Unfälle von DhalaElenaAngel (Was Fehler ans Licht bringen können) ================================================================================ Kapitel 3: Mein Kind??? ----------------------- Düster starrte Ron aus dem Fenster. Er verstand es nicht! Wie hatte sein bester Freund einfach so verschwinden können?! Nein, sicher war er nicht einfach gegangen, nicht, ohne Hermine und ihm, oder wenigstens den Zwillingen Bescheid zu sagen! Ja, Harry hatte schon zu flüchten versucht. Mit seinem Besen, zu Fuß, unter dem Tarnumhang. Immer wieder, aber er war nie weiter, als bis Hogsmeade gekommen. Man hatte ihn sofort gefunden und jedes Mal zurückgebracht, wobei die Strafen auch immer drakonischer geworden waren. Seit Mitte letzten Jahres hatte er es auch einfach gar nicht mehr probiert. Harry hatte seine Hoffnungen, flüchten zu können, schon lang aufgegeben. Aber wo war er dann? Ron wusste, Neville war mit dem Jüngeren zusammen Kräuter suchen geschickt worden und nicht zurückgekommen. Und Longbottom war mitten in der Stunde abgehetzt aufgetaucht, hatte geplärrt, dass Harry zu tief in den Wald gerannt sei und nicht mehr aufgetaucht war. Jeder glaubte dem ehemals dicklichen Jungen. Nur Hermine und er nicht. Denn sie wussten, dass Harry eigentlich Angst vor Wäldern hatte, vor Allem, wenn sie so dicht und düster waren. Schon ein Mal war er von seinem Onkel in einem davon ausgesetzt worden. Für ein paar Stunden nur, doch das hatte den damals Vierjährigen geprägt. Noch heute fuhr er bei jedem Geräusch herum, das klang, wie ein Tier oder ein brechender Ast. Nein, nicht Harry war zu tief in den Wald, wenn überhaupt, dann war es Neville gewesen. Und der log. Ob er auch noch wegen was Anderem log? Oh, er hatte Harry immer im Auge und es war ihm aufgefallen, dass sein kleiner Freund, auch seit letztem Jahr, nicht mehr mit Neville hatte allein sein wollen. Als habe er sich vor dem angeblich so friedlichen Mitschüler gefürchtet. Und Harrys Menschenkenntnis hatte sich bisher immer als hervorragend herausgestellt. „Ron?“ Der Angesprochene wandte sich um. „Mine, “ lächelte er traurig. Hermine setzte sich neben den Anderen, lehnte sich an ihn. „Er... ist einfach weg, “ sprach sie leise. „Niemand hat was von ihm gehört und gesehen, seit zwei Tagen... die Auroren hatten mit ihrer Suche auch keinen Erfolg. Sie sind gerade für die Nacht zurückgekommen...“ Ja, nachdem Dumbledore das Verschwinden hatte melden müssen, hatten sie hier nicht mehr nur Dementoren und ein paar Auroren, um diese in Schach zu halten, sondern fast jeder einzelne Auror von Schottland schien unterwegs zu sein, Harry zu suchen. Sie wusste auch von ihren Eltern, dass gestern Englandweit auch in Muggelzeitungen ein Aufruf erschienen war, mitzuhelfen, einen Jungen zu suchen, daneben Harrys Foto. Dabei wusste sie, dass er nicht wegrennen konnte. Nur der Minister und die Reporter wussten es nicht. Und die Lehrer – nun die taten entweder so, als wäre nichts geschehen oder taten schrecklich entsetzt. Nun, wo es zu spät war! Dabei hatte jeder Blinde sehen können, dass es Harry auch die letzten paar Jahre nicht gutgegangen war und da hatte sich Niemand um den Jungen gekümmert! Was würde wohl passieren, wenn sie ihn fanden? Sie würden ihn zurück schleifen, zu Dumbledore, zur Schule, zurück zu seinen Verwandten und Alles würde noch schlimmer werden. Aber Ron und sie, sie waren auch nur Kinder. So, wie die Zwillinge. All die Wunden, die ihr Freund hatte, es war zu viel für sie, sie brauchten einen Erwachsenen, aber Niemand schien bereit, Harry zu schützen. Sie alle sahen ihn als Helden, als der magischen Gesellschaft verpflichtet, als unkaputtbar, Niemand sah, wie schmerzhaft dünn er war, wie er hinkte oder wie seine Hände zitterten. Sie wollten es nicht sehen, die Lügen zu glauben, war so viel einfacher! „Ich mache mir solche Sorgen, es regnet fast ununterbrochen und er hat doch Angst im Dunkeln! Sicher ist er krank...