Crimson Snow von abgemeldet (Ivan x Gilbert) ================================================================================ Kapitel 7: Erdbeerrot --------------------- Elizabeta blickte zu dem fast vollen Mond auf, der durch das Ladenfenster schien. Auch wenn der Tag mehr als anstrengend gewesen war und sie sich erschöpft fühlte, so konnte sie einfach keine Auge zubekommen. Immer wieder waren da die Bilder von dem zurückgelassenen Francis in ihrem Kopf. Sie fühlte sich so schlecht und schuldig, dass sie ihrem Freund hatte nicht helfen können. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah dort Ludwig, Vash und Lili in einem improvisierten Nachtlager aus Stoffen, Kleidern und Kissen liegen. Lili lag zwischen den beiden schlafenden Jungs und war anscheinend auch in die Welt der Träume versunken. Sie war ein so süßes und unschuldiges Mädchen... Nachdenklich sah sie in die drei schlafenden Gesichter und fragte sich, ob es das alles wert war...? Sie dachte an ihre ermordeten oder verhafteten Freunde, ihre Mutter, die sie bis zum Schluss beschützt hatte und das mit dem Leben bezahlen musste und wie sie jetzt ganz alleine war. Francis war ihr letzter Freund gewesen, doch auch ihn hatte man ihr weggenommen! Ja, wenn sie diesen Wahnsinn stoppen konnte, dann war es das alles wert. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und Elizabeta zuckte leicht zusammen. Doch als sie sich umdrehte, stand da Roderich. "Kannst du nicht schlafen?" fragte er und setzte sich neben sie auf die Sitzbank. "Nein, mein Kopf will nicht aufhören zu denken." erwiderte sie lächelnd. "Ja, das kenn ich. Worüber denkst du nach?" Elizabeta schloss kurz die Augen, bevor sie ohne groß darüber nachzudenken antwortete: "Über alles. Ob es eine Strafe ist, dass man mir meine ganzen Freunde nimmt, ob ich es verdient habe alleine zu sein. Francis war mein letzter noch freier oder lebender Freund. Ich habe das Gefühl, das alles meine Schuld ist." Sie errötete leicht und fügte noch rasch hinzu: "Entschuldige, ich wollte dich jetzt nicht mit meinem Seelenleben belasten." "Nein, schon in Ordnung. Weißt du, ich kann dich verstehen. Ich fühle mich manchmal auch alleine und zurück gelassen…" Überrascht blinzelte die Brünette und sah Roderich verwirrt an: "Alleine? Du hast doch deine Cousins und deine Cousine! Und deine Eltern zu Hause, was ist mit denen?" Roderich lachte etwas humorlos auf. "Meine Eltern sind schon seit 5 Jahren, oder wie es in eurer Welt heißen würde: Winter, tot. Der Krieg fordert nun mal seine Tribute." "Krieg?" fragte Elizabeta verwirrt nach. "Auch unsere Welt bleibt von so etwas nicht verschont..." murmelte Roderich nur. Betroffen sah die junge Frau ihn an. Das hatte sie nicht gewusst. Dann jedoch runzelte sie die Stirn. "Aber du hast doch Lili, Ludwig, Vash und Gilbert. Du hast doch jemanden!" Nachdenklich sah Roderich sie an. "Natürlich. Sie sind mir auch wichtig, wobei ich auf Gilbert manchmal gut verzichten könnte, aber ist es dir denn nicht aufgefallen?" Mit fragendem Blick schüttelte sie den Kopf. "Ich bin so etwas wie das fünfte Rad am Wagen. Da sind zum Einen Vash und Lili als Geschwister. Vash liebt sie abgöttisch und würde sie am liebsten gar nicht von der Hand lassen, während Lili alles für ihren großen Bruder tun würde. Und dann natürlich Gilbert und Ludwig. Ludwig bewundert Gilbert, er ist sein älterer Bruder. Gilbert hat während des Krieges auf ihn aufgepasst, sogar als das