Poetischer Scheißdreck von dumm ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Squalo konnte ihn nicht leiden. Nein, Squalo konnte ihn überhaupt nicht leiden. Und das lag nicht unbedingt daran, dass Squalo generell nur sehr wenige Leute leiden konnte, sondern eher daran, dass man diesen Typen viel zu oft mit ihm verglich. Gleiche Haarfarbe, gleiches, italienisches Temperament. Hundescheiße. Wenn man ihn schon mit jemand vergleichen wollte, dann sollte man ihn mit Levi auf dieselbe Treppenstufe stellen, denn die beiden waren Meister darin, ihren Bossen in den Arsch zu kriechen. Squalo tat das nicht. Superbi Squalo kroch niemandem in den Arsch. Juudaime hier, Juudaime da, Juudaime überall. Gab es überhaupt irgendeine Eigenschaft an ihm, die man mögen konnte? Squalo glaubte nicht, dass dem so war, aber ehrlich gesagt hatte er auch gar keine Lust danach zu suchen. Er wollte sich nicht wirklich mit diesem Speichellecker abgeben und seine Lobpredigten über Sawada konnte er sich sonstwohin schieben. Die interessierten ihn nicht. Da war ihm die Sushifresse ja noch lieber... Nein, nein, eigentlich nicht. Die beiden waren unerträglich auf ihre eigene, individuelle Art und Weise. Ekelhaft. Es war bereits ein Jahr her, seitdem Sawada den Bossposten der Vongola eingenommen hatte und offiziell das zehnte Oberhaupt der Familie war. Und Xanxus? Xanxus besaß nach wie vor eine unglaubliche Wut auf diesen kleinen Bengel – aber zum Glück aller hatte er sich überwunden. Hatte verstanden, dass es niemand anderen außer Sawada an der Spitze der Vongola geben konnte. Die Ringe hatten ihn gewählt und Xanxus hatte akzeptiert. Es gefiel ihm nicht – oh nein, es gefiel ihm ganz und gar nicht – aber er lebte damit. Und die Varia war ja nicht umsonst unabhängig. Und Squalo? Es tat ihm Leid. Er hätte es Xanxus gegönnt. Wirklich gegönnt. Aber eigentlich kam er damit gut klar; er war kein so Dickschädel wie Xanxus (zumindest in dieser Situation). Und die Sache mit seinen Haaren? Na, an die Länge hatte er sich inzwischen schon gewöhnt, die konnten ruhig bleiben... Zurück zu der eigentlich Situation und die Tatsache, dass sich Squalo tierisch über den Sturmwächter der Vongola aufregte. Er war irgendwie eine verdorbene Mischung von Belphegor und Levi. Aber er selbst war da nicht dabei. Das war eine Beleidigung, die sich Squalo nicht gefallen lassen würde. Wenigstens war er in den letzten Jahren erwachsener geworden. Vermutlich steckte er noch halb in der Pubertät, aber etwas reifer war er wohl geworden. Zum Glück, war schon schlimm genug, dass er sich um den Mammon-Bel-Luss-Kindergarten kümmern musste. Squalo hatte schon wieder vergessen, wieso der Idiot überhaupt in Italien war und wieso ausgerechnet er mit ihm sprechen musste. Man hatte es ihm zwar gesagt, aber durch seinen aggressiven Anfall hatte er es schon wieder vergessen. Oder verdrängt. Vermutlich war es nur die übliche Krisensitzung, die die Vongola und die Varia hin und wieder führten. Und da schickte man am besten vernünftige Personen. Wie ihn. Oder eben Hayato Gokudera. Er trug seine übliche Variauniform, hatte nicht einmal auf sein Schwert verzichtet und wanderte durch das gigantische Gebäude der Vongola, in dem der alte Sack noch seine letzten Jahre genoss. Das neue Hauptquartier der Vongola lag in Japan, aber das änderte natürlich nichts daran, dass ein großer Teil der Familie noch immer in Bella