Mutants von Topo ================================================================================ Kapitel 1: Das Experiment ------------------------- Pittsburgh, 17. Oktober, heutige Zeit. Kelly Jones packte flott ihren Lederkoffer voll mit Reagenzgläsern, Formeln und Flüssigkeiten in Bonbongläsern. Kelly war ein intelligentes, hübsches, 14-jähriges Mädchen, das häufig wegen ihrer großen Brille in der Schule verspottet wurde und oft für eine Streberin gehalten wurde, weil sie eine Klasse übersprungen hatte und eine ausgezeichnete Schülerin in Chemie und Physik war. Biologie war auch eine ihrer Spezialitäten. Heute war ihr großer Tag. Der größte in diesem Jahr, denn sie wurde von den Pittsburgher Wissenschaftlern für ein einmaliges Experiment eingeladen. Kelly meldete sich vor ein paar Monaten dort, um den Wissenschaftlern als Assistentin beizustehen und weil diese Wissenschaftler Kellys Zeugnis genauer unter die Lupe nahmen, waren sie einverstanden mit der Bewerbung und schickten ihr einen Einverständnis-Brief zurück. Schlank war Kelly. Und lange schwarze Haare fielen von ihrem Kopf. Ihre dunkelbraunen Augen sahen hinter ihrer Brille fast aus, als wären es schwarze Knöpfe. Ihr blasser Teint machte sie gruselig und vampirartig. Sie machte sich an diesem schwülen Oktobermorgen mit schnellem Schritt auf den Weg in das Newville Labor, das sich in der Nachbarstadt befand. Der Bus kam an diesem Tag pünktlich und nahm sie mit zum Labor. Etwa fünf Sitze weiter saß ein junger Mann, etwa Ende zwanzig, Anfang dreißig und starrte vor sich hin. Er trug einen langen weißen Chemie-Mantel und auf seinem Schoß lag der selbe Lederkoffer, den Kelly besaß. Sie überlegte sich schon, ob dieser Mann auch zum Newville Labor wollte und fand ihn immer sympathischer je länger sie ihn anblickte. Doch er blickte nie zurück, sondern starrte weiterhin stur nach vorne. Mit einem Ruck blieb der Bus stehen. Kelly sah kurz aus dem Fenster und sah ein Straßenschild mit der Aufschrift Newville-Street. Kurzerhand sprang sie auf und stürmte aus dem Bus. Dabei bemerkte sie gar nicht, dass ihr eine wichtige Formel aus dem Koffer fiel... Kelly rannte, mit der Hand auf den Kopf gepresst, damit ihre Haare sich nicht allzu sehr zerzausen und damit sie gut aussieht vor den Wissenschaftlern, in Richtung Labor. Völlig aus der Puste kam sie nun endlich am großen Labor an. Am Gebäude war ein riesiges Schild angebracht mit einer blauen dicken Schrift und der Aufschrift Newville Co. Laboratory - NEWCORP. Newville war der Leiter und der Chef dieser ganzen Organisation. Als Kelly vor dem Tor stand und ihre Hand hob, um den Knopf zur Klingel zu drücken, spürte sie hinter ihr eine seltsame Anwesenheit. Langsam blickte sie über die Schulter und sah den Mann, den sie vor Kurzem im Bus traf. Er lächelte ihr zu und reichte ihr ein Stück Papier. Verschämt nahm Kelly das Blatt aus der Hand des Mannes, blickte zu Boden, drehte sich flink um und ein leises "Danke!" huschte ihr über die Lippen. Sie hatte keine Ahnung, ob er es hörte aber sie merkte, wie er an ihr vorbeiging und den Klingelknopf drückte. Eine blecherne und zugleich schnippische Stimme ertönte plötzlich aus einem Lautsprecher am Bildschirm, der sich über der Klingel befand: "Ja bitte?" Der nette Mann aus dem Bus antwortete: "Wir sind angekommen. Ein wenig verspätet, aber wir sind da!" "Wie lautet Euer Name?", fragte die Stimme. "Wir sind Dr. Howard Stuart und..." Er blickte sich kurz um, sah zu Kelly, wand sich wieder dem Monitor zu und sprach weiter: "... Kelly Jones, so wie's