Ain't afraid to die - the unknown life von abgemeldet ([KaoruxDIE] - [DIExToshiya]) ================================================================================ Kapitel 5: 五 ------------ Toshiyas POV: Was mich gerade an diesem verregneten Tag zurück nach Osaka geführt hat, ich kann es mir persönlich nicht erklären, da ich aufgrund meiner Schuldgefühle alle Verbindungen in diese Stadt gekappt habe. Auch wenn ich vor zehn Jahren mich schweren Herzens von jener Person abgewandt habe die mir die Welt bedeutet, so sah ich diesen Schritt damals als die beste Lösung in dieser heiklen Sache zwischen unserem leader-sama und mir. Wenn ich mich nur besser im Griff gehabt hätte, dann wäre dieser Unfall nie passiert und Kaoru würde wenigstens ansatzweise wieder mit mir reden. Auch wenn in der Zeit danach unser Bandküken verstärkt versucht hat Kontakt zu mir Aufrecht zu erhalten, so habe ich rasch den wahren Grund seiner Handlungsweise heraus gefunden. Warum also verschlägt es mich gerade jetzt wieder nach Osaka? Ich kann es mir gegenüber einfach nicht erklären und gehe gedankenversunken durch den Regen zu einer Adresse, die Kaoru damals in unserem Studio liegen gelassen hat. Ich erinnere mich noch ganz genau an die Gespräche mit ihm über die Idee, zusammen in einem Haus zu leben als auch zu arbeiten, da er nur von Kyo und Shinya halbwegs die Adressen wusste. Von außen sieht es recht nett aus, dabei frage ich mich erneut was ich hier eigentlich suche, wenn ich doch kurz nach dem Ausstieg aus der Band Kaoru mein Wort gab, mich nie wieder im Leben des Rothaarigen blicken zu lassen. Langsam umschreite ich nun das Haus, gelange dadurch in den hinteren Garten und ich blicke durch die Fenster in jenen Bereich des Kellers, der als Übungsraum für die Band gedacht ist. Gerade als ich meine Hand an die Scheibe der Türe anlehne geht diese leicht auf und ich trete ins Innere, dabei muss ich ehrlich gesagt sagen, dass Kaoru wirklich gute Arbeit mit der Ausstattung des Raumes geleistet hat. Ich nähere mich langsam der linken Wand, wo schön nebeneinander aufgereiht mehrere Gitarrenkoffer zu sehen sind und beim Öffnen von zwei Koffern mit meinen Namenskanji drauf fällt mir sofort auf, dass es sich um meine beiden Bass handelt, die ich gerne bei den Aufnahmen verwendet habe. Ein kurzes wehmütiges Lächeln huscht mir über die Lippen, denn ich vermisse es sehr mit ihnen zusammen unterwegs zu sein, Unsinn und Musik zu machen. Ich hole Bass Nr.1 hervor, begutachte es ganz genau, dann stimme ich es auf mich ein und gehe zur Aufwärmung einmal die wichtigsten Akkorde durch an die ich mich noch erinnern kann. Ein Lächeln huscht über meine Lippen, da ich nach zehn Jahre Ruhepause doch nicht so eingerostet war wie ich ursprünglich von mir selbst gedacht habe und ich konzentriere mich nun auf die Bassline von アクロの丘. In mein Spiel vertieft fällt mir nicht auf, wie der Regen nun etwas stärker wird und ich spiele noch ein paar weitere Songs an die gerade so in meinem Gehirn herum schwirren, wobei mir nicht bewusst wird, dass sich außer mir nun noch jemand in diesem Keller befindet. Gerade als ich die Takte zu erode anspiele, fallen mir aus dem Augenwinkel her Kyo und Shinya auf, die durch die offen stehende Glastür hinein kommen und ich konzentriere mich im Moment darauf die Melodie korrekt zu spielen. Zehn Jahre sind vergangen, ohne dass ich unserem Sänger und unserem Drummer je die ganze Wahrheit gesagt habe; zehn Jahre, in denen ich mich auf feiger Weise von meinen Freunden abgewandt habe, nur weil ich einer gewissen Person nicht mehr unter die Augen treten konnte. Tief in meinem Inneren habe ich immer diesen Moment gefürchtet, da sie das Recht darauf haben zu erfahren, was damals wirklich zwischen Daisuke Andou und mir vorgefallen war an diesem kalten Novembermorgen in Aomori. Auch wenn mich Kaoru wahrscheinlich für den Rest seines Lebens dafür hassen wird für das was ich getan habe, so bin ich ihm ebenfalls die volle Wahrheit noch schuldig geblieben. „Toshiya, wo bist du denn gewesen?“ vernehme ich nun Shinyas Stimme, als ich die letzten Takte zu erode spiele und ich blicke kurz von meinem Bass auf, wobei mich sein trauriger Blick doch etwas irritiert. „Da sagt uns Kaoru, dass DIE aus dem Krankenhaus raus ist und wenn treffen wir an? Mann, das ist ja eine Überraschung, dich nach so langer Zeit wieder einmal zu sehen, Toshiya“ sagt nun Kyo leicht murrend, der beide Hände in seine Jeanstasche gestopft hat und ich kann einfach nicht umher neugierig zu sein aufgrund der Nachricht die ich in dieser Begrüßung erhalte. „Er lebt also noch? Da bin ich aber erleichtert“ bringe ich nur hervor, schnalle mir nun mein Bass ab und stelle es neben mir ab, dabei richte ich meinen Blick auf Kyo & Shinya. Gerade als unser singender Kampfzwerg - wie ich ihn gerne scherzhaft bezeichne - mit seinem Kopf nickt höre ich wie sich uns Schritte nähern und kurz darauf vernehme ich auch schon Kaorus Stimme. „Ich war nur in der Gegend und wollte mal den Übungsraum sehen, denn du damals für die Band geplant hast“ bringe ich nur so gelassen wie möglich hervor, als ich seine Worte an mich gerichtet mitbekomme, sehe den Älteren nur kurz an und ich will gerade diese unfreiwillige Versammlung meiner Freunde verlassen, als ich auf einmal von hinten umarmt werde. Aufgrund der vernommenen Worte stockt mein Herz fast vor unbändigen Schmerz und tief in meinem Inneren weiß ich ganz genau, dass es sich nur um eine bestimmte Person handeln konnte. „Daisuke...