Essen knapp wurde, hatte Ludwig immer genug, weil Gilbert darauf verzichtet hat." Betreten lauschte Elizabeta den Erzählungen von Roderich. Sie hätte nie gedacht, dass dieser überhebliche Albino so etwas tun würde. Er war vielleicht gar nicht so ein übler Kerl... "Wie dem auch sei,“ schloss Roderich, "ich gehöre einfach zu niemanden so wirklich dazu. Natürlich bin ich meinem Onkel dankbar und alles, aber niemand kann eben die Eltern ersetzen." Elizabeta sah Roderich noch etwas an, als dieser geendet hatte. Sie hatte den Braunhaarigen zuvor eher als einen etwas zurückhaltenden, ja schon unterkühlten, Zeitgenossen gehalten. Nie hätte sie erwartet, dass er so über sich selbst sprechen würde. Lächelnd nahm sie dann aus einem Impuls heraus seine Hand und drückte sie. "Dann können wir ja gemeinsam, etwas einsam sein..." Roderich sah sie etwas überrascht an, ehe er schmunzeln musste. "Es wäre mir eine Freude, Fräulein Elizabeta." Die Brünette musste kichern. "Dann auf ein gutes Gelingen, Herr Roderich." ~*~ Irgendwann war Gilbert eingeschlafen. Doch es war ein unruhiger Schlaf, merkwürdige Träume suchten ihn heim. Wieder waren da diese Hasenohren, die aus seinem Kopf ragten, sich aber irgendwie ganz natürlich anfühlten. Er lief durch den verschneiten Wald, nahm alles genau unter die Lupe, naschte von sonderbaren, rubinroten Beeren, deren Saft sein weißes Kinn hinunter lief. Doch dann wurde er plötzlich an seinen Ohren gepackt, nach hinten gezogen und ihn den Schnee geworfen. Als er hochblickte, waren da wieder diese violetten Augen und diesmal hatten sie auch ein Gesicht. Ivan lächelte ihn mit diesem unschuldigen Kinderlächeln an, beugte sich über ihn und ... Unsanft wurde er aus dem Bett gerissen und machte Bekanntschaft mit dem kalten Marmorboden. Verschlafen rappelte er sich auf und sah diesmal in das echte Gesicht von Ivan. "Was soll das?" fragte er und klang nur halb so scharf, wie er eigentlich wollte. Er war noch zu müde und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Ivan lächelte ihn nur fröhlich an und sagte: "Mein Häschen hat lange genug geschlafen, ich will spielen." Er packte Gilbert am Arm und zog ihn in Richtung Türe. "H-Hey was..? Lass los, du Spinner! Ich will nicht spielen," er sprach das Wort mehr fragend aus, so als ob er nicht glauben könnte, dass das gerade ein erwachsener Mann gesagt hatte, "und ich bin kein Häschen!" Aufgebracht riss er sich los, etwas überrascht dass es ihm tatsächlich gelungen war. Was wollte dieses zu groß geratene Kind eigentlich von ihm? Mal abgesehen davon, dass er immer noch nur mit Shorts bekleidet war und es langsam frisch wurde. Trotzig verschränkte Gilbert seine Arme vor der Brust und sah zu Ivan, der mit dem Rücken zu ihm stehen geblieben war. "Wie unartig..." murmelte er plötzlich und drehte sich zu dem Albino um. Er war auf einmal keine Handlänge von ihm entfernt und sein Blick hatte sich von jetzt auf gleich verdunkelt. Gilbert schossen die Augen aus seinen Träumen durch den Kopf, doch das war unmöglich... Er kannte Ivan doch gerade erst seid einem Tag, wie sollten sie ihm da schon vor ihrer Bekanntschaft in seinen Träumen erschienen sein? Etwas mulmig war ihm jetzt schon zu Mute, doch wenn er schon immer auf seine innere Stimme gehört hätte, dann wäre er vermutlich einigen Schwierigkeiten aus dem Weg gegangen. Und auch diesmal ignorierte er alle Warnsignale und grinste Ivan nur überheblich an. "Was ist? Hab ich jetzt