Das große Erwachen von Memonia (Who cares?) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- ~*~ Sasukes PoV ~*~ Mein Bruder verschwand vor sieben Jahren. Klar, klingt nach nicht viel, aber für mein kurzes, unschuldiges Leben ist das mehr als genug. Ich will mich nicht an ihn erinnern, denn schlussendlich hat er, trotz aller Probleme, mich genau so verlassen wie unsere Eltern. Aber manchmal fehlte er mir. Heute zum Beispiel. Die versammelte Harunobande war ungefähr eine halbe Stunde zu spät und für ihren Ruf zwanzig Minuten zu früh bei uns. Mutter bestand darauf, dass ich von Angang bis Ende dabei sein sollte und so wartete ich die ganze Zeit neben der Tür und fragte mich, wozu das Ganze. Natürlich trug Kasumi (Mutter Haruno hatte mir so überschwänglich das Du angeboten, dass ich mich nun von ihr fürchtete) ihre besten Kleider, dennoch wirkte sie underdressed in unserer Eingangshalle. Konnte an den verstrubbelten Haaren liegen, oder an den Socken in den Absatzschuhen. Mako und Yuna hatten sich beide hübsch gemacht, mit unterschiedlichen Wirkungen: Während die ältere Schwester natürlich und freundlich wirkte, sah die jüngere wie ein Star auf dem roten Teppich aus, mit professionellen Make-Up, Zahnpasta-Lächeln, Diamantschmuck und bis auf den Boden fallendem Kleid. Nicht, dass mich das gestört hätte (vor allem nicht der tiefe Ausschnitt), aber wenn man Yuna mit Sakura daneben verglich, hatte der total übertriebene Aufzug etwas Komisches an sich: Sakura trug Trainerhosen, ein Unterhemd und eine Sportjacke, kombiniert mit schnittigen Espadrilles und als passendes Accessoire die angeschissenste Miene die ich je gesehen hatte. Ich weiß, Beschreibungen müssen für euch unglaublich langweilig sein (wenn es nicht gerade um meinen unglaublich gut gebauten Oberkörper geht), aber sie beschreiben leider so wunderbar die Charakter der Harunogeschwister. Meine Mutter ließ sich jedenfalls nichts von dem vollkommen unpassenden Anzug von Sakura anmerken (ja, meistens nenne ich sie Haruno, aber ich denke, das würde nur Verwirrung stiften), sondernd begrüßte alle auf die gleiche herzliche Art. Immerhin kannte man sich ja schon von früher! Ist klar, oder? „Ich setzt drei Mäuse und ein Essen in Kantine darauf, dass sich meine Familie blamieren wird“ murmelte mir Sakura zu. „Ich halte dagegen, Mutter wird schlimmer sein. Aber auf das Mäusegift in der Schule möchte ich verzichten.“, antwortete „Neinein, du hast mich falsch verstanden: Der Verlierer muss es essen, während der andere ihn auslachen darf.“ „Bin dabei.“ Anfangs Woche, als wir unsere Waffenruhe vereinbart hatten, war die Stimmung zwischen dem Walross und mir echt seltsam. Aber was sage ich da, ich hatte sie geküsst (oder sie mich, Ansichtssache) und danach in ihre Getränke gespuckt, als sie nicht hingeguckt hatte. Die Stimmung zwischen und war immer seltsam. Aber dieses Gefühl hatte sich relativ schnell gelegt: Wenn man nicht jede von ihren Aussagen als Provokation verstand, waren sie bisweilen ziemlich witzig und ihr Streit mit Ino war unterhaltsamer als Sex mit Ino. Durch das, ich will es zwar nicht Geflirte nennen, von Naruto und Hinata hatte ich mich interessanterweise öfters in Gesellschaft von weit weniger populären Leuten als mir selbst verbracht. Offiziell war ich zwar weder mit Naruto befreundet, noch kannte ich den Namen von Lee, Gaara oder Hinata, aber es ergaben sich trotzdem die ganze Woche über kurze Gespräche mit einem von diesen Personen – ausgenommen Hinata, die jedes Mal, wenn ich auch nur an ihr vorbei blickte zu zittern begann. Einen besonderen Platzt hatte Sakura eingenommen: Diese Woche hatten wir jeden Tag das blöde Lager neu sortieren müssen (und