Italia lebte. Natürlich waren sie hier noch; ohne die Vongola würde einiges aus dem Runder laufen. Und nicht nur die Wirtschaft würde zusammenbrechen. Ohne sie ging hier auf Sizilien so gut wie gar nichts. Xanxus hatte es aufgeregt, dass Tsunayoshi sich nicht nach Italien bewegt hatte und auf seiner dämlichen Insel blieb. Ihm hingegen war das verdammt recht, denn so sah er diese Trottel einfach nur höchst selten. Eigentlich ein Argument, das von Xanxus hätte kommen können, aber der Schwertkaiser wusste sehr gut, dass man es seinem Boss nie recht machen konnte. Also war dieses Treffen hier vermutlich auch ziemlich... überflüssig. Er trat die Tür auf. »VOOOOI«, brüllte er zur Begrüßung. »Lasci ogni speranza, tu ch'entri«, konnte er trocken hören. Squalo blieb in der Tür stehen, runzelte die Stirn und sah zu dem Bombentrottel, der an einem der großen, blankpolierten Tische saß und gelangweilt zu ihm herüber sah. Kam ihm bekannt vor. Also nicht das Bild, das sich ihm hier gab, sondern seine Aussage. Sicher irgendwann von Belphegor aufgeschnappt. Klang nach irgendeinem Stück. Ach, Squalo war ein Kunstbanause, er erkannte so was nicht wirklich. Der Ältere schnaubte abwertend. »Sehr passend, Trottel.« Hayato warf ihm einen verurteilenden Blick zu und betrachtete ihn einige Augenblicke völlig ruhig, ehe er mit den Schultern zuckte und seinen Blick wieder auf den Stapel Papiere vor ihm wandte. »Mach die Tür zu«, sagte er ruhig. Squalo hatte ihn viel aufgebrachter in Erinnerung. Und nicht halb so... verantwortungsbewusst. Er warf die Tür ins Schloss und erheiterte sich innerlich daran, dass Gokudera tatsächlich etwas zusammengefahren war. »Zumachen, nicht zuwerfen!« Ah ja, die Maskerade bröckelte also schon. Dieses ruhige Verhalten war nur ein Versuch gewesen. Niedlich. »Ach, dafür hast du keinen klugen Spruch?«, fragte Squalo schroff, während er sich lässig und sichtlich lustlos auf einen der teuren Holzstühle fallen ließ. Hayato schielte zu ihm. »Doch, aber das würdest du vermutlich nicht verstehen.« »Vooi«, begann er, »als würde es irgendetwas geben, das ich nicht – aber du – verstehen würde.« Ein paar Wimpernschläge sahen sie sich einfach nur an und sowohl in Hayatos Miene, als auch in Squalos Miene zuckte etwas. Bei Hayato war es wohl Amüsement und bei Squalo sein Temperament. »Kommen wir zum Punkt«, sagte Squalo dann schließlich, ehe er sich tatsächlich noch irgendwie Blöße gab. »Was will dein Boss diesmal wieder? Und wieso kreuzt er nicht selber hier auf und redet mit Xanxus?« An seiner Aussage konnte man deutlich erkennen, dass er absolut keine Lust auf diese Scheiße hatte. »Wir wissen beide, was passieren würde, wenn wir deinen tollwütigen, besessenen Idioten auf Juudaime loslassen würden.« Seine Stimme wurde etwas lauter, im Großen und Ganzen war er jedoch immer noch recht gefasst und ruhiger als er ihn in Erinnerung hatte. Zwei Jahre. Es war zwei Jahre her gewesen, seitdem er ihn das letzte Mal länger als ein paar Minuten gesehen hatte. Und in diesen verdammten zwei Jahren hatte er sich so verändert? Scheißdreck; glaubte Squalo nicht. Leute veränderten sich nicht so schnell und nicht so gravierend. »Vielleicht sollte dein „Juudaime“ endlich mal genug Eier in der Hose haben um Xanxus – der theoretisch unter ihm steht – die Meinung zu geigen.