Das große Erwachen von Memonia (Who cares?) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- „Was habt ihr dummen Kinder nur gemacht? Wisst ihr, wie viel dieser Reis gekostet hat? Wisst ihr, wie viel der Tisch gekostet hat? Nein, nein, nein!“ Er schlug förmlich die Hände über dem Kopf zusammen und führte einen bescheuerten, kleinen Tanz auf. „Wer ist das denn?“ fragte ich Sasuke verwundert, der zuckte bloss mit den Schultern. Ah, der machte wieder auf schweigsamen Uchiha. Arschloch. Der Mann hatte meine Worte offenbar gehört, denn er schaute m ich böse an. „In mein Arbeitszimmer, sofort!“ schnauzte er uns an, und wir gehorchten natürlich sofort. Kaum zu glauben wie böse der kleine Giftzwerg geklungen hatte. Da würde eine ziemlich heftige Strafe auf uns zukommen. ¸. •*´ Sakuras Pov `*• ., Wir folgten ihm mit einem Meter Abstand durch die inzwischen leeren Regalreihen, vorbei an den Kassen, durch eine Tür in ein kleineres Büro. Die Rollos waren halboffen, so dass der (leider) nicht klimatisierte Raum etwas Licht der Abendsonne abbekam. Er war furchtbar trist, die Wände waren, gleich wie die Möbel und der Fussboden, in einem schmierigen, unschönem Braungelb. Ein grosser Schreibtisch mit einem Windows Computer der wohl älter als ich war und zwei Stühlen davor waren in der Mitte. Darauf lag eine kleine Glasvitrine mit drei Reiskörner drin. Ein sehr deprimierender Raum. Der Mann liess sich auf dem Schreibtischstuhl nieder und starrte uns böse an, bevor er ein Namensschild aufstellte. Ichiraku Kento hiess der kleine, schwitzende Typ also. Aber der Name kam mir bekannt vor. „Gehört ihnen dieser tolle Nudelsuppe-Laden eine Strasse weiter?“ fragte ich ihn begeistert. „Der gehört meinem Bruder, kleines Gör! Setzt euch!“ blaffte er uns an. Klang in meinen Ohren nach Familienstreit, wie putzig. Dennoch setzten wir uns beide, wie er es uns befohlen hatte. Sasuke hatte ein Pokerface aufgesetzt, das er eigentlich immer trug, wenn ich nicht gerade in der Nähe war und ihn in den Wahnsinn trieb. „Wisst ihr eigentlich, was ihr mir vorhin angetan habt, hä?! Ihr habt die kostbarste Reissammlun aller Zeiten zerstört! Meine Sammlung! Wisst ihr, wie viel die Wert war? Könnt ihr euch vorstellen, was ihr mir damit angetan habt?“ „Damit ich das richtig verstehe“, unterbrach ich ihn, „ihr sammelt tatsächlich Reissorten? Diese kleinen, weissen Dinger, die wir alle beinahe täglich essen? Im ernst?“ Wie langweilig muss ein Leben sein, dass man REIS sammelt? hängte ich in Gedanken noch dran. „Klappe Halten, du vorlautes Gör! Wisst ihr, wie schwer es ist, so einen Laden zu führen? Ich gebe mir solche Mühe, regelmässig solche tollen. Aussegewöhnlichen. Und innovativen Ausstellungen! Sie sind mein ganzes Leben! Und ihr macht sie einfach kaput!“ „Lassen sie es gut sein. Das ist verdammt nochmal Reis, kein Kunstwerk! Ich zahl ihnen das ganze, und damit hat es sich. Jetzt lassen sie mich gehen.“ meldete sich nun auch Sasuke zu Wort und erhob sich. „Setzen!“ donnerten ich und Ichiraku gleichzeitig. Was fiel dem Typen eigentlich ein, mich hier mit dem alten Sack sitzen zu lassen, damit ich allein die Strafe und die Wut eines frustrierten Kleinunternehmer abbekam. Ihn störte offenbar etwas ganz anderes. „Du bist dieser Uchiha, der Bullensohn. Ich habe dich im Fernsehen mit deinem Schweinehund von Vater gesehen!