Shi Ans von Tei ================================================================================ Prendre une Décision -------------------- @ -Shin-: Im Grunde genommen ist das gesamte Kapitel die Strandszene. Ich hoffe, das ist lang genug^^ @ Astrido: Ab und an finde ich Sad Ends nicht schlecht. Immer nur Happy Ends wird mir auf die Dauer zu kitschig. Für welches Ende ich mich jedoch bei Shi Ans entschieden habe, verrate ich noch nicht ^.~ @ T0M0: *g* Davon hab ich auch gehört. Aber meinst du, dass bei so einem Dickschädel ein einfacher Klaps genügt? @ sasu1: Wenn ich schneller updaten soll, musst du meine Betaleserin irgendwie dazu bringen in einem doppelt so schnellem Tempo zu korrigieren ^.~ @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Dazu hat man doch seine Charas, um gemein zu sein ^.~ Aber keine Sorge, ich werde kapitelweise auch mal lieb zu ihnen sein! @ Asmodina: Meinst du? @ Kaoru: *g* Ich glaub, für dich muss ich mal wieder eine reine Kouki-FF schreiben. Am besten noch aus seiner Sicht als Ich-Erzähler, um dich ein wenig mit meinen Zeitenfehlern zu ärgern. @ all: Lange Rede, kurzer Sinn: Viel Spaß beim mittlerweile 13. Kapitel! •••••••••••••••••••• Am Nachmittag gingen Fatima, Ben, Lara, Yoshiki und Toshi zum Strand, wobei die beiden Teenager es sich zur Aufgabe machten, letzteren Löcher in den Bauch zu fragen. Von ihrer Mutter hatten sie zwar die Grundzüge über Toshis Hintergrund erfahren, aber sie wollten sich doch auch ihr eigenes Bild machen. Fatima hatte sie zuerst zurückhalten wollen, doch der Kleinste der Truppe hatte lächelnd abgewiegelt, sodass sie ihn seither ausquetschten. Je weiter sie sich jedoch von dem kleinen Cottage entfernten, desto öfter blickte Toshi über seine Schulter zu Yoshiki, der mehr und mehr zurückfiel, bis er sich schließlich bei den Geschwistern entschuldigte und darauf wartete, dass sein bester Freund zu ihm aufschloss. Wortlos ging er vor dem Jüngeren in die Hocke, als dieser schweratmend bei ihm angekommen war, und dieser kletterte ohne Widerworte auf seinen Rücken. „Alles klar?“, fragte er auf Japanisch und stand dann auf, während der andere die Arme um seinen Hals schlang und leicht gegen seinen Kopf nickte. Yoshiki hatte sich schon seit dem Mittagessen – Fatima hatte für ihn wie üblich Schonkost gekocht und Toshi hatte es für ihn aufgewärmt, während er selbst sich mit einem Stück belegtem Baguette zufrieden gegeben hatte – nicht sonderlich wohl gefühlt, aber da er unbedingt einmal wieder zum Strand wollte, hatte er verschwiegen, dass ihm schwindelig war. Als der Ältere mit seinem besten Freund auf dem Rücken wieder aufgestanden war, dachte er eigentlich, dass die anderen einen größeren Vorsprung hätten, doch Fatima, Lara und Ben schienen schnell gemerkt zu haben, dass sie nicht nachkamen, sodass sie angehalten hatten und auf sie warteten. Somiz musste er nur wenige Meter zurücklegen, ehe er wieder zu ihnen aufschloss. „Ça va?“, stellte Fatima dieselbe Frage, die Toshi zuvor auch schon gefragt hatte und erneut antwortete Yoshiki mit einem leichten Nicken, fügte diesmal aber noch ein leises „Oui“ hinzu. Sie quittierte das Ganze mit einer hochgezogenen Augenbraue, setzte dann aber den Weg fort, während Lara und Ben den anderen kurz besorgt anblickten, dann aber auch weitergingen und Toshi das Schlusslicht bildete. Die Geschwister blieben jedoch in direkter Nähe und setzten ihre Fragerunde fort, wobei sie es diesmal hauptsächlich auf Yoshiki abgesehen zu haben schienen, doch der gab immer nur kurze Antworten, die zum Teil so leise waren, dass sein bester Freund sie wiederholen musste, weil die Teenager sie nicht verstanden. Nach ein paar weiteren Minuten waren sie an dem Trampelpfad angekommen, der zur Bucht hinunterführte und als Toshi ihn sah, verstand er, weshalb der andere schon länger nicht mehr dort gewesen war. Wenn ihn der einfache Marsch durch die Wiesen hierher schon so erschöpft hatte, dann wollte er lieber gar nicht