Das große Erwachen von Memonia (Who cares?) ================================================================================ Kapitel 7: ...maybe? -------------------- Die restliche Tage der Woche und die darauf folgenden gestalteten sich zu einem Kleinkrieg in der Schulgängen. Sasuke wollte mich verarschen? Gut, aber ich würde mich rächen, und wenn es das letzte wäre, was ich tat. Wir waren so sehr damit beschäftigt, einander fertig zu machen, dass ich darüber sogar meine Grübeleien bezüglich Romantik vergass! Naja, das zweitletzte, ich hatte fest eingeplant, noch einmal eine Pizza zu essen. In beinah jeder Lektion war mein Etui auf rätselhafte Art und Weise plötzlich ausgeleert oder es befanden sich eher unappetitliche Gegenstände darin. Mit den toten Käfern hatte ich kein Problem, aber der vergammelte Fisch ging mir eine Spur zu weit. Während den Unterrichtsstunden bewarf Sasuke mich mit Papierkügelchen. An sich auch nicht so schlimm, wenn da nicht an die fünfzehn Mädchen in unserer Klasse wären, die das nachahmen würden. Das schlimmste daran war, dass sie es dabei nicht beließen, sondernd mir auch ihre leeren Coladosen anwarfen. Am Ende der Stunde sah mein Pult aus wie eine Kehrrichtverbrennungsanlage. Meine Rache war eher subtil, um nicht zu sagen, von einem wahren Genie ausgetüftelt. In der Mittagspause schmierte ich mit Edding einen riesengroßen Elefantenarsch auf Sasukes Spinnt. Naruto machte übrigens fröhlich mit. „Ist Sasuke nicht ein Kumpel von dir?“, wollte ich daher erstaunt wissen. „Das ist Sasukes? Oh verdammt!“ Am Nachmittag hatten wir mal wieder Unterricht mit Orochimaru (jaja, lacht mich nur aus. Ich würd’s an eurer Stelle auch tun...), der mich in die erste Reihe setzte. „Das ist nur zu ihrem besten, Haruno“, sagte er zu mir, aber sein schadenfrohes Grinsen verriet mir, dass es mich noch weniger leiden konnte, als ich ihn. Sasuke schenkte mir ein süffisantes Lächeln, als ich an ihm vorbei ging, woraufhin ich ihm dezent den Vogel zeigte. Tat ich in letzter Zeit übrigens viel zu oft. Aber es war so verlockend mit dieser Umgebung... Ino streckte sofort die Hand hoch. „Sakura hat uns den Mittelfinger gezeigt, Sensei!“ Sie saß neben Sasuke, der so weit wie möglich an den Rand des Tisches gerutscht war. „Nachsitzen, Haruno. Was soll ich bloß mit jemand so aufsässigem wie euch machen?“ Orochimaru sah mich hocherfreut an, während er redete. „Pädophiler Mistkerl!“ schimpfte ich leise vor mich hin, während ich mich setzte. Ich musste jedoch gleich wieder aufstehen, denn als Strafe musste ich an die Tafel und die komplizierteste Aufgabe im Buch vorrechnen. Zu meinem Glück war das meine Stärke und ich konnte die Aufgabe perfekt lösen. Wenn wir in einem Fach wie Geschichte oder Deutsch gewesen, dann gute Nacht. Aber in Naturwissenschaftsfächern punktete ich mit meiner üblichen Mischung aus Genialität und natürlichem Talent, welches ich von meiner Mutter geerbt hatte. Muss ich wirklich erwähnen, dass meine innere Stimme etwas wie „BÄM! Das hast du davon, widerlicher alter Sack!“ sagte, aber nach außen hin gab ich mich ganz cool. Ihr kennt mich ja, ich bin immer total cool... Oder so. Nach der Schule musste ich Nachsitzen und die Hausordnung fünf Mal abschreiben. Wenigsten schickte Ichiraku mir eine SMS, dass ich erst nächste Woche am Dienstag wieder etwas zu tun hätte. Ich fand das klasse, denn so konnte ich Sasuke aus dem Weg gehen. Es war allerdings interessant, dass aus „Ihr taucht jeden Tag nach der Schule hier auf, oder ich werde euch die Haut abziehen“ „Kommt einfach nächsten Mittwoch, Bakas“ wurde. Am nächsten Morgen hatten Hinata, Gaara und ich beschlossen, dass wir zu härteren Mittel greifen mussten. Kurzerhand schloss mein bester Freund den Uchiha am Morgen auf dem Jungenklo im vierten Stock ein, welches bekannt war für den – ehem – übelkeitserregenden Duft. Dort ging praktisch niemals jemand hin und so hatten wir den gesamten Freitag Morgen sasukefreie Zeit. Natürlich gab es da immer noch meine vehassten Bekannten Ino und Karin, welche die ganze Zeit wie blöd umherrannten und ihn suchten. Das machte das ganze jedoch nur noch amüsanter. Als sie versuchten, ihn auf dem Handy zu erreichen, bekamen Hinata und Gaara einen Lachanfall. „Was ist denn so komisch?