Die Geflügelte Schlange - Schatten von Erzsebet (* * make love, not war * * - Teil 2) ================================================================================ 2. Studien (jugendfrei) ----------------------- Die Frauen der Söldner und ihre Kinder kamen zurück ins Lager, ebenso der Bewirtschafter des Badezeltes und der einer Garküche, die Hufschmiede und ein Schuhmacher. Viele Kaufleute dagegen schickten ihre Diener, ihre Zelte abzubauen und aus dem Lager zu schaffen. Die Priester wiederum kehrten zum größten Teil zurück, und nahmen den Dienst an ihren Göttern wieder auf. Als die Dämmerung schon hereingebrochen war, führte der Wanack der Südländer, der sich Hamarem tagsüber als Übersetzer zur Verfügung gestellt hatte, Ramilla und die Priesterin der Ama zum Mawatizelt. Die beiden Mawati und der Junge waren gerade dabei, ihr Nachtmahl zu sich zu nehmen. Hamarems Herz schlug schneller, als er die beiden erblickte, mit ihren vornehmen, städischen Schleiern, bodenlang und silberbestickt. Aber als Nefut das Kind aufsprang und auf seine Mutter zulief, bekam Hamarem ein schlechtes Gewissen. Er hätte schon nach der Mittagsruhe einen Boten zu den Tetraosi schicken können, nach der Amapriesterin suchen lassen, um sie zu informieren, daß ihr Sohn noch lebte. Und er hatte gar nicht mehr daran gedacht. Es war so erfreulich gewesen, in der freien Zeit zwischen den Gesprächen mit den Kaufleuten und Priestern und ihren Beauftragten zuzusehen, wie Oremar dem Jungen mit einem der Holzstöcke die Grundzüge des Schwertkampfs zeigte, ihm seine vielen Fragen zu den Verwaltungsvorgängen zu beantworten, das Hamarem nicht auf die Idee gekommen war, diese Zeit willentlich zu verkürzen. Die Amapriesterin hatte sich auf die Teppiche im Zelt gekniet, hielt ihren Sohn fest umarmt und weinte leise. Ihre Erleichterung, ihn lebend vorzufinden und ihre mütterlichen Gefühle waren so stark, daß sie auch quer durch das Zelt zu Hamarem gelangten und ihn mit einer zärtlichen Wärme erfüllten. "Wie kann ich euch nur danken, Herr?" fragte sie, sah zu Hamarem, dem es peinlich war, so ehrerbietig angesprochen zu werden. "Ich habe ihn nicht gerettet, das war mein Birh-Melack", gab Hamarem zurück. "Aber ohne dich wäre unser Birh-Melack wohl nicht auf die Idee gekommen, den Jungen zu retten, Hamarem", mischte sich Oremar in das Gespräch ein. Ohne ihn wäre es Amemna erspart geblieben, Birh-Melack eines potentiell gefährlichen Söldnerhaufens zu werden. Hamarem fühlte, wie seine Wangen vor Scham heiß wurden. Die Priesterin lächelte Hamarem an. "Bitte nehmt meinen Dank an, Hamarem. Und ich möchte mich auch bei eurem Birh-Melack bedanken." Hamarem versuchte, den Dank mit Würde entgegenzunehmen und neigte leicht den Kopf. "Mein Birh-Melack ist zur Zeit Gast des Königs von Tetraos und wohnt dort im Palast", erklärte er dann. Und das war auch gut so. Über den Tag hatte Hamarem fast vergessen, wie ihn während seiner Erforschung der zukünftigen Ereignisse die Vision von verschlungenen, verschwitzten Körpern ereilt hatte, die ihn sofort erhitzte, ebenso wie Amemna mit dem Augenblick Verzögerung, den es brauchte, bis er die Gefühle seines neuen Zweiten wahrgenommen hatte. "Bleibt das Amazelt im Lager, Priesterin?" fragte Hamarem schnell, als sie aufstand und ihr