Between friendship, love and music von Black_Melody (100 One-Shot-Challenge) ================================================================================ Kapitel 1: 32. Ice [Rui x Hiroto] --------------------------------- Eis ist kalt und hell. In den seltensten Fällen ganz klar, demnach in der Natur nur schwer zu durchschauen. Aber trotzdem ist Eis natürlich und gleichzeitig etwas Besonderes. Es strahlt und glitzert im Licht wie kleine Diamanten. Und es zeigt sich immerhin nicht immer. Heute war einer der Tage gewesen, an denen wohl nichts so lief, wie er es wollte. Es war nicht so, dass Rui damit nicht umgehen konnte, nein. Er hatte mich. Ich war seine Therapie, an mir konnte er alles auslassen. Das wusste er genauso gut wie ich. Nicht, weil wir zusammen waren. Nein. Er kam nur vorbei, wenn er jemanden gehörig vögeln wollte. Ich hatte beim besten Willen nichts dagegen. So willig, wie ich mich ihm gegenüber verhielt, war ich leichte Beute. Aber das war besser, als von ihm ignoriert zu werden. Ich legte es darauf an. Er ließ sich meistens nicht viel Zeit, um mit mir zu reden. Er warf seine Sachen in eine Ecke und schleppte mich gleich in mein Schlafzimmer. Wenn er wirklich ungeduldig war, schafften wir es nicht einmal dorthin. Es kam oft genug vor, dass ich, sobald ich meine Wohnungstür geöffnet hatte, in die angrenzende Küche geschoben und dort auf einen Tisch oder die Anrichte gehoben wurde. Seufzend fuhr ich mir mit der Hand durch die blond gefärbten Haare. Er tat mir eigentlich jeden Mal weh, weil er viel zu ungeduldig war. Er musste das auch merken, aber weder er noch ich sprachen darüber. Wann auch, und vor allen Dingen, warum? Ich wollte doch von ihm benutzt werden. Und ich hatte eigentlich auch immer meinen Spaß daran. Was das betraf, nahm er zumindest ein wenig Rücksicht. Nur von Kuscheln hielt er wenig. Genauso wenig wie von mir. Er ließ sich nie Zeit, um nach dem Sex noch ein wenig bei mit zu bleiben. Maximal noch zehn Minuten verbrachte er in meiner Wohnung. Wartete, bis er wieder zu Atem gekommen war, zog sich wieder richtig an und richtete im Bad seine Haare. Ja, er war vielleicht ein Arschloch. Ein kaltes Arschloch. Wegen dem ich nachts so oft wach lag. Wegen dem ich jämmerlich heulend, aber dabei lächelnd einschlief. Weil ich ihn liebte, egal, was er tat. Rui war der Mann, den ich bei mir haben wollte. Er war hart und kalt, undurchschaubar und er kümmerte sich einen Dreck um mich. Wir unterhielten uns selten, wenn wir uns bei der Arbeit über den Weg liefen. Meistens kommunizierten wir über Kurzmitteilungen, wenn er kurz davor war, bei mir aufzutauchen. Manchmal fragte ich mich, wieso er nicht einfach zu einer Professionellen ging, aber mich störte es nach wie vor nicht. Manchmal lagen Glück und Leid so nah beieinander. Warum nur? Still zog ich mir die Decke über den Kopf. Da waren sie wieder, meine Freunde. Die Tränen. Sie kamen immer dann, wenn ich allein war. Warum waren sie immer da? Ich brauchte sie nicht, aber sie kamen immer, wenn ich allein war. Weshalb hielt ich denn an ihm fest? Er tat mir weh. Seelisch mehr als körperlich, aber ich konnte ihn nicht aufgeben. Es wäre schön gewesen, könnte ich mich einfach „entlieben“, aber das war unmöglich. Also musste ich das Beste aus der Situation machen. Ich zuckte leicht zusammen, als es an der Tür klingelte. Mein Handy hatte ich bereits ausgeschaltet, nachdem Shou mich ungeschlagene 17 Mal angerufen und mir 53 SMS geschrieben hatte. Er nahm seinen neuen Job als Leader für meinen Geschmack zu ernst. Nao hatte mich auf meinen Wunsch in Frieden gelassen. Blöderweise war Shou um einiges… unnachgiebiger und anhänglicher. Er konnte wirklich nerven, wenn er etwas wissen wollte. Grummelnd drehte ich mich auf den Bauch und zog das Kissen über meinen Kopf. Ich wollte, dass meine Kopfschmerzen aufhörten und ich endlich meine Ruhe hatte. Ich hatte seit Tagen schreckliche Kopfschmerzen, sobald ich nachzudenken begann. Ich ignorierte es meistens völlig, aber dieses nervtötende Summen und Schrillen der Klingel machte es nur noch schlimmer. Shou wollte mir sicher nur helfen. Aber das konnte niemand. Nur ich selbst könnte etwas tun. Aber ich hing zu sehr an Rui. Vielleicht, weil er kein schlechter Mensch war. Nicht von Grund auf. Vielleicht war er ein wenig egoistisch, launisch, aggressiv und schwierig, aber das störte mich nicht, weil es jedes Treffen interessant machte. Vielleicht, weil er momentan alles für mich bedeutete und ich noch nie jemanden vor ihm so geliebt hatte. Oder vielleicht, weil Eis irgendwann schmelzen konnte. Wenn der Winter vorbei war und es