“ Ron seufzte etwas, strich Hermine über die Haare. Ja, Harry hatte panische Angst vor Dunkelheit, darum hatte er seinem Freund eine Art magisches Kindernachtlicht mitgebracht, so, dass immer ein warmer Schimmer für den Jüngeren die Dunkelheit vertrieb. Und ja, es schüttete wie aus Kübeln. Der verregneste Herbst seit Jahren hieß es. Sicher gefolgt vom wohl härtesten Winter seit Langem und Harry war da draußen. Harry, der schon bei etwas Zug sofort krank war. „Ich würde ihn auch suchen, “ gab er leise zurück. „Aber wo könnten wir hin, wo die Auroren nicht schon waren?“ „Oder deine Brüder, “ fügte Hermine an. „Sie suchen schon alles ab... und er ist immer noch irgendwo da draußen...“ Ron nickte, sah wieder raus, wo es dunkel wurde. Und zwischen den Bäumen würde sicher kein Mondstrahl den Boden heller machen. Sie wussten, dieser Professor Lupin hatte Harrys Zauberstab gefunden und dem Ministerium mit was Anderem übergeben, aber was das gewesen war... das hatten sie nicht rausfinden können. „Ich.. hab was über Lupin rausgefunden, “ erklärte Hermine. Sie hatte den Mann überprüft, denn mit Verteidigungslehrern hatten sie bisher nur riesige Probleme gehabt. „Und ich denke, er macht sich mehr Vorwürfe, als sonst Jemand...“ „Warum?“, fragte Ron, richtete sich etwas mehr auf. „Professor Lupin, ich habe Bilder von früher gefunden, er war mit James Potter eng befreundet, ich denke, er ist hergekommen, um was für Harry zu tun,“ druckste Hermine herum. Sie mochte den sanften Mann, den sie bisher nur ein Mal im Unterricht gehabt hatten, wirklich gern. „Oh, “ stellte Ron überrascht fest. „Mal kein Todesser, was für eine angenehme Abwechslung. Und kein Irrer. Das nenn ich mal was.“ Dann aber seufzte er. „Aber er konnte nichts tun. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, vielleicht, aber nun ist er verschwunden...“ „Aber wenn er wiederkommt!“, begehrte Hermine auf, holte einige Bilder heraus, die sie heimlich gemacht hatte, während Ron und die Zwillinge Harry versorgt hatten. Unter Jedem stand Datum und Uhrzeit, sowie Alles, was sie über die Verletzung von ihrem Freund erfahren hatte. „Wir gehen morgen zu ihm und zeigen ihm das!“, bestimmte das lockige Mädchen. „Ich will, dass Irgendwer Harry endlich hilft! Denn sonst... wenn sie ihn finden und zurückbringen... weißt du noch, wie er aussah, als das bei seinen letzten Versuch, wegzurennen, passiert ist?“, sie hielt ein Bild hoch. Harrys Oberkörper, übersät mit Narben, offenen Wunden und Blut, das einfach nicht zu fließen aufhören wollte. „Da kam er aus dem Büro des Alten!“ „Meinst du wirklich, wir können ihm so vertrauen?“ „Ich denke, “ nickte Hermine entschieden. „Und... ich habe Abzüge davon meinen Eltern geschickt, sie gebeten, die weiter zu versenden, mit der Eule, von der ich dir erzählt hab, die sie sich gekauft haben, damit sie mir hier Briefe schicken können...“ „Und... an wen bitte sollen sie es schicken?!“, fragte Ron entsetzt. „Sie sind Muggel! Was bitte können sie tun?!“ „Es geht ans Bord der Schulverwalter von Hogwarts,“ gab Hermine hart zurück. „An den Quibbler, den Tagespropheten und das Ministerium. Werden wir doch mal sehen, was passiert!“, oh, sie konnte aufbrausend sein und man hatte ihren kleinen, hilflosen Freund in ihren Augen ein Mal zu viel schwer verletzt. „Oh, oh...“, murmelte Ron. „Weißt du, was...?“ „Es ist mir gleich!“, knurrte Hermine. „Ich weiß, dass man ihm eingeredet haben muss, dass er es verdient hat, aber das hat er nicht! Und ich werde dafür sorgen, dass alle Welt erfährt, dass der Alte ihn auch quält und Dinge verschweigt! Werden wir doch mal sehen, wie lang er noch damit durchkommt! Denn auch, wenn er das Ministerium tot bekommt, mit der Presse ist das immer so eine Sache, “ sie lächelte eisig. „Und hab ich die Fotos erwähnt, die ich ans Muggelsozialamt geschickt habe? Zusammen mit der Adresse der Dursleys und einer Beschreibung von Harrys Unterbringung?