Die Geflügelte Schlange - Schatten von Erzsebet (* * make love, not war * * - Teil 2) ================================================================================ 17. Bettgeflüster (jugendfrei) ------------------------------ Merat war in einen Zustand des dumpfen Brütens verfallen, ohne klare Gedanken, nur mit einem Knoten der Wut in ihrem Bauch, als sie endlich, mit dem Einbruch der Dämmerung, den Platz erreichten, an dem das neue Heerlager bereits errichtet wurde. Eine Reihe von Zelten stand schon, ein umlaufender Erdwall war aufgeschüttet worden, und Feuerschalen beleuchteten die Wege durch das im Entstehen begriffene Lager. Patris sorgte dafür, daß ihre zwei Zelte neben denen der Mawati aufgestellt wurden. "Kann mein Mann denn nicht bei mir, ich meine in meinem Zelt wohnen?" fragte Merat angesichts des kleinen Zeltes, das nach Derhans Aussage das Birh-Melack-Zelt war. "Ich nehme an, für seine repräsentativen Aufgaben wird euer Gatte sein Birh-Melack-Zelt weiterhin brauchen, aber ich denke nicht, daß es weise wäre darauf zu verzichten, die Nacht an Eurer Seite zu verbringen", antwortete Derhan. Merat mußte über dieses versteckte, jedoch höchst unanständige Kompliment lächeln und drehte schamhaft den Kopf zur Seite. "Bitte entschuldigt mich nun, ihr seid sicher im Heerlager vor Tarib angekommen, und ich werde mich jetzt wieder meinen gewöhnlichen Pflichten zuwenden." Mit einer Verbeugung verabschiedete Derhan sich. Merat entließ ihn mit einem Nicken, sah ihm nach und beobachtete, wie er ein Bündel Kleidung aus dem Mawatizelt holte, einen Waschzuber bereit stellte und mit zwei leeren Eimern davoneilte, wohl um Wasser zu holen. Hatte Amemna keine Diener in seiner Wannim, die solche niederen Aufgaben erledigten? Ein weiterer Mawati trat aus dem größeren Zelt, Oremar hatte der Zweite der Wannim ihn am Mittag genannt, auch er trug einen Arm voll Wäsche heraus, legte sie zu der anderen und verschwand danach wieder im Zelt. Durch den offenen Zelteingang sah Merat, daß er offenbar für die Essenszubereitung zuständig war. Vielleicht war es doch ganz gut, daß sie mit Gefolge gereist war, überlegte Merat, auch wenn sie auf der Reise die Sänfte mehrfach verwünscht hatte, denn auf einem Pferd hätte sie vielleicht einen Teil des Weges an Amemnas Seite zurücklegen können. Inzwischen hatten die fürstlichen Wachen auch ihre beiden Zelte aufgestellt, eines für Merat, Amati und ihre Frauen und eines für die Wächter. Merat betrat ihr Zelt, in dem Losat begonnen hatte, eine Nachtmahlzeit zu kochen und Tabit die kleine Amati in den Schlaf stillte. Merats Nachtlager im zweiten Zeltraum hatte Losat breiter als gewöhnlich bereitet. Auch sie ging also anscheinend davon aus, daß Amemna und Merat die Nacht gemeinsam verbringen würden, aber Merat selbst zweifelte zunehmend daran. Sie setzte sich mit ihrer Speisenschüssel in die Nähe des offenen Eingangs, so daß sie verborgen saß, aber während der Mahlzeit das Mawatizelt und seinen Eingangsbereich sehen konnte. Im Lager kehrte langsam Ruhe ein, das stete Hämmern auf die Holzpfeiler für die Lagerbefestigung war verstummt, die Zelte anscheinend alle aufgebaut und die Kochfeuer entzündet. Um das Kochfeuer im Mawatizelt saßen Derhan, Oremar und der Zweite der Wannim. Der Junge war nicht mehr dabei, vielleicht gehörte er eigentlich zu einer anderen Wannim, und auch der große Leibwächter fehlte. Während der Mahlzeit sprachen die Mawati nur wenig miteinander und so leise, daß Merat nichts davon verstand. Und der Birh-Melack war anscheinend noch immer anderweitig beschäftigt. * Müde, enttäuscht und in diffuser Weise zornig begab Merat sich schließlich auf ihr Lager, das völlig