“ wollte ich wissen. „Im vierten Stock hat es keinen Empfang!“, erklärte mir Gaara. Am Nachmittag hatte Naruto den Mistkerl jedoch befreit. Eigentlich hatte ich das früher erwartet, da die beiden ja befreundet waren (oder so was in der Art), trotzdem verstimmte es mich, den Uchiha am Nachmittag wieder im selben Raum zu haben. Unsere Lehrer ließen ihn anders als mich nicht nachsitzen, sie fragten ihn nicht einmal, wo er den Morgen über gewesen war. Parteiische Schweinehunde. Er ließ das ganze übrigens nicht auf sich sitzen. Er hetzte Karin und Ino, verstärkt durch ihre mühsamen Freundinnen auf mich los. (Wie man sieht, vermieden wir es, wirklich selbst etwas zu machen. Wenn möglich zogen wir wie kleine Kinder unsere Freunde mit rein. Dreifaches Hipp Hipp Hurra auf Reife). Die Mädchen, allesamt grösser als ich, kamen in einer Pause auf mich zu gerannt und umwickelten mich mit Klopapier. Zur Beruhigung, frisches Klopapier. Das andere wäre wirklich zu niveaulos. Außerdem malten sie mich von oben bis unten mit Markern, Kugelschreibern und anderen Stiften an. Ich sah aus wie ein Kunstwerk von Picasso auf Drogen. Dabei lachten sie hämisch und fühlten sich enorm klug und lustig. „Ihr wisst schon, dass ich wahrscheinlich an Hautkrebs sterben werde und ich euch danach als Geist heimsuchen werde?“, fragte ich sie ärgerlich. Leider zeigten meine (genialen, extrem originellen und gut durchdachten) Worte keine Wirkung. Ich kam erst frei, als meine Freunde auftauchten und mich mit sich mitzogen. Naruto, Gaara und Hinata fanden es übrigens enorm witzig, wie ich versuchte, mich aus dem Klopapier zu enwirren. Kurz zusammengefasst, am Montag fand ich Würmer in meinem Essen, ich klebte Sasuke einen Zettel auf den Rücken mit der intelligenten Aufschrift „Ich stehe auf Schläge. Lasst mich abgehen.“ Am Dienstag stahl er meine Turnkleider, sodass ich in den engen, roten Sporthosen mit blauen und grünen Streifen und einem alten T-Shirt von Sensei Guy einen Kilometer durch das ganze Dorf rennen musste. Ich klaute seine Klamotten und schmiss sie genau wie den BH meiner Schwester auf die Strasse. Ich hoffte, dass ein Fangirl von ihm sie finden würde und auf eBay zum versteigern anbot. Es war recht witzig, wie er nur in Boxershorts in Orochimarus Unterricht saß. Zum einen wegen seinen Fangirls, die ihn alle umschwärmten und beinahe erstickten, zum anderen wegen den recht irritierten Blicken unseres Lehrers. Am Mittwoch mussten wir wieder zu Ichiraku arbeiten gehen, diesmal in die Nähe eines Waldes. „Pass auf, dass er sich nicht als Serienkiller herausstellt, der dich im Wald umbringt!“, witzelte Naruto, als ich den anderen davon berichtete. „Wer, Sasuke oder Ichiraku?“, fragte Hinata. Gleich darauf wurde sie knallrot und starrte auf den Boden. Mir fiel auf, dass sie das öfters tat, wenn Naruto in der Nähe war. Sie begann dann immer wie blöd ihre Zeigefinger aneinander zu stupsen und ihr Gesicht war entweder magentarot oder man konnte es nicht erkennen, weil all ihre Haare darüber vielen. Natürlich tat Hinata solche Dinge im Allgemeinen ziemlich häufig, aber in der Gegenwart des blonden Unruhestifters bekam sie pausenlos Schüchternheitsanfälle. Nebenbei, wenn es so weiter ging, würden bald Sasuke und ich den Platzt von Naruto als Unruhestifter Nummer 1 einnehmen. Als ich nach der Schule den Weg zu dem Wald einschlug, fiel mir ein, dass Sasuke wohl auch laufen würde, denn eine große Baustelle die Straße in dieser Richtung unterbrach. Tatsächlich konnte ich ihn, als ich um eine Ecke bog, ihn ein paar Meter vor mir laufen sehen. Er wirkte unglaublich cool, wie er mit seinem kalten Blick und dem Outfit eines Animehelden