Shi Ans von Tei ================================================================================ La Réunion ---------- @ Astrido: Was Yoshiki bei X Japan einfach fehlt, ist jemand, der wirklich über ihm steht und ihm einen Tritt in den Hintern gibt, wenn er irgendwas zum 1000x neu aufnehmen will. I.V. hat er schließlich auch innerhalb einer Woche fertig gehabt, weil er sonst nicht an der Ausschreibung hätte teilnehmen können und beim Golden Globes Theme Song hatte er auch eine feste Deadline, die er eingehalten hat. So eine endgültige Deadline fehlt ihm bei X… wobei ich mich langsam frage, wie lange EMI das Spielchen noch mitmacht. X‘ 4-Jahresvertrag läuft schließlich auch nicht ewig… @ -Shin-: Ich hatte es auch als solches verstanden – Danke! :) @ Toshi-Hamlet_Hayashi: Sowas geht relativ schnell – ist bei uns in der Produktionsfirma auch so, dass wir vieles auf externen Festplatten archiviert haben, da der Server sonst schon längst schlapp gemacht hätte. @ hide_sama: Es ist leider Gottes so, wie hide es einmal gesagt hat: Ein Künstler ist erst dann berühmt, wenn er tot ist. Ich meine, wie viele Leute ziehen über einen Künstler zu seinen Lebzeiten her und kaum ist er tot, finden sie ihn plötzlich ganz toll? @ Terra-gamy: Na dann bin ich mal gespannt, was du zu der Party in dem aktuellen Kapitel sagst :) @ all: Viel Spaß beim Lesen! •••••••••••••••••••• „Toshimitsu, aufwachen…“ Brummend vergrub Toshi sein Gesicht in etwas, wovon er vermutete, dass es Yoshikis Schulter war. Er musste wohl selbst eingenickt sein, nachdem sich der Jüngere in den Schlaf geweint hatte. Doch weshalb sollte er nun wach werden? Gut, die Couch war jetzt nicht sonderlich bequem, sodass er seinen Rücken spürte, Yoshiki atmete ihm die ganze Zeit über halb ins Ohr, was jedes Mal aufs Neue kitzelte, und außerdem hatte der Jüngere das Bein, das er zuvor zwischen seine beiden geschoben hatte, angezogen, sodass dessen Knie unangenehm in seinen Schritt drückte. Aber damit konnte er ganz gut leben, wenn es bedeutete, dass er zurück in seinen Traum konnte, in dem er nie den Unfall gehabt hatte, Yoshiki nie für vier Jahre verschwunden und an Krebs erkrankt war, an welchem er sterben würde. „Toshimitsu, aufwachen…!“ Allerdings klang die Stimme, die verlangte, dass er die Augen öffnen sollte, äußerst bekannt, sodass er murrend schließlich doch die Lider ein klein wenig anhob und den Kopf von Yoshikis Schulter wegdrehte, damit er überhaupt etwas sah. „Okaa-san?“, murmelte er schlaftrunken und blinzelte mehrmals, ehe er über sich die Mutter seines besten Freundes ausmachen konnte, die er schon seit Kindheitstagen stets höflich mit „Mutter“ ansprach. „Wie spät ist es?“ „Kurz nach drei… Kouki hat vorhin noch angerufen und gesagt, er käme wohl so gegen vier, sobald er irgendwelche Festplatten hätte…“ „Festplatten?“, überlegte Toshi kurz und rieb sich über die Augen, „Ach ja richtig… seine Schnapsidee…“ „Und er meinte, Heath, Pata und Sugizo würden auch so zwischen vier und fünf kommen“, fügte Yoshikis Mutter hinzu und stand dann auf, um sich auf die Lehne des anderen Sofas zu setzen, wobei sie ihren Ältesten anblickte, der friedlich schlief, dabei allerdings, alles andere als gesund klingende Atemgeräusche von sich gab. Sie hatte sich bereits die Zeit genommen, ihn von Kopf bis Fuß zu mustern, ehe sie Toshi geweckt hatte, und hatte ihrem Jüngsten insgeheim zustimmen müssen, dass er wirklich schlecht aussah. Sie war ihm dankbar, dass er sie vorgewarnt hatte, ansonsten hätte sie sich sicherlich noch mehr erschrocken, als sie es sowieso schon getan hatte, als sie ihn gesehen hatte. „Sag mal, Toshimitsu, ist das auch nur im entferntesten angenehm, so wie Yoshiki auf dir liegt?