erst wissen, wie fertig es ihn machen würde, den Weg zu erklimmen, wenn er zurück wollte. So folgte er vorsichtigen Schrittes den anderen zur Bucht hinunter, wobei er registrierte, dass Ben besonders langsam zu gehen schien, sodass er fast gleichauf mit ihm war, und immer wieder fragend zu ihm blickte, so als wollte er sich vergewissern, dass er mit Yoshiki auf dem Rücken auch keine Probleme beim Abstieg hatte. Da dieser jedoch noch leichter war, als er ihn in Erinnerung hatte, stellte das kein wirkliches Hindernis dar. Es war lediglich etwas irritierend und brachte ihn ein wenig aus dem Gleichgewicht, wenn der Jüngere ins Rutschen kam. Schließlich kamen sie jedoch in der Bucht an, wo Toshi den anderen zurück auf seine eigenen Füße stellte und ihm dann einen Arm um die Hüfte legte, um ihn festzuhalten. Nach all den Jahren war er aber auch wieder froh um seine Nähe. Fatima hatte unterdessen eine Decke ausgebreitet, auf welche sich Yoshiki direkt fallen ließ, während die Geschwister sich in Windeseile ihrer Klamotten entledigten und in den Badesachen, die sie darunter getragen hatten, direkt ins Meer rannten. Toshi setzte sich zu seinem besten Freund auf die Picknickdecke, wobei sich ersterer direkt gegen ihn lehnte, was ihn zum Schmunzeln brachte. Kurz strich er über dessen Wange. „Yosh, du fühlst dich schon wieder deutlich wärmer an, als heute Mittag“, seufzte er auf Französisch und legte ihm eine Hand auf die Stirn. „Mir geht’s bestens“, entgegnete der Größere und schob Toshis Arm beiseite. Der ließ dies zwar zu, stand im nächsten Moment aber auf, sodass Yoshiki, der nicht darauf gefasst gewesen war, zur Seite hin wegkippte. „Hey!“, beklagte er sich und rappelte sich wieder auf, während Fatima ihr Getue nur lächelnd beobachtete. „Wo gehst du hin?“ „Nirgends“, antwortete der Kleinere und ging zur Brandungszone, während er sein Hemd aufknöpfte und sich schließlich seiner entledigte. „Meinetwegen musst du dich nicht ausziehen!“ „Als würde ich mich jemals deinetwegen ausziehen!“, konterte Toshi und hielt das Oberteil kurz ins Meer, bis es nass war, und wrang es dann aus, ehe er sich damit zu Yoshiki umdrehte und es eben jenem zielsicher direkt ins Gesicht warf. Für einen Moment saß dieser reglos da, dann versuchte er sich davon zu befreien. „Das ist nass“, nuschelte er durch den Stoff hindurch, als der Ältere, das Hemd auch schon wieder wegnahm, sich erneut neben ihn setzte und es zusammengelegt auf die Stirn des Größeren drückte. „Wenigstens kühlt es“, entgegnete er und entfernte es noch einmal kurz, als Yoshiki sich halb liegend an ihn kuschelte. „Dafür hab ich Salzwasser in den Augen!“, beklagte sich der Jüngere theatralisch und hob kurz den Kopf an, um zu Fatima zu blicken, die auf ihn einen recht belustigten Eindruck machte. „Siehst du wie gemein er zu mir ist?!“ „Was ich sehe, ist, dass ihr wirklich sehr vertraut miteinander seid.“ „Eine der Folgen, wenn man sich praktisch sein ganzes Leben lang kennt“, entgegnete Toshi lachend und drückte das feuchte Hemd erneut auf die Stirn des anderen, nachdem sich dieser wieder an ihn gekuschelt hatte. „Das klingt, als wäre es was schlechtes“, entgegnete Yoshiki und rollte sich zusammen, während sein Kopf an der Brust des Kleineren lag und er dumpf dessen Herzschlag wahrnehmen konnte. Seufzend schloss er die Augen und war einmal wieder froh darum, seinen besten Freund zurückzuhaben. „Sie beide scheinen sich auf jeden Fall sehr nahe zu stehen“, äußerte Fatima an Toshi gewandt, der mit dem Arm Yoshiki Kopf etwas nach oben schob, damit er gut Luft bekam und nicht wieder diese seltsamen Atemgeräusche von sich gab. „Er ist wie ein kleiner Bruder für mich“, entgegnete dieser und blickte kurz zu dem Jüngeren, der sich nicht an der Konversation beteiligte. Do ruhig wie er atmete, musste er wohl eingedöst sein. „Wir haben praktisch unser ganzes Leben miteinander verbracht, stets auf den anderen aufgepasst…“ „… Ich bin froh, dass Sie ihn gefunden haben, bevor er…“ „Sie wissen…?