Das große Erwachen von Memonia (Who cares?) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- ~*~ Sakuras PoV ~*~ Mein Dasein als kleiner, pummeliger, selbstbewusster, bescheidener, unglaublich genialer Teenager kannte Höhen und Tiefen. In letzter Zeit (so um die 16 Jahre) sind es jedoch vor allem die Tiefen gewesen, die mein Leben beeinflussten. Meine Top Drei (meine Vaterkomplex-Story, die ich euch vielleicht irgendwann erzähle, die Geburt von Yuna und beinahe alle Erinnerungen an meine Klassen-„Kameraden“) wurden von dem Wochenende jedoch übertrumpft. Beziehungsweise, um das ganze noch etwas trauriger zu machen, es war ein relativ normales Wochenende in meinem Leben, was die Situation allerdings nicht im Geringsten verbessert. Abgesehen vom Internet und dem fließendem Wasser hasse ich mein Leben. Während die restlichen Tage der Schulwoche nach dem Sasuke-Parkbank-Debakel mehr als unerträglich wurde (Gaara und Lee hatten sich beide für ein Festival frei genommen, und Hinata stand wegen der plötzlichen Dauerpräsenz eines gewissen blonden Jungen ziemlich neben den Schuhen) und Sasuke mich vollkommen ignorierte, was mich erstaunlicherweise genau so sehr aufregte wie seine kindischen Streiche, begann das Wochenende auch nicht besser; denn am Samstag Morgen klingelte um halb Sieben eine Schar von Pfadfindern bei mir vo der Tür und wollten mir tatsächlich Kekse verkaufen. Damit das klar ist, nach einer halbstündigen Schimpfparade habe ich die Kekse gegessen, die zukünftigen Staubsaugervertreter und Weltretter waren unglücklich, warenlos und ohne Geld wieder abgezogen. Nach kurzen Stunden schlaf, musste ich mich gegen vier Uhr nachmittags, also quasi immer noch früh Morgens, aus dem Bett quälen und mir die Zeit mit einem haushohen Stapel, bestehend aus Arbeitsblättern, Büchern in Sprachen, von denen ich vorher nicht gewusst hatte, dass ich sie lerne, und anderen unnötigen Schulunterlagen, die nächsten zwei Stunden vertreiben. Ja, ich lerne am Wochenende, vollkommen ungewohnt, ich weiß. Aber ich will irgendwann Medizin studieren, oder Physik/ internationale Beziehungen/ Samba tanzen/ Schneckenzucht. Und für die Universität braucht es einen gewissen Abschluss. Wie ihr seht, bin ich mehr als nur verantwortungsvoll, ich kleine Miss Perfect. Nach einem liebevollen Zettel meiner Mutter („Neues Experiment, sehr interessant, muss früher los, putzt die Wohnung, Essensgeld liegt in der Mikrowelle, komme spätestens übermorgen zurück, lieb euch“, so unleserlich, als hätte sie es beim gehen geschrieben) und einer kurzen, aber heftigen Diskussion mit Yuna, wurde beschlossen, dass ich die Wäsche machen sollte. Und staubsaugen. Und die Küche aufräumen. Und – wenn ich schon dabei bin – Yunas Lieblingssocken suchen. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich nicht auf intellektueller Hochleistung war, weswegen die Kanaille unsere Auseinandersetzung knapp gewann. Hinata schrieb mir übrigens per SMS, während ich mit Putzen noch kaum fertig war, aber die Küchenuhr schon neun Uhr abends anzeigte, dass sie zusammen mit Gaara und Lee ins Kino ging und ich auch kommen dürfe (wie gütig). Natürlich konnte ich nicht, weil ich a. kein Geld und b. keine Zeit hatte. Wie schön das Leben sein kann. Wenigstens war ich am Samstag zu müde, um wirklich über mein – kann man es überhaupt so nennen – Liebesleben, oder auch Sasuke-Debakel und zweiter Kalter Krieg genannt, nachzudenken. Am Sonntag fühlte ich mich nach dem Aufwachen in einer außer meiner Wenigkeit menschenleere Wohnung (Mako und Yuna waren bei... Ich weiß nicht, Freunden oder so etwas) und einem kurzen Abstecher auf die Waage allein, hässlich, ungeliebt und dick (nicht, dass ich etwas davon wäre...). Die logische Folge davon war, dass ich meine Jogginghose und ein Schlabber-Tshirt anzog und mich auf den Weg machte, meine Pfunde abzutrainieren, mich mit einer Freundin zum Schwimmen verabredete und dann lang duschte. So lautete der geniale Plan. Zumindest einen Teil davon führte ich auch aus, ich stand so lange im Bad, dass alles warme Wasser aufgebraucht war (ich übrigens für Umweltschutz, auch wenn ich nicht all zu konsequent bin). Danach setzte ich mich vor den Fernseher und schaute mir ein Konzert von Simon & Garfunkel auf DVD an. Tatsächlich war meine Mutter Fan von der Band, auch wenn die Musikg mit Abstand die langweiligste aller Zeiten war. Gute Texte, muss ich zugeben, aber ich glaube sogar in ihren besten Zeiten hörten nur Männer mit Midlifecrisis ihre Songs. Natürlich war das ganze nicht spannend genug um mich von meinen eigentlichen (unglaublich krassen und weltbewegenden) Problemen, die ich hatte abzulenken. Die waren übrigens: „Woher kommt der Schokoladenriegel auf dem Sofa? Kann ich ihn noch essen?“ und „Dein ehemaliger bester Freund und heißester Typ, den du kennst, für den du vielleicht etwas empfindest, legt dir gegenüber seine Maske ab und zeigt sein wahres, vorpubertäres, kindergartenreifes Gesicht und küsst dich innerhalb einer Woche zwei Mal und bringt dich allein dadurch zum Höhepunkt, dass er dir an deinen beiden Quetschmänner rumfummelt, aber ignoriert dich gleich darauf zwei Tage lang“. Das erste war schwerwiegender, glaubt mir. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken nur um den Schwarzhaarigen. Ich hatte oft von seinen Lippen geträumt und sie waren tatsächlich so weich, wie ich es immer vermutet hatte. Aber bei jedem solchen Gedanken drehte sich mein Magen um und ich schämte mich für mich selber. Ich war ja schlimmer als Ino oder Karin (oder Matsuri, die Stalkerin von Gaara... Witzige Geschichte: Vor einem Jahr hatten wir Sport mit der 6. Klasse und die einzige, die nicht panische Angst vor ihm hatte, war ein kleines Mädel, welches seitdem immer in seiner Nähe war oder um sein Haus herum schlich)! Andersherum trieb mich der Uchiha zur Weißglut mit seinem Verhalten. Falls jemand fragen sollte, ich erwähnte außer mir selbst gegenüber nur die Sache mit der Weißglut. Allein mir selbst einzugestehen, dass ich EVENTUELL reelles Interesse an ihm hatte (abgesehen von der unrealistischen Wahrscheinlichkeit, dass etwas ernsthafteres zwischen uns passieren würde, als die Streitereien der vergangenen Wochen), fiel mir ungeheuer schwer. Egal wie ich es drehte und wendete, er war ein trauriges Klößchen, welches sein Selbstbewusstsein durch Spielchen aufbaute. Was mich anging, dass machte es für mich selbst nur noch trauriger. Am späteren Nachmittag löste ich mich endlich von Simon & Garfunkel und telefonierte ich mit Gaara, was tatsächlich Spaß machte (Ironie). Um das zu erklären, mein liebster Ginger konnte sensibel, witzig, klug, interessant oder freundlich sein. Die meiste Zeit war er jedoch so unsicher, dass er sich permanent verstellte (pff, wer macht das schon... Ich bestimmt nicht, nein), was bedeutet, dass er wie ein Massenmörder und Frauenvergewaltiger aus dem Bilderbuch herumlief. Finstere Miene, Todesblicke eines Basilisken, schweigsam, ruhig und bestechend. Und wenn man ihn unter Menschen oder nach einem Gespräch mit seiner Familie traf, redete man mit dem unnatürlichen Gaara. Wir schwiegen uns am Telefon also gut zwei Stunden lang an, bis sein Handyakku durch war. Übrigens, ich habe keine Ahnung, wieso er das machte, oder was genau bei ihm zuhause los war. Er redete nicht darüber, ich fragte nicht und es war für uns beide in Ornung. Ich weiss, dass etwas nicht stimmte und er wusste, dass er zu mir kommen konnte, wenn er wollte. Wir brauchten das nicht zu besprechen. Danach kamen zuerst Mako (yeah), dann Yuna (Mist) heim, beide mit Augenringen und einem „Ich habe etwas spannendes erlebt“-Gesichtsausdruck. Beim Abendessen war dann meine Mutter tatsächlich wieder da. In einem futuristischen Ganzkörperanzug, der uns gegen ihre „emmmm, gesundheitsschadende, zeitweilige Strahlung“ schützen sollte. Der Helm ohne Mundöffnung stellte sich als eine beachtliche, aber nicht unüberwindbare Herausforderung beim Essen dar. Sie erzählte uns dreien beim Abendessen (einem allseits bekannten Gericht namens Spagettipizza, bei der alle Reste im Kühlschrank auf eine Pizza gelegt und dann in den Backofen geschoben wurde) von ihrem tatsächlich spannenden Experiment. Das Luder (ich rede hier von Yuna) tat so, als verstände sie, worum es ging, auch wenn ich ihr die Lüge ins scheinheilige Gesicht geschrieben sah. Mako spielte mit den Erbsen auf ihrem Stück Pizza und legte mit ihnen ein großes N auf die Gurken-Yoghurt-Sauce. „Und was ist bei eurem Wochenende passiert?“, fragte meine Mutter gegen Ende der Mahlzeit. Sie dachte an mehr als an sich und ihre Arbeit. Sie liebt uns! „Ich habe hier aufgeräumt!“, antwortete Yuna mit einem Engelslächeln und mit ordentlich im Schoss gefalteten Händen. Dieses scheinheilige (entschuldigt die Wiederholung) Stinkerchen. Meine Mutter bedankte sich und sah Mako und mich kurz strafend an (Yuna grinste natürlich bösartig). „Ich war an einem Fest, und dann habe ich bei Neeeeeiiii – ich meine bei einer Freundin übernachtet!“, erzählte Mako und lächelte verlegen, als sie rot anlief. Wie süss meine ältere Schwester doch war. „Bei einer Freundin?“ Mama lachte kurz, bevor sie ernst wurde. „Du kannst zwar gut lügen,“ (ja, das meinte sie nicht ironisch...), „aber ich habe dich durchschaut! Du warst doch bestimmt bei Neji. Wie habt ihr verhütet? Du weißt, das Kondom allein reicht nicht! Um sicher zu gehen nimmst du lieber noch die Pille... Sonst wirst du ungewollt schwanger, so wie ich bei Sakura! Das war vielleicht eine Aufregung damals!“, fing Mama an. Wie nett und überhaupt nicht kränkend, nein. „Apropos, Sakura, was hast du den am Wochenende gemacht?“ „Gelernt, fern gesehen, geschlafen, geduscht. Ich geh in mein Zimmer.“ „Du desozialisiert, so wie Affenbabys, die man von ihren Familien trennt. Oder nimmst du bewusstseinsverändernde Drogen?“, fragte mich meine Mutterherz, wie immer mit dem passenden Worten. „Falls ja, es gibt eine Studie über Jugendliche, die LSD nehmen. Man untersucht ihr Hirn, während sie Drogen nehmen. Dazu legt man es vollkommen frei! Wirklich faszinierend anzusehen. Nimmst du LSD?“ Sie klang schon fast hoffnungsvoll. „Nein, ich nehme keine Drogen, schon gar kein LSD.“ Ich antwortete mit einer leicht gereizten Stimme. Wieso liefen die meisten Gespräche an diesem Tisch auf meinen (nicht existenten) Drogenkonsum aus? Yuna und meine Mutter schüttelten betrübt den Kopf und verschwanden danach, die eine, um sich vor der Arbeit zu drücken, die andere, weil sie vollkommen verwirrt und in Gedanken versunken war. Mako summte leise vor sich hin und bot dann an, den Tisch abzudecken. Eigentlich würde Makos unerwartete Arbeitslust das ganze Wochenende wieder wettmachen und zu einem absoluten Erfolg: Ich musste das Geschirr nicht absülen! Aber natürlich, gerade wenn du denkst, es geht nicht mehr... „Übrigens, nächsten Freitag sind wir zum Essen eingeladen!“ erklang von irgendwo in der Wohnung die Stimme meiner Mutter. „Bei den Uchihas!“ ... kommt von irgendwo ein Lichtlein her. „Ach und Sakura, Liebes, wie ich sehe, macht Mako den ganzen Abwasch allein. Du bist dafür die ganze nächste Woche dran!