Baru Dunia von Ran34 ================================================================================ Kapitel 5: Kochen ----------------- „Aufstehen Recuro! Heute ist ein wichtiger Tag! Wir haben einen Elomanen bekommen.“, mit einem Ruck zog Salva die Vorhänge aus Elomanenfell zur Seite und lächelte den total Verschlafenen an. „Und das heißt was?“, fragte er, während er sich verschlafen übers Gesicht fuhr. „Dass du lernen wirst, wie wir mit dem toten Elomanen verfahren und du wahrscheinlich auch helfen kannst.“ „In Ordnung, ich zieh mich nur kurz an.“ „Nimm das rote Gewandt, es ist nicht so schlimm, wenn du dir das mit dem Elomanenblut beschmierst.“, er zog sich an und folgte Salva wieder auf den Platz, an dessen Seite er das riesige, tote Tier entdeckte. Der Elomane atmete längst nicht mehr, sein Fell wirkte stumpf und sein Rüssel lag schlaff und leblos da. Sanando und einige andere Jaím hatten sich bereits eingefunden und sie gesellten sich zu ihnen. Mit einer Brutalität, von der er sich sicher war, sie noch nie gesehen zu haben, schlugen zwei Jaím die Zähne des Ungetüms aus, bevor sie sie an ein paar weitere Männer und Frauen der Bevölkerung von Nai verteilten. Diese machten sich daran nach einem bestimmten Muster durch das Fell und somit auch durch die Haut des Tieres zu schneiden. „Sie ziehen ihm das Fell ab, das wir später weiterverarbeiten. Da das Tier auf der Seite liegt können wir den Rest des Felles erst ganz zum Schluss abtrennen. Im nächsten Schritt wird das Fleisch abgetrennt.“, erklärte Salva sachlich, während sie die Szenerie betrachteten. „Aber was ist mit dem Blut? Ich dachte, es lockt andere Raubtiere an.“ „Siehst du diese schmale Rinne, auf der das Tier liegt? Das Blut fließt von dort aus in den See zu den Carniva, die sich dann wiederum dessen bedienen.“ „Und an welcher Stelle kann ich jetzt behilflich sein?“, fragte er interessiert und versuchte den aufkommenden Gestank des Blutes niederzukämpfen. „Reih dich ein und hilf das Fleisch an die Familien zu verteilen, dann lässt du dir von einem der Jaím zeigen, wie wir weiter damit verfahren. Ich bin für die Innereien zuständig, also habe ich noch ein wenig Zeit.“ Recuro musste schlucken und war grade wirklich froh, dass er noch nicht gefrühstückt hatte, dennoch zwang er sich genauer nachzufragen: „Was geschieht mit den Innereien?“ „Das Hirn vergraben wir, die Lunge verfüttern wir an die Lubo, weitere Schattengeschöpfe, die Leber essen wir, genauso, wie die Nieren. Das Wichtigste sind für uns die Mägen, denn wir können sie leeren und nach einigen Waschgängen können wir sie zur Aufbewahrung von Heilpflanzen und Wasser verwenden. Ich kümmere mich um die Mägen und wie es aussieht, hat Sanando beschlossen, dass dieser Magen dir gehört.“, sagte er lächelnd, bevor er ihm auf die Schulter klopfte und ihn in Richtung des Elomanen schob. Er bekam von einer gelbhäutigen, großen Frau ein riesen Stück Fleisch in die Hand gedrückt, bevor sie ihm bedeutete, dies in das Heim der Majia zu bringen. Recuro schaute sich nach anderen Fleischträgern um und entdeckte, dass das Fleischstück nur um ein winziges Bisschen größer war, als die anderen. Für ihn war diese Tatsache eine Bestätigung dessen, was Salva gesagt hatte, nämlich dass die Majia mit dem Volk auf einer Ebene standen. Er fand diese Bestätigungen des Gesagten wichtig, denn er konnte sich an nichts erinnern, man könnte ihm also erzählen, dass der Regen hier von unten nach oben fiel und er hätte zunächst keine andere Wahl, als dies zu glauben. Es war nicht so, dass er Salva nicht vertraute, aber die Gewissheit durch Beobachtung und Erfahrung zu erlangen, bedeutete ihm viel. Ehe er es sich versah, hatte ihn sein Weg in die große Halle geführt, doch nun stand er etwas verloren mit dem Fleisch da, wo war eigentlich die Küche? „Kann ich dir helfen?“, fragte eine freundliche Stimme, die ihn von hinten ansprach. Es steckte so viel Wärme in ihr, als würde eine Mutter zu ihrem geliebten Kind sprechen. „Ich… ich suche die Küche.“, sagte er ein wenig verlegen, bevor ihm eine Hand auf die Schulter gelegt wurde: „Komm mit, ich zeige sie dir.“, plötzlich kam ein Rücken in seine Sichtweite, dem er eilig folgte. Er hatte das Gefühl, dieser Jaím schon einmal begegnet zu sein. „Wie heißt du?“, fragte die Frau, ohne sich umzusehen. „Mein Name ist Recuro.“ „Was für ein schöner Name.“, sagte sie entzückt: „Er bedeutet Zukunft, wirklich treffend, Recuro.“, plötzlich blieb sie stehen, wandte sich ihm zu und streckte den linken Arm aus: „Hier ist die Küche.“ „Viga.“, sagte er atemlos und mit großen Augen, als er die Majia des Volkes der Jaím erkannte, die ihn aus goldenen Augen ansah, die ihrer Stimme klang nicht mit Lügen straften. Das Dibuj zierte beide Hälften ihres Gesichtes und schimmerte im Licht des roten Mondes, der zusammen mit der Sonne durch ein fensterartiges Loch im hölzernen Tunnel fiel. „Ja, das ist richtig.