durch die Stadt schlenderte. Für mich (zumindest halb) ein total peinlicher Poser. Na gut, ich fand ihn verdammt heiß. Ich legte einen Zahn zu, um ihn zu überholen. Ich wollte ihn ärgern und auf diese Weise musste er im übertragenden Sinne hinter mir her hecheln. Als ich auf seiner Höhe war, sah er mich genervt an, aber auch er begann, schneller zu laufen. Kaum war ich etwas weiter vorne, überholte er mich schon. Kurz, ein ziemlich dämlich aussehendes Rennen begann, denn wir wollten beide nicht rennen. Und wir wissen alle, wie bescheuert Leute aussehen, die schnell laufen. Ich gewann übrigens durch einen Hechtsprung und war schließlich zuerst bei Ichiraku. Er schaute uns einigermaßen überrascht an, da wir beide ziemlich außer Atem waren und ich wie eine verrückte um ihn herum sprang, um meinen Sieg zu demonstrieren. Ichiraku beschloss dann jedoch den Umstand einfach zu ignorieren. Er erklärte uns kurz die Aufgabe. Wir sollten Müll sammeln, äußerst kompliziert, wie ihr merkt. „Wieso eigentlich? Das hat doch nichts mit ihrem Geschäft zu tun.“, fragte ich. „Aber ich mag Eichhörnchen.“, antworte Ichiraku. Toll, ich bin umgeben von Verrückten. Er gab uns beiden je einen großen Müllbeutel und ließ uns allein, mit der Drohung, wenn er wieder käme sollten die Säcke voll sein. Wegen der Zweideutigkeit musste ich dreckig grinsen, aber Ichiraku schien nicht zu verstehen, was ich lustig fand. Da wir beide keinen Abfall erkennen konnten, suchten wir tiefer im Wald, aber fanden auch dort nichts, was nicht in den Wald gehörte. „Was ein Wunder, hier kommt auch kein Schwein her. Dieser Volldepp hat keine Ahnung, wie er uns bestrafen soll und lässt uns deshalb hier im herumirren!“, meinte ich genervt zu meinem schweigsam Mitgepeinigten. „Dort hinten hat es eine Lichtung mit einer Bank.“ Sasuke zeigte in eine Richtung und lief dorthin. Er konnte sich eindeutig nicht entscheiden, ob er mich mit (im Gegensatz zu meinen Aktionen, ehem) nervigen Kleinkinderaktionen nerven zu behandeln oder seine Uchihamaske aufzusetzten. Ich lief ihm trotzdem nach. Einfach nachhause wollten wir beide nicht, aus der Überlegung, dass Ichiraku wieder einen Wutanfall bekommen könnte. An besagter Bank angekommen setzte sich Sasuke und ich mich neben ihn. Ich wollte mich nicht auf den Boden legen, damit ich keine Blätter in die Haare bekam. Ich weiß, ich weiß, das klingt tussihaft, aber habt ihr schon mal versucht, den gefühlt halben Wald aus euren Haaren zu kämmen? Keine lustige Sache. „Woher kennst du dich hier aus? Hier betrinken sich ja nicht mal die Opfer aus der Zehnten.“, fragte ich ihn. „Naruto und ich treffen uns meistens hier. Sein Vater hat hier irgendwo in der Nähe sein Büro und das Uchihaanwesen ist auf der anderen Seite des Waldes.“ „Aha.“ Es interessierte mich bereits nicht mehr. „Und was machen wir jetzt?“ „Sehe ich wie dein Spielautomat aus? Sei einfach still!“ Sasuke zickte wieder. Toll, jetzt hat er auch noch Stimmungsschwankungen. „Nein, du siehst wie ein Entenarsch. Zumindest deine Frisur.“ „Schien dich vor kurzem noch nicht zu stören, Puddingwalze.“ „Gleichfalls, Grosshirnkastrat!“ Wir starrten uns böse an und überlegten beide neue Schimpfwörter für den anderen. Je länger ich ihn jedoch ansah, umso weniger hatte ich Lust, ihn zu beleidigen. Viel mehr kam mir der Kuss wieder in den Sinn. Mit den Gedanken auch das Verlangen nach mehr von Sasukes weichen, warmen Lippen. Ich verfluchte meine Hormone und meine genetischen Veranlagungen, auf Streitereien dieser Art zu stehen. Zumindest wenn sie mit ihm waren. Ist das eigentlich auf eine Art masochistisch? Oder sadistisch? Wenn mich meine tolle Menschenkenntnis, ausgebildet in vielen Jahren, in denen ich Menschen und ihre Gesichtsausdrücke studiert habe (natürlich alles Quatsch, was ich hier rede), mich nicht an der Nase herum führen, veränderte sich auch Sasukes Gesichtsausdruck. Täuschte ich mich, oder glitzerte da noch etwas anderes in seinen Augen