überflüssig so verschwenderisch bereitet worden war. Sie war schon fast eingeschlafen, als leise Stimmen im Vorraum des Zeltes ihre Aufmerksamkeit weckten. Losats Stimme erkannte sie und eine fast unterwürfig klingende Männerstimme. Merat wickelte sich aus ihren Decken und zog ihr Übergewand an, dann ging sie in den vorderen Zeltbereich. "Was ist los?" verlangte sie zu wissen, noch bevor sie sah, wer da Losat überzeugen wollte, ihre Herrin zu wecken. Dann sah sie von dem Mann eine Menge roter Locken, die ihr Herz einen Schlag aussetzen ließen. Adarach hier im Heerlager? Aber es war nicht seine Stimme und dieser Mann war zu klein, um Adarach zu sein, es war nur irgendein rothaariger Ostler. Und er bot den merkwürdigen Anblick eines Osheymantels, unter dem eine städtische Hose zu sehen war. "Herrin, er hat einen Brief für euch, auf den er sofortige Antwort verlangt", sagte Losat hilflos, als sie sah, daß Merat offensichtlich nicht mehr schlief, obwohl sie mit gedämpfter Stimme versucht hatte, den Ostler abzuwimmeln. "Was ist das für ein Brief?" fragte Merat. Der Mann sah sie an. Sein Gesicht zeigte bereits Spuren des vorgeschrittenen Alters, aber sein Kinn war bartlos wie das eines Jünglings. Sie erinnerte sich, daß auch einige Ostler unter Adarachs Kommando sich ihren Kinnbart rasiert hatten, dieser hier hatte jedoch noch nicht einmal einen Wangenbart. "Euer Gatte schickt diesen Brief durch mich, Herrin", sagte der Ostler, nachdem er sich tief verbeugt hatte und reichte Merat das Schreiben. "Ich erwarte dich", stand nur auf dem zweifach gefalteten Papyrus, in den Zeichen der Oshey und zweifellos in Amemnas Handschrift, endlich! "Wo ist er? Und warum kommt er nicht, um mich zu begrüßen?" fragte Merat ungeduldig. "Ich soll euch zu ihm bringen, Herrin", antwortete der Ostler mit unbewegter Miene. "Dann laß uns gehen." Merat war schon beim Zeitausgang, als Losat hinter ihr hereilte und sich streckte, um ihr den Schleier über die Haare zu legen. "Herrin, ihr seid die Gattin des Birh-Melack. Ihr könnt nicht halbnackt zwischen den Zelten herumspazieren", mahnte sie. Merat ließ sie gewähren, dann aber forderte sie den Ostler auf, sie schnell zu ihrem Gatten zu bringen. "Wir haben keinen weiten Weg vor uns", erklärte der Ostler, als sie Merats Zelt verlassen hatten. "Euer Gatte erwartet euch im Birh-Melack-Zelt." Und er ging voran, als könne Merat den nur zehn Schritt weiten Weg nicht allein finden. Aber Merat blieb vor ihrem Zelt stehen. "Wenn er im Nachbarzelt ist, warum kommt er nicht zu mir, wie es sich für einen Ehemann gehört?" "Herrin, bitte, müssen wir hier zwischen den Zelten diskutieren?" fragte der Ostler leise, kam zurück zu Merat. "Mein Herr möchte euch etwas zeigen, daher kann er nicht zu euch kommen, Herrin." Seine Stimme klang fast flehend. "Was möchte mir mein Gatte zeigen?" wollte Merat wissen, ohne sich einen Schritt zu bewegen. "Wieso bringt er es nicht mit, wenn er mich besucht." Der Ostler trat nahe an Merat heran. "Weil es nicht anständig für eine verheiratete Oshey wäre, soetwas in ihrem Zelt zu dulden", raunte er ihr mit einem leichten Lächeln um die Lippen zu. Das verschlug Merat für einen Moment die Sprache, und Derhans Worte gingen ihr wieder durch den Kopf. Wollte Amemna ihr nun das Beziehungsgeflecht zwischen den Mawati erläutern? Wollte er ihr gar seinen - sie wagte kaum, den Begriff auch nur gedanklich zu fassen - Liebhaber vorstellen? Den Mann aus der Wannim, der wußte, daß sein Birh-Melack auch eine Frau war? Wieso erregte dieser Gedanke sie unpassenderweise so sehr? "Laß uns gehen", befahl sie barsch, zornig auf sich selbst, und ließ dem Ostler den Vortritt. Das Birh-Melack-Zelt war