zu warm wurde. Ich sah manchmal seine sanften, liebevollen Seiten durchscheinen. Vielleicht würde es lange dauern und ich daran zerbrechen, aber ich wollte zumindest versuchen, das Eis wegzubekommen. Mit Ruhe, Geduld und Wärme. Und einer guten Portion Missachtung für die Signale, die mein Körper mir gab. Er wusste, dass er kalt wie Eis war. Aber er hatte es bisher nicht für nötig gehalten, etwas daran zu ändern. Und ich? Ich kannte seine Gründe nicht. Konnte ich dann überhaupt etwas ändern? Es war mir egal. Ich musste es versuchen. Ich wollte ihn glücklich sehen, und wenn ich dafür sterben musste, dann war es so. Wenn ich kein Teil seines Glücks war, konnte ich ihn nur in Frieden lassen. You’re as cold as ice You’re willing to sacrifice our love You want paradise But someday you’ll pay the price, I know I’ve seen it before, it happens all the time You’re closing the door, you leave the world behind You’re digging for gold, yet throwing away A fortune in feelings, but someday you’ll pay (Foreigner – Cold as ice) Kapitel 2: 66. Goodbye [Sujk x Juri] ------------------------------------ Ein Mini-Vorwort. Ursprünglich war nur ein Brief geplant, und es ist das erste Mal, dass ich so etwas so schreibe. Auf jeden Fall ist das Ganze dann doch ein wenig ausgeartet. Um die Story zu verstehen, müsst ihr DELUHI nicht kenne, wichtigster Fakt ist, dass sie getrennt sind. Sonst ist die Band eigentlich relativ unwichtig. Wie das Ganze dann schließlich ausgeht, überlasse ich eurer Fantasie. Hasst mich nicht für den dazugehörigen Song. Am Besten wäre es, wenn ihr euch dazu einmal den ganzen Text raussuchen und durchlesen würdet, weil es ein komplett passender Text ist. Aber hätte ich alles angehängt, wäre es zu viel geworden. Ich wünsche mit diesem One-Shot viel Spaß und natürlich wären mir eure Pairing-Wünsche bei den noch freien Teilen Befehl. Einen weiteren Teil habe ich noch fertig und hoffe, dass ich ihn trotz Renovierung hochladen kann. Hikari ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lieber Sujk, Ich weiß so viel über dich. Noch so eine ganze Menge. Und es bringt mir nichts. Es rettet mich nicht. Es rettete uns nicht, und nicht das, was wir teilten. Es änderte nichts daran, dass die Zeit verging und der Alltag einkehrte. Wie lange kennen wir uns nun? Wir haben fast drei Jahre zusammengearbeitet, auch wenn es nicht immer leicht war. Und von diesen drei Jahren haben wir gut eineinhalb Jahre zusammen gelebt, gelacht und gelitten. Vielleicht war es einfach zu viel? Dass wir zusammen gearbeitet und gelebt haben? Vielleicht hätten wir mehr Abstand gebraucht? Hätte uns das retten können? Du weißt vermutlich gar nicht, wie oft ich alleine diesen Anfang bis jetzt neu geschrieben habe. Ich mache mir meine Gedanken, in letzter Zeit viel zu oft. Über uns. Ich habe das Gefühl, dich bei mir zu haben, wenn ich einschlafe, glaube ich, dass du neben mir liegst. Und dann öffne ich die Augen und sehe nur die Leere der Nacht. Es ist seltsam, nicht? Man lernt einen Menschen immer erst richtig schätzen, wenn man ihn verloren hat. Ich gebe nicht mir die Schuld am Scheitern unserer Beziehung. Auch nicht dir. Zu so etwas gehören immer zwei. Ich kann nicht sagen, an wem es lag oder was das Problem war, wahrscheinlich, weil es sich einfach länger aufgestaut hat. Ich suche einen entscheidenden Fehler, den wir gemacht haben, um zumindest den Anfang vom Ende zu kennzeichnen, aber vermutlich hatte aus uns nie ein Paar werden sollen. Wir haben uns dem Schicksal widersetzt und müssen mit den Konsequenzen leben. Ich mit meinen Eltern, du mit deinem Gewissen und deiner Selbstachtung. Und mit dem, was wir uns gegenseitig angetan haben. Es ist noch so Vieles zwischen uns ungesagt. Eigentlich sollte ich zu dir kommen und mit dir persönlich sprechen, aber du kennst mich doch auch gut genug, um zu wissen, dass das nicht meine Stärke ist. Ich kann singen und Texte schreiben, Gefühle allgemein zu Papier bringen, aber meine eigenen sind für mich schwieriger als alles andere. Du siehst, wo mich das hingeführt hat. Es ist leichter, jemandem Dinge nicht sagen zu müssen, sondern über die Formulierungen nachdenken zu können. Es tut mir Leid, was ich über deine Freundschaft gesagt habe. Natürlich bist du ein guter bester Freund. Du kümmerst dich um deine Freunde mit Geduld und Aufopferung, wenn es ihnen schlecht geht. Und eigentlich hätte ich das auch für dich tun sollen, aber stattdessen haben wir uns gestritten und ich habe Dinge über dich gesagt, die so nie gemeint gewesen waren. Es tut mir Leid, dass ich dir anfangs das Leben so schwer gemacht habe. Ich mochte