto_ (Das Geheimnis des Hari) ================================================================================ Prolog: Und Blut fiel auf die Stadt... -------------------------------------- Schmerz[i/]. Erst grell wie Blitze, die in Massen über den schwarzen Himmel zuckten, dann taub und lähmend. Der Junge lag mit dem Gesicht im vom Regen aufgeweichten Schlamm, er war höchstens sieben Jahre alt. Bewegungslos schien er, als wäre er tot, würde sich sein Rücken in schnellen, flachen Atemzügen nicht heben und senken. Der prasselnde Regen legte sich auf die Straßen wie ein dichter, schleierhafter Umhang, sodass man nur ein paar Meter weit klar sehen konnte. Das Wasser, der dicken Tropfen, vermischte sich mit dem warmen, roten Blut auf dem Rücken des Kindes. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, aus Schmerz und Frust über seine Schwäche. Er hatte nie solche Qual verspürte wie zu diesem Zeitpunkt. Die Klauen der Medusen, die vor kurzem hier vorbeigekommen waren, hatten die Haut kreuz und quer von seinem Rücken gerissen. Mit großer Anstrengung hob er den kleinen Kopf und kniff die Augen zusammen, als der Schmerz erneut bei dieser Bewegung über seinen Rücken schoss und er wieder stöhnend zurück sank. Tränen und Regentropfen fielen vermischt zu Boden. Er hasste sich für seinen Leichtsinn. Die Bewohner des Dorfes hielten sich versteckt. Sie beobachteten alles aus kleinen Gassen, im Schatten der Mauern, aus Fenstern mit zugezogenen Vorhängen. Die Medusen waren schon ein paar Stunden vor ihrer Ankunft von einem Boten angekündigt worden. Schnell hatten sich die Menschen bereit gemacht. Die Hauptstraße, die zu der Zeit noch staubig und trocken war, wurde geräumt, die Bewohner versteckten sich schnell. Niemand wollte diesen grünäugigen Amazonen begegnen. Medusen waren ungemein schön und stärker als normale Menschen, mit seidenen Haar und einem großen, durchtrainierten Körper. Sie alle waren unnatürlich brutal und gewissenlos, so sagte man. Sie ernährten sich von rohem Fleisch von allerlei Tieren, doch auch hin und wieder ein armer Mensch soll ihnen zum Opfer gefallen sein. Doch am prägendsten waren ihre langen, gespaltenen Zungen, wie die einer Schlange. Rot, dünn, lang, gruselig. Sie waren Hybriden, zu zwei Teilen menschlich, zu einem animalisch. Und weit und breit gefürchtet, sodass jeder der Stadtbewohner ihnen soweit wie möglich aus dem Weg ging. Nun, der Junge war jedoch dumm genug gewesen, sich diesen verhassten Monstern in den Weg zu stellen. Und nun lag er schwer verletzt im Regen, schwach und gedemütigt. „Verdammt!“, brüllte er gegen das Grollen eines besonders lauten Donners an. In dem Schrei steckte die ganze Verzweiflung, die sich angesammelt hatte und durch die Angst vor einem langsamen Tod genährt wurde. Er hustete rau und schwach. Der zeitgleiche Blitz enthüllte in seinem kurzen, strahlenden Licht eine weitere, große Frauengestalt hinter dem Jungen. Lautlos beugte sie sich hinunter. „Was hast du Junge?“, fragte sie fast beiläufig mit einem arroganten Lächeln auf den Lippen. Vor Schreck wandte sich der Verletzte so schnell es ging zu ihr um. Die Frau stand nah genug, sodass er sie als eine weitere Meduse identifizieren konnte. Schmerz, Wut und Rache gaben seinem kleinen Körper die Kraft sich ein wenig aufzurichten und ihr entgegen zu drehen. „Monster“, schrie er ihr entgegen und schüttelte trotz des verursachten Schmerzes, energisch den Kopf. Das Wasser flog nur so umher. „Ihr seid Monster! Wie…wieso tut ihr das.“, presste er keuchend hervor und versuchte sie so feindselig wie möglich anzustarren. Es war ihm egal, ob er damit seine Situation nicht noch schlimmer machte. Ein Krampf schüttelte seinen Körper und erneut spritzte Blut aus seinem Rücken zu Boden, nur um gleich wieder vom Regen weggespült zu werden. Langsam schlichen der Schwindel und die kommende Dunkelheit über ihn. Die Frau wirkte einen Moment überrascht, wohl weil jemand es wagte so mit ihr zu sprechen. Dann lachte sie klirrend, wie splitterndes Glas und ging in die Hocke. Interessiert betrachtete sie sein schmerzverzogenes Gesicht, mit einem schrecklichen, ruhigen Interesse. „Wieso wir das tun, willst du wissen?“, ein weiteres Mal wurde sie von einem Lachkrampf geschüttelt. Er war sich nicht sicher, doch wenn ihm seine schwindenden, tauben Sinne keinen Streich gespielt hatten, hatte er eine Spur Bitterkeit aus diesem Lachen heraus gehört. „Ihr Menschen, ihr verstoßt uns und bezeichnet uns als Monster. Warum sollten wir dann nicht unsrem Ruf gerecht werden?!?“, sie beugte sich nachunten zu seinem blassen Gesicht, ganz nah, sodass er ihren Atem riechen konnte. Er roch nach Blut und rohem Fleisch. Ein weiteres Kichern brach durch ihre vollen, ansehnlichen Lippen. „Du siehst wirklich lecker aus.“, ganz plötzlich und mit einem Mal schnellte ihre lange, gespaltene Zunge hervor und fuhr ihm, begleitet von einem animalischen Zischen, genüsslich mitten durch das entsetzte Gesicht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)