dein zartes Seelchen verletzt, oder was?" Das Lächeln auf Ivans Gesicht wurde etwas breiter und hatte jetzt etwas Diabolisches. "Ein dickköpfiges Häschen... Hmm~ Ich möchte trotzdem spielen!" und damit packte er Gilbert wieder grob am Handgelenk und zerrte ihn diesmal erbarmungslos aus dem Zimmer und schleifte ihn den Gang entlang. Der Albino versuchte wirklich alles um sich zu befreien, doch Ivan zog ihn fröhlich lachend hinter sich her, während Gilbert zu zittern begann, weil es drinnen ungefähr nur 5 Grad wärmer war als draußen. Schließlich hellte sich der dunkle Gang langsam auf und es war, als würde man eine andere Welt betreten. Sie befanden sich jetzt in einer großen Halle, in der eine gewaltige Treppe nach oben führte und sich dort nach links und rechts teilte. Dann waren da noch zwei Flügeltüren, vor denen jeweils zwei seltsam gekleidete Wachen standen. Die Wachen auf der einen Seite trugen weiße Uniformen, mit schwarzen Masken. Auf ihrer Brust prangte das schwarze Abbild eines Springers. Die anderen Wächter trugen schwarze Uniformen, mit weißen Masken und auf ihrer Brust war das weiße Abbild eines Läufers. Sie hielten alle eine große Streitaxt in der Hand. Wie auch das Zimmer, war hier alles schwarz und weiß gehalten. Ivan schritt, mit Gilbert im Schlepptau an den Wachen vorbei, die augenblicklich eine stramme Haltung annahmen. Als Gilbert das bemerkte, runzelte er kurz die Stirn, bis ihm ein übler Verdacht kam. ..von Generation zu Generation wurde der Königsnachfolger grausamer. Mittlerweile hat der jüngste Schneekönig von allen den Thron bestiegen. Er ist unkontrollierbar, keiner weiß was er denkt und das ist gefährlich. Elizabetas Worte machten plötzlich so viel mehr Sinn, doch Gilbert wollte das jetzt nicht wahrhaben. Das war sicher nur Einbildung, vielleicht war Ivan das Kind von einem reichen Schnösel... und nebenbei auch noch König, schoss es ihm durch den Kopf. Mittlerweile schleifte ihn Ivan die Treppe hinauf und wählte als nächstes die linke. Gilbert wäre zweimal fast hingefallen, doch Ivan zog ihn wie eine Puppe hinter sich her und lachte dabei freudig. Schließlich blieb er vor einer weiteren, unbewachten, Flügeltür stehen und stieß diese mit seiner freien Hand auf. Gilbert wurde in eine Art Speisesaal gezogen. Ein langer Tisch stand inmitten des Raumes, umgeben von mindestens 40 Stühlen, wobei auch jeder Platz gedeckt war. Die eine Wand bestand aus zwei enormen Fenstern, die von schweren, weißen Vorhängen umrahmt waren. Es war das gleiche Spiel wie im Zimmer und der Halle: Alles schwarz und weiß. Jetzt erst fielen Gilbert die aufgereihten Männer, rechts von ihm auf. Sie trugen alle die gleiche Uniform wie Toris, doch der Braunhaarige war nicht unter ihnen. Gilbert fühlte sich plötzlich verdammt unwohl, denn er stand hier halbnackt und war von lauter angezogenen Männern umgeben, die ihn mit bewegungslosen Mienen anstarrten. Naja, fast bewegungslos. Der Kleinste der Uniformierten, er sah fast noch wie ein Kind aus, zitterte und hatte einen verängstigten Gesichtsausdruck. Er hielt die Hand eines anderen fest umklammert, um wohl nicht ganz die Kontrolle zu verlieren. Ivan zog ihn weiter und wie auf ein ungesagtes Stichwort gingen plötzlich alle Männer in die Knie, neigten ihr Haupt und der in der Mitte, ein schwarzhaariger, nichtssagender Mann sagte: "Wir wünschen euch einen guten Morgen, mein König." Mein König Mein König Mein König... hallte es durch Gilberts