verschlossen aber von innen schwach beleuchtet. Der rothaarige Ostler hielt den Eingang für Merat auf und schloß ihn gleich darauf wieder. Das Zelt schien leer zu sein bis auf ein paar Kissen und ein Tischchen, darüber hing eine kleine Lampe von den Zeltstreben, daneben lagen mehrere Ma'ouwati-Tücher und ein Osheymantel, der aus ehemals wohl kostbarem Stoff geschneidert, nun jedoch schon geflickt und am Saum ausgefranst war. Merat mußte dafür sorgen, daß ihr Gatte sich zukünftig in angemessenerer Kleidung zeigte. Außerdem waren im hinteren Teil des kleinen Zeltraumes einige Decken aufgehängt, anscheinend um das Schlaflager herum. Dann entdeckte Merat einen zweiten schwarzen Mantel, der neben diesen aufgehängten Decken lag. Und sie nahm rhytmischen Atemgeräusche aus zwei Kehlen wahr, die eigentlich nur einen Schluß zuließen. Merat drehte sich um, um das Zelt wieder zu verlassen, aber der Ostler schüttelte den Kopf. "Euer Gatte sagte, ihr sollt bleiben. Ansonsten tut, was euch beliebt", raunte er ihr zu, als wolle er verhindern, daß die beiden Liebenden ihn hörten. Sollte sie riskieren, von dem kräftig aussehenden Ostler mit Gewalt am Verlassen des Zeltes gehindert zu werden? Ein Stöhnen mischte sich in das regelmäßige leise Keuchen das von dem versteckten Lager her ertönte. Sie könne tun was ihr beliebt, außer das Zelt zu verlassen? Warum also nicht ihre morbide Neugierde befriedigen, um zu sehen, welcher der Mawati es war, den Amemna sich zur Befriedigung seiner Gelüste auserwählt hatte. Warum nicht dem bisher nur vermuteten Liebhaber ihres lüsternen Gatten, der sich die Befriedigung anscheinend wahllos suchte, sie jedoch seiner Frau vorenthielt, ein Gesicht geben? Es war Amemnas leises Stöhnen, das sie hörte, das Stöhnen, das seinem Höhepunkt vorauszugehen pflegte. Der Gedanke trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht und ließ zugleich ihren Schoß vor Verlangen pochen. Wieso tat er ihr das an? Wieso verlangte er, daß sie Zeugin wurde, wie er sich mit einem Mann vergnügte? Wollte er sie so überzeugen, die Scheidung anzunehmen? Zitternd vor Zorn und Erregung überbrückte sie mit langen Schritten die Distanz zu den aufgehängten Decken, riß sie herunter und hielt erschrocken inne. Amemna hatte sie anscheinend erwartet, denn er sah sie so unverschämt selbstgefällig an, daß Merat einen Moment brauchte, um das ganze Bild, das sich ihr bot, wahrzunehmen. Ihr Ehemann knieteauf allen vieren, hatte das Gesicht zu Merat gedreht, während er sich von seinem für Merat noch immer namenlosen Leibwächter begatten ließ. In diesem Moment wurde Merat klar, wie sehr Amemna eine Frau war, viel schmaler als der Leibwächter, mit weicheren Gesichtszügen, auf denen sich in diesem Moment Anspannung und Erleichterung durch den Höhepunkt abzeichneten. Ein Anblick, der Merat wie ein Schlag durchfuhr und es ihr unmöglich machte, sich abzuwenden. Auch der Leibwächter erkannte die Göttin, und die im Licht der kleinen Lampe wie Bronze glänzende Haut der Schultern, die sich darunter bewegenden Muskeln verzauberten Merat, so daß ihr selbst ein Seufzen entfuhr. Der Leibwächter starrte sie erschrocken an, vielleicht hatte er gedacht, sein Treiben hätte die Decken heruntergezogen. Er hatte sich von Amemna gelöst, wich auf Knien ein Stück zurück, so daß Merat Gelegenheit hatte, seine kräftigen Arme und die von schwarzem Haar bewachsene muskulöse Brust, den Bauch, und die Spur aus schwarzen Haaren, die von seinem Bauchnabel hinunter führte, zu bewundern, bevor ihr bewußt wurde, auf was sie starrte. Amemna gab seiner Gattin keine Gelegenheit, nun doch die Flucht zu ergreifen, oder sich auch nur abzuwenden. Er stand plötzlich