“ bringe ich nur auf sanfte Weise hervor, ignoriere nun den aufkommenden Schmerz in mir und ich versuche gerade diesen Drang in mir zurück zu halten, den Älteren einfach in meine Arme zu schließen. Die Art wie er nun seine Worte an mich richtet lässt alles in mir schmerzhaft zusammen ziehen. Ich wende mich ihm nun zu, bemerke ein paar Tränen die seine Wangen herab rinnen und ich wische sie ihm gerade weg, als er mir direkt in die Augen sieht. „Also gut... Daisuke, ich bleibe, aber nur für eine Nacht“ sage ich nun zu ihm, wobei ich ihn auf sanfte Weise anlächle und aufgrund meiner Entscheidung heute Nacht hier zu bleiben fällt er mir um den Hals. Aus dem Augenwinkel heraus bemerke ich sofort, dass es Kaoru natürlich nicht passt, dass ich über Nacht bleiben soll und selbst Kyo & Shinya bleibt die schwere Überwindung unseres leader-samas nicht verborgen, die Bitte von Daisuke nicht abzuschlagen. Nachdem alles geklärt ist, gehe ich schon mit Kaoru und Kyo hoch, dabei sagt mir sein Blick schon genug aus. // Wenn es nach mir ginge wäre ich schon längst durch die nächste Tür hinaus // schießt mir gerade der Gedanke durch den Kopf, als mir Kaoru noch knapp sagt, wo sich in diesem Haus genau die Küche befindet und ich arbeite mir gerade ein passendes Menü zusammen, dass hoffentlich selbst auch die Älteren milde stimmen wird. Während ich mich beim Kochen geistig ablenken kann, kriege ich auf einmal Daisukes Worte von vorhin nicht mehr aus dem Kopf. Kurz stehe ich da, starre auf die Arbeitsplatte vor mir und beiße mir auf die Lippen. // „Ich habe so viele Fragen, die ich an dich stellen muss; nebenbei muss ich mich auch noch bei dir entschuldigen und obendrein hätte ich fast vergessen dir zu sagen, dass ich mich die ganze Zeit schon darauf freue dich nach so langer Zeit wieder zu sehen“ - verdammt Daisuke, es war nie meine Absicht gewesen dich zu verletzen // denke ich gerade, balle meine Hände zu Fäusten, beiße mir verstärkt auf die Lippen und meine Schuldgefühle verstärken sich, da mir gerade bewusst vor Augen geführt wird, dass er zwar den Sturz überlebt, aber dafür mit seinem gesamten Erinnerungsvermögen bezahlt hat. Selbst wenn ich endlich all meinen Mut zusammen nehmen und ihm gestehen würde, was er wirklich für mich bedeutet, so wird er wahrscheinlich alles vergessen haben, dass uns über die Jahre so verbunden hat. Diesmal habe ich es wirklich geschafft ihn in Kaorus Arme zu treiben und ich werde nun mit dieser Situation leben müssen, dass sich Daisuke nicht mehr an mich erinnern wird. Aber warum hat er mich dann aufgehalten, als ich dieses Haus wieder verlassen wollte? Warum wollte Daisuke unbedingt, dass ich bleibe? Er wirkte so glücklich als ich zugestimmt habe diese eine Nacht hier zu verbringen, fast so als hätte er auf das gehört, was sein Herz ihm sagt. „Ich bin nichts weiter als ein flüchtiger Schatten aus deiner Vergangenheit für dich“ murmle ich nun vor mich hin, da mir in meinem Inneren nur all zu klar wird, dass ich immer noch einer irrealen Illusion hinterher hänge. Zehn Jahre, in denen ich mit aller Kraft versucht habe, den Älteren aus meinem Herzen zu streichen, doch nichts hat sich in meinem Inneren im Bezug zu Daisuke Andou geändert. Ich bin ein naiver Narr, der lieber vor der Wahrheit seines Herzens davon läuft als sich endlich zusammen zu raufen und sich selbst gegenüber ehrlich ist. Selbst jetzt belüge ich mich immer noch - in einer unwirklichen Illusion gefangen, dass alles wieder wie früher sein kann. Die Vergangenheit kann ich zwar nicht mehr verändern, aber ich kann alles darauf bauen, dass ich in Zukunft weiterhin ein wichtiger Bestandteil in Daisukes Leben bleibe. ************ Ich fühle deutlich, wie nun drei Paar Augen auf mich gerichtet liegen und ich streiche mir aus Verlegenheit mein Haar hinter beide Ohren. „Habe ich gerade was falsch gemacht?“ kommt es nur aus mir hervor, stehe nun langsam auf und schaue meine Freunde genau an. „Nein hast du nicht“ sagt Shinya nun beruhigend zu mir, lächelt dabei leicht und selbst Kaoru nickt nur, obwohl ich ihm deutlich ablesen kann, dass ihn etwas tief in seinem Inneren beschäftigt. Erleichtert atme ich nun auf, denn ich möchte ehrlich gesagt nicht noch weitere Spannungen um mich herum haben. „Kao? Ist alles in Ordnung?“ frage ich nun leise werdend nach, da ich vorhin wirklich ganz unabsichtlich die Tatsache übersprungen habe, dass er sich mit Toshiya nicht mehr versteht und ich befürchte gerade meinen ersten großen Fehler begangen zu haben seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Erneut nur ein kurzes Nicken von Kaoru, als wir nun gemeinsam in Richtung Esszimmer gehen, da das Abendessen endlich fertig ist. Ich komme kaum aus den Staunen heraus, als ich die vielen Köstlichkeiten am Tisch sehe die einem wahrem Kunstwerk entsprechen und ich reagiere leicht empört, als Kyo einfach so zulangt. „Du solltest dir lieber auch etwas nehmen DIE, bevor Kyo hier alles zusammen futtert“ bringt Kaoru nur sichtlich amüsiert hervor, der genau neben mir am Tisch Platz genommen hat und mit einem kurzen Nicken nehme ich mir etwas von dem Sushi als auch von den gebratenen Nudeln. Im Gegensatz zu dem, was ich im Krankenhaus zu Essen bekam war das hier der wahre Luxus für meinen Gaumen und ich war sichtlich überrascht, dass der Schwarzhaarige all das gezaubert haben soll. Ich probiere von jeder Speise die er gekocht hat etwas und egal was es genau ist, es schmeckt einfach traumhaft. „Kao, können wir ihn nicht einfach behalten?