“, sagte sie schmunzelnd, bevor sie sich zur Küche umdrehte und mit einer Person sprach, die er nicht sehen konnte: „Recuro hat uns das Fleisch gebracht und ich bin mir Sicher, dass er dir beim Verarbeiten helfen möchte.“, sie zwinkerte ihm zu und schob ihn in die Küche, in der er eine alte Bekannte entdeckte: Criada. „Ah! Du bist es, komm rein und setz dich, das Fleisch kannst du hierhin tun.“, sie klopfte neben sich auf ein Elomanenfell, das auf dem Boden lag. Er sah sich noch einmal kurz zu Viga um, die ihm ermutigend zunickte, bevor er die Küche betrat und begann Criadas Anweisungen zu befolgen. Ihr kleiner Sohn Fideli sah ihr bei allem mit großen Augen zu, während sein Magen begann zu knurren. Er half ihr, das Fleisch zu zerteilen und es auf verschiedene Stapel zu verteilen. Ein Stapel wurde auf Elomanenleder in die Sonne gelegt, wo es die nächsten paar Tage liegen bleiben würde, um zu trocknen. Durch die enorme Hitze, die sich über vier Tage Sonne aufbaute, vertrocknet das Fleisch, ohne zu verderben. Der nächste Stapel wurde auf einen Stein gelegt, der ebenfalls draußen in der prallen Sonne stand und auf dem man das Fleisch briet. Der dritte und letzte Stapel wurde in ein steinernes Gefäß gegeben, das ebenfalls in der Sonne gestanden hatte und das Wasser enthielt, das blubbernd kochte. „Erzähl mir etwas von dir, Recuro.“, sagte Criada plötzlich, während das Fleisch köchelte und briet. „Da gibt es nicht viel zu erzählen… ich habe mein Gedächtnis verloren und lebe im Moment bei Salva, er zeigt mir alles.“ „Wie hast du Avenir kennengelernt?“ „Nun ja, ich würde nicht unbedingt sagen, dass wir uns kennen, aber… gestern bin ich früher aufgewacht, als Salva und wollte die Gegend auf eigene Faust erkunden. Schließlich bin ich beim Majista-Turm gelandet. Ich wäre vermutlich nicht reingegangen, wenn ich seinen Klagelaut nicht vernommen hätte.“ „Tust du mir einen Gefallen?“ „Ähm… ja? Worum geht es?“ „Greifst du mir beim Kochen ein wenig unter die Arme und bringst Avenir sein Essen?“ „Natürlich, kein Problem.“, sagte er lächelnd. Kurz nachdem er zugestimmt hatte, schickte ihn Criada auch schon mit dem Auftrag los, bestimmte Früchte zu suchen. Sie hatte ihm jede Frucht genau beschrieben, damit er nichts falsch machte. Nach einigem Suchen wurde er auch fündig und hoffte inständig, dass er die richtigen Zutaten besorgt hatte. Und er sollte Glück haben, denn Criada war mit seiner Auswahl sehr zufrieden und so begannen sie, gemeinsam die Früchte zu zerteilen. Dafür benutzten sie ebenfalls die Zähne der Elomanen, da diese von außerordentlicher Schärfe waren. Einige der Früchte mussten gekocht werden, andere schnitten sie lediglich in Spalten. So wurde Recuro nach und nach in die Geheimnisse des Kochens nach Art der Jaím eingeweiht. Außerdem erfuhr er, dass das Kochen nicht allein Aufgabe der weiblichen Jaím war, sondern der Partner, der am besten dafür geeignet war, an den heißen Steinen saß. „So, wir sind fertig. Hier sind deine und Avenirs Portion. Iss mit ihm zusammen, gestern Morgen hat er zum ersten Mal seit langem vernünftig gegessen, also leiste ihm doch Gesellschaft.“, bat sie ihn und er stimmte zu, doch er hätte auch ohne ihre Bitte zugestimmt, denn Avenir war ihm durchaus sympathisch. Er ging mit dem hölzernen Brett hinaus und gelangte durch einen weiteren hölzernen Tunnel direkt zum weißen Turm. Beladen mit dem Tablett ging er nur langsam und konzentriert die Treppen hinauf. Als er oben angekommen war, machte er vorsichtig auf sich aufmerksam: „Avenir?“ „Oh! Recuro! Mit dir hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Stell das Tablett dort ab und setz dich zu mir.“, sagte Avenir erfreut und seine Augen strahlten. Als Recuro seinen Blick bemerkte, blieb er wie versteinert im Raum stehen, ihm fiel erst jetzt auf, dass er gestern gar nicht auf seine Augenfarbe geachtet hatte, doch nun strahlten ihn die brauntürkisen Augen strahlender denn je an und er konnte nicht umhin, als ihre Schönheit zu bemerken. Sie waren so braun, wie seine Lippen, doch die scheinbaren türkisen Muster gaben ihnen eine Fröhlichkeit und eine Schönheit, die so viel Kraft besaßen, dass sie vom Gesamteindruck ablenkten. Avenir war blass, seine Züge waren durch tiefe Sorgenfalten und dunkle Schatten unter den Augen gebrandmarkt. Seine Augen waren lediglich trügerisch, sie sollten vom Rest ablenken und wirkten, wie das wunderschöne Tor, umspielt von Ranken, das den geheimen Garten verschloss. Man würde ihre Schönheit brechen müssen, um einen Blick in die Seele Avenirs und damit in den Garten erheischen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)