Cenerentula von Buchi (ein Halloweenmärchen) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Und so konnte das Mädchen doch noch zu dem Halloweenfest gehen. Und das war auch gut so, denn es war ein wahrlicher Blickfang. Das vermeintliche Kostüm erregte viel mehr Aufmerksamkeit als die Kostüme aller anderen zusammen. Und natürlich, wie sollte es auch anders sein, war Luciano sofort gefesselt von seinem Anblick. Gut, um genau zu sein bemerkte er es erst, als einer seiner Gefolgsleute ihm wiederholt (etwa 30x) den Ellenbogen in die Rippen gebohrt und in Cenerentulas Richtung gezeigt hatte. Aber DANN konnte er seine Augen nicht mehr abwenden. Langsam schritt er auf sie zu, um sie zum tanzen aufzufordern. Von diesem Moment an sah man die zwei den ganzen Abend lang nur noch zusammen. Sie klebten wie Kaugummi aneinander und es gab keine Chance, sie zu trennen. Zwischen dem tanzen wurde das Halloweenbüfett von ihnen in gemeinschaftlicher Arbeit leer geräumt. Danach tanzten sie weiter. Und sie tanzten lange, lange bis man in der Ferne schon den orangenen Streifen der aufgehenden Sonne sehen konnte. Richtig, die aufgehende Sonne! Erschrocken blieb Cenerentula stehen. Sie hätte wohl noch eine Weile weiter den Horizont angestarrt, wäre Luciano nicht genau in diesem Moment auf ihre Füße gelatscht. Unglaublicherweise beschwerte der sonst so kleinliche Junge sich nicht einmal darüber, dass sie es gewagt hatte, ihn zu behindern. Doch diese großzügige Geste fiel leider niemandem auf, denn im nächsten Moment rannte das Mädchen fast schon panisch los. Die Worte des Dämons hallten in seinem Kopf wieder. Völlig in Gedanken versunken übersah es daraufhin die Stufen im Eingangsbereich und legte sich der Länge nach hin. Schnell sprang es wieder auf und lief weiter. Und vielleicht hätte es es noch rechtzeitig nach Hause geschafft, wäre es nicht blind in die falsche Richtung gelaufen. So verpasste es seinen Bus und musste voller Ungeduld an der Haltestelle auf den nächsten warten. Leider meinte es das Schicksal nicht gut mit ihm… und so spürte es schon bald die Strahlen der Sonne. Langsam fing seine Haut an zu jucken und die Verwandlung löste sich immer mehr auf. Und erst jetzt sah es den Hip-Hopper, welcher ebenfalls auf den Bus wartete. Dieser starrte es gebannt an und verfolgte voller Neugierde die Rückverwandlung. Schon nach kurzer Zeit war diese beendet, jedoch fühlte sich das Mädchen nun irgendwie komisch. Als es an sich hinab blickte erkannte es den Grund dafür und seine Augen weiteten sich vor Schock. Es war splitterfasernackt! Panisch schaute es immer wieder von sich zum Hip-Hopper und zurück. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und bevor es wusste was es eigentlich tat, schlug es den Hip-Hopper kurzerhand bewusstlos. Nun stand es also da. Nackt und vor sich einen bewusstlosen Hip-Hopper liegend. Und plötzlich bekam es einen Lachflash. Es lachte so doll, dass ihm die Tränen kamen und es wollte gar nicht mehr aufhören zu lachen. So bemerkte es auch nicht den Postboten, welcher vorbei fuhr und bei dieser Szene fast vom Fahrrad gefallen wäre. Nach ungefähr 20 min hörte das Mädchen endlich auf zu lachen. Es entschied sich dazu, die Klamotten des Hip-Hoppers zu nehmen um nicht nackt nach Hause gehen zu müssen. Dazu entkleidete es diesen und zog selbst die Kleidung an. Als nun der Bus kam, stieg es fröhlich ein und ignorierte komplett den verwirrten Blick des Busfahrers. Ich verspürte während des Wartens eine gewisse… Langeweile. Das ist doch normal, oder? Ich hatte schließlich nichts zu tun während ich wartete. Wirklich rein gar nichts! Und anfangen konnte ich mit den Dingen im Zimmer des Mädchens auch nicht wirklich viel. Nachdem ich einen seltsamen, billig wirkenden weißen Kasten mit der Aufschrift “Nintendo” habe fallen lassen entschloss ich mich, hinaus zu gehen. Dort gab es Ställe voll mit diesen hornlosen Kühen. Wie? Pferde? Woher weißt du das denn, Vetiuf? Tu nicht so als wärest du intelligenter als ich es bin! Wachen, führt ihn ab und lasst ihn im Steinloch verhungern! So… ja doch, ich habe mich beruhigt. Nun denn, ich entschloss mich also, diese „Pferde“ zu besuchen. Sie wirkten um einiges schlauer als die Menschen, dennoch ließen sie diese scheinbar freiwillig auf sich reiten. Das