“ kommt nun aus mir hervor, als ich gerade mir vom Fisch etwas nehme und blicke ihn hoffnungsvoll an. Kaoru verschluckt sich fast, als er meine Frage hört und starrt mich unweigerlich an. „Nein“ bringt er nur knapp hervor, senke nun leicht enttäuscht meinen Blick und seufze tief auf. „DIE, der arme Toshiya ist doch kein x-beliebiges Haustier, dass du einfach so behalten kannst“ vernehme ich nun Kyos Worte, esse nun schweigend weiter und ich wage es in diesem Augenblick nicht einen der Anwesenden genau anzusehen. // Wirklich toll gemacht, Daisuke. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Das Kaoru einfach „Ja“ sagt, wenn du ihn ganz lieb fragst, ob er in unmittelbarer Nähe zu dir bleiben kann? // denke ich gerade, nachdem wir alle mit dem Essen fertig sind und ich Kaoru kurz ansehe, weil ich mich noch für das köstliche Mahl noch erkenntlich zeigen will. „Warte, ich mach das schon“ sage ich nun zu Toshiya, schaue ihn genau, lächle ihn leicht an und mit einem Nicken verschwindet er aus der Küche. Auch wenn ich gerade nicht weiß, weshalb ich ihm nun angeboten habe, dass ich mich um den Abwasch kümmere, so sagt mir gerade mein Instinkt, dass ich ihm gegenüber immer schon so meine Dankbarkeit in punkto Essen gezeigt habe. Irgendwie macht es auch Spaß, aber es zeigt mir selbst auch wie unabhängig ich schon meine eigenen Entscheidungen von Kaoru machen kann. Nachdem ich alles in der Küche als auch dem Esszimmer sauber gemacht habe gehe ich zurück ins Wohnzimmer, wo sich meine Freunde versammelt haben und Shinya wirkt ziemlich überrascht, dass ich mich freiwillig für den Abwasch gemeldet habe. „Ich wollte mich halt erkenntlich zeigen“ bringe ich nur hervor, setze mich direkt neben Kaoru und ich fühle deutlich, wie er einen Arm um mich legt. Toshiya nickt nur, worauf hin sich Shinya mit der Aussage vorerst zufrieden gibt. Warum wandert sein Blick andauernd und nur für mich klar bemerkbar zwischen Kaoru, Toshiya und mir herum? Gibt es noch etwas, dass ich im Bezug der beiden Männer wissen musste? Wieso fällt es Kaoru nicht auf? Ganz einfach, er ist momentan in ein Gespräch mit Kyo verwickelt und ich höre nur mit halben Ohr zu, dabei richte ich nun meinen Blick auf Toshiya. Ich will gerade die Gelegenheit nutzen und ihm all die Fragen auf einmal an ihn richten, die durch mein Inneres schweifen, aber ich kriege den Mut einfach nicht zusammen ihn vor den anderen zu fragen. So sitze ich schweigend da, starre die Tischplatte vor mir an, lausche halbwegs den Gesprächen meiner Freunde und auf einmal bin ich deutlich irritiert, als meine Freunde ihren Blick auf mich richten. „Daisuke, Kaoru hat dich gerade etwas gefragt“ sagt nun Toshiya in einem sachlichen Ton zu mir, der mich noch mehr verwirrt, da ich so eine Distanzierung einfach nicht gewohnt bin. Ich blicke nun Kaoru fragend an, während er die Frage an mich wiederholt und geistig bin ich gerade ganz wo anders anwesend. // Da passt was nicht - er ist sicherlich nie so distanziert gewesen. Warum ist er auf einmal so? // schießt mir der Gedanke durch den Kopf, höre nebenbei nur am Rande das eine Antwort von mir erwartet wird und ich stoße mich erneut an einer Wand des Schweigens. „Eto... gomen ne, ich muss mir die Frage durch den Kopf gehen lassen. Außerdem bin ich schon müde vom vielen Nachdenken“ bringe ich nur verlegen hervor, schaue alle so unschuldig wie möglich an und sie zeigen wenigstens Verständnis für meinen momentanen Zustand. Doch anstatt sofort einzuschlafen wie ich es sonst immer tue, liege ich gerade hellwach neben Kaoru, da er darauf bestanden hat, dass ich das Zimmer mit ihm teile und tief seufzend starre ich auf die Zimmerdecke. Was immer mich Kaoru vorhin versucht hat zu fragen, ich habe es total vergessen und ich kriege gerade einige Bilder nicht mehr aus dem Kopf, die ich ehrlich gesagt nicht im Speicher haben wollte. Auch wenn ich mich nicht mehr an gewisse Ereignisse erinnern kann, so weiß ich ganz genau, dass zwischen uns eine viel entspanntere Atmosspähre herrschte. Ich versuche gerade meine Augen zu schließen, nebenbei denke ich daran Schäfchen zu zählen, aber ich kann einfach nicht einschlafen. Leise stehe ich nun auf, schaue kurz zu Kaoru der sich tief im Land der Träume befindet, dann schleiche ich mich vorsichtig aus dem Zimmer und folge dem Gang, indem sich das Zimmer befindet. Neugierig geworden lenke ich meine Schritte zu dem Zimmer mit der leicht offen stehenden Tür, da ich außer Kaorus Zimmer noch drei weitere mit verschlossener Tür sehe. Vorsichtig betrete ich es, dabei werden meine Augen deutlich größer, da sich an der Tür mein Namenskanji befindet. Ich wage es nicht, das Licht anzumachen, da ich niemanden aufwecken will und ich fühle mich gerade wie ein Einbrecher in meinem eigenen Bereich, der sich leise durchs Zimmer schleicht. Gerade als ich in Richtung Fenster gehen will, fällt mein Blick auf eine Gestalt auf den Boden und als ich mich ihr leise nähere ist mir fast, als bleibt alles in meinem Inneren für einen Bruchteil einer Sekunde stehen. Vorsichtig strecke ich nun meine Hand nach ihm aus, dabei wage ich nicht einen Laut von mir zu geben und erst da erkenne ich, dass es Toshiya ist. Er scheint ebenfalls zu schlafen, daher nehme ich nun all meinen Mut zusammen und kuschle