Russians in the House von Minerva_Noctua (You and Me) ================================================================================ Kapitel 3: Jump (for my love) ----------------------------- Menschen verhalten sich nicht rational, sondern emotional. Enjoy reading! Yuriy war an einem Punkt angekommen, an dem er es bereute mitgekommen zu sein. Es war zwar Silvester und an Silvester gehörte es sich zu feiern, aber dafür hätten sie nicht ins NC gehen müssen. Die Nobeldisco wurde immer gut besucht, doch an solchen Tagen war es dementsprechend voll und die Hormone kochten besonders gerne über. Früher hatte es Yuriy nie gestört, er hatte schließlich auch seinen Spaß haben wollen. Doch jetzt hatte sich seine Situation grundlegend geändert. Und er hasste sich dafür so zu reagieren, beziehungsweise so zu empfinden, wie er es oft in Filmen gesehen hatte. Yuriy wusste, dass er dazu neigte Besitz ergreifend zu sein. Das war er schon seit er denken konnte und er etwas hatte, an das er sich krallen konnte, egal ob Gegenstände, Tiere oder Menschen. Wenn er entschied, dass etwas zu ihm gehörte, dann war das auch so - nur zu unterschiedlichen Graden. Und er hatte sich, was das betraf, selten die Mühe gemacht an sich zu arbeiten. Schließlich war es etwas, dass ihn dazu befähigt hatte sein Team zusammenzuhalten. Aber spätestens heute Abend wurde es ihm zum Verhängnis. Heute Abend durfte er beim berüchtigten Flaschendrehen des NC dabei zusehen, wie sein Freund von anderen abgeknutscht wurde und konnte rein gar nichts dagegen tun, denn offiziell waren sie natürlich nur Mitbewohner. Und die Aussicht ebenfalls mit anderen rummachen zu können, reizte Yuriy nicht genug, um darüber hinweg sehen zu wollen. Als Kai dann schließlich dran kam, zog sich sein Magen vor Eifersucht zusammen und er musste sich beherrschen, nicht einfach wegzugehen. Die Frau, die gedreht hatte, war blond und teuer angezogen. Sie war unbestreitbar schön und das wusste sie natürlich auch. Kai ging auf sie zu, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen. Als sie voreinander standen, schlang sie ihre Arme um Kais Hals und stellte sich auf die Zehenspitzen. Kai ließ es sich gefallen, beugte sich hinab und legte seine Lippen auf die ihren. Und statt es sofort wieder zu beenden, versanken sie in einem – für Yuriy – viel zu langen Zungenkuss. Und das wurde ihm zuviel. Er wartete zwar noch, bis der Kuss beendet war und Kai gedreht hatte, doch als das Licht erneut auf einer überaus hübschen Frau landete und Kai nicht im Geringsten anzumerken war, dass es eventuell jemanden gab, mit dem er lieber zusammen war, hielt er es nicht mehr aus. Yuriy wurde regelrecht schlecht. Langsam, damit es nicht aussah, als wolle er fliehen, verließ er den Kreis und ging zu den Toiletten. Dort spritzte er sich erstmal kühles Wasser ins Gesicht und atmete tief durch. Wenn das so weiter ging, würde er noch wahnsinnig werden. Seit sie den Club betreten hatten, flirtete Kai mit jeder, die ihn ansprang und wenn er es nicht besser wüsste, würde er meinen, dass er es mit Absicht machte. Wenn Yuriy jedoch ehrlich darüber nachdachte, musste er erkennen, dass es oft so gewesen war. Bei ihm selbst schließlich auch. Der große Unterschied zu diesem Mal bestand nur darin, dass er, anscheinend ganz im Gegensatz zu Kai, nicht das Bedürfnis verspürte auf die ganzen Flirtversuche einzugehen. Er fühlte sich wohler einfach zu tanzen oder mit Boris abzuhängen, der angefangen hatte sich einen Spaß daraus zu machen alle möglichen Menschen zu analysieren. Der