“ „Er hat nie direkt etwas gesagt, aber wissen Sie… ich weiß nicht, ob er es Ihnen erzählt hat, aber mein Mann ist an Krebs verstorben… die letzten Wochen bevor er verstarb, habe ich ihn hier auf dem Hof gepflegt. Vielleicht klingt es seltsam, aber ich sehe es in den Augen, wenn der Körper mehr und mehr vom Krebs zerfressen wird… und ich kann es bei Yoshi sehen…“ „Er ist ein Schatten seiner selbst…“ „Aber er ist aufgeblüht, seit Sie hier sind. Als ich ihn damals außerhalb von Refuge im Gewitter aufgelesen habe, war er komplett in sich gekehrt, hat kaum ein Wort gesprochen… sicher, im Laufe der Zeit wurde er offener, aber das ist nichts im Vergleich dazu, wie er Ihnen gegenüber ist.“ „Ich bin auf jeden Fall froh, dass er hier einen Ort hat, an dem er seinen Frieden gefunden hat“, entgegnete Toshi und blickte kurz liebevoll auf Yoshiki hinab, der friedlich in seinen Armen zu dösen und von der Unterhaltung nichts mitzubekommen schien. „Aus irgendeinem Grund scheint Refuge diese Wirkung auf viele Leute zu haben“, entgegnete Fatima und lachte kurz. „Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie viele Gäste mir bei ihrer Abreise schon gesagt haben, sie hätten sich schon seit langem nicht mehr so im Reinen gefühlt.“ „Haben Sie viele Gäste?“ „Genug um über die Runden zu kommen – drücken wir es so aus“, antwortete sie und lachte am Ende, „Ich bin ehrlich, ich hab von Geschäfteführen und dem Ganzen nicht wirklich eine Ahnung. Früher habe ich hier eine kleine Camargue-Zucht betrieben, mein Mann hat sich um die Zahlen gekümmert und der Gästebetrieb war eine kleine Spielerei von ihm am Rande. Er war schon immer ein Weltenbummler gewesen, aber mit den Pferden kam man nie wirklich weg, also hat er sich die Welt eben hierher geholt, wie er es immer genannt hatte… Als er krank wurde, musste ich die Zucht verkaufen, weil es einfach nicht mehr möglich war, mich einerseits um die Herde und andererseits um zwei Kinder und einen kranken Mann zu kümmern. Einige Zeit nach seinem Tod habe ich versucht den Gästebetrieb wieder aufzunehmen, aber das war stets sein Metier gewesen und Refuge ist nicht gerade eine Touristenhochburg.“ „Stimmt, ich kann mich nicht entsinnen, den Ort überhaupt auf einer Landkarte gesehen zu haben…“, überlegte Toshi kurz. „Auf den großen garantiert nicht! Die Kinder und ich sind irgendwie über die Runden gekommen und wenn wir Glück hatten, dann ging es am Monatsende null auf null auf, wenn nicht, dann mussten die Reserven aus dem Verkauf der Herde herhalten. Als Yoshi dann mal erwähnte, er wäre Geschäftsmann gewesen, habe ich ihn gefragt, ob er eventuell einmal einen Blick in die Bücher werfen und mir den ein oder anderen Tipp geben könnte. Keine Ahnung, wie viele Nächte wir uns letztendlich um die Ohren geschlagen haben, in denen er mit mir einen Business Plan und Gott-weiß-was noch alles ausgearbeitet hat. Aber seitdem läuft es immer besser… Ich bin ganz froh, dass ‚la rentrée‘ jetzt endlich war und hier wieder etwas mehr Ruhe eingekehrt ist.“ „La rentrée?“ Wenn er sich recht entsann, dann hatte er den Begriff schon einmal gehört. „Der Zeitpunkt, an dem ganz Frankreich wieder aus den Sommerferien kommt und zum Alltag zurückkehrt“, erklärte Fatima kopfschüttelnd und warf einen kurzen Blick in Richtung mehr, wo Ben und Lara offensichtlich ihren Spaß dabei hatten, sich gegenseitig unterzutauchen. Toshi wollte eigentlich noch etwas darauf erwidern, doch das kurze Vibrieren seines Handys in der Hosentasche hielt ihn davon ab, da es gleichzeitig dafür sorgte, dass Yoshiki in seinem Arm murrend die Augen einen Spalt öffnete. „Du vibrierst“, brummte er in genuscheltem, nicht wirklich verständlichem Französisch und blinzelte mehrmals. „Ich weiß und wenn du nicht direkt drauf liegen würdest, dann könnte ich auch nachsehen, wer da gerade was wollte“, entgegnete Toshi grinsend und piekte de, Jüngeren in den Bauch. „Du bist gemein“, jammerte dieser und schlug die Hand weg, ehe er sich das klamme Hemd von der Stirn nahm, es entfaltete und dem Älteren über den Kopf warf. „Der Schlaf scheint dir ja gut getan zu haben“, entgegnete dieser nur und pflückte sich das Oberteil aus dem Gesicht, welches er dann neben sich legte. „Hab nicht geschlafen… nur meine Augen ausgeruht!