dich von Anfang an, das weißt du, aber schon, als du anfingst, dich um mich zu bemühen, hätte ich dir alles leichter machen können und dir nicht erst unzählige Körbe geben müssen. Du warst mir wichtig und ich wollte dich als Freund nicht verlieren, und du weißt, was mich gezeichnet hat. Ich wurde zu oft nur benutzt, da fällt es schwer, an Liebe zu glauben. Aber ich habe gelernt, an deine Ehrlichkeit zu glauben. Damals. Noch bevor ich dich auch nur wirklich in meine Nähe gelassen habe, warst du mir mehr als sympathisch. Einfach so, mit deinen ganzen kleinen Aufmerksamkeiten, hattest du dafür gesorgt, dass meine Gefühle für dich über Freundschaft hinausgingen. Wenn ich mir überlege, dass ich dich dann noch zwei Monate habe zappeln lassen… Das war unfair von mir. Es tut mir Leid, dass du meinetwegen so oft leiden musstest. Weil wir uns gestritten haben und ich einfach abgehauen bin, du nicht wusstest, wo ich war oder wie es mir ging. Ich weiß nicht, ob du die Nächte über überhaupt geschlafen hattest, du sahst auf jeden Fall morgens nie so aus. Du musstest dir meinetwegen Sorgen machen, weil ich dumm, kindisch und egoistisch war. Es tut mir auch Leid, dass ich so oft meine Launen einfach an dir ausgelassen habe. Du warst da, wenn ich gereizt war, und hast alles stumm über dich ergehen lassen. Du bist mir gegenüber nie handgreiflich geworden, auch wenn ich es manchmal mehr als nur verdient gehabt hätte. Ich war einfach ein Idiot. Ich weiß, die Einsicht kommt spät, aber besser spät als nie. Und vielleicht habe ich noch nicht jede Chance verspielt, es wieder gut zu machen… Aber ich soll nicht glücklich sein, dass ist einfach nicht meine Bestimmung, also sollte ich damit leben und dich damit nicht belästigen oder mit in meine Probleme hineinziehen. Ich sollte niemanden mit meinen Problemen belasten, die meisten Menschen sind eh zu gut für mich. Aber ich verschwende deine Zeit, während ich in meinem Selbstmitleid bade. Wieder etwas, das mir Leid tun sollte. Ebenso wie die Tatsache, dass ich unseren Traum zerstört habe. Wir hätten unsere Beziehung nie von der Band fernhalten können. Unsere Beziehung ist zerbrochen und damit unsere Band auch. Meine Schuld. Oder eher unsere. Eigentlich… Ja, was will ich dir eigentlich mit diesem Brief sagen? Es ist eine Art von… Abschied. Ich muss für mich selbst akzeptieren, dass wir getrennt sind und es so wahrscheinlich auch das Beste ist. Aber es tut weh. Und willst du wissen, was genau so weh tut? Dass ich dich vermisse. Ich vermisse deine Wärme, deine Art, mich zu trösten oder mich einfach so beruhigend in den Arm zu nehmen. Und… so schwer es auch ist, dieses Gefühl verschwindet nicht einfach. Liebe ist beständiger als alle anderen Gefühle. Und ich kann einfach nicht leugnen, dass ich dich noch liebe. Ich will, dass es aufhört, weil es mich kaputt macht. Stückchen für Stückchen zerbreche ich. Aber was soll ich dagegen tun? Ich weiß es nicht. Ich kann nichts tun, ich kann nur hoffen, dass es irgendwann vorbei geht. Aber ich glaube es nicht wirklich. Du weißt, dass du der erste Mann für mich warst und dass du der erste warst, der diese Gefühle in mir geweckt hat, zumindest mit dieser Wucht. Ich will dir kein schlechtes Gewissen machen, auf gar keinen Fall. Ich verdiene diesen Schmerz als Ausgleich für das, was ich dir angetan habe. Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst, ohne mich. Auch wenn ich hoffe, dass wir uns nicht sehen. Nicht wiedersehen. Ich würde es nicht aushalten, dich mit einer hübschen Freundin im Arm zu sehen, aber ich habe nicht das Recht, dich um irgendetwas zu bitten. Erst recht nicht um eine zweite Chance. Wahrscheinlich würde sie nur so daneben gehen wie die erste. Obwohl wir ohne den Bandstress vermutlich bessere Chancen hätten. Ich wünsche mir, dass du mir irgendwann verzeihen kannst. Du weißt doch genau, dass ich schon verwundet war. Trotzdem wolltest du mich und hast zumindest einige Wunden geheilt. Auch wenn ich nicht das Recht auf Glück zu haben scheine. Alles Gute für deine Zukunft. Ohne mich. Juri Verwirrt sah ich auf, als es an der Tür klingelte. Ich zitterte wie Espenlaub und hatte wirklich Probleme, den Stift zu halten. Oder auch nur etwas zu sehen. Ich spürte die Tränen kaum noch, viel zu viele waren wegen ihm schon geflossen. Warum nur war es so schwer, etwas dauerhaft hinter sich zu lassen und mutig nach vorn zu sehen, in eine Zukunft, die eigentlich nur besser als der Moment werden konnte? Weil man nicht wusste, was einen erwartete. Das war der Grund. Menschen fürchteten das Unbekannte, schon immer. Sie klammerten sich immer an den