Grün steht dir überhaupt nicht, Shizu-chan! von Malignitas (Shizaya) ================================================================================ Kapitel 4: Ihr könnt mich mal! ------------------------------ 4. Ihr könnt mich mal! Shinra grinste wie ein Honiguchenpferd, das gerade erfuhr, dass sowohl Weihnachten als auch sein Geburtstag morgen stattfinden würden. Shizuo hingegen versank in eine Art Teich von Selbstscham und wünschte sich im Moment nichts sehnlicher als friedlich in jenem zu ertrinken. Eine solche Peinlichkeit in seinem Leben ist ihm noch nie begegnet und die sagenumwobenen Photos von einer einstigen Party erschienen nach dem heutigen Vorfall wie ein Witz, wie eine Kleinigkeit, nicht erwähnenswert. Dies war jener Moment, der ihn bis an sein Lebensende verfolgen würde. Nachts heimgesucht von jenem Ereignis in seinen tiefsten Albträumen, tags über aufgezogen von den anderen, von Shinra, Celty und um Himmels Willen, was würde erst der lächerliche Zirkusfloh dazu sagen, wenn er erfahren würde, was passiert war? Shinras Grinsen wurde breiter und ein selbstgefälliger Gesichtsausdruck machte sich auf dessen Visage deutlich bemerkbar. Shizuo versank sein Gesicht nur noch tiefer in seine Hände. Das alles konnte doch nicht wahr sein. Hier die Situation: Nachdem Shizuo mit Izayas leblosen Körper regelrecht aus dessen Apartment stürmte und wie ein Irrer die Straßen Tokyos runterrasste, während er nahezu hysterisch „Aus dem Weg!“ schrie, trat er ungehobelt Shinras Tür ein und zerrte ihn von seinem neulichen Experiment (irgendetwas mit Halluzinogenen). Als dieser sich endlich Zeit lies und Izaya genauer in seinem Krankenzimmer betrachtete, schob Shizuo solch eine Panik und gab keine Ruh, dass der Arzt keine andere Möglichkeit sah, als ihn rauszuschmeißen. So weit, so gut. Was dann aber passierte, als Shinra einige Minuten später wieder rauskam, hatte Shizuo nicht erwartet. Ohne mit der Wimper zu zucken brach Shinra in einen Lachanfall aus und rief zur selben Zeit unverständliche Dinge, die sich anhörten wie „Oh mein Gott, bist du dumm, Shizuo!“ und „Du hättest dich sehen müssen.“. Im Nachhinein stellte sich also heraus, dass Shizuo völlig umsonst einen Riesenaufstand gemacht hatte und Izaya nur... betrunken seinen Rausch ausschlief. Das einzige Bedenkliche bei der ganzen Sache war sein blauer Fleck an der Schulter und die Tatsache, dass er den Alkohol in seinem Blut anscheinend recht langsam abbaute. „Hahaha… ich kann nicht mehr“, sagte Shinra und lies sich neben den anderen auf sein Sofa fallen, „Aber macht dir nichts draus, so was kann jedem passieren, nen Rausch und ne lebensbedrohliche Situation zu verwechseln, jedem, Shizuo, jedem… jedem Vollidioten auf der Welt!“ Er schrie beinahe den letzten Teil und klopfte nun energisch dem Blonden laut lachend auf die Schulter. „Ehh? Moment mal… wieso ist dein Ärmel so naß?“ Verwundert blickte Shizuo auf seinen Oberarm und klatschte seine Hand nach einer Sekunde verzweifelt auf die Stirn. „Na super… Izaya’s Sabber auf meine Kleidung… besser kann der Tag gar nicht mehr werden“, dachte er sich frustriert. Selbst im Schlaf schaffte dieser Mistkerl ihm das Leben schwer zu machen. Shinra, das Honigkuchenpferd, jedoch sah aus, als ob er gerade erfuhr, dass auch Ostern verfrüht gefeiert werden würde. Die nächsten zehn Minuten stellten sich als die Längsten in Shizuos „prächtigen“ Lebens heraus und ein Schwall von Schadenfreude und Erniedrigungen prasselte auf ihn hinab wie ein dutzend Kübel kaltes Wasser. Nach einer gefühlten Ewigkeit kriegte sich Shinra endlich wieder ein: „Phuuu… mein Bauch tut so weh.