“, konterte Yoshiki und pokte nun seinerseits dem Kleineren in die Brust. „Das nennt man gemeinhin auch ‚schlafen‘.“ „Hab ich nicht! Hab ja schließlich mit einem halben Ohr mitbekommen, dass ihr über mich geredet habt.“ „Nur ein bisschen über dich gelästert und dreckige Geschichten ausgetauscht“, grinste Toshi breit, wofür ihm erneut in die Brust gepiekt wurde. „Siehst du, wie gemein er zu mir ist, Fatima?!“ „Aber sicher!“, antwortete diese und konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken, was Yoshiki kurz veranlasste, eine Schnute zu ziehen, ehe er zwischen die Beine des Älteren rutschte, damit dieser sein Handy aus der Tasche holen und es entsperren konnte. „Kommst du jetzt dran?“ „Ja! Und ich spür meinen Arm und mein Bein endlich wieder.“ „Willst du damit sagen, ich wär schwer?“ „Auf die Dauer wirst selbst du das!“, konterte Toshi und angelte sein iPhone aus der Hose, als es erneut anfing zu vibrieren und das Display nun zwei Nachrichten anzeigte. „Nochmal was?“, wollte Yoshiki neugierig wissen und versuchte den Kopf soweit zu verdrehen, dass er einen Blick auf das Smartphone erhaschen konnte, weshalb der Kleinere es so hielt, dass er es ebenfalls sehen konnte, ohne sich halb den Nacken verrenken zu müssen. „Das sind Nachrichten von Mama und von Heath!“, stellte er überrascht fest, als Toshi sie geöffnet hatte. „Ich vermute, die Kouki-Flüsterpost ist am arbeiten. Welche willst du zuerst lesen?“ Statt zu antworten, nahm Yoshiki ihm einfach das Handy aus der Hand und wählte als erstes die Nachricht, die seine Mutter geschrieben hatte. Sie dankte Toshi, der gerade seinen Kopf auf seine Schulter gelegt hatte und so mitlas, dafür, dass er ihn gefunden hatte und konnte es gar nicht erwarten, ihn endlich wiederzusehen. Anscheinend hatte sein Bruder kein Wort darüber verloren, dass er nicht nach Japan zurückkommen würde. Als nächstes öffnete er die Nachricht von Heath, die aber anscheinend sowohl von ihm, wie auch Pata und Sugizo kam. Der Anfang war an Toshi adressiert, in dem sie ihn dafür beglückwünschten, dass er ihn schließlich gefunden hatte, doch der Rest schien für ihn direkt bestimmt zu sein, da sie ihn ansprachen. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er die Schlussformel las: WE ARE X! „Mach mal das Bild auf, das mit dabei ist.“ Yoshiki tippte auf den Anhang und im nächsten Moment nahm ein Foto das gesamte Display ein, das die drei im Studio zeigte, wie sie alle die Arme vor der Brust zu einem X gekreuzt hatten und in die Kamera grinsten. „Sind das grüne Haare, die da unter Heaths Mütze hervorspitzen?“, fragte der Jüngere irritiert und zoomte in das Bild, doch es wurde schnell pixelig, sodass er sich fragend zu Toshi umdrehte, der nur leise kicherte, wobei er das Vibrieren in der Brust des anderen spüren konnte, da er mit dem Rücken genau dagegen lehnte. „Er hat eine Wette gegen Sugizo und Pata verloren.“ „Und jetzt hat er grüne Haare?“ „Neongrün, um genau zu sein.“ „Oh mein Gott!“ „Was ‚oh mein Gott!‘?“, fragte Lara neugierig, die gerade mit ihrem Bruder aus dem Wasser gekommen war und sah, dass sich Yoshi etwas auf einem iPhone ansah. „Nur ein Bild von einem alten Freund, der sich offensichtlich die Haare neongrün gefärbt hat“, erklärte dieser, als ihm Toshi das Handy aus der Hand nahm und in den gespeicherten Bildern herumblätterte. Als er gefunden hatte, was er suchte, gab er es dem Größeren wieder. „Das ist das ganze Ausmaß“, erklärte der Ältere und Yoshiki starrte auf eine Nahaufnahme von Heath mit seiner neuen Haarfarbe, ehe er auch den anderen das Foto zeigte. „Ach du…!