vor ihr, nahm ihr Gesicht in seine schlanken, großen Hände, hauchte ihr einen Kuß auf die Lippen. "Laß mich auch dir Befriedigung verschaffen, Geliebte", flüsterte er in der Südländersprache, streifte plötzlich den Schleier von ihrem Haar, das Übergewand von ihren Schultern und zog sie in eine begehrliche Umarmung. Und wie in ihrem heimatlichen Zelt gab es von dem Moment an für Merat nichts anderes mehr, als dieses Sehnen in ihrer Brust und ihrem Innersten, sich jetzt in diesem Augenblick mit ihrem Mann zu vereinigen oder Gefahr zu laufen, vor lauter Begierde förmlich zu platzen. Merat wollte schreien vor Anspannung, aber Amemna sah es voraus und schloß ihr in diesem Moment mit seinen Lippen den Mund. Er war ein Mann, ja, jetzt war er unzweifelhaft ein Mann, der sie begehrte, wie keine andere Frau unter Tyrimas Antlitz. Sie gab sich ihm ganz hin, bis sie endlich geschwächt und wie aus einem Rausch erwachte, als Amemna sich, zufrieden lächelnd, neben ihr auf sein Lager legte. Noch einmal küßte Amemna sie, streichelte sie, so daß die Lust wieder in ihr aufflammte. Außerdem wurde sie sich eines weiteren Händepaares bewußt, das etwas zögernd über ihr Haar strich, Fingerkuppen, die ihren Nacken liebkosten, den Rücken entlangstrichen, während Amemnas Hände beide an ihrer Vorderseite lagen. Merat wollte sich diesem Überfluß an Zuneigung hingeben, aber trotzdem war sie beunruhigt über jenes zweite Paar Hände. Wem gehörten sie? Was, wenn Amemna merkte, daß sie auch die Berührungen eines anderen genoß? Sie sah, daß der Ostler die Decken wieder aufhängte und befestigte, also konnten es nur die Hände des Leibwächters sein, die sie streichelten, zögernd, fast fragend, als hätte dieser Mann ebenso viele Bedenken, was Amemnas oder ihre Reaktion betraf, obwohl er sich ebensowenig dem Rausch der Lust entziehen konnte, wie Merat. Sie schloß die Augen, küßte Amemna, gab sich zugleich den Händen jenes wunderbaren Mannes hin, der sie schon am Vormittag fast ihren Ehemann hatte vergessen lassen. "Frr'tschan ne - Ich begehre dich", flüsterten zwei Männerstimmen an ihrem Ohr und Merat glaubte, plötzlich in die Gärten der Freude versetzt worden zu sein. Der Leibwächter küßte ihren Nacken, während Amemna nun ihre Brust mit den Lippen und seiner Zungenspitze umschmeichelte. Ohne die Augen zu öffnen, bot sie sich den Männern dar, einer näherte seine breite behaarte Brust ihrem Busen, küßte sie und sie erwiderte den Kuß dieser weichen Lippen. So zärtlich liebte er sie, hauchte etwas in ihr Ohr, das wie ihr Name klang, so sehnsüchtig, daß es sie erschaudern ließ... Für einen Augenblick erhaschte sie einen Blick auf Amemna, dessen Glieder mit den hellhäutigen des rothaarigen Ostlers verschlungen waren, doch dem Leibwächter galt ihre ganze Aufmerksamkeit. So wunderschön, so liebevoll, so beglückend war es gewesen, von ihm geliebt zu werden und nun war sein Gesicht so nah an ihrem, daß sie seinen Atem an der Wange spürte. "Prinzessin, verzeiht", flüsterte er. "Amemna muß mich verzaubert haben, daß ich mich euch so ungebührlich genähert habe." Merat steichelte seine bärtige Wange, überraschend weich waren diese Haare, einige schon ergraut. Dies war ein Mann mit Erfahrungen, ganz anders, als ihr eigener Mann. "Ich habe nichts zu verzeihen, mein Prinz", sagte sie lächelnd. Es hätte sie nicht verwundert, wenn man ihr gesagt hätte, daß er tatsächlich der Fürst eines Stammes sei, doch er zuckte bei dieser Bezeichnung zusammen, als schmerze es ihn. War auch er ein Stammesloser? "Nennt mich Nefut, Prinzessin", sagte er flüsternd. "Dann nennt mich Merat, Nefut", verlangte sie ebenso flüsternd. "Liebt ihr meinen Mann?" fragte sie dann. Auch wenn