Kleid richtete, als wolle sie sich mit ihrem Kind gleich auf den Weg machen. "Ja, alle Dienerinnen der Göttin sind zurückgekehrt. Und an einem der nächsten Tage besuche ich euren Birh-Melack in Tetraos, um mich bei ihm für die Rettung meines Sohnes zu bedanken." Einer plötzlichen Eingebung folgend sagte Hamarem nachdrücklich: "Tut das, ich bitte euch. Mein Birh-Melack hat eine besondere Beziehung zu eurer Göttin und euer Dank würde ihm sicherlich viel bedeuten." Die Priesterin nickte. "Ich werde daran denken." Dann schaute sie hinunter auf Nefut, der sie eng umklammert hielt, aber ein wenig wehmütig zu Hamarem hinübersah. "Wir gehen in unser Zelt, Nefut. Ich habe alles aufräumen und säubern lassen. Wenn du darfst, kannst du morgen wieder hierher kommen." "Natürlich darf er", sagte Hamarem schnell. Es war angenehm, den aufgeweckten Jungen um sich zu haben. Noch immer hatten die Kräfte um ihn nicht wieder ihren ruhigen Verlauf gefunden, aber das würde irgendwann geschehen. Und außerdem war es für sein weiteres Leben sicher gut, wenn der Junge bei den Mawati lernte, sich zur Wehr zu setzen. Gleich darauf wurde Hamarem überrascht klar, daß der letzte Gedanke anscheinend von Nefuts Mutter stammte. Ob Hamarem seinem Herrn Nefut nur deswegen so treu gewesen war, weil der verstoßene Fürstensohn einfach einen treuen Diener erwartet hatte und Hamarem diese Erwartungen damals mangels besseren Wissens für seine eigenen Gedanken gehalten hatte? Wäre damals nicht diese unüberwindliche Furcht vor dem Tod anderer gewesen, hätte Nefut ihn vielleicht sogar zu einem guten Schwertkämpfer gemacht, einfach weil Nefut erwartete, daß jeder, der mit ihm übte, ein guter Schwertkämpfer wurde. Die Amapriesterin hatte sich schon von Oremar und Hamarem verabschiedet und wandte sich zum Gehen, da hörte Hamarem Ramilla ihrer Herrin zuflüstern: "Bitte, laß mich ihm danken." Die Priestern nickte und ging mit ihrem Sohn fort, Ramilla jedoch blieb im Eingang des Zeltes stehen. Auf Hamarems fragenden Blick sagte sie. "Ich möchte dir ebenfalls danken. Nefut ist wie ein eigener Sohn für mich." "Ich hatte versprochen, ich würde mich um ihn kümmern", antwortete Hamarem nur. Seine Lenden erhitzten sich unter Ramillas Blick. "Eine gute Nacht wünsche ich", sagte Ramilla dann nach einer Weile langsam, ging zögend hinaus, bis Hamarem endlich klar wurde, warum er so erregt war. "Ich begleite dich ein Stück", sagte er, mehr zu Oremar als zu Ramilla und lief ihr hinterher. Draußen, im hellen Mondschein faßte Ramilla nach seiner Hand, zog sie zu ihrem Mund und küßte sie. "Ich möchte dir noch viel mehr danken. Wo sind wir ungestört?" Hamarems Blick fiel auf Amemnas verlassenes Birh-Melack-Zelt. Aber das hätte etwas von einem Übergriff in verbotene Gefilde gehabt. Doch Ramilla zog ihn schon zum Eingang des kleinen Zeltes. "Nein", sagte Hamarem leise, versuchte, Ramilla zurückzuhalten, doch sie achtete nicht auf ihn, betrat das Zelt des Birh-Melack Amemna Darashy allein. Hamarem stand sprachlos vor dem Zelt, dann ging er Ramilla schnell hinterher und schloß den Zelteingang. "Wir können nicht hier..." begann er. "Und warum nicht?" fragte Ramilla. Sie ließ sich auf die Kissen sinken, auf denen am Vorabend Amemna geruht hatte, als Hamarem und Amemna das erste Mal