Ein Hauch von Wiedergutmachung von BlueJey ================================================================================ Die Sache mit der Karte ----------------------- "Ein Hauch von Wiedergutmachung" Autor: BlueJey Serie: Naruto, post-Happy!End ;P Pairing: keins, ausnahmsweise Warnings: ein Mangel an allem, vor dem man warnen müsste (Yes, that's a warning.) Disclaimer: Die Charaktere, die in dieser FanFiction vorkommen, gehören nicht mir. Ich verdiene hiermit kein Geld. Wenn ich damit Geld verdienen würde, dann müsste ich nicht ständig drüber fluchen. Kommentar: Ich bin ein Huhn, ich weiß, ich weiß. ;P Aber die Idee war einfach da, und hey, den Versuch war es wert. ~~~ Es waren immer die kleinen Dinge im Leben, die unbedeutenden, eigentlich vollkommen nebensächlichen, mit denen Naruto Sasuke berührte. Zwar war die Frage, ob mehrere Jahre sturen Suchens und unzählige – teils unschöne – Auseinandersetzungen zu den kleinen Dingen des Lebens zählten, sicher eine interessante Diskussion wert, aber Sasuke hatte es einfach noch nie darauf ankommen lassen. Genau genommen war er eigentlich fest Entschlossen die ganze Sache mit ihm und Orochimaru totzuschweigen, bis sie alle weit über achtzig waren – gesetzt dem Fall, einer von ihnen würde seinen 80. Geburtstag erleben, was manchmal auch schon ausreichend zweifelhaft erschien... Kleine Dinge im Leben waren etwas, denen Sasuke etwa so viel Aufmerksamkeit schenkte, wie dem mentalen Befinden seines allmorgendlichen Toasts. Und zwar genau deswegen, weil es die kleinen Dinge waren. Die unbedeutenden, eigentlich vollkommen nebensächlichen. Die, von denen er nie verstanden hatte, warum ganze Heerscharen von erwachsenen Männern und Frauen ihnen riesige Teile ihres Lebens opferten. Es war nicht so, dass er die emotionale Bedeutung von Weihnachten nicht verstand. Es war nur so, dass ihm der alljährliche Hype langsam gehörig auf den Sack ging – und das, nachdem er ihn ganze fünf Jahre schlicht und ergreifend verpasst hatte und seine Nerven damit eigentlich geschont und entspannt hätten sein müssen. (Abgesehen von dem einen Weihnachten, dass er bei Plätzchen und Glühwein im kerkerartigen Verlies unter dem Hokage-Turm verbracht hatte, war Orochimaru – und möge der Bastard für immer in Unfriede ruhen – nämlich einer von den Menschen gewesen, die den emotionalen Wert von Weihnachten irgendwie nie begriffen hatten. Nicht, dass sich Sasuke in irgendeiner Weise darum gerissen hätte, sich Geschenke für die Schlange und ihr Haustier auszudenken – nicht, dass er es getan hätte, falls es verlangt worden wäre...) Trotzdem hatten ihm die letzten eineinhalb Monate seit Anfang November bei Weitem gereicht, um eine gewisse, grundlegende Abneigung gegen das ‘Fest der Liebe’ zu entwickeln. Und wie es aus sah, würde die vorerst auch nicht besser werden. Denn es waren immer die kleinen Dinge im Leben, mit denen Naruto ihn berührte – egal, ob im guten oder im schlechten Sinne. “Was soll das denn heißen?” fragte Sakura mit diesem gewissen Maß an Nachdruck, dass beherrschtes Entsetzen und blanker Unglaube normalerweise verliehen. Zumindest bei jemandem, bei dem Entsetzen und Unglaube eines gewissen Levels im Normalfall so viel wie ‘Wir sitzen alle so dermaßen in der Scheiße’ bedeuteten. “Woher hätte ich bitte wissen sollen, dass das hier