Ribbon of Love and Friendship von Teiko (100-One-Shot-Challenge) ================================================================================ Kapitel 8: Emotionsless (Ruka x Yomi) ------------------------------------- So, meine Schnuckies :D Hier ist der nächste OS 'Emotionsless' für aoz_9! Ich hoffe er gefällt und dimmt den Zuckergehalt vom letzten Kapitel etwas, da es hier etwas ernster wird. Ich bin echt heilfroh, dass diese Woche der Uploadtermin ist und nicht am nächsten Sonntag, weil ich bin mir sicher, dass ich da noch längst nicht in der Lage gewesen wäre, so etwas zu schreiben ^.~ Schließlich habe ich am Dienstag mein erstes JRock-Konzert mit ScReW und ich könnte jetzt schon heulen vor Vorfreude x3 Die Grundidee zu der Story stammt übrigens mehr von Yukiko als von mir ^^'' Ich war so mega Ideenlos und mein großes Schwesterchen hat mir sehr geholfen :** Aber genug geplappert, jetzt wünsche ich viel Spaß^^ (Ich habe das Gefühl, dass ich hier etwas Wortkarger bin als sonst...ich hoffe ich liege falsch mit meiner Vermutung^^'') ---------- Noch voller Begeisterung und mit Adrenalin im Blut, hüpfte Yomi winkend von der Bühne. Seine Gesichtsmuskeln wollten gar nicht mehr damit aufhören, ihm ein breites Grinsen auf die Lippen zu zaubern, was den Sänger aber natürlich nicht störte. Er liebte das Gefühl, ein gelungenes Konzert gegeben zu haben. Er liebte es ihre Fans vor Ekstase schreiend auf der Stelle hüpfen zu sehen und wie sie ihre Namen und/oder Liebesschwüre riefen. Er liebte es mit seiner Band die Halle zu rocken, als gäbe es keinen Morgen. Während die Wirkung des Konzerts noch weiter in Yomi brodelte, schmiss er sich glücklich um den Hals von Ruka und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund, ehe er auch zu den anderen Mitgliedern lief, jeden von ihnen umarmte und einen Schmatzer auf die Wange drückte. „Jungs, das war der Hammer!“, verkündete er seine Begeisterung jetzt auch in Worten und erntete ein zustimmendes Nicken von allen. Jeder hinter der Bühne war hellauf begeistert, sogar der Staff ging selig lächelnd und über das Konzert plaudernd seiner Arbeit nach. „Am liebsten würde ich noch einmal eine extra Zugabe geben!“ „Das willst du fast immer, Yomi.“, lachte Ni~ya, klopfte ihm auf die Schulter und machte sich dann auf in Richtung Duschen. Hitsugi und Sakito folgten ihm, sodass Ruka und Yomi nun alleine waren. „Hat es dir auch gefallen?“, fragte der Kleinere von Beiden und hängte sich wieder an den Hals des Braunhaarigen um ihn dort leicht zu kraulen und sachte an den weichen Lippen zu nippen. Ruka schloss die Arme um seinen Freund und zog ihn an sich um den Kuss weiter zu vertiefen. Gedämpft von ihren Lippen aufeinander gab er einen zustimmenden Laut von sich. „Wie sehr hat es dir gefallen?“, wollte Yomi nun wissen, nachdem er sich leicht gelöst hatte um den Anderen ansehen zu können. „Sehr. So wie immer.“, antwortete Ruka und wollte ihre Lippen wieder verschließen, doch Yomi hielt ihn davon ab. „Dann zeig das doch mal, Brummbär.“ „Wie soll ich das denn zeigen?“ „Vielleicht indem du grinst?!?“ Verwirrt musterte Ruka den Jüngeren, ehe er kurz lächelte. Aber eben nur kurz, denn er war anscheinend der Meinung, dass man das als ’Grinsen’ definieren konnte. Eigentlich hätte Yomi jetzt protestiert, doch er hatte keine Lust auf eine Diskussion, dafür war seine Laune zu gut. Also begnügte er sich damit den Kopf leicht zu schütteln und ihre Münder wieder zu einem Kuss zu verschließen. Seit dem Konzert waren nun schon einige Wochen vergangen, in denen sie die Tour innerhalb Japans abgeschlossen hatten und endlich wieder in ihren eigenen vier Wänden leben konnten. Ruka und Yomi selbst teilten sich schon einen ganze Weile eine Wohnung und saßen nun in Decken eingemummelt und aneinander gekuschelt auf ihrem Sofa, während sie sich die DVD ihres