fertig waren wir noch lange nicht) und wir verstanden uns erstaunlich gut. Einmal hatte sie wegen einem Scherz von mir laut lachen müssen – stellt euch hier vor, dass ich mir selber auf die Schulter klopfe -, ein anderes Mal rettete sie mich vor gefühlten zwei Tonnen Fertiggerichten, als diese aus einem Regal hinunterfielen. Kurz: Wir hatten ein freundschaftliches Verhältnis. In der Schule fielen immer noch spöttische Kommentare IHRERseits (und nicht BEIDERseits), wir verbrachten nicht unsere Pausen zusammen oder so was in der Art, aber wir liefen nebeneinander zu Ichiraku. Um all den Fragen in meiner Fanpost Einhalt zu gebieten – den Fragen, nicht der Fanpost -, nein, wir hatten keinen versauten Sex auf den noch verpackten Sitzpolster in einem Flur im Lager (und nein, ich stelle es mir auch nicht vor). Ich hatte mich zwei Mal hinreißen lassen, ihr näher zu kommen, aber der Waffenstillstand war immer noch zweckgebunden, das Abendessen durch kindische Aktionen nicht noch schlimmer zu machen, als er es so schon war. Ihr fragt euch vielleicht, was so schlimm war und die Antwort ist relativ simpel. Meine Eltern waren extrem überzeugt davon, dass sie etwas Besseres sind. Zumindest mein Vater, was dazu führt, dass ich etwas Besseres sein muss (logischer Schluss). Da ich aber leider nicht überdurchschnittlich begabt bin, oder charmant, oder – um ehrlich zu sein – mein Vater bin ich leider untendurch (aus seiner Sicht, wer mich besser kennt, Weiß dass ich ein Genie bin). Weil ich aber viel lerne, gute Note habe und eigentlich ein toller Sohn bin, ist er meistens ganz zufrieden und lässt mich in Ruhe. Wenn jedoch etwas schief läuft, dann bin ich schuld. Deswegen durfte dieser Abend nicht durch den Streit von Sakura und mir aus dem Ruder geraten, zumindest aus meiner Sicht. Dazu kam dass die Harunos stattweit für ihre – ehem – eigenwillige Art bekannt: Kasumi, eine verrückte Wissenschaftlerin und Rabenmutter, Sakura als absoluter Loser, Mako und Yuna als die Bemitleidenswerten für so ein komisches Umfeld. Dazu wurde immer über den im Gefängnis sitzenden Vater der Drei spekuliert. Mein Vater (zwar aktuell noch begeistert über ihre Kraft als Wählerin) würde damit gar nicht gut umgehen können. Ich übrigens auch nicht: Ich konnte Yuna, abgesehen vom Optischen, nicht ausstehen. Und Mako ist in etwa so interessant wie ein Stück Brot. Mutter bat die Familie hinein und als wir später einigermaßen stumm ins Wohnzimmer gelaufen und auf den Sofas Platz genommen hatten, sahen die Harunos fehl am Platz aus. „Schöne Kissenbezüge!“, sagte Kasumi, während sie unsere Kissen begutachtete. „Die Maden aus einer Testreihe meiner Studienzeit bevorzugten diese Farbe.“ „Für was?“, fragte meine Mutter, die zwar offen für neues, aber eben doch sehr verstockt war. „Fragen sie bitte nicht.“, bat Yuna, lächelte charmant und wollte das Thema wechseln. „Die Antwort wird uns allen nicht gefallen.“, ergänzte Mako. Sakura verzog bereits angewidert das Gesicht. „Ich darf doch bitten! Das ist nichts Unanständiges. Sie bevorzugten dieses Rot um sich darin zu häuten und sie fingen vermehrt an ihre Ausscheidungen zu Essen.“ Mutter sah entsetzt aus, was wiederum mich zum Grinsen brachte, aber ich fürchtete um meinen Ruf als gefühlloser Checker, weswegen ich schnell allen etwas zu trinken anbot. „Emm wenn sie wollen, kann ich sie wechseln lassen...