aussieht." Woher wussten Sie das? Das wollte Kelly schon laut sagen, doch sie brachte im Moment noch kein Wort heraus. Das Tor öffnete sich quietschend und die beiden betraten das Grundstück des Newville Co. Laboratory. Ein dicker Mann mit einem grauen Bart und einer großen, eckigen Brille kam ihnen entgegen und begrüßte sie mit ausgestreckten Armen: "Ah, willkommen! Tretet ein, tretet ein!" Kelly rannte ihm entgegen, ebenfalls mit ausgestreckten Armen und umarmte den dicken Mann. "Morgen, Dad! Endlich sehe ich dich mal wieder nach so langer Zeit", sagte Kelly froh. "Um genau zu sein, Kelly, haben wir uns das letzte Mal heute Morgen gesehen.", antwortete Kellys Vater breit grinsend. Kellys Vater, Professor Dr. Bob Jones, schob Kelly ein wenig zur Seite und hielt dem Mann, Dr. Howard Stuart, seine dicke Hand hin. "Hallo, Dr. Stuart, schön Sie zu sehen." Dr. Stuart lächelte und begrüßte den Professor ebenfalls. "Ich werde euch gleich in unseren Experimentraum führen.", sagte Bob und nahm seine Kelly an die Hand. Er führte sie durch einen langen Gang, der sich an den Seiten immer wieder öffnete und eine Person mit einem langem weißen Mantel kam mit einem Stapel Formeln in der Hand heraus. Wenn sich diese versteckten Türen öffneten, gaben sie immer ein leises Surren von sich und Kelly musste kichern, denn das erinnerte sie immer an eine kleine Stubenfliege, die im selben Moment erschlagen wurde. Als die Drei endlich am Ende des Ganges ankamen, standen sie vor einer großen metallenen Tür. Bob drückte geschwind einen langen Code in ein graues Kästchen, das sich neben der Tür befand. Sogleich ertönte ein Piepston. Darauf öffnete sich die Tür zur Seite und die Drei konnten eintreten. Kelly konnte gar nicht glauben, was sie da sah: ein riesiger Raum mit Hunderten von Lichtern und den verschiedensten Arten von Flüssigkeiten. Wissenschaftler, Chemiker, Forscher huschten von Regal zu Regal, von Tisch zu Tisch. Kelly, Bob und Howard standen auf einer Art Balkon von dem sie hinunter in den Raum blicken konnten. Die Decke glich einer Kuppel durch die man wahrscheinlich nachts die Sterne und die Planeten durch gigantische Teleskope beobachten und erforschen konnte. Kelly lächelte und ihre Augen strahlten vor Glück. Doch plötzlich tat es einen riesigen Knall. Kelly zuckte augenblicklich zusammen. "Was war das, Dad? Ist was passiert?", fragte sie besorgt. "Aber nein, das passiert ständig. Es sind unsere ,Lehrlinge', die mal wieder die falschen Flüssigkeiten zusammenmischen!" Bob lachte herzhaft, räusperte sich und sagte: "Nun, kommen wir zur Sache! Ich werde Euch nun hinunter führen und meine Kollegin, Dr. Brown, wird Euch dann ein wenig herumführen. Er schob Kelly die Treppe hinunter und ließ Howard nachkommen. Dann wandte er sich ihnen ab und murmelte etwas. Kelly konnte nur "... die Anderen... bald da sein..." verstehen und stolperte über die letzte Stufe der Treppe. "Autsch!", rief sie und eine Frau mit braunen Haare, die elegant mit ein paar Harnadeln zurückgesteckt wurden und einem Ordner, den sie mit beiden Armen an ihrem Körper geklammert hielt und einer kleinen spitzen Brille drehte sich zu ihnen um. Die anderen Wissenschaftler nahmen gar keine Notiz von Kelly, denn sie waren zu sehr in ihre Arbeit vertieft. Und das war auch besser so. Es kam nicht häufig vor, dass Kelly etwas peinliches passiert. Und da lag sie nun. Mit dem Bauch auf dem Boden und mit den Armen am Boden abgestützt. Howard nahm ihren Arm und half ihr auf. "Ah, wie ich sehe, Kelly Jones und Howard Stuart.", sagte die