“, fragte sie mit einem Wink in Richtung der Beine, wobei ein leichtes Schmunzeln ihre Lippen umspielte, doch Toshi konnte auch nur zu gut die Sorge und Angst um ihren Sohn in ihren Augen erkennen. „Nicht wirklich“, brummte der Angesprochene und schüttelte leicht an Yoshikis Schulter, damit dieser wach wurde, doch der murrte nur und schien, von der Vorstellung die Augen aufzumachen, alles andere als begeistert zu sein. „Yocchan, aufwachen!“ „….. dorme…….“, nuschelte dieser nur undeutlich auf Französisch. „Nichts da schlafen, es gibt Pudding!“ „………. câlin………“ „Seit wann steht bei dir Kuscheln über Pudding?!“ „……… m’as manqué……..“ „Aber es ist Pudding von deiner Mutter“, versuchte Toshi es weiter, wobei das letzte Argument schließlich Wirkung zu zeigen schien, da Yoshiki schlaftrunken die Augen öffnete und den Älteren anblinzelte. „Mama?“ „Ich bin garantiert nicht deine Mama“, schmunzelte der Kleinere, „aber dreh dich mal um 180 Grad in die andere Richtung.“ Noch mehr schlafend als wirklich wach, tat Yoshiki wie geheißen und drehte sich einmal um, doch nach etwa der Hälfte merkte er, wie plötzlich die Couch zu Ende war und er mit einem Rums auf dem Flokati landete, der genau davor lag. „Au!“, beklagte er sich und musste im nächsten Moment kräftig niesen, da ihn der Teppich an der Nase gekitzelt hatte. „Gesundheit!“ „Du bist gemein, Toshi!“, jammerte Yoshiki und blieb einfach so auf dem Bauch liegen, wie er gelandet war. „Woher soll ich wissen, dass du das Sofa nicht abschätzt und stattdessen Rollerfäßchen in Richtung Boden machst“, konterte der Ältere und lugte nach unten, von wo aus ihn der Jüngere anklagend ansah. Zumindest schien er jetzt deutlich wacher zu sein! „Ich glaub, ich bin auf Homer gelandet…“, brummte der Größere und zog den dicken Wälzer unter seinem Bauch hervor, um damit nach Toshi zu werfen, der das Buch jedoch kommen sah und es mühelos auffing und beiseite legte. „Schau lieber mal nach oben, anstatt mich hier zu bewerfen“, entgegnete der Ältere und deutete auf Yoshikis Mutter, die das Ganze nur schmunzelnd und kopfschüttelnd beobachtet, sich ansonsten jedoch ruhig im Hintergrund gehalten hatte. Fragend dreinblickend folgte der Jüngere dem Zeigefinger seines besten Freundes und blieb an einem paar Füße mit Hausschuhen hängen. Langsam wanderten seine Augen an der zierlichen Figur, vorbei an einer schwarzen Stoffhose und einem dunkelroten Rollkragenshirt, nach oben… „Mama…!!“ Eigentlich wollte er aufspringen, zu ihr stürzen und sie in die Arme schließen, doch sein geschwächter Kreislauf machte ihm einen Strich durch die Rechnung, sodass seine Knie nachgaben, kaum dass er auf die Beine gekommen war. Zum Glück war seine Mutter etwa zeitgleich aufgestanden und hatte dabei bereits einen Schritt in seine Richtung gemacht, sodass sie ihn nun auffing und mit ihm zu Boden ging, wobei sie ihn so fest an sich drückte, dass Yoshiki schon um seine Rippen fürchtete. Er hatte sie gar nicht so kräftig in Erinnerung gehabt… Seufzend schlang er seine dürren Arme um sie und schmiegte sich an sie, wobei er ihren vertrauten Geruch einatmete. „Gott, Yocchan… du kannst dir ja gar nicht vorstellen, welche Sorgen ich mir um dich gemacht habe“, flüsterte sie und Yoshiki glaubte herauszuhören, dass sie mit den Tränen kämpfte. „….. tut mir leid, das wollte ich nicht……“ Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie Toshi leise aufstand und wegging, ihnen somit wohl etwas Privatsphäre geben wollte. „Ich bin so froh, dass dich Toshimitsu gefunden und zurückgebracht hat…“ Yoshiki antwortete nichts darauf, sondern lehnte sich nur gegen sie, während er die Arme so fest um sie schlang, wie es nur ging. Er war froh, dass es ihr gutzugehen schien. Seine größte Sorge war stets gewesen, dass ihr etwas passieren würde und er nicht da wäre, um sie zu unterstützen. Er hätte sich dann nur darauf verlassen können, das Kouki das richtige täte. Als sie sich kurz darauf schließlich voneinander lösten und aufstanden, half ihm seine Mutter auf und hielt ihn dann fest, während sie zum Bartresen gingen, hinter welchem Toshi mit einer großen Tupperdose stand. „Was hast du da?