außer Wut? War das etwa, genau wie bei mir, Verlangen? Im Nachhinein weiß ich nicht mehr, wer das schließlich den ersten Schritt getan hat, aber kurz darauf küssten wir uns stürmisch. Weniger zärtlich als einige Tage zuvor. Intensiver. Aufregender. Unsere Zungen spielten miteinander und er knabberte an meiner Unterlippe. Ich fuhr mit meiner Hand über sein Hemd und gleich darauf auch über seine Haut. Ich spürte, wie sich die trainierten Muskelstränge bewegten, als auch er begann, meine Haut zu betasten. Ein kleines, weiteres Klischee war erfüllt. Wie wahnsinnig intelligent es doch war, auf einer Bank mit seinem Feind herumzumachen. Sasuke zog mich näher zu sich hin und ich kurz darauf saß ich rittlings auf seinem Schoß – im Nachhinein ziemlich unpassend. Aber den Gedanken hatte ich damals nicht, beziehungsweise interessierte mich Sasuke einfach viel mehr. Der küsste übrigens inzwischen meinen Hals. ~*~ Narutos PoV ~*~ Seit Anfang des Schuljahres benahmen sich meine beiden besten Freunde mehr als Seltsam. Sasuke und Sakura stritten sich pausenlos und auf eine kindische Art, die offen gestanden eher mein Stil war. Vor allem bei Sasuke verwunderte es mich, dass er sich zu so etwas hinreißen ließ. Als ich ihn danach fragte, antwortete er mir nicht. Er meinte nur, dass er diesen rosahaarigen Gimmlie nicht leiden konnte. Nun gut, wenn er sie nicht leiden konnte, dann war es auf Sakuras Seite definitiv Hass. Sie redete oft von ihm, wobei reden so neutral klingt. Sie zerstampfte und tötete ihn mit Worten und Blicken. Im Ernst, wenn man von Blicken getötet werden könnte, würde Sasuke toter als der Klabautermann sein. Natürlich konnten sie sich auch schon früher nicht leiden, die beiden haben sich aus Prinzip immer gegenseitig provoziert und sich gestritten. Aber seit wir in einer neuen Klasse waren, hatte das ganze ungewohnte Masse angenommen. Spätestens, als Sasuke seine unausstehlichen Fangirls (mit denen man ihn übrigens wunderbar aufziehen konnte, ich sollte für Ino und Karin echt dankbar sein) einsetzte, um Sakura fertigzumachen, wurde mir der Ernst der Situation klar. Wenn man da nicht eingreifen würde, gebe es bald eine neue Schlagzeile im Konoha Newsletter: „Schüler bringen sich gegenseitig im Biologieunterricht um – Angriff mit Besen aufeinander“ oder „Sasuke Uchiha killt Mitschülerin mit Tafelkreide – Unterstützt durch Mathematiklehrer“. Das wäre natürlich ziemlich dumm, denn mein alter Herr kam im Moment regelmässig auf der Titelseite, da er erneut zum Bürgermeister gewählt werden wollte. Wenn Sakura und Sasuke die Aufmerksamkeit auf sich lenkten, womit sollte mein Vater dann noch Geld verdienen? Wie sollt ich mir dann Nudelsuppe kaufen? Nein, Spaß beiseite, ich war ernsthaft besorgt. Irgendwann würde auch ich zwischen die Fronten geraten, und natürlich würde ich Sasuke unterstützen (allein um ihn wegen seiner Frisur aufzuziehen), aber Sakura würde mir wirklich fehlen. So beschloss ich, mit Sasuke über das Thema zu reden. Das Problem dabei war, dass er seit Start des Schuljahres offenbar kaum mehr Zeit hatte, nach der Schule etwas mit mir zu unternehmen. Entweder mussten wir beide zuhause helfen (Politik ist echt anstrengend für Familienmitglieder und Sasukes Vater unterstützte uns so gut es ging – schrecklich öde) oder er hatte diese mysteriösen Abmachungen und mit nicht sagte, was er den ganzen Nachmittag trieb. Wenn ich ihn treffen würde, hätte ich natürlich das Thema Sakura angesprochen, aber durch sein gekonntes nicht-anwesend-sein ging das natürlich nicht. In der Schule redete er ja aus Prinzip so wenig wie möglich (wegen Image und so was), außer er war mit Racheplänen beschäftigt. Lustigerweise war sie in letzter Zeit auch immer mit irgendetwas beschäftigt, dass sie davon abhielt mit Gaara und mir (notfalls auch noch mit Lee) etwas zu unternehmen. Besonders ärgerlich, da sie sich mit der Frau meiner Träume befreundet hatte – Hinata. Kurz zu dem Thema Frauen – sie