Psychologiestudent sah wirklich viel und es war amüsant gewesen mit ihm darüber zu diskutieren. Sergej war mit Katharina beschäftigt und Ivan feierte mit ein paar seiner Kommilitonen. Die Lehramtstudenten waren zwar etwas schräg, aber gute Kerle und es war schön, dass Ivan viel leichter Freundschaften schließen konnte als sie. Tief durchatmend verließ er die Toiletten und suchte nach den anderen. Dummerweise waren nicht nur Sergej und Katharina dabei das Vorspiel in den Club vorzuverlegen, sondern auch Boris war ganz schön dabei mit einer Schwarzhaarigen. Recht viel mehr konnte er von der Frau nicht erkennen, da sie regelrecht mit Boris Lippen verschmolzen zu sein schien. Seufzend setzte er sich an die Bar und bestellte einen Scotch. Yuriy zuckte leicht zusammen, als er eine Hand spürte, die wie aus versehen über seinen Rücken strich, als er an ihm vorbei ging und sich neben ihn an die Bar setzte. „Du bist böse auf mich“, stellte Kai fest, als Yuriy ihn ignorierte. Die eisblauen Augen blickten kalt und undurchdringlich drein, doch Kai konnte in ihnen Trotz erkennen. „Du nimmst dich zu wichtig.“ Seine Stimme war ruhig und klang ganz normal, aber Kai wusste, dass er ihm wichtig war. Daran zweifelte er nicht mehr. „Was erwartest du von mir?“ Innerlich brachte Yuriy diese Frage zum Kochen, aber er blieb äußerlich ruhig: „Gar nichts.“ Unter anderen Umständen hätte er sich über Yuriys Verhalten möglicherweise amüsiert, aber nun entkam ihm ein Seufzen. Er hatte damit gerechnet. „Die Frauen, mit denen ich flirte oder die ich küsse, bedeuten mir nichts.“ Jetzt blickte Yuriy ihn direkt an, wandte sich ihm zu: „Ich will nicht, dass du andere abknutscht und flirtest, als ginge es um dein Leben.“ Er klang richtig angekotzt. Unvermittelt beugte sich Kai vor und flüsterte dem Rothaarigen ins Ohr: „Was soll ich denn sonst tun.“ Frech fuhr er mit seiner Zunge sein Ohrläppchen entlang. Erschrocken drückte Yuriy ihn zurück: „Hör auf!“ „Was? Glaubst du, das interessiert jemanden? Ich könnte dich den restlichen Abend abknutschen und es würde niemanden tangieren.“ „Das soll auch so bleiben.“ „Siehst du? Deswegen lass mich tun, was mir Spaß macht. Ich flirte eben gerne. Und ab und zu macht mir Flaschendrehen halt auch Spaß.“ „Und wenn ich das machen würde, wäre es dir auch völlig egal?“ „Liebst du mich?“ „Was?“ „Du hast mich verstanden.“ „Was hat das damit zu tun?“ „Solange du mich nicht liebst, fühle ich mich nicht dazu verpflichtet auch hier dermaßen Rücksicht auf dich zu nehmen.“ „Das soll wohl ein Witz sein?!“ „Nein. Ich bin mit dir zusammen. Das sollte dir genug Selbstbewusstsein geben, um nicht sofort abzudrehen, wenn ich eine Frau küsse, weil ich dich nicht küssen darf.“ „Du bist ein ganz schönes Arschloch!“ Kai stand auf, legte seine Hand auf Yuriys Schulter, was einer Geste von oben herab gleichkam: „Du solltest dich amüsieren.“ Am liebsten hätte er Kai angeschrieen, aber er war weg, bevor er seine Gedanken zu einer Beschimpfung ordnen konnte. Stattdessen wandelte sich die unbändige Wut in seinem Bauch zu Frustration. Das war ihr erster richtiger Streit und er fühlte sich vollkommen ungerecht behandelt. Auch wenn sie noch nicht von „Liebe“ gesprochen hatten, verstand er unter einer Beziehung nicht, dass man mit anderen rum machte, nur weil der Partner nicht verfügbar war. Und seine Sichtweise auszunutzen und zu versuchen ihn dazu zu zwingen „ich liebe dich“ zu sagen, war ganz schön gemein und ungerecht. Und ihn als „Strafe“ quasi dazu zu ermutigen fremdzugehen – so empfand er es nämlich – war wie ein Schlag in die Eier. Er konnte schließlich auch nichts dafür, dass sie ihre Beziehung nicht öffentlich ausleben konnten. Mit solchen und ähnlichen Gedanken blieb Yuriy bis kurz vor Mitternacht an der Bar sitzen. Er war zu deprimiert, um irgendetwas anderes zu tun als lustlos mit dem Finger am Rand seines Scotchglases entlang zu streichen und ins Leere zu starren. „Hey! Hast du die anderen gesehen?