Woelfe der Stadt von ginsterkatze ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel І Amina In ihrem Kopf schwirrte nur der eine Gedanke, der so intensiv war, dass sie ihn beinahe mit Händen greifen konnte. Ein herrlich duftender, knuspriger und goldbrauner Teig, bestückt mit saftigen vollen Tomaten- und Zwiebelstückchen, dazwischen fette und ölige Thunfischbrocken welche einen so aromatischen Duft verströmten, dass sie die Pizza förmlich in ihrem Mund schmeckte. Sie stellte sich vor, wie die Pizza in ihrem Mund verschwindet, wie sie die ersten Stückchen Rand unter ihren Backenzähnen mit einem Krachen zermahlte und ein unvergleichbarer Teiggeschmack sich in ihrem Mund ausbreitete, während ihr Gaumen und ihre Zunge auf den weichen, saftigen, erfrischenden Belag stießen und eine wahre Explosion an wunderbaren Geschmäckern hervorrufen sollten. Wasser lief ihr im Munde zusammen. Eine sanfte Brise umspielte ihr Gesicht und ließ ihr haselnussbraunes Haar in der Luft tanzen. Der Wind riss sie aus ihren Gedanken und plötzlich bemerkte sie, dass sie beinahe sabbernd am Ziel ihrer Träume vorbeigerannt wäre. Der Duft der vom Domino’s Pizza daher wehte war aber auch unvergleichlich, vor allem wenn das einzige was man bisher den ganzen Tag zu sich genommen hatte nur aus einer Schüssel Haferflocken und 2 Kaugummis bestand. Amina ging also endlich in den Laden und bestellte sich eine Thunfischpizza. Sie setzte sich an einen Eckplatz am Fenster von wo aus sie den ganzen Raum, wie auch die belebte Straße außerhalb beobachten konnte. An diesem Donnerstagabend war es ganz schön voll im Pizzaladen. Das lag wohl daran, dass der Winter bald zu Ende war. Die Abende wurden wieder länger und durch das immer milder werdende Wetter sah man auch wieder mehr Menschen auf den Straßen. Neben Amina saßen 2 junge Frauen, sie rutsche ein wenig näher zu ihnen um ihren Belanglosigkeiten zu lauschen. Es war recht amüsant, dann kam endlich ihre lang ersehnte Pizza. Sie schlang diese hinunter, nur um danach enttäuscht festzustellen, dass sie noch nicht satt war. Leider war sie viel zu geizig um noch etwas zu bestellen, so ging sie zur Arbeit über. Aus ihrer abgetragenen Ledertasche zog sie ein kleines Büchlein mit einem abgegriffenen dunkelblauen Umschlag. Sie begann darin zu lesen, dann starrte sie eine Weile aus dem Fenster und dann starrte sie wieder in das Büchlein. Seit geraumer Zeit versuchte Amina einen Fantasy-Roman zu schreiben. Der Anfang ging ihr recht schnell von der Hand, dieser beruhte auf einem Traum ihrerseits, danach ging es nur noch stockend voran und immer wieder musste sie das, was sie so mühselig zusammengekritzelt hatte wieder verwerfen. Eigentlich hätte sie schon längst aufgeben sollen, aber sie hatte sowieso nichts zu tun und so kam sie wenigstens ein bisschen raus. Außerdem gab ihr das Schreiben das Gefühl etwas mehr über sich selbst und die Welt zu erfahren. Sie begann die Dinge in einem neuen Licht zu sehen, so merkte sie auch das Orte, wie der Pizzaladen ideal waren, um Ideen zu sammeln. Man brauchte nur den Menschen lauschen oder sie beobachten und konnte damit Bücher fühlen. Als sich ein dicker Mann mit speckigen Haaren und Hornbrille an ihrem Tisch vorbeiquetschte und dabei einen widerwertigen Schweißgeruch hinterließ, griff Amina zu ihrem Stift und begann zu schreiben. Die Stunden vergingen und draußen wurde es dunkler ohne das Amina es bemerkte. Erst als nur noch ein Pärchen mit einer kleinen fusseligen Töle, die Amina finster anstarrte, im Laden übriggeblieben war schaute sie auf die Uhr. Es war bereits 23.30. Das war spät genug. Es war endlich Zeit für sie aufzubrechen, denn nun kam der aufregende Teil ihres Inspirationsausfluges. Sie war der festen Überzeugung, dass man über nichts schreiben konnte, wenn man selber nichts erlebt. Daher streunte sie gerne mitten in der Nacht allein durch die Stadt. Sie liebte diese Ausflüge, bei denen sie kaum Menschen begegnen musste. Außerdem gab ihr die Dunkelheit ein gewisses Gefühl von Sicherheit, es schien ihr, als ob die ganze Stadt ihr gehören sollte. Wenn ihre Familie wüsste, dass sie sich des Nachts ganz allein auf Mozur Gorod`s(kurz Moz)Straßen herumtrieb, würden sie sie wohl in die Anstalt schicken. Bewusst war es Amina schon, was alles passieren könnte doch sie spürte keinerlei Angst, denn sie liebte das Abenteuer. Abgesehen davon ist ihr auch noch nie irgendetwas dabei geschehen und beobachten konnte sie auch noch nichts interessantes, was wiederrum enttäuschend war, da sie doch Inspiration brauchte. So war sie auch an diesem Tag wieder in bester Stimmung nicht den direkten Weg nach Hause zu nehmen. Eisiger Wind schlug Amina entgegen und ließ ihre ungeschützten Wangen kribbeln als sie die verwitterten Stufen des Domino’s herunter schritt. Vor ihr lag die beleuchtete Hauptstraße. Sie schaute sich um, bog um die Hausecke und beschloss den kleinen bewucherten und unbeleuchteten Trampelpfad zwischen den Bäumen zu folgen. Die langen Schatten durchschnitten das Grau in Grau, die Luft war klar und nur vereinzelt drangen Geräusche von der Straße zu ihr. Sie lief eine Weile durch das verwaist anmutende Wohnviertel, bis sie zu einem abgesperrten Gelände kam. Neugierig versuchte sie über das verrostete Tor zu schauen. Es handelte sich um einen alten Industriekomplex, welcher schon zu Hälfte abgerissen war. Sie suchte die Mauer nach einer unbeleuchteten Ecke ab und wurde schnell fündig. Einige Meter neben ihr stand ein alter Fliederbusch, dessen Äste sogar über die Mauer reichten. Er war ideal um die Mauer zu erklimmen, da seine dicken Äste dunkle Schatten auf die Mauer warfen. Sie schaute sich noch einmal um, aber weit und breit war niemand zu sehen und auch nichts zu hören. Niemand würde sie sehen. Also kraxelte sie vorsichtig vom Busch auf die Mauer. Ungeschickt wie sie war, brach sie dabei mehrere Äste ab und riss sich einen Handschuh auf. Fluchend sprang sie von der Mauer und schlug mit einem Krachen auf. Ihre Beine rutschten nach vorn weg und sie knallte mit dem Rücken auf Bleche und Holzlatten, die an der Mauer gestapelt waren. Mit einem Ächzen stand sie auf und sah, dass sie genau auf einem Plasteeimer gesprungen war. Dieser lag nun zerschmettert vor ihr. Ich bin ja nur ohne zu schauen gesprungen, weil ich im Busch schon so laut war, aber das hat jetzt wohl niemand überhört… dachte sie sich, während sie ihre Hüfte rieb. Das würde auf jeden Fall schlimme blaue Flecken geben. Dann betrachtete sie ihre