“ „Sehr gewagt“, kommentierte Fatima mit hochgezogener Augenbraue, während Ben sich darüber lustig machte, dass die Farbe seiner kleinen Schwester sicherlich ausgezeichnet stehen würde – giftgrün für eine giftige Ziege! Unterdessen blätterte Yoshiki neugierig in den Bildern und blieb an einem hängen, das Sugizo offensichtlich im Krankenhaus zeigte, wie er einen Säugling im Arm hielt. „Wessen Kind hat er da?“ „Seines“, antwortete Toshi und hatte sein Kinn wieder auf die Schulter des anderen gelegt, um so mit auf das Display blicken zu können. „Aber seine Tochter ist doch schon viel älter… und Sugi sieht auf dem Bild auch viel älter aus als in den 90ern…“ „Dann denk mal scharf nach!“ „……….. Er ist nochmal Vater geworden?? Wann?? Wie??“, machte es bei Yoshiki schließlich Klick und er sah Toshi aus großen, fragenden Augen an. „Erste Frage: Bingo, der Kandidat hat 100 Punkte! Zweite Frage: Vor gut zwei Jahren. Dritte Frage: Welche Geschichte willst du hören? Den Klapperstorch, die Biene und die Blume oder den Aal und die Höhle?“ „Man Tocchi“, quengelte Yoshiki ungeduldig und boxte ihm gegen den Oberschenkel, während die anderen nur schmunzelten. „Ich meine ‚Wie??‘ wie in ‚Um Vater zu werden, braucht er eine Frau und mein letzter Stand ist der, dass er genau die nicht hatte‘!“ „Der Stand ist etwas veraltet…“ „Dann update mich mal!“ „Dein Verschwinden und die Ungewissheit, was mit dir ist, hat an ihm genauso gezehrt, wie an allen anderen auch. Als die Suche nach dir offiziell eingestellt wurde, brauchte er Abstand von allem und hat sich entschieden, sich für ein paar Monate eine Auszeit zu gönnen. Du erinnerst dich noch daran, dass er diesen Buckelwal adoptiert hat, oder?“ „………. Lila oder wie er ihn genannt hat…“ „Lyra… Er hatte beschlossen bei diesem Whale Trail von Greenpeace mitzumachen. Dabei hat er dann eine australische Meeresbiologin namens Caitlyn McDonald kennengelernt und zwischen den beiden hat es offensichtlich gefunkt. Als Sugizo schließlich nach Tokyo zurückgekommen ist, war er bereits verlobt. Caitlyn ist ein paar Monate später nachgekommen, nachdem sie bei Sea Life einen Job ergattern konnte, kurz darauf haben sie geheiratet und wenig später war der Kleine dann da.“ „Der Kleine?“, wiederholte Yoshiki mit hochgezogener Augenbraue, „also ist es ein Junge? Wie heißt er?“ „….. Hideto.“ „Sugi hat seinen Sohn nach hide benannt?“ „Ja“, antworte Toshi grinsend und griff nach dem Handy, um ein paar Bilder weiter zu blättern, auf denen Klein-Hideto vielleicht ein Jahr alt war. „Er hat pinke Strähnen!“, entfuhr es Yoshiki, als er das Foto sah, was dazu führte, dass auch Fatima, Ben und Lara interessiert auf das Display blickten. „Heaths Werk! Er hat babygesittet und war der Ansicht, der Kleine sollte seinem Namenspaten etwas ähnlicher sehen. Sugizo hat einen halben Anfall bekommen, als er seinen Sohn abgeholt hat und Heath mehr oder weniger angeschrien, was er sich dabei gedacht hat, einem Baby die Haare zu bleichen und zu färben. Beruhigt hat er sich erst wieder, nachdem er gesehen hatte, dass es lediglich Clip-in Extensions waren, die Heath entsprechend zurechtgeschnitten hatte.“ Lachend schüttelte Yoshiki nur den Kopf und blätterte unterdessen weiter. Es war schön zu wissen, dass sich manche Dinge nie änderten und sich seine Chaoten auch nach wie vor gegenseitig foppten. Er spürte ein merkwürdiges Ziehen in seinem Herzen und wenn er es nicht besser wüsste, würde er fast sagen, dass er dies vermisste, dass er sie vermisste. Nach einigen eher uninteressanten Fotos blieb er schließlich an einem hängen, das Sugizo mit einer Frau im Arm zeigte, wo sie beide glücklich in die Kamera lächelten. „Ist das Caitlyn?“ Er hielt Toshi das Smartphone näher hin, welches eine schlanke Frau mit rotblonden Haaren zeigte, die in etwa gleichgroß mit dem Violinisten zu sein schien. „Ja, das ist sie.“ „Sie ist hübsch“, äußerte Yoshiki und blätterte weiter, nur um direkt beim nächsten Bild hängen zu bleiben. „Jetzt sag mir nicht, Heath hat auch geheiratet?