bewußt die Gefühle des jeweils anderen geteilt hatten. Die Erinnerung daran und Ramillas bereits heftige Erregung ließ Hamarem fast die Beherrschung verlieren. Am liebsten hätte er Ramilla gepackt und hinausgetragen, oder sollte er lieber wie ein wildes Tier über sie herfallen?Im Zelt der Ama war alles viel gesitteter abgelaufen. Warum benahm Ramilla sich so unverschämt, so aufreizend? Sie zog ihren Kleidersaum über die weißen Beine nach oben, entblößte ihren Bauch, auf dem im hereindringenden Licht des Vollmondes nur wenige Schriftzeichen zu erahnen waren. "Ich bin bereit", erklärte sie. Das war zu viel für Hamarem. Der Duft ihrer Erregung verdrängte alle Gedanken an Sitte und Anstand. Er stürzte sich auf sie und die Kräfte um sie brannten lichterloh. * Hamarem kam zu sich und sah helle, nackte Haut vor seinen Augen, beschriftet mit einigen Zeichen in roter Tinte, darüber Ramillas Bauchnabel, darunter duftete zart ihr Schoß. Sein Kopf lag auf Ramillas nackten Oberschenkeln und sie streichelte sein Haar, seinen Bart, fuhr mit den Fingerspitzen zärtlich über seine Lippen, auf denen sie vor kurzem noch herumgebissen, an denen sie schmerzhaft gesaugt hatte. Und trotzdem hatte es Hamarem gefallen, so wie ihm nun ihre Zärtlichkeit gefiel. Sie hatte ihr Kleid und ihr besticktes Brustband abgelegt, nur der im Lampenlicht glitzernde, durchsichtige Schleier lag auf ihren Schultern. "Man kann das Licht von außen sehen, Ramilla", sagte Hamarem vorwurfsvoll. "Wieso hast du es angemacht? Nun weiß Oremar Bescheid." Ramilla sah zu ihm hinunter. "Und was ist so schlimm daran, wenn Oremar Bescheid weiß?" "Das hier ist das Zelt des Birh-Melack." Hamarem erschrak über den fast hysterischen Klang seiner Stimme. "Der Südländer sagte, du wärst der Zweite des Birh-Melack. Warum solltest du dich nicht in sein Zelt zurückziehen, wenn er es gerade nicht benötigt und du ungestört sein willst?" "Ich bin nur der Zweite der Wannim", stellte Hamarem richtig, darum bemüht, seine Stimme wieder zu normalisieren. Was war so schlimm daran wenn Oremar wußte, daß er eine wilde, hemmungslose Begegnung mit der Schülerin der Amapriesterin hatte? Oremar würde ihn dazu vermutlich beglückwünschen. Aber Hamarem wußte, daß genau in diesem Zelt seine Herren miteinander genau das gemacht hatten, was er mit Ramilla gemacht hatte - nunja, nicht exakt das Gleiche, aber doch soweit es die anatomischen Gegebenheiten zuließen. Der letzte Traum, den er mit Amemna geteilt hatte, sorgte dafür, daß Bilder vor Hamarems Augen aufstiegen, die ihm genau zeigten, was Nefut und Amemna wohl miteinander getrieben hatten, und das war schockierend und erregend zugleich. Er mußte dringend das Bild der nackten, lüsternen Männer verdrängen. Er betrachtete Ramillas von dem Schleier bedeckten Brüste neben sich. Die Brustwarzen waren fast völlig verflacht. Versuchsweise zupfte Hamarem an einem der glimmenden Fäden der Kräfte um sie. Blitzschnell zogen sich die Brustwarzen zusammen und eine Gänsehaut überzog Ramillas Bauch und Brüste. Sie stöhnte kurz auf. "Was war das?" fragte sie etwas panisch. "Das war ich", sagte Hamarem schnell. "Ich habe mit den Kräften gespielt", und er mußte lächeln, als ihm klar wurde, wie unverständlich sich das für Ramilla anhören mußte. "Offenbar magst du