“, bot Mutter an, aber Kasumi lehnte ab. Es bereitete sich daraufhin ein unangenehmes Schweigen aus, da niemand so wirklich mit sprechen beginnen wollte. Sakura war damit beschäftigt, genervt von Yuna zu sein, welche sich nicht ganz entscheiden konnte zwischen sich selber im Spiegel zu begutachten oder mir zuzulächeln. Mako summte. Mutter und Kasumi versuchten immer wieder eine Konversation miteinander zu starten, leider redeten die beiden immer wieder aneinander vorbei. Während die eine einfach nicht verstehen konnte, dass sich das Gespräch nicht um Molekularbiologie drehen konnte und die andere nicht einsah, dass sich heute neue Frauenvereins-Arbeiten und Innendekoration nicht als Thema eigneten. Es war so peinlich, das es fast weh tat, einmischen konnte ich mich aber nicht – wer bin ich denn, dass ich rumquassle? Naruto?! Glücklicherweise wurde die unangenehme Situation durchbrochen von meinem Vater. Wisst ihr, was das Lustige daran ist? Mein Vater redete ähnlich viel wie ich, nämlich so gut wie gar nicht außer zu speziellen Anlässen. Wie sich später hinausstellte, war dies einer jener besonderer Momente. Er kam in den Raum mit einem knappen Nicken in meine Richtung und schüttelte danach die Hand von Kasumi. Er musste sie echt mögen, wenn er Körperkontakt aufnahm. „Sehr erfreut euch alle hier zu sehen.“, sagte er zu den drei Schwestern und stand danach in förmlichen Abstand neben meine Mutter. „Wenn wir jetzt vollständig sind, könnten wir doch mit der Vorspeise beginnen.“, schlug sie vor und lächelte übertrieben freundlich in die Runde. „Wir sind vollständig? Wo ist denn Itachi?“, fragte Kasumi, und rückte ihre dicke Hornbrille zurecht. Ich drehte ruckartig den Kopf zu ihr um und starrte sie an. In den Gläsern ihrer Brille konnte ich mein Spiegelbild sehen, mein erstarrtes Gesicht und der leicht geöffnete Mund – und ich muss sagen, ich war selbst in diesem Zustand noch immer ein echter Adonis. Ich hatte mich nie getraut, in der Gegenwart von Fugaku von meinem Bruder zu sprechen. Nicht nur, dass es vollkommen taktlos war („Hey, wo ist denn dein verschwundener Sohn, der dich blamiert hat, obwohl du noch nie etwas so sehr geliebt hast wie ihn?“), ich fand es kränkend, gefühlslos und dreist. Niemand sprach in seiner Gegenwart von Itachi. Ich sprach niemals von Itachi. Vater schien das anders zu sehen. „Aber Kasumi, Du weißt doch am Besten, weswegen er nicht hier ist!“ Er betonte es so, wie eine normale Floskel, als ob es nichts besonders wäre. Ich blickte ungläubig von dem einen zur anderen. „Ach ja, jetzt wo du es sagst! Verzeihung!“, lachte Kasumi und Mikoto stieg mit ein. Ich konnte nicht anders und starrte sie alle ungläubig an, was erst durch einen Tritt von Sakura gegen mein Schienbein beendet wurde. Ich wachte aus meiner Trance auf, aber verstehen konnte ich die Situation immer noch nicht. Warum lachte Mutter? Warum weinte sie nicht, wie sonst immer bei der Erwähnung von Itachi? Wieso brüllte Vater nicht herum, wie immer, wenn ich von ihm zu reden begann? Weshalb wusste gerade sie, Kasumi, am Besten, was damals geschehen ist? „Ich finde das nicht witzig.“, sagte ich matt und wie zu mir selbst. Sakura, die gegenüber von mir sah, hatte mich offenbar verstanden. „Weißt du noch unsere Wette? Ich schätze, ich habe gewonnen.“ Wütend ballte ich meine Hände zu einer Faust zusammen. Die Erwachsenen lachten und scherzten noch immer über früher, aber ich fand die ganze Situation alles andere als komisch. Genauer gesagt hatte ich selten etwas weniger witzig gefunden. Ich konnte von Glück reden, dass sich Yuna im Esszimmer sofort neben mich setzte, obwohl sie mich mit ihrer lächerlich aufgesetzten Starlett-Art und ihrem Kuhglocken-Ausschnitt mehr als nur nervte. Aber so musste ich zumindest nicht neben meiner Mutter essen, die mich gerade eiskalt im Stich gelassen hatte. Ja, über Itachi zu scherzen ist für mich ein Verrat, denn wer lachte über so etwas. Sakura und Mako redeten zusammen über etwas, aber ich konnte nicht verstehen, um