New Texas Story von abgemeldet (Bravestarr) ================================================================================ Kapitel 14: Schaman ------------------- Mit gemischten Gefühlen sah Bravestarr zu dem gewaltigen X am Horizont. Den ganzen Weg hierher hatte er sich Gedanken gemacht, was Stampede von Bianca wollen könnte. Eigentlich fiel ihm nur eine Erklärung ein und die war die, dass Stampede ihn so einfach nur anlocken wollte um das zu tun, was Tex mal wieder nicht geschafft hatte. Er lief also geradewegs in eine Falle. Aber er hatte auch keine andere Wahl. Er musste die Kleine da herausholen, kostete es, was es wolle. „Bereit für die Schlacht, Partner?“ riss ihn Thirty-thirty aus seinen Gedanken. „Ich muss nachdenken, Big Partner. Das ist eine Falle, da bin ich mir sicher.“ antwortete er langsam. „Warum?“ fragte Handle Bar, der langsam an seine Seite trat. „Nun, was sollte Stampede für einen Grund haben, Bianca verschleppen zu lassen? Doch nur den, uns zu erpressen oder in die Falle zu locken.“ antwortete Bravestarr und sah wieder zum Hexagon. „Und ich bin mir sicher, letzteres ist der Fall. Wenn wir da jetzt kopflos hereinstürmen, dann sind wir erledigt.“ „Und die Kleine auch.“ sagte Handle Bar dann leise. „Aber was sollen wir denn nun machen? Hier herumstehen bringt uns auch nichts!“ ereiferte sich Thirty und spielte mit seiner Waffe. „Nein, aber wir brauchen einen Plan.“ erwiderte Bravestarr. „Und vielleicht auch Hilfe.“ erklang plötzlich eine rauchige Stimme hinter ihnen. Alle drei fuhren herum und starrten die hochgewachsene, weißhaarige Gestalt an, die hinter ihnen erschienen war. „Schaman.“ rief Bravestarr. „Was...?“ Sein Mentor hob langsam die Hand und brachte ihn zum Schweigen. „Ich weiß, was passiert ist, mein Sohn und du hast recht mit deiner Vermutung. Es ist eine Falle.“ Langsam trat er an ihre Seite und sah ebenfalls zum Hexagon herüber. „Wenn wir das Mädchen befreien wollen, müssen wir überlegt handeln.“ sagte er in seiner langsamen, ruhigen Art und Bravestarr konnte ihm ansehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Still lächelte er in sich hinein. Egal, wie alt Schaman auch schon war, in ihm schlummerte auch nach wie vor ein Kämpfer. Und, wie er auch wusste, ein sehr weiser Kämpfer. Mit seiner Hilfe würde es ihnen gelingen, Bianca da rauszuholen. Zusammengesunken und der Verzweiflung nahe saß ich in einer Ecke der Zelle. Was sollte ich nur tun? Ich wusste, dass diese verfluchte Bande keine Hemmungen haben würde mich zu töten, sollte Bravestarr nicht kommen. Und ich wusste auch, dass das wohlmöglich Bravestarrs Tod wäre. Ich musste also irgendwie fliehen. Nur wie? Aus dieser Zelle ausbrechen? Wie sollte ich das machen? Die Gitterstäbe waren massiv und fest im Stein verankert. Zudem waren hundertprozentig überall bewaffnete Wachen und ich hatte keine Ahnung, wo es hier heraus ging. Nun bahnte sich doch eine Träne meine Wange den Weg herunter. Ich fühlte mich so hilflos, aber andererseits regte sich auch mein Sturrkopf, der gar nicht daran dachte die Situation einfach so hinzunehmen und aufzugeben. Versunken in meinen düsteren Gedanken nahm ich nur am Rande wahr, wie sich die Tür zu dem Zellenraum öffnete und die klackenden Schritte von Absätzen. Erschrocken blickte ich auf und starrte dann in Vipras mordlustig funkelnde Augen, die mich durch die Stäbe hindurch fixierten. „Wie fühlt man sich, wenn man so hilflos ist?“ fragte sie böse lachend. Ich starrte sie nur konzentriert an, presste die Lippen fest aufeinander. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was das Biest hierhin führte. Zweimal hatte ich ihr schließlich eine Niederlage beschert und so eine wie sie ließ das natürlich nicht auf sich sitzen. Die Rachlust leuchtete geradezu in ihren schlitzförmigen Augen. Langsam zog sie einen klobigen Schlüssel aus einer Tasche an ihrem Gürtel und schloss die Tür auf, mich dabei nicht eine Sekunde aus den Augen lassend. Meine Gedanken rasten. Einerseits hatte ich Angst, aber andererseits war das auch meine Chance zumindest aus dieser Zelle zu entkommen. Ich musste sie irgendwie überrumpeln. Die Frage war nur wie. Sie hatte mich im Nahkampf erlebt und wusste genau, wie schnell und auch hinterhältig ich sein konnte. Und so dumm, mich ein weiteres Mal zu unterschätzen würde sie nicht sein. Also was tun? „Jetzt bist du diejenige die Blut spucken wird, Miststück!