Kopf, der plötzlich wie leer gefegt war. Wie erstarrt sah er zu Ivan auf, der den schwarzhaarigen Mann einfach ignorierte und auf den zitternden Jungen und einen blonden, bebrillten jungen Mann deutete. "Raivis, sieh nach Toris und dem Schneider und hol sie her. Eduard, bereite etwas zu Essen vor und schaff mir diese Kerle," er deutete auf die übrigen 17 Kammerherren, "aus den Augen." Sofort setzte sich der Kleinere in Bewegung und rannte schon fast aus dem Zimmer, während der Blonde, anscheinend Eduard, die anderen hinaus lotste, nicht ohne einen giftigen Blick von dem Schwarzhaarigen einzufangen. Als letztes ging auch Eduard aus dem Raum, um das Frühstück vorzubereiten. Damit waren Ivan und Gilbert alleine. Der Albino konnte sich kaum rühren, denn die Erkenntnis, dass er ausgerechnet beim König von Ninsoare Lume gelandet war, der nebenbei anscheinend einige psychologisch tiefsitzende Probleme hatte, war nicht sehr toll. Nein, das war ganz und gar nicht großartig! "Na komm mein Häschen, jetzt wirst du gefüttert~" sagte Ivan mit einem freudigen Unterton und zog ihn auf einen imposanten Stuhl zu. Er sah schon fast wie eine Art Minithron aus, wobei Gilbert noch nie einen echten gesehen hatte, aber so stellte man sich eben einen Thron vor. Ivan ließ ihn auch nicht los, als er sich auf den Minithron setzte. Genervt verdrehte er die Augen und wollte den sogenannten König schon anmeckern, ob er denn jetzt etwa die ganze Zeit stehen sollte, als ein plötzlicher Ruck erfolgte und Gilbert sich wenig später wünschte, er hätte einfach stehen bleiben dürfen. Er fand sich auf dem Schoß des immer noch freudig lächelnden Ivans wieder. Es brauchte einige Augenblicke, bis Gilbert seine Lage erfasste und fast im selben Moment versuchte wieder aufzuspringen. "Was tust du da?!" schrie er den Größeren an. Natürlich hatte er keine Chance, denn Ivan hielt ihn fest umklammert und drückte ihn weiter auf seinen Schoß. "Lass mich los, du bist ja komplett irre! Was stimmt denn nicht mit dir?! Ich bin kein verficktes Haustier, mit dem man machen kann was man will!" zeterte der Kleinere und wand sich in Ivans Griff. Es war wirklich schon schlimm genug, dass er auf so einem ungünstigen Platz war, aber Ivans Hände, wenn auch behandschuht, auf seiner nackten Haut waren unangenehm. "Irrtum, mein Kleiner, ich kann tun und lassen was auch immer ich will~" flötete der Blonde und zog Gilbert noch ein Stückchen näher. "Du bist ein wirklich niedliches Häschen, aber auch verdammt anstrengend..." meinte er dann etwas erstaunt. Der weiche Stoff von Ivans Mantel rieb an Gilberts nackter Haut und ließ ihn aus irgendeinem bescheuerten Grund erröten. Gilbert war kurz davor laut loszuschreien, als die große Flügeltür wieder geöffnet wurde und Eduard zurückkehrte. Dieser blinzelte kurz überrascht und wurde etwas rot, was auch den Albino dazu veranlasste warm im Gesicht zu werden. Eduard räusperte sich kurz ehe er dann verunsichert sagte: "M-Mein Kö-König, i-ich richte d-das Frühstück an..." Er schien mit einem Mal furchtbar nervös und der Speisewagen, den er vor sich her schob, wackelte leicht, weil der Blonde an den Händen so zitterte. Übertrieben vorsichtig servierte er die Speisen, die aus Kuchen, Brot, Marmelade, Erdbeeren, Sahne, Honig, Milch, Tee und fremd aussehenden Dingen bestanden. Nachdem Eduard seine Arbeit erledigt hatte, verneigte er sich noch einmal und eilte dann aus dem Speisesaal. Gilbert hoffte, dass Ivan