“ Ichiraku stand auf und stütze seine Arme auf das Pult, so dass er sich vorlehnen konnte und uns bedrohlich anschauen. Ich gebe zu, dass ich in diesem Augenblick darüber nachdachte, wie ich es wohl schaffen würde, nächste Woche den Sport zu schwänzen, anstatt mich einschüchtern zu lassen. „Du gehörst zu diesen reichen, arroganten, überprivilegierten Halbaffen, die nie etwas tun müssen, um erfolgreich zu sein!“ Er sprach mir da echt von der Seele, der Gute. „Diesmal wirst du etwas leisten müssen! Mal sehen, wie dir das schmeckt, du kleiner Schnösel“ Sasuke guckte extrem genervt aus der Wäsche. So hatte noch nie jemand mit ihm geredet. Ich musste leise kichern, was ich aber sofort bereute. „Was gibt’s da zu lachen, du kleines, freches Biest, hä?!“ brüllte er mich geradezu an, „Du denkst, bloss weil du in der Öffentlichkeit mit einem Uchiha rumtollst, wirst du von deiner Strafe befreit? Das kannst du dir abschminken, du dummes Gör!“ Ich hatte mich wohl verhört. Dachte Ichikaru wirklich, dass ich mich mit Sasuke freiwillig getroffen hatte? Da gab es ja nur eine passende Antwort: „Entschuldigung, ich habe ihnen nicht zu gehört, was haben sie gesagt?“ Er wurde zuerst rot, dann blass vor Ärger und dann ging es richtig los. Wenn wir gedacht hatten, dass er vorhin laut war, so war dies kein Vergleich zu jetzt. Seine Stimme überschlug sich und er war so laut, dass ich kein Wort mehr verstand. Eine einschüchternde Wirkung hatte es dennoch, sowohl auf Sasuke wie auch auf mich. Wir sassen beide geschockt da und starrten ihn an, bis er nach zehn Minuten wohl aus akutem Luftmangel innehalten musste. Danach plumste er nach hinten auf seinem Stuhl, sackte zusammen und fing schrecklich an zu weinen. „Was genau haben wir eigentlich gemacht, dass sie sich so aufregen? Das ist Reis, verdammt noch mal, REIS!“ versuchte Sasuke, ihn zum schweigen zu bringen. Er erreichte jedoch nur das Gegenteil, und Ichiraku wurde noch weinerlicher. Ich war schon drauf und dran aufzustehen und nachhause zu gehen. Das war doch verrückt, da schien er sich zusammenzureissen. „Wisst ihr, wie das ist? Wenn man ein trostloses Dasein führt und nur eine Leidenschaft hat? Etwas, das anderen Menschen für immer verschlossen bleibt, und nur dir selbst Trost spenden kann?“ Wir schütteln beide relativ ratlos den Kopf. Allerdings raffte der Typ sich endlich wieder zusammen, aber ich merkte wie sauer er immer noch war. „Ihr kommt morgen beide um die selbe Zeit und dann reden wir weiter. Ich kann euch nicht mehr sehen. Verschwindet, aber schnell!“ Gesagt, getan, gingen wir beide so schnell wir konnten. Wir gingen nebeneinander, ohne ein Wort zu sagen, und ganz ehrlich: Ich wollte nichts so gerne wie mit ihm zu sprechen. Das hätte den miesesten, ersten Schultag aller Zeiten vielleicht nicht entschuldigt, aber ein für alle Mal erheblich verbessert. Wie ich gerade jetzt darauf kam, wusste ich beim bestem Wille nicht. Wir redeten ja nie miteinander, ausser wenn wir uns stritten. Ich konnte ihn nicht ausstehen, wenn da nicht dieses eine Problem wäre. Ich war verliebt in den Jungen, den er vor zehn Jahren gewesen war. „Sasuke, ich –„ begann ich, besann mich dann aber eines besseren. Ich war schlecht gelaunt, hatte den Nervenzusammenbruch eines Mannes, den ich nicht kannte, herbeigeführt und musste nun nachhause zu meinen Schwestern. Für so etwas konnte ich meinen Stolz nicht hinunterschlucken und als erste mit ihm ein Gespräch anfangen. Wobei das mit Stolz ja so eine Sache war, nach meinem Auftritt heute morgen. „Hm?