vertrauten Umständen fest. Zitternd erhob ich mich, als es wieder klingelte, dieses Mal permanenter, nervtötender. Ich atmete einmal tief durch und wischte mir die Tränen von den Wangen und aus den Augen, um überhaupt noch etwas zu sehen, aber es kamen so schnell neue, dass ich den Weg zu meiner Wohnungstür eher aus Gewohnheit fand. Ich wusste nicht, wer mich besuchen sollte. Es hatte niemand einen Grund dazu. Ich war allein auf dieser Welt. Vielleicht würde ich ja irgendwann irgendjemanden finden, um gemeinsam mit demjenigen einsam zu sein und gleichzeitig dieses Gefühl der Einsamkeit zu lindern. Zu zweit ist man immerhin schon weniger allein. Seufzend öffnete ich die Tür und sah mich ihm gegenüber. Sujk. Was tat er hier. Meine Gedanken rasten. „Was…“, murmelte ich nur und schluckte, um meiner Stimme ein wenig Festigkeit zu verleihen. Ich hatte meinen Brief doch noch gar nicht abgeschickt, und ich war mir nicht einmal sicher gewesen, ob ich es hätte tun sollen. Wahrscheinlich nicht. Er musste nicht wissen, wie weh mir die Trennung eigentlich tat. „Juri, du… Ich wollte dich sehen und deine Stimme hören“, meinte er leise und strich mir über die feuchte Wange. Er hatte mich sehen wollen? Warum? Um mich noch weiter auf den Boden zu drücken? Um mich noch mehr dem, was ich verloren hatte, hinterhertrauern zu lassen? Oder um mir einfach zusätzliche Messer in mein armes Herz zu rammen? Es war ja nicht so, dass ich Gefühle hatte oder so, und er einfach darauf herumtrampelte, wie er gerade wollte. Es war ja nur mein Herz. Ich musste das abkönnen. Und es war ja immerhin wirklich nur mein Herz. Er konnte ruhig noch weiter darauf herumtreten, die Scherben konnten nicht noch weiter brechen. „Kann ich…?“ Mein gesunder Menschenverstand schrie mich an, ich solle die Tür einfach zu machen und mich heulend in mein Bett verkriechen, aber mein Herz sagte mir genau das Gegenteil. Und auch wenn mein Herz zu flüstern schien, hatte er mehr Einfluss, weshalb ich ihn in meine Wohnung ließ, in das Wohnzimmer, wo der Brief noch offen auf dem Esstisch lag. Ich versuchte, das Blatt Papier unauffällig in meiner Hosentasche verschwinden zu lassen, aber gegen den Berg mir zusammengeknüllten Entwürfen könnte ich nichts machen. „Was willst du von mir?“, fragte ich leise und ließ mich neben ihm auf mein Sofa sinken, zwang meine Augen dazu, endlich aufzuhören, Flüssigkeit abzugeben. Wie würde es denn aussehen, wenn ich meinem Exfreund permanent heulend gegenüber saß? „Eine zweite Chance. Ich will mit dir reden. Und ich will, dass du verdammt nochmal vergisst, dass ich mit dir Schluss gemacht habe. Ich will dich wieder bei mir haben.“ I can honestly say you’ve been on my mind since I woke up today, up today I look at your photograph all the time These memories come back to life And I don’t mind I remember when we kissed I still feel it on my lips The time that you danced with me With no music playing I remember the simple things I remember ‘til I cry But the one thing I wish I’d forget The memory I want to forget is goodbye [Miley Cyrus – Goodbye] Kapitel 3: 59. First kiss [Subaru x Kazuki] ------------------------------------------- Der erste Wunsch ist erfüllt, kurz nach Ostern. Hat der Osterhase dagelassen. ;D Der erste Teil ohne Songtext. Ehrlich? Die Idee hierzu hatte ich auch so. Die Songs dienen mir sonst eher als kleine Helfer. Gewünscht wurde dieser Teil von , ist demnach auch ihr gewidmet. Ich sollte nach Möglichkeit für ein Happy End sorgen... Hm... Kommt darauf an, was man als Ende definiert. :D Ist bei One-Shots ja immer so eine Sache. Ein paar Grundkenntnisse über Royz wären schon nicht schlecht, aber ich wage trotzdem auch hier zu behaupten, dass die Band für die Story relativ unwesentlich ist. Wie ihr gleich sehen werdet, bin ich wieder in meine Meisterperspektive gewechselt. Sollte irgendjemand sich bei einem Teil konkret wünschen, dass ich die Ich-Perspektive benutze, wäre es gut, mir das noch zu sagen. Sonst mache ich das nach Lust und Laune. Gleiches gilt auch für die, die lieber wollen, dass ich in dieser Perspektive schreibe. Ist alles kein Problem, weil ich noch keinen anderen Teil fertig habe. Erstmal habe ich auch noch viel zu tun, weil meine Oma leider gestorben ist und ich mich da noch ein bisschen mit in Organisation stürzen muss, dann kommen wieder Klausuren (Yay, mein schwächstes Fach ist auch dabei. =.