“ Shizuo grummelte nur verlegen. „Nun denn, ich mach mich wieder zurück an die Arbeit. Kannst du auf Izaya in der Zwischenzeit aufpassen?“ Shizuo verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke. „Du willst, dass ich WAS mache?“ „Auf Izaya aufpassen. Das kriegst du wohl hin. So heldenhaft wie du ihn schon hergebracht hast, nicht?“ Erneut fing er an zu grinsen. „Wie du siehst, ist Celty nicht da. Außerdem… du würdest doch nicht wollen, dass diese, ah, „Geschichte“ durch unerklärliche Art und Weise an die falschen Ohren gerät? Oder etwa doch?“ Entgeistert starrte Shizuo zurück… das konnte doch nicht sein Ernst sein? Gezwungen antwortete er mit geknirschten Zähnen: „Das zahl ich dir noch heim, du alter Quacksalber!“, durchschritt wütend den Raum mit großen Schritten und knallte die Krankenzimmertür hinter sich zu. Plötzlich war es wieder still. Im Hintergrund war lediglich das leise Piepen eines Herzfrequenzmessers zu hören. Entnervt riss er den nächst besten Stuhl an sich, stellte ihn heftig auf den Boden neben dem Bett und saß sich widerwillig hin. Dass er nun auf Izaya aufpassen musste, hieß noch lange nicht, dass er es gut und gewissenhaft machen werden würde. Mit einem angewiderten Blick sah er zum schlafenden Izaya rüber. Man könnte fast meinen, dass es sich um einen ganz normalen jungen Mann handeln würde, mit seinem weichen Unschuldsengel-Gesicht. Aber Shizuo wusste, was sich dahinter verbarg: Satan höchstpersönlich. „Und da hält sich Izaya noch für einen Gott… pha, lächerlich“, dachte er sich und schnaubte laut auf. Ein Psychopath. Nichts Weiteres war der andere. Konnte nichts anderes sein. Ein Rascheln durchbrach seinen Gedankenfluss: Izaya drehte sich auf die Seite und lag jetzt Shizuo zugewandt. Ein Schmerz verzerrter Gesichtsausdruck machte sich plötzlich bemerkbar. Bauchkrämpfe… wenn man sich so zudröhnt ist es auch kein Wunder. Frustriert gab sich Shizuo geschlagen. Er hasste den anderen wie die Pest, aber ein Sadist wie manch andere gewisse Personen, beispielsweise Shinra und Izaya, war er hundertprozentig nicht. Er nahm die dünne Decke und zog sie Izaya bis zum Kinn hinauf. Anschließend legte er eine Hand auf Izayas Kopf und fuhr ihm langsam durch die Haare. Er erinnerte sich flüchtig daran, wie seine Mutter ihm durchs Haar strich, wenn er im Winter krank wurde, müde war und doch vor Fieber und Bauchschmerzen nicht einschlafen konnte. Nichts half besser an jenen halbverblassten Tagen als die warme, schwere Hand seiner Mutter auf seinem Haupt. Anscheinend war er nicht der einzige, der so dachte, denn ein paar Minuten später entspannte sich Izayas Gesicht und ein flaches, zufriedenes, regelmäßiges Atmen ersetzte das krampfhafte Wimmern… oder die Bauchschmerzen haben einfach aufgehört. Entnervt stieß Shizuo ein Seufzen aus, zog seine Hand jedoch nicht weg. Die Welt war einfach unfair und er, der gefürchteste Mann aller Zeiten, war zu gut für sie. Wieso machte er sich überhaupt Sorgen um so einen Tunichtgut? „Argh… Izaya hin oder her… jeder hätte so gehandelt, oder nicht? Ich mein, ich hätte den wohl schlecht da liegen lassen können, oder? Sowas macht ein normaler Mensch einfach nicht!