Schneestürme aus der Hölle von Inzestprodukt (ehemals 'Sie können dich zerbrechen') ================================================================================ Kapitel 8: Am Ende bleibt nur 'ich' und 'ich' --------------------------------------------- Es hat lange gedauert aber ich konnte mich irgendwie nicht so richtig damit anfreunden, muss ich sagen. Allerdings ist es wichtig also… have fun ; ) ------------------------------------------- „Ausgerechnet als 16-Jähriger! Ich meine, ich habe ein langes, erfülltes Leben geführt. Ich bin im Alter glücklich und friedlich gestorben, warum ausgerechnet im pubertären Körper meines 16 Jahre alten Ichs? Wahrscheinlich fährt mein Verstand bald auch auf den Status runter und ich bediene mich wieder der unflätigen Gossensprache, die zu der Zeit mein Eigen war.“ „Komm klar du bist auf einer Erbse ausgerutscht und dann in einen Trombosestrumpf gefallen, der dich irgendwie erdrosselt hat.“ Entgeistert drehte Setsuna den Kopf zur Seite, glitt aus der Schiene seines Selbstmitleids heraus und bemühte sich, möglichst vorwurfsvoll auszusehen, nachdem Kato einen tiefen Zug von seiner Zigarette genommen hatte. „Und ausgerechnet deine Seele wurde aufbewahrt, weil…?“ Selbstgerecht breitete der junge Mann mit den dünnen, blonden Haaren die Arme aus und grinste mit dem Glimmstängel im Mund. „Weil ohne den Meister nichts läuft, mein Alter.“ „Zu deiner Information, ich bin nicht auf einer Erbse ausgerutscht und nicht an einem Trombosestrumpf verendet!“ „Dann war es halt eine Bohne und eine lange Unterhose, mir doch egal.“ „Ich bin friedlich eingeschlafen!“ „Ist ja mal richtig öde, du hast für Himmel und irgendwie auch Hölle gekämpft und verreckst beim Pennen? Ich bin enttäuscht, Set-Chan.“ „Und nenn mich nicht Set-Chan, ich bin wesentlich älter als du!“ „Hast doch gerade selbst gesagt, dass du grad 16 bist. Also für dich bitte Kato-Sempai, Set-Chan! “ Mit einem Stöhnen fuhr sich der Angesprochene durch das kurze Haar, nahm sich nun vor den anderen mit seinen frechen Aussagen zu ignorieren; nur würde das nicht lange funktionieren, denn seine Befürchtung bezüglich des jugendlichen Geistes würde sich vermutlich noch bewahrheiten. Da spricht die Weisheit des Alters aus dir, verabschiede dich schon einmal davon, Setsuna… „Also? Ich will wieder meine Ruhe, vom Kampf mit Gut und Böse hab ich die Nase voll, wann können wir starten?“ Wieder blies Kato den Rauch heraus; woher er die Zigaretten hatte, war dem Gegenüber ebenso ein Rätsel. „Uriel sagt, wir würden es wissen.“ „Bitte was?!“ Mit einem Ruck setzte sich der gerade erst Niedergelassene auf, starrte fassungslos in das Gesicht des anderen Mannes, ehe er sich schlagartig die Haare raufte. „Wir wissen von gar nichts! Weniger Informationen kann man gar nicht haben, ich weiß nicht mal, warum wir hier sind! Warum ausgerechnet wir hier sind! Warum ich und warum du?!“ „Fertig, Prinzessin? Komm runter und warte ab, mehr bleibt uns gar nicht übrig.“ „Und auf was sollen wir warten? Auf irgendein überirdisch göttliches Zeichen? Auf eine Brieftaube mit Überraschungslieferung?“ „Oh man du armer Tropf das Leben hat dir das Hirn noch weicher gespült. Brieftaube? Hat sich die Welt zurückentwickelt?“ Kato erhob sich, streckte sich einmal ausgiebig und warf den Rest seiner Zigarette zu Boden, trat sie aus und hob sich die Hand über die Augen. „Was ist? Schirmst du potenzielle Gehirnzellen ab? Sonne ist hier nicht.