“ Überrascht sah der Rotschopf auf. „Wow, “ stellte er leise fest,. „Ich will nicht in deinen roten Büchern auftauchen.“ Ja, Hermine zur Feindin zu haben, schien ihm mehr als gefährlich. Die lockige, junge Hexe lachte leise, umarmte den Anderen und küsste ihn auf die Wange. „Dann solltest du nichts tun, was mich so in Rage versetzt, “ gab sie zurück, kuschelte sich an den Anderen. „Wir müssen rausfinden, was Longbottom verdammt noch Mal mit Alledem zu tun hat, “ erklärte sie. „Und dann... sehen wir weiter.“ Auch sie hatte gewisse Vorbehalte gegen den Jungen, die sie aber auf absolut nichts stützen konnte. Es war, wie bei Harry, nur ein dummes Bauchgefühl. Ron nickte, nahm Hermine in den Arm. „Wir werden dafür sorgen, dass endlich mal Jemand für Harry da ist,“ murmelte er. Auch, wenn er selbst sich schwer tat, Erwachsenen noch zu trauen, nach Allem, was Harry ihm erzählt – oder in einigen Fällen oft bedeutender – verschwiegen hatte, um ihn zu schützen. Jaden schnüffelte erneut, etwas war seltsam, urteilte er. Es hatte erst vor Kurzem aufgehört, wie aus Kübeln zu schütten. Es regnete zwar immer noch, aber nicht mehr mit dieser unglaublichen Gewalt, denn am Ende waren es nur noch Zauber und der ausgehobene Graben gewesen, der verhindert hatte, dass ihr Lager überschwemmt worden war. Und auch die konnten nicht ewig halten. Na ja, in zwei Tagen sollte das Wetter sich wohl wieder ändern, dann würde es besser werden, das sagte ihm sein Gefühl. Allerdings war da etwas, das ihn störte. Ein Geruch, der da eigentlich nichts zu suchen hatte. Etwas wie Fenrir, aber gemischt mit noch etwas, nicht die Duftmarken des Alphas, der wie er heut das erste Mal hier war. Niemand durfte allein in den Wald, ob jung oder alt, was der Silberhaarige durchaus auch auf sich bezog. Es war aber auch, unter der Nase des Feindes, das weitaus Vernünftigste. Man musste keine unnötigen Risiken eingehen. Erst vor einigen Tagen waren mehrere Leute dem Lager viel zu nah gekommen. Auroren auch noch. Aber zum Glück hatten die Schilde gehalten. Die Frage war nur, was zum Henker diese Idioten so tief in einem Wald getrieben hatten, den sie nicht verstanden. Na ja, sie waren wieder abgezogen. Aber vielleicht würden sie wiederkommen. Darum waren Fenrir und er heute los, um rauszufinden was bei Merlins verrotteten Bällen diese Idioten im Wald gesucht hatten. Nicht, dass es ihnen auch gefährlich werden würde. Allerdings – eine der Gefahren wollten sie sogar bei sich haben. Seit klar war, dass der Gefangene Sirius Black es geschafft hatte, aus Azkaban zu flüchten, war ihr Alpha auf eine seltsame Weise nervös, hinterließ an eigentlich gefährlichen Stellen Duftmarken, um dem Andere zu zeigen, dass er hier war. Jaden vermutete, dass der Andere sein Gefährte war, darum war Fenrir in den letzten Jahren auch oft unnötig aggressiv gewesen und nun… war er aufgeregt. Verständlich. Aber das war nebensächlich. Er schüttelte die Gedanken ab, konzentrierte sich wieder auf den Geruch, den er wahrnahm, wandte sich um und sah sofort, dass nicht nur er es roch. „Alpha, du warst doch noch gar nicht hier...“, sprach er ruhig. „Aber es riecht stark nach dir und...“ „Nach Sirius Black,“ gab Fenrir knapp zurück. „Und ich weiß, dass er nicht hier war! Ich hätte ihn nicht verpasst und er mich auch nicht!“ „Das.... kann nicht sein,“ sprach Jaden leise, er blickte sich aufmerksam um, stockte dann. Eine Schleifspur, kaum zu sehen, doch er war gut in seinem Job. Das Rudel zu schützen. „Hier sind Schleifspuren, im Moos... und Beeren auf dem Boden.