nun etwas von dem Essen abgelenkt war und versuchte sich zu befreien, doch zwecklos. Wenn dann, hatte sich sein Griff nur noch verstärkt, obwohl er nur einen Arm benutzte. "So, mein kleines Häschen..." murmelte der Größere und griff nach einer Erdbeere. Er hielt sie Gilbert auffordern hin, doch dieser presste die Lippen fest aufeinander. Wenn er sich schon nicht befreien konnte, dann würde er einfach alles boykottieren! Ivan schloss kurz die Augen und seufzte, bevor er Gilbert am Kinn packte und mit seinem Daumen dessen Mund aufzwang. Der Albino wehrte sich heftig, doch nach einem kurzen Kampf, gewann Ivan schließlich und steckte ihm die Frucht in den Mund. Zufrieden lächelte er, bis Gilbert die sie im hohen Bogen wieder ausspuckte und die saftig rote Erdbeere auf einer weißen Kachel landete. Ein schöner Kontrast. Triumphierend grinste Gilbert und Ivan starrte auf das unschuldige Obst. Langsam wandte sich der König wieder zu seinem Häschen und seine Augen blickten kalt auf den Albino. Mit einer einzigen fließenden Bewegung packte er Gilbert am Nacken, stand auf und ließ seinen Kopf mit voller Wucht auf den Tisch krachen. Erschrocken keuchte der Weißhaarige auf und ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Schädel. Er wurde wieder nach oben gezogen und diesmal drückte Ivan ihn mit dem Gesicht voran in die Schale mit Erdbeeren. Sie wurden unter seinem Gewicht zerquetscht und er spürte den roten Saft über sein Gesicht laufen. Diesmal wurde er an den Haaren wieder raufgezogen und Ivan raunte ihm von hinten ins Ohr: "So ein unartiges Häschen... Aber die Farbe Rot steht dir sehr gut~" Die Härchen in Gilberts Nacken stellten sich auf, als er Ivans Stimme so nah bei sich vernahm. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns, mein Kleiner~" ~*~ Müde sah Toris aus dem Fenster. Die Sonne schob sich gerade über den Bergesrand und ließ langsam die Welt erwachen. Er selbst war schon die ganze Nacht auf und spürte dies auch langsam. Er bekam einen schlechten Geschmack im Mund, sein Nacken war verspannt und er musste alle paar Sekunden gähnen. Doch trotzdem war das die beste Nacht seit langem für ihn gewesen. Er sah zu seinem Freund, der immer noch munter vor sich hin nähte und eine Salzstange nach der anderen verdrückte. "...und dann hatte ich neulich ein echt total cooles Teekränzchen mit dem Grinsekater. Er hat mir sowas von krasse Geschichten erzählt, aber dann musste er gehen, oder so und ich hatte dann sowas von eine total gute Idee für ein Kleid!" erzählte er gerade, während er kaute. Toris hörte lächelnd zu, war es doch das Beste für ihn überhaupt, wenn er seinem etwas abgedrehten Freund bei seinen Geschichten lauschen konnte. Wie hatte er es doch vermisst, wenn Feliks von Kleidern, Pink und sich selbst sprach. "Sowas von fertig!" rief der Blonde plötzlich aus, riss die Arme in die Höhe und machte komische Geräusche. "Aber bevor ich es dem Kerl gebe, probier du es mal an, oder so." Er nahm das fertig genähte Hemd aus der Nähmaschine und hielt es dem überraschten Toris hin. "Du hast doch irgendwie total die gleiche Größe wie Rotauge." meinte Feliks weiter und meinte mit Rotauge Gilbert. "Äh, was? Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Das passt bestimmt." wehrte Toris ab und kratzte sich verlegen an der Nase. "Nichts da, nichts da!" rief Feliks, sprang von seinem Stuhl auf und zerrte an der schwarzen Uniform seines Freundes. "Das wird dir sowas von total stehen! Rot ist zwar nicht deine Farbe, oder so, aber der Schnitt ist irgendwie total mega gut gelungen!" Hastig versuchte Toris die Hände von Feliks loszuwerden und sein eigenes Hemd wieder hinunter zuschieben. "Das glaub ich dir ja, ich muss es deswegen echt total nicht anprobieren!" Etwas bestürzt stellte Toris nebenher fest, dass er gerade eines von Feliks (nervigen) Worten verwendet hatte. "Jaja.." meinte der Kleinere nur und riss dann mit einem finalen Ruck, das Hemd nach oben. Das legte Toris Rücken frei und auch etwas anderes. Die grünen Augen von Feliks wurden schmal und deuteten auf etwas, dass sich knapp über dem Hosenbund, auf der rechten Seite befand. "Was ist das?" fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen. Toris lächelte nervös und verdeckte die eingebrannte Eins in seiner Haut sofort wieder mit dem schwarzen Stoff der Uniform. "Ach das... D-Das ist gar nichts..." blockte er ab und sah angestrengt über die Schulter seines Freundes hinweg. "Hey, das ist sowas von echt nicht wahr und total nicht in Ordnung!" meinte Feliks aufgebracht und sah Toris dabei durchdringend an. "Das ist nur-" wollte Toris erklären, wurde aber durch das Aufgehen der Türe unterbrochen. Im Türrahmen stand der kleine Raivis und stammelte: "D-D-Der Kö-König wi-will eu-euch se-sehen." Toris seufzte leise und erwiderte: "Ist gut, Raivis. Warte kurz auf uns, ja? Dann gehen wir gemeinsam zurück." Der Kleinere nickte nur, sah ihn aber erleichtert an. Feliks sammelte schnell die neuen Kleiderstücke ein, während Toris Raivis etwas beunruhigt beobachtete. Der Ärmste schien die ganze Zeit am Zittern zu sein und unter ständigen Angstzuständen zu leiden. Er wollte immer in der Nähe von Toris und Eduard bleiben, weil er es alleine kaum aushielt. Meistens kümmerte sich Eduard um das Nervenbündel, weil Toris oft die Angelegenheiten mit ihrem König klären musste. "Ich bin sowas von bereit!" rief dann Feliks und stürmte aus dem Zimmer, gefolgt von Toris und Raivis als Schlusslicht, obwohl dieser die beiden eigentlich führen musste. ~*~ "Jetzt bist du sogar ein süßes Häschen~" kicherte Ivan und strich mit seinem Zeigefinger über Gilberts Wange und leckte dann die Erdbeerreste von seinem Finger ab. Der Kopf des Albinos dröhnte und der stechende Schmerz wollte nicht nachlassen. Etwas desorientiert stützte er sich am Tisch ab, wurde dann aber wieder auf Ivans Schoß gezogen, als dieser wieder Platz nahm. "Wirst du jetzt brav sein?" fragte dieser unschuldig und fuhr noch einmal mit seinem Zeigefinger über die Erdbeerreste in Gilberts Gesicht. Der Weißhaarige war zu benommen, um etwas zu sagen und Ivan fasste das einfach als "Ja." auf. "So ist es artig..." murmelte er und machte dann etwas, was Gilbert schlagartig die Kopfschmerzen vergessen ließ und ihn zum hastigen Aufspringen bewegte. Ivan hatte sich zu ihm gebeugt, war langsam näher gekommen und hatte ihm über das Gesicht geleckt. "Bist du bescheuert?!" rief Gilbert und wich von dem noch immer sitzenden Ivan zurück. Dessen amethystfarbene Augen wurden schmal und er erhob sich langsam. Dieses neue Häschen war wirklich, wirklich anstrengend! Konnte es nicht einmal still sitzen und seine Klappe halten? Jedes seiner alten Spielzeuge war ihm bisher zutiefst ergeben gewesen, doch selbst als sein neues erfahren hatte, dass er der König war, hatte es sich nicht ergeben. Sogar nach seiner Bestrafung war es so laut und dickköpfig wie eh und je. Doch