was sich das Gespräch handelte und es interessierte mich auch nicht. Das einzige, auf das ich mich konzentrieren konnte, war das falsche Lachen von Mutter. Seit Vater hier war, lief das Gespräch wie von selbst. Plötzlich handelte es sich wieder um Politik. Es drehte sich immer um Politik. Man redete über Probleme, und wie Minato sie lösen konnte – aber man redete nicht darüber, dass man seinen Sohn verloren hatte. Vater schwieg größten Teils, nur manchmal war ein kleiner Input zu hören. Sie redeten immer weiter, auch über die Schule. Ich versuchte ihre, die mich unheimlich wütend machten, immer wütender, auszublenden. Ich hörte erst wieder zu, als ich Mutter meinen Namen sagen hörte. „Sasuke ist natürlich nicht perfekt in der Schule, aber bestimmt einer der besten der Klasse!“ Schleimerin. Verräterin. „Übertreib nicht, Mikoto. Durchschnitt.“ erwiderte mein Vater. Sakura zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. „Ehm...“ Genug. „Halt die Klappe!“ Ich redete leise, aber ich hatte mir damit selbst Mut gemacht. „Es reicht! Ist bei dir eigentlich noch alles klar im Kopf?“, brüllte ich meinen Vater an. „Setzt dich.“ Er war nicht einmal überrascht, er wirkte nicht besonders wütend, nur genervt, was mich noch mehr aufregte. „NEIN! Nur weil ich nicht Itachi bin, bin ich nicht scheiße!“ Ich holte kurz Luft. „Aber er ist ja offenbar nichts mehr als ein weiterer Pluspunkt in deiner Wahlkampagne für etwas, was du nicht einmal selber glaubst!“ Ich war aufgesprungen. Wenigsten war er jetzt etwas wütend. Mutter setzte an, beruhigend auf mich einzureden. Sakura brachte sie allerdings dazu halt zu machen: „Das ist nicht der Moment, etwas zu sagen.“ Da erst viel mir ihre Anwesenheit wieder ein und ich war ihr dankbar. Ansonsten wäre ich vielleicht aus meiner Raserei herausgekommen, und das war ganz bestimmt nicht was ich wollte. Ich spürte die Blicke von Mako, Yuna und Kasumi auf mir, die aber alle stumm waren. „Geh auf dein Zimmer, Sasuke, sofort.“ Vater stand ebenfalls auf. Er war grösser als ich. Langsam ging er auf mich zu, aber sein Gesicht war wie immer versteinert. „Gottverdammt, nein!“ brüllte ich und haute mit der Hand auf den Tisch, so dass er erbebte. Leider viel das Geschirr nicht auf den Boden, was dem ganzen wohl noch mehr Wirkung verpasst hätte. Kurz war es still, dann wurde es mir zu viel. Vielleicht, weil es schon langer her war, dass ich wirklich einen Wutausbruch gehabt hatte. Vielleicht auch (aber nur ganz vielleicht) weil ich mich vor meinem Vater fürchtete. Oder der leidende Blick meiner Mutter. Oder Sakura, die mit verengten Augen zu mir schaute. Ich drehte mich um und rannte aus dem Raum, aus dem Haus, hinaus in die Dunkelheit. Ich glaubte zu hören, wie Mutter mir nachwollte, aber jemand, ich glaube Kasumi, hielt sie auf. „Lasst den Jungen.“ Ich war ihr dankbar und gleichzeitig hasste ich sie - denn niemand kam mir nach. Es war nicht das erste Mal, dass ich mit meinem Vater über Itachi stritt, der Vorwurf war kein neuer. Aber das erste Mal vor jemand, der nicht Verwandt war mit mir. Als ich in dem Wald war, auf dem Weg der zu Narutos Haus, blieb ich stehen. Ich setzte mich hinter einen Baum und tat etwas, dass ich schon lange nicht mehr gemacht hatte: Ich weinte. „Itachi... Du verdammtes Arschloch..:“ ~*~ Sasoris ~*~ Die dunkle Spelunke entsprach meinem Geschmack: Viel Holz, einsame Männer, die zu elegisch waren, als dass sie uns belauschen würden und der Geruch nach schlechtem Bier und altem Rauch war allgegenwärtig. Ich fühlte mich hier zumindest wohler als in den großen, hellen Räumen der Restaurants, in denen ich meistens aß, wo jeder deiner Schritte beobachtete. Seltsam, dass es in Konoha noch solche Orte gab. Uchiha Itachi, ein alter Freund, kam in den Pup hinein und setzte sich neben mich. Keine unnötige Begrüßung, kein unnötiges Wort. Zeitverschwendung. Der Sekundenzeiger auf seiner Uhr (ich trug seit Jahren keine mehr, würde mich nur nervös machen) bewegte sich unaufhörlich und ich war mir sicher, auch Bewegungen des Minutenzeigers sehen zu können. „Deidara und Kisame kommt zu spät.