“ Fenrir kniete sich hin, strich über eines der Blätter, die zertreten im Matsch klebten, roch daran. „Blut, “ stellte er düster fest. Und es roch wirklich nach ihm. Auf eine Art, wie es nur... bei einem eigenen Kind möglich war! Aber...! Sirius, er konnte doch nicht schwanger geworden sein! Das hätte er ihm doch gesagt! Sie waren immerhin nach dem ersten Treffen, ein Jahr später wieder zusammengekommen! Gut, der Andere hatte sich in der Zeit geändert, war bedrückt gewesen und weniger verspielt, aber Merlin, er hatte nur gedacht, dass er älter geworden war und durch seinen Job Seiten am Mensch sehen musste, die er nicht sehen wollte. Hatte er das Kind vielleicht weggegeben? Das konnte er sich nicht vorstellen! Niemals! Aber... Nein, Kommando zurück. Keine Annahmen oder Ähnliches. „Folgen wir der Spur, “ bestimmte er knapp. „Dann bekommen wir eine Antwort, davon gehe ich mal aus.“ Mit den Worten folgte er der Spur. Es war nicht leicht, denn die gebrochenen Blätter und Zweige hätten auch gut von dem heftigen Regen kommen können. Es ging noch ein Stück tiefer in den Wald, ohne, dass die Spur deutlicher geworden wäre. Wer auch immer hier entlang gewesen war, es war mindestens zwei Tage her gewesen. „Da, “ merkte Jaden an. „Das muss es sein. Merlin, wer passt denn da rein?!“ Lange beobachtete Fenrir das kleine Erdloch. Es musste halb natürlich entstanden sein. Unter einer mächtigen Wurzel eines alten, hohen Baumes. Ein Fuchs würde es genutzt haben. Aber der war da sicher nicht drin. Es roch streng nach Urin. Und nicht nach dem eines normalen Tieres. „Warte hier, “ befahl er knapp. „Ich sehe nach, was...“ „Sollte... ich das nicht lieber tun, Alpha?“, fragte Jaden vorsichtig. „Du... bist wichtig und...“ Fenrir verdrehte die Augen. „Glaub mir, ich bin nicht unfähig und bei dem Blut... gehe ich nicht von einer Gefahr aus, “ gab er knapp zurück. Ohne weiter auf den Befehl einzugehen, lief er die letzten beiden Schritte zu dem Erdloch, kniete sich hin – und stockte. Das... KONNTE doch wohl nicht wahr sein! Das... das... das...! Da drin saß ein kleiner Junge, zwei, vielleicht zweieinhalb Jahre alt, eng in sich zusammengerollt und große, dunkelblaue Augen starrten angstvoll zu ihm auf. Er konnte erkennen, dass die Sachen viel zu groß waren, die er trug und er klammerte sich mit verzweifeltem Griff an etwas, das mal ein schwarzer Umhäng gewesen sein könnte. Dunkle, wüst aussehende Haare umrahmten ein eingefallen wirkendes Gesicht, allerdings war da auch eine Strähne und die schimmerte selbst durch den Dreck silbern. Merlin, wie konnte das sein?! Das letzte Mal, dass er mit Sirius zusammen gewesen war, war vor etwa zwölf Jahren gewesen, bevor man ihn nach Azkaban gebracht hatte! Er konnte kein so junges Kind haben! Es ging nicht! Aber Sirius war der Einzige, mit dem er ernsten Sex gehabt hatte. Ernst genug, um nicht automatisch zu verhüten. Etwas war hier faul, gewaltig. Denn da war noch die Tatsache, dass dieses Kind, das eindeutig Dämon war, mehr tot als lebendig schien und zitterte, wie Espenlaub, während es panisch den Kopf schüttelte und ohne einen Ton von sich zu geben, weinte. „Jaden!“ Der Andere trat neben seinen Alpha, starrte in die Höhle und Alles in ihm zog sich zusammen. Wie gesagt, er hatte selbst zwei Welpen, ein Mädchen, dass jetzt vier war, nur ein Jahr älter als der Kleine da drin zu sein schien, vielleicht sogar eineinhalb Jahre. Der Junge war in einem grausigen Zustand, offensichtlich krank und vollkommen durchnässt. „Merlin, “ flüsterte er. „Meinst du, die Auroren haben ihn gesucht?“, fragte Fenrir, der unendlich sauer wurde. Egal, wie es möglich war, das da drin musste sein Kind sein! Er roch und er spürte es. Eine andere Erklärung gab es nicht. Seine Sinne konnten sich in der Hinsicht nicht irren. „Das hier ist eine Schule für Kinder ab elf – ich bezweifle es, “ gab Jaden zurück. „Ich bezweifle es.