mich bei ihm an. Ich schließe meine Augen, dabei fühle ich eine wohlige Vertrautheit in mir aufsteigen und ich falle endlich selbst ins Land der Träume. ************ Toshiyas POV: Es ist früh am Morgen, als ich etwas bei mir angeschmiegt spüre und ein Lächeln huscht mir über die Lippen, da es sich um Daisuke handelt. Sanft streiche ich ihm das Haar aus dem Gesicht, richte mich dabei leicht auf ohne ihn zu wecken und ich bemerke gerade Kaoru in der Tür stehend. Sein Blick spricht gerade Bände; um ehrlich zu sein verstehe ich immer noch nicht, warum sich Daisuke schon damals auf eine Beziehung mit ihm eingelassen hat. Ich stehe nun auf, schlüpfe rasch in meine Jeans, blicke noch kurz zum schlafenden Rothaarigen und verlasse das Zimmer, dabei gehe ich mit Kaoru in die Küche. „Er war schon da, als ich aufwachte“ antworte ich ihm nur während ich alles für ein Frühstück herrichte und Kaorus Blick klar auf mir spüren konnte. Stumm nickt er nur, dann geht er aus de Küche und in diesem Augenblick wird mir klar, dass er den Rotschopf dahingehend unterschätzt hat, was die Erinnerungen seines Herzens betrifft. Denn diese können nicht so schnell ausgelöscht werden, egal wie schwer der Betroffene verletzt wurde. Ich komme nicht umher und ein kurzes Lächeln huscht mir über die Lippen, da meine Chancen doch nicht geringer geworden waren. Mit etwas mehr Geduld würde bald die Wahrheit ans Tageslicht kommen, die tief im Herzen von Daisuke Andou schlummert. Bis dahin ziehe ich mich zurück und überlasse ihn Kaorus Obhut. Bei dieser gefällten Entscheidung ignoriere ich meinen aufkommenden Schmerz, richte alles im Esszimmer her und ich hole noch rasch meine Sachen bevor ich das Haus verlasse. „Es ist besser so“ sage ich noch rasch zu Kaoru, der mich fragend ansieht, als ich nun gehen will und ich lese in seinen Augen ab, dass er damit einverstanden ist. „Hai, es ist besser so, dass er vergisst was er in dir gesehen hat“ sagt er noch zu mir, dann verlasse ich das Haus, gehe die Straße entlang und nachdenklich wie ich gerade bin starre ich in Richtung Himmel. Für ihn wäre es doch viel lieber und auch einfacher, wenn sich Daisuke nie mehr an die Verbindung erinnert, die er zu mir früher gehabt hat. Wenn es nach Kaoru ginge, würde er den Rothaarigen vor den Rest der Welt abschotten und somit alle für ihn schädlichen Einflüsse von ihm fern halten. Doch ob Daisuke da mitmachen wird ist für mich fraglich, da er generell gesehen in gewissen Dingen ein Sturkopf sein kann. Gerade als ich bei einer Bushaltestelle stehe, läutet mein Handy und am Display kann ich deutlich ablesen, dass es meine zuständige Managerin ist. Leicht entnervt verdrehe ich meine Augen, da ich den Grund weiß, weswegen sie mich anruft. „Moshi, Moshi, Hara desu“ antworte ich nur, lehne mich bei der Hausmauer an, klinge so genervt wie möglich und stopfe meine andere Hand in meine Jeanstasche. „Toshiya, wo steckst du denn? Dein Shooting geht in drei Stunden los“ „Nur keine Sorgen, ich bin schon am Weg“ „Du weichst meiner Frage aus“ „Bin mit dem erstbesten Zug aus Osaka da“ antworte ich ihr nur, lege nun auf bevor sie mich weiter mit Fragen durchlöchern kann und ich seufze tief auf. Warum in drei Teufels Namen war ich an so eine nervige Managerin geraten? Mein vorheriger Manager war zuverlässiger und einsichtiger in Bezug meines Privatlebens gewesen, doch seit er in den wohlverdienten Ruhestand gegangen war, plagte ich mich mit einer Frau in ihren Mitte Zwanzigern herum. Es brauchte sie doch nicht einen winzigen Deut zu interessieren, was ich in meiner Freizeit denn anstellte; sie konnte ruhig froh darüber sein, dass ich immer pünktlich zu den Shootings erschien zu denen ich gebucht wurde. Mein Telefon auf lautlos stellend stieg ich nun in den Bus ein, um zum Bahnhof zu fahren und ich musste lächeln, da tief in mir ein neugieriges Gefühl aufkam in Bezug zu meinen Freunden. Wie sie wohl reagieren würden wenn sie wüssten, dass ihr Bassmeister nun als Model arbeitet? Vor allem wie würde Kaoru darauf reagieren? Er ist ja schließlich immer noch unser leader-sama, auch wenn die Band vorerst in Ruhepause liegt. Dahin gehend wanderten meine Gedanken nun um den weiteren Bestand von Dir en Grey. Was passiert nun mit der Band jetzt wo Daisuke endlich erwacht war? In wie weit würde unser Plattenlabel Kaoru dazu drängen, die Band wieder auf Vordermann zu bringen? Um ehrlich zu sein spielte ich nur noch Bass, wenn ich die Zeit dazu habe, aber ich muss mir gegenüber auch zugeben, dass ich gestern Abend nach so langer Zeit wieder ein Bass in den Händen gehalten habe. „Die weitere Frage bleibt, ob er mich trotz allem was vorgefallen ist mich weiterhin in der Band haben will“ murmle ich nun leise vor mich ein, als ich nun den Bahnhof erreiche und den Zug noch erwische, der mich nach Nagoya bringen soll. Auch wenn ich wieder bei Dir en Grey spielen durfte, so wäre ich absolut dagegen Daisuke in seinem momentanen Zustand hinaus in die Welt zu schicken. In dem Punkt wäre meine Einstellung ident zu der von Kaoru - den Rothaarigen die Zeit zu geben, um sich selbst wieder zu finden. ************ Als ich aufwache ist das Zimmer leer und die Tür ist leicht angelehnt. Rasch springe ich unter die Dusche, ziehe mir neue Sachen an und tapse nun hinunter zum Esszimmer, wo ich meine Freunde um den Tisch versammelt sehe. Mir fällt sofort auf, dass einer zu fehlen scheint und ich blicke fragend zu Kaoru. „Er