“ Ivan hatte sich plötzlich neben ihn gequetscht und strahlte ihn enthusiastisch an. „Nein.“ „Aber wir müssen doch zusammen anstoßen!“ „Ich rühre mich nicht vom Fleck.“ Ivan verstand das ganz richtig als Aufforderung die anderen selbst herbeizuschaffen. Eine Minute vor zwölf hatte es der kleine Russe dann geschafft alle aufzutreiben und sogar an ein und denselben Ort mit Champagnergläsern in der Hand zu bringen. Mit von der Partie natürlich noch Katharina, Ivans Kommilitonen und eine Asiatin mit kurzen schwarzen Haaren, die an Boris klebte. Widerstrebend blickte Yuriy zu Kai, der schräg vor ihm stand und begegnete seinen tiefroten Augen, die ihn zu durchbohren schienen. Obwohl er wütend auf ihn war, sah er nicht weg, erwiderte den Blick kühl. Um Mitternacht stießen sie scherzend an, während von der Decke Luftballons fielen und sich alle um sie herum in die Arme fielen, sich frohes neues Jahr wünschten oder sich küssten. Es war ein unbeobachteter Moment, in dem sich Yuriy plötzlich an der Hand genommen und weggezogen fühlte. Überrumpelt erkannte er Kai und wollte sich sträuben doch das Aufblitzen in seinen Augen hielt ihn davon ab. „Komm mit!“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren zog der Graublauhaarige ihn durch den Club nach draußen in die Kälte. Doch anstatt stehen zu bleiben, dirigierte Kai ihn weiter über die volle Straße, die von leuchtendem Feuerwerk und dem typischen Geruch und jaulenden Geräusch der Knallkörper erfüllt war. Erst nach ein paar hundert Metern blieb er stehen, als sie an einem kleinen Platz angekommen waren. „Was soll das?“, fragte Yuriy gereizt und befreite seine Hand. Statt zu antworten zog Kai ihn grob in den Schatten eines großen Brunnens mit antiken Statuen, die sie verdeckten und verschloss leidenschaftlich seine Lippen zu einem fordernden Kuss. Und obwohl Yuriy tausend Gründe einfielen, warum er Kai von sich schieben und ihn lieber beschimpfen sollte, ließ er es zu, gab sich dem sündigen Kuss hin. Wie ein Ertrinkender presste Kai sich an ihn, vergrub beide Hände in den roten Haaren, kostete die heiße Mundhöhle und seufzte glücklich auf, als Yuriy erwiderte. Angestachelt von dieser verzehrenden Leidenschaft krallte er sich in Kais Shirt, wanderte mit seinen Fingern darunter, fuhr über die, bei der Berührung, zuckenden Bauchmuskeln. Vollkommen außer Atem und von Sinnen massierten sich ihre Zungen, knabberten sie an den feuchten Lippen des jeweils anderen, nur um wieder in einem berauschenden Zungenkuss versinken zu können. Als sich Kai schließlich von ihm löste, strahlten ihn die rubinfarbenen Augen so glücklich und liebevoll an, dass es Yuriy den Atem raubte. „Ich...“, begann Kai, stockte jedoch und biss die Zähne zusammen, ehe er fortfuhr: „Ich wollte das schon den ganzen Abend über tun.“ „Du bist schizophren“, meinte Yuriy trocken und versuchte sich an die unbändige Wut zu erinnern, die er zuvor auf den Graublauhaarigen gehabt hatte. Hingebungsvoll schmiegte sich Kai an ihn, die Hände an seinen Schultern, die Wange an seiner. Diese Geste hatte so eine Zärtlichkeit, Sanftheit an sich, dass Yuriy nicht anders konnte, als ihn innerlich zittrig zu umarmen. „Hast du gewusst, dass ich Feuerwerk liebe?