“, wollte Yoshiki neugierig wissen und setzte sich neben seine Mutter auf einen der Barhocker. „Deinen Pudding“, entgegnete der Ältere und tat einen Teil des Inhaltes in eine kleine Glasschüssel, welche er dann dem anderen samt Löffel hinstellte. „Also hat Kouki das vorhin nicht erfunden?“, wandte sich Yoshiki mit großen Augen an seine Mutter, die nur lächelnd den Kopf schüttelte. „Ich ging davon aus, dass du auf Puddingentzug sein könntest, also hab ich einfach mal eine extragroße Menge gemacht“, erklärte sie und schmunzelte, als ihr Ältester sie im einen Moment umarmte und sich im nächsten über seine Leibspeise hermachte. Allzu viel hatte er jedoch noch nicht gegessen, als der Signalton des Aufzuges einen Besucher ankündigte, der jedoch vorerst im Eingangsbereich verharrte. „Toshi, wenn mein Bruder wie üblich an dir klebt, dann halt ihm mal die Augen zu, damit er seine Überraschung nicht sofort sieht!!“ „Welche Überraschung?!“, wollte Yoshiki direkt wissen und sich in Richtung Kouki drehen, doch sein bester Freund stand schon hinter ihm und legte ihm die Hände über die Augen. „Toshi, ich seh nichts!“, quengelte der Jüngere und versuchte die Arme des anderen wegzuziehen, hatte dabei jedoch wenig Erfolg. „Ist nur für einen Augenblick“, entgegnete Toshi und blickte kurz zu Kouki, der leise zu ihnen kam, seiner Mutter zur Begrüßung kurz zunickte und ein „Shhh“ in Richtung der Überraschung aussprach, damit sich diese nicht direkt selbst verriet. „Was ‚Shhh‘??“, äußerte Yoshiki eine Schnute ziehend und verschränkte die Arme, „darf ich jetzt nicht mal mehr reden?!“ „Das hatte eigentlich nicht dir gegolten, aber wenn du dich angesprochen fühlst, kannst du gerne die Klappe halten“, konterte Kouki grinsend. „Mama, der ist gemein zu mir“, schmollte Yoshiki und deutete mit dem Zeigefinger in die Richtung, in der er seinen kleinen Bruder vermutete. Allerdings bekam er von seiner Mutter nicht die erwartete Rückendeckung, die er erwartet hatte, da sie murmelnd nur fragte, wie alt die beiden gleich wieder waren, woraufhin Toshi auf maximal fünf Jahre tippte. Er wollte gerade noch etwas sagen, um sich über die Äußerung seines besten Freundes zu beklagen, als eine kleine Hand seinen ausgestreckten Finger ergriff und daran zog. „Sind deine Hände über Nacht geschrumpft, Kouki?“ „Als ob das möglich wäre! Selbst mit schwarzen Haaren stellst du noch blonde Fragen!“ „Tu ich gar nicht! Ich will nur wissen, was meinen Finger festhält, weil sehen kann ich ja nichts!“ „Ich denke…“, überlegte Kouki theatralisch übertrieben, „du kannst ihn langsam erlösen, Toshi!“ Dieser kam dem auch direkt nach und nahm grinsend seine Hände von Yoshikis Augen, der für einen Moment blinzelte, da er sich wieder an das Licht gewöhnen musste, ehe er zu seinem Finger starrte, der noch immer von einer kleinen Hand festgehalten wurde, die wiederum, wie er feststellte, einem Kleinkind gehörte, das sein jüngerer Bruder im Arm hielt. „Ist das…?“, fragte er völlig überrumpelt und blickte von dem Kind zu Kouki und dann zu Toshi sowie seiner Mutter, ehe er wieder bei seinem Bruder angelangt war. „Toshi meinte, du würdest den Kleinen gerne mal sehen“, erklärte dieser und löste die Hand seines Sohnes, nur um ihn dann Yoshiki in die Arme zu drücken. „So, Yocchan, geh mal zu deinem Onkel Yoshiki!“ „Yoyo?“, wiederholte der Kleine fragend, als er auf den Oberschenkeln des ihm noch fremden Mannes stand, von dem sein Vater aber gemeint hatte, das er ganz lieb sei, und die Hand nach ihm ausstreckte und sie auf seinen Mund legte. Schmunzelnd zog Yoshiki sie von seinen Lippen und musterte seinen Neffen, der ihn so anstarrte, als würde er ihn auch unter die Lupe nehmen wollen. Wie schon bei seiner Nichte musste er feststellen, dass es wohl irgendwie in den Genen liegen musste, dass die Familienzugehörigkeit zwischen ihnen nicht zu leugnen war. „Ja, das bin ich, Yocchan“, antwortete Yoshiki lächelnd und hob seinen Neffen hoch und drückte ihn an sich, ehe er sich zu Toshi drehte. „Du hast das…?