so Brauch ist, wenn es mir keiner sagt!?” warf er bissig zurück. Was so natürlich nicht komplett richtig war, denn natürlich hatte er von dem Brauch gehört... Die Frage war eher: ‘Wer hätte denn ahnen können, das Naruto schon mal von dem Brauch gehört hat?!’, und da begann dann auch schon das eigentliche Dilemma. Sakura sah ihn nur sprachlos an. Ihre Wangen, ehemals gerötet von Vorfreude und kindlicher Begeisterung, waren nun gerötet vor Kälte, ein scharfer Kontrast zu ihrer sonst plötzlich sehr blassen Gesichtsfarbe. Und jedesmal, wenn sie ausatmete, formte sich eine kleine Wolke vor ihrem Mund. Er könnte sie natürlich auch einfach hereinbitten – jetzt, wo das Gespräch vermutlich weit über die normalen Weihnachtsfreundlichkeiten hinaus gehen würde, war es eigentlich sehr unhöflich, die Diskussion vor seiner Wohnung zu führen.. “Aber Naruto hat sich so gefreut...” murmelte sie, ihre übergute Laune verpufft. Sasuke spürte diesen Stich in der Brust, dieses Gefühl der Schuld, dass er in letzter Zeit viel zu oft niederkämpfen musste. Wegen den kleinen Dingen im Leben, die Naruto viel zu ernst nahm... Okay, dann hatte Naruto ihm eben eine Karte geschrieben, und er nicht. Was war denn groß dabei? Er konnte Naruto immer noch zu Weihnachten gratulieren, wenn dieser von seiner Mission in Suna – und Sasuke würde ohne zu zögern Geld darauf verwetten, dass Gaara da seine Finger im Spiel hatte – zurück kam. Was... vermutlich erst in zwei Wochen der Fall sein würde. Frühestens. Fakt war aber doch, dass niemand Schaden nehmen würde, wenn Naruto seine Weihnachtsgückwünsche erst ein wenig später erhalten würde. Zumindest war es das, was Sasuke sich einredete. Denn wenn er ehrlich mit sich war, dann war allein die Vorstellung, der Gedanke an Narutos Gesicht, als er erkannt hatte, dass eine Karte fehlte, Grund genug, nach Suna zu reisen und zu verhindern, dass Naruto eben gerade keine Karte von ihm bekam... Er schüttelte energisch den Kopf und stieß zischend Luft aus, verärgert mit sich selbst. Es war einfach so... so unbedeutend, warum konnte er es nicht als eine weitere unangenehme Unwichtigkeit vermerken und weiter leben? “Weißt du, für die meisten Shinobi ist es schlimm genug, wenn sie Weihnachten nicht daheim mit Familie und Freunden feiern können... und du kennst Naruto, Sasuke, wir wissen beide, wie gerne er heute hier gewesen wäre,” begann Sakura schließlich langsam, ihre Stimme vorsichtig neutral. “Ich denke, du weißt ganz genau, dass es Brauch ist, jemandem aus dem Team eine Karte, oder einen Brief oder irgendeine andere Kleinigkeit mitzugeben, damit sich unsere Leute da draußen an Weihnachten nicht ganz so alleine fühlen...” “Ich weiß”, knurrte er, automatisch in mentaler Abwehrhaltung. Er hasste es, sich Blößen eingestehen zu müssen, und er hasste es, dass Sakura und Naruto ihn ständig dazu zwingen wollten. Es war verdammt nochmal schon genug, dass den beiden Nervensägen nichts, aber auch gar nichts entging...! Dass sie es auch noch jedesmal wieder betonen und verbal zerkauen mussten... “Warum... Er hat dir doch auch eine da gelassen.” “...weil man die Karten für Leute mitgibt, die einem nahestehen... Wie Familie, oder einem Partner... Naruto und ich—“ “Ihr seid steht euch so nahe, wie zwei Kerle sich stehen können, ohne nachts nackt im selben Bett zu