“, flüsterte Kai, woraufhin sich ein leichtes Lächeln auf Yuriys Lippen bildete. „Ja, so etwas habe ich mir gedacht.“ Langsam löste sich Kai wieder aus der Umarmung und sah ihn liebevoll an: „Gehst du mit mir durch die Stadt spazieren?“ Mit diesen Worten strichen seine Finger durch Yuriys Haare, verweilten schließlich auf Höhe seiner Augen und umfassten dort einige der roten Strähnen. „Soll ich mich nicht mehr fremd amüsieren?“, entkam es Yuriy dennoch sarkastisch. Reuig blickte Kai auf den Boden, bevor er erneut Augenkontakt suchte: „Ich kann mir nicht mehr vorstellen ohne dich zu leben.“ „Ach, und das fällt dir erst jetzt auf?“, gab Yuriy ironisch arrogant von sich, was dem Graublauhaarigen ein Lächeln entlockte. Sie liefen die ganze Nacht durch Moskaus Straßen, beobachteten das Feuerwerk und die vielen verschiedenen Menschen. Sie kannten Moskau wohl so gut, wie kaum jemand. Als Kinder hatten sie oft Aufträge für Balkov ausführen müssen und waren dabei in alle möglichen Winkel der Stadt vorgedrungen. Sie hassten und liebten diesen Ort gleichermaßen, nahmen sich seit sie frei von der Abtei waren, jedoch fast nie die Zeit, um durch die Viertel zu streifen oder sich mit den vielen kulturellen Angeboten auseinanderzusetzen – außer vielleicht Ivan hin und wieder. So war es schön mal wieder durch die Nacht zu streifen. Gemächlich gingen sie nebeneinander her und obwohl Kai sie in der Eile ohne ihre Jacken nach draußen gezogen hatte, war ihnen nicht allzu kalt. Es war windstill, sie abgehärtet und wenn es zu eisig wurde, liefen sie einfach ein Stück. Diese schweigsame, friedliche Art miteinander umzugehen, hatte Kai schon als Kind genossen. Nur mit Yuriy hatte er verschiedene „Außeneinsätze“ erledigen und dabei diese innere Ruhe empfinden können. Dieses bestimmte Gefühl wirklich nicht allein zu sein. Und er war froh, dass Yuriy jetzt wieder an seiner Seite war, egal wie kompliziert es zwischen ihnen zuweilen sein konnte und wohl noch werden würde. In den frühen Morgenstunden kamen sie schließlich in den Park, in der Nähe ihres Appartements, wo einige kleine Bey-Arenen standen. Yuriy setzte sich auf den Rand einer von ihnen, die Beine in die Arena stellend, und schloss müde die Augen. Unvermittelt spürte Yuriy hauchzart Kais warmen Atem im Nacken, was ihn erschaudern ließ. Sanft berührten ihn weiche Lippen, welche quälend langsam über seine empfindliche Haut strichen. Als der Graublauhaarige in seiner Halsbeuge ankam, verstärkte er den Druck seiner Lippen und hauchte ihm einen Kuss hinein. Ein verträumtes Seufzen entkam Yuriy, ob dieser Berührung und ließ ihn abermals erschaudern. Er zerfloss immer geradezu bei diesen Zärtlichkeiten, zu denen Kai in der Lage war und fühlte sich jedes Mal, wie in Watte gehüllt. Er nahm nur noch diese geschickten Finger und diesen unwiderstehlichen Mund wahr. Und er dachte, er würde vor Zuneigung sterben müssen. Kai seufzte leise zufrieden auf, ehe er seine Nase noch einmal in Yuriys Halsbeuge vergrub und von ihm abließ. Als der Rothaarige seine Augen wieder öffnete, saß Kai bereits ihm gegenüber in der Bowl und sah ihn mit einem leichten Lächeln an. „In dieser Bowl haben wir gekämpft, bevor wir zum ersten Mal miteinander geschlafen haben.“ Kais Lippen verzogen sich zu einem Grinsen: „Das war ein „interessanter“ Tag.