es." Denn Ramillas Duft hatte sich deutlich verstärkt. Er setzte sich auf, suchte nach Worten, Ramilla zu erklären, was genau er gemacht hatte, da begann sie, unruhig hin und herzurutschen, und wie eine Vision sah Hamarem plötzlich eine Männerhand an ihrer Scham, die Finger langsam vordringend zu Amas Wunder. Erstaunt stellte Hamarem fest, daß es seine Hand war, anscheinend gelenkt von Ramillas Gedanken oder einer ihrer Erinnerungen. Hamarem ließ es geschehen. "An wen erinnerst du dich?" fragte Hamarem flüsternd, während er fasziniert das Werk seiner Hand betrachtete, zu dem er nichts beitrug. "Was?" fuhr Ramilla mit deutlicher Empörung auf, die Kräfte tobten um sie. Hamarems Hand ruhte nun unbewegt auf Ramillas Scham, bis sie energisch von ihm abrückte. Die Erinnerung war vergangen, hätte er doch nur nichts gesagt. Jetzt mußte er sie wohl ablenken. "Was heißt das?" fragte Hamarem und fuhr die Schriftzeichen auf Ramillas Bauch mit dem Zeigefinger nach. Ramilla schlug seine Hand weg, griff aber gleich wieder danach, führte sie zum Mund und küßte sie. "Ich wollte dir nicht wehtun. Aber warum sagst du so etwas?" "Und ich wollte dich nicht kränken", gab Hamarem zurück. "Aber ich würde wirklich gerne wissen, was die Zeichen auf deinem Bauch bedeuten." "Hawat, segne mich", antwortete Ramilla. "Was steht da genau?" bohrte Hamarem nach. Vielleicht brachte er Ramilla so weit, daß sie ihm zumindest einige der Schriftzeichen erklärte, obwohl er ein Mann war. "Genau steht da 'Hawat naneschan'. Die Heiligen Zeichen sind eine Silbenschrift, von der es nur wenige Ausnahmen gibt. Hier, 'Hawat', ist so eine Ausnahme. Steht das Zeichen 'Ha' allein", Ramilla fuhr es mit der Fingerspitze nach, "steht es für die Göttin. Die nächsten drei Zeichen sind 'Na', 'Ne' und 'Scha'. Wie du siehst, ist das letzte noch einmal 'Ne'. Aber das auslautende 'e' der Silbe wird am Ende eines Wortes nicht gesprochen, außer wiederum es steht allein." "Das klingt fast wie die Südländersprache", sagte Hamarem. 'Nane'Hawat' würde also Na Ne Ha geschrieben. "Es ist die Südländersprache", bestätigte Ramilla. "Es sind nur andere Schriftzeichen als die, die die Südländer gewöhnlich verwenden." Sie griff nach einem Stückchen Holzkohle, das auf dem Tisch neben den Kissen lag. "Sieh her", und sie malte einige Zeichen auf den Tisch. "Eigentlich würde 'Hawat' Ha Wa Ta geschrieben", fuhr Ramilla fort und deutete beim Buchstabieren auf das jeweilige Zeichen, "aber es ist ungehörig, den ganzen Namen der Göttin auf einen sterblichen Leib zu schreiben." "Und wie würde Ramilla geschrieben?" fragte Hamarem neugierig nach. Ramilla lachte ihn an, wischte die Zeichen für Hawat vom Tisch und schrieb neue. "Ra Ma La", benannte sie die einzelnen Zeichen. Wieder drei Zeichen mehr. "Und Hamarem?" "Oh, mein Süßer", und Ramilla hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. "Natürlich Ha Ma Ra Ma." "Gibt es kein Mi oder Re?" wollte Hamarem wissen. Ramilla schüttelte den Kopf. "Die Aussprache ist zwar verschieden, aber die Zeichen unterscheiden sich nicht. Bei mehrdeutigen Worten erschließt sich die richtige Bedeutung gewöhnlich aus dem Zusammenhang." Hamarem fühlte sich ein bißchen schuldig, Ramilla so überlistet zu haben, aber nicht schuldig genug, um ihr Einhalt zu