mochten mich nicht besonders. Das lag zum einen daran, dass ich zu den Losern der Schule gehöre. Jeder hat zum Beispiel das Gefühl, ich würde wie ein kleines Hündchen Sasuke hinterherlaufen. Dass wir beide seit der fünften Klasse beste Freunde waren, konnten sie ja nicht wissen. Zum anderen war ich bekannt als kindischer Vollidiot. Ab einem gewissen Zeitpunkt fanden es die anderen nicht mehr so lustig, dem Lehrer Reisnägel auf den Stuhl zu legen wie ich. Nicht, dass das der einzige Streich wäre, den ich ihnen spielte. Autos bemalen, Eimer über den Kopf lehren, Schulmobiliar zu zerstören. Der Hauswirtschaftslehrerin hatte ich mit einem ganzen Fisch (damit meine ich, einem erst seit kurzem toten Fisch. Mit Augen, Schuppen und allem Drum und dran) eine Ohrfeige gegeben. Das war zwar ein Versehen, aber sie fand es gar nicht amüsant. Was ich damit sagen will, die Mädchen fanden mich durch solche Aktionen kindisch und nervig. Spießerinnen. Das andere Problem war, dass ich eben nicht vollkommen dumm und nervig bin. Wenn sich ein Mädchen gut mit mir verstand, dann waren das meistens diejenigen, die gepflegt gesagt, strohdumm waren. Und ich bin, beziehungsweise war schon immer, eigentlich ziemlich klug. Nicht, dass ich mich nicht wie ein Baka benahm, aber ich war es nicht. Ich hatte bloß einen unglaublich interessanten, intelligenten, extrem tollen Humor, den wirklich niemand außer mir verstand. Trotzdem verliebte ich mich wie jeder andere Junge in meinem Alter auch. Und das von mir erwählte Mädchen war eben Hyuga Hinata, das schönste Mädchen unserer Schule. Zumindest für mich, ich weiß ja nicht, wie das die anderen sehen. Wunderbar interessant, mein Liebesleben, ist mir klar. Heute wusste ich mal wieder nicht, was ich machen sollte. Zuhause war es mir zu langweilig, um meiner Mutter beim Putzen zu helfen war ich schlicht zu faul (sie auch, sie lag auf dem Sofa und spielte mit dem Wasser im Putzeimer. Faulheit liegt in der Familie) und an etwas wie Hausaufgaben war nicht zu denken. Weder Sasuke, noch Sakura konnte ich erreichen und selbst Gaara und Lee waren unauffindbar. So viel zu meinen stets verlässlichen Freunde. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, eine Nudelsuppe essen zu gehen. Aber der Gedanke, mein letztes Geld im Monat für Ramen auszugeben, wäre Unsinn. Wir aßen sowieso jeden abend dasselbe, da meine Mutter und mein Vater kein Stück kochen konnte. Dennoch war die Vorstellung verlockend. Vielleicht war Sasuke ja zuhause und nur zu sehr mit einem Mädchen beschäftigt, um ans Handy zu gehen. Es war wirklich unfassbar, wie anziehend er aufs andere Geschlecht wirkte. Dass er sie alle nicht ausstehen konnte, schien dem ganzen keinen Abbruch zu tun. Im Gegenteil, die Mädchen nahmen das als Herausforderung. Schrecklich. Sie könnten mit jemandem wie mir etwas anfangen und sie wählten Sasuke. Der Gedanke, mitten in sein Zimmer hereinzuplatzen, während er gerade bei der Sache mit Ino war... Verheißungsvoll, kann ich euch sagen. Ich ging auf direktem Weg zu dem kleinen Wald, bei dem wirklich nie irgendwer war, damit ich schneller beim Uchihaanwesen war. Über den Einlass musste ich übrigens keine Sorgen machen, denn Rosa und Anton, die Angestellten der Uchihas, kannten mich seit ich auf der Welt war. Ich lief den üblichen Weg im Wald, um so schnell wie möglich bei meinem besten Freund anzukommen. Dabei musste ich an mehr oder weniger allen Orten vorbei, wo wir zusammen rumhingen. Wir waren beide immer zu faul, weiter weg von dem Trampelpfad zu gehen als nötig, also war die direkteste Strecke zwischen unseren Häusern der Ort, wo wir am meisten waren. Hinter dem nächsten Baum war bereits die Mitte des Weges, eine kleine Lichtung mit einer Parkbank. Mich kann wirklich nicht all zu viel schocken. Bisher gab es erst zwei Dinge, die das gekonnt haben. Erstens der Film Coraline, der war einfach ein Stück zu gruselig. Normalerweise fand ich Horror ja immer ganz toll, aber dieser Film