“ Belustigt schüttelte Yuriy den Kopf. Er war so neidisch auf Kai gewesen, weil er überall besser gewesen zu sein schien, dass er ihn zu einem Beyblade-Match herausgefordert hatte. Doch als dieses Unentschieden ausgegangen war, hatte es Yuriys Selbstbewusstsein auch nicht gerade wiederhergestellt. Und dann hatte er Kai zu allem Überfluss auch noch gebeichtet, dass es ihn ankotzte, nicht besser im Bett zu sein als er. Und wenn man das schon abwegig fand, dann sollte man lieber nicht darauf eingehen, wie sie von da dann auf die Idee gekommen waren, miteinander zu schlafen, um Yuriys These zu verifizieren oder zu widerlegen. Weder das eine, noch das andere war der Fall gewesen. Es hatte sie vielmehr verrückt nacheinander gemacht und jetzt waren sie schon ein gutes halbes Jahr zusammen, ohne dass sich dieser Umstand geändert hätte. Auch Yuriy wollte sich nicht mehr vorstellen, auf Kais Berührungen verzichten zu sollen. Deswegen blickte er ihn ernst an, als er sagte: „Ich will nicht, dass du andere küsst, auch wenn es dir nichts bedeutet.“ Woher sollte er denn wissen, dass das auch so blieb... Kai verzog seine Lippen unbehaglich, hielt den blauen Augen jedoch stand. „Ich erwarte von mir Treue, dann will ich das auch von dir verlangen können“, erklärte Yuriy ruhig. Kai blickte nun doch zu Boden, meinte aber: „Ich weiß und mein Verhalten tut mir leid“, er sah auf und blickte ihn an, „Außerdem würde ich dich nie betrügen.“ „Das hätte auch überhaupt keinen Sinn“, gab der Rothaarige übertrieben verständnislos von sich und klopfte damit seinen eigenen „Fähigkeiten“ auf die Schulter. Überrascht bemerkte er, wie Kai sich plötzlich vor ihn kniete, seine Hände auf Yuriys Oberschenkeln abstützte und mit halb geschlossenen Augen seinen Lippen immer näher kam, kurz vor ihnen stoppte. „Liebst du mich?“, hauchte Kai verführerisch, doch Yuriy ließ sich nicht so leicht aus der Reserve locken. „Das hättest du wohl gerne“, erwiderte er amüsiert mit hochgezogenen Augenbrauen, schob ihn jedoch nicht von sich, um seine Aussage zu unterstreichen. Der Graublauhaarige verzog seine Lippen zu einem kurzen Grinsen, ob dieser typischen Antwort, bevor er die letzten Millimeter überwand und Yuriy in einen intensiven Zungenkuss verwickelte. Ungefähr um halb sieben hatten sie es dann vor ihr Appartementhaus geschafft, stellten dann jedoch verärgert fest, dass sie keinen Hausschlüssel dabei hatten. „Das nächste Mal sollte jeder seinen Schlüssel mitnehmen“, nörgelte Yuriy, „oder ersatzweise wir unsere Jacken.“ Dabei besah er Kai mit einem viel sagenden Blick, der sich davon nicht im Geringsten gestört fühlte. „Dann klingle halt.“ Genervt drückte der Rothaarige den weißen Knopf neben ihrem Namensschild: „Sie werden uns erwürgen - falls sie schon da sind.“ „Todessehnsucht, Wichser?“, erscholl Sergejs angepisste Stimme durch den Lautsprecher nach dem Dauerklingeln. „Die Polizei hätte vor der Tür stehen können“, fuhr ihn Yuriy mahnend an. „Oder die heiße Braut von Boris“, gab Kai sarkastisch zu bedenken. „Das ist nicht hilfreich“, seufzte Yuriy und blickte den Graublauhaarigen ungeduldig an. „Was fällt euch ein zu dieser gottverdammten Zeit hier aufzukreuzen und Katharina und mich aufzuwecken???“, schnauzte Sergej sie weiter an. „Wir wohnen hier“, antworteten beide trocken. „Schon mal was von Schlüsseln gehört?“ „Jetzt lass uns schon mal rein“, herrschte ihn Yuriy entnervt an und konnte förmlich spüren, wie Sergej wütend den Knopf drückte, um die Tür zu entriegeln. Als sie an ihrer Appartementtür ankamen, war diese zwar einen Spalt breit geöffnet, aber Sergej schien nicht mehr in der Stimmung gewesen zu sein auf sie zu warten, um sie einen Kopf kürzer zu machen. „Jetzt brauch ich erst mal eine heiße Dusche“, seufzte Kai und fröstelte. Yuriy folgte ihm müde ins Bad: „Ich komm mit.