“ Als ich mich kurz darauf ins Bett legte und wegen der quietschbunten J-Popmusik meiner jüngeren Genpool-Mitteilhaberin nicht schlafen konnte, und ich mich drehen und wenden konnte, aber mein Bett einfach nicht bequem wurde, meine Gedanken sich unaufhörlich um die Neuigkeiten und immer noch das Sasuke-Debakel drehten, beschloss ich, mir die Zeit mit meinem einzigen „richtigen“ Hobby zu vertreiben: Dem Nähen. Kurze Erklärung dazu, ich bin unsportlich, unmusikalisch, kann weder kochen noch backen, ich gehe keinem Training nach (auch von Herbst bis Ende Frühling in einem Theater mitspiele), bewege mich nicht gerne, habe die künstlerische Begabung einer Fliege mit Asperger-Syndrom und hasse alle Aktivitäten, für die ich mein Zimmer verlassen musste. Als ich 13 Jahre alt wurde, also vor etwa drei Jahren, bekam ich die Nähmaschine unserer Großtante geerbt. Sie war uralt, ich hatte (bis zu dem Brief, in dem stand, dass wir an ihre Beerdigung erscheinen sollten) keine Ahnung, dass sie existierte und sie besaß (oder hatte besessen) eine antiquierte Nähmaschine, die sie ihrer Nichte vererbte. Meine Mum kannte die Pflichten einer Hausfrau natürlich zur Vollkommenheit und überlegte sich eine halbe Stunde, was zur Hölle dass nun schon wieder für eine unnötige, sexistische Teufelsmaschine wäre (in dieser Zeit entwickelte ihre Firma übrigens einen Todesstrahl). Damals hatten wir noch Textiles Gestalten (welches inzwischenzeit zu meinem Pech leider durch Kunst ersetzt worden war – und ich kann einfach nicht zeichnen, wie man es dreht und wendet) und meine Lehrerin meinte, ich würde gut mit Stoffen umgehen können und der Unterricht machte mir damals auch Spaß. Also überließen meine Schwestern und Mama mir die Nähmaschine großzügigerweise und seitdem hatte ich ein Hobby. Herzerwärmende Geschichte, ich weiss. Ich nähte übrigens fast alles: von Vorhängen, Tischdecken, Kostümen für meine Theatergruppe, Kleidung für mich selbst (wenn auch selten, denn ich mochte keine Schnittmuster und um eigene zu machen war ich zu faul und hatte auch zu wenig Zeit. Theaterkostüme sind relativ aufwendig und immerhin musste ich in die Schule, und Stoffe kosten mehr als T-Shirts und – ok, es lag eigentlich nur an der Faulheit), bis hin zu Stofftiere, Puppen, Fingerpuppen, Zehenpuppen, Sockenpuppen, jedenfalls jede Menge Puppen, Sockenaffen, Affensocken, alles mögliche eben. Und in dieser Nacht nähte ich wieder einmal. Nur kurz. Bis vier Uhr morgens. Und kam am nächsten Morgen eine Stunde zu spät in den Unterricht. Und das alles wegen Sasuke. Als ich Hinatas rotes, entgeistertes Gesicht sah und Gaaras amüsiertes Gesicht (zumindest denke ich, dass er amüsiert war... So genau kann man das bei ihm nicht sagen), wusste ich jedoch, dass ich etwas ungemein witziges verpasst hatte. Und als beim Klingeln Naruto vollkommen niedergeschlagen hereinschlurfte und seine Tasche auf dem Boden hinter sich herzog, wurde mir klar, dass ich etwas wirklich einmalig lustiges verpasst hatte. „Was ist denn bei denen passiert?“, flüsterte ich Gaara zu, als ich mich neben ihn setzte. Wieso ich flüsterte, war einfach zu erklären. Kureanai-sensei, die an der Tafel irgendwelche Vokabeln schrieb, war trotz ihrer wirklich schrecklichen Fächern (Sprachen sind einfach nicht mein Ding) meine Lieblingslehrerin. Sie war einfach nett und witzig und hübsch und stark und freundlich und höflich und.... Ihr wisst schon, diese ganz tollen Lehrer, die man einfach mag. Gaara erzählte mir ebenfalls flüsternd (allerdings aus Image Gründen, er wollte schweigsamer wirken, als er es schon von Natur aus schon tat) von dem äußerst amüsanten Gespräch von meiner Freundin und dem Klassenclown. „Also stehen sie beide tatsächlich total aufeinander? Wie süß!“ Ich war hellauf begeistert. So begeistert, dass ich allerdings nicht mitbekam, wie sich ein gewisser Schnösel in das Klassenzimmer schlich, mit hochgezogenen Schultern und seinem „Ich bin besser als ihr alle“-Look. Er versuchte möglichst leise zu sein, dass sah man ihm an, doch leider hatte er die Rechnung ohne seine Mitschülerinnen gemacht. Diese bemerkten seine Versuche, sein Zuspätkommen mit dem Ich-saß-die-ganze-Zeit-in-der-hintersten-Reihe-ich-schwörs-Trick zu tarnen, leider gar nicht (im Gegensatz zu mir). Und damit trafen ihn auch die Blicke unserer Lehrerin. „Aha, Uchiha, sie sind zu spät. Ich dachte mir doch gleich, dass sie einer dieser jungen Männer sind, die sich wegen ihrem schwankenden Hormonspiegel und den frisch gewachsenen Haaren im Gesicht und unteren Regionen nicht mehr benehmen können“ sagte sie laut und ruhig. Gut, ich geb’s ja zu, dass ist der wahre Grund, wieso sie meine Lieblingslehrerin war. Sie hasste die beliebten, reichen, gutaussehenden Schüler. Und das ließ Kurenai sie auf vollkommen faire Art spüren, nämlich durch witzige, nicht wirklich angebrachte Sprüche. Sasuke unterdessen starrte sie verdutzt an, genauso wie diejenigen Schüler, die Kurenai noch nicht kannten. „War doch nur Spaß, setzten sie sich. Wir lesen im Buch auf Seite 131“ sagte sie fröhlich nach einer kurzen Stille. In meiner Vorstellung gab ich ihr ein High Five, aber ich konnte mich noch gerade davon abhalten, es wirklich zu tun. Ein all zu freundschaftliches Verhältnis wäre schlecht für meinen guten Ruf als... Naja, als Sakura eben. (Übrigens, als ich Sasuke vorhin bemerkt hatte, stand mein Herz still, meine Hände wurden feucht und ich spürte eine Mischung aus Wut und Schmetterlinge im Bauch... Und ja, ich hasse diesen Ausdruck, aber er passt gerade wunderbar, vergebt mir.) Die Tatsache des angekündigten Abendessen wurde übrigens von mir verdrängt, erfolgreich. Erst in der nächsten, und gottseidank langen, Pause hatte ich Gelegenheit, mich mit meiner besten Freundin zu unterhalten. Wir setzten uns zu dritt (Gaara, Hinata und meine Wenigkeit...) auf die Treppe vor dem Schulgebäude. Hinata war ein eher verschlossener Typ und ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, weswegen ich mir einen Plan ausgedacht hatte, um an die Information zu kommen, die ich wollte. Dazu brauchte ich Feingefühl, die richtige Gestik und Stimmlage und eine ausgesuchte Wortwahl. „Hey, stehst du auf Naruto?“, war das Resultat meiner Überlegung. Hinata zuckte merklich zusammen und wurde rot. Sie stotterte irgendwas und spielte mit ihren Fingern. Ich schaute mich unauffällig um. Wir saßen zu dritt auf den Stufen vor der Eingangstür unserer Schule, ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. „Erzähl es uns, komm schon! Außer uns hört dich ja keiner!