“ Setsuna konnte sich wirklich nicht erinnern, in letzter Zeit so eine schlechte Laune gehabt zu haben… Allerdings erntete er mit seiner Aussage lediglich ein spöttisches Schnaufen – und vermutlich einen Eintrag auf Katos imaginärer Racheliste. „Hast du wirklich gar keine Idee, was los sein könnte? Ich meine die haben Rosiel auf ihrer Seite, Jibril ist wieder da, Uriel lässt sich manchmal blicken und Alexiel hat auch wieder einen hohen Posten bekommen… und wenn ich noch richtig informiert bin, ist irgendwas Friedliches mit Luzifer vereinbart… wozu brauchen die dann…. Oh nein...“ Bisher hatte der ehemalige Junkie den Monolog der kleinen Mikrobe schlichtweg ignoriert, doch nun hob er eine der Augenbrauen und drehte den Kopf, blickte ihn mit einem geäußerten „Hm?“ beinahe interessiert an. „Was? Kneift’s Höschen?“ „Ich ahne einfach nur… ein Putsch. Ein Hinterhalt, ein neuer Diktator… ich will den ganzen Mist nicht schon wieder, hundert Jahre hin oder her, es können tausend vergehen aber… bitte nicht… Hey Uriel!“ Einen Satz nach vorn nehmend reckte er die Hände in die Luft und hoffte, dass wenigstens sein Ärgernis an den Engel heran dringen würde, wenn dieser sich schon nicht blicken ließ. „Irgendwer hört das und kann Postbote für dich spielen! Warum sollten wir uns unseren Arsch für dich aufreißen, wenn wir sowieso schon tot sind?! Da geht doch der ganze Reiz flöten! Außerdem kannst du deine Kumpel zusammentrommeln, sollen die dir doch helfen! Ich hab einfach kein Bock… HEY!“ „Halt endlich den Rand, deine Stimme raubt mir den letzten Nerv!“ Mürrisch wischte Kato sich die Hand ab, pulte noch etwas Dreck zwischen den Fingern weg, mit denen er Setsuna gerade noch abgeworfen hatte und angelte wieder nach den Zigaretten in seiner Brusttasche, doch eine andere Hand kam ihm zuvor und nahm kurzum die ganze Schachtel an sich. „Schuldest du mir eh noch.“ „W-Was?“ Irritiert drehte sich der Blonde zur Seite, wobei er die Stimme unter tausenden erkennen würde; nur hatten sie ihn das letzte Mal als personifizierte Boshaftigkeit gesehen, wegen diesem Kerl war er hopps gegangen und verdammt, warum lagen seine Haare eigentlich immer besser?! „Kira?! Wo zum Geier hast du gesteckt? Oder muss ich niederknien und dir deine schwarzen Stiefel lecken? DU Penner hast uns…!“ „Hast du irgendwo Feuer?“ „Spuck doch welches, liegt bei euch ja in der Familie, Angeber!“ Wieder langte der Schwarzhaarige mit langen Fingern in die Hemdtasche des Blonden und angelte sich das Feuerzeug heraus, klemmte sich eine der Zigaretten in den Mund und verhalf ihr zum ersten Lebenshauch; sagenhafte viereinhalb Minuten würde sie leben, dann würden die Geschwisterchen folgen. „Du verwechselst mich.“ „Mir scheiß egal!“ Er konnte es ihm nicht verzeihen; diesen Verrat, alles, was er ihnen angetan hatte. Dass er ihn allein gelassen hatte; alles war gelogen. Nicht, dass Kato nie belogen worden wäre – sein halbes Leben baute auf einer Lüge auf. Zudem war Sakuya Kira nie seine große Liebe gewesen; Homoerotik war sowieso nicht seine Sache. Er war nie sonderlich leicht zu verletzen gewesen. Vielleicht, weil er immer verletzt wurde; es glich einer Normalität, wieso sollte er sich gegen seine Bestimmung auflehnen? Dass er ihm nun aber so scheinbar selbstverständlich gegenübertrat und die Frechheit besaß, die ganze Show vor mehreren Jahrzehnten einfach zu überspielen, war ihm beinahe zu viel. „Ich meinte damit eher… ich bin nicht Luzifer. In meiner Familie spuckt niemand Feuer. Tag, Setsuna.