“ „Ich finde es ziemlich schwach von dir, dass du dich freikaufen wolltest, Schnösel.“ beendete ich meinen Satz von vorhin. „Und einen Moment dachte ich, du kannst noch was anderes sagen, als diese behinderte Kleinkinderkacke.“ erwiderte er. Wir waren inzwischen bis zu einer Kreuzung gekommen, die eine Richtung verlief zu Sasukes Haus, die andere zure U-Bahn. Ich blieb einen Moment stehen und fragte mich, ob ich mich verabschieden sollte, aber er ging weiter ohne stehen zu bleiben. Als er schon zwei Schritte entfernt war, hob er kurz die Hand, ohne anzuhalten oder sich umzudrehen. Er lief direkt in Richtung Sonnenuntergang. Ich wollte mich am liebsten ohrfeigen, als ich mir eingestand, wie schön das aussah. Erst kurz bevor ich aussteigen musste, bemerkte ich, dass ich gar nichts zum Essen gekauft hatte. ~*~ Zuhause erwarteten mich bereits Yuna und Mako. „Wo ist das essen, Specky?“ zischte mir die eine so leise wie möglich zu. „Ich hab mir schon Sorgen gemacht! Dein Top ist super angekommen, ich muss dir alles erzählen“ meinte die andere fröhlich. Ihr dürft drei Mal raten, welche. Meine Mutter war noch nicht zuhause (laut Mako weil es im Labor jemand geschafft hatte sich den Arm abzusprengen. Sie war nicht im Krankenhaus, sondernd versuchte das Experiment nachzumachen, versteht sich), und dass war mir gerade ziemlich recht. Weder die Wäsche, noch die Einkäufe hatte ich erledigt und irgendetwas sagte mir, dass meine Mutter das nicht so toll gefunden hätte. Zu meiner grossen Erleichterung hatte Yuna bei „diesem total schnuckligem Typen, den sie heute kennengelernt hatte“ gegessen und Mako wollte sich noch kurz mit Neji treffen. Die Wäsche zu sortieren dauerte zum Glück auch nicht lange, aber es war dafür um so ekliger. Bei Yuna waren ein paar ziemlich eindeutige weisse Flecken auf ihrem Höschen und von den Kleidern meiner Mutter, die ich auf Hinweis von ihr nur mit Handschuhen anfasste, will ich gar nicht erst anfangen. In solchen Momenten fragte ich mich, wieso ich nicht einfach eine normale Mutter haben kann, die Vorschullehrerin ist oder so was. Nein, ich habe Doktor Frankenstein zuhause. Als ich also endlich fertig war, machte ich mich nochmal auf die Suche nach etwas essbarem, aber ausser ein paar Hazelnüssen und die letzten Reste Cornflakes war die Küche esstechnisch leer. Wenn das so weiter ging würde mein zarter Babyspeck sich wohl schneller in Luft auflösen als diese fleischfressenden Käfer brauchten, um eine Leiche aufzufressen. Bevor ich mich in mein Zimmer zurück zog, ging ich endlich duschen. Ich will ja keine unnötigen Detaills verraten, aber unter meinen Kleidern war immer noch verdammt viel Reis. Als ich später im Bett lag, überdachte ich noch einmal alles was heute geschehen war. Ich hatte mich geprügelt, zwei Mal, mit Sasuke Uchiha. Inzwischen Zeit hatte ich übrigens beschlossen, dass ich ihn nicht ausstehen konnte, und dass meine kurze geistige Verwirrung nur eine Reaktion auf die