“ stachelte ich sie weiter an. Gaara nickte zustimmend. „Und es muss dir vor uns auch nicht peinlich sein. Sakura fand vor einem Jahr niemanden so heiß wie Martin Luther King!“ „Hey, keine Details aus dem Nähkästchen plaudern, oder ich erzähle hier was von einem netten Sex Traum den du über wen noch mal hattest? Choji?“ verteidigte ich mich sofort. „So hat es bei Naruto auch angefangen.“ meinte Hinata trocken, lief aber (minimal, versteht sich) rot an. Gaara und ich drehten uns beide zeitgleich zu ihr um. Bitte was? „Mit einem Sex Traum von Choji?“ fragte ich entsetzt, woraufhin Gaara mit der flachen Hand auf meinen Kopf schlug. „Nicht mal Ino ist so blöd wie du! Ein Traum von Naruto natürlich!“ Kurzes, betretenes Schweigen trat ein und dann redeten Gaara und ich wie verrückt auf Hinata ein. „Wenn du uns jetzt alles erzählst kriegst du einen Keks!“ „Jedes Detail, komm, rede endlich Hinata!“ „Wir müssen es wissen, bitte, red weiter!“ Meine Lieblings-Wall-Flower wurde schlagartig dunkelrot und versuchte sich wegzudrehen um vor meinen Adleraugen ihren Schock zu verstecken. Zugegebenermaßen war ich selbst auch ziemlich überrascht von Hinatas Kühnheit, wenn auch nicht nur in annäherndem Masse wie sie selbst. Sogar Mr. Supercool wirkte etwas überrascht. „Ja, also so in etwa... Das heißt, eigentlich nicht, aber schon.. Ehm...“ „Schluss mit dem Gestotter, ich will Details!“ unterbrach ich sie und rüttelte Hinata an ihren Schultern. „Das prüdeste Mädchen der Welt träumt vom Koitus mit ihrem Schwarm? Hinata, Liebes, das eröffnet mir bildlich einen neuen Horizont! Ich glaube, House hasst die Menschheit nicht mehr in ihrer Gesamtheit!“ „Du kriegst einen Keks, wenn du nicht weiter redest. Erspar mir bitte die Bilder“, warf Gaara ein. Wenn ich ihn genauer betrachtete, fiel mir auf, dass er ziemlich angewidert wirkte. Aber ich beschloss, ihn mal kurz zu ignorieren, was bei seiner Gesprächigkeit kein Problem darstellt, und mich meinen dringenderen Fragen zu widmen. „Also los Hinata, erzähl schon!“ Sie schaute unsicher zu den Treppenstufen zu ihren Füssen und schien sich interessiert die Taubenkacke zwischen ihren Schuhen zu widmen. Aber nach einigen Sekunden wurde ihr das entweder zu eklig, oder sie vermisste mein Gesicht, verständlicherweise, denn sie blickte mir kurz darauf in die Augen. „Du wirst von deiner jüngeren Schwester fertig gemacht und deine Mutter hat dich bei einem Experiment in einen Hubba Bubba verwandelt, um die Einheitlichkeit Farbpigmente in Zellen zu überprüfen. Du bist mit Abstand der ärmste Mensch, den es in einem Erst-Welt-Land geben kann. Gaara, ich habe keine Ahnung, was genau bei dir schief gelaufen ist, aber er ist gravierend und erschreckend auffällig. Ich kann also mit Fug und Recht sagen, in euch zwei Menschen gefunden zu haben, die immer seltsamer und verschrobener sein werden als ich, egal was ich euch sage.“ „Naja, du stehst auf Naruto, also hast du mich bereits um Längen überholt“ wiedersprach ihr Gaara. „Ich kenne ihn schon seit Ewigkeiten und das, was du für ihn empfindest ist wirklich abartig. Es ist NARUTO. Ich bin ja wirklich für jede Art von Liebe, aber nicht für die Liebe von irgendjemanden, der den größten Vollpfosten der Welt attraktiv findet!“ Hinata zog ihren Kopf ein und wirkte bedrückt. „Alter, sei nicht so gemein!“ mischte ich mich ein und legte meiner Freundin einen Arm um die Schulter. „Auch wenn er bis zu einem gewissen Punkt Recht hat, unterstützte ich dich bedingungslos bei deinen Plänen!“ Hinata sah mich empört an und schlug mich in die Seite. „Au, ist ja schon gut, war nur ein Scherz! Jetzt erzähl mir die Geschichte, bitte!“ wiederholte ich mit Nachdruck. Unter meinem Hundeblick (der aufgrund meiner geringer Körpergröße tatsächlich häufig funktionierte) gab sie nach. „Naja, ich habe öfters – eh – Fantasien. Und seit ich Naruto kenne träume ich nur noch von ihm. Nicht nur in dem perversen Sinne!“ fügte sie wegen unserer Blicke noch hinzu. „Er ist einfach... Wisst ihr, wie er immer sein Bestes gibt, für sich und seine Freunde, und seine Augen und sein Humor... Einfach alles an ihm ist perfekt!“ Gaara schüttelte nur verständnislos den Kopf und ich musste mich zwingen, nicht laut los zu lachen. Aber Hinata war wirklich zu süß, wie sie da auf die eine Weise schüchtern und auf die andere dankbar, dass wir uns nicht angewidert wegdrehten, auf den Stufen der Schultreppe saß und verlegen in die Gegend lächelte. „Ich bin jedenfalls dafür, dass du etwas mit Naruto anfängst. Allein um all deine perversen Seiten herauszufinden.“ „Von denen gibt es genug, glaub mir.“ Hinatas Miene verfinsterte sich dabei augenblicklich und nun konnte ich mich mit dem Lachen nicht mehr zurück halten. Zu meinem Glück lachte meine Freundin mit, ansonsten wäre das jetzt ein extrem peinlicher Moment für uns beide geworden. Am Nachmittag hatten wir Kunst, welches letzte Woche noch ausgefallen war. Um das klar zu machen, Kunst liegt mir nicht. Nicht mal annähernd. Meine Strichmännchen sahen meistens aus wie sich gegenseitig vergewaltigende Streichhölzer. Oder noch anders gesagt, selbst betrunkene Vollidioten, die auf einer Party einen in komatösen Schlaf versunkenen Freund vollkritzeln, haben ein schöneres Endergebnis als ich, wenn ich mich zwei Stunden lang für das Bild abgerackert habe. Nicht, dass ich das groß bedauern würde, da ich Kunst im Allgemeinen für überflüssig halte, aber ich hatte die Angewohnheit, Künstler auf den Unnütz ihrer Arbeit hinzuweisen. Dementsprechend mochten mich meine Lehrer in diesem Fach, deswegen freute ich mich nicht im Geringsten auf die folgenden Lektionen. „Kopf hoch, so schlimm wird es nicht werden“, ermunterte mich Gaara, aber so wirklich ernstnehmen konnte ich ihn nicht. Die meisten Lehrer standen auf seine düsteren Bildern, die meistens Leichenteile, weinende Mädchen und große, schwarze Blöcke zeigten. Meistens standen auch