Handschuhe. Diese hatte sie gerade erst gekauft, nun waren sie dreckig und kaputt. Mit Bedauern, dass sie es nicht schon eher getan hatte, stopfte sie diese in ihre Tasche. Bloß schnell fort von hier, bevor noch jemand nachschauen kommt. Sie schaute sich um und rannte dann auf eines der noch stehenden Gebäude zu. Diesmal achtete sie darauf wo sie hintrat. Sie stellte sich in den Schatten des Gebäudes und atmete tief durch. Angestrengt begann sie zu lauschen, konnte aber nichts wahrnehmen. Sie wartete noch eine Weile, dann kroch sie durch ein zerschlagenes Fenster in das Innere des Gebäudes. Was sie sah war enttäuschend. Sie befand sich in einer riesigen Halle in der es absolut nichts gab. Der Boden war bedeckt mit Müll und bröckeligem Putz. Hier und da ragte ein Unkraut empor und zeichnete verworrene Schatten an die Wände. Plötzlich bemerkte sie was für ein fürchterlicher Gestank in dem Gebäude war. Es roch stark nach Urin und auch ein wenig nach Verwesung. Sie zog sich den Schal über die Nase und bewegte sich schnell zum anderen Ende der Halle um dort wieder aus einem zerschlagenen Fenster zu hüpfen. Auf einmal wurde ihr komisch zumute. Irgendetwas war anders, aber sie konnte nicht einordnen was. Ihr stockte der Atem und sie lauschte angespannt. Der Wind drehte und nun trug er die Stimmen zu ihr. Sie erstarrte und Panik stieg in ihr auf. Plötzlich fiel ihr auch der schwache Feuerschein von dem anderen Gebäude gegenüber auf. Sie hatte sich schon gefragt, ob es hier keine Obdachlosen gab. Sie hockte sich in den Schatten des Busches neben ihr und schaute sich hektisch um. Zurück konnte sie nicht, wer weiß ob nicht mittlerweile doch jemand nachsah, was das für ein Krach erst war. Den Pennern wollte sie auf keinen Fall begegnen. Blieb nur noch der leere Platz vor ihr zu überqueren, wo sie aber ziemlich schutzlos wäre und dazu noch leicht gesehen werden konnte. Sie fühlte sich wie eine Verbrecherin, wie sie da im Finsteren eines gesperrten Industriegebäudes hockte und sich Fluchtmöglichkeiten ausmalte. Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste den Platz überqueren um zu dem dahinterliegenden Gebäudekomplex zu gelangen. Die Stimmen drangen wieder etwas lauter zu ihr. Sie schaute sich noch einmal um, niemand war zu sehen. Dann fasste sie sich ein Herz und rannte los. Es kam ihr vor als ob der Lärm jeder ihrer Schritte das ganze Gelände erschütterte. Atemlos bog sie um die Ecke des ersten Gebäudes an das sie kam. Vor ihr lag ein zerklüfteter Plattenweg umsäumt von verfallenen Gebäuden, an dessen Ende die rettende Mauer zu sehen war. Sie musste so laut atmen, dass sie eh nicht mehr auf Geräusche achten konnte, also rannte sie weiter auf die Mauer zu. Dann ging alles ganz schnell. Hinter ihr ertönte ein tiefes, volltöniges Knurren. Als Amina es hörte dachte sie ihre Seele muss aus ihrem Körper geglitten sein und an der Stelle verharrt sein, wo sie war als das Knurren ertönte. Sie konnte nichts mehr denken, sie rannte nur noch, so schnell wie sie noch nie gerannt war. Dann wurden ihr die Beine weggerissen und sie viel längs vor sich hin. Sie drehte sich um und sah über ihrem rechten Bein einen riesigen schwarzen Schäferhund, der an ihrer Hose zerrte. Geschockt, unfähig irgendetwas zu empfinden, trat sie um sich. Der Hund ließ los und sie sprang schnell auf. Mit einem Zähnefletschen schnappte er nach ihrer ungeschützten Hand und hinterließ eine tiefe Wunde. Sie beachtete das nicht und rannte zur Mauer, welche nur noch wenige Schritte entfernt war. Mit einem riesigen Satz sprang sie daran hoch und konnte sich an der Kante festhalten. Der Hund setzte ihr nach und verbiss sich wieder in ihrer Hose. Wieder ließ er dieses bedrohliche Knurren von sich. Die Angst zerriss Amina förmlich und befähigte sie zu etwas, was sie wohl sonst nie geschafft hätte. Verzweifelt zog sie sich mit all ihrer Kraft an der Mauer hoch. Die Muskeln in ihren Armen und Schultern spannten sich so stark, dass sie dachte sie müssten jeden Moment reißen. Alles kam ihr nicht lange vor, doch es schien dem Hund lange genug zu dauern, so dass er endlich losließ. Mit einem letzten Kraftakt zog sich Amina über die Mauer. Ohne zurück zu schauen rannte sie einfach los, bis sie sich an der großen Straße wiederfand. Von hieraus war der Weg nach Hause reine Routine, wenn sie später über diese Nacht nachdachte, so konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, wie genau sie nach Hause kam. Als sie endlich vor ihrem Wohnblock stand, war sie kurz vor einem Zusammenbruch. Ihr ganzer Körper zitterte und sie schaffte es beinahe nicht mal mehr die Tür zu öffnen. Innen dachte sie ihre Augen müssten ausbrennen, als das Licht automatisch anging. Sie schleppte sich in den Aufzug und ließ sich an dessen Wand niedersinken. Normalerweise nahm sie die Treppe, was in diesem Zustand unmöglich schien, denn sie wohnte im obersten Stock eines Plattenbaues. Das Rattern des Fahrstuhls beruhigte sie und so saß sie noch einige Zeit darin, fuhr hoch und runter. Sie musste die ganze Zeit an diesen eigenartigen Hund denken, warum hatte er nicht gebellt? Sein Knurren schien so voller Hass gewesen zu sein. Im Nachhinein erschien ihr das Erlebte wie ein grotesker Horrorfilm. Ihr fröstelte. Ihr wurde immer kälter, bis sie begriff, dass sich das nicht ändern würde, wenn sie länger auf dem nackten Fahrstuhlboden hockte. Widerwillig kroch sie aus dem Fahrstuhl. Auf allen Vieren bewegte sie sich zu ihrer Wohnung. In dem Moment war es ihr vollkommen egal, ob sie jemand sehen konnte. Sie wollte einfach nur noch in ihr Bett. Glücklicherweise begegnete ihr um diese Zeit niemand mehr. In ihrem Zimmer registrierte sie nur noch das es bereits 4 Uhr war. Wo ist nur die Zeit geblieben? fragte sie sich und glitt sogleich in einen tiefen Schlaf. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel І І Jegor Gegen 2 Uhr Nachmittag erwachte Amina. Sie fühlte sich benommen, als hätte sie die ganze Nacht durchgefeiert. Zum Glück hatte sie freitags keine Uni. Sie wollte aufstehen, ließ sich unter einem Stöhnen aber schnell wieder sinken. Ihr ganzer Körper schmerzte. In ihren Armen, Schultern und ihrem Bauch brannte ein fürchterlicher Muskelkater, während von ihrer Hüfte der dumpfe Schmerz von blauen Flecken aufstieg. Am schlimmsten war allerdings der pochende Schmerz von ihrem gesamten rechten Bein, ebenso wie von ihrer Hand auf der sie sich aufstützte. Ihre Hand fühlte sich an als würde sie zerreißen, etwas Warmes breitete sich von dem pochenden Schmerz aus. Sie nahm die Hand hoch. Diese war voller Blut. Fluchend zwang sie sich aufzustehen und humpelte ins Bad. Schnell wusch sie die Hand unter kaltem Wasser. Die Wunde brannte fürchterlich, aber sie zwang sich es ordentlich auszuwaschen. Als sie befand, dass es genug war, nahm sie die Hand hervor und betrachtete sie eingehender. Bei dem Anblick wurde ihr flau und ein dumpfer, krampfhafter Schmerz breitete sich in ihrer Bauchhöhle aus. Ein tiefer Schlitz zog sich vom mittleren Fingerknöchel bis zur Handkante. Daneben war noch ein kürzerer Schlitzer, der allerdings mindestens genauso tief war wie der Große. Es kam kein Blut mehr. Um diese beiden offenen Wunden herum hatte die Hand alle möglichen Farben angenommen. Von Dunkelblau hin zu Grün und Rot und einem unappetitlichem Gelb. Alles in allem war es kein schöner Anblick, allerdings war die Wunde nur halb so schlimm wie sie es in der nächtlichen Panik vermutet hatte. Wenn sie genauer über ihren nächtlichen Ausflug nachdachte, stellte sie fest, dass im Nachhinein die Situation eigentlich gar nicht so schlimm gewesen war. Sie musste anfangen zu lachen. Die Panik, die sie gestern gespürt hatte, brachte sie nun zum Lachen. Wie konnte man nur so dumm sein, und sich wundern wenn man nachts allein über gesperrte Gelände kroch und da von einem Straßenköter angefallen wurde. Zumal es in Moz ja nicht unüblich war von Straßenhunden gebissen zu werden. Es musste ein Bild für die Götter gewesen sein, wie sie versucht hatte, vor dem Hund zu fliehen. Wenn nur ihre Freundin Galina mit dabei gewesen wäre. Darüber hätten sie wohl noch Jahre gelacht. Sie musste ihr das unbedingt noch erzählen. Mit einem Grinsen humpelte sie zum Kühlschrank. Hier hatte sie noch einen Rest Wodka, der schon lange aufgebraucht sein sollte. Sie musste die Wunde desinfizieren, wer weiß, was das Viech schon alles in der Schnauze hatte. Sie wusste, dass das, was jetzt kam kein Spaß sein würde. Ihre Oma hatte ihr schon einmal den Fuß mit Alkohol ausgespült, nachdem sie in einen Nagel getreten war. Die Schmerzen waren schrecklich gewesen, aber es hatte wahre Wunder gewirkt. Also Augen zu und durch! Die klare Flüssigkeit ergoss sich über ihre Hand und füllte die Wunde. Ein Inferno an flammenden Schmerz stieg von ihr auf. Amina kniff die Augen so fest zusammen, dass grüne Punkte vor ihr auf tanzten. Sie schüttelte den verbliebenen Wodka vom Handrücken und ließ noch einmal kurz kaltes Wasser darüber laufen. Der Schmerz ließ kaum nach. Sie presste ein Tuch auf die Hand und suchte mit Tränen in den Augen nach dem Verbandszeug. Warum hatte ich es mir nicht gleich zurechtgelegt? ärgerlich durchkramte sie ihren Badschrank. Dann endlich fand sie den Verbandkasten. Sie legte eine Kompresse an und wickelte gleich 2 Mullverbände fest um die Hand. Zufrieden stellte sie fest, dass der Schmerz schon etwas weniger geworden war. Jetzt konnte sie endlich duschen, denn sie fühlte sich furchtbar dreckig und stinkend. Vorsichtig zog sie sich aus. An ihrer Hüfte war nichts weiter zu sehen, was aber auch nicht verwunderlich war, schließlich gab es da nichts außer Knochen und ein wenig Speck. Dann zog sie ihre Hose aus. Von vorne war auch nicht viel zu sehen, nur ein ähnliches Fleckenmuster, wie das auf ihrer Hand deutete sich am Rand der Wade an. Sie ging zu ihrem Schrank in dem ein großer Spiegel war und erschrak fürchterlich, als sie sich von hinten betrachtete. Ihre gesamte rechte Wade war blau und man konnte rote Punkte erkennen, wo der Hund zugebissen hatte. Ein wunderschöner Gebissabdruck auf ihrem Bein. Die Löcher waren schon vergrintet. Na toll… nach dem Duschen musste sie die Löcher also auch noch desinfizieren. Sie schlüpfte unter die Dusche und ließ sich sehr viel Zeit dabei, denn sie genoss die sanfte Berührung des Wassers. Als sie endlich fertig war fühlte sie sich wunderbar erfrischt. Nur die Bauchkrämpfe hatten zugenommen. Wahrscheinlich bekam sie bald auch noch ihre Tage. Wenn, dann muss immer alles auf einmal kommen… dachte sie. Dann machte sie sich fertig und beschloss noch schnell für das Wochenende einkaufen zu gehen. Auf dem Flur begegnete sie ihrem Nachbarn, welcher als einziger mit auf der obersten Etage wohnte, und sie immer so komisch anstarrte. Sie grüßte ihn freundlich. Im Haus wirkte alles normal, es waren keine Spuren ihrer nächtlichen Eskapade zu bemerken. Erleichtert begab sie sich auf den Weg zum Supermarkt. Endlich war Wochenende und dazu noch wunderschönes Wetter an diesem Freitagnachmittag. Sanfte Frühlingsonnenstrahlen schienen Jegor in das Gesicht. Diese Woche war für ihn die erste Arbeitswoche als Polizist gewesen. An und für sich war sie unspektakulär gewesen, aber endlich war er nicht mehr der kleine Azubi, den man schnell mal zum Kaffee-holen ausnutzen konnte. Er war jetzt für sich selbst verantwortlich und dementsprechend erschütternd erschien ihm nun die Vielfalt an Aufgaben, die er zu bewältigen hatte. Den Respekt seiner Kollegen musste er sich wohl erst noch in einem Einsatz verdienen. Aber er war immer bemüht sein Bestes zu geben, war fleißig und gewissenhaft, was die anderen gerne zu schätzen wussten. Sein jugendlicher Enthusiasmus beflügelte ihn und er fühlte sich bereit dazu, diese Welt besser und sicherer zu machen. Nach einer Weile erreichte er seinen Wohnblock und stieg gut gelaunt die Treppe hinauf. Er benutzte nie den Aufzug, obwohl er im obersten Stockwerk wohnte. Leicht außer Puste stapfte er die letzten Stufen hinauf, als er eine Tür ins Schloss fallen hörte. Das Herz blieb ihm stehen. Es war Amina, seine Nachbarin. Sie drehte sich zur Treppe. Mit einem eleganten Ruck beförderte sie einen Schwall von samtig braunem, schulterlangem Haar aus ihrem Gesicht. Nun erblickte sie ihn. Sie schaute ihn an mit ihren großen Kulleraugen. Er erstarrte. Die ganze Welt schien sich in ihrem Blick zu sammeln, welcher so warmherzig und doch weltverachtend in einem war. Er verriet ein Chaos an Emotionen und doch war sie undurchschaubar. Jegor hätte sie stundenlang nur anschauen können, für ihn gab es kein faszinierenderes und schöneres Mädchen. Ihr Haar glitzerte so herrlich im Sonnenlicht. Alles in ihm kribbelte wenn er sie sah und das schon seit sie ihm das erste Mal vor Jahren begegnet war. Wahrscheinlich wusste sie nicht mal davon, geschweige denn seinen Namen, denn er hatte nie den Mut gehabt mit ihr zu sprechen. Sie lächelte als sie ihn sah. Sie war so wunderschön, dass es Jegor die Sprache verschlug als sie ihn grüßte. Er brachte nur ein Glucksen hervor. Schon war sie an ihm vorbeigeschritten und hinterließ einen süßen Duft nach Mittelmeerfrüchten. Jegor stand noch eine Weile verdattert da, dann löste er sich aus seiner Erstarrung und ging in seine Wohnung. Ärgernis stieg in ihm hoch. Wie konnte er nur so bescheuert sein, anstatt etwas zu erwidern, einfach nur da zustehen und sie anzugaffen. Er musste seinen Kopf ein paar Mal gegen die Wand schlagen, bis er sich wieder beruhigte. Jedes Mal stellte er sich so dämlich an! Er ordnete seine Gedanken. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit, denn in nicht mal einer Stunde kam sein Freund Frederick ihn besuchen. Freude überkam ihn. Endlich sahen sie sich wieder. Frederick zog nach der Scheidung seiner Eltern zu seiner Mutter nach Deutschland. Er kam extra für die ganze nächste Woche zu Besuch, um Jegor‘s Dienstantritt gebührig zu feiern. Ganze 2 Jahre war es her, als er das letzte Mal in Russland war. Jegor wurde ganz hibbelig vor Freude. Er musste noch einiges vorbereiten, also machte er sich gleich an die Arbeit. Das Taxi hielt an einem hässlichen Wohnblock. Fred stieg aus und sah sich um, während der Taxifahrer sich um sein Gepäck kümmerte. Er freute sich riesig seinen Freund endlich wieder zu sehen, also sah er über dessen runtergekommenen Wohnort hinweg. Er bezahlte den Taxifahrer und begab sich zur Klingel. Die Namen waren kaum zu entziffern unter den speckigen Schutzfolien. Auf dem letzten Schild konnte er jedoch Jegor’s krakelige Schrift erkennen. Ein kleines Mädchen vollgepackt mit Tüten und Körben kam auf den Wohnblock zu. Er klingelte. Die Anlage tutete und er bemerkte, dass das Mädchen auch in den Block wollte. Höfflich wie er war, öffnete er ihr die Tür. Sie bedankte sich und wankte auf die Treppe zu. Sie will doch nicht mit dem ganzen Gerümpel die Treppe hoch? dachte sich Fred und beschloss ihr zu helfen. Die Klingel vergaß er. Währenddessen hatte Jegor, frisch vom Duschen und nur in Schlüpfern, es endlich zur Freisprechanlage geschafft. Er fragte wer da war, aber niemand antwortete. Ob das nun Fred war? Es war wohl am besten, sich etwas anzuziehen und an der Tür zu warten. „Kann ich dir helfen?“ fragte Fred das Mädchen, das sich scheinbar gerade mit den Tüten im Geländer verkeilt hatte und feststeckte. Sie war sehr blass und sah irgendwie kränklich aus. Sie musterte ihn, dann sagte sie „Ja, gerne“ und drückte ihm ein paar Tüten und einen Korb in die Hand. Das Zeug war so schwer, das Fred sich fragte wie sie es bis hierher geschafft hatte. Kein Wunder, dass sie so blass war. „ Bist du neu hier?“ fragte sie ihn, während sie die Treppen hochliefen. „Nein“ er hatte Mühe nicht zu keuchen und so als Schwächling da zustehen. „Ich besuche einen Freund. In welchem Stockwerk wohnst du denn?“. „Ganz oben“ irgendwie lief sie eigenartig, dann fiel ihm auf, dass sie humpelte. „Was??!! Bist du wahnsinnig? Warum nimmst du nicht den Aufzug?!“ sie zuckte mit den Schultern. „Das mach ich immer so.“. „Du bist ja verrückt.“ stellte Fred fest. Er hatte das kleine Mädchen eindeutig unterschätzt, sie schien ziemlich kräftig zu sein. Sie redeten nicht mehr weiter, das war viel zu anstrengend. Die letzten Stufen kamen in Sicht und er fragte sich, wo nun eigentlich Jegor wohnte. Dass klärte sich allerdings, als sie das obere Stockwerk erreichten. Dort stand mitten im Gang Jegor. „FRED !!“ „JEGOR!!“ Freudestrahlend kam Jegor auf Frederick zugerannt. Er blieb verdutzt vor Fred stehen und schaute fragend auf die Tüten und dann mit großen Augen auf das Mädchen. Fred erkannte sofort was los war. „Wir sind da.“ das Mädchen schloss die Tür gegenüber der Treppe auf. „Warte, ich helfe dir!“ sagte Jegor aufgeregt zu Fred. „Nicht mehr nötig.“ erwiderte Fred mit einem Zwinkern und brachte die Tüten in die Wohnung des Mädchens. Jegor war so ein Trottel, anstatt dem Mädchen zu helfen, fragte er ihn. Er schüttelte den Kopf und musste lächeln. Jegor stand bedröpelt im Flur. „Danke für deine Hilfe!“ sagte das Mädchen und führte Fred zurück zur Tür. „Kein Ding! Mein Name ist übrigens Frederick, aber du kannst auch Fred sagen.“ verkündete er freudestrahlend. „Sehr nett, ich bin Amina.“ erwiderte sie mit einem matten Lächeln. „Hast du schon was vor am Wochenende?“ Jegor wurde schwindelig, was hatte der Idiot nur wieder vor? „Nö“ sie schien nicht in Rede-Laune zu sein. „Hast du vielleicht Lust morgen mit uns in die Voodoo Lounge zu gehen?“ „Ja unbedingt! Da bin ich mit dabei! Kommt morgen einfach bei mir klopfen.“ sie strahlte. „Ok, super! Dann wünschen wir dir noch einen schönen Abend. Bis morgen!“ Fred machte Anstalten zu gehen und kickte dabei heimlich Jegor gegen das Schienbein. Dieser löste sich aus seiner Starre und sagte Amina auch auf Wiedersehen. Dabei starrte er auf den Boden und wurde knallrot. „Ja, bis morgen Jungs!“ Amina lächelte, hob kurz die Hand und schloss dann die Tür ab. „Alter! Ich fass es nich!“ Fred grinste, boxte Jegor an die Schulter und schloss ihn dann herzlichst in die Arme. „Du bist so ein Vollidiot!“ empörte sich Jegor, erwiderte aber freudig Fredericks Gesten. „Danke, ich weiß. Komm zeig mir deine Bude!“ Fred ging ganz selbstverständlich in Jegor’s offene Wohnung. Jegor folgte ihm. Er wusste nicht wirklich was er denken oder fühlen sollte. Eine seltsame Mischung aus Unruhe und Vorfreude überkam ihn. Als er die Tür schloss, machte es sich Fred bereits auf dem Sofa bequem. „Nett hast du es hier.“ er schaute sich um. „Dich hat’s ja ganz schön erwischt. Hast du überhaupt schon mal mit ihr gesprochen? Und warum hast du mir nichts davon erzählt, ich hätt dir doch mit Rat und Tat zur Seite gestanden!“ Er schaltete den Fernseher an und holte eine Chipstüte aus seinem Rucksack hervor. „Genau deswegen hab ich nix gesagt“ Jegor grinste „Aber mit ihr geredet hab ich noch nicht, nein.“ Er holte 2 Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich neben Fred. Dieser wusste ja das Jegor immer sehr verklemmt war wenn es um Mädchen ging. Dass er auch sehr schüchtern diesen gegenüber war, war ihm auch nicht neu. Kein Wunder, denn er war ja auch nicht der Hübscheste mit seinen schlitzartigen Augen, ganz im Gegensatz zu Fred selbst. Aber diesmal schien es Jegor wirklich ernst zu sein. Dabei war Amina nicht mal besonders hübsch. Sie war nicht hässlich, aber eben auch nichts besonderes, befand Fred. Für ihn schien sie einfach nur ein normales Mädchen zu sein. „Wunderbar, genau das was ich jetzt brauche, danke!