Baru Dunia von Ran34 ================================================================================ Kapitel 1: Erwachen ------------------- „Er wacht auf! Schickt nach Sanando!“, sagte eine männliche Stimme von weit her, doch er nahm sie deutlich wahr. Blinzelnd öffnete er seine Augen: „Wo bin ich?“ „In Nai, wo solltest du sonst sein? Du bist immer noch sehr blass, als wir dich gefunden haben, warst du noch bleicher.“, als sein Blick sich klärte, erkannte er, dass ebendieser an eine hölzerne Decke gerichtet war. „Wie bin hierhergekommen und was ist passiert?“, er versuchte sich aufzurichten, doch ein schrecklicher Schmerz in seiner Schläfe zwang ihn wieder zurück in die Kissen. „Wir wissen es nicht, wir haben dich im Wald in der Nähe des Majisto-Turmes gefunden, deshalb können wir dir auch nicht sagen, was passiert ist. Erinnerst du dich an gar nichts? Egal was dir fehlt, es muss etwas Ernstes sein, selbst dein Dibuj, dein Mal ist verblasst.“, die fremde, männliche Stimme klang sichtlich besorgt. „Ich… ich glaube, ich hatte nie eines.“, er konnte sich an nichts erinnern, doch komischer Weise war er sich dieser Tatsache sicher. „Salva! Sanando ist da, er wird ihn sich sofort ansehen.“, rief eine, ihm unbekannte Stimme aus dem Nebenraum. „Hör zu, unser Schamane ist da, er wird dir sicherlich helfen können.“, sagte der Junge mit der türkisen Haut und den grünen Haaren. Der Schamane war ein großer, hagerer Mann, seine Haut war orange und seine Haare flammend rot, während seine blauen Augen einen krassen Kontrast dazu bildeten. Er kniete sich neben ihn und sah ihm tief in die Augen. „Was ist mit mir?“, fragte er besorgt, er fühlte einen Sturm in seinem Innern entfachen, eine Unruhe tobte in ihm, die sein Herz schneller schlagen ließ. „Wie heißt du, mein Kind?“ Wie hieß er? Er versuchte verzweifelt etwas in seinem Gedächtnis zu finden, doch alles, was er fand, war gähnende Leere: „Ich… ich weiß es nicht.“ „Du bist nicht von hier, du hast eine weite Reise hinter dir. Aber du scheinst, bis auf die Erinnerungen, die dir abhanden gekommen sind, gesund zu sein.“ „Aber Sanando! Seine Haut, sie ist so blass!“ „Ich weiß, Salva, aber das ist normal. Das ist seine natürliche Hautfarbe, sie wird vielleicht im Laufe der Zeit noch dunkler werden, aber sie wird sich nicht färben, wie die unsere. Ich möchte, dass du ein Auge auf ihn hast, er ist von großer Bedeutung für uns.“ „Was soll das bedeuten? Ich verstehe das alles nicht.“, er war verwirrt, wusste nicht, was vor sich ging und spürte eine gewisse Panik in sich aufkommen. „Beruhige dich, mein Kind. Ich werde dir einen Namen geben und ich möchte, dass du an diesem Namen festhältst, denn ein Name gibt dir eine Zugehörigkeit und von nun an wirst du zum Volk der Jaím gehören. Dein Name, merke ihn dir gut, lautet von nun an Recuro. Hüte ihn, wie einen Schatz.“ „Danke.“, er wusste nicht warum er sich bedankte, doch er fühlte, dass er ein ganz besonderes Geschenk erhalten hatte und war zum ersten Mal, seit er erwacht war, ein wenig ruhiger. „Wenn du fragen hast, dann halte dich an Salva, er wird dir alles erklären und wenn du dich nicht fühlst, dann komm zu mir.“, er nickte bestätigend, bevor sich der Schamane verabschiedete und aus seinem Blickfeld verschwand. „Erinnerst du dich überhaupt, wie du aussiehst, Recuro?“, er schüttelte auf diese Frage hin verlegen den Kopf. „Dann komm mit.“, der Junge packte ihn am Handgelenk und zog ihn auf die Beine. Er führte ihn durch ein eigenartiges Tunnelsystem, bis sie ins Freie gelangten. Die Sonne schien und überall blühten wunderschöne Blumen, doch er hatte nicht die Zeit, die Schönheit der Natur gänzlich einzufangen, denn sofort wurde er in dickes Blattwerk gezogen, dass sie erst nach ein paar Minuten wieder freigab. Vor ihm lag ein kleiner See, der teilweise vom Blattwerk beschattet wurde, doch dort, wo die Sonne mit ihren Strahlen hinreichte, glitzerte es wunderschön. „Schau in das Wasser, da wirst du deine Spiegelung sehen können.“, sagte Salva und ließ ihn los, während er auf das Wasser deutete. Recuro ging zum Wasser und kniete sich hin, er hatte ein wenig Angst davor, ins blaue Nass zu sehen und sich vielleicht selbst nicht mehr zu erkennen, doch er nahm seinen Mut zusammen und beugte sich vor. Er entdeckte einen jungen Mann mit bernsteinfarbenen Augen, heller Haut und dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren und er hatte das Gefühl, als sei dieser Anblick normal und das war etwas, was ihn sehr beruhigte, er erkannte sich selbst. „Erkennst du dich?“ „Ja, aber ich habe das Gefühl, als würde ich etwas, das zu mir gehört, nicht sehen können.