schreiende Menschen irgendwo herum, die gefoltert wurden. Ich gebe zu, die Angst, die die meisten vor Gaara haben, ist nicht vollkommen grundlos. Der Trollkönig (Ino) und ihr Gefolge (allen voran Karin) saßen bereits im Zimmer, als ich genau aufs Ende des Klingelns ins Klassenzimmer schlüpfte. Sie warfen mir böse Blicke, ein Papierkügelchen, und einen total ausgelutschten Spruch zu. Ich ignorierte das gekonnt und mit viel Niveau, aber ich überlegte mir bereits verschiedene Pläne, die alle das Ziel hatten, sie allesamt mit roter Farbe zu überschütten. Sasuke ignorierte mich weiterhin, wie schon die gesamten letzten Tage hindurch, was Naruto mit einem breiten Grinsen und weit hochgezogenen Augenbrauen stumm kommentierte. Ich für meinen Teil war dankbar, dass er nicht direkt etwas sagte (denn Hinata, Gaara und Lee zu erklären, dass ich irgendwie, vollkommen ausversehen, zweimal mit Uchiha Sasuke rumgemacht hatte, gehörte nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen). Ich setzte mich schließlich mit Gaara und Hinata in die hinterste Reihe und Naruto folgte uns. „Ich setzt mich zu euch Leute!“, verkündete er strahlend und plumpste neben Hinata auf den Stuhl. Sie wurde natürlich mal wieder knallrot. Der Lehrertisch war leer, keine Mappe, keine Zeichenutensilien lagen darauf und dahinter stand auch ganz sicher kein Lehrer. „Ist das so ein Kakashi 2.0, der dauernd zu spät kommt?“, fragte ich Hinata, die unseren Lehrer bereits kannte. Natürlich erhielt ich keine Antwort. „Nein, ich bin immer pünktlich.“, sagte eine leise, aber autoritäre Stimme neben mir. Ich zuckte herum und schaute in das Gesicht eines rothaarigen Mannes, dessen Alter vom Aussehen her irgendwo zwischen siebzehn und Anfang dreißig liegen konnte. Das lag wohl vor allem an seinem ernsten, strengen und gleichzeitig gelangweiltem Blick. Von der Größe und von seinen Kleidern (er trug wie die meisten Jungs, mal abgesehen von Naruto, Lee und den Sportskanonen ein Hemd und eine Jeans) her konnte man ihn kaum von seinen Schülern unterscheiden. „Ehem, verzeihen sie, ich habe sie nicht gesehen.“, murmelte ich kleinlaut. Der Mann verunsicherte mich mit seinem ausdruckslosen, starren Blick und der strengen, tiefen Stimme. Er wirkte gefährlich. Ich spürte die Blicke der halben Klasse auf unserem Lehrer, nämlich derjenigen, die ihn, wie ich, zum ersten Mal sahen. Ich war nicht die einzige, die ihn nicht bemerkt hatte (und das trotz meiner hohen Auffassungsgabe, unglaublich). Neben mir regte sich Gaara, der den Mund öffnete und zu sprechen begann: „Sie sind doch Akasuno no Sasori.“ Sein zartes Stimmlein klang überrascht und für seine eher monotone Art erstaunlich erfreut. Ich hatte übrigens keinen Schimmer, von wem er da redete. „Ja“, lautete seine karge Antwort bevor er sich auf den Weg zur Tafel machte, einen Stapel mit Blättern unter den Armen. Er gab dabei keinen Ton von sich, aber seine autoritäre Ausstrahlung hielt die ganze Klasse am schweigen. Ich blickte ihm nach und entdeckte dabei in den Regalen neben der üblichen Arbeiten von älteren Klassen auch erstaunlich viele Marionetten. Sie wirkten zu sorgfältig und professionell für Schülerarbeiten und bei mir klingelte es endlich: Akasuna no Sasori, ein national bekannter Puppenhersteller, der häufiger in der Zeitung war. Er war wohl einer der erfolgreichsten Newcomer in der Kunstwelt und überall wurden seine ziemlich schrägen Ansichten über Gott und die Welt abgedruckt. Sogar ich hatte bereits von ihm gehört. Gaara war einer der großen Fans, hauptsächlich deswegen, weil sie aus der selben Stadt kamen, nahm ich an. „Wieso zur Hölle arbeitet er als Lehrer?“, fragte ich meinen besten Freund, aber der schien gebannt in den Anblick von Sasori zu sein. Da ich von Hinata keine Antwort erwartete, und Naruto ein totaler Spätzünder war, wiederholte ich meine Frage nicht noch einmal. Aber dazu hätte ich wohl auch gar keine Gelegenheit gehabt, denn Sasori mochte es offenbar gar nicht, wenn man während seinem Unterricht schwatzte. Er schaute mich mit schief gelegtem Kopf von seinem Standort vorne bei der Tafel an und unter seinem Blick schrumpfte ich (ja, ICH) ein Stück zusammen. „Bevor wir endlich mit dem Unterricht beginnen, einige Regeln. Ich will nicht, dass irgendjemand unter egal welchen Gründen zu spät kommt. Ich hasse Unpünktlichkeit. Zweitens, es redet niemand, der nicht die Erlaubnis dazu hat. Zumindest nicht, während ich etwas sage oder vorbereite. Wenn ihr an euren eigenen Arbeiten seid, ist es mir egal. Drittens ist essen und trinken in diesem Zimmer verboten. Viertens, was in den Regalen ausgestellt wird, wird nicht angefasst. Fünftens, eure Note zählt für das Zeugnis. Ich denke nicht, dass irgendjemand in diesem Raum brauchbare Arbeiten abgeben kann, aber ich verlange Präzision und Konzentration. Wenn ihr die nicht aufbringen könnt, dürft ihr den Unterricht mit einer sechs im Zeugnis verlassen.“ Er machte eine kurze Pause, in denen wir uns alle erstaunt ansahen. „Will er uns auch noch atmen verbieten, wenn er schon gleich dabei ist?“ fragte Ino ein bisschen zu laut. Auch wenn ich mit ihr einer Meinung war – eine absolute Premiere. Aber Sasori schien das ganz anders zu sehen. Stumm sah er zu Ino herüber und blickte sie kalt an. „Wissen sie, Yamanaka, meine Regeln sind nicht grundlos und beruhen auf Erfahrung. Aber was erzähle ich ihnen das? Jemand, der es seit der siebten Klasse nicht geschafft hat, einen akzeptablen Notenschnitt zu haben oder seine Erscheinung im Griff zu behalten, wird wohl kaum in der Lage sein, Regeln nachzuvollziehen.