“ er nahm das Bier. „Na dann erzähl mal was ich so alles verpasst habe.“ Er starrte auf den Fernseher, aber Jegor wusste, dass er nur ihm zuhören würde und begann zu erzählen. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 Seth und Dima Dima kam gerade von einer langen Reise aus dem Osten wieder, als ihn auch schon ein Bote abfing, kaum dass er die Grenzen der Stadt erreichte. Ein kleiner Junge mit Rotznase und Kahlgeschorenen Kopf kam auf ihn zu. „Hey ! Bist du Dima?“ „Ja, das bin ich.“ Es gefiel ihm nicht von so einem frechen Kind einfach so überrumpelt zu werden. „Iwan schickt mich! Er sagte, du würdest bald hier auftauchen. Er will das du sofort zu ihm kommst!“ „So, das will er?“ Dima zog die Augenbrauen hoch „Warum sollte ich?“ „Komm!“ der Junge ignorierte ihn und eilte davon. Dima schnaufte verärgert, machte sich aber auf um den Jungen zu folgen. Es ärgerte ihn, dass Iwan ihn nicht in Ruhe ließ. Sein letzter Auftrag war sehr anstrengend und er hatte ihn wie immer gewissenhaft erledigt. Er wollte jetzt erst mal mindestens eine Woche Pause machen. Vielleicht sollte er sich ein Beispiel an seinem Bruder nehmen und weniger gewissenhaft arbeiten. Dazu war er aber wahrscheinlich nicht fähig, denn wenn er etwas machte, dann ordentlich. Dima war ein großer, kräftig gebauter junger Mann, mit dunkelbraunem, kurzem Haar und einem markanten Gesicht, aus dem ernste Augen schauen. Sie kamen an einen Hinterhof und der Junge bedeutete ihm zu warten. Einige Minuten später kam er mit einem grobschlächtigen, in Schwarz gekleideten Kerl wieder. Sie fuhren in einem aufgemotzten, alten Lada vor. Dima stieg ein, es roch muffig und nach Qualm. Sie fuhren in den Südteil der Stadt. Hier hatte Iwan in einem Pompösen Wohnhaus sein Hauptquartier. Während der ganzen Fahrt wechselten sie kein Wort miteinander. Dima war froh als sie endlich beim Haus waren. Als er ausstieg, fuhren die beiden gleich davon und er blieb allein zurück. Der Gestank und das Gedröhne des getunten Auspuffs hatten ihm Kopfschmerzen hinterlassen. Er fühlte sich matt, angeschlagen und wollte endlich schlafen. Durch die große Vorhalle kam er zu den Aufzügen. Die gedimmten Lampen strahlten ein warmes, beruhigendes Licht ab. In dem Wohnhaus war viel Betrieb, so dass der Aufzug in fast jedem Stockwerk halten musste. Er kam im 6. Stock an und begab sich auf den langen Flur. Dieser war mit seinen großen Fenstern und den zahlreichen Zimmerpflanzen sehr einladend. Vor einer großen Holztür machte er halt und klingelte. Ein geschniegelter Mann mit schwarzem Haar und in einem schwarzen Anzug öffnete ihm. „Ah Dima! Schön das du wieder da bist, komm rein!“ „Hi Kirill. Hast mir auch gefehlt. Was waren das für komische Kleinganoven die ihr mir da geschickt habt?“ Er sah Kirill vorwurfsvoll an, als er eintrat. „Ach die,.. die hat der große Boss uns geliehen. Wir hatten viel Stress hier und konnten niemanden entbehren, aber Iwan wird dir bestimmt gleich mehr erzählen.“ Kirill führte ihn zum Büro. „Warum habt ihr keine Katzen geschickt?“ fragte Dima verwundert. Kirill verzog verächtlich das Gesicht. „Du weißt doch wie die sind...die machen nur was ihnen passt und haben zurzeit wohl besseres zu tun als uns zu helfen.“ Er klopfte an die Tür. Von drinnen kam nur ein gedämpftes „Ja“ und Kirill und Dima traten ein. Iwan war hinter verschiedenen Stapeln von Dokumenten verborgenen. „Dima ist da.“ bemerkte Kirill. Und plötzlich trat freudestrahlend ein kleiner älterer Mann, mit einem kernigen, narbenbesetzten Gesicht und von kräftiger Statur vor. „Dima! mein Dima!“ Er umarmte Dima. Dieser packte den kleinen Mann an den Schultern und sah in entschlossen an. „Was ist los Iwan? Du siehst besorgt aus und diesen ganzen Schreibkram musst du doch nicht etwa machen?“ Ein bitteres Lächeln zog sich über Iwans Gesicht. „Ha wenn du wüsstest! Kommt, setzt euch!“ Sie gingen zu den Sesseln in der Ecke des Raumes und Iwan holte ihnen seinen besten Whiskey. „Irgendetwas geht vor sich da draußen. Ich spüre es in meinen Knochen. Die Welt wird sich in einer Weise ändern, wie wir es nie fassen werden können. Unsere Art gehört nur zu den ersten wenig bedeutenden Vorboten. Doch noch haben wir etwas Zeit.“ Dima verstand nicht ganz was Iwan wollte, wartete jedoch ab, was er zu sagen hatte. „Auf jeden Fall haben wir ein großes Problem. Wir sind nicht mehr die einzigen unserer Art, die sich einem Mafiaclan angeschlossen haben.“ Er schaute bedauernd zu Boden. „Was?!!“ Kirill sprang entsetzt auf „Warum hast du uns das nicht eher erzählt? Und vor allem, wie konnte das passieren?!“ Iwan versuchte Kirill zu beruhigen, ohne Erfolg. „Wenn das wahr ist…das ist eine Katastrophe…ich möchte nicht für irgendwelche sinnlosen Clankriege draufgehen!!“ Zornesröte stieg in sein Gesicht. Dima hingegen war wie erstarrt, alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. „Schluss jetzt! Setz dich bitte hin Kirill. Ihr seid mein Rudel, ich werde euch nicht in unnötige Gefahr führen.“ Iwan ließ sich mit verschränkten Armen in den Sessel sinken. Als auch Kirill sich wieder setzte begann er weiterzuerzählen. „Wir wissen noch nicht wie es passieren konnte. Von uns ist definitiv niemand Schuld. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass einer der Polizeihunde so fahrlässig jemanden angesteckt hat. Es scheint so, dass es sich wieder von allein gebildet hat, so wie bei mir damals. Das ist sehr beunruhigend.“ „Warte!“ Dima meldete sich zu Wort „Vielleicht warst du vor 20 Jahren gar nicht der erste Wer-Hund! Also ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sowas aus dem Nichts kommt.“ „Leider doch und das Schlimme ist, dies ist nicht der einzige merkwürdige Fall. Dies ist auch der Grund warum du so schnell herkommen solltest Dima, aber dazu später.“ Kirill schaute finster drein „Wie kannst du dir so sicher sein, dass du damals der Erste warst?“ fragte er. „Ich kann euch garantieren, dass ich zu der Zeit zu niemand den nötigen Kontakt hatte. Und alle uns bekannten Wer-Hunde stammen entweder von mir oder von meinem Nachwuchs ab. Jedenfalls hab ich natürlich sofort mit dem Boss gesprochen. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, den Clan neu zu strukturieren. Wir Hunde werden uns komplett lösen und eigenständig agieren. Wir müssen uns selbst organisieren, damit uns niemand mit dem Clan in Verbindung bringt. Daher der ganze Papierkram. Wir erfüllen weiterhin Aufträge vom Boss, er wird uns auch finanzieren und uns bald eine Hilfe für den ganzen Bürokram schicken. Außerdem hat er vor ein Treffen mit den anderen Clans anzuberaumen und einen Pakt zu schließen. Leider wisst ihr ja nur zu gut, was ein Versprechen dieser Halunken bedeutet…Es wird vorerst reichen müssen, wir sollten aber trotzdem wachsam sein und sollten nur noch zu Zweit Aufträge angehen.