“ Im Gegensatz zu Kato schien sich der andere über das plötzliche Erscheinen Kiras zu freuen, denn auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln und auch zu einer Umarmung ließ er sich hinreißen – inwiefern diese erwidert wurde, sei dahingestellt. „Was bringt dich hierher?“ „Vermutlich derselbe Luxusurlaub am Strand, wegen dem auch ihr da seid.“ „Du hast also auch keine Ahnung. Toll.“ Feindselige Blicke bespickten den Schwarzhaarigen, doch dieser ignorierte Katos gewohnte Aggressivität und streckte sich einmal ausgiebig; es tat gut, wieder in einem Körper zu stecken. Auch wenn er nicht sagen konnte, was in all den Jahren mit ihm geschehen war. Er hatte sich geborgen gefühlt, beschützt. Niemand hatte Erwartungen an ihn gehabt und er konnte sich endlich von der Zeit mit Luzifer in seinem Geiste erholen. Das Bewusstsein, dass dort stets ein anderer gewesen war, hatte ihm nicht gut getan, er hatte zu viele der Eigenschaften des Höllenfürsten angenommen; auch wenn sein ganzer Charakter auf eigener Arbeit beruhte. Manchmal kamen Gefühle hoch, die einen uralten Zorn vermuten ließen… Und diese waren weder sonderlich produktiv noch wünschenswert, er fühlte sich dann einfach… falsch im eigenen Körper. Das war ja nun zum Glück vorbei; dennoch bestand weiterhin eine emotionale Verbindung zum Erlebten – nicht vollkommen, die hatte er auch vorher nicht gehabt. Sakuya hatte weder etwas mit den Satanen anfangen können – lediglich das Wissen, dass sie gefährliche Wesenheiten waren – noch den Engeln, denen sie begegnet waren; nicht einmal Sariels Aussage bezüglich ihm und Michael hatte er verstanden, die Situation hatte ihn, wenn seine Erinnerungen ihn nicht vollkommen trübten, derart überfordert, dass sogar Wut mit aufgeschäumt war. Wer war er zu diesem Zeitpunkt und warum waren all diese Personen so versessen auf sein Gesicht? Im Endeffekt war die Antwort nachvollziehbar, doch das bewies ihm nur, dass er sich zu weiten Teilen gegen Luzifers Erinnerungen gewehrt und wohl auch gewonnen hatte; oder wollte dieser nicht, dass er über Wissen verfügte? Hatte er am Ende gewonnen? Wie sollte er sich denn auch mit dem Fürsten der Unterwelt messen können? Diesen würde er ja nicht mehr an sich heran lassen, das war vorbei. „Also… was soll die Scheiße jetzt?“ Kato unterbrach den Ausflug Kiras in dessen persönliche Gefühlswelt und holte ihn zurück auf eine sachliche Ebene – insofern man die vulgäre Sprache des Blonden als sachlichen Standpunkt sehen konnte. Fragend hob er die Augenbraue an, erntete wieder nur einen verächtlichen Blick; das würde ja wirklich spaßig werden, wenn der andere ihm nicht verzieh. Von Katos Taten nach seinem Tod war er nicht informiert, leider. „Zieh nicht so eine Fresse. Uriel gibt uns nur eine scheiß Information und taucht dann nicht mal auf und ganz ehrlich, damit können wir eh nicht viel anfangen, wir können schlecht hinspazieren und sagen ‚Yo was geht können wir was tun?‘“ „Warte mal“, setzte nun auch Setsuna an und verzog das Gesicht, als Katos Zigarettenqualm ihn traf. „Ich dachte, du weißt von nichts?“ „Das ist nichts!“, fauchte der Blonde zurück, paffte dann engstirnig wie eh und je weiter. „Und welche Information wäre das?“, setzte nun Kira eine Frage in die Runde, schob sich die Hände in die Hosentaschen. „Was wohl“, wedelte der andere mit der Zigarette und seufzte genervt. „Luzifer.“ ------------------------------------------- So wem es aufgefallen ist: Die Kapitel bekommen endlich Namen, wuhu :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)