“ „Du hast vor ein paar Tagen schließlich gemeint…“, antwortete dieser und lachte auf, als der kleine Yoshiki über die Schulter seines Onkels hinweg die Schüssel mit dem Pudding entdeckte und die Arme danach ausstreckte, in der Hoffnung, daran zu kommen. „Pudding!“ „Pudding?“, wiederholte Yoshiki und drehte sich wieder zum Tresen um, wobei er seinen Neffen in seinen Schoß setzte und mit einem Arm festhielt, während er mit der freien Hand die Glasschüssel zu sich zog. „Willst du, Yocchan?“, fragte er und tat ein wenig von dem Inhalt auf den Löffel, während der Kleine nur ein lautes „Ja“ krähte und vor Freude die Hände zusammenpatschte. „Bei der Vorliebe für Pudding ist die Verwandtschaft unübersehbar“, schmunzelte Toshi und hatte sich mit Kouki und dessen Mutter ins Wohnzimmer gesetzt, von wo aus sie beobachteten, wie Yoshiki sich mit seinem Neffen die Leckerei teilten und wie sie über eine gemeinsame Lieblingsspeise sehr schnell eine Beziehung zueinander aufbauten, sodass sie wenig später gemeinsam auf dem Boden lagen und leeres Papier, das Kouki zusammen mit Stiften aus dem Arbeitszimmer geholt hatte, vollmalten. „Danke, dass du ihn gefunden und hergebracht hast, Toshimitsu“, bedankte sich Yoshikis Mutter leise und legte dem Sohn ihrer besten Freundin kurz einen Arm auf die Schulter. „Es war reines Glück… aber ich bin froh, dass wir ihn wiederhaben“, entgegnete Toshi lächelnd und legte für einen Moment seine Hand auf die ihre, ehe sie wie Kouki wieder den beiden Yoshikis zuschauten, wobei es der Jüngere nicht unterlassen konnte, seinen älteren Bruder zu necken. „Weißt du, Yosh… deine Malkünste können wirklich mühelos mit Yocchans mithalten!“ „Ich kann das nun mal nicht! Dafür kann ich aber komponieren, Klavier spielen, beherrsche Orgel, Spinett, Gitarre, Bass, Violine, Geige, Trompete…“, begann der Ältere aufzuzählen, wurde aber schon gar nicht mehr wirklich beachtet, weil sein Neffe, als er seinen Namen gehört hatte, sein vollgekritzeltes Blatt Papier seinem Vater zeigte. „Guck mal, Papa!“ „Sieht toll aus!“, lobte Kouki seinen Sohn, der sich daraufhin daran machte, weiter zu malen, während er selbst damit fortfuhr, seinen großen Bruder zu necken. „Sag, Yosh, willst du Mama nicht auch mal dein Bild zeigen?“ „Für wie dämlich hältst du mich?!“, äußerte Yoshiki und setzte sich auf, um den anderen in Grund und Boden zu starren. „Willst du ehrlich eine Antwort darauf?!“ Unterdessen hatte sich Toshi über die Couch gelehnt, um einen besseren Blick auf das Bild seines besten Freundes zu erhaschen und wiegte abschätzend seinen Kopf hin und her, während er überlegte, was genau es wohl darstellen sollte. „Was meinst du?“, ignorierte Yoshiki seinen Bruder und wandte sich stattdessen an Toshi, da er registriert hatte, dass dieser sein Blatt Papier beäugt hatte. „Sieht… interessant aus. Moderne Kunst?“ „Moderne Kunst?“, wiederholte der Jüngere ungläubig und starrte den anderen aus großen Augen an, ehe er ihm das Bild hinhielt, „Das ist Yoshikitty!!!“ „Eher ein explodierter Ball mit Augen“, kicherte Kouki und ging in Deckung als ein Stift nach ihm flog. „Du bist gemein“, schmollte Yoshiki, „ich werde demnächst Abkratzen und du hast nichts besseres zu tun als mich zu ärgern!