=) und ja... Aber eigentlich sind bis Juni auch noch viele freie Tage wieder dazwischen. Ihr werdet es sehen. Hikari _________________________________________________________________________________ Erschöpft ließ Kazuki sich auf das Bett fallen und schloss einen Moment die Augen. Das letzte Konzert war geschafft, und er konnte nicht leugnen, dass er sich auf die freie Zeit freute, auch wenn er ihren Job und die Lives liebte. Nur war in dieser Stadt an diesem verdammten Tag alles ganz anders gelaufen. Die Lose hatten entschieden, dass er sich mit ihrem Sänger ein Zimmer in dem Hotel teilen sollte. Das war purer Zufall gewesen und auch sicher nicht, dass er sich mit dem Jüngeren ein Zimmer teilte, aber es war das erste Mal, dass sie wegen eines Buchungsfehlers in einem Doppelbett übernachten sollten. Prinzipiell sprach ja auch überhaupt nichts dagegen, nur hatte Subaru ihn an diesem Tag schon einmal aus der Fassung gebracht. Show hin oder her, er hatte beim besten Willen nicht damit gerechnet, dass Subaru es heute auf ihn abgesehen hatte, und dementsprechend war er auch ziemlich überrascht gewesen, als er die weichen Lippen des Sängers auf seinen gespürt hatte. Normalerweise hielt der Wirbelwind sich eher an Kuina, aber so hatte Kazuki keine andere Wahl gehabt, als sich selbst zum konzentrierten Weitermachen zu zwingen. Es war komisch. Das alles sollten Zufälle sein? Aber was sonst? Der Schwarzhaarige glaubte nicht an höhere Mächte, einfach, weil sie ihn bisher immer im Stich gelassen hatten. Seitdem glaubte er ganz allgemein nur an Dinge, die er sehen und anfassen konnte, aber eine plausible Erklärung für diese Häufung von Zufällen hatte er auch nicht. Seufzend erhob er sich wieder und sah aus dem Fenster. Es war schwer, etwas zu erkennen, da es schon dunkel war, aber ein kleiner Bereich in der Nähe des Haupteingangs war schwach von dem Licht im Inneren der Lounge erhellt. Und in diesem Bereich konnte er noch recht junge Mädchen ausmachen, die geduldig zu warten schienen. Kopfschüttelnd zog er die Vorhänge zu und ging zu seinem Koffer, schlüpfte eilig in seine Schlafsachen. Sein Zimmergenosse hatte noch mit den anderen an die Bar gehen wollen, um zu feiern, aber lange würde er bestimmt nicht mehr unten bleiben. Der Silberhaarige verausgabte sich bei Auftritten einfach immer viel zu sehr, so dass er danach völlig erledigt war. Aber sobald der Jüngere sich dann hingelegt hatte, konnte man noch wieder ernsthaft mit ihm reden. „Du bist schon umgezogen?“ Leise schlüpfte der andere in den Raum und gähnte erst einmal, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Sieht ganz danach aus, oder?“, gab er lächelnd zurück. „War doch eine gute Idee, noch in der Halle zu duschen. Zieh dich um und leg dich hin. Ich will nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn du einschläfst und umkippst.“ „Ich fall schon nicht um“, gab der Kleinere grinsend zurück und schlüpfte in seine Schlafsachen, verzog sich dann ins Bad. Kazuki sah währenddessen auf seine Hände. Er wusste nicht, wo er hinsehen und was er mit seinen Händen tun sollte. Warum hatte Subaru ihn auch nur so verdammt aus der Fassung gebracht?! Er reagierte doch normalerweise nicht so verflucht empfindlich. Irgendetwas war anders zwischen ihnen, und der Gitarrist wusste selbst, dass er sich anders verhielt. Nachdenklich kaute Kazuki auf seiner Unterlippe herum und starrte an die Decke, während der Kleinere das Licht ausschaltete und unter die Decke kroch. Kurzzeitig war nur ihr Atem zu hören, bis Subaru die Stille brach. „Bist du sauer auf mich? Habe ich etwas falsch gemacht?“ „Nein.“ Langsam schüttelte der Gitarrist in der Dunkelheit den Kopf, auch wenn er wusste, dass der andere es wahrscheinlich nicht sah. „Wieso fragst du?“ „Du benimmst dich anders, seit wir wieder zurück sind“, erwiderte der Jüngere leise. „Du verhältst dich mir gegenüber anders.“ Leise seufzte der Schwarzhaarige. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um seine Unruhe vor seinen Kollegen und Freunden zu verbergen. „Das hat gar nichts mit dir zu tun. Auch wenn du mir von dem Plan mit dem Kuss hättest erzählen müssen. Ich bin selber mein Problem.“ „Also ist es meine Schuld.“ „Nein. So meine ich das nicht. Subaru, das ist… kompliziert.“ Langsam strich Kazuki sich mit einer Hand durch die dunklen Haare. Es war sein Problem und der andere sollte sich nicht dafür verantwortlich fühlen. „Weißt du, es ist leichter miteinander zu reden, wenn man sich nicht ansehen muss. Versuch doch einfach, mir alles zu erklären.“ Schweigend kaute Kazuki auf seinem Piercing herum. Das alles war so privat und eigentlich nichts von der Art, worüber er mit jedem sprach. Aber eigentlich hatte er schon angefangen, es machte keinen Sinn, jetzt noch weiter zu schweigen. „Hast du außer auf der Bühne schon einmal einen anderen Mann geküsst?