konnte ich so gar nicht verstehen, also versuchte ich die Tiere zu einer Art Revolution zu überreden! Ich sprach auf eines der Viecher ein, aber das glotzte bloß vor sich hin. Es ignorierte mich regelrecht, könnt ihr das glauben? Meine Wut war so enorm dass ich ihm den Kiefer zur Strafe auseinanderbog, bis er brach. Ich weiß, das war falsch. Ich hatte den weißen Kasten kaputt gemacht und dazu noch ein Pferd. Also schwor ich mir, nett zu dem Mädchen zu sein wenn es wieder kam. “Nett“ zu einem Menschen sein, nett zu überhaupt wem sein, das entsprach natürlich nicht im geringsten meiner Ar… ich meinte, ich war natürlich so oder so immer nett. In diesem speziellen Fall jedoch hatte ich dazu halt ein schlechtes Gewissen. Natürlich nicht direkt Cenerentula gegenüber, wie kommt ihr auf diese Idee? Ich befürchtete bloß dass das Mädchen sich mit dem Ministerium hier in Verbindung setzen würde. § 26, Absatz 3b: „Das Eigentum des Beschwörers darf nicht vernichtet werden. Bei Verstoß ist damit zu rechnen dass zwischen ein und vierzehn Gliedmaßen des Dämons abgetrennt werden, je nachdem, wie viele er im ursprünglichen Zustand aufweisen kann.“ Und das erschien mir nun wirklich etwas unangenehm. Du sagst, das hat nichts mit Gewissen sondern mit Eigennutz zu tun? Noch ein Wort in diese Richtung und ich stecke dich auf die Erde in einen Philosophiekurs, Decciaz. Ich nahm also etwas Stroh und versuchte das nun zuckende Tier so gut es geht zu verstecken, als ich hörte wie das Mädchen sich näherte. Ja, ich hörte es in der Tat, es war derartig laut, unerträglich! Ich war schon fast dabei, wütend auf diese Ruhestörung zu werden, welche die melodisch verzweifelten letzten Atemzüge des Pferdes übertönten, als ich mich daran erinnerte, dass ich mir vorgenommen hatte nachsichtig zu sein. Ich folgte also dem Lärm den die Fußtritte Cenerentulas auf der Treppe verursachten in sein Zimmer zurück. Mir stockte fast der Atem als ich die gravierende Veränderung sah: Es war gekleidet in einer Hose, welche derartig weit war dass seine beiden Schwestern auch noch mit reingepasst hätten. Wobei… wenn ich an den Umfang derer Gesäße denke, hätte vielleicht doch nur eine von ihnen noch reingepasst. Ich werde den Kleidungsstil der Menschen nie begreifen… Aber eigentlich war das auch noch nicht das verwunderlichste. Denn Cenerentula weinte. Einen Moment wusste ich nicht was ich tun sollte… Denn im Normalfall wäre mir sein Geheule wirklich gleich gewesen. Nun hatte ich aber geschworen nett zu sein und wo kämen wir denn hin wenn selbst Lords ihre Schwüre nicht einhalten würden? Also wollte ich mich gerade erkundigen was passiert war, als ich es murmeln hörte: “Verzeih mir, Mama”. Ich wusste nicht was mich mehr schockierte, für ein menschliches oder ein weibliches Wesen gehalten zu werden. Gerade wollte ich es freundlich und mit Hilfe meines Gebisses darauf hinweisen, dass ich mit dieser Anrede nicht einverstanden war, als ich merkte dass es bloß Selbstgespräche führte. Beruhigt sprang ich neben das Mädchen auf das Bett und wartete, bis es fertig war mit ihren Entschuldigungen an eine nicht mehr existierende Frau. Irgendwann in diesem Gemurmel verstand ich schließlich “deine schöne Kette verloren”. So… wer erinnert sich noch an den Anfang? Richtig! Die Kette seiner Mutter hatte das Mädchen verwendet, um mich herzuholen. Und wer erinnert sich an die Auflagen um zurückzukehren? Genau, der Schlüsselgegenstand wird benötigt. Ja Chhakara, in diesem Falle ist das die Kette, du Idiot. Ich musste mich also nun wirklich sehr, sehr zusammenreißen um “nett” zu bleiben. Denn am liebsten hätte ich Cenerentula einfach zerrissen und die Stücke dann falsch zusammengepuzzelt an die Wand genagelt! Es hatte tatsächlich die Kette verloren die meine sichere Rückkehr bedeutete! Es folgte ein winziger Wutanfall meinerseits… nun, nach diesem war das Zimmer wenigstens insgesamt so übel zugerichtet, dass gar nicht mehr auffiel, dass diese weiße Box zuvor kaputt gegangen war. Ja, das war auch nicht sehr nett, ist mir ebenfalls schon aufgefallen. Aber wenn man überlegt dass ich das nur Tat um nicht auf das Mädchen loszugehen um es um ein paar Kilo Organe zu erleichtern war es doch recht nachsichtig, nicht wahr? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)