“ Das Foto zeigte Heath – noch mit schwarzen Haaren – mit einer Asiatin, die sicherlich fast zwei Köpfe kleiner war, als der großgewachsene Bassist. Beide sahen aus, als wären sie bis über beide Ohren verliebt. „Noch nicht“, lachte Toshi, „aber die Wetten laufen, dass er sich demnächst bald mal traut, sie zu fragen.“ „Wie kommt es, das plötzlich alle heiraten, kaum dass ich weg bin?!“ „Vielleicht haben sie mehr was von ihrem Privatleben, weil ihnen kein perfektionistischer Sklaventreiber im Nacken sitzt?“, entgegnete der Kleinere und schlag die Arme um Yoshiki, der ihn erneut gegen den Oberschenkel boxte. „Wie heißt sie?“ „Wendy Feng. Ist eigentlich eine ganz niedliche Geschichte, wie sich die beiden kennengelernt haben…“ „Ja?“ „Erinnerst du dich noch an diesen deutschen Freund von unserem Küken?“ „Dumpf…“ „Heath hat ihn vor zwei Jahren oder so mal besucht und dabei noch ein paar Freunde von ihm kennengelernt…“ „Darunter auch Wendy?“ „Sie ist die Tochter von Freunden. Ihre Eltern sind vor Ewigkeiten von China nach Deutschland ausgewandert. Theoretisch ist sie also Chinesin, praktisch ist sie Deutsche.“ „Spricht sie Japanisch?“ „Als Heath und sie sich kennengelernt haben, kein einziges Wort. Das macht das Ganze auch so süß! Wir wissen schließlich beide, dass Heath mit Englisch auf Kriegsfuß steht. Am Anfang konnten sie sich wirklich nur mit Händen und Füßen verständigen, aber bei unserem Kleinen scheint es gefunkt zu haben, weil er danach immer wieder nach Deutschland geflogen ist, um sie zu besuchen und in Tokyo hat er plötzlich ganz eifrig angefangen Deutsch und Englisch zu pauken.“ „Aber wenn ich ihm und Pata Englischstunden aufbrumme, überlegen sich die beiden alle möglichen Tricks, um sich darum zu drücken…“ „Da war eben nicht die Liebe involviert. Wendy hat gleichzeitig angefangen Japanisch zu lernen und da sie ja schon Chinesisch kann, ist ihr Japanisch inzwischen bedeutend besser als Heaths Englisch oder Deutsch.“ „Aber sie ist in Deutschland, oder?“ „Sie ist vor knapp einem Jahr nach Japan gekommen. Die beiden leben zusammen und haben gemeinsam eine Geschäftsidee verwirklicht. Wendy hat in Deutschland als DJane gearbeitet und weil Heath das ja auch öfters mal macht, hatten die beiden die Idee, einen kleinen Club aufzumachen. Dadurch, dass das Küken natürlich auch genügend Verbindungen in der Musikbranche hat, kriegt er immer wieder richtig gute Acts, die für praktisch lau dort spielen, sodass der Club mittlerweile ein richtiger Geheimtipp geworden ist. Und für uns gibt es stets Drinks umsonst!“ „Macht Heath da mit Pata nicht gewaltige Verluste?“ „Pata ist trocken.“ „Pata ist trocken?!“ Das war ja nun wirklich eine Neuigkeit, die alles toppte. „Die Ärzte haben bei ihm erste Leberschäden festgestellt…“ „Ach du… Aber ihm geht es jetzt gut??“ „Er ist okay, auch wenn es am Anfang echt schwer war. Heath hat extra für Pata nichtalkoholische Cocktails in die Getränkekarte aufgenommen, damit der Gute nicht immer nur am Wasserglas hängt.“ „Pata hat früher nie Cocktails getrunken…“ „Ich weiß, aber was Heath ihm da zusammenmixt, scheint ihm echt zu schmecken, weil er davon noch mehr schafft als von JD!“ „Aber Pata hat nicht geheiratet und ist nicht Vater geworden?“ „Nein. Obwohl… indirekt ist er Vater geworden… sogar mehrmals inzwischen“, antwortete Toshi verschmitzt grinsend und musste anfangen zu lachen, als Yoshiki ihn nur völlig verwirrt anblickte. „Er hat sich wieder Katzen zugelegt und eine kleine Zucht begonnen.“ Um es seinem besten Freund zu zeigen, nahm er kurz das Handy an sich, blätterte ein paar Bilder weiter und reichte es ihm schließlich wieder, als es ein Foto von Pata zeigte, der lächelnd inmitten eines Wurfes von Katzen saß und mit den kleinen Kitties spielte. „Wie niedlich!