Finals in Tokyo ansahen. Die Lieblingsbeschäftigung des Sängers, beim Angucken ihrer Konzerte, war es immer, sich über ihre, manchmal echt dämlichen, Gesichtsausdrücke lustig zu machen oder sich über die Fanservice-Einlagen zu freuen und sich gleichzeitig zu beschweren, dass er und Ruka viel zu wenig Fanservice miteinander praktizierten. Doch dieses Mal war es anderes, denn Yomi blieb die ganze Zeit still und starrte nachdenklich auf die flimmernde Scheibe. Er konnte sich nicht erklären, wieso ihn das Thema die letzten Tage, wenn nicht sogar Wochen, so sehr beschäftigte. Bisher war es immer eine kleine Selbstverständlichkeit gewesen, dass man aus Ruka nicht schlau werden konnte und nie wirklich in der Lage war zu sagen, was gerade in ihm vorging. Wenn Yomi sich seinen Freund jetzt ansah, wie er auf den Fernseher schaute und hin und wieder Chips zwischen seine Lippen schob, konnte er beim besten Willen keine Reaktion in seinen Augen oder seinem Gesicht erkennen, die darauf hinwies, was er fühlte oder dachte. Er hatte es immer hingenommen, dass er Ruka nicht deuten konnte. Aber nun verbrachte er fast jede freie Minute damit, über das nachzudenken. Wieso zeigte der Drummer keine Gefühle? Wieso war er so...emotionskarg? Wollte er cool rüberkommen? Stark? Wollte er zeigen, dass er alles aushalten und nichts ihn erschüttern konnte? Yomi konnte sich drauf keinen Reim machen. Normalerweise zögerte er ja nie damit etwas zu fragen, egal wie peinlich oder seltsam die Frage war. Er hatte sogar Sakito einmal gefragt, ob er ihm an einem Eis oder Ähnlichem beibringen konnte, wie man jemanden einen blies und ihn damit richtig um den Verstand brachte. Da Yomi vor seiner Beziehung mit Ruka bisher nur mit Frauen was gehabt hatte, hatte er halt Hilfe benötigt. Und er hatte die Frage ohne rot zu werden über die Lippen gebracht. Also wieso stellte sich jetzt irgendetwas in ihm dagegen, den Drummer einfach gerade heraus zu fragen? Vielleicht war es auch einfach nur sein Ehrgeiz, die Herausforderung, die ihm sich hier stellte, anzunehmen und Ruka eine richtige Emotion zu entlocken. Nicht nur ein leichtes Lächeln oder die Zärtlichkeit in seinen Berührungen und Küssen. Nein, eine richtige Emotion, die man richtig deuten konnte. Sowas wie Angst, Trauer, Wut, unendliche Freude. Jetzt fest entschlossen richtete Yomi seinen Blick wieder auf den Bildschirm. Oh ja, er würde Ruka schon dazu kriegen ihm zu zeigen, wie er sich fühlte. Er würde ihn mit etlichen Situationen konfrontieren, die eine Emotion erforderten. Also begann Yomi sobald es ging damit, seine Pläne umzusetzen: Plan A: Horrorfilme gucken Verlauf: Yomi war vor Angst vom Sofa gefallen und Ruka hatte ohne das Gesicht zu verziehen den Fernseher abgeschaltet und den Kleineren abgelenkt...wie dürfte klar sein... Fazit: fehlgeschlagen Plan B: Schnulzenfilme gucken Verlauf: Der Sänger war in unregelmäßigen Abständen in Tränen ausgebrochen und hatte seinen Freund vollgejammert, dass es unfair wäre, dass die Liebe der Beiden von den Eltern verboten wurde. Ruka selbst hatte es über sich ergehen lassen aber keine erhoffte Reaktion gezeigt. Fazit: fehlgeschlagen Plan C: Den Drummer schocken Verlauf: Von einem Freund hatte Yomi sich 10 weiße Ratten ausgeliehen und sie in ihrem Zimmer herumlaufen lassen. Als Ruka sie gesehen hatte, hatte er Yomi nur gefragt, was das sollte und die Ratten zum Freund zurück gebracht. Ohne Emotionen. Fazit: fehlgeschlagen Das ganze ging so lange, bis Yomi beim Buchstaben Y angekommen war. Nur leider fehlte dem sonst so kreativen Sänger jede Idee für einen Plan Z. Außerdem stieß er langsam mit den Nerven an seine Grenzen. Egal was er tat, Ruka zeigte keine Emotionen außer vielleicht mal ein leichtes Lächeln, wenn irgendetwas lustig war. Oder ein fieses Grinsen, wenn Yomi's Versuche beim Sex oben zu liegen daneben gingen. Und in Sex endete es irgendwie bei fast jedem Plan...was machte er nur falsch? Der Drummer sollte ihm endlich zeigen, wie es in ihm aussah und nicht so wirken, als wurde ihm alles dezent am Arsch vorbei gehen. Ein paar Tage nach dem fehlgeschlagenen Plan Y, hockte Yomi schon beinahe verzweifelt auf ihrem Bett und kaute leicht an seinen Fingernägeln, also ob ihm dadurch endlich die Eingebung kommen würde. Es war doch zum verrückt werden! „Yomi? Kommst du?