gebieten, als sie noch andere Namen in den heiligen Schriftzeichen der Hawatpriesterinnen niederschrieb. Ob Amemna auf ähnliche Weise die Schriftzeichen gelernt hatte? Hamarem würde die gelernten Zeichen nicht wieder vergessen und vielleicht Gelegenheit bekommen, die ihm unbekannten noch zu lernen. Damit würde er die Schriftrolle seines Birh-Melack zwar irgendwann lesen können, aber nicht verstehen, denn die Südländersprache beherrschte er nicht. * "Nun mußt du mir aber erklären, was es mit den Kräften, von denen du gesprochen hast, auf sich hat", drehte Ramilla den Spieß plötzlich um. "Und Prinz W'schad hat gesagt, du hättest für deinen Birh-Melack die Zukunft vorhergesehen." "Über die Vorhersichten darf ich dir nichts erzählen. Das ist Orems Mysterium", antwortete Hamarem. Ramilla lächelte listig. "Dann muß ich wohl die Kenntnis der Schriftzeichen wieder aus deinem Kopf holen, denn das ist Hawats Mysterium." Hamarem spürte, wie er bis zu den Ohren errötete. "Entschuldige bitte, das ist eine alte Gewohnheit", versuchte er sich zu rechtfertigen. Aber wie funktionierte das mit den Vorhersichten überhaupt. Das konnten nicht alle Priester, vielleicht war sogar ein gewisses Maß an unirdischem Blut Voraussetzung dafür. "Bei der Ausbildung lernen die Orempriester vor allem, Träume anderer zu deuten und eigene Eingebungen bewußt wahrzunehmen. Wir mußten viel über die Kulturen der Menschen lernen, die sich an die Priester in Harna wenden, denn das ist für die Traumdeutung wichtig. Außerdem machten wir Meditationsübungen, die dazu dienten, die eigene Ahnungen bewußter zu erleben. Ich kann auch nicht wirklich etwas vorhersehen, es ist mehr ein Gefühl oder ein Geschmack, manchmal ein Geruch, der mir eine Ahnung des Bevorstehenden gibt. Und zur Interpretation dieser Empfindung ziehe ich meine Kenntnis der Gegebenheiten heran. Für gänzlich fremde Leute Vorhersagen zu machen, wie der Orakelpriester es tut, würde mir wohl nicht gelingen." Und doch hatte der Ehrwürdige Vater gesagt, er hätte das Zeug dazu gehabt. Und inzwischen waren es auch Bilder, die er sah, nicht mehr nur vage Empfindungen. Bilder und starke Empfindungen, als erlebe er es selbst gerade. Zumindest am Morgen im Zelt war es so gewesen. Vielleicht hatte das an Amemnas Gegenwart gelegen. "Prinz W'schad erwähnte ein Zauberkraut, das du benutzt hast", bohrte Ramilla neugierig weiter. "Ich nenne es zwar 'Traumkraut', aber es sind einfach getrocknete Lorbeerblätter, die nur der Reinigung dienen, um eine Geschmacksempfindung auch zu erkennen", gab Hamarem zu. "Im Heiligtum haben wir gelernt, durch ein gewisses Ritual in den Zustand zu kommen, in dem wir für die Ahnungen empfänglich sind, und jeder Priester hat sein eigenes Ritual und seine eigenen Hilfsmittel." "Was machst du, um in diesen Zustand zu kommen?" wollte Ramilla wissen. "Ich konzentriere mich auf Bewegungen in der Natur, das Wehen von Blättern im Wind, das Fallen von Sand, eine brennende Flamme, was immer zur Verfügung steht. Am Anfang hat es nicht jedes Mal funktioniert, aber inzwischen geht es fast im Augenblick, aufnahmefähig für die Ahnungen zu werden." Ramilla nickte. "Das verstehe ich. Und was ist mit diesen Kräften?" Hamarem freute sich über ihre Hartnäckigkeit, die der seinen offenbar in nichts