“ Kaum hatte er die letzten Worte ausgesprochen, legte er sich wieder neben seinen Neffen, nur um diesen jetzt beim Malen zu beobachten und mit ihm die richtigen Stifte auszusuchen, während zwischen den anderen betretenes Schweigen herrschte – besonders Kouki blickte schuldbewusst drein und biss sich auf die Unterlippe. Sie hatten ausgemacht, dass sie zumindest für die Willkommensfeier so tun wollten, als wäre alles in Ordnung, damit sie sich einfach nur darüber freuen konnten, Yoshiki wiederzuhaben, ohne dass die gute Stimmung von Sorge und Trauer überschattet wurde. „Yocchan…“, versuchte ihre Mutter zwischen den beiden Brüdern zu vermitteln, doch anstatt dass ihr Sohn aufblickte, sah nur ihr Enkelkind zu ihr, wandte sich dann aber auch wieder seinem Papier zu und plapperte munter auf seinen Onkel ein, als er nicht weiter angesprochen wurde. Toshi entging nicht, dass sich Yoshiki rasch verstohlen über die Augen wischte, sodass er seufzend aufstand und sich zu ihm auf den Boden setzte. Die Jahre der Zusammenarbeit hatten ihn gelehrt, dass Kouki seine wahren Gefühle schnell einmal hinter Sprüchen verbarg, die auch verletzend sein konnten. Aus Erfahrung wusste er jedoch auch, dass dies häufig mit Yoshikis sensibleren Charakter und seiner Angewohnheit, weitaus offener mit seinen Gefühlen umzugehen, kollidierte. Da der Jüngere mit dem Rücken zu ihm dalag, beugte sich Toshi über dessen Schulter und konnte auf der blassen Wange, die er sehen konnte, einzelne Tränen ausmachen. „Ich hab es nicht so gemeint, Yosh…“, konnte man aus dem Hintergrund Kouki leise murmeln hören, doch Yoshiki zeigte keinerlei Reaktion darauf. Erst als Toshi die Tränen vorsichtig mit seinem Daumen wegwischte, zeigte er eine Regung. „Je ne pleure pas, Tocchi…“ „Je le sais“, entgegnete dieser und akzeptierte für den Moment, dass der andere es vorzog, auf Französisch zu sprechen. Allerdings ging Yoshikis Rechnung nicht weiter auf, da eine Träne auf seinen Neffen tropfte, der erst verwundert von seinem Papier aufsah und dann überrascht zu seinem Onkel blickte. „Weinst du, Yoyo?“ „Nein“, verneinte dieser und wischte sich rasch übers Gesicht, ehe er sich aufsetzte, wobei er sich unterbewusst gegen Toshi lehnte und den Kleinen zu sich zog. „Siehst du die Pflaster?“, wollte er von ihm wissen, nachdem er den Ausschnitt seines Oberteils nach unten gezogen hatte, sodass man einige der Elektroden, die er noch immer trug, sehen konnte. „Aua?“, fragte Klein-Yoshiki und legte seine Hände auf die Pflaster. „Nein, das sind ganz spezielle Pflaster, die den Herzschlag sichtbar machen.“ „Herzschlag sichtbar?“ Statt direkt zu antworten, drückte Yoshiki sanft ein Ohr seines Neffen gegen seine linke Brust und hielt ihn dort für einen Moment. „Hörst du das Pochen? Mit den Pflastern kann man das auf einem Fernseher sichtbar machen… Die Pflaster ziepen allerdings an den Haaren und das tut weh…“ Um zu verdeutlichen, was er meinte, zog er ganz minimal an einer Haarsträhne des Kleinen und ließ gleich darauf auch schon wieder los. „Aua…“ „Genau… Aua!“ Toshi, der Yoshiki eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, verzichtete darauf, darauf hinzuweisen, dass der Jünger eigentlich gar keine Brustbehaarung hatte, an denen die Elektroden ziepen könnten, und lächelte stattdessen nur, als das Kleinkind sich an seinen Onkel kuschelte und seine Arme, soweit sie reichten, um ihn schlang, damit das „Aua“ ganz schnell wieder besser wurde. Kouki wollte noch einmal versuchen, bei seinem Bruder durchzukommen, doch als er ansetzte, verkündete der Aufzug weitere Besucher, die auch gleich darauf vollbepackt eintraten und dafür sorgten, dass Yoshiki zuerst verwirrt zu seinem besten Freund blickte, dann jedoch seinen Neffen wieder auf den Boden setzte und langsam aufstand, um Heath, der sich die Haare mittlerweile wieder schwarz gefärbt hatte, Pata und Sugizo zu begrüßen, wobei letzter auf Toshis Bitte hin seinen Sohn mitgebracht hatte, der von dem Bassisten augenscheinlich einmal wieder eine pinke Extension erhalten hatte, die zwischen seinen schwarzen Haaren hervor lugte. Der gelockte Gitarrist trug dafür eine Transportbox, aus der es maunzte, unter dem Arm, während Heath mit einem Rucksack sowie mehreren Tabletts voll mit Sushi beladen war. Alle drei hatten zudem Gitarrentaschen dabei, sodass Yoshiki, während er sie alle freudig begrüßte und sie ihn drückten, ganz langsam dahinter kam, was es mit dem ganzen auf sich hatte. Erst brachte Kouki seinen Sohn mit, dann hatte Sugizo den kleinen Hideto dabei, der sich direkt zu Yocchan setzte und anfing, mit zu malen, Pata hatte ganz offensichtlich eine seiner Katzen mitgebracht und sie alle hatten ihre Instrumente bei sich. Lediglich den Inhalt von Heaths Rucksack konnte er sich ganz erschließen… „Tocchi… du hast… das ist praktisch alles, was ich dir...