“ „Ich will aber wirklich nur duschen“, betonte der Halbrusse und musste dabei an das erste und letzte mal denken, als sie zusammen die Dusche in Beschlag genommen hatten. Da hatten sie das Bad über eine Stunde lang besetzt, woraufhin sich ihre Mitbewohner mit vollgepinkelten Trinkgläsern, die sie auf seinem und Yuriys Nachttisch abgestellt hatten, gerächt hatten. Ein einprägendes Erlebnis. „Ich auch. Für alles andere bin ich zu fertig.“ Das heiße Wasser wärmte ihre kalten Glieder langsam auf, als sie zusammen in der Duschkabine standen und sich einfach einige Minuten lang berieseln ließen. „Können wir nicht einfach hier schlafen“, seufzte Yuriy und lehnte sich an Kai, ließ seinen Kopf auf dessen Schulter ruhen. „Hmhm“, verneinte Kai und bettete sein Kinn auf Yuriys Schulter, „Wir haben es ja nicht mehr weit.“ Erneut stahl sich ein Seufzer über seine Lippen, als sich der Rothaarige löste und Kai ansah. Das Wasser ließ die graublauen Haare an seinem schlanken Hals kleben und nasse Strähnen fielen ihm ins Gesicht, während sich unzählige Wasserpfade über seinen Körper schlängelten, um schließlich von der weichen Haut abzulassen und auf den Boden zu tropfen. Kai war in diesem Augenblick so wunderschön und unwiderstehlich, dass Yuriy sich daran erinnern musste weiter zu atmen. Gleichzeitig wunderte er sich, warum Kai auf einmal wissen wollte, wie viel er für ihn empfand. Er musste es doch in seinen Augen sehen. Spüren! Dennoch, fiel ihm ein, platzte er immer noch vor Neugierde, warum Kai ihm damals dieses Angebot gemacht hatte – bestimmt nicht nur aus Experimentierfreude, da war er sich mittlerweile so gut wie sicher. Auch er wollte wissen, was, wie viel und seit wann er etwas für ihn empfand. Und das, obwohl er oft deutlich die starke Zuneigung in den rubinfarbenen Augen erkennen konnte. Anscheinend brauchte man eine Bestätigung für seine Annahmen. Trotzdem brachte Yuriy diese drei Worte nicht über sich. Sie hatten für ihn nicht diese besondere Bedeutung. Bisher hatte es noch nie jemanden gegeben, der ihm oder dem er gesagt hatte, dass er ihn liebte, nicht einmal seine Mutter, die er verschwommen und lieblos in Erinnerung hatte. Für ihn waren Gesten wichtiger und sie reichten ihm. Yuriy wusste nicht, ob er wirklich jemals nicht mehr anders konnte als seine Zuneigung mit diesen Worten auszudrücken. Die Berührung von Kais Armen um seiner Taille holte ihn zurück aus seinen Gedanken. Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund, als er in die müden Augen seines Geliebten blickte und sich kurz darauf zu einem sanften Kuss hinabbeugte. Der Geschmack von Wasser vermischte sich mit dem ihren, während sich ihre Zungen liebkosten und sie ihre Münder ausgiebig kosteten. Eng umschlangen sie sich und drückten sich sehnsüchtig aneinander. Doch bevor sie ihre erschöpften Körper zu sehr in Wallung bringen konnten, hörten sie ein furioses Klopfen an der Badtür zu sich durchdringen. Mit einem breiten Grinsen lösten sie sich voneinander und Kai stellte das Wasser ab. _______________________________________________________________________________________________________________________ Wer auf ein Lemon-Kapitel wartet: Es ist ein Kapitel geplant, aber das wird noch ca. drei Kapitel dauern. Bin gespannt auf eure Kommentare und hoffe, es hat euch gefallen^^! Bye Minerva Hosted by Animexx e.V. 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