Der Prinz und Ian von Moon_Wolf (Reise in einer unbekannten Welt) ================================================================================ Kapitel 1: Der Beginn einer langen Reise ---------------------------------------- 1. In das Land brach eine kühle Nacht ein. Der Mond wurde von dem Schleier der Wolken bedeckt, durch dessen Licht sie schwarz am Himmel hingen. Selbst der Wald erschien wie ein schwarzer Schlund, in dem die Bäume wie Zähne wirkten, oder gar wie Gespenster, wenn das Mondlicht auf die Rinde fiel. Doch die gespenstige Stille der Dunkelheit war nur ein Vorbote. Einem Wolkenbruch gleich fiel Regen vom Himmel herab und prasselte an die Fensterscheiben des Schlosses. Der Niederschlag war so laut, dass ich nicht schlafen konnte. So erhob ich mich aus meinem Bett und setzte mich auf das Fensterbrett, welches zu einer kleinen Bank umgearbeitet war und schaute dem Regen zu, wie er die Welt in der ich lebte, grau und eintönig erscheinen lies. Hinter mir hörte ich, gleich einem zarten Glockenspiel, etwas Metallenes aufeinander schlagen. Gleichmäßige Schritte kamen auf mich zu. Als ich mich umwandte, sah ich nur einen kleineren Schatten. Es war mein Gefährte, Ian, der sich nun vor mich setzte. Er war ein Lupesa. Die Geräusche stammten von seinen beiden goldenen Armreifen, welche er am linken Vorderlauf trug. Seine Rute wedelte hin und her und er sah mich mit leicht schiefgelegtem Kopf an. „Könnt Ihr nicht schlafen mein Herr?“, fragte er mich mit ruhiger Stimme. Ich sah ihm in seine leuchtend, eisblauen Augen, in welchen sich das Kerzenlicht reflektierte, das den Raum in ein schummriges Zwielicht tauchte. Leicht schmunzelte ich und drehte meinen kompletten Körper zu ihm hin. „Nein Ian. Durch die Lautstärke des Regens ist es mir nicht möglich zu ruhen.“, antwortete ich und sah zu Boden. Müde war ich in dem Augenblick schon. Der Tanzball am Abend hatte schon etwas von meinen Energiereserven gezehrt. Plötzlich spürte ich etwas Warmes, Weiches in meinem Schoß. Es war Ian, welcher seinen Kopf auf meine Beine gelegt hatte um mir Trost zu spenden. „Seid nicht traurig mein Herr. Ich bin bei Euch und werde so lange bleiben, wie Ihr es wünscht.“, versicherte er mir. Mit einem Lächeln auf meinen Lippen, lies ich meine Finger durch sein seidiges, rotfarbenes Fell gleiten. Es war mit vier schwarzen V-förmigen Mustern übersät, die sich in Richtung seines Schweifes auf seinem Rücken verteilten. Der Schwanz selbst war vom Selben Rot wie sein Pelz, allein die Spitze war im selben schwarz gehalten wie seine Fellzeichnung. Sein Haarkleid war am Bauch etwas Heller und so seidig weich wie damals als er noch ein Welpe gewesen war. Das mochte ich besonders. Meine Finger durch die weichen Haare streichen zu lassen und er schien dem auch nicht abgeneigt zu sein, zumindest hatte er nie gegenteiliges behauptet. Je länger ich ihn streichelte, umso schläfriger wurden wir beide und schliefen an Ort und Stelle ein. Je tiefer ich in den Schlaf fiel, umso weniger hörte ich den lauten Regen der gegen das Fenster trommelte. Auch das Grollen des Gewitters drang kaum in mein Gehör. Erst als die Sonne, welche durch die Scheiben schien, meine Nase kitzelte, erwachte ich mit einem kleinen Niesen. So sah ich mich um und rieb mir die Augen. Wo war Ian? Sein Kopf war nicht mehr auf meinem Oberschenkel. Ich sah mich nach ihm um und erblickte ihn auf dem Boden. Zusammengerollt wie eine Katze schlief er in Seelenruhe und bemerkte nicht, dass ich wach war. So schlich ich mich an ihm vorbei und zog mich um. Ich entschied mich für ein seidiges Wams, von weinroter Farbe, unter welches ich ein geschmeidiges, weißes Hemd zog. Die Hosen waren schwarz und der baumwollene Stoff schmiegte sich eng an meine Haut. Die Stiefel waren kniehoch und von einem sandfarbenen Braun. Zu guter letzt setzte ich mir einen Turban in derselben Farbe wie meine Stiefel, auf den Kopf und richtete die fliederfarbene Feder, welche mit einer goldenen Brosche fixiert wurde, in dessen Mitte ein herrlich geschliffener Amethyst gefasst war. So war ich nun perfekt für den heutigen Tag gekleidet. Lange betrachtete ich mich im Spiegel und drehte mich mehrmals davor. Diese Kleider waren mir am liebsten, weswegen ich sie auch öfter trug. Nachdem ich mich noch einmal prüfend im Spiegel betrachtet hatte, wanderte mein Blick zu meinem wolfsartigen Freund. Dieser schlief immer noch. Wieso sollte er sich auch stören lassen? Ich ließ ihn schlafen. Da ich wusste wie mürrisch er sein konnte, wenn man ihn weckte. Lieber machte ich mir Gedanken, was ich heute alles tun könnte. Wieder ein Buch lesen? Nein, das war zu langweilig. Mal etwas Aufregendes erleben wäre mir viel lieber. Doch was sollte man schon machen. Durch meinen Stand kam ich so selten raus und konnte auch nicht mit anderen draußen umher tollen. Ian war der Einzige, mit dem ich spielen konnte. Was war in so einem riesigen Anwesen schon aufregendes zu finden? Ich könnte mich auf die Suche neuer Geheimgänge und versteckter Türen begeben, die meine Neugier schüren würden, doch ich bezweifelte, dass es noch irgendeinen Gang gäbe, den ich noch nicht entdeckt und erkundet hatte. Mit diesen Gedanken und einem wehmütigen Seufzen ging ich in Richtung der Tür. Bald würde es Frühstück geben. Doch plötzlich fing das Schloss an zu beben. Die gewaltige Erschütterung ließ mich zu Boden sinken. Auch Ian, so sah ich, wachte unmittelbar aus seinem tiefen Schlaf auf und schaute wild umher. Wo mag das nur herkommen? Die Vasen welche an der Wand standen fielen um, einige zerschellten am Boden und verkippten das Wasser welches sie beinhalteten. “Was ist hier los?!