“, fragte der Gitarrist seufzend. Eigentlich erübrigte sich die Frage, wenn man den Silberhaarigen kannte und wusste, dass dieser auch Männern nicht ganz abgeneigt war. Aber es war immerhin ein Anfang. „Klar. Du weißt doch, dass ich auch schon mit Männern zusammen war. Sex inbegriffen.“ Er konnte das Lächeln in der Stimme des Kleineren fast schon hören, aber es war nicht böse gemeint. „Ja, schon, aber…“ Wieder seufzte der Gitarrist und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Das vorhin war… auf dem Gebiet mein erster Kuss.“ Abwartend biss er sich auf die Unterlippe. Hoffentlich würde der Kleinere ihn nicht auslachen. „Oh“, entkam es dem anderen leise, er klang fast schon bedrückt. „Dann… Es tut mir leid. Der erste Kuss gehört nicht auf die Bühne. Ich bringe das wieder in Ordnung, aber vorher… Kazuki, magst du mich?“ Erleichtert atmete der Schwarzhaarige auf, auch wenn die Frage am Ende ihn verwirrte. Sie waren Freunde, also war es doch logisch, dass er den quirligen Sänger mochte. Nur meinte der Jüngere das wahrscheinlich etwas anders. „Ja“, antwortete er trotzdem ruhig und kniff die Augen zusammen, als der andere eine Nachttischlampe einschaltete. Es dauerte einen Moment, bis er die Augen wieder öffnete und Subaru ansah. Der Jüngere war auf einmal sehr nah bei ihm, und irgendwie irritierte ihn dieses Verhalten nun doch. „Kazuki… Vertrau mir. Und die Sache auf der Bühne vergisst du.“ Langsam stemmte der Kleinere sich hoch und lehnte sich halb über ihn, ließ eine Hand auf seinem Bauch ruhen. Misstrauisch beobachtete Kazuki den anderen, während dieser sich seinem Gesicht näherte. Der Gitarrist spürte das ängstliche, aber aufgeregte Pochen in seiner Brust. Sanft strichen seine Hände über die nackten Oberarme des anderen. „Ich versuch’s“, flüsterte er, um das Zittern seiner Stimme zu verstecken. Ein schwaches Zittern lief durch den Körper des Schwarzhaarigen, als er die warmen, weichen Lippen ruhig auf seinen eigenen spürte. Langsam schloss er die Augen. Das war… komisch. Er küsste den Sänger der Band, in der er spielte. Das war doch völlig verrückt. Aber gleichzeitig breitete sich ein angenehmes, warmes Kribbeln in seinem Körper aus. Schüchtern bewegten sich Subarus Lippen gegen seine, forderten ihn so zu einer Aktion auf, die er auch nach kurzem Zögern folgen ließ. Unsicher gruben sich seine Fingernägel in die weiche Haut, als er den Kuss erwiderte. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte, als die Hand des Kleineren unter seinem Shirt verschwand und über seine Haut strich, die gesamte Situation überforderte ihn, aber er wollte sich nicht von den weichen Lippen lösen. Leise keuchte er in den Kuss, als der Jüngere verspielt an seinem Piercing zog und mit der Zunge über seine Unterlippe strich. Er wusste, worauf der Sänger hinauswollte, und er konnte nicht verhindern, dass sein armes Herz noch schneller zu schlagen begann. Zögernd gewährte er dem anderen den Einlass, klammerte sich aber im selben Moment noch mehr an den warmen Körper. Ein leises Seufzen entkam ihm, als er sich auf das sanfte Spiel einließ. Es tat verdammt gut, dieses sinnliche Kribbeln zu spüren und dem anderen so nah zu sein. Widerwillig murrte der Gitarrist auf, als der Jüngere den Kuss löste und ihn so nur zu deutlich spüren ließ, wie hektisch sie beide atmeten. Er wollte nicht, dass der Sänger bemerkte, wie aufgewühlt er war. „Ich denke, das war ein besserer erster Kuss“, meinte der Silberhaarige leise und lächelte ihn leicht an. „Kazuki, ich… Ich liebe dich.“ Perplex sah der Gitarrist den anderen an. Was war denn jetzt plötzlich los? Aber jetzt ergab es auch einen Sinn, weshalb Subaru ihn gefragt hatte, ob er ihn mochte. Trotzdem war eine Liebeserklärung das letzte gewesen, mit dem er gerechnet hatte, weswegen er den Sänger auch nur schweigend ansah. „Ist schon okay, wenn du anders fühlst. Ich wollte es dir nur endlich sagen und…“ „Halt einen Moment die Klappe, ja?“ Murrend ließ Kazuki zu, dass der andere sich wieder neben ihn legte, kuschelte sich aber gleich an den warmen Körper und legte seinen Kopf auf dessen Brust. „Erstens bin ich müde und kuschelbedürftig, also will ich kuscheln und dann schlafen. Und zweitens…“ Der Schwarzhaarige seufzte leise. „Ich habe dich verdammt gern. Nur, weil ich dich jetzt nicht liebe, heißt es nicht, dass du keine Chancen bei mir hast. Überzeug mich von dir und wir werden sehen. Okay?“ Der Kleinere strahlte ihn förmlich an und nickte bestätigend. „Verstanden. Darf ich mir sonst auch zum Geburtstag oder zu Weihnachten einen Kuss von dir wünschen?“ „Wenn du es dir wünschst, kann ich es nicht ändern, oder?