“ Ino starrte ihn mit aufgerissenem Mund an (und sah aus wie ein Fisch mit gebleichten Haaren) und lief rot an. Ob vor Wut, Empörung oder Scham konnte ich zwar nicht wissen, aber ich vermutete eine Mischung aus allem. Die Ärmste, bloßgestellt von einem Lehrer vor der ganzen Klasse. Sie würde mir ja leid tun, aber dazu war mein Lieblings-Rhinozeros zu sehr Ino. „Wenn wir das nun geklärt haben, möchte ich jetzt endlich anfangen. Mein Unterricht in diesem Jahr wird viergeteilt sein, in Kunstgeschichte, freie Arbeiten, Zeichnen und Auftragsarbeiten. Da wir nur drei Lektionen pro Woche Unterricht haben, werden die Auftragsarbeiten zuhause gemacht, und das heißt“, Sasori machte eine kurze Pause, damit das entsetzte nach Luft schnappen der gesamten Klasse seine Stimme nicht übertönen konnte, „Sie werden von jetzt an Hausaufgaben in Kunst haben. Einige von ihnen sahen das Fach Kunst vielleicht nur als Spaß an, aber von diesem Jahr an werden sie es Ernst nehmen müssen. Aber die dreizehn von euch vierundzwanzig Schülern wissen das ja bereits.“ Ein Mädchen namens Neko und ein Junge namens Kito nickten erfahrend, wirkten dabei aber alles andere als begeistert. „Das mit abstand schwerste Fach, bei diesem Lehrer“, murmelten sie einander zu. „Heute gebe ich ihnen den ersten Auftrag, den ihr ausnahmsweise hier beginnen könnt, da es für viele das erste Mal ist. Gibt es dazu irgendwelche Fragen? Ja, Haruno?“Sasori wirkte alles andere als begeistert, dass tatsächlich jemand eine Frage hatte. „Sind sie sicher, dass Sie uns Hausaufgaben geben wollen? Ich will mich hier ja nicht als Rebellin hinstellen, die ihre Pflichten nicht erfüllt,“ (was ich übrigens immer tat. Ich bin ein pflichtbewusstes Mädchen) „aber welcher halbwegs gesunde Mensch nimmt etwas wie Kunstgeschichte und -aufträge Ernst?“ Ups, eigentlich wollte ich mich ja nicht mehr mit Lehrern anlegen. Sasori-Sensei musterte mich aufmerksam, bevor er antwortete: „Seit es Menschen gibt, gibt es Kunst. Von den ersten Menschen dieser Welt ist nicht viel übrig geblieben, außer ihrer Malereien. Als sie Werkzeuge bekamen, gab es davon ein paar Überreste und irgendeiner ist in einem Gletschter eingefroren erhalten geblieben, und damit hat es sich. Aber ihre Höhlenmalereien, ihre Skulpturen und Amphoren sind geblieben. Das geht so weiter und so fort. Für die Forschung sind solche Dinge von unschätzbaren Wert, denn nur dadurch können sie die Werkzeuge, die sie von den Menschen finden, verstehen. Von vielen der unendlich großen Anzahl vergangener Kulturen ist nur ihre Kunst übrig geblieben. Ansonsten weiß man nichts über sie, aber ihre Liebe zur Schönheit, ihrer Vorstellung von Schönheit, hat die Jahrtausende überdauert. Menschen dagegen leben unglaublich kurz, früher wurden sie allerhöchstens vierzig und auch heute sind Menschen, die nur ein Jahrhundert alt werden eine Seltenheit. Und die meisten aller Menschen werden kurz nach ihrem Tod vergessen und das einzige, was übrig bleibt von ihnen, ihrer Lebensweise, ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ist Kunst. Schönheit. Sie dauert ewig an, wenn sie nicht zerstört wird. Und Sie“, Er schaute mir direkt in die Augen, während er beim Reden aus dem Fenster geschaut hatte, „Sie als ein an Naturwissenschaften interessierten Menschen, zumindest wenn man ihrem Notenschnitt und ihrer Herkunft glauben schenken kann, sollte das besonders mitnehmen. Meinen Sie, man hätte die Dreiecks- und Kreisberechnung ohne Kunst und Sehnsucht nach Schönheit, entdeckt? Sie wurde vor allem für den Häuser und Kuppelbau später gebraucht, die noch heute Monumente der Schönheit gelten. Meinen Sie Lichtberechnung, Chemie und Architektur wären ohne die Arbeit der Künstler während der Renaissance möglich? Im übrigen ist ihre Abneigung gegenüber der Malerei die gleiche, wie die eines Kleinkindes, das sich aus trotz weigert, laufen zu lernen oder eine neue Eissorte auszuprobieren. Gratuliere zu ihrer geistigen Ebene eines Einjährigen.“ (An dieser Stelle, Ino nickte zustimmend und Sasuke lachte hämisch, wenn auch verhalten. Arschloch) Bitte was? Ich war geschockt. Nicht nur, dass er mir auf eine halbwegs vernünftige Art geantwortet hatte (und zwar so, dass nicht mal mir auf die Schnelle eine schlagfertige Antwort einfallen wollte), nein, er wusste auch offenbar alles über meine schulische Karriere. Genau so wie die von Ino. Er hatte sich tatsächlich über alle von unserer Klasse informiert und klare Schlüsse daraus gezogen. Mein Eindruck von vorhin verstärkte sich: Der Mann war unheimlich – und unter anderem auch deswegen unheimlich sexy. Zusammen mit seinem Äußeren (schöne Augen, weiche Gesichtszüge, verstrubbelte Haare) war er wohl, abgesehen von Sasuke, der schönste Mann, den ich seit langem gesehen hatte. Aber die letzte Bemerkung nagte dennoch ein Stück an meinem Ego. Aussehen und (ich gebe es ja zu) gute Antworten waren ja schön (im wahrsten Sinne des Wortes), aber einfach so konnte ich ihn nicht davon kommen lassen. „Wie meinen sie, geistige Ebene eines Einjährigen? Ich bin vielleicht nicht viel größer als ein Baby, aber ich kann hier getrost behaupten, eine der intelligentesten Schülerinnen der Schule zu sein, und wirke dennoch bescheiden. Und die Griechen haben keine Kuppeln gebaut, deswegen all die Säulen.“ Badamm, in your face, asshole!, fügte ich in Gedanken noch hinzu. Er nickte zustimmend. „An ihrer Intelligenz habe ich keinen Moment gezweifelt, aber auch Einstein war einmal dumm, ungebildet, und voller kindlichem Trotz. Aber an ihrem Argument kann ich nichts aussetzten. Schade für sie, dass ich trotzdem Recht habe. Und jetzt weiter im Unterricht, wir sind ein bisschen im Verzug.“ Er teilte uns allen Blätter aus, auf denen der Auftrag stand: Bilden Sie Zweiergruppen und zeichnen Sie ein anatomisch korrektes Portrait vom jeweils anderen. Diese schicken sie mir per Mail bis Samstag Abend, ansonsten gilt die Arbeit als nicht abgegeben. Stellen Sie eine dreidimensionale Skulptur her, die ihrem Partner gleicht und bringen Sie sie zur nächsten Stunde mit. Bewertet wird nach Sorgfalt und Auftragsverständnis. Ich schlug mir genervt die Hand auf den Kopf. Ich konnte nicht zeichnen und wie es den Anschein hatte, hatte ich bereits jeden Sympathiepunkt verloren. Blöde streitsüchtige Ader. Gaara tätschelte mir mitfühlend die Schulter. „Wenn du bald aus der Schule fliegst, ist es zumindest nicht wegen Orochimaru, sondernd wegen einem berühmten Künstler.