dann breitete sich ungewollt ein Lächeln auf seinen Lippen aus und ihn durchströmte ein merkwürdiges Gefühl... War das... Aufregung?! Sobald er in diese zornig funkelnden roten Augen sah, spürte er eine Art Spannung... Es war zutiefst merkwürdig. Da ging plötzlich die Flügeltür auf und Toris, Raivis und Feliks betraten den Raum. Toris musste erst dreimal blinzeln, bevor er das Bild, das sich ihm bot verarbeiten konnte. Er stieß ein entsetztes Keuchen aus und Raivis begann auf einmal zu wimmern und zu zittern. (Noch heftiger als zuvor schon.) Dort stand Gilbert, einige Schritte von seinem König entfernt und war voller Blut! Es lief sein Gesicht hinunter, tropfte auf seine weißen Schultern. Seltsamerweise sah der Albino dabei weder geschockt aus, noch als würde er kurz vor einer Ohnamcht stehen, wegen Blutverlust. Stattdessen starrte er zornig zu seinem König und dieser hatte ein wirklich seltsames Lächeln auf den Lippen. Dieses Lächeln hatte Toris noch nie bei ihm gesehen. "W-Was ist passiert, mein König?" wagte es der Braunhaarige nun endlich seine Frage auszusprechen. Als hätte man ihn aus einem Trance gerissen, sah sein Herrscher zu ihm herüber und blickte ihn erst lange an, bevor er antwortete: "Hmm? Ach, mein Häschen war ein unartiges Häschen und so musste ich es bestrafen~ Steht ihm Rot nicht einfach ausgezeichnet?" "Ach halt die Klappe!" brauste Gilbert auf und wischte sich über das Gesicht. Erschrocken sahen Raivis und Toris zu dem Albino. Erst da fiel ihnen auf, dass die Flüssigkeit in seinem Gesicht viel zu dünn war, um Blut zu sein. Ein Blick zum Tisch reichte, um sie messerscharf kombinieren zu lassen, dass das Erdbeermatsch in seinem Gesicht war. "Ist ja alles echt total spannend und so, aber soll ich Schneeflöckchen jetzt einkleiden, oder was?" meinte nun Feliks, der ungeduldig an der Türe stand. Man konnte förmlich die Zornesader an Gilberts Schläfe zucken sehen, als ihn der Kleine "Schneeflöckchen" nannte. Doch ehe er seinem Zorn freien Lauf lassen konnte, winkte Ivan den Schneider her und gab ihm ein Zeichen anzufangen. Zuvor hatten Raivis und Toris noch schnell ein paar Tücher hergezaubert (die überall im Schloss versteckt waren, da ihr König die Angewohnheit hatte, ein Zimmer im verwüsteten Zustand zu verlassen,) und wollten Gilbert beim Entfernen der Erdbeeren helfen, doch dieser riss ihnen wütend die Tücher aus der Hand und machte es selbst. Dann folgte ein langes hin und her, wobei Gilbert wie eine Schaufensterpuppe angezogen wurde, hier und da etwas festgesteckt wurde und das alles unter dem wachsamen Blick Ivans. Es irritierte Gilbert, wie die violetten Augen jedem seiner Schritte folgten und wieder war er fest entschlossen diesem Gestörten eine runterzuhauen. Dann endlich war Gilbert neu eingekleidet und durfte sich im Spiegel ansehen. Eines musste man dem nervigen, kleinen Schneiderlein schon lassen: Er verstand sein Handwerk. Er trug eine schwarze Hose, mit ebenfalls schwarzen Stiefeln, ein weißes Leinenhemd, mit einer schwarzen Weste darüber, doch am epischsten empfand Gilbert den rubinroten Mantel. Er fühlte sich gerade wie eine Mischung aus Pirat und Eroberer zu Napoleons Zeiten. Wäre er jetzt mit Ludwig und den anderen hier, würde er bestimmt loslachen und Roderich mit einem imaginären Degen niederstrecken. (Dieses Weichei würde bestimmt schon daran sterben.) Doch er war alleine und würde so schnell von hier auch nicht wieder wegkommen. Die Kostprobe