house of nightmare von Rijahaka ================================================================================ Kapitel 1: Schatten ------------------- Es ist Winter, vor wenigen Tagen erst hat der Schnee alles in sein funkelndes Kleid gehüllt. In Akasha, einem kleinen Städtchen nahe der Küste, merkt man von der Pracht jedoch kaum noch etwas. Nur auf dem riesigen Anwesen einige Meilen vor der Stadt blieb der Schnee, genauso wie all die Jahre zuvor, völlig unberührt. Wie in einer Märchenlandschaft liegt der jungfräuliche Schnee funkelnd auf den Wiesen, dem Wald und dem alten Anwesen, denn keiner aus der Stadt wagt es in die nähe des Grundstücks zu gehen. An diesem Morgen jedoch, so berichten einige der Frauen aus der Stadt, haben sie eine Kutsche gesehen die zu dem Anwesen hinauf gefahren sein soll. Nun ist der sonst makellose Schnee von zwei parallelen Linien durchfurcht die sich über den unbefestigten Weg bis hin zum Fuße der Treppen, welche zum Portal hoch führen, ziehen. Dort steht eine kleine Kutsche aus dunklem Holz vor die zwei Schimmel gespannt sind. Ein hochgewachsener Mann in einem schwarzen Mantel steigt vom Kutschbock herunter und öffnet mit einer angedeuteten Verneigung die Kutschtür. Zögernd steigt ein kleines Mädchen aus, welches sogleich knietief im Schnee versinkt. Mit der Hilfe ihres Butlers steigt sie die Stufen hinauf. Der Butler zieht einen alten, leicht rostig wirkenden, Schlüsselbund aus der Jackentasche mit dem er das Eingangsportal aufschließt. Unter lautem Quietschen schwingt die Tür auf. Erschrocken von dem Geräusch springt das Mädchen hinter ihren Butler und sieht dan mit einem verunsicherten Gesicht zu ihm hinauf. Dieser lächelt zu ihr herunter. » Ihr braucht euch nicht zu fürchten Lady Elisabeth.« Doch das Mädchen sieht nicht so aus als würde sie die Worte ihres Butlers beherzigen. Als dieser das Gebäude betritt bleibt sie immer ganz nah bei ihm und sieht ängstlich hin und her, während sie sich am Zipfel seines Mantels festhält. Durch die Eingangstür gelangen sie in einen großen Vorraum in dessen Mitte sie ersteinmahl stehen bleiben um sich umzusehen. Am anderen Ende des Raumes winden sich zwei Treppen geschwungen zur nächsten Etage hinauf und treffen sich dort. Darunter befindet sich eine große Tür die offen steht und zudem noch völlig schief in den Angeln hängt. Dahinter kann Elisabeth den Teil eines großen Saals erkennen. Recht und links von ihnen gehen weitere Türen ab, doch sind sie alle verschlossen so das sie nicht sagen kann was für Räume sich dahinter wohl verbergen könnten. Der ganze Raum trieft nur so vor Staub, Spinnweben und Schmutz. Die Fliesen, die früher sicher einmal schön anzusehen gewesen waren, sind allesamt graubraun verschmiert. Unmöglich zu sagen welche Farbe sie einmal gehabt haben. Der Butler seufzt auf »Das kann ja heiter werden, scheint als gäbe es eine menge zu tun« Elisabeth zupft an seinem Mantel »Charles, können wir nicht einfach wieder gehen? Hier gefällts mir nicht« doch der Butler schüttelt nur den Kopf. »Das Haus und die Ländereien drumherum gehören zu den wenigen dingen die euer Vater euch vermacht hat, wir müssen uns einen Überblick über dessen Zustand verschaffen. Wenn hier ersteinmahl renoviert ist werdet ihr euch hier sicher schnell Zuhause fühlen kleine Lady.« Doch Elisabeth rümpft nur die Nase und murmelt, zu leise als das der Butler es hätte hören können »Ich will mich hier aber gar nicht Zuhause fühlen« Elisabeths Vater war ein reicher Kaufmann gewesen der oft geschäftlich auf Reisen gehen musste. Elisabeth blieb dann immer mit ihren Dienern und Hauslehrern unter der Aufsicht ihres Butlers Charles allein Zuhause. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt verstorben. Vor einigen Wochen erreichte sie dann die Nachricht das ihr Vater, der mit einigen Handelsschiffen unterwegs gewesen war, in einem Sturm umgekommen sei. Zudem waren alle Schiffe gesunken und damit die gesamte Ladung verloren gegangen. Nachdem der erste Schock über diese fürchterliche Nachricht verdaut worden war hatte sich Elisabeths Butler Charles sofort dran gemacht und alle folgenden Angelegenheiten in ihrem Namen erledigt. Elisabeth hat keine näheren Verwanden und ist somit Alleinerbin, doch mit ihren noch nichtmahl zehn Jahren noch viel zu jung um die Familiengeschäfte übernehmen zu können. Wenn die kleine Lady in einer Woche auf ein Internat gehen wird, will Charles die Landvilla wieder bewohnbar machen. Diese Villa ist zwar schon seit Generationen in Familienbesitz doch seines Wissens nach hat dort noch nie jemand gewohnt. Der Einfachheit halber ist er selbst gefahren um die Villa in Augenschein zu nehmen, auch um die kleine Lady aus ihren trübsinnigen Gedanken zu reißen. Nun muss Charles sich jedoch eingestehen dass das Haus baufälliger ist als er gedacht hatte. Raum für Raum durchkämmen Charles und Elisabeth die Villa. Durch unzählige, spärlich möblierte Räume, Abstellkammern und Flure. Die Küche war auch schnell gefunden, sofern man sie als solche bezeichnen kann. Am interessantesten findet Elisabeth den großen Ballsaal, welcher sich hinter der Tür unter den Treppen im Eingangsbereich befindet, und die große Bibliothek im ersten Stock. Das einzige was in allen Räumen gleich ist, ist die dicke Staubschicht über allem. Elisabeth und ihr Butler hinterlassen überall Fußspuren in der Schicht auf dem Fußboden. Sie befinden sich gerade im zweiten Stock. Elisabeth schleicht, etwas mutiger geworden, den Flur entlang während ihr Butler noch eins der Zimmer in Augenschein nimmt. Immer wieder dreht sie sich um, sie hat schon die ganze Zeit das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Am Ende des Flures öffnet sie vorsichtig die Tür zu ihrer linken. Dahinter entdeckt sie einen weiteren staubbedeckten Raum, mit einem Himmelbett vor der Wand, vielen verblichenen Gemälden, einem wunderschön verzierten Kosmetik-Tischchen und dazu passenden Schränken. Doch das sieht Elisabeth kaum, sie geht geradewegs durch den Raum hindurch dessen gegenüberliegende Wand komplett aus Glas besteht, inklusive einer gläsernen Tür die auf einen kleinen Balkon hinausführt. Durch das riesige Fenster hat man einen herrlichen Überblick auf die Ländereien. Einer weiten Wiese, und einem Wald mit majestätischen Bäumen liegt der sich bis zum Horizont zu erstrecken scheint und alles liegt unter einer weiß funkelnden Schneedecke. Von hier sieht es so aus als würde etwas zwischen den Bäumen funkeln. Von Charles weiß Elisabeth das sich fast der komplette Wald im Besitz ihrer Familie befindet. Da wird die kleine Lady plötzlich von einer Spiegelung im Glas aufgeschreckt, von etwas das hinter ihr in der Tür steht. In Erwartung das es sich um ihren Butler handelt dreht sie sich um, doch da steht niemand. Stattdessen erblickt sie dort einen Schatten in der Tür und die Luft flimmert wie die Luft im Hochsommer. Charles zuckt zusammen als er den Aufschreie Elisabeths hört. Sofort stürmt er aus dem Zimmer in die Richtung aus der der Schrei gekommen war. In dem Zimmer am Ende des Flures findet er sie auf den Boden kauernd und kreidebleich. Sie weint nicht, doch als Charles sie anspricht dauert es einige Augenblicke ehe sie reagiert. Mit leuchtenden Augen schaut sie ihren Butler an als sie ihm von dem Schatten erzählt den sie gesehen hat. Zu seinem Verdruss redet Elisabeth den Rest des Tages ausschließlich nur noch über Gespenster, Spukgeschichten und Spekulationen über eine gruselige Vergangenheit des Anwesens. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)