“ Er nippte an seinem Whiskey „Noch sind wir in der Überzahl. Vielleicht sollten wir auch probieren, den Typen in unsere Gewalt zu bringen und ihn sicher zu verwahren. Mhh ich weiß es nicht, ich hoffe die Zeit bringt uns Rat.“ er starrte eine Weile vor sich hin. „Das sind beschissene Neuigkeiten…“ Dima wusste nicht was er dazu sagen sollte. „Es wird leider nicht besser. Kommen wir zu Problem 2, deinen Bruder.“ Er schaute Dima ernst an, dieser schluckte. „Was hat er diesmal wieder angestellt?“ „Er wollte es wieder tun.“ Alle starrten bedrückt vor sich. „Die Krähen haben es mir erzählt. Diesmal kam ihm allerdings ein Mädchen in die Quere. Sie war zufällig da und er hat sie angegriffen. Sie ist entkommen, danach hatte ihn Vlad abgefangen und konnte ihn von Schlimmeren abhalten. Das Mädchen lebt noch. Wir müssen aufmerksam bleiben, was sich daraus entwickelt und sie bei Zeiten abfangen, bevor es jemand anderes tut. Auf jeden Fall kann das mit Seth nicht mehr so weiter gehen. Darum bitte ich dich Dima, demnächst bei ihm zu bleiben und auf ihn zu achten.“ Dima nickte. „Gut, aber du weißt, dass er nicht auf mich hören wird.“ „Ja, die Katzen werden wenn möglich auch ein Auge auf ihn haben und wir sind ja auch noch alle da.“ „Pfft, als ob ihn Katzen aufhalten könnten.“ warf Kirill ein. „Besser als wenn er unbeobachtet in der Stadt umhergeistert. So ihr beiden. Was ich erst noch angesprochen hatte, ahrr… es passieren merkwürdige Sachen. Der Boss hat Probleme. Einer seiner Spione ist nicht mehr zu erreichen und die Leute, die er zu dessen Wohnung geschickt hat sind spurlos verschwunden. Wenn er dort anruft, kommen immer wieder eigenartige Geräusche aus dem Hörer. Wir sollen nun nach dem Rechten sehen. Würdet ihr beide mit Seth gleich morgen dort vorbeischauen?“ „Muss das denn sofort sein?“ die Sitzung wurde für Dima immer niederschlagender. „Ja, er hält sehr wichtige Informationen parat, außerdem sind die Menschen in seinem Wohnblock scheinbar auch gefährdet, es gehen seltsame Gerüchte herum. Da es in unserem Revier ist, müssen wir auch für die Sicherheit für die Menschen sorgen.“ „Wie edelmütig.“ bemerkte Kirill sarkastisch „aber ich werde mich drum kümmern.“ „Ich auch.“ sagte Dima widerstrebend und trank seinen Whiskey in einem Zug aus. „Gut, ich glaube das reicht mir jetzt erst mal an schlechten Nachrichten.“ „Schaut nicht so finster drein! Wir werden das schon packen. Und wenn wir wirklich untergehen müssen, dann nicht kampflos!“ In Iwans Augen schien ein Feuer zu flackern. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Kirill war nicht sehr erfreut. „Nein, kommt! Ich lade euch zum Essen ein, ihr müsst morgen bei Kräften sein!“ „Ah nein, t‘schuldige Iwan, aber ich will dann heim. Wir können ja morgen nochmal in Ruhe reden. Für heute hab ich genug.“ Dima rieb sich die Augen und stand auf. Kirill und Iwan machten sich ebenfalls auf zu gehen. „Ja, du musst mir auch noch einen Bericht abliefern. Sehen wir uns also morgen gegen 2.“ Sie gingen aus dem Haus und tauschten noch ein paar Neuigkeiten aus. Die Stimmung blieb allerdings gedrückt. Sie alle hatten gewusst, dass sie sich in gefährlichen Gefilden bewegten und es früher oder später dazu hätte kommen können. Aber jetzt, da es soweit war, war es doch schockierend. Sie hatten schon eine Auseinandersetzung zwischen Wer-Hunden miterleben müssen. Es war entsetzlich gewesen. Niemand von ihnen wollte so zu Grunde gehen. Dima beschloss seinem Bruder nichts davon zu erzählen. Er verabschiedete sich von Iwan und Kirill und machte sich mit der Bahn auf den Heimweg. Er fühlte sich furchtbar schlapp und ausgezerrt. Dummerweise war Freitagsabend die Bahn auch noch so laut und voll. Alle drängelten und schupsten, was ihm die letzte Kraft raubte. Neben ihm standen 2 Mädchen, die immer wieder erwartungsvoll zu ihm rüber schauten und leise gackerten. Er musste matt lächeln und zwinkerte ihnen zu. Sie wurden knallrot und kicherten, dann stiegen sie aus. Er half noch einer alten Omi in dem Gedränge, als er auch endlich aussteigen musste. Erleichtert atmete er auf, als er schon im Flur lautes Gelächter vernahm. Sein Bruder war also da. Kaum dass er ihr Zimmer betrat, kam ihm auch schon ein schwarzer Schatten entgegen und warf ihn um. Ungestüm schlabberte Seth seinen Bruder ab. Dieser lachte und wuschelte ihn herausfordernd, woraufhin Seth spielerisch nach ihm schnappte. Dima richtete sich auf und schickte Seth seine Gedanken: Du hast mir am meisten gefehlt, kleiner Stinker. Haha du mir nicht, Bruderherz ! war die liebevolle Antwort. Nikki ist da! Wir zocken grad. Nikki saß vor dem Fernseher und winkte Dima fröhlich zu. Sie war also auch gerade Mensch. Nicht so Seth, welcher zurzeit in seiner Hundegestalt war. Schwanzwedelnd hüpfte der große schwarze Schäferhundmischling mit nur einem Ohr und einer großen Narbe über der Schnauze durch die Wohnung. Nikki fluchte, denn sie wurde gerade besiegt, als Seth sie umrannte und der Controller quer durchs Zimmer flog. Bei dieser fröhlichen Gesellschaft waren Dima‘s Sorgen wie weggeblasen. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Hungrige Dinos Kaum dass sie die Tür geschlossen hatte, musste Amina sich auch schon niederknien. Sie hielt sich den Bauch, den die Krämpfe waren so schlimm, dass sie dachte gleich das Bewusstsein zu verlieren. Ihr wurde schwindelig und alles Blut schien in ihre Bauchhöhle zu entschwinden. Zum Glück hatten die Kerle sich so schnell abwimmeln lassen, denn länger hätte sie ihre Fassung nicht bewahren können. Die Schmerzen ebbten etwas ab. Sie stand auf, blieb noch kurz stehen um den Schwindel loszuwerden, dann ging sie ins Bad und warf erst mal eine Schmerztablette ein. Wenigstens wird die Regel nicht so blutig, wenn ich schon so Schmerzen hab waren ihre tröstenden Gedanken. Sie zwang sich noch ihre Einkäufe aufzuräumen, dann machte sie es sich auf dem Sofa bequem und schaltete den Fernseher ein. Ab und zu überkamen sie noch ein paar Schmerzenswellen, daher hatte sie auch nicht die Muse unter ihren Verband die Wunde zu begutachten. Obwohl sie sehr neugierig war. Mit der Zeit wirkten die Tabletten und der Fernseher lenkte hervorragend ab. Sanft