Der Vampir in unserem Keller von Akio21 ================================================================================ Kapitel 5: Mein Zimmergenosse ----------------------------- „Meine Güte, auch das noch“, seufzte ich, „ein verfressener Vampir“. „Hey“, protestierte der, ich war aber schon dabei, gegen seine Wampe zu klopfen, oder besser gesagt, zu testen, ob er eine hatte. Fühlen konnte ich nichts. Ich nahm den Lappen, den er da trug in die Hand, weil ich ihn hochheben wollte, aber…das ging so gar nicht. „Nein, echt jetzt“. „Was?“ „Du kannst von meinen Klamotten welche haben“, sagte ich und ging an meinen Schrank. Die meisten waren noch in den Kartons. Weil ich zu faul gewesen war, sie auszuräumen und aufzuhängen, hatte ich einfach die Kartons samt Kleider in den Schrank gestellt. „Welches ist deine Lieblingsfarbe?“ „Schwarz“, kam die Antwort. Ich drehte mich kurz um, um zu checken, ob er sich lustig machen wollte, aber er schien aufgeregt zu sein. „Schwarz, also“, davon hatte ich mehr als genug. Ich nahm ein schwarzes Tshirt und eine schwarze Jeans raus, die mir etwas zu groß war. Von nahem beleuchtet war er etwas größer, wie schon im Keller bemerkt, aber so viel nun auch nicht. Ich warf ihm die Kleider zu, und forderte ihn auf, sich umzuziehen. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. „Oh Gott, Stopp, Stopp“, rief ich schnell, meinen Augen nicht so ganz trauend. „Was denn nun?“ „Soll das Unterwäsche sein?“ Er sah fragend an sich hinab. Anscheinend merkte er gar nicht, das dieses mottenzerfressene Teil, bei dem alles raushing, sich schon lange nicht mehr Unterhose nennen durfte, das Unterhemd sah aus, als habe es das gleiche Schicksal erlitten und war ebenfalls zum Mottenparadies geworden. Ich wunderte mich, warum die andern unmöglichen Sachen nicht auch so zerfetzt waren. „Die zieh ich aus vorm Schlafengehen“, meinte er. „Ach so. Ja, klingt logisch, ich geh auch nicht mit Klamotten in die Kiste“. Ich drehte mich also wieder zum Kleiderschrank, und zog die Schublade auf. „Hey, ich hab gesagt schwarz“, meckerte er. „Ich habe doch keine schwarze Unterwäsche“, sagte ich, der Typ war ganz schön undankbar. „Wieso? Du hast doch auch andere schwarze Sachen“. „Ja, aber keine schwarze Unterwäsche“. Ich hielt ihm die dunkelste hin, die ich hatte finden können. „Ähm, danke“, sagte er zu meiner Überraschung und nahm sie zögerlich entgegen. „Tust du mir einen Gefallen?“ „Kommt drauf an“. „Worauf denn?“ „Auf vieles“, wich ich aus, denn vor meinem geistigen Auge sah ich mich Schmiere stehen, während Menschen von diesem Vampir dahin gemeuchelt wurden. „Also was für einen Gefallen“. „Kannst du mir schwarze besorgen“. Stille. Moment Mal, die hatte ich noch nie in Kaufhäusern gesehen, nur in solchen Sexkatalogen. „WAAASS?“ schrie ich daher. Er wich zurück. „Mann nicht so laut, ich hab empfindliche Ohren“. Ich überlegte, na gut, was sollte schon schiefgehen, in diesem Kaff gab es keinen Sexshop, die wussten sicher noch nicht mal, was das war. Also sagte ich: „Okay, ich werde sehen was sich tun lässt, aber bis dahin nimm diese, einverstanden?“ „Ja, Deal?“ „Deal“. Nachdem er sich umgezogen hatte, besah ich ihn mir nochmal genauer. Wenn man nicht ganz so genau guckte, konnte man glauben, er wäre ein normaler Junge. Moment Mal – „Was ist das?