« Hoffentlich würde sein Boss keinen Wind von dieser Konversation bekommen. Das würde fliegende Gläser garantieren und darauf stand der Regenwächter absolut gar nicht. Null. Nada. Niente! Hayato verengte seine Augenlider etwas. »Ich glaubte nicht, dass es an Juudaime liegt, sondern eher daran, dass sich Xanxus nicht unterordnen kann. Wie lang kann man so einer vergangenen Sache hinterher heulen? Er hat verloren, das sollte er langsam akzeptiert haben. Genau wie Tag und Nacht sich nie sehen – wird Xanxus die Vongolaringe nie sehen.« »Vooi! Bist du so poetisch geworden oder hast du einfach nur keine Ahnung davon, was du von dir gibst?«, fragte er etwas amüsiert. Gokudera zog seine Augenbrauen zusammen. »Im Gegensatz zu dir bin ich gebildet.« »Im Gegensatz zu mir bist du ein kleiner Hosenscheißer. Voi!« »Schlagkräftig. Wusstest du, dass es Haiarten gibt, die sterben, wenn sie sich nicht bewegen?« »Wusstest du, dass du gleich stirbst, wenn wir diese Scheiße nicht schnell hinter uns bringen?« »Ich zittere«, kommentierte Hayato trocken. Squalo verzog die Lippen. »Also, was will er?« »Juudaime möchte nur sichergehen, dass er im Notfall auf euch zählen kann. Immerhin gehört ihr zur Vongola.« Squalo seufzte tief und genervt. »Okay, wenn dein Juudaime schon nicht genug Männlichkeit besitzt um mit Xanxus höchstpersönlich zu reden, muss ich dir wohl leider mitteilen, dass er einen Scheißdreck auf seine naiven Wünsche gibt. Er hasst ihn. Und das wird sich niemals ändern. Und glaub mir, wenn er nicht fähig genug ist, die Vongola anzuführen, wird er ihm den Arsch aufreißen.« »Juudaime ist fäh-«, Squalo unterbrach Hayato mit seiner lauten, donnernden Stimme. »Darum geht es nicht. Wir erwarten, dass er und ihr euren Job macht. Und wir machen unseren Job. Das war seit den Ringkonflikten immer so gewesen und das wird immer so sein. Und wenn dein Boss das nicht bemerkt hat, dann tut es mir herzlich Leid für euch, denn das wirkt überhaupt nicht fähig.« Eine kurze Pause. »Voi!«, hing er schließlich noch zum Verstärken hinten dran. Hayato schien für einen kurzen Moment nicht recht zu wissen, wie er reagieren sollte. »Davon merken wir nichts«, sagte er schließlich. »Voi!«, fuhr er ihn an und schlug mit seiner künstlichen Hand auf den Tisch. »Wir sind ein unabhängiges Meuchelmordkommando. Und genau das tun wir auch. Wir töten, wir räumen auf, wir beseitigen Feinde. Wir sind nicht existent um mit euch zu kuscheln und zusammen Kuchen zu essen. Was stellt dein Boss sich bitteschön vor? Dass Xanxus ihn beim nächsten Mal lachend empfängt? Egal wie sehr ihr eurem Boss auch alle in den Arsch kriechen werdet; egal wie erfolgreich und fähig er möglicherweise ist: Wir werden das nicht tun. Voooi! Nicht, weil wir nicht hinter euch stehen, sondern weil es wichtig ist, dass er sich nicht in Sicherheit wiegt. Und er ist nicht in Sicherheit; ein Vongolaboss ist nie in Sicherheit, egal wie viele Leute hinter ihm stehen. Seid ihr zu dumm um das zu kapieren?« Squalo schnaubte und holte schließlich Luft. Er regte sich schon wieder auf. Scheiße, er hasste so etwas. Es war so sinnlos, weil Hayato es sowieso nicht verstehen würde. Und selbst wenn, war er vermutlich genau so stolz wie Squalo und würde ihm nicht Recht geben. Gokudera biss sich auf die Lippen und sah einige Momente schweigend an Squalo vorbei. »Vielleicht würde etwas Harmonie unterstützender sein.