“, sagte ich. „Offensichtlich.“, antwortete Itachi. Dafür mochte ich ihn: Er verlor niemals ein überflüssiges Wort. In dem Moment öffnete sich die Tür erneut und die beiden traten ein. Was für ein Zufall, oder wie einige einfältige, ältere Frauen sagen würden, wenn man vom Teufel spricht. Kisame ging sofort zum Tresen und bestellte sich etwas zu trinken, wahrscheinlich etwas Hochprozentiges. Deidara trank aus Prinzip nicht und kam direkt zu uns hinüber. „Ihr wartet schon lange hier, mh?!“ Er lachte hämisch. Volltrottel. Ich wollte endlich anfangen und keinen Smalltalk halten oder irgend so ein Mist. Wir hatten einen klaren Auftrag und den wollte ich endlich erfüllen, war das denn so schwer zu verstehen? Vor allem konnte ich es nicht ausstehen, wenn Deidara redete: Seine Syntax war auf lange Zeit ermüdend, sein Wortschatz äußerst beschränkt, und am schlimmsten war sein Gestammel über Kunst. Schönheit des Augenblickes – was für ein Unsinn. „Also, um was geht?“, fragte Kisame, als er sich endlich zu uns setzte. Als ob er das nicht schon wüsste. „Soweit ich weiß, sollen wir den Hokage des Dorfes aus dem Weg räumen, und am besten die Konoha Polizei gleich dazu.“, fasste Deidara zusammen. „Warum hat man gerade uns dazu auserwählt?“, fragte Kisame stirnrunzelnd. Deidara zuckte mit den Schultern und lächelte. „Vielleicht um Sasori no Danna und das Arschloch hier zu verkuppeln.“ Ich überging die Bemerkung, genau wie Itachi. Kisame lachte. Typisch für ihn, so etwas witzig zu finden. „Deidara, Sasori, ihr seid für Kamikaze Minato zuständig. Deidara war lange als Attentäter unterwegs, das sollte kein Problem zu sein, und du Sasori schaffst es mit deiner Position und deinen Fähigkeiten mit Sicherheit, euch in eine Situation zu bringen, wo sich die Gelegenheit bietet.“, schlug Itachi vor. „Wird schwierig, ohne dass ich mein Ansehe all zu sehr beschädige, aber es ist möglich.“, stimmte ich zu. Toll. Ich hasste es, wenn meine Arbeit als Künstler mit in die andere Sache floss. Deidara lachte wieder: „Angst um deinen Ruf, Danna? Aber das wird kein Problem sein.“ Er schien sich ehrlich zu freuen, wie ein Kind. Ob ich wollte oder nicht, ich musste zugeben, dass der Junge einer der Besten Bombenleger und –bauer war, den ich je getroffen hatte – und dabei war er erst 18, kaum älter als die Schüler, die ich unterrichtete. „Dann übernehmen du und ich die Polizei, hä? Du kennst die Polizei von Konoha schließlich am Besten von uns, nicht war, Uchiha?“ Kisame lachte zwar, aber wenigstens erkannte er den Ernst der Situation an. Ein fähiger Mann, wenn auch zu überstürmt. Es war keine Frage, dass mir Itachi der liebste von ihnen war. Außerdem kannte ich ihn schon ewig. „Dann sehe ich wohl bald meine Familie wieder.“ Itachi klang kalt, wie ich. Niemals Gefühle zeigen. Aber für jemanden wie mich, der seine seit Jahren abgelegt hat, war er trotzdem nur ein Amateur. Hinter seiner Fassade war eine Gefühlsregung: Zorn, Vorfreude, oder vielleicht sogar... Trauer? Ich konnte es nicht richtig einordnen. „Ich kann deinen Bruder beobachten, wenn es euch hilft.“, bot ich an. Es war kein Zufall, dass die beiden Schulen von Konoha dieses Jahr zusammengelegt worden war und auch nicht, dass ich seine Klasse übernommen hatte. Pain, unserer Leader, hatte das alles sehr geschickt eingefädelt. Itachi nickte. „Ich frage mich... was aus der Haruno-Familie geworden ist.