“ Er blickte erneut in die gejagten Augen. „Er sollte versorgt werden, er... hat solche Angst...“ Fenrir nickte, er konnte die Angst förmlich riechen. „Geh, “ befahl er knapp. „Ins Lager, der Heiler soll sofort in mein Zelt, mit allem an Heiltränken, das er zu bieten hat! Ich rieche Blut, wer weiß, was da unter dem Umhang ist. Ich kann nicht morphen, ich werde ihn tragen müssen, er sieht nicht aus, als würde er auf meinen Rücken steigen, oder sich festhalten können.“ Jaden nickte, wandte sich um, morphte und rannte einfach los. Er wusste, dass Zeit kostbar war. Fenrir dagegen blickte zu dem Kleinen, der immer heftiger zu weinen schien und sich im hintersten Winkel zusammengekauert hatte. Langsam, als würde er sich einem verletzten Tier nähern, ging er auf das Erdloch zu, kniete am Eingang, streckte seine Hand aus. „Hallo, Kleiner, “ sprach er leise, lächelte freundlich. „Ich bin Fenrir. Ich werde dich jetzt hochheben und an einen Ort bringen, wo es wärmer ist, verstehst du? Ich will dir nichts tun, du bist absolut sicher, ich verspreche es.“ Wieder wachte er von einem dieser komischen Träume aus. Immer wieder hörte er seltsame Stimmen, sah ein grünes Licht, dass er gar nicht mochte – und er fühlte, wie Onkel ihn wieder bestrafte. Sein Körper, alles tat ihm wieder so weh, doch er wusste, es würde viel, viel schlimmer werden, wenn er zurückkam. Es war so kalt hier, so dunkel. Langsam, ganz langsam sah er etwas deutlicher, doch sofort begann er, zu zittern. Nein, nein, nein! Das... das war gar nicht gut! In einigem Abstand zu ihm standen zwei Männer, beide groß und breit, sie sahen aus, als würde es sehr, sehr weh tun, von ihnen angefasst zu werden. Und er wusste, das war es, was passieren würde. Nein, er glaubte nicht, dass der Kleine ihm glaubte, dass er diesen nicht verletzen wollte. Er schien nicht zu verstehen, aber das war wohl von einem so kleinen und verängstigen Jungen zu viel verlangt. Er hatte keine Wahl, er musste den Winzling da erst mal rausholen! Wenn er versorgt worden war, würde er sicher auch verstehen, dass sie ihm nichts Böses wollten. Schnell packte er den Kleinen mitsamt dem Umhang, den er so verzweifelt festhielt. Und natürlich begann der das Würmchen sofort, mit allem, was es hatte, um sich zu schlagen. Nicht, dass das viel war. Schnell drückte er den Jungen an seine Brust, er wusste, er musste ihn warm halten, es war ein Weg von mindestens zehn Minuten, wenn er rannte um ins Lager zu kommen. Er hoffte nur, dass der Geruch nach Familie den Kleinen ein wenig beruhigen würde. Schnell riss er sich seinen Umhang von den Schultern, nahm dem Kind seinen Eigenen nassen ab und wickelte ihn in den Trockenen, legte das verschmutzte Kleidungsstück über seinen Arm. „Ich bringe dich in Sicherheit, “ versprach er dem Kleinen, der immer noch von Zeit zu Zeit versuchte, loszukommen. Er verstand nicht! Der Mann, er war riesig und doch... war er vorsichtig. Ja, es tat weh, hochgehoben zu werden, aber nicht so, wie er es vermutet hätte. Er wurde einfach hochgehoben und nicht mal geschlagen, als er zu kratzen und zu hauen versuchte! Im Gegenteil, auch, wenn man ihm den komischen Mantel weggab, der ohnehin nicht sonderlich warm war, da er ganz nass war, im selben Moment gab der Fremde ihm einen Anderen, der viel wärmer war. Erleichtert stellte Fenrir fest, dass der Kleine aufhörte, wild um sich zu schlagen, während er rannte. Er spürte, wie heiß der kleine Körper war, er musste schnell sein, Kinder waren empfindlich, das sah er nur zu oft! „Es ist Alles gut, “ sprach er leise, doch als er genauer hinsah, merkte er, dass der Junge bewusstlos geworden sein musste. Verdammt! Wie krank war dieses Kind? Was hatte man mit dem Jungen gemacht?! Wer hatte seinen Sohn in diesen Zustand versetzt?! Und wie war er zu so einem jungen Kind gekommen? Aber all