ist einfach Hardcore (und ja, ich weiss, dass er für Sechsjährige gemacht wurde). Das andere war, als ich zwei war und ein Pinguin im Zoo gestorben ist, uns ich zusehen musste, konnte, was auch immer. Das sind waren beiden Situationen, die ich echt heftig fand. Ansonsten war ich eigentlich nicht aus der Bahn zu werden. Selbst als ein Mann vor mir einen epileptischen Anfall hatte, war ich nicht wirklich geschockt. Krankenwagen gerufen, versucht zu helfen, Nudelsuppe essen. Das übliche halt. Aber was sich hier auf der Lichtung abspielte war beinahe zu viel für mich. Quasi Nummer Drei auf de Liste. Sakura saß auf Sasuke und steckte ihm ihre Zunge in den Hals, er mit beiden Händen unter ihrem T-Shirt. An ihren Hupen. Ihr versteht schon was ich meinte. Das ganze wurde nicht einfacher, als sie auch noch anfing zu stöhnen. Was zur Hölle lief den bei den beiden ab? Ich stand sicher drei Minuten wie zu Stein erstarrt da und ich sah bestimmt wie der pädophile Nachbar aus, der die Kinder von gegenüber beim Baden beobachtet. Mit dem Unterschied, dass ich die beiden beim rummachen alles andere als erregend fand. Aber dann konnte ich mich endlich lösen. Mit einem (wie ich fang, extrem lustigen und teuflischen) Plan, wie nur ich ihn aushecken konnte. Versteht sich ja von selbst. Ich suchte möglichst schnell und leise eine Plastiktüte in meiner Hosentasche und fand zum Glück auch einen. Den blies ich (haha, ich habe blasen gesagt...) auf und schlich mich so leise wie möglich zu den beiden herüber. Zu meinem Glück war Sommer, sodass keine Blätter auf dem Boden lagen, die mich durch ihr Knirschen und Knacken hätten verraten können. Als ich hinter den beiden stand, holte ich weit aus und mit einem lauten Knall ließ ich den Sack platzen, dabei hielt ich ihn möglichst nahe an ihre Ohren. Sakura und Sasuke (oder Idiotin und Idiot) sprangen auseinander und schauten mich geschockt an. Dabei sahen sie so witzig aus, dass ich gleich einen Lachanfall bekam. „Mein Gott, Naruto, was soll der Scheiss?“, fragte Sakura, als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. und starrte mich böse an Sasuke, der von der Bank gefallen war, richtete sich auf mit einem Killerblick und rieb sich den Arm. Offenbar hatte er sich gestoßen, als er hinunter gekippt war. „Bist du bescheuert? Ich habe einen Hörschaden und Herzinfarkt fürs Leben!“ Der Anblick der beiden wütenden Gesichter musste ich nur noch mehr lachen. Wie genial ich doch bin! „Regt euch nicht so auf! Wenn jemand Grund dazu hat, dann bin wohl ich das!“, konnte ich dazwischen hervorstammeln, während ich mir bereits die Rippen halten musste. Durch einen festen, zielgenauen Tritt von Sakura in meinen Bauch (die Gute hat ein ziemliches Temperament...) beruhigte ich mich allerdings wieder. „Hey, war doch nur Spaß!“, rief ich. „Sei lieber froh, dass ich nicht weiter unten angesetzt habe!“ schnauzte sie zurück. Sasuke setzt sich möglichst stilvoll wieder auf die Bank und schaute uns beiden zu. Er schien sich nicht einmische zu wollen, aber sein Blick sagte mir, dass er mit Sakura vollends einverstanden war. „Bevor wir anfangen zu streiten, wollt ihr mir nicht lieber noch etwas erzählen?“, fragte ich schnell, bevor Sakura beginnen konnte, weiter Rache an mir zu verüben. Sie lief so rosa an, dass man den Unterschied zwischen Haaren und Haut nicht mehr erkennen konnte. Sasuke schaute leicht beschämt zu Boden. Wie süß. „Emmm, nunjaaaa...“ begann Sakura und brach wieder ab. „Ja, also...“, setzte Sasuke an. Danach schwiegen wir gefühlte achtundneunzig Jahre, ich summend, die beiden Turteltau- ich meine die beiden Erzfeinde beschämt auf den Boden blickend. „Ach verdammt, ich fand ihn heiß, zufrieden?“ platzte es aus Sakura heraus. Ah, is’ klar. Zuerst im Klo einschließen, dann verführen. „Genau, ich wurde quasi angefallen!“, rief Sasuke sofort. „Hey, wer hat hier angefangen, mir seine Zunge in den Hals zu stecken?