musste dringend los“ antwortet er mir nur, als ich mich zum Tisch setze und das Frühstück bestaune, dass der Schwarzhaarige wohl noch für uns gezaubert hat bevor er gegangen war. Stumm nicke ich nur, wobei ich innerlich klar fühlen kann, wie mich Traurigkeit und Enttäuschtheit zu füllen beginnen. // Dabei habe ich mir für heute vorgenommen, ihn noch so einiges zu fragen // denke ich nun ziemlich betrübt, starre die Tasse Tee an, die ich in meinen Händen halte und ich wundere mich gerade, warum ich mich auf einmal so niedergeschlagen fühle. Ich kenne Toshiya doch nicht; ich bin ihm gestern zum ersten Mal begegnet und doch sagt mir mein Inneres in diesem Moment, dass ich auf der komplett falschen Spur liege. Gestern war ich noch euphorisch und nun fast am Boden angelangt - was zur Hölle war bitte mit mir los? Ich verstehe mich überhaupt nicht, irgendetwas in meinem Inneren scheint ein Eigenleben entwickelt zu haben und ich bin mir unsicher, ob da nicht noch ein imaginärer Daisuke in mir herum schwirrt, der mir mein Leben schwer machen will. „Kann man durch Amnesie auch eine weitere Persönlichkeit bekommen?“ frage ich nun sichtlich unerwartet meine Freunde, die ihren Blick nun auf mich richten und ich weiß selbst nicht, warum ich gerade diese Frage an sie richte. „Frag das lieber einen Arzt“ meinte nur Kyo darauf, der einen Schluck aus seiner Tasse macht und mich direkt ansieht. Der Rest des Frühstücks verläuft schweigend, dabei wird mir gerade bewusst, dass ich nicht genau weiß, was meine Freunde momentan so machen. Bevor Kyo & Shinya gehen versprechen sie mir, dass sie auf Besuch vorbei kommen werden und sie geben mir jeder ihre Nummer unter der ich sie erreichen kann, wenn ich jemanden zum Reden brauche. „Wo gehst du denn hin, Kao?“ frage ich ihn nun, nachdem ich mit dem Abwasch fertig bin und im Flur stehe, wo er sich gerade fertig macht. „Ich muss zur Arbeit. Falls etwas ist, kannst du mich telefonisch erreichen“ sagt er nur zu mir, deutet noch rasch auf eine Telefonnummer die an der Pinnwand hängt und kurz darauf stehe ich alleine in diesem Haus. Nicht nur Kyo, Toshiya & Shinya, sondern auch Kaoru sind nun gegangen und ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht, was ich mit mir anstellen soll. Auf mich selbst angewiesen stelle ich erstmal das gesamte Haus auf den Kopf, dabei sind mir die Sachen alle unbekannt, die ich in meinem Zimmer finde. Ausschließlich neue Sachen die ich weder getragen noch gesehen habe. Im Keller fallen mir die verschiedenen Gitarrenkoffer auf und ich frage mich gerade, ob die wirklich alle Kaoru gehören. Als ich aus Neugier einen davon öffne, erblicke ich eine rote ESP darin und ein Grinsen huscht über meine Lippen, da mir dieses Instrument bekannt vorkommt. // Wie sie wohl klingen mag? // huscht mir nun der Gedanke durch den Kopf, schließe den Koffer wieder und sehe mich nun etwas genauer im Keller um. Ich entdecke noch einige Gerätschaften, mit denen ich im Moment nicht viel anfangen kann und bleibe neben dem Schlagzeug stehen, dass in einer Schutzplane vor Staub geschützt ist. Wem es wohl gehören mag? Sicher nicht Kaoru, da er ja Gitarre spielt. Am Ende meines Rundganges bin ich im Wohnzimmer angelangt und ich lasse mich ins Sofa fallen. Gelangweilt wie ich gerade bin, schnappe ich mir die Fernbedienung und zappe durch die verschiedenen Kanäle. Da nix interessantes im Fernseher läuft, schalte ich diesen wieder aus, ziehe mir Sneakers als auch Jacke an und verlasse nun das Haus. Draußen ist es angenehm warm und ich umrunde zuerst das Haus, dann folge ich einfach der Straße um meine Umgebung zu erkunden. Beide Hände in meine Jackentasche gestopft gehe ich einfach weiter, ohne zu ahnen wohin mich meine Füße eigentlich leiten und ich summe leise die Melodie vor mich hin, die mir in Erinnerung geblieben ist. Wie lange ich schon unterwegs bin, ich kann es nicht sagen, da ich einerseits nicht weiß wie spät es ist und andererseits weiß ich nicht mehr, wann ich das Haus verlassen habe. Irgendwann bleibe ich in einem Park stehen bei dem ich ankomme und erst da fühle ich, wie sich mein Magen meldet. Ich habe doch vorhin gefrühstückt, also warum grummelt dieser wieder? Ich bin doch nur ein paar Schritte vom Haus weg gegangen und doch wirkt diese Gegend so fremd auf mich. Wo in aller Welt war ich hier gelandet? Wie bin ich überhaupt hierher gekommen? Verwirrt wie ich gerade war, setze ich mich erstmal auf eine Parkbank und denke in Ruhe nach, was ich gemacht habe. Stimmt, ich habe doch das Haus vorhin verlassen, weil ich mich darin so gelangweilt habe. Nun da ich weiß, wie ich hier gelandet bin musste ich nur noch heraus finden, wie ich zurück zum Haus komme. Gerade als ich in eine Jeanstasche greife, finde ich den Zettel mit den Nummern von Kyo & Shinya darauf und ich bin innerlich froh darüber, dass ich ihn nicht im Haus liegen lassen habe. Den Zettel wieder in meine Hosentasche stopfend gehe ich nun weiter, ohne zu wissen wohin mich meine Füße nun trugen und ich kann ja notfalls immer noch Kyo bzw. Shinya anrufen, wenn ich mich zu sehr verirrt haben sollte. // Hoffentlich wird mir Kao deswegen nicht böse sein // denke ich gerade, als ich mich in einer etwas mehr belebteren Straße befinde und mir unterschiedliche Geschäfte auffallen. Mit meinen langen dunklen Haaren scheine ich nicht sonderlich aufzufallen, was in einer gewissen Hinsicht eine Erleichterung für mich ist, da