“ Ein genießendes Seufzen entkam ihm, als der Jüngere begann, ihm durch die Haare zu streichen und ihm so die gewünschten Streicheleinheiten zukommen ließ. So war es doch schon viel angenehmer. „Nein. Aber du musst nichts tun, das du nicht willst. Sag mir einfach Bescheid, wenn du dich unwohl fühlst.“ „Wenn du Geduld zeigst, wird es schon gehen. Nur, weil ich noch nie irgendetwas mit einem anderen Mann hatte, bin ich keine eiserne Jungfrau.“ Lächelnd strich er über den schlanken Oberkörper. „Auch wenn du nicht ganz so weich bist wie eine Frau“, setzte er grinsend hintenan, gähnte dann aber. „Jetzt mach dieses beschissene Licht aus. Ich will schlafen.“ Lachend gehorchte der Jüngere und legte fest die Arme um seinen Körper. „Schlaf gut“, flüsterte der Silberhaarige ihm zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Du auch“, gab Kazuki leise zurück und schloss zufrieden die Augen. Selbst wenn er noch nicht in Subaru verliebt war, es tat ihm gut, geliebt zu werden. Und vielleicht war er ja tatsächlich irgendwann in der Lage, das zurückzugeben. Kapitel 4: 82. Forever [Ruka x Yomi] ------------------------------------ Huhu ^.^ Also, ich gestehe, das hier ist das erste Mal, dass ich über Nightmare geschrieben habe, auch wenn ich prinzipiell nichts gegen die Band habe, sie sogar eigentlich mag. Gewidmet ist dieser Teil . Ich hoffe, es gefällt dir. Forever ist ein ziemlich weiträumiges Thema. In diesem Fall war es für mich wichtig. Ich habe mich selbst therapiert. Wie gesagt, ich hoffe du magst es trotzdem. Okay, und ich wollte durch die Vergänglichkeit verhindern, dass es auf ein 'Wir-werden-für immer-zusammen-bleiben-und-uns-lieben' hinausläuft. >.> Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß beim Lesen, und hoffe, dass ich euch nicht enttäuscht habe. Hikari _________________________________________________________________________________ Verwirrt zog Ruka eine Augenbraue hoch und lauschte in dem Flur des Hotels, in dem sie gerade untergebracht waren. Irgendwo… weinte jemand. Er war sich zwar nicht ganz sicher, woher das Geräusch kam, aber es war laut genug, um es auf dem Gang noch wahrzunehmen. Allerdings war das auch nicht verwunderlich, außer ihm war niemand unterwegs. Und trotzdem wurde der Flur von den von der Decke hängenden Kronleuchtern beleuchtet. Lauschend bewegte sich der schwarzhaarige Drummer über den Boden und versuchte, die Quelle des Geräuschs zu finden. Zwar ging es ihn nichts an, aber neugierig war er dann doch. Und wenn er eventuell jemanden vor einer Vergewaltigung retten oder vor einem Selbstmord bewahren konnte, wäre das doch immerhin eine sehr gute Tat. Einen Versuch war es wert. Verwirrt runzelte er die Stirn, als er vor einer Zimmertür stehen blieb, hinter der er die Quelle vermutete. Aber… es war Yomis Zimmertür. Wieso…? Zögernd klopfte er an und legte seine Hand auf die Türklinke. Er bekam keine Antwort, weder wurde ihm gesagt, er solle draußen bleiben, noch wurde er gebeten, den Raum zu betreten. Trotzdem nahm er das als Erlaubnis. Suchend sah er sich in dem geräumigen Hotelzimmer um und entdeckte den kleinen Sänger auf dem Bett. Er schien wirklich völlig außer sich zu sein, sonst hätte er wohl bemerkt, dass jemand den Raum betreten hatte. „Yomi?“, sprach der Drummer den kleinen Sänger an und lehnte sich an die Wand, betrachtete das Häufchen Elend einen Moment. Er konnte nicht viel von dem Jüngeren sehen, weil dieser das Gesicht in dem Kissen vergraben hatte, aber trotzdem kamen die jämmerlichen Laute noch hervor. Nur langsam drehte sich der Braunhaarige um und versuchte, sich dabei die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. „Geh weg“, hauchte der andere schwach und sah ihn an, blieb jedoch kraftlos auf dem Bett liegen. „Das würde ich, wenn ich sicher sein könnte, dass es dir gut geht. Was ist los, Jun?“ Er konnte sehen, wie der Kleinere zusammenzuckte. Er sprach nur selten so ernst mit dem Sänger. In erster Linie waren sie Freunde und sprachen sich mit Spitznamen an. Aber manchmal erforderten bestimmte Situationen diese Ernsthaftigkeit. Anstatt zu antworten, schluchzte der Kleinere nur wieder hilflos und verbarg sein Gesicht hinter seinen Händen, versuchte so anscheinend, die Geräusche, die er von sich gab, und somit den Schmerz zu ersticken. Langsam bewegte Ruka sich auf das Bett zu und setzte sich auf die Matratze, zog den schlanken Körper dann einfach ein wenig hoch und drückte ihn an sich. Er konnte es verkraften, wenn Yomi mit niemandem reden wollte, auch wenn es ihm nicht gefiel, wie wenig der andere ihm zu vertrauen schien. Beruhigend strich er durch die weichen, braunen Haare. Es war egal, was er sagen würde. Er konnte nicht versuchen, den anderen zu trösten, ohne zu wissen, was ihn so mitnahm. Der zierliche Leib zitterte in seinen Armen, wohl vor Anstrengung, denn der Kleinere schien eine ganze Weile schon mit Weinen verbracht zu haben. „Shh… Rede mit mir“, bat er leise und strich dem anderen über den Rücken. Er spürte die Tränen in seiner Halsbeuge, in welcher Yomi sein Gesicht verbarg. „Sie… Sie ist tot“, hauchte der andere kaum hörbar gegen seine Haut und grub eine Hand in sein Shirt, klammerte sich mit letzter Kraft an ihm fest. „Wer?