schlafen, verdammt!” unterbrach ihn Sakura heftig und eine weitere seiner wackeligen Verteidigungen zerbröselte unter ihrem strafenden Blick zu Staub. Okay, dann standen er und Naruto sich eben nahe. “Du hast doch auch keine—“ “Natürlich hab ich Yamato eine Karte für ihn mitgegeben! Was denkst du von mir?!” Sasuke biss sich auf die Unterlippe, um seinen Kommentar bei sich zu behalten. Irgendwie konnte nicht einmal er sich einreden, dass all das in irgendeiner Art, Weise oder Form Sakuras Schuld war. Sie hatte es wirklich nicht verdient, seine großteils sich selbst geltende miese Laune abzubekommen. Was er sich nicht eingestehen wollte, war schlicht und ergreifend, dass er Naruto und seinen guten Willen wieder einmal unterschätzt hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Naruto den alten Brauch beachten würde, und er hatte vor allem nicht damit gerechnet, dass neben Sakura auch er eine von Narutos Karten bekommen würde. Aber: kleine Dinge im Leben... “Ich—“ “Tu mir einen Gefallen und lass das Gezicke endlich bleiben, Sasuke”, brummelte Sakura bevor er überhaupt wirklich wusste, was er eigentlich hatte sagen wollen. “Gezicke...?” hakte er scharf nach, bevor er sich bewusst wurde, dass genau das vermutlich das war, was sie meinte und sich auf die Zunge biss. “Großartig. Hab ich eben Mist gebaut.” Seltsamerweise tat er nicht einmal körperlich weh, es laut einzugestehen. Nur sein Stolz lag für einen Moment schreiend und tobend am Boden. Verblüffend. “Was soll ich deiner Meinung nach tun?” “Losrennen”, meinte Sakura sarkastisch. “Ein Schritt aus dem Dorf, und ich hab halb Konoha auf den Fersen, schon vergessen?”, gab er zurück. Ein ehemaliger Schwerverbrecher auf Rehabilitation zu sein hatte eben doch hin und wieder seine Nachteile, auch, wenn sein Leben generell angenehm ruhig geworden war. 13 Monate mehr und er würde sogar wieder in den aktiven Dienst eintreten dürfen – vielleicht sogar weniger, wenn Naruto seinen Willen durchsetzen konnte. “Dann renn schneller... Nein, ernsthaft. Schick ihm einen Falken, oder was weiß ich.” Sie rollte die Augen, offensichtlich genervt von seiner sozialen Unfähigkeit. Seltsam, wenn man bedachte, dass sie genau das früher so vergöttert hatte. Aber solche Ungereimtheiten fielen ihm in den letzten Monaten immer häufiger auf... Konoha war eben doch schon immer ein sehr verwirrtes Dörfchen gewesen. “Es geht ja nur darum, dass du an ihn denkst.” “...aber ich denke doch an ihm. Ich hab ihm sogar ein Geschenk gekauft – dir auch, wenn wir schon dabei sind...”, fügte er hinzu, bevor er wirklich darüber nachgedacht hatte. Er fühlte, wie sich seine Wangen leicht röteten, als Sakuras Lippen sich zu einem unglaublich süßen Lächeln verzogen. “Ich wusste immer, du bist ein netter Kerl”, grinste sie zufrieden, und Sasuke hatte den unkontrollierbaren Drang, sich zu nervös zu räuspern. “Was ich sagen wollte ist...” “Ist mir schon klar, Sasuke, ich bin ja auch nicht blöd. Aber einfaches Beispiel: wenn du und Naruto euch in den letzten Jahren nicht begegnet wärt, und Naruto dich nur vor einem Jahr eingestampft hätte, dann wärst du vermutlich auch nicht so bereitwillig zurück gekommen.” “...was hat das denn bitte damit zu tun...” brummte er unwillig. Totschweigen ging definitiv anders... “Naja, am Ende bist du doch nur deswegen wieder