Sommerhormone waren. Ich dachte auch daran, was der Typ im Laden gesagt hatte, von wegen etwas finden, was einem glücklich macht. Ob ich so etwas hatte, wusste ich nicht. Andererseits sammelte Ichiraku Reis. Das war, egal wie ich es kehrte und wendete, ziemlich dämlich. Aber all zu lange blieb ich nicht mehr wach. Ich träumte angenehm von wildem Sex mit den heißesten Typen, die ich kannte. So viel zu süss jung und unschludig. ~*~ Am nächsten morgen war ich glücklicherweise pünktlich in der Schule und sah so normal aus, wie es Leute mit pinken Haaren halt können. Mako und ich hatten beide zur ersten Stunde ein und hatten vorher beim Take-Away etwas zu essen gekauft, und glaubt mir, für mich gibt es nichts so tolles wie Schokoladenmuffins zum Frühstück. Ich sass in der hintersten Reihe neben Gaara und Hinata, Naruto war schon wieder bei Sasuke. Wie lästig, dass einer der wenigen Leute in meiner Klasse, die ich nicht zum kotzen fand sich ausgerechnet mit dem Uchiha angefreundet hat. Oder so etwas in der Art, wer weiss bei dem schon, ob er weiss, was Freundschaft ist. Ist ja eigentlich ganz leicht, Freunde sind wie Kartoffeln – wenn man sie ist, sind sie tot. Dieser Witz ist doch ein weiterer Beweis, wie witzig ich bin. „Wie ist der Lehrer so, Hinata?“ fragte Gaara über meinen Kopf hinweg die kleine Hyuga. Sie war tatsächlich bloss ein paar Zentimeter grösser als ich – ihr ahnt nicht, wie toll das ist für mich. Die Angesprochene wurde zwar wieder etwas rot, aber sie stotterte zumindest nicht mehr so stark. Sie schien uns zu mögen. „Naja... Ich will ja nicht gemein sein, aber...“ sie brach ab. „Was denn? Ist er ein gemeiner, alter Sack? Ist er so ein übereifriger, überkorrekter Spiesser?“ schlug ich vor. „Ist er ein Kannibale? Besitzt er Goldfische?“ „Was?“ erwiderte Hinata, etwas verwirrt. Ich wedelte mit der Hand ab. „Nein, er ist unheimlich. Wie eine Schlange.“ sagte sie ganz leise. Sensibel wie ich bin brach ich in lautes Gelächter aus. Man stelle sich einen alten Sack vor, mit ungefähr drei Haaren und einem Schnurrbart, der sich den Boden entlang ins Klassenzimmer schlängelt. Oder finde nur ich das witzig? Kurz darauf klingelte es und es liefen noch die letzten hinein und liessen sich auf ihre Plätze fallen. Ino und Karin setzten sich hinter Sasuke und fingen sofort an zu tuscheln. Wie sympathisch. Kaum eine halbe Minute später erschien er dann. Erinnert ihr euch, wie ich sagte, Sasuke sei mein persönlicher Albtraum? Vergesst das, dieser Leher ist tausend Mal schlimmer. Er war gross und dünn, nach seiner Erscheinung nach konnte man unmöglich ein Alter schätzen, er hatte lange, violett-schwarze Haare, gelbe Pupillen (oder Kontaktlinsen, kein Mensch hat von Natur aus gelbe Augen!) und sein Gang erinnerte tatsächlich an eine Schlange. „Das ist Orochimaru!“ flüsterte Hinata mir unnötigerweise zu. „Das ist mit Abstand der gruseligste Typ den ich jemals gesehen habe. Und das will was heissen, ich bin mit Gaara befreundet!“ antwortete ich ihr. „Das hab ich gehört!“ sagte Gaara entrüstet. „Stell dich nicht so an“ meinte ich und lachte ihn an. „Seid still, der bringt euch um!“ murmelte Hinata so leise, wie es ging. Natürlich lachten sowohl Gaara als auch ich über so viel Furcht vor einem Lehrer. „Ich muss Hyuga recht geben.