die Fragen hatten Zeit, wirklich. Erst mal galt es, das Kind in Sicherheit zu bringen, das war das Einzige, was zählte. Antworten konnte er immer noch suchen, wenn er sich sicher sein konnte, dass das Leben des Kleinen nicht in Gefahr war. Und wieder mal hatte er auch den Weg unterschätzt, besser gesagt, sei Zeit, die er nun mal mit zwei Beinen brauchte. Von wegen zehn Minuten. Fast zwanzig brauchte er am Ende, bevor er wieder in seinem Zelt stand. Und Jaden hatte vorgesorgt. Der Heiler ihrer Gruppe stand da, hatte einen Tisch vorbereitet, auf dem eine Decke lag, am Rand ein großes Arsenal an Phiolen und Dosen. Sanft und vorsichtig legte er das Kind auf die Decke, schlug seinen Umhang zurück – und stockte. Nun im Licht hier drin, sah er, wie zerschunden die Füße wirklich waren. Der Kleine trug keine Schuhe oder Socken. Und er hatte eine Unzahl an blauen Flecken in allen Heilungsstadien an dem Stück Bein, das sie sehen konnten. Automatisch entkleidete er den Kleinen weiter, warf die nassen Sachen von sich. Nur, um weiter unschöne Überraschungen zu finden. Wunden, Striemen, Einige vereitert. Merlin! Wer bitte schlug ein dreijähriges Kind?! Sein Blick verdunkelte sich. „Los!“, zischte er, trat einen Schritt von dem reglosen Körper zurück. Jaden starrte auf das Kind, er wusste, das war nicht gut. Er war sehr beschützend seinen Kindern gegenüber, wie es normal war und er wusste, Fenrir war es mindestens genauso. Schon allein, weil dieses Kind im Moment alles zu sein schien, dass er von seinem Lover hatte. Wie auch immer es in dem Zustand und Alter hierher gekommen war. Um nicht noch die Wut des Anderen auf sich zu lenken, bückte er sich, musterte Die Wäsche auf dem Boden – und stockte. Die Boxer, die der Kleine getragen hatte, war bei Weitem zu groß für einen Wal gewesen, voller Löcher – und gehalten von der Hogwartskrawatte des Hauses Gryffindor. Langsam griff er nach dem schweren, nassen Umhang, drehte ihn um und sah das rote Futter. Hier stimmte doch was nicht! „Er hat eine Gryffindoruniform getragen, “ merkte er leise an. „Es wird wirklich immer komischer.... Fenrir sah nur kurz vom beschäftigten Heiler zu Jaden, zuckte dann mit den Schultern: Das war Etwas, um das er sich wirklich auch später kümmern konnte. „Wie geht es ihm?“, fragte er angespannt, als Thur, ihr Heiler, endlich aufhörte, Sprüche herunter zu rattern und zumindest einige der kleineren und neueren Wunden und Kratzer hatte sich schon geschlossen. Nur langsam sah Thur auf. Zu Beginn hatte er das Alles für einen dummen Scherz gehalten, als Jaden in sein Zelt gestürmt war und was von Welpe und Grayback gebrabbelt hatte. Immerhin wusste Jeder, dass ihr Anführer in keiner Beziehung steckte. Aber die Panik in den Augen des Beta hatte ihn davon überzeugt, doch mitzugehen und auch seine Nase sagte ihm, dass das kleine, dreckige Würmchen auf dem Tisch das Kind ihres Alphas sein musste. Er wollte nicht sagen, was er zu sagen hatte, wirklich nicht. Aber da kam auch schon die direkte Frage. „Es...“ „Rede, Mann!“, zischte Fenrir aufgebracht, nicht die Geduld für dieses Gestotter haben, dass ich ankündigte. „Vielleicht... sollten wir das Kind erst waschen, umziehen und in ein Bett bringen, “ schlug Thur vor, deutete auf die matschigen Stellen auf der Haut. „Er muss ins Warme und ich muss Verbände anlegen und ihm Tränke geben, dann kann ich das in Ruhe klären, Alpha, aber erst das Kind.