“, hörte der Sänger Ruka aus dem Flur schreien. Sie wollten in den Freizeitpark gehen, das hatten sie schon länger geplant, doch Yomi hatte beim besten Willen keine Lust. Als er nicht kam, betrat Ruka schließlich ihr Zimmer. „Ist alles okay, Kleiner?“ „Ja.“, gab Yomi trotzig zurück und starrte wieder auf seine Fingernägel. Wie interessant die Farbe doch war... „Jetzt im ernst, Yomi. Du bist die letzte Zeit so komisch drauf. Was ist los?“ „Ich bin gar nicht komisch drauf.“ „Oh doch, das bist du! Du machst im Moment nur Blödsinn, und zwar eine andere Art von Blödsinn, als du normal baust.“ Zweifelnd sah Yomi zu seinem Freund. Im dessen Gesicht regte sich nichts. Kein Funken Sorge. Noch nicht einmal Enttäuschung oder Wut. Ruka hatte wieder so einen undefinierbaren Blick. Langsam wurde Yomi wütend. Wie konnte ein einzelner Mensch so ein Eisklotz sein!?! Er wusste nicht genau warum, doch er stand auf und schritt an Ruka vorbei in den Flur, um sich Schuhe und Jacke anzuziehen. Doch er hatte keines Falls vor mit seinem Freund in den Freizeitpark zu gehen. Yomi wollte alleine sein. Vielleicht fiel ihm dann endlich ein Plan Z ein und wenn es nötig war auch noch ein Plan Ω oder ein Plan ∞. „Gehen wir jetzt?“ „Ich gehe! Und zwar alleine!“ „Was? Yomi, aber wir wollten-“ Aufgebracht drehte der Sänger sich herum und funkelte den Älteren böse an. „Steck’ dir deinen Freizeitpark sonst wo hin!“ Und damit raste er aus der Wohnung, ließ die Tür extra laut knallen und rannte davon. Sein Geduldsfaden war gerissen. Auch noch Stunden später war Yomi sauer. Zwar hatte sich die Wut etwas gelegt, doch er war definitiv noch sauer. Ruka hatte oft versucht ihn anzurufen, hatte ihm gefühlte tausende Nachrichten geschickt. Doch der Sänger hütete sich diese zu lesen, vor kurzen hatte er sein Handy auch ausgeschaltet. Vielleicht würde der Drummer sich Sorgen um ihn machen, wenn er lange genug wegblieb. Diese Idee ließ Yomi bitter lächeln. Er hatte einen Plan Z. Und diesen setzte er auch um. Erbarmungslos. Er hatte sich in einem kleinen, unbedeutenden Hotel ein Zimmer genommen und würde hier für die nächsten Stunden, vielleicht auch ein paar Tage bleiben. Natürlich wusste Yomi, dass er nicht allzu lange wegbleiben konnte. Die freien Tage nach der Tour waren fast vorbei, dann würden die Proben wieder beginnen und dort durfte er nicht fehlen. Aber die Zeit, die ihm noch blieb, würde er auskosten. Sollte Ruka doch ruhig ein wenig leiden. Yomi’s Blick schweifte auf sein Handy, was immer noch regungslos neben ihm auf der Matratze lag. Die Neugierde übermannte ihn und er schaltete das Gerät wieder an. Augenblicklich blinkten ihm verpasste Anrufe und Nachrichten entgegen. Viel zu viele. Ruka musste mindestens in einer Minute zehn Mal versucht haben ihn zu erreichen. Ein wenig ließ das Yomi schmunzeln. Nun wusste er wenigstens, dass er dem Drummer nicht egal war, dass er ihn wirklich zu lieben schien. Immer noch neugierig ließ der Sänger seine Mailbox ablaufen, auf die auch öfters gesprochen wurde. „Yomi, verdammt noch mal! Wo bist du? Ich suche gerade ganz Tokyo nach dir ab, bitte melde dich doch! Wenn ich etwas gemacht habe, was dich verletzt hat, dann tut es mir Leid, aber bitte erkläre mir doch, WAS ich falsch gemacht habe! Ich verstehe es nicht...Bitte Yomi, ich liebe dich und ich mache mir Sorgen!“ „Armes Gigaflare.