“ Yoshiki zeigte das Bild kurz Fatima, Ben und Lara, die die ganze Zeit über schweigend, aber interessiert zugehört hatten. Schließlich hatten sie so in kurzer Zeit mehr über ihn erfahren, als er ihnen in all den Jahren je über sich erzählt hatte. „Pata sieht glücklich aus…“ „Ist er auch“, bestätigte Toshi lächelnd und blätterte für den anderen weiter, ehe er wieder bei einem Foto verharrte. „Das ist ja Mama!“ Ganz überrascht nahm er das Smartphone in beide Hände und betrachtete das Bild genau, schließlich hatte er sie seit über vier Jahren nicht mehr gesehen – das letzte Mal war mehrere Monate vor seinem Verschwinden gewesen. „Sie sieht noch genauso aus, wie ich sie in Erinnerung habe… Wie geht es ihr, Toshi?“ „Gut, den Umständen entsprechend… sie vermisst dich… so wie alle…“ „….. ich vermisse sie auch“, gestand Yoshiki leise auf Japanisch und zog die Arme seines besten Freundes enger um sich und wischte sich mit dem Handrücken kurz über die Augen, ehe er noch einmal das Bild betrachtete. „Sag mal………… ist das da ein Pool in unserem Garten??“, wollte er dann wieder auf Französisch wissen und kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, mehr Details erkennen zu können. Beim Hintergrund handelte es sich definitiv um das Grundstück seines Elternhauses. „Ist es.“ „Seit wann haben wir einen Pool??“ „Seit es letzten Sommer so unerträglich heiß war. Seitdem halten sie und sämtliche Frauen der Nachbarschaft, inklusive meiner Mutter, dort täglich ihr kleines Kaffeekränzchen ab und schwimmen ein paar Runden.“ „Toll, ich wollte früher als Kind immer einen Pool, aber da hieß es nur ‚das Meer ist ein paar Minuten entfernt, warum sollten wir Geld dafür ausgeben‘!“, schmollte Yoshiki gespielt theatralisch und ging weiter durch Toshis gespeicherte Bilder. „Du scheinst es überlebt zu haben…!“ „Nur sehr schwer!“, konterte der Jüngere und verharrte bei einem Foto, das seinen kleinen Bruder mit einem Säugling auf dem Arm zeigte. „Ist das Kouki mit Hideto?“ „Schau mal genauer hin“, forderte der Kleinere ihn auf, sodass Yoshiki heran zoomte und das iPhone in alle möglichen Richtungen drehte. „Mit etwas Fantasie würde ich sagen, dass das mir ähnlich sehen könnte… aber das ergibt keinen Sinn!“ „Spinn den Gedanken mal weiter… Wer sah dir sowohl als Kind ähnlich und wer tut es jetzt im Erwachsenenalter immer noch?“ „……………………………………. Kouki ist nochmal schwanger geworden?!?!?“ „Eher deine Schwägerin“, lache Toshi, „aber ja, im Endeffekt läuft beides darauf hinaus, dass du nochmal Onkel geworden bist.“ „Ich bin nochmal Onkel geworden?“, wiederholte der Größere und starrte ungläubig auf das Display, als sein bester Freund ihm das Handy wegnahm und zu einem anderen Bild blätterte, auf dem aus dem Säugling mittlerweile ein Kleinkind geworden war, das dieselben Gesichtszüge teilte wie er und sein kleiner Bruder. „Ist es wieder ein Mädchen?“ „Nein, ein Junge… er wird am 24. November zwei Jahre alt.“ „Da hat er ja fast mit mir zusammen Geburtstag… Wie heißt er?“ „Kouki wollte, dass im Namen dasselbe Kanji vorkommt, das ihr beide euch auch teilt…“ „Das ‚ki‘…“ „Ja… von allen Namen, konnte er sich letztendlich aber nur mit einem wirklich anfreunden und das war Yoshiki…“ „Kouki hat seinen Sohn nach mir benannt?!“, fragte der Jüngere voller Unglauben und starrte auf das Bild seines Neffens. „Um deinen Bruder zu zitieren: ‚So hab ich wenigstens einen Yoshiki.‘ Ich hab dir ja gesagt, auch wenn er nach außen hin wütend auf dich ist, vermisst er im Grunde seines Herzens seinen großen Bruder.“ „Mir fehlt die kleine Nervensäge auch…“, entgegnete der Größere kaum hörbar und legte das Smartphone beiseite, ehe er sich umdrehte, beide Arme um Toshis Hals schlang und sein Gesicht in dessen Nackenbeuge verbarg. Ja, er hatte sie alle in all den Jahren vermisst – jeden einzelnen. Vielleicht nicht so sehr wie seinen besten Freund, aber sie hatten ihm gefehlt, das war ihm durch die Bilder wieder mehr als bewusst geworden. Ein Teil von ihm wollte sie noch einmal sehen, doch der andere hielt dagegen, dass es in seinem Zustand auch nicht mehr viel bringen würde und es wohl besser war, wenn sie ihn so in Erinnerung behielten, wie sie ihn vor knapp vier Jahren das letzte Mal gesehen hatten. Was brachte es schon, wenn sie ihn nun, sterbenskrank noch einmal sahen? Es würde doch nur alles schwerer machen… Andererseits würde er gerne wenigsten ein einziges Mal seinen Neffen sehen und ihn im Arm halten, wenigstens alle noch einmal sehen, um sich von ihnen zu verabschieden und nicht einfach so sang und klanglos zu gehen wie sein eigener Vater… „Wirst du nun mit Toshi nach Japan zurückkehren, Yoshi?