“ Kurz verengten Fenrirs Augen sich zu Schlitzen, dann hob er den zerbrechlich kleinen Körper einfach wieder auf, brachte ihn in sein Bad. Magische Zelte waren manchmal eben doch was Feines. Und er war froh, dass Jaden wohl schon an so was gedacht haben musste, denn es war dampfendes Wasser in die Wanne eingelassen. Ganz langsam ließ Fenrir seine Last ins Wasser gleiten, was dazu führte, dass das Kind in sich zusammenschnappte, wie ein Gummiband. Ihm wurde ein Lappen gegeben, mit dem er beginnen konnte, den Matsch abzuwaschen. Er sah den Heiler aus den Augenwinkeln, während Jaden begann, die wirren Haare des Kindes zu waschen. Zusammen brauchten sie kaum zehn Minuten, bis das Kind wieder sauber war. Vorsichtig hob Fenrir es aus dem schmutzigen Wasser, legte es auf seinen Badezimmertisch und trocknete es vorsichtig an. Er runzelte allerdings die Stirn, als sein Beta ihm eine Unterhose statt einer Windel gab. Ein zweijähriges Kind... aber gut, das würde er sicher auch gleich erfahren. Schnell zog er den Kleinen an, er kannte die Kleidung. Es war einer der Schlafanzüge von Jadens Tochter, dunkelblau mit einem Sichelmond darauf. Sicher im Moment das Beste. Erst, als der Junge angezogen war, hob er ihn wieder hoch, brachte ihn in sein eigenes Bett, wo Jaden ihm eine Wärmflasche gab. Er packte das Kind fest in die Decken ein, strich über die nun tiefschwarzen Haare. Dann aber erhob er sich abrupt, drängte die beiden Männer in ein Eck des Zimmers und hob eine Hand, beschwor eine Blase um sie herum, damit eventuelles Lautwerden das Kind nicht ängstigen würde. „Nun?“, fragte er lauernd. „Ich will Antworten! Und zwar schnell!!“ „Wie alt schätzt ihr das Kind?“, begann Thur vorsichtig. Es schien ihm der beste Ansatzpunkt, um Einiges zu klären. „Zwei, “ gab Fenrir ohne zu zögern zurück. „Vielleicht zweieinhalb, drei,“ entgegnete Jaden, der sich ziemlich sicher war, dass das Kind zumindest schon stubenrein war. „Der Junge ist etwa viereinhalb Jahre alt, “ entgegnete Thur leise, blickte in Richtung des Bettes, wo kaum eine Erhebung sichtbar war. „Seine Zähne sagen, er ist fast fünf. Und meine Scans auch.“ „Was?!“, röhrte Fenrir. „Dieses Würmchen soll fünf Jahre alt sein?!“ „Der Junge wurde schwer misshandelt, einige der Wunden sind etwa drei, vier Tage alt, da wurde er das letzte Mal geschlagen, “ gab Thur nur leise zurück. Ja, er hasste es, solche Nachrichten überbringen zu müssen, die es eigentlich bei ihnen gar nicht gab, da sie Kinder als heilig ansahen. Welpen wurden nicht geschlagen, im Gegenteil, man ließ ihnen hier oft zu viel durchgehen und die Kleinen waren ziemlich verwöhnt. Und sie waren geliebt. Sie mussten schon viel anstellen, um ein Mal übers Knie gelegt zu werden – was den Erwachsenen im Nachhinein mehr weh tat, als den Kleinen selbst. „Er ist... extremst unterernährt und... eine angeknackste Rippe hat ihm wohl bisher das Atmen schwer gemacht. Sein Immunsystem ist dadurch sehr schwach und durch die Nässe hat er eine schwere Erkältung, die aber wohl das allergeringste Problem bleiben wird,“ fügte er hastig hinzu. Für so was gab es Tränke, die innerhalb von zwei Tagen Alles wieder in Ordnung bringen konnten. „Ich fasse es nicht!“, brüllte Fenrir. „Wenn ich das Schwein erwische, dass das gemacht hat! Er wird sich wünschen, ich wäre nur ein hirnloser Wer, der aufs Töten aus ist!! Langsam atmete Thur ein. „Das.. ist nicht Alles.“ „Was!“, brüllte Fenrir, nicht sicher, ob man das, was er gehört hatte, überhaupt noch toppen konnte. „Als... ihr den Kleinen gebadet habt, habe ich die Kleidung untersucht und... auf dem Pullover sind Reste eines Trankes, der Hellebore, Basiliskengift, Einhornblut und Pixistaub enthält. Und es gibt nur einen Einzigen, der diese Zutaten kombiniert...“ „Rede, Mann!“, zischte Fenrir, der sich zusammenreißen musste, um nicht Irgendwas zu zerschlagen. Muggel, nur Muggel behandelten ihre Kinder so! Aber welche Muggel bitte lebten so nah an Hogwarts? „Ein... Foltertrank... er wirkt durch Trinken, aber in hoher Dosierung auch mit Hautkontakt. Ich denke, Letzteres ist dem Kind passiert. Er... war bis vor Kurzem vermutlich um Einiges älter. Und es... wäre in seinem Zustand lebensgefährlich, ihm einen Gegentrank zu verabreichen. Er ist zu schwach, er würde sterben. Langsam und qualvoll. Er kann von Glück reden, dass der, der den Trank gebraut hat, es nicht richtig getan hat, sonst wäre er nicht mehr am Leben, er wäre noch weiter verjüngt worden, bis...