es den Zauber des Augenblicks zerstören mochte, konnte sie diese Frage doch nicht zurückhalten. "Ich liebe sie so sehr, wie ein Mann eine Unirdische nur lieben kann", gab Nefut zurück. "Und mein Glück wäre vollkommen, würde sie von mir empfangen." Es klang, als habe er Merat gerade seine geheimsten Wünsche offenbart, dabei war sie doch eine Fremde, die nur zufällig in einem gemeinsamen Rausch der Lust das Lager mit ihm geteilt hatte. "Liebt ihr euren Gatten denn?" fragte Nefut endlich zurück. Merat konnte darauf nicht sofort antworten. Sie begehrte ihn, sie sorgte sich um sein Wohlbefinden, war zornig auf ihn, als der Verdacht der Untreue sich erhärtete, aber im Gegensatz zu dem Erlebnis mit Nefut soeben, war die Verbindung mit Amemna atemberaubend und furchterregend, fast zu viel für ein einzelnes Weib. Außerdem hatte er ihr einen Scheidebrief geschrieben. "Ich bin ihm in großer Zuneigung verbunden", sagte sie ausweichend. "Immerhin ist er mein Ehemann und Vater meiner Tochter." Nefuts Blick hatte etwas Prüfendes, als er ihn auf Merat ruhen ließ, ihr zärtlich die Haare aus dem Gesicht strich. "Ihr habt die Schönheit und das Wesen eurer Mutter", sagte er lächelnd, auch wenn sein Gesicht etwas traurig wirkte. So alt, daß er ihre Mutter gut gekannt haben konnte, war er jedoch kaum. "Ob sich soetwas jemals wiederholen darf?" fragte sie mehr sich selbst als Nefut. Und sie merkte, daß sie es sich wünschte. Nefut sah an ihr vorbei, ihre Augen folgten seinem Blick, dorthin, wo Amemna in den Armen des Ostlers lag, die Augen geschlossen, ein seliges Lächeln auf den Lippen. "Ich habe sie nie so zufrieden gesehen. Ein einzelner Sterblicher reicht vielleicht einfach nicht, ihre Lust zu stillen." Das mochte eine Antwort sein, aber sicher war Merat sich da nicht. Leise zog mit einem Mal der Gesang eines Mannes durch die nächtliche Stille des Lagers, ganz in der Nähe des Birh-Melack-Zeltes mußte der Sänger sich befinden. Eine bezaubernde Stimme, die von sterblicher Liebe und der Suche nach Glück sang. Für einen Moment wurde es erstaunlich still im Lager und im Zelt waren nur noch leise Atemgeräusche zu hören. Amemna hatte seinen Kopf an die Schulter des Ostlers gelehnt und wirkte plötzlich wie entrückt, als gehe er ganz in dem Liebeslied auf oder vielleicht verzauberte ihn auch einfach die wunderbare Stimme des Sängers. "Wer war das?" fragte der Ostler flüsternd, als das Lied verklungen war. "Das war Hamarem", antwortete Nefut, zog Merat noch ein Stückchen weiter an sich, die in Amemnas Augen nun Tränen glitzern sah. Suchte er so verzweifelt nach seinem Glück, daß ihn ein solches Lied zum Weinen brachte? Hatte er mit dieser Orgie der Lust versucht, das, was ihm trotz Merat und Amati fehlte, zu finden und doch versagt? Oder war Amemna im Grunde seines Herzens einfach doch noch der Barbar von den Westlichen Inseln, der nur nach seinen Gelüsten lebte und jetzt bedauerte, daß die Erschöpfung nach ihm und seinen Liebhabern griff? Und Merat stellte fest, wie sehr sie genoß, in so starken Armen zu liegen, die kräftige Körperbehaarung eines Mannes an ihrer Wange zu spüren, seinen Bart an ihrer Stirn. Es fühlte sich einfach richtig an. Der Ostler wischte Amemna die Tränen von den Wangen, fürsorglich wie bei einem Kind und küßte ihn gleich darauf geradezu lüstern, so daß Merat die Augen schloß, um es nicht sehen zu müssen, aber das Bild stand ihr weiterhin vor den Augen: zwei bartlose Männer, die sich anschickten, sich in unnatürlicher Weise zu vereinigen. Es kam ihr vor wie ein Verrat an der Göttin, Zeugin dessen werden zu müssen und sie drehte ihr Gesicht zu Nefut. * * * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)