“, sagte er, während er sich genauer im See betrachtete. Als wäre es das normalste der Welt, berührte er sein Ohr und eine Hand wanderte zu seinem Rücken: „Hatte ich irgendetwas bei mir, als ihr mich gefunden habt?“ „Ja, da war etwas in deinem Ohr, ich dachte, ich nehme es lieber raus, das sah schmerzhaft aus.“ „Wo ist es jetzt?“ „Es liegt zu Hause, ich dachte mir, du willst es vielleicht sehen, wenn du dich über das Loch in deinem Ohr wunderst.“ „Hatte ich etwas an?“ „Ja, deine Kleidung war sehr eigenartig, ich habe sie auch zu Hause, aber du solltest hier lieber diese Form der Kleidung tragen.“, sagte Salva, während er sein Gesicht im See wusch und er erschrak, als der Neuling plötzlich die Stoffe von seinen Schultern schob: „Ist da irgendetwas, Salva?“ Verwundert trat er hinter Recuro und betrachtete seinen Rücken: „Oh! Das ist mir vorher vollkommen entgangen, vermutlich weil ich so besorgt war, aber du hast da was auf deinem Rücken… darf ich es berühren?“ „Ja und beschreib mir, wie es aussieht.“, schon kurz nachdem er geantwortet hatte, spürte er die warmen Fingerkuppen Salvas auf seiner Haut. „Es ist genauso weich, wie die restliche Haut, es scheint fast, als sei es Teil der Haut. Es sieht aus, wie… ich kann es schwer beschreiben, aber ich würde sagen, wie Federn und in der Mitte befindet sich eine Spirale.“ „Welche Farbe hat es?“ „Es ist schwarz und blau, wirklich faszinierend. Weißt du, was es bedeutet?“ „Nein, ich bin mir nicht sicher… aber es ist etwas anderes, wie die Muster, die du im Gesicht trägst, oder?“ „Du meinst mein Dibuj? Ja, es scheint ganz anders zu sein, sehr starr, es verändert seine Farbe nicht, wirklich eigenartig.“, sagte Salva nachdenklich, während er weiter über das Zeichen strich. „Darf ich dein Dibuj mal berühren?“, fragte er zögerlich, weil er nicht wusste, ob diese Frage vielleicht unhöflich war. „Ähm… ja, aber du solltest nicht jeden einfach danach fragen, ok?“ „Wenn es dir unangenehm ist, dann… „ „Schon gut, Sanando hat gesagt, dass ich dir alles zeigen soll und so lernst du vielleicht am schnellsten.“, er setzte sich neben den Dunkelhaarigen und führte seine Hand zu dem Mal in seinem Gesicht. Als Recuro über das verschnörkelte Ornament fuhr, erschrak er: „Es ist heiß und es pulsiert!“ „Ja deswegen darfst du nicht einfach irgendjemanden fragen, ob du es berühren darfst, es legt deinen Herzschlag offen, aber die Temperatur variiert. Wir glauben, dass die Dibuj unsere Seele enthalten, denn wenn wir sterben, dann verschwinden sie. Wenn du irgendwann einen Partner findest und sein Mal berührst, dann wird es so warm sein, wie du selbst und der Puls wird ebenfalls deinem eigenen entsprechen.“ „Das klingt wirklich schön…“, sagte er ein wenig gedankenverloren, während er sich wieder in seine Gewänder hüllte. „Na komm, wir gehen zurück, du wolltest doch deine Sachen sehen, ich zeige sie dir.“, Recuro nickte und folgte dem Türkisfarbenen. Er führte ihn zurück durch das Blattwerk in den hölzernen Tunnel, bis sie schließlich den Raum, in dem Recuro erwacht war, wieder betraten. Sofort begann Salva ein wenig in seinen Sachen zu wühlen, bis er das Gesuchte gefunden hatte: „Hier, das sind deine Sachen und das ist das komische Ding.“ Überrascht schaute er den Ring an, den Salva in Händen hielt: „Das… ich glaube, das ist ein Ohrring.“, er nahm ihm den silbernen Ohrring, dessen Mitte eine schwarze Perle zierte, ab. Er besah ihn sich genauer und als sei es das natürlichste der Welt öffnete er den Ring und führte ihn durch das winzige Loch in seinem Ohr, bevor er den Ohrring wieder verschloss. Salva schaute dem Ganzen ein wenig fassungslos zu: „Tut das nicht weh?“ „Nein, ich glaube, es gehört so. Wenn ich mich recht erinnere, dann ist das Schmuck und diesen… ich glaube, ich habe diesen Ohrring schon recht lange.“ „Du bist wirklich ein wundersames Wesen, Recuro.“ „Dito.“, sagte er lachend. Salva zog die Vorhänge des Fensters, das eigentlich nur aus einem Loch in dem Holz bestand, zu: „Du bist sehr spät aufgewacht, es wird dir vielleicht nicht leicht fallen, aber wir müssen jetzt schlafen gehen.“ „Kein Problem, ich versuch mich einfach noch ein wenig zu erholen.“, er fand es ein wenig seltsam, dass Salva davon sprach, dass es spät sei, obwohl es doch noch so hell draußen war, doch er legte sich zurück auf sein Bett, das aus Fellen bestand, die auf dem Boden lagen, doch es war keineswegs unbequem. --------------------------------------------------------------------------------------- Hier ist es nun, das erste Kapi von Baru Dunia^^ Ich hoffe, dass ich euch auch noch in den nächsten Kapiteln mitnehmen kann, auf eine Reise durch Nai auf den Spuren der Jaím. Vielen Dank an alle, die mitreisen ;) lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)