Der Tod und seine irre Schwester von Shenea (Geschichte mit Herz, Walküren, anderen seltsamen Wesen und schrägen Humor :)) ================================================================================ Kapitel 2: Rote Lippen ---------------------- Wer kennt das nicht, dass Gefühl in einem Traum in ein Loch zu fallen. Letzten Endes wacht man schweißgebadet in seinem Bett auf, froh dem Reich der Träume entkommen zu sein. Bei mir war das anders. Statt in meinem Bett, erwachte ich auf einer Wurzel. Richtig. Einer Wurzel mitten im Wald, die sich hart und unnachgiebig in meinen Rücken bohrte. Ich ächzte und richtete mich mehr schlecht als recht wieder auf. Das würde einen blauen Fleck geben. Definitiv. Ein guter Start in die Ungewissheit. Ich war begeistert. „Na, gut geschlafen?“ Ich sah mich um, noch nicht ganz sicher, wer mit mir sprach. Ein Honigdachs erregte meine Aufmerksamkeit, indem er um den Baum herum kam und mich aus seinen dunklen, intelligenten Augen musterte. Der konnte unmöglich mit mir sprechen. Wahrscheinlich die Nachwirkungen meines seltsamen Traumes. Vielleicht auch wegen der Wurzel die irgend einen empfindlichen Punkt eingebohrt hatte. Wurzelakupunktur sozusagen. „Mir war klar das du so denken würdest. Aber denk an deine Aufgabe, meine Schwester verzeiht keine Fehler.“ Mein Mut und mein Herz rutschten mir gleichermaßen in die Hose. Also doch kein Traum. Der Tod und die irre Helene existierten tatsächlich und der Tod steckte in diesem Dachs. Ein Formwandler? Statt mir darüber weiter den Kopf zu zerbrechen nickte ich als Antwort und der Dachs verschwand im dichten Dickicht des Waldes. Er hatte mich gewarnt und diese Warnung sollte ich mir zu Herzen nehmen, um nicht letzten Endes doch den beiden in die Hände zu fallen. Gerade bei der schönen aber durchaus bekloppten Helene, stellten sich meine Nackenhaare auf. Nicht das ich Angst vor dem Tod hatte, ich gedachte nur nicht sehr bald zu sterben. Nicht wenn ich noch nicht einmal 25 Jahre alt war. Langsam besann ich mich auf die mir gestellte Aufgabe und nahm mir Zeit, meine Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen. Das Ergebnis war ernüchternd. Wald. Ganz viel grün, ganz wenig Weg. Ich würde mir meinen Weg erkämpfen müssen, zwischen den dichten Büschen und Bäumen hindurch, die sich die Äste zu reichen schienen. Ähnlich Händen die sich umfassten und ein Durchkommen verhindern wollten. Die Vorstellung behagte mir nicht, doch was blieb mir anderes übrig, als mich dort hindurch zu kämpfen? Nichts, ich musste durch, auch wenn ich mir dabei meine Arme und Beine auf kratzte und meine Kleidung an einigen Stellen zerriss. Schweißgebadet und mit einer Laune die dem Nullpunkt entgegen sank, gelangte ich auf eine kleine Lichtung. Es dauerte einen Moment bis ich verstand, dass ich die ganze Zeit im Kreis gelaufen sein musste. Es war wieder diese verdammte Lichtung auf die ich schon erwacht war! Sogar die Wurzel erkannte ich wieder und setzte mich zu Fuße des dicken Baumes. „Verdammt, was mache ich nur?“ es dämmerte bereits und hier und da raschelte es, hörte ich wie Tiere erwachten. Ein Weitergehen war nicht möglich. Gefrustet beäugte ich den Baum und entdeckte ziemlich tiefe Risse. Prüfend hielt ich mich an der Rinde fest und tatsächlich gelang es mir mit einigen halsbrecherischen Klimmzügen einen höher gelegenen Ast zu erreichen der breit genug war, um mich problemlos zu halten. Besser oben und einigermaßen in Sicherheit als unten und in Gefahr. So dachte ich zumindest. Wer glaubte schon an Waldgeister? Ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich wusste nicht das ich eingeschlafen war, bis ich erwachte. Zwar ausgeruht, doch noch immer herrschte Dunkelheit um mich herum die die Geräusche der Nacht bedrohlicher erscheinen lies, als sie ohnehin schon waren. Es knackte, zirpte und rumpelte an verschiedenen Stellen des Waldes, sogar unter dem Baum, auf dem ich Schutz gesucht hatte. In der Ferne erklang ein Fauchen das meine Nackenhaare hochstehen lies. In was für eine Hölle war ich da nur geraten? Ich war kein Hasenfuß, doch diese Geräusche stachelten meine Fantasie an und ich muss sagen, ich hatte eine blühende Fantasie. Eine etwas blutrünstige. Gedanklich sah ich schon die vermoderten Wasserleichen und Skelett artigen von Fleischfetzen behangenen Tierkadaver um den Baum schleichen. Wahrscheinlich waren es aber einfach Igel und Mäuse auf ihrer nächtlichen Wanderung und ich machte mich selber wahnsinnig. „Fürchtest du dich vor dem Tod?“ die Stimme lies mich blinzeln und einen Moment dachte ich, ich hätte sie mir eingebildet. Doch als ich mich aufsetzte und an der rauen Rinde des Baumes festhielt, sah ich jene schöne, rothaarige Walküre auf dem selben Ast sitzen, den Blick in die ferne Dunkelheit gerichtet. Zwei Irrlichter tanzten um sie herum, durchdrangen die Dunkelheit und tauchten sie in ein bleiches Licht. Ein Traum? Wohl kaum. Ich fror mir den Hintern ab und jeder Teil meines Körpers schmerzte unter den Nachwirkungen meines Versuches, aus diesen Wald zu kommen. Nach einem kurzen Moment entschied ich, das es wohl besser war zu antworten, statt sie vielleicht zu verärgern. „Nein, ich fürchte mich eher vor der..Zeit. Meine Kerze ist noch nicht abgebrannt, nicht wenn ich es verhindern kann.“ die Walküre wandte den Blick zu mir, sah mich an und einen Moment fragte ich mich, ob sie mich von dem Ast, hinab in die Tiefe stürzen wollte. In diesem verrückten Wald, in dieser verrückten Gegend würde mich kaum noch etwas schockieren. Doch dazu hatte sie wahrscheinlich genug Zeit gehabt, ich hatte keine Ahnung wo sie herkam, geschweige denn wie lange sie schon da war. „Die Zeit musst du nicht fürchten. Sie ist nur ein Ding was ihr Menschen erfunden habt, nach dem ihr euch richtet und knechtet. Wie heißt du, Mensch?“ in ihrer Gegenwart fühlte ich mich seltsamerweise sicher, vielleicht auch weil die unheimlichen Geräusche unter uns verstummt waren, seit wir redeten. „Damian.“ ein leichtes Lächeln stahl sich in ihr Gesicht. „Und Damian? Wirst du uns umbringen damit du deine eigene Haut retten kannst?“ ich blinzelte, nicht sicher ob ich es überhaupt tun konnte und fragte mich, woher sie es wusste. „Ich muss.“ erwiderte ich schlicht und dann tat die Walküre etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Sie beugte sich vor, berührte mit ihren Lippen fast flüchtig meinen Mund und drückte mir einen Kuss auf. Mir wurde schwindelig. Himmel, sie roch fantastisch und ihre Lippen waren weich, nachgiebig auf meinen. Als ich sie ansah, schrak ich fast zurück denn in ihren Augen lag ein harter Ausdruck. „Merke dir, mit uns ist nicht zu spaßen und solltest du uns zu nahe kommen, werden wir dir das Leben zur Hölle machen. Nicht nur in dieser Welt, das verspreche ich dir.“ mit diesen Worten lies sie sich mit einen eleganten Satz vom Baum fallen und ich fragte mich verwirrt was sie mit „dieser Welt“ meinte. Doch genauso schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder weg. Was mir blieb, waren die beiden Irrlichter und der Geschmack ihrer vollen, roten Lippen auf meinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)