“ Unfähig vollständige Sätze zu formulieren, starrte er seinen besten Freund an, ehe er diesem um den Hals fiel und sich an ihn drückte. „Ich konnte unser Küken leider nicht davon überzeugen, Wendy heute Abend einen Heiratsantrag zu machen, außerdem hätte das die Liste der Personen erweitert, die von deiner Anwesenheit wissen dürfen… aber da du ja nicht glauben wolltest, dass Pata Heaths nichtalkoholische Cocktails noch mehr liebt als sein Zauberwasser, ist er heute Abend für die Getränke zuständig“, erklärte Toshi lächelnd und schloss die Arme um den Jüngeren, wobei er spürte, dass dessen Freudentränen – zumindest vermutete er, dass es solche waren – seinen Nacken benetzen. „Danke, Tocchi… danke!!“ Damit löste er sich von ihm, um erneut erst seine Freunde zu umarmen, die die Geste lächelnd erwiderten und ihm versicherten, dass es nichts sei, ehe Yoshiki auch zu seiner Mutter und seinem Bruder ging und die beiden ebenfalls drückte. „Yosh…“ Kouki hielt ihn für einen Moment fest und wollte noch etwas sagen, doch der Ältere fiel ihm ins Wort. „Ich weiß, Kicchan“, entgegnete er lächelnd, „alles in Ordnung!“ Es wurde ein geselliger Abend über Pudding, Sushi und Unmengen an Cocktails, bei dem Yoshiki ein wenig von seinem neuen Leben in Frankreich erzählte und ihn die anderen an den Ereignissen in ihrem Leben seit seinem Verschwinden teilhaben ließen. Mitten in der Unterhaltung fiel Heath auf, dass es auf den heutigen Tag genau vier Jahre waren, dass ihr Bandleader untergetaucht war, sodass sie alle mit alkoholfreier Piña Colada darauf anstießen, dass er wieder da war. Keiner verlor ein Wort darüber, wie blas und abgemagert er aussah oder dass er nur mit Mühe aß und trank und dann auch nur sehr langsam. Abwechselnd saß Yoshiki neben Toshi auf dem Sofa und lehnte sich gegen ihn, da er seine Nähe suchte, oder rutschte mit Yocchan und Hidechan am Boden herum, als sie mit Patas Katze spielten, die eine enorme Geduld mit den Kindern zu haben schien. Später packten Sugizo, Heath und Pata ihre Instrumente aus – im Gegensatz zu den Gitarristen, die Akustikgitarren mitgebracht hatten, hatte Heath seinen E-Bass samt einem kleinen Verstärker dabei – und Yoshiki setzte sich auf die Bank vor dem Flügel, während sich Toshi lächelnd hinter ihn stellte und ihm eine Hand auf die Schulter legte. Während sie wahllos ein X JAPAN Lied nach dem anderen spielten, so als wären sie nie vier Jahre getrennt gewesen, zeigte der Älteste der Band den drei anderen kurz den erhobenen Daumen, als er die Augen seines besten Freundes strahlen sah. Es machte ihn glücklich, ihn so zu sehen, doch gleichzeitig musste er sich auch zusammenreißen, nicht los zu weinen, da dies auch das letzte Mal sein konnte, dass sie gemeinsam spielten. Eine gute Stunde später hörten sie schließlich auf und als sich Toshi wieder hinsetzte, um sich erst einmal einen großen Schluck Wasser zu gönnen, kuschelte sich Yoshiki an ihn, sodass er halb auf ihm lag und strahlte, als hätten sie gerade im Tokyo Dome vor 55.000 Fans und nicht im Wohnzimmer vor zwei Erwachsenen, zwei Kleinkindern und einer Katze gespielt. „Glücklich?“, wollte der Ältere wissen und stellte sein Glas beiseite, um den Jüngeren festzuhalten. „Ja… sehr!“, antwortete Yoshiki und schmiegte sich an ihn, „Erschöpft, aber überglücklich!