“, rief ich und krallte mich am Boden fest in so fern es ging. „Herr!“ rief mein wölfischer Freund und rannte zu mir um mich vor schlimmeren zu beschützen. Ich sah wie die Wände Risse bekamen und auch Brocken von der Decke herunter fielen. „Herr. Wir müssen hier raus! Schnell!“, rief Ian und schnappte mich am Wams, um mich auf die Beine zu stellen. Dies tat ich und rannte mit ihm zur Tür. Dabei musste ich aufpassen, nicht von den Brocken erwischt zu werden. Doch schließlich schafften wir es aus dem Zimmer zu gelangen. Schnell aber rannten wir in den Thronsaal meiner Eltern. Vielleicht wussten sie was hier los war. So wie ich ankam, erschütterte sich wieder das Anwesen und ich hielt mich krampfend am Türrahmen fest um nicht wieder um zu fallen. “Mutter?! Vater?!“, rief ich nach ihnen. Doch ich bekam keine Antwort. Ich schaute mich um, wo sie sein konnten. Und da erblickte ich sie. Sie lagen auf dem Boden. So wie die Wachen, welche sich im Saal eingefunden hatten. Nach dem beben rannte ich zu meinen Eltern. Kniete mich zu ihnen herunter so dass ich ihnen auf helfen konnte. Ich nahm meine Mutter in den Arm und versuchte sie wach zu bekommen. Doch ihre Augen blieben geschlossen. So wie der Atem der still stand. Ich erkannte, was los war mit ihnen. Doch wollte ich es nicht wahr haben. Bis Ian zu mir eilte. “Mein Prinz? Es tut mir Leid...Eure Eltern...“, unterbrach er sich selbst. Wie es schien, wollte er mir das Leid ersparen und sprach den Satz nicht weiter aus. “Schon gut...Ian...“, sagte ich leise. Mein silberne glänzend weißes Haar verdeckte meine Augen, welche mit meinen Tränen bereits benetzt waren. Behutsam legte ich den toten Körper meiner Mutter, welche ich in den Arm hielt, wieder auf den Boden. So stand ich langsam auf und betrachtete noch weiter die Leichen der beiden. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Beide waren sie tot. Weg. Für immer. Nie mehr konnte ich ihre Gesichter sehen. „Mein Prinz? Wenn ich das sagen dürfte, Eure Eltern werden immer in Euren Herzen bleiben. So lange Ihr lebt.“ , erklärte mir Ian. Ich sah den wolfartigen Lupesa an und wischte mir die Tränen mit meinem Ärmel weg. Zustimmend nickte ich. „Ja. Das hast du recht...“, murmelte ich und sah mich noch einmal um. Dort sah ich auch die Wachen, wie sie Leblos auf dem kalten Marmorboden lagen. “Was werdet Ihr tun, mein Herr?“, fragte Ian mich. “Was ich tun werde? Den jenigen Finden dem das hier zu verantworten ist. Einen Hinweis muss es doch geben“, gab ich zur Antwort. Mein Blick war eisern und stur nur eine Richtung gerichtet. Ich konnte mir denken das Ian es spürte, wie sauer und auch traurig ich war. Das einzige was ich spürte war sein warmes Fell an meiner Hand. Er schmiegte sich dicht an mich und versuchte mich so wieder zu beruhigen. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich wie er mich anblickte. “Macht Euch keinen Kopf. Wir finden den Schuldigen. Und ich werde Euch beschützen, egal was kommt mein Prinz.“ , sagte er mir. Seine Worte gaben mir Vertrauen und Geborgenheit. Nach dem wir die Leichen mit den Tüchern und Laken bedeckt hatten, machten wir beide uns auf den Weg. Wir wollten den Schuldigen finden. Alleine hier im Schloss konnten wir so ja nicht leben. Ich hatte bis auf Ian keinen, der sich wirklich um mich kümmern würde. So erfassten wir die Möglichkeit um nach draußen ins Freie zu gehen. Ich wollte zwar etwas Aufregendes erleben, doch so schnell musste es auch nicht sein. So wie wir das Schloss verließen, umfasste uns ein neuartiges Gefühl. Mit jedem Schritt, welches wir in die Richtung der Stadt wagten, kribbelte es um so mehr in meinem Körper vor Aufregung. Alles war so neu und unerforscht. Diese Welt hatte vieles, was ich noch entdecken wollte. Ian ging es wahrscheinlich in diesem Augenblick genauso. So gingen wir in die Stadt und erkundeten alles was wir nicht kannten. Wir gingen eine Straße entlang, welche mit Pferdekutschen befahren wurde und kamen an einem Marktplatz an. Er hatte alles was man sich vorstellen konnte. Von Fischständen bis hin zu Obstständen. Alles war gefüllt mit einer riesigen Masse an Menschen, welche an den Ständen einkaufte. In meinem gesamten Leben hatte ich noch nie so viele Personen je gesehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)