Frau mit der selben schnippischen Stimme, die sie am Eingang des Labors durch den Lautsprecher begrüßt hatte. "Mein Name ist Dr. Angeline Brown. Der Professor wird mich schon erwähnt haben." - weil ich ja so wichtig bin, vervollständigte Kelly den Satz in Gedanken. Dr. Brown grinste breit, als sie ihren Namen sagte. Ganz anders, als sie Kelly und Howard erwähnt hatte. "Was für eine zickige Angeberin.", dachte Kelly. "Ich werde Ihnen nun die wichtigsten Dinge hier in unserem Newcorp Labor zeigen." Sie zog die Augenbrauen hoch, drehte sich auf ihren Absätzen ihrer schwarzen Lackschuhe um und lief mit raschem Schritt auf ein Regal mit sorgfältig einsortierten Reagenzgläsern zu. Kelly hatte große Mühe, ihr zu folgen. "Hier sehen Sie verschiedene Arten von Tier-Genen." Dr. Brown nahm ein Glas mit blauer Flüssigkeit aus dem Regal. "Die ist ein Katzen-Gen. Es wurde aus einem Katzenhaar entnommen und anschließend in diese besondere Flüssigkeit gemischt, die dieses Gen vervielfacht. Wenn eine Katze damit in Berührung kommt, wird sie zu einer ,Super-Katze', wie wir sie nennen. Der Fachausdruck ist jedoch ,Supera neguracloryna'." Kelly nickte interessiert. Das fand sie wirklich interessant, jedoch nicht besonders erfreulich, dass diese Angeline es erklärte, denn Kelly konnte sie nicht leiden und andersrum ist es anscheinend genauso. Dr. Brown nahm ein weiteres Glas aus dem Regal, das die Farbe Grün hatte. "Dies ist ein Echsen-Gen. Wenn jetzt eine Katze in Berührung dieses kommt, mutiert sie zu einem Wesen, dass zur Hälfte Katze und zur Hälfte Echse ist. Also zum Beispiel eine Katze, deren Schwanz abbricht nach ein paar Tagen wieder vollständig nachwächst." Angeline lachte laut und spitz. Die anderen nahmen mal wieder keine Notiz davon. "Jedoch sind Tierversuche, zu meinem Unglück, verboten. Ich würde zu gerne so ein Experiment vollbringen." Sie führte die beiden zu einem weiteren Regal mit Gläsern, in denen Flüssigkeiten waren, die eine so seltsame und außergewöhnliche Farbe hatten, dass Kelly zweimal hinschauen musste, um sie auch wahrzunehmen. Auf dem ersten Blick sahen alle gleich aus, doch wenn man genau hinblickte, konnte man in dem hellen Braun fadendünne Streifen in den verschiedensten Farben, die in den Gläsern leicht waberten, sehen. "WAMM!" Ein weiterer Knall ertönte im Raum und hallte von den schalldichten Wänden wider. Kelly zuckte wieder zusammen, aber Howard und Angeline blieben ruhig. Eine kleine Rauchwolke zog in Richtung der Drei und daraus kam hustend ein junger Wissenschaftler. Sein Gesicht war mit Ruß bedeckt und seine einst gegelten Haare standen ein wenig weg vom Kopf und waren ebenfalls an einigen Stellen schwarz. Der Junge war etwa 16 Jahre alt und als er Kelly erblickte, richtete er sofort seine Haare zurecht. Unter den schwarzen Haaren konnte Kelly ein paar dunkelblonde Strähnen sehen. Seine Augen waren grün-grau und er besaß einen sportlich gebauten Körper. Auch er trug einen weißen Mantel, so wie es Sitte bei den Wissenschaftlern war. "Das ist mein Lehrling, Benjamin Tailor.", erklärte Dr. Brown. "Ihr Lehrling. Wieso ihrer? Ich dachte, es wären Dads Lehrlinge.", dachte Kelly und verengte ihre Augen. "Guten Tag!" Er nickte Howard zu und gab Kelly seine dreckige Hand. Sie lächelte. Seine Hand fühlte sich geschmeidig und warm an. "Ihr könnt mich auch Benny nennen. Ist mir lieber.", sagte Benjamin zwinkernd. "Warum hat das gerade so laut geknallt, Benjamin? Hast du mal wieder Mist gebaut?", schelte Angeline schnippisch. "Ich habe versehentlich einen Tropfen zu viel