“, sagte Kisame. „Die wohnen doch auch irgendwo hier? Du weißt schon, die Familie von Haruno Masao.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. Was Haruno Sakura aus meiner Klasse tatsächlich die Tochter von Masao? Warum hatte ich das noch nie gehört? „Die leben irgendwo hier. Die Ältere soll hübsch sein, hm?“ antwortete Deidara. Natürlich wusste er davon. Masao war sein Held, soweit ich wusste. Itachi nickte. „Haruno Mako... Hübsch, aber uninteressant. Die mittlere Schwester ist spannender, wenn ich mich recht entsinne.“ „Ein rotzfreches Mädchen. Aber intelligent, mit gewissem Hang zur Dreistigkeit, aber auf durchaus interessante Weise, wenn wir von der selben Person reden.“, antwortete ich. Wieso stand nirgends, dass sie Masaos Tochter war? Itachi stand auf. „Wir bleiben in Kontakt.“, dann verschwand er. Kisame blickte ihm schulterzuckend nach. Es war alles gesagt. „Wieso lässt er sich hier eigentlich so einfach blicken? Hat er keine Angst erwischt zu werden, hm?!“ fragte Deidara. Wieder zuckte der gut zwei Meter grosse Kisame mit den Schultern. „Niemand, der hier ist, interessiert sich für uns! Wer so tief gesunken ist und hier landetet, dem ist alles egal!“ Die beiden lachten. Aber sie waren auch hier. Ich verließ die Bar ebenfalls. Irgendwann konnte ich Dummheit anderer Menschen nicht mehr verkraften. „Ich habe ihre Arbeiten korriegiert und sie waren schrecklich, wenn auch bei weitem nicht so schrecklich wie die Skulpturen. Als ich mit der Benotung fertig war, war ich entsetzt und wollte sie den Auftrag immer wieder wiederholen lassen, bis ich mich vor ihren Zeichnungen nicht mehr zu Tode fürchten muss.“ Die ganze Klasse stöhnte entsetzt auf, was mir Kopfschmerzen, aber ich war ja selbstschuld. Wieso musste ich auch immer versuchen, aus jammernden Teenagern das Beste raus zu holen, in einem Job, den ich nicht mag? Ach ja richtig, meine perfektionistische Ader. „Als ich heute Nacht jedoch aus einem Albtraum erwachte – darin verfolgte mich Uzumakis – was auch immer das ist, was er abgegeben hat – kam ich zu dem Schluss, dass es sowohl für meine, als auch für Ihre Nerven besser ist, wenn wir das lassen. Ich bin zum Schluss gekommen, die nächsten zwei Jahre des Unterrichts zu streichen und gleich zu Modern Art zu kommen.“, fuhr ich fort. „Ich möchte euch wirklich nicht mehr zeichnen lassen, denn das reicht milde gesagt, an Augenvergewaltigung. Gut, fangen wir an. Was ist das?“ fragte ich die ganze Klasse und hob einen Stuhl hoch. Haruno sah mich mit heraufgezogenen Augenbrauen an. „Sind wir nicht ein bisschen über das Niveau hinaus, in dem der Lehrer behinderte Fragen stellt und die Schüler für jede Antwort einen Keks bekommen?“ „Sollte man meinen. Was ist das, ihrer Meinung nach?“ „Ein Stuh?“ Haruno klang genervt. Gefiel mir. „Leider falsch, aber sie haben recht, dass sollten Sie sein.“ Hinter ihr murmelte Yamanaka ihrer Freundin etwas ins Ohr, die daraufhin loslachte. Es war so einfach in einer Klasse die Täter und die Opfer zu unterscheiden – und ich kann sie beide gleichermaßen nicht ausstehen. Während die einen ihre Energie unnötig für einen imaginären sozialen Status vergeudeten, ließen sich die Opfer einfach alles gefallen, in der Hoffnung, eines Tages akzeptiert zu werden. Traurig. „Halt die Fresse, Walross, oder willst du dich ernsthaft mit mir anlegen?