Schicksalswege von Sopschild ================================================================================ Kapitel 1: Wind und das Geheimniss der Weisheit ----------------------------------------------- Im Traum bin ich manchmal auf schwarze Turmzinnen gestiegen, und blickte hinab auf nachtschwarze Seen, dunkel wie blanker Stahl. Ich spürte den Wind, der über mein Gesicht strich, kalt vom Schnee der Berge, und schmeckte das Leben, die Lust. Kostete die Sehnsucht, kratzte an der Zeit. Während der Mond ein silbernes Loch in die Nacht brannte, und ich begriff, dass es in all der Dunkelheit immer Licht gab. Dass die wohl stärkste Hoffnung jene war, die aus Verzweiflung wuchs. In der Schwärze der Nacht, betrunken vom Glück der Hoffnung legte ich meine Träume aus. Schreite sanft voran, dass du nicht auf meine Träume trittst! Klein. Klein und groß zugleich lag ihre Hand in seiner. Damon Salvator. Kind der Nacht. Trostlos hob er sein Glas. Whiskey. Er hatte einen unverwechselbaren Geruch, in alten Fässer gelagert, bis er reif genug für den Genuss war. Je älter desto besser, ob das auch für Ramona galt? Sie musste wahrlich gut sein, würde dies stimmen, doch hieß Alter nicht gleich Weisheit. Ramona wusste viel, zweifelsohne, sie hatte Dinge gesehen und erlebt, von denen Mancher nicht einmal zu träumen wagte, und manchmal war sie sich nicht sicher, ob sie ihre Vergangenheit vielleicht doch nur ein Traum war, zu unreal kamen ihr die Ereignisse vor, aber ein umfangreiches Wissen war noch lange keine Weisheit, davon war Ramona überzeugt. Unbewusst bewies sie mit dieser Einstellung wahre Weisheit. „Wisst ihr, ich kenne euch nicht, und wahrscheinlich wollt ihr mich nicht kennen lernen, denn es ist mein Ding ein Arschloch zu sein,“, er war betrunken. Es vermochte eine Menge Alkohol einem Vampir, einem Kind der Nacht die Zunge zu lockern, anscheinend hatte niemand bemerkt, das er schon die halbe Bar geleert hatte, dass er versuchte zu vergessen, „ aber wisst ihr, ihr erinnert mich an wenn.“ Seine Augen füllten sich mit Traurigkeit. „Catherine. Ich liebte sie. Ich hätte alles für sie getan!“ Ramona blinzelte. Es roch nach Zeit, es roch nach Herzschmerz. „Wirklich alles! Und was macht diese Miststück?!“ Er schlug das Glas klirrend auf den Tresen. Verzweiflung war ein zweischneidiger Schwert. Eine Weggablung die nur zwei Optionen zuließ, denn es ging immer voran, unter ständigen Wachstum wandelt sie sich entweder in Hoffnung oder Hass. „Sie betrügt mich erst mit meinem Bruder, reißt mir das Herz heraus und dann verschwindet sie! Ich dachte sie würde auf mich warten, doch ich bin ihr egal, war es schon immer.“ Zum Ende hin wurde seine Stimme immer leiser. Es gab auch keinen Grund laut zu sprechen, manche Worte bedurften es nicht laut gesprochen zu werden. „Es tut weh!“ Ramona nahm ein Schluck von seinem Whiskey. Natürlich tat es das, dass tat es immer, es waren die närrischen Herzen, die stets nach Liebe und Wärme strebten. Es gab einen Grund warum der Verstand über das Herz wachen sollte. „Wisst ihr, vor sehr langer Zeit,“, begann sie, „Dachte ich nicht geliebt zu werden bedeutet Schmerz. Heute weiß ich, zu lieben ist der wohl größte Schmerz.“ „Was soll ich tun?“ Es war komisch mit einer fremden Person, grade erst gesehen, seine intimsten Gedanken zu teilen, doch manchmal war es leichter, als mit einem Freund zu sprechen. „Wie viele Schmerzen kann ein Mann erleiden, bis er zerbricht?“ - „Ihr solltet niemals vergessen, es sind die Seelen die die meisten Narben tragen, welche wahrliche Größe beweisen.“ Das Dinner begann sich langsam zu leeren, es war weit nach Mitternacht. Für die Menschen hatte die Zeit noch eine Bedeutung. Sie mussten Schlafen. „Wozu? Was nützt uns der Schmerz, die Verzweiflung und die Narbe? Um Größe zu erlangen? Das ich nicht lache!“ Seine Augen verdunkelten sich. Er glaubte ihr nicht. Er verstand sie nicht. Doch wusste sie, sein Herz war aus jenem närrischen Stoff der Helden gemacht, und nicht umsonst hing an ihm ein Hauch von Zeit. Die Götter hatten sie zu ihm geführt, weil ganz gleich wie man es wenden und drehen würde, es war auch seine Geschichte. „Der Zeit ist ganz gleich wie ihr flucht, eines Tages werdet ihr es verstehen. Wer den Regenbogen will, muss erst den Regen akzeptieren.