“, wollte Ben wissen, als Toshi seine Arme um den Jüngeren schlang und ihn festhielt. „Nein…“, antwortete Yoshiki und drehte den Kopf so, dass er zu ihm, seiner Schwester und seiner Mutter blicken konnte, „es hat für mich keinen Sinn mehr, zurückzugehen…“ „Aber ich muss zurück“, äußerte Toshi, was dafür sorgte, dass der andere ihn anblickte, „meine Aufenthaltsgenehmigung ist befristet und die läuft übermorgen ab…“ „Du willst übermorgen gehen?!“ „Ich muss… ansonsten bin ich illegal im Land… außerdem wird es Zeit, dass ich mal wieder nach Extasy sehe und notfalls ausbügel, was Kouki verzapft hat…“ „Ich will nicht, dass du gehst! Ich will dich nicht noch einmal verlieren…!! “ „Ich komm doch wieder… so schnell ich kann! Aber visumstechnisch muss ich erst einmal ausreisen.“ „Ich will aber nicht“, beharrte Yoshiki, hatte jedoch ins Japanische gewechselt und sah seinen Freund flehend an. „Was ist, wenn ich in der Zwischenzeit…?“ Was, wenn in der Zwischenzeit sein Körper aufgab und er starb? „Das darfst du einfach nicht! Du musst solange kämpfen!“ Dass genau dies eintrat, war auch Toshis größte Sorge. Was, wenn er zurückkam und Fatima ihm nur berichten konnte, dass sein bester Freund während seiner Abwesenheit verstorben war? „Ich will nicht, dass du gehst!! Ich will es nicht!!“, wiederholte der Jüngere und klang dabei immer trotziger. Er hatte Toshi doch gerade erst wieder, da konnte der doch nicht gleich wieder gehen…! „Yoshiki, es bringt nichts, wenn du bockst. Das Gesetz verlangt es, dass ich übermorgen das Land verlasse“, versuchte der Ältere es mit Rationalität. „Dann… dann heiraten wir morgen eben! Dann gilt meine Aufenthaltsgenehmigung doch auch für dich…“ „Soweit ich weiß, ist die gleichgeschlechtliche Ehe in Frankreich genauso wenig erlaubt oder anerkannt wie in Japan…“ Innerlich musste er über den Vorschlag schmunzeln – nur Yoshiki konnte auf solch eine Idee kommen. „Dann… dann komm ich mit dir mit!“ „……. Was?! Du hast doch heute Früh noch zu Kouki gemeint… und eben…“ „Wenn das die einzige Möglichkeit ist, bei dir zu sein… Aber wir kehren nach Refuge zurück, sobald du deine Sachen erledigt hast!“ „Natürlich!“ „Gut, dann ist es beschlossene Sache: ich komm mit dir nach Tokyo!“ •••••••••••••••••••• Im Gegensatz zu den anderen Kapiteln, ist dieses hier mit etlichen Fakten vollgestopft: - Sugizo hat eine mittlerweile 16-jährige Tochter, die bei ihrer Mutter lebt. Als sie ein Kleinkind war, hat Sugizo mit ihr einmal einen Fotoshoot gemacht. - Sugizo hat in der Tat einen Buckelwal adoptiert und diesen Lyra genannt. - Heath erwähnte einmal in einem Interview, dass er einen Freund in Deutschland hat. - Neben seiner Solokarriere hat Heath eine Zeit lang in diversen Clubs auch als DJ aufgelegt. Nach eigener Aussage würde er in diese Richtung gerne mehr machen. - Pata hat(tte) zwei Katzen namens Kotaru und Kotetsu. Wenn man sich einmal die Danksagungen bei diversen Alben und DVDs anschaut, erscheinen auch die beiden dort. Es ist nicht bekannt, ob Pata die beiden noch immer hat. - Von Koukis Privatleben ist kaum etwas bekannt – lediglich, dass er verheiratet ist und eine Tochter hat, die mit einem Herzfehler geboren wurde, der mittlerweile aber operiert wurde. - Das zweite Kanji von Yoshikis und Koukis Namen ist gleich: 佳樹 (Yoshi-ki) ・ 光樹 (Kou-ki) Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen! Über eure Meinungen und Kommentare würde ich mich natürlich freuen^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)