Abenteuer und Rache von Livinja ================================================================================ Kapitel 1: Eine schicksalhafte Begegnung ---------------------------------------- „Huhuuu!“, hört man eine männliche Stimme, die durch die warme Luft schallt. Die Vögel, die den ganzen Tag wild musizieren, halten für einen kurzen Moment inne und sonnen sich dann weiter entspannt in den Bäumen, genießen ihr Leben und schauen den kleinen Gumbas dabei zu, wie sie herumwuseln und zwischen Sträuchern nach essbaren Blättern – oder auch mal einem Wurm – suchen. Gerade war ein Exemplar dieser Art dabei, einen Stein umzudrehen, als wieder diese männliche Stimme ertönte, dieses mal so erschreckend nah, dass nicht nur die Vögel mit dem aufhörten, was sie taten, sondern auch dieser Gumba. „Wuhaaaa!“, rief es wieder und mit einem riesigen Satz und einem doppelten Salto wirbelte Mario, ein kleiner, dunkelhaariger Italiener, durch die Luft und landete mit beiden Füßen und viel Schwung auf dem kleinen Wesen. -„Dreizehn!“, sagte Mario stolz und sammelte eine Münze auf. Er wusste nicht wirklich, woher diese Münzen kamen und was die Gumbas mit ihnen zutun hatten, aber immer wenn er eines dieser Wesen plättete, bekam er gerade diese. Und da man nicht von Luft und Liebe leben konnte, kamen sie ihm gerade gelegen… Vor allem, wenn er wegen den Reisen keine Zeit hatte, in seiner Klempnerwerkstatt zu arbeiten. Dann lief der kleine Mann auch schon weiter und ließ die erschrockenen Vögel und den benommenen Gumba zurück. Wieder ein neuer Tag heute für Mario, wieder ein Abenteuer, wieder die Suche nach Sternen und Münzen. Und alles nur für die ehrenwerte Prinzessin, die er zwar nicht wirklich kannte und trotzdem liebte. Für ihre Aufmerksamkeit würde er alles tun, für ihre Sicherheit und Freiheit jedes Abenteuer bestehen. So in Gedanken versunken und am schwärmen, merkte Mario erst viel zu spät, dass eine Schildkröte in voller Geschwindigkeit mit dem Kopf voran auf ihn zugerannt kam. Erst im letzten Moment konnte Mario in die Luft springen und landete auf dem Panzer des Tieres. Warum waren diese Schildkröten immer so aggressiv?! Erschrocken schlüpfte das Tier zurück in seinen Panzer, der sich verselbstständigte und anfing auf dem Gras zu rutschen. Wie auf einem Skateboard schlitterte Mario durch die idyllische Landschaft und fuhr nur gelegentlich einen Gumba über den Haufen. Doch Mario war nicht hier, um sich einen schönen Tag zu machen… Nein, sein Ziel war die Spitze des Berges und sein heutiger Gegner: King Bobomb. Er war sicher im Besitz eines Sternes und mit ihm wäre er sicher in der Lage, Tore zu anderen Welten öffnen zu können. Also hüpfte der Italiener vom Panzer und lief in Richtung Berg auf eine Brücke zu. Fiffi lag dösend im Schatten seiner Höhle und lauschte dem Gezwitscher der Vögel. Der Tag hätte nicht besser sein können heute. Gut, es wäre natürlich schöner, wenn er nicht mit einer Kette an diesen Fleck gebunden wär, aber alles in allem war es heute doch mehr als erträglich. Es roch nach Blumen, nach Gras, Frühling, Gumbas, Menschen… Menschen? Sofort war Fiffi hellwach, seine Augen weit geöffnet starrte er nach draussen und suchte die Gegend ab. Sein Geruchsinn hatte ihn doch nicht getäuscht? Und urplötzlich hüpfte pfeifend und summend ein kleiner Mann mit roter Mütze an ihm vorbei, einfach so, ohne ihn, den mächtigen Fiffi, zu beachten! -„Na warte…!“, knurrte der Kettenhund leise, rollte ein bisschen näher an den Menschen heran und dann stürmte er bellend und knurrend nach vorne, soweit ihn seine Kette ließ. Mario machte vor Schreck einen Luftsprung. -„Mama mia!“, rief er, doch es half nichts, der mächtige, runde Kopf des Hundes hatte ihn schon erreicht und stieß ihn mit voller Wucht einige Meter weg. Als Mario auf dem Boden landete und ihm vom Aufprall schon schwarz vor Augen werden wollte, rechnete er jeden Moment mit einem weiteren Stoß oder sogar einem Biss, doch stattdessen hörte er nur das Kläffen des Hundes, direkt neben seinem Ohr. Benommen öffnete er die Augen und zuckte zusammen, als er Fiffi direkt neben ihm sah, bellend und ganz außer sich, aber gehalten von seiner Kette, die gerade zu kurz war, um Mario erreichen zu können. Es dauerte ein paar kurze Sekunden, bis er seinen Vorteil realisiert hatte, dann stand er grinsend auf, streckte dem Hund die Zunge raus und lief dann, vorsichtig, aber weiter summend, am Zaun entlang, den der Hund nicht erreichen konnte. -„Nichts und niemand kann meine Laune trüben,“, fing Mario heiter an zu singen, während er über die Brücke hüpfte.“ die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und in der Heimat rauscht das Meer!