“ Er hatte keine Ahnung, wie er Toshi jemals dafür würde danken können, dass er versucht hatte, so viele seiner Wünsche wie möglich zu erfüllen. Später am Abend, als die Kinder unter einer Decke auf dem Sofa lagen und bereits schliefen, machten sich alle daran, einen Großteil des Geschirrs, das den Wohnzimmertisch belagerte, in die Küche zu räumen, als Toshi registrierte, dass sich Yoshiki abgeseilt hatte. Als er nach ihm sah, fand er ihn im Eingangsbereich vor, wo er am Boden saß und sich gerade seine Sneaker anzog. „Wo willst du hin, Yocchan?“, fragte er leise, damit die anderen die Unterhaltung nicht direkt mitbekamen. „Ins Studio… oder ist da noch wer?“ „Nein, Kouki hat mir vorhin erzählt, dass er alle früh nach Hause geschickt hat, damit niemand mitbekommt, was hier oben vor sich geht… Was willst du im Studio?“ „Einfach etwas Ruhe“, antwortete Yoshiki mit ebenfalls gedämpfter Stimme und stand auf, als er beide Schuhe anhatte, „ist doch etwas mehr Trubel, als ich von den letzten Jahren her gewohnt bin…“ „Ist alles okay mit dir, Yocchan?“, hakte Toshi besorgt nach und legte ihm kurz eine Hand auf die Stirn. „Du fühlst dich warm an…“ „Mir geht es gut, Tocchi, mach dir keine Sorgen“, entgegnete der Jüngere und umarmte ihn, einem Impuls folgend. „Soll ich mit runter kommen?“, wollte der Ältere wissen und legte locker die Arme um den knochigen Körper. „Nein, schon okay… ich werde mich unten einfach ein wenig ausruhen…“ „Okay“, seufzte Toshi leise und löste sich von Yoshiki, um aus seiner Hose sowohl sein iPhone als auch seinen Geldbeutel zu ziehen. Zunächst tippte er auf seinem Handy herum, ehe er es dem anderen gab. „Nimm es mit, ok? Ich hab das Penthouse auf Kurzwahl 1 eingespeichert. Wenn irgendetwas ist, dann ruf einfach schnell hoch und ich komm sofort!“ „Okay…“ Yoshiki steckte das Smartphone weg, als Toshi aus seiner Geldbörse noch eine Karte zog und ihm diese ebenfalls gab. „Damit kommst du unten in sämtliche Räumlichkeiten und kannst im Fahrstuhl auch das Penthouse wieder anwählen.“ „Danke!“ Erneut umarmte Yoshiki ihn kurz und rief dann den Aufzug, der auch direkt kam, sodass er die wenigen Stockwerke nach unten fahren konnte, während sich Toshi wieder zu den anderen gesellte. Unterdessen hatte die restliche Gruppe das Verschwinden der beiden anderen bemerkt, dachten sich jedoch nichts weiter dabei, da sie vermuteten, dass sie sich zurückgezogen hatten, weshalb sie sich einfach weiter um das Schmutzgeschirr kümmerten. „Toshi wird es hart treffen, oder?“, fragte Heath schließlich leise in den Raum, als sich gerade niemand anders unterhielt. „Sehr hart“, entgegnete Frau Hayashi seufzend und ordnete ihr Geschirrtuch, um es beiseite zu legen, „wir alle haben uns, seit wir meinen Sohn für tot erklärt haben, irgendwie mit dem Gedanken abgefunden, dass es vielleicht wirklich so sein könnte… Toshimitsu war der einzige, der diese Möglichkeit stets völlig von sich geschoben hat…“ „Er hat immer gesagt, er würde es spüren, dass Yoshiki noch am Leben ist“, äußerte Kouki mit gedämpfter Stimme „… er würde es fühlen, wenn er tot wäre, weil dann ein Teil von ihm mit ihm gestorben wäre…“ „Die beiden sind ja praktisch wie siamesische Zwillinge“, entgegnete Pata, „… wo der eine ist, ist der andere meist nicht weit…“ „Egal, wie schwer es uns selbst auch trifft, wir müssen Toshimitsu gegebenenfalls auffangen und für ihn da sein… einen Sohn zu verlieren ist schwer genug…“ „Du musst dir um mich keine Sorgen machen, Okaa-san“, erklang plötzlich Toshis Stimme hinter den anderen, der einen Teil der Unterhaltung mitgehört hatte, „… Ich komm schon klar!“ Ohne weitere Worte nahm er das Geschirrtuch, das Yoshikis Mutter beiseitegelegt hatte und machte sich daran, die wenigen nassen Teile noch abzutrocknen, während ihn die anderen nur besorgt ansahen. Nein, irgendwie würde er schon lernen, ein Leben ohne seinen besten Freund zu führen, auch wenn es bedeuten würde für immer unvollständig zu sein. Er müsste lügen, wenn er sagen würde, er hätte nicht auch einmal kurz mit dem Gedanken gespielt, sich nach Yoshikis Tod das Leben zu nehmen, damit alles so wäre, wie der Jüngere ursprünglich angenommen hatte. Doch das wäre nur eine Flucht vor der Realität und er wusste, dass der andere nicht wollen würde, dass er sich seinetwegen umbrächte. Somit würde er versuchen, ohne ihn zu leben und wann immer es zu schwer werden würde, würde er sich die letzten Zeilen aus Tears ins Gedächtnis rufen. Sie hatten Yoshiki über die Jahre so oft geholfen und ihm Trost gespendet, sie würden ihm sicherlich auch helfen. „Wo ist eigentlich Yosh?