berieselten sie die Stimmen und das Sofa war so weich, so glitt sie schnell über in einen tiefen Schlaf. Amina saß auf der Wiese, hinter dem heimatlichen Hof. Die Sonne schien warm, die Vögel zwitscherten und vom Haus winkte ihr ihre Mutter zu. Scheinbar kam sie gerade vom Bäcker, sie hatte lauter köstliche Backwaren auf einem Tablett. Spritzringe, Baumkuchen, Bienenstich, Eierschecke, Donuts,… Amina lief das Wasser im Munde zusammen. Da hörte sie ein Rufen und sie drehte sich um. Niemand war zu sehen. Plötzlich überkam sie ein Gefühl der Leere und Trostlosigkeit. Sie schaute wieder zum Haus, doch da war niemand mehr. Es war auf einmal Herbst und alles war trostlos und kahl. Wolken bedeckten den Himmel und die Welt war in ein bedrohliches rotes Licht getaucht. Die Erde erzitterte und ein tiefes, donnerndes Brüllen erklang hinter Amina. Sie drehte sich angstvoll um. Voller Entsetzen sah sie einen riesigen Tyrannus Saurus Rex auf sie zu eilen. Sie versuchte aufzustehen, es gelang ihr aber nicht. Also versuchte sie fortzukriechen, doch sie kam einfach nicht vom Fleck. So sehr sie sich auch anstrengte, das Haus rückte in immer weitere Ferne. Es schien ihr wie Stunden, welche sie da kämpfte um vorwärts zu kommen, es half nichts. Der Dino kam und mit einem Male befand sie sich in seinem riesigen Maul. Sie lag mit der Hüfte irgendwo zwischen den hinteren Backenzähnen. Ihr Kopf ragte an der Seite heraus und ihre Beine waren im Maul verschwunden. Sie sah den mächtigen Oberkiefer mit seinen großen dolchartigen Zähnen auf sie zukommen. Sie wand sich verzweifelt, doch sie saß in der Klemme und konnte sich nicht befreien. Ein Zahn-Dolch, so groß wie sie selbst, drang in sie ein. Ganz langsam wurde sie zerquetscht. Schmerz explodierte in ihrem Körper. Amina wollte aufwachen, doch sie konnte nicht. Es schien ihr wie Ewigkeiten, die sie gequält wurde. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich, dann wachte sie schweißgebadet auf. Sie realisierte erst nicht, dass sie schon wach war. Der Schmerz zog sich durch ihren ganzen Körper. Sie wand sich, bis sie vom Sofa viel und endgültig erwachte. Erst dachte sie es wäre ein Krampf. Doch er löste sich nicht und zog sich außerdem durch ihren ganzen Körper. Dann mit einen mal wurde der Schmerz schier unerträglich. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Eine Welle ging durch ihren Körper. Sie fühlte sich als würde sie verbrennen, Schweißperlen zeichneten sich in ihrem Gesicht ab. Sie dachte, dass sie sterben muss. Das Ausspülen von offenen Wunden mit Wodka war dagegen, wie Die Berührung von einem Schmetterlingsflügel. Sie war so gelähmt, dass sie nicht einmal um Hilfe rufen konnte, geschweige denn das Telefon erreichen konnte. Es war ihr als müsse sie jeden Moment ohnmächtig werden. Der Schmerz ließ etwas nach und sie fröstelte. Dann kam eine neue Welle. Tränen und Rotz liefen an ihrem krampfverzerrten Gesicht herab. Sie konnte nicht mehr an sich halten, denn die Welt bestand nur noch aus unerträglichem Schmerz. Sie wünschte sich endlich das Bewusstsein zu verlieren oder zu sterben. Doch es geschah nicht. Die Tortur zog sich über mehrere Stunden bis in die frühen Morgenstunden. Als der Schmerz weniger wurde lag sie noch eine Weile da. Sie war wie betäubt und merkte nur noch dass die Farben um sie herum zu Grautönen verblasst waren. Dann glitt sie in einen sehr tiefen Schlaf. Gleich war es soweit. Jegor war schon furchtbar aufgeregt und hibbelig. Gleich würden sie losgehen und Amina abholen. „Hier nimm noch’n Schnäppi!“ Fred reichte ihm einen Klaren. „Danke.“ er leerte ihn in einem Zug. „Sachte! Nicht das du dann noch kotzen musst. Das wäre nicht sehr attraktiv.“ bemerkte Fred. „Wie seh ich aus? Stinke ich?“ Jegor hob die Arme und schnüffelte. „Du siehst aus wie immer und stinkst wie ne Destille.“ erwiderte Fred. „Hier trinkt dein Bier endlich aus, damit ma loskönnen.“ und er reichte ihm das Bier. Auch diesen Rest trank Jegor in einem Zug aus. Langsam wurde er panisch. Warum konnte Alkohol auch nicht sofort wirken? Ein bisschen angesäuselt war er aber schon. „Los komm, gehen wir! Den Rest Schnaps nehmen wir ihr am Besten mit. Ob sie auch Bier trinkt?“ „Ja“ Jegor nahm noch 3 Wegebier aus dem Kühlschrank, dann ging er zu Fred auf den Flur. Sein Magen krampfte sich vor Aufregung zusammen als dieser klopfte und sie standen und warteten. Nichts geschah. Fred klopfte noch einmal, etwas lauter. Es war totenstill. „Na toll, wies ausschaut is se nich da“ Fred pochte nun stärker gegen die Tür. Enttäuschung verdrängte Jegor‘s Aufregung. Er war den ganzen Tag so von den Socken gewesen, dass er gar nicht an die Möglichkeit gedacht hatte, dass sie doch nicht mitkommt. Aber irgendwie war es eigenartig. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie seit gestern Abend auch nicht mehr gesehen hatte. Die Zeit, die er und Fred im Haus waren, war es auch seltsam still gewesen. „Vielleicht duscht se ja noch, oda is kacken.“ sagte Fred ungerührt. „Nein das kann nicht sein, dass würde man hören. Also das Duschen mein ich! Die Wände hier sind wie Pappe, eigentlich kann man alles hören. Wir würden auch hören wenn jemand da wäre.“ „Na, da is se wohl nich da.“ „Aber ihre Schuhe stehen noch da! Normalerweise hat sie nur das Paar und wenn sie weg ist, sind auch die Schuhe weg…“ Jegor war nun sehr niedergeschlagen. „Mann, bist du ein Stalker, Alter!“ Fred feixte. „Gut ich klopfe nochmal.“ Beide lauschten hartnäckig an der Tür. Und plötzlich vernahmen sie etwas. etwas wie ein leises Wimmern. Amina erwachte als etwas gegen ihre Tür hämmerte. Sie vernahm Stimmen und versuchte aufzustehen. Es war unmöglich, denn sie fühlte sich so schwach und zerbrechlich, als wäre sie schon Hundert Jahre alt. Es klopfte noch einmal und die Stimmen wurden lauter. Sie entschied sich zu rufen, aber sie konnte ihrer Kehle nur ein leises Wimmern entlocken. Draußen war es jetzt still, sie hoffte so sehr, dass sie gehört werden würde. Jetzt fiel ihr auch ein, dass das draußen ihr Nachbar mit seinem schnöseligen Freund sein musste. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht und es viel ihr schwer zu glauben, dass es schon wieder Samstagabend war. Draußen war es jedoch schon wieder dunkel. Sie wimmerte noch einmal mit aller Kraft. Entgeistert starrte Jegor Fred an. „Hast du das gehört?“ „Ja…klang wie ein Tier.“ Fred lauschte noch angestrengt. „Hat sie Haustiere?“ „Nicht das ich wüsste.“ Jegor war ganz blass. „Ihr wird doch nichts….