“ Ja… ein normaler Mensch. So wie er Izaya kannte, hätte dieser ihn einfach eiskalt liegen gelassen, wenn es andersrum gewesen wäre. Mit einem selbstironischen, bitteren Lachen schob er eine Strähne aus Izayas Gesicht und sein Blick wanderte gedankenlos in die Ferne. Er dachte an nichts Spezielles mehr nach, ein wenig über seinen Job, was er heut noch essen würde, wo sich Celty wieder rumtrieb, er versuchte einfach alles um nicht ans Jetzt denken zu müssen. Diese komisch surreale Situation, die hinten und vorne keinen Sinn ergab. „Dieser gottverlassene Shinra…“ Der Arzt war manchmal hinterlistiger als dieser Zirkusfloh. Mit einem Ruck hob er seinen anderen Arm und starrte an sein leeres Handgelenk. Na super, das hatte er doch glatt vergessen… jemand in der Klinik war so schlau ihm seine Uhr abzulegen, während er für „tot“ gehalten wurde. Sie war zwar nicht teuer gewesen aber… nun ja, er musste sich jetzt trotzdem eine Neue besorgen. Wie in den „guten“, alten Zeiten. Sein Gesicht verfinsterte sich. Es geschah, als beide noch in der High School waren. Shizuo bekam eine neue Uhr, die aber leider nicht mehr als drei Tage überlebte. Zum Schwimmunterricht ausgezogen und bei der Rückkehr zwar noch immer da, jedoch war die Uhr nicht mehr ganz dieselbe. Izaya hatte sie so umprogrammiert, das sie ein drittel langsamer ging. Resultat davon war, dass Shizuo zu lange Pause machte, zu spät zum Unterricht kam und obendrein noch einen angekündigten Test verpasste, was ihn um ein Haar Wirtschaft durchfallen lies, wenn der Lehrer nicht so nett gewesen wäre und ihn nachschreiben lies. Die Uhr selbst hatte er nie richten können, sie wurde komplett unbrauchbar. Wie an einem Herd verbrannt riss Shizuo seine Hand weg von dem Schwarzschopf und stand auf. Shinra konnte ihn mal! Er ballte seine Fäuste und starrte auf den bewegungslosen Körper. Es wäre so einfach dem anderen jetzt alles zurückzuzahlen, ihm jeden einzelnen Knochen im Körper zu brechen für jede beschissene Tat, die ihm sein Leben vermasselte. Es wäre so einfach, so einfach. Er zündete sich mit bebenden Händen eine Zigarette an, zog einmal daran und trat sie sogleich wieder am Boden aus. „Nein… Auf dein Niveau werde ich mich nie herunterlassen. Ich würde dir nur ungern wieder in der Hölle begegnen. Da kannst du ruhig alleine drin schmoren!“ Und mit diesem letzten Gedanken stürmte Shizuo hinaus, pfiff auf den Quacksalber und seine Erpressungen und flüchtete hinaus in die dunkle Nacht, die Nachrufe jenes Arztes ignorierend. Er drehte sich schon um die nächste Ecke und wollte schon losrennen, als er in jemanden oder besser gesagt etwas reinstolperte: Celty. Mit einer verwirrten Geste deutete sie auf Shizuo, als ob sie fragen wollte, was gerade los sei. „Ah, Celty… Tschudligung, aber ich halt’s bei Shinra keine Sekunde länger mehr aus. Man sieht sich!“, brach er noch hervor, bis er wieder weiter entnervt losraste. Verwundert blickte sie ihm hinterher. Das Letzte, was Celty noch von ihm sah, war ein Getränkeautomat, der einen Block weiter hoch über einen Gebäudekomplex folg. Mit hastigen Schritten schob sie ihr Motorrat in den Aufzug und einen Augenblick später stand sie feurig Shinra gegenüber, tippte energisch auf die Tasten ihres Geräts den Satz „Was um alles in der Welt hast du gemacht?“ und wehrte erfolgreich eine Umarmungsattacke ab. „Ach Celty, meine Liebes, was hätte ich schon gemacht?“, sagte Shinra in einem süßlichen Ton und versuchte sie von der anderen Seite zu erhaschen. Folglich endete der Abend in einer hitzigen Diskussion (soweit man das so etwas nennen kann, wenn die kopflose Reiterin nicht wörtlich „diskutieren“ kann), was das Resultat mit sich zog, dass Shinra einsam und verlassen die Nacht auf dem Sofa verbringen musste. Keiner der dreien bemerkte, wie Izaya erneut verkrampfte und verschwommene Worte murmelte, nachdem Shizuo gegangen war… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)