“ fragte Sakura empört und beleidigt. „Ich weiß nicht, aber wenn du Müll gefunden hätten, wären wir gar nicht hier!“ „Was denn, ich bin verantwortlich? Etwa weil ich eine Frau bin? Ganz schön sexistisch!“ „Wie kommst du denn jetzt darauf, hä? Mit dir kann man nicht diskutieren, weil du auf der seelischen Stufe von Ino bist!“ „Was? Sag das nochmal, und du erlebst dein blaues Wunder, Arschloch!“ „Schon wieder, genau wie Ino!“ „Vollpfosten!“ „Tussi!“ „HALTET ENDLICH DIE KLAPPEN, ALLE BEIDE!“ Es wäre auch einfach zu schön gewesen, wenn die beiden jetzt aufgehört hätten zu streiten. Ich hatte keine Ahnung von was die da redeten, aber es verwirrte mich genug, um zu sagen, dass die beiden eindeutig etwas an der Klatsche hatten. „Wegen euch habe ich jetzt ein Trauma fürs Leben. Es ist echt nicht schön, euch beim rumsaugen, schlecken, schlabbern oder was auch immer zuzuschauen. Jetzt kommt der Satz, den ich schon seit der ersten Klasse sagen will: Benehmt euch nicht so kindisch!“, hielt ich eine kleine Rede mit ernster Miene und passenden Gesten. Das Politikergen von meinem alten Mann hatte ich eindeutig geerbt. Danach wendete ich mich zum Gehen (so zur Sicherheit), aber ich hielt noch mal inne: „Ach und, Sasuke, ich komm später noch zu dir, wenn ich nicht mehr die ganze Zeit an euer emmm, was auch immer denken muss. Es gibt da so eine Seite. Ihr wisst schon, eine dieser Seiten!“ Ich lief so schnell ich konnte den Weg zurück zu mir nachhause. Wie die beiden waren, konnte man davon ausgehen, dass die beiden irgendwann heirateten, seltsame Fetische entwickeln, viel Sex (und bei der Zuverlässigkeit der beiden auch eine Menge Kinder) und noch mehr Streit haben. Woher ich das weiß? Die beiden erinnerten mich auf ungute Weise an meine Eltern. Das hieß jedoch auch, dass ich zwar die gruseligsten Freunde der Welt hatte (und die beiden würden es niemals zugeben, dass sie einander etwas bedeuten – da würden ein paar lustige Monate auf uns zukommen), aber dass es für jede Person Hoffnung gibt. Ich will daraus hinaus, dass meine Gedanken gegenüber Hinata plötzlich etwas anders sagten, als noch gut vor einer Stunde. Wenn Sasuke und Sakura es schafften, außerhalb der Schule eine unheimliche Beziehung zu führen oder versucht heimlich im Wald herumzuknutschen, sollte ich es doch auch schaffen, Hinata herum zu bekommen. Natürlich war sie wahrscheinlich so ähnlich wie Karin oder Ino in ihrem Innern. Eine kleine, beliebte, wunderschöne und absolut perfekte High-School-Queen. Nicht, dass Ino perfekt wäre (Gott nein, die einzige Frau auf dem Planeten, die gruseliger als Sakura und meine Mutter zusammen), aber beide waren wohl in den Augen der anderen auf der gleichen Stufe und ich dem entsprechend... Ich will ja nicht Loser sagen, aber es trifft es ganz gut. Ihr werdet es nicht glauben, aber bis auf eine kleine Unterbrechung (als ich später bei Sasuke auf eine diiiiiiiiieser Seiten gewesen war), hatte ich den ganzen Nachmittag, den Abend und die ganze Nacht hindurch überlegt, wie ich Hinata ansprechen könnte. Meine üblichen und relativ erfolgreichen Sprüche waren bereits viel zu ausgelutscht für sie. Bevor ihr euch fragt, die Bilanz meines Erfolges bei Frauen lag bei etwa 1 zu 100. Bisher hatte ich etwa fünfzig Mädchen angequatscht und das heißt, dass ich bereits – oh, noch gar keine fand meine Anmachsprüche toll. Ich war auf den Schluss gekommen, sie mit meinem Charme zu beeindrucken. Das beinhaltete aufmerksam sein, im Unterricht neben ihr zu sitzen und einig lustige Sprüche loslassen. Ich war ein Genie! Am nächsten Morgen fehlte Sakura in der ersten Stunde und Sasuke war noch übler gelaunt als sonst. Das merkte außer mir jedoch niemand, da er seine übliche „Ich bin ein Uchiha und zeige keine Gefühle, dafür bin ich viel zu toll“-Miene aufgesetzt. Das ich seine Emotionen dennoch erkennen konnte, lag allein daran, dass ich ihn kannte, seit er in seine Windeln geschissen hatte. Ich setzt mich gleich in der ersten Stunde neben Hinata. Sie wurde dabei rot