“, hakte der Schwarzhaarige vorsichtig nach und legte seine Hand auf Yomis. Er hatte zumindest eine ungefähre Ahnung, worum es ging, das war schon ein Fortschritt, aber das war wesentlich schwieriger. Niemand konnte Tote zurückholen. Kein ‚Das kriegen wir schon wieder hin‘ könnte jetzt wieder alles hinbekommen. „Meine Großmutter“, kam die leise Antwort. Überrascht war Ruka nicht über die Information. Es war ihnen bekannt gewesen, dass die Großmutter des Jüngeren krank war. Seit Jahren. Auf kurz oder lang war dieses Ende vorhersehbar gewesen. Aber trotzdem hatte der Sänger immer so stark getan. Und jetzt, wo alles vorbei war, war der Schmerz da. „Yomi… Hör mir zu. Ja? Ich weiß, das tut weh. Ich weiß, dass ich nichts sagen kann. Wenn ich sage, dass alles wieder gut wird, ändert das die Situation auch nicht. Aber glaube mir, es ist besser so. Auch wenn es dir wehtut. Sieh es als ihre Erlösung. Es ging ihr doch schon über Jahre schlecht. Wir alle wussten, dass es so kommen würde. Und wenn nicht jetzt, dann später. Du weißt, was ich meine. Nichts ist für immer. Alles vergeht. Das, was zählt, ist, was wir mit unserer Lebenszeit anfangen. Und ich denke, sie hat ihre Zeit so gut wie möglich genutzt.“ Sanft legte Ruka seine Finger unter das Kinn des Jüngeren und zwang diesen so, aufzusehen. Leicht hauchte er dem anderen einen Kuss auf die Lippen und strich die salzigen Tränen von dessen Wangen. Er hatte die Situation logisch zusammengefasst, dessen war er sich bewusst. Aber auch wusste er, dass Logik niemals gegen Gefühle gewinnen konnte. Im Augenblick litt der Kleinere nur, das konnte er sehen. Stumm ließ er zu, dass Yomi sich wieder an ihn kuschelte und sich weiter ausweinte. Wahrscheinlich würde das auch mehr helfen, als auf den anderen einzureden. Erst musste der andere sich beruhigen, bevor der wieder voll zurechnungsfähig war. Tatsächlich spürte er, wie das Zittern bald nachließ und das Schluchzen verstummte, auch wenn er immer noch die Tränen auf seiner Haut spürte. Die salzige Flüssigkeit kühlte schnell ab, sorgte so dafür, dass sich eine Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete. Außerdem fühlte sich der fremde Körper an seinem so gut an. „Ruka?“, hörte er nach kurzer Zeit die leise Stimme. „Ja?“ „Bleib heute Nacht bitte bei mir.“ „Ja.“ Es war für Ruka kein Problem, seinem kleinen Freund zu helfen, wenn dieser es brauchte. Auch wenn die Nächte in Hotels eigentlich einer kleinen, räumlichen Trennung dienten. Wenn sie zuhause waren, verbrachten sie eh fast jede Nacht miteinander. „Ruka?“ Angesprochener gab einen leisen Laut von sich, der dem anderen zeigen sollte, dass er seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. „Wenn nichts für immer ist, glaubst du trotzdem, dass wir immer irgendwie verbunden sein werden?“ Nachdenklich sah der Drummer auf den hellbraunen Haarschopf. „Nicht für immer“, erwiderte er schließlich leise. „Auch wir müssen irgendwann sterben. Aber auf jeden Fall werden wir bis an unser Lebensende irgendwie verbunden sein. Ob in Liebe, Freundschaft, Konkurrenz oder Hass. Aber haben sich zwei Lebenswege erst einmal verflochten, werden sie sich zu jeder Zeit beeinflussen. Bis das Leben endet.“ Er spürte, wie der andere nickte, auch wenn es wahrscheinlich nicht das gewesen war, was Yomi hatte hören wollen. Es war die Wahrheit, und das Jüngere schien nicht weiter nachhaken zu wollen. „Ich bin müde, Ruka“, murmelte der andere nach einer halben Ewigkeit an seiner Haut. „Dann schlaf. Und wenn du aufwachst, bin ich da. Egal, was passiert.“ Träumst du davon, alles zu riskieren? Träumst du? Ich träume mit! Fühlst du auch, wie unsere Zeit verrinnt? Fühlst du? Ich fühle mit! Weinst du auch, wenn du am Boden liegst? Weinst du? Ich weine mit! Brauchst du mich, wenn du am Abgrund stehst? Springst du? Ich springe mit! Nichts ist für immer Nur für die Ewigkeit. Nichts ist für immer Nur der Moment zählt ganz allein [Unheilig - Für immer] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)