ich nicht genau weiß, wie ich den Leuten gegenüber reagieren soll, die mich wieder erkennen würden. Bei einer Kreuzung fällt mir ein Musikgeschäft auf, in das ich sofort hinein gehe und neugierig lasse ich so meinen Blick durch den Laden schweifen. Bei der Abteilung für Heavy Metal werde ich etwas stutzig, da ich beim Buchstaben D auf verschiedene CDs der Band Dir en Grey stoße und ich schnappe sie mir alle. Der Verkäufer ist so nett zu mir und erlaubt mir sogar, dass ich mir die ganzen CDs mir anhören kann. Ich bin sichtlich überrascht über die Komplexität als auch die Harmonie der verschiedenen Songs, wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass ich ein Teil davon sein soll. // Nie im Leben kann ich so gut spielen // denke ich gerade, als ich in das Album Dum Spiro Spero reinhöre und innerlich seufze ich tief auf, da diese Welt deutlich unerreichbar für mich ist. Dankbar möchte ich die CDs gerade zurück an ihren Platz geben, als der Verkäufer meint ich kann sie mir behalten. Mit einem Lächeln bedanke ich mich erneut bei ihm, signiere sogar freiwillig ein Polaroidfoto von mir mit dem Verkäufer und verlasse nun samt den CDs den Laden. Weiter durch die Straßen irrend lande ich irgendwann an einem Platz, der mir einfach nur unbekannt ist und ich sehe mich genau um. Ok, jetzt war definitiv der Zeitpunkt angelangt, wo ich klar sagen konnte, ich habe mich verlaufen. Glücklicherweise für mich entdecke ich einen Polizisten und ich frage ihn gerade wo ich mich befinde. Als ich ihm sage, dass ich gestern erst in die Stadt gekommen bin und mich verlaufen habe, ist er bereit mir zu helfen und ich zeige ihm den Zettel den ich in meiner Hosentasche habe. Der Polizist bringt mich zuerst aufs Revier, dann ruft er die beiden aufnotierten Nummern an und kurze Zeit später erscheint Shinya um mich abzuholen. Ich bin so froh ihn zu sehen, dass ich ihn mit Unschuldsmiene ansehe und er schüttelt sofort seinen Kopf. Nachdem wir die Polizeistation verlassen, bringt mich Shinya zu sich nachhause und ich bekomme noch mit, wie er Kaoru anruft. „Ich sollte wohl froh sein, dass ich dir am Morgen noch meine Nummer gegeben habe“ sagt Shin gerade zu mir, reicht mir eine Tasse Tee und erst da fällt mir sein Hund auf, der von ihm gerade hochgehoben werden will. „Du hast mich gerettet“ bringe ich nur mit verschmitztem Grinsen hervor, stelle kurz meine Tasse am Tisch ab, lasse den Hund an meiner Hand schnüffeln und mir fällt nun Shinyas fragender Blick auf, als ihm die Plastiktüte mit den CDs auffällt. „Die hat mir so ein netter Verkäufer geschenkt“ antworte ich ihm nun, wobei ich nun einen Schluck Tee trinke und erneut grinsen muss, da Shinya leicht den Kopf schüttelt. „Du kannst von Glück reden, dass du keinem Fan in die Arme gelaufen bist“ kam nun leicht mahnend von ihm, wobei ich ihn mit Dackelblick anschaue und erst da wird mir bewusst, dass meine Freunde mir nur helfen wollen. „Übrigens, wegen der CDs hättest du ruhig einen von uns fragen können“ setzt er noch mit einem milden Lächeln an, reicht mir eine Schale Misosuppe und ich nehme sie dankbar an, dabei nicke ich nur bei seinen Worten. „Sag mal Shin, wem gehört das Schlagzeug in Kaorus Keller?“ frage ich nun nach, esse die Suppe brav auf und sehe ihn direkt an. „Das gehört mir“ antwortet er mir nun mit einem Lächeln, wobei ich ihn überrascht anschaue und ich kann mir geistig nicht vorstellen, dass er hinter diesen klasse Beats der Band Dir en Grey stecken soll. „Du spielst Drums?“ frage ich nun nach, worauf er mit einem Nicken meine Frage beantwortet und ich bin sichtlich neugierig wie er klingt. „Ich kann dir ja eine Hörprobe geben“ meint Shinya nun sichtlich amüsiert und ich folge ihm bereitwillig in sein Arbeitszimmer, wo ebenfalls ein Schlagzeug zu sehen ist. Der kleine Hund scheint zu wissen, dass er nicht in diesen Raum darf und er bleibt genau vor der Tür liegen. Shinya sitzt nun hinter dem Schlagzeug, dabei bitte ich ihn darum die Melodie zu ain‘t afraid to die zu spielen, nachdem er sich aufgewärmt hat. Ehrlich gesagt kann ich es kaum glauben, aber die Art wie er diese Melodie spielt weckt eine Erinnerung in mir, wie ich sie schon einmal geträumt habe. „Du bist spitze“ sage ich nun zu ihm, wobei er nun leicht seinen Blick senkt und ich meine es ernst. Auch wenn ich Kaoru bis jetzt noch nicht spielen gehört habe, so ahne ich gerade, dass ich meine Freunde nicht einmal in einem Lichtjahr Entfernung erreichen kann. Selbst wenn ich mich plötzlich über Nacht an alles erinnern würde, so wären sie trotzdem wie die Sterne am Horizont unerreichbar für mich. „Ich übe auch täglich an die fünfzehn Stunden, damit ich einsatzbereit bin, falls wir wieder als Band unterwegs sein sollten“ sagt Shinya nun zu mir, als er mit mir ins Wohnzimmer geht und mich genau ansieht. „Fünfzehn Stunden täglich? Hast du denn nichts anderes zu tun?“ kommt nun aus mir die Frage hervor, wobei ich doch etwas neugierig über sein Leben bin. „Doch, ich gebe Unterricht am Schlagzeug“ antwortet er mir, wobei ich nun nachvollziehen kann, warum er an soviel Übungsstunden heran kommt. „Also pro Schüler drei Stunden oder wie?