“ zischte die Schlangenfrau böse, wobei die Betonung auf Zischen liegt. Sie klang in diesem Moment wirklich wie eine sprechende Schlange. Ich kroch vor ihr zurück, gegen die Zellenwand, noch immer unschlüssig, was ich tun sollte. Denk nach, Bianca! Denk nach! Vipra lachte böse und blieb kurz vor mir stehen. Dann griff sie abermals an ihren Gürtel und förderte einen langen, silbrig glänzenden Gegenstand zu Tage. Das Messer, mit dem mein Oberarm schon einmal Bekanntschaft gemacht hatte. Nur, dass es dieses Mal wohl auch mit wichtigeren Körperteilen von mir Bekanntschaft machen wollte. Doch der Anblick des Messers löste bei mir auch einen Geistesblitz aus. Ich erinnerte mich an mein Psychologie-Training in meinem Ju Jutsu-Verein. „Spiel das schwache, ängstliche, wimmernde Opfer! Und während deinem Gegner fast einer abgeht, während er seinen vermeintlichen Triumph genießt, quetsche ihm die Eier!“ Bei der Erinnerung an diese Worte meines Trainers musste ich mir sogar ein Grinsen verkneifen. Mein Gott, was hatten wir an dem Tag über den Spruch gelacht! Dieses Mal lachte ich nur in mich hinein, während ich versuchte, mir eine Angstträne aus dem Auge zu pressen und hektisch zu atmen begann. Ich presste mich mit ängstlichen Wimmerlauten an die Wand in meinem Rücken, dabei hoffend nicht zu theatralisch zu wirken. Doch in den Augen der Schlange blitze kein Misstrauen auf. Tatsächlich schien meine Taktik aufzugehen, denn ein böses Lachen kam aus ihrer Kehle, während sie mich triumphierend ansah. „Was ist los, Schlampe? Hast du Angst? Rast dein Herz?“ fragte sie und beugte sich zu mir runter, kam mir mit ihrem Gesicht ganz nahe. Ich konnte ihren Atem riechen. Irgendwie...erdig. „Jetzt lass uns ein wenig Spaß haben!“ zischte sie böse grinsend. „Aber gern!“ dachte ich, holte unauffällig mit dem Kopf aus und schlug ihr meine Stirn ins Gesicht. Ich konnte ein lautes Knacken hören – wahrscheinlich ihr Nasenbein – und sie stieß ein dumpfes, schmerzerfülltes „Umpf!“ aus. In meiner Stirn explodierte ein stechender Schmerz, der sich schnell durch mein Gehirn frisst und für einen Moment sah ich Sternchen. Nur benommen nahm ich wahr, wie sie nach hinten sackte und auf dem Rücken landete. Aber sie war nicht bewusstlos, nur benommen. Und das würde nicht ewig so bleiben. Verzweifelt versuchte ich die blutigen Schemen vor meinen Augen wegzublinzeln und meine Gedanken zu sammeln. Ich musste sie endgültig außer Gefecht setzen, wenn ich sie besiegen wollte. Ich stemmte mich schwer hoch, ließ mich, den stechenden Schmerz in meinem Kopf ignorierend auf sie sinken und schmetterte ihr die Faust an die Schläfe. Der Schlag zeigte sofort Wirkung, ihr Körper erschlaffte augenblicklich. Schwer atmend und mir den Kopf halten blieb ich noch einige Sekunden auf ihr hocken. Das wäre geschafft! Nun musste ich nur noch einen Weg hier heraus finden. Langsam tastete ich nach ihren Waffen. Dem Messer und dieser komischen Schlangenpistole, die sie immer bei sich trug. Die könnte mir noch große Dienste erweisen. Gerade, als ich mich aus der Zelle schleichen wollte, fiel mein Blick auf ein paar Stricke, die neben dem Ausgang im Schatten liegen. Ohne weiter groß nachzudenken schnappte ich sie mir und lief zu der Bewusstlosen zurück. So würde sie mir in keinem Falle mehr zur Gefahr werden, obgleich sie bei meinem Schlag mal für mindestens eine Stunde außer Gefecht war. Ich fesselte ihre Beine und Hände und band dann die Stricke an ihren Armen und Beinen mit einem kürzeren Stück zusammen. So würde sie sich kaum rühren können, geschweige denn sich befreien. Nach getaner Arbeit machte ich mich wieder daran diesen unwirtlichen Ort zu verlassen. Ich presste mein Ohr an die Tür und lauschte eine halbe Minute angestrengt, konnte aber keinen Ton von draußen hören. Scheinbar hatte niemand unseren kleinen Kampf mitbekommen. Aber vielleicht lauerte ja auch jemand genauso lautlos an der Tür, wie ich nun und