und sah unheimlich süß aus. Gaara schien das ganze ziemlich witzig zu finden, doch er schaute lieber mit der Miene eines Psychopaten in der Gegend herum. Nur durch das kurze Zucken seiner Mundwinkel deutete darauf hin. Gaara und Sasuke waren sich im allgemeinen ziemlich ähnlich: Schweigsam, cool, unglaublich arrogant... Eigentlich könnte man ja meinen, dass die beiden immer zusammen herumhingen und sich anstarrten ohne etwas zu sagen. Als ob zwei Goldfische im gleichen Glas wären und sich gegenüber stehen würden. Mein Plan war es, zuerst ganz cool einen Moment warten, bevor ich anfing, mit ihr zu reden. Aber bereits nach einer Minute gab ich auf. „Was für ein wunderschöner Morgen, nicht war?“ versuchte ich ein unverbindliches Gespräch anzufangen. Durch Hinatas atemberaubender Art war ich zu der Ansicht gekommen, dass sie beliebt sein musste. Karin hatte mir gelernt, dass beliebte Mädchen das Böse waren. A llerdings war sie auch mit Sakura befreundet, weswegen ich annahm, sie sei trotzdem eine gute und reine Seele. Aber sie herumzukriegen würde noch viel härter werden, als es sowieso schon war. Das wurde mir dadurch bestätigt, dass sie nichr reagierte, sondernd gebannt auf die Tafel starrte, ohne ihre Lippen zu bewegen. Wunderbar, die Frau meiner Träume wollte also nicht mit mir reden. Aber ich hatte noch so einige andere Tricks auf Lager. ~*~ Hinatas PoV ~*~ Naruto setzte sich neben mich. Atemlos, das Herz hämmerte mir bis zum Hals und ich spürte das Blut in meinen Kopf steigen. Nein, nein, nein! Hinata, benimm dich nicht so peinlich! Beruhige dich, tie -f ein und ausatmen!, versuchte ich mich selbst zu normalisieren. Zuerst schwieg er und schaute stumm aus dem Fenster. O Gott, er will nicht mit mit sprechen! Er findet mich komisch! Er will mich gleich vor der ganzen Klasse bloßstellen! Nein, Hinata, Stopp! Hör auf, Naruto würde so etwas nicht tun!, waren in etwa meine folgenden Gedanken. Bevor ihr euch jetzt denkt, dass ich eine Irre bin, die Selbstgespräche führt... Ich bin nicht irre. Das mit dem inneren Monolog will ich gar nicht erst bestreiten. Das liegt daran, dass es in mir eigentlich drei Persönlichkeiten gibt. Diejenige, die mich einschüchtert (die panisch-schüchterne), die Vernünftige (die hat nichts zu melden) und meine Wenigkeit. Ich habe dann zu tun, wenn jemand, dem ich vertraue anfängt, mit mir zu reden. Muss ich erwähnen, dass das so gut wie niemand ist? Seit kurzem Gaara und Sakura, aber das auch nur aus diesem Grund, weil die beiden noch verknorkster als ich bin. Naruto hingegen war einfach... Perfekt! Dieses Lächeln, die funkelnden Augen, sein Humor, sein... einfach sein alles, so würde ich es nennen. Das er sich neben mich setzte war für mich also ein Erlebnis ohnegleichen. Ich wollte gleichzeitig in Ohnmacht fallen, anfangen vor Glück zu tanzen und zuletzt, aber nicht als letztes, wie ein normales Mädchen wirken, welches keine Selbstgespräche mit seinen zwei Stimmen im Kopf führt. Völlig unvermittelt begann Naruto zu reden. „Was für ein wunderschöner Morgen, nicht war?“, fragte er mich und lächelte leicht. Plötzlich fasziniert von der Tafel starrte ich nach vorne. „Ja, wirklich! Es ist echt toll, der Sommer. Leider haben wir Schule und wir können das Wetter nicht genießen! Wollen wir später noch ins Freibad gehen und das nachholen?“ Das zu sagen, war mein Plan. In der Realität sagte ich kein Wort. Immer eine gute Lösung, Hinata, du würdest dich nur blamieren! Nein, jetzt sag endlich was, oder er redet nie wieder mit dir, Hinata!, riefen die Stimmen in meinem Kopf. Könnt ihr euch vorstellen, wie mühsam das ist? Das endlos lange Schweigen würde erst unterbrochen, als es endlich klingelte. Asuma, unser Lehrer für welches Fach auch immer (ich passte sowieso nicht mehr auf), eintrat und irgendetwas an die Tafel kritztelte. Ich lief enttäuscht meinen Kopf auf den Tisch fallen. Der Tag war sowas von gelaufen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)