“ Gut, Haruno ließ sich nicht alles gefallen. Trotzdem störte sie maßgeblichen meinen Unterricht und hielt meinen Unterricht auf. Ich stellte den Stuhl auf dem Kopf ab, so dass die Beine nach oben zeigten und die Sitzfläche nach unten. „So, könnten Sie bitte ihre Klappe halten? Ansonsten sehe ich mich gezwungen, ihnen etwas an den Kopf zu werfen, und ich kann wirklich gut zielen. Ich würde gerne fortfahren, ansonsten fallen wir aus meinem Zeitplan. Kann mir jetzt irgendjemand sagen, was das ist?“ Sabakuno Gaara streckte die Hand auf. „Ein Kunstwerk?“, schlug er vor. Ich konnte ihn nicht leiden. Zum einen war er ein Schleimer, zum anderen kam er von Suna Gakure – meine ungeliebte Heimatsstadt. Aber, wenn ich ehrlich bin, seine Hausaufgaben hatte er besser erledigt als der gesamte Rest der Klasse. Gut, kein Kunstwerk, aber immerhin. „Richtig. Diese Art von Ready-Made stammt von Marcel Duchamp. Er nahm ein Urinal, nahm es von der Wand, kippte es um 90 Grad und beraubte es seiner Funktion. Das ganze nannte er Fontain und stellte es in seiner Nicht-Ausstellung 1917 aus – damit schaffte er ein Schlüsselwerk der Modernen Kunst. Alles klar soweit?“ „Warum erzählen Sie das uns?“ Uzumaki sah verwirrt aus. „Weil Jugendliche in diesem gewissermaßen ebenfalls Urinale sind, von der Wand genommen und an einem neuen Ort hingestellt. Neue Gegenstände“, antwortete ich trocken, ohne anzunehmen, dass jemand von ihnen das verstand. Schüler sind lästig und dumm. Ich teilte stumm (wenn ich unterrichtete, redete ich sowieso mehr, als mir recht war, eine reine Zeitverschwendung) auf Blättern die neuen Arbeitsaufträge aus. Wenn sie nicht weiter kamen, konnten sie ja fragen. Ich setzte mich an das Lehrerpult und beobachtete die Schüler. Zuerst war ich geneigt, Haruno mir als Objekt anzusehen (ihre pinken Haare waren nicht gefärbt, was ich äußerst interessant fand), denn sie war wenigstens unterhaltsam. Oder nervig, je nach meiner Laune. Außerdem war sie die Tochter von einem der gefährlichsten Männer des Landes. Masao war eine Legende. Wissenschaftler, Künstler, Mörder. Alles mit guten Kontakten zu unserem Leader – leider hatte er ein paar Jahre zuvor versagt und sich zu einer Affäre hinreißen lassen. Das gute, aber billige Mädchen hatte ihn verpfiffen und kurz darauf hatte man ihn geschnappt. Wirklich, Sakura wäre spannend gewesen, aber ich riss mich auch Pflichtgefühl zusammen und blickte zu Sasuke Uchiha in der Mitte des Raumes. An sich ein absolut unspektakulärer Junge: Beliebt, für Altersgenossen bestimmt auch ganz hübsch (von mir aus gesehen zu langweilig... Aber ich bin Künstler, ich suche schöne, nicht hübsche Dinge), reich, klug... Kantenlos halt. Aber er war Itachis Bruder und er hatte mich nun Mal gebeten, ihn mir anzuschauen – oder ich hatte es angeboten. Keine Ahnung, was er von Sasuke erwartete. Würde es nicht reichen, Uchiha Fugaku umzubringen? Dachte er wirklich, der Knabe sei imstande, die traditionelle Polizei Konohas zu führen? Es war seltsam, dass ich einfach Schüler unterrichten konnte, von denen ich wusste, dass sie bald sterben würde. Oder dass ich Haruno als eine Schülerin von vielen, die nur durch ihre aufdringliche Art und Haarfarbe (und ihrem nicht vorhandenen Modegeschmack) auffiel, innert Sekunden vor meinem inneren Augen in einen Teil der anderen Welt verwandeln konnte. Früher war ich überzeugt davon, dass meine wahre Welt die Kunst, die Ewigkeit war., danach glaubte ich an Akatsuki, der Organisation, der ich mich mit Leib und Seele verschrieben hatte. Lange Zeit war ich dazwischen hin- und hergerissen. Aber mittlerweile war mir klar geworden, dass ich beides war. Mörder und Künstler, aber, anders als Deidara, nie beides zur gleichen Zeit. Inzwischen fand ich meine Zweifel von damals lächerlich. Aber das war die letzte Veränderung, die ich durchgemacht hatte: Vom Zweifler zum Wissenden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)