“ Wir fuhren herum und blickten in die Augen unseres Lehrers. Wie und wann in Gottes Namen war er hierhergekommen. „Wer meinen Unterricht stört, bekommt sehr, sehr schlimme Schwierigkeiten.“ „Ach kommen Sie, das ist erst der zweite Schultag! Das kann doch jedem Mal passieren!“ probierte ich ihn zu besänftigen, während Gaara böse in die Gegend starrte und Hinata sich so klein wie möglich machte. Mein Versuch schlug, Wunder über Wunder, fehl. Ich erkannte das an dem beunruhigendem Lächeln, welches sich auf dem Gesicht ausbreitete. Es sah unheimlich gruselig und auch ein etwas pädophil aus. „Denken Sie wirklich? Wie alt sind Sie? Drei? Anscheinend, ansonsten wüssten sie, dass man die Klappe halten sollte. Aber wenn ich daran denken, was die Lehrer über sie gesagt haben...“ Er kicherte ein bisschen. Arschloch. „Sie dürfen die Hausordnung abschreiben und die Tafel nach dem Unterricht putzen. Und jetzt weiter mit dem Unterricht.“ Bitte was? Ich bekam gerade Strafaufgaben wegen diesem kleinen Gespräch? „Der will mich doch verarschen!“ Ich wollte schon aufstehen und dem Typen mal ordentlich die Leviten lesen, aber Hinata bedeutete mir, mich zu setzten. Weil ich nicht gleich überall einen schlechten Ruf haben wollte bei den Lehrern liess ich es bleiben. Ausnahmsweise, versteht sich! Die restliche Lektion erwies sich als besonders schrecklich. Orochimaru unterrichte eigentlich im Fach Biologie und Geschichte (wer zu Teufel kommt auf diese Komination?), aber was genau er da vorne von sich gab, passte weder zum einen, noch zum anderen. Naja, ehrlich gesagt, vielleicht schon, aber ich verstand kein Wort. Und wenn ich die Blicke der anderen richtig deutete, auch alle anderen nicht. Dazu kam, dass er mich pausenlos nach vorne rief. Ich wollte mich nach einer Weile einfach weigern, pausenlos durch das ganze Klassenzimmer zu rennen (ich wollte hier schliesslich nicht abnehmen!), aber durch verschiedene Gründe, von dem der eine Hinata und der andere Faulheit hiessen, liess ich es sein. Was das ganze noch viel schlimmer machte war, dass Sasuke offenbar zu seinem absolutem Lieblingsschüler wurde. Er wurde die ganze Zeit in den Himmel gelobt, sogar als ihm sein Stift runterfiel. Als ich mein Blatt umkehrte, um weitere Notizen zu machen (wieso zum Teufel gab ich mir heute so viel Mühe?), fragte er mich, wieso ich mir so viel Mühe gab, den Unterricht zu stören. What the hell? Ich hasste es, wenn jemand Leute mochte, die ich nicht leiden konnte. Die Spitze des Eisberges war es, als er uns eine lächerliche Menge von Hausaufgaben gab. Wir durften neun Arbeitsblätter lösen, zwanzig Seiten in einem Buch lesen und eine Zusammenfassung schreiben. Halleluja. Natürlich durften einige bereits im Unterricht beginnen und konnten von Lösungsblättern abschreiben, andere wie ich mussten eine komplizierte Skizze abzeichnen. Natürlich war das eine zusätzliche Hausaufgabe, versteht sich von selbst. Ich merkte schon jetzt, dass mir die Zeit davonrannte. Hausaufgabenberge, beim Haushalt mithelfen (wobei ich das wohl einfach auf Yuna abschieben würde) und ich musste noch zu diesem bescheuerten Reisheini Ichiraku. Die Stunde dauerte meiner Meinung nach viel zu lange. Ich hasste Orochimaru aus tiefster Seele. Das grenzte doch an psychische Folter! Hinata meinte nur Schulterzuckend, dass es bei ihm normal war. Ich wiederhole mich ungern, aber ich HASSE Orochimaru. Meine Laune sank noch ein bisschen mehr, als Naruto zu uns kam und mich fragte, was ich gestern so getrieben habe. Nachdem ich ihnen ausführlich erzählte hatte, dass ich es mit Johnny Depp getrieben hatte, rückte ich mit der Wahrheit heraus. „...jedenfalls muss ich gleich nach der Schule nochmals dorthin, zusammen mit Herr Oberscheisser.