“ Nun, das überließ er der Phantasie der beiden Männer. Jaden schluckte, blickte zu dem Bett. Nun, zumindest erklärte das die zu großen Klamotten, musste er zugeben. Und die Uniform von Gryffindor, zusammen mit den Auroren. Die hatten wirklich einen Schüler gesucht, sie hatten gesucht, was sie Beide heut gefunden hatten. Und ihr Alpha sah so angepisst aus. Na ja, zu Recht. Wen er wohl gerade in Gedanken derart folterte? „Jemand hat mein Kind misshandelt!“, zischte er. „Und Jemand wollte es umbringen!“ „Ja,“ gab Thur einfach nur zurück. „Und er kann nicht wieder altern. Er ist zu schwach. Damit muss gewartet werden, bis er stabiler ist, vielleicht sogar ein Jahr, bis sein Körper sich erholt hat. Er hat Knochen, die sind so brüchig wie sprödes Holz, “ erklärte er leise. Auch sein Blick glitt zum Bett ihres Rudelführers. Er hatte schon misshandelte und unterernährte Kinder gesehen, aber noch nie in einem derart schlechten Zustand. Wirklich nicht. Und er hatte schon wirklich viel gesehen. Das erklärte es, stellte Fenrir fest. Das Kind, das Sirius und er hätten zeugen können, musste mindestens zwölf Jahre alt sein. Und das war das Alter, um nach Hogwarts zu kommen. Aber warum war es bei Muggeln gelandet, statt bei den Malfoys oder selbst bei den Lestanges? Sirius hatte sogar eine Cousine, die einen Muggel geheiratet hatte und die sicher nie ein Kind quälen würde! Er kannte Andromeda! Und selbst Bella war, wenn auch manchmal mit einem sehr schrägen Humor gesegnet, kein Unmensch! Die Malfoys, nun, es war sicher zu behaupten, dass die Kinder vollkommen verzogen. Deren Spross war ja wohl das beste Beispiel dafür. Also, warum war sein Kleiner gelandet, wo er gelandet war!? Oh, er war so unendlich wütend! Er wollte Irgendwen umbringen! Langsam und schmerzvoll! „Was soll ich tun?“, fragte er schließlich. „Damit es ihm besser geht?“ Daran, ihn zu altern, dachte Fenrir im Moment gar nicht. Er sah keine Notwenigkeit dazu. Wenn so etwas ein derartiges Risiko barg, sah er wirklich keinen Grund, das zu tun. Thurs Blick lag noch immer auf dem Bett. Er rieb sich die Stirn. „Für zwei Tage ein Trank gegen die Erkältung, die ist böse, vermutlich braucht er den Fiebertrank noch zwei Tage länger, dazu etwas, das Knochen und Immunsystem stärkt. Aber... es ist nicht der Körper, um den ich mir Sorgen mache,“ gab er leise zurück. „Misshandelte Kinder... ich habe es bei Menschen erlebt, sie sind... ängstlich. Ihre psychischen Wunden sind größer und..“ „Wie alt ist er... mental?“, fragte Fenrir ruhig. „Fünf, “ erklärte Thur. „Das ist das Problem, das wir haben. Darum ist dieser Trank auch so gefährlich.“ „Wenn er altert – bekommt er seine alten Erinnerungen zurück, was immer sie gewesen sein mögen?“ „Nein, “ Thur schüttelte den Kopf. „Nicht, wenn er normal altert. Wenn... er einen Trank nimmt... ich weiß es nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Er könnte starke Folgen haben. Psychisch. Das kann man nicht sagen.“ Fenrir sah wieder zu dem Bett. Nein! Er würde seinen Sohn keiner weiteren Gefahr aussetzen! Was sollte es denn?! Er dachte, er war fünf oder so was! Das spielte es für eine Rolle? Sollte der Kleine doch normal altern, dann konnte er eine Kindheit haben. Nach den Wunden zu urteilen, die er gesehen hatte... er glaubte nicht, dass die Misshandlungen später besser geworden waren. So was steigerte sich, es nahm nicht ab. „Beschaff die Tränke, “ ordnete er knapp an. Er hatte keine Angst vor der Herausforderung, dem Kind zu helfen. Es war sein Sohn, es war ein kleiner Junge. „Sofort.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)