« »Nein, würde es nicht! Voi! Bist du dumm? Ich komm hier rein und du zitierst mir irgendeine ach-so-kluge-Scheiße und jetzt bist du nicht im Stande etwas offensichtliches zu verstehen? Wieso schickt euer Boss nicht gleich Takeshi; mit dem kann man wenigstens reden.« Oh, das schien getroffen zu haben. Squalo konnte förmlich sehen, wie Hayatos ruhige Maske aus seinem Gesicht fiel. »Weil ich die Rechte Hand bin!« »Sagt wer?«, wollte Squalo amüsiert wissen. Er zögerte. »Juudaime«, sagte er schließlich. Squalo entwich ein amüsiertes Glucksen. »Verstehe«, sagte er mit einem sarkastischen Nachgeschmack. Jetzt schnaubte Gokudera gereizt. »Ach, halt deine Klappe!« »Sind dir deine klugen Sprüche ausgegangen?« »Nein!« Oh, jetzt klang er sogar schon etwas aggressiv. Squalo amüsierte sich plötzlich köstlich. »Also: Richte deinem Boss aus, dass sich nichts ändern wird. Und dass das nichts Schlechtes ist. Das ist alles. Kapiert?« Hayato wirkte alles andere als zufrieden, antwortete nicht. »Was?«, wollte Squalo wissen. »Hast du deinem Zehnten versprochen, dass du hierher kommen und alles regeln wirst? Dass wir morgen gleich so tun als wären wir Sandkastenfreunde? Das wird nicht passieren, niemals. Und eigentlich ist es schon so widerlich, dass es nicht einmal ein Wunschgedanke sein sollte. « »Ich hab's beim ersten Mal verstanden, danke«, sagte er sichtlich genervt. »Vooi! Dann ist ja gut.« Schweigen. Squalo runzelte die Stirn, während er Hayato musterte. »Du kannst es deinem Boss nicht immer Recht machen. Das geht nicht, egal wie sehr du es möchtest. Es gibt Dinge, du kannst du nicht beeinflussen. Damit musst du leben. Um uns müsst ihr euch nicht kümmern; das tut Lussuria.« Oh, ein schlechter Scherz am Rande. »Wir wissen in welcher Position wir sind und wir wissen auch wohin wir gehören. Egal ob wir unabhängig sind oder nicht; die Vongola ist viel zu wertvoll, dass wir dabei zusehen, wie sie zu Grunde geht. Und ganz unter uns: So schrecklich seid ihr gar nicht. Wenn euch mehr auf das Wichtige konzentrieren würdet, wäre die Varia mit euren Taten vielleicht sogar einverstanden.« Einverstanden war vielleicht zu weit her geholt, aber zumindest wäre eine gewisse Akzeptanz vorhanden. »Man muss sich um wichtige Dinge kümmern. Sonst gehen sie kaputt.« Squalo verdrehte die Augen. »Dann kümmert euch lieber um eure potentiellen Feinde. Wir wollen doch alle nicht, dass wir euch den Arsch retten müssen.« Hayato schenkte ihm einen tödlichen Blick. »Das müsst und könnt ihr nicht.« »Voooi, na dann«, sagte er ironisch. »War's das?« Hayato zuckte mit den Schultern. »Sieht so aus.« »Ich verzieh mich. Voooi, mach's gut und wehe du richtest dem Baseballidiot einen Gruß aus.« »Hab ich nicht vor...« Squalo erhob sich. »Gut«, sagte er und wandte sich ab, steuerte die Tür an und glaubte, dass es unglaubliche Zeitverschwendung gewesen war. »Danke.« Squalo blieb bei dem Wort plötzlich stehen, runzelte die Stirn und sah zu ihm. »Ich tu einfach so, als hätte ich das überhört. Du solltest dich nicht bedanken.« »Ich vertraue dir«, sagte Hayato und man konnte ihm anhören, dass er es nicht gern aussprach aber durchaus ernst meinte. Squalo lachte kurz trocken auf. »Das solltest du auch nicht.« Die Tür wurde geöffnet und Squalo schielte über die Schulter. »Und es ist nicht so, als hätte ich je Hoffnung in euch oder dieses Gespräch gehabt.« Er verließ den Raum und ließ einen Hayato mit unergründlichen Kopfschmerzen und einer ungemütlichen Übelkeit zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)