“, sagte Yomi mit einem leicht spöttischen Unterton zu sich selbst. Im Hintergrund der Nachricht hatte man U-Bahngeräusche gehört, also war Ruka wirklich auf der Suche nach ihm. Doch dann ließ er das Gesagte noch einmal Revue passieren und sein Lächeln erstarb. Wenn ich etwas gemacht habe, was dich verletzt hat, dann tut es mir Leid, aber bitte erkläre mir doch, WAS ich falsch gemacht habe! Ruka konnte doch gar nicht wissen, weshalb Yomi sauer auf ihn war. Er hatte es ihm nie gesagt. Außerdem hatte der Drummer sich immer so benommen, er hatte nie wirkliche Emotionen gezeigt und Yomi war trotzdem mit ihm zusammen gekommen. Wie sollte er sich denn einen Reim darauf machen, wo der Sänger ihn doch komplett im Dunkeln stehen ließ. Der Arme machte sich bestimmt schier verrückt. Einmal, weil er nicht wusste, wo sein Freund steckte. Und zweitens, weil ihm genau klar war, dass er einen Fehler gemacht hatte. Doch konnte er nicht wissen was für einen. Traurig schloss Yomi die Augen, um darüber nachzudenken, ehe er schnell aufsprang und das Hotelzimmer verließ. An der Rezeption checkte er aus, was die Frau dort kurz stutzen ließ, da er ja nur gute 5 Stunden im Hotel verbracht hatte. Draußen angekommen wehte ihm kalte Nachtluft ins Gesicht, da es bereits 23 Uhr war. Eher aus einem inneren Reflex heraus, hatte Yomi sich ein Hotel ausgesucht, von welchem man leicht zu Fuß zu ihrer Wohnung kommen konnte. Den Weg bis dahin rannte er, denn langsam begann ihn das schlechte Gewissen zu überfallen. Er war eigentlich nicht der Typ, der solche Aktionen, wie diese, wirklich durchzog. Normalerweise wäre er wohl schon vor mehreren Stunden zurückgekehrt und es wunderte ihn schon, dass er so lange ausgehalten hatte. Bei der Wohnung angekommen, rannte er fast die Tür ein, doch was er im Wohnzimmer vorfand, ließ ihn erschrocken inne halten. Dort saß Ruka auf dem Sofa, die Beine nah an seinen Körper herangezogen und den Kopf drauf gebettet. Leises Schluchzen war zu hören und sein Körper zitterte leicht, während er immer wieder kurz den Kopf schüttelte und leise vor sich hinredete, was der Sänger nicht verstehen konnte. Insgesamt gab sein Freund ein sehr deprimiertes Bild ab, was Yomi zum einen schockte, zum Anderen aber unheimlich glücklich machte. Also war er durchaus in der Lage Gefühle zu zeigen! „Ruka?“, unterbrach Yomi leise die bedrückende Stille, da Angesprochener anscheinend viel zu sehr in Depressionen versunken um ihn wahrzunehmen. Doch jetzt hob dieser ruckartig den Kopf, seine Augen weiteten sich und Sekunden später fanden sich beide in einer fast schon verzweifelten Umarmung wieder. „Oh, Gott!“, schluchzte Ruka und drückte seinen Freund fester an sich, als würde dieser ihm wieder weg laufen wollen. „Ich habe...mir solche Sorgen um dich gemacht.“ „Es tut mir Leid, Ru...ich...ich habe nicht wirklich nachgedacht. Ich war einfach unheimlich sauer in dem Moment, dass ich nicht mehr in der Lage war nachzudenken. Ich wollte dir nicht wirklich weh tun, ich-“, stammelte Yomi vor sich hin. Aber bevor er noch weiter mit seinem Entschuldigungsmarathon fortfahren konnte, presste Ruka ihre Lippen aufeinander und begann einen sanften Kuss, welcher Yomi leicht lächeln ließ. Wenigstens schien Ruka ihm zu verzeihen. Als sie sich wieder voneinander gelöst und einigermaßen beruhigt hatten, setzten sie sich zusammen auf das Sofa und Ruka sah den Kleineren erwartungsvoll an. „Was war denn überhaupt los? Was habe ich gemacht?“ „Du kannst gar nicht wissen, was du gemacht hast...Eigentlich hast du gar nichts gemacht sondern ich habe mich in Etwas hinein gesteigert...“ „In was?