“ endete ich. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich ein bisschen asozial und gemein sein kann? Wenn jemand auf die Fresse fällt, lache ich diese Person aus, dann helfe ich ihr auf, lasse sie wieder fallen und lache weiter. Ihr versteht. Aber meine sogenannten Freunde sind da noch viel schlimmer. Naruto lag auf dem Boden und musste sich den Bauch halten, Hinata kicherte verhalten (die liebe, süsse Hinata ist wohl doch nicht so lieb und süss) und selbst Gaara fing an zu lachen. Meine seelische Unterstützung lachte mich hier aus, wie schön. Natürlich sah ich aus dem Augenwinkel wie Sasuke unheimlich lässig an ein Tisch gelehnt stand, Ino und ein paar Mädchen, die ich nicht kannte, um ihn herum und ich schwöre, ich sah Herzchen in ihren Augen. Wie peinlich. Wahrscheinlich redeten sie alle durcheinander und er gaffte ihnen dabei in den ihm aufdringlich gezeigten Ausschnitt. Am Wochenende würde er sich eine schnappen und so richtig durchbumsen. Wiederwertig. „Verständlich, dass Orochimaru und Sasuke sich so gut verstehen. Beides Riesenarschlöcher!“, schimpfte ich. „Aber Ino und Megumi sind schlimmer. Mal im Ernst, tragen die wirklich Galaxy-Leggins? Die sehen aus wie frisch ausgeschieden und mit Glitzersteinchen dekoriert.“ meinte Gaara irgendwann und strich sich dabei über sein Matrosen-Tshirt mit den perfekt passenden Shorts. Der Typ sah jeden Tag aus wie aus einem Modemagazin entsprungen. Manchmal dachte ich, dass er schwul ist, aber gefragt hatte ich ihn noch nie. Musste ich irgendwann nachholen. Vermutlich hörte die besagte Megumi (ein Mädchen mit extrem starker Akne, schlechter Frisur und Riesenhupen) diesen Satzteil, denn sie stupste Ino an und zusammen liefen sie auf uns zu. Natürlich eilte gleich noch Karin dazu keine Ahnung, wo die plötzlich aufgetaucht ist. „Irgendwelche Probleme, Fettie?“ wurde ich begrüsst. Klang wie irgendein total neuer Gruss bei einer echt miesen Strassengang. „Nein, bei dir, Schlampe?“ Ich fand die Erwiderung passend. Karin nicht. „Pass mal auf du kleiner Zwerg, dazustehen heisst nicht dazugehören, kapiert?“ Sie stemmte die Hand in die Hüften und wirkte extrem zufrieden mit sich. Ich hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte, aber nur zu. „Ehrlich gesagt nicht, Brillenschlange. Muss daran liegen, dass ich kein hyperventilierendes Huhn bin. Aber ich kann mich täuschen.“ Ich hielt kurz inne. „Nein, nein kann ich eigentlich nicht, ich bin perfekt.“ Gaara lachte ein bisschen, allerdings schien er nicht wild auf einen Bitchfight zu sein, also ging er wieder in Richtung Klassenzimmer. Hinata und Naruto folgten, und ich wollte auch sofort nach, wurde aber von einer Hand aufgehalten. Ino riss mich am Handgelenk zurück. Sie war gut einen Kopf grösser als ich und gemeinsam mit Karin und Megumi hinter ihr wirkte sie ziemlich bedrohlich. Sie kam langsam näher auf mich zu bis sie nur noch wenige Zentimeter vor meinem Gesicht war. Ich lehnte meinen Kopf ein wenig nach hinten um von ihrem süsslich-übelkeitserregendem Parfum möglichst wenig abzubekommen und sagte: „Wow Ino, ich bin hetero!