“, versuchte er mich aufzuheitern. Allerdings konnte ich ihn nicht wirklich ernst nehmen, da er leicht amüsiert in sich hineinlächelte. „Ich finde den Typen super.“, redete Gaara weiter. „Ach was, Fanboy.“ „Neidisch, Zuckerpüppchen? Du weißt, ich mag dich, aber er ist einfach anders. Es liegt nicht an dir, es liegt an mir!“ „Nein, tu mir das nicht an, verlass mich nicht für einen Lehrer!“ Wir kicherten beide und sahen uns dann um. „Und Leute, wie machen wir die Gruppen?“ Ich schaute in die Runde, dabei fiel mir auf, wie ungewöhnlich still Naruto und Hinata schon die ganze Zeit waren. „Hinata wollen wir zusammen arbeiten, die anderen haben sich bereits aufgeteilt“ schlug ich deswegen vor. Aber Gaara schüttelte den Kopf. „So leicht kommst du mir nicht davon, Haruno, du kommst mit mir ins Team. Dann können wir vielleicht deine erste Note noch retten.“ Ich schaute ihn überrascht an. Gaara wollte NIE mit mir in einer Gruppe arbeiten (weil ich laut ihm besitztergreifend, gestresst und übelgelaunt war, und das Ruder an mich riss), aber dann wurde mich klar, was er eigentlich meinte. Er hatte ein schlechtes Gewissen, wegen vorher. „Oh, wie nett. Du opferst dich ja wirklich für’s Team“ meinte ich gespielt genervt, aber zwinkerte ihm zu. „Sorry, Hinata. Aber du und Naruto könnt ja eine Gruppe bilden!“ schlug Gaara vor. Narutos hellte sich auf und auch Hinata schien unter ihrem schon beinahe violetten Gesicht, welches starr auf ihre beiden Hände starrte, schien etwas fröhlicher zu wirken. „Super, dass wird klasse, Hinata!“, freute sich der Blondschopf. Ehrlich gesagt freute ich mich auch, für die beiden und auf das arbeiten mit Gaara. In manchen Fällen war ich echt dankbar, ihn als besten Freund zu haben. Was nicht heißen sollte, dass ich ihm meine Probleme anvertraute oder etwa in dem Stil! Dennoch blickte ich noch einmal rüber zu Sasuke. Wenn wir uns nicht dauern wie dreijährige Kinder streiten würden, könnten wir jetzt zusammen in einer Gruppe sein und mindestens einen Nachmittag dieser Woche zusammen verbringen, ohne Ichiraku hinter uns. Er müsste sich nicht mit Ino, die ihm sofort um den Hals gesprungen war, herumschlagen und wir könnten, nach dem Zeichnen noch anderweitigen Spaß zusammen haben – ehem, habe ich das wirklich gerade gedacht? Offenbar lag Sasori mit seiner Einschätzung meiner geistigen Ebene, wie er es genannt hatte, nicht ganz so falsch wie ich es angenommen hatte. „Wenn sie ihre Gruppen gebildet haben, können sie anfangen. Blätter im richtigen Format und Bleistifte liegen auf meinem Pult.“ Sasori stand noch immer bei seinem Pult und schaute sich um. „Ihr habt jetzt drei Lektionen Zeit und dann bis nächsten Samstag, beziehungsweise Montag. Damit habt ihr genügend Zeit ein Bild zu zeichnen, dass korrekt und ästhetisch ist, klar?“ „Und wenn man absolut nicht zeichnen kann?“ „Dann übt man so lange, bis es geht.“ „Weißt du was, Gaara? Wenn der Typ nicht so heiß wäre, hätte ihn bestimmt schon jemand ein Messer in den Rücken geschoben!“ flüsterte ich so leise wie möglich zu meinem Sitznachbaren. Dieser zog nur belustigt die linke Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Die nächsten drei Lektionen machten erstaunlich viel Spaß, vor allem wegen Gaara (der auf eine ziemlich lästige Art immer wieder auf meine eigene Unfähigkeit aufmerksam machte, durch sein ziemlich ausgeprägtes Zeichentalent) und der Tatsache, dass Sasori etwa eine Viertelstunde lang auf Karins Versuch, Tenten zu zeichnen, herumhackte. „Selbst ein Blinder, der durch einen Unfall nur noch einen Finger an der linken Hand bewegen kann, kann besser Menschen zeichnen als sie.“ lautete sein vernichtendes Urteil. Über meine Versuche lächelte er zwar nur leicht amüsiert, aber er sagte zumindest nichts. Immerhin etwas. Auch Hinata und Naruto schienen Spaß zu haben. Er brachte sie nach einer Weile doch tatsächlich zum Lachen, und auch wenn sie die meiste Zeit kein Wort hervorbrachte, schien das Eis zumindest einen Sprung bekommen zu haben. Ich freute mich für die beiden. Ehrlich, und ganz ohne mir und Gaara auf die Schulter zu klopfen – wobei, dass tat ich auch. ~*~ Sasukes PoV ~*~ Der ganze Tag war bereits ein einziger Horror gewesen. Zuerst schien mein sogenannter bester Freund mich pausenlos stillschweigend auszulachen, dann wurde ich von einer Lehrerin (Kurenai oder so etwas) vor der ganzen Klasse fertig gemacht und zum Schluss musste ich auch noch drei Stunden lang mit Ino zusammensitzen, um ihre Pferdefresse abzuzeichnen. Ok, ich gebe zu, so hässlich ist sie eigentlich nicht, aber ihr Charakter zerstörte jegliche Ästhetik. Sakura heiterte meine Stimmung natürlich auch nicht auf. Nachdem ich das ganze Wochenende über genervt war (trotz eines Blowjobs, den ich von Karin bekommen hatte – für irgendetwas sind Fangirls trotzdem zu Nutze. Und nein, ich missbrauchte sie nicht, Karin hatte es mir freiwillig angeboten und einem geschenkten Gaul schaut man nun mal nicht ins Maul. Also, in diesem Falle natürlich schon, aber jetzt allgemein gesprochen), und versuchte, sie aus meinem Kopf zu verdrängen, blieb sie trotzdem hängen. In der Schule ignorierte ich sie seit dem Vorfall im Wald, aber sie schaffte es, in beinahe jeder Lektion eine Diskussion mit den Lehrern anzufangen. Damit konnte ich nicht anders, als ihre Präsenz irgendwie wahrzunehme, was mir gehörig gegen den Strich lief. Aber das Schlimmste war mit Abstand mein neuer Kunstlehrer. Akasuna no Sasori. Ich konnte ihn nicht ausstehen. Itachi, mein verhasster Bruder (ja, ich hasse ihn durch und durch, stellt das nicht in Frage!), war schon immer ein großer Fan von ihm gewesen, noch bevor er bekannt wurde, Deswegen