“ Yomi zögerte. Er wusste nicht, wie er es sagen sollte. Wie sollte er erklären, dass es für ihn einfach unerträglich wurde, dass Ruka nie zeigte, was sich in ihm tat. In seinen Gedanken hörte sich die Erklärung so unsagbar leicht an, doch aus irgendeinem Grund wusste er nicht, wie er sich in Worte fassen sollte. „Naja. Weißt du, ich habe irgendwann damit angefangen, darüber nachzudenken, warum du so bist...so...emotionslos. Du hast mir nie gezeigt, wie es dir gerade ging. Nie konnte ich aus deinen Reaktionen eine Gefühlslage schließen. Hin und wieder habe ich sogar daran gezweifelt, dass du mich wirklich liebt.“ Ohne Yomi zu unterbrechen hörte Ruka zu. Dabei hielt er leicht den Kopf gesenkt und starrte auf ihre verschränkten Hände. Der Sänger merke, dass er leicht zitterte...Wie unangenehm. „Dann habe ich alles Mögliche versucht, um dich irgendwie dazu zu bringen, mir zu zeigen wie es in dir aussieht. Das war der Blödsinn, den du heute morgen meintest. Aber nichts hat geklappt und ich habe mir immer weiter den Kopf zerbrochen, was ich tun könnte und warum du so bist. Als du dann meintest, dass ICH komisch sei, ist bei mir eine Sicherung durchgebrannt...obwohl du doch gar nichts dafür konntest.“ Yomi schluckte hart als er die Augen wieder öffnete, die er irgendwann in seinem Redeschwall geschlossen hatte, und in Ruka’s braune Augen blickte. Ruka lächelte. Und er lächelte nicht so wie sonst, sondern irgendwie...traurig? Bitter? Doch in seinen Augen zeigte sich nichts. Warum? Warum war das nur so? „Wieso zeigst du mir nie, wie es dir geht?“, flüsterte der Jüngere und kaute nervös auf der Unterlippe herum. Er wusste nicht weshalb, aber irgendwie hatte er Angst vor der Antwort. Es musst ja einen Grund geben. Niemand war einfach so...gefühlskarg. „Es tut mir Leid, dass ich meine Gefühle nicht zeige. Aber...es geht nicht. Es geht einfach nicht! Seitdem ich klein war, war es für mich immer schwerer Anderen meine Gefühle mitzuteilen.“ „Warum?“ „Mein...mein Vater, er...Verdammt, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll! Ich habe ewig mit niemanden mehr darüber gesprochen!“ Während Ruka sprach, beobachtete ihn Yomi ganz genau. Zum ersten Mal, seitdem er ihn kannte, zeigte sich sowas wie Trauer in den Augen des Drummers. Trauer gemischt mit purer Verzweiflung. Beruhigend drückte Yomi die Hand des Anderen etwas fester. Der Brünette atmete noch einmal tief durch und begann dann mit zittriger Stimme weiter zu reden. „Als ich klein war, hat mein Vater meine Mutter oft misshandelt. Er hat sie geschlagen, sie vergewaltigt und ließ mich dabei zusehen. Er meinte immer, dass meine Mutter eine dreckige Schlampe sei, die es nicht verdient hatte gut behandelt zu werden. Ich weiß nicht, warum er das gesagt hat. Aber er zeigte uns immer wieder aufs Neue, dass er es ernst meinte. Ich hatte immer zusehen müssen, wie er meiner Mutter die schrecklichsten Dinge angetan hat. Ich sollte ein Mann sein, hat er gesagt. Ich sollte lernen, wie grausam die Welt ist und aufhören wie ein Weichei zu flennen. Dieser Kerl hat mich drauf getrimmt so zu sein, wie ich jetzt bin. Ich bin eigentlich ganz froh, dass es mir nur schwer fällt meine Gefühle zu zeigen. Ich hätte genauso gut so ein Arschloch werden können, wie er. Ich hatte auch schon längst verlernt zu weinen, als meine Mutter sich-“ stockend brach Ruka ab und lehnte seinen Kopf an Yomi’s Schulter, welcher ihm sanft durch das Haar strich. Die Geschichte schockierte Yomi zutiefst. Er hatte nie etwas über die Kindheit seines Freundes gewusst und was dieser hatte erleben müssen, war einfach nur grausam. Jetzt verstand er auch weshalb Ruka so war, wie er war. Doch er war sich sicher, dass man da irgendwie helfen könnte. Bestimmt wäre der Drummer gerne in der Lage seine Gefühle anderen mitzuteilen, aber ohne Hilfe ging das nicht. Und da Yomi ein Experte war, in Sachen ’Emotional’, konnte er sicherlich ihm beibringen, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, sodass er endlich wieder in der Lage war, zu lachen, zu weinen, wütend zu sein. 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