“ Eine Sekunde lang glotzte sie mich blöd an (sie sah aus wie eine Kuh. Sie hatte auch ein ähnliches Körpervolumen. Ja, ihr neuer Spitzname, eindeutig.), dann lief sie rot an vor Wut. „Was fällt dir eigentlich ein, du hässlicher Fettklops? Hä? Entschuldige dich SOFORT!“ „Ne, sorry, ich würde ja gerne. Aber ich hab keine Lust.“ Eigentlich hatte ich genug von Ino und wollte schon auf dem Absatz kehr machen, um noch ein wenig mit den anderen zu plaudern, aber nein. Sasuke tauchte natürlich just in diesem Moment auf und machte eine unangenehmen Situation zu einer absolut schrecklichen. Er stand nämlich gleich hinter mir, Gott weiss wieso, und ich lief prompt in ihn herein. Ich lief knallrot an. Unter seinem weissen Hemd konnte ich ein Sixpack fühlen und ich muss zugeben, dass er verdammt gut aussah. Scheiss Hormone. „Kannst du nicht aufpassen?“ meckerte er sofort los und meine Verlegenheit verschwand und machte rasender Wut platzt. Ich blickte ihm direkt in die Augen (ich musste meinen Kopf beinahe in den Nacken legen, so nah stand ich bei ihm) und mein Killerblick lag dem von Gaara in nichts nach. Jeder normale Mensch würde nun um sein Leben rennen. Er blieb stehen und schaute mir monoton in die Augen. „Nein, kann ich nicht! Du bist ein verficktes Arschloch, der es nicht verdient hat, hier so rumzulaufen, als sei er der wandelnde Gott auf Erden! Dein Gehabe ist lächerlich und kotzt mich an und jeder mit ein bisschen Selbstachtung kann dich einfach nur verabscheuen. Ich hasse dich, und wenn ich öfters in dich hineinlaufe, hat mein Karma wohl gedacht, es müsse mich ein wenig verarschen. Denn es ist garantiert das letzte, was ich will. Und halt deine Viehherde unter Kontrolle, ansonsten werden bald gammelige Sparerips aus denen!“ Damit drehte ich mich um und lief in das Klassenzimmer hinein. Ich hatte keine Ahnung, woher dieser Zorn gekommen war, aber in diesem Moment hatte das einfach rauskommen müssen. Vielleich lag es daran, dass ich ihn einfach nicht leiden konnte (meistens zumindest), vielleicht habe ich mühsame Stimmungsschwankungen auf ihn bezogen und auch allgemein oder vielleicht hatten er und diese Mädels mich einfach gerade zu Tode genervt. Ich liess mich wieder neben Gaara auf den Stuhl fallen. „Wenigstens haben wir jetzt einen neuen Lehrer, noch eine Lektion mit Orochimaru würde ich nicht aushalten.“ „Emm, Sakura. Ich will ja deine Hoffnungen nicht zerstören, aber... Nunja, wir haben eine Doppellektion Bio.“ antwortete er. Falls es euch interessiert, der restliche Tag wurde nicht besser. Sasuke ignorierte mich, wohl eher aus Prinzip als aus Wut, und Sport hatten wir getrennt von den Jungs. Ich befürchtete ja schon, dass Ino und Karin einen gemeinsamen Angriff starteten, aber glücklicherweise (und erschreckend deprimierend) wurde ich in die schlechteste Gruppe gesteckt, die beiden Kühe in die Zweitbeste. Unsere Lehrerin war ein ziemliches Mannsweib, ein laufendes Testosteron und liess uns zweieinhalb Stunden lang immer im Kreis rennen. Mir wurde