hingen früher in unserem zugegebenermaßen riesigem Haus schon immer viele Skulpturen, Marionetten und Bilder von ihm herum. Das war Grund Numero eins ihn nicht zu mögen. Die mehr oder weniger schmerzende Erinnerung an meinen weggelaufenen Bruder. Der zweite Grund war seine Art. Er war mir bis auf die Knochen unsympathisch und die Art, wie er mit uns redete, und seine Gangart, seine lächerlich verstrubbelte Frisur verstärkten meinen Eindruck noch. Etwas an dem Kerl störte mich. Keine Ahnung was, aber er war nicht sauber, soviel ist sicher. Sakura, die natürlich auch mit ihm stritt, schien das aber anders zu sehen. Auch wenn sie zu ihm genau so rotzfrech war wie zu jedem anderen Lehrer, fühlte ich doch einen gewissen Respekt unter ihren Tiraden. Das machte mich übrigens nur noch wütender, denn im Grunde genommen wollte ich nichts lieber, als sie im Krieg gegen das Arschloch zu unterstützen. Aber nein, wir mussten uns ja seit ungefähr zehn Jahren bekriegen, anstelle von Sex haben und uns gemeinsam gegen Lehrer zu verschwören. (Habe ich Sex gesagt? Ich meine, natürlich finde ich sie nicht wirklich heiß, sondernd ehhhhh – na gut, ich gebs ja zu.) Aber der absolute Tiefschlag kam per Sms nach der Unterrichtsstunde und zwar in doppelter Ausführung. Zum einen verlangte meine Mutter meine Anwesenheit am ganzen Freitag Abend, denn die gesamte Familie Haruno würde bei uns zu Gast sein. Kotz. Und Ichiraku, der wollte, dass Sakura und ich sofort zu ihm kämen und eine Aufgabe erledigen sollten. Doppelkotz. Wenigstens begegnete ich ihr nicht, als ich mit dem Auto zu dem altbekannten Supermarkt fuhr. Als ich dort ankam, wusste ich auch warum. Sie war schon dort, keine Ahnung, wieso sie immer so schnell war. Sakura schien sich nicht groß um mich zu kümmern, als wir gemeinsam zu Ichirakus Büro liefen. Sie schien den Dreck auf dem Boden offenbar interessanter zu finden als ein feindseliges Gespräch mit mir. Auf dem Flur kam er uns bereits entgegen, der Schweinehund, der mir meine freien Stunden zerstörte mir sinnloser Rache. Hey, ich klinge ja wie ein Dichter. „Da seid ihr ja endlich! Die Putzfrau ist krank und der Boden im ganzen Laden muss ganz dringend geputzt werden. Feger und Wasser stehen schon bereit, hinten in der Ecke. Und wehe, ihr demoliert wieder eine Ausstellung!“ Ichiraku drohte uns mit einem Finger, während ich innerlich genervt aufstöhnte. Wie lange wollte der Typ uns noch bestrafen? Sakura sah auch alles andere als begeistert aus. Dennoch machten wir uns stillschweigend an die Arbeit. Ich habe echt keine Ahnung, wieso ich mich von den Typen zu dieser Zwangsarbeit zwingen ließ. Das Kaufhaus hatte bereits geschlossen (am Montag war immer relativ früh Schluss, dafür gab es drei Abendverkäufe), so konnten wir uns theoretisch endlos Zeit lassen, aber wir kamen stillschweigen zu dem Schluss, das wir uns lieber beeilten. Durch unser gegenseitiges verachtendes Ignorieren konnte ich während wir in langen Bahnen zwischen allen Regalen hindurchliefen meine Gedanken zu dem Abendessen nachhängen. Mein Ziel, es zu vereiteln, war verloren. Ich gebe zu, ich war zu unkonzentriert und zu lasch in der Zielverfolgung. Ich hätte meine Mutter aufhalten müssen, bevor sie in Fahrt kam. Denn dann war die Gute nicht mehr aufzuhalten. „Fuck!“ entfuhr es mir, als ich mir den Abend vorstellte: Yuna, die kleine Schwester von Sakura, hatte ich unglaublich nervig und weinerlich in Erinnerung, auch wenn sie Gerüchten zufolge zu einer wahren Schönheit geworden war und ein richtiger Engel, würde sich bestimmt die ganze Zeit bei meiner Mutter einschleimen (die einen reichen Mann hatte, eine erfolgreiche Karriere als Model und Besitzerin eines Verlages war), Mako würde verträumt die Erwachsenen mit ihrer Unschuld bezaubern und ihre durchgeknallte Mutter würde uns alle aufs Übelste beleidigen, ohne es zu merken, was meine Eltern beide seltsam amüsant fanden. Sakura und ich würden uns natürlich die ganze Zeit probieren gegenseitig zu übertrumpfen und fertig zu machen, was Yuna als Anlass nehmen würde, sich an mich ranzumachen (weil ich halt ein toller Typ bin, was soll ich sagen). Aber Sakura und ich würden uns natürlich zuerst so sehr in den Wahnsinn treiben, bis wir dabei das ganze Essen ruinieren würde, was für uns beide mehr als nur üble Konsequenzen haben würde. Kurz zusammengefasst: Yeah, das wird ein Spaß für die ganze Familie. Der einzig mögliche Ausweg erschien mir eine kurzzeitiges Bündnis. Ehrlichgesagt, ich hoffte eigentlich darauf, das Kriegsbeil endgültig begraben zu können – weil mir das ganze zu kindisch wurde, versteht sich, nicht weil ich auf Haruno stand! Zu meinem Glück (oder auch Unglück, je nach Betrachter), kam Sakura bereits um die Ecke. „Bist du hier hinten schon durch?“ fragte sie mich und deutete auf den Flur. Ich nickte und sie wollte sich bereits wieder umdrehen. „Warte kurz, Fettie – ich meine Haruno.“ Sie drehte sich überrascht um und stellte sich mit der Hand in die Hüfte gestemmt vor mich hin, bereit zum Kampf. „Was denn, Uchiha?“ „Du hast bestimmt schon von dem Essen am Freitag gehört, oder?“ Sie nickte kur. „Ich will mich dann nicht mit dir streiten. Ich schlage dir deshalb eine Waffenruhe vor.“ Wenn sie vorhin schon überrascht war, so fiel sie jetzt aus allen Wolken. „Wie jetzt, im Ernst?“ fragte Sakura nach. Ne, im Horst., wollte ich bereits sagen, aber ich hielt mich zurück. „Es hätte für mich ziemlich üble Konsequenzen, wenn ich das Essen ruiniere, und bei dir auch. Außerdem“, hier musste ich mich kurz überwinden, „will ich mich nicht mehr mit dir Streiten.“ Wir starrten uns beide an, und sie schien sich genau zu überlegen, was sie sagte. „Keine schmutzigen Tricks? Das ist nicht nur ein Weg, mich ins Bett zu bekommen?“ „Sehe ich aus, als hätte ich sowas nötig?“ Noch einmal kurze Stille, dann: „Gut, einverstanden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)