“ Was war das gewesen?, dachte Fiffi, während er mit verletztem Stolz an seiner Kette zerrte und dem Menschen hinterher schaute. Er hatte ihn persönlich beleidigt und herausgefordert. Nicht nur war er, als wäre nichts geschehen, einfach weitergelaufen, er hatte ihm, Fiffi, auch noch dreist die Zunge rausgestreckt! -„Na warte, Menschlein, du wirst schon sehen, dich erwische ich noch…“, sagte er zu sich selbst. Heute dachte Fiffi das erste Mal über seine Kette nach. Natürlich war es auch vorher nicht schön gewesen, jeden Tag angebunden zu sein, aber es hatte ihm ja an nichts gefehlt, denn als Kugelhund brauchte man weder Wasser, noch Futter. Heute sah er das erste Mal einen Sinn darin, nicht angebunden zu sein. Also untersuchte er die Stelle, an der die Kette befestigt war. Sie war mit einer stählernen Halterung fest an den alten Stein befestigt und Fiffi verstand schnell, dass er sich irgendwie anders befreien musste. Aus reiner Körperkraft war es ihm aber nicht möglich, die Kette zu zerreißen… Und dann hatte er den wohl größten Geistesblitz seines Lebens: Er rammte mit aller Kraft den Felsen, so das ein großer Teil sich löste und auf die Kette fiel, die stark beschädigt wurde. Nur ein wenig Kraftaufwand war anschließend nötig, Fiffi hörte ein schabendes Geräuscht und mit einem Ruck hatte er sich befreit. -„Hallo Freiheit! Ich komme Menschlein, mach dich gefasst!“, bellte er und rollte auf den Berg zu, nicht ohne vorher noch ein wenig vor Freude herum zu springen. Der Wind wehte kühl durch die kurzen Haare des Italieners, als er kurz seine Mütze mit dem großen „M“ abnahm und sich mit einer Hand über die verschwitzte Stirn strich. Auch wenn er gut in Form war, war der Aufstieg doch anstrengend und sehr steil gewesen. Jetzt, kurz vor dem Plateau, das auf der Spitze des Berges sein sollte, machte Mario eine kurze Verschnaufpause und ließ den Blick über das Tal schweifen. Nur noch ein paar Schritte, und er würde dem König des Gipfels begegnen. -„Genug ausgeruht, alter Mann!“, sprach er zu sich selbst, setzte einen entschlossenen Blick (und seine Mütze) auf und ging zügigen Schrittes die letzten paar Meter hoch. King Bobomb, von seinen Freunden auch liebevoll Bobbi genannt, hatte heute nicht mit Besuch gerechnet, deswegen war er eher überrascht, als er beobachtete, wie ein kleiner Mann erst einen Fuß, dann den anderen auf das Plateau setzte. Auch wenn sie unerwartet kam, freute er sich trotzdem immer über Gesellschaft und so setzte Bob sein freundlichstes Lächeln auf, das für Fremde zugegeben etwas gruselig aussehen konnte und rannte donnernd und freudig auf Mario zu. -„Du traust dich, den Berg zu besteigen und mich zu besuchen? Ich habe selten Besuch!“, wollte er gerade sagen, als Mario aufhüpfte und schnell um Bobomb herum rannte, aus seinem Sichtfeld heraus. Bob brauchte eine Weile, um sich neu zu orientieren und noch länger, um sich seinem Besucher wieder zuzuwenden. Zugegeben irritierte ihn die Reaktion des Menschens ein wenig, aber er hätte nie mit dem gerechnet, was jetzt passierte. Zugegeben, er hatte sich auf Besuch gefreut, vielleicht auch auf ein wenig Nähe, aber dass er plötzlich zwei paar Hände an seinem Hinterteil spürte, war dann doch etwas zu viel für ihn. Und es blieb nicht dabei, Bob spürte einen Ruck und mit einem „Whuuuopp!“, wurde er in die Luft gehoben. -„Huihuihui, junger Freund, was machst du denn da?“, rief Bobbi und strampelte wild mit den kleinen Beinchen. Aber es brachte nichts, er war dem Menschen gänzlich ausgeliefert. Und während er so herum getragen wurde, fiel ihm sein wertvoller Stern aus der Tasche. Sofort ließ Mario Bob fallen, der unsanft auf seinem Hinterteil landete und sich vor Schmerzen nicht mehr bewegen konnte. -„Juhuuuu! Oki doki!“, rief Mario, schnappte sich den Stern und machte ein Victory-Zeichen. „Ich habe meinen ersten Stern!“ Dann steckte er ihn ein und lief ausgelassen pfeifend den Berg wieder hinunter, King Bobomb wehrlos auf dem Rücken liegend zurück lassend Als Fiffi den Ort des Geschehens endlich erreichte (er hatte ein Weilchen gebraucht, denn als Kugel einen Berg zu erklimmen war wirklich schwerer, als man dachte), lag Bobomb immerhin schon auf der Seite und kämpfte damit, wieder auf die Beine zu kommen. Der Verlust des Sternes machte ihn fast so traurig wie die Enttäuschung, dass sein Gast ihn so behandelt hatte. Der Kettenhund ohne Kette schnüffelte und knurrte leise. -„Kleines Menschlein, du wirst schon sehen, was du davon hast. Überall wo du hinkommst, hinterlässt du Chaos!“, sagte Fiffi leise und hüpfte dann wieder den Berg hinunter, der Fährte von Mario folgend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)