wartete nur darauf, das ich unvorsichtig aus der Tür gestürmt komme. Es brachte aber auch nichts weiter zu warten. Ich musste da nun durch. Ich streckte die Hand nach der Klinke aus, drückte sie langsam herunter und schob die Tür nur einen winzigen Spalt auf. Bis auf einen düsteren Gang war jedoch nichts zu sehen. Vorsichtig öffnete ich die Tür weiter, richtete die Schlangenpistole auf den Gang und huschte dann, die Waffe in die andere Richtung schwingend ganz heraus. Doch es war tatsächlich niemand zu sehen. Der gesamte Gang lag dunkel und menschenleer (und Roboterleer und Dingoleer, und was hier noch so kreuchte und fleuchte) vor und hinter mir. Soweit so gut. Nur wie kam ich nun hier heraus? Durch das Haupttor würde ich wohl kaum spazieren können. Aber bei solchen Gebäuden gab es doch normalerweise auch Geheimgänge, oder nicht? Nun, das würde ich wohl herausfinden müssen. Langsam schlich ich mich in die Richtung vorwärts, in die ich vor nicht mal einer Stunde von dem Roboter gestoßen worden bin, die Waffe im Anschlag und hoffend hier heil herauszukommen. Vorsichtig spähte Bravestarr über den Felsen zum Haupttor des Hexagons. Natürlich wurde es von zwei Dingos bewacht. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Es galt nur herauszufinden, wie sie sie überwältigen konnten. Und das so schnell, dass sie keinen Alarm schlagen konnten. Denn Bravestarr wollte möglichst unbemerkt hinein und auch möglichst lange unbemerkt bleiben. „Ich denke, da helfen nur Schlafbomben!“ flüsterte er Thirty-thirty leise zu. „Ich weiß auch etwas anderes, was da hilft!“ flüsterte der böse grinsend zurück und streichelte Sara. „Nein! Wir halten uns an den Plan, Partner! Wenn sie uns bemerken, könnte das für die Kleine da drin fatal sein!“ ermahnte er ihn. Enttäuscht schnaufend steckte Thirty Sara Jane wieder weg und nahm statt dessen einen Beutel mit Schlafbomben zur Hand. „Na schön! Dann wollen wir mal den Sandmann arbeiten lassen!“ flüsterte er und schmiss zwei von den harmlos aussehenden Bällchen zwischen die beiden Wachen. Beim Aufschlag lösten die sich sofort in dicken, grauen Rauch auf und hüllten die beiden sofort ein. „Was...hust..hust..A...hust...Alarm!“ wollte der eine noch keuchen, doch das Alarm war nur noch ein schwaches Krächzen und schon war der Aufschlag von zwei Körpern zu hören. „Ha!“ rief Thirty-thirty triumphierend und richtete sich stolz auf. „Meinen Schlafbomben konnte noch keiner widerstehen!“ Dann liefen der Hippodroid und die beiden Männer zu den schlafenden Dingos. „Wir müssen sie in eine Ecke schaffen, wo sie nicht jeder sofort sieht.“ sagte Bravestarr und lud sich den ersten über die Schulter, wobei sich sein geschundener Kopf mit einem leichten Stechen bemerkbar machte. Er ließ sich nichts anmerken, aber es machte ihm Sorgen. Hoffentlich erlitt er keinen Rückfall, während sie da drin waren. Kaum waren die Dingos aus dem Weg, begannen sie sich Gedanken darüber zu machen, wie man das Tor lautlos öffnen konnte. Nicht nur, dass das Tor sehr groß und schwer war, es wurde vielleicht auch von innen bewacht. Bravestarr lauschte mit den Wolfsohren, aber es war nichts zu hören. Wenn Wachen hinter dem Tor waren, so rührten sie sich nicht. „Ich glaube, dahinter ist niemand.“ sagte er dann leise und wollte gerade versuchen das Tor möglichst leise zu öffnen, als der schwere Riegel plötzlich leicht zu glühen begann und sich dann von selbst zur Seite bewegte. Genauso lautlos öffnete sich dann das Tor von selbst. Zuerst wollte Bravestarr alarmiert zurück springen, besann sich dann jedoch eines besseren und sah seinen Mentor lächelnd an. Dieser senkte gerade seinen Stab, an dessen Spitze man noch ein schwaches Glühen erkennen konnte und lächelte ebenfalls. „Ich denke, so ist es besser!“ sagte er dann und sie machten sich auf den Weg ins Innere des unheimlichen Gebäudes. Bravestarr War froh, Schaman an seiner Seite zu haben. Denn sollten sie Stampede begegnen, so war er der einzige, der es mit ihm wirklich aufnehmen konnte. Seine Gedanken wanderten wieder zu Bianca. Hoffentlich hatten ihr diese Ungeheuer nicht schon was angetan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)