“ - „Schätzchen! Komm mir jetzt nicht mit so einem Meister Yoda-Scheiß! Dafür bin ich nun wirklich nicht betrunken genug!“ Er war ein Narr nicht auf ihren Rat zu hören. „Das Herz kann nur Lieben was es auch verlieren kann. Die Zeit wird dir Antworten bringen, wenn du älter bist.“ Er lachte freundlos auf. Was dachte sich diese Person? Er war älter als sie es jemals werden würde, er ging auf die 200 Jahre zu! Als habe sie seine Gedanken gehört, verließ ein helles Lachen Ramonas Kehle. Ihr Lachen klang wie der Wind, sanft und wild zugleich. „Ich weiß was ihr sagen wollt; Ihr seid älter als ihr scheint, doch sag ich euch, ihr seid jung und alt zugleich. Genauso wie ihr tot und lebendig seid.“ Verdammt! Sie wusste es. Sie wusste wer Damon war. Sie wusste WAS er war! Wer war sie? Doch die Frage blieb unbeantwortet, verschwunden war sie. Damon bemerkte nicht wie sie ging, bemerkte nicht wie sie sich davonstahl. Sie schien wie in Luft aufgelöst, geblinzelt hatte er und plötzlich war sie weg. Fortgewaschen vom Meer der Zeit – und Damon war sich nicht mehr sicher, ob dies nur ein Traum war. Wer war sie? Was war sie? Später, flüsterte der Wind. Ein andermal. Du wirst sie noch oft finden. Und oft verlieren. Es war leicht zu rennen, so leicht. Ramona rannte mit dem Wind, sie war ein Teil von ihm. Die Menschen denen sie begegnete hoben nicht einmal die Köpfe im Regen, denn sie war nur der Wind, und plötzlich füllte sich Ramonas Herz mit bedauern, die Menschen wussten so wenig von der Welt, von ihren Wundern. Zugleich kannten sie ihren Irrwege nicht, und widerwillig musste Ramona zugeben: Unwissenheit war ein Segen. Sie machte sich zu viele Sorgen. Wie oft wurde ihr dies gesagt, doch wenn sie es nicht tat, wer sorgte sich dann? Sie lief weiter, vorbei an den Menschen und ihrer Welt. Sie wollte stehen bleiben, die Wunder betrachten, doch sie ermahnte sich selbst. Vergiss sie, dachte sie, während sie den Wind und die Zeit schmeckte. Sie sind bald schon Vergangenheit. Doch das, was kommen wird, kannst du vielleicht noch ändern. Oder war das Leben am Ende doch nur ein Labyrinth aus Schicksalswegen, aus dem es kein Entrinnen gab? Denk nicht! Vor nicht all zu langer Zeit waren die Wälder Ramonas Zuhause gewesen. Versteckt in der Dunkelheit hielt sie sich fern von den Geschicken der Welt. Sie wollte vergessen, den Schmerz, die Trauer, die Liebe, die die Zeit mit sich brachte. Es kam ihr vor wie gestern, und vielleicht war es das auch gewesen, denn die Zeit hatte schon lange ihren Klang für Ramona verloren, als die Vision über sie kam. Ramona wusste nicht was schrecklicher war, dass die Götter nach all der Jahrhunderte sich wieder an sie wandten, oder die Gesichter die sie sah. Als sie aufwachte lag sie im Moos, fühlte sich klar wie lange nicht mehr. Die Bestie, Schattenreißer, dem sie die Kontrolle überlassen hatte war gewichen, ihr Verstand regierte wieder. Mit Schrecken erinnerte sich Ramona an ihre Vision; Donner flog über das Land, dicht gefolgt von Feuer und Tod. Sonne und Mond verbündeten sich und schufen schreckliche Kreaturen, weder Kind der Nacht, noch des Mondes. Der Taghimmel verdunkelte sich und zu Tausenden kamen Krähen und Raben, um sich an den weißen Körper der toten Kinder zu mästen, zerrissen durch die unstillbare Gier der neuen Wesen der Finsternis, die sich an ihrem Blut weideten, bis die Welt selbst im Morst aus Blut und Asche versank. Ramona war lange genug im Dienste der Götter, um die Vision zu deuten; Der Sonne-Mond-Fluch würde gebrochen werden. Es gab nur einen, der die Macht und das Erbe dazu besaß: Klaus. Allein sein Name erfüllte Ramona mit Abscheu. Sie folgte seiner Spur und ihr Weg führte sie nach Mystic Falls, als der Geruch der Zeit ihr in die Nase stieg und sie zu Damon führte. Sie hoffte einen Verbündeten gefunden zu haben, geschickt von den Göttern, doch war sie noch nicht gewillt mit offenen Karten zu spielen, sowieso und überhaupt war dieses Spiel viel spannender wenn es nach ihren Regeln gespielt wurde. Sie lachte, während sie weiter rannte, immer weiter in die Wälder, schon bald würde sie ihr eigenes Gesicht offenbaren, doch bis es so weit war, würde sie sich mit der Frage befassen, ob das was die Götter vorsahen unweigerlich wahr werden würde, oder wahr werden könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)