“ Er klinkte, doch die Tür war abgeschlossen, dann rannte er zurück in seine Wohnung und kam mit einem eigenartigen Instrument wieder. „Du willst doch nicht etwa einbrechen! Mach keinen Scheiß Jeg!“ Fred sah ihn entsetzt an. „Ich bin Polizist, ich bin verpflichtet nach dem Rechten zu schauen und hier ist irgendetwas faul!“ Er machte sich am Schloss zu schaffen. „Ist dir gestern eigentlich auch aufgefallen, dass sie gehumpelt hat? Und krank sah sie auch irgendwie aus.“ überlegte Fred. Das veranlasste Jegor sich noch mehr zu beeilen. Das Schloss klickte und die Tür sprang auf. Alles war dunkel. Sie schalteten das Licht ein und gingen hinein. „Amina?“ es kam keine Antwort. Sie gingen in das große Zimmer und schauten sich um. Da war niemand. Fred schaute ins Bad und auch da war niemand. Sie wollten schon umkehren, als auf einmal wieder dieses seltsame Wimmern ertönte. Es kam aus dem Zimmer. Sie schauten sich an, nickten und gingen nun richtig in das Zimmer. Sie waren auf das Schlimmste gefasst. Sie gingen um das Sofa, da lag es. Ein kleines jämmerliches braun-schwarzes Fellbündel. „Scheiße Jegor! Ein Hund, ich hab‘s doch geahnt!“ Fred schüttelte den Kopf. „Oh Gott, was für ein erbärmliches Ding. Sieh nur wie es zittert und ganz abgemagert ist es auch! Schaut aus als hätte sie es irgendwo auf der Straße gefunden…“ Jegor hatte sich zu dem armen Würmchen hingehockt und hielt ihm die Hand hin. Es schnupperte. „Das ist irgendwie eigenartig. Der sieht nicht gerade gesund aus. Warum sollte sie den ganz allein hier lassen?“ „Was weiß ich, vielleicht holt se sich irgendwo Verstärkung?“ erwiderte Fred genervt. Er wollte jetzt endlich weg hier und in die Disko. Ein Magen knurrte. „Warst du das?“ fragte Jegor. „Nö, muss das Viech gewesen sein.“ Das Knurren wurde lauter und kam diesmal eindeutig von dem kleinen Hund. Jegor stand auf und schaute sich um. Nirgends war Hundefutter zu finden. Dann ging er zum Kühlschrank, wo er ein paar Würstchen fand. Er nahm eins und ging wieder zum Hund. Auffordernd hielt er die Wurst ein Stückchen von ihm entfernt. Der Hund reckte verzweifelt den Hals, stand aber nicht auf. Er warf ihm die Wurst hin, welche dieser gierig verschlang. „Wir nehmen ihn mit rüber!“ beschloss Jegor. „Bist du bescheuert? Sie is bestimmt grad Futter holen und kommt gleich wieder! Ich spiel jetzt keine Hundeamme.“ „Warum hat sie ihm dann nicht schon Wurst gegeben? Außerdem sind wir jetzt auch schon eine ganze Weile da und haben solang keinen Mucks gehört. Geschweige denn, sie gesehen. So lange ist kein Mensch Futter holen, der Supermarkt ist doch gleich um die Ecke.“ Jegor nahm den Hund in den Arm, welcher keine Anstalten machte sich zu wehren. „Ich sag dir, die Sache stinkt gewaltig!“ Damit ging er zurück zu seiner Wohnung. Fred schaute sich noch einmal um, dann folgte er ihm und schloss die Tür, welche zu seiner Erleichterung wieder ins Schloss fiel. Jegor legte dem Hund eine Decke auf seinem Sofa zurecht und mummelte ihn darauf ein. „Wir bleiben aber jetzt nicht hier oder?“ bei dem Gedanken verschlechterte sich Freds Laune noch mehr. „Ich weiß nicht. Wir können ihr ja einen Zettel durch die Tür schieben, mit unseren Telefonnummern drauf.“ erwiderte Jegor, während er ein paar Würstchen aus seinem Kühlschrank klein schnitt und sie anschließend dem Hund reichte. Dieser nahm sie dankbar an. Es schien ihm schon ein bisschen besser zu gehen. „Gute Idee, ich kümmere mich darum.“ während Fred schrieb und den Zettel fortbrachte, betrachtete Jegor den Hund genauer. Er hatte wunderschönes braun-schwarz gestromtes, relativ kurzes Fell. Sein Kinn und seine Vorderpfoten waren weiß, ebenso ein Fleck auf seiner Brust. Der Kopf war insgesamt eher dunkel und seine Ohren ganz schwarz. Eines der Ohren stand aufrecht, dass andere war ab der Hälfte geknickt. Sie waren ziemlich groß, vielleicht war er noch ein Welpe. Insgesamt war er vielleicht mittelgroß schätzte Jegor. Seine Augen waren ein undefinierbares Mischmasch von Grün und Braun. Jegor streichelte ihm über den Kopf. Sein Fell war ganz samtig. Er hörte auf zu fressen und schaute Jegor sehr zufrieden an. Nun kam auch Fred zurück und nötigte ihn endlich loszugehen. Der Hund schloss die Augen und schien einzuschlafen, also machten sie sich auf den Weg zu Disko. Alles war irgendwie eigenartig für Amina. Es war wie in einem Traum, in dem die Wahrnehmung verzerrt ist und in dem man eigenartige Sachen macht, welche man im wahren Leben nie tun würde. Nachdem sie gewimmert hatte, ertönten wieder Stimmen. Diesmal schienen sie aufgeregter zu sein. Kurz danach hörte sie ihr Schloss klicken und jemand kam herein. Da sie hinter dem Sofa lag konnte sie nichts sehen. Die Leute, die kamen, übersahen sie wohl ebenfalls, also wimmerte sie wieder. Und da erschienen Jegor und Fred. Erst jetzt viel ihr auf, dass sie nur noch Grautöne wahrnahm. Sie konnte kein Wort verstehen, von dem, was die beiden redeten. Sie vernahm nur monotones aufgeregtes Gebrabbel. Außerdem schien sie Gerüche intensiver wahrzunehmen. Als die beiden sprachen, wehte eine starke Schnapsfahne zu ihr herüber. Das Parfüm von Fred stach ihr in die Nase und verdrängte alle weitern Gerüche. Jegor beugte sich zu ihr und hielt ihr die Hand hin. Selbstverständlich begann sie daran zu schnüffeln. Sie fragte sich warum die beiden ihr so groß erschienen. Es war ihr zwar bewusst, dass sie auf dem Boden rumlag, aber so klein war sie doch eigentlich nicht. Ihr Magen knurrte. Erst jetzt merkte sie, dass sie sich fühlte, als hätte sie seit Wochen nichts mehr gegessen. Er knurrte lauter und Jegor verschwand. Er kam mit einem Würstchen wieder und hielt es ihr hin, etwas außer Reichweite. Was machte er da? fragte sich Amina verärgert und mühte sich an das Würstchen zu kommen. Sie schaffte es nicht. In ihrer Lage war das ein wirklich schlechter Scherz. Aber es lachte auch keiner der beiden. Er gab ihr endlich das Würstchen und sie verschlang es im Ganzen. Irgendwie erschien ihr ihr Mund riesig. Das lag wohl am Hunger. Endlich nahm sich Jegor ihrer an und hob sie auf. Sie fühlte sich seltsam klein. Jegor musste ganz schön stark sein, so einfach, wie er sie hochnahm. Er brachte sie zu sich und wickelte sie in eine Decke auf dem Sofa. Dann gab er ihr noch mehr Würstchen. Warum nur Würstchen? Trotz allem war sie ihm dankbar. Er strich ihr über den Kopf und dann verschwand er mit Fred. Amina schlief nun behaglich und satt, aber dennoch erschöpft wieder ein. 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