“, wechselte Sugizo das Thema, damit nicht noch länger diese Anspannung in der Luft lag, weil keiner so recht wusste, was er sagen sollte, da eigentlich keiner gedacht hatte, dass Toshi die Unterhaltung hören könnte. „Ihm ist es mit der Zeit doch etwas zu viel Trubel geworden, sodass er runter ins Studio ist, um etwas Ruhe zu haben“, erklärte der andere und konzentrierte sich aufs Abtrocknen. Es fiel kein weiteres Wort mehr, über die Unterredung, die er mitbekommen hatte, worüber er ganz glücklich war. Nicht recht viel später brachen dann die anderen auf, da es mittlerweile auf elf Uhr zuging und vor allem die Kinder ins Bett gehörten. Es überraschte Toshi ein wenig, dass Yoshikis Mutter bei Kouki übernachtete und somit bot er ihr an, eines der Gästezimmer zu nehmen, was sie jedoch höflich ablehnte. „Weißt du, Toshimitsu, ich weiß, dass Yocchan nur deinetwegen jetzt hier und nicht noch immer in Frankreich ist… Es ist offensichtlich, dass er in den letzten Jahren sehr zurückgezogen gelebt hat und ich möchte mich ihm in keiner Weise aufdrängen, weshalb ich auch in nächster Zeit bei Kouki wohnen werde. Ich weiß, wenn er mich bei sich haben will, dann wird er anrufen und dann werde ich auch sofort hier sein… wenn er es nicht möchte, dann werde ich das akzeptieren!“ Toshi nickte verstehend und verabschiedete sich schließlich auch von ihr, wobei er versprach, gut auf Yoshiki aufzupassen und sich zu melden, wenn irgendetwas mit ihm sein sollte. Somit war er schließlich alleine im Penthouse und räumte noch die restlichen Sachen im Wohnzimmer auf, ehe er zum Telefon griff und seine eigene Handynummer wählte, um zu sehen, wie es seinem besten Freund unten im Studio ging. Er ließ es klingeln bis die Mailbox dran ging, sodass er vermutete, dass der andere wohl einfach zu tief schlief und den Anruf nicht mitbekam. Damit er nicht die ganze Nacht auf einem der Sofas verbrachte, schlüpfte Toshi schnell in ein Paar Schuhe und rief dann den Aufzug, um die paar Stockwerke nach unten zu fahren. •••••••••••••••••••• So, das war das letzte Kapitel für dieses Jahr. Danke für eure Treue, eure Kommentare und eure Favoriteneinträge für diese Story, die bereits über 11 Monate läuft. Ein dickes Dankeschön auch an meine Betaleserin , die bereits seit über einem Jahr an diesem Monster betat, damit ihr nicht mit meinem manchmal eigenwilligen Deutsch erschlagen werdet. Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr, in dem noch zwei weitere Kapitel auf euch warten werden! :) Und zum Schluss des Jahres gab es noch einen weiteren Funfact für euch in dem Kapitel: Yoshiki kann nämlich in der Tat nicht malen - behauptet zumindest Toshi. Als die beiden bei einer der Dinner Shows Dinge versteigert und live signiert haben, kam Yoshiki plötzlich darauf, dass hide von ihnen allen die schönste Unterschrift hatte, weil er immer noch einen Bären dazu gemalt hat. Gesagt getan, beim nächsten zu signierenden Gegenstand, den Yoshiki in der Hand hat, malt er einen Bären à la hide dazu. Toshi sieht, dass Yoshiki da noch irgendwas zu seinem Autogramm hinzufügt und will wissen, was er da macht. Yoshiki erklärt, dass er einen Bären wie hide hinzumalt, woraufhin sich Toshi das "Kunstwerk" ansieht und trocken meint, Yoshiki solle aufhören, die Sachen so zu verunstalten. An die Fans gewand erklärt er, dass Yoshiki beim besten willen nicht malen/zeichnen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)