hier, weil Naruto so ein sausturer Idiot ist. Wenn er dir nicht immer wieder gezeigt hätte, dass er immer noch an dich glaubt, dann wäre alles komplett anders gekommen. Ganz sicher.” Er starrte sie für einen Moment an und war sich nicht sicher, ob er wütend werden wollte oder nicht. Natürlich wäre alles anders gekommen, wenn Narutos Schädel nicht ganz so dick wäre, aber... “Also komm”, sie hielt ihm eine ihrer behandschuhten Hände hin. “Bis zum Falkenturm ist es ein wunderschöner spätabendlicher Spaziergang und weil ich ein unglaublich netter Mensch bin, erlasse ich dir dafür auch die Beratungskosten. Deal?” Sasuke fühlte sich irgendwie überfordert von so viel weiblicher Willensstärke und so ergriff er nach ein paar Sekunden angestrengten Starrens schließlich schicksalsergeben ihre Hand. “Und du verpasst nicht grade Inos Weihnachtsfeier oder so...?” fragte er nach ein paar Sekunden leise, während sein Blick den klaren Himmel nach verschiedenen Sternbildern absuchte. “Nur ein bisschen...” antwortete Sakura verschmitzt. ~~~ “Guten Morgen, Naruto”, weckte ihn Gaaras ruhige Stimme aus seinem leicht verkaterten Mittagsschlaf. Zumindest würden die Kopfschmerzen ihn eine Weile lang daran erinnern, dass Temari locker zwölf von seiner Sorte unter den Tisch trinken konnte. Wortwörtlich. Und er sollte sich vermutlich auch daran erinnern, dass er Gaara und Yamato für eine Weile nur respektvoll begegnen sollte. Immerhin war es nicht gerade Standard, einem Shinobi auf Mission einen freien Tag zu geben... “Hng...”, macht er nur, und rieb sich missmutig die Augen. Sasuke war wirklich manchmal ein Idio– “Du solltest das hier lesen. Da kam grad ein ziemlich aufgeregter kleiner Vogel direkt in mein Büro geflogen, aber der Brief ist an dich. Vielleicht ist was passiert.” Naruto war von der Couch aufgesprungen und quer durch den Raum gehetzt, bevor Gaara besagten Brief überhaupt aus der Tasche gezogen hatte. Die Schrift, mal ganz zu schweigen von dem Tonfall, hätte Naruto wohl überall wieder erkannt: Guten Morgen, Mittag oder Abend, oder was auch immer, Idiot. (Falls es Nacht ist, schlaf weiter.) Sakura sitzt mir seit fast zwei Stunden wegen diesem – Da war ein Wort ziemlich böse ausgestrichen, aber Naruto war sich fast vollkommen sicher, dass es ‘blöden’ hieß. – Brief im Nacken, also mach ich’s kurz: Ich hab dir keine Karte geschrieben, weil ich’s vergessen hab oder besser, weil ich einfach nicht drüber nachgedacht hab. Tut mir Leid, ich hoffe du musstest nicht wegen mir weinen. Oder trinken. Naruto hüstelte und seine Augen huschten für einen kurzen Moment zu Gaara, der ihn aufmerksam beobachtete und aufgrund seiner Reaktion langsam eine Augenbraue nach oben zog. Unabhängig davon hoffe ich, du kommst bald nach Hause. Ichiraku geht auf mich. Frohe Weihnachten, Idiot. Naruto starrte die letzten Zeilen eine ganze Weile lang an, bevor ihm klar wurde, dass er über beide Backen grinste. Sasuke konnte manchmal so ein Arschloch sein, aber in seinem tiefsten Inneren wahr er eben doch nur ein unglaublich schwieriger Fall von Verklemmtheit... “Und?”, fragte Gaara nach einer höflichen Pause und Naruto konnte sein Gesicht einfach nicht wieder in den Normalzustand zurück zwingen. “Nichts... Sasuke hat nur... Weihnachten gerettet.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)