nachstand. "Ich sehe sie als schwache Lichterscheinungen, die alles Belebte und einige unbelebte Gegenstände umgeben." Schon in Harna hatte Hamarem festgestellt, daß er der einzige der Orempriester war, der die Kräfte als glimmende oder leuchtende Fäden und Wellen sah. "Anscheinend sehen nicht alle Menschen die Kräfte auf gleiche Weise. Auf jeden Fall hängen sie zusammen mit der Lebensenergie, mit den Emotionen und mit dem... Lustempfinden." Ramilla hob bei dieser letzten Bemerkung die Augenbrauen. "Ich habe nie zuvor von diesen Kräften gehört, geschweige denn, sie gesehen." "Vermutlich muß man erst einmal geschult werden, sie bewußt wahrzunehmen und schließlich auch zu verstehen." Waren es nicht die Kräfte, die die Ahnungen trugen? Vielleicht brauchte man auch zu ihrer Wahrnehmung etwas unirdisches Blut. "Aber sie wahrzunehmen ist nicht, mit ihnen zu spielen, wie du es eben nanntest", schloß Ramilla messerscharf. "Ich habe die Kräfte gezielt in Schwingung versetzt. Ich habe ihnen praktisch vorgemacht, du wärest entflammt - und dadurch warst du es", versuchte Hamarem zu erklären. "Aber ich habe nie davon gehört, daß gerade Orempriester so hervorragende Liebhaber wären", war Ramillas skeptische Erwiederung darauf. "Ich glaube nicht, daß du die Manipulation dieser Kräfte als Orempriester gelernt hast." "Da hast du recht", antwortete Hamarem nur. Ramilla sah ihn an, als wolle sie nun eine ausführlichere Antwort. "Es hat mit dem Erbteil meiner Mutter zu tun", versuchte Hamarem sich vorsichtig an das Thema heranzuarbeiten. "Du hast unirdisches Blut, nicht wahr?" fragte Ramilla überraschend geradeheraus. "Wie kommst du darauf?" fragte Hamarem erschrocken. "Du hattest mir schon im Amazelt gesagt, du würdest die Gefühle anderer Menschen spüren und jetzt gestehst du noch deren Manipulation. Das führt mich zwangsläufig zu diesem Schluß. Es gibt in den Annalen der Ama eine ganze Reihe von Berichten über Unirdische und menschliche Abkömmlinge von Unirdischen, die die Erregung eines anderen fühlen und beeinflussen konnten, ohne Hand anzulegen. Männer und Frauen, die einfach wußten, was der andere begehrt, weil sie selbst es auch fühlten... So wie du wußtest, daß du mich mit der Hand berühren solltest. Ich habe an niemand anderen gedacht. Ich hatte mir nur vorgestellt, was du noch machen könntest, um mir zu gefallen - und schon hast du es getan. Ebenso wie davor, als du mich so stürmisch genommen hattest. Das war wunderbar. Ich hatte schon den Verdacht, daß du unirdisches Blut haben könntest, aber du gabst dich so unwissend. Das ließ mich wieder zweifeln." "Ich bin auch noch immer fast völlig unwissend was einen gezielten Umgang mit meinen unirdischen Fähigkeiten betrifft. Ich weiß ja gerade erst seit zwei Tagen davon." Vielleicht ging es ihm darin ja auch ähnlich wie Amemna, bei dem die Fähigkeiten gerade erst erwachten, und daher ebensowenig Erfahrung wie Hamarem in ihrer Anwendung hatte - wenn auch Amemnas Fähigkeiten viel stärker waren als die seines Zweiten. "Vielleicht darf ich dir helfen, deine Fähigkeiten zu erkunden?" fragte Ramilla und Hamarem fühlte regelrecht, wie ihr lüsterner Blick sein Gewand durchdringen wollte, also zog er es aus. * * * Hosted by Animexx e.V. 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