das natürlich bald zu anstrenge – zu doof und ich wollte mich einfach setzten. Sie warf mir einen Basketball an den Kopf. In der Mittagspause sah ich, wie Yuna mit einem Typen in der Mensa flirtete und dafür sein Essen bekam. Mir war allerdings schleierhaft, wie jemand diesen Frass mit der Konsistenz von Durchfall und den Geschmack nach in Wasser aufgeweichte Gummibärchen hatte. Am Nachmittag hatten wir glücklicherweise Physik bei einem Typen namens Morino Ibiki. Er war streng, aber ein guter Lehrer und Physik war eines meiner Lieblingsfächer, so dass ich mich so richtig auf den Unterricht konzentriere. ~*~ Nach der Schule musste ich mich beeilen, also verabschiedete ich mich von Gaara und Hinata mit einer Umarmung, Naruto konnte ich nicht finden. Von der Schule aus fuhr ein Bus zu dem besagten Supermarkt. Auf dem Parkplatz traf ich wieder auf Sasuke, der aus einem schwarzen Wagen stieg. Wahrscheinlich sein eigener Wagen. „Die Farbe des Autos passt wunderbar zu deinem sonnigen Gemüt.“ begrüsste ich ihn. „Seltsam, ich dachte, du seist die mit den Gefühlsausbrüchen, Hängetittchen.“ erwiderte er, ohne auf meinen Sarkasmus einzugehen. Langweiler. Wir liefen mit einem fünf-Meter-Abstand zum Büro von Ichiraku, der nach dem Klopfen sofort die Tür öffnete. Er sah genau gleich aus wie am Vortag. Er bedeutete uns mit einem Nicken, dass wir hineinkommen sollten und uns auf die Stühle setzen. Begrüssungen hielt er entweder für unnötig oder er hielt uns für unwürdig. Er setzte sich wie am Vortag hinter seinen Schreibtisch und starrte und gut fünf Minuten feindselig an. Endlich öffnete er den Mund: „Ich hasse euch beide aus tiefstem Herzen.“ Sympathisch, der Herr. „Am liebsten würde ich euch langsam die Haut abziehen, abe darauf steht leider Lebenslänglich. Ich habe mich also dazu entschieden, dass ihr meine Handlanger seid. Mehr oder weniger, im Grunde genommen seid ihr meine Mädchen für alles.“ An dieser Stelle musste ich mir unweigerlich Sasuke in einem Maidkostüm vorstellen, was mich leicht zum Kichern brachte. „Ihr werdet fünf Mal in der Woche in einem meiner Geschäfte mithelfen, bis Januar. Ansonsten lasse ich euch von euer Schule verweisen.“ Er schob uns beiden je zwei Blätter und einen Stift zu. Auf dem einen mussten wir unsere persönlichen Daten aufschreiben, auf dem anderen war eine Art Vertrag. Der Typ hatte einen totalen Dachschaden. Zum einen konnten wir beide einfach irgendetwas aufschreiben, zum anderen waren Verträge, die Minderjährige unterzeichneten ungültig. Ichiraku schien meine Gedanken zu lesen, denn er begann wieder zu sprechen. „Nur zu eurer Information: Ich bin extrem gut vernetzt und finde von euch beiden die Eltern raus. Wenn ihr das nicht macht, rufe ich bei euren Eltern an und ihr habt noch einen hübschen Familienkrach. Die Verträge sind übrigens gültig, denn ich habe eine Zusatzklausel eingefügt.“ Von hier an begann er lang und breit die juristischen Rechte von sich aufzuzählen und ich begann einfach, zu machen was er sagte. Auch Sasuke hatte angefangen zu schreiben. Ichiraku sammelte die Blätter ein und nickte kurz. „Gut, heute habe ich noch nichts zu tun, ihr könnt also gehen. Ich schreibe euch aber heute noch, wo ihr morgen wann sein müsst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)