von Ivans Zorn hatte seine Fluchtpläne etwas ausgebremst, aber mit Sicherheit würde er sich von diesem Spinner nicht festhalten lassen. Er war ein starkes Häsch- Moment, was hatte er da gerade denken wollen?! "Toris, entlohne den Schneider und schick ihn dann wieder weg. Ich möchte für heute auch nicht mehr gestört werden." sagte Ivan zu seinem Diener. Dieser nickte, packte Feliks dann am Arm, dirigierte in schleunigst aus dem Speisesaal und gab ihm den entsprechenden Lohn. Schließlich standen sie vor dem kleinen Stall, in dem Pony untergebracht war und verabschiedeten sich auf unbestimmte Zeit. "Wir werden uns sowas von total wiedersehen!" rief ihm Feliks noch freudig winkend zu, ehe er mit Pony seinen Heimweg antrat. Mit einem traurigen Lächeln sah Toris seinem besten Freund nach. Ob er es ihm wohl je sagen wird...? ~*~ "Warte mal, Pony!" sagte Feliks und Pony hielt augenblicklich an. Der Schneider kramte in den Satteltaschen und beförderte eine Packung Salzstangen zu Tage. "Sowas von das Beste was es gibt!" rief er aus und steckte sich gleich zehn auf einmal in den Mund. Er hatte mal wieder wundervolle Arbeit geleistet! Dieses rot stand Schneeflöckchen einfach ausgezeichnet! Fröhlich mampfend lief er den Weg zu Stadt entlang. Irgendwie war ihm so, als hätte er etwas vergessen... "Hola, amigo!" tönte es auf einmal neben Feliks Ohr und er wäre beinahe zusammengezuckt, wenn er es nicht schon gewöhnt wäre. Er drehte seinen Kopf nach rechts und alles was er sehen konnte, war das strahlende Weiß von Zähnen und dem dazugehörigen Grinsen. "Das echt total nicht lustig! Zeig dich schon du blöder Kater." murrte Feliks ein bisschen. Keine Sekunde später erschienen langsam die Umrisse eines Menschen und dann stand dort in voller Pracht der Grinsekater. "Nenn mich doch nicht Kater! Ich habe auch einen Namen." lachte der braungebrannte junge Mann und kratzte sich hinter seinen pelzigen Ohren. "Guten Tag, Antonio, oder so..." sagte Feliks daraufhin und bot diesem ein paar Salzstangen an. Antonio nahm eine Handvoll und strahlte den kleinen Schneider munter an, während seine orange-schwarz getigerten Ohren zuckten. Antonio war nicht wirklich ein Kater, aber auch nicht wirklich ein Mensch. Eine Mischung könnte man sagen, von der man keine Ahnung hatte wie sie zustande gekommen war. Er hatte leuchtend grüne Augen und wuscheliges braunes Haar. Allgemein war alles menschlich an ihm, außer die Katzenohren, die aus seinem Kopf ragten, der Katzenschwanz und die angedeuteten Tigerstreifen in seinem Gesicht. (Vielleicht noch seine Angewohnheit an Polstern rum zu kratzen, aber das konnte auch etwas anderes sein.) "Ich habe gehört du warst im Schloss..." fing der Grinsekater mit spanischem Akzent an. "Aber sowas von total!" ging Feliks sofort enthusiastisch auf das Gespräch ein. "Und... gibt es dort etwas neues?" fragte der informationsbedürftige Antonio nach. Feliks war einfach die beste Stelle, wenn man Klatsch und Tratsch erfahren wollte. "Ja logisch! Der von uns allen geliebte König hat sowas von ein neues Spielzeug...~" packte Feliks auch sogleich die neuesten Neuigkeiten aus. "Sí? Erzähl doch mal!" forderte Antonio ungeduldig auf. "Jaja, komm doch einfach zu mir, oder so... Da sind eh ein paar Leute die sowas von total mit dir sprechen wollen..." Der Kater legte seinen Kopf schief und seine Ohren zuckten aufgeregt. Das klang ja interessant.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)