Heronoclycerin in die Substanz gegeben. Ich wollte ein Geparden-Gen mit dem Gen eines Vogels vermischen und hab's mit der Vervielfältigungssubstanz übertrieben.", erzählte Benny. Benjamin nahm ein Reagenzglas aus dem Regal mit den Tier-Genen und wollte es Dr. Brown noch einmal vorführen. "Nein, lass das, hör auf, Benjamin! Ich weiß selbst, wie es funktioniert.", rief Angeline mit genervter Stimme und ihre Augen blitzten vor Wut. Nun ertönte ein dritter Knall und Benny zuckte zusammen. Vor Schreck ließ er zwei Reagenzgläser auf seinen Fuß fallen, die sofort zersprangen. Dr. Stuart, Dr. Brown und Kelly machten mit einem kurzen Schreckensschrei einen Schritt zurück. "BENNYYYYY!!!", schrie Angeline. "Weißt du nicht, dass es äußerst gefährlich ist, wenn man mit solch einer Flüssigkeit in Berührung kommt?" Rasch kramte sie aus ihrer Tasche ein kleines Funkgerät, mit dem sie Kontakt mit jemanden aufnahm: "Bringen sie Benjamin Tailor so schnell es geht in das Untersuchungszimmer! Flott!" Wie es scheint, sprach sie mit den Doktoren. In Windeseile öffnete sich eine Tür mit einem Surren und Männer mit weißen Hosen, roten Jacken und Gummihandschuhen kamen hereingestürmt. Sie trugen zu zweit eine Tragbare, legten Benny darauf und stürmten wieder weg. Eine Frau, ebenfalls mit Gummihandschuhen, blauer Hose und weißem Hemd kam herein und wischte die ausgelaufene Substanz vom Boden. Den Schwamm mit der Flüssigkeit legte sie in einen gläsernen Behälter, verschloss ihn mit einem goldenen Schlüssel und hob schließlich die Scherben der Gläser auf. Kelly starrte gebannt auf die Arbeit der, schon etwas älteren, Frau und merkte nicht, dass sich Howard und Angeline von dem Unfallplatz entfernten. Als sie sich schließlich wieder gefasst hatte, sah sie sich suchend nach allen Seiten nach den beiden um, konnte sie aber nicht finden. "Entschuldigen Sie," fragte sie einen Mann, der gerade mit einem anderen Mann mit einer Arbeit beschäftigt war und der sie mit großen Augen durch eine durchsichtige Plastikbrille anstarrte, "Haben Sie hier zufällig Frau Dr. Brown und Herrn Dr. Stuart gesehen?" "Aber sicher meine Kleine." Der Mann wandte sich ihr nun vollständig zu und nahm seine Brille ab. Sein Arbeitskollege drehte sich ebenfalls zu ihr um und nahm auch seine Brille ab. Kelly dachte zunächst, sie sähe doppelt, jedoch waren die beiden Zwillinge. "Sie sind dort hin gelaufen." "Nein, ich bin mir sicher, George, sie sind dort entlang." "Aber wenn ich es dir doch sage, Steve, dort hin." "Das würde ich nicht behaupten..." "Ich vermute ganz im Gegensatz..." Hier fand Kelly sicherlich keine Hilfe und ging einfach einen anderen Weg, den die Zwillinge nicht vorschlugen. Und da sah sie sie. Howard, Angeline und auch Bob. "Kelly-Schatz, wo warst du?", fragte Bob und ging mit besorgtem Blick auf seine Tochter zu. "Ich hab mich... na ja, ich hab nicht bemerkt, dass Frau Dr. Brown und Herr Dr. Stuart sich von mir entfernten." "Hohoho, ist sie nicht süß?", lachte Bob tief und er erinnerte für kurze Zeit an den Weihnachtsmann. "DAD!!!" Kelly war es peinlich, von ihrem Vater wie ein Kleinkind behandelt zu werden. "Dr. Brown, Benjamin hat keine Anzeichen von Nebenwirkungen in seinem Körper enthalten.", berichtete eine Ärztin. "Er ist bei voller Gesundheit." "Da bin ich ja beruhigt.", log Angeline hochnäsig. Benny kam sogleich herangestürmt, stolperte, versuchte, sich an einem Regal festzuhalten, das jedoch umfiel und auf Kelly, Bob, Howard, Angeline, George und Steve stürzte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)