“ „Was denn jetzt schon wieder?“ fragte er nervös. „Das“, ich zeigte mit dem Finger auf ihn. Er schlug meine Hand runter. „Was das?“ „Deine Ohren- die sind ja spitz“. „Oh“, er berührte die spitzen Ohren, „ja, und?“ „Ähm, nichts, ich dachte nur, du könntest, oder wir könnten auch mal rausgehen, ohne dass jeder sieht, was du bist“. So ganz konnte ich meine Enttäuschung nicht verbergen, jetzt hatte ich endlich mal einen Freund, und konnte mich mit dem nur an Halloween zeigen. „Na ja, da kann man halt nichts machen“, seufzte ich. „Wo soll ich die Kleider hinlegen, wenn ich ins Bett gehe?“ fragte er. „Auf deine Kiste oder so, wohin sonst?“ fragte ich gedankenverloren zurück. „Aber sie werden da unten verschimmeln“, jammerte er und fuhr sich liebevoll über das soeben angezogene Tshirt. „Wieso da unten? AH – oh, das hab ich dir noch gar nicht gesagt, also hier unter das Fenster kommt ein Tisch, sobald mein Zimmer blau ist, und darauf dann deine Kiste, oder nein, das ist unpraktisch, mal sehen, wir könnten sie auf den Schrank stellen, oder kommst du da nicht gut ran? Ja ich glaube auf den Schrank wäre ganz gut, oder vors fernsehen, mit einer Decke als Sofa getarnt, was meinst du dazu?“ Er grinste. So langsam gewöhnte ich mich daran, wie es bei ihm aussah. Nicht so unbedingt gut aussah. Er kam zu mir, und umarmte mich. „Das finde ich alles ganz toll“. Ich wurde verlegen, „Na dann, wäre das Problem gelöst“. „Ja, gut. Dann geh ich sie holen, noch Abendessen und wir gehen schlafen“. Ich nickte. Augenblick, was meinte er mit Abendessen? Aber er war schon verschwunden, und stand plötzlich mit der Kiste wieder im Zimmer. Wie hatte er das angestellt? Sorgfältig stellte er sie neben mein Bett, setzte sich darauf und klopfte mit der Hand neben sich. „Was soll das?“ „Abendessen“. „Du spinnst, ich gebe dir Kleidung, ein zuhause und dann so was?“ „Nur einen kleinen Schluck, da ist doch nichts dabei“. Ich überlegte. „Wie klein ist denn dieser Schluck?“ Kiba sah sich um, entdeckte dann mein halb volles Wasserglas, und sagte, „Soviel“. Misstrauisch beäugte ich das Glas. Das war ein großer Schluck, wenn nicht sogar zwei Schlucke, aber auch wiederum nicht so besonders viel. Ich entschied, das ich damit würde umgehen können, besser als wenn er loszog und kleine Mädchen erschreckte. „Okay“, ich setzte mich zu ihm. Ich hatte oft Albträume, in denen ich gejagt wurde von irgendwelchen Schlägern. Und das war nicht mal das Schlimme. Das Schlimme war, das ich wenn ich davonlaufen wollte, nicht von der Stelle kam. Und wenn ich mich wehrte und zuschlug, blieb dies auch ohne Wirkung. In dieser Nacht war es anders. Meine Peiniger jagten mich wieder. Aber ich hatte keine Probleme von der Stelle zu kommen. Ich lief auf allen vieren, aber nicht davon, sondern um sie herum, so dass ich mich in ihrem Rücken befand, und sie beobachten konnte. Sie schienen ratlos und diskutierten miteinander. Ich verstand jedes Wort. Sie wollten mich immer noch verprügeln, und überlegten wo ich sein könne. „Das kann ich euch zeigen“, dachte ich und verließ mein Versteck. Sie sahen mich mit Entsetzen an und fingen so laut an zu schreien, dass ich aufwachte. Hosted by Animexx e.V. 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