“ frage ich nur nach, worauf Shinya nur mit einem Lächeln nickt und irgendwie kann ich mir nun vorstellen, dass er sogar außerhalb seiner Unterrichtsstunden noch am Schlagzeug sitzt, um ja nicht einzurosten. Shinya zeigt mir eine DVD von der letzten Tour von Dir en Grey und ich sehe sie mir wissbegierig an, da ich mir mehr an Informationen über mich selbst erhoffe und ich bekomme dadurch nicht mit, wie nun Kaoru ankommt. Selbst Kyo erscheint, aber ich bin auf den Fernseher fixiert und konzentriere mich auf die Handgriffe, die ich bei der Person bemerke, der ich ziemlich ähnlich sehe. Innerlich verfluche ich aber die Einstellung der Kamera, da sie nur ganz kurz an einer Stelle bleibt und zu schnell den Blickwinkel ändert. Shin habe ich sofort entdeckt und auch Kyo & Kaoru, aber der Rothaarige an der Gitarre und der Schwarzhaarige sind mir vollkommen fremd und ich frage mich gerade, wer die Beiden denn sein konnten. „Warum muss ausgerechnet Kyo immer im Mittelpunkt der Kamera stehen?“ bringe ich leicht grummelnd aus mir hervor, da ich geistig diese Melodien nachspielen will, die Kaoru und der Rothaarige auf ihren Gitarren so perfekt beherrschen und ich lasse mich ins Sofa fallen, dabei fallen mir erst jetzt Kaoru und Kyo auf. Grinsend blickt mich Kyo nur an, setzt sich zu mir auf Sofa und schaut mit mir den Rest der DVD an, dabei bemerke ich ein für mich unbekanntes Leuchten in seinen Augen. „Die können doch nicht die ganze Zeit nur Kaoru filmen“ bringt er nur grinsend hervor, worauf ich ebenfalls grinsen muss und ihm in diesem Punkt recht geben muss. „Dann werde ich die Kameraleute das nächste Mal bitten, mehr Fokus auf Bass und Drums zu legen“ kontert Kaoru nur darauf, setzt sich wie Shinya ebenfalls dazu und ich kann nicht umher als zu lachen. „Das würdet ihr beide nicht vertragen, wenn die Kamera nun Shinya in den Hauptfokus nimmt“ kommt nun aus mir hervor, grinse sie an und unerwartet stimmt mir Shinya in diesem Punkt zu. Gemeinsam sehen wir uns die DVD fertig an, dann muss ich Kaoru gegenüber erzählen, wie ich es geschafft habe mich zu verlaufen, obwohl ich doch im Haus hätte bleiben sollen. Shin hat ihm schon gesagt, dass er mich von der Polizei abholen musste und ich bekomme am Rande mit, wie Kyo nur seinen Kopf schüttelt. „Ich habe es dir damals schon gesagt, aber Toshiya und ihm müsste man ein GPS einpflanzen“ sagt er nur, wobei ich ihn fragend anschaue, als mir erst jetzt klar wird, dass ich wohl gemeint war. „Warum ein GPS? Was ist das eigentlich?“ will ich nun wissen, sehe meine Freunde fragend an und Kaoru grinst nur aufgrund von Kyos Worten. „Toshiya und du, ihr beide neigt sehr gerne dazu, euch sehr schnell zu verlaufen, egal in welcher Stadt auf dieser Welt“ antwortet mir nun Shinya, dabei versuche ich nun Toshiya einzuordnen in meiner Welt der ausgelöschten Erinnerungen und mir fällt da spontan der Schwarzhaarige von gestern ein, der uns so ein leckeres Essen gezaubert hat. „Hey, ich finde auch zurück“ bringe ich nun schmollend hervor, worauf Kaoru nur lachen muss und ich deswegen noch mehr schmolle. „Dann hätte der Polizist nicht versucht, Shinya oder mich anzurufen“ sagt nur Kyo darauf, wobei er mit seiner Aussage recht hat und ich gebe es ungern zu, aber manchmal kann ich mir wirklich den einfachsten Weg nicht merken. Gemeinsam mit Kaoru breche ich schließlich zurück zum Haus auf, dabei drücke ich vorsichtig die Plastiktüte mit meinen CDs an mich und schaue aus dem Fenster des Busses, mit dem wir gerade fahren. „Der Rothaarige mit der Gitarre, wer ist er denn?“ frage ich nun Kaoru, schaue ihn gerade an und er schüttelt lächelnd seinen Kopf. „Das bist du, DIE. So hast du vor deinem Unfall ausgesehen“ antwortet er mir nun mit einem sanften Lächeln, schaut mir direkt in die Augen und er sieht mir deutlich an wie verwirrt ich gerade bin. „Das bin ich gewesen? Er sieht mir aber überhaupt nicht ähnlich“ kommt nur aus mir hervor, da ich mich selbst kaum mit kurzen knallroten Haaren vorstellen kann und richte meinen Blick erneut aus dem Fenster. Wie war noch mal der Name des Bassisten gewesen? Kaoru hat ihn mir doch im Krankenhaus gesagt, aber ich habe ihn scheinbar wieder vergessen. „Ach ja, was ist mit dem Schwarzhaarigen neben dir auf der Bühne?“ frage ich nun nach, als wir unsere Station erreichen und gemeinsam aussteigen. „Toshiya“ kommt nur knapp aus ihm hervor, wobei ich neben ihm her gehe und ich lege leicht meinen Kopf schief, als mir erst jetzt einfällt, dass es sich dabei um den Schwarzhaarigen von gestern handelt. „Warte mal, der auf der Bühne ist Toshiya? Das kann nicht sein, so gut wie er kocht“ schießt nun aus mir hervor, wobei ich sehe wie Kaoru leicht seinen Kopf schüttelt und dabei lächeln muss. „So wie es aussieht wird es ein langer steiniger Weg werden, bis du dich wieder komplett erinnern kannst“ sagt nun Kaoru zu mir, als wir endlich das Haus erreichen und er macht mir damit klar, dass ich unbewusst noch dazu neige, gewisse Informationen nur kurzzeitig zu speichern. „Lass es einfach auf dich zukommen, DIE“ sagt er zu mir, legt nun seinen Arm um mich und ich nicke nur leicht mit meinem Kopf, dabei beginne ich erst jetzt zu verstehen, weshalb mich mein Inneres im Augenblick so verwirrt. Erst wenn ich das letzte Puzzleteil zu meinen fehlenden Erinnerungen gefunden habe werde ich auch mich selbst wieder verstehen können. ********* Toshiyas POV: Ich komme noch rechtzeitig in Nagoya an, dabei jammert mir gerade meine Managerin die Ohren voll, warum ich ihre Anrufe ignoriere und was ich in aller Welt in Osaka zu tun gehabt habe. Ich schaue nur aus dem Fenster des Taxis, das uns zu einem Hochhaus bringen soll, wo mein heutiges Shooting stattfindet und gedanklich bin ich immer noch in Osaka. Um ehrlich zu sein hat es sich gut angefühlt, als er mich umarmte und als er sich nachts bei mir angekuschelt hat. Die Art wie er mich anblickte, es war fast so, als konnte er kaum seinen eigenen Augen glauben. Ich hätte wahrscheinlich auch so reagiert, wenn ich nach zehn Jahren auf jene Person treffe, die mir einst die Welt bedeutete. Ich wäre ja gestern Abend schon nach Nagoya gefahren wie geplant, aber wegen Daisuke bin ich schließlich geblieben. Hoffentlich nimmt er es mir nicht böse, dass ich einfach so heute Morgen abgereist bin. Beim Aussteigen aus dem Taxi fische ich nun mein Handy hervor und schreibe noch rasch eine SMS an Shinya, da ich gerne wissen möchte wie es Daisuke gerade geht. ein Lächeln huscht mir über die Lippen, als er mir per SMS antwortet, dass er nun los muss Daisuke von der Polizei abholen, da sich dieser verlaufen hat. // Wie in den guten alten Zeiten // denke ich nur mit einem verschmitzten Lächeln, schreibe ihm noch eine SMS, dass ich mich am Abend bei ihm melden werde und stecke nun mein Handy wieder weg. Von meiner Visagistin werde ich nun für mein Shooting hergerichtet, dabei höre ich ihr mit halbem Ohr zu, was meine Managerin alles zu sagen hat und ich versuche mir gerade bildlich vorzustellen, wie sich unser werter Herr Rotschopf in Osaka verläuft. Allein dieser Gedanke heitert mich auf, da ich ehrlicherweise selbst keinen guten Orientierungssinn habe und fertig wie ich nun bin gehe ich nun hinauf aufs Dach, wo das Shooting stattfindet. Für einige Fotos schnalle ich mir ein Bass um, da der Fotograph unbedingt einige von mir mit einem Instrument machen will und gut gelaunt wie ich gerade bin, spiele ich die Bassline von Jessica an. Auch wenn es meiner Managerin gerade nicht passt, so ist der Fotograph mehr als begeistert mit meiner spontanen Idee und er beschließt Fotos davon zu schießen, während ich am Bass spiele. Danach schnalle ich mein Bass ab und reiche es einem jungen Mann, der sich gut darum kümmert. Auf weitere Anweisungen des Fotographen hin setze ich mich nun an den Rand des Daches und posiere mich so, wie er mich für seine Fotos haben will. Nachdem dieses Shooting erfolgreich abgelaufen ist, kann ich für heute ausspannen und bevor meine Managerin noch etwas sagen kann bin ich schon auf und davon. „Hey Shinya, wie geht es ihm denn?“ frage ich nun nach, als ich den Jüngeren kurzerhand anrufe und nebenbei eine Zigarette rauche. In kurzen Worten erfahre ich schließlich, warum sich Daisuke in der Stadt verlaufen hat und Shin erzählt mir noch, dass er sich wegen der Kameraeinstellung aufgeregt hat. Ich kann nicht anders und muss lachen, da ich Daisuke dahingehend ganz gut verstehen kann. „Wie schade, dass ich das verpasst habe“ gebe ich nun zu, da ich nur all zu gerne gesehen hätte, wie Kyo und Kaoru auf seine Aussage reagieren. „Wann bist du wieder in Osaka?“ fragt er mich nun, wobei ich gerade einen weiteren Zug meiner Zigarette mache und in Richtung Himmel schaue. „Kann ich dir noch nicht sagen, Shin“ antworte ich ihm nun wahrheitsgetreu, da ich nicht genau weiß, wohin mich mein nächstes Fotoshooting führt. „Ich würde mich freuen, wenn du dich wieder meldest“ vernehme ich noch von ihm, wobei ich kurz lächeln muss und ich sage ihm noch, dass ich mich in den kommenden Tagen bei ihm anrufen werde. Nun da ich weiß wie es Daisuke gerade geht, spaziere ich durch die Straßen von Nagoya und ich spiele mich mit dem Gedanken, ihm einen weiteren Brief zu schreiben. Doch diesmal besteht die Gefahr darin, dass in Kaoru zuerst entdeckt. Tief seufzend lasse ich mich auf eine Parkbank nieder, verschränke meine Arme hinter den Kopf und richte meinen Blick auf den dunkel werdenden Himmel. Ich kann einfach nicht umher und mir Sorgen um ihn machen, obwohl ich genau weiß, dass er momentan bei Kaoru gut aufgehoben ist. Ein weiteres Lächeln huscht mir über die Lippen, als ich an Kaorus Worte denken muss, die er an uns beide gerichtet hat, als wir es erneut geschafft haben uns zu verlaufen. „Gerade deswegen bin ich so gerne mit Kaoru befreundet“ murmle ich nur vor mich hin, da mir wieder all die lustigen Sachen einfallen, die wir zu dritt alles angestellt haben und um ehrlich zu sein geht mir genau dieser Zusammenhalt ab. Ich weiß ja selbst, dass ich mich damals dumm verhalten habe, aber Kaoru braucht in seinem Stolz nicht so nachtragend zu mir sein. Wieso bemerkt er nicht, wie sehr er mich dadurch verletzt? Ich will nur meine Freunde wieder um mich herum haben, ist das etwa zuviel verlangt? Tief seufzend stehe ich nun auf, stopfe meine Hände in die Hosentaschen und gehe zum Hotel, wo meine Managerin mich mit saurer Miene erwartet. Ohne weiter auf sie zu reagieren gehe ich auf das für mich gebuchte Zimmer, sperre die Tür hinter mich ab und lasse mich aufs Bett fallen. Kaoru brauche ich nicht mehr zu sagen, was ich für Daisuke wirklich empfinde, denn er scheint es über die Jahre selbst heraus gefunden zu haben. In diesem Augenblick bin ich unsicher, ob es wirklich ihm dahingehend zumutbar ist, ihm die volle Wahrheit zu gestehen. Daisuke könnte möglicherweise einen Schock davon